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An Seine Majestät den Kaiser gingen gestern nach⸗ folgende Depeschen ein: 1 Seiner Majestät dem Kaiser Wilhelm II., Kiel. 1 Der Fahrt des Erlauchten Bruders nach dem fernen Osten zum Schutze des Kreuzes weiht die innigsten Segenswünsche
8 Kaiser Wilhelm's Majestät, Kerlrll. Im Augenblick, in welchem Eure Majestät im Begriff stehen, em einzigen Bruder Lebewohl zu sagen, drängt es mich, Allerhöchst⸗ dieselbe zu versichern, daß meine Gebete den Fürstlichen Seefahrer egleiten, auf daß Christi Kreuz im fernen Osten sicheren Schutz und Förderung finden möge. 8* 1 8 Erzbischof von Stablewski. . Seine Majestät der Kaiser antworteten dem Kardinal Kopp: 8 8 b Eurer Eminenz spreche Ich Meinen warmen Dank für die Segenswünsche aus, welche Sie aus Anlaß der Fahrt Meines ruders, Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen Heinrich, nach dem fernen Osten Mir dargebracht haben. Mir gereicht es zu großer
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Zu versicht, den Prinzen von den Gebeten von Männern begleitet zu
wissen, welche dem Vaterlande wie ihrer Kirche gleich treu ergeben sind.
“ 8 Wilhelm.
ie Antwort Seiner Majestät an den Erzbi
Stablewski lautete: 8 “
Eure Erzbischöfliche Gnaden haben durch die treuen Segens⸗ wünsche, welche Sie Mir aus Anlaß der im Dienste des Vaterlandes und zum Schutz des Kreuzes in einem fernen Welttheil unter⸗ nommenen Fahrt Meines einzigen Bruders, Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen Heinrich, dargebracht haben, Mein Herz tief gerührt. Nehmen Sie Meinen innigsten Dank dafür entgegen.
Ihre Majestät die Kaiserin und Königin, Aller⸗ höchstwelche seit mehreren Tagen stark erkältet waren, befinden
Sich auf dem Wege der Besserung. e“
Der Bundesrath versammelte sich heute zu einer Plenar⸗ sitzung. Vorher beriethen die vereinigten Ausschüsse für Handel und Verkehr und für Rese chn.r sowie die vereinigten Ausschüsse für Rechnungswesen und für Elsaß⸗Lothringen.
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Durch eine im „Armee⸗Verordnungsblatt“ veröffentlichte Allerhöchste Kabinets⸗Ordre vom 18. November d. J. ist bestimmt worden, daß vom Herbst 1898 ab die Train⸗ . in der Regel nach einjähriger aktiver Dienstzeit zur
eserve zu beurlauben sind.
Einer weiteren Allerhöchsten Kabinets⸗Ordre von demselben Tage zufolge wird die Kommandantur des Truppenübungsplatzes Elsenborn am 1. April 1898 von Malmedy nach Montjoie verlegt.
Nach längerem Leiden ist am 13. Dezember d. J. in Heidelberg, wo er sich zur Wiederherstellung seiner Gesundheit aufgehalten hatte, der Kaiserliche General⸗Konsul in Batavia Dr. Hermann Gabriel in seinem 46. Lebensjahre ver⸗ schieden. Im Jahre 1881 als preußischer Gerichts⸗Assessor in den auswärtigen Dienst eingetreten, wurde der Entschlafene im eebruar 1883 zum Vize⸗Konsul bei dem General⸗Konsulat in Shanghai und, nachdem er inzwischen das Konsularamt in Bangkok längere Zeit vertretungsweise verwaltet hatte, im Oktober 1885 zum Konsul des Reichs in Amoy ernannt. Seit dem Jahre 1889 hat er alsdann dem Konsularamt in Batavia vorgestanden und während seiner fast neunjährigen Thätigkeit daselbst mit großem Eifer und mit anerkanntem Erfolg zur Förderung der deutschen Interessen beigetragen. Im Jahre 1895 wurde er durch die Verleihung des Charakters als General⸗Konsul
ausgezeichnet.
Der Kaiserliche Dienst verliert in dem Dahingegangenen einen erprobten Beamten von reicher Begabung und umfassenden Kenntnissen, der sich in allen ihm übertragenen Stellungen voll bewährt und seine große Arbeitskraft jederzeit ganz für die dienstlichen Interessen eingesetzt hat.
In den Kreisen des Auswärtigen Amts, das den frühen Heimgang des General⸗Konsuls Gabriel beklagt, wird ihm ein ehrendes Andenken dauernd gewahrt bleiben. 1
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Sachsen⸗Coburg⸗Gotha.
Der Gesundheitszustand Seiner Königlichen Hoheit des Herzogs hat, wie die „Coburger Ztg.“ meldet, in den letzten Wintern wiederholt zu wünschen übrig gelassen, sodaß schon im vorigen Jahre ein Aufenthalt in Nizza angezeigt erschien. Auf ärztlichen Rath gedenkt Seine König⸗ liche Hoheit auch einen Theil dieses Winters im Süden zuzubringen, und zwar ist ein Aufenthalt von vier Wochen in Egypten in Aussicht genommen. Seine g , Hoheit beabsichtigt, die Reise in der zweiten Hälfte des Januar von Gotha aus anzutreten. Ihre Kaiserliche und Königliche Hoheit die Herzogin wird, wie in den letzten Jahren, die Wintersaison in Gotha verleben.
