1897 / 284 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 02 Dec 1897 18:00:01 GMT) scan diff

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7) der Allerhöchste Erlaß vom 13. September 1897, betreffend die Verleihung des Enteignungsrechts ꝛc. an den Kreis Strasburg für die von ihm zu bauenden Kreis⸗Chausseen von Naymowo bis zum Grenzhügel Nr. 2 des Staatsforstreviers Wilhelmsberg und vom Gute Wlewek bis zur Grenze des Kreises Löbau, durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Marienwerder Nr. 42 S. 347, aus⸗ gegeben am 21. Oktober 1897;

8) der Allerhöchste Erlaß vom 13. September 1897, betreffend die Verleihung des Enteignungsrechts an den Kreis Zeitz zur Ent⸗

8 ziehung und zur dauernden Beschränkung des zum Bau einer Chaussee

von Zeitz nach Neumühle mit einer Abzweigung nach Grana in An⸗ spruch zu nehmenden Grundeigenthums, durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Merseburg Nr. 42 S. 336, ausgegeben am 16. Oktober 1897;

. 9) das am 13. September 1897 Allerhöchst vollzogene Statut für die Entwässerungs⸗ und 214öö Maßuiken⸗Juck⸗ naten im Kreise Pillkallen durch das Amtsblatt der Königlichen Re⸗ zu Gumbinnen Nr. 42 S. 379, ausgegeben am 20. Oktober

10) das am 20. September 1897 Allerhöchst vollzogene Statut für die Wiesengenossenschaft zu Eisenschmitt II im Kreise Wittlich durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Trier Nr. 43 S. 426, ausgegeben am 29. Oktober 1897;

11) der Allerhöchste Erlaß vom 25. September 1897, betreffend die Genehmigung des Regulativs über die sernere Ausgabe auf den Inhaber lautender Anleihescheine der Rheinprovinz bis zum Betrage von 10 000 000 durch Vermittelung der Landesbank der Rhein⸗ provinz, durch die Amteblätter 8

der Königlichen Regierung zu Koblenz Nr. 49 S. 340, ausgegeben am 28. Oktober 1897,

der Königlichen Regierung zu Düsseldorf Nr. 44 S. 389, aus⸗ gegeben am 6. November 1897,

der I“ Regierung zu Köln Nr. 43 S. 359, ausgegeben am 27. Oktober 1897,

der Königlichen Regierung zu Trier Nr. 43 S. 430, ausgegeben am 29. Oktober 1897,

der Königlichen Regierung zu Aachen Nr. 46 S. 299, aus⸗ gegeben am 28. Oktober 1897;

12) der Allerhöchste Erlaß vom 25. September 1897, betreffend die Herabsetzung des Zinsfußes der von der Stadt Bielefeld auf Grund der Allerhöchsten Privilegien vom 14. Februar 1881 und 8. September 1884 aufgenommenen Anleihen von 4 auf 3 ½ %, durch

das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Minden Nr. 43 S. 327,

ausgegeben am 23. Oktober 1897;

13) das Allerhöchste Privilegium vom 26. September 1897 wegen Ausfertigung auf den Inhaber lautender Anleihescheine der Stadt Münster i. W. im Betrage von 5 000 900 durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Münster Nr. 42 S. 321, ausgegeben am 21. Oktober 1897; 1

14) der Allerhöchste Erlaß vom 1. Oktober 1897, betreffend die Verleihung des Rechts zur Chausseegelderhebung ꝛc. an den Kreis Trebnitz für die von ihm erbauten Chausseen von Tschachawe nach Groß⸗Totschen und von Pirschen nach Pollentschine sowie für die zur Ausführung Chaussee von Pollentschine nach Krakowahne, durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Breslau Nr. 45 S. 493, ausgegeben am 6. November 1897;

15) der Allerhöchste Erlaß vom 1. Oitober 1897, betreffend die Verleihung des an den Kreis Rummelsburg für die von ihm zu bauende Chaussee von Falkenhagen nach Bahnhof und Dorf Reinfeld im Kreise Rummelsburg, durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Köslin Nr. 43 S. 264, ausgegeben am 28. Oktober 1897;

16) das am 2. Oktober 1897 Allerhöchst vollzogene Statut für die Entwässerungs⸗ und Drainagegenossenschaft Albrechtshof zu Klein⸗

Allbrechtshof in den Kreisen Darkehmen und Insterburg durch das

Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Gumbinnen Nr. 43 S. 391, ausgegeben am 27. Oktober 1897;

17) der Allerhöchste Erlaß vom 2. Oktober 1897, betreffend die Verleihung des Enteignungsrechts an die Stadtgemeinde Dortmund zum Erwerbe des zur Erweiterung des dortigen Ostenfriedhofs er⸗ forderlichen Grundeigenthums, durch das Amtsblatt der Königlichen v zu Arnsberg Nr. 46 S. 647, ausgegeben am 13. November

18) der Allerhöchste Erlaß vom 4. Oktober 1897, betreffend die Anwendung der dem Chausseegeldtarif vom 29. Februar 1840 an⸗ gehängten Bestimmungen wegen der Chausseepolizeivergehen auf mehrere von dem Kreise Teltow in dauernde Unterhaltung über⸗ nommene Chausseen, durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung in Potsdam und der Stadt Berlin Nr. 46 S. 437, ausgegeben am 12. November 1897;

19) der Allerhöchste Erlaß vom 4. Oktober 1897, betreffend die Verleihung des Rachts zur Chausseegelderhebung ꝛc. an den Kreis Gardelegen für die von ihm erbaute Chaussee von Behnsdorf bis zur Neuhaldenslebener Kreisgrenze, durch das Amtsblatt der Königlichen ; zu Magdeburg Nr. 44 S. 386, ausgegeben am 30. Ok⸗

20) der Allerhöchste Erlaß vom 4. Oktober 1897, betreffend die Anwendung der dem Chausseegeldtarife vom 29. Februar 1840 an⸗ gehängten Bestimmungen ebr der Chausseepolizeivergehen auf die von dem Kreise Gardelegen in dauernde Fseobeg übernommene Chaussee vom Dorfe Rätzlingen nach dem Bahnhofe gleichen Namens, durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Magdeburg Nr. 44 S. 386, ausgegeben am 30. Oktober 1897;

