1898 / 229 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 27 Sep 1898 18:00:01 GMT) scan diff

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Baden. Seine Königliche Hoheit der Großherzog ist von den

Manövern in Lothringen gestern im Schlosse Mainau wieder

eingetroffen. .

Anhalt.

gestern aus Berchtesgaden in Ballenstedt angekommen.

Oesterreich⸗Ungarn. 1

Der Kaiser hat sich, wie „W. T. B.“ meldet, heute zum Besuche des Erzherzogs und der Erzherzogin Franz Salvator nach Wallsee begeben.

Der Khedive Abbas ist gestern in Wien eingetroffen.

In sämmtlichen Klubs des österreichischen Abge⸗

dnetenhauses, die sich gestern vor der Eröffnung der Sitzung versammelten, widmeten die Obmänner der verewigten Kaiserin Elisabeth tiefempfundene Nachrufe. In den Sitzungen der deutschen Fortschrittspartei und der deutschen Volkspartei gedachten die Abgg. Groß und Steinwender des Fürsten Bismarck, als des Schöpfers des deutsch⸗öster⸗ reichischen Bündnisses. Sodann traten sämmtliche Klubs in die Erörterung der politischen Lage ein.

In den gestrigen Sitzungen des österreichischen Reichs⸗ raths erschienen sämmtliche Minister und die Mitglieder beider Häuser in Trauerkleidung. Im Herrenhause theilte der Minister⸗Präsident Graf Thun die Ernennung des bis⸗ herigen Präsidiums auch für die neue Session mit und forderte den Fürsten Windischgrätz auf, das Präsidium zu übernehmen. Fürst Windischgrätz dankte für die ihm erwiesene Ehre und hielt sodann eine Gedächtniß⸗ rede für die verewigte Kaiserin Elisabeth, in welcher er sagte: „Die der Trauer unmittelbar geweihten Tage, in welchen derjenige, der am schwersten betroffen, mit be⸗ wundernswerther Seelenstärke und christlicher Ergebung sich aufrecht hielt, sind vorüber. Unverlöschlich bleibt das ver⸗ ehrungsvolle Andenken an die Entschwundene, unver⸗ siegbar die Theilnahme und Liebe für den Kaiser, ungeschwächt der Abscheu über die begangene grausame That.“ Fürst Windischgrätz hob ferner die Tugenden der verewigten Kaiserin rühmend hervor, die ihr Leben verloren habe durch die ruchlose That eines jener vaterlands⸗ losen Mordgesellen, deren auf Vernichtung gerichtete Triebe eine Schmach für die Zivilisation und eine Heimsuchung für unser Zeitalter seien. Millionen treuer Seelen theilten das namenlose Weh des Kaisers. Schließlich gedachte der Präsi⸗ dent des Manifestes des Kaisers an seine Völker und beantragte, das Haus möge das Präsidium beauftragen, den Ausdruck der tiefsten Trauer und der herzlichsten Theilnahme des Herrenhauses zu den Stufen des Thrones gelangen zu lassen. Der Antrag wurde einstimmi angenommen. Sodann forderte der Präsident das Haus auf, wie bisher, so auch diesmal, wo bitteres Leid die kostbaren Bande zwischen der geliebten Person des Monarchen und seinen Völkern noch enger geschlungen hätte, seine Thätigkeit mit Segenswünschen für den schwergeprüften Herrscher zu be⸗ ginnen, und brachte ein vom Hause mit Begeisterung auf⸗ genommenes dreimaliges Hoch auf den Kaiser aus. Die Sitzung wurde hierauf geschlossen.

Im Abgeordnetenhause forderte der Minister⸗Präsident Graf Thun den Abgeordneten Dr. Zurkan auf, das Alters⸗ Präsidium zu übernehmen. Der Abg. Dr. Zurkan hob in seiner Ansprache hervor, daß die tiefe Trauer, von der das ganze Reich erfüllt sei, den würdigsten Ausdruck durch einen Beschluß des konstituierten Hauses finden werde. Aus diesem Grunde schritt der Alters⸗Präsident sofort zur Einleitung der Wahl des Präsidiums. Zum Ersten Präsidenten wurde der Abg. Dr. von Fuchs (klerikal) mit 205 Stimmen gewählt. 119 Stimmzettel waren unbeschrieben. Zum Ersten Vize⸗ Präsidenten wurde sodann der Abg. Dr. Ferjancic (Slovene), sum Zweiten der Abg. Lupul (Rumäne) gewählt. Der

räsident Dr. von Fuchs hielt hierauf eine ergreifende Trauer⸗ rede anläßlich des Ablebens der Kaiserin, in welcher er ausführte, daß Worte nicht hinreichten, um einer⸗ seits dem Entsetzen über die ruchlose That, welcher die Kaiserin zum Opfer gefallen sei, andererseits den Gefühlen des Beileids und der Trauer genügenden Ausdruck zu geben. Redner schilderte die Tugenden der Kaiserin und sagte zum Schluß: aus dem tiefen Schmerze um die Verblichene ringe sich der heiße Wunsch aller Völker heraus: Gott möge dem Kaiser Kraft verleihen, diese schwere Prüfung zu tragen. Das Haus gab seine Zustimmung, daß die Beileidskundgebung dem Protokoll einverleibt werde. Ferner wurde das Präsidium ermächtigt, die Kundgebung dem Kaiser zu unterbreiten. Sodann wurde die Sitzung geschlossen.

Das ungarische Unterhaus setzte gestern die Ver⸗ handlung über den Bericht des Justizausschusses, betreffend den Gesetzentwurf über die Verewigung des An⸗ denkens der Königin Elisabeth, auf die Tagesordnung der Sitzung vom nächsten Donnerstag. Der Minister des Innern von Perczel beantwortete sodann eine Interpella⸗ tion des Abg. Grafen Apponyi, betreffend die Reform des Sehügbfehe⸗. Der Minister erklärte, die Regierung beschäftige sich mit der Frage und habe die Absicht, einen darauf bezüglichen Gesetzentwurf vorzulegen. Ueber den Inhalt desselben sowie über den semnes Vorlegung könne er sich zur Zeit nicht äußern. Der Minister⸗Präsident Baron Banffy beantwortete hierauf eine Interpellation des Abg. Visontai, betreffend das Friedensmanifest des Kaisers von Rußland, wie folgt⸗ Der gemeinsame Minister des Auswärtigen habe diese so

