1898 / 274 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 19 Nov 1898 18:00:01 GMT) scan diff

Bekanntmachung.

Nach Werscheift des Gesetzes vom 10. April 1872 (Gesetz⸗Samml.

S. 357) sind bekannt gemacht: 1

8 1) der Allerhöchste Erlaß vom 17. Juni 1898, betreffend die

Herabsetzung des Zinsfußes der von dem Kreise Lublinitz auf Grund es Allerhöchsten Privilegiums vom 2. Februar 1880 ausgegebenen nleihescheine auf 3 ½ %, durch das Amtsblatkt der Königlichen Regierung u Oppeln Nr. 27 S. 213, ausgegeben am 8. Juli 1898;

2) der Allerhöchste Erlaß vom 14. Juli 1898, betreffend die Verleihung des Enteignungsrechts an den Kreis Osterode zur Ent⸗ ziehung und zur dauernden Bej ränkung des zum Bau und Betrieb einer Kleinbahn von Osterode nach Kreiensen innerhalb des preußischen Staatsgebiets in Anspruch zu nehmenden Grundeigenthums, durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Hildesheim Nr. 40 S. 237, ausgegeben am 7. Oktober 1898; 1

3) der Allerhöchste Erlaß vom 8. August 1898, durch welchen eenehmigt worden ist, daß das der National⸗Hypotheken⸗Kredit⸗Gesell⸗ schaft zu Stettin unter dem 30. Oktober 1871 ertheilte Allerhöchste

rivilegium zur Ausgabe auf den Inhaber lautender Hypotheken⸗ fandbriefe auch bei den zum neu revidierten Statut vom 31. August 1896 beschlossenen Abänderungen bestehen bleibt, durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Stettin Nr. 44 S. 320, ausgegeben am 4. November 1898; 1

4) der Allerhöchste Erlaß vom 29. August 1898, betreffend die Genehmigung einer Abänderung des § 43 Abs. 2 des Statuts für die Schleswig⸗Holsteinsche Landschaft vom 13. Mai 1895, durch das Amtsblatt der Ie Regierung zu Schleswig Nr. 43 S. 407, ausgegeben am 1. Oktober 1898;

5) der Allerhöchste Erlaß vom 29. August 1898, betreffend die Verleihung des Enteignungsrechts an den Kreis Krotoschin zur Ent⸗ ziehung und zur dauernden Beschränkung des zum Bau und Betrieb einer Kleinbahn von Krotoschin nach Pleschen in Anspruch zu neh⸗ menden Grundeigenthums, durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Posen Nr. 40 S. 441, ausgegeben am 4. Oktober 1898;

6) das Allerhöchste Privilegium vom 12. September 1898 wegen Ausfertigung auf den Inhaber lautender Anleihescheine der Stadt Stralsund im Betrage von 1 500 000 durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Stralsund Nr. 40 S. 174, ausgegeben am 6. Oktober 1898;

7) der Allerhöchste Erlaß vom 14. September 1898, betreffend die Verleihung des Enteignungsrechts an die Aktiengesellschaft „Klein⸗ bahngesellschaft Greifswald Wolgast“ zu Greifswald zur Entziehung und zur dauernden Beschränkung des zum Bau und Betrieb einer Kleinbahn von Greifswald nach Wolgast mit Abzweigung nach Bolten⸗ hagen in Anspruch zu nehmenden Grundeigenthums, durch das Amts⸗ blatt der Königlichen Regierung zu Stralsund Nr. 41 S. 184, aus⸗ gegeben am 13. Oktober 1898;

8) der Allerhöchste Erlaß vom 14. September 1898, betreffend die Verleihung des Enteignungsrechts as die Stadtgemeinde Mül⸗ heim a. d. Ruhr zum Erwerbe der zur Anlage von Garnison⸗Schieß⸗ ständen im Broicher Walde in Aussicht genommenen Grundstücke, durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Düsseldorf Nr. 39 S. 325, ausgegeben am 1. Oktober 1898; .

