Parlamentarische Nachrichten.
Beiden Häusern des Landtages ist eine Denkschrift über die Ausführung des Gesetzes vom 26. April 1886, betreffend die Beförderung deutscher Ansiedelungen in
rovinzen Westpreußen und Posen, für das Jahr
den 1897 zugegangen, der wir Folgendes entnehmen.
Ankaufsgeschäft.
Im Jahre 1897 sind der Ansiedelungskommission zum frei⸗ händigen Ankauf angeboten worden: 59 Güter und 31 bäuerliche Grundstücke, davon aus polnischer Hand: 15 Güter und 11 bäuerliche Grundstücke, aus deutscher Hand: 44 Güter und 20 bäuerliche
im Berichtsjahre
Grundstücke. Als für Ansiedelungszwecke geeignet sind 8 Rittergüter (theilweise mit zugeschriebenen, früher angekauften bäuerlichen Grundstücken), 4 aus zusammengelegten Grundstücken be⸗ n üeee keine selbständigen Gutsbezirke bildende Besitzungen un und 2 Besitzungen im Zwangsversteigerungsverfahren, die übrigen Güter und Bauernwirthschaften im Wege des freihändigen Ankaufs. Von den erworbenen Besitzungen entfallen:
A. Auf den Regierungsbezirk Marienwerder: das Rittergut Topolno, die Grundstücke Friedrichsdank Nr. 7 und die Grundstücke Trempel Nr. 6, 14 und 20, Kreis Schwetz, die Grund⸗ stücke Buchenhagen Nr. 1 und das Grundstück Goral Nr. 1, Kreis Strasburg, mit einem Gesammtflächeninhalt von 1565,61 ha zu einem Gesammtkaufpreise von 1 098 500 ℳ
b B. Auf den Regierungsbezirk Posen: das Rittergut Wegrzynow, Kreis Jarotschin, das Rittergut Migskowo und die Grundstücke Fiemmie⸗ Nr. 4 und 14, Kreis Kosten, das Ritter⸗ zut Gora, Kreis Posen⸗West, und die Grundstücke Kaczanowo Nr. 4, 6 und 34, Kreis Wreschen, mit einem Gesammtflächeninhalte von 1054,52 ha zu einem Gesammtkaufpreise von 835 150 ℳ 8 C. Auf den Bromberg: die Grundstücke Radajewitz Nr. 6 und 11, Kreis Inowrazlaw, die Grundstücke Trzemzal 1, Kreis Mogilno, die Rittergüter Gorzykowo und Grzybowo chrzanowice und das Grundstück Witkowo Nr. 3, Kreis Witkowo, und die Rittergüter Hohenwalden und Miloslawice, Kreis Wongrowitz, mit einem Gesammtflächeninhalte von 2345,24 ha zu einem Gesammtkauspreise von 1 870 280 ℳ Zusammen 4965,37 ha zum Kaufpreise von 3 803 930 ℳ Unter Hinzurechnung der Erwerbungen aus den Vorjahren um⸗ faßt daher der Gesammterwerb der Ansiedelungskommission am Schlusse des Jahres 1897
a. an Gutsareal 96 190,88 ha zu einem Kaufpreise von 58 915 516,62 ℳ
b. an bäuerlichem Areal. 11 8 „ 1917 810 25
zusammen 97 689,62 ha zu etnem uspreise von 59 963 126,87 ℳ und zwar: 1““ 8 aus deutscher .““ Hand: 24 970,42 „„ 10 614 122,70 „ aus polnischer 8 71717717189,20 ..S 8 „ 49 349 004,17 „
Der Flächeninhalt dieser Erwerbungen mit 4965,37 ha be⸗ deutet gegen das Vorjahr, das einen Grunderwerb von im Ganzen 3519,85 ha aufgewiesen hatte, ein Mehr von 1445,52 ha. Dies findet seine Erklärung darin, daß mehrere Erwerbungen des Jahres 1897 im Besiedelungsinteresse besonders begehrenswerth waren, oder daß zugegriffen werden mußte, um die günstige Ankaufsgelegenheit nicht zu versäumen. Immerhin hat im allgemeinen eine Ein⸗ schränkung des Ankaufs gegen früher eintreten müssen, weil die Rück⸗ sicht auf den Schlußsatz im § 1 des Gesetzes vom 26. April 1886 eine baldige Erschöpfung der für den Ankauf von Grundstücken ver⸗ fügbaren Mittel annehmen läßt.
Der durchschnittlich für den Grunderwerb im Jahre 1897 ge⸗ zahlte Erwerbspreis stellt sich auf rund 766 ℳ für 1 ha, während er sich im Jahre 1896 auf rund 648 ℳ für 1 ha belaufen hat. Diese Steigerung des Durchschnittspreises erklärt sich dadurch, daß im Be⸗ richts jahre besonders gute und werthvolle Güter angekauft worden sind.
Die angelegten Preise, ohne Rücksicht auf den durch besondere Umstände begründeten, außergewöhnlich hohen Preis für das Grund⸗ stück Goral Nr. 1, stellen im Durchschnitt den 73 fachen Grundsteuer⸗ reinertrag dar.
Der Gesammtdurchschnittspreis für sämmtliche bisher von der E““ erworbenen Liegenschaften beträgt 614 ℳ ür a.
Verwaltung der erworbenen Güter bis zum Abschluß des Besiedelungsgeschäfts.
Für die Berichterstattung über die Ergebnisse der Verwaltung der Güter in dem landwirthschaftlichen Geschäftsjahr 1896/97 ist die bisherige Unterscheidung der Güter in 4 Kategorien beibehalten. Es werden, nachdem 23 Güter mit 10 114 ha aus der Rechnungslegung ausgeschieden sind, unterschieden
18 . „relativ betriebsfähige Güter’“ . . . . . 15 . „in der Besiedelung befindliche Güter“ . . 55 A3 56 . das sind zusammen 104 9
Gutsverwaltungen mit 83 959 ha, gegen 94 Gutsverwaltungen des Vorjahres mit einer Fläche von zusammen 80 942 ha. Der Netto⸗ aufwand für diese 104 Gutsverwaltungen hat 1896/97 insgesammt 254 795,41 ℳ betragen gegen 409 845,62 ℳ im Vorjahr, was eine Verminderung um rund 155 000 ℳ bedeutet. Die fallende Be⸗ wegung bei dieser Ausgabe hält also seit dem Wirthschaftsjahre 1893/94 an. Während die Zuschüsse 1894/95 für 90 Guts⸗ verwaltungen bei einer Fläche von 75 531 ha noch 494 210,74 ℳ be⸗ trugen, sanken sie 1895/96 bei 94 Gutsverwaltungen und 80 942 ha auf 409 845,62 ℳ und 1896/97 bei 104 Gutsverwaltungen und 83 959 ha auf 254 795,41 ℳ herab. Dieser Betrag entspricht fast Se dem Aufwand der Güter für Naturaliengewährung und Fuhren⸗ eistungen an Ansiedler im Betrage von 255 000 ℳ, sodaß die eigent⸗ liche landwirthschaftliche Verwaltung im Berichtsjahre einen Zuschuß nicht erfordert hat.