ochbedeutende und edle Initiative des Kaisers von Rußland

mit Befriedigung und mit wärmster Sympathie Knigegeng⸗

nommen und dementsprechend die russische Regierung ver ständigt, daß die österreichisch⸗ungarische Regierung den auf Abhaltung einer Friedenskonferenz gerichteten Vorschlag freudig aufge⸗ nommen habe und nach Möglichkeit unterstütze, daß sie erner dieser Konferenz keinerlei Schwierigkeiten in den Weg egen werde. Er, der Minister⸗Präsident, anübe, es sei wohl überflüssig, zu erklären, daß er diese Antwort seinerseits billige und die hierauf gerichteten Bestrebungen der gemein⸗ samen Regierung, beziehungsweise des Ministers des Aus⸗ wärtigen auf das energischste zu unterstützen bereit sei, sowie daß er’ selbst wünsche, es möge diese zur Zeit noch im Anfangsstadium befindliche Aktion zum Erfolge führen. Er halte es für nothwendig, zu bemerken was übrigens allgemein bekannt sei —, daß der russische Vorschlag bei sämmt⸗ lichen Regierungen einer sehr sympathischen Aufnahme begegnet ei; andererseits schätze er aber auch die Schwierigkeiten nicht ge⸗

Ihre eüches der Herzog und die Herzogin sind

ring, welche der praktischen Verwirklichung dieser großen Idee im Wege ständen. Der Abg. Visontai erklärte, er nehme die Antwort des Minister⸗Präsidenten mit Freuden zur Kenntniß; das Haus beschloß in gleichem Sinne.

Der Finanzausschuß des Unterhauses genehmigte

das Budget des Handels⸗Ministeriums. Im Laufe der Berathungen erklärte der Handels⸗Minister von Daniel: die Ausstreuungen, nach denen die Arbeiten bei der Regulierung des Eisernen Thores sich nicht bewährt haben sollten, seien irrig. Die planmäßig durchgeführten Arbeiten seien vollkommen dem Zwecke entsprechend, und es werde an den betreffenden Stellen, ja auf dem ganzen Stromabschnitt der Schiffahrt kein Hinderniß entgegenstehen. Großbritannien und Irland.

Die Königin hat, einer Meldung des „W. T. B.“ zu⸗ folge, den General Sir H. Kitchener zum Pair des Ver⸗ einigten Königreichs ernannt.

Frankreich.

Der Präsident Faure ist gestern Nachmittag von Ram⸗ bouillet nach Paris zurückgekehrt.

Ein amtliches Communiqué über die gestrige Sitzung des Ministerraths besagt, dem „W. T. B.“ zufolge: Unter dem Vorsitz des Minister⸗Präsidenten Brisson fand gestern Vor⸗ mittag ein Ministerrath statt. Auf Beschluß desselben wird der Justiz⸗Minister Sarrien das ihm eingereichte Re⸗ visionsgesuch in dem Dreyfus⸗Prozesse dem Kassationshof zu⸗ stellen. Der Justiz⸗Minister theilte mit, er werde dem General⸗Prokurator Instruktionen dahin ertheilen, daß jeder Angriff gegen die Armee unverzüglich gerichtlich verfolgt werde. Der Minister für die Kolonien Trouillot machte Mittheilung von der aus St. Louis eingegangenen Depesche (s. unter „Afrika“), welche die Niederlage Samory's betrifft.

Der Minister des Aeußern Delcassé hat gestern die Bestätigung der Ankunft der Expedition Marchand's in Faschoda erhalten. Marchand und seine Begleiter sind dort am 10. Juli bei guter Gesundheit eingetroffen. Die Nachricht wurde dem Minister durch den Vertreter Frankreichs in Kairo und durch den britischen Botschafter in Paris be⸗ tätigt.

Die meisten republikanischen Blätter begrüßen den Beschluß des gestrigen Ministerraths als eine wahrhaft be⸗ freiende That. Der „Siscle“ erklärt, die Entscheidung ehre die Regierung und werde gerade von der Armee mit größter Freude aufgenommen werden. Die „Aurore“ sagt, eine Regierung der Wahrheit beginne, Frankreich habe wieder den Weg hochherziger Gerechtigkeit be⸗ treten. Jaurès schreibt in der „Petite République“, die Schlacht werde erst dann gewonnen sein, wenn die gesammten Akten der Affaire Dreyfus und die Akten der Missethaten des Generalstabes vor Frankreich ausgebreitet würden. Die einer Revision abgeneigten Blätter greifen Brisson maßlos heftig an und nennen die Revision verbrecherisch, ungesetzlich und widersinnig..

8 Italien.

Die „Italie“ veröffentlicht den Wortlaut der Antwort

Italiens auf den Vorschlag des Kaisers von Rußland üur der Rüstungen. Dieselbe lautet, dem „W. T. B.“ ufolge: 1 gi⸗ Regierung des Königs hat die Note des Grafen Muran jew zum Gegenstand eines aufmerksamen Studiums gemacht. Noch bevor wir uns damit befaßten, haben wir uns gleich im ersten Augenblick verpflichtet gefühlt, die aufrichtigsten Wünsche für das Gelingen des großarligen Werkes auezudrücken, welches der Kaiser unter seinen Schutz genommen hat, ebenso wie die Gefühle ehrerbietiger Sympathie, mit welchen wir seinen Schritt begrüßt haben. Jetzt ist unsere Prüfung zum Abschluß gekommen. Das Problem, wesches der Kaiser dem Areopag der Mächte unterbreitet, ist sicherlich nicht ohne Schwierigkeiten. Ab⸗ gesehen von der Frage der Rüstungen, kann man sich noch mehr solcher Fragen vorstellen, über welche die verschiedenen Auffassungen nicht genügend zusammenfallen würden und die, zur Erörterung gestellt, im Schoße der vorgeschlagenen Konferen; selbst einen Meinungsstreit schärfer zum Ausdruck bringen könnten, dessen mögliche Folgen uns nicht ohne beständige Sorge lassen würden. Aber diese Schwierigkeiten haben in unseren Augen durch⸗ aus nichts Unentwirrbares; es genügt, daß man aus dem Plan der Zusammenkunft alles das eliminiert, was nicht nothwendig zu dem Friedenswerk gehört, das wir verfolgen, oder was den Erfolg desselben keeinträchtigen könnte; es genügt, daß man aus den vielfachen ver⸗ wickelten Fragen, welche sich nicht als Erforderniß des Augen⸗ blicks ausdrängen, die einfache klare Idee herausnehme, für welche der mächtige Herrscher sich begeisterte, und hinsichtlich deren sicherlich eine Uebereinstimmung zwischen den Kabinetten im Bereiche der Möglichkeit liegt, sobald diese ihre Entscheidung aus dem Bewußtsein ihrer Verantwortlichkeit selbst schöpfen. Es genügt mit einem Worte, daß ein Programm, einsichtsvoll entworfen, klar abgefaßt, die Erörterungen auf dem Gebiete der Versöhnung und wechselseitigen Beschwichtigung erhalte. Es gebührt natürlich der Kaiserlichen Kanzlei, dieses Programm zu formulieren. Wir haben schon jetzt das volle Vertrauen, daß es ein solches sein wird, wie wir es wünschen, und wir haben nicht nöthig, es abzu⸗ warten, um gegenüber dem Vorschlage, mit dem wir befaßt sind, einen formellen Beschluß zu fassen. Ich bitte Sie deshalb heute, dem Grafen Murawjew mitzutheilen, daß die Regierung des Königs es annimmt, an der Konferenz theilzunehmen, zu welcher uns die Regierung des Kaisers einladet, und wir sind bereit, mit allen unseren Kräften zu einem glücklichen Ende des Unternehmens beizutragen.

