1898 / 230 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 28 Sep 1898 18:00:01 GMT) scan diff

Im Sanitäts⸗Korps. 30. August. Dr. Winkler, Unterarzt im 2. Jeof. Regt. Kronprinz, Dr. Dupré, Unterarzt im

Poe e Regt. König Albert von Sachsen, zu Assist. Aerzten efördert.

3. September. Immig (Aschaffenburg), Oberarzt der Res., 1 u“ in Königl. preuß. Milttärdienste der Abschied

ewilligt.

14. September. Dr. Paur, Gen. Oberarzt und Div. Arzt der 3. Div, unter Verleihung des Charakters als Gen. Arzt, mit der gesetzlichen Pension und mit der Erlaubniß zum Tragen der Uniform mit den für Verabschiedete vorgeschriebenen Abzeichen der Abschied bewilligt. Dr. Heimpel, Ober⸗Stabsarzt 1. Kl. und Regts. Arzt vom 4 Chev. Regt. König, unter Beförderung zum Gen. Oberarzt, zum Div. Arzt der 3. Div., ernannt. Dr. Sönning, Stabs⸗ und Bats. Arzt vom 19. Inf. Regt. König Humbert von Italien, unter Beförderung zum Ober⸗Stabsarzt 2. Kl., zum Regts Arzt im 9. Inf. Regt. Wrede, Dr. Mandel, Oberarzt des 6. Inf. Regts. Kaiser Wilhelm, König von Preußen, unter Beförderung zum Stabzarzt, zum Bats. Arzt in diesem Regt.,, ernannt. Dr. Fikentscher, Ober⸗Stabsarzt 2. Kl. und Regts. Arzt vom 9. Inf. Regt. Wrede, in

leicher Eigenschaft zum 4. Chev. Regt. König versetzt. Dr. Eye rich,

Stabs⸗ und Bats. Arzt im 1. Train⸗Bat., zum Ober⸗Stabsarzt 2. Kl., Dr. Mohr, Assist. Arzt im 5. Inf. Regt. Großherzog Ernst Ludwig von Hessen, zum Oberarzt, Dr. Scheuerer, Unterarzt im 2. Jäger⸗Bat., Stelzle, Unterarzt im 13. Inf. Regt. Kaiser Franz Joseph von Oesterreich, zu Assist. Aerzten, befördert.

Durch Verfügung des General⸗Stabsarztes der Armee. Dr. Reichel, einjährig⸗freiwilliger Arzt des 1. Chev. Regts. Kaiser Nikolaus von Rußland, zum Unterarzt in diesem Regt. ernannt und mit Wahrnehmung einer offenen Assist. Arztstelle beauftragt.

Beamte der Militär⸗Verwaltung.

4. September. Bauernschmitt, Garn. Verwalt. Insp. der Garn. Verwalt. Augsburg, mit Pension in den erbetenen Ruhe⸗ stand getreten.

12. September. Nachgenannte Beamte des Montierungs⸗Depots versetzt, und zwar: Fleßa, Rendant und Rechnungs⸗Rath, Rehe, Assist, zum Bekleidungsamt I. Armee⸗Korps, Custer, Kontroleur, unter Beförderung zum Rendanten, Stolz, Assist.,, zum Be⸗ kleidungsamt II. Armee⸗Korps.

8 XII. (Königlich Sächsisches) Armee⸗Korps. Offiziere, Portepee⸗Fähnriche ꝛec. Ernennungen, Beförderungen und Versetzungen. Im aktiven Heere. 14. September. Erbprinz von Sachsen⸗Coburg und Gotha Königliche Hoheit, Pr. Lt. à la suite des 1. (Leib.) Gren. Regts. Nr. 100, zum Hauptm. mit einem Patent vom 10. September d. J. befördert.

Im Sanitäts⸗Korps. 22. September. Dr. Schichhold, Oberarzt im 3. Inf. Regt. Nr. 102 Prinz⸗Regent Luitpold von Bayern, unter Enthebung von dem Kommando zur Universität Leipzig, in das 2. Feld⸗Art. Regt. Nr. 28, Dr. Kaiser, Oberarzt im 4. Inf. Regt. Nr. 103, unter Enthebung von dem Kommando zum Stadtkrankenhause in Dresden, zum Train.Bat. Nr. 12, Dr. Reinhard, Oberarzt im 7. Inf. Regt. Prinz Georg Nr. 106, unter Kommandierung vom 1. Oktober 1898 ab zur Diakonissenanstalt in Dresden, in das 2. Gren. Regt. Nr. 101 Kaiser Wilhelm, König

on Preußen, Dr. Schippan, Oberarzt des Train⸗Bats. Nr. 12, unter Kommandierung zur Universität Leipzig, in das 3. Inf. Regt. Nr 102 Prinz.Regent Luitpold von Bayern, Eras, Oberarzt im 2. Feld⸗Art. Regt. Nr. 28, unter Kommandierung zum Stadtkranken⸗ hause in Dresden, in das 4. Inf. Regt. Nr. 103, versetzt. Dr. Härting, Assist. Arzt im 2. Gren. Regt. Nr. 101 Kaiser Wilhelm, König von Preußen, zu den Sanitäts⸗Offizieren der Res. übergeführt. Dr. Bischoff, Unterarzt im 13. Inf. Regt. Nr. 178 (Garnison Zittau), zum Assist. Arzt beför⸗ dert. Dr. Lührmann, Königl. preuß. Oberarzt der Res. a. D, in der Königl. sächs. Armee, und zwar als Oberarzt der Res. des Landw. Bezirks Dresden⸗Altst., mit Patent vom 21. November 1893 angestellt. Dr. Teucher, Assist. Arzt der Lundw. 1. Aufgebots des Landw. Bezirks Dresden⸗Altst., in die Res. zurückversetzt. Dr. Wolf, Unterarzt der Res. des Landw. Bezirks Dresden⸗Altst, Dr. Berger, Unterarzt der Res. des Landw. Bezirks Leipzig, zu Assist. Aerzten befördert. Dr. Schmidt (Arnold), Stabsarzt der Res. des Landw. Bezirks Leipzig, behufs Ueberführung zum Landsturm 2. Aufgebots mit der Erlaubniß zum Tragen der bisherigen Uniform mit den vor⸗ geschriebenen Abzeichen der Abschied bewilligt. Militär⸗Justizbeamte.