I. Neu erworbene Güter.“ Zu diesen gehören diesmal nur 18 Verwaltungen mit einer landwirthschaftlich genutzten Fläche von 10 460 ha gegen 23 Verwaltungen des Vorjahres mit 16 285 ha. Die Zuschüsse für diese 18 Verwaltungen betrugen netto 221 878,19 ℳ, 1895/96 bez fferten sie sich auf 257 125,03 ℳ Bei der wesentlich verminderten Fläche macht sich ein Steigen der Ausgaben von 15,79 auf 21,21 ℳ für das Hektar nutzbarer Fläche bemerkbar. Das erklärt sich namentlich aus den bedeutenden Aufwendungen für Neuerwerbungen, die sehr dringend einer Erhöbung ihres Kulturzustandes bedurften, ein Umstand, der bei der Preisbemessung angemessene Berücksichtigung gefunden hat. Die Durchschnittszahlen der Vorjahre haben betragen für 1893/94 41,28 ℳ und 1894/95 23,45 ℳ auf das Hektar, so daß die Zahl für 1896/97 nichts Bedenkliches hat.
II. ‚Relativ betriebsfähige Güter.“ An solchen werden 15 mit einem landwirthschaftlich genutzten Areal von 10 127 ha auf⸗ gewiesen gegen die gleiche Anzahl Güter mit 9802 ha des Vorjahrs. Während 1895/96 diese 15 Verwaltungen einen Ueberschuß von 16 639,33 ℳ ergaben, haben die 15 Güter im Geschäftsjahre 1896/97 einen Zuschuß von 23 312,32 ℳ erfordert. Damit ist diese Bilanz wieder passiv geworden, ein Vorgang, der sich schon in den beiden Jahren 1893/94 und 1894/95 ebenso abgespielt hat.
III. „In der Besiedelung befindliche Güter“. Die Zahl der in der Besiedelung begriffenen Güter ist von 40 im Vorjahre auf 55 gestiegen, welche einen Nettoaufwand von nur 120,14 ℳ verursacht haben, während er für die 40 Gutsverwaltungen des Vorjahres die Höhe von 156 692,93 ℳ erreicht hat. Dabei ist noch zu berücksichtigen, daß diese 55 Güter erhebliche Aufwendungen
auerngrundstücke erworben worden, und zwar 3 Rittergüter
mit 2 % Rente oder Pachtschilling von den Anrechnungswerthen des Grund und Bodens belastet. 114A4A4X“
eingeleiteten Drainageausführungen ist folgender:
Faatteien Drainagen auf 129 Besitzungen zu 75 128 ha Gesammt⸗ von 4 758 599 ℳ
1 650 ha im Vorjahre.
im Ganzen fertig Moorkulturanlagen im Umfange von
in der Ausführung begriffen sind 8. 1““ und Vorarbeiten sind eingeleitet für die Anlagen von weiteren 750 000 ℳ, also im Durchschnitt 600 ℳ das Hektar gekostet. Die Kosten für 1 ha schwanken je nach der Schwierigkeit der Entwässerung, der Einebnung, der Uebersandung zwischen 100 und 800 ℳ.
in einer Länge Chaussierung befestigt worden.
fiskalische Rechnung Ziegeleien betrieben und auf
deren Werth sich auf etwa 255 000 ℳ beziffert. Diese gesteigerte Ertragsfähigkeit der Güter der III. Kategorie ist eine Folge der auf die kulturelle Hebung der Ansiedelungsgüter gerichteten Anstrengungen der Güterverwaltung.
IV. „Aufgelöste Güter.“ Wie im Vorjahre sind 16 be⸗ siedelte Güter nachgewiesen, für welche insgesammt 9 484,76 ℳ gegen 12 666,99 ℳ des Vorjahres verausgabt wurden. Die hier entstandenen Kosten, bestehend in öffentlichen Abgaben, Aufwendungen für aus dem großwirthschaftlichen Betriebe dieser Güter stammende Ortsarme und dergleichen, sowie Aufsichtskosten, sind von 1,98 ℳ auf 0,77 ℳ pro Hektar gefallen.
Die Gesammtübersicht weist die bisherigen Resultate der Verwaltung der Ansiedelungsgüter nach. Die Gesammtzuschüsse Httraaa1 6 518 030,51 ℳ wovon die Ablieferungen mit . . . . . . . . 1 629 797,04 „ zu sind, so daß sich ein Nettoaufwand von . 4 888 233,47 „ ergiebt.
Der Umsatz, der bei der Gutsverwaltung in den hauptsächlichsten landwirthschaftlichen Produkten während des Wirthschaftsjahres erzielt ist, kann — da spezielle Angaben von einer Reihe von Gütern noch fehlen — nicht näher angegeben werden. Doch wird er sich wesentlich höher stellen als der des Vorjahres, in dem 109 000 Ztr. Getreide und 93 000 Ztr. Kartoffeln für 726 000 ℳ verkauft wurden.
Die Einnahme aus der Spiritusproduktion von 14 Brennereien betrug 601 100 ℳ gegen 556 400 ℳ im Wirthschaftsjahre 1895/96.
Schließlich wird noch zu den Ergebnissen der Güterverwaltung bemerkt, daß die unter III und IV der Gesammtübersicht mit 1 300 262,17 ℳ verrechneten Aufwendungen als ein Besiedelungs⸗ aufwand anzusehen sind, der bei der Bewerthung der Ansiedlerstellen nicht vorherzusehen ist, dem Ansiedler, welcher dieser Bewerthung gemäß die Punktaktion — hat, vertragsmäßig auch nicht mehr auferlegt werden kann, vielmehr zu den Kosten der erstmaligen Ein⸗ richtung im Sinne der Nr. 2a des § 1 des Gesetzes vom 26. April 1886 zu rechnen und deshalb vom Fiskus zu bestreiten ist, während sich die Aufwendungen unter I und II der Gesammtübersicht mit 3 587 921,30 ℳ als die Kosten der sogenannten zwischenzeitlichen Ver⸗ waltung darstellen. Dieser Passivbetrag ist aber nicht verloren, denn es haben mit Rücksicht auf den durch diese zwischenzeitliche Verwaltung gehobenen Kulturzustand der Ansiedelungsgüter in den Auftheilungs⸗ plänen sehr bedeutende Aufschläge gemacht werden können, die nach einem genauen Auszug aus den fertiggestellten Theilungsplänen den Betrag von 2 800 000 ℳ übersteigen. Weitere Theilungspläne werden diese Rückerstattung noch erhöhen.
Für die genannte Summe von 2 800 000 ℳ wird der Fiskus durch die sestgesetzten Renten und Pachten schadlos gehalten.
Vorbereitungen für das Besiedelungsgeschäft.
Im Laufe des Jahres 1897 sind fünf Besiedelungspläne auf⸗ gestellt worden. Dieselben umfassen eine Fläche von 3271 ha gegen 7210 ha im Jahre 1896.
Die Minderleistung gegen 1896 ist dadurch entstanden, daß zwei planmäßig bearbeitete Auftheilungen größerer Gutskomplexe von elwa 3200 ha Fläche theils aus technischen, theils aus wirthschaftlichen Gründen zurückgestellt werden mußten.
Der planmäßigen Auftheilung sind bisher unterworfen worden:
bis zum Jahre 1896 . 66 065 ha im Jahre 1807 . 3221 69 336 ha.
1 110 ha,
Rechnet man hierzu die ohne besonderen Besiedelungsplan vergebenen Banerngüter mit.. . ferner 10 neue Besiedelungspläne von Gütern, welche im Frühjahr 1898 zur Auslegung kommen mit .. . . so wird die zur Auslegung gestellte Fläche am 1. April 1898
114AXA“*“ 76 752 ha oder 78,6 % der Gesammterwerbungen.