Deeutsche Kolonien. “ 1
In Deutsch⸗Ostafrika sind, dem „Deutschen Kolonial⸗ blatt“ zufolge, in den Jahren 1895 und 1896 im Ganzen 2766 Sklaven Freibriefe ertheilt und wegen Sklavenraubs und Verschiffung von Sklaven über See 158 Personen ver⸗ urtheilt worden. Einem Bericht des Bezirks⸗Amtmannes Leue in Bagamoyo über eine Dienstreise nach der Landschaft Nguru entnimmt dasselbe Blatt Folgendes:
Einen so fruchtbaren Eindruck das Land der Ngurugebirge auch macht, so scheinen mir doch die Abhänge des Gebirges für eine Be⸗
Boden besteht überall aus rothbraunem Thon. Die luchten des
Gebirges sind bewaldet. Hier und da kommen auf den Vorsprüngen des Gebirges die Dörschen der Eingeborenen zum Vorschein. Die Missionsstation Mhonda, wo ich von den Vätern vom Heiligen Geist aufs liebenswürdigste aufgenommen wurde, hat sich in ihrem schmucken Aeußern seit 1893 unverändert erhalten. Die Gebäude der Station sind sämmtlich mit Wellblech gedeckt. Auf den Ufern des an der Station vorüberbrausenden Gebirgsbaches ist eine kleine Kaffee⸗ e angelegt, deren Bäumchen gut stehen und reichlich tragen. Der Viehstand der Mission an Rindern, Ziegen und Schafen sah wohlgenährt und gesund aus. Das Land im Ngurugebirge ist ziem⸗ lich bebaut. Es wird viel Taback gepflanzt.
In Mhonda fand am 22. Oktober ein großes Schauri statt, zu welchem die geladenen Häuptlinge des Naurugebirges entweder selbst erschienen waren oder Vertreter gesandt hatten. Hierbei kamen verschiedene, gegen den Häuptling Kilatio (Hilurion) gerichtete Beschwerden zur Entscheidung. Hilurion, der sich vom Missionszögling zum Häuptling von Djonjoga aufgeschwungen hat und einen sehr intelligenten Eindruck macht — er kann Kisuaheli und Französisch lesen und schreiben —, mußte alle in letzter Zeit erpreßten Rinder und Ziegen ihbren Besitzern zurückgeben und ungerecht bestrafte Leute entschädigen, auch seine Hinterlader nebst
Patronen abliefern. Da mit dieser Entscheidung alle Welt zufrieden war, konnte ich das Schauri schließen. Ich hoffe, daß nunmehr in Nguru Ruhe herrschen wird.
Am 23. Oktober reiste ich von Mhonda ab und kehrte auf einer neuen Route nach Bagamoyo zurück. Von Kwa Msere folgte ich bis Kwa Dikwaso einem Pfade auf dem linken Wami⸗Ufer, unmittelbar an dem in Schnellen und kleinen Wasserfällen zu Thal rauschenden Flusse entlang. Ich lagerte in Kwa Msere, Matungu (bei Mbusini), Kangatu, Kwa Mohando und Mandera, vassierte bei Dikwaso den Wami und marschierte über Kinguli und Muhalla in Udoe zur Küste zurück, wo ich am 30. Oktober, Morgens 10 Uhr, eintraf. Die neue Route ist um so angenehmer, als der Weg gut und die Scenerie malerisch ist, man zu allen Feis. gutes Wasser zur Hand hat und auf zahlreiche Dörfer trifft. Der Marsch gestaltete sich dadurch zu einem leichten und erquicklichen Spaziergang.
Die katholische Missionsstation Mandera hat sich in den letzten Jahren außerordentlich entwickelt und ist ein großes Anwesen geworden. Das Kirchdorf mit seinen Fruchtbaum⸗Alleen, die Stall⸗ gebäude mit dem großen Viehstand, die Station mit ihren köstlichen Gärten, ja die farbigen Christen und Missionszöglinge selbst in ihren hübschen Trachten — alles macht einen sorgfältig gehaltenen sauberen Eindruck. Ich babe mich gefreut, diese prächtige
Anlage besuchen zu dürfen. Wie würde unser Hinterland aussehen, wenn die unverantwortlich trägen Eingeborenen sich an der Kultur von Mandera ein Beispiel nehmen wollten! Ebense gut wie Mandera, das auf einer lieblichen Anhöhe in Pori liegt, könnte das ganze Land mit en von Mango⸗ und Orangenbäumen, mit Schamben und Gärten bedeckt sein, und ebenso gut wie die Missionare könnten auch die Eingeborenen große Viehbeerden besitzen, wenn sie nur nicht so indolent wären. Futter und Wasser giebt es überall in Menge. Immerhin ist es ein Trost, zu sehen, was durch ehrliche Arbeit aus dem Lande zu machen ist. Die Wege im Bezirk waren auf die jüngste Weisung des Bezirksamts hin zum theil ausgehauen und in leidlich gutem Zustande. Hier und da waren sogar über die Einrisse recht praktische Fußgängerbrücken gebaut.
„Wie aus Windhoek in Deutsch⸗Südwestafrika be⸗ richtet wird, hatte nach dem Gefecht in der Pamsieb⸗Kluft ein Theil des Anhangs der Afrikaner seinen Führer verlassen und sich unter Mitnahme einer Anzahl Verwundeter in die Berge nach der englischen Grenze geflüchtet. Soviel bis jetzt feststeht, haben die Aufständischen im Ganzen 37 Leute verloren, außerdem sollen etwa 15 Afrikaner nach Aussage der Eingeborenen mehr oder weniger verletzt worden sein. In⸗ zwischen ist der größte Theil der noch übrigen Kriegsleute von dem Detachement der Schutztruppe bereits gefangen, auch der Anführer Rividdoe, der mit wenigen Afrikanern auf englisches Gebiet geflüchtet war, mit seinen drei Söhnen von der englischen Station Arris festgenommen worden. Der Aufstand dürfte damit als vollständig unterdrückt zu betrachten sein.
Oesterreich⸗Ungarn.
Wie die „Wiener Zeitung“ meldet, hat der Kaiser die nachgesuchte Entlassung des Statthalters in Triest und dem Küstenlande von Rinaldini und des Landes⸗Präsidenten von Kärnten Freiherrn von Schmidt⸗Zabi6rom genehmigt. Zum Statthalter in Triest und dem Küstenlande ist der bisherige Landes⸗Präsident der Bukowina Graf Goöß, zum Landes⸗Präsidenten von Kärnten der bisherige Statthalterei⸗ Vize⸗Präsident in Graz von Fraydenegg und Monzello, zum Landes⸗Präsidenten der Bukowina Freiherr Bourguignon von Baumberg und zum Landes⸗Präsidenten von Salzburg Graf St. Julien⸗Wallsee ernannt worden.
