1897 / 273 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 20 Nov 1897 18:00:01 GMT) scan diff

GeeeeT 1 2 8 8

ertheilt. Genehmigt wurden die Etats auf das Rechnungsjahr 898 für die Einnahmen an Zöllen ꝛc. und an Stempel⸗ abgaben, die Verwaltung der Eisenbahnen, die Reichs⸗Justiz⸗ verwaltung, den Rechnungshof des Deutschen Reichs, den Reichskanzler und die Reichskanzlei, sowie ein Nachtrag zum Besoldungs⸗ und Pensions⸗ Etat der Reichsbankbeamten mit usnahme der Mitglieder des Reichsbank⸗Direktoriums für 1897. Den zuständigen Ausschüssen wurden überwiesen der Entwurf eines Gesetzes sür Elsaß⸗Lothringen über die anderweite Bemessung der Wittwen⸗ und Waisenpensionen sowie die Vorlage, betreffend Uebersichten der Einnahmen und Ausgaben der Schutzgebiete für 1894/95, 1895/96 und 1896/97. Außerdem wurde über die Seiner Majestät dem Kaiser zu unterbreitenden Vorschläge wegen Be⸗ setzung mehrerer Stellen beim Reichsgericht und über eine Anzahl von Eingaben Beschluß gefaßt. Heute hielten die vereinigten Ausschüsse des Bundes⸗ raths für Zoll⸗ und und für Handel und Ver⸗ kehr eine Sitzung. .“ 1““

In seiner heutigen Sitzung beschäftigte sich der Kolonial⸗

ath mit der Frage der Spirituosen⸗Einfuhr nach der

Westküste von Afrika und des Branntwein⸗Konsums unter den Eingeborenen. An der Debatte betheiligten sich die anwesenden Landeshauptleute von Südwest⸗Afrika und Togo. Es wurden bei derselben die dem Kolonialrath von der Kommission zur Bekämpfung des afrikanischen Branntwein⸗ handels eingereichten Anträge einer eingehenden Erörterung

nterzogen. 8

In der Zeit vom 1. April 1897 bis zum Schlusse des Monats Oktober 1897 sind im Deutschen Reich nach dem „Centralblatt für das Deutsche Reich“ folgende Ein⸗ nahmen (einschließlich der kreditierten Beträge) an Zöllen und gemeinschaftlichen Verbrauchssteuern sowie andere Einnahmen zur Anschreibung gelangt:

Zölle 268 951 471 (gegen denselben Zeitraum des Vor⸗ ahrs + 4 085 021 ℳ), Tabacksteuer 6185 423 (+ 627 064 ℳ),

uckersteuer und Zuschlag zu derselben 49 746 877 7 526 873 ℳ), Salzsteuer 26 278 142 (+ 611 638 ℳ),

aischbottich⸗ und Branntweinmaterialsteuer 880 939 (+ 1 363 032 ℳ), Verbrauchsabgabe von Branntwein und Zuschlag zu derselben 71 662 506 (— 828 339 ℳ),

rennsteuer 577 203 (— 31 012 ℳ), Brausteuer 18 116 147 (+ 862 015 ℳ), Uebergangsabgabe von Bier 2 195 198 (+ 35 345 ℳ), Summe 444 593 906 (— 802 109 ℳ). Stempelsteuer für: a. Werthpapiere 9 352 942 (+ 265 620 ℳ), b. Kauf⸗ und sonstige An⸗ schaffungsgeschäfte 8201 593 (+ 362 994 ℳ), c. Loose *₰ Privatlotterien 2 105 063 (— 996 440 ℳ), Staats⸗ otterien 7 885 788 (+ 178 066 ℳ), Spielkartenstempel 756 844 (+ 6317 ℳ), Wechselstempelsteuer 5 701 672 (+ 386 297 ℳ). Post⸗ und Telegraphenverwaltung 185 002 298 (+ 12 999 499 ℳ), eö“ 44 787 000 (+ 1 982 000 ℳ).

Die zur Reichskasse gelangte Ist⸗Einnahme, abzüglich der Ausfuhrvergütungen und Verwaltungskosten, beträgt bei den nachbezeichneten Einnahmen bis Ende Oktober 1897:

ölle 240 661 48 (+ 5162 8657 ℳ), Tabacksteuer

063 866 (— 104 897 ℳ), Zuckersteuer und Zuschlag zu derselben 41 942 068 (— 6523 286 ℳ), Salzsteuer 24 460 079 (+ 304 956 ℳ), Maischbottich⸗ und Brannt⸗ weinmaterialsteuer 6 781 635 (+ 1 052 330 ℳ), Ver⸗ brauchsabgabe von Branntwein und Luschlag zu derselben 60 363 057 (— 706 496 ℳ), Brennsteuer 321 375 + 7124 ℳ), Brausteuer und Uebergangsabgabe von

er 17 260 887 (+ 763 198 ℳ), Summe 399 4 415 (— 44 20u4 ℳ). Spielkartenstempel

Die im Reichs⸗Eisenbahnamt aufgestellte veee der Betriebs⸗Ergebnisse deutscher Eisenbahnen im Monat Oktober 1897 ergiebt für 65 Bahnen, die schon im Oktober 1896 im Betriebe waren, Folgendes:

Gesammtlänge: 40 902,68 km. im V gegen auf gegen Ganzen das Vorjahr 1 km das Vorjahr

Einnahme

für alle Bahnen im Oktober 18055

aus dem Per⸗ sonenverkehre 36 420 321 + 2 611 774 909 aus dem Güter⸗ verkehre. . 93 677 923 + 1 083 245] 2 299

für die Bahnen mit dem Rechnungsjahre

1. April 31. März in der Zeit vom 1. April

1 bis Ende Oktober 1897 u“

aus dem Per⸗ V v sonenverkehre 239672692 + 11611385 7 072 + 217 + 3,17

aus dem Güter⸗

verkehre ..499004827 + 20913728]/ 14 461 + 336 + 2,38

für die Bahnen mit dem 1“ 1. Januar 31. Dezember in der Zeit vom 1. Januar bis Ende Oktober 1897

aus dem Per⸗

sonenverkehre V 56971064 + 2 937 385 9 618 + 426 + 4,63

aus dem Güter⸗ verkehre. 108467288 + 4 071 208 18 038 + 527 + 3,01

Eröffnet wurden: am 1. Oktober die Strecken Fried⸗ berg —Hungen 23,77 km, Beienheim Nidda 19,23 km. bnigache Eisenbahn⸗Direktion in Frankfurt a. M.), Bitter⸗ eld —Stumsdorf 20,48 km (Königliche Eisenbahn⸗Direktion in Fele a. S.), Equord —-Hämelerwald 9,00 km (Hildesheim

einer Kreis⸗Eisenbahn) und Sommerfeld Teuplitz 19,56 km .. Eisenbahn⸗Gesellschaft); am 12. Oktober Schwerin Rehna 34,30 km (Großherzogliche General⸗Eisenbahn⸗Direktion in erd.” am 31. Oktober Barntrup —Hameln 23,49 km (Königliche Eisenbahn⸗Direktion in Hannover).