Durch Allerbhoͤöchsten Beschluß. 21. September. Lißner, Div.⸗Auditeur der 3. Div. Nr. 32, in gleicher Eigenschaft zur 2. Div. Nr. 24 versetzt.

Beamte der Militär⸗Verwaltung.

Durch Verfügung des Kriegs⸗Ministeriums. 17. Sep⸗ tember. Ziebig, Kasernen.Insp. der Garn. Verwalt. zu Festung Königstein, unter dem 1. Oktober d. J. zum Verw. Insp. ernannt.

19. September. Wohlrab, Techniker (geprüfter Bau⸗ ö. als Garn. Bauwart bei dem Lokal⸗Baubeamten II

eipzig, Jähnigen, Vize⸗Wachtm, vom Garde⸗Reiter⸗Regt, Winkler, Bezirks⸗Feldw. vom Bezirks⸗Kommando Dresnen⸗Altst., als Garn. Bauschreiber bei den Lokal⸗Baubeamten II Leipzig bezw. I Dresden, unter dem 1. Oktober 1898 angestellt.

21. September. Lorenz, Kupferstecher beim topographischen Bureau des Generalstabes, unter dem 1. Oktober 1898 zum tech⸗ nischen Insp. bei genanntem Bureau ernannt.

22. September. Schulze, Roßarzt der Militär⸗Abtheil. bei der Thierärztlichen Hochschule und der Lehrschmiede, zum Karab. Regt., Schmidtchen, Roßarst des Karab. Regts., zur Miltitär⸗Abtheil. bei der Thierärztlichen Hochschule und der Lehrschmiede, unter dem 1. Oktober 1898 versetzt.

ANichtamtliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 28. September.

Der hiesige Großherzoglich hessische Gesandte von Neid⸗ ardt ist vom Urlaub 86. Berlin zurückgekehrt und hat die eschäfte der Gesandtschaft wieder übernommen.

Laut telegraphischer Meldung an das Ober⸗Kommando der Marine ist S. M. S. „Bussard“, Kommandant: Kor⸗ vetten⸗Kapitän Mandt, am 19. September in Apia an⸗ gekommen. 1““ ““

Elsaß⸗Lothringen.

Die drei Bezirkstage von Elsaß⸗Lothringen werden, wie „W. T. B.“ meldet, am 6. Oktober zu einer außerordent⸗ lichen Sitzung zusammentreten. Es handelt sch um die Wahl von je zwei Mitgliedern der Bezirkskommi 8sr zzur Er⸗ mittelung der Erträge aus Kapital, Lohn und Besoldung nach dem Gesetz vom 2. Juli d. J. Die Mitglieder sämmtlicher Bezirks⸗ kommissionen treten demnächst als Landeskommission Hee. um die bereits entworfenenen Grundsätze sowie

ie Stufentarife festzustellen, welche bei der Ermittelung An⸗

wendung finden sollen.

Oesterreich⸗Ungarn.

Das Herrenhaus hat gestern die Wahl von Mitgliedern der Quoten deputation vorgenommen.

Wie die „Neue Freie Presse“ meldet, hat das Exekutiv⸗ Comité der deutschen Opposition mit überwiegender Majorität beschlossen, die erste Lesung der Ausgleichsvorlagen zuzulassen. Dieser Beschluß bedarf jedoch zu seiner Wirksam⸗ 8 nach der Zustimmung der einzelnen Parteien der deutschen

pposition. 8

In Czernowitz wurden gestern bei den Landtags⸗ wahlen der Städtekurie und der Handels kammer durchweg die Kandidaten deutscher Richtung gewählt.

Aus Agram wird gemeldet, daß die bei einem Bau im Dorfe Bedekovcina beschäftigten kroatischen Maurer am Montag ihre italienischen Genossen verjagt und die Fliehenden bis nach Zabok verfolgt hätten, wo dieselben blutüberströmt eingetroffen seien. Mehrere Italiener seien schwer, einige leicht verwundet worden. Die Behörden hätten die erforderlichen Maßregeln getroffen.

Frankreich.

In dem gestern unter dem Vorsitz des Präsidenten Faure abgehaltenen Ministerrath verlas, wie LWL berichtet, der Justiz⸗Minister Sarrien das Schreiben, mittels dessen er dem General⸗Staatsanwalt am Kassationshofe den Antrag auf Revision des Dreyfus⸗Prozesses zustellte. Ebenso verlas der Justiz⸗Minister das von ihm an die General⸗ Staatsanwalte erlassene Rundschreiben, betreffend die Ahn⸗ dung von Angriffen gegen das Heer. Der Minister des Aeußern Delcassé gab dem n Kenntniß von der Mittheilung des britischen Botschafters, betreffend die Ankunft des Majors Marchand in Faschoda; der Minister fügte hinzu, es sei vollkommen Vegeichtic. daß die französische Regierung Marchand irgendwelchen Befehl habe zugehen lassen. Schließlich machte der Finanz⸗Minister Peytral Mittheilung über die endgültige Feststellung des Budgets für 1899. Die nächste Sitzung des Ministerraths wurde auf den 4. Oktober anberaumt.

In dem Rundschreiben des Justiz⸗Ministers Sarrien an die General⸗Staatsanwalte heißt es: Infolge der jüngsten Ereignisse sei eine wahre Fluth von Beleidigungen und Schmähungen gegen die Führer der Armee zu Tage ge⸗ treten; diese Angriffe zeigten einen Charakter von außer⸗ gewöhnlicher Schwere und seien geeignet, die Disziplin u vernichten, das Vertrauen der Soldaten auf 8 Führer zu erschüttern und in die Nation den Samen der Desorganisation auszustreuen. Diese Angriffe seien künftighin um so weniger entschuldbar, als die Dreyfus⸗Angelegenheit jetzt in die richterliche Phase getreten sei und demzufolge die Führer der Armee den gegen sie geschleuderten Verleumdungen nur Schweigen entgegensetzen könnten. Iafolge dessen bittet der Justiz⸗Minister die Staatsanwalte, gegen alle Beleidigungen der Armee in der Presse und in Reden nachdrücklich vorzu⸗ gehen.