21) der Allerhöchste Erlaß vom 4. Oktober 1897, betreffend die Anwendung der dem Chausseegeldtarif vom 29. Februar 1840 an⸗ gehängten Bestimmungen wegen Chausseepolizeivergehen auf mehrere vom Kreise Aschersleben erbaute Chausseen, durch das Amts⸗ blatt der Königlichen Regierung zu Magdeburg Nr. 44 S. 386, ausgegeben am 30. Oktober 1897;

22) das am 4. Oktober 1897 Allerhöchst vollzogene Statut für die Genossenschaft zur Senkung des Priebsees zu Porst im Kreise Bublitz durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Köslin Nr. 43 S. 261, ausgegeben am 28. Oktober 1897;

23) der Allerhöchste Erlaß vom 12. Oktober 1897, betreffend die Verleihung des Rechts zur Chausseegelderhebung ꝛc. an den Kreis gij hausen für die bereits von ihm fertig gestellte Chaussee von

nnicken nach Neukuhren und für die im Bau begriffene Chaussee von Ludwigsfelde nach Fichtenkrug, durch das Amtsblatt der König⸗ lichen Regierung zu Königsberg Nr. 45 S. 414, ausgegeben am 11. November 1897;

24) das am 12. Oktober 1897 Allerhöchst vollzogene Statut für die Entwässerungsgenossenschaft zu Lugnian im Kreise Oppeln durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Oppeln Nr. 44 S. 337, ausgegeben am 29. Oktober 1897;

25) das am 1. November 1897 Allerhöchst vollzogene Statut für die Entwässerungsgenossenschaft 3 Haltern im Kreise Coesfeld durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Münster Nr. 46 S. 345, ausgegeben am 18. November 1897.

Bekanntmachung.

Den Markscheidern Ferdinand Pohlschmidt aus Hofftede bei Bochum und Julius Strauß aus Bochum ist von uns heute die Befugniß zur Verrichtung von Markscheiderarbeiten für den Um⸗

ng des preußischen Staats ertheilt worden.

Klausthal, den 29. November 1897.

Königliches Ober⸗Bergamt. Achenbach.

Aichtamtliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 2. Dezember.

Seine Majestät der Kaiser und König trafen gestern Abend aus Barby wieder im Neuen Palais ein und nahmen heute Vormittag die Vorträge des Kriegs⸗Ministers, General⸗Lieutenants von Goßler und des Chefs des Militär⸗ kabinets, Generals von Hahnke entgegen. I11“

Der Bundesrath versammelte sich heute zu einer Plenar⸗ sitzung.

Der Kolonialrath setzte gestern Nachmittag um 2 ½ Uhr die Verhandlungen über die Strafrechtspflege der Eingeborenen fort. Es wurde die Verfassung der einzusetzenden Gerichte besprochen und dabei insbesondere die Zuziehung von Beisitzern in Erwägung gezogen. Der Antrag des Ausschusses, die Zuziehung von Beisitzern bei todeswürdigen und schweren Verbrechen obligatorisch zu machen, fand allgemeine Zustimmung. Dabei wurde auf Anregung des Landes⸗Hauptmanns, Majors Leutwein, der für das südwestafrikanische Schutzgebiet die Wichtigkeit der Mitwirkung farbiger Beisitzer betonte, die Möglichkeit der Zu⸗ ziehung von eingeborenen Beisitzern neben den Weißen da, wo solches bisher üblich war, vorgesehen. Hierauf wurden die von dem Ausschuß vorgeschlagenen Bestimmungen über das prozessuale Verfahren im einzelnen durchberathen. Dem Gouverneur wurde ein Prüfungs⸗ und Bestätigungsrecht für alle schwereren Strafurtheile vorbehalten.

Bei der heutigen Fortsetzung der Berathung kam ins⸗ besondere zur Sprache, welche Verbrechen als todeswürdig zu betrachten seien. Von einer Seite wurde dabei unter Hinweis auf ähnliche in anderen Kolonien bestehende Bestimmungen geltend gemacht: bei jeder Handlung, die gegen die deutsche Herrschaft gerichtet sei, sowie bei jedem Angriff eines Ein⸗ geborenen gegen einen Weißen in der Absicht, ihn zu schä⸗ digen, müsse der Richter wenigstens die Möglichkeit haben, auf Todesstrafe zu erkennen. Nach längerer Debatte wurde beschlossen, daß neben den schweren Verbrechen, wie Mord und Todtschlag, einigen gemeingefährlichen Delikten, dem Landesverrath und dem Aufstande pegen die deutsche Herrschaft, auch wegen Unterstützung oder Vorbereitung eines solchen Angriffs und wegen Aufruhrs, auf Todesstrafe erkannt werden könne. Auch war der Kolonialrath dafür, daß bei ge⸗ wissen gegen weiße Frauen gerichteten Sittlichkeitsverbrechen Todesstrafe einzutreten habe. Schließlich äußerte der Kolonial⸗ rath seine Ansicht über den Höchstbetrag der Freiheitsstrafe dahin, daß deren Dauer 15 Jahre nicht übersteigen dürfe.

Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Bürgermeister der freien und Hansestadt Hamburg Dr. Versmann ist von Berlin abgereist.

„Der Regierungs⸗Rath Hoffmann zu Münster ist dem Königlichen Polizei⸗Präsidium zu Berlin zur weiteren dienst⸗ lichen Verwendung überwiesen worden. 8 Württemberg.

Die Kammer der Abgeordneten begann gestern die allgemeine Berathung des Gesetzentwurfs, betreffend die Re⸗ vision der Verfassung. Nach dem Referenten, Abg. Haußmann, ergriff der Minister⸗Präsident Dr. von Mitt⸗ nacht das Wort. Derselbe ließ in seinen Ausführungen keinen Zweifel darüber bestehen, daß die Verwerfung der Bestim⸗ mung, durch welche der Kammer der Standesherren ein erhöhter Einfluß bei der Budgetberathung eingeräumt werden soll, das gesammte Revisionswerk in Frage stellen wür

Deutsche Kolonien. 8.

