8
verwirkt ist, der Strafvorschrift des 8 Ziffer 4 des Reichs⸗
Viehseuchengesetzes vom 23 Juni 1. 1893
§ 11. Diese Anordnung vitt sofort in Kraft. 1“ Schleswig, den 8. Oktober 1890750.
Der Regierungs⸗Präsident.
Zimmermann.
ͤr Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht: dem gewerbetechnischen Rath bei der Königlichen Regierung in Wiesbaden, Regierungs⸗ und Gewerbe⸗Rath Dr. August ind die erbetene Entlassung aus dem Amt mit Pension unter eilegung des Charakters als Geheimer Regierungs⸗Rath zu
ertheilen, sowie 3
infolge der von der Stadtverordneten⸗Versammlung zu M.Gladbach getroffenen Wahl den unbesoldeten Beigeordneten, Rentner Werner Steprath daselbst in gleicher Eigenschaft
auf fernere sechs Jahre zu bestätigen.
Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht: dem Kommerzien⸗Rath Albert Dehne in Halle a. d. Saale den Charakter als Geheimer Kommerzien⸗Rath, und
dem Buchdruckereibesitzer Julius Neumann in Neu⸗ damm den Charakter als Kommerzien⸗Rath zu verleihen.
Ministerium der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinal⸗Angelegenheiten.
Der bisherige Privatdozent, Professor Dr. Theodor des Coudres zu Göttingen ist zum außerordentlichen Pro⸗ essor in der philosophischen Fakultät derselben Universität, der bisherige Kreis⸗Wundarzt Dr. med. Schmolck in Rastenburg zum Kreisphysikus des Kreises Rastenburg, und der praktische Arzt Dr. med. Knuth in Apenrade zum Kreisphysikus des Bezirks Apenrade ernannt worden.
Ministerium für Landwirthschaft, Domänen und Forsten.
Der Thierarzt Friedrich Remy zu Gersfeld ist zum Königlichen Kreis⸗Thierarzt ernannt und demselben die Kreis⸗ Thierarztstelle für den Kreis Gersfeld übertragen worden
Justiz⸗Ministerium.
Dem Ober⸗Staatsanwalt, Geheimen Ober⸗Justiz⸗Rath Hecker in Naumburg a. S., dem Amtsgerichts⸗Rath Knoe⸗ nagel in Königsberg N.⸗M., dem Landgerichts⸗Rath Dörin in Erfurt, dem Amtsgerichts⸗Rath Rademacher in Soest un dem Amtsgerichts⸗Rath Matthes in Striegau ist die nach⸗ gesuchte Dienstentlassung mit Penstion ertheilt.
Versetzt sind: der Amtsgerichts⸗Rath Roloff in Suhl an das Amtsgericht in Erfurt, der Amtsgerichts⸗Rath Dr. Rose in Bromberg an das Amtsgericht in Naumburg a. S., der Amtsgerichts⸗Rath Hübner in Bromberg als Landgerichts⸗Rath an das Landgericht daselbst, der Amts⸗ gerichts⸗Rath Niesert in Beverungen an das Amtsgericht in Coesfeld, der Amtsrichter Neumann⸗Hartmann in Elbing als Landrichter an das Landgericht daselbst, der Amtsrichter Schaefer in Marienburg an das Amtsgericht in Höxter und der Amtsrichter Prützmann in Flensburg als Landrichter an das Landgericht daselbst.
Dem Privatier Joseph Moritz Baer in Frankfurt a. M. ist die nachgesuchte Entlassung aus dem Amt als Handelsrichter ertheilt.
Dem Notar, Justiz⸗Rath Wieck in Pinneberg ist die nach⸗ gesuchte Entlassung aus dem Amt ertheilt.
In der Liste der Rechtsanwalte ist gelöscht: der Rechts⸗ anwalt Staudt bei dem Amtsgericht in Panten.
In die Liste der Rechtsanwalte sind eingetragen: der Rechtsanwalt Schulz aus Wehlau bei dem Amtsgericht und dem Landgericht in Tilsit, der Rechtsanwalt Boroschek aus Grätz bei dem Amtsgericht in Myslowitz, der Gerichts⸗Assessor Dr. Schmieder bei dem Landgericht in Frankfurt a. M. und der Gerichts⸗Assessor Galluschke bei dem Amtsgericht in Neustadt O.⸗Schl.
Der Ober⸗Landesgerichts⸗Rath Mas ke in Naumburg a. S., der Amtsgerichts⸗Rath Jacoby vom Amtsgericht I in Berlin, der Amtsgerichts⸗Rath von Hamm in Potsdam, die Rechts⸗ anwalte und Notare Justiz⸗Rath Vette in Wittenberg und Manneberg in Pleß sind gestorben.
Die Personal⸗Veränderungen in der Armee ec. befinden sich in der Ersten Beilage.
Nichtamtliches. Deutsches Reich.
Preußen. Berlin, 30. Oktober.
8 — Die vereinigten Ausschüsse des Bundesraths für Zoll⸗ und Steuerwesen und für Rechnungswesen, sowie die vereinigten Ausschüsse für Zoll⸗ und Steuerwesen und für Handel und Verkehr hielten heute Sitzungen.
