1898 / 16 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 19 Jan 1898 18:00:01 GMT) scan diff

ordentlichen Landtages in Betreff einer baldigen Aenderung der Organisation unseres Eisenbahnwesens gegeben. Aus der desfälligen Vorlage werden Sie ersehen, daß die Staatsregierung, soweit nach ihrer “] angängig, den ausgesprochenen Wünschen thunlichst entgegenkommt. 1

Daneben wird nicht nur in einigen lagen den in Eisenbahnsachen kundgegebenen Wünschen des letzten ordentlichen Landtages entsprochen, sondern es werden außerdem auch verschiedene dringlich gewordene, im letzten Jahre noch zurückgestellte Ergänzungs⸗ und Erweiterungsbauten, ins⸗ besondere größere Bahnhofsumbauten, zur Vorlage gebracht, wie nicht minder auch die Bewilligung der Mittel für zwei Dienstwohnungen im Bereiche der Forst, und der Zoll⸗ verwaltung beantragt wird, die im Interesse des Dienstes unentbehrlich sind, deren baldige Herrichtung aber auch bei der inzwischen günstiger gestalteten Finanzlage des Herzogthums einem finanziellen Bedenken nicht unterliegt.

Im übrigen wird Ihnen unter sonstigen Vorlagen auch ein Gesetzentwurf über die Besteuerung des Wandergewerbes und der Wanderlager in Uebereinstimmung mit den in den letzten Landtagen hervorgetretenen Wünschen vorgelegt werden. .

Auch wird die Staatsregierung für die bereits im vorigen Land⸗ tage zur Erörterung gelangte Vervollständigung der Korrektion der unteren Hunte mittels Durchstichs der Holler Bucht nunmehr Ihre Mitwirkung in Anspruch nehmen.

Im Auftrage Seiner Königlichen Hoheit des Großherzogs erkläre ich nunmehr den Landtag des Großherzogthums für eröffnet und ersuche Sie, meine Herren, mit Ihren Arbeiten zu beginnen.

Schwarzburg⸗Rnudolstadt.

8 Der Landtag ist gestern im Auftrage Seiner Durchlaucht

des Fürsten durch den Staats⸗Minister von Starck eröffnet worden. Unter den Vorlagen befinden sich Gesetzentwürfe, betreffend die Abänderung der Gemeindeordnung, die Ab⸗ änderung des Gesetzes über den Zivilstaatsdienst und die anderweitige Normierung der den Wittwen und Waisen ver⸗ storbener Beamten zu gewährenden Pensionen.

weiteren Vor⸗

Schwarzburg⸗Sondershausen.

Seeine Durchlaucht der Fürst empfing gestern den

preußischen Gesandten Prinzen Maximilian von Ratibor und Corvey zur Entgegennahme seines Beglaubigungs⸗ schreibens und den sächsischen Gesandten, Wirklichen Ge⸗ heimen Rath von Minckwitz zur Entgegennahme seines Ab⸗ berufungsschreibens in Audienz. Hierauf fand ein Galadiner statt, zu welchem beide Gesandten geladen waren. 8

Oesterreich⸗Ungarn.

In der gestrigen Sitzung des böhmischen Landtages brachte der Abg. Skarda eine Interpellation an den Statt⸗ halter ein: weshalb derselbe die vorgestern im Namen der Regie⸗ rung abgegebene Erklärung zuerst in deutscher und dann erst in czechischer Sprache verlesen habe. Hierauf wurde die Debatte über den Antrag des Grqsen Buquoy fortgesetzt. Zu Generalrednern wurden der Czeche Pacak und der Deutsche Werunsky ge⸗ wählt. Zunächst ergriff der Abg. Funke das Wort. Während seiner Rede trat, wie „W. T. B.“ berichtet, der Abg. Wolf in den Saal und theilte mit, daß ein deutscher Student blutig geschlagen worden sei. Sämmtliche deutsche Abgeordnete sprangen von den Sitzen auf, begaben sich zu dem Präsidium und dem Statthalter Grafen Coudenhove und verlangten Genugthuung. Dem Statthalter wurde zugerufen: er möge abdanken, er sei nicht fähig, die Verwaltung eines so wichtigen Landes zu führen. Der Oberst⸗Landmarschall Fürst Lob⸗ kowitz unterbrach die Sitzung auf eine halbe Stunde. Nach der Wiederaufnahme der Sitzung erklärte der Statthalter Graf Coudenhove, ein czechischer Student habe auf der Straße einen deutschen farbentragenden Studenten angegriffen und geschlagen. Der czechische Student sei verhaftet worden. Weiter betonte der Statthalter, es sei ein statutarisches Recht der deutschen Studenten, Farben zu tragen. Dies könne niemandem Grund zu Ausschreitungen bieten. Er, der Statthalter, müsse dieselben aufs schärfste ver⸗ urtheilen. Die Sicherheitsbehörden hätten ihre Pflicht erfüllt; sie seien sofort zur Stelle gewesen, hätten den Angegriffenen geschützt und die 5 sowie andere der Herhestaga sich widersetzende Personen festgenommen. Keine Sicherheitsbehörde der Welt könne derartige Zwischenfälle verhindern. Der Abg. Her old protestierte gegen die verfügte Unterbrechung e;

ie czechischen Abgeordneten hätten ihr Volk immer zur Ruhe und Zurückhaltung ermahnt und würden nicht weiter dulden, daß Provokationen systematisch erfolgten. Unerhörte Privilegien seien den deutschen Studenten gegönnt worden, und solchen

Privilegien zu Liebe werde der ganze Polizeiapparat in Be⸗ wegung gesetzt und der Landtag in Mitleidenschaft gezogen. Das duͤrfe nicht weiter geduldet werden (stürmischer Beifall bei den Czechen). Der Abg. Funke bekämpfte sodann in längerer Rede die vorgestrigen Ausführungen des Grafen Sylva Tarouka auf das schärfste, protestierte gegen die Vermittelung des Groß⸗ grundbesitzes im deutsch⸗czechischen Streite und sprach sich da⸗ pegen aus, daß der erhabene Träger der Krone, vor dem alle

