1 an außerdeutschen Börsen⸗Plätzen für die Woche vom 17. bis 22. Januar 1898 ebst entsprechenden Angaben für die Vorwoche. 1000 kg in Mark. (Preise für prompte [Loko⸗] Waare, soweit nicht etwas Anderes bemerkt.)
8 6 Woche
8 1 8 1 7799. 8u 6 AJanuar
156,24 156,22 225,02 225,83 113,79 118,77 174,08 174,05
146,34 146,88 221,63 223,71 109,96 109,95 135,86 135,84
Jeö1“”“ 96,75 97,93
Weizen, Saxonkaa 151,73 154,10 85 8 8 103,35 103,35
Roggen, Pester Boden en, Theiß⸗ fer, uggorischee prima erste, slovakische 8 Budapest Roggen, Miittelqualität Weizen, 2
er, erste, Malz⸗
Roggen.. 93,67 94,20 Welgen, Ulka 144,69 144,86
Roggen 104,23 103,70 Weizen. 155,25 155,95
Rogge 141,52 141,33 We 2 lieferbare Waare des laufenden Monats - 228,78 228,64
zen Antwerpen. 166,69
Donau⸗ 169,35
La Plat 177,34 Amsterdam. 114,64
Asow⸗ WEEEE1“ Roggen St. Petersburger 19889
Weizen, Poln. 11 a. Produktenbörse
165,78
Weizen 169,17
115,09 107,85 143,31
167,52 164,18
163,41 125,41
168,26 164,92
163,80 124,81 155,38
160,07 187,21 179,26 169,90 172,24 178,32 168,02 121,68 108,16 132,88
94,79
93,60
140,55 152,01
b. Gazette averages.
englisches Getreide, Mittelpreis aus 196 Marktorten
1 156,32 Liverpool.
GPhirkctka... 160,07
Oregon 111“ 186,28
Californier 177,3
172,24
175,04
179,03
168,02
122,72
108,16
Californ. Brau⸗ EqEI111ööö1
Gerste Canadische. 96,72
Schwarze Meer .“ 95,16 Chicago.
Weizen, Lieferungs⸗Waare des laufenden Monats. New⸗York.
Weizen, Lieferungs⸗Waare des laufenden Monats
Bemerkungen.
1 Tschetwert Weizen ist = 163,80, Roggen = 147,42, Hafer = 98,28 82 angenommen;. 1 Imperial Quarter ist für die Weizennotiz an der Londoner Produktenbörse = 504 Pfd. engl. gerechnet; für die Gazette averages, d. h. die aus den Umsätzen an 196 Marktorten des Königreichs ermittelten Durchschnittspreise für einheimisches Ge⸗ treide, ist 1 Imperial Quarter Weizen = 480, Hafer = 312, Gerste = 400 Pfd. engl. angesetzt. 1 Bushel Weizen = 60 Pfd. engl.; 1 Pfd. engl. = 453,6 g; 1 Last Roggen = 2100, Weizen = 2400 kg.
Bei der Umrechnung der Preise in Reichswährung sind die aus den einzelnen Tages⸗Notierungen im „Deutschen Reichs⸗ und Staats⸗ Anzeiger“ ermittelten wöchentlichen Durchschnitts⸗Wechselkurse an der Berliner Börse zu Grunde gelegt, und zwar für Wien und Budapest die Kurse auf Wien, für London und Liverpool die Kurse auf London, für Chicago und New⸗York die Kurse auf New⸗York, für St. 8 Odessa und Riga die Kurse auf St. Petersburg, für Paris, Antwerpen und Amsterdam die Kurse auf diese Plätze.
Chicago Sprig.. Northern Duluth (neu Manitoba Spring (neu). Kurrachee, weiß, ordinär engl. weißer (neu).. engl. gelber (neu)..
143,40 158,38
Deutscher Reichstag.
25. Sitzung vom 25. Januar 1898, 2 Uhr.
8 Das Haus setzt die zweite Berathung des Entwurfs eines Gesetzes, betreffend die Feststellung des Reichshaushalts⸗ Etats für das Rechnungsjahr 1898, fort, und zwar beim Etat des Reichsamts des Innern (Börsenausschuß 25000 ℳ). 8 Abg. Dr. Barth (fr. Vgg.): Der Abg. Paasche hat anerkannt, daß das Börsengesetz Mängel habe, aber er macht dafür nicht die Mehrheit des Hauses, sondern die Minderheit, die Gegner des Gesetzes, verantwortlich. Damit stellt Herr Paasche seinen agrarischen Freunden ein schlechtes Zeugniß aus, denn er gab damit zu, aß seine Freunde nicht über die nöthige Sachkenntniß ver⸗ ügten, um ein gutes Gesetz zu machen. ir haben uns bemüht, ie Herren davon abzuhalten, die Vorlage noch weiter zu ver⸗ chlechtern. Wir haben alle Bedenklichkeiten der Abänderungsvorschläge achgewiesen, leider ohne Erfolg. Besonders haben wir das Verbot des etreideterminhandels bekämpft, und zwar im Verein mit der Regierung, die schließlich, obgleich sie von der Unrichtigkeit dieses Beschlusses überzeugt war, ein sacrifizio dell' intelletto gebracht hat. Der Abg. Paasche berief sich auf die „National⸗Zeitung“ dafür, daß nicht das Börsengesetz an der Konzentrierung des Bankwesens schuldig sei. Das ist richtig; aber durch das Börsengesetz ist diese Kon⸗ zentrierung verschärft worder. Das haben die Agrarier nicht gewollt, und deshalb ist es immer wieder nöthig, darauf hinzuweisen, daß die⸗ selben keinen Beruf für die Gesebgebung haben.