Ueber den Bau der Baywegbahn von Swakopmund nach dem Innern des südwestafrikanischen Schutz⸗ gebietes berichtet das Kaiserliche Feldbahnbau⸗ Kommando unter dem 23. Oktober d. J. nach dem „Deutschen Kolonialblatt“, daß am 19. Oktober 450 m Gleis, am 20. 620 m, am 21. 650 m, am 22. 750 m und am 23. Oktober 400 m, an diesen fünf Tagen insgesammt 2870 m Gleis verlegt worden sind. Der Bahnhof in Swakopmund enthält sieben Weichen und 515 m. Nebengleis. Das Kommando besteht zur Zeit aus: 1 Offizier, 1 Rechnungs⸗ beamten, 5 Unteroffizieren, 1 Ober⸗Lazarethgehilfen, 2 Reitern der Schutztruppe, 51 weißen Arbeitern, 1 Vormann des Manasse, 1 Polizisten des Manasse, 127 farbigen Arbeitern mit 7 Pferden und 28 Mauleseln. 1“

Das Tracier⸗Kommando hat über seine Thätigkeit in der Zeit vom 28. September bis 21. Oktober d. J. unter letzterem Datum folgenden Bericht erstattet:

Es wurde vom 28. September bis 1. Oktober vom Tracier⸗ Kommando die Höhenlage des Bahnhofs Swakopmund über dem Meeresspiegel festgestellt und ein Längsnivellement des Bahnhofs aufgenommen, sowie ein Gleis nach der Wasserstelle im Swakop abgesteckt, welches jedoch nachträglich mit Rücksicht auf den Bebauungs⸗ plan der Kolonialgesellschaft eine Aenderung erfahren soll. Gleich⸗ zeitig wurde die Verproviantierung des Kommandos auf der Strecke von Swakopmund nach Windhoek vorbereitet. Die Expedition zur Aus⸗ führung der Tracierungsarbeiten wird bestehen aus 2 Offizieren, 2 Unter⸗ offizieren, 2 Reitern, 4 Weißen, 12 Schwarzen, 2 Ochsenwagen mit Geräth, Instrumenten und Proviant, einer Eselskarre zur Versorgung der Expedition mit Wasser und Brennholz währendider Ausführung der Arbeiten auf l Strecken und dem zugehörigen Treiber⸗ personal. An Vieh führte die Expedition mit 10 Pferde, 40 Ochsen, 8 Esel. Da namentlich Pferde und Esel auf der Strecke bis Modder⸗ fontein gar keine Nahrung finden, mußten umfangreichere Vorkeh⸗ rungen zur Verproviantierung der Stationen getroffen werden. Es ist gelungen, die Verproviantierung bis Heigamcob durchzuführen, bis Otsimbingue in dem nächsten Monat sicher zu stellen, soweit hiesige

Verhältnisse eine Sicherstellung zulassen. Am 2. Oktober wurde mit der Absteckung der Trace nach Nonidas begonnen. Gleichzeitig wurde am 4. Oktober ein von der Kolontialgesellschaft engagierter Brunnen⸗ bohrer mit drei Mann mit Ausrüstung zum Bohren unter Führung

eines Second⸗Lieutenants nach der im Kaufluß erkundeten Stelle zum

Bohren geschickt. Ich selbst begab mich am 10. Oktober ebenfalls dorthin. Die Arbeiten wurden derart gefördert, daß am 11. Oktober eine Bohrtiefe von 8 m erreicht war. .“

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Am 12. Oktober kehrte ich nach Swalopmund zurdchk, verlegte am 15. Oktober den des Tracier⸗Kommandos nach Nontbas. Von hier aus wude durch weitere Erkundigungsritte der Verlauf der Trace bis etwa Kilometer 151 Als günstig kann dabei bemerkt werden, daß die Trace bis Kilometer 24 dem Lauf des Swakop noch folgen kann, sodaß hier noch eine Wasserstelle angelegt werden kann und dadurch die wasserlose Strecke bis zum Kaufluß verkürzt wird. Am 16. Oktober ritt ich nach Heigamcob und dem Bohrloch. Das⸗ selbe hatte eine Tiefe von 15 m und auf 14,5 m Wasser. Das Wasser schmeckt schwach salzig, ist aber verwendbar. Auch wird es immer besser. Es wurde nun sofort sämmtliches Geräth zum Aufstellen des Brunnens aus Swakopmund bestellt. Heute hatte das Bohrloch eine Tiefe von 15,60 m und einen Wasserstand in Höhe von 1420 m, also 1,40 m. Die Bohrung wird noch fortgesetzt. Am 19. Oktober wurde ein Erkundungsritt auf Modderfontein zu gemacht bis zu der etwa 40 km von igamcob entfernten sogenannten Pforte, durch welche die Trace allem Anschein nach gehen muß. Die Möglichkeit den auf dieser Strecke vom Kaufluß bis „Pforte“ wurde fest⸗ ellt.

Heute wurde ein Erkundungsritt den Kau aufwärts gemacht, um einen Abstieg vom westlichen Ufer zu 8 . dem Pmncht nach dem östlichen Ufer näher liegt. Schon in den Tagen vom 9. bis 11. Oktober war festgestellt worden, daß nördlich des Bohrloches, welches unmittelbar an dem Aufstieg auf das östliche Ufer liegt, keine Mulde bis auf die Höhe des Plateaus führt. Die Erkundung der Seitenreviere südlich des Behrlochs ergab, daß ein solches 2 km südlich des Bohrlochs zwar mit mit geringem Gefälle bis auf das Plateau heraufführt, aber dort in einem derart welligen, felsigen und zerrissenen Gelände endet, daß erst eine neue genauere Rekognoszierung ergeben muß, ob sich die Trace hier durchführen läßt. Die Erkundung des westlichen Ufers des Kauflusses soll in den nächsten Tagen fortgesetzt werden. Der Brunnen wird, sobald das Material ankommt, aufgestellt werden. Darauf wird ein Bohr⸗ versuch an der Stelle gemacht werden, wo die Trace den Swakop verläßt. Es kann mit Sicherheit angenommen werden, daß sich dort Wasser findet.