DHeutschen in Ehrfurcht sich beugten, hier in den Streit hineingezogen werde. In diese Sache dürfe die Krone nicht hineingezerrt werden. Schließlich erklärte der Redner: die abgegebene Erklärung der Regierung könne nicht befriedigen, zumal da keine Frist angegeben werde, wann die neuen Verordnungen erscheinen sollten. Die Deutschen müßten auf der Aufhebhung der jetzt geltenden Verordnungen bestehen. Die Rede des Abg. Funke war von stürmischem Beifall und Zustimmungsbezeugungen der Deutschen begleitet. Der Statthalter Graf Coudenhove erwiderte, daß die neuen Verordnungen an die Stelle der alten Sprachen⸗ verordnungen träten und im Laufe des Februar würden erlassen werden. Der Statthalter begründete sodann sein ein Verhalten während der Prager Excesse, widerlegte ie Hefenpnagg, daß er Provokationen der Deutschen als Ursache der Excesse hingestellt habe, und schloß mit den Worten, er sei nicht Statthalter von des Abg. Wolf, sondern von des Kaisers Gnaden. Der Abg. Baxa (radikaler Czeche) besprach die Prager Vorkommnisse und 28 rte aus, daß die Polizei in Prag grausam gewirthschaftet habe. Hierauf wurde die Verhandlung abgebrochen.

Im mährischen Landtage begründete der Abg. Zacek einen Antrag auf Ueberreichung einer Adresse an den Kaiser in Beantwortung des Kaiserlichen Patents, mit welchem der Landta d worden sei. Der Antragsteller erinnerte daran, daß der Kaiser vor 50 Jahren die Regierung angetreten habe, sprach die Hoffnung aus, daß Mähren in Beireff der nationalen Fragen zur Einigung kommen werde, und

schloß unter dem Ausdruck der Loyalität mit dem Wunsche, der Kaiser möge noch lange herrschen, es möge noch unter seiner Regierung zu einer wirklichen Volksversöhnung kommen und auf seinem Haupte die Wenzelskrone unter dem Jubel der gesammten Bevölkerung erglänzen. Der Antrag wurde einem Aueschuß überwiesen.

Großbritannien und Irland.

Bei einem von der Handelskammer in Liverpool veranstalteten Festmahl hielt gestern der Staatssekretär für die Kolonien Chamberlain eine Rede, in welcher er, dem „W. T. B.“ zufolge, ausführte: Wenn es möglich wäre, würde es sehr erwünscht sein, daß die fortdauernde Erwerbung

roßen Landgebietes zu einem Ende käme. Großbritannien hace genug Land urd genug barbarisches Volk zu regieren; wenn es aber Handel bewahren und heben wolle, so müsse es den anderen Mächten folgen und Acht haben, daß es nicht ausgeschlossen werde. Die Politik der Regierung sei nicht die Erwerbung neuen Land⸗ gebiets, sondern die freier Märkte, selbst wo dies die Erwerbung neuen Gebietes involviere, sowie die Ein⸗ nahme einer sehr festen Hetesiit gegenüber jedem Versuche, der gemacht werden sollte, Großbritannien des Webietes, das es bereits besitze, zu berauben. „Wenn wir unseren Besitz festhalten wollen“, sagte der Staatssekretär im weiteren Verlauf seiner Rede, „so müssen wir uns auf unsere eigene Stärke und unsere eigenen Rüstungen verlassen und nicht auf die Gunst jener, welche wir vergeblich zu unseren Freunden zu machen gesucht haben. Ich empfehle damit keine Politik des Angriffs oder der Gesetzlosigkeit, aber ich behaupte, wir haben eine dreifache Pflicht: erstens festzuhalten, was uns rechtmäßig gehört, zwei⸗ tens für unsere Nachkommen „Claims“ abzustecken und drittens für den Fall, daß irgendwer versuchen sollte, diese „Claims“ wegzunehmen, ihn in aller Güte daran zu sndern. Wir müssen uns enger an unsere Kolonien anschließen und bei ihnen die Stärke und die 8 zu erlangen suchen, welche wir nie bei fremden Nationen sinden werden.“ Die Kolonien, fügte der Staatssekretär hinzu, seien alle in ge⸗ deihlicher Entwickelung, mit Ausnahme Westindiens, das durch

einiger Zeit beschlossen, die Mächte zu einer Konferenz behufs Berathung über die Frage der Abschaffung der Zucker⸗ rämien einzuladen, doch sei ihm Be .8 zuvorgekommen. Nöge nun die Konferenz ein Erfolg oder Mißerfolg werden, der Schatzkanzler werde inzwischen vom Parlament eine sehr bedeutende Summe sur Unterstützung für Westindien ver⸗ 882 eine Summe, die groß genußz sei. um den dortigen Be⸗ trieben und der Bevölkerung das Ueberstehen der Krisis zu

ermöglichen. 8 Frankreich.

In der Budgetkommission gelangte gestern die Kon⸗ vention, 8 die Postdampfschiffsverbindung Havre⸗New⸗York, zur Berathung. Der Deputirte Charles Rouyx trat für die Vorlage ein und betonte, der Hafen von Fen werde nach Vollendung der in Aussicht genommenen Arbeiten bessere Bedingungen bieten, als die Häfen von Bremen und Bremerhaven. Der Daputirte Kerjegutrat zu Gunsten des

afens von Brest ein, der die größten Schiffe aufnehmen könne; die

Ki ptfrage sei aber die Organisation eines Schnelldienstes für Reisende, um die Passagiere, die jetzt die deutschen und englischen Linien benutzten, wieder den französischen Linien zuzuführen. Der Deputirte Berger bemerkte, die Konstrukteure wendeten jetzt ihre Aufmerksamkeit Modellen kleinerer Typen zu. Die Kommission nahm schließlich im Prinzip Havre als Heimathshafen an und vertagte sodann die weitere Berathung.