In der Zeit vom 1. April 1897 bis zum Schlusse des Monats September 1897 sind im Deutschen Reich folgende Einnahmen (einschließlich der kreditierten Beträge) an Zöllen und gemeinschaftlichen Verbrauchssteuern sowie andere Einnahmen zur Anschreibung gelangt: Zölle 221 598 566 ℳ (gegen denselben Zeitraum des Vor⸗ jahrs + 8 577 275 ℳ), Tabacksteuer 5 216570 ℳ (+ 609 832 ℳ), Zuckersteuer und Juschlag z derselben 39 928 602 ℳ [s— 8598239 ℳ), Salzsteuer 21 668 897 ℳ (+ 492 295 ℳ), Maischbottich⸗ und Branntweinmaterialsteuer 633 509 ℳ + 928 132 ℳ), Verbrauchsabgabe von Branntwein und Ceots zu derselben 59 486 038 ℳ (— 551 681 ℳ), vrennsteuer 641 831 ℳ (— 39 531 ℳ), Brausteuer
15 255 513 ℳ (+ 883 529 ℳ), Uebergangsabgabe von
Bier 1 859 475 ℳ (+ 19 327 ℳ), Summe 366 289 001 ℳ
(+ 2 320 939 ℳ). Stempelsteuer für: a. Werthpapiere 8 262 762 ℳ (+ 84 327 ℳ), b. Kauf⸗ und sonstige An⸗ schaffungsgeschäfte 6 602 288 ℳ (— 191 500 ℳ), c. Loose sn. Privatlotterien 1 899 068 ℳ (— 835 932 ℳ), Staats⸗ otterien 6 181 428 ℳ (+ 180 474 ℳ), Spielkartenstempel 608 309 ℳ (+ 10 953 ℳ), Wechselstempelsteuer 4 825 708 ℳ (+ 360 215 ℳ). Post⸗ und Telegraphenverwaltung 154 031 099 ℳ (+ 11 568 179 2 Reichs⸗Eisenbahnverwaltung 37 988 000 ℳ (+ 1 959 000 ℳ). 1 Die zur Reichskasse gelangte Ist⸗Einnahme, abzüglich der Ausfuhrvergütungen und Verwaltungskosten, beträgt bei den nachbezeichneten Einnahmen bis Ende September 1897: ölle 201 065 794 ℳ (+ 7 264 313 ℳ), Tabacksteuer 635 095 ℳ (+ 547 267 ℳ), Zuckersteuer und Zuschlag zu derselben 36 196 392 ℳ (— 5 371 257 ℳ), Salzsteuer 20 781 757 ℳ (+ 73 630 ℳ), Maischbottich⸗ und Brannt⸗ weinmaterialsteuer 6 394 998 ℳ (+ 936595 ℳ), Ver⸗ Prauchesabgab⸗ von Branntwein und Zuschlag zu derselben 50 836 442 ℳ (— 621 734 ℳ), Brennsteuer 403 672 ℳ (— 21 354 ℳ), Brausteuer und Uebergangsabgabe von Bier 14 545 006 ℳ (+ 767 432 ℳ), Summe 334 859 156 ℳ (+ 3 574 892 ℳ). — Spielkartenstempel 680 498 ℳ (+ 15 311 ℳ).
Nach der im Reichs⸗Versicherungsamt gefertigten Zusammenstellung, welche auf den Mittheilungen der Vorstände der Invaliditäts⸗ und Altersversicherungs⸗Anstalten und der zugelassenen Kasseneinrichtungen beruht, betrug die Zahl der seit dem Inkrafttreten des Invaliditäts⸗ und Altersversicherungs⸗ gesetzes bis einschließlich 30. September 1897 von den 31 Ver⸗ sicherungsanstalten und den 9 vorhandenen Kasseneinrichtungen bewilligien Invalidenrenten . 777859; davon sind infolge Todes oder Auswanderung der Berechtigten, Wiedererlangung der Erwerbsfähig⸗ keit, Bezugs von Unfallrenten oder aus anderen Gruünden weggefallen . . . ““ sodaß am 1. Oktober 1897 liefen. 1898 854 am 1. Juli 1897.
Die Jahl der während desselben Zeitraums be⸗
willigten Altersrenten betrug . . . . . . . 312 708; davon sind infolge Todes oder Auswanderung der Berechtigten oder aus anderen Gründen weggefallen 108 798, sodaß am 1. Oktober 1897 liefen. 203 910 am 1. Juli 1897.
Beitragserstattungen sind bis zum 30. September 1897 bewilligt
a. an weibliche Versicherte, die in die Ehe getreten sind. —.. 140 972 gegen 117 621,
an die Hinierbliebenen 36 253 gegen 30 560,
von Versicherten 36 zusammen 177 225 gegen 148 181 bis zum 30. Juni 1897.
1.“ 8
Kdgcoöln, 29. Oktober. Da die Besserung im Befinden des Kardinal⸗Erzbischofs Krementz nicht angehalten hat, so empfing, wie die „Köln. Volks⸗Ztg.“ meldet, der Kardinal gestern Nachmittag auf seinen Wunsch die Sterbesakramente. Das Domkapitel und der Stadtpfarrklerus begaben sich zu diesem Zweck in Prozession vom Dom nach dem erzbischöflichen Palais. Bayern.
Die sozialdemokratischen Abgeordneten haben in der Kammer der Abgeordneten zum Militär⸗Etat folgenden Antrag eingebracht: Die Kammer wolle beschließen, das Kriehs⸗
NKinisterium zu ersuchen, bei Vorlegung des nächsten Militär⸗ Etats eine Berechnung der Gesammtkosten der jüngsten großen Manöver mitzutheilen.
Württemberg.
Der ständische Ausschuß hat die Verfassungs⸗ Kommission der Zweiten Kammer auf den 8. November zur Vorberathung der Frage einberufen, ob in die Einzel⸗ berathung der Verfassungsvorlage und dex beiden Wahl⸗ gesetzentwürfe eingetreten werden solle 1.
Baden. 1““
Seine Durchlaucht der Prinz und Ihre Königliche Hoheit
die Prinzessin Adolf zu Schaumburg⸗Lippe sind, wie
die „Karlsr. Ztg.“ meldet, am 28. d. M. von Baden⸗Baden nach Bonn abgereist. 1
Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach.
Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin von Rußland trafen, wie „W. T. B.“ meldet, gestern Nachmittag kurz nach 4 Uhr in Eisenach ein und wurden daselbst von Ihren Königlichen Hoheiten dem Großherzog und dem Erbgroßherzog von Sachsen begrüßt, Ihre Königlichen Hoheiten verweilten etwa eine halbe Stunde in dem Salon⸗ wagen Ihrer Majestäten. Um 4 ½ Uhr fuhr der russische J in welchem sich auch der russische Minister des Aus⸗ wärtigen Graf Murawjew befand, nach Kalch weiter
Oesterreich⸗Ungarn. ““
Der Kaiser und die Kaiserin kehren, der „Wiener Abendpost“ zufolge, heute von Budapest nach Wien zurück.
