Mecklenburg⸗Schwerin.
Der Geburtstag Seiner Hoheit des Herzogs Johann Albrecht, Regenten des Greßherzogthums, 5 wie die Meckl. Nachr.“ melden, vorgestern im ganzen Lande durch
Kusschmückung der mit Jleggen. Reveille, Schul⸗ und
Vereinsfeiern, Festessen ꝛc. festlich begangen worden. “
Oesterreich⸗Ungarn.
Der Kaiser hat, wie „W. T. B.“ aus Prag berichtet, 1500 Gulden für die bei den jüngsten Straßenunruhen da⸗ selbst verwundeten Unteroffiziere und Mannschaften gespendet.
Die österreichische Delegation hrß gestern das Marine⸗Budget angenommen, nachdem der Vize⸗Admiral Baron Spaun erklärt hatte, die Verhältnisse der Marine, insbesondere bezüglich der Panzerschiffe und Maschinen, lägen ziemlich ungünstig, und die österreichisch⸗ungarische Kriegs⸗ marine bedürfe einer bedeutenden Verstärkung. Die Delegation nahm ferner die Schlußrechnung für 1 an und hat damit ihre meritorischen Arbeiten beendet.
Seitens der Linken ist gestern ein Communiqué ausgegeben worden, worin es heißt, daß die seit dem Amts⸗ antritte des Minister⸗Präsidenten Freiherrn von Gautsch zwischen diesem und den Parteien der Linken geführten Unterhandlungen vorläufig zu keinem Ergebnisse geführt hätten. Der Minister⸗ habe dem Abg. Funke mitgetheilt, daß er die Ver⸗
andlungen derzeit als abgeschlossen betrachte. Die Ob⸗ männer⸗Konferenz der deutschen Linken, die nochmals im Abgeordnetenhause versammelt gewesen sei, habe die be⸗ sondere Wichtigkeit anerkannt, welche der Wiederaufnahme ordnungsgemäßer Verhandlungen des Parlaments im Hinblick auf die politische und wirthschaftliche Stellung Oesterreichs beizumessen sei, und bedauere daher, daß das vorgelegte Ver⸗ handlungs⸗Substrat die Erreichung des angestrebten Zweckes nicht herbeigeführt habe. Nichtsdestoweniger seien die Obmänner bereit, die Verhandlungen im geeigneten Moment fortzusetzen und an der Beseitigung der Differenzen in Böhmen und Mähren, sowie an der Herstellung geordneter nationaler Ver⸗ hältnisse zwischen den beiden Volksstämmen dieser Länder mit⸗ zuwirken. 8 8
Das ungarische Unterhaus setzte gestern die Debatte über die Art der Behandlung der Vorlage, betreffend das Ausgleichs⸗Provisorium, fort. Der Abg. Sima tadelte
die Nationalpartei, daß sie in diesem Kampf die äußerste
Linke nicht unterstütze. Der Abg. Polonyi richtete an die die Regierung eine Anfrage über den Stand der Quotenfrage.
Die Nationalpartei hat in einer gestern Abend ab⸗ gehaltenen Konferenz einstimmig beschlossen, die Vorlage über das Ausgleichs⸗Provisorium anzunehmen, nachdem der Abg. Graf Apponyi und der Präsident der Partei Horanszky erklärt hatten, die sachlichen und höheren politischen Gründe hätten in diesem Falle für die Partei mehr Gewicht als ihr Mißtrauen gegen die Regierung.
Großbritannien und Irland.
Der Staatssekretär des Kriegsamts Marquis of Lans⸗ downe hielt gestern in Edinburg eine Rede über die Reorganisation der britischen Armee, in welcher er, dem „W. T. B.“ zufolge, ausführte, daß die Anforderungen, welche an die britische Armee, die von den Heeren des Fest⸗ landes völlig verschieden sei, gestellt werden müßten, folgende seien: 1) Drei Armee⸗Korps müßten als Inland⸗Garnison vorhanden sein, um einen etwaigen Einfall zurückzuschlagen; es müsse 2) die Möglichkeit gegeben sein, zwei Armee⸗ Korps für Angriffszwecke außerhalb der britischen Inseln zu mobilisieren, 3) die Möglichkeit, nach Bedarf kleinere Armee⸗ Abtheilungen zu entsenden, ohne das Heer zu mobilisieren, und 4) die Möglichkeit, den Garnisonen in Indien und den Kolonien pünktlich die erforderlichen Ergänzungsmannschaften zuzuführen. Der Staatssekretär sprach sodann die Hoffnung aus, daß jedes inländische Bataillon so weit werde vermehrt werden können, daß eine größere Anzahl ausgebildeter Soldaten als bisher erreicht werde. Ferner schlug derselbe vor, mit einer bestimmten Anzahl Reservisten einen besonderen Vertrag abzuschließen, welcher diesen ermögliche, während des ersten Jahres ihrer
ugehörigkeit zur Reserve im Falle solcher aktiven
perationen wieder unter die Fahne zu treten, die nicht die Einberufung der gesammten Reserve nöthig machten. Der Marquis of Lansdowne sprach als seine Ansicht aus, daß die Volksstimmung in England gegen die allgemeine Wehrpflicht sei, ausgenommen vielleicht für die Vertheidigung der Heimath, und schlug weiter vor, eine Anzahl Leute für drei Jahre anzuwerben und denselben nach Ablauf dieser Zeit die Wahl zu lassen, zur Reserve überzutreten oder bei den Fahnen zu verbleiben. Die Regierung sei auch entschlossen es dem Heere nicht an Artillerie fehlen zu lassen. Schließlich sei er der Ansicht, daß die Miliz in engeren Zusammenhang mit der Linie gebracht werden müsse.
Frankreich.
Der Senat hat gestern ohne Debatte den Gesetzentwurf
angenommen, durch welchen das am 29. Oktober d. J. zwischen den Staaten der lateinischen Münzunion getroffene Abkommen, betreffend die Vermehrung der silbernen Scheide⸗ münzen, genehmigt wird.
estern Nachmittag veranstaltete eine Anzahl Studenten in Peri⸗ eine Kundgebung vor dem Senatsgebäude, indem sie Pfui⸗Rufe Hegen Scheurer⸗Kestner ausstießen. Die Polizei zerstreute die Manifestanten.
Rußland.