Der Kriegs⸗Minister, General Billot hat gegen den verantwortlichen Herausgeber des Blattes „Aurore“ und gegen Zola bei dem Justiz⸗Minister einen Strafantrag gestellt. Der Justiz⸗Minister wird denselben dem Ober⸗Staatsanwalt überweisen. Es heißt, der Prozeß solle vor dem Schwur⸗ gericht stattfinden.

Die sozialistischen Deputirten haben ein Manifest erlassen, in welche'm sie das Land auffordern, denen zu miß⸗ trauen, die unter der Flagge des Antisemitismus einen Theil der Bürger zu Gunsten bes anderen aus seinem Besitz⸗ stande vertreiben wollten, und vor der Gefahr des Militarismus warnen.

In Paris erneuerten sich gestern die Kundgebungen vor den Redaktionen der Zeitungen und dem Cercle militaire Auch in Bordeaux, Montpellier, Marseille, Nantes und Lyon sanden gestern antesemitische Kundgebungen statt.

Italien.

Wie die „Agenzia Stefani“ meldet, hat der König gestern die Dekrete unterzeichnet, durch welche Arcoleo zum Unter⸗ Staatssekretär im Ministerium des Innern, Vendramini v14A“”“ im Ministerium der öffentlichen

rbeiten und Balenzano zum Unter⸗Staatssekretär im Finanz⸗Mmisterium ernannt wird.

Schweden und Norwegen. 8

Die Thronrede, mit welcher der schwedische Reichs⸗ tag gestern eröffnet wurde, hebt, wie „W. T. B.“ meldet, die Freude, Dankbarkeit und Liebe hervor, welche das schwedische Volk bei dem 25 jährigen Regierungs⸗Jubiläum dem König gegenüber gezeigt habe, und erinnert an die Vermählung des Prinzen Carl mit der dänischen Prinzessin Ingeborg, Höchstwelche hierdurch mit dem Vaterlande ihrer Mut er eng verbunden sei. Die Stockholmer Ausstellung und die zahl⸗ reichen internationalen Kongresse, die in Stockholm getagt, hätten das Ansehen Schwedens im Auslande gehoben, und die vielen Fürstlichen Besuche im letzten Jahre häͤtten das herz⸗ liche Verhältniß Schwedens zum Auslande bezeugt. Schließlich kündigt die Thronrede eine Vorlage, betreffend die Arbeiter⸗ versicherung, an. 8

Amerika.

Dem „W. T. B.“ wird aus Washington berichtet, daß der Finanzausschuß des Senats sich mit acht gegen 89 Stimmen zu Gunsten des Antrages des Senators Teller ausgesprochen, nach welchem die Bonds der Vereinigten Staaten in Gold oder Silber, nach Wahl der Regierung, zahlbar sein sollen, und in diesem Sinne an den Senat berichtet habe.

Aus Havanna wird gemeldet, daß bei Alquizar in der Provinz Pinar del Rio eine Dynamitbombe unter einem Bahnzuge, welcher Zivilpersonen und Truppen be⸗

förderte, explodiert sei. Der Zug sei entgleist, eine Person

die Zuckerprämien ruiniert werde. Großbritannien habe vor

bezüglich der Rentengüter, sondern auch bezügli

getödtet und vier verwundet worden. Die Aufständischen hätten gleichzeitig einen Angriff auf den Zug gemacht, seien aber von den Truppen zerstreut worden.

Asien.

Nach einer Meldung des „W. T. B.“ aus Canton vom gestrigen Tage ist bei dem Orte Langthen der deutsche Missionar Homeyer, von der Station Nan⸗hiung der Berliner Mission, beraubt und verwundet worden. Der General⸗Gouverneur hat sofort telegraphisch die nöthigen Maßnahmen zur Sühnung des Verbrechens getroffen.

Parlamentarische Nachrichten.

Die Berichte über die gestrigen Sitzungen des Reichs⸗

tages und des Hauses der Abgeordneten befinden sich in der Ersten Beilage. 1

In der heutigen (20.) Sitzung des Reichstages wurde die am vergangenen Mittwoch begonnene erste Lesung des vom eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes, betreffend Aenderungen und Ergänzungen des Strafge buchs, fortgesetzt. Das Wort nahm zunächst der

Abg. Dr. Höffel (Rp.), welcher vns sührse daß er die Vorlag besonders von seinem ärztlichen Standpunkt aus begrüße. Alle Faktore des öffentlichen Lebens hätten ein weitgehendes Interesse daran, de Syphilis, dem nächst der Tuberkulose und dem Alkoholismus größten Feinde der Menschheit, entgegenzutreten. 8

(Schluß des Blattes.)

Das Haus der Abgeordneten setzte in der heutigen (5.) Sitzung, welcher der Vize⸗Präsident des Staats Ministeriums, Finanz⸗Minister Dr. von Miquel, de Minister der öffentlichen Arbeiten Thielen, der Justiz Minister Schönstedt, der Minister des Innern Freiherr vo der Recke und der Minister für Handel und Gewerb Brefeld beiwohnten, die erste Berathung des Staats haushalts⸗Etats für 1898/99 fort.

Justiz⸗Minister Schönstedt: Der Abg. Motty hat gester gemeint, daß mit dem Inkrafttreten des Bürgerlichen Gesetzbuches das Gesetz, betreffend die Beförderung deutscher Ansiedelungen in ber Provinzen Westpreußen und Posen, außer Kraft trete, und daß es

kaum lohnen würde, für die Ausführung eines Gesetzes noch weitere

Mittel zu bewilligen, welches im Absterben begriffen sei. Er hat hervorgehoben, daß Bürgerlichen Gesetzbuches auch die Bestimmung enthalten habe,

daß unberührt bleiben sollten die landesgesetzlichen Vorschriften nicht nur

güter, und daß die Vorschrift bezüglich der letzteren ohne Widerspruch auf Antrag des Abg. von Czarlinski gestrichen und damit das Schicksal des Ansiedelungsgesetzes besiegelt worden sei; deshalb würde am 1. Januar 1900 dieses Gesetz seine Geltung verlieren. Die That- sachen. die der Abg. Motty angeführt hat, sind durchaus richtig und unbestreitbar, das gleiche gilt aber nicht von den daran geknüpften Folgerungen. Dem polnischen Antrage ist von keiner Seite widersprochen worden; aber daraus den Schluß zu ziehen, daß nunmehr das Gesetz