Die geheime Sitzung des österreichischen Abgeordneten⸗ hauses wurde gestern Abend um 6 Uhr geschlossen und die Sitzung wieder für öffentlich erklärt. Der Vize⸗Präsident von Ab 56e ertheilte dem deutsch⸗fortschrittlichen Ab⸗ eordneten Kienmann das Wort behufs Einbringung eines Antrages. (Stürmischer Widerspruch, großer Lärm. Zahl⸗ reiche eordnete eilten auf die Präsidentenbühne, und es entstand ein heftiges Gedränge; dabei fanden erregte Kontro⸗ versen und ein großer anhaltender Lärm statt.) Der BVize⸗ Präsident unterbrach die Sitzung auf fünf Minuten. Nach Wiederaufnahme der Sitzung ertheilte derselbe Antwort be⸗ züglich der formellen Behandlung zweier in der 285— Sitzung gestellten Anträge zur Geschäftsordnung und berief sich auf die Vermittelung des Obmanns der katholischen Volkspartei Freiherrn von Dipauli. (Widerspruch, Lärm links.) Der Freiherr von Dipauli gab Auf
klärung darüber, aus welchem Grunde er gegenüber diesen in der geheimen 8 gestelllen Anträgen vermittelnd einge⸗ griffen habe: er sei darum von einem Mitglied der Minorität angegangen worden. Zu dieser Erklärung des Abg. von Dipauli wollte nun der deutsch⸗ fortschrittli Abg. Kaiser sprechen. Der Vize⸗Präsident entzog ihm jedoch das Wort und ertheilte dasselbe dem Vorredner zum Aus⸗ gleichsprovisorium, dem polnischen Abg. Jedrzedowicz. (Stürmischer Beifall rechts, Widerspruch links.) Unter fort⸗ währendem Tumult, Schreien und auf die Pulte Klopfen auf der linken Seite hielt der Abg. Jedrze⸗ dowicz seine Rede, welche von Beifall seitens der Rechten begleitet wurde. Gleichzeitig sprach der deutsch⸗fortschrittliche Abgeordnete Kienmann auf der Linken. Der Tumult hielt an und wurde immer heftiger. Der Abgeordnete Jedrzedowicz schloß seine Rede. Der Vize Präsident unterbrach darauf unter stürmischen Zurufen die Sitzung. Die Unterbrechung dauerte bis 7 ½ Uhr, worauf der Vize⸗Präsident die Sitzung wieder er⸗ öffnete. In Erwiderung auf eine Anfrage des Abg. Steinwender erinnerte der Vize⸗Präsident von Abrahamowiczan die plötzliche Erkrankung des Präsidenten Dr. Kathrein während der Frühjahrssession, deren eigentliche Ursache in der Sorge und dem Kummer bestanden habe, daß, wie Dr. Kathrein wieder⸗ holt geäußert habe, er mit der gegenwärtigen Geschäftsordnung
in diesem Hause nichts leisten könne. Er (der Vize⸗Präsi⸗
dent) glaube versichern zu können, daß Dr. Kathrein, wenn ihn die Kollegen um vertrauliche Aufklärungen bitten würden, ihren Wünschen ewiß Rechnung tragen werde; er könne versichern, daß der Antrag des Abg. von Jaworski oem Dr. Kathrein gänzlich unbekannt gewesen, da der An⸗ trag zur Zeit der Demission Kathrein’'s noch garnicht abgefaßt worden sei. Der Abg. Kienmann beantragte nunmehr Schluß der Sitzung und namentliche Abstimmung hierüber. Der Vize⸗ Präsident von Abraham owicz erklärte die Sitzung für ge⸗ schlossen. Dieselbe währte ungefähr 27 Stunden. Die näch Sitzung sindet am 4. November statt.
Das ungarische Oberhaus hat gestern die Vorlagen, betreffend das Ausgleichsprovisorium, das Budgetprovisorium und die Verlängerung des finanziellen Ausgleichs mit Kroatien auf ein Jahr, ohne Debatte angenommen.
Großbritannien und Irland.
Bei der gestern in Barnsley (Grafschaft York) vor⸗ genommenen Ersatzwahl zum Unterhause für den zum Pair ernannten Earl of Compton wurde der Liberale Walton mit 6744 Stimmen gewählt. (konservativ) hatte 3454 und Curran (Arbeiterpartei) 1091 Stimmen erhalten.
Frankreich.
Die Deputirtenkammer genehmigte gestern das Gesetz, betreffend den “ mit Japan, und berieth alsdann darüber, ob der von dem Deputirten Goblet gestellte Antrag auf Wiedereinführung der Listenwahl zur Verhandlung kommen solle. Die Kommission sprach sich für die Berathung aus. Der Minister des Innern Barthou crklärte, die Regierung sei entschlossen, die Vorlage zu bekämpfen, widersetze sich aber nicht der Berathung. Diche wurde darauf beschlossen. Es folgte die Berathung des Gesetzentwurfs, betreffend die Schiffspostverbindungen swis en Frankreich einerseits und Tunesien, Tripolis und Marokko andererseits.
Die mit der Vorberathung des Handelsvertrages zwischen Frankreich und Bulgarien betraute Kom⸗ mission der Deputirtenkammer ernannte den Ab⸗ geneöaesen Deloncle zum Berichterstatter mit dem Auftrage,
ie Vorlage zur Annahme zu empfehlen. Die Zollkommission genehmigte den Bericht über die Anträge der Abgg. Jonnart und Genossen, betreffend den Einfuhrzoll auf Schweine, ge⸗ salzenes Schweinefleisch, Schweineschmalz u. dgl. Die Kommission hielt die früher angenommenen Zollsätze aufrecht mit Aus⸗ nahme des Zolls von 30 Fr. auf gesalzenes Schweinefleisch, Schinken und Speck, welcher wieder auf den gegenwärtigen Zollsatz von 25 Fr. herabgesetzt wurde.