Abg. Dr. Hahn (b. k. F.): Man verbreitet allerdings durch die Presse die Anschauung, daß die Landwirthschaft durch die Beseitigung der Produktenbörse Berlins geschädigt werde. Aber gegenüber dem früheren Zustande ist der gegenwärtige vorzuziehen. Sehr bedeutende Sachverständige haben sich gegen das Termingeschäft ausgesprochen. Durch das Termingeschäft wurde dem Publikum die Anschauung der Börsenmänner aufoktroyiert, und das nannte man na⸗ türliche Preisbildung. Wenn ich ein Thermometer in die
nd nehme und mit der Hand das Ouecksilber anfasse, so teigt die Qvnecksilbersäule, aber sie zeigt nicht die Temperatur des Raumes, in dem ich mich befinde. So wurden auch die Preise an der Börse beeinflußt. Dazu war Gelegenheit genug vorhanden. Der eine oder der andere weniger kapitalkräftige Händler kann vielleicht heute wegen des Fehlens des Termingeschäfts nicht mehr so große Ankäufe machen wie früher. Aber die Landwirthschaft ist jetzt frei geworden von dem Einfluß der großen Kapitalkräfte, die haupt⸗ üächlich auf die Baisse spekulierten. Die Disparität “ zwischen Chicago und Berlin ist von 25 bis 30 ℳ auf 15 ℳ zurückgegangen, und daß diese ifferenz noch vorhanden ist, beweist, das das „Zellen eschäft“, so will ich es einmal nennen, in der Heiligengeistgasse seine Wükang ausübt. Diese Disparität würde ganz verschwunden sein, wenn das
Zellengeschäft in der Heiligengeistgasse nicht mehr bestände. Die Preisbildung vollzieht sich nicht mehr so sprunghaft wie unter der Herr⸗ schaft des Termingeschäfts. Die deutschen Landwirthe wünschen nicht dauernd hohe Getreidezölle, sondern stetige Preise; die Zollsätze sollen der Preisbildung angepaßt werden. Die großen Schwankungen der Preise dienen weder dem Konsumenten noch dem Produzenten, sondern lediglich dem Handel. Was die Industriellen für sich durch ihre Kartelle erstreben: Ausgleich der Produktion und des Absatzes, das wünschen die Landwirthe auch. Der Frühmarkt wird als Markt den polizeilichen Bestimmungen oder als Börse dem neuen Her sengeieh unterstellt werden müssen. Die Landwirthschaft hat durch die Einführung der Zentral⸗ notierungsstelle der Landwirthschaftskammern sich selbst geholfen. Die Auskünfte, die wir jetzt erhalten, sind mindestens nicht schlechter als die Auskünste über die frühere Preisbildung, und es wird noch besser werden, wenn die Beeinflussung der Preise durch das Zellengeschäft beseitigt sein wird. Wenn von freisinniger Seite die Frage angeregt würde, daß dos Börsengesetz reformbedürftig sei, 19 würden wir Gelegenheit haben, einige Wünsche durchzusetzen, die bis⸗ her nicht durchgesetzt werden konnten: die Trennung des Depositen⸗ geschäfts wie der anderen Geschäfte und die steuertechnische Heran⸗ ziehung der großen Banken. Ich wünschte schließlich, daß der Börsen⸗ kommissar in Berlin von Jahr zu Jahr Bericht erstatten möchte, damit man nicht auf die parteiischen Börsenberichte angewiesen wäre. Auch die anderen Börsenkommissare sollten Bericht erstatten, und sämmtliche Berichte sollten dem Reichstage zugänglich gemacht werden. Jetzt sammeln die Emissionshäuser die Ersparnisse des deutschen Volkes und investieren sie theils im Auslande, theils im Inlande. Das ist auf die Dauer nicht möglich; diese Thätigkeit kann nicht ausschließlich in Privathänden bleiben.
Abg. Dr. Paasche (nl.): Herr Barth, ich habe nicht Sie (links) als die Sachverständigen bezeichnet, sondern als solche, die das Sach⸗ verständniß für sich in Anspruch nehmen. Wir haben unter uns auch Leute, die von der Börse etwas verstehen. Die Ehre des Kaufmanns⸗ standes haben wir durchaus nicht angegriffen. Bezüglich des Termin⸗ handels ging die Vorlage noch weiter als unser Antrag; denn die Regierung sollte das Recht haben, den Terminhandel in dieser oder jener Waare zu verbieten. Wir haben das Verbot auf einen be⸗ stimmten Artikel beschränkt. Wenn der Mittelstand von Banquiers verschwindet, der das Publikum zum Börsenspiel verlockte, dann ist das ein guter Erfolg des Börsengesetzes. (Zuruf des Abg. Barth: Der verschwindet nicht!) Das ist Ihre persönliche Anschauung, ent⸗ spricht aber nicht den 3W
Abg. Fischbeck (fr. Volksp.): Unter unseren Wählern sind eine große Anzahl Landwirthe, die mit den Anschauungen der Herren von der Rechten nicht einverstanden sind. Die soliden mittleren Bankgeschäfte sind durch das Börsengesetz geschädigt worden. Die Spielges chäfte bestehen nach wie vor. Die Schwankungen der Preise sollen nicht mehr so stark sein wie früher; 1897 sind sie doch noch ziemlich stark gewesen. Der Abg. Hahn trug dem die wohlwollenden Pläne des Bundes der Landwirthe vor; man will nur hohe Getreidepreise, nicht hohe Zölle. Graf Kanitz hat den Antrag auf Suspension der Getreidezölle ein⸗ gebracht, als die deutschen Landwirthe kein Getreide mehr zu ver⸗ kaufen, also an den Zöllen kein Interesse mehr hatten. Was will ker Bund der Landwirthe, der den Antrag Kanitz unter⸗ stützt und ein Getreideeinfuhrverbot beantragt, eigentlich mit seiner Hetze gegen die Firmen Kohn und Rosenberg und Ritter und Blumenfeld, die auf ihr eigenes Risiko hin ihre Getreidespekulationen machten? Bei der guten deutschen Ernte tritt jetzt als Käufer nur der Konsum auf, aber nicht der Terminspekulant. Die Folge davon ist der Unterschied zwischen dem deutschen und dem Weltmarkt⸗Preise. Was nutzen die geringen Preis⸗ schwankungen den Landwirthen, wenn sie überhaupt nicht die richtigen Preise bekommen? Es werden jetzt Märkte in den kleinen Städtchen eingerichtet, es wird hin und her telegraphiert — kurz, zu den Dingen, über die man längst hinweggekommen war, sind wir weiter zurück⸗ gesunken. Die Urheber eines solchen Gesetzes sind verantworlich für alle Folgen dieses Gesetzes, namentlich dafür, daß die Kaufleute
ch zurückgezogen haben. Da ein Vermittelungsvorschlag der Berliner Kaufleute abgelehnt wurde, so hatten diese vollständig Recht, daß sie die Börse aufgaben. Herr Paasche meint, wir hatten das Gesetz besser machen sollen. Aber Sie (rechts) hatten doch die Macht in den Händen. Warm haben Siee schließlich für ein Gesetz gestimmt, welches Sie selber für schlecht hielten? Der Wille der Agrarier war bezüglich des Verbots des Getreide⸗Terminhandels stärker als alle Vernunftgründe der Regierung. Das Gesetz ist in Kraft getreten, als die Getreidepreise im Aufschwung begriffen waren. Warten Sie erst ab, bis die Preise eine sinkende Tendenz haben.