Die Tracierung sell demnächst fortgesetzt werden, da inzwischen das Eintreffen von Arbeitern erwartet werden kann. Das bis⸗ herige Resultat ist Folgendes: Tracierung bis Kilometer 12 durch⸗ geführt; Trace bis Kilometer 30 steht fest; Wasserstelle im Kaufluß gefunden. Der Uebergang über den Kaufluß ist möglich. Die genaue Stelle des Abstieges vom westlichen Ufer muß noch gefunden werden. Ist dies geschehen, dann steht die Trace bis zur Pforte, etwa 20 bis 30 km westlich von Modderfonteine, im allgemeinen fest. 3 Wie nachträglich mitgetheilt wird, ist die Strecke S wako pmund Nonidas bereils eröffnet worden.

Im Schutzgebiet Kamerun hatten in letzter Zeit der WI von Johann⸗Albrechts⸗Höhe und der Faktorei⸗ vorsteher der Jantzen u. Thormählen’'schen Faktorei zu Mundame dringende Klage geführt über Uebergriffe des alten Fetisch⸗ häuptlings Makia von Mokonje, dessen Leute kürzlich sogar einen thätlichen Angriff auf die Person des Faktoristen Conrau⸗ Mundame ausgeübt haben sollten. Da die Sicherheit der Station bedroht erschien, wurde der Kanzler, Regierungs⸗Rath Dr. Seitz mit einer Abtheilung von 30 Mann der Schutztruppe in die beunruhigten Gegenden zur Aufklärung des Sachverhalts gesandt. Nach dem „Deutschen Kolonialblatt“ nahm derselbe Makia gefangen, setzte ihn ab und seinen ältesten Sohn Ngo als Häupt⸗ ling ein und bestrafte das Dorf Mokonje mit einer Buße von

30 Ochsen und 12 Elephantenzähnen. „Ich glaube mit Sicher⸗

heit annehmen zu können“, schließt der Bericht des Kanzlers Dr. Seitz, daß nach Wegführung Makia's sich die Verhält⸗ nisse um die Station Johann⸗Albrechts⸗Höhe vollständig be⸗ ruhigen werden. Makia wird als aus dem Mongogebiet verbannt in Campo interniert werden“. 1 „Einem Bericht des Stationsleiters Dr. Kersting übe seine Reise von Lome nach Sugu im Schutzgebiet Togo entnimmt das „Deutsche Kolonialblatt“ folgende Mittheilungen: Die Stalionen an den großen Verkehrszentren in Togs entfalten eine interessantere und größere Thätigkeit, als ich es sonst wohl in anderen Kolonien gesehen habe. Die Pflege der Beziehungen zu den Eingeborenen, die Förderung des Einflusses der Station, die sehr zahlreichen Rechtspalaver, die wirthschaftlichen Fraoen des Handels und Verkehrs, die politischen, zuweilen kriegerischen Verwickelungen, die Inspektionstouren, wissenschaftliche Arbeiten, dazu die Gründung, Instandhaltung, Verwaltung und Rechnungsführung der Station und der Posten sind von einem einzelnen Europäer auf die Dauer kaum zu leisten, ohne daß seine Gesundheit und das Interesse der Kolonie Schaden nimmt. Wir haben auf der ganzen Reise fast täglich hestigen Regen gehabt. Seit dem 15. August regnet es in Kirikri oft 24 Stunden ununterbrochen. Die stark ange⸗ schwollenen Bäche sind jetzt ein Verkehrshinderniß. Der Nyalo, süd⸗ lich von Kirikri, ist reißend, über mannstief, oft 100 m breit und mit Lasten nicht zu passieren. Die Wege sind sonst auf der ganzen von uns bereisten Strecke sehr gut. Das Terrain zeigt nur iin Agome⸗ Gebirge, dann zwischen Taschi und Fasugu und bei Sudu größere Unebenheiten, die aber, solange nur Menschen und Lastthiere als Transportmittel in Betracht kommen nicht stören. Der Ott ist der einzige Fluß, der vermittels Kanoes zu passieren ist. Die Trinkwasserverhält⸗ nisse unterwegs sind am schlechtesten zwischen Lome und Misahöhe. Die Häufigkeit des Guineawurms in jenen Gegenden hängt um kleinsten Theil damit zusammen. Der Verkehr ist von Lome bis Kete sehr lebhaft, von hier bis Taschi auch noch bedeutend. Der Weg von Taschi über Paratan, Sudu, Sugu ist viel geringer besucht. Die Hauptverkehrsader des Ostens aus dem weiteren Innern geht über Wangara, Bolibina, Boti, Kirikri, Paratau, Blitta und Pessi, und von Kirikri ebenso über Tschambaa, Blitta, Pessi. Die Bevölkerung war überall entgegenkommend. Ein tieferes Verständniß für die end⸗ lichen Absichten der Weißen ist nur vpereinzelt zu finden. Trotzdem nimmt man mit einem ewissen Interesse Partei. Der Weiße ist zur Zeit im allgemeinen gern gesehen; er ist noch der Gebende. Die Ernährung einer Karawane macht auf unserer Route in Togo, anders als sonst gewöhnlich in Afrika, nicht die geringsten Schwierigkeiten. Deutsches Silber ist in allen größeren Plätzen gangbar. Es wird zu Schmucksachen verarbeitet. Stoffe werden vorgezogen. Auch Taback ist geschätzt. Landschaftlich bietet Togo im Ganzen sehr wenig. Berg und Ebene, alles überzieht dieselbe Buschsavanne. Seltene Ausnahmen bieten kleine Wald⸗ partien an Bächen und Thälern, Sümpfe und Steppen fehlen fast ganz. Mehr oder weni mit Humus gemischter Laterit deckt den größten Theil dieses Gebietes, die Gebirge sind im allgemeinen zusammengesetzt aus Quarzit, Quarz und Glimmers 26 nördlich von Paratau auch 1v Gneiß und sehr viel Raseneisenstein. An Wild habe ich außer einigen Affen, einer großen Antilope nur Frankolinen, Perlhühner und andere Vögel gesehen. An Nutzpflanzungen im Busch fällt die große Menge von Schea⸗(Schi⸗)butterbäumen nördlich von Kete auf. Die möglicher⸗ weise hier in den ausgedehnten, buschbestandenen Grasflächen auch vor⸗ kommenden, kürzlich im „Tropenpflanzer“ beschriebenen Kautschuk⸗ pflanzen werde ich aufzusuchen bemüht sein. Kautschuklianen sollen im Sokodé häafig sein. 1 .