Italien.
Der Staatssekretär des Auswärtigen Amts von Bülow ist, von Monza kommend, gestern in Rom eingetroffen. Türkei. 8 Ein Irade ermächtigt die türkischen Konsuln in Athen, Piräus, Korfu, Syra, Patras, Negroponte und andern Städten Griechenlands, unverweilt auf ihre Posten zurück⸗ zukehren. Der türkische Gesandte wird sich erst nach Unter⸗ seichnung des endgültigen Friedensvertrages nach Athen zurück⸗ egeben. gültigen Feststellung der edensbedingungen dauerte, dem „W. T. B.“ zufolge, 2 ½ Stunden. Die Meinungs⸗ verschiedenheit über den Artikel 3 der Präliminarien besteht noch fort. Ueber die Frage der — des Entschädigungs⸗Maximums für die Privatverluste warten die griechischen Delegirten Weisungen aus Athen ab.
Griechenland.
Die gestrige Sigang der Kommission zur end⸗ ri
Der „Ephimeris“ zufolge hat die Regierung im Budget
die Ausgaben für die Verwaltung auf 65 Millionen Drachmen festgesetzt und Befehl gegeben, daß alle Ausgaben in den Ver⸗ waltungszweigen gekürzt werden. Der Kriegs⸗Minister habe erklärt, im Krijegs⸗Ministerium keine Kürzung in den Aus⸗ gaben eintreten lassen zu können, habe aber beantragt, daß einige Zweige dieses Ministeriums, die nur indirekt in Ver⸗ bindung mit der Armee stehen, wie derjenige der öffentlichen Sicherheit, mit dem Ministerium des Innern verbunden
Der neuernannte deutsche Gesandte Graf von Bray⸗
Steinburg überreichte gestern, wie „W. T. B.“ meldet, dem König im Schlosse Pelesch in feierlicher Antrittsaudienz sein Beglaubigungsschreiben. Der Gesandte, das gesammte Per⸗
sonal der Gesandtschaft sowie der Minister⸗Präsident Sturdza
wurden hierauf zum Dejeuner geladen. 2 8 Amerika.
Aus Washington wird dem „W. T. B.“ berichtet, daß die Vereinigten Staaten, Rußland und Japan über⸗ eingekommen seien, die völlige Einstellung des Robbenfanges auf hoher See zu empfehlen, unter der Voraussetzung, daß die Zustimmung Großbritanniens und Kanadas erlangt werde. Die Vertreter Rußlands und Japans sollen bereits telegraphisch die Zustimmung ihrer Regierungen eingeholt haben.
der auf ihn gerichieten verstärkten
Henry Gsoorge, der als Kandidat für den Posten des
Mayors von New⸗York aufgestellt war, ist gestern früh infolge eines Schlaganfalls gestorben. An seiner Stelle ist nunmehr sein Sohn Henry George von demselben Comité ols Kandidat
aufgestellt worden.
Das peruanische Ministerium hat, dem „W. T. B.“
zufolge, seine Entla Ing ggeden. da wegen der unter⸗ i
lassenen Promulgierung verschiedener, in der vorjährigen außer⸗ ordentlichen Session beschlossener Maßnahmen im Kongreß ein Tadelsvotum gegen die Regierung beantragt wurde.
Asien.
Dem „Reuter'schen Bureau“ wird aus Gundaki ge⸗ meldet, daß bei der Einnahme des Sempagha⸗Passes der Feind nur einen schwachen Versuch Fmach habe, dem Feuer
atterien stand zu halten.
“
Parlamentarische Nachrichten.
Bei der gestern im 8. Magdeburger Wahlkreise (Kreis Oschersleben, Stadt⸗ und Landkreis Halberstadt, Kreis Wernigerode) vorgenommenen Ersatzwahl zum Landtag erhielten von 498 abgegebenen Stimmen: Fabrikbesitzer Walter Wiersdorff zu Wegeleben (nationalliberal) 336, Land⸗ gerichts⸗Raͤth Strube zu Halberstadt (freikonservativ) 159 Stimmen; zersplittert waren 3 Stimmen. Der erstere ist somit zum Mitglied des Hauses der Abgeordneten gewählt.
Nr. 43 des „Centralblatts für das Deutsche Reich', herausgegeben im Reichsamt des Innern, vom 29. Oktober, hat folgenden Inhalt: 1) Konsulat⸗Wesen: Ernennung; Bestellung eines Konsular⸗Agenten; Entlassung; Exequatur⸗Ertheilungen. — 2) Finanz⸗ Wesen: Nachweisung der Einnahmen des Reichs vom 1. April 1897 bis Ende September 1897. — 3) Zoll⸗ und Steuer⸗Wesen: Aenderung der Bestimmungen über zollamtliche Prüfung von Mühlenfabrikaten. 4) Polizei⸗Wesen: Ausweisung von Ausländern aus dem Reichsgebiet.
Arbeiterbewegung
In Hannover haben, wie im „Vorwärts“ mitgetheilt wird, die Buchbinder der Geschäftsbüchersabrik von Oldemeyer Nachfolger die Arbeit wegen Lohnstreits niedergelegt.
Hier in Berlin fand, der „Voss. Ztg.“ zufolge, am Donnerstag eine Sitzung der Berliner Gewerkschafts⸗Kommission statt, in welcher der Vertreter der Schuhmacher mittheilte, daß infolge von neuen Streitigkeiten zwischen den Arbeit⸗ gebern und ihren Arbeitern die Aussperrung von 1000 Schuhmachern für die nächste Woche in Aussicht genommen worden sei. — Nach dem „Vorwärts“ haben die Kupferschmiede der Firma E. A. Lentz die Arbeit eingestellt, und auf einem Neubau 16 Ofensetzer wegen der „Fensterfrage“ die Arbeit niedergelegt.