Aus St. Petersburg berichtet „W. T. B.“, daß die Er⸗ nennung des bisherigen Gesandten in Brüssel Fürsten Urussow zum Botschafter in Paris amtlich bekannt gemacht
worden sei. Spanien.
In dem gestern abgehaltenen Ministerrath gab, wie „W. T. B.“ aus Madrid meldet, der Minister⸗Präsident Sagasta einen asammafastendan Ueberblick über die Stellungnahme der curopäischen Presse zu der Botschaft des Präsidenten Mac Kinley und betonte dabei, daß, falls die Vereinigten Staaten versuchen sollten, in Cuba zu inter⸗ venieren, sie die spanische Regierung bereit finden würden, das Recht und die Ehre Spaniens zu vertheidigen. Der Minister⸗ Präsident schloß seine Darlegungen mit der Erklärung, daß die Ergebnisse der Operationen auf Cuba zufrieden elend seien und daß der Friede auf den Philippinen bevorstehe.
8—
Türkei.
Der Unter⸗Staatssekretär des Aeußern Artin Pascha erhielt, wie „W. T. B.“ aus Konstantinopel berichtet, aus Paris einen Drohbrief mit der Unterschrift „Das Comits in Konstantinopel’. Es wird ihm darin vor⸗ geworfen, die Aktion zur Auflösung des Comités unter⸗ nommen und sich dabei der des Patri bedient zu haben. Der Brief schließt: „Wir werden unsere Feinde zu vernichten wissen.“
Amerika.
Aus Cuba in Modrid eingegangene Depeschen des Marschalls Blanco melden, daß die Aufständischen in Guisa Grausam⸗ keiten begangen hätten. Die Truppen, welche nach Guisa zurückkehrten, hätten Hunderte verbrannter und verstümmelter darunter auch solche von Frauen und Kindern, ge⸗ unden.
Nach einer Meldung des „Reuter'schen Bureaus“ aus Caräcas vom 2. d. M. sind die Senatswahlen auf den 15. d. M. FFren: worden. Die finanzielle Lage von Venezuela habe sich gebessert. Die Ernennung Uzlar's zum “ habe zur Wiederbelebung des Vertrauens eigetragen. Die Zolleinkünfte seien im Wachsen begriffen. An maßgebender Stelle werde versichert, daß die Re⸗ gierung den hauptsächlichsten auswärtigen Verpflichtungen im Januar nachkommen werde. 8 “
Asien.
Nach einer Meldung des „Reuter'schen Bureaus“ aus Bombay vom gestrigen Tage ist bei zwei in dem Arsenal von Rawalpindi beschäftigten Beamten Munition gefunden worden, die aus dem Arsenal gestohlen war. Die beiden Beamten sind unter der Anschuldigung verhaftet worden, die gestohlene Munition an Pathans (Afghanen) in Rawalpindi verkauft zu haben, welche dieselbe über die Grenze befördert
hätten.
Der portugiesische Kommissar für die regulierung zwischen Transvaal und Portugiesisch⸗ Ostafrika ist, dem „Reuter'schen Bureau“ zufolge, nach Lissabon berufen worden.
88 Parlamentarische Nachrichten.
Der Bericht über die gestrige Sitzung des Reichs⸗ tages befindet sich in der Ersten Beilage.
— In der heutigen (7.) Sitzung des Reichstages, welcher der Reichskanzler Fürst zu Hohenlohe, der Staatssekretär des Innern, Staats⸗Minister Dr. Graf von Posadowsky⸗ Wehner und der Staatssekretär des Reichs⸗Schatzamts Dr. Freiherr von Thielmann beiwohnten, stand zunächst die
esprechung der Interpellation des Abg. Bassermann (nl.), betreffend den deutschen Petroleumhandel, auf der Tagesordnung.
Das Wort nahm zuerst der
Abg. Dr. Barth (fr. Vgg.): Der Standpunkt, von dem die Interpellation ausgeht, ist mir durchaus sympathisch. Die Kontrakte, welche den Anlaß zu dieser Interpellation gegeben haben, haben große Aehnlichkeit mit den Kontrakten, welche das Kohlen⸗ syndikat mit seinen Abnehmern schließt. Wir wollen nicht, daß die Gesetzgebung in die Konkurrenz eingreift, sondern wir wünschen nur, daß sie die Produzenten und deren Kartelle nicht be⸗ günstigt. Die Kartelle sind hervorgerufen durch die protektionistische Gesetzgebung, welche Deutschland vom Auslande abschließt und es den Konsumenten unmöglich macht, sich Waaren aus dem Auslande zu verschaffen. Es sind allerdings Be⸗ strebungen im Gange, um auf Kosten der inländischen Konsumenten die Preise zu treiben und die Konkurrenz künstlich zu verschieben. Ich erinnere nur an den Zuckerring. Giebt es nun Mittel, das hier in Rede stehende Monopol, welches nicht auf Schutzzöllen auf⸗ gebaut ist, sondern lediglich auf der Kapitalkraft beruht, zu bekämpfen? Rockefeller, der Leiter des Monopols, ist klug genug gewesen, immer darauf Rücksicht zu nehmen, daß er nicht die Konsumenten gegen sich rebellisch macht. Die Standard Oil Company“ arbeitet darauf hin, ihren Besitz möglichst zu vergrößern, sie hält aber den Preis möglichst niedrig, um die Konkurrenten zurückzuhalten. Der Preis ist besonders für Deutschland niedrig gehalten, weil das Petro⸗ leum, welches in Deutschland abgesetzt wird, in Amerika keinen rechten Markt findet. Es ist allerdings wünschenswerth, daß die Konkurrenten leistungsfähig erhalten werden, welche auch niedrige Preise halten. Aber es wird schwierig sein, die „Pure Oil Company“ zur grö Leistungsfähigkeit zu bringen, denn in dem Augenblicke, wo die Konkurrenz wirksam werden würde, würse diese Gesellschaft auch ausgekauft werden. Die beiden Firmen Poth in Mannheim und Rossow, Jung & Co. in Bremen haben vor Jahren für die Freiheit des Handels gekämpft; sobald sie aber einen festen Boden gefaßt hatten, wurden sie vereinigt in der Mannheim⸗Bremer Gesellschaft, die eine Filiale der Standard Oil Company darstellt, und die jetzt die getadelten Kon⸗ trakte abgeschlossen hat. Herr Bassermann hat nur solche Vor⸗ schläge gemacht, welche die Standard Oil Company schädigen sollen. Diese Vorschläge kommen alle darauf hinaus, das Petroleum zu vertheuern. Die Erhöhung des Testpunktes, die Einführung des Handels nach Gewicht und alle anderen Maßregeln dienen zur Ver⸗ theuerung des Petroleums. Es giebt nur ein re Mittel, welches diesen Effekt nicht hat, das wäre eine Ermäßigung der Eisenbahntarife, aber man kann die Tarife nicht ermäßigen für eine einzige Sorte Petroleum. Eine Zoll⸗ differenzierung ist ebenfalls nicht möglich, und die Einführung eines böheren Zolls für raffiniertes Petroleum würde auch nichts helfen, denn die Standard Oil Company ist so leistungsfähig, daß sie dann Raffi⸗ nerien in Deutschland errichten würde. Die Erklärung des Staats⸗ sekretärs des Innern hat mich beruhigt, denn aus derselben ist zu ersehen, daß er sich der ganzen Schwierigkeit der Sache bewußt ist. Wenn es gelingen sollte, den Spiritus feuersicher und billig zu Beleuchtungs⸗ zwecken brauchbar zu machen, so würde das mit Freuden zu begrüßen sein. Aber der Spiritus wird sich einen größeren Kreis von Kon⸗ sumenten nur dann erwerben, wenn der Petroleumpreis sich ganz un⸗ geheuer steigert.