In der gestrigen Sitzung des ungartschen Unter⸗ hauses richtete der Abg. Kossuth eine Anfrage an die Re⸗ gierung über die 50 jährige Jubelfeier der Ereignisse des Jahres 1848, wobei er für den Fall, daß die Regierung an einer Feier des 11. April festhalten, ader den 15. März nicht feiern wolle, einen besonderen Antrag ankün⸗ digte. Der Minister⸗Präsident Baron Banffy entgegnete: daß die Einbringung eines solchen Antrages nicht nothwendig sei, da die Regierung ernstlich bestrebt sei, die fünfzigste Jahreswende des 11. April 1848, als des Tages der Sanktionierung der 1848er Gesetze, feierlich zu begehen. Er habe zur Zeit keine Verantassung, an dieser seiner schon früher abgegebenen Erklärung etwas zu ändern.
Die liberale Partei verhandelte in einer gestern Abend abgehaltenen Konferenz über die Vorlage, betreffend das Ausgleichs⸗Provisorium. Der Referent Pulsky empfahl die Annahme derselben. Der Minister⸗Präsident Baron Banffy erklärte, daß die Regierung, nachdem der Handelsvertrag mit Oesterreich im vorigen Jahre gekündigt und nicht erneuert worden sei, auf keiner anderen Grundlage als der eines selbständigen Zollgebietes stehe. Die Regierung sei aber überzeugt, daß ein selbständiges Zollgebiet den In⸗ teressen Ungarns nicht entspreche; die Sonderung des Zoll⸗ gebiets könne, selbst wenn sie vortheilhaft wäre, wegen der Kürze der Zeit nicht bis zum 1. Januar durchgeführt werden. Es sei daher die Pflicht der Regierung, neben der Rezi⸗ prozität mit Oesterreich die Aufrechterhaltung des be⸗ stehenden Zustandes zu beantragen, unter dem Vorbehalt, daß sie selbständige Einrichtungen beantragen werde, falls der Zollvertrag mit Oesterreich bis zum 1. Mai nicht zu stande komme. Der Minister⸗Präsident wiederholte, daß Ungarn vom 1. Januar ab prinzipiell auf der Basis eines “ Zollgebietes stehe, woraus aber keines⸗ wegs folge, daß die Zollschranken strikte aufge⸗ stellt werden müßten. Der Gesetzentwurf gebe das Prinzip nicht auf, binde aber der Regierung hinsicht⸗ lich des weiteren Vorgehens nicht die Hände. Der Minister⸗ Präsident ersuchte zum Schluß nochmals um Annahme der
siedelung im größeren Umfang zu steil und zu schroff zu sein. Der
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glaube, die Frage, ob ein gemeinsames oder ondertes Zollgebiet vorzuziehen sei, werde sein, wenn am 1. Mai entweder der Ausglei stande komme oder die Regierung eine selbständige Bu lage unterbreiten werde. Die Regierung werde 8 pflichtet sein, eine selbständige wirthschaftliche Einrichtung am 1. Januar 1899 ins Leben zu rufen, aber sich die 3 von vornherein zu binden, würde ein politischer Fehler sein
als auch für Ungarn für gefährlich gehalten. Auf
reich als auch Ungarn erstarkt; es würde unzweckmäßig sen diese Grundlage wegzustoßen. selrc maßig sen einer mal eintritt; dann solle aber nicht Ungarn schuld sein, sondern diejenigen, welche den Frr. . 1 gerufen hätten. Das Ansehen Ungarns habe sich in letzter Zeit sehr gehoben; es sei allgemein die Ueberzeugung hervor⸗ etreten, daß Ungarn eine sichere Stütze der Monarchie sei Man müsse alles vermeiden, was diese Ueberzeugung erschüttern könne, und von diesem Gesichtspunkte aus stimme er für die Vorlage. Die Konferenz nahm darauf die Vorlage im al⸗ gemeinen und im einzelnen einstimmig an.
In der gestrigen Sitzung des kroatischen Landtages wurde nach einer „Reihe größerer Lärmscenen die Aus⸗ schließung des Abg. Potocujak für 70 Sitzungen be⸗ schlossen. Weiterer Lärm entstand, als bei der Mittheilung der Eingänge die Verlesung der von dem ungarischen Reichstage zugesandten Schlußrechnungen verlangt wurde und der Präsident erklärte, daß dieselben in ungarischer Sprache abgefaßt seien. Die ganze Opposition erhob sich mit den Rufen: „Zurück damit! Das ist eine Beleidigung des kroatischen Volkes; wir protestieren gegen diese Infamie!“ Die Sitzung wurde sodann unter großer Erregung geschlossen.
Großbritannien und Irland.
Wie die „Times“ meldet, ist der Gouverneur der Gold⸗ küste Sir William Maxwell auf der Seereise von den Canarischen Inseln nach der Heimath gestorben.
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Die Panama⸗Kommission der Deputirtenkammer genehmigte gestern den Bericht des Deputirten Rouanet mit Ausnahme einiger Details.
Rußland.
Die Kaiserin Maria Feodorowna und die Groß⸗ fürstin Olga Alexandrowna sind, nach einer Meldung des „W. T. B.“, gestern nach St. Petersburg zurückgekehrt und auf dem Bahnhofe von dem Kaiser, der Kaiserin Alexandra Feodorowna, den Großfürsten Michael Alexandrowitsch und Alexander Michajlowitsch sowie ““ Tenia e empfangen worden.
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Italien.
Wie die „Agenzia Stefani“ meldet, ist das Parlamen zum 20 d. M. einberufen worden. P
Spanien.
Die Königin⸗Regentin empfieg gestern den Weyler; die Audienz währte 1 ³ Stunden.