Kunst und Wissenschaft.
In der Sitzung der physikalisch⸗mathematischen Klalse der Koniglichen Akabemie der Wissenschaften vom 21. Ok⸗ tober (vorsitzender Sekretar: Herr Waldeyer) las Herr Vogel „Ueber die Spektra der der ersten Spektralklasse angehörenden helleren Sterne“. Der Zweck der in Potsdam im Verein mit Professor Wilsing ausgeführten Arbeit war der, die Sterne nach ihren Spektren in Unter⸗Abtheilungen der I. Spektralklasse einzuordnen. Bei über hundert Sternen konnte die Anwesenheit von Tleveitgas in ihren Atmosphären nachgewiesen werden (Klasse I b); sie bildeten den vierten Theil aller zur Untersuchung gelangten Sterne, die der I. Spektralklasse angehören. Eine ausfü eeieeheeh über diese Untersuchungen wird demnächst in den Publikationen des A rophysika⸗ lischen Observatoriums erscheinen. — Herr H. Weber in Straßburg, korrespondierendes Mitglied, übersandte eine Mittheilung Ueber die Differentialgleichungen der elektrolytischen Verschiebungen“. Die elektrolytische Verschiebung von Lösungen und Lösungs⸗ gemischen hängt von einem System nicht linearer par⸗ kieller Differentialgleichungen ab. Bei diesen Differential⸗ gleichungen ist immer Rücksicht zu nehmen auf das Entstehen und die Bewegung von Unstetigkeiten, die auch dann auftreten können, wenn anfänglich alles stetig war. In der vorliegenden Mittheilung ist ein Fall behandelt, wo die Lösungen zweier verschiedener Elektrolyte ein⸗ ander in einer scharfen Grenze berühren, und es ergiebt sich dabei, daß, je nachdem der nachfolgende Elektrolyt die kleinece oder die größere Beweglichkeit hat, die scharfe Trennungsfläche erhalten bleibt oder durch eine stetige Mischung aufgelöst wird. Von der Wirkung der Diffusion ist dabei abgesehen. — Herr 8. Koenigsberger in Heidelberg, korrespondierendes Mitglied, übersandte eine Mittheilung „Ueber die Darstellung der Kraft in der analytischen Mechanik“. 8 dem der Ausdruck für die Kraft auch auf kinetische Potentiale, welche Ableitungen beliebig hoher Ordnung der Koordinaten enthalten, ausgedehnt und die allgemeinen Bewegungs⸗ gleichungen in den Satz zusammengefaßt worden, während der Dauer der unter Zwangsbedingungen stattfindenden Bewegung die äußeren Kräfte stets die Summe der Projektionen der auf das freie System wirkenden Kräfte sind, wird die Frage nach der Anzahl und Form der zu einer Funktion adjungierten Funktionen aufgeworfen und in allen Fällen außer den Bewegungsmomenten der Kraftausdruck als die einzige, zu jedem kinetischen Potential gehörige adjungierte Funktion gefunden. — Herr Klein legte eine Mittheilung des Herrn C. Leiß, Mitarbeiters der Firma B. Fueß in Steglitz, vor „Ueber ein neues, aus Kalkspath und Glas zusammengesetztes Nicol⸗ sches Prisma“. Bei dem großen Mangel an Kalkspath zur Herstellung Nicol'scher Prismen ist es von Interesse zu wissen, daß man sehr vollkommen polarisierende Prismen anfertigen kann, die egenüber denen älterer Konstruktion bei gleicher Größe eine aterial⸗ ersparniß von 50 % zulassen. — Von Herrn Warburg wurde eine Mittheilung des Herrn Professors Dr. E. Gold⸗ stein hierselbst vorgelegt „Ueber die Struktur des Kathodenlichts und die Natur der Lenard'schen Strahlen“. Es wird darin gezeigt, daß die sogenannte dritte Schicht des Kathodenlichts aus geradlinigen Strahlen besteht, die aber nicht von der Oberfläche der Kathode selbst, sondern von den Strahlen der zweiten Schicht ihren Ursprung nehmen. Ferner werden die Lenard'schen Strahlen auf die vom Ver⸗ fasser schon früher beschriebenen diffus reflektierten Kathodenstrahlen zurückgeführt. — uwers legte eine von Herrn Leo Brenner in Lussin piccolo eingefandte Abhandlung vor, enthaltend „Beobachtungen des Planeten Mars in der Opposition 1396 —97“. Herr Brenner hat den Planeten zwischen dem 3. Februar 1896 und dem 20. Mai 1897 an 102 Tagen beobachtet und 73 Zeichnungen aufgenommen, nach welchen eine Generalkarte angefertigt worden ist. Die zugehörige Abhandlung weist die einzelnen beobachteten Objekte, die Identität
eines Theils derselben mit früher, namentlich von Schiararelli beobacht⸗ ten und die Sichtbarkeitsverbältnisse von zahlreichen neu auf⸗ gefundenen nach. — Herr Auwers legte ferner Planetenzeichnungen vor, welche Herr Philipp Fautb, Lehrer in Landstuhl, auf seiner dortigen Sternwarke aufgenommen hat: 84 Abbildungen des Planeten Jupiter aus der Zeit vom 8. Oktober 1896 bis zum 14. Juli 1897 und 63 Abbildungen des Mars aus der Zeit vom 20. Juli 1896 bis zum 24. Juni 1897. — Von Herrn Schulze wurde eine Mittheilung des Herrn Dr. Heymons, Assistenten am Zoologischen Institut bierselbst, vorgelegt „Ueber die Segmentierung und den Körperbau der Myrio⸗ poden“. Bei der Entwickelung von Scolopendra cingulata tritt, wie der Verfasser darlegt, eine als „Dorsalorgan“ bezeichnete Blastoderm⸗ platte auf, welche der äußeren Keimhülle (Serosa) der Insekten entspricht. Aus einer dem Clypeus der Insekten der Lage nach entsprechenden prä⸗ oralen Ektodermplatte entsteht durch Delamination das Protencephalon. Vor dem die Antennen tragenden Kopfsegmente legt sich noch ein besonderes „Praeantennalsegment“ an. Bei jungen Glomeris⸗ Embryonen erkennt man hinter dem Marillarsegment noch ein weiteres, als „Postmaxillarsegment“ zu bezeichnendes, dem zweiten Maxilarsegment der Chilopoden und Insekten homologes Kopfsegment. — Herr von Bezold überreichte zwei weitere Bände der Veröffent⸗ lichungen des Königlichen Meteorologischen Instituts vom Jahre 1897.