Demnach verbleiben in der Vorbereitungsperiode vor dem Be⸗ siedelungsvorgang 21,4 % des gesammten Grunderwerbs der Ansiedelungs⸗
kommission.
Renten⸗ und Pachtfeststellung.
Von der Anstedelungskommission sind seit Beginn ihrer Thätig⸗ keit bis Ende 1897 aufgestellt worden 115 Besiedelungspläne, und
zwar:
a. für Posen 82 Theilungspläne mit zusammen 49 490,32 ha, b. für Westpreußen 33 Theilungspläne mit zusammen 19 846,39 ha. Die Feststellung der fiskalischen Schadloshaltung ist in diesen
Theilungsplänen derartig erfolgt, daß von den ermittelten Anrechnungs⸗ werthen an Rente oder Pacht entrichtet werden: 8
3 % in 74 Fällen, 2¾ % in 1 Falle, 2½ 78 in 8 Fälen,
o in EIZ 2. % in 18 Fällen und 1 ¼¾ % in 1 Falle. 3
Von den 1897 ausgelegten 5 Gütern sind 4 mit 3 % und eins
INW “ I. Drainagen. Der Stand der von der Ansiedelungskommission
a. Abgenommen sind unter endgültiger Vertheilung der Kosten auf 95 Besitzungen zur Gesammtfläche von 53 207 ha Drainagen im Umfang do.. . 20 346 ha, d. i. rund 38 % der betheiligten Fläche, zum Kostenaufwand von 3 502 498,83 ℳ, also hat die Drainage auf 1 ha durch⸗ schnittlich rund 172 ℳ gekostet.
. Ausgeführt, aber noch nicht endgültig abgerechnet sind auf 25 Gütern zur Gesammtfläche von . . . . 16 373 ha Drainagen im Umfange von . . . . . 5 291 ha, d. i. rund 37 % der betheiligten Fläche zum Kostenaufwand
„In der Ausführung begriffen sind auf 5 Besitzungen zur 61111114A4“ Drainagen im Umfange von.. “
d. i. 43 % der betheiligten Fläche zum Kostenanschlage
o6 6—6—646461 111
Vorarbeiten sind eingeleitet auf 4 Gütern zur Gesammtfläche
öb1.“; Auf diesen werden voraussichtlich. . . . .. 935 ha, d. i. 53 % der betheiligten Fläche zu drainieren sein mit einem Kostenaufwand von . . . .. 160 000 ℳ
Also beträgt der Gesammtumfang der ausgeführten und ein⸗
üche 28 206 ha Drainageanlagen zum voraussichtlichen Kostenbetrage Die Arbeitsleistung im Jahre 1897 betrug rund 1 030 ha gegen
II. Moorkulturen. Bis zum Schlusse des Berichts A na, 400 ha,
50 ha.
Die 1250 ha fertige Moorkulturen haben im Ganzen rund
III. Wegebauten. Im Berichtsjahre sind auf 7 Gütern Wege von zusammen 6500 m durch Pflasterung oder
Materialbeschaffung für die Ansiedler.
Im Laufe des Jahres 1897 sind auf 18 Ansiedelungsgütern für diesen hergestellt
für Ansiedler durch Lieferung von Naturalien u. s. w. gehabt haben,
worden: 5 442 000 Mauersteine, 67 000 Dachsteine, 55 000 Drain⸗
Außerdem sind auf 5 Ansiedelungsgütern von Ziegelei⸗Pächte oder Besitzern (Ansiedlern) für eigene Rechnung Ziegelfteuce Seee star röhren hergestellt worden. Von diesen sind angekauft worden: 790 000 Mauersteine, 400 000 Drainröhren.
Endlich sind da, wo die Errichtung von Ziegeleien in der fiskali⸗ schen Feldmark nicht möglich war, Ziegelmaterialien aus benachbarten fremden Ziegeleien gekauft, und zwar: 1 015 100 Ziegelsteine, 66 500 Dachsteine, 390 Firstziegel.
Der Feldsteinbedarf ist gedeckt worden durch Werben vo 9586 cbm in der eigenen Feldmark und durch Ankauf von 1791 cbm
Die Herstellung der Ziegeldächer bei den siskalischen Bauten i seit einer Reihe von Jahren der Firma Sturm in Freywaldau über⸗ tragen, welche im Berichtsjahre 7 409 qm Dachflächen unter Lieferung von rd. 350 000 Dachsteinen eingedeckt hat.
Hochbauten. 8
Ueber die Hochbauten geben 2 Nachweisungen der Denkfchrift Auskunft. Die erste enthält wieder sämmtliche öffentlichen Gebäude, welche seit Beginn ihrer Thätigkeit von der Ansiedelungskommission errichtet sind. Das Ergebniß ist, daß im Ganzen 12 Kirchen, 10 Bet⸗
häuser, 13 Pfarreigehöfte, 1 Organistengehöft, 77 Schulen, 42 Gebäude für Gemeindezwecke hergestellt sind. Hiervon sind im Berichtsjahre
3 Kirchen, 3 Pfarreigehöfte, 10 Schulen, 8 Gebäude für Gemeinde zwecke neu erbaut. Der Gesammtkostenaufwand für diese öffentliche
Gebäude beläuft sich auf 2 007 475 ℳ, von welcher Summe auf das letzte Jahr der fünfte Theil, oder 406 390 ℳ entfällt. — Eingeweiht
und dem Gebrauche übergeben wurden die kirchlichen Gebäude in Bukowitz, Gryzlin, Lowenitz und Nojewo. Die Uebergabe des voll⸗ Strzydzew hat sich bishe
zwar noch verzögert, soll aber noch im Januar 1898 stattfinden. Im eit 5 Kirchen, und zwar in Orchowo, Groß⸗ Loßburg, Janowitz, Rynsk und Klein⸗Konojad. Für Laskowo und
Bau begriffen sind zur Z Radajewitz sind die Projekte vorbereitet.
Die zweite Nachweisung enthält die nicht öffentlichen Bauten des
letzten Jahres. Auf dem in der vorjährigen Denkschrift geschilderten Wege des Gehöftaufbaues in eigener Regie Fe,g- So sind in Rynsk, Gryzlin, Gulbien, Hohenau, Orchowo, Pirschütz, Gr.⸗Rybno, Strzydzew, Sosnica und Groß⸗ Tillitz wieder Regiebauten ausgeführt. Viele von diesen
gehöften untergebracht werden müssen, und in Dembowalonka sind die infolge der Abgabe der Schloßsituation zur Verwendung für kirch⸗
Verwendung finden sollen.
folge von Brandschäden erforderlich gewesen. Die Bauverwaltung
vom 3. Juni 1896 bereit gestellt sind.
gebäude, 22 desgleichen mit Scheune, 28 Scheunen, 1 Kornhaus neu erbaut sind. Die Baukostensumme beträgt 466 960 ℳ
Aus dem Ueberblick der beiden Nachweisungen erhellt, daß das Bedürfniß nach Hochbauten der Fersche ee Zweckbestimmung sich im abgelaufenen Jahre ganz erheblich gesteigert hat. Die Bau⸗ stellen vertheilen sich auf 43 verschiedene Güter. Die Zahl der Ge⸗ bäude beträgt 155, die Summe der Baukosten rund 873 000 ℳ Im Jahre vorher betragen die entsprechenden Zahlen 24 Güter als Bau⸗ stellen, 97 Gebäude und 573 000 ℳ Baukostensumme. Der günstige
der Hochbauthätigkeit der Ansiedelungskommission erwarten. 1 Das Anftedevnn gh Wie in der vorjährigen Denkschrift bereits in Aussicht gestellt,
gestaltet. Die erhebliche Steigerung, die sich nach Ansiedlerstellen, wie in den abgeschlossenen Verkäufen vollzogen hat, ist zum theil wohl auf die Bemühungen zurückzuführen, die von der Behörde in dieser Richtung seit etwa 1 ½ Jahren gemacht sind.
seit fast einem Jahrhundert nicht mehr bearbeiteten Gebiet wirth⸗
sind jetzt die Erundlagen der Besiedelungsarbeit so weit festgelegt,
daß man auch auf dem Gebiet der Ansiedlerwerbung wieder an die Fiess Ueberlieferungen der preußischen Kolonisationsgeschichte anknüpfen urfte.
