Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht: der verwittweten Kaufmann Flora Goldschmidt geb. Rotter, der verwittweten Kaufmann Clara oldschmidt leb. Skutsch und dem Kaufmann Rudolf Goldschmidt, itinhabern der Firma „Franz Tellmann“ zu Breslau, das Prädikat als Königliche Hoflieferanten, sowie dem Schornsteinfegermeister Karl Meier zu Wiesbaden as Prädikat eines Königlichen Hof⸗Schornsteinfege ters u verleihen. 8
Ministerium der öffentlichen Arbeiten.
Der Allgemeinen Deutschen Kleinbahngesellschaft
n Berlin c die Erlaubniß zur Vornahme allgemeiner Vor⸗ rbeiten für eine vollspurige Nebeneisenbahn von Groß⸗Almerode nach Witzenhausen oder Eichenberg rtheilt worden.
Zustiz⸗Ministerium.
Versetzt sind: der Landgerichts⸗Rath von Winckler in Altona als Amtsgerichts⸗Rath an das Amtsgericht in Fulda und der Amtsrichter Handtmann in Exin an das Ametsgericht in Gnesen.
Pe Landgerichts⸗Rath Schiefler in Hildesheim und dem Amtsgerichts⸗Nath Weyer in Greifswald ist die nach⸗ gesuchte Dienstentlassung mit Pension erthelt.
Der Landgerichts⸗Rath Dr. Schüler in Köslin ist infolge seiner Ernennung zum Regierungs⸗Rath aus dem Justizdienst
eschieden. 8 Notar Gustav Kauffmann in Berlin ist die nach⸗ gesuchte Entlassung aus dem Amt ertheilt. 1
Der Notar Goßmann in Genthin hat sein Amt nieder⸗ elegt. 8 8ee. 8 Koeber in Eberswalde ist der Wohnsitz in Kalau angewiesen worden. 1 3
In der Liste der Rechtsanwalte sind gelöscht: der Rechts⸗ anwalt Eisenmann bei dem Kammergericht, die Rechts⸗ anwalte Sorof und Henke bei dem Landgericht I in Berlin, der Rechtsanwalt Dr. Richard Bruck bei dem Land⸗
ericht in Frankfurt a. M., der Rechtsanwalt Lenz bei dem
Landgericht in Halle a. S., der Rechtsanwalt Koeber bei dem Amtsgericht in Eberswalde, der Rechtsanwalt Dr. Wiester bei dem Amtsgericht in Tarnowitz, der Nechts⸗ anwalt Henniges in Meiderich bei dem Amtsgericht in Ruhrort, der Rechtsanwalt Goßmann bei dem Amtsgericht in Genthin, der Rechtsanwalt Nowacki bei dem Amtsgericht in Schroda. .
In die Liste der Rechtsanwalte sind eingetragen: der Rechtsanwalt Werner aus Jarotschin, der Rechtsanwalt Goßmann aus Genthin, der Gerschts⸗Assessor Riesenfeld und der Gerichts⸗Assessor Wolffenberg bei dem Land⸗ ericht I in Berlln, der Rechtsanwalt Sorof aus Berlin ei dem Landgericht in Breslau, der Rechtsanwalt Dr. Wiester aus Tarnowitz bei dem Landgericht in Beuthen O.⸗Schl., der Rechtsanwalt Koeber aus Eberswalde bei dem Amtsgericht in Kalau, der Gerichts⸗Assessor Dr. Auerbach bei dem Amtsgericht II in Berlin mit dem Wohnsitz in Schöneberg, der Gerichts⸗Assessor Steinbock bei dem Amts⸗
8
gericht in Fürstenberg a. O. 8 8 8 8 s 8
“ Die von heute ab zur Ausgabe gelangende Nummer 35 der „Gesetz⸗Sammlung“ enthält unter — Nr. 10 035 die Urkunde, betreffend die Stiftung der Rothen Kreuz⸗Medaille, vom 1. Oktober 1898; und unter Nr. 10 036 die Verfügung des Justiz⸗Ministers, betreffend die Anlegung des Grundbuchs für einen Theil der Bezirke der Amtsgerichte Sankt Vith, Adenau, Bitburg, Daun, Hilles⸗ heim, Waxweiler und Wittlich, vom 6. Oktober 1898.
Berlin W., den 22. Oktober 1898. Königliches Gesetz⸗Sammlungsamt. Weberstedt.
Die Personal⸗Veränderungen in der Armee he⸗ finden sich in der Ersten Beilage.
u““ Nichtamtliches. Deutsches Reich.
Ueber die gestrige Feier des Selamlik in Konstantinopel und die Truppen⸗Revue zu Ehren Ihrer Majestäten des Kaisers und der Kaiserin wird dem „W. T. B.“
berichtet: Zu dem gestrigen Selamlik hatten sich in den Straßen von YNildiz und der Umgebung viele Tausende von Zu⸗ chauern eingefunden. Bei herrlichem Wetter boten die Auf⸗ fahrt durch die von türkischen Frauen besetzten Straßen, die mit Musik marschierenden Truppen, die unzähligen Wagen, die vielen glänzenden Uniformen ein prachtvolles Bild. In dem Pavillon und auf der 58 gegenüber der Hamidie⸗Moschee wohnten EeceicFe Militär⸗Attachés in Uniform, die Marine⸗ Offiziere, die deutsche Kolonie und un ählige Einheimische und Fremde dem glänzenden Schauspiel bei. Einige Minuten nach 12 Uhr erschienen Seine Majestät der Kaiser und Ihre Majestät die Kaiserin in dem der Hamidie⸗ Moschee schrä ge Pavillon. Der Kaiser trug die Paradeuniform des 1. Garde⸗Regiments z. F. und hatte außer Seinen türkischen Orden den Schwarzen Adler⸗Orden angelegt. Das Gefolge hatte theils in der Nähe der Majestäten, theils auf einer angrenzenden Terasse Aufstellung genommen. Wiederholt traten Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin an das Fenster, um die Aussicht auf das Meer und das farbenpraͤchtige Bild zu bewundern, welches die mit Tausenden von Soldaten und einer unzähligen Menge übersäte Nildiz⸗ höhe bot. Um 12 ³ Uhr traf Seine Majestät der Sultan in dem avillon ein, und in demselben Augenblick wurden auf dem
avillon die deutsche und die türkische Standarte gehißt. Von
Zur Zusammenfassung und Ergänzung
dem Pavillon aus begab sich der Sultan, welcher Marschall uniform trug, mit Ghazi Osman Pascha unter besonderem Gepränge zur Moschee.