9) der Allerhöchste Erlaß vom 21. September 1898, betreffend die Verleihung des Rechts zur Chausseegelderhebung ꝛc. an die Ge⸗ meinden Nieder⸗Hannsdorf und Ober⸗Hannsdorf im Kreise Glatz für den von ihnen chausseemäßig ausgebauten Kommunskationsweg von der Glatz⸗Nieder⸗Hannsdorfer Gemarkungsgrenze nach Ober⸗Hannsdorf, durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Breslau Nr. 43 S. 355, ausgegeben am 22. Oktober 1898;

10) der Allerhöchste Erlaß vom 5. Oktober 1898, betreffend die Verleihung des Enteignungsrechts an die Stadtgemeinde Fehenpure zur Eniziehung und zur dauerden Beschränkung des für die Herstellung einer Seeschleuse bei Papenburg in Anspruch zu nehmenden Grund⸗ eigenthums, durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Aurich Nr. 43 S. 319, ausgegeben am 28. Oktober 1898;

11) das Allerhöchste Frseeceheen vom 8. Oktober 1898 wegen Ausfertigung auf den Inhaber lautender Anleihescheine der Stadt Köln im Betrage von 13 200 000 durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Köln Nr. 43 S. 407, ausgegeben am 26. Oktober 1898. G“

88 Angekommen: der geistliche Vize⸗Präsident des Evangelischen Ober⸗ Kirchenraths, Wirkliche Ober⸗Konsistorial⸗Rath D. Freiherr on der Goltz, aus Jerusalem.

Personal⸗VBeränderungen.

Königlich Preußische Armee. b Offiziere, Portepee⸗Fähnriche ꝛc. Ernennungen, Beförderungen und Versetzungen. Im aktiven Heere. Konstantinopel, 22. Oktober. Fuad Bey, Kaiserl. türk. Oberst⸗ Lt., Djemal Bey, Kaiserlich türk. Major, als Sec. Lts. à la suite der Armee angestellt und ersterer dem Hus. Regt. von Zieten (Brandenburg.) Nr. 3, letzterer dem 2. Garde⸗Regt. zu Fuß vom 1. November d. J. ab zur Dienstleistung überwiesen; sie haben die Uniform der betreff. Regtr. zu tragen und erhalten Patente ihrer Charge mit dem Vorbehalt, daß dadurch die Aufnahme in den Preuß. Staatsverband nicht erfolgt.

Beirut, an Bord S. M. Y. „Hohenzollern“, 5. No⸗ vember. v. Sack, Oberst und Kommandeur des Inf. Regts. Prinz Louis Ferdinand von Preußen (2. Magdeburg) Nr. 27, unter Stellung zur Disp. mit Pension und Ertheilung der Erlaubniß zum Tragen seiner bisherigen Uniform, zum Kommandanten des Truppen⸗Uebungs⸗ 1 Jüterbog, v. Lepell, Hauptm, und Komp. Chef vom Inf. Regt. Nr. 130, unter Stellung zur Disp. mit Pension, zum Bezirks⸗ Offizier bei dem Landw. Bezirk Neutomischel, ernannt. Lang,

r. Lt. von demselben Regt.,, zum Hauptm. und Komp. Chef be⸗ ördert. v. Busse, Rittm. und Eskadr. Chef vom 1. Hannov. Drag. Regt. Nr. 9, unter Stellung zur Disp. mit Pension und Er⸗ theilung der Erlaubniß zum ferneren Tragen seiner bisherigen Uni⸗ form, zum Vorstand der südlichen Arrestanstalt in Berlin ernannt. v. Wrisberg. Rittm. vom Schleswig⸗Holstein. Drag. Regt. Nr. 13, als Eskadr. Chef in das 1. Hannov. Drag. Regt. Nr. 9 versetzt. Graf v. Königsmarck, Pr. Lt. à la suite des 1. Garde⸗Drag. Regts. Königin von Großbritannien und Irland, mit Ende Dezember d. J. von dem Kommando zur Gesandtschaft in Tokio entbunden und vom 1. Januar 1899 ab auf ein Jahr zur Dienstleistung bei dem Auswärtigen Amt kommandiert.

Abschiedsbewilligungen. Im aktiven Heere. Beirut, an Bord S. M. Y. „Hohenzollern“, 5. November. v. Faber du Faur, Königl. württemberg. Hauptm., Komp. Chef vom Kaiser Franz Garde⸗Gren. Regt. Nr. 2, behufs Verwendung als dienst⸗ thuender Flügel⸗Adjutant Seiner Majestät des Königs von Württem⸗ berg, von dem Kommando nach Preußen entbunden. 8

Nichtamtliches.