Die Gegner der Revision in den beiden Kammern veranstalteten gestern zwei Versammlungen. Die eine, bestehend aus Senatoren und Deputirten der Rechten, war von de Ramel, die andere, aus Eö11“ Deputirten bestehend, von Berry einberufen. ede der beiden Versammlungen war von einigen 20 Mitgliedern besucht. Die Versammlung von Senatoren und Deputirten der Rechten nahm eine Tagesordnung an, in welcher gegen das un⸗ patriotische und ungesetzliche Vorgehen der Minister protestiert, die Einberufung der Kammern verlangt und Einspruch gegen die weitere Ausübung deer Gewalt ohne parlamentarische Kon⸗ trole erhoben wird. Diese Tagesordnung wurde der im Palais Bourbon abgehaltenen Ve der Nationalisten unterbreitet, welche in ihrer Tagesordnung der Regierung ihr Mißfallen darüber aussprach, daß sie die Dreyfus⸗Angelegenheit vom juristischen auf das politische Gebiet hinübergespielt habe, und gleichfalls die Einberufung der Kammern forderte. Diese Tagesordnung soll durch Millevoye, Drumont, Déroulède und Berry dem Minister⸗Präsidenten Brisson mit⸗ getheilt werden. Auch in einer gemeinsamen Ver⸗ sammlung der Mitglieder der Rechten und der Nationalisten wurde eine Tagesordnung angenommen, welche besagt, daß das Ministerium Brisson nur wegen seiner antirevisionistischen Erklärungen im Parlament ein Vertrauens⸗ votumerhalten habe. Durch die Eröffnung des Revisionsverfahrens habe das Kabinet Brisson die von ihm übernommenen Ver⸗ pflichtungen verletzt; es habe die Dreyfus⸗Angelegenheit aus einer gerichtlichen in eine politische umgewandelt. Der Präsident werde daher von den Mitgliedern der Versammlung um Einberufung des Parlaments ersucht. Diese Tagesordnung sollte von einer Abordnung dem Präsidenten Faure über⸗ bracht werden; der Präsident lehnte es aber ab, die Ab⸗

ordnung zu empfangen.

Rußland.

Den „Peterburgskija Wiedomosti“ wird berichtet, daß die von den Japanern zerstörten Batterien von Port Arthur nunmehr ausgebessert und armiert worden seien. Der Bau neuer Batterien werde eifrig betrieben, die Ausrüstungs⸗

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gegenstände für dieselben seien bereits angefahren.

Italien.

Der Gesandte von Columbien in Rom, Hurtado, hat, dem „Corriere della Sera“ zufolge, der Versicherung Ausdruck gegeben, daß der neuerliche Fwischenfat nichts mit der Cerruti⸗Frage zu thun habe. Er sei fest davon überzeugt, daß die Regierung von den endgültig festgesetzten Be⸗ stimmungen, betreffend die Entschädigung Cerrutöös, nicht ab⸗

ehen werde.

1 Spanien.

Der Minister⸗Präsident Sagasta erklärte, wie „W. T. B.“ berichtet, daß alle finanziellen Schwierigkeiten behoben seien. Dem Marschall Blanco seien 35 Millionen Pesetas über⸗ sandt und ihm von neuem der Befehl gegeben worden, die Freiwilligen zu entlassen.

Die Nachricht, daß der Admiral Cervera um seine Ent⸗ lassung eingekommen sei, ist unbegründet.

Unter dem Titel „Die catalonische Nation“ erscheint in Barcelona eine neue Tageszeitung. Dieselbe fordert die Unabhängigkeit für die Provinzen Catalonien, Galicien, Asturien, Aragonien, Valencia, die baskischen Provinzen und die Insel Mallorca.

Bundesrath hat die Ausweisung von weiteren acht Anarchisten beschlossen b

aufzufordern, ihre

Türkei.

Die Botschafter Großbritanniens, Frankreichs, D.

Italiens und Ruß lands traten, wie „W. B.“ meldet am Montag zum zweiten Mal zur Berathung der Kreta frage zusammen. Dem Wiener ve Korresp.⸗Bureau“ zufolge beschlossen die vier betheiligten Kabinette, die Pfort Truppen von Kreta während die Mächte sich verpflichten wollten, lebenden Mohamedaner zu schützen. Eine bezügliche Note an die Pforte werde vorbereitet. Wie das „Reuter'sche Bureau“ erfährt, hätten Großbritannien, Frankreich, Rußland un Italien die einzelnen Punkte des an den Sultan in Betreff

Kretas zu richtenden Ultimatums vereinbart. Das Ultimatum 8

solle binnen 24 Stunden überreicht werden. Aus Kanea wird gemeldet, Dschewad Pascha hab

den Obersten Chevki Bey an Stelle Edhem Paschas zum

Gouverneur von Kandia ernannt.

Dänemark.

Wie dem „W. T. B.“ aus Kopenhagen gemeldet wird, war das Befinden der Königin gestern weniger gut. Gestern Mittag wurden drei Aerzte an das Krankenlager berufen. Die königliche Familie ist im Schlosse Bernstorff ver⸗

5” ammte

ammelt.

Amerika.

Die republikanische Konvention des Staats New York hat, dem „W. T. B.“ zufolge, in ihrer in Saratoga Roosevelt als

abgehaltenen Sitzung den Obersten Kandidaten für den Posten des Gouverneurs von New York aufgestellt und eine Platform angenommen, in welcher erklärt wird, daß die übernommene Verant⸗ wortung es den Vereinigten Staaten verbiete, die Philippinen wieder an Spanien zuruckzugeben.

werden, eine Währungsvorlage zum Gesetz zu erheben, durch welche die Ausgabe von Papiergeld seitens der Regierung auf der Grundlage der Goldwährung geregelt werde.

Aus Peking sei ein Edikt erlassen worden, durch welches die letzten Reform⸗ maßnahmen des Kaisers aufgehoben werden.

Nach einer Meldung der „Times“ aus Peking ist gegen acht Anhänger Kang⸗Yu⸗Wei's die Untersuchung eröffnet worden, weil sie sich gegen die Kaiserin⸗Mutter verschworen hätten und mit den Fuüͤhrern des Aufstandes in Süd⸗China in Verbindung ständen.

Dasselbe Blatt berichtet aus Shanghai, daß der Vize⸗ König von Tschili Nulu von Tientsin nach Peking versetzt worden sei.

Das „Reuter'sche Bureau“ erfährt, daß die britische von Taku nach Wei⸗Hai⸗Wei ausgelaufen sei. Admiral Seymour befinde sich in Tschifu. 8

Afrika.