767 474

Der Königliche Gesandte in Darmstadt Graf von der Goltz hat einen ihm Allerhöchst bewilligten kurzen Urlaub angetreten. 8

A111.“ '“

11“ 8 Ebe1“

Laut telegraphischer Meldung an das Ober⸗Kommando der Marine ist S. M. S. „Kaiserin Augusta“, Komman⸗ dant Kapitän zur S Koellner, am 19. November von Kanea nach Port Said in See gegangen. 8

Cassel, 18. November. Der 23. Kommunal⸗Land⸗ tag des Regierungsbezirks Cassel ist heute durch den Ober⸗Präsidenten, Wirklichen Geheimen Rath Magdeburg mit folgender Rede eröffnet worden: 1“

Geehrte Herren! 1“

Der Voranschlag, welcher Ihrer diesjährigen Berathung und Beschlußfassung unterliegen wird, sieht zum ersten Male seit dem Bestehen des Bezirksverbandes die Erhebung einer Bezirkssteuer vor.

Es entspricht nur der naturgemäßen Entwickelung, wenn die Er⸗ träge der dem Verbande bei dessen Errichtung überwiesenen Mittel, die für die Bestreitung des Bezirkshaushalts der damaligen Zeit be⸗ stimmt waren, sich jetzt nicht mehr als ausreichend erweisen.

Um bald hunderttausend Einwohner hat die Bevölkerung des Bezirks seitdem en wie sehr daneben, infolge der stetig wachsenden Kulturbedürfnisse auf allen Gebieten des wirthschaftlichen Lebens, die Anforderungen an die Leistungen der öffentlichen Verbände in diesem Zeitraume gestiegen sind, bedarf keiner näheren Darlegung. Dazu kommt, daß Sie im dringenden Interesse der bedrängten Landwirthschaft im vergangenen Jahre durch weitere Herabsetzung des Zinsfußes der Landes⸗ kreditkassen⸗Darlehen in eine nicht unbeträchtliche Verringerung der Bezirkseinnahmen gewilligt haben, wodurch die Aufrechterhaltung des Gleichgewichts zwischen Einnahmen und Ausgaben ebenfalls erschwert werden mußte.

So wird sich die Nothwendigkeit, den gestiegenen Anforderungen durch Erschließung neuer Einnahmequellen im Wege der Bezirks⸗ steuer gerecht zu werden, voraussichtlich nicht länger mehr hinaus⸗ schieben lassen. Ihrer Einsicht und Ihrem Verständnisse für die wirthschaftlichen Bedürfnisse und Interessen des Bezirks wird es gelingen, bei Bewilligung der nothwendigen Ausgaben gegenüber der Bemessung der neuen Steuerbelastung die dem Wohle des Landes entsprechende Ausgleichung zu finden.

Die Ihrer Fürsorge anvertraute Landesverwaltung hat auch in dem laufenden Jahre wieder erfreuliche und besondere Erfolge zu ver⸗ zeichnen. Die Erweiterungsbauten am Landkrankenhause in Hanau, die sowohl in ihrer äußeren Erscheinung, als auch nach ihrer gesammten inneren Einrichtung allen Anforderungen der Wissenschaft und der praktischen Brauchbarkeit in jeder Hinsicht entsprechen, haben die Anstalt wesentlich vervollkommnet und werden in ihrer neuen Gestaltung für Stadt und Land des südlichen Theiles unseres Bezirks sich als eine heil⸗ und segenbringende Einrichtung bewähren. Der durch Ihre Bewilligungen ermöglichte Bau der Kleinbahnen Klein⸗Schmalkalden Brotterode und Wächtersbach— Birstein rückt durch rüstiges Fortschreiten der Vorarbeiten der Verwirklichung näher. Weitere Kleinbahn⸗Unter⸗ nehmungen reifen in der Zuversicht auf Ihre wirksame Beihilfe der Ausführung entgegen.

So heiße ich Sie denn, geehrte Herren, zur Wiederaufnahme Ihrer Arbeiten namens der Königlichen Staatsregierung willkommen und eröffne im Allerhöchsten Auftrage den dreiundzwanzigsten Kom nunal⸗ Landtag des Regierungsbezirks Cassel.

Der Alters⸗Präsident, Bürgermeister Winter aus Hom⸗ berg, gab in seiner Erwiderung den ehrfurchtsvollen Ge⸗ fenurgen des Kommunal⸗Landtages gegenüber Seiner Majestät dem Kaiser und König Ausdruck, und die Ver⸗ sammlung schloß sich dieser Kundgebung in einem auf Seine Majestät ausgebrachten Hoch lebhaft an.

Nachdem hierauf der Königliche Kammerherr und Vize⸗ Marschall von der Malsburg zum Vorsitzenden und der Justiz⸗Rath Ries aus Cassel zum stellvertretenden Vorsitzenden durch Zuruf gewählt und die erforderlichen Ausschüsse gebildet waren, wurde die Sitzung geschlossen.

Hessen.

Seeine Königliche Hoheit der Großherzog empfing gestern den österreichisch⸗ungarischen außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister Grafen von Clary und Aldringen behufs Entgegennahme seines Beglaubigungs⸗ schreibens in besonderer Audienz.

4

Schaumburg⸗Lippe. Der Staats⸗Minister, Wirkliche Geheime Rath von Wegnern ist in der vergangenen Nacht in Bückeburg ge⸗

storben.