Die Note ist von dem Minister des Aeußern Cane varo unterzeichnet, vom 15. d. M. datiert und an den italienischen Botschafter in St. Petersburg gerichtet.

Spauien.

In amtlichen Kreisen ist man, wie „W. T. B.“ berichtet, der Ansicht, daß die Räumung Cubas vor Verlauf dreier Monate beendigt sein werde.

Nach einer Meldung der Madrider Blätter hätte der Minister des Auswärtigen Herzog von Almodovar die Repräsentanten Spaniens bei dem Friedenskongresse in Paris angewiesen, die Ansicht zu vertreten, daß die Vereinigten Staaten nicht das Recht hätten, die Phi⸗ lippinen zu behalten; wenn sie Manila behielten, so sei dies nur als Unterpfand anzusehen.

Schweiz.

Die österreichisch⸗ungarische Gesandtschaft in Bern hat, dem „W. T. B.“ zufolge, dem Bundesrath gestern folgendes Dankschreiben übermittelt:

„Aus Anlaß der furchtbaren Katastrophe, welche Seine Majestät den Kaiser und König und die ganze Monarchie in die tiefste Trauer versetzte, hat das Schweizervolk sowohl in Genf, als bei der Durch⸗ fahrt des Kaiserlichen Trauerzuges und in allen Theilen der Eidgenossen⸗ schaft in so warm empfundener Weise seine schmerzerfüllte Theilnahme

bezeugt, daß Seine Majestät hierfür die innigste Erkenntlichkeit

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empfinden. Allerhöchstem Auftrage zufolge hat der Unterzeichnete die

Ehre, den wärmsten Dank Seiner Majestät des Kaisers und Königs all den unzählbaren Personen und Korporationen, die an jenen Trauer⸗ kundgebungen theilgenommen haben, und denen er unmöglich einzeln

ausgesproch 2 Der Kaiserliche und Königliche Gesandte. Graf Kuefstein.“

Der König und die Königin von Rumänien sind

gestern von Schloß Weinburg nach Rumänien abgereist. Türkei.

Das Wiener „Telegr.⸗Korresp.⸗Bureau“ meldet aus Kanea: über den Aktionsplan der vier Mächte ver⸗ laute, daß, wenn seitens der Pforte auf das am 15. Oktober ablaufende Ultimatum ein ungünstiger Bescheid gegeben wer⸗ den sollte, nach Entfernung der Christen gewisse Plätze auf der vImsel Kreta zu Wasser und zu Lande würden blockiert werden.

Die „Agence Havas“ meldet, aus Kanea in Athen eingetroffene Flüchtlinge berichteten, daß die Christen Rethymon geräumt hätten. Auf Kreta glaube man allgemein, daß die türkischen Truppen in kurzer Zeit würden zurückgezogen werden.

Amerika.

Einer Mittheilung der „Agenzia Stefani“ zufolge hätten gewisse Auskünfte ergeben, daß Columbien den gegen Italien gerichteten Beschluß infolge eines Mißverständnisses gefaßt habe. Columbien sei der Meinung gewesen, Italien wolle sich nicht nur während der Abwesenheit des italienischen Minister⸗ Residenten, sondern dauernd durch den britischen Minister⸗ Residenten vertreten lassen. Da das Mißverständniß sich nun mehr aufgeklärt habe, sei der Zwischenfall erledigt.

Die „Times“ veröffentlicht ein Telegramm aus Bueno Aires, wonach Chile und Argentinien über ein A kommen, betreffend Pung und das Atacama⸗Gebiet, und über eine endgültige Regelung der Grenzfrage ver⸗ handelten, um ein Schiedsgericht zu vermeiden. Die Ve handlungen nähmen eigen günstigen Fortgang.

Der Präsident von Chile Errazuriz erlitt, wie dem „W. T. B.“ aus Valparaiso berichtet wird, am Sonntag Abend beim Besteigen seines Wagens einen schweren Schla anfall. Gestern befand sich der Präsident etwas besser.

Die chilenische Deputirtenkammer hat das Ab⸗ kommen mit Peru, betreffend die Wiederabtretung von

Tacna und Arica, in erster Lesung angenommen. Afrika. 6

Das „Reuter'sche Bureau“ berichtet: Als der Sirdar Sir H. Kitchener Pascha Faschoda erreicht, habe er dort

die französische Flagge wehend gefunden und den Major Marchand im Besitze des Platzes angetroffen. Sir H. Kitchener Pascha habe eine Unterredung mit Marchand gehabt, in welcher er ihm mitgetheilt habe, daß er, als oberster Befehlshaber des egyptischen Heeres, die Aufgabe habe, Faschoda zu besetzen, welches innerhalb der Herrschaftsgebiete des Khedive liege. Es sei zu keinerlei Unfreundlichkeiten gekommen, doch habe sich Major Marchand standhaft geweigert, die französische Flagge ohne Befehl seiner Regierung niederzuholen. Daher wehten jetzt die britische, die französische und die egyptische Flagge über Faschoda. Sir H. Kitchener habe in Faschoda eine genügende britisch⸗egyptische Garnison zurückgelassen und sei nach Omdurman zuruüͤckgekehrt. Die Verhandlungen über den Besitz von würden jetzt in Paris geführt.

er Londoner „Daily Telegraph“ meldet aus Kairo, es verlaute daselbst, daß die Expedition Mac Donalds Lado erreicht habe.