Bis zum Schluß des Blattes nahmen noch das Wort die Das Weniger bei den weiblichen Personen wird sich leicht daraus
Abgg. Freiherr Heyl zu Herrnsheim (nl.), Dr. Spahn (Zentr.) und Dr. Hahn (b. k. F.). ““
Dem Reichstage ist die Uebersicht der Ergebnisse des Heeres⸗Ergänzungsgeschäfts für das Jahr 1896 zugegangen.
— Im Reichstage sind folgende weiteren Initiativanträge eingebracht worden:
1) Von den Abgg. von Ploetz und Graf von Carmen ein Antrag auf Einführung eines angemessenen Zolles auf Saccharin und einer Fabrikatsteuer für den im Zoll⸗Inlande produzierten
Saccha
* 2) Von den Lutz, Dr. — von Heereman, von Ploetz, Dr. Bachem, von Colmer, Lerno, Graf von Dönboff⸗Friedrichstein, Dr. Hahn und Schall der Entwurf
eines Heimstättengesetzes für das Deutsche Reich.
ö“
Arbeit geht.
3) Von dem Abg. Dr. Schneider der Entw nes Geseben betreffend die eingetragenen Berufsvereine. 1— — 4) Von den gg. Dr. Pachnicke und Roesicke der A 8 die aes eeen 82 enegeen; Ges⸗ 3 zu „ welcher die dem Koalitionsre 0 stehenden Beschränkungen beseitigt. noch entaegen- 5) Bon dem Abg. Liebermann von Sonnenberg der Antrag auf Erweiterung des allgemeinen und gleichen Reichstags⸗ wahl rechts zu einer Reichstagswahlpflicht. 111“ Sserese sheen. mann un enossen der eines Ge „ betref Betäuben der Schlachtthiere. 8
und verheirathete Frauen unter dem Arbeiterpersonal der Gewerbebetriebe Preußens 1895.
„ (Stat. Korr.) Nach früheren Mittheilungen waren in sämmt⸗ lichen Gewerbebetrieben Preußens, soweit sie unter die Gewerbestatistik fallen, 5 861 707 Personen beschäftigt; davon waren Inhaber von Alleinbetrieben 951 642, Selbständige bei Mitinhaber⸗, Gehilfen⸗ und Motorenbetrieben 696 987, Verwaltungs⸗, technisches Aufsichts⸗, Komtor, und Rechnungspersonal 251 265, Gehilfen und Arbeiter 3 766 369, endlich mitarbeitende Familienangehörige der Selbständigen 195 444. Die 4 910 065 Personen bei Mitinhaber⸗, Gehilfen⸗ und Motorenbetrieben waren in 791 689 Haupt⸗ und in 26 829 Neben⸗ betrieben xgn
„Das Gehilfen⸗ und Arbeiterpersonal (3 766 369) ver⸗ theilte sich, wie folgt: Es waren darunter
in Abth. A: 1 1 dem Kunst⸗ und in Abth. B: 3 8
Alter und Geschlechte Handels. Industrie Dounz zusammen noch — Gne Verkehrs⸗ 8 3 gewerbe
Fischerei über 16 Jahre alt, männl. 22 156 2 534 978 308 872 weibl. 6 795 406 932 170 654 m zusammen 28 951 2 941 910 479 526 unter 16 Jahre alt, männl. 3 356 223 199 27 779 1.““ weibl. 581 48 173 12 894 61 648 271 372 40 673
zusammen 3 937 315 982
„Mennt man die über 16 Jahre Alten kurz Erwachsene und die übrigen Jugendliche, so bestand die vorbezeichnete Schicht von Erwerbs⸗ thätigen zu 91,61 Hundertsteln aus Erwachsenen und zu 8,39 Hun⸗ dertsteln aus Jugendlichen, und unter den Erwachsenen befanden sich 16,94 v. H. weibliche Arbeiter, unter den Jugendlichen 19,51. In den einzelnen gewerbestatistischen Abtheilungen K, B und C waren unter hundert Gehilfen und Arbeitern
der Abth. A der Abth. B der Abth. C Erwachsene . . . . . . . 88,03 91,55 91,10 Jugendliche. 11,97 8,45
und weibliche Personen 1 23,47 13.83 14,76 17,75
2 866 008 584 381 3 450 397 254 334
unter den Erwachsenen. unter den Jugendlichen.