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Portnugal. v
Der König begrüßte gestern, wie „W. T. B.“ aus Lissabon berichtet, den aus Ost⸗Afrika zurückgekehrten General⸗Gouverneur von Mozambique Albuquerque bei seiner Landung. Zahlreiche Offiziere begleiteten Albuquerque unter lauten Zurufen der Menge nach seiner Wohnung
Die Bundesversammlung wählte heute, wie „W. T. B.“* meldet, mit 133 von 150 Stimmen Ruffy⸗Waadt (radikal) zum Bundes⸗Präsidenten für 1898 und zum Vize⸗Präsi⸗ denten Müller⸗Bern (radikal).
Niederlande.
Die Zweite Kammer nahm, wie „W. T. B.“ berichtet, gestern mu 46 gegen 41 Stimmen ein Amendement zum Marinebudget an, durch welches die für den Bau eines neuen Kriegsschiffes geforderte Summe abgelehnt wird. Der Marine⸗Minister Jansen beoaantragte hierauf, die weitere b hierauf, die weiter
Belgien.
Die bei der Verwaltung des Unabhängigen Kongo⸗ staates in Brüssel eingetroffene Post aus Afrika, welche aus Boma vom 16. November datiert ist, enthält, dem „W. T. B.“ zufolge, keinerlei Nachricht über die Niedermetzelung der Expedition M
s Gee 8 1“ 82
b““ 1 ““ Nach einer Meldung des Wiener,Telegr.⸗Korresp.⸗Bureaus“ aus Konstantinopel hoffen die griechischen Bevollmächtigten, daß die Frage des Termins der Ratifikation des Friedensvertrags, welche nur aus parlamentarischen Rück⸗ sichten aufgeworfen sei, zu beiderseitiger Zufriedenheit werde erledigt werden. . Das mit der Untersuchung der Anklagen gegen den Agenten des Oesterreichischen Lloyd Brazafolli betraute Gericht in Mersina hat, ohne den Delegirten der österreichisch⸗unga⸗ rischen Botschaft von den Gründen zu verständigen, einen Haftbefehl gegen Brazafolli erlassen. Der Delegirte pro⸗ testierte bei der Feslrne gegen diese Kapitulationswidrigkeit, worauf der Haftbefehl zuruͤckgenommen wurde.
Griechenland. u“ Die Deputirtenkammer ist, wie „W. T. B.“ meldet, zur des Friedensvertrages auf heute einberufen worden. „Die „Ephimeris“ veröffentlicht die Namen der einfluß⸗ reichsten Mitglieder der „Ethnike Hetairia“. Mehrere hohe Staatsbeamte, Professoren, Richter und Offiziere stehen auf den Listen der Abtheilungsbureaux dieses Vereins. Oberst Psicha, Vorstand der Personal⸗Abtheilung des Kriegs⸗ Ministeriums, war Vorsitzender einer Abtheilung, der O Suliotis Vorsitzender des Generalraths, nahm
Vorlage. Der Abg. Koloman Tisza erklärte: er
Ausbruch des Krieges seine Entlassung.
T⸗
Hände Er habe ein besonderes Zollgebiet stets sowohl für Oesterreich
Grundlage des gemeinsamen Zollgebiets sei sowohl Uesber
; Möglich sei, daß die wirthschaftlichen “ 8
8 ““ Nuhzäniizaaka. Die Deputirtenkammer hat gestern mit großer
Mehrheit den Handelsvertrag mit der Türkei an⸗
genommen. Amerika.
Eine aus Valparaiso in New⸗York eingetroffene Depesche meldet, daß das chilenische Kabinet demissio⸗ niert habe. Wie die „Times“ erfährt, hat Ismael To⸗ cornal die Bildung des neuen Kabinets übernommen.
Asien.
Die „Times“ meldet aus Teheran vom gestrigen Tage:
Buschir herrsche große Erregung wegen dort vor⸗ genommener Beschlagnahmen von Waffen. Es bestehe da⸗ selbst ein reger Handel mit Waffen, welcher zur Folge gehabt, daß die Stämme auf beiden Seiten des persischen Golss mit Waffen verseben worden seien, und so eine Quelle großer Gefahr gebildet habe. Die britischen und persischen Be⸗ hörden hätten strenge Maßnahmen dagegen getroffen. 4000 Ge⸗ wehre mit Munition im Werthe von 25 000 Pfund Sterling seien aufgefunden und beschlagnahmt worden. Der britische Resident sei auf dem Devpeschenschiff „Lawrence“ nach der Mekran⸗Küste abgefah ren, um den Mörder des Telegraphen⸗ Vorstehers Graves (s. Nr. 289 d. Bl.) zu ermitteln. Der persische Dampfer „Persepolis“ sei mit persischen Truppen an Bord vor einer Woche abgegangen; man hoffe, daß die Mörder würden ergriffen und bestraft werden.
Nach einer Meldung desselben Blattes aus Peking wurde der großbritannische Gesandte Sir Claude Macdonald gestern von dem Kaiser von China in besonderer Audienz empfangen, um ein Schreiben der Königin Victoria als Antwort auf die Beglückwünschung zum Regierungs⸗Jubiläum zu überreichen. 88 8
Der Bericht über die gestrige Sitzung des Reichs⸗ tages befindet sich in der Ersten Beilage.
— In der heutigen (12.) Sitzung des Reichstages, welcher der Reichskanzler Fürst zu Hohenlohe, der Staatssekretär des Innern, Staats⸗Minister Dr. Graf von Posadowsky⸗ Wehner, der Kriegs⸗Minister, General⸗Lieutenant von Goßler und der Staatssekretär des Reichs⸗Schatzamts Dr. Freiherr von Thielmann beiwohnten, beschloß das Fe auf Grund des mündlichen Berichts der Geschäftsordnungs⸗Kommission zunächst, daß das Mandat des Abg. Dr. Paasche (nl.) infolge der Berufung desselben zum etatsmäßigen Professor an die Technische Hochschule zu Berlin nicht erloschen sei, und genehmigte dann in erster und zweiter Berathung den Gesetzentwurf, betreffend die Kontrole des Reichshaushalts für 1897/98.