Die Möglichkeit des Hinweises auf eine günstige Entwickelung der bisherigen Ansiedelungen, sowie das Fortschreiten der Ver⸗ messungsarbeiten und der zwischenzeitlichen landwirthschaftlichen Vorbereitung der Güter bis zu einem Stande, in dem ohne Ueberstürzung und deren schädliche Folgen nunmehr die Ansetzung einer größeren Ansiedlerzahl als der bisherigen Durchschnitts⸗ zahl von fährlich 200 Familien technisch durchführbar ist, erleichterten den Entschluß, aus der bisherigen Zurückhaltung hinsichtlich der Be⸗ kanntmachung der Ansiedelungsbedingungen unter der bäuerlichen Bevölkerung des Westens herauszutreten. Wenn in der vorjährigen Denkschrift erwähnt werden konnte, daß zu diesem neg in Gegenden mit gesunden bäuerlichen (nicht industriellen) Verhältnissen, wie Hannover und Schleswig⸗Holstein, im Einverständniß mit den Kreis⸗ Landräthen Vertrauensmänner bestellt und durch Vortragsreisen geeig⸗ neter Gutsverwalter (Ansiedelungsvermittler) unmittelbare Beziehungen zu der bäuerlichen Bevölkerung des Westens 8g seien, so kann dem jetzt hinzugefügt werden, daß das wachsende Interesse der Publizistik für das östliche Ansiedelungswesen es ermöglicht hat, in einer passenden Form auch die Presse für die Bekanntmachung der Ansiedelungs⸗ bedingungen in Anspruch zu nehmen.
Unter der Förderung des „Ausschusses für Wohlfahrtspflege auf dem Lande“ erscheint nämlich seit dem 1. Januar 1898 die Wochen⸗ schrift „Kleine Dorfzeitung“, die u. a. auch eine gemeinverständliche Behandlung der praktischen Fragen der sogenannten inneren Koloni⸗ sation anstrebt. Z“ diesem Zwecke hat der Verleger des Blattes sich erboten, es mit einer monatlichen Beilage zu versehen (unter dem Titel „Neues Bauernland“), in der auch Mittheilungen und Bekannt⸗ machungen der eeebhe. z. B. über die ausgelegten Güter, unentgeltlich Aufnahme finden und die er gegen Erstattung der Selbstkosten einer größeren Anzahl ländlicher Zeitungen in bäuer⸗ lichen Gegenden einige Male im Jahre beifügen läßt. Es wird auf diese Weise vielleicht die schwierige Aufgabe gelöst werden, die Kunde von der östlichen Ansiedelungsthätigkeit wenigstens in einen Theil der zahlreichen Bauerndörfer des Westens zu tragen, aus denen jetzt jährlich Tausende gut abgefundener Bauernsöhne in die benachbarten Szädte oder auch ins Ausland wandern, ohne daß sie bei der völligen Un⸗ bekanntschaft mit den Wirthschaftsverhältnissen und Lebensbedingungen des Ostens auch nur in der Lage gewesen sind, der Frage praktisch näher zu treten, ob sich ihnen in den leicht erreichbaren Ostprovinzen des Staates nicht die Möglichkeit des Verbleibens in dem ererbten achtungswerthen und wichtigen Berufe eines selbständigen ländlichen Kleinbesitzers bietet.
Die Anzahl der Anfragen Ansiedelungslustiger hat sich von rund 888 im Durchschnitt der letzten Jahre auf 1180 im Jahre 1897, d. h. um rund 33 % erhöht.
Zum Abschluß von Punktationen haben die Verhandlungen in 463 Fällen gegen 275 im Jahre 1896 geführt. Dazu kamen 30 Fälle aus dem Vorjahre, in denen die Ermittelungen über die Persönlichkeit des Bewerbers oder ceaise Vorfragen erst im Berichtsjahre abge⸗ schlossen sind, so daß im Ganzen 493 Punktationen zur Entscheidung standen. Davon sind durch Versagung des Zuschlages oder Rücktritt der Bewerber erledigt 56 Punktationen und unerledigt in das Jahr 1898 übernommen 70 Punktationen mit überwiegend west⸗ deutschen Ansiedelungslustigen. Der Rest von 367 Punktationen hat im Laufe des Berichtsjahres den Zuschlag erhalten — gegen 191 im
.“
ist fortgeschritten. Körberhof,
höften sind im Hinblick auf die künftige Vergebung, zunächst aber zur Benutzung im großwirthschaftlichen Betriebe an Stelle in Verfall gerathener Gutsgebäude hergestellt. So hat z. B. in Gryzlin fast der ganze Viehvestand in solchen künftigen Ansiedler⸗
liche Zwecke nothwendig gewordenen Wohn⸗ und Wirthschaftsräume durch Neubauten ersetzt worden, welche später bei der Besiedelung An 4 Stellen sind Reparaturbauten in⸗
der Ansiedelungskommission ist ferner mit dem Bau des Kornhauses in Janowitz befaßt gewesen, für welches die Baukosten aus dem Gesetze
1 1 —. Die Nachweisung ergiebt, daß 15 Krüge, 25 Wohnhäuser, 9 desgleichen mit Stall, 17 Stall1.