Nach der Zeremonie in der Moschee marschierten die Truppen nach dem neben dem Nildiz⸗Kiosk gelegenen Exerzierplatz. Der etwa 1500 Schritt breite und ebenso lange Platz war mit Truppen umsäumt, hinter denen sich eine vieltausendköpfige Menge drängte. Bei dem Pavillon, von dem aus der Vorbeimarsch abgenommen wurde, waren zwei Tribünen für die Gäste zum Selamlik reserviert. Die Militär⸗Attachés, deutsche Marine⸗Offiziere, türkische und deutsche Infanterie⸗Offiziere hatten vor den Tribünen Aufstellung genommen. Der eine Theil der Truppen formierte sich auf der dem Pavillon gegenüber⸗ liegenden Seite des Exerzierplatzes in Linie. Kurz vor 1 ½ Uhr erschienen Ihre Kaiserlichen Majestäten und Seine Majestät der Sultan auf dem Exerzierplatz und nahmen alsbald in dem Pavillon Platz. In der Mitte des Platzes nahm sodann der Marschall Scheokat Pascha, als Kommandant der kombinierten Parade⸗Division, Aufstellung, mit ihm Marschall Fuad Eddin, als Divisions⸗Kommandant, sowie drei Generale und Stabsofsiziere, die in Deutschland gedient haben und jetzt als Instrukteure an der Militärschule fungieren. Der Vorbeimarsch aller Truppengattungen er⸗ folgte im Schritt. Die Gesammtzahl der ausgerückten Truppen betrug etwa 5500 Mann. Um 2 ¼ Uhr war, der Vorbeimarsch beendet. Trotz der beschränkten Lokalverhältnisse für den Anmarsch und Abmarsch so⸗ wie der für den Vorbeimarsch ungünstigen Unebenheit des Terrains erfolgte dieser ziemlich flott und ohne irgend welchen Zwischenfall, was Seiner Majestät dem Kaiser wiederholt Anlaß gab, Seine Befriedigung auszudrücken. Nach Beendigung der Parade gratulierte der Kaiser dem Sultan in herzlichster Weise zu seinen Truppen. Inzwischen überfluthete die tausendköpfige Menschenmenge, das Spalier durchbrechend, den ganzen Exerzierplatz und bereitete den Deutschen Majestäten und dem Sultan unter Tschok⸗ Jascha⸗Rufen und Händeklatschen eine stürmische Ovation, für welche Ihre Majestäten freudigst bewegt dankten. Seine Majestät der Kaiser verlieh nach der Parade zahlreichen Militärs Auszeichnungen. 18
Am Vormittag hatten Sich Ihre Maäjestäten der Kaiser und die Kaiserin zu Wasser nach Stambul zur Besichtigung der
Hagia Sophia begeben. Allerhöchstdieselben wurden auf dem Wege 1
dorthin von der zusammengeströmten Menge jubelnd begrüßt und in der Moschee von einer zahlreichen Geistlichkeit ehrfurchtsvoll empfangen. Zur Führung war der Botschafts⸗Dragoman von Eckardt befohlen. Ihre Majestäten verweilten längere Zeit in der Hagia Sophia, sodaß der geplante Museumsbefuch auf⸗ geschoben werden mußte.
Ihre Majestät die Kaiserin begab Sich Nachmittags um 4 Uhr nach der deutschen Botschaft, wo einige Handlungshäuser unter Aufsicht des Dragomans von Eckardt im Gartensalon eine Ausstellung auserwählter prachtvoller Erzeugnisse der türkischen Textil⸗, Stickerei⸗ und Zierwaaren⸗Industrie veran⸗ staltet hatten, und machte bedeutende Einkäufe. Später be⸗ suchte Ihre Majestät das deutsche Krankenhaus.
Der Besuch Ihrer Kaiserlichen Majestäten in Konstantinopel erregt bei der türkischen Bevölkerung bis in die höchsten Kreise stetig steigende “ und Befriedigung, was vielfache Kund⸗ gebungen beweisen. A“
der Angaben über einen anarchistischen Mordanschlag gegen die Kaiser⸗ lichen Majestäten theilt die „Norodeutsche Allgemeine Zeitung“ folgenden Auszug aus der Berichterstattung des Kaiser⸗ lichen Konsuls in Alexandrien mit:
„Nachdem die italienische Konsularbebörde in Alexandrien die Auf⸗ merksamkeit der dortigen Polizei auf das verdächtige Treiben einer größeren Anzahl dorthin gekommener Anarchisten gelenkt hatte, war ermittelt worden, daß diese Anarchisten eine Zusammen⸗ kunft in Kairo gehabt und beschlossen hatten, auf dem Mehemed Ali⸗Platz oder vor dem Abdin⸗Palais in Katro bei der Ankunft der Kaniserlichen Majestäten ein Bombenattentat gegen das Deutsche Herrscherpaar auszuführen. Nach dem Bekanntwerden der Aenderung des Kaiserlichen Reiseplans hielten dieselben Anarchisten am Morgen des 13. Oktober bei einem gewissen Ugo Parini in Alexan⸗ drien eine zweite Versammlung ab. In dieser wurde beschlossen, die inzwischen angefertigten Bomben, statt nach Kairo, nach Palästina zu schaffen, damit sie dort gegen die Kaiserlichen Majestäten verwendet werden könnten. Die Bomben sollten von einem aus Triest gebürtigen Italiener, der sich kürzlich auf dem nach Palästina bestimmten Dampfer der „Khedivial Steamship & Graving Dock Company“ als Kellner hatte in Dienst nehmen lassen, am 13. Oktober Abends an Bord dieses Dampfschiffes gebracht werden, und zwar von dem kleinen Weinschank aus, den Parini seit etwa zwei Jahren in dem Stadt⸗ viertel Moharrem Bey in Alexandrien hält.