Abg. Graf von Arnim (Rp.): Die frühere Unstetigkeit der Preise zu beseitigen, war die Aufgabe des Gesetzes. Die Zustände in Amerika be⸗ züglich des Termingeschäfts sind ähnliche wie früher bei uns, und es wird dort bald zu derselben Entscheidung kommen. Ich habe Tabellen über die Preisbewegung im Jahre 1897; sie weisen eine Preissteigerung im Laufe des Jahres auf in New⸗York um 11,35, in Chicago um 15,75, in Liverrool um 10,25, in Odessa um 17 und in Berlin um 15 ℳ; aber während die Schwankungen in Berlin sehr gering waren, glaubt man in Bezug auf die anderen Orte wahre Eiszapfen vor sich zu sehen. Die Ausgleichung der Preise durch Verbesserun der Verkehrsverhältnisse, durch Benutzung der Telegraphen ꝛc. ist der Ausgleichung durch den Terminhandel vorzuziehen, wobei einige waghalsige Spekulanten die Preise bald steigern und bald werfen können. Die großen soliden Getreidefirmen, die dem Terminhandel fernbleiben, sind reich geworden, die Terminspekuvlanten sind zu Grunde gegangen, haben eine Menge Mitläufer in ihr Verderben hinein⸗ gezogen und durch die Schwankungen der Preise die Landwirthschaft eschädigt. Die Regierung hätte mit viel mehr Nachdruck dagegen brotest erheben sollen, daß von der Vossischen Zeitung“ und anderen Blättern das Börsengesetz als ein Ausdruck des Hasses der Agrarier gegen die Börse bezeichnet wurde. In bescheidenster Form wollten die Landwirthe an den Angelegenheiten der Börse sich betheiligen. Aber man wollte sich nicht in die Karten gucken lassen. Wären die Anträge der Brandenburgischen Landwirthschaftskammer berücksichtigt worden, die eine mündliche Verständigung der Interessenten herbei⸗ führen wollten, so wäre eine Vereinbarung möglich gewesen. Es übt indessen ein sehr kleiner, aber mit Geld versehener Kreis seine Herrschaft zu Gunsten der großen Berliner Händler aus, während die Händler in der Provinz lieber auf eigene Hand Händler sind, als nur die Be⸗ auftragten der großen Geschaͤfte. Früher wurden gewisse Preise gar⸗ nicht notiert. Daß melne Behauptungen sich als unrichtig erwiesen hätten, dafür bitte ich um nähere Beweise und genauere Präzisierung. Solche allgemeinen Behauptungen muß ich auf das entschiedenste zurück⸗ weisen. Durch die Zentralisation der Preisnotierung ist sehr viel Gutes geschaffen worden. Ueber die kleinen Märkte hat Herr Fischbeck etwas despektierlich gesprochen. Aber die Händler be⸗ finden sich an diesen kleinen Märkten sehr gut. Das Terminregister wird als ein Geßlerhut bezeichnet. Worin unterscheidet es sich von dem Handelsregister? Das Terminregister hat großen Nutzen gebracht. In Berlin haben sich in das Register der Fondsbörse 30 der größten Firmen eintragen lassen. Mit dem Gesetz ist ein guter Anfang ge⸗ macht. Ich bitte die Regierung, dem Reichstage diejenigen Mate⸗ rialien zu überweisen, welche in dem Verfahren vor dem Bezirksausschuß wegen der Versammlung im „Feenpalast“ vorgelegt worden sind; denn ich muß meine Verwunderung darüber aussprechen, daß keine Zeugen vernommen worden sind. Die Einwirkung der „Feenpalast'⸗Ver⸗ e auf die Preisbildung ist unter allen Umständen zu erkennen gewesen.
Abg. Schwarze (Zentr.) vertheidigt das Verbot des Termin⸗ handels und bestreitet, daß der Handel und die Landwirthschaft dar⸗ unter gelitten hätten; er bezeichnet die Haltung der Kaufleute Berlins gegenüber dem Börsengesetz als eine Auflehnung gegen das Gesetz. Aber die Herren von der Börse empfänden den jetzigen Zustand viel schwerer als die Landwirthe, welche der Meinung seien, es gehe auch so.
Abg. Hilpert (b. k. F.): Meine bayerischen Landsleute und meine politischen Gesinnungsgenossen haben das Börsengesetz mit Freuden begrüßt. Aber die Kaufleute wissen sich den Bestimmungen des Gesetzes zu entziehen, und deshalb ist die Wirkung desselben noch
1
8
nicht zu bemerken. die Se. des Verbots des Termin⸗ die Herren von der Linken keine Mehrheit des Reichs⸗ ages finden.
Abg. Fischbeck: Von einer Gesetzwidrigkeit ist mir nichts bekannt; die Börse zu verbessern, stand vollständig in dem freien
illen der Kaufleute. Verschiedene Staaten sind außerordentlich erfreut, daß Deutschland seinen Getreideterminhandel aufgegeben hat. (Zuruf des Abg. von Kardorff: „Welche Staaten sind denn das ?) Verschiedene Vörfen (Zuruf: Staaten?) haben den Börsentermin⸗ handel an sich gerissen. Vielleicht hofft Herr von Kardorff, daß die Staaten, die seiner bimetallistischen Parole nicht gefolgt sind, ihm in Bezug auf das Verbot des Terminhandels folgen werden. Graf Arnim hat in Bezug auf die Einfuhr fremden Getreides dieselben Behauptungen wie Herr von Ploetz aufgestellt, daß sich ein Ring gebildet habe wegen Einfuhr fremden Getreides.
Abg. Graf von Arnim: Ich habe nur davon gesprochen, daß eine gewisse Abneigung vorhanden gewesen sei gegen einheimisches E“ Wirkung dieser Abneigung habe ich lediglich hervor⸗
eben wollen.
Damit schließt die Diskussion. Persönlich bemerkt der
Abg. Gamp (Rp.), daß es eine grobe Unwahrheit sei, daß er Vorwürfe gegen die Aeltesten der Berliner Kaufmannschaft erhoben habe, die sich nachher als unwahr erwiesen hätten.
Abg. Fischbeck: Ich habe nicht von den Aeltesten der Berliner Kaufmannschaft, sondern nur von den Kaufleuten allgemein gesprochen.
0
Die Ausgaben für den Börsenausschuß werden bewilligt.
Bei den Ausgaben für das Statistische Amt tritt
bg. Werner (Reformp.) für die Hilfsarbeiter des Statistischen Amts ein, die durch die Einführung der Dienstalterszulagen erhebliche Verluste frlitten hätten.