Darauf wurde die erste Berathung des Reichs⸗ haushalts⸗Etats für das Rechnungsjahr 1898 fort⸗ esetzt. - b. Dr. Förster (b. k. F.) bemerkt zunächst, daß eine eigen⸗ thümliche Beleuchtung der Stellung des Reichstages zur Reichsregierung sich aus den Mittheilungen der Entschließungen des Bundesraths auf Beschlüsse des Reichetages ergebe, indem mehrere Resolutionen
schon zu wiederholten Malen vom Reichtage angenommen seien, ohne
bei der Regierung Berücksichtigung zu finden. (Präsident Freiherr von Buol bemerkt, daß für die Behandlung dieser Uebersicht der Entschließungen des Bundesraths besondere Formen vorgeschrieben seien, sie aber nicht beim Etat besprochen werden könne.) Redner be⸗ dauert sodann, daß in Bezug auf den Quebrachozoll und in Bezug auf die Diäten die Regierung noch nicht die Wünsche des Reichstages erfüllt habe. Auch die Wünsche der Postbeamten ꝛc. seien nicht berücksichtigt worden, namentlich bezüglich der Erhöhung des Mindestgehalts der Landbrief⸗ träger, weil das zu unabsehbaren Konsequenzen führen würde. Be⸗ dauerlich sei es auch, daß bezüglich der Impffrage noch keine end⸗ gültige Beschlußfassung erfolgt sei, daß wiederum erst eine Kommission von Sachverständigen eingesetzt werden solle. Ebenso seien über die Zuwendungen an Kriegsinvaliden, über das Irrenwesen noch keine Entscheidungen über die Wünsche des Reichstages getroffen. Die Stellung der Deutschen in Oesterreich habe Herr von Hodenberg ganz widersinnig aufgefaßt. Landesverräther seien diese Deutschen nicht; wenn eine solche Wirthschaft dort herrsche, müßten sich die Deutschen dagen wehren; denn das Volksthum stehe über dem Staat und selbst über der Monarchie. In Dresden seien die österreichischen Gäste am Reden verhindert worden, und in Berlin sollten sie nicht einmal in der Versamm⸗ lung zugegen sein dürfen. Warum solle man in Deutschland auf das ver⸗ bündete Oesterreich so viel Rücksicht nehmen, daß man die freie Aus⸗ sprache unterdrücke, während Herr von Koscielski in Lemberg eine geradezu hochverrätherische Rede gebalten, ohne daß die deutsche Regterung sich darüber beschwert habe? Der habe sich mit der Frage der weltlichen Herrschaft des Papstes beschäftigt, was doch auch eine Kritik der italienischen Verhältnisse sei. In China sei man scharf vorgegangen, aber nicht gegenüber Amerika, welches doch geradezu den Handelsvertrag gebrochen habe. Auch Brasilien gegenüber follte man entschiedener auftreten, sowie egen Frankreich zum Beispiel beim Togovertrag. Der Staats⸗ ekretär von Bülow habe in feiner, diplomatischer Weise über die deutschösterreichischen Dinge beruhigend ausgesprochen. Wie könne aber ein Bündniß mit Oesterreich einen Werth haben, wenn die Herrschaft dort in die Hände anderer, den Deutschen nicht freundlich gesinnter Völkerschaften komme? Der Reichstag sei nicht —5 Vertreter des Deutschen Reichs, sondern des gesammten deutschen Volkes. 3
Präsident Freiherr von Buol bedauert, daß der Vorredner die Gepflogenheit durchbrochen habe, wonach Personen, die außerhalb des Hauses ständen, nicht beleidigt werden dürften. Die Bemerkung, daß Herr von Koscielski eine hochverrätherische Rede im Auslande ge⸗ halten habe, sei eine Beleidigung.
Direktor der Kolonial⸗Abtheilung des Auswärtigen Amts Dr. Frei⸗ herr von Richthofen: In Bezug auf das, was der Vorredner über den österreichischen Staat gesagt hat, vermag ich mich lediglich auf die Erklärung zu beziehen, die der Herr Staatssekretär des Außern in der vorgestrigen Sitzung des Hauses hier abgegeben hat, und auf den Rath, den diese Erklärung enthält. In wie weit dieser Rath von den Mitgl’edern des Hauses befolgt wird, entzieht sich ja jeder Art von Beeinflussang von dieser Stelle; aber ich muß es den einzelnen Herren Kbellassen selbst zu erwägen, ob die Art und Weise, in welcher der Gegenstand behandelt wird, nicht vielleicht den Interessen, die Sie selbst hier vertreten wollen, dadurch, daß eine Zuröckweisung Ihrer Vorschläge eintreten muß, eher hinderlich als förderlich ist. Ich glaube aber ganz entschieden Verwabrung gegen die Art und Weise einlegen zu müssen, in welcher der Vor⸗ redner des erhabenen Herrschers von Oesterreich⸗Ungarn, des ebr⸗ würdigen Verbündeten unseres Kaisers und Königs, gedacht hat; eine Kritik darüber steht mir nicht zu, und ich werde sie unterlassen.