Oesterreich⸗Ungarn.

Nach der gestern Vormittag erfolgten Vereidigung des

räsidenten Freiherrn von

neuen Kabinets empfing der srrce das Ministerium in

corpore und sodann den Minister⸗ Ga⸗ in besonderer Audienz.

Vorher hatte der Kaiser

den Minister des Auswärtigen Grafen Goluchowski

empfangen.

Der deutsche Botschafter Graf zu Eulenburg stattete gestern dem ungarischen Minister⸗Präsidenten Baron Banffy einen Besuch ab.

Die ungarische Delegation wählte in ihrer gestrigen Plenarsitzung einen Ausschuß von sieben Mitgliedern für den Austausch der Beschlüsse und trat alsdann in die Be⸗ rathung des Voranschlages für das Budgetdes Ministeriums des Auswärtigen ein. Der Berichterstatter, Delegirter Dr. Falk, gab hierbei der Hoffnung Ausdruck, daß die gegenwärtige Einmüthigkeit der Mächte gegenüber der Türkei eine stabile Regel bleiben möge, und führte des weiteren aus, daß die günstige Aenderung der Lage im Orient eine Folge des herzlichen Einvernehmens Oesterreich⸗ Ungarns mit Rußland sei. Der Versuch, welcher hierzu schon vor zwei Jahrzehnten von russischer Seite durch die Mission Sumar's gemacht worden, sei gescheitert, weil die vor⸗ geschlagene Grundlage im Widerspruch mit dem Orient⸗ programm Oesterreich⸗Ungarns gestanden habe. Erst dem Grafen Goluchowski sei das Glück eines positiven Er⸗ folges auf Grund eines Programms zu theil geworden, welches mit dem Programm der ungarischen Delegation über⸗ einstimme. Die ungarische Delegation trage eine Ehrenschuld ab, wenn sie für das glücklich erreichte Ergebniß dem ebenso

eschickten wie energischen Leiter der auswärtigen Angelegen⸗

heiten ihre wärmste Anerkennung ausdrücke, zugleich aber auch ein tiefempfundenes Wort dankbarer Anerkennung dem heimgegangenen Staatsmanne Grafen Andrassy widme. Der Redner beantragte hierauf die unveränderte Annahme des Budgets des Ministeriums des Auswärtigen. Der Delegirte Graf Apponyi schloß sich sowohl der Vertrauenskund⸗ gebung für den Grafen Goluchowski als auch der An⸗ erkennung für den Grafen Andrassy an. Er begrüße mit Vergnügen die Erklärung des Ministers, daß der Dreibund feststehe, und heiße die Annäherung an Rußland mit Freude willkommen. Der Delegirte Stephan Tisza erklärte, die ungarische Nation billige durchaus die Annäherung an Rußland. Redner bezeichnete die auswärtige Politik der Monarchie als eine ziel⸗ und selbstbewußte, was auch angesichts der komplizierten Verhältnisse im Innern nothwendig sei. Der Delegirte Joseph Gall hob die Bedeutung des Besuches des Königs und der Königin von Rumänien in Budapest, als eines Vor⸗ zeichens der rumänisch⸗ ungarischen Verbrüderung, her⸗ vor. Sodann wurden das Budget des Ministeriums des Aeußern und die vom Ausschuß beantragte Kundgebung des Vertrauens zu der Politik des Ministers einstimmig angenommen, ebenso der Kredit für die occupierten Provinzen nach dem Referat des Delegirten Münnich. .

In Prag kam es gestern Vormittag zu weiteren Aus⸗ schreitiungen. Gegen die als Eigenthum von Deutschen ge⸗ kennzeichneten Häuser wurden Steine geschleudert. Mittags gingen drei Bataillone Infanterie und eine Eskadron Dragoner

egen den Wenzelsplatz und die Vorstadt Weinberge vor. Pas neue deutsche Theater wurde von Kavallerie besetzt. Die Menge auf dem Wenzelsplatz wurde von Kavallerie mit gezogenem Säbel auseinandergesprengt und die in die Wassergasse flüchtende Menge von einem Zug Infanterie mit gefälltem Bajonett zerstreut. Aus der Vorstadt Weinberge wurden um 2 ½ Uhr Nachmittags Excesse gemeldet. Zum 1az. der bedrohten Universitäts⸗Anstalten wurden Wach⸗ mannschaften aufgeboten; in die vormalige Judenstadt wurde Militär zur Unterstützung abgesandt. Am Nachmittag nahmen die Ausschreitungen eine noch größere Ausdehnung an. In einigen Gassen der früheren Judenstadt wurden in Häusern, die neben czechischen auch deutsche Firmenschilder trugen und in denen Juden wohnen, die Fenster eingeschlagen. Auch der jüdische Tempel wurde mit Steinen beworfen, welche die Fenster zertrümmerten. Nach Werschowitz, wohin ein größerer Trupp von Demonstranten zog, wurde Militär geschickt. Um 6 Uhr Abends mußte in Prag das Militär 8 Die Menge drang in die deutschen medizinischen Institute ein, zertrümmerte sämmt⸗ liche Apparate und schleuderte gegen das Militär, das um Schutze der Gebäude heranrückte, Steine und Glas⸗ cherben. Der Kommandant wollte den Befehl zum Feuern eben, ließ sich aber durch die Bitten des Polizeibeamten ewegen, noch eine Frist zu gewähren. Nach 9 Uhr Abends kam es in dem Vororte Zizkow zu einem Zusammen⸗ stoß zwischen der Volksmenge, welche die dortige Patronenfabrik angreifen wollte, und dem Militär; das Militär gab Feuer. Zwei Personen wurden getödtet. In Smichow wurde Abends die deutsche Volksschule geplündert; auf die einschreitende Wache wurde Feuer gegeben, worauf ein Wachmann ein Individuum durch einen Revolverschuß am Arme verletzte und dasselbe verhaftete. Auch das deutsche Gymna⸗ sium auf dem Altstädter Ring wurde Abends geplündert; die Excedenten wurden von dem Militär unter Anwendung von Gewalt vertrieben. Gegen 11 Uhr Nachts trat in der Stadt Ruhe ein; ein großer Theil der Truppen wurde zurückgezogen, nur an den bedrohten Punkten wurde eine Nachtwache organisiert. Der „Neuen Freien Presse“ zufolge wurden bei den gestrigen Zusammenstößen 3 Personen getödtet und 38 schwer

. 1 Pilsen versammelte sich gestern eine etwa 3000 Personen zählende Menge vor dem Rathhause, sang nationale Lieder und zog dann nach der deutschen Turnhalle, wo die Fenster ein⸗ geschlagen wurden. Nachdem die Menge mit blanker Waffe auseinandergetri ben worden war, wobei eine Person verwundet wurde, zog sie nach dem Rathhause zurück und schlug, da sie die Freilassung der Verhafteten nicht erreichen konnte, die Fenster des Rathhauses und anderer Gebäude ein.