Staatssekretär des Innern, Staats⸗Minister Dr. Graf von Posadowsky⸗Wehner:
Meine Herren! Ich bemerke bezüglich der Stellung der Assistenten des Kaiserlich Statistischen Amts, daß das diejenige Beamtenkategorie ist, für welche in den letzten Jahren — das wird der Herr Vorredner gewiß anerkennen — so viel geschehen ist, wie kaum für eine andere Kategorie. Erst waren diese Beamten überhaupt nur im Vertrags⸗ verhältniß beschäftigt, dann sind sie Diätare geworden, dann ist ihr Gehalt von 1800 ℳ bis 2200 ℳ festgesetzt worden, dann ist es bei der letzten Gehaltserhöhung auf 2700 ℳ erhöht und ihre Aufrückungs⸗ zeit von 18 auf 15 Jahre ermäßigt worden. Die Frage, ob man die Zeit vor ihrer diätarischen Beschäftigung anrechnen kann, ist ja wiederholt im hohen Hause und namentlich auch vom Reichs⸗ Schatzamt in Erwägung gezogen. Die Frage kann aber nicht singulär behandelt werden nur für die Assistenten im Statistischen Amt, sondern ihre Entscheidung müßte auch maßgebend sein für die Behandlung aller anderen Beamtenkategorien, die sich im gleichen Verhältniß befunden haben. In der Reichsvexwaltung hat bisher stets der Grundsatz gegolten, und zwar mit Zustimmung des hohen Hauses, daß nur das Däätariat, welches über fünf Jahre hinausgeht, auf das Dienstalter anzurechnen ist, daß aber diejenige Zeit der Beschäftigung, welche lediglich in dem Vorbereitungsstadium bestand oder in tageweiser Beschäftigung, nicht auf das Dienst⸗ alter anzurechnen ist. Bei allen Feststellungen aber, die wir bisher gemacht haben, ist immer von neuem konstatiert worden, daß jene Assistenten früher nur beschäftigt worden sind gegen einen Tages⸗ satz von 4 ℳ Würde man hier den oben erörterten Grund⸗ satz verlassen, den wir bei anderen Beamtenkategorien inne⸗ gehalten haben, so würde eine wesentliche Grundlage für die Berech⸗ nung der Dienstaltersstufen erschüttert werden. Ich bin indeß gern bereit, den Einwendungen gegenüber, die heute der Herr Vorredner gemacht hat, nochmals feststellen zu lassen, welcher Art die erste Beschäftigung dieser Sekretariats⸗Assistenten beim Statistischen Amt war. Ich kann aber nach den wiederholten früheren Feststellungen
mich kaum der Hoffnung hingeben, daß ich jetzt eine andere Antwort
bekommen werde als bisher.
Abg. Dr. Paasche (nl.) erklärt, er halte die von diesen Be⸗ amten eingereichte Petition für durchaus begründet und bitte, dieselbe wohlwollend zu prüfen.
Abg. Werner schließt sich dieser Bitte an und schlägt vor, den Titel der Budgetkommission zu überweisen.
Staatssekretär des Innern, Staats⸗Minister Dr. Graf von Posadowsky⸗Wehner:
Es besteht in der Reichsverwaltung ebenso wie in der preußischen Verwaltung folgender Unterschied: Beamte, die angenommen werden, ohne daß man zunächst die Absicht hat, sie dauernd zu behalten, und soweit sie überhaupt eine Entschädigung für ihre Thätigkeit erhalten, werden pro Tag bezahlt, und zwar bloß für die Tage, an denen sie wirklich Arbeit leisten.
Hat man dagegen die Absicht, einen Beamten nach seinen ganzen Le stungen voraussichtlich dauernd zu behalten, so wird er zum
Dlätar ernannt, es wird für ihn eine Jahresremuneration festgesetzt, 88
die ihm monatlich ausgezahlt wird, ohne Rücksicht auf die Zeit, die er wirklich Dienst leistet, und ganz abgesehen davon, ob er einmal behindert ist oder nicht. Hierin liegt nach deg, Grundsätzen, wie sie in der Beamtenhierarchie bestehen, ein wesentlicher Unterschied. Soweit bis jtzt die Feststellungen reichen, waren eben die Assistenten beim Statistischen Amt im Anfang nach dem zuerst von mir bezeichneten Modus beschäftigt, und erst später wurden die, welche sich bewährten, als Diätare angenommen. Ich will jedoch, um dem Herrn Vorredner auch meinerseits die Ueber⸗ zeugung beizubringen, daß diese Beamten durchaus gerecht behandelt werden, noch einmal ganz individuell, Fall für Fall, das Sachverhältniß feststellen.
Abg. von Kardorff (Rp.) bittet, nur die Petition der Budget⸗
kommission zu überweisen.
Der Titel wird bewilligt; der Präsident wird die Petition
der Budgetkommission überweisen.
Bei den Ausgaben für kommission weist
Abg. Dr. Müller⸗Sagan (fr. Füreen darauf hin, daß während in der Provinz Schlesien nur ein geringer Thbeil der zu aichenden Ge⸗ wichte, Waagen ꝛc. zur Stempelung gelange, doch von 3615 als un⸗ zulässig zurückgewiesenen Stücken in ganz Preußen auf diese Provinz allein 1807 entfielen, wovon allein 1296 auf Sprottau kämen. Die Fefsegerhteken Gewichte, Waagen ꝛc. würden nach anderen Orten geschickt, z. B. nach Berlin und dort gestemelt. Es müßten also große Verschiedenheiten in der Handhabung der Aichungsvorschriften bestehen, die abzustellen wären.
die Normal⸗Aichungs⸗
Staatssekretär des Innern, Staats⸗Minister Dr. Graf
von Posadowsky⸗Wehner:
Es ist allerdings die Thatsache richtig, daß in der Provin Schlesien die Zahl der verworfenen Gewichte etwa viermal so groß ist wie in den übrigen preußischen Provinzen. Denn während Schlesien an den vorgenommenen Aichungen nur mit 13 % betheiligt ist, ent⸗ fallen doch 50 % der verworfenen Gegenstände auf Schlesien. Mir ist die vom Herrn Vorredner vorgetragene Klage früher nicht bek⸗
ertheilen. Die Ausgaben werden bewilligt. .
geworden, sonst würde ich wahrscheinlich in der Lage sein, heute schon eine völlig aufklärende Auskunft zu geben. Es bat sich allerdings in Schlesien das Verhältniß der verworfenen Gegenstände zu der Anzahl der Aichungen sehr verschoben. Während z. B. im Jahre 1892 nur 19 % von den zu aichenden Gegenständen verworfen wurden, so stieg dieser Prozentsatz im Jahre 1893 auf 28 %, im Jahre 1894 auf 36 %, im Jahre 1895 betrug er 35 %. Es kann ja das vielleicht an einer gewissen Strenge der Handhabung der Aichbestimmungen liegen. Ich muß aber heute schon den Herrn Vorredner darauf hinweisen, daß die Herstellung der Gewichte in Schlesien keine ganz tadellose war. Die Mehrzahl der in Schlesien von der Aichung zurück⸗ gewiesenen Gegenstände bildeten im Jahre 1896 die Gewichte, näm⸗ lich 1148 von 1800, und es wurden allein im Jahre 1891 von einem schlesischen Hüttenwerke 13 500 Gewichte zurückgewiesen, weil sie nicht die vorgeschriebenen Eigenschaften hatten, d. h. nicht die Justierhöhlung die vorhanden sein muß. Es ist infolge dessen auch im Jahre 1895 eine Anweisung vom Normal⸗Aichungsamt ergangen, welche die genauen Vorschriften über die nothwendige Abmessung bezüglich die Justierhöhlung der einzelnen Gewichte enthält. Uebrigens ist im Ganzen die Anzahl der verworfenen Gegenstände nicht so groß; sie betrug in Schlesien im Jahre 1896 nur 0,4 % der zur Aichung gelieferten Gewichte. Ungünstiger war sie bei den schlesischen Waagen. Da betrug die Zahl der verworfenen Gegenstände 1,1 % der zur Aichung gelieferten. Es scheint also, soweit ich bis jetzt übersehen habe, dieses eigenthümliche Verhältniß in Schlesien zwischen der Zahl der Aichungen zu der Anzahl der verworfenen Gewichte und Waagen doch auf einer unvorschriftsmäßigen Herstellung in den Fabriken zu beruhen. Ich werde auf Grund der heutigen Erklärung des Herrn Vorredners der Frage nachgehen und gelegentlich Auskunft zur Sache
Es folgen die Ausgaben für das Gesundheitsamt.