Deutsches Reich.

8 Preußen. Berlin, 19. November.

Ihre Kaiserlichen und Königlichen Majestäten sind, wie „W. T. B.“ meldet, an Bord der Nacht „Hohen⸗ zollern“ nach guter Fahrt bei bewegter See gestern Nachmittag

um 3 Uhr vor Messina eingetroffen. Beim Einlaufen der Yacht „Hohenzollern“ und des sie begleitenden Avisos „Hela“ in den Hafen wurde der übliche Salut ge⸗ wechselt. Die im Hafen liegenden Schiffe und die Gebäude längs des Corso Vittorio Emanuele tr . Flaggen⸗ schmuck. Der deutsche 1* Jacob und die Vertreter der Behörden begaben sich an Bord der „Hohenzollern“, um Ihre Majestäten zu begrüßen; der Bürgermeister überreichte Ihrer Majestät der Kaiserin einen Blumenstrauß. Am Abend waren der Hafen uno der Corso illuminiert, und auf den Plätzen konzertierten Musikkorps. h

Amtlicher Nachricht zufolge sind die Torpedovertheidigungs⸗

linien der ganzen J Halbinsel und der anliegenden

Inseln beseitigt und die Küstengewässer daher der Schiffahrt leder vollständig freigegeben worden. b

Laut telegraphischer Meldung an das Ober⸗Kommando der Marine ist die II. Division des Kreuzer⸗Ge⸗ schwaders, bestehend aus S. M. S. S. „Seo ch hagc. „Kaiserin Augusta“ und „Gefion“ Divisions⸗Chef: Kontre⸗Admiral Prinz Heinrich von Preußen, König⸗ liche Hoheit, am 17. November in Shanghai eingetroffen; S. M. S. „Gefion“, Kommandant: Korvetten⸗Kapitän mit

Oberstlieutenants⸗Rang Follenius, ist heute von dort nach

der Samsah⸗Bucht gegangen; S. M. S. „Kaiserin Augusta“, Kommandant: Kapitän zur See Koellner, beabsichtigt am 23. d. M. ebenfalls dahin zu gehen.

S. M. Nacht „Hohenzollern“, Kommandant: Kontre⸗ Admiral Freiherr von Bodenhausen, und S. M. S. Hela“, Kommandant: Korvetten⸗Kapitän Sommerwerck, sind am 18. November in Messina angekommen; die Kaiser⸗ liche Nacht beabsichtigt am 20. d. M. nach Pola in See zu gehen.

S. M. S. „Hertha“, Kommandant: Korvetten⸗Kapitän mit Oberstlieutenants⸗-Rang von Usedom, ist am 18. No⸗ vember in Genua eingetroffen.

S. M. S. „Schwalbe“, Kommandant: Korvetten⸗ Kapitän Hoepner, ist heute in der Mosselbay angekommen und beabsichtigt am 20. d. M. nach East London in See

zu gehen.

Danzig, 19. November. Auf der hiesigen Schichau⸗ Werft lief heute Mittag das als „Ersatz Hyäne“ neu erbaute Kanonenboot vom Stapel. Auf Befehl Seiner Majestät des e taufte, wie „W. T. B.“ berichtet, der Ober⸗ Werftdirektor von Prittwitz und Gaffron das neue

Schiff „Jaguar“.

Sachsen⸗Altenburg.

Der Landtag trat am Donnerstag zu einer vorberathen⸗ den Sitzung zusammen und wählte, der „Geraer Ztg.“ zu⸗ folge, zum Präsidenten den Abg. Oßwald, zum ersten Stellvertreter den Abg. von Kropff und zum zweiten Stell⸗ vertreter den Abg. Stöhr. Gestern erfolgte die feierliche

Eröffnung des Landtages durch den Staats⸗Minister von

Helldorff.

E1“ 1]

Oesterreich⸗Ungarn.