Nach einer dem französischen Ministerium für die Kolonien zugegangenen Depesche aus St. Louis (Senegambien) hat, wie „W. T. B.“ meldet, der Lieutenant W ölfel am 9. d. M. bei N Zo, 60 km vom Cavallyflusse entfernt, mehrere Banden Sotas vernichtet und nach sechsstündigem Kampfe den Sohn Samory 9, welcher die französischen Truppen zu überraschen versuchte, zurückgeschlagen. Unter den Todten befindet sich Biloti, der Stellvertreter Samory's. Lieutenant Wölfel machte 5000 Ge⸗ fangene und erbeutete eine große Menge Flinten und Munition. Infolge des Sieges hätten sich 20 000 Eingeborene unterworfen und 3000 Flinten ausgeliefert. Wölfel traf darauf wieder mit den Truppen des Hauptmanns Gaden zusammen. Auf französischer Seite war ein Tirailleur verwundet worden.

Nr. 32 des „Eisenbahn⸗Verordnungsblatts“, heraus⸗ gegeben im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, vom 23. September, hat folgenden Inhalt: Erlasse des Ministers der öffentlichen Arbeiten: vom 12. September 1898, betreffend Anwartschaft der Militär⸗ anwärter des Zugbegleitungsdienstes; vom 13. September 1898, be⸗ treffend Untersuchung des Gesundheitszustandes von Beamten durch Kreis⸗Medizinalbeamte; vom 13. September 1898, betreffend Ab⸗ fertigungsgebühren im Verkehr zwischen Privateisenbahnen und Klein⸗ bahnen. Nachrichten. 116

Statistik und Volkswirthschaft.

Deutschlands Außenhandel im August 1898.

Nach dem Augustheft der vom Kaiserlichen Statistischen Amt herausgegebenen „Monatlichen Nachweise über den Auswärtigen Handel des deutschen Zollgebiets“ beziffert sich in da = 100 kg

die Einfuhr die Ausfuhr im August 1898 aufßf 3838 655 911 27487 583 EII“ 1 275 282

bleiben für den reinen Waarenverkehr. 38 654 636 27 487 301 im Januar/ August 189b8 . 275 381 806 195 122 926 5 1895 .“ 255 184 872 177 024 306

demnach in 1898 mehr. 20 196 934 18 098 620 nach Abzug der Edelmetalle 8

Januar/ August 1898. 3 480

3 058

1897. 275 374 329 195 119 446

8 o11161“ bleiben für den reinen Waarenverkehr

demnach in 1898 mehrllr. 20 196 224 18 098 198

Ein Einfuhrüberschuß entfällt auf 30, ein Ausfuhrüberschuß auf

29 Hauptwaarengruppen des Zolltarifs, während eine Mindereinfuhr auf 13, eine Minderausfuhr auf 14 derselben kommt. Die Haupi⸗ mengen des Einfuhrüberschusses weisen auf: 8 Einfuhr Ueberschuß gegen 1897 34 321 341 7 032 276 45 067 264 5 231 888 10 236 403 2 805 416 40 621 732 1— 94 407 000

Holz und Holzwaaren Getreide . . . .. Drogen e. . Erden, Erze ꝛc. Steinkohlen ꝛc.

kann, hiermit zum Ausdruck zu bringen. 6

Daran reihen sich mit Einfuhrüberschüssen von 100 000 bis zu 881 142 dz Steine und Steinwaaren, Oele und Fette, Flachs ꝛc., Thonwaaren, Baumwolle und Baumwollenwaaren, Wolle und Wollen⸗ waaren, Theer und Pech ꝛc., ferner mit Ueberschüssen von 10 000 bis zu 62 594 dz Petroleum, Instrumente und Maschinen ꝛc., Kupfer und Kupferwaaren, Blei und Bleiwaaren, Häute und Felle, Thiere und thierische Produkte, Leinengarn und Leinenwaaren, Zinn und

innwaaren, Leder und Lederwaaren, Kautschuk und Kautschukwaaren, 16 und Zinkwaaren. Von Waaren mit Mehreinfuhren unter 0 000 dz sind hervorzuheben Seide und Seidenwaaren, während die

Mehreinfuhren von Stroh⸗ und Bastwaaren, Glas und Glaswaaren,

Kurzwaaren, Pelzwerk und einigen anderen Waaren nur kleine Mengen ausmachen. ckgangs weisen 8 b

1 nfuhrrückgan 8 Einfuhr dz gegen 18978820 Material⸗ ꝛc. Waaren 8 226 946 1 271 017 sodann von 93 108 bis zu 957 161 dz Abfälle, Eisen und Eisenwaaren, Vieh, während die übrigen Mindereinfuhren nicht von Belang sind.

In der Ausfuhr ist ein Ueberschuß zu verzeichnen bei: 3 8 8 Ausfuhr d Ausfuhrüberschuß

gegen 1897 dz Steinkohlen ꝛc.. .105 336 754 13 217 504 Eisen und Eisenwaaren 11 065 411 2 153 367 16eq868681 1 500 499 Erden, Erze ꝛc. . .36 607 610 1 243 991

Von Waaren mit einem Ausfuhrüberschuß von 100 000 bis

zu 603 898 dz sind zu nennen Thonwaaren, Drogen und Chemi⸗

kalien ꝛc., Steine und Steinwaaren, Instrumente und Maschinen zꝛc., sodann mit einem Ausfuhrüberschuß von 10 000 bis 53 999 dz Kupfer und Kupferwaaren, Theer und Pech ꝛc., Blei und Bleiwaaren, Papier und Pappwaaren, Baumwolle und Baumwollenwaaren, Häute und Felle, Zink und Zinkmaaren. Mehrausfuhren unter 10 000 da ent⸗ fallen noch auf einige andere Waaren, von denen hervorzuheben sind: eder und Lederwaaren, Thiere und thierische Produkte, Petroleum, Seide und Seidenwaaren, Kautschuk und Kautschukwaaren, literarische

und Kunstgegenstände, Stroh⸗ und Bastwaaren.