ierzu liegt folgender von allen Parteien mit Ausnahute des Zentrums unter Antrag der Abgg. Dr. Müller⸗ Sagan (fr. Volksp.), Galler (fr. Volksp.), von Kardorff (Rp.) und Dr. Paasche (nl.) vor:
„den Reichskanzler zu ersuchen, zu dem Etat für das Reichsamt des Innern auf das Rechnungsjahr 1898 noch im Laufe der gegen⸗ wärtigen Tagung des Reichstages einen Ergänzungs⸗Etat vorzulegen, durch welchen ein neuer Titel eingestellt wird: zur Errichtung einer Biologischen Versuchsstation für wissenschaftliche Erforschung
wirthschaftlich nutzbarer Lebensbeziehungen von Pflanzen und Thieren 30 090 ℳ: — . „Abg. Dr. Müller⸗Sagan weist darauf hin, daß der Antrag einer Anregung des Abg. Schultz⸗Lupitz seine Entstehung verdanke. Aller⸗ dings werde gesagt, daß für diesen Zweck ein neuer technischer Hilfs⸗ arbeiter mit 2400 ℳ in Aussicht genommen sei; allein dieser beschäftige sich mit dem Pflanzenschotz nur im Nebenamt. Er, Redner, hätte gedacht, daß man für die Landwirthschaft etwas frei⸗ gebiger sein würde, um die Landwirthschaft vor ihren Feinden zu schützen, nicht bloß vor thierischen Schädlingen, sondern auch vor Bakterien, z. B. Nematoden ꝛc.
Staatssekretär des Innern, Staats⸗Minister Dr. Graf von Posadowsky⸗Wehner:
Meine Herren! Ich kann versichern, daß der Herr Reichskanzler diesem Antrage durchaus wohlwollend gegenübersteht. Man wird ein
Bedürfniß für derartige Untersuchungen von einer Zentralstelle aus
anerkennen können; denn die landwirthschaftlichen Versuchsstationen haben sich bisher doch vorzugsweise nur mit der Untersuchung von Futtermitteln, Düngermitteln und von Samen beschäftigt, aber sind nach ihrer ganzen Organisation weniger zum wissenschaftlichen Studium der Schädlinge unserer Kulturpflanzen geeignet.
Ihrem Wunsche soll zunächst damit Rechnung getragen werden, daß bei dem Kaiserlichen Gesundheitsamt ein Hilfsarbeiter angestellt wird, der die ersten Vorarbeiten machen soll. Damit ist indeß nicht gesagt, daß nur dieser eine Hilfsarbeiter sich mit der Frage be⸗ schäftigen wird, sondern es befindet sich auch noch eine Anzahl anderer Sachverständiger bei dem Kaiserlichen Gesundheitsamt, die dazu geeignet und befähigt sind, ebenfalls der Frage näher zu treten. Zunächst, meine Herren, kann man aber eine solche Reichs⸗Anstalt nicht so zu sagen aus der Erde stampfen, man muß die Frage studieren, man muß einen Plan ausstellen, man muß Sachverständige hören, und nach der Be⸗ deutung, die die Arbeit gewinnt — so dachte ich mir die Sache —, könnte man später eine besondere Abtheilung für diese zoopatho⸗ logischen und phytopathologischen Studien bei dem Kaiserlichen Gesund⸗ heitsamt einrichten, vielleicht auch später einmal eine besondere Reichsanstalt begründen. Es ist beabsichtigt, um dem Ziele näher zu kommen, nach dem Kaiserlichen Gesundheitsamt eine Kommission ein⸗ zuberufen, zu welcher hervorragende Sachverständige aus ganz Deutschland Einladungen erhalten werden und wo auch der Herr Antragsteller vom heutigen Tage Gelegenheit haben wird, seine Gedanken zu entwickeln, ebenso wie Herr Schultz⸗Lupitz. Ich glaube aber, so schnell, wie sich die Herren Antragsteller das denken, ist die Sache doch nicht zu machen. Ich muß auch auf das verfassungsrechtliche Bedenken hinweisen, daß die Fürsorge für die Landwirthschaft als solche nicht zu den Aufgaben des Reichs gehört. Ueber dieses Bedenken würde man aber hinweg⸗ kommen, denn die Unterstützung der Industrie als solcher gehört auch nicht zu den Aufgaben des Reichs, aber man hat ihr von seiten des Reichs doch mit reicher Hand gegeben, indem man die Physikalisch⸗ technische Reschsanstalt begründete, die vorzugsweise den industriellen Zwecken zu gute kommt. Ich würde also die Forderung sachlich für durchaus berechtigt halten, in gleicher Weise auf Kosten des Reichs eine derartige Anstalt im Interesse der Landwirthschaft zu gründen. Aber auch wenn man den wissenschaftlichen Plan hat, so muß man noch die Räumlichkeiten haben, und vor allen Dingen: man muß her⸗ vorragende Sachverständige gewinnen. Wenn man eine solche Anstalt oder eine besondere Abtheilung beim Kaiserlichen Gesundheitsamt errichten wollte, so ist meines Erachtens erforderlich ein Physiologe, ein Entomo⸗ loge, ein Mykologe und schließlich auch ein Pflanzenpathologe. Solche Männer, die maßgebende Studien für ganz Deutschland anstellen können und auch als Autoritäten gegenüber den einzelnen Landesanstalten gelten, die kann man so schnell, wie die Herren denken, glaube ich, nicht beschaffen. Ich möchte deshalb dringend bitten, zunächst einmal ab⸗ zuwarten, wie die Kommission, die über diese Frage im Kaiserlichen Ge⸗ sundheitsamt in der nächsten Zeit zusammentritt, verlaufen wird. Ich werde mich dann mit den verbündeten Regierungen in Verbindung setzen und eventuell geeignete Vorschläge machen. Ich glaube aber, in diesem Etat wird sich die Frage nicht mehr lösen lassen, man wird warten müssen bis zum Jahre 1899/1900; dann wird man vielleicht schon geeignete Krä er Hand gewonnen haben, wird einen
festen Plan haben und wird mit einem Projekt im Etat hervortreten können, das die Wünsche der Herren Antragsteller wahrscheinlich be⸗ friedigen wird.