Am 13. Oktober, Abends um 7 Uhr, begab sich der Leiter des italienischen Konsulats, Vize⸗Konsul Burdese, mit zwei Kawassen, denen sich der Polizei⸗Kommandant von Alexandrien, Harrington Bey, und der Polizei⸗Inspektor Treves mit einigen Polizisten angeschlossen hatten, nach dem Weinschank. Parini war Die Kiste mit den Bomben wurde bald aufgefunden. Parini gab auf Befragen an, er kenne den Inhalt nicht; ein ihm unbekannter Araber habe die Kiste bei ihm abgestellt und erklärt, sie in einigen Tagen wieder abholen zu wollen. Auf weiteres Drängen meinte Parini, es sei wohl Kognak in der Kiste, und griff nach einem Hammer. An der Au⸗führung der offenbaren Absicht, sich und alle Anwesenden zu vernichten, wurde er mit Gewalt verhindert. Nach feiner Festnahme erklärte er unter wilden Drohungen, er sei Anarchist. Er wurde in Gewahrsam gebracht und die Kiste in Beschlag genommen. Darauf schritt die Polizei in dee Nacht vom 13. zum 44. Oktober zur Verhaftung von acht Theilnehmein der in Kairo und Alexandrien abgehaltenen anarchistischen Zusammenkünfte. Es wurde noch festgestellt, daß der zur Ueverführung der Bomben von Alexandrien nach Jaffa bestimmte Italtener bei der Ankunft des Dampferz in Jaffa seinen Dienst an Bord verlassen sollte, um eine bereits für ihn erwirkte Stellung als Kellner im Hotel Bristol in Jaffa anzutreten. Die Kiste mit den Bomben sollte er in unauffälliger Weiser unter seinen Sachen mit an Land bringen und sie im Hotel Bristol für die zur Ausführung des Attentats in Jaffa eintreffenden Genossen bereit halten.
Am 14. Oktober Morgens wurde in Alexandrien im Beisein des Kaiserlichen Konsuls von Hartmann die bei Parint in Beschla ge⸗ nommene Kiste untersucht. Sie enthielt, sorgfältig in Sägespäne verpackt und durch Holzstäbe vor dem Zusammenprallen geschützt, zwei ganz gleiche Bomben. Es sind zwei etwa 25 cm hohe, runde, in der Mitte ausgebauchte Zylinder von 7 cm Durchmesser am Boden und 10 cm in der Mitte. Sie sind aus galvanisiertem Eisen hergestellt, zunächst mit Zinkdraht enz umsponnen, dann mit Papier und Bindfaden umwickelt. Der eine Boden hat in der Mitte eine Oeffnung, aus der eine starke Zündschnur hervorsieht. Jede der Bomben wiegt 2130 g. Ihr Inhalt besteht aus einer gelben Masse, die als Knallquecksilber festgestellt ist, im Gewicht von je 1050 und 26 Stück fertigen Revolverpatronen starken Kalibers. Dana
8
konnten die Bomben durch Entzündung und durch Schlag zur Er⸗ plosion . werden. Man nimmt an, daß jede Bombe im Fall der Explosion die Tödtung oder Verwundung der in einem Umkreise von etwa 50 m befindlichen Personen herheigeführt haben würde.“ Die gerichtliche Untersuchung wird von dem italienischen Konsulargericht in Alexandrien weitergeführt. 8
86 8
In der am 20. d. M. unter dem Vorsitz des Staats⸗ Ministers, Staatssekretärs des Innern Dr. Grafen von Posadowsky⸗Wehner abgehaltenen Plenarsitzung des Bundesraths wurde die Vorlage, betreffend die Statistik der Auswanderung, dem Ausschuß für Handel und Verkehr überwiesen. Außerdem wuͤrde über mehrere Ausschußanträge und Vorlagen in Zoll⸗ und Steuerangelegenheiten sowie über verschiedene Eingaben Beschluß gefaßt.
Heute hielten die vereinigten Ausschüsse des Bundes⸗ raths für Zoll⸗ und Steuerwesen und für Rechnungswesen sowie die vereinigen Ausschüsse für Zoll⸗ und Steuerwesen und für Handel und Verkehr Sitzungen.
8 —
Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Großherzoglich hessische Staats⸗Minister Rothe ist in Berlin angekommen.
Der hiesige Königlich niederländische Gesandte Jonkheer van Tets van Goudriaan ist vom Urlaub nach Berlin zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Gesandtschaft wieder übernommen.
In der Ersten und Zweiten Beilage zur heutigen Nummer des „Reichs⸗ und Staats⸗Anzeigers“ wird die vom Reichs⸗ Eisenbahnamt aufgestellte tabellarische Uebersicht der Be⸗ triebs⸗Ergebnisse deutscher Eisenbahnen für den Monat September d. J. veröffentlicht, auf welche am Donnerstag an dieser Stelle auszüglich hingewiesen worden ist.
SDesterreich⸗Ungarn.
Der Kaiser empfing gestern den österreichisch⸗ungarischen Botschafter in St. Petersburg, Prinzen von und zu Liech⸗ tenstein, in besonderer Audienz.
Der russische Minister des Auswärtigen Graf Murawjew ist gestern Abend in Wien eingetroffen. Der vabi c ot⸗ schafter Graf Kapnist und der österreichisch⸗ungarische Bot⸗ schafter in St. Petersburg Prinz von und zu Liechten⸗ stein waren zum Empfange am Bahnhof anwesend. Graf Murawjew begab sich in das russische Botschaftshotel, wo der⸗ selbe Absteigequartier genommen hat.