Verlauf des Besiedelungsgeschäfts läßt für die Folge eine Zunahme 8
hat sich im Berichtsjahre das “ . 8 owohl in den Anfragen
Während es in den ersten Versuchsjahren vornehmlich auf die Sammlung von Erfahrungen auf einem von der Staatsverwaltung
schaftlichen Wirkens ankam und demnach vorläufig von jeder reklame- artigen Thätigkeit zur Herbeiziehung von Ansiedlern abgesehen wurde,
1896 und 186 im Jahre 1895 —, so daß die Zahl der gültigen Fahre zabschtüͤsse sich gebn das Vorjahr um 92 %, gegen das ahr 1895 um 97 % erhöht hat, ganz abgesehen davon, daß 40 un⸗ erledigte Punktationen mehr in das neue Jahr übernommen sind, als Vorjahre. . 8. Vor⸗ Rücktritte erklären sich zum theil daraus, daß die betreffenden Bewerber sich nachträglich für eine andere als die ursprünglich gewählte Parzelle entschieden haben. 8 1 Von den ertheilten 367 Zuschlägen beziehen sich 191 auf Käufer aus den Provinzen Posen und Westpreußen, 176 auf Käufer, die aus anderen Landestheilen (einschließlich 1 deutschen Rückwanderers aus Rußland) stammen. Aus den Reihen der zersprengt in polnischen Gemeinden der Ansiedelungsprovinzen lebenden Deutschen kommt eine sehr dringliche Nachfrage nach Ansiedlerstellen, die nicht leicht zurück⸗ zuweisen ist. Diese Leute sehnen sich nach der Bethätigung eines deutschen Gemeindelebens und nach dem Schutz genossenschaftlicher Verbände, was ihnen in der Diaspora nicht zu erreichen möglich war. Die Sammlung dieser Zersprengten in Ansiedlergemeinden ge⸗ staltet sich zu einer aussichtsvollen Maßregel im Interesse der Stär⸗ kung des Deutschthums, die Beachtung verdient neben der Einführung frischen Blutes aus Westdeutschland. Bis zum 31. Dezember 1897 sind an Ansiedler vergeben: 41 004,1992 ha mit einem Werthe von 26 575 027,28 ℳ an 2342 Ansiedler. Mithin entfallen durchschnittlich auf eine Ansiedlerstelle 17,5 ha mit einem fiskalischen Selbstkostenwerthe von 11 347 ℳ Unter Hinzurechnung der Landverwendungen für öffentliche Zwecke mit reichlich 5 % der vergebenen Fläche stellt sich der Gesammtumfang des vergebenen Landes auf rund 43 300 ha, das sind etwa 44,3 % des Gesammterwerbes von 97 689 62 ha. Es stammen von den Ansiedlern 8 1) aus den Provinzen Posen und Westpreußen 999 42,6 %, 2) aus anderen Landestheilen (einschließlich der deutschen Rückwanderer aus Rußland) 1 343 = 57,4 %, 8 zusammen 2 342 = 100,0 %. Die diesjährige Besiedelungsleistung von 367 Stellen bedeutet eine Begebung von rund 6700 ha = 1,19 Quadratmeilen an 367 Kleinwirthe, die die Organisation von 11 Landgemeindedörfern mit dem vöthigen Apparat von Kirchen⸗, Schul⸗ und Gemeindeeinrichtungen erheischen. Da der Grundstückserwerb der fünf Jahre 1892 bis 1897 durchschnittlich 6820 ha betragen hat, steht nunmehr der Grund⸗ stücksabgang an die Ansiedler auf der Höhe des durchschnittlichen Ankaufes.
Beaufsichtigung der Ansiedler.
8
Unter dem Einflusse der beiden besseren Erntejahre 1896 und 1897
der höheren Getreidepreise des Berichtsjahres ist eine erfreuliche
Befestigung der wirthschaftlichen Lage auch derienigen Ansiedelungen eingetreten, deren Entwickelung früher zu Besorgnissen Veranlassung geben konnte. 8.
Durch Zwangsversteigerung hat im Berichtsjahre keine Ansiedler⸗ stelle den Eigentbümer gewechselt. Für das künftige Jahr ist dies in zwei Fällen zu erwarten, in denen die Ansiedelungskommission wegen wirthschaftlicher Untüchtigkeit der Besitzer das Verfahren der Zwangsverwaltung und Versteigerung hat einleiten lassen.
Auch das vertragsmäßige Rückkaufsrecht des Ansiedelungsfiskus ist nicht ausgeübt worden. Ebensowenig eine Umwandlung von Rentenansiedlern in Pachtansiedler stattgefunden.
Dagegen mußte einem Pachtansiedler, der — als früherer Wirth⸗ schaftsbeamter — sich in die Kleinwirthschaft des Bauernhofes nicht zu finden wußte und nur durch die Hilfe seiner Verwandten bis dahin gehalten war, die Facht aufgekündigt werden. 8
Die Stelle ist ohne fiskalischen Verlust zu Eigenthum gegen Rente sofort wieder vergeben worden.
Das Gesammtsoll an Renten und Pachten für die Jahre 1886/87 bis 1896/97 beträgt (nach Abzug der in Vorjahren gewährten 11a“; 1 805 906,45 ℳ l GCa 1 780 331,83 „ bleibt Rest am 1. April 18907 . . . 25 574,62 ℳ gegen 37 601,97 ℳ am 1. April 1896. b
Es sind das 1,4 % des Gesammtsolls. Diese Reste aus Vor⸗ jahren haben sich, ohne daß inzwischen irgend ein Erlaß bewilligt wäre, bis zum 1. Oktober 1897 vermindert auf 8055,55 ℳ, bis zum 1. Ja⸗ nuar 1898 auf 2907,04 ℳ = 0,16 % des Gesammtsolls der Jahre 1886/87 bis 1. April 1897 (gegen 7973,91 ℳ am 1. Januar 1897).
Von diesen 2 907,04 ℳ sind 2552,50 ℳ solche Rückstände, die einer einzigen Ansiedlergemeinde aus Anlaß einer Mißernte vor mehreren Jahren zur ratenweisen Rückzahlung gestundet waren und daher zur Zeit nicht fällig sind. 1“
Es ist den Ansiedlern also gelungen, sich im Berichtsjahre von den Resten aus Vorjahren so gut wie ganz zu befreien.
Ebenso günstig ist bisher der Eingang der Zahlungen des laufenden Rechnungsjahres. Bei einem Halbjahressoll (vom 1. Oktober 1897) von 256 598,30 ℳ sind zur Zeit nur rückständig 3194,26 ℳ, das heißt 1,24 % des Halbjahressolls. Daran sind außer den beiden in der Zwangsverwaltung befindlichen Stellen 13 Ansiedler, d. h. 0,6 % der angesetzten Ansiedler (in 12 Ansiedlergemeinden), betheiligt gegen 37 Ansiedler = 1,8 % der angesetzten Ansiedler im Vorjahre. ie Rückstände beruhen in der Hauptsache auf karzfristigen Stundungen.
Die günstigen Schlüsse, die sich aus diesen Zahlen ergeben, wer⸗ den durch zahlreiche sonstige Beobachtungen und namentlich auch durch den Umschwung bestätigt, der sich in der Beurtheilung des wirth⸗ schaftlichen Gedeihens der Ansiedelungsgemeinden bei zahlreichen früher sich skeptisch verhaltenden Nachbarbesitzern neuerdings bemerkbar macht.
Wenn man vor einigen Jahren bei manchen Ansiedelungen noch den Eindruck haben konnte, daß ein Theil der Ansiedler ihre vertrag⸗ lichen Verpflichtungen gegen den Fiskus nicht ernst nahm und die Neigung hatte, nicht nur einen wohlwollenden G äubiger in ihm zu sehen, sondern einen Helfer in aller möglichen Noth, so hat sich darin doch jetzt ein erheblicher Wandel vollzogen. Die einfache Thatsache, daß nunmehr Jahre hindurch die fiskalischen Gefälle von vielen Hun⸗ derten von Ansiedlern glatt gezahlt oder im Einzelfalle auch beige⸗ trieben werden und eine Anzahl Zahlungsunfähiger aus ihren Stellen entfernt sind, läßt derartige Spekulationen nicht mehr recht aufkommen. Ueberbaupt wirkt die Zunahme der Gesammtzahl der Ansiedler natur⸗ gemäß in der Richtung, daß die Illusionen des Einzelnen über sein Verhältniß zu der kolonisierenden Behörde geringere werden. Während mancher von den ersten Ansiedlern geglaubt hat, Eindruck zu machen, wenn er für den Fall der Nichtbefriedigung seiner zahlreichen Ansprüche durchblicken ließ, er werde die Bekannten und Verwandten in der Hehnat⸗ vor der Ansiedelungskommission warnen, sehen jetzt wohl die
eisten ein, daß es für den Fortgang der Ansiedelungsarbeit nicht erheblich ist, was der eine oder andere Unzufriedene unter mehreren Tausenden, denen es gut geht, über sie in der Heimath berichtet. Man erwartet in Ansirdlerkreisen von den Beamten der Ansiedelungs⸗ kommission mit Fug und Recht eine thatkräftige Förderung ihrer all⸗ gemeinen Interessen, wie sie sich innerhalb der kommunalen Verhände und auf dem Gebiete der genossenschaftlichen Organisation geltend machen, gewöhnt es sich aber mehr und mehr ab, mit unbegründeten Ansprüchen aller Art an sie heranzutreten. Diese mit der wirthschaft⸗ lichen Erstarkung der Ansiedelungen Hand in Hand gehende moralische und intellektuelle Gesundung der Ansiedler erleichtert heute schon in fühlbarer Weise die Aufgabe der Behörde, einerseits das fiskalische Interesse zu wahren, ohne andererseits in den Ruf mangelnden Wohl⸗ wollens für die ihr anvertrauten Interessen zu kommen.