Abg. von Kardorff: Diese Erklärung des Staatssekretärs hätten wir im vorigen Jahre schon gern gehört. Seit den achtziger Jahren sind die Anregungen an den Reichskanzler und den Bundesrath er⸗ gangen, und erst kürzlich hat sich ein internationaler landwirthschaft⸗ licher Kongreß mit der Frage befaßt, namentlich weil man in Amerika in dieser Beziehung schon sehr weit fortgeschritten ist. Nachdem im vorigen Jahre mein Freund Schultz⸗Lupitz die Frage wieder angeregt hat, hätten wir doch erwarten dürfen, baß etwas mehr geschehen wäre, als die Einsetzung einer mit 2400 ℳ dotierten Stelle in den Etat⸗ Wenn durchschnittlich 20 % der Weizenernte an Rost verloren geht, ohne daß wir wissen, wie der Rost sich verbreitet und entsteht, wenn bezüglich der Nematoden die Sache ebenso liegt, so sind das für die Landwirthschaft sehr wichtige Dinge. Ob der vom Staatssekretär vorgeschlagene Weg, Konferenzen einzuberufen, der richtige ist, scheint mir doch sehr zweifelhaft. Wir haben Gelehrte und Sachverständige, aber für 2400 ℳ sind sie nicht zu haben. Ich hoffe, daß die Re⸗ gierung noch 30 000 ℳ in einem Nachtrags⸗Ekat verlangen wird, da für die Physikalisch⸗technische Reichsanstalt, welche lediglich der In⸗ dustrie dient, mehr als 100 000 ℳ bewilligt werden sollen.
Staatssekretär des Innern, Staats⸗Minister Dr. Graf von Posadowsky⸗Wehner:
Meine Herren! Der Herr Vorredner hat erklärt, er glaube nicht, daß es nothwendig sei, noch eine Kommission zur Frage zu hören. Der erste Urheber dieses Antrags, Herr Schultz⸗Lupitz, war anderer Ansicht. Herr Schultz⸗Lupitz hatte die Absicht, im Herbst dieses Jahres erst eine Anzahl Fachmänner zusammen⸗ zurufen und unter Hinzuziehung des Kaiserlichen Gesundheitsamts über die Errichtung einer technischen Reichsanstalt für Phyto⸗ pathologie zu berathen. Also auch Herr Schultz⸗Lupitz glaubte, daß erst eine Berathung mit hervorragenden Sachverständigen nöthig sein werde. Nach einer demnächst aber an das Kaiserliche Gesundheits⸗ amt gelangten Nachricht hat Herr Schultz⸗Lupitz diesen Plan auf⸗ gegeben, weil die Mittel der deutschen Landwirthschaftsgesellschaft für den genannten Zweck zu beschränkte seien. Dagegen hat er darauf hingewirkt, daß nun von seiten des Kaiserlichen Gesundheitsamts selbst die Sache in Angriff genommen würde.
Ich glaube also, von uns aus ist zunächst nichts versäumt. Ich halte auch daran fest — wir haben bereits eine Liste von hervorragen⸗ den Gelehrten auf diesem Gebiete zusammengestellt —, daß es wichtig sein wird, eine Sachverständigen⸗Konferenz zu hören. Ich kann auch sagen, daß der Herr landwirthschaftliche Minister in Preußen der Sache durchaus wohlwollend gegenübersteht, daß man auch in Preußen schon ganz bestimmte Pläne hat, wo man etwa eine solche Anstalt er⸗ richten könnte. Aber ich glaube, es wird gut sein, die ganze Frage vorläufig zu behandeln im Anschluß an die Organisation des Kaiserlichen Gesundheitsamts, sich dort erst Gelehrte heranzuziehen, dort sozusagen erst den Plan, das Projekt festzustellen und später eine eigene Reichs⸗Anstalt zu begründen. Auch aus dem Grunde wäre das Verfahren schon praktisch, weil wir zur Zeit noch über geeignete Räume im Kaiserlichen Gesundheitsamt verfügen und für eine neue Anstalt ein Gebäude erst errichtet werden müßte, was Projektierungen und Pläne voraussetzt.
Ich kann den Herren versichern, daß es mir grundsätzlich durch⸗ aus sympathisch ist, namentlich auf Grund der Untersuchungen, die Professor Sorauer mit Hilfe des landwirthschaftlichen Ministeriums im Jahre 1894 über die Schädlinge unserer Kulturpflanzen angestellt hat, daß auf diese Weise unser Wissen erweitert und eventuell auch eine Spezialanstalt im Interesse der Landwirthschaft errichtet werde. Aber ich muß dazu die Zustimmung der verbündeten Regierungen ge⸗ winnen. Ich werde die Frage fördern, soweit es möglich ist. Die Herren können sich darauf verlassen, es wird nichts versäumt werden. (Bravo!)
Abg. Wurm (Soz.) spricht sein Bedauern darüber aus, daß das Reich nicht mehr Mittel für solche wissenschaftlichen Untersuchungen zur Verfügung habe.
Abg. Dr. Müller⸗Sagan: Gegenüber den staatsrechtlichen Be⸗ denken will ich darauf hinweisen, daß wir schon verschiedene Unternehmungen ähnlicher Art unterstützen: den Fischereiverein, die Fischzuchtanstalt, die Hochseefischerei ꝛc. Für die wohlwollenden Erklärungen des Staatssekretärs bin ich dankbar, wenn sie auch die Frage lediglich auf die Krankheiten der Pflanzen begrenzten.
Darauf wird die weitere Berathung vertagt.
Schluß 5 ¾ Uhr. Nächste Sitzun Mittgag, 2 Uhr. (Anträge wegen Einführung eines Zolls auf Saccharin und wegen des Vereins⸗ und Versammlungsrechts.)
18 Handel und Gewerbe. —
In der Kapkolonie sind neuerdings folgende ander⸗ weitige Bestimmungen über die Zulassung aus⸗ ländischer Aerzte und Zahnärzte ergangen:
Nach den am 8. Juni v. J. in Abänderung des Art. 10 der Regulations for Medical Practitioners erlassenen Bestimmungen berechtigen nur solche ärztliche Diplome zur Ausübung der Praxis, die auf Grund eines fünfjährigen Studiums ertheilt worden sind. Für Zahnärzte wird nach den unter dem 1. November v. J. erlassenen Bestimmungen ein Studium von drei Jahren erfordert, von denen entweder vier Semester oder je neun Monate in den drei Jahren auf akademische Vorbildung entfallen müssen, der Rest in praktischer Vorbereitung bestehen kann.
1 8 Tägliche rcergesteltune für Kohlen und Koks
an der Ruhr und in Oberschlesien.
An der Ruhr sind am 25. d. M. gestellt 13 685, nicht recht⸗ zeitig gestellt keine Wagen.