Unter großem Trauergepränge und in Anmwesenheit sämmtlicher Minister, zahlreicher dewte geistlicher und militärischer Würdenträger sowie Deputationen aller Städte und Komitate wurden gestern in Budapest die sterblichen Ueberreste des im Jahre 1196 gestorbenen Arpaden⸗Königs Bela III. und seiner Gemahlin Anna von Antiochien in der Krönungslirche beigesetzt. Die Trauerzeremonie vollzog der Kardinal Fürst⸗Primas Vasary. 8
8 88 88 8” 8 1.1“
“ Großbritannien und Irland. Der Präsident
8 des Lokalverwaltungsamts Chaplin hielt gestern in Seaford (Lincolnshire) eine Rede, in welcher er, wie „W. T. B.“ berichtet, sagte: Es sei unmöglich, daß England die Früchte des Sieges im Sudan Anderen ausliefere. „Wir beanspruchen für Egypten und England“, so führte der Minister aus, „die Kontrole des Wa serweges des Nil⸗ thales und der vom Khalifen usurpierten Provinzen. Von dieser Stellung können wir unmöglich zurückgehen. Aber es ist auch unsere Pflicht, alle möglichen Anstrengungen zu machen, um eine Beleidigung zu vermeiden und den Frieden aufrecht zu er⸗ halten, wie auch das Wohlwollen einer gessen und befreundeten Nation.“ Im weiteren Verlaufe der Rede bezeichnete der Minister die Beziehungen zu Deutschland als von der freundschaftlichsten Art. Schließlich vertheidigte der Redner die Politik der Regierung in China, wobei er sagte: „Wir hätten der Erwerbung Port Arthurs und Talienwans durch Rußland Widerstand leisten und diese Plätze selbst nehmen können, aber nur auf die ernstliche Gefahr eines Krieges oder die Drohung eines Krieges mit Rußland hin.“ ie das „Reuter'sche Bureau“ meldet, herrscht in den Werften von Portsmouth keine außergewöhnlich lebhafte Thätigkeit; der Arbeitsbetrieb ist der normale. Gestern ist daselbst der Befehl eingegangen, keine Schiffsreparaturen zu beginnen, die nicht innerhalb 48 Stunden ausgeführt werd konnen.. 8 “ 8 Frrrankreich. Der Minister des Aeußern Delcassé empfing in der Nacht zum Freitag telegraphisch aus Kairo den Bericht des Majors Marchand. Derselbe ist, wie das „Reuter'sche Bureau“ meldet, nur eine Kopie desjenigen, Marchand bereits über Abessynien und das gebiet expediert hatte. den ersten Tagen des September und bietet eine Dar⸗ stellung der Expedition und der Ereignisse auf dem Marsche. Es wird eine genaue Wegebeschreibung gegeben und alle be⸗ setzten Punkte werden aufgezählt mit Angabe ihrer geographischen Lage sowie der Art, wie die Occupation durch Aufstellung von Masten mit der öcengge shne⸗ und durch Errichtung von
Kongo⸗
Posten zur Vertheidigung der Fahne vollzogen wurde. Marchand
zählt ferner die mit verschiedenen Stämmen abgeschlossenen Verträge auf und beschreibt schließlich den Zusammenstoß mit
den Derwischen. Ueber die Begegnung Marchand's mit Lord
Kitchener enthält der Bericht nichts.
8 Rußland. v1114“ “ Der Kaiser ist, wie „W. T. B.“ meldet, gestern Kopenhagen wieder in Livadia eingetroffen. E
6 Italien. 111“ Die Herzogin von Aosta ist, wie „W. T. B.“ aus Turin meldet, entbunden worden.
Wie der „Politischen Korrespondenz“ aus Rom gemeldet 8 wird, soll die Konferenz zur Berathung von Maß⸗
nahmen gegen die Anarchisten sich mit folgenden
Hauptfragen beschäftigen: 1) Strafrechtliche
holz feierte hierauf die deutsche
welchen
Der Bericht erstreckt sich bis zu
n der vergangenen Nacht von einem Prinzen
efinition
des Anarchismus. 2) Maßregeln gegen die anarchistische Presse. 3) Auslieferung der Anarchisten. 4) Qualifikation anarchistischer Verbrechen als Verbrechen. 5) Orga⸗ nisation des Polizeidienstes behufs Erleichterung des gegen⸗ seitigen Austausches von Mittheilungen, betreffend die Anarchisten.
Der Bischof von Osnabrück Dr. Höting ist auf seiner
Reise nach Rom plötzlich in Venedig gestorben. Schweiz. Der Bundesrath hat, wie „W. T. B.“ meldet, eine weitere Anzahl von Anarchisten ausgewiesen.
Spanien.
Der General⸗Kapitän von Madrid hat, wie dem „W. T. B.“ berichtet wird, das Erscheinen des Blattes „Nacional“ untersagt, weil es sich nicht der militärischen Zensur unterworfen hat. Figueroa, der Direktor des „Nacional“, wurde, obgleich er Deputirter ist, verhaftet und ins Gefängniß überführt, Abends jedoch wieder in Freiheit gesetzt. Unter den Ministern entstanden Meinungsverschiedenheiten üͤber diese Frage, infolge deren der Handels⸗Minister Gamazo seine Entlassung nahm. Der Minister⸗Präsident Sagasta wird intertmistisch das Handels⸗Ministerium über⸗ nehmen. — Figueroa wird bei dem obersten Gerichtshof Klage gegen den General⸗Kapitän erheben, der die Un⸗ verletzlichkeit des Deputirten nicht geachtet habe. Die Mitglieder der Minoritäten der Deputirtenkammer traten unter dem Vorsitz Salmeron's zu einer Besprechung zusam men.
Der Präfekt von Cadix hat seine Entlassung eingereicht.