Die Ueberwindung jener ansänglichen Schwierigkeiten und der daraus entstehenden Reibungen, die Möglichkeit, sich weniger um den einzelnen Ansiedler, als um ihre gemeinsamen Interessen zu kümmern, führt unwillkürlich dazu, daß sich die Ansiedelungskommission in ihren Hauptankaufsbezirken nebenbei allmählich zu einer Art Landeskultur⸗ behörde entwickelt, die mit allen Fragen des bäuerlichen Wirtbschafts⸗ lebens befaßt wird. Kommt es doch heute bei der sogenannten inneren Kolonisation hauptsächlich darauf an, gesunde, sowohl in technischer wie in organisatorischer Beziehung zeitgemäße bäuerliche Wirthschafts⸗ verhältnisse zu schaffen. Es ist eine alte Erfahrung, daß es vornehm⸗ lich junge Kolonisationsgebiete zu sein pflegen, in denen neue Wirth⸗
schafts, und Vereinsformen zuerst ihre festeste Stätte finden. Neue bäuerliche Anstedelungen brauchen nicht nothwendig schwache Ableger der alten Dorfschaften zu sein, sondern können trotz ihres anfänglichen Kapitalmangels schnell zum wirthschaftlichen Muster und Mittelpunkte für die Umgebung werden, wenn sie, wie eine neue Fabrik mit den vollkommensten Maschinen, so von vornherein mit den besten Errungen⸗ schaften des heutigen bäuerlichen Wirthschaftslebens ausgestattet werden. An Fragen, wie denen der Uebertragung gemeinsamer wirthschaftlicher Aufgaben ang die ländliche politische Gemeinde, der zweckmäßigen Re⸗ gelung des Waarenbezuges und Waarenabsatzes ländlicher Kleinbesitzer, der gesunden Ausgestaltung ihres Kreditwesens, überhaupt der Wechsel⸗ beziehungen zwischen dem ländlichen Geundbesitzer und der kapitalistisch arbeitenden Geschäftswelt, der Rückwirkung des jetzigen Agrarrechtr auf die wirthschaftliche Entwickelung des ländlichen Kleinbesitzes, des Beschaffung von Winterarbeit für die Bauern und Arbeiter des platten Landes, der Verbesserung der auch in den Dorfgemeinden schwierigen Arbeiterverhältnisse, der landwirthschaftlichen Erziehung des Bauern⸗ kindes, der Förderung vernachlässigter Zweige der Wirthschaft, wie des Obstbaues und der Geflügelzucht, der Organisation des Feuer⸗ und Hagelversicherungswesens u. s. w. — kann deshalb eine Koloni⸗ sationsbehörde nicht achtlos vorbeigehen.
Das Gebiet aber, auf dem der Haupttheil jener Organisations⸗ arbeit sich vollzieht, ist naturgemäß das des Genossenschaftswesens.
Die Stärke des Kleinbesitzers beruht bekanntlich darin, daß er
im wesentlichen die zur Bewirthschaftung seiner Stelle erforderliche Arbeit selbst und mit seiner Familie leistet und jeder Vorgang in der Wirth⸗ schaft sich unter den Augen des selbstinteressierten Eigenthümers voll⸗ zieht: ein Umstand, der ihm bei fallender Konjunktur in steigendem Maße einen wirthschaftlichen Vorsprung vor dem größeren Besitzer verleiht. Seine Schwäche dagegen liegt auf dem Gebiete der An⸗ eignung und Ausnutzung technischer Fortschritte, der Uebersicht über die Marktverhältnisse beim An⸗ und Verkauf und der entsprechenden zweckmäßigen Ausnutzung des Faktors, mit dem im landwirthschaft⸗ lichen Großbetriebe heute die größten Erfolge erzielt werden, des flüssigen Betriebskapitals. Diese Schwäche auszugleichen und damit dem Kleinbetriebe zu seinen eigenthümlichen Vorzügen noch einige des Großbetriebes hinzu⸗ zufügen, ist eine der Hauptaufgaben des Genossenschaftswesens, deren Lösung es anscheinend erfolgreich zustrebt b
Wenn in einer der ersten Denkschriften gesagt ist, daß die Ent⸗ stehung genossenschaftlicher Einrichtungen unter der von allen Seiten zusammengeströmten Ansiedlerbevölkerung ohne gegenseitige Be⸗ ziehungen und ohne Vertrauen zu einander auf große Schwierig⸗ keiten stoße, so ist in dieser Hinsicht seitdem ein wesentlicher Um⸗ schwung erfolgt.
Es ist eine für die Behörde sehr erfreuliche Erscheinung, daß hierzu vor allem beigetragen haben einzelne inmitten der Ansiedelungen lebende, zu der Ansiedelungskommission nicht in amtlichen Beziehungen stehende Persönlichkeiten, wie Pfarrer, Kreis⸗Schulinspektoren, Lehrer und benachbarte Großgrundbesitzer, und 8 auch die jetzige Weiter⸗ arbeit zum großen Theile von diesen freiwilligen Hilfskräften getragen wird, die sich in dankenswerther Weise in den Dtenst der Sache ge⸗ stellt haben. Es schützt dies einerseits die Bewegung vor dem Fehler künstlicher, nur den Behörden ihr Dasein verdankender Gründungen und bewirkt andererseits, daß auch die Ansiedler selbst von vornherein die Genossenschaftsangelegenheiten nicht als bureaukratische Einrich⸗ tungen ansehen, sondern als ihre eigensten Lokalangelegenheiten, in denen es vornehmlich auf die Mitwirkung und Initiative der örtlich Betheiligten selbst ankommt.
Daß es an dieser Initiative unter den Ansiedlern nicht mehr fehlt, namentlich in den Gemeinden, deren Angehörige aus westlichen Gegenden mit bereits vielseitiger entwickeltem Genossenschaftswesen stammen, beweisen verschiedene neue Gründungen selbst von Produktiv⸗ genossenschaften — wie z. B. einer Moklkereigenossenschaft mit Mühle —, die ohne jedes Zuthun der Behörde zu stande ge⸗ kommen sind. 8
Unter den nunmehr rund 2350 Ansiedlerfamilien sind 28 Spar⸗ und Darlehnskassen an der Verbesserung des ländlichen Kreditwesens thätig, größtentheils solche Neuwieder, zum theil jedoch auch Offen⸗ bacher Systems. Daß hierbei von einem erheblichen Theil der Kassen nicht nur auf ihre Rolle als Kreditgeber, sondern namentlich als Sparkassen und als Erzieher zur Baarzahlung Gewicht gelegt wird, verdient anerkennend hervorgehoben zu werden.