OSDesterreich⸗Ungarn.

Wie die Wiener Morgenblätter von heute übereinstimmend melden, hat der Abg. Dr. von Fuchs (katholische Volks⸗ partei) mit Zustimmung seines Klubs die ihm von der parlamentarischen Kommission der Rechten angebotene Kan⸗ didatur für die zweite Vize⸗Präsidentenstelle des Abgeordneten⸗ hauses angenommen.

Den gestrigen Abendblättern zufolge wird der Abg. Dr. Dyk, welchem der Legitimationsausschuß des Abgeordneten⸗ das Referat über die Wahl des Abg. Wolf zugewiesen

at, die Ungültigkeitserklärung der Wahl Wosfs und die Einberufung des Gegenkandidaten Hallwich beantragen.

Das ungarische „Amtsblatt“ veröffentlicht eine Ver⸗ ordnung des Minister⸗Präsidenten Baron Banffy, nach welcher eine Reihe ungarischer Gesetze, darunter diejenigen über die Verwaltungsgerichte, über den Volksunterricht und über das Verhältniß zwischen Arbeitern und Arbeitgebern, von heute ab in der Stadt Fiume in Kraft treten.

Großbritannien und Irland

Als Ersatz für das aus Kandia zurückberufene Ba⸗ taillon Seaforth⸗Highlanders ist gestern eine Abtheilung des Regiments Welsh Fusiliers von Malta dorthin abgegangen.

Spanien.

Der General Weyler empfing gestern, wie „W. T. B.“ aus La Corusia meldet, mehrere Abordnungen, denen gegen⸗ über er die Befürchtung aussprach, daß die gegenwärtige Politik den Verlust des cubanischen Handels für Spanien nach sich ziehen werde. Er empfahl, der Regierung Gehorsam zu leisten, und erklärte, er werde sich nicht mit Politik beschäftigen; er habe zu keiner Partei Beziehungen. General Weyler bestritt auch, irgend ein Dokument oder eine Karte aus Cuba mit⸗

Bundesrath der Bundesversammlun

Nachdem die Einführung des Zündhölzchen⸗Monopo Brch die Volksabstimmung abgelehnt worden ist, hat vels einen Gesetz⸗ entwurf unterbreitet, nach welchem die Fabrikation, die 8 fuhr, die Ausfuhr und der Verkauf von Zündhölzchen mit gelbem Phosphor verboten werden sollen. 8 Türkei. 8

Der neuernannte deutsche Botschafter, Staats⸗Minister Freiherr Marschall von Bieberstein ist am 18. d. M. von dem Sultan behufs Ueberreichung seiner Accreditive in feierlicher Audienz empfangen worden. Nach dem gestrigen Selamlik wurde der Botschafter, wie „W. T. B.“ meldet, von dem Sultan in Privataudienz empfangen.

Gestern fand eine Konferenz der Botschafter und eine Sitzung der Bevollmächtigten für die Friedens⸗ verhandlungen statt.

In Kanea waren gestern Vormittag um 9 Uhr die türkischen Truppen mit einer Musikkapelle am Quai ver⸗ sammelt, um der von Kreta abgehenden deutschen Truppen⸗ abtheilung militärische Ehren zu erweisen. Die mohameda⸗ nische Bevölkerung war in großer Zahl erschienen. Um 11. Uhr wurde die deutsche Flagge unter Ehrenbezeugungen sämmt⸗ licher fremden Detachements niedergeholt. Darauf nahm der Kommandant des Kreuzers „Kaiserin Augusta“, Kapitän zur See Köllner, die Parade über die inter⸗ nationalen Truppen ab und sprach nach derselben den Offizieren der verschiedenen Nationen den Dank für die den Deutschen gegenüber bewiesene Kameradschaft aus. Um 11 ¾ Uhr Mittags schifften sich die deutschen Truppen an Bord der ‚Kaiserin Augusta“ ein. 1

Griechenland.

Die Deputirtenkammer hat, wie „W. T. B.“ aus

Athen berichtet, das Ausgabebudget genehmigt. Ueber den Vorschlag, betreffend die Bildung einer Kommission zur Untersuchung der Kriegsvorgänge, wird die Kammer noch Beschluß fassen. In dem gestern abgehaltenen Ministerrath wurde, dem „W. T. B.“ zufolge, über das zwischen dem Vertreter der Regierung und mehreren ausläͤndischen und inländischen Bank⸗ instituten getroffene Uebereinkommen, betreffend die Kon⸗ version der 3 ½ prozentigen dänischen Staats⸗ Obligationen in Zprozentige, verhandelt.

Im Landsthing erklärte gestern der ehemalige Minister⸗ Präsident Estrup bei der ersten Berathung der Regierungs⸗ vorlage, betreffend die Einkommen⸗ und Vermögens⸗ steuer, nachdem er die Vorlage eingehend besprochen hatte: es sei kein Grund für die Rechte des Landsthings, diese Vorlage anzunehmen, weil die letzte Regierung und das Folke⸗ thing zufällig über dieselbe einig geworden seien. 8

““ Amerika.

Der Kandidat für die Präsidentschaft von Uruguay Herrera griff, wie dem „W. T. B.“ aus Montevideo gemeldet wird, in der Kammer bei Begründung seines An⸗ trages, den gegenwärtigen Präsidenten Cuestas zum Ver⸗ zicht auf die Präsidenischaft aufzufordern, diesen auf das heftigste an. Es heiße, Cuestas werde im Fall der Annahme dieses Antrages die Kammer auflösen.