Durch einen Ausfuhrrückgang werden betroffen:

Ausfuhr dz Ausfuhrrückgang gegen 1897 d⸗

Material⸗ ꝛc. Waaren 11 960 875 1 462 559 ferner von einem Ausfuhrrückgang von 10 000 bis zu 108 006 d= Oele und Fette. Holz und Holzwaaren, Wolle und Wollenwaaren, Glas und Glaswaaren, Abfälle, Vieh, Flachs ꝛc., Leinengarn und Leinwand ꝛc. Von den Waaren mit einem Ausfuhrrückgang von weniger als 10 000 dz sind noch hervorzuheben Kurzwaaren, Hopfen, Kleider und Putzwaaren. v“ ö“

Deutschlands Roheisen 8 MNach den statistischen Ermittelungen des Vereins deutscher Eisen⸗ und Stahlindustrieller belief sich die Roheisenproduktion des Deutschen Reichs (einschl Luxemburgs) im Monat August 1898 auf 616 773 t; darunter Puddelroheisen und Sviegeleisen 134 600 t, Bessemerroh⸗ eisen 40 634 t, Thomasroheisen 329 269 t, Gießereiroheisen 112 270 t. Die Produktion im Juli 1898 betrug 620 584 t, im August 1897 569 461 t. Vom 1. Januar bis 31. August 1898 wurden produziert 4 836 098 t gegen 4 481 034 t im gleichen Zeitraum des Vorjahres.

Bierbrauerei und Bierbesteuerung im Großherzogt um Hessen im Rechnungsjahre 1897/98.

Im Jahre 1897/98 sind im Großberzogthum Hessen, nach den

„»Mittheilungen der Großherzogl. hess. Zentralstelle für die Landes⸗

statistik“, 154 Bierbrauereien (gegen 160 im Vorjahre) im Betrieb ewesen. Davon befanden sich 89 (1896/97 91) in der Provinz tarkenburg, 31 (34) in Oberhessen und 34 (35) in Rheinhessen. In diesen Brauereien wurden im genannten Jahre 1 306 417 hl Bier gebraut, und zwar in der Provinz Starkenburg 397 856 (1896/97 364 776), in Oberhessen 217 416 (201 901¼) und in Rheinhessen 691 145 (643 818) hl. Gegen das vorhergehende Jahr mit einer Produktion von 1 210 494 hl ergiebt sich demnach im Jahre 1897/98 im Groß⸗ herzogrhum eine Mehrproduktion von 95 923 (1896/97 44 222) hl. Die Menge der im Berichtsjahre verwendeten steuerpflichtigen Brau⸗ stoffe, und zwar Getreide (namentlich Gerstenmalzschrot), betrug 27 558 396 kg oder 1 704 482 kg mehr als im Vorjahre, Malz⸗ surrogate (insbesondere Reis) 210 579 kg oder 44 963 kg mehr.

Die Einnahme an Brausteuer belief sich im Jahre 1897/98 auf 1 110 882 ℳ, um 70 058 höher als im Vorjahre.

Von den verarbeiteten Materialien hatte Gerste einen Preis von 16 21 ℳ, Gerstenmalz (wie in den vorderen Jahren von dem groͤßten Theil der Brauereien in fertigem Zustande angekauft) von 26 31 ℳ, Reismehl von 24 26 ℳ, einheimischer Hopfen 70 bis 200 ℳ, fremder Hopfen, welcher zumeist den Bedarf der Brauereien deckte, und zwar aus Baden und Bayern bezogener 200 360 ℳ, aus Böhmen 300 450 für 1 dz.

Im Berichtsjahr ist, wie in den vorhergehenden Jahren, fast nur untergähriges Bier (1 305 398 hl unter⸗, 519 hl obergähriges) gebraut worden. Aus 1 dz Gerstenmalzschrot bezw. Reis wurden 3,7 5,7, durchschnittlich 4,5 hl Bier hergestellt.

Im Preise des Biers ist gegen die Vorjahre keine Ver⸗ änderung eingetreten. Es wurde, bei faßweiser Abgabe des Biers aus den Brauereien, bezahlt: für 819 und Lagerbier (gewöhnliches Schankbier) 15 18 ℳ, für Exportbier und andere bessere Biersorten 18 24 pro Hektoliter.

Die Ausfuhr von Bier aus dem Großherzogthum, mit dem Anspruch auf Steuervergütung, betrug im Rechnungsjahre 1897/98 etwa 11 050 hl, gegen 10 900 hl im Jahre 1896/97. Zumeist war die Ausfuhr nach der bayerischen Pfalz, dem Großherzogthum Baden und nach Elsaß⸗Lothringen gerichtet.

Die Einfuhr von Bier aus deutschen, nicht zur Brausteuer⸗ gemeinschaft gehörenden Staaten hat gegen das Vorjahr um an⸗ nähernd 5100 hl zugenommvn, dagegen wurden aus dem Zollvereins⸗ ausland, insbesondere Oesterreich, etwa 930 hl weniger eingeführt. Aus den angrenzenden preußischen Gebietstheilen ist die Biereinfuhr nach dem Großherzogthum in dem seitherigen Umfange verblieben.

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Zur Arbeiterbewegung.

Die Angestellten der Pferdebahn in Kopenhagen sind, wie der „Frkf. Ztg.“ gemeldet wird, in eine Lohnbewegung eingetreten. Die Direktion hat ein neues Lohnreglement eingeführt, das großes

Mißfallen erregt. Die Angestellten verlangen für die jüngere

Leute 22 und für die älteren 28 Kron. wöchentlich und eine Arbeits⸗ zeit von 10 statt 15 Stunden. Ferner fordern sie und das ist der Hauptpunkt des Streits —, daß alle Verhandlungen mit dem Verbandsvorstande geführt werden, während die Direktion diese Organisation nicht anerkennen will. Auch will sie von einer Regelung des Streits durch einen Schiedsrichter nichts wissen.

Kunst und Wissenschaft.

Für das Antiquarium des Königlichen Museums wurden, den „Amtlichen Berichten aus den Königlichen Kunstsammlungen“ zu⸗ fanse (vergl. d. gestr. Nr. d. Bl.), in dem Vierteljahr vom 1. April

is 30. Juni folgende Neuerwerbungen gemacht:

Für die Vasensammlung sind im Kunsthandel erworben worden: eine kleine kyrenäische Amphora, eine große Hydria hellenistischer Zeit mit schwarz und weiß aufgemalten Ornamenten und

ne kleine Kanne aus terra sigillata aus Egypten; eine Flasche hellenistifcher Zeit aus terra sigillata mit weiß aufgesetzten Blüthen und Einritzungen aus Böotien; eine kyrenäische Schale mit der Dar⸗ stellung von Kriegern, die einen Todten tragen; eine altattische ganz

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in der Aula der

intakte Schale mit Kampfscenen; eine kleine, reichbemalte attische Pyxis, bei welcher besonders bemerkenswerth ist, daß der Bronzering, womit der Deckel gehoben wurde, sich vollständig erhalten hat.