Aus Pretoria erfährt „W. T. B.“, daß, als gestern im Ersten Volksraad der Antrag eingebracht worden sei, allen Rechtsanwalten, welche nicht Bürger der Republik seien, die Licenz zur Ausübung der Praxis zu versagen, der Präsident Krüger erschienen sei und gebeten habe, diesen Antrag zurück⸗ zuziehen, da derselbe gegen die Londoner Konvention verstoße. sei diern mit 19 gegen 6 Stimmen abgelehnt worden.

Statistik und Volkswirthschaft.

Der Verband deutscher Arbeitsnachweise

trat gestern in München zu seiner ersten Arbeitsnachweis⸗Konferenz zusammen. Zu der Versammlung, die, dem „W. T. B.“ zufolge, namens der bayerischen Regierung der Minister des Innern Freiherr von Feilitzsch begrüßte, waren Vertreter der bayerischen, preußischen und badischen Regierung, der Stadt München, des Deutschen und des Bavyerischen Landwirthschaftsraths, zahlreicher preusischer Landwirthschaftskammern, des österreichischen Handels⸗Minifte⸗ riums, sowie vieler deutscher und österreichischer Städte, darunter auch von Wien, erschienen. Von bekannten Sozialpolitikern waren Staats⸗Minister Freiherr von Berlepsch, Professor Brentano, Unter⸗Staatssekretär a. D., Professor von Mayr, Dr. Max Hirsch und Andere anwesend. Der Vorsitzende, Dr. Freund⸗Berlin, betonte in seiner Fröffnungsrede die Möglichkeit gesetzgeberischer Maßnahmen gegen Auswüchse der gewerbsmäßigen Arbeitsvermittelung und bezeichnete als Hauptaufgabe des Verbandes die Wahrung des unparteiischen Charakters des Nachweises. Der Arbeitsnachwels dürfe nicht ein Machtmittel im Lohnkampfe sein Seine Leitung müsse gemeinschaftlich von Arbeit⸗ gebern und Arbeitnehmern beeingußt sein. Diese Grundanschauung des Verkandes sei gänzlich unvereinbar mit der kürzlich vom Arbeit⸗ geber⸗Verband kundgegebenen Ansicht, nach welcher der Arbeitsnachweis am besten in den Händen der Arbeitgeber allein ruhe. Mit dieser Anschauung könne sich der Verband deutscher Arbeitsnachweise in keiner Weise einverstanden erklären, und der Verbands⸗Ausschuß habe ihn, den Redner, beauftragt, diese Erklärung abzugeben.

Nach einer kurzen Begrüßung der Versammlung durch den Bürgermeister von Borscht im Namen der Stadt München begannen die Verhandlungen. Erster Berathungsgegenstand war die Frage: „Was können die Arbeitsnachweise dazu beitragen, der Landwirthschaft Arbeitskräfte zu erhalten und zuzuführen?“ Die Versammlung nahm nach längerer Diskussion davon Abstand, bezüglich dieser Frage bestimmte Beschlüsse zu fassen. Dr. Freund erklärte, die Fülle der Anregungen, welche die Debatte geboten „habe, werde von dem Verbandsausschusse im Auge behalten und des näheren erörtert werden. Weiter wurde über die Arbeitsnachwels⸗Statistik und über die Frage verhandelt, ob sich die Gebührenfreiheit bei der Arbeitsvermittelung empfehle, eine Fage, die von dem Referenten, dem Geheimen Finanz⸗Rath Fuchs⸗Karloruhe, unbedingt bejaht wurde. Die Verhandlungen, welche um 9 Uhr Vormittags ihren Anfang genommen hatten, wurden Abends 5 ¼ Uhr von Dr. Freund geschlossen.

Zur Arbeiterbewegung.

In Leipzig sind, der „Lpz. Ztg.“ zufolge, sämmtliche Arbeiter einer Cellulpidwaarenfabrik wegen Lohndifferenzen ausständig. Ein Theilausstand der Klempner ist ebendaselbst in einer Acetylen⸗Gasapparatefabrik ausgebrochen. Dort haben nämlich die Klempnergehilfen die Forderung der Erhöhung des Lohnes unter gleichzeitiger Verkürzung der Arbeitszeit aufgestellt; die Fabrikleitung hat die Forderung jedoch abgelehnt, worau 2

zurückzuziehen, die auf Kreta

8 Ferner solle, nach einer Mittheilung der „Times“, der Kongreß aufgefordert

meldet das „Neuter'sche Bureau“: gestern 8

Klempner

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am Sonnabend die Arbeit niederlegee. ““

Geesellschaft, Berlin W., Markgrafenstr. 46, kostenlos zu beziehen.

Kunst und Wissenschaft.

„Die Deutsche geologische Gesellschaft setzte gestern, nach

einer Besichtigung der Sammlungen in der geologischen Landesanstalt und dem Musum für Naturkunde, ihre Verhandlungen unter dem Vorsitz des Geheimen Raths von Zittel⸗München fort. Profe ssor Barrois⸗Lille machte, wie die „Nat.⸗Ztg.“ berichtet, zunächst einige Mittheilungen über die im Anschluß an den internationalen Geologen⸗ Kongreß zu Paris im Jahre 1900 geplanten geologischen Aueflüge. Diese sollen sich auf alle Theile Frankreichs erstrecken, und zwar sind große allgemeine Ausflüge und zahlreiche Spezialausflüge in Aussicht genommen. Der Landesgeologe Dr. Keilhack⸗Berlin sprach „über das pommersche Urstromthal“. Von der jütischen Küste erstreckt sich, wie der Vortragende ausführte, bis tief nach Rußland hinein der baltische Höhenzug; er stellt sich dar als ein 1200 km langer End⸗ moränenzug und bezeichnet somit die Linie, wo das letzte Inlandeis einen Stillstand machte. Die gesammten Schmelzwasser dieses Eises wurden von einem gewaltigen, 25 Quadratmeilen umfassenden See im Warthe⸗ und Oderbruch aufgenommen. Dieser See, der eine Tiefe bis zu 40 Metern erreichte und drei Gipfel, nach Nordosten, Nordwesten und Süden, aussandte, führte die gesammten. Wasser⸗ massen durch den schmalen Paß des Eberswalder Längenthals in das untere Elbethal, denn der Eismantel im Norden bildete zu dieser Zeit einen Stau, der das Wasser zwang, den langen Weg zur Nordsee hin zu nehmen. Später, als das Eis noch weiter zurücktrat, arbeitete sich das Wasser zwischen dem baltischen Höhenzug und dem Eisrande hindurch. Es bildeten sich mehrere Stauseen, zunächst derjenige bei Rummelsburg in 125 m Meereshöhe, der zweite bei Belgard in 60 m Höhe, der dritte im Gebiete des Stettiner Haffs in 20 25 m Höhe, dieser in der ö Aus⸗ dehnung von 80 km Länge und 50 km Breite. Als vierter und westlichster Stausee ist vielleicht die Lübecker Bucht anzusehen. Immerhin wäre auch die Möglichkeit vorhanden, daß das Schmelzwasser von hier aus nicht in die Ostsee hineinströmte, sondern über Ratzeburg nach Lauenburg in der Linie des heutigen Elbe⸗Trave⸗Kanals noch in das Elbthal gelangte. Als letzter Rest der Oderbruchstauseen ist das Haff anzusehen. Natur⸗ gemäß wurden mit jeder Rückzugsbewegung des Eises dem Wasser neue, kürzere und bequemere Wege eröffnet. Unter Zuhilfenahme dieser hydrograpbischen Erscheinungen wird es deshalb, was man bis vor wenigen Jahren kaum zu hoffen wagte, gelingen, die Rück⸗ zugsbewegungen des letzten Inlandeises bis in die kleinsten Einzelbeiten festzustellen. Es folgten noch Vorträge von Peofessor Stein⸗ mann⸗Freiburg über die Entwickelung des Diluviums in Süddeutsch⸗ land und Dr. Edmund Naumann⸗Frantfurt a. M. über eine geolo⸗ gische Reise durch Mexiko. An die Sitzung schloß sich eine Vor⸗ besichtigung des für das Museum für Naturkunde bestimmten Beyrich⸗ Denkmals. Zum Vorort der nächstjährigen Hauptversammlung wurde München gewählt. 8