Der Präsident des ungarischen -8 schwer erkrankt.

Großbritannien und Irland.

DSDSDas ‚Reuter'sche Bureau“ berichtet aus London, die

Meldung der „Times“, daß Großbritannien mit China wegen des Erwerbs eines Landstriches in Unterhandlung stehe, entbehre jeder Begründung.

Frankreich.

Der Justiz- Minister Darlan hat infolge der vorgestrigen

8 im Senat den Minister⸗Präsidenten Méline ersucht, dem Präsidenten der Republik seine Demission zu über⸗ reichen, und seinen Entschluß auch in dem gestern abgehaltenen Ministerrath aufrecht erhalten, obgleich er dringend um die Fasachahen⸗ desselben ersucht wurde. Die Demission wurde chließlich angenommen. Das Portefeuille der Justiz hat provisorisch der Minister⸗Präsident Méline übernommen.

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In der gestrigen Sitzung der Deputirtenkammer theilte der Schatz⸗Minister Luzzatti sein Finanzexposé mit, über dessen Inhalt „W. T. B.“, wie folgt, berichtet:

Zunächst hob der Minister die außerordentlich günstigen Ergeb⸗ nisse des Betriebsjahres 1896/97 hervor, welches, trotz beträchtlicher un⸗ vorhergesehener Ansgaben und des durch die gute Ernte herdor⸗ gerufenen Ausfalls in den Zolleinnahmen, mit einem Ein⸗ nahmeüberschufse von 34 Millionen Lire abgeschlossen habe, von denen über 27 Millionen zu Eisenbahnbauten, je 3 Mil⸗ lionen zur Schuldentilgung und zu Flottenbauten und 700 000 Lire zu Prämien für die Handelsmarine verwandt worden seien. Das laufende Betriebsjahr (1897/98), fuhr der Minister fort, verspreche sogar einen Ueberschuß von 40 ¼ Millionen, sodaß nach Verwendung von 20 Millionen für Bahnbauten und von 4 Millionen zur Schuldentilgung noch ein Ueberschuß von 16 Millionen verbleiben werde, und dies trotz Erhöhung der Heeresausgaben um 14 Millionen und der Verwendung von 4 Milliionen für Schiffsbauten. Der verfügbare Ueberschuß soll nach dem Plane des Ministers zur Anlage eines Fonds dienen, der zur allmählichen Einziehung der Staats⸗Kreditbillets verwandt werden soll; auf diese Weise werde am wirksamsten und ohne künstliche Mittel die Goldprämie zum Verschwinden gebracht werden. Für das Jahr 1898/99 sagte der Minister einen Einnahme⸗ Ueberschuß von 44 Millionen Lire voraus; davon sollen 18 Millionen wiederum zum Eisenbahnbau und 4 ½ Mil⸗ lionen zur Schuldentilgung dienen, während der Rest von 21 Millionen dem erwähnten Fonds zugeführt werden soll, sodaß im laufenden und in dem folgenden Rechnungsjahre über 30 Millionen Lire Staats⸗Kreditbillets zur Einlösung kommen würden. Zur Kenn⸗ zeichnung der Budgetlage im sagte der Minister, daß dieselbe nicht nur ermögliche, ohne Anleihe auszukommen, sondern oben⸗ drein die im Umlauf befindliche schwebende Schuld zu verringern. Zur weiteren Befestigung dieser Lage seien nunmehr eine Verminderung der Pensionslast, die Neuorganisation der Schatzschuld und die endgültige Regelung der Ausgaben für Afrika erforderlich. Der erste Zweck werde durch Errichtung einer Versorgungskasse für die neu anzu⸗ stellenden Beamten erreicht werden. Zur Neuordnung der Schatzschuld schlug der Minister vor, daß 100 Millionen Lire der Schatzbons durch besondere, auf Namen lautende, unveräußerliche, niedrig ver⸗ zinsliche Zertifikate mit einer Verfallzeit von 3 zu 3 Jahren ersetzt werden sollen, nach dem Vorbilde der im Besitze der Bank von England befind⸗ lichen, auf den Staatsschatz lautenden Annuitäten. 52 Millionen Lire solcher Zertifikate, setzte der Minister hinzu, seien bereits von den Emissionsbanken zum Zwecke der Deckung der umlaufenden Noten übernommen worden. Außerdem schlug der Minister vor, 50 Millionen Lire Schatzbons allmählich mittels der Budget⸗ überschüsse einzuziehen, sodaß das Defizit des Schatzes also um zusammen 150 Millionen Lire würde verringert, bezw. die Volkswirthschaft Italiens von dem gleichen Betrage an Slaatswechseln entlastet werden. Einen weiteren Vortheil soll die Herabsetzung des Zinsfußes der Postsparkassen nach Analogie des von den freien Sparkassen gewährten bringen. Sodann kündigte der Minister an, daß die Regierung die Ausgaben für die Kolonie Erythräa von gegenwärtig 9 Millionen auf 5 Millionen verringern werde und daß auch dieser Betrag künftig noch herab⸗ gesetzt werden solle. Durch die Einsetzung eines Zivil⸗Gouverneurs in Massowah seien die öffentlichen Mittel der Verfügung der militärischen Behörden entzogen und die Wiederbolung einer Kriegssührung durch den Gouverneur ohne Wissen des Parlaments unmöglich gemacht. Die Politik der Regierung in Afrika sei die vollkommenste Sammlung und das stufenweise Herabsteigen von dem Hochland zur Küste von Massowah. Nach einem Rückblick auf die befriedigende Wirkung der zur Regelung des Notenumlaufs getroffenen Maßnahmen und des Ge⸗ setzes über die Umwandlung der Schulden von Provinzen und Gemeinden kündigte der Minister die Einbringung eines Gesetzentwurfs, betreffend den Schutz des Eigenthums der Auswanderer, und eines Entwurfs, be⸗ treffend die Reform der Einkommensteuer⸗Veranlazung, an, durch welchen die Befugnisse der Steueragenten eine feste Begrenzung erfahren sollen. Schließlich werden wesentliche Steuererleichterungen für den Kleinbesitz an beweglichem und unbeweglichem Vermögen ange⸗ zum Ausgleich des dadurch entstehenden Ausfalls sollen Er⸗ sparnisse und planmäßige Reformen in den verschiedenen Ver⸗ waltungszweigen eintreten. Durch diese und eine Reibe kleinerer Finanzmaßnahmen soll ein 43 Millionen betragender besonderer Fonds zur Durchführung dieser Erleichterungen geschaffen werden. Nachdem im Budget das Gleichgewicht erreicht sei, so schloß der Schatz⸗Minister seine Ausführungen, müsse die Herstellung des Gleich⸗ gewichts im Volkswohlstande eingeleitet und damit bei den Niedrigen und Geringen begonnen werden.