Die Sammlung der Terrakotten wurde um eine archaische Terrakotta aus Tanagra und eine durch Ausführung und Farben⸗ erhaltung ausgezeichnete weibliche Figur aus Athen vermehrt.

Als Geschenk gingen der Terrakotten⸗Sammlung von seiten des Herrn Staats⸗Ministers von Delbrück 13 Terrakotten aus Tarent und ein kleines alabasternes Fläschchen zu.

Unter den neu erworbenen Bronzen und Miscellaneen sind besonders erwähnenswerth: ein alterthümlicher etruskischer Spiegel mit mythologischer Darstellung in flachem Relief (das erste Stück dieser Art in der Sammlung), ferner ein silberner Ring mit Dar⸗ stellung der in ihrem Tempel sitzenden Kybele aus Pergamon.

Als Haupterwerbung des Antiquariums sind teo einige zu⸗ sammen gefundene Silbergefäße aus Hermupolis in beregypten zu bezeichnen, vermuthlich aus dem ersten vorchristlichen Jahrbundert und bis jetzt einzig in ihrer Art. Es sind sieben theils ganz erhaltene, theils fragmentierte Stücke. Am hervorragendsten sind zwei flache Schalen mit den getriebenen Reliefköpfen eines Herakles und einer Mänade von künstlerischer Vollendung. Die Köpfe sind emblemartig in das Schalenrund eingesetzt und genau in der Ark befestigt, wie die Embleme bei den Schalen aus Hildes⸗ heim und Boscoreale, für deren Beurtheilung sich daraus wichtige neue Gesichtspunkte ergeben. Zwei andere Schalen der gleichen Größe und Form, bei denen die Reliefbilder verloren gegangen sind, waren Gegenstücke zu den beiden erstgenannten. An einer einfacheren napfartigen Schale sind keine Spuren davon zu sehen, daß ein Mittel⸗ bild angebracht war. Dazu kommen noch Bruchstücke einer sehr großen geriefelten Schale und ein kleiner ovaler Teller von einer den ein⸗ fachen Tellern aus Hildesheim entsprechenden Form.

Das Münzkabinet des Königlichen Museums erwarb in dem erwähnten Zeitraum 1905 Stück, nämlich 44 Gold⸗, 1291 Silber⸗, 417 Kupfermünzen, 13 Medaillen, 20 Marken, 113 Siegelstempel und Bullen und 7 egyptische Glasgewichte. Unter den antiken Münzen verdienen besonders hervorgehoben zu werden ein As von Volaterrä, ein durch vortreffliche Erhaltung wie durch schönen Stil gleich ausgezeichnetes Goldstück von Syrakus mit dem löwenwürgenden Herakles, ein prachtvolles Tetradrachmon (älteren Stils) von Naxus, eine seltene Drachme von Koreyra sowie ein kleines Silberstück des indischen Fürsten Sophytes, das bisher nur noch in einem anderen, wie es scheint, jetzt verschollenen Exemplare bekannt war. Dazu eine Aus⸗ wahl von Kaisermünzen meist thrakischer Städte, einige davon durch Seltenheit oder schöne Erhaltung bemerkenswerth. Auch der Zuwachs an römischen Münzen war nicht unbedeutend. Von den Münzen des frühen Mittelalters ist eine langobardische Goldmünze von Flavia Lucca hervorzuheben, von den Pfennigen der sächsisch⸗fränkischen Kaiser⸗ zeit ein Denar des Bischofs Embricho von Würzburg. Eine besondere Be⸗ reicherung haben die Brakteaten und die gleichzeitigen zweiseitigen Münzen erfahren. Der alte Fund von Kappenberg aus dem Nachlaß des Herrn Westermann in Bielefeld hat eine reiche Fülle böhmischer, thüringer und rheinischer Groschen mit Gegenstempeln geliefert. Von alten breiten Groschen sind außerdem zu nennen die Marsaler Gepräge der Bischöfe Ademar, Dietrich und Johann III. von Metz, früher eine Zierde der berühmten Sammlung von Ch. Robert, der Zehner der Herzöge Wilhelm IV. und Ludwig X. von Bayern mit dem Bilde des hl. Martin, der Amberger Groschen Ludwig's vom Jahre 1511 und der Lemgoer Groschen Bernhard's VII. von Lippe. An Goldgulden seien die von Rhense und Mühlheim genannt. Aus der ehemaligen Voßberg'schen Sammlung stammt ein Viertelthaler des Markgrafen Joachim I. von Brandenburg. Von den zahlreichen Kippermünzen sind die bemerkenswerthesten ein Viertelthaler von Lixheim und ein Zwölfkreuzerstück mit dem Namen des Herzogthums Grubenhagen. Die reiche Sammlung der Ansbach⸗Bayreuther Münzen ist durch drei bisher nicht vertretene Nominale vermehrt: ein Fünfdukatenstück der Markgrafen Friedrich, Albrecht und Christian, einen Drittelthaler des Markgrafen Johann Friedrich und einen Achtelthaler des Markgrafen Friedrich. Endlich ist noch ein Dukaten der Stadt Altona mit dem Monogramme König Christian's VII. von Dänemark namhaft zu machen. Unter den außerdeutschen Münzen überragt alle übrigen an Schönheit ein Dukaten des Königs Sigismund I. von Polen vom Jahre 1529. Außerdem ist ein Gigliato der Genuesen auf Chios anzuführen. Die Sammlung der orientalischen Münzen erfuhr eine bedeutende Vermehrung, besonders an Prägungen der verschiedenen kleineren mohamedanischen Dynastien in Transoxanien; darunter befindet sich eine ganze Anzahl von Prägeherren und Prägestätten, die bisher im Kabinet garnicht vertreten waren. An Medaillen wurden aus der Sammlung Greene erworben das Steinmodell der schönen Medaille auf Tägius, den Mailänder Staatsmann, und ein Stück ersten Ranges: die silbervergoldete Medaille des Tobias Wolf auf den Breslauer Raththerrn Daniel Rapolt von Freiburg und dessen Frau Anna Wincklerin in Gemeinschaft mit ihren beiden jugend⸗ lichen Kindern. Nach diesen sind noch eine Medaille auf den Sultan Selim I., sowie von modernen die Plakette Chaplain's auf die Jubelfeier der Brauerei Neu⸗Karlsberg bei Kopenhagen zu nennen. Mittels einer vierten Rate wurde der Rest der ehemaligen prächtigen Siegelstempel⸗Sammlung von Dongé und Charvet in Paris nunmehr vollständig erworben. Es sind diesmal außer französischen vorzüglich spanische und italienische Stücke, unter welchen letzteren namentlich die Gold⸗ und Silberbullen der Dogen Francisco Foscari, M. Antonio Justiniano und Ludovico Manin all⸗ gemeineres Interesse bieten. Unter den Einzelkäufen ragen hervor eine schöne Bleibulle des Papstes Paul II., ein silberner Stempel des Christoph Güntzer, Königlichen Syndikus in Straß⸗ burg, aus dem Jahre 1681, und der große Bronzestempel des Rotenburger Landfriedens mit dem Bilde des Kaitsers Karl IV. Unter den Marken sind die zu Frankfurt aus dem Main gebaggerten Handels⸗ plomben hervorzuheben.