Asien. 8 8

Die „Kölnische Volkszeitung“ meldet: es gehe aus einem Telegramm des Stellvertreters des Bischofs Anzer in Süd⸗Schantung an das Missionshaus zu Steyl hervor, daß die beiden deutschen Missionare nicht ein Jen⸗Tschau⸗Fu, sondern in dem benachbarten Tschang⸗Kio⸗Tschuang, wo der Missionar Stenz stationiert war, ermordet worden seien. Dorthin seien die Missionare Nies, Henle und Ziegler aus den nahegelegenen Stationen zur gemeinsamen Feier des Allerheiligenfestes gekommen. Im Missions⸗ hause Steyl vermuthe man ferner, daß die Blutthat des Nachts geschehen sei; Nies und Henle seien den Mördern zunächst in die Hände gefallen, weil sie im Erdgeschoß geschlafen hätten, während Stenz und Ziegler, welche im zweiten Stock ihr Nachtlager gehabt, sich von dort aus über das anstoßende Kirchen⸗ dach hätten flüchten können. In Jen⸗Tschau⸗Fu schienen die dort zum Examen zahlreich zusammengekommenen Gelehrten den An⸗ griff auf die Station gemacht zu haben. Im Missionshause Steyl nehme man an, daß der vermißte Missionar sEreger wieder wohlbehalten bei seinen Mitbrüdern eingetroffen sei, weil sonst die letzte Depesche etwas darüber geäußert haben würde. Man glaube auch, daß die Blutthat weder von Räubern noch von Anhängern der Da⸗Dau⸗Hui⸗Sekte vollbracht

Nr. 46 des „Centralblatts für das Deutsche Reich', herausgegeben im Reichsamt des Innern, vom 19. Novpember, folgenden Inhalt: 1) Konsulat⸗Wesen: Ernennung; Hefsgedna eines Konsular⸗Agenten; Ermächtigungen zur Vornahme von Zivilstands⸗ Akten; Exequatur⸗Ertheilung. 2) Finanz⸗Wesen: Nachweisung der Einnahmen des Reichs vom 1. April bis Ende Oktober 1897. 3) Zoll⸗ und Steuer⸗Wesen: Zollfreie Ablassung von Mineralöl zu Raffinations⸗ und anderen gewerblichen Zwecken; Bestellung zweier Stations⸗Kontroleure. 4) Marine und Schiffahrt: Erscheinen des III. Nachtrags zur Amtlichen Liste der Schiffe der deutschen K. und Handelsmarine. 5) Polizei⸗Wesen: Ausweisung von Ausländern aus dem Reichsgebiet.

Nr. 46 der „Veröffentlichungen des Kaiserlichen Ge⸗ sundheitsamts“ vom 10. November hat folgenden Inhalt: Gesund⸗ heitsstand und Gang der Volkskrantheiten. Zeitweilige Maß⸗ regeln gegen Pest. Aus dem Verwaltungsbericht für Breslau, 1892/95. Gesetzgebung u. s. w. (Reg.⸗Bez. Breslau). Heilgehilfen und Masseure. (Reg.⸗Bez. Merseburg). Geflügelcholera. (Reg⸗ Bez. Lüneburg). Ansteckende Krankheiten. (Sachsen⸗Altenburg). Gemüsekonserven. Gifthandel. (Hamburg). 52 r (Elsaß⸗Lothringen). Prüfung der Nahrungsmittel⸗Chemiker. 28 (Oesterreich)h. Sanitäts⸗Jahresberichte. (Nieder⸗Oesterreich). He ammen. (Ober⸗Oesterreich). Impfwesen. Wohnstätten. (Schweiz, Kanton Wallis). Sanitätspolizei. Gang der Thier seuchen. (Deutsches Reich). Lungenseuche, 1896. Thierseuchen der Schweiz, 3. Vierteljlahr. Desgl. in Dänemark. Seh in Schweden, 1895. Desgl. in Serbien, 28. Z. bis 27. September. Zeitweilige Sv e. b gegen n seuchen. (Preuß. Reg.⸗Bez. Breslau, Griechenland). Verhan

genommen zu haben.

lungen von gesetzgebenden Körperschaften u. s. w. (Italien).

1“

(Schweiz. Kanton Basel⸗Stadt). Wohnungen. Vermischtes. Deutsches Reich). Anstalten zur Untersuchung von Nahrungs⸗ und Henußmitteln. (Preußen. Altona). Chemisches Untersuchungsamt, 1896/97. —, (Sachsen). Fleischbeschau, 1894. (Dresden). Bak⸗ teriologische Untersuchungsanstalt. (Belgien. Brüssel). Sterblich⸗ keit, 1896. (Arabien). Quarantäne⸗Lazareth zu Kamaran. Britisch⸗Ostindien). Geschlechtskrankheiten in der Armee. (Japan). Fmpfwesen. Geschenkliste. Wochentabelle über die Sterbe⸗ sälle in deutschen Orten mit 40 000 und mehr Einwohnern. Desgl. in größeren Städten des Auslandes. Erkrankungen in Kranken⸗ häusern deutscher Großstädte. Desgl. in deutschen Stadt⸗ und Land⸗ bezirken. Witterung.

v2e

Arbeiterbewegung.

Aus Hanau wird der „Frkf. Ztg“ berichtet: Die ausständigen Diamantschleifer beschlossen, bei ihren Forderungen zu beharren. Da aber die Fabrikanten nach ihrer letzten Erklärung diese nicht an⸗ erkennen werden, so wird der Ausstand fortdauern. (Vergl. Nr. 270 d. Bl.)

Aus Oberstein (Nahe) wird der „Köln. Ztg.“ geschrieben: Unter den etwa 2000 Arbeitern der hiesigen Uhrketten⸗Industrie ist eine Lohnbewegung ausgebrochen. Am Montag verlangten in einer der größten Filialen die Putzer und Schleifer 92 eine Lobnerhöhung von 10 % und Entscheidung bis Mittags. Als diese nicht erfolgte, verließen sie die Arbeit. Die Leute, meist Bauernsöhne aus der Umgegend, verdienten 30 bis 50 die Woche.

In Meerane sind, einer Mittheilung des „Vorwärts“ zufolge, die Appreturarbeiter in den Ausstand eingetreten; die Zahl der Ausständigen beträgt 300 bis 350. Die Verhandlungen mit den Unter⸗ nehmern, die vorher eingeleitet waren, sind ohne Ergebniß geblieben.

In Eilenburg sind nach demselben Blatt in der Brauerei von Landsperger die Arbeiter in den Ausstand getreten. 3

Statistik und Volkswirthschaft.

Die landwirthschaftlichen Betriebe im Königreich Sachsen nach der Berufs⸗ und Gewerbezählung von 1895.