mit dem Inkrafttreten des Bürgerlichen Gesetzbuchs seine Geltung ver⸗ lieren würde, ist durchaus irrig. Wenn der Vertreter der Bundes⸗ regierungen und insbesondere der Vertreter der Regierung es unterlassen hat, in der Reichstagsverhandlung diesem polnischen Antrage zu widersprechen, so lag der Grund lediglich darin, daß sie inzwischen zu der Ueberzeugung gekommen waren, es bedürfe nicht eines Vorbehalts zur Erhaltung des Ansiedelungsgesetzes auch nach dem Inkrafttreten des Bürgerlichen Gesetzbuches. Das Ansiedelungsgesetz ist theils öffentlichen, theils privatrechtlichen Inhalts. Soweit es nur öffentlich rechtliche Be⸗ stimmungen enthält, zum Beispiel die Zurdispositionsstellung des Hundertmillionenfonds zur Erwerbung von Gütern, wird es durch die privatrechtlichen Bestimmungen des Bürgerlichen Gesetzbuches überhaupt nicht berührt; soweit es aber privatrechtlichen In⸗ balts ist, ist es im wesentlichen ein Rentengutsgesetz, und die einzelnen Bestimmungen enthalten weiter nichls als Vorschriften darüber, unter welchen Modalitäten diese Güter gegen Renten ausgegeben werden können. Vestedelungsegesen die mit den privatrechtlichen Bestimmungen des

Bürgerlichen Gesetzbuchs in Widerspruch steht, wird der Abg. Motiiy nicht nachweisen können. Als im Jahre 1896 den Ansiedelungsgütern

die Eigenschaft als Anerbengüter verliehen wurde, ist von keiner

Seite behauptet worden, daß das Ansiedelungsgesetz nach einigen

Jahren seine Geltung verlieren werde.

Abg. Schmieding (nl.): Der Finanz⸗Minister will aus Vor⸗ sicht den Etat so bemessen, daß auch für einen möglichen wirthschaft⸗ lichen Niedergang gesorgt sei. Deshalb wünschen wir eben eine Trennung der großen wirthschaftlichen Etats von der allgemeinen Finanzrerwaltung. Bezüglich der Steuerbelastung hat es sich der Finanz⸗Minister sehr leicht gemacht, indem er gestern erklärte, er habe überhaupt nur von den direkten Steuern gesprochen. Dem Steuerfahler ist es ganz gleich, unter welchem Namen er seine Steuern bezahlen muß. Die mittleren Steuerstufen gerade sind zu hoch belastet. Für ärmere Gemeinden sollten größere Steuer⸗ verbände geschaffen werden, damit nicht gerade die ärmsten Gemeinden die höchsten Kommunalsteuern aufbringen müssen. Eine ftjenge Hand⸗ habung der Steuererklärungen ist allerdings nöthig, weil sonst wieder neue Ungleichheiten hervortreten würden; aber es würde ge⸗ nügen, wenn die Steuererklärung nur alle drei Jahre ein⸗ gefordert würde. Auf die Polemik des Grafen Limburg egen die Wasserstraßen werde ich bei der Spezialberathung erwidern; fen absprechendes Urtheil über den Dortmund⸗Ems⸗Kanal ist ent⸗ schieden verfehlt, er sollte wenigstens abwarten, bis der Kanal fertig ist. haben sich schon große Gesellschaften ge⸗ bildet, um den Transport auf diesem Kanal zu unter⸗ nehmen, der Kanal wird also kein todtes Wasser bleiben. Gerade angesichts des ständigen Waggonmangels sind Kanäle nothwendig. Graf Limburg bezeichnet die Finanzlage als günstig, aber gefährlich; er hätte nur die Konsequenz daraus ziehen und schon frühber für die Vorlage eines Eisenbahngarantiegesetzes eintreten sollen. Wir haben ein wirkliches Ausgabebedürfniß von 788 Millionen, davon decken allein die Eisenbahnen 515 Millionen, und das ist allerdings ein ganz unerquickliches Verhältniß. Die starke fiskalische Inanspruch⸗ nahme der Eisenbahnen macht sich bei der Betriebssicherheit und der Leistungsfähigkeit der Eisenbahnen fühlbar. Anstatt etatsmäßige Beamte anzustellen, behilft man sich mit Hilfsarbeitern. Daß man jeßt plötzlich so viele neue etatsmäßige Stellen schafft, ist ein Ein⸗ geständniß der Schuld. Ueber die Anstellung des nöthigen Personals an Lokomotivführern ꝛc. sollte doch die EesenEahnperptzong allein entscheiden können, ohne der Kontrole des Finanz⸗Ministers zu unter⸗ liegen. Die wirthschaftliche Bedeutung der Eisenbahnen darf nicht hinter der fiskalischen zurückstehen. Das ist auch seiner Zeit bei der Verstaatlichung versprochen worden. Für die Unterbeamten will der Minister etwas thun, er follte es aber auch bald thun.

Die Abgg. Dr. Sattler dag und Genossen haben den Antrag eingebracht, den Spezial⸗Etat der Eisenbahnverwaltung nicht an die Büöfetomngon sondern an eine besondere Kommission von 21 Mitgliedern zu überweisen.

Hierauf nimmt der Vize⸗Präsident des Staats⸗Ministeriums, Finanz⸗Minister Dr. von Miquel das Wort.

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und mehrere Personen wurden, nachdem Militär eingeschritten war,

der Entwurf zu dem Einführungsgesetz des

ch der Ansiedelungs⸗ g

preußischen 1

Eine Vorschrift des

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Feehe von Gültlingen, Mitglied des Reichstages en 7. württembergischen Wahlkreis, ist, wie B.“ meldet, heut in Stuttgart gestorben.