Türkei. 8 deutsche Kolonie
Die in Konstantinopel ver⸗ anstaltete, wie „W. T. B.“ berichtet, am Donnerstag Abend in den Räumen der „Teutonia“ in Pera zu Ehren des deutschen Geschwaders einen großen Festkommers, an welchem fast sämmtliche deutschen Marineoffiziere theil⸗ nahmen. Der Baurath von Kapp führte den Vorsitz und eröffnete die Feier mit einem Hoch auf Seine Mafestät den Sultan. Sodann brachte derselbe einen mit großer Begeisterung aufgenommene Toast auf Seine Majestät den Deutschen Kaiser aus. Der Bahndirektor Gros⸗ Marine, deren Aufgabe im Frieden es sei, die Deutschen im Auslande zu schützen und u fördern. Der Kommandant der „Hertha“, Korvetten⸗ Kapitän von Usedom, betonte dankend, wie sehr die Marine ich dieser Aufgabe bewußt sei, und sprach den Wunsch aus, daß bei allen Deutschen im Auslande ein so lebendiger Sinn u finden sein möchte, wie bei denen Konstantinopels.
Gestern fand zu Ehren der Kommandanten und Offiziere der deutschen Kriegsschiffe im Marine⸗Ministerium ein Bankett statt.
Die Pforte hat gestern offiziell die Kollektivnote der vier Botschafter durch rückhaltlose Annahme der Be⸗ dingungen beantwortet und der Hoffnung Ausdruck ge⸗ geben, daß die Souveränetät der Tüͤrkei respektiert und die Mohamedaner geschützt werden würden.
Aus Kreta berichtet das Wiener „Telegr.⸗Korresp.⸗
Bureau“, daß der türkische Kordon bei Rethymon und 1 durch russische und britische Truppen ersetzt werde. 2 Dänemark. Die Kaiserin⸗Wittwe von Rußland gedenkt, wie „W. T. B.“ aus Kopenhagen erfährt, übermorgen Nachmittag in Begleitung der Großfürstin Olga von dort über Libau nach dem Kaukasus abzureisen.
Amerika. Der „Times“ wird aus Buenos Aires gemeldet, daß
der argentinische Gesandte in Santiago de Chile um seine Entlassung eingekommen sei. 8 8
. Asien.
Einem in Yokohama eingetroffenen Telegramm aus Söul fafalgs hat, wie das „Reuter'sche Bureau“ berichtet, das ge⸗ ammte koreanische Ministerium seine Entlassung einge⸗ reicht, weil seine Weigerung, die Zustimmung zu einer Denk⸗ schrift zu Gunsten der Errichtung eines Parlaments zu geben, den Unwillen der Politiker hervorgerufen hatte.
Afrika.
Der Hauptmann Baratier ist, dem „W. T. B.“ zufolge, auf einem Dampfer der „Messageries maritimes“ von Alexandrien abgereist und wird am naäͤchsten Donnersta in Paris eintreffen. Der Sirdar Lord Kitchener hat si auf demselben Schiffe nach London begeben.
In Kairo ist die Nachricht eingegangen, daß ein Trans⸗ hc rt, welcher unter Deckung von acht Soldaten den Monats⸗ old nach Khedaref bringen sollte, unterwegs von den Der⸗ wischen abgeschnitten worden sei. Sämmtliche Begleit⸗ mannschaften seien getödtet worden. — Den Egyptern be⸗ freundete Stämme haben in “ und in dem Gebiet zwischen dem Weißen und dem Blauen Nil 600 Derwische und schwarze Soldaten, 500 Bagaras und 2000 Weiber ge⸗ fangen genommen und nach Khartum gebracht.
Aus Pretoria erfährt das „Reuter'sche Bureau“, daß der General Joubert „vorgestern an den Häuptling der
agatos, dessen Leute noch immer unbotmä zig sind, ein Ultimatum gesandt und weiltere 3000 Burghers zu den Waffen gerufen habe. Nach den letzten in Pretoria eingegangenen Nachrichten haben die Aufständischen das Lager der Boeren angegriffen. — Nach einer Meldung der Londoner „Daily aus Kapstadt vom gestrigen Tage wurden die Magatos geschlagen.
6 Statistik und Volkswirthschaft.
Zur Arbeiterbewegung.
Hier in Berlin hat, der „Voss. Ztg.“ zufolge, der Verband der Berliner Goldleistenfabrikanten seinen Arbeitern auf neue Accordarbeiten eine Tariferhöhung von 15 bis 20 v. H. bewilligt. Damit sind auch die letzten Streitpunkte zwischen den ausständig beuesegen Vergoldern und ihren Arbeitgebern beseitigt. (Vgl. Nr. 246
O Aus Steyr meldet „W. T. B.“: Der Theilausstand in der esterreichischen Waffenfabrik dauert fort. Ungefähr 600 rbeiter haben die Arbeit eingestellt; 6 haben sie am Donnerstag eder aufgenommen.
Aus Paris wird der „Köln. Ztg.“ geschrieben, 9 ein allge⸗ meiner Ausstand der Pariser Wäscherinnen und Pl tterinnen
n Aussicht stehe. In mehreren Parifer Waschhaͤusern ist die Arbeit
ergelegt, und die Veranstalterinnen des Ausstandes hoffen,
daß die andern nicht zurüͤckbleiben. Der ersten Versammlung auf der lace Monge unter freiem Himmel machte ein Platzregen ein jähes nde. Näheres wird man aus den Verhandlungen in der Arbeiter⸗ n Lievin (Depart. Pas de Calais aben 600 . arbeiter die Arbeit eingestellt. 21 Aus Antwerpen wird dem „W. T. B.“ gemeldet: Die hiesige Vereinigung der Schriftsetzer und Drucher bat wegen Lohnstreits einen allgemeinen Ausstand beschlossen. Außer dem „Handelsblad“, der „Gazet van Antwerpen“ und dem Blatte „L'Escaut“ sollte gestern Abend keine Antwerpener Zeitung erscheinen können.
1“ Bauwesen.
In dem ausgeschriebenen Wettbewerb um Pläne für neue Kai⸗ und Hafenanlagen in Christiania ist, wie das „Centralbl. d. Bauverw.“ mittheilt, der erste Preis den Ingenieuren C. O. Gleim in Hamburg und Eyde in Christiania, der zweite Preis den Bauräthen FesSstagt und Contag in Berlin und der dritte Preis dem Ingenieur
. O. Pedersen in Kopenhagen zuerkannt worden.
Land⸗ und Forstwirthschaft.