Wie aber allgemein im deutschen Genossenschaftswesen sich heute die Erkenntniß Bahn bricht, daß es mit den Spar⸗ und Darlehns⸗ kassen allein nicht gethan ist, so auch im Ansiedelungsgebiete. Es liegt in den Verhältnissen begründet und ist daher nicht zu verwundern, daß gerade an solche neuen Gebilde des Wirthschaftslebens, wie sie aus den, verschiedenen Provinzen entstammenden Ansiedlern zusammen⸗ wachsen, sich allerlei unsolide Elemente des Zwischenhandels heran⸗ drängen. Wie eine unausgesetzte Beobachtung dieser Erscheinungen gelehrt hat, ist ein langes Kränkeln manchen Ansiedleranwesens hierauf zurückzuführen, ganz abgesehen von den Verlusten bei solchen Ansied⸗ lern, die noch etwas mehr zuzusetzen hatten. 1
Wie dieser unsolide Theil des Zwischenhandels seine Macht über den kleinen Landwirth wesentlich dadurch ausübt, daß er sich gleich⸗ zeitig zu seinem Banquier, seinem Lieferanten und seinem Abnehmer macht, ebenso muß das Genossenschaftswesen, um seinen Kasseneinrich⸗ tungen einen wirthschaftlich durchschlagenden Exrfolg zu sichern, die deeh ttleclch im An⸗ und Verkaufsgeschäfte seiner Mitglieder zu übernehmen suchen. 1
Es ist dies zunächst durch das Konsumgeschäft der Darlehnskassen, neuerdings in einigen Hauptmittelpunkten des Ansiedelungsgebietes 82 EEEEb““ Kaufhäuser, sowie des Kornhauses in Janowitz geschehen.
Habei zu berücksichtigen, daß bei der nicht eben abnehmenden Schärfe des Nationalitätenkampfes in den Ostprovinzen auch die An⸗ siedler und die in genossenschaftlichen Dingen mit ihnen zusammen⸗ arbeitenden altangesessenen Deutschen das berechrigte Bedürfniß em⸗ pfinden, in ihren Verkehrsmittelpunkten, den kleinen Städten, sichere Stützpunkte und Versammlungsorte zu besitzen, was sie unter den Verhaäͤltnissen der bisher in Frage gekommenen Orte nur durch den Ankauf eines eigenen Genossenschaftsgrundstückes erreichen konnten.
Solche Grundstücke sind im Berichtsjahre von der neugebildeten deutschen Kaufhausgenossenschaft, eingetragene Genossenschaft mit beschränkter Haftpflicht in Janowitz i. Pr., der eine namhafte Zahl von Ansiedlern beigetreten ist, in den Städten eeaez und Witkowo angekauft worden. Die zugehörigen Gastwirthschaften werden durch Pächter betrieben. Derjenige in Witkowo wird auch ein Kolonialwaarengeschäft auf eigene Rechnung übernehmen. Im übrigen ist der Geschäftsbetrieb ein genossenschaftlicher und erstreckt sich namentlich auf landwirthschaftliche Bedarfsgegenstände, wie Futter⸗ mittel, Düngemittel, Eisenwaaren, Maschinen, Kohlen, Baumaterialien u. dergl. Kreditgewährung findet nur in der Form statt, daß das gleichzeitig der Darlehnskasse angeschlossene Mitglied die Waare mit einem von der Kasse gewährten Darlehn bezahlt.
Dem Absatze der Getreideerzeugung der umliegenden Ansiede⸗ lungen dient das Kornhaus zu Janowitz, das aus den Mitteln des Gesetzes vom 3. Juni 1896 im Sommer des Berichtsjahres unter Leitung der Ansiedelungskommission erbaut, eingerichtet und — als erstes der aus diesem Fonds errichteten Kornhäuser — im Herbst 1897 der Kornhausgenossenschaft, eingetragene Genossenschaft mit beschränkter Haftpflicht zu Janowitz i P., zum Betriebe übergeben ist. Es ist halb nach dem Silo⸗, halb nach dem Schüttbodensystem er⸗ baut. Eine kleine Mühlenanlage, für deren Betrieb die Dampfkraft des Speichers mit ausreicht, ist in den Speicher eingebaut. Der Anschluß einer Genossenschaftsbäckerei wird erwogen. Die Wahl der Bahnstation Janowitz im Kreise Zuin als Standort des Speichers erklärt sich — abgesehen davon, daß der Ansiedelungsfiskus Besitzer des an die Stadt und den Bahnhof grenzenden Gutes Janowitz ist — aus der Thatsache, daß in der Umgebung und im wirthschaftlichen Zusammenhange mit Janowitz das größte, zum theil schon besiedelte, zum theil noch in der Besiedelung begriffene Ansiedelungsgebiet, im
Umfange von 45 000 Morgen, also 2 Quadratmeilen, zusammenliegt. Geschäftlich sehr erleichtert wird der Betrieb des Kornhauses durch
die im Jahre 1897 erfolgte Einrichtung einer Geschäftsstelle der Firma Raiffeisen und Konsorten in Janowitz, deren Beamter zugleich die kaufmännische Leitung der Kornhausgenossenschaft besorgt. Die von der Genossenschaft ihren Mitgliedern gezahlten Preise haben sich bisber stets um mehrere Mark für die Tonne über den Preisen ge⸗ halten, die dem kleinen Landwirth vom örtlichen Getreidehandel ge⸗ zahlt worden sind. In übrigen kann selbstverständlich das geschäft⸗ liche Ergebniß dieser venossen gaftlicden Betriebe erst nach dem ersten Abschlusse einigermaßen beurtheilt werden. Sowohl der Kornhausgenossenschaft, wie der Kaufhausgenossen⸗ schaft ist der Ansiedlungsfiskus — in seiner Eigenschaft als Besiter der umliegenden, noch im großwirtbschaftlichen Betriebe befindlichen Güter — als Mitglied beigetreten, einmal um durch seinen erheb⸗ lichen Waarenumsatz von vornherein den neuen Genossenschaften einen größeren geschäftlichen Halt zu geben, sodann aber auch in der Absicht, durch einen mit diesen Genossenschaften eingerichteten und im Falle der Bewährung weiterer Ausdehnung fähigen Abrechnungsverkehr die Rechnungsführung und Rechnungslegung der Ansiedelungsgüter wesentlich zu vereinfachen und die dadurch in den Arbeiten der Rechnungskontrole entlasteten Bureaubeamten bei weiterer Steigerung des Besiedelungs⸗ geschäftes für die entstehenden Mehrarbeiten ohne Vergrößerung des Beamtenapparats heranziehen zu können, eine Maßnahme, ha der die bureaumäßigen Vorbedingungen bereits durch die oben erwähnte Ver⸗ einigung der Besiedelungs⸗ und Gutsverwaltungsarbeiten bestimmter Bezirke in der Hand nicht nur der gleichen Dezernenten, sondern auch derselben Bureaubeamten hergestellt sind. Zugleich wird erwartet, daß durch die Mitwirkung der Beamten der Genossenschaften das An⸗ und Verkaufsgeschäft der Ansiedelungsgüter sich kaufmännisch E gestalten wird, als bei dem bisherigen Fehlen eines kaufmännischen Elements in der Verwaltung. 