Der internationale Astronomen⸗Kongreß in Budapest ist, dem „W. T. B.“ zufolge, gestern geschlossen worden. Der Präsi⸗ dent Seliger sprach im Namen des Kongresses dessen Dank für den herzlichen Empfang aus. Am Abend versammelten sich die Mitglieder zu einer Abschiedsfestlichkeit. Morgen erfolgt die Abfahrt nach dem Eisernen Thor. Die nächste Versammlung findet im Jahre 1900 in Heidelberg statt.

Das vormalige Dominikanerinnen⸗Kloster Stetten im Gnaden⸗ thal, das mit Ausnahme der Kirche und des Nordflügels am 24. d. M. gänzlich niedergebrannt ist (s. Nr. 227 d. Bl.), gehörte, wie der „Schwäbische Merkur“ schreibt, zu den bedeutendsten Baudenkmälern des Hauses Hohenzollern. Es wurde im Jahre 1267 von dem Grafen Friedrich VI. von Zollern und seiner Gemahlin Udelhild von Dillingen und diente dem Geschlecht bis zur Erbaxung der Stifts⸗ irche in Hechingen im Jahre 1488 als Erbbegräbniß Die unvermählten Gräfinnen aus dem Hause Hobhbenzollern fanden in Stetten sehr häufig Aufnahme als Nonnen. Im Laufe der Zeit erwarb das Kloster reiche Besitzungen, verlor aber die in Württem⸗ berg belegenen durch die Reformation und war, als das Jahr 1803 ihm die Aufhebung brachte, verarmt. Die letzte Nonne, Schwester Gondisalva, starb, 91 Jahre alt, erst 1867. Die abgebrannten drei Flügel des ein geschlossenes Viereck bildenden Klosters stammten aus der Zeit vom Ende des 15. Jahrhunderts und waren schmucklos bis auf das Refektorium mit seinen spätgothischen Fenstern und zutgeschnitzten Holzsäulen. Wie jetzt nach dem Brande ersichtlich ist, stammen aber die Mauern zum theil noch von dem ältesten Bau von 1267. Die Aufräumungsarbeiten dürften vermuthlich noch alt⸗ ollerische Grabsteine finden lassen, die später vermauert worden sind. Die gerettete Kloster⸗Kirche zu St. Johannes dem Täufer ist in ihrem Chor mit den hohben Maßwerkfenstern und den edlen Formen des Gewölbes ein schönes Werk der Frühgothik des 13. Jahr⸗ hunderts. Die innere Ausstattung stammt, abgeseben von einem reichen spätgothischen Sakramentshäuschen, aus dem vorigen Jahr⸗ undert. Die an die Kirche anstoßende frühgothische Johannes⸗ Kapelle mit herrlichen Stuckverzierungen und einem vortrefflichen Altar aus der Renaissancezeit ist leider gänzlich ausgebrannt.

2 1“

Die „Berlinische Boden⸗Gesellschaft“ hat eine öffentliche Preisbewerbung zur Gewinnung von Entwürfen für den vorläufig

mit „2“ bezeichneten Platz im Bebauungsplan von Schöneberg aus⸗

eschrieben. Verlangt werden Pläne für landschaftsgärtnerische An⸗ agen, exent. in Verbindung mit kleineren Bauwerken oder dergl. Das Preisgericht besteht aus den Herren Bürzermeister Wilde, Pro⸗ essor Hundrieser, Kreis⸗Bauinspektor Jaffé, Baurath Kyllmann, Ingenieur Leidig und Direktor Haberland. Zur Vertheilung kommen drei Preise im Betrage von 700 ℳ, 500 und 300 Aeußerster Termin der Ablieferung ist der 1. November d. J. Umdruckpläne sowie das Programm der Preisbewerbung sind von dem Bureau der

eeand. und Forftvirehschaft. 8

Die Ausstattung der Königlichen Landwirthschaftlichen Le mit Versuchsanstalten nimmt weiteren Fortgang. o ist neuerdings das Versuchskornhaus, welches bekanntlich auf dem Hamburger Innenbahnhofe errichtet ist, mit der Hochschule in Be⸗ ziehung gesetzt. Den Studierenden ist Gelegenheit gegeben, den Ge⸗ schäftsbetrieb einer solchen Anlage kennen zu lernen; vor allem soll aber ihre See bee auf die sachgemäße Behandlung geernteten Getreides bei der Reinigung, Sortierung, Trocknung u. s. w. gelenkt werden. Es ist eine leider nicht zu leugnende Thatsache, daß gut geerntetes Getreide vielfach durch unsach⸗ emäße Behandlung nach der Ernte verdorben wird. Die Ursache olchen Verderbens liegt in nicht genügender Trocknung des Getreides und in unvollständiger Füfübrumg der sich beim Lagern des Getreides entwickelnden Wärme. ie hier zu verfahren ist, wird in dem Versuchskornhaus, in welchem auch das Umladen vom Schiff in Eisenbahnwagen für fremde Rechnung ausgeführt wird, sowohl für Lagerung auf Schütt⸗ und Rieselboden, wie in Holz⸗ und Eisen⸗ silos experimentell festgestellt.