Aus dem Gehilfen⸗ und Arbeiterpersonal (wie oben) werden in
der Gewerbestatistik noch zwei Gruppen von Personen besonders her⸗ vorgehoben, nämlich a. die Lehrlinge und b. die verheiratheten Frauen. Die Zahlen darüber sind für Preußen folgende: Unter den Gehilfen
und Arbeitern befanden sich in Abth. in in 888
A
a. Lehrlinge, männlich . 5396 336 782 40 434 weibliche. .142 23 639 14 702 zusammen .5538 360 421 55 136
davon in der Haushaltung Sm 4543 201 490 29 550 des Betriebsunternehmers weibl. 59 5 227 8 764 zusammen. .4602 206 717 38 314
b. verbeirathete Frauen .1675 51 208 6 371 59 254
Betrachtet man zuerst die Zahlen über die verheiratheten Frauen, so befanden sich unter den 3 766 369 gewerblichen Arbeitern (eigentlichen Lohnarbeitern) 59 254 verheirathete Frauen oder 1,57 v. H. und unter den 584 381 erwachsenen weiblichen Arbeitern insbesondere 10,14 v. H. Eine gleichartige Ermittelung hat 1882 nicht stattgefunden, und es ist daher aus der Gewerbe⸗ statistik nicht festzustellen, ob die eigentliche Lohnarbeit der ver⸗ heiratheten Frauen seitdem verhältnißmäßig zu⸗ oder abgenommen hat; auch die Berufestatistik bietet zu dieser Vergleichung nicht die genügenden Unterlagen. Die 1895 ermittelte Thatsache, daß nämlich die eigentliche Lohnarbeit der verheiratheten Frau, im wesentlichen
abrikarbeit, nicht größer ist, als oben angegeben, ist aber auch an
ch beachtenswerth. Immerhin sind es doch 59 254 Haushaltungen, aus denen die Fran außerhalb ihres Haushaltes auf gewerbliche Am meisten ist das der absoluten Zabl nach in der Industrie der Fall. In Verhältnißzahlen aber befanden sich gegen⸗ über dem oben berechneten Prozentsatze von 10,14 unter 100 er⸗ wachsenen weiblichen Arbeitern verheirathete Frauen in der Abthei⸗ lung A 24 65, in der Abtheilung B 12,58 und in der Abthei⸗ lung C 3,73. 1
Sehr interessant ist die Thatsache, daß von den 59 254 ver⸗ heiratheten Frauen der allergrößte Theil, nämlich 46 544, in den größeren Betrieben mit 21 und mehr Personen thätig ist, während die Betriebe von 1 bis 5 Personen nur 5794, die von 6 bis 20 Per⸗ sonen nur 6 916 verheirathete Frauen beschäftigen; das ist innerlich auch sehr wahrscheinlich. Namentlich sind es die Großbetriebe der eigentlichen Industrie (B), welchen die verheiratheten Frauen als Arbeiterinnen angehören; es waren solche r
in den Betrieben in Abth. A in Abth. B in Abth. C zusammen
mit 1 bis 5 Personen 276 1321929227 „ 6 bis 20 8 492 4 863 1 561 „ 21 u. mehr „ 907 44 098 1 539 46 544 zusammen 1 675 51 208 6 371 59 254.
Die Lehrlinge, unter denen das weibliche Geschlecht zurücktritt und nur im Handelsgewerbe verhältnißmäßig stark vertreten ist, bildeten 11,18 Hunderttheile der gewerblichen Lohnarbeiter, die männ⸗ lichen Lehrlinge 12,26 v. H. der männlichen, die weiblichen 5,96 v. H. der weiblichen Arbeiter. Bei der Berufszählung wurden in Industrie und Gewerbe (B) 1 898 811 gelernte männliche und 233 678 gelernte weibliche Arbeiter und Gehilfen (einschließlich Lehrlinge) ermittelt; die meisten davon sind aus den Lehrlingen früherer Jahrgänge hervor⸗ gegangen; es ist deshalb nalüssig. beide Zahlen mit einander zu per⸗ gleichen, und dann ergiebt sich, daß auf 100 männliche Lehrlinge etwa 564 männliche gelernte Arbeiter und auf 100 weibliche Lehr⸗ linge etwa 989 weibliche gelernte Gehilfen und Arbeiter entfallen.
zusammen
382 612 38 483 421 095, 235 583 14 050
6 916
erklären, daß die Lehrzeit der weiblichen Gewerbegehilfen — man denke nur an die zahlreichen Lehrmädchen in der eiderei, 2 macherei u. dgl. — sehr viel kürzer ist als bei den männ Lehrlingen, die in den meisten Gewerben nach Herkommen und Gebrauch nicht unter drei bis vier Jahren in der Lehre sein müssen. Für Vergleichungen mit früheren Zeiten fehlt es an Unterlagen, und es können die Verhältnisse in früheren Jahren ja auch andere gewesen sein. Hinzu kommt, daß vielleicht die männlichen gelernten Arbeiter reichlichere Gelegenheit als die weiblichen zum Selbständigwerden oder zum Eintritt in Werkmeisterstellen Frrhlfes Betriebe haben und dann früher als die weiblichen en Gehilfen aus der Zahl der hier verglichenen Arbeiter ausscheiden.
Neu und früher noch niemals ermittelt ist der Nachweis über das Unterbringen der Lehrlinge in der eeenn des Lehrherrn Die hierüber festge
sowohl gewerbetechnisch wie sozialpolitisch und sozialpädagogisch sebr
8,90
5 794
8 I find g28 masic ihren absoluten Werthen vge hrre den Sn werden aber erst lehrreich durch die Berück⸗ sichtigung der Verschiedenheiten in den Betriebs⸗Größenklassen, die in nachstehender Zusammenstellung veranschaulicht werden. Es wurden It:
zu⸗ sammen
224 58) 19 493 244 073 185 708 8 277 193 985
91 020 14 721 105 741 46 327 5 051 51 378
67 012
8 in in in in den Betrieben Abth. A Abth. B Abth. C a. mit 1 bis 5 Personen:
h ännli 3 2220 198 823 22588 Eürlinge, mänadeche . . . 2478 112 632 6792 im Haus⸗ männliche. behle des Hene. weibliche. 31 4075 4171 559 pers jus. 2 935 168 565 22 485 mit 6 bis 20 Personen:
ee. männliche . 1 825 74 457 14 738 weibliche 62 7 943 6 716 zesammen. 8 8
im Haus⸗ männli . 18 7 zalte des Hebs. weibliche. 28 983 4 040