Statistik und Volkswirthschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

Aus Ancona meldet „W. T. B.“: Die Nacht zum Dienstag und der gestrige Vormittag verliefen durchaus ruhig. Bekannt⸗ machungen des Bürgermeisters und des Präfekten verbieten jede An⸗ fammlung auf den Straßen. Der Gemeinderath hat vorgesorgt, daß Brot zum SKerstellungspreise abgegeben wird, welches von der Militär⸗Bäckerei bereitet wird. Letztere ist für die Bäcker eingetreten, welche, durch die Haltung der Bevölkerung ein⸗ geschüchtert, in der letzten Nacht nicht gebacken haben. Die Arbeiter einer Zuckerraffinerie machten Mittags den Versuch, auf den Platz vor dem Rathhause zu dringen; Polizei, welche einige Verhaftungen vornahm, zerstreut. An anderen Punkten der Stadt wurden 8 Anarchisten und ein Sozialist, der Urheber des zu den Protestkundgebungen aufreizenden Manifestes, verhaftet. Im Laufe des Tages fanden weitere Kund⸗ gebungen statt; nachdem die Theilnehmer an denselben vom Platze vor dem Rathhause und vom Cavour⸗Platze vertrieben worden waren, versammelten sie sich wieder vor den Stadtthoren, wurden aber von berittenen Truppen auseinander getrieben. Ein Trupp der Mani⸗ festanten zog nach dem Landhause eines Getreidemaklers und versuchte, es in Brand zu stecken; das Feuer wurde jedech bald gelöscht,

verhaftet. Nachmittags fanden auf dem Cavour⸗Platze und auf dem Korso Ansammlungen statt, die aber mehr aus Neugierigen als aus Mani⸗ festanten bestanden. Gegen Abend befanden sich noch einige hundert Mani⸗ festanten außerhalb der Stadt, in die sie nicht zurückkehren konnten, weil alle Thore vom Militär gesperrt waren. Im Ganzen wurden ungefähr 50 Verhaftungen vorgenommen. Man hoffte, daß die Bäcker gestern Abend die Arbeit wieder aufnehmen würden. Inzwischen werden von der Militärbäckerei, wie auch gestern, 150 Zentner Brot hergestellt. Auch andere Maßregeln, wie die Einrichtung von Vofksküchen, sind

Literatur. 8

Als Festschrift zum 39. Geburtstage Seiner Majestät des Kaisers und Königs erschien im Verlage von E. S. Mittler u. Sohn (König⸗ liche Hofbuchhandlung, Berlin SW., Kochstraße 68— 71), eine von dem Rektor A. Wolter verfaßte Schrift: „Kaiser Wilhelm II., ein Lebensbild“, die zugleich an das in diesem Jahre bevorstehende zehnjährige Regierungs⸗Jubiläum Seiner Majestät erinnert, indem sie außer dem Lebensgange Allerhochstdesselben auch Seine während dieses Dezenniums entfaltete Pöö Thätigkeit als friedliebender

errscher, als wachsamer Kriegsherr und als fürsorglicher Landesvater childert. Das mit vielen Porträts und anderen Abbildungen ge⸗ schmückte kleine Buch eignet sich besonders als Festgabe für Schüler. (Pr. 40 ₰.) Ferner ües folgende, im Verlage von L. Schwann in Düsseldorf erschienene Festspiele (Pr. je 50 ₰) empfohlen, die sich zur Aufführung in Schulen und Vereinen eignen: „Kaisers Geburtstag!“ Drei Festspiele für die Mittelstufe der Volksschule (Knaben oder Mädchen). I. Krieg und Sieg. II. Das Bild des Kaisers. III. Allweg gut Zollern. Von Laurenz Kiesgen. „Kaisers⸗ eburtstag bei den Kleinen’. Deklamationen und Lieder für die Unter⸗ tufe, von Laurenz Kiesgen. „Kaisers Geburtstagsfeier in Unterklassen“. Ansprache, Erzäblungen und Gedichte zur Benutzung bei der Feier des Geburtstages Seiner Majestät des Kaisers in der Unterklasse der Volksschule, von Ferdinand Goebel. „Heil Kaiser Wilhelm II.!“ sehden zur Feier des Gedurtstages Seiner Majestät des Kaisers. er Volksschule gewidmet von Wilhelm Häker, Lehrer. Die uldigung der Jahreszeiten“, patriotisches Festspiel am Aller⸗ öchsten Geburtstage Seiner Majestät des Kaisers und Königs Wilhelm II., von Maria Brocker.

Friedrich Haase's Memoiren liegen nunmehr in einem gediegen ausgestatteten Bande abgeschlossen vor. Derselbe ist mit zahlreichen Illustrationen nach Originalzeichnungen Fe⸗ Stahl'’s sowie Bildnissen hervorragender und erlauchter Personen ge⸗ ses und unter dem Titel „Was ich erlebte, 1846—1896 m Kunstverlage von Rich. BVong (Berlin W., Leipzig, Wien und Stuttgart; Preis geh. 3 ℳ) erschienen. Der ausge⸗ zeichnete Bühnenkünstler beweist in der Schilderung seiner fesselnden und überraschend mannigfaltigen Erlebnisse sowie in der kritischen Würdigung von Dingen und Menschen dieselbe Frische und unmittel⸗ bar wirkende Kraft des Vortrages und der Darstellung, mit denen er die Gestalten der Dichter auf der Bühne verkörpert. Aus der bunten Welt, die er erscheinen läßt, tauchen in scharfen Umrissen die ersten Größen der Kunst und Literatur auf. Adolf Menzel, Gustav Richter, Ed. Grützner, Arthur Schopenhaner, Fhan Dingelstedt, Eduard Devrient, Theodor Döring, Jenny Lind, Marie Seebach, Adelaide Ristori, mögen aus der großen Zahl derjenigen, mit denen er in Verkehr ge⸗ treten ist und von denen er Interessantes zu erzählen weiß, besonders genannt werden. Sehr anziehend sind auch die mitgetheilten Be⸗ obachtungen über das Schauspielerleben, das er auf seinen vielen Gastspiekreisen, die sich bis nach Amerika erstreckten, eingehend studiert hat. Friedrich Haase’s Memoiren werden als geistvoller, interessanter Beitrag zur Geschichte des modernen Theaters einen bleibenden Werth behalten .