Für das König reich Sachsen ergiebt die Erhebung vom 14. Juni 1895, bei der die Inhaber der Landwirthschaftsbetriebe nach ihrem Haupt⸗ und Nebenberuf derart auseinandergehalten worden sind, daß der Hauptberuf jedes Inhabers eines landwirthschaftlichen Betriebs zu ersehen ist, ein besonders interessantes Bild. Bei der großen Dichtigkeit der Bevölkerung und dem weiteren schnellen Anwachsen derselben ist es nicht zu ver⸗ wundern, daß viele ihren Erwerb in mehreren Berufsarten zugleich suchen, wobei sich der einzelne bald auf dieses, bald auf jenes Arbeits⸗ gebiet begiebt und daher die Kombinationen der verschiedenen Berufs⸗ arten immer zahlreicher und mannigfaltiger werden. Seitdem sich die Industrie auch immer mehr über das platte Land ausgebreitet hat, erscheint auch die Landwirthschaft in Sachsen häufiger im Neben⸗ beruf als früher. Hierzu kommt noch, daß die letzte Erhebung weit enauer und umfassender die persönlichen Verhältnisse bei den Be⸗ shäftigungsarten ermittelt hat, als dies früher der Fall gevesen ist.

Sieht man jede, auch die kleinste landwirthschaftlich benutzte Fläche von wenigen Aren noch als einen landwirthschaftlichen Betrieb an, so sind am 14. Juni 1895, nach den Veröffentlichungen des Königlich sächsischen Statistischen Bureaus, im ganzen Königreiche 193 708 landwirthschaftliche Betriebe vorhanden gewesen. Von den Inhabern dieser Betriebe waren 74 658 oder 38,54 % selbständige Landwirthe, 8976 oder 4,64 % landwirthschaftliche Aufsichtsbeamte, Dienstboten und Tagelöhner mit eigenem, gepachtetem oder Deputat⸗ lande und nicht weniger als 110 074 oder 56,82 % in einem anderen Erwerb als Hauptberuf thätig. 1

Von den 110 074 Inhabern landwirthschaftlicher Betriebe, welche die Landwirthschaft als ihren Nebenberuf ansahen, hatten als ihren Hauptberuf angegeben: 77 498 Inhaber oder 70,41 % die Industrie, 6975 oder 6,34 % den Handel, 5842 oder 5,31 % den Verkehr, 5507 oder 5 % die Gärtnerei, Fisch⸗, Thierzucht oder Forstwirthschaft, 4226 oder 3,84 % die Schank⸗ und Gastwirthschaft, 907 oder 0,82 % wechselnde Lohnarbeit und 9119 Inhaber oder 8,28 % irgend einen anderen Beruf. Der weitaus größte Theil dieser Betriebe hat aber einen sehr geringen Flächenumfang; es umfassen nämlich weniger als 1 ha 84 188 Betriebe oder 76,48 %, 1 bis 5 ha 22 815 oder 20,73 %, 5 bis 20 ha 2820 oder 2,56 %, 20 bis 100 ha 243 oder 0,22 % und über 100 ha nur 8 Betriebe oder 0,01 %o.

Ueber die mit landwirthschaftlichen Betrieben ver bundenen industriellen Anlagen geben die Ermittelungen folgen de Aus⸗ kunft. Es waren am 14. Juni 1895 vorhanden: 1 Zuckerfabrik (am 5. Juni 1892 noch keine), 578 Branntweinbrennereien (94 weniger als 1882), 4 Stärkefabriken (4 weniger als 1882), 2006 Getreide⸗ mühlen (838 weniger als 1882) und 364 Bierbrauereien (89 weniger als 1882). 950 landwirthschaftliche Betriebe bauten zusammen 6360 ha Rüben zur Zuckerfabrikation an; 583 Betriebe bauten Kar⸗ toffeln zu Brennereizwecken oder zur Stärkefabrikation; .576 Betriebe waren mit 15 934 Kühen an Sammelmolkereien betheiligt.

An Kunst⸗ und Handelsgärtnereien sind am 14. Juni 1895 im ganzen Lande 2401 Betriebe gezählt worden. Der Zahl nach sind diejenigen von 20 bis 50 a und die mit 50 a bis 1 ha am stärksten im Lande vertreten, da die ersteren 29,82 % und die letzteren 28,82 % aller Gärtnereien ausmachen. In nächster Linie folgen die Gärtnereien in der Größe von 1 bis 2 ha, die nur 12,99 %, und die Gärtnereien in der Größe von 10 a bis 20 a, die nur 11,45 % aller Be⸗ triebe für sich in Anspruch nehmen. Der gärtnerisch benutzten Fläche nach stehen Gärtnereien mit 50 a bis 1 ha und Färtnereien mit 1 bis 2 ha obenan, die 461 ha bez. 594 ha gärtnerisch benutzte Fläche aufzuweisen haben. Während nur 34 Betriebe mit mehr als 9 ha gärtnerisch benutzter Fläche allein 318 ha Gartenland vorführen können, haben dagegen 716 Betriebe in der Größe von 20 bis 50 a zusammen erst 236 ha Gartenland inne.

Die Zahl der im Jahre 1895 im Königreich Sachsen vorhanden gewesenen Weinbaubetriebe beträgt 1435. Von den Inhabern derselben gehörten ihrem Hauptberufe nach 947 oder 65,99 % der Landwirthschaft und 488 oder 34,01 % irgend einem anderen Berufe an. Sowohl der Zahl als auch der mit Wein bebauten Fläche nach sind die Weinbaubetriebe mit 20 bis 50 a am staͤrksten im Lande vertreten. Die Betriebe mit 10 bis 20 a sind zwar nächstdem am häufigsten anzutreffen, aber die Gesammtfläche der von denselben bewirthschafteten Weinberge bleibt doch weit hinter er Fläche zurück, welche die seltener anzutreffenden Betriebe in der Größe von 50 a bis 1 ha sowie die Betriebe mit 1 bis 2 ha, namentlich aber die noch weit seltener anzutreffenden Betriebe mit mehr als 5 ha aufzuweisen haben. Auf je 1 ha der vorhandenen menberge entfallen durchschnittlich 15,6 ha sonstige landwirthschaftlich

e Fläche. 8 f An forstwirthschaftlichen Betrieben sind im Jahre 1895 8 das ganze Königreich 37 416 zur Anschreibung gekommen. Forst⸗ Ritthschaftliche Betriebe ohne jede landwirthschaftlich benutzte Fläche ind in Sachsen verhältnißwäßig nur selten anzutreffen, da selbst die Rmeften der großen Staatsforstreviere kleinere oder größere landwirth⸗ ftlich benutzte Flächen mit umfassen. Unter den überhaupt vor⸗ efundenen Forstbetrieben befinden sich 722 oder 1,93 %, welche keine land⸗ vürthschaftlich benutzte Fläche aufzuweisen hatten, da ehen 36 694 oder sch %, welche auch landwirthschaftlich benugte Flachen bewirth⸗ afteten. Die hier mit inbegriffenen 109 Staatsforstbetriebe, welche wicht weniger als 169 065 ha forstwirthschaftlich benutzter Fläche und mit 45,20 % der überhaupt vorhandenen Waldfläche inne haben, bilden