S

Die Weizeneinfuhr Marseilles.

1 Wochenübersichten des „Sémaphore“ betrug die Weizen⸗ einfuhr Marseilles auf dem Seewege:

in der Zeit vom 19. bis zum 25. Auguft . . . 35 586 dz,

111111“]

in der Zeit vom 26. August bis zum 1. September. 90 265

davon aus Rußland. 11116“

in der Zeit vom 2. bis zum 8. September. —. 141 314 dz, davon aus Rußland . . .... in der Zeit vom 9. bis zum 15. September 31 974 davwo Ia. 1 In den Docks und Entrepots von Marseille befanden sich am

14. September 572 220 dz.

Getreideernte in Serbien.

Belgrad, 20. September 1898. Es zeigt sich von Tag zu Tag mehr, daß die gehegten Hoffnungen auf eine glänzende Ernte eine Täuschung erleiden, da es sonst nicht zu erklären wäre, weshalb bisher die Zufuhr an Getreide auf den Marktplätzen des ganzen Landes eine verhältnißmäßig spärliche ist. Der Umstand, daß der serbische Bauer die rückständigen Steuern mit dem ersten Erlös seiner Früchte bezahlt hat und nun mit dem Verkauf des übrigen Getreides warten kann, beeinflußt die Zufuhr nur theilweise. Auch sind die Saatgetreidemengen, welche der Bauer infolge der im vorigen Jahre gemachten Erfahrungen zurückbehält, nicht so groß, um die Zufuhr so Peenag gestalten, wie sie ist. elativ, namentlich in Hinsicht auf das vorige Jahr, mag man die diesjährige Ernte eine sehr gute nennen; absolut aber ist dieselbe, wie dies die verläßlichsten Berichte konstatieren, im allgemeinen nur ein gute Ernte.

Bisher gelangten im Ganzen von allen Ausfuhrplätzen Serbiens rund 300 000 dz Weizen zur Ausfuhr.

Der Frühmais ist bereits gebrochen und zeigt infolge der Dürre, die ihn zu zeitig reifen ließ, an den meisten Stellen eine minderwerthige Qualität. Der Bauer füttert diesen Mais jetzt schon auf oder bringt ihn zu Markte, wo er nur 5 bis 6 Fr. erzielt, während alter rumäͤnischer Mais ebendaselbst mit 13 Fr. per Doppel⸗ zentner gehandelt wird.

Der Regenmangel dürfte auch die bezüglich des Spätmais bisher gehegten Hoffnungen verringern. Wenn die trockene Witterung noch 8css Woche anhält, so kann mit der großen Maisernte begonnen werden.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗

Maßregeln.

„In der Woche vom 11. bis 19. September gestaltete sich der

Gesundheitsstand in Berlin wieder etwas günstiger, und auch die Sterblichkeit hat abgenommen; von je 1000 Einwohnern starben, aufs Jahr berechnet, 22,5 (gegen 23,3 der Vorwoche). Auch in dieser Woche kamen unter den Todesursachen akute Darmkrankheiten noch immer in großer Zahl zum Vorschein und führten in 244 Fällen (gegen 306 der Vorwoche) zum Tode. Die Todesfälle, welche überwiegend kleine Kinder im Alter von noch nicht 2 Jahren betrafen, wurden aus der jenseitigen Luisenstadt, dem Stralauer Vtertel, der Rosenthaler und der Oranienburger Vorstadt, sowie aus dem Wedding am häufigsten zur Meldung gebracht. Die Theilnahme des Säuglingsalters an der Sterblichkeit hat etwas abgenommen; von je 10 000 Einwohnern starben, aufs Jahr berechnet, in Berlin 107 Säuglinge. Akute Entzündungen der Athmungsorgane kamen etwas häufiger als in der Vorwoche zum Vorschein, auch wurde ein Todesfall an Influenza mitgetheilt. Von den Infektionskrankheiten blieben Erkrankungen an Typhus in beschränkter Zahl, Er⸗ krankungen an Masern kamen nur vereinzelt zum Vorschein. Erkrankungen an Scharlach, die sich besonders auf dem Wedding häufiger zeigten, und Erkrankungen an Diphtherie, die in der Tempelhofer Vorstadt, der jenseitigen Luisenstadt, der Oranienburger Vorstadt und in Moabit am Häufigsten auftraten, haben zugenommen. An Kindbettfieber wurden 3 Erkrankungen be⸗ kannt; rosenartige Entzündungen des Zellgewebes der Haut blieben beschränkt; eine weitere Erkrankung an Genickstarre ist nicht zur Meldung gekommen. Häufig blieben auch Erkrankungen ang Keuch⸗ husten, die aber einen milderen Verlauf zeigten und nur in 7 Fällen (gegen 13 in der Vorwoche) tödtlich endeten Seltener gelangten rheumatische Beschwerden der Muskeln zur ärztlichen Beobachtung, wäbrend akute Gelenkrheumatismen häufiger zur Behandlung gebracht wurden.

Verkehrs⸗Anstalten. 1.

München, 28. September. (W. T. B.) Das „Süddentsche Korrespondenz⸗Bureau“ meldet: Am 23. d. M. versammelten sich in Frankfurt a. M. Delegirte der vier Mainuferstaaten, um eine einleitende unverbindliche Besprechung über die Fortsetzung der Main⸗Kanalisierung nach Bayern abzuhalten. Es wurde zunächst über die Grundzüge für die Aufstellung eines generellen Projekts berathen und festgestellt, daß auf keiner Seite gegen die Fortführung der Kanalisierung bis Aschaffenburg prinzipielle Bedenken bestehen. In der Hauptfrage: nach welchem Maßstabe die Kosten der Kanali⸗ sierung getragen werden sollen, gingen zwar die Anschauungen der Theilnehmer noch ziemlich weit auseinander, die schließlich abgegebenen Erklärungen lassen jedoch hoffen, daß auch in diesem Punkte durch gegenseitiges Entgegenkommen eine Pereinbarung sich erzielen laßfen wird. Den Berathungen agte am nächsten Tage eine Befahrung des Mains von Frankfurt bis Aschaffen⸗ burg, welche den Delegirten Gelegenheit gab, die im Werke befindlichen Kanalisierungsarbeiten zwischen Frankfurt und Offenbach zu besichtigen, sowie die Beschaffenheit des Fahrwassers und der Ufer auf der ganzen Strecke genauer kennen zu lernen. Die Mehrzahl der Delegirten verblieb dann in Aschaffenburg, um an einer weiteren Konferenz theilzunehmen, in welcher der von Frasser vorgelegte neue Entwurf einer Polizeiverordnung für den kana