Das Kupferstichkabinet erhielt durch Ankäufe bei den Versteigerungen der Sammlungen von Sallet im April und Sträter im Mai d. J. mannigfachen, sehr ansehnlichen Zemmach⸗ an Kupferstichen, Holzschnitten, Büchern mit solchen, Zeichnungen und Handschriften⸗Malereien aus älterer, sowie Radierungen, Lithographien und einen Farbenholzschnitt aus neuerer Zeit. Aus dem Landeskunstfonds wurde eine Reihe moderner Lstho⸗ graphien angekauft und dem Koupferstichkabinet überwiesen. Aus den in der Königlichen Technischen Hochschule zu Charlotten⸗ burg bewahrten Kunstsammlungen des Beuth⸗Schinkel⸗Museums wurden einige Blätter dem Kupferstichkabinet leihweise auf fünf Jahre überlassen. Außer vier Kupferstichen befindet sich darunter eine weiß⸗ gehöhte Tuschzeichnung auf grüngrundiertem Papier, welche Albrecht Dürer zugeschrieben wird und „Simson, die Philister tödtend“, darstellt.

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Die Se geologische Gesellschaft hält in diesen Tagen

öniglichen geologischen Landes⸗Anstalt und Berg⸗ Akademie hierselbst ihre diesjährige Hauptversammlung ab, mit der sie zugleich die Feier ihres 50 jährigen Bestehens verbindet. Die gestrige, erste Sitzung, der, wie die „Nat.⸗Ztg.“ berichtet, der Minister für Handel und Gewerbe Brefeld, der Geheime Regierungs⸗Rath Dr. Schmidt vom Ministerium der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinal⸗ Angelegenheiten, ferner zahlreiche hervorragende Gelehrte des In⸗ und Auslandes, u. A. der bekannte Sibirienforscher Baron von Toll, bei⸗ wohnten, wurde von dem Geheimen Ober⸗Bergrath Dr. Hauchecorne, dem Direktor der geologischen Landesanstalt und Berg⸗Akademie in Berlin, mit einer begrüßenden Ansprache eröffnet, in der er eine fesselnde Darstellung der Entwickelung und der Bestrebungen der Gesell⸗ schaft gab und zum Schluß auf die bedeutsamen Ergebnisse der neueren geologischen Landesaufnahmen im Maßstabe 1: 25 000 hinwies. Diese Aufnahmen seien nicht nur für die gesresgich⸗ Erforschung Deutschlands, sondern auch für die geolo⸗ gische Wissenschaft von höchstem Werth. Technik und Landwirthschaft würden aus denselben einen erheblichen Nutzen ziehen. Der Minister für Handel und Gewerbe Brefeld hieß die Versammlung namens

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Zucg 572 ab

der Staatsregierung willkommen. Es überbrachten sodann die Grüße in⸗ und ausländischer Gesellschaften, zum theil unter Ueberreichung künstlerisch ausgeführter Adressen: rofessor Tscher⸗ nytschew im Auftrage der russischen mineralogischen Gesell schaft und des russischen geologischen Comités, Baron von Toll

namens der Dorpater Naturforscher⸗Gesellschaft, Charles Barrois für 8 die Société géologique de France, Geheimer Rath Stache als

Vertreter der K. K. geologischen Reichsanstalt in Wien, Professor Jentzsch namens der physikalisch⸗ökonomischen Gesellschaft in Königs⸗ berg unter gleichzeitiger Ueberreichung eines Ehrendiploms an den Geheimen Bergrath Dr. Berendt, den Leiter der

logischen Aufnahme des Flachlandes. Schriftlich entboten

Glückwünsche der Rektor der Berliner Universität, Professor Schmoller, der Magistrat von Berlin und die russische Akademie der Wissenschaften. Zum Vor⸗ sitzenden wurde durch Zuruf der Geheime Regierungs⸗Rath, Professor Freiherr von Richthofen gewählt. Den ersten Vortrag hielt Professor Wahnschaffe über die geologische Entwickelung des norddeutschen Flac.

landes. Darauf sprach der Berg⸗Assessor Bornhardt über die Geologie des deutsch⸗ostafrikanischen Schutzgebiets, deren Untersuchu g er in

amtlichem Auftrage in den letzten Jahren unternommen ha

Land⸗ und Forstwirthschaft.

„Erziebhung, Schnitt und Pflege des Weinstocks im kälteren Klima an Wänden, Spalieren und in Weinhäusern von Robert Betten, Redakteur am „Praktischen Rathgeber im Obst⸗ und Gartenbau.“ Mit 152 Abbildungen. Preis elegant gebunden 3 Verlag von Trowitzsch u. Sohn in Frankfurt a O. Der Verfasser erklärt die Meinung, daß man nur an von der Natur dazu gleichsam ausgesuchten Plätzen reife, schöne Weintrauben erzielen könne, also in „Weingegenden“, am Rhein, an der Mosel, am Main, in der Pfalz ꝛc., für gänzlich falsch. Man kann, wie er darlegt, köstliche, reife Trauben überall erzielen, besonders an geschützten Mauern und Wänden, aber freilich unter der Voraussetzung, daß man den Weinstock zu pflegen versteht und sich angelegen sein läßt. Sortenwahl, Vorbereitung des Bodens, Düngung, Bewässerung, vor

allem aber der Schnitt der Reben wollen gelernt sein. Um deshbalb dem

Weinbau im kälteren Klima die Wege zu ebnen, hat der Verfasser,

dem eine große praktische Erfahrung zur Seite steht, vorliegendes

Buch geschrieben. Zahlreiche Abbildungen erläutern den Text und

setzen den Leser in den Stand, unmittelbar nach dem Buch praktisch

zu arbeiten.