11“ .“ 111“ 8 8 11“

im Grunde genommen ein wirthschaftliches Ganzes oder einen Groß⸗ betrieb für sich. Die namentlich in den unteren Größenklassen besonders zahlreich vertretenen nichtfiskalischen Forstbetriebe haben zwar noch mehr, nämlich 204 934 ha forstwirthschaftlich benutzter Fläche und damit 54,80 % der überhaupt vorhandenen Waldfläche aufzuweisen; aber der weitaus größte Theil der Inhaber dieser Betriebe ist doch weit mehr den Land⸗ als den Forstwirthen hinzuzurechnen. Es wu nämlich

fläche nur 27,62 ha forstwirthschaftlich, dagegen 69,29 ha landwirthschaft⸗ lich und 3,09 ha anderweit benutzt. Die kleinen Forstbetriebe mit weniger als 1 ha und die Betriebe mit 2 bis 10 ha forstwirthschaft⸗ lich benutzter Fläche, welche mit 37,66 % bezw. 35,76 % aller Be⸗ triebe am zahlreichsten im ganzen Lande vertreten sind, nehmen zu⸗ sammen nahezu †½ aller Betriebe für sich allein in Anspruch. Die Betriebe mit 1 bis 2 ha machen nahezu den fünften Theil, diejenigen mit 10 bis 20 ha aber nur den fünfundzwanzigsten Theil aller Be⸗ triebe aus. Dagegen sind unter je 100 der überhaupt vorhandenen nichtfiskalischen Betriebe erst 2,23 Betriebe mit mehr als 20 ha forstwirthschaftlich benutzter Fläche anzutreffen. Unter den nicht⸗ skalischen Forstbetrieben befanden sich 695 reinforstwirthschaftliche etriebe ohne jede landwirthschaftlich benutzte Fläche. Dieselben um⸗ faßten zusammen 33 894 ha forstwirthschaftlich benutzte Fläche. Unter den nicht fiskalischen Forstbetrieben sind als Neben⸗ oder Hauptnutzung angetroffen worden: 11 Betriebe mit Torfstich⸗ oder Torfstreugewinnung, 2 Betriebe mit Holzkohlen⸗ oder Holztheergewin⸗ nung, 3 Betriebe mit Harz⸗ oder Pechgewinnung und 313 Betriebe mit Holzzurichtung und Holzkenservierung. Unter diesen zuletzt an⸗ geführten 313 Betrieben sind die Sägemühlen, soweit dieselben forst⸗ wirthschaftlich benutzte Flächen aufzuweisen haben, mit inbegriffen

von je 100 ha der zu den nichtfiskalischen Prng62 asaes Gesammt⸗

Kunst und Wissenschaft.

Die „Dresdner Kunstgenossenschaft“ hat, wie „W. T. B.“ meldet, die Professoren Anton von Werner hierselbst und Johannes Schilling in Dresden zu ihren Ehrenmitgliedern er⸗

nannt und den Bau eines Künstlerhauses in Dresden beschlossen.

Schulwesen.

so haben auch in Essen während der letzten Herbstferien unter reger Betheiligung sogenannte Mädchen⸗Ferienspiele stattgefunden, welche von turnerisch ausgebildeten Lehrpersonen geleitet wurden. Die

Kosten wurden städtischerseits, zum theil aus freiwilligen Beiträgen

gedeckt. L nd⸗ und Forstwirthschaf

Ernte in Norwegen.

„Ueber den Ausfall der Ernte in Norwegen liegen noch keine näheren Nachrichten vor, doch geht aus einem neuerdings veröffent⸗ lichten Bericht des Landwirthschafts⸗Direktors über die Ernteaussichten im ganzen Lande hervor, daß die Witterung fast überall ungünstig für den Ackerbau gewesen ist.

„Ign den drei nördlichsten Aemtern stellte sich das Frühjahr zeitig ein, aber in den Monaten Juni und Juli war kaltes und regnerisches Wetter, wodurch die gehegten Hoffnungen zerstört wurden. Im ganzen übrigen Lande kam das Frühjahr erst so spät, daß theilweise mit den Ackerarbeiten erst später als gewöhnlich begonnen werden konnte. Es trat sodann eine lange trockene Periode ein, welche erst im Spät⸗ sommer durch kühleres Wetter und Regen abgelöst wurde.

Infolge dieser ungünstigen Witterungsverhältnisse stimmten die Nachrichten fast vom ganzen Lande darin überein, daß sowohl von Heu wie Korn die Ernte kaum die eines Mitteljahres erreichen würde. In einigen südlichen Aemtern waren die Aussichten jedoch etwas günstiger.

Für die Kartoffelernte schienen die Aussichten besser zu sein aber es wurde bereits aus verschiedenen Distrikten gemeldet, daß die Kar⸗ toffeln durch Frost in den nördlichen Landestheilen und durch die Kartoffelkrankheit gelitten haben.

Die Deutsche Landwirthschafts⸗Gesellschaft beab⸗ sichtigt, um das Vorurtheil der Käufer von Luxus⸗ und Wagen⸗ pferden für ausländische und gegen einheimische Zucht⸗Erzeugnisse zu besiegen, auf ihrer nächstjährigen, vom 16. bis 21. Juni in Dresdenstatt⸗ findenden Wander⸗Ausstellungeine Gebrauchsabtheilung zu schaffen, in der eine Art von Gebrauchsprobe für Reit⸗ und Wagenpferde im „Froßen Ringe“ stattfinden soll. Ostpreußische Pferdezüchter bereiten, wie das Direktorium der Gesellschaft mittheilt, schon die Beschickung der neugeschaffenen vier Klassen für Viererzüge, schwerere und leichtere Wagen soswie für Reitpferde vor, und es sind Preise in Höhe von 5100 ausgesetzt, wovon 2000 vom Zentralverein für Littauen nud Masuren gestiftet wurden. Die Vorführungen dieser Abtheilung dürften der nächstjährigen Ausstellung für die großs Mebrzahl der Besucher einen besonderen Reiz verleihen. Das sächsische Kriegs⸗ Ministerium hat die Entsendung von Militärpferden und Remonten zu der Ausstellung zugesagt.