8 Von den Ansiedlern neu gegründete Molkereigenossenschaften sind zur Zeit 7 vorhanden, — davon die beiden jüngsten wiederum in Witkowo und Janowitz, und zwar die in Janowitz von vornherein mit einer Betheiligung von über 800 Kühen. 1 , Eine Brennereigenossenschaft — der die bisherige fiskalische Gutsbrennerei käuflich überlassen ist — hat sich im Berichtsjahre in S6T Die Gründung mehrerer ähnlicher Genossen⸗ aften steht bevor. sc ftem weiterer Umstand, der dieser genossenschaftlichen Organisation besonderen Werth verleiht, ist der, daß in ihr nähere angeknüpft werden zwischen den Ansiedlern und den in der Nähe bereits früher angesessenen deutschen Bauern und Grundbesitzern. Wenn ohnehin der typische Widerwille, mit dem nach den Erfahrungen der Kolonisationsgeschichte der Altangesessene dem benachbarten Neu⸗ siedler anfangs zu begegnen pflegt und der meistens auf der Befürch⸗ tung von größeren Armen⸗ und sonstigen kommunalen Lasten beruht, gegenüber den Kolonisten der Ansiedelungskommission bei der aus⸗ giebigen Fürsorge für deren öffentlich⸗rechtliche Verhältnisse sehr zurück⸗ zutreten pflegt, 2 bildet — neben der Kirche — das Genossenschafts⸗ und Vereinswesen sichtlich das Feld, auf dem sich die weitere An⸗ näherung und Verschmelzung dieser beiden Elemente vollzieht und die Anregungen gewonnen werden, die die Kleinwirthe zu einem höher entwickelten Wirthschaftsleben führen. 5 Das Bedürfniß, weitere Merkmale für die Bestätigung der ander⸗ weit schon mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit nachgewiesenen Erträglich⸗ keit der Ansiedelungsbedingungen aus der vchweistaren Basschuldnng der Ansiedler zu gewinnen, hat zu einer Erhebung geführt, die si über 750 seit längerer Zeit an Ansiedler aufgelassene Stellen erstreckt. Das Erhebungsmaterial ist den zuständigen Amtsgerichten zu ver⸗ danken und ging im Spätherbst 1897 ein. Die 750 untersuchten Stellen sind dem Fiskus verschuldet: 1) mit einer Jahresrente von 233 908,95 ℳ die von einem fis⸗ kalischen Selstkostenbetrage von 8 729 957,32 ℳ berechnet, aber gemäß § 3 des Gesetzes vom 26. April 1886 auf Antrag des Rentenberechtigten nur mit dem 25 fachen Kapitalsbetrage ablösbar ist, der hier daher passiv nur eingestellt wird mit
5 847 723,75 ℳ, 2) mit baaren Darlehen zur Bestreitung von Gehöftsbau⸗ und Meliorationskosten mit 1 305 047,83 „
Zusammen mit . 7 152 771 58 ℳ
Ohne jede weitere Verschuldung über die Forderungen fisci hinaus sind geblieben:
621 Ansiedelungen von 750 = 82,80 %.
Weiter verschuldet haben sich 129 Wirthe = 17,20 %, und zwar .
a. Altentheils⸗ und Erbgelderverschuldungen 75 Stellen,
b. LLöö— q1qm“ .
c. Gerichtliche Zwangseintragungen 16 .
Die grundbuchmäßige Belastung der 129 Stellen mit Privat⸗ forderungen beläuft sich auf zusammen 405 687,36 ℳ, das besagt 5,7 % von der Verschuldung an den Fiskus.
Von dieser Privatbelastung entfällt ein Betrag
a. von 228 009,45 ℳ auf Altentheils⸗ und Erbgeldereintragungen,
b. 167 358,47 ℳ sind für fremde Gläubiger,
8 10 319,44 ℳ auf Grund rechtskräftiger Entscheidungen ein⸗ getragen. Präͤft man die Verschuldungen auf ihre Ursächlichkeit, so wird man sich zu a mit dem natürlichen Verlauf der Dinge bescheiden können, zumal die Lage der Landwirthschaft das Ansammeln von Kapital nicht leicht gestattet.
Auffallend ist die Höhe der Altentheile, deren Jahreswerth in den meisten Fällen den Jahresbetrag der fiskalischen Rente übersteigt.
Ergiebt sich hieraus auch, daß die Altentheile oft unvernünftig hoch stipuliert werden, so ist die Durchschnittshöhe derselben auch ein Beweis dafür, 8 nach Ansicht der Nächstbetheiligten die Leistungs⸗ säteseitaber Stelle mit der fiskalischen Rente noch lange nicht er⸗
öpft ist.
Bei b, d. i. 8,5 % der zur Erhebung gestellten Fälle, zeigt sich, 8. die über 30 ha großen Stellen zu 20,8 %, dagegen die kleineren Stellen nur zu 5,6 % von diesen Krediten Gebrauch gemacht haben.
Die Eintragungen unter c, d. i. auf Grund rechtskräftiger Ent⸗ scheidungen eingetragene Hypotheken, charakterisieren die unordentlichen Wirthe, lassen aber glücklicher Weise bei der geringen Zahl von 2,13 % der untersuchten Fälle erkennen, daß sie, wenn nicht unvermeidlich, doch unerbeblich sind.
Daß eine irgendwie nennenswerthe Zahl von Ansiedlern . Inanspruchnahme unsoliden Personalkredits überschuldet wäre, ist na den vorliegenden Erfahrungen und nach den Nachrichten der in den Ansiedelungen weit verbreiteten Raiffeisen'schen Darlehnkassen nicht anzunehmen. Man wird deshalb den Stand der Grundbuchschulden als charakteristisch für die wirthschaftliche Lage der Ansiedler ansehen können und anerkennen müssen, daß durch diese Erhebung die Be⸗ dingungen der Ansiedelungskommission als gesunde und erträgliche nachgewiesen sind.
Finanzielles Ergebniß abgeschlossener Befiedelungen.
In Anlagen der Denkschrift sind die 1g e der Besiedelung
der Güter Neuheim, Kopaschin, Brachlin ꝛc., Deuts Sonnen⸗ thal, Wilhelmsau — Kulm und Ostwingen nachgewiesen. Nach den nunmehr von 19 Ansiedelungen vorgelegten Ergebnissen verzinst sich der 1 “ aufgewendete Gesammtbetrag von 6 868 452,82 ℳ mit 2,56 %. Wie bereits in der Denkschrift für das Jahr 1893 hervorgehoben ist, sind bei dieser Aufstellung weder die allgemeinen Verwaltungs⸗ unkosten der Ansiedelungskommission (Abschnitt II des Etats), noch der Zinsverlust des Staats in der Zeit vom Ankauf der Güter bis zur Einstellung der Rechnungslegung nach Ablauf der Freijahrs⸗ vergünstigungen für die Anstedler berücksichtigt.
Ebensowenig sind in dieser Verrechnung die antheiligen baaren Ergänzungsdarlehne, die die Ansiedelungskommission bisher im Ge⸗ ammtbetrage von 1 ½ Millon Mark früher zu 4 %, jetzt zu 3 ½ %0, an die ämmtlichen Ansiedler vergeben hat, enthalten, weil diese Ausgabe
durch hypothekarische Sicherstellung besonders gedeckt ist und dann weil der aus prohibitiven Rücksichten höher, als die Rente, gehaltene