zus. 1 537 35 859 13 982 c. mit 21 und mehr Personen:
— 342 63 497 3173 Kehclmce, wenncxe . . . . 11 3364 1151 4 209 zusammen 353
2 gn 12 8 281
im Haus⸗ männliche. 130 2 12 1 294 548
— des 8 weiblich. — 169 553 722 berrn E
2 293 1 847 4 270
Hiernach stellen sich die Lehrlingsverhältnisse und das Wohnen der Lehrlinge im Haushalte ihrer Lehrherren je nach den Betriebs⸗ Größenklassen außerordentlich verschieden. Die Ausbildung von Lehr⸗ Uingen erfolgt mit 58 v. H., also überwiegend, in den kleinen Be⸗ trieben mit 1 bis 5 Personen, mit weiteren 25 v. H. in den mittel⸗ großen Betrieben von 6 bis 20 Personen und nur mit 17 v. H. in den größeren und Grsßbetrieben; in den eigentlichen Gewerben (B) sind diese Verhältnißzahlen 59, 23 und 18, in den Handelsgewerben (C) dagegen 53, 39 und 8. Weibliche Lehrlinge insbesondere werden zu 51 Hundertsteln in den kleineren, zu 38 in den mittleren und zu 11 in den größeren Betrieben ausgebildet; für die eigentlichen Ge⸗ werbe (B) sind die entsprechenden Ziffern 53, 54 und 13 und für die Handelsgewerbe 46, 46 und 8. 3
Im Hause des Lehrherrn erhalten ihre gewerbliche Ausbildung und Erziehung von 100 Lehrlingen überhaupt 59, in den eigentlichen Gewerben (B) 57 und in den Handelsgewerben 69; von 100 Lehr⸗ lingen der kleineren Betriebe leben 80 im Hause des Lehrherrn, von 100 der mittleren Betriebe 48 und von 100 der größeren und Groß⸗ betriebe nur etwa 6; in den eigentlichen Gewerben (B) stellen sich diese Verhältnißziffern für die drei Größenklassen auf 80, 44 und 3, in den Handelsgewerben (C) auf 77, 65 und 42. Die weiblichen Lehrlinge jeder der drei Größenklassen der eigentlichen Gewerbe (B) sind zu 32, 12 und 6 Hundertsteln im Haushalt ihrer Lehrherren untergebracht, in den Handelsgewerben (C) zu 61, 60 und 46 Hundertsteln. 1
Die in diesen Zahlen ausgesprochenen Verschiedenheiten 28b. höchst lehrreich; es muß aber an dieser Stelle auf eine nähere Erörterung dieser statistischen Thatsachen verzichtet werden.
Hinzugefügt möge jedoch noch werden, daß unter den eben auf⸗ geführten Lehrlingen die Lehrlinge für das Verwaltungs⸗, Komtor⸗ und Bureaupersonal nicht mitenthalten, vielmehr allein die gewerb⸗ lichen ꝛc. Lehrlinge nachgewiesen sind. Unter dem Verwaltungs⸗, Komtor⸗ u. s. w. Personal befanden sich noch Lehrlinge:
zu⸗
8 in in in in den Betrieben Abth. A Abth. B Abth. 0 sammen mit 1 bis 5 Personen 8 männli GMB 582 3 766 4 352 23 150 173 zusammen.. 605 3 916 4 525 b. mit 6 bis 20 Personen: b““ 8 2 855 10 943 11616““ 152 374 — zusammen 2 3 007 11 317 c. mit 21 und mehr Personen: öe“ 8 536 11 382 bbbbööö1ö1ö““ 227 321 zusammen 8 763 11 703 überhaupt: öʒcbb-.. . 11 973 26 677 v1. b 402 868 zusammen. 12 375 27 545 Außer den oben angeführten 3 766 369 gewerblichen Gehilfen und Lehrlingen sind bei der Gewerbestatistik noch die sogenannten „mit⸗ arbeitenden Familienangehörigen“, die zwar nicht bloß ge⸗ legentlich mitarbeiten, aber nicht als eigentliche Gehilfen, Gesellen oder Lehrlinge anzusehen sind, ermittelt. Solcher Personen wurden 195 444 gezählt. Darunter waren 187 479 Erwachsene (über 16 Jahre alt) und 7965 Jugendliche (unter 16 Jahre alt). In jener Gesammt⸗ zahl befanden sich 167 121 weibliche Angehörige und zwar 162 016 Erwachsene und 5105 Jugendliche. Diese mitarbeitenden Familien⸗ angehörigen vertheilten sich, wie folgt: Es sind gezählt:
1 in in in zu⸗ in den Betrieben Abth. A Abth. B Abth. C sammen a. mit 1 bis 5 Personen:
Erwachsene, männliche 1 114 9 148 11 728 21 990 weibliche. 2 241 38 757 109 781 150 779 zusammen 3 355 47 905 121 509 172 769
Jugendliche, männliche. 156 1 048 1 331 2 535 weibliche.. 105 1 121 3 403 4 629 zusammen 261 2 169 4 734 7 164
b. mit 6 bis 20 Personen: Erwachsene, männliche. 101. 1 690 1 206 2 997 5 028 5 351 10 793
weibliche 414 zusammen 515 6 718 6 557 13 790 Jugendliche, männliche... 19 178 87 284 weibliche .. 21 187 237 445 1 zusammen 40 365 729 c. mit 21 und mehr Personen: Erwachsene, männliche.. 2 394 1“ weibliche .. 10 216 444 zusammen 12² 610 92²⁰ Jugendliche, männliche.. — . 41 weibliche.. — 24 . zusammen — 61
8 8 8 1 „ Zur Arbeiterbewegung.
Aus Aachen wird berichtet, daß der Ausstand der Weber bei
der Firma Gebr. Wallach beendet sei. Wie der „Vorwärts“ nach chener Blättern mittheilt, wurden von den Arbeitern und dem
Arbeitgeber Zugeständnisse gemacht. Alle Ausständigen sollen die
Arbeit wieder aufgenommen haben. (Vgl. Nr. 272 d. Bl.) .
Als eine Folge des Ausstandes der englischen Maschinen⸗ bauArbeiter ist es nach einer Mittheilung der Londoner „A. K.“ anzusehen, daß nach dem Ausweis des britischen Handelsamtes für November 1897 der Werth der Ausfuhr Englands an Maschinen in diesem Monat 207 963 Pfd. Sterl. weniger betragen habe als im Vorjahr, während gleichzeitig die deutsche Maschinenausfuhr bedeutend zugenommen habe.
Kunst und Wissenschaft. 8
9 In der Sitzung der philosophisch⸗historischen grsd⸗ der kademie der Wissenschaften vom 2. Dezember (vorsitzender Sekretar: Herr Vahlen) las Herr Diels „über ein Fragment des
mpedokles“. J der Abhandlun wird der Versuch üs
Fess. ein in dem GCvikureischen Papyres, 1012 der Herk.