Waidmannsbrauch und Jägerart. In Skizzen und Scenen von Freiherrn Friedrich von Dincklage⸗Campe, General⸗Lieutenant z. D. Mit zahlreichen Abbildungen von E. Otto und C. Röhling. 268 S. Verlag von Fritz Pfenningstorff, Berlin. Preis in elegantem Sportband 3 In Form frisch und an⸗ chaulich geschriebener Schilderungen, durchwebt mit novellistischen Skizzen, entwirft der Verfasser, unterstützt durch lebensvolle Illustrationen, ein lebendiges und treues Bild von dem ge⸗ sammten heutigen Jagdwesen. Freiherr von Dincklage ist bekannt als vortrefflicher Erzähler und zeichnet mit ebenso viel Sach⸗ kenntniß wie mit 8 Humor alle Zweige der Jagd vom Hasen⸗ treiben bis zur Reiherbeize, vom Otterfang bis zur Elch⸗ und Wolfs⸗ jagd. Wendet sich das Buch seiner ganzen Anlage nach zunächst an die Neulinge im edlen Waidwerk, an die große Zahl der Liebhaber und Jünger des Jagd⸗Sports, so wird doch auch der erfahrene Jäger dasselbe mit Vergnügen lesen. Die gefällige Ausstattung läßt das Buch auch zu Geschenkzwecken wohlgeeignet erscheinen.

Verkehrs⸗Anstalten.

Laut Telegramm aus Goch ist die erste englische Post über Vlissingen vom 19. November ausgeblieben. Grund: Nebel auf See.

Krefeld, 19. November. (W. T. B.) Der Trajektbetrieb zwischen Spyck und Welle (Strecke Kleve —Zevenaar) ist wegen niedrigen Wasserstandes eingestellt. .

St. Petersburg, 20. November. (W. T. B.) Infolge des Mangels an Viehfutter in vielen Gouvernements Rußlands, namentlich in den Schwarzerde⸗Gouvernements, hat die Regierung eine Er⸗ mäßigung der Eisenbahntarife für Heu, Stroh und Futter⸗ gräser gestattet.

Bremen, 20. November. 83 T. B.) Norddeutscher Lloyd. PD. „Kaiser Wilhelm II.“, v. New⸗York kommend, 19. Nov. Mrgs. Horta passiert. „Königin Luise“, n. Australien best., 19. Nov. Vm. in Antwerpen angek. „Habs⸗ burg“, v. Brasilien kommend, 19. Nov. Vm. Las Palmas passiert. „Fulda“ 19. Nov. Abds. Reise v. Neapel n. New⸗ York fortges. „Koblenz“ 19. Nov. Reise v. Op n. Brasilien fortgesetzt. G 8—

Wie in Mülheim am Rhein (s. Nr. 266 d. Bl. vom 11. d. M.),

Hamburg, 19. November. (W. T. B.) Hamburg⸗Amerika⸗ Linie. PD. „Fürst Bismarck“, von New⸗York kommend, ist heute Abend in Cuxhaven angekommen. Prussia“ ist, von Hamburg kommend, heute Morgen in New⸗York eingetroffen.

1“

11“ Konzerte. Am Donnerstag fand in der Sing⸗Akademie ein Konzert der hier bereits vortheilhaft bekannten Mezzosopranistin Jeanne Golz statt. Ihre empfindungsvolle Ausdrucksweise kam ganz besonders in dem Liede „Für Musik⸗ von Franz, im „Frühlingssegen“ von Brückler und in E. E. Taubert’'s neuem wirkungsvollen Liedercyclus „Liebesleben“ zur Geltung. Unter den drei neuen Liedern der hier noch wenig bekannten Komponistin Camilla Barda, die von ihr selbst begleitet wurden, fand „Auf dem Wasser zu singen“ am meisten Beifall. Unterstützt wurde das Konzert durch die junge Violin⸗ virtuosin Laura Helbling, welche mit sicherer Technik und einer für ihr zartes Alter sehr beachtenswerthen Reife der Auffassung zwei Sätze aus dem Konzert von Mendelssohn (op. 64) und zwei kleinere Stüͤcke von Wilhelmj und Raff unter großem Beifall der auch der Sängerin in reichem Maße zu theil wurde. An demselben Abend gab im Saal Bechstein die Altistin Fräulein Thexese Behr, deren außerordentlich klangvolle und gut geschulte Stimme in der neulichen Aufführung des Ochs'schen Chors bereits angenehm auf⸗ fiel, ihr erstes eigenes Konzert, in welchem sie achtzehn Gesänge von Schubert, Schumann, Kahn, Brahms und Andern zu Gehör brachte, ohne eine Anstrengung verspüren zu lassen. Die ernst gehaltenen Lieder trug sie mit ebenso anerkennenswerther Tiefe der Auffassun vor, wie sie auch die Stimmung der heiteren Gesänge glücklich traf. Das zahlreich erschienene Publikum ließ es an Beifall nicht fehlen.