Von dem im Verlage von J. Neumann in Neudamm erscheinenden Werke „Das Pflanzenreich ein Handbuch für den Selbstunterricht sowie ein Nachschlagebuch für Gärtner, Land⸗ und Forstwirthe und alle Pflanzenfreunde, bearbeitet von Professor Dr. K. Schumann, Kustos am Königlichen Botanischen Museum zu Berlin und Privatdozenten, und Dr. E. Assistenten am König⸗ lichen Botanischen Garten zu Berlin und Privatdozenten“ liegen drei weitere Lieferungen, 2 bis 4, vor. In der 2. Lieferung beginnt der Hauptabschnitt, die Systematik, und zwar werden zunächst von E. Gilg die niederen Pflanzen (Algen, Pilze, Flechten, Moose, Farne ꝛc.) behandelt. Nach der Beschreibung „und. Be⸗ sprechung der niedrigsten aller Lebewesen, der Schleimpilze, wird, ihrer Wichtigkeit entsprechend, lesonders ausführlich das Leben und die Wirkung der in veutiger Zeit das öffentliche Interesse in so hohem Maße in Anspruch nehmenden Bakterien geschüdeet und durch zahlreiche instruktive Abbildungen erläutert. en Schluß dieser Lieferungen bilden die Algen, jene Pflanzen, von denen viele sich dem unbewaffneten Auge nur als braune, graue, rothe oder grüne Ueber⸗ züge darbieten, durch das Mikroskop aber eine ungeahnte Füge zier⸗ licher und phantastischer Formen zeigen und die als Nahrung für zahllose niedere Thiere und als Humusbildner auf nacktem Boden im

ushalt der Natur eine hervorragende Rolle spielen. Zahlreiche

arbige und schwarzweiße Abbildungen von großer Treue und Sorgfalt kommen dem Verständniß des Selbstbelehrung Suchenden zu Hilfe. Das Werk wird im Ganzen 20 Lieferungen zum Preise von je 30 umfassen und mit ca. 480 Abbildungen und 6 farbigen Tafeln aus⸗ estattet sein. Probehefte versendet die Verlagsbuchhandlung auf gratis und postfrei.

chs. Franzoͤsische Phonetik für Lehrer und Stu⸗ dierende. Von Franz Beyer. Zgweite, verbesserte Auflage. 222 S. hoch 80. Cöthen, Verlag von Otto Schulze. Preis geh. 4 80 ₰. Die erste Auflage dieses Buches hat dem Verfasser wegen der von ihm angewandten Methode vielseitige Anerkennung

sie wurden jedoch von der

1“ G1“

„moyen précieux pour veérifier, contrôler et préciser les résul- tats de la simple observation“, warnt aber auch vor einer allzustarken Betonung solcher Untersuchungen, da sie vorerst noch unter mancherlei mechanischen Unvollkommenheiten litten und ihre Ergebnisse keineswegs immer einwandsfrei seien. Lehrer und Lehrerinnen der französischen Sprache werden dem Verfasser für manchen darin ertheilten Wink dankbar sein; auch Studierende dürften sich desselben für die Erlernung der Aussprache mit Nutzen bedienen. „Durch das Land der Japaner“. Schilderungen aus Japan sammt der Heimreise nach Norwegen durch den Suez⸗Kanal, von W. Coucheron⸗Aamot, Lieutenant zur See. Autorisierte Uebersetzung aus dem Norwegischen von Friedrich von Känel. Berlin, Verlag von Th. Schoenfeldt. Der junge Verfasser hat seine Reise durch den ostosiatischen Inselstaat mit offenem, vorurtheilsfreiem Blick und scharfer Beobachtung ausgeführt und giebt die auf derselben ge⸗ wonnenen Eindrücke und Wahrnehmungen, sowie seine mannigfachen interessanten Erpehnise in ansprechender, gewandter Erzählung wieder. Zahlreiche gute Illustrationen nach an Ort und Stelle aufgenommenen Photographien erläutern die Reiseschilderung in anschaulicher Weise.

„Kriegstechnische Zeitschrift. Für Offiziere aller Waffen. Organ für kriegstechnische Erfindungen und Entdeckungen auf allen militärischen Gebieten. Verantwortlich geleitet von E. Hartmann, Oberst z. D. Jährlich 10 Hefte zum Preise von 10 ℳ, Berlin, E. S. Mittler u. Sohn, Königliche Hofbuchhandlung. Diese Zeitschrift stellt sich zur Aufgabe, alle wichtigen und neuen Hilfsmittel, welche die Technik für die Ausbildung und die Kriegstüchtigkeit des Heeres darbietet, alle technischen Erfindungen, welche die mili⸗ tärischen Leistungen erleichtern und steigern, den Offizieren bekannt zu machen. Dazu gehören z. B. alle Fragen der Befestigung und Bewaffnung, der Elektrizität und Photographie, der Luftschiffahrt und des Eisenbahnwesens, der Telegraphie und der Vermessungskunde, sowie der Festungskrieg mit Angriff und Vertheidigung. Ules wird dabei ausschließlich unter dem Gesichtspunkt militärischer Verwend⸗ barkeit, also vornehmlich unter dem der Taktik, betrachtet; der technische Inhalt wird mit Hilfe von Abbildungen erläutert. Das vorliegende erste Heft bringt Aufsätze über verbrennbare Blindgeschosse für Platzvatronen (mit vier Abbildungen), über das moderne Feldgeschütz, über Technisches zum Ballonsport, über die bei der russi⸗ schen Armee angestellten Versuche zum Ueberschreiten von Wasser⸗ läufen mittels unvorbereiteten Materials (mit fünf Abbildungen) und über Telegraphie ohne Draht (mit fünf Abbildungen). Kleinere Mit⸗ theilungen über Luftschiffahrt, Verbesserungen an Accumulatoren, über