g. Dr. Lieber (Zentr.): Ich kann es den verschiedenen Rednern nicht übelnehmen, daß sie zu ermitteln suchen, wie das Zentrum sich zum Flottengesetz stellt. Wir werden uns selbst von so⸗ alten Parlamentariern nicht aus unseren Verschanzungen herauslocken
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lassen, denn wir sind selbst keine parlamentarischen Rekruten mehr. Wir werden nicht eher dazu Stellung nehmen, bis wir die ge⸗ nügende Aufklärung erhalten haben, welcher nicht dieses Haus allein, sondern auch die öffentliche Meinung noch reichlichst zu bedürfen scheint. Mein verehrter Freund Fritzen bat meine Rede zum Flottengesetz fehlerhaft zitiert, weil damals der stenographische Bericht darüber noch nicht vorlag. Die Behauptung, daß ich eine direkte Reichssteuer als eine Verletzung des föderativen Prinzips betrachte, kann ich nicht aufgestellt haben, weil sie meiner Meinung nicht ent⸗ spricht. Die Ausführungen des Grafen Posadowsky mußten den Glauben erwecken, daß, wenn nicht eine vollständige Sperrung, so doch eine starke Verlangsamung in der Sozialpolitik eintreten solle. Die Presse hat das auch verstanden. Das Zentrum wird es nicht übersehen, daß Graf Posadowsky im stenographischen Bericht über seine Rede vom 13 Dezember den Satz unterstrichen hat, daß die Regierung fortfahren werde, für die Arbeiter zu sorgen, namentlich soweit die Gesundheit derselben in Betracht komme. Wir werden abwarten, ob diese Zusage erfüllt wird; wir wollen die Fortführung der Sozialreform nicht stocken lassen. Wir haben einen diesbezüglichen Antrag bereits eingebracht und werden einen Antrag wegen der Berufsvereine, sobald wir ihn dem Bürgerlichen Gesetzbuch entsprechend gestaltet haben, ebenfalls wieder einbringen. Nach unserem Urtbeil darf in Oesterreich⸗Ungarn nicht die einung entstehen, daß die Herren Zimmermann, Förster und Hasse die Ansicht des Deutschen Reichstages ausgesprochen hoben. Wir hätten am liebsten über diese Dinge nicht gesprochen. Wir sind der Meinung, daß der Deutsche Reichstag nicht der Platz für Sympathiekundgebungen ist; wir stehen auf dem Stand⸗ punkt des Staatssekretärs des Auswärtigen Amts, daß der Reichstag sich nicht in innere Angelegenheiten einer auswärtigen Macht ein⸗ mischen sollte, ebenso wie wir uns dagegen verwahren, daß auswärtige Mächte sich in unsere Angelegenheiten ein⸗ mischen. Diese Zurückhaltung empfiehlt sich um so dringender, wenn es sich um einen verbündeten Staat und um die Ehrfurcht gebietende Person des österreichischen Kaisers, des eng befreundeten Verbündeten unseres erhabenen Kaisers, handelt. Wir können garnicht absehen, welche Schwierigkeiten solche Kund⸗ gebungen im Reichstage unserer Regierung bereiten können. Wenn es sich um Volksthumskämpfe handelt, so sind die Sympathien jedes Einzelnen von uns auf seiten des deutschen Volksthums, aber wir können nicht als politische Körperschaft ein Urtheil darüber abgeben. Ich stehe auf Seiten der Deutschen; ich habe zweimal den Ozean durchkreuzt und stets meine Sympathie für die jenseits des Meeres weilenden Deutschen bekundet. Aber als Parla⸗ mentarier müssen wir erklären, daß wir die in Oesterreich ver⸗ wendeten Mittel nicht gutheißen können, und zwar im Interesse des Parlamentarismus. Wir werden niemals eine Revolution weder im Parlament noch auf der Gasse gutheißen. Wenn die römische Frage von uns hier und außerhalb des Hauses erörtert worden ist, so haben wir immer feierlich betont, daß wir uns damit nicht in italienische Angelegenheiten einmischen und den Dreibund nicht stören wollen. Diejenigen haben am wenigsten über bedrücktes Volks⸗ thum in Oesterreich zu klagen, welche hier in Deutschland ohne jede Rücksicht ein fremdes Volksthum unterdrücken und welche den Jesuiten nicht gestatten, im Deutschen Reich nach ibrer Ueberzeugung zu leben und zu streben. Sie (zu den Nationallireralen) haben unsere Bischöfe, deutsche Männer wie Sie, ausgewiesen. Verschonen Sie uns also mit solcher Sympathiekundgebung!
Bis zum Schluß des Blattes nahmen noch das Wort der Abg. Graf zu Limburg⸗Stirum (d. kons.) und der Staats⸗ sekretär des Innern, Staats⸗Minister Dr. Graf von Posa⸗
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Dem Reichstage sind die Uebersicht der vom Bundes⸗ rath gefaßten Entschließungen auf Beschlüsse des Reichs⸗ tages aus früheren Sessionen, sowie eine Nachweisung über die gesammten Rechnungsergebnise der Berufsgenossen⸗ schaften ꝛc. für das Jahr 1896 zugegangen.
Nr. 50 der „Veröffentlichungen des Kaiserlichen Ge⸗ sundheitsamts“ vom 15. Dezember hat folgenden Inhalt: Gesund⸗ heitsstand und Gang der Volkskrankheiten. — Zeitweilige Maßregeln gegen Pest. — Niederländischer Sanitätsbericht, 1893. — Gesundheits⸗ zustand im belgischen Heere, 1895. — Gesetzgebung u. s. w. CFrzußen. Finniges Fleisch. — (Baden.) Milchkuranstalten. — (EHessen.) Leichentransport. — (Oesterreich, Krain.) Impfwesen. — Infektions⸗ krankheiten. — (Ungarn.) Kunstwein. — (Schweiz, Kanton Zürich.) Aerztliche, zahnärztliche, thierärztliche Gehilfen. — Gang der Thierseuchen unter den Dienstpferden der preußischen Armee, 1896. — Thierseuchen in Bosnien und Herzegowina, 3. Vierteljahr 1897 — Desgl. in Belgien. — Zeitweilige Maßregeln gegen Thierseuchen. (Preußen, Reg.⸗Bez. Stettin, Liegnitz, Schweiz, Niederlande, Norwegen.) — Vermischtes. (Bayern). Untersuchungsanstalten für Nahrungsmittel ꝛc., 1896. — (Bamberg). Medizinische Statistik, 1892/,95. — (Hamburg.) Nahrungsmittelkontrole, 1894/96. — Geschenkliste. — Wochentabelle über die Sterbefälle in deutschen Orten mit 40 000 und mehr Ein⸗ wohnern. — Desgl. in größeren Städten des Auslandes. — Er⸗ krankungen in Krankenhäusern deutscher Großstädte. — Desgl. in deutschen Stadt⸗ und Landbezirken. — Witterung.