In Oberschlesien sind am 25. d. M. gestellt 5339, nicht recht⸗ zeitig gestellt keine Wagen. “
— Die gestrige Generalversammlung der Großen Berliner Pferde⸗Eisenbahn⸗Gesellschaft genehmigte einstimmig den mit der Stadt Berlin abgeschlossenen . wegen Umwandlung des Betriebes in den elektrischen. Auch die ü 5 auf der Tages⸗ ordnung stehenden Gegenstände wurden einstimmig genehmigt, insbesondere der Vertrag über Erwerbung der Neuen Berliner Pferdebahn durch Ausgabe von 1 500 000 ℳ neuer Aktien der Großen Berliner Pferde ⸗Eisenbahn⸗Gesellschaft, und schließlich der Antrag auf Ausgabe von 22 875 000 ℳ neuer Aktien zum Kurse von 103 unter Vergütung von 4 % Zinsen bis Ende 1898 und Gleichstellung von da ab mit den alten Aktien. Schließlich wurde die Anzahl der Aufsichtsrathsmitglieder auf 13 fest⸗ gesetzt; neu in den dnse cesseth gewählt wurden die Herren Baurath Lent, Kommerzien⸗Rath Guttmann, Sigismund Born, Robert Imel⸗ mann, Direktor Richard Michelet, General⸗Direktor Isidor Loewe und Justiz⸗Rath “ 1 8
— Die diesmonatige Versammlung des „Dentschen Vereins für den Schutz des gewerblichen Eigenthums“ findet am reitag, den 28. d. M., Abends 8 Uhr, im Saale des Kaiserlichen atentamts statt. Herr Patentanwalt Dr. Richard Wirth aus rankfurt a. M. wird einen Vortrag halten über „Die Prüfung vor der Patentertheilung“.
— In Weimar wurde am Montag die Aktiengesellschaft Waggonfabrik Weimar mit einem vorläufigen Aktienkapital von 500 000 ℳ gegründet. Betheiligt ist, wie „W. T. B.“ meldet, die Bankfirma A. Callmann in Weimar. Den ersten Aufsichtsrath bilden Banquier Georg Callmann⸗Weimar als Vorsitzender, Ober⸗Bürger⸗ meister, Geheimer Regierungs⸗Rath Palt⸗Weimar, FSe s H. W. Schladitz⸗Dresden, Fabrikbesitzer G. Lohse⸗Dresden und Fabrikbesitzer Siegmund Tobias⸗Leipzig. Fen Vorstand wurde Eisenbahn⸗Direktor Kurt Wunderlich⸗Weimar bestellt. Der Betrieb beginnt Anfang Juni.
Königsberg, 25. Januar. (W. T. B.) Getreidemarkt. Weizen behauptet. Roggen behauptet, pr. 2000 Pfd. Zollgewicht 130,50. Gerste unverändert. - unverändert, do. loko pr. 2000 Pfd. Zollgew. 141. Weiße Erbsen pr. 2000 Pfd. Zollgewicht 135,00. Spiritus pr. 100 Liter 100 % loko 38,40, do. pr. Januar 37,80, do. pr. Frühjahr 37,50.
Danzig, 25. Januar. (W. T. B.) Getreidemarkt. Weizen loko unverändert, Umsatz 200 t, do. inläͤnd. hochbunt und — 175 — 195, do. inländ. hellbunt 173 — 180, do. Trans. hochbunt und wei 150 — 155, do. hellbunt 142 — 148, do. Termin zum freien Verkehr pr. März —,—, do. Transit pr. März —,—, Re ulierungspreis zum freien Verkehr —,—. Roggen loko unverändert, inländ. 130 — 132, do. russischer und polnischer zum Transit 98,00, do. Termin pr. März —,—, do. Termin Transit pr. März —,—, do. Regu⸗ lierungspreis zum freien Verkehr —. Gerste, große (660 — 700 g) 132,00. Gerste, kleine (625 — 660 g) 114,00. afer, inländischer 134,00. Erbsen, inländische 128,00. Spiritus loko kontingentiert 57,50, nicht kontingentiert 37,75.
Stettin, 25. Januar. (W. T. B.) Spiritus loko 38,90 bez.
Breslau, 25. Januar. (W. T. B.) Schluß⸗Kurse. Schles. 3 ½ % L.⸗Pfdbr. Litt. A. 100,25, Breslauer Diskontobank 122,75, Breslauer Wechslerbank 108,25, Schlesischer Bankverein 139,75, Breslauer Spritfabrik 146,45, Donnersmarck 156,50, Kattowitzer 174,25, Oberschles. Eis. 105,00, Caro Hegenscheldt Akt. 125,50, Oberschles. Koks 168,25, Oberschl. P.⸗Z. 159,30, Opp. Zement 164,70, Giesel Zem. 155,00, L.⸗Ind. Kramsta 148,50, Schles. Zement 211,75, Schles. Zinkh.⸗A. 210,00, Laurahütte 183,60, Bresl. Oelfabr. 99,00, Koks⸗Obligat. 102,50, Niederschles. elektr. und Kleinbahn⸗ gesellschaft 126,00.
Produktenmarkt. Spiritus pr. 100 1 100 % exkl. 50 ℳ Verbrauchsabgaben pr. Januar 57,20 Gd., do. 70 ℳ erbrauchz⸗ abgaben pr. Januar 37,80 Gd.
Magdeburg, 25. Januar. (W. T. B.) Zuckerbericht. Kornzucker exkl. 88 % Rendement 9.85 — 10,05. Nachprodukte exkl. 75 % Rendement 7,20 — 7,75. Matt. Brotraffinade 1 —,—. Brotraffinade II —,—. Gem. Raffinade mit Faß 23,00 — 23,75. Gem. Melis I mit Faß 22,50. Still. ohzucker I. Pro⸗ dukt Transito f. a. B. Hamburg pr. Januar 9,00 Gd., 9,12 ½ Br., pr. Februar 9,07 ½ Gd., 9,12 ½ Br., pr. März 9,15 Gd., 9,20 Br., pr. April 9,22 ½ Gd., 9,25 Br., pr. Mai 9,32 ½ bez., 9,35 Br., pr. Oktober⸗Dezember 9,40 bez, 9,42 ½ Br. Ruhig.