Rollen enthaltenes Fragment des Empedokles auf Materials herzustellen. — Derselbe legte ferner
aul Wendland (Charlotten⸗ burg), betitelt „Eine doxographische Quelle Philo's“, vor. In dieser wird gezeigt, daß Philon von Alexandria in seiner Schrift „de somniis“ mehrere doxograrphische Excerpte mittheilt, die auf die sogenannten „Vetusta Placita“ zurückgeführt werden.
In der Sitzung der phyfikalisch⸗mathematischen Klasse von demselben Tage (vorsitzender Sekretar: Herr Waldeyer) las Herr Möbius „über die Fauna von Deutsch⸗Ostafrika“. Die bis jetzt von dort wissenschaftlich bekannt gewordenen Land⸗ und Süßwasserthiere, noch nicht 6000, machen, wie er ausführte, offenhar nur einen kleinen Theil der daselbst lebenden Thierformen aus. Deutsch⸗Ostafrika be⸗ steht aus drei klimatisch verschiedenen Faunengebieten: aus dem niedrigen, feuchten Küstenstrich, dem wasserarmen Steppen⸗ lande im Innern und dem üppigen Waldgebiet an den Ufern der Seen. In das letztere dringen viele Arten aus dem tropischen West⸗ Afrika ein. — Herr Warburg legte eine für die Abhandlungen der Akademie bestimmte Mittheilung des Kayser (Bonn) „über die Spektren der Elemente“ vor. Diese heilung ent die mittels des elektrischen Lichtbogens dargestellten, an photograpischen Aufnahmen ausgemessenen Spektra der Metalle der Platingruppe. Die gemessenen Wellenlängen sind in Tabellen verzeichnet.
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Grund neuen eine Abhandlung des Oberlehrers Dr.
UHeber „neue Wege des Buchdrucks und der Buch⸗ ausstattung“ sprach am Mittwoch Abend Direktor Dr. P. Jessen im Verein für deutsches Kunstgewerbe. Der Vortragende führte aus: In Fachkreisen sei es kein Geheimniß, daß unsere Typo⸗ grapbie und unser Buchgewerbe beute nachhaltige Anregungen aus dem Auslande, besonders aus Amerika und England, empfingen. Es sei desbalb dringliche Pflicht der deutschen Drucker und Verleger, innerhalb dieser durch alle Länder gebenden Weltbewegung die deutsche Eigenart zu wahren und die Grundsätze zu erkennen und zu beherzigen, die dem fremden Buchgewerbe heute zum Siege verholfen hätten. Diese Grundsätze seien nichts weiter als die Lehren, die bereits unsere alten deutschen Druckwerke gäben; beschämenderweise aber müßten wir erst wieder vom Auslande lernen, wie diese deutschen Vorbilder für moderne Aufgaben zu benutzen seien. Aller Buchdruck sei Flächen⸗ dekoration und müsse davon ausgehen, daß die rechteckige Papierfläche gefällig gefüllt werde; daher seien leere Räume, fette Schriften und der bislang übliche Titelsatz zu vermeiden. Wie das Ornament, so müsse auch die künstlerische Illustration zur Type stimmen und sei daher nach Art der alten Meister nicht in Tonwirkung, sondern in Linienmanier zu halten. Das malerische Facsimile (Tonholzschnitt, Autotypie u a.) sei für wissenschaftliche, nicht aber für künstlerische Buchillustration geeignet. Vor Allem aber seien unsere deutschen Prachtwerke, die leidige Geschenk⸗Literatur, die meisten illustrierten Klassikerausgaben und Anderes geradezu das Gegentheil geschmackvoller Buchausstattung, weil darin der Text, die Dichtung, von dem Beiwerk in oft roher Weise erdrückt und erstickt werde, während der künstlerische Buch⸗ schmuck den Text gleichsam musikalisch begleiten und heben solle. Alle Kreise des deutschen Buchgewerbes müßten ernstlich mitarbeiten, wenn dasselbe bei der Ausstellung in Paris 1900 bezüglich des Geschmacks nicht einen schweren Mißerfolg erleben wolle. Die zahlreiche Ver⸗ sammlung stimmte den durch eine reichhaltige Ausstellun “
Ausführungen einstimmig und nachdrücklich bei.
Literatur. Kommentar zum Allgemeinen deutschen Handels⸗ gesetzbuch von Dr. Hermann Staub, Rechtsanwalt in Berlin. Fünfte, durchgearbeitete Auflage. J. J. Heine’s Verlag, Berlin. Preis 21 ℳ — Die an dieser Stelle schon mehrfach besprochene neue Auflage des Kommentars liegt nunmehr nach dem Erscheinen der sechsten (Preis 4 ℳ) und der siebenten Lieferung (2 ℳ) vollständig vor. Das umfängliche (1143 Seiten umfassende) Werk nimmt unter den vor⸗ handenen Kommentaren zum Handelsgesetzbuch zweifellos einen der ersten Plätze ein, sowohl wegen der Sorgfalt, mit welcher die Entscheidungen der Gerichte benutzt worden sind, wie der klaren, von Weitschweifigkeit sich fernhaltenden und doch Vollständigkeit an⸗ strebenden Darstellung des Inhalts der einzelnen Artikel. Neben der neuesten Rechtsprechung und Literatur sind die inzwischen ergangenen Gesetze handelsrechtlichen Inhalts auf die Bearbeitung der neuen Auflage von großem Ein⸗ fluß gewesen. Insbesondere haben die Bestimmungen des Börsen⸗ und des Devpotgesetzes sowie die Vorschriften des Gesetzes zur Bekämpfung des unlauteren Wettbewerbs erhebliche Zusäße und Umgestaltungen im Gefolge gehabt. Außerdem aber hat der Verfasser in einem Supplement (welches kartonniert 3 ℳ kostet, den Abnehmern der neuesten Auflage des Kommentars jedoch unentgeltlich geliefert wird) die Bestimmungen