Statistik und Volkswirthschaft.
Die deutsche äberseeische Auswanderung 8 über deutsche Häfen, Antwerpen, Rotterdam und Amsterdam stellt sich nach den Ermittelungen des Kaiserlichen Statistischen Amts für N 3 vember 1897 und den gleichen Zeitraum des Vorjahres folgender⸗ maßen: 6 9
Es wurden befördert im November *“ 800 683 E12656 482 641 andere deutsche Häfen (Stettin) 12 33
deutsche Häfen zusammen. 1294 1357
Arerver ... 224 257
4*“ 18 60
ZI ““ 5 7 überhaupt 1541 1681 “ us deutschen Häfen wurden im November 1897 neben den vor⸗ enannten 1294 deutschen Auswanderern noch 5088 Angehörige fremder taaten befördert. Davon gingen über Bremen 4089, Hamburg
994, Stettin 5.
Arbeiterversicherung. 8 Bei der Hanseatischen Invaliditäts⸗ und Alters⸗
Versicherungsanstalt sind I. an Anträgen auf Gewährung von Renten eingegangen: a. an Altersrentenanträgen: im Laufe des Jahres 1891 1105, 1892 404, 1893 381, 1894 353, 1895 354, 1896 351 und in der Zeit vom 1. Januar bis 30. November 1897 293, zusammen 3241; b. an Invalidenrentenantraͤgen: im Laufe des Jahres 1892 181, 1893 301, 1894 550, 1895 895, 1896 948 und in der Zeit vom 1. Januar bis 30. November 1897 1050, zusammen 3925; mithin sind 78 Beginn des Jahres 1891 bei der Hanseatischen Versicherungsanstalt an Rentenanträgen im Ganzen 7166 eingegangen. Von den Anträgen auf Altersrente entfallen auf das Gebiet der freien und Hansegtadt Lübeck 557, Bremen 689, Hamburg 1995 und von denen auf Invalidenrente auf das Gebiet
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von Lübeck 432, Bremen 1212, Hamburg 2281. — Von den
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Anträgen auf Altersrente sind bis Ende November 1897 erledigt 3220, und zwar 2798 durch tengewährung, 374 durch Ablehnung und 48 auf sonstige Weise. Von den Altersrenten⸗Empfängern sind inzwischen ausgeschieden 805, von diesen sind verstorben 764. Von den Anträgen auf Invalidenrente sind bis Ende November 1897 erledigt: 3774, und zwar 2805 durch Rentengewährung, 850 durch Ablehnung und 119 auf sonstige Weise. Von den Invalidenrenten⸗ e-. gz.SI sind inzwischen ausgeschieden 822, von diesen sind ver⸗ storben 763. — Auf die Gebiete der drei Hansestädte vertheilen sich die noch im Bezuge der Rente befindlichen Personen folgendermaßen: Lübeck 339 Altersrenten, 236 Invalidenrenten; Bremen 420 Alters⸗ renten, 698 Invalidenrenten; Hamburg 1234 Altersrenten, 1049 In⸗ validenrenten. Die Jahressumme der bis jetzt gewährten Renten macht insgesammt 814 840,60 ℳ aus, von welchem Betrage 226 007,40 ℳ für die inzwischen ausgeschiedenen Rentenempfänger abzusetzen sind. Nach den Berufszweigen vertheilen sich diese 5603 Rentenempfänger auf folgende Gruppen: Landwirthschaft und Gärtnerei 357 Rentenempfänger, Fnduftrie und Bauwesen 2334, Handel und Verkehr 1176, sonstige Berufsarten 461, Dienstboten ꝛc. 1275 Renten⸗ empfänger. — II. Anträge auf Rückerstattung der Beiträge sind eingegangen: a. Anträge gemäß § 30 des Invaliditäts⸗ und Alters⸗ versicherungsgesetzes: im Laufe des Johres 1895 425, 1896 2302 und in der Zeit vom 1. Januar bis 30. November 1897 2847, zu⸗ sammen 5574; b. Anträge gemäß § 31 des Gesetzes: im Laufe des Jahres 1895 83, 1896 377 und in der Zeit vom 1. Januar bis 30 November 1897 553, zusammen 1013; also Rückerstattungs⸗ Anträge im Ganzen 6587. Von diesen 6587 Anträgen entfallen auf das Gebiet von Lübeck 516, Bremen 1559. Hamburg 4512. Davon sind erledigt: durch Rückzahlung 5572, durch Ablehnung 536, auf sonstige Weise 71, zusammen 6179, mithin unerledigt 408.
Zur Arbeiterbewegung.
In Mannheim haben, einer Mittheilung des „Vorwärts“ zu⸗ folge, die Kohlenarbeiter der dortigen Firma Kraus und Bühler “ „Maßregelung“ von sechs Arbeitern die Arbeit ein-⸗ geste In Spever haben, nach demselben Blatt, 50 Steinarbeiter am Kirchenbau wegen Lohnkürzung die Arbeit niedergelegt.
Aus London meldet „W. T. B.“: Die von der Konferenz zur Beilegung des Ausstandes im Maschinenbaugewerbe ein⸗ gesetzte Kommission soll zu einem vorläufigen Uebereinkommen über die Hauptstreitpunkte gelangt sein. Das Uebereinkommen bedarf in⸗ dessen noch der Bestätigung durch die Konferenz.
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AKunst und Wissenschaft.