Saatenstand und Ernteschätzung in Preußen um die Mitte des Monats Oktober 1898.
Nach den im Königlichen Statistischen Bureau zusammengestellten Saatenstandsberichten und Ernteschätzungen für den Monat Sep⸗ tember d. J. sind die Ernteaussichten im Königreich Preußen folgende (Note 1; sehr gute, 2: gute, 3: mittlere [durch⸗ schnittliche), 4: geringe, 5: sehr geringe Ernte): Kartoffeln 27 (im September 2,8), Klee (auch Luzerne) 2,7 (im September 2,6). Der Stand der ungen Saaten ist: Winterweizen 2,9; Winterspelz 2,6; Winterroggen 2,9; Klee 2,8 (im September 2,6). Der Ernte⸗ ertrag auf Grund von Probedrüschen beträgt bei: Sommerroggen 906 (1897: 821); Winterweizen 1932 (1897: 1829); Sommerweizen 1718 (1897: 1560); Winterspelz 1295 (1897: 1227); Sommerspelz 1150; Sommergerste 1831 (1897: 1614) kg per Hektar.
b zuternd wird zu diesen Zeilen in der „Stat. Korr.“ Folgendes emerkt:
Auch in der verflossenen Berichtspveriode war das Wetter im anzen Staatsgebiete vorherrschend trocken; nur in den letzten Tagen nd hin und wieder, öfter in den westlichen Provinzen, leichte Regen⸗
fälle eingetreten, die aber zur genügenden Durchfeuchtung des durch wochen⸗ lange Dürre ausgetrockneten Bodens nicht hinreichten. Ohne Störung konnte daher die Ernte der Futterpflanzen meistens beendigt und das Aus⸗ nehmen der Hackfrüchte fortgesetzt werden. In den Provinzen Ost⸗ und Westpreußen, Brandenburg, Pommern und Posen sowie in einem Theil von Schlesien trat jedoch bereits in der Zeit zwischen dem 12. und 16. des Monats Oktober Frost ein, der weniger die jungen Saaten als die Hackfrüchte schädigte. In einer großen Zahl der ost⸗ und westpreußischen Berichtsbezirke sank das hermometer des Nachts sogar bis auf 6 Grad unter den Gefrierpunkt. Vereinzelt ist auch bereits Schnee gefallen. Während nach den Sevptember⸗ berichten der durch Maͤuse angerichtete Schaden sich hauptsächlich auf die Provinzen Westpreußen, Posen, Schlesien und Sachsen beschränkte, wird jetzt auch in den 2. Landestheilen darüber Klage geführt; doch sollen sich hier die Mäuse in geringerer Anzahl zeigen. Am schwersten werden durch diese Nager die Regierungs⸗ bezirke Bromberg, Breslau, Liegnitz und Merseburg heimgesucht, wo sie in solchen Mengen auftreten, daß sich der Schaden in den Klee⸗ feldern und jungen Saaten schon jetzt als ein bedeutender herausstellt.
Die Kartoffeln konnten zum größten Theil bei gutem Wetter eingeerntet werden; nur auf den Seee Besitzungen hat die Ernte wegen Mangels an genügenden Arbeitskräften, zum theil auch wegen dringender Bestellungsarbeiten, meist noch nicht zu führt werden können. Die wider Erwarten starken Nachtfröste haben im Osten, besonders in Ostpreußen, empfindlichen Schaden verursacht. Im allgemeinen haben die Kartoffeln auf schwerem Boden im Frühjahr durch Nässe, auf leichtem im Vorsommer durch Dürre gelitten. Aus dem zuletzt angeführten Grunde sind die Knollen in den betroffenen Gegenden klein geblieben. Die alten abgebauten Sorten haben meistens geringere Erträge geliefert und sich weniger widerstandsfähig erwiesen als neuere Arten, unter denen auch in diefem Jahre „Magnum bonum“ und „Athene“ namhaft gemacht werden. Die anhaltende Trockenheit der letzten Monate hat der Krankheit Einhalt gethan; der Antheil der erkrankten an der Gesammtmenge der geernteten Kartoffeln wird infolge dessen nur gering und jedenfalls bedeutend kleiner sein als in den beiden Vorjahren. Auch in diesem Monat wird der hohe Stärkegehalt der Kartoffeln mehrfach hervorgehoben. Fast durch⸗ gängig ungünstig lauten die Nachrichten aus der Provinz Ostpreußen und den Regierungsbezirken Stralsund, Aurich und Trier, während anderseits auch vielfach berichtet wird, daß sich beim Ausnehmen der Kartoffeln der Ertrag als ein besserer erwiesen habe, als erwartet wurde.
Der vorjährige Klee ist allgemein in guter Beschaffenheit geborgen worden. Wenn auch der zweite Schnitt geringer ausgefallen der erste, so geht er im Staatsdurchschnitt doch über eine Mittelernte hinaus.
Recht verschieden wird über den jungen Klee berichtet, der überall da, wo die Deckfrucht sich gelagert hatte, nur dünn bestanden ist und zudem durch Dürre gelitten hat. In anderen Berichtsbezirken wieder ist er so üppig gewachsen, daß bereits ein Schnitt gewonnen werden konnte. In den Regierungsbezirken Bromberg, Liegnitz und Merseburg haben die Mäuse ganze Felder kahl gefressen, weshalb theilweise Umackerungen vorgenommen werden mußten. Im Staats⸗ durchschnitt bleibt die Note hinter der im gleichen Monat des Vor⸗ jahres um fünf Zehntel zurück.
Die Bestellung der Aecker zur Wintersaat wie die Vorbereitung der Felder zur Frühjahrsbestellung, welche wegen der reichen Ernte der Halmfrüchte erst spät in Angriff genommen werden konnte, war infolge der anhaltenden Trockenheit eine ungemein schwierige und konnte auf schwerem Boden noch nicht zu Ende geführt werden. Vielerorts mußte ein Theil der Winterfelder zur Sommerung liegen bleiben. Daher haben auch in diesem Monat eine Anzahl von Berichterstattern für die jungen Saaten Angaben noch nicht machen können. Die auf⸗ gegangenen Saaten zeigen meist nur schwachen Stand. Der Winter⸗ weizen, welcher in den östlichen Provinzen rößtentheils bestellt ist, 189 in vielen Gegenden des Westens noch erst gesäet werden. Die Roggensaaten sind meist ungleich aufgelaufen und werden von Mäusen und Schnecken geschädigt.