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sammenstellungen:

rauchloses Militärpulver, Feldfilter, einen neuen e (mit zwei Abbildungen), Fernphotographie ꝛc., sowie eine Bücherschau bilden den übrigen Inhalt. 1

Die Monatsschrift „Nord und Süd“ (Brexslau, Schlesische Verlags⸗Anstalt von S. Schottlaender) hatmit dem vorliegenden Januar⸗ heft 1898 die Zabl 250 erreicht; dieses Ereigniß wird in einem ein⸗ leitenden Gedicht gefeiert, und das Heft auch durch den vermehrten Umfang und eine besonders sorgfältige Auswahl der Beiträge als Jubiläumsheft charakterisiert. Der Herausgeber Paul Lindau selbst hat einen interessanten Aufsatz „Das Blutfest der Perser und seine geschichtliche Unterlage“ beigesteuert, in welchem eigene An⸗ schauung und bistorische Forschung sich lehrreich und eindrucksvoll er⸗ gänzen; Karl Biedermann macht werthvolle Mittheilungen über „das erste deutsche Parlament“, dessen 50jähriges Jubiläum in diesem Jahre bevorsteht, und Karl Fuchs erörtert das Verhältniß von „Tonkunst und Kritik“. Von literarhistorischem Interesse sind die bisher unge⸗ druckten Briefe von Holtei, aus dem Goethekreise, von Jakob Grimm, den beiden Schlegel u. A., welche M. Grunwald veröffentlicht. Die Briefe von Holtei, dessen 100. Geburtstag am 24. Januar gefeiert wird, werden zu diesem Zeitpunkt besonders willkommen geheißen werden. An erzählenden Beiträgen enthält das Heft eine Novelle, betitelt „Ueberm Thal“, von einer vhleres eigenartigsten Erzählerinnen, welche männliche Kraft mit weiblicher Zartheit zu vereinen weiß: Maria Janitschek, deren Portrait in Radierung von Johann Lindner einen hervorragenden künstlerischen Schmuck des Heftes bildet; ferner eine an⸗ sprechende Novellette von M. Stona: „Ihr kleiner Roman“. Den Beschluß macht eine illustrierte Bibliographie. 1

Die vaterländische Wochenschrift „Der Bär', herausgegeben von Fr. Zillessen in Berlin, hat mit dem Jahreswechsel auch einen neuen Jahrgang, den XXIV. ihres Bestehens, begonnen. Das erste Heft hat folgenden Inhalt: „Nec soli cedit“ oder „Der Ver⸗ triebenen Zuflucht.“ Historischer Roman aus der Zeit des großen Kurfürsten. Von M. Frey. „In Berlin vor sechzig Jahren.“ Von Georg Bormann. Der Sturz Eberhard Danckelmann's.“ Von Dr. Siegfried Fitte. Am Berliner „Krögel“. Von Ferdinand Meyer. Brandenburg⸗preußische Erinnerungstafel. Kleine Mit⸗ theilungen: Die Straße „Am Krögel“ in Berlin (mit drei Ab⸗ bildungen). Die Furchtlosigkeit Kaiser Wilhelm's I. Die Kaiserlichen Prinzen in Plön. Kabinetsordre Friedrich's II. an den General von Wolffersdorff. Ein Feuerwerk in Berlin vor 300 Jahren. Die „Kugelkammer“ im Königlichen Schlosse zu Berlin. Ein höchst merk⸗ würdiges Trinkgeschirr der Hohenzollern. ꝛc.

Land⸗ und Forstwirthschaft.

16“ v“ Getreideeinfuhr Italiens. 1““ Ueber die Getreideeinfuhr Italiens während der elf ersten Monate des Jahres 1897 entnehmen wir der „Statistica“ folgende Zu

Einfuhr.

Mengen

Werth der Mengen

Waaren Einheit

1897 V 1896 V Unterschied

1896 Unterschied Lire. V Lire.

1897

Einheit Lire.

670 383

Getreide oder Weieen Tonnen 372 571 41 635

EIIVE öö6 5 ) 38 113 Getreide oder Weien 8 443 316

Folgende Tabelle giebt die Einfuhrzahlen nach den Bezugsländern wieder:

58 866 218 6 021 854

297 812 158 3 522 158

105 920 514 V 47 054 296 6 578 330 556 476

J+ 127 ½ 230 101 890/ 726880/ + 229 210

G

Waaren. Ausfuhr⸗ Länder. Einheit

Eingeführte Mengen in den elf ersten Monaten.

1893 1894 1895 1896 1897

Rmginimmn. .6 bb1“ ““ Englische Besitzungen in Asien Afrikanische Gegenden... Zentral⸗ und Süd⸗Amerika.. mndere Linbes

Getreide oder Weizen

2 355 364 610

71 602 579 157

40 825

650 786 393 440 517 703

45 080 3 053 4 611 8 755 5 436 22 840 977 123 9 695 1

622 . 30 65 20

9 914 4 844 3 120 257 45

9 620 1 886 1 603 852 105

50 657 14 532

Summe

8 Saatenstand in der Türkeiä. 8

Nachrichten aus Konstantinopel zufolge ist die Wintereinsaat in der europäischen Türkei und in Kleinasten fies überall durch den früͤhen Eintritt des Winters verzögert worden; nur in der Gegend von Adrianopel soll die Wintersaat gelitten haben. In den kleinasiatischen Bezirken hofft man namentlich infolge des Anbaues immer größerer Strecken auf eine mindestens ebenso reichliche Ernte wie die des Vorjahres. In Palästina hat die Aussaat -2 e. zeitig eingetretener Regen schon in der ersten Hälfte des Monats Dezember begonnen und war zu Anfang dieses Monats beendet.

11“ Getreidemarkt in San Francisco.

Nach Angabe der Produktenbörse in San Francisco waren die zu Anfang Dezember v. J. in Kalifornien vorhandenen Getreide⸗

vorräthe folgende: Weizen. 9 132 640 Centals (100 Pfd. zu 0,453 59 kg), Mehl.. . 115 992 Fässer, Gerste .3 136 020 Centals,

—. 106 160 8

Hafer.