Bremen, 27. September. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Dampfer „Dresden“, v. Baltimore kommend, 26. Sept. Eastbourne passiert. „Fulda“, 26. Sept. 1 Nachm. v. Neapel in Gibraltar angek. und 8. Abds. Reise n. New York fortges. „Werra“ 26. Sept. 11 Vorm. v. New York in Gibraltar angek. und 3 Nachm. Reise n. Neapel fortges. „Prinz Heinrich“ 27. Sept. v. Ost⸗Asien in Bremerhaven angek. „Sachsen“, n. Ost⸗Asien best., 26. Sept. in Suez angek. „Friedrich der Große“ 26. Sept. Reise v. Southampton n. Australien fortges. „Bar⸗ barossa“, n. New York best., 26. Sept. Scilly passiert.

28. September (W. T. B.) Dampfer „Trave“, v. New York kommend, 27. Sept. 1 Nm. Secilly passiert. „Dresden“, v. Baltimore kommend, 26. Sept. 5 Nm. Dover passiert. „Mainz“, von Brasilien kommend, 27. Sept. 10 Vm. Dover passiert.

London, 27. September. (W. T. B.) Union⸗Linie. Dampfer „Briton“ auf der Ausreise heute in Kapstadt angekommen.

Rotterdam, 27. September. (W. T. B.) Holland⸗Amerika⸗ Linie. Dampfer „Amsterdam“, von New York nach Amsterdam, ist heute Vormittag in Amsterdam angekommen

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Belle⸗Alliance⸗Theater.

Das Belle⸗Alliance⸗Theater, das trotz seiner kleinen Bühne und seiner bescheidenen Mittel unter Direktor Droescher’'s Leitung ein durchaus ernst zu nehmendes Kunstinstitut geworden ist, hat wiederum den kühnen Versuch unternommen, ein literarisches Werk, das, wie Ibsen's im vfrgangegen Jahre aufgeführtes Schauspiel „Kaiser und Galiläer“, für die Darstellung ungeeignet schien, für die Bühne zu retten. Diesmal galt der Versuch Christian Dietrich Grabbe'’s Schauspiel „Napoleon, oder die hundert Tage“. Das Werk ging gestern vor einem zahlreichen Publikum, das sich großentheils aus Mitgliedern der hiesigen Schriftsteller⸗ und Kunftwelt zusammensetzte, in einer

isierten Main zur

Bearbeitung von O. G. Flüggen zum überhaupt ersten Mal in

Berlin in Scene und errang einen vollen Erfolg. Dem Bearbeiter kann freilich der Vorwurf nicht erspart werden, daß er wenig pietätvoll an seine Aufgabe ging. Er hat von der Grabbe'’schen Dichtung fast keinen Stein auf dem andern gelassen; er schlug die Form in Stücke, um sie mit Kürzungen einerseits und eigenen Zu⸗ thaten andererseits völlig umgestaltet erstehen zu lassen, er verlegte Scenen nach Elba, die in Paris spielten, er ließ bühnenwirksame Figuren, wie z. B. Carnot, gänzlich verschwinden, er modelte die Gestalten der Hortense und des Fouché völlig um und schob Scenen eigener Erfindung ein, wie z B. einen Kriegsrath, die nie und nimmer in der Grabbe'schen Dichtung zu finden sind. Es muß aber dennoch rückhaltslos anerkannt werden, daß es dem Bearbeiter gelungen ist, im Rahmen von sechs Bühnenbildern ein wirksames Stück zu schaffen, das von den blitzartig bizarren Einfällen des Originals, von seiner scharfen Charakteristik und von seinen überraschenden, fast epigrammatisch wirkenden Sentenzen immerhin genug enthält, um das Genie eines der eigen⸗ artigsten Dichter, welche die deutsche Literaturgeschichte aufzuweisen hat, klar erkennen zu lassen. Die Aufführung verdient, wenn man die schier unüberwindlich scheinenden Schwierigkeiten bedenkt, welche die kleinen räumlichen Verhältnisse der Bühne und die geringe Zahl der zur Verfügung stehenden künstlerischen Kräfte (das Personenver⸗ zeichniß weist etwa sechzig Namen auf) bedingen mußten, unein⸗ geschränkte Anerkennung. In erster Linie ist Herr Kober zu nennen, welcher als Gast den Napoleon darstellte. Bei charakteristischer Erscheinung und Sprechweise stellte er des Imperators äußerst glaubhaft dar; nur

schoß sein Streben, die Rücksichtslosigkeit des Genies und die Un manierlichkeit des Parvenus auf dem Thron hervorzukehren, etwa 8 über das Ziel hinaus. Neben ihm ist Herr Georg Droescher in der Rolle des Fouché, noch mehr aber als Regisseur des Ganzen zu loben Vortreffliches leisteten ferner die Herren L'Allemand, Pauly, Grun wald, Tenhaeff, Wedlich und Andere. Die beiden weibliche Hauptrollen waren bei den Damen Horneck (Herzogin vo Angouléme) „und Ilka Grüning (Hortense Eugénie) i den besten Händen. Namentlich bekundete die Letztgenannte, welche früher als Anfängerin dem Schiller⸗Theater angehörte, höchst er⸗ freuliche künstlerische Fortschritte und errang bei offener Scene lebhaften Beifall. Die Aufführung erzielte, wie schon erwähnt, eine vollen Erfolg. Das Publikum rief die Direktor Droescher mehrmals nach den Aktschlüssen auf die Bühne

zurück.

Im Königlichen Opernhause findet morgen eine Auffüh⸗ rung von Verdi's Oper „Ein Maskenball“ in folgender Besetzung statt: Graf Richard: Herr Sommer; René: Herr Bulß; Amelia

Fräulein Reinl; Ulrica: Frau Schumann⸗Heink; Page Oscar: Fräu⸗ lein Dietrich Hierauf folagt das Ballet „Slavische Brautwerbung“.