Der mit den vorbereitenden Untersuchungen für die Errichtung einer zoologischen Station in der Südsee beauftragte Professor Dr. Dahl von der Königlichen Universität in Kiel hat, unterstützt von dem Plantagenbesitzer Parkinson, inzwischen auf der Insel Neupommern ein provisortsches Institut eingerichtet und an- sehnliche Sammlungen nach Europa gesandt. Auf Grund der von ihm gemachten Erfahrungen hält Professor Dr. Dahl die Gazellen⸗ halbinsel und speziell Ralun bei der geschützten Lage. der Viel⸗ seitigkeit des ganzen Gebietes und dem verhältnißmäßig gesunden Klima zur Errichtung einer biologischen v außer⸗ ordentlich geeignet. 8 1
Literatur.
Die ländlichen Arbeiter⸗Wohnungen in Preußen. Eine Umfrage. Von Dr. Ascher, Kreis⸗Wundarzt in Bomst. (Nr. 13 der Schriften der Zentralstelle für Arbeiter⸗Wohlfahrts⸗ einrichtungen.) Karl Heymann's Verlag, Berlin. Preis 3 ℳ. — Während für die städtischen Arbeiter wie für die gesammte Stadt bevölkerung die Wohnungsfrage binreichend geklärt ist, um auf Grund der erlangten Kenntniß Vorschläge zu Verbesserungen auf sozialem Gebiet machen zu können, ja in vielen durchforschten Städten kaum noch neue Kenntnisse gewonnen werden können, fehlte es bisher fast völlig an solchen für die ländliche Arbeiterbevölkerung; und doch weisen diese letztere und ihre Wohnungen außerordentlich markant Besonderheiten auf, die eine gesonderte Untersuchung und Erörterung der ländlichen C“ verlangen. Aus diesem Grunde ha der Verein preußischer Medizinalbeamten eine Umfrage über Zahl. Art, Beschaffenheit, Größe, Lage, Kosten ꝛc. der ländlichen Arbeiter wohnräume gehalten, an deren Beantwortung auf Fragebogen sich fast ebenso viele Angehörige anderer Stände, Verwaltungs beamte, Landwirthe, Baubeamte, Medizinalbeamte und Aerzt betheiligt haben. Das Ergebniß dieser Enquste wird in der vorliegenden Schrift veröffentlicht. Erfährt man aus derselben auch nicht alles, was hier und dort an guten und schlechten Wohnungen vorkommt, so hat Dr. Ascher das eingegangene Material doch soweit abrunden können, daß keine Provinz und kein Wohnungstypus unvertreten ist. Das positive Ergebniß ist immer⸗ hin in hohem Grade belehrend, zumal da es durch sehr werthvoll Bemerkungen und Skizzen der Beantworter ergänzt ist, durch welche oft besser als durch eine ganze Reihe von 1 der Typus und die Lage der Wohnung, auch die soziale Stellung der Bewohner für einen weit über den politischen Kreis hinausreichenden Bezirk ge⸗ schildert wird.
— Monatsschrift für Handelsrecht und Bankwesen, Steuer⸗ und Stempelfragen, herausgegeben von Justiz⸗Rath Dr. Paul Holdheim in Frankfurt a. M. Karl Heymann'’s Ver⸗ lag, Berlin. Preis halbjährlich 6 ℳ — Die Nummern 11 und 12 des VI. Jahrgangs haben folgenden Inhalt „Der österreichische Entwurf eines Kartell⸗Polizeigesetzes“ von Dr. Schäffle; Anfechtung von Bilanzansätzen; Einrede der mangelnden Sicherheit für die Prozeßkosten gegenüber den klagenden österreichischen Staatsangehörigen; Internationale Handels⸗ und In⸗ dustrievereinigung; Stempelpflicht bei Konversion von Anleihen; Zum Begriff der „Ausreichung von Werthpapieren an den ersten Erwerber-; Protokollstempel für Mieth⸗ und Pachtverträge; Wechselähnliche Quittungen; Durchführung der neuen österreichischen Börsensteuer; Reform der Aktien⸗ und Börsengesetzgebung in Oesterreich. — Ueber⸗ 8 sicht der Rechtsprechung über Handelsbücher, Handlungsbevollmächtigte, Handlungsgehilfen, Agenten, offene Handelsgesellschaft, mitgetheilt vom Landgerichts⸗Rath Freudenthal; Vollstreckung auswärtiger Urtheile in den Vereinigten Staaten von Amerika, mitgetheilt von Dr. Kempin; „Noch einmal die vorzeitige Geltung des Bürger⸗ lichen Gesetzbuchs“ von Dr. Eugen N. Wolff; Revision des preußischen Gerichtskostengesetzes und der Gebührenordnun für Notare; „Der ungarische Gesetzesartikel XXXII 189 über die Sicherstellung einiger durch die vaterländischen Geldinstitute emittierten Obligationen“ von Dr. Sala Frank; Bayerische Verordnung über Annahme der Wechselsumme durch den protestierenden Gerichts⸗ vollzieher; Bekanntmachung, betr. “ deutscher Kläger in Rußland und russischer Kläger in Deutschland; Rechtssprüche des Reichsgerichts, mitgetheilt von Reichsgerichts⸗Rarh Förtsch; Aus der Praxis der Landgerichte: Die Kursmakler sind verpflichtet, ihre Firmen behufs der Eintragung in das Handelsregister anzumelden; Stempelpflicht bei Konversion von Anlehen; Kleine Mittheilungen.
Land⸗ und Forstwirthschast.
Für die vom 16. bis 21. Juni 1898 in Dresden stattfindende landwirthschaftliche Ausstellung hat die Deutsche Landwirth⸗ schafts⸗Gesellschaft in einem Preisausschreiben für die Abtheilung der Schafe 7750 ℳ, für die der Schweine 6080 ℳ und für Ziegen 915 ℳ zu Geldpreisen ausgesetzt, das sind, wenn die zulässigen Höchstzahlen der Beschickung, 500 bezw. 400 und 150 Stück, — wie anzunehmen — erreicht werden, für jedes ausgestellte Schaf durchschnittlich
15,05, für ein Schwein 15,2, für eine Ziege 6,1 ℳ an aus⸗ gesetzten Geldpreisen. In der Abtheilung der Schweine kommt G