Verdingungen im Auslande.

Italien.

9. Oktober, 10 Uhr. Artillerie⸗Direktion des Bau⸗Arsenals in Turin: Lieferung verschiedener Ledersorten (in drei Loosen). Ge⸗ sammt⸗Anschlag 54 000 Lire. Kaution 5400 Li Li ist 30, 4 und 50 Tage. 8 1

ͤa““ 8

.10. Oktober, 11 Uhr. Münze zu Brüssel⸗St. Gilles:

Lieferungen von 31 500 kg Plättchen aus einer Legierung von Kupfer

und Nickel zu 10 Cts. Stücken, 6000 kg Plättchen aus einer Legierung von Kupfer und Nickel zu 5 Cts. Stücken.

14. Oktober, 1 Uhr. Rathhaus zu Brüssel: Lieferung und Aufstellung eines Kondensators für die Gasanstalt in Schaerbeck. Kaution 8000 Fr.

Nächstens. Börse zu Brüssel: Unterbau für einen gedeckten Bahnhof in Ostende. 1. Loos 117 380,40 Fr., Kaution 8000 Fr. 2. Loos 134 099,96 Fr., Kaution 9000 Fr. Desgl. Lieferung von Beleuchtungsgegenständen für die belgischen Staatsbahnen. 18 Loose.

Rumänien.

17. Oktober. Kriegs⸗Ministerium in Bukarest: Bau eines Hauptgebäudes, von 2 Ställen, einer Küche, einer Reitbahn und einer Schmiede für die Kavallerie⸗Kaserne in Turn⸗Magurale. Anschlag 234 800 Fres. Bau eines Hauptgebäudes und zweier Ställe für die Kavallerie⸗Kaserne in Caracal. Anschlag 114 800 Fres.

18. Oktober. Ebenda: Bau eines Verwaltungsgebäudes, eines Waffen⸗ und Effekten⸗Magazins und eines Munitionsschuppens für die Infanterie⸗Kaserne in Turn⸗Severin. Anschlag 533,000 Fr. Bau einer Feuerwehr⸗Kaserne in Bukarest. Anschlag 208 500 Fr. Die Lastenhefte für sämmtliche Lieferungen können Dienstags und Sonnabends von 9 bis 12 Uhr in der Intendantur⸗Abtheilung des genannten Ministeriums eingesehen werden.

Canada.

15. Oktober. Department of Trade and Commerce in Ottawa: Vergebung der Konzession für eine Dampferverbindung zwischen Montreal, Quebec und Liverpool für den Sommer und zwischen Halifax, St. John und Liverpool im Winter je auf zwei

Jahre. . Brasilien.

31. Oktober. Brasilianische Regierung in Rio: Lieferung von 120 000 Tonnen Steinkohle für die brasilianische Zentralbahn.

Egypten.

17. Oktober. Präsident des Verwaltungsraths der Staatseisen⸗ bahnen in Kairo: Lieferung von Baumwollensamenöl für e⸗ leuchtungszwecke. Probe⸗ und Lastenhefte sind im Magazin von Gabbari (Alexandrien) zu erhalten. b

1. November, 11 Uhr. Ministerium der öffentlichen Arbeiten in Kairo: Bau einer Metallbrücke von 40 m Länge einschl. 6 m Zug⸗ brücke über den Bahr⸗Tiva an Stelle der Dorffähre von Afniche. sind im Bureau des 2. Entwässerungsbezirks in Katro zu

aben.

Berkehrs⸗Anstalten.

Königsberg i. Pr. vom 1. Oktober d. J. enthält folgende wichtigeren Aenderungen gegen den Sommer⸗Fahrplan 1898: Die D⸗Züge 1 ab Berlin 8,41 und 2 ab Eydtkuhnen 6,22 haben in Eydtkuhnen nur vom 1. April 1899 ab Anschluß an die russischen Schnellzüge nach bezw. von St. Petersburg, da letztere in der Zeit vom 1. Oktober d. J. bis 31. März 1899 nicht verkehren. Die Lokalzüge zwischen Königsberg und eesneheg 8 Nr. 3079 Braunsberg ab 4,27 Königsberg an 6,51, Nr. 3080 Königsberg ab 11,24 Braunsberg an 1,11. Zug 755 Soldau⸗Allenstein verkehrt Soldau ab 2,45 Allenstein an 6,22. Zur Herstellung einer direkten Verbindung von Insterburg über Goldap⸗ Lyck nach Johannisburg und weiter fährt Zug 854 von Insterburg bereits 10,08 ab und trifft in Lyck 1,44 ein, Zug 826 fährt von Lyck 1,54 ab, ist in Johannisburg 3,30 und in Allenstein 6,22. Zug 953 verkehrt Tilsit ab 12,35 Stallupönen an 3,55, Zug 954

tallupönen ab 12,45 Tilsit an 4,05. Die Neubaustrecke Landsberg Heilsberg wird voraussichtlich in der Zeit vom 1. bis 10. Dezember d. J. eröffnet werden.

Der Fahrplan der Königli Harr⸗ a. S. vom 1. Oktober d. J. weist gegenüber dem Sommer⸗ ahrplan folgende wichtigeren Aenderungen auf: Ausfall von Zügen. Die Züge D 6 ab Berlin 7,40 und D 22, 7 und 25 und D b und 29 ab Halle 9,22 werden zwischen Berlin und Bitterfeld ver⸗ einigt. Personenzüge 761 und 774 Berlin Görlitz. Wesentliche Zugverschiebungen. Zug 64 Berlin Elsterwerda wird in Berlin 5 Minuten später, 1,20, abgelassen und die Züge 61 und 63 ab Elsterwerda 11,18 und 3,19 treffen in Berlin 10 bezw. 11 Mi⸗ nuten früher ein. Hierdurch wird in Berlin der An⸗ schluß an die Züge von bezw. nach Hamburg hergestellt. Halle 5,22 trifft schon vor 8 Uhr in Nordhausen ein. ug 501 ab Halle 7,50 nimmt in Halle den Anschluß auf von dem

Ministerial⸗Direktor Dr. Althoff, der

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Der Fahrplan der Koͤniglichen Eisenbahn⸗Direktion

chen Eisenbahn⸗Direktion