Roggen he—““

Mehl eingerechnet, wären also 9 480 616 Centals Weize räthig gewesen. Vom 1. Juli bis 18. Oktober v. J. waren ein⸗ schließlich Mehl 4 544 997 Centals Weizen ausgeführt worden. Seitdem hat bis zum 14. Dezember die Ausfuhr, Mehl eingerechnet, der Angabe nach 3 150 334 Centals betragen, sodaß seit dem 1. Juli bis Mitte Dezember im Ganzen 7 695 334 Centals Weizen im Werthe von etwa 11 500 000 Doll. verschifft wären. Der Aus⸗ fuhrbetrag bis zum 1. Dezember v. J. zusammen mit dem obigen dann vorhandenen Vorrath läßt die Mitte des Jahres fl ecnee Schätzung der kalifornischen Ernte im Jahre 1897 auf 17 Millionen Centals exportfähigen Weizens als annähernd richtig erscheinen.

Der Preis für Exportweizen bester Qualität war Mitte Dezember 1 Doll. 40 Cents bis 1 Doll. 41 ¼ Cents für den Cental. Ein weiteres Herabgehen der Preise wurde erwartet.

v. J. wird auf 2 190 509 Centals, im Werthe von 3 053 412 Doll., diejenige Oregons auf 3 116 215 Centals im Werthe von 4 499 399 Doll. angegeben; der gesammte Export, Kalifornien ein⸗ geschlossen, würde bis Anfang Dezember danach 13 002 058 Centals betragen haben. Der Weizenertrag dieser beiden nördlichen Staaten scheint ein größerer gewesen zu sein, als man vor einigen Monaten, während die Ernte noch nicht beendet war, annahm; die letztere wird jetzt auf 20 Millionen Centals geschätzt, wovon 16 Millionen Centals zur Verschiffung übrig wären. 8

Dementsprechend würde der gegenwärtig noch für die Ausfuhr verwendbare Weizenvorrath der Küste sich, Mehl eingeschlossen, auf etwa 20 Millionen Centals stellen. 1

Die im Dezember gezahlten Frachten (f. O. Unitod Kingdom, Antwerp or Dunkirk) betrugen 26 sh 3 d bis 31 sh 3 d.

Der Tonnengehalt der im Hafen von San Francisco

eingetragen. Im Vorwort dieser neuen nfloge nimmt er Stellung zu der sogenannten Experimental⸗Phonetik; er hält sie unzweifelhaft für ein

liegenden, für Getreideladungen meistens schon vor Ankunft gecharterten Schiffe war am 16. Dezember 49 139 Register⸗

Die Weizenausfuhr Washingtons vom 1. Juli bis Dezember

789 519 418 732 568 015 670 383 372 5721

*) 11 301 t zum Mahlen, 26 812 t zur Fabrikation von Teigwaaren und Kleien.

tons, derjenige der noch nicht gecharterten 9422 Registertons. Die Mitte Dezember auf dem Wege nach San Francisco befindlichen Schiffe haben der Angabe nach einen Tonnengehalt von zusammen 165 540 t, die ngch anderen kalifornischen Häfen gehenden 10 460 t, die nach Oregon bestimmten 81 605, die nach Washington gehenden 58 405 t.

Der Stand der neuen Saat in Kalifornien war Mitte Dezember ein günstiger. 8 8

MNach einem Bericht des Vorstehers der Kulturstation Kwai in Deutsch⸗Ostafrika haben dort, wie das „Deutsche Kolonialblatt“ mittheilt, die Pflanzungen in den Monaten September und Oktober v. J. durchweg gute Fortschritte gemacht. Nachdem die Kälteperiode vorüber war, entwickelte sich der Kaffee überraschend schnell, sodaß die Befürchtung, daß das Klima zu rauh für die Pflanzung sein könne, geschwunden ist. Eine noch bessere Entwickelung zeigte der Thee, der für das dortige Klima besonders geeignet zu sein scheint. Weizen und Gerste ver⸗ sprachen eine gute Ernte, ganz hervorragend aber stand der Hafer; es war keine Seltenheit, daß ein Korn einen Busch von 50 bis 60 fast rohr⸗ artigen Halmen hervorbrachte. Auch Luzerne, Rüben, Mais und Roggen kamen in befriedigender Weise vorwärts. Das Gleiche war bei den europäischen Obstbäumen der Fall. Die in der Molkerei er⸗ zielte Butter hat einen sehr feinen Wohlgeschmack, der Fettgehalt der Milch ist auf 5,8 % der Morgen⸗ und 5,45 % der Abendmilch ermittelt worden. Leider bleibt hinter diesem hohen Fettgehalt die Quantität etwas zurück, da man im Durchschnitt auf Kuh und Tag kaum mehr als 1 ½ 1 rechnen kann. Der Gesundheitszustand des auf der Statton gehaltenen Viehes wird als befriedigend bezeichnet.

Ende November v. J. beabsichtigte der Geheime Medizinal⸗Rath, Professor Dr. Koch sich nach Kwai zu begeben, um dort Untersuchungen in hygienischer Beziehung anzustellen.

Ueber die Entwickelung der Plantage Bibundi in Kam erun bird den „Deutschen Kolonialblatt“ vom November v. J. Folgendes erichtet: Die Anpflanzung hat ihren eh gefunden, da einmal die e

beste Pflanzzeit vorüber ist und andererseits die Arbeiterverhältnisse flan⸗ so mangelhaft liegen, daß eine Vorsicht sehr geboten ist, um nicht Gefahr zu laufen, größere Flächen in Bearbeitung zu nehmen, als man mit dem zur Verfügung stehenden Arbeiterpersonal in Stand halten kann. Der Stand der Anlage auf allen drei Pflanzungen ist

unmehr folgender: Bibundi: ältere Anpflanzung: 8- ha mit

neue G ältere 1

75 600 Bäumen, 32 000 Fsorgo:

88 neue

Mokunda ge ältere

Zusam