Frankfurt a. M., 25. Januar. (W. T. B.) Schluß⸗Kurse. Lond. 5 20,39, Pariser do. 80,875, Wiener do. 169,93, 3 % Reichs⸗A. 97,10, Unif. Egypter 107,70, Italiener 94,20 3 % port. Anleihe 21,10, 5 % amort. Rum. 101,20, 4 % russische Kons. 103,90, 4 % Russ. 1894 67,10, 4 % Spanier 61,00, Darm⸗ städter 158,90, Deutsche Genossenschafts⸗Bank 117,50, Diskonto⸗ Kommandit 201,50, Dresdner Bank 162,80, Mitteld. Kredit. 117,70 Nationalb. f. D. 155,80, Oesterr. Kreditakt. 302 ½⅛, Oest⸗Ung. Ban⸗ 793,00, Reichsbank 159,70, Allgem. Elektrizität 280,20, Schuckert 265,30, Bochum. Gußst. 200,00, Dortm. Union —,—, Harpener Bergw. 180,00, Hibernia 195,20, Laurahütte 183,80, Westeregeln 198,00, Höchster Farbwerke 446,00, Privatdiskont 36
Effekten⸗Sozietät. (Schluß.) Oesterreichische Kredit⸗Aktien 301 ⅛, Franzosen 294 ⅞, Lombarden 71 ¾, Gotthardb. 152,80, Deutsche Bank 209,60, Diskonto⸗Komm. 201,30, Dresdner Bank —,—, Berl.
andelsges. 173,00, “ Gußst. 199,50, Gelsenkirchen —,—,
rpener 179,60, Hibernia —,—, Laurahütte —,—, Ital. Mittel⸗ meerb. —,—, Schweiz. Zentralb. 141,80, do. Nordostbahn 110,90, do. Union 78,30, Ital. Méridionauxr —,—, Schweiz. Simplonb. 87,55, 6 % Mexikaner —,—, Italiener 94,10, Schuckert —,— Helios 190,40, Allg. Elektr. —,—, Nationalbank 156,00.
Köln, 25. Januar. (W. T. B.) Rüböl loko 56,50.
Dresden, 25. Januar. (W. T. B.) 3 % Sächs. Rente 96,10, 3 ½ % do. Staatsanl. 101,20, Dresd. Stadtanl. v. 93 101,00, Allg. deutsche Kreditbk. 209,00, Dresd. Kreditanst. 136,75, Dresdner Bank 162,50, Dresdner Bankverein 127,50, Leipziger Bank —,—, . Bank 128,00, Deutsche Straßenb. 173,00, Dresd. Straßenbahn 225,00, Sächs.⸗Böhm. Dampfschiffahrts⸗Ges. 291,00, Dresdner Bau⸗ gesellsch. 237,25.
Leipzig, 25. Januar. (W. T. B.) Schluß⸗Kurse. 3 % Saͤchsische Rente 96,00, 3 ½ % do. Anleihe 101,20, eitzer Paraffin⸗ und Solaröl⸗Fabrik 120,00, Mansfelder Kuxe 1025, Leipziger Kredit⸗ anstalt⸗Aktien 209,00, Kredit⸗ und Sparbank zu Leipzig 120,00, Leipziger Bankaktien 193,25, Leipziger Hypothekenbank 153,00, Sach slsche Bankaktien 128,25, Saͤchsische Boden⸗Kreditanstalt —,—, Leipziger Baumwollspinnerei⸗Aktien 176,50, Leipziger Kammgarn⸗ 1 176,00, Kammgarnspinnerei Stöhr u. Co. 191,00, Altenburger Aktienbrauerei 242,00, Zuckerraffinerie Hers 118,50, Große Leipziger Straßenbahn 231,75, Leipziger Elektrische Straßenbahn 154,00, Thüringische Än afts⸗Aktien 215,00, Deutsche Spitzen⸗ fabrik 240,00, Leipziger Elektrizitätswerke 129,50, Sächsische Woll⸗ garnfabrik vorm. Tittel u. Krüger 153,75, Leipz. Brauerei in Reudnitz (Riebeck u. Co.) 206. 1
Kammzug⸗Terminhandel. La Plata. Grundmuster B. 8 Januar 3,30 ℳ, pr. Februar 3,30 ℳ, pr. März 3,27 ½˖ ℳ, pr.
pril 3,25 ℳ, pr. Mai 3,25 ℳ, pr. Juni 3,25 ℳ, pr. Juli 3,22 ½ ℳ, pr. August 3,22 ½ ℳ, pr. September 3,22 ½ ℳ, pr. Okiober 3,20 ℳ, pr. November 3,20, pr. Dezember 3,20 ℳ Umsatz: Tendenz: Ruhig.
Bremen, 25. Januar. (W. T. B.) Börsen⸗Schlußbericht. Raffiniertes Petroleum. (Offizielle Notierung der Bremer Petroleum⸗ Börse.) Loko 4,95 Br. — Schmalz. Sehr fest. Wilcox 26 ½ ₰, Armour shield 27 ₰, Cudahy 28 ₰, Choice Grocery 28 ₰, White label 28 ₰. — Speck. Sehr fest. Short clear middl. loko 27 . Reis ruhig. — Kaffee ruhig. — Baumwolle. Ruhig. Upland middl. loko 30 ¼ ₰.
Kurse des Effekten⸗Makler⸗Vereins. 5 % Norddeuts⸗ Wollkämmerei und Kammgarnspinnerei⸗Aktien —,—, 5 % Nordd. Lloyd⸗Aktien 109 ⅞ bez., Bremer Wollkämmerei 279 ½ Gd.
Hamburg, 25. Januar. (W. T. B.) Schluß⸗Kurse. Sere Kommerzb. 143,00, Bras. Bk. f. D. 168,00, Lübeck⸗Büchen 170,50, A.⸗C. Guano⸗W. 75,00, Privatdisk. 3, Hamb. Packetf. 115,45, Nordd. Llopd 110,25, Trust Dynam. 167,50, 3 % Hamb. Staatganl. 95,00. 3 ½ % do. Staatsr. 107,45, Vereinsb. 162,90, Hamb. Wechsler⸗ bank 133,50. Gold in Barren pr. Kilogr. 2788 Br., 2784 Gd., Silber in Barren pr. Kilogr. 77,25 Br., 76,75 Gd. Wechselnotierungen: London lang 3 Monate 20,27 ½ Br., 20,23 ½ Gd., 20,26 bez., London kurz 20,41 Br., 20,37 Gd., 20,39 bez., London Sicht 20,42 ⅛ Br., 20,38 ½ Gd., 20,41 bez., Amsterdam 3 Monate 167,90 Br., 167,40 Gd., 167,75 bez., Oest. u. nce Bkpl. 3 Monate 168,15 Br., 167,65 Gd., 168,00 bes., Paris Sicht 81,05 Br., 80,75 Gd., 80,94 bez., St. Petersburg 3 Monate 213,85 Br., 213,35 Gd., 213,55 bez., New⸗Pork Sicht 4,21 ¼ Br., 4,19 ¾ Gd., 4,20 bez., do. 60 Tage Sicht 4,18 ½ Br., 4,15 ½ Gd., 4,17 ¼ bez.
Getreidemarkt. Weizen loko behauptet, holsteinischer loko 178 — 186. — Roggen behauptet, mecklenburger loko 140 —- 150, russischer loko ruhig, 108. Mais 94 ½. Hafer fest. Gerste fest.
Rüböl ruhig, loko 54 Br. Spiritus fest, per Jan.⸗Febr. 19 †
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