Der Minister des Auswärtigen Visconti Venosta legte gestern der Kammer ein Grünbuch über die Angelegenheiten im Orient vor.

Amerika.

Herrera und die übrigen Verbannten sind gestern Abend

von Montevideo nach Buenos Aires abgereist.

Asien. 8

Nach einer Meldung der „Times“ aus Hongkong vom Ptricen Tage wird in Tongking eine französische

ission, bestehend aus drei Offizieren und zwei Regierungs⸗ Ingenieuren, eine Forschungsreise nach Nunnan antreten. Als Hauptzweck werden die Vorarbeiten zum Bau einer Straße nach Nunnanfu bezeichnet. Die Expedition dürfte zwei Jahre unterwegs sein.

Deutscher Reichstag 2. Sitzung vom 1. Dezember 1897, 1 Uhr.

Tagesordnung: Wahl des Präsidenten und der Schriftführer.

Das Ergebniß der Wahlen des Präsidenten und des Ersten Vize⸗Präsidenten wurde in der gestrigen Nummer d. Bl. bereits mitgetheilt. 1

Bei der Wahl des Zweiten Vize⸗Präsidenten fallen von 245 abgegebenen Stimmen 166 auf den Abg. Dr. Spahn (Jentr); zr Stimmzettel sind unbeschrieben und 5 zer⸗

littern sich. 8 Abg. 8 Spahn nimmt die Wahl mit Dank an.

Zu Schriftführern werden auf Vorschlof des Abg. Dr. Lieber (Zentr.) die Abgg. Bassermann 8 —:), Braun (Zentr.), Cegielski (Pole), Dr. Hermes fr. Volksp.), Krebs (Zentr.), Dr. Kropatscheck (d. kons.), Merbach (Rp.), von Normann (d. kons.) durch Zuruf wiedergewählt.

Der Präsident Freiherr von Buol beruft zu Quästoren die Abgg. Dr. Rintelen (Zentr.) und Placke (nl.).

Der Reichstag ist damit konstituiert, und der Präsident wird geschäftsordnungsmäßig Allerhöchsten Orts hiervon An⸗ zeige machen.

Das Andenken der seit Schluß der letzten Session ver⸗ storbenen Abgg. Lehner (Zentr.), Graf v. Holstein (d. kons.), Grillenberger (Soz.), Dr. von Marquardsen (nl.) wird in der üblichen Weise geehrt.

Die Fachkommissionen werden wie bisher gebildet werden.

Ein von dem Abg. Köhler C eingebrachter Antrag auf Einstellung zweier Strafverfahren gegen den

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Abg. Hirschel b3 wird auf Wunsch des Abg.

Werner (Reform⸗P.) sofort berathen und genehmigt. Schluß 4 Uhr. Nächste Sitzung Freitag 1 Uhr. Tagesordnung: Abkommen bezüglich des internationalen rivatrechts; Gesetzentwurf, betreffend die freiwillige Ge⸗ richtsbarkeit; Gesetzentwurf, betreffend die im Wieder aufnahmeverfahren freigesprochenen Personen.)

Parlamentarische Nachrichten.

Der dem Reichstage vorgelegte Entwurf einer Militär⸗Strafgerichtsordnung wird in der Ersten, Zweiten und Dritten Beilage zur heutigen Nummer des „R.⸗ u. St.⸗Anz.“ veröffentlicht.

Der Abg. Dr. Rintelen hat im Reichstage den bereits in der letzten Session eingebrachten Entwurf eines Gesetzes, betreffend Aenderungen und Ergänzungen des Gerichtsverfassungs⸗ gele. und der Strafprozeßordnung, von neuem ein gebracht.