des neuen Handels⸗ gesetzbuchs über die Handlungsgehilfen, die schon am 1. Januar 1898 in Kraft treten, eingehend erläutert und ferner eine vergleichende Dar⸗ stellung des alten und des neuen, vom 1. Januar 1900 an geltenden Handelsrechts gegeben: eine Zugabe, die überall willkommen sein wird. Das neue Recht der HesIregegegeee und ⸗Lehr⸗ linge hat weitere Bearbeiter in den Rechtsanwalten Hugo Horr⸗ witz in Berlin (J. J. Heine’'s Verlag hierselbst; Preis 2 ℳ), Heinrich Böhm in Ratibor (Verlag der Hofbuchdruckerei von Trowitzsch u Sohn, Frankfurt a. O.; Preis 50 ₰) und Dr. Leo Moses in Breslau (Verlag von M. u. H. Marcus daselbst; Preis 75 ₰) gefunden. Bekanntlich schaffen die das Verhältniß zwischen Prinzipal und Handlungsgehilfen ordnenden Bestimmungen im sechsten Abschnitt des neuen Handelsgesetzbuchs eine außerordentliche Helahg der rechtlichen Stellung des letzteren: Die Vereinbarung von Kündi⸗ gungsfristen, die Vertragsfreiheit beim Konkurrenzverbot ist gesetzlich neu geregelt, die Fürsorgepflicht des Prinzipals wesentlich erweitert. Völlig neu sind die Grundsätze über das kaufmännische Lehrverhältniß. Alle diese über das Recht der Handlungsgehilfen und ⸗Lehrlinge ge⸗ troffenen, bereits am 1. Januar nächsten Jahres in Kraft tretenden 1e89.e ,g des neuen Handelsgesetzbuchs haben die drei letzt⸗ genannten Autoren in knapper, von den Gesetzesparagraphen los⸗ elöster Form und in klarer, allgemein verständlicher Dar⸗ stellung behandelt, die den praktischen Bedürfnissen des 8-” manns und des kaufmännischen Angestellten genügt. Die umfangreichere Arbeit von Horrwitz beschränkt sich nicht hierauf, sondern giebt eine erschöpfende Darstellung des gesammten privaten und öffentlichen Rechts der I und ⸗Lehrlinge; außer dem alten und dem neuen Handelsgesetzbuch sind besonders die ein⸗ schlägigen eehheaungen der Gewerbeordnung, der Reichs⸗Versiche⸗ rungsgesetze, des Lohnbeschlagnahmegesetzes, der Konkursordnung, des Reichsgesetzes zur Bekämpfung des unlauteren Wettbewerbs und des bürgerlichen Rechts in den Kreis der Bearbeitung gezogen worden. Die Unterschiede zwischen altem und neuem Recht sindscharf hervorgehoben und der Einfluß des letzteren auf die bestehenden 1X be⸗ sonders eingehend behandelt. In einem weiteren Kapitel sind auch die für die Rechtsstreitigkeiten der Handlungsgehilfen praktisch wichtigen prozessualen Fragen erörtert, insbesondere Beweisfragen, Fragen hin⸗ sichtlich der Klagen auf 12— fällig werdende Gehaltsraten ꝛc. Die Judikatur ist in umfassender Weise verwerthet, besonders auch die bisher nur zum geringsten Theile bekannt gewordenen Gutachten des Aeltesten⸗Kollegiums der Berliner Kaufmannschaft über shandels gebräuche, Handelssitten ꝛc., deren Verwerthung dem Verfasser durch Akten der genannten Körperschaft ermöglicht
worden ist.
— „Hellas“. Geographie, Geschichte und Literatur Griechenlands von Friedri Jacobs. Neu bearbeitet von Carl Curtius. Mit einem Bilde von Athen. Verlag von Carl Krabbe in Stuttgart. Preis 5 ℳ — Friedrich Jacobs, der gründ⸗ liche Kenner des klassischen Alterthums, wurde während seines Auf⸗ enthalts in München dazu ausersehen, dem Kronprinzen Ludwig von Bayern Vorträge über die Geschichte und Literatur der Hellenen zu halten. Diese Vorträge, die vielseitigen Beifall fanden, sind nicht für
Ueberlassung der
gelehrte Forscher bestimmt; sie wollen vielmehr einen weiteren Kreis
von Alterthumsfreunden und die reifere Jugend für die hellenische Welt und ihre hohe kulturhistorische Bedeutun 5
wenn auch jetzt das klassische Alterthum nicht mehr , sehr im Mittel⸗ punkt des allgemeinen Interesses steht wie zur Zeit des Verfassers, so verdient das Buch doch wegen seiner ansprechenden Darstellung und der idealen Auffassung des Hellenenthums eine weitere Verbr welche ihm diese neue Bearbeitung verschaffen soll. Der geographis Abschnitt giebt ein Bild von Land und Leuten, von den Städten
und Heiligthümern in Griechenland und den griechischen Kolonien
sowie eine etwas ausführlichere Beschreibung der wichtigsten Kultur⸗ plätze, wie Mykenä, Delphi, Olympia, Athen, Milet, Samos, Sy⸗ rakus, Agrigent. Hier kommen neben der geschichtlichen und topo⸗ raphischen Entwickelung jener Städte besonders ihre Bauten und
enkmäler in Betracht, die auf Grund der neueren Aus⸗ grabungen und Funde beschrieben sind. In dem geschichtlichen Theil werden die Hauptereignisse der griechischen Geschichte erzählt, die großen Gesetzgeber, Staatsmänner und Feldherren in kurzen Charakter⸗ bildern vorgeführt. In ähnlicher Weise bietet der dritte Abschnitt nicht einen Abriß der Literaturgeschichte, sondern skizzenartige Be⸗ trachtungen über das Leben und die Werke der bedeutendsten Dichter, Geschichtschreiber, Redner und Philosophen. Die Vorträge, welche von der warmen Begeisterung ihres Verfassers für die hellenische Welt Zeugniß ablegen, werden auch in dieser neuen Gestalt den Freunden des klassischen Alterthums willkommen sein.