Was die Ernteschätzung der bei der Oktoberermittelung in Betracht kommenden Halmfrüchte anbetrifft, so hat ein nicht unbedeutender Theil der Vertrauensmänner hierüber keine Angaben machen können, weil entweder wegen Mangels an Zeit und Arbeitskräften Erdruschergebnisse überhaupt noch nicht vorlagen, oder die gedroschene Menge so gering war, daß sich daraus ein einigermaßen sicheres Urtheil nicht bilden ließ. Für Sommerroggen lagen von 2488 bis zum 20. dieses Monats eingegangenen Berschten nur 588 Schä ungen vor, gegen 834 im gleichen Monate des Vorjahres. Der sir die einzelnen Feg erunas. bezirke nach den Angaben der Vertrauensmänner berechnete Dur schnitts⸗ ertrag war mit 1494 kg am hoͤchsten im Regierungsbezirke Hildesheim, mit 732 kg am niedrigsten im Regierungsbezirke Danzig. Beim Winterweizen wie beim Winterroggen hat der Körnerertrag nicht immer der reichen Strohernte entsprochen. Zu einem großen Theile hat die Ausbildung des Korns beim Winterweizen durch Lager gelitten; in manchen Gegenden wieder ist sie, beispielsweise in Ostpreußen, durch Rost und Brand beeinträchtigt worden. Als höchster Durchschnitt wurden 2659 kg für den Regierungsbezirk Merseburg, als niedrigster 1281 kg für Sigmaringen ermittelt. Der Ertrag übertrifft den des Vorjahres um 5,6, das Mätel aus den Jahren 1893 bis 1897 aber um 7,1 Hunderttheile. Der Mehrertrag des nur für die hohenzollernschen Lande in Betracht kommenden Winterspelzes beträgt gegen das Vorjahr 5,5 Hundert⸗ theile. Die Sommergerste ist fast ausnahmslos in tadelloser Be⸗ schaffenheit geborgen worden; nur da, wo die Frucht sich legte, ist das
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Ende ge⸗ eingetretenen
Korn flach geblieben. Die Erträge schwanken zwischen 2392 kg im Regierungsbezirk Merseburg und 1320 kg im Regierungsbezirk Münster. Im Staatsdurchschnitt geht der Ertrag über den vor⸗ jährigen um 13,4, über das Mittel der fünf vorangehenden Jahre aber um 9,2 Hunderttheile hinaus.
Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.
Der Ausbruch der Maul⸗ und Klauenseuche ist gemeldet vom Schlachthofe zu Dresden am 21. Oktober 1898. 1
—, Wien, 21. Oktober. (W. T. B.) Nach einer Meldung des Stadtphysikats ist der Assistent Dr. Müller, welcher den verstorbenen Laboratoriumsdiener Barisch und dessen beide Wärterinnen behandelte (pgl. Nrn. 249 u. 250 d. Bl.), ebenfalls von einem Unwohlsein befallen worden. — Die heutige „Wiener Abendpost“ berichtet: In dem Befinden der unter pestverdächtigen Erscheinungen erkrankten und in isolierter Pflege befindlichen Wärterin ist eine Verschlimmerung des sieberhaften Zustandes eingetreten, welche im Zusammenhang mit dem Ergebniß der vorläufigen mikro⸗ stopischen Untersuchung die schwerste Besorgniß veranlaßt. Auch bei dem, wie gemeldet, von einem Unwohlsein befallenen behandelnden Assistenz⸗Arzt Dr. Müller wurden am Nachmittag im Sputum Spuren von Pestbacillen festgestellt, weshalb ein anderer Arzt zur Uebernahme des Dienstes des Dr. Müller in das Isoliergebäude dirigiert wurde. Der Gesundheitszustand der zweiken isolierten Wärterin ist bisher ein befriedigender. Im allgemeinen Kranken⸗ haufe sind unter den ärztlicherseits überwachten Personen keine be⸗ denklichen Gesundheitsstörungen aufgetreten. Vormittags trat im Auftrage des Minister⸗Präsidenten die Sanitätskommission zu⸗ sammen und stellte auf das Genaueste in dem betreffenden Spital die Einzelheiten der Sanitätsmaßregeln fest, um ein Uebergreifen der In⸗ fektion wirksam zu bekämpfen. — Ein heute Abend über das Befinden des an der Pest erkrankten Dr. Müller und der Wärterin Pecha ausgege⸗ bener Krankheitsbericht lautet für den ersteren sehr ernst, für die letztere hoffnungslos; bei beiden wird erhöhtes Fieber und Blutumlauf fest⸗ gestellt. Beide wurden Abends mit den Sterbesakramenten versehen. Die zweite Wäͤrterin befindet sich vollkommen wohl; der vor⸗ sichtshalber isolierte Diener des allgemeinen Krankenhauses zeigt keine beunruhigenden Merkmale. Die Statthalterei setzte mit Ermächtigung des Ministertkums des Innern zum Zweck des einheitlichen Zusammenwirkens der berufenen Behörden ein aus Vertretern des Sanitätsdepartements, des Ministeriums des Innern, des niederösterreichischen Landesaus⸗ schusses, der Statthalterei, des Wiener Magistrats und der Polizei⸗ direktion zusammengesetztes, permanentes Comité im Rathhause ein, welches heute Abend zu einer ersten Sitzung zusammentrat und den ausführlichen Bericht des Landes⸗ anitäts⸗Inspektors über den festge⸗ stellten Thatbestand entgegennahm. Das Comité verfügte sofort die Ein⸗ setzung eines ärztlichen Permanenzdienstes im Rathhause. — Der Besuch sämmtlicher im Gebäude des pathologisch⸗anatomischen Insti⸗ tuts untergebrachten Hörsäle seitens der Studierenden ist vorläufig sistiert. Die Angehörigen des verstorbenen Laboratoriumsdieners Barisch sowie sämmtliche Diener des pathologisch⸗anatomischen werden isoltert und werden von amtlicher ärztlicher Seite ewacht.