Von den öffentlichen Vorträgen im Kunstgewerbe⸗ Museum haben diejenigen „über den Klassizismus in Berlin“ und „über die Geräthe der christlichen Kirche’ um die Mitte dieses Monats begonnen; ersteren hält Professor Dr. Alfred Gotthold Mevyer, letzteren Dr. Adolf Brüning. Am Donnerstag, den 4. No⸗ vember, beginnt Dr. Erich Pernice den dritten Vortrag: „über die Bronze⸗ und Silbergeräthe des klassischen Alterthums“; der Vortrag wird sieben Abendstunden (von 8 ½ bis 9 ½ Uhr) umfassen. Die Neu⸗ bearbeitung des Hildesheimer Silberfundes im biesigen Alten Museum und der große Silberfund von Bosco Reale bei Neapel (im Louvre zu Paris), von dem jetzt die ersten Nachbildungen an das Kunst⸗ gewerke⸗Museum gelangt sind, haben zu diesen Vorträgen besondere
nregung gegeben.
v“ A“
In Deutsch⸗Wilmersdorf bei Berlin wird morgen, Sonn⸗ tag, die neue epangelische Kirche eingeweiht werden. Der Neubau wurde erforderlich infolge des überaus schnellen Anwachsens der Gemeinde, für welche die alte, aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts stammende Kirche nicht mehr ausreichte. Der Allerhöchsterseits genehmigte Entwurf ist, wie das „Centralbl. d. Bauverwaltung“ mittheilt, von dem Geheimen Baurath Spitta angefertigt und unter dessen Oberleitung durch den Regierungs⸗Baumeister Wilde mit Unterstützung der Re⸗ gierungs⸗Bauführer Hermann und Zillmer in der Zeit von 1895 bis jetzt zur Ausführung gelangt. Die Kirche ist als fünfjochige Hallen⸗ kirche mit erweiterten Kreuzarmen und achteckigem Chorschluß in Backsteinbau unter Verwendung farbiger Glasuren ausgeführt. Sie enthält 1150 Sitzplätze, die erforderlichenfalls auf 1300 erhöht werden
2
Land⸗ und Forstwirthschaft. Weizeneinfuhr Marseilles.
in der Zeit vom 17. bis zum 23. v. M.. . 64 918 dz, davon aus Rußland . . . . . . . . . 124 225
in der Zeit vom 24. bis zum 30 v. MNM. . . 246 795 ——-—2—25252*à*
in der Zeit vom 1. bis zum 7. d. MNM. . 256 700 dabhom en Mmß ech. . . . . . .. . . 218 100
in der Zeit vom 8. bis zum 14. d. M.. . 164 025 davon aus Rußland . 11“
Mitte d. M. 173 020 dz.
Ernteergebniß in Finland.
schiedenen Gegenden außergewöhnlich gering gewesen sind. Bezirken eine bessere und stellenweise sogar eine gute Ernte ergeben.
bleibenden Ertrag auf. In Uleüborgs⸗Län, St. Michels⸗Län, Tavaste⸗ hus⸗Län und Wasa⸗Län ist der Roggenertrag auch im allgemeinen ein mittlerer, doch ist in diesen Gouvernements der Theil, wo gut ge⸗ erntet worden ist, und in den beiden erstgenannten Länen auch der⸗ jenige, wo eine Ernte unter Mittel vorliegt, nicht unerheblich größer, als in Wiborgs⸗Län. Dagegen zeigt sich in Nylands⸗Län die Roggen⸗ ernte nirgends unter Mittel, wohl aber mehrfach über Mittel und theilweise gut. 8 1
Auch die Gerste weist in Wiborgs⸗Län ein Ergebniß auf, das nirgends unter Mittel bleibr, aber theilweise besser und stellen⸗ weise Ert ist. Dasselbe gilt von Tarvastehus⸗Län, Nylands⸗Län und St. Michels⸗Län, nur mit der Modifikation, daß ein größerer Theil derselben eine gute Ernte, je ein einzelner Bezirk dagegen eine solche etwas unter Mittel hat. In Uleaborgs⸗ Län ist die Gerstenernte nur an wenigen Stellen unter Mittel, meist mittel und in mehr als einem Drittel des Gouvernements gut, in Wasa⸗Län im allgemeinen nüan. abgesehen von einem größeren Theile des Gouvernements, wo sie über Vreihren ist.
Der Hafer hat in Wiborgs⸗Län, Uleäborgs⸗Län, Tavastehus⸗ Län und St. Michels⸗Län im allgemeinen einen mittelguten Ertrag ergeben, mit Ausnahme je eines kleinen Bezirks, der unter Mittel bleibt, und eines großen, der theils über Mittel, theils gut geerntet hat. In Nylands⸗Län, wie in Wasa⸗Län, ist beHeserrzes⸗ nirgends unter Mittel und in einem nicht unbedeutenden Bezirk des letzteren über Mittel, in einem größeren Theile des ersteren sogar gut.