— Von der sebr gefällig ausgestatteten und inhaltlich dem modernen Geschmack angepaßten Unterhaltungs⸗Bibliothek „Unter⸗ wegs und Daheim“ (Breslau, Schlesische Verlagsanstalt von S. Schottlaender) beginnt jetzt bereits die V. Serie zu erscheinen. Sie werd eröffnet durch Felix Philippi's dreiaktiges Schauspiel „Wer war's? Dieses mit Erfolg über mehrere Bühnen gegangene knüpft, wie andere Werke des Autors, an Tagesereignisse an: die Nachforschung nach dem Schreiber anonymer Briefe bildet den Angel⸗ punkt der dramatischen Handlung. Philippi hat aber geschmackvoller Weise eine auf das Sensationelle gerichtete Ausbeutung des Stoffes verschmäht, um denselben aus der Sphäre des Einzelfalles in die des allgemein Menschlichen zu heben. Die zwei anderen bisher heraus⸗ gegebenen Bändchen der neuen Serie sind Künstlernovellen von ver⸗ schiedenem Charakter, beide in ihrer Art fesselnd und geistvoll. Der Künstler als Zerstörer ehelichen Glückes ist eine alte Romanfigur: in Marie Weyr's „Frühlingstage in Abbazia“ spielt er einmal die Rolle des verständnißvollen und warmfühlenden Vermittlers, der ein er⸗ schüttertes Eheglück auf eine gesunde und feste Basis stellt. Alfred Friedmann giebt in der gewandt geschriebenen Novelle „Verkehr“ ein charakteristisches Bild aus gewissen Kreisen der Künstlerwelt, in denen eine laxe Moralauffassung zu einem gefährlichen Kokettieren mit der Sünde, wenn auch nicht immer zu dieser selbst verleitet. In dem vorliegenden Falle wenigstens wird das leichtfertige Spiel nicht zum Ernst, und die Tugend behält schließlich den Sieg. — Für diese V. Serie verheißt die Verlagsanstalt ferner u. a. noch Werke von Maurus Jökai, August Strindberg und E. Gnade.
— „Natur und Haus.“ Illustrierte Zeitschrift für alle Naturfreunde. In Verbindung mit Professor Dr. K. Lampert, Vorstand des Königlichen Naturalienkabinets in Stuttgart, und P. Matschie, Kustos an der zoologischen Sammlung des Königlichen Museums für Naturkunde, herausgegeben von Max Hesdörffer in Berlin. Verlag von Gustav Schmidt, Berlin SW. 46. Viertel⸗ jährlich (6 Hefte) Pr. 2 ℳ — Diese Zeitschrift ist in den Kreisen der Vogelfreunde, der Blumenliebhaber und Pflanzensammler, der Aquarien⸗ und Terrarienfreunde sehr beliebt und weit verbreitet, denn sie finden darin Rath und Anregung von fachmännischer Seite bei der Pflege ihrer Liebhabereien. Der Inhalt des abgeschlossen vor⸗ liegenden V. Jahrgangs ist außerordentlich aanigelng und be⸗ handelt alle Gebiete der Naturkunde. Zahlreiche gute Illustrationen dienen zur Erläuterung des Textes. Von dem bereits begonnenen VI. Jahrgang versendet die Verlagsbuchhandlung auf Wunsch Probe⸗ hefte unentgeltlich.
Land⸗ und Forstwirthschaft.
Saatenstand und Getreidehandel in Rußland.
Aus Nicolajew liegt folgende Nachricht vor:
Das Aussäen des Wintergetreides, das theilweise unter recht günstigen Witterungsverhältnissen vor sich ging, ist vollendet, und der Stand der Saaten gilt im allgemeinen als befriedigend. In einigen Distrikten des Poltawaschen Gouvernements soll jedoch der Stand der jungen Saat zu wünschen übrig lassen. Wie viel Wintergetreide angebaut ist, läßt sich zur Zeit nicht angeben, da eine Statistik darüber noch aussteht. Das Wetter ist in der letzten Zeit für die weitere Entwickelung des Getreides günstig gewesen.
Angeführt wurde seit 1. Januar bis 25. Nov. 1897 60 015 600 Pud, Ausgeführt „ „ 1. „ 1„55(6(667600ö
Der Lagerbestand stellt sich, wie folgt, auf 5684 700 Pud und zwar:
Bestand am 1. Januar 1897.. 13 000 000 Pud, Angeführt per 25. November 1897.60 015 600 „ 78075 600 Pud,
Ausgeführt per 25. November 1897. 67 330 900 5 587 700 Pud.
Verdingungen im Auslande.
Niederlande.
17. Dezember, im Timmerhuis zu Rotterdam: Lieferung von: a. Pflaster⸗ und BYsselsteinen, Klinkers, Bordschwellen, Kalk, Zement, Gips, Traß, Grind, Sand, Dachpfannen, Ziegeln, Thonröhren u. s, w. in 32 Abtheilungen; b. Schmier⸗ und Farbölen, Petroleum, Patentöl, Lack⸗ und Farbwaaren, Theer, Pech, Seife, Kerzen, Dochten, baum⸗ wollenen Putzlappen, Torf, Holzkohlen, Stärke, Glas u. s. w. in 21 Abtheilungen; c. Blei, bleiernen Röhren, Zink, Blech, gußeisernen Syphons, Kohleneimern, gezogenen eisernen Röhren, Metallhähnen, Tauwerk, Hanf, Hede, Bürstenwaaren, Schwämmen, Molton⸗Putzlappen, Staubtüchern, Baggernetzen, Blockmacherswagren, Besen, Körben, Band, Gardinenstoff, Kohlen⸗ und Kalksaͤcken, sämischem und sonstigem Leder, Kesselanzügen, Schaufeln, Eimern, Nägeln, Schrauben, Eisen⸗ waaren u. s. w. in 38 Abtheilungen. Bedingungen für je 25 Cent 8 “ Wed. P. v. Waesberge u. Zoon in Rotterdam erhã 8
Bremen, 10. Dezember. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Dampfer „Wittekind“, v. d. La Plata kommend, 9. Dez. Vm. St. Vincent passiert. „München“, v. Baltimore kommend, 9. Dez. Vm. St. Catherines Point passiert. „Prinz Heinrich“, n. Ost⸗Asien best., 9. Dez. Nm. in Singapore angek. en“ 9. Dez. Mttgs. Reise v. Genua n. Southampton fort⸗ esetzt. 8 u““ 9. Dezember. (W. T. B.) Hamburg⸗Amerika⸗ Linie. Dampfer „Prussia“, ist heute Nachmittag in Cuxhaven angekommen.
London, 9. Dezember. (W. T. B.) Castle⸗Linie. Dampfer „Hawarden Castle“ ist gestern auf der Heimreise v. Kapstadt ab⸗
egangen. 8 Fnrlan 9. Dezember. (W. T. B.) Holland⸗Amerika⸗ Linie. Dampfer „Spaarndam“ ist von Rotterdam gestern Vor⸗ mittag in New⸗York angekommen.
— ’ö 3 G Theater und Mufik.
Königliches Opernhaus. “ Der gestrige, sechste Abend des Mozart⸗Cyelus brachte die Auf⸗ 1e. der komischen Oper „Cosl fan tutte“ („So machen es el *). An der Musik liegt es sicherlich nicht, daß dieses Werk Mozart’2
Drama