Im Königlichen Schauspielbause werden morgen die Lustspiele „Die Komödie der Irrungen“ von Shakespeare (unter Mitwirkung der Damen von Hochenburger, Lindner, von Mayburg und der Herren Matkowsky, Purschian, Hartmann, Vollmer, Keßler und Oberlaender) und „Der eingebildete Kranke“ von Molloͤre (mit Herrn Vollmer und Frau Conrad in den Hauptrohten) gegeben.

Die Meininger Hof⸗Kapelle wird unter der Leitung des General⸗Musikdirektors Fritz Steinbach in ihren vier Orchester⸗ Konzerten in der Philharmonie (am 27., 28, 31. Oktober und 4. November) u. a. folgende Werke zur Aufführung bringen: die Symphonien in C-moll und F-dur und die Ouverture „Zur Weihe des Hauses“ von Beethoven; das Doppel⸗Konzert für Violine und Bratsche und das Flöten⸗Konzert von Mozart; ein Konzert für 24 Bratschen und 8 Gamben von Bach; die Variationen über den Choral St. Antoine und die erste Symphonie (C-moll) sowie das Klavier⸗Konzert in B-dur von Brahms; die „Faust“⸗Ouverture, die „Tannhäuser“⸗Ouverture und das Vorspiel zu den „Meistersingern“ von Richard Wagner; die symphonische Dichtung „Francesca da Rimini“ von Tschaikowski; die neue Symphonie in

B-dur von W. Berger (die bei der Tonkünstler⸗Versammlung in Die Namen der Solisten werden noch

Mainz großen Erfolg hatte). bekannt gegeben. .“

Mannigfaltiges.

Zwei Ballon⸗Fahrten zu wissenschaftlichen Zwecken

In der vorgestrigen Versammlung des „Deutschen Vereins zur Förderung der Luftschiffahrt“ berichteten die Herren Berson und Dr. Süring über die gleichzeitigen Hochfahrten, welche sie am Nachmittage des 15. September, Berson von London⸗Sydenham, Dr. Süring von Berlin aus, unternommen hatten. In London stand ein mit Wasserstoffgas gefüllter Ballon von etwa 1600 cbm Inhalt, in Berlin einer der zu Sportzwecken angeschafften Ballons des Vereins, mir Leuchtgas gefüllt, zur Verfügung. Erreicht wurde in London die Höhe von 8320 m, der Abstieg erfolgte nach 2 ¾1stündiger Fahrt nur etwa 30 Em östlich von Sydenham bei Upminster, während der Ber⸗ liner Ballon, der um 11 Uhr aufgestiegen, bis zu der für einen mit Leuchtgas gefüllten Ballon unerhörten Höhe von 6200 m gelangte und nach 5 -stündiger Fahrt, 310 km vom Orte des Aufstiegs entfernt, in der Nähe des Königgrätzer Schlachtfeldes zur Erde kam. Der Zweck dieser absichtlich gleichzeitig vorgenommenen Hochfahrten war ein mehrfacher. Zunächst galt es, eine Lücke in den bisherigen Erfah⸗ rungen auszufüllen: es war bis dahin noch keine Fahrt in große Höhen bei hoher Temperatur gemacht worden und deshalb von Interesse, zu wissen, ob die Wärme⸗Abnahme nach oben denselben Regeln unter⸗ liege wie bei niederen Temperaturen. Ferner bestanden noch unauf⸗ geklärte Verschiedenheiten zwischen den von James Glaisher bei seiner berühmten Hochfahrt vom 5. September 1862 beobachteten Tempera⸗ turen in den großen Höhen und den diesseitigen Beobachtungen: Ver⸗ schiedenheiten, welche in Ungenauigkeiten der Beobachtung, Unzu⸗ verlässigkeit der früher angewandten Instrumente oder auch in den Einflüssen des temperierten Ozeans auf die Luftzustände über den britischen Inseln liegen konnten. Die erstere Erklärun erschien als die wahrscheinlichere, sie ist durch die beiden jüngsten Hochfahrten als die unzweifelhaft richtige erwiesen worden. Es haben sich zwischen England und Deutschland nur solche Verschiedenheiten herausgestellt, wie sie durch die zufälligen Witterungsverschiedenheiten an der Erdoberfläche bedinat waren. Während in England wolkenloser Himmel bei + 26 Grad C. herrschte, bestand in Berlin geschlossene Bewölkung bei +† 17 bis 19 Grad C. Es war daher, entsprechend der theoretisch ermittelten Temperaturabnahme von 0,6 bis 1 Grad auf jede 100 m Erhebung, nur der Voraussicht entsprechend, daß sich die 0 Grad Isotherme über Berlin niedriger, nämlich schon bei 3900, über London bei 4300 m. 89 in beiden Fällen in ganz außergewöhnlich großer Höhe, da sie onst über Berlin bei 2500 bis 2600 m Erhebung liegt. In größeren Höhen näherten sich die Temperaturen über Berlin und London immer mehr, bis sie auf der größten von Dr. Süring erreichten Höhe von 6200 m mit 13,8 Grad C. völlig stbereinstimmten. Berson beobachtete bei 8320 m dann noch die Minimal⸗Temperatur von 34 Grad bei einem Barometerstand von 241 mm. Diese Beobachtungen beant⸗ worten zugleich die erste der aufgeworfenen Fragen in dem Sinne, daß auch bei sehr hohen Temperaturen an der Erdoberfläche die Luft⸗ zustände der höheren Luftschichten nicht anders beeinflußt werden als bei anderen Temperaturen und daß, je höher hinauf, diese Einflüsse immer verschwindender werden und allmählich zu Gunsten eines gänz⸗ lich unbeeinflußten, steto gleichen Klimas ganz aufhören. Da über⸗ einstimmend die Temperaturen in den großen Höhen 12, 15, 18 Grad kälter gefunden wurden als die von Glaisher und Tissandier f. Z. beobachteten, so können letztere nur auf Messungsfehlern beruht haben.

Soweit die hochinteressanten und bedeutsamen wissenschafttichen Ergebnisse der beiden Hochfahrten. Was die kühnen Luftschiffer im weiteren von ihren Erlebnissen berichteten, war aber nicht minder interessant. Der von Berson benutzte Ballon war ihm von dem auch in Berlin durch seinen Aufstieg mit dem Ballon „Majestic“ wohl⸗ bekannten Mr. Alexander, einem der eifrigsten und uneigen⸗

Hauptdarsteller und den

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