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Nr. 48 der „Veröffentlichungen des Kaiserlichen Ge⸗ sundheitsamts“ vom 1. Dezember hat folgenden Inhalt: Gesund⸗ heitsstand und Gang der Volkskrankheiten. Zeitweilige Maß⸗ regeln gegen Pest und Cholera. Gesundheitswesen in Berlin und Charlottenburg, 1892/94. Sterblichkeit in Italien, 1895/96. Gesetzgebung. (Deutsches Reich Oesterreich⸗Ungarn.) Cholera. (Deutsches Reich) Freiheitsstrafen. (Sachsen⸗Altenburg.) Kranken⸗ häuser. (Anhalt) Ansteckende Krankheiten. (Oesterreich.) Eß⸗ und Trinkgeschirre. Sodawasser. Bierausschank. Einklebe⸗ bilder. Japanischer Sternanis. Hilfsaktionstransporte. (Ober⸗ österreich.) Typhus. (Schweiz.) Todtenscheine. (Kanton Appenzell A.⸗Rh.) Hebammenwesen. (Kanton Unterwalden ob dem Wald.) Desgl. (Großbritannien.) Lungenseuche. Gang der Thierseuchen. Tollwuth im Deutschen Reiche, 1896. Thierseuchen in Italien, 3. Vierteljahr. Desgl. in Bulgarien. von gesetz⸗ gebenden Körperschaften. (Britisch⸗Ostindien.) Geschlechtskrankheiten. Vermischtes. (Preußen. Danzig.) Todesursachen, 1896. (Bavern. Nürn⸗ berg.) Chemisch⸗techaische Abtheilung des bayerischen Gewerbe⸗Museums, 1895/96. (Sachsen. Leipzig.) Verwaltungsbericht, 1895. (Württemberg. Stuttgart.) Chemisches Laboratorium, 1896. (Großbritannien. Birmingham). Gesundheitszustand, 1896. (Belgien. Antwerpen.) Desgl. (Brasilien.) Geburts⸗ und Sterbe⸗ fälle, 1895. Infektionskrankheiten in Hamburg und Moskau, 1896. Wochentabelle über die Sterbefälle in deutschen Orten mit 40 000 und mehr Einwohnern. Desgl. in größeren Städten des Aus⸗ landes. Erkrankungen in Krankenbäusern deutscher Großstädte. Desgl. in deutschen Stadt⸗ und Landbezirken. Witterung. Grund⸗ wasserstand und Bodenwärme in Berlin und München, Oktober.

Nr. 39 des „Eisenbabn⸗Verordnungsblatts“, heraus⸗ n im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, vom 27. November, at folgenden Inhalt: Erlasse des Ministers der öffentlichen Arbeiten: vom 9. November 1897, betr. Ueberführung von Lokomotivheizern in Maschinenwärterstell n; vom 9. November 1897, betr. Aenderung der Staatsbahn⸗Wagen⸗Vorschriften; vom 10. November 1897, betr. Ver⸗ leihung der Dienstauszeichnungsschnüre an Wagenwärter; vom 16. No⸗ vember 1897, betr. Neuwahlen für die Bezirks⸗Essenbahnräthe und den Landes⸗Eisenbahnrath; vom 18. Rovember 1897, betr. Gewährung von ga⸗ und Abgangsgebühren beim Uebergang zwischen Berliner Bahnhöfen und Berechnung der Reisekosten bei Reisen von und nach Berlin auf der Stettiner⸗ und Nordbahn. Nachrichten.

Arbeiterbewegung.

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In Urberach bei Offenbach a. M. befinden sich, einer Mit⸗ theilung des „Vorwärts“ zujolge, 70 Arbeiterinnen der Haar⸗ schneiderei von Bloch und Hirsch wegen Lohnstreits im Ausstand.

Aus London berichtet die „A. K.“: Der „Verschmolzene Gewerkverein der Eisenbahn⸗Angestellten“ hat am Montag seine 92 000 Mitglieder zum Ausstand aufgefordert. Jedes Mitglied hat das ihm zugesandte Schriftstück zu unterzeichnen. Falls die Eisenbahn⸗ zesellschaften nicht auf das sogenannte nationale Programm des Gewerk⸗ vereins eingehen, soll am 11. Dezember der Ausstand beginnen. Die meisten Eisenbahngefellschaften sind schon seit einigen Monaten bemüht gewesen, sich Angestellte aller Art zu sichern. Beachtenswerth ist, daß die Mehrzahl der Lokomotioführer nicht zum „verschmolzenen“ Gewerk⸗ verein gehört. Sie besitzen ihren eigenen Verein, werden deshalb nicht in den Kampf hineingezogen.

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Verkehrs⸗Anstalten.

Laut Telegramm aus Köln (Rhein) hat die dritte englische Post über Ostende vom 30. November in Köln den Anschluß an Zug 3 nach Berlin über Hannover nicht er⸗ reicht. Laut Telegramm aus Goch ist die erste Post aus London über Vlissingen vom 1. Dezember ausgeblieben; Grund: Verkehrsstörung zwischen London und Queensborough infolge Dammbruchs bei Queensborough. Die Post ist übe Dover⸗Vlissingen geleitet worden.

Bremen, 1. Dezember. (W. T. B.) Norddeutscher Llovd. Dampfer „Stuttgart“, v. New⸗York kommend, 30. Nov. in Bremerhaven angek. „Bremen“, v. Bremen kommend, 30. Nov. in Albany (Australien) angek. „Ellen Rickmers“, v. Bremen kommend, 30. Nov. in Baltimore angek. „Spree⸗ 30. Nov. Vm. v. New⸗York n. Bremen abgegangen. „Elisabeth Rickmers“, v. Galveston kommend, 1. Dez. Megs. a. d. Weser angekommen. 1

2. Dezember. (W. T. B.) Dampfer „Königin Luise“, n. Australien best., 1. Dez. Vm. Neapel angekommen.

London, 1. Dezember. (W. T. B.) Castle⸗Linie. Dampfer „Tantallon Castle“ ist am Montag auf der Ausreise in Kap⸗ stadt eesem. D. „Dunottar Castle“ hat heute auf der Ausreise Madeira passiert.

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Theater und Mufik.

1 Konzerte. Das treffliche Böhmische Streichquartett der Herren

Karl Hoffmann, Sel Suk, Oskar Nedbal und Professor

Hans Wihan, das so schnell bei den Berliner Musikfreunden be⸗ liebt geworden ist, gab am Dienstag im Saale der Sing⸗Aka⸗ demie seine erste dieswinterliche Abonnements⸗Soirée. Zur Aus ührung gelangte an erster Stelle Dvokaͤk's schon bekanntes Streichquartett in Es-dur (op. 51) und zwar in mustergültiger Weise; besonders war die Ein⸗ heitlichkeit und Schönheit der Klangwirkung bei den lebhaften ebenso wie bei den zarten Stellen geradezu überraschend. Bei einem neuen Klavier⸗ quintett von F. Gernsheim, das stilgerecht gearbeitet ist und einem abwechselungreichen Stimmungs⸗ und Empfindungsgehalt treffen⸗ den musikalischen Ausdruck verleiht, hatte der Komponist den Klavier⸗ theil übernommen, der, wie das ganze Werk, formvollendet wiedergegeben wurde. Der Zuhörerschaft schien der sinnige dritte Satz, ein Allegretto scherzando, der wiederholt werden