Der Ertrag der Ernte im allgemeinen reicht für W.eLan und Nylands⸗Län, wo auch die Qualität besonders gut ist, und für St. Michege Lan⸗ wo sie durchschnittlich über mittelgut ist, bis zur nächsten Ernte aus, und das Gleiche gilt für Tavastehus⸗Län, wo man sogar Getreide zum Verkauf übrig zu behalten hofft. In Uleäborgs⸗Län 88 der Ertrag zwar nicht so vportrefflich, wie im Vor⸗ jahre, wo er außergewöhnlich gut war, doch wird er immerhin bis zur nächsten Ernte ausreichen, und dasselbe gilt von Wiborgs⸗Län.
Die Roggensaaten stehen in Wasa⸗Län überall vielversprechend und entwickeln sich auch in St. Michels⸗Län gut, wo sie rechtzeitig 185 unter günstigen Witterungsverhältnissen haben bestellt werden
nen. 8
Für Kuopio⸗Län und Abo⸗ und Björneborgs⸗Län stehen die Ernte⸗
berichte der Gouverneure noch aus.
Die Deutsche Landwirthschafts⸗Gesellschaft wird in
der Zeit vom 16. bis 21. Juni 1898 unter der Präsidentschaft Seiner
Königlichen Hoheit des Prinzen Friedrich August, Herzogs zu Sachsen, in Dresden ihre nächste große landwirthschaftliche Wanderausstellung abhalten, und es ist ihr dazu ein schöner,
ünstig gelegener Platz am „Großen Garten“, einschließlich des grauf errichteten neuen Auoöstellungspalastes, zur Verfügung ge⸗
S 8
können. Die Kosten des Rohbaues betragen rund 235 000 ℳ, die der
“
Nach den Wochenäbersichten des in Marseille erscheinenden „Sémaphore“ betrug die Weizeneinfuhr Marseilles Seewege
In den Docks und Entrepots von Marseille befanden sich
Ueber den Ausfall der diesjährigen Ernte liegen sechs Berichte von finländischen Läns⸗Gouverneuren vor. Danach haben sich die früher gehegten Hoffnungen auf eine gute Ernte mehrfach nicht verwirklicht, weil in der letzten Zeit die atmosphärischen Niederschläge in ver⸗
Doch hat der Weizen in Tavastehus⸗Län, wie in St. Michels⸗ Län und in Nylands⸗Län überall mindestens eine mittlere, in manchen
„Der Roggen weist in Wiborgs⸗Läu meist einen mittleren, an einigen Stellen einen guten und in einem Bezirk einen unter Mittel
8
stellt worden. Die Dauer dieser nächstjährigen Ausstellung ist von 5 auf 6b 1“ * — sind 1 im Ganzen ungefähr 72 ℳ und gegen reismünzen ausgesetz wobei 8 nach Höbe der Beschickung noch Verstärkungen in Aussicht stehen. Da das Ausstellungsgelände ein eng umgrenztes ist, so ist in der in den Oktober⸗Sitzungen der Gesellschaft berathenen Ausstell⸗ ordnung die Gesammtzahl der zuzulassenden Thiere beschränkt worden auf 380 Pferde, 900 Rinder, 500 Schafe, 400 Schweine und 150 Ziegen. Die Abtheilung für landwirthschaftliche Erzeugnisse und Hilfsstoffe wird in der Hauptsache im Ausstellungspalast untergebracht werden und kultur im Königreich Sachsen seitens des Landeskulturraths, eine Flachsbau⸗Ausstellung und eine Ausstellung von frischem Obst, eine Gesammtdarstellung des Handels mit Handels⸗Düngemitteln, eine Molkerei⸗Ausstellung mit Kosthalle, sowie zwei Weinkosthallen. In der Abtheilung für landwirthschaftliche Maschinen und Geräthe sind drei Hauptprüfungen in Aussicht genommen: für Getreide⸗Trockenapparate, für Schrotmühlen und für Strohpressen; außerdem kommen die Maschinen für Schrot⸗ und Mehlbereitung in einer Gruppen⸗ Ausstellung und die Kartoffeln⸗ und Rüben⸗Erntemaschinen in einer Sonderausstellung zur übersichtlichen Vorführung. — Mit dieser
besonders darbieten: eine Darstellung der Landes⸗
Dresdener Ausstellung beendet die Deutsche Landwirthschafts⸗Gesell⸗
schaft ihren ersten Rundgang durch das Deutsche Reich, um im Jahre
1899 in Frankfurt a. M. ihren zweiten zu beginnen, worauf dann im
Jahre 1900 Posen als Ausstellungsort folgen soll. Die gleichzeitig
in Dresden stattfindende Wanderversammlung ist die dreizehnte
seit dem Bestehen der Deutschen Landwirthschafts⸗Gesellschaft und die
zweite in Dresden abgehaltene, denn bereits unmittelbar nach ihrer endgültigen Begründung veranstaltete die Gesellschaft eine Wanderversammlung (damals noch ohne Ausstellung) in Dresden. Sowohl die landwirthschaftlichen Körperschaften des Königreichgs, Sachsen, wie die Verwaltung der Stadt Dresden bringen der Aus⸗
stellung das wärmste Interesse entgegen. Bei der zentralen Lage der Stadt Dresden im Deutschen Reiche und bei der Vorzüglichkeit des Ausstellungsplatzes hofft man auf eine reiche Beschickung sowie auf lebhaften Besuch und hegt die Erwartung, daß diese Ausstellung sich den vorhergebenden in ihrer Wirksamkeit zur Förderung der deutschen Landwirthschaft ebenbürtig anschließen werde.
2 Verdingungen im Auslande.
1“ Niederlande.
16. November, 11 Uhr. Bureau des Ministeriums für Wasserbau, Handel und Industrie im Haag. Lieferung von Papier, Brief⸗ umschlägen, Schreib⸗ und Bureaubedürfnissen für das Departement für Wasserbau, Handel und Industrie auf die Zeit vom 1. Januar 1898 bis 31. Dezember 1899. Die Bedingungen sind bei genanntem Departement auf Franko⸗Anfrage kostenfrei zu erhalten und liegen ebenso wie die Proben vom 8. November ab täglich, mit Ausnahme des Sonntags, von 11 bis 2 Uhr auf dem Bureau des vorerwähnten Ministeriums aus.