Die Königliche Kammersängerin Frau Lili Lehmann war in ihrem gestrigen, in der Philharmonie veranstalteten zweiten Lieder⸗ Abend außerordentlich gut bei Stimme. Auch war die Auswahl der Gesänge eine recht interessante. Den bekannten „Brautliedern“ von Cornelius, die den Abend eröffneten, reihten sich drei Lieder von Brahms an: „Von ewiger Liebe“, „Immer leiser wird mein Schlummer“ und „Es weht um mich e . duft“, welches eer auf Wunsch wiederholt wurde. den Beschluß machten Beethoven’s „Adelarde“ und desselben Meisters stimmungsvoll in Musik aus „Egmont“, welche die Künstlerin gleich den anderen Gesängen mit vollendeter Vortragskunst zu Gehör brachte. Schubert’'s Lied „Der Nußbaum“ bildete eine erwünschte und willkommene Zugabe. Der Beifall des zahlreich er⸗ schienenen Publikums steigerte sich von Lied zu Lied. Die. theilweise recht schwierige Klavierbegleitung befand sich in den geschickten Händen des Professors R. L. Herman. Im Saal der Sing⸗Akademie fand zur gleichen Stunde ein von der Pianistin Auguste Hopf und dem Geiger Ossip

chnirlin gemeinsam veranstaltetes Konzert unter Begleitung des Philharmonischen Orchesters statt, welches nur Werke neuerer Komponisten brachte. An der Pianistin ist nur der kühne Wagemuth anzuerkennen, mit welchem sie an so anspruchsvolle Aufgaben, wie das A-moll-Konzert von Grieg (op. 16) unddie „Variations symphoniques“ von César Franck, ging, deren Bewältigung ihr vorläufig versagt ist. Herr Schnirlin, welcher in Berlin bereits früher aufgetreten, ist ebenfalls noch kein ausgereifter Künstler. Er verfügt über einen nur kleinen, aber singenden Ton und eine auf hoher Stufe stehende Technik. Er spielte das D-dur-Konzert von Brahms und kleinere Stücke von R. Strauß, Eugenio Pirani und C. Saint⸗Saësns. Zu gleicher Zeit fand im Saal Bechstein das zweite Konzert des Herrn Alexander Petschnikoff statt, in welchem derselbe mit der Pianistin Fräulein Marie Panthsès drei Sonaten für Klavier und Violine von Mozart, R. Schumann und Beethoven und ein Duo von Schubert spielte. G Petschnikoff beherrscht nicht nur sein In⸗ strument technisch vollkommen, sondern beweist auch überall ein tiefes musikalisches Verständniß, wie es die Klarheit des Vortrags bedingt; seine Partnerin spielt sauber und diskret. Alle Tonwerke, welche diesmal zum Vortrag gelangten, wurden daher, jedes in seiner fast gleichmäßig schön und künstlerisch abgeklärt wieder⸗ gegeben.

Im Königlichen Opernhause geht morgen Wilhelm Kienzl's musikalisches Schauspiel „Der Evangelimann“ unter Mitwirkung der Herren Sylva, Bulß und der Damen Götze und Egli in Scene. Am Montag wird Richard Wagner's Oper „Lohengrin“ gegeben.

Im Neuen Königlichen Opern⸗Theater gelangt morgen zu ermäßigten Preisen „Philippine Welser“, historisches Schau⸗ spiel in 5 Aufzügen von Oskar Freiherrn von Redwitz, neu einstudiert in folgender Besetzung zur Aufführung: Ferdinand, römischer König: Herr Arndt; Erzherzog Ferdinand, sein Sohn: Herr Paulsen; Graf Franz von Thurn: Herr Purschian; Franz Welser: Herr Kraußneck; Anna, seine Frau: Fräulein Abich; Philippine Welser: Fräulein Lindner; Katharina: Fräulein von Arnauld; Mathias Overstolz: Herr Eichholz.

Im Königlichen Schauspielhause geht morgen zum ersten Male „Der G'wissenswurm“ von Ludwig Anzengruber in folgender Besetzung in Scene: Grillhofer: Herr Pohl; Dusterer: Herr Grube; Wastl, Michl, Rosl, Annemirl, ienstleute des Grillhofer: die Herren Vollmer und Winter, die Damen Stollberg und Mallinger; die Horlacherlies: Fräulein Hausner; Leonhardt, Fuhrknecht: 88 Nesper; Poltner: Herr Link; sein Weib: Frau Schramm; Natzl, Hanns, beider Söhne: die Herren Hartmann und von Hochenburger. Das Werk ist vom Ober⸗Regisseur Grube in Scene gesetzt. Am Montag wird Rudolf Stratz' Lustspiel „Das neue Weib’“ gegeben.

Der Spielplan des Deutschen Theaters für die nächste Woche weist folgende Vorstellungen auf: Morgen Abend wird „Die ver⸗ sunkene Glocke“ gegeben; Wiederholungen von Ludwig Fulda's „Jugendfreunde“ finden statt am Montag, am Donnerstag und nächstfolgenden Sonntag Abend; am Dienstag geht „Das Käthchen von Heilbronn“ neu einstudiert mit theilweise neuer Aus⸗ stattung zum ersten Mal in Scene und wird am Freitag wiederholt am Mittwoch gelangt „Agnes Jordan“ von Georg Hirschfeld, am Sonnabend „Morituri“ zur Aufführung.

Im Berliner Theater gelangt in der nächsten Woche das Lustspiel „In Behandlung“ von Dreyer mit Ausnahme des Dienstags allabendlich zur Aufführung. Morgen wird „Faust“, I. Theil, am Dienstag „Faust“, II. Theil, gegeben. Am nächsten Sonntag Nachmittag gelangt „Mein Leopold“ zur Aufführung.

Im Goethe⸗Theater wird morgen „Der Pfarrer von Kirch⸗ feld“ zur Aufführung gelangen. Am Montag (11. Abonnements⸗ Vorstellung), Mittwoch, Donnerstag und Freitag (12. Abonnements⸗ Vorstellung) geht die Novität „Gebrüder Währenpfennig“ in Scene. Am Dienstag werden „Hasemann's Töchter“ gegeben. Für Sonnabend ist die Erstaufführung von „Circusleute“, Lustspiel von Franz von Schönthan, angesetzt, welches Stück am darauf folgenden Sonntag wiederholt wird.

Im Lessing⸗Theater wird am morzigen Todtenfest⸗Sonnta Abends, Max Halbe's Drama „Jugend“ mit Adolf Klein in der Rolle des Kaplans Greger von Schigorski einmalig zur Aufführung kommen. An den übrigen Tagen der nächsten Woche geht der Schwank „Hans Huckebein“ in Scene.

Im Theater Unter den Linden findet morgen, wie schon mitgetheilt, eine einmalige Aufführung der Auber'schen Oper „Der Maskenball“ statt. Am Mittwoch geht als 6. Abend im Offendach⸗ Cyclus die Operette „Blaubart“ in Scen

8 8