— 22. Oktober. (W. T. B.) Hinter dem Epidemiespital wurden im Laufe der Nacht von etwa 100 Arbeitern bei Fackelbeleuchtung Baracken fertiggestellt. — Bis Mitternacht war der Zustand der Eübes Pest erkrankten Wärterin Pecha und des Dr. Muͤller unver⸗ ndert.
„Rom, 21. Oktober. (W. T. B.) Die Einfuhr von Rindern, Kühen, Schafen und Schweinen aus der Schweiz ist wegen der Maul⸗ und Klauenseuche verboten worden. Die Präfekten der Grenzprovinzen sind ermächtigt, die Einfuhr von Ochsen und Kühen aus der Schweiz, sofern es die der Alpenzüchtung sind, unter Beachtung gewisser Vorsichtsmaßregeln zu gestatten. 8
Verkehrs⸗Anstalten.
„Die Zeitungen wußten in diesen Tagen unter Mittheilung von Einzelheiten zu berichten, daß nach dem Abschluß vorangegangener lang⸗ wieriger Verhandlungen nunmehr die Einrichtung eines telephonischen Dienstes Berlin — Brüssel — Paris gesichert wäre.
Wie wir zuverläfsig erfahren, ist an zuständiger Stelle von einer solchen Fernsprechlinie nichts bekannt. Sollte es aber zu einer un⸗ mittelbaren Fernsprechverbindung zwischen Berlin und Paris kommen, so würde sie sicher direkt und nicht mit dem Um⸗ wege über Belgien hergestellt werden.
Bremen, 21. Oktober. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Dampfer „Karlsruhe“ 20. Okt. v. New York n. Bremen abgeg. „Fulda“ 20. Okt. 6 Nm. Reise n. Genua fortges. „Stutt⸗
art“ 20. Okt. v. Fremantle n. Bremen abgeg. „Bremen“, n. ustralien best., 20. Okt. Antwerpen angek. „Kaiser Friedrich“, v. Bremen kommend, 19. Okt. 11 Vm. New York angekommen.
— 22. Oktober. (W. T. B.) Dampfer „Ellen Rickmers“ v. Galveston kommend, 21. Okt. 10 Vm. a. d. Weser angek „Crefeld“, mit Marinetransport von Ost⸗Asien kommend, 21. Okt. Vm. in Wilbhelmshaven angek. „Preußen“, v. Ost⸗Asien kommend, 21. Okt. 7 Mrgs. Hurst Castle passiert.
Hamburg, 21. Oktober (W. T. B.) Dampfer „Penn sylvania“, von Hamburg kommend, heute früh 6 Uhr in New YVork angekommen.
London, 21. Oktober. (W. T. B.) Castle⸗Linie. Dampfer „Tintagel Castle“ heute auf Ausreise von London abgegangen.
FTheater und Mufik.
Theater des Westens.
Herr Kammersänger Emil Goetze eröffnete gestern als Lyonel in c lotow's Oper „Martha“ ein Gastspiel, welches ein zahl⸗ reiches Publikum angelockt hatte. Was der Sänger in dieser seiner Lieblingspartie leistet, ist hier zu wohl bekannt, um einer neuen aus⸗ führlichen Würdigung zu bedürfen; sie bietet ihm vollauf Gelegen. heit, seine noch immer in ungeschwächter Kraft strahlende Stimme von der vortheilhaftesten Seite zu zeigen. Freilich für das Lyrische stehen Herrn Goetze nicht e die einschmeichelnden Laute zur Verfügung, die er dereinst besaß, au ist seine Intonation zuweilen Schwankungen unterworfen, welche sich früher nicht bemerk⸗ bar machten. Diese kleinen Störungen des Gesammteindrucks werden aber nur demjenigen auffallen, der den Sänger in seiner besten Zeit gehört hat. Was er heute bietet, ist, für sich allein betrachtet, doch noch weit mehr, als man es durchschnittlich bei Tenorsängern antreffen wird. Neben dem Gast ist in erster Linie wieder Frau Schuster⸗Wirth zu nennen, welche die Titelrolle gesanglich und darstellerisch mit künstle⸗ rischem Feingefühl wiedergab. Recht Anerkennenswerthes bot Fräulein Brackenhammer als Nancy, auch die Herren Dreßler Fwebh und Gillmann (Tristan) sind lobend zu erwähnen. Die Aufführung ver⸗ lief unter Kapellmeister Ruthardt's ehets Leitung glatt und gefällig. Das Publikum zeichnete den berühmten Gast durch zahlreiche Hervor⸗ rufe aus und spendete der ecr seeeie egh wohlverdienten Beifall.
onzerte.
Die Sing⸗Akademie führte gestern im ersten Abonnements⸗ Konzert das Oratorium „Judas Maccabäus“ von Händel auf. Der stark besetzte Chor war nach der längeren Ruhepause im Kon⸗ zertleben von besonderer Klangfrische. Namentlich erfreute die Fülle und Weichheit der Frauenchöre, welche in ihrem zweistimmigen Serghe⸗ „Seht, er kommt mit Sieg umringt“ an Zartheit kaum zu übertreffen waren. Grade diese durch ihre Volksthümlichkeit schwierig auszufüͤhrende Melodie gelang dieses Mal ganz vorzüglich. Von den Solisten überraschte Fraͤulein Meta Geyer durch den Glanz ihrer Stimme und die leicht hinfließende Koloratur in der Arie „Dann tönt der Laut⸗ und Harfe Klang“, während ihr voraufgehende Gesänge, in denen auszu⸗ haltende, getragene Töne oft ins Schwanken kamen, weniger gut geriethen.
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Die Alt⸗Arien trug Frau Geller⸗Molter mit der an ihr stets