Egypten.
29. November. Verwaltung der Eisenbahnen, Telegraphen und des Hafens von Alexandrien: Lieferung von Materialien zur Aus⸗ stattung von Eisenbahn⸗Waggons für 1898. Muster und Lastenheft beim „Reichs⸗Anzeiger“.
Theater und Musik.
Berliner Theater.
Das alte Volksstück „Mein Leopold“ von Adolf L *Arronge hat vorgestern einen neuen schönen Erfolg erzielt. Das Stück, welches vor fast fünfundzwanzig Jahren zuerst im ehemaligen Wallner⸗Theater auf der Bühne erschien, trägt zwar die Spuren der Jahre ansich, die in manchen altmodischen Zügen merklich hervortreten aber es ist von einer so echt herzlichen und reinen Stimmung durch⸗ weht und birgt einen so reichen Schatz guter Laune, daß man es immer gern wieder sieht und hört. Mit diesem Volksstück hat übrigens L'Arronge seinen Dichterruf erst voll begründet; es treten darin alle Vorzüge seiner späteren Arbeiten, aber auch ihre Mängel deutlich hervor. Der Dichter zeigt sich hier als vorzüglicher Schilderer behaglicher, traulicher, aber auch trauriger und ergreifender Familienscenen, welche alle von einem ernsten sittlichen Gedanken durchzogen sind, und, wie in seinen späteren Stücken, sucht er auch hier das Volk bei der Arbeit auf. Dabei weiß er mit natürlichem Geschick sofort für seine dichterischen Gestalten zu interessieren und ihren Charakter dem rein menschlich näher zu bringen, wie hier den alten Schuhmachermeister Gottlieb Weigelt, der als reich gewordener Mann den brennenden Wunsch hegt, seinen Sohn durch gelehrten Unterricht und vornehme Erziehung besser fürs Leben auszurüsten, als ihm selbst beschieden war. Nach dieser Begründung seiner Handlungs⸗ weise folgt der Zuschauer mit mitleidiger Rührung den komischen Be⸗— kundungen grenzenloser und einsichtsloser Vaterliebe, welche den Sohn zu einem eitlen Thunichtgut machen, der erst durch die bittere Schule des Lebens zur Vernunft kommt. Allerdings besitzen manche Scenen ein Uebermaß von Rührseligkeit, aber sie stören doch nicht den Gesammteindruck und passen vielleicht auch zum Geiste der mittleren Jahrzehnte unseres Jahrhunderts, in denen die Handlung sich zuträgt, besser als zur Gegenwart. Die Darstellung war in den Hauptrollen recht tüchtig Den alten Weigelt spielte Herr Felmes derb und komisch als reicher Hauswirth, ergreifend und schlicht, als er im Dachkämmerchen mit weißem Haar wieder auf seinem Schusterschemel arbeitet, um die Sünden seines noch immer geliebten, ungerathenen Sohnes gut zu machen. Herr Pittschau war als Werkführer Starke, bei dem unter der äußeren Rauhheit immer das goldene, treue Herz durchbricht, ganz an seinem Platze. Ferß Schindler belustigte als ewig freundlicher und ewig darlehn⸗ edürftiger Musiklehrer durch sein natürliches Wesen. Fräulein Wulf ab Starkes Frau Clara besonders temperamentvoll in den Augen⸗ licken überströmender Freude, und Frau Wander⸗Arasep sang und spielte als stets fröhliche junge Frau des Musillehrers mit munterer Laune. — Der anwesende Dichter und die Darsteller wurden nach allen Aktschlüssen lebhaft gerufen.
Neues Theater.
Der durch seine großen Erfolge in Wien schnell berühmt gewor⸗ dene italienische Schauspieler Ermete Fase oni eröffnete gestern mit einem eigenen Ensemble ein Gastspiel im Neuen Theater. Zar Auffürung gelangten nicht, wie ursprünglich angekündigt war, Stücke von Rovetta und Bracco, sondern Ibsen's grausiges Drama „Gespenster“ („Spettri“), in welchem der Gast den Oswald Alwing spielte. Vom rein litera⸗ rischen Standpunkt aus betrachtet, ist — das muß vorweg gesagt werden — diese Rolle, so wichtig sie auch für die Entwickelung des Stücks ist, nicht diejenige, auf welche sich das Interesse der Zuschauer zu kon⸗ zentrieren hat; wollte man dem Drama den Namen der Hauptfigur als Titel voransetzen, so würde dieser nicht „Oswald“ sondern „Frau Alwing“ lauten; denn die seelischen Leiden dieser Frau, welche durch das Ulehriche körperliche Leiden des Sohnes verursacht werden, stehen im Mittelpunkte der Handlung. Bet der gestrigen Aufführung war der Part der Frau Alwing auf das Mindestmaß gekürzt, derjenige des Oswald dagegen dominierend in den Vordergrund gedrängt. Die Unerfreulichkeit des Ibsen'schen Schauspiels wurde dadurch noch stärker empfindlich, als das sonst der Fall ist; es wuͤrde sogar, was der nordische Dichter nicht beabsichtigt hat, zu einem Sensationsdrama wie Dumad' „Kameliendame!, die Bühne zu der Schaustätte eines grauenerregenden Krankheitsprozesses. In der Darstellung dieses Krankheitsprozesses leistete Herr Zaccmi freilich Bewundernswerthes. Die ersten Stadien der nahenden Gehirnerweichung traten in den zeitweilig verwirrten Blichen, lallenden Worten und unsicheren Schritten Oswald's schon im ersten Akte hervor, steigerten sich im zweiten und zeigten im dritten die Haralyse, die verlorene Herrschaft über die Gliedmaßen und Sinne, is zum Ausbruch völliger geistiger Umnachtung in ab⸗ schreckender Weise. Die Virtuosität der Technik Zaccont's
mußte hier dennoch im höchsten Grade Bewunderung erregen; wie
11“ 8 8 1“ 8