In der gestrigen Plenarsitzung des Ausschusses für den Ausgleich mit Ungarn beantragte der Abg. Groß, die Berathungen über das Zoll⸗ und Handelsbündniß auszu⸗ setzen, bis alle Subcomités ihre Berathungen abgechioen haben würden. Der Antrag wurde abgelehnt. ei der hierauf 18b Berathung des Berichts des Subcomités für das Zoll⸗ und Handelsbündniß be⸗ tonte der Referent Abg. Kaftan, die Majorität des Sub⸗ comitss sei der Ansicht gewesen, daß jede wesentliche Aenderung der vereinbarten Fassung der einzelnen Artikel des neuen Bündnisses, welche gegenüber den zur Zeit geltenden Bestimmungen zugestandenermaßen namhafte aufweise, unzweifelhaft größere Forderungen und Kompen⸗ sationen seitens Ungarns zur Folge haben müsse und vielleicht auch zum Abbruch der Verhandlungen und zur Lösung der Zoll⸗ und Handelsgemeinschaft führen könne. Redner erklärte: solange die äußere Politik Oesterreich⸗Ungarns ge⸗ meinsam geleitet werde, müsse auch die Zollpolitik gegenüber dem Auslande gemeinsam gehandhabt werden. Die Leitung der äußeren Falbar könne nicht der Waffe entrathen, welche der wirthschaftlichen Kraft des Volkes innewohne. Hierauf wurde die Spezialdebatte begonnen, welche heute fortgesetzt werden wird.

In der gestrigen Sitzung des Wiener Gemeinde⸗ raths kam es bei der Berathung des Antrages auf Ge⸗ währung einer Subvention für den kechalischen Schulverein zu stürmischen Scenen, in deren Verlauf der Bürger⸗ meister Dr. Lueger die Mitglieder der Opposition Wrabetz und Brunner von der gestrigen und den drei folgenden Sitzungen ausschloß. Wrabetz verließ den Saal erst nach Anwendung von Gewalt, nachdem er auf Befehl des Bürgermeisters von Amtsdienern berührt worden war. Sämmtliche Mitglieder der Opposition verließen hierauf eben⸗ falls den Saal. Die Subvention wurde alsdann bewilligt.

Das ungarische Unterhaus beschloß gestern mit großer Majorität, die Angelegenheit des Hentzi⸗Denkmals nicht auf die Tagesordnung zu setzen.

Großbritaunien und Irland.

„Gestern ist, wie „W. T. B.“ meldet, in London eine Königliche Verordnung veröffentlicht worden, wonach ein Theil der Miliz unter besonderen Bedingungen für den Dienst im Auslande verwendet werden kann.

Frankreich. Der Ministerrath beschäftigte sich gestern, wie die Feöe Abendblätter 1. mit dem Projekt des General⸗ ouverneurs von Indo⸗China Doumer, betreffend die Auf⸗ nahme einer Anleihe von 200 Millionen Franes zum Bau mehrerer Bahnlinien in Indo⸗China. Eine Linie soll von Haipbeng nach Laokai auf chinesisches Gebiet führen.

um Praäsidenten der Fpanzkemmilloen des Senats

wurde gestern der Senator Barbey ernannt. Die drei permanenten Kommissionen der Deputirtenkammer

von je 33 Mitgliedern haben sich gestern ebenfalls konstitui und zwar wählte die Armeekommission Mézidres, die Marinekommission den Deputirten de Mahy

.“ n der gestrigen Sitzung der Deputirtenkammer sprach, dem „W. T. B.“ zufolge, der Deputirte Lasies Nationalist) das Verlangen aus, die Regierung über die aßnahmen zu interpellieren, welche dieselbe zu treffen ge⸗ denke, um Indiskretionen bei Geheimnissen, welche die nationale Vertheidigung betreffen, zu verhindern. (Die Interpellation bezieht sich auf die Mittheilung des geheimen Dreyfus⸗ Dossiers.) Der Minister⸗Präsident Dupuy erinnerte an die

gegenüber den Entscheidungen der Justiz und bemerkte: was die Geheimnisse der nationalen Vertheidigung be⸗ treffe, so könne die Kammer auf die Wachsamkeit der Regierung zählen. Er beantrage, die Interpellation um einen Monat zu vertagen. Der Devputirte griff darauf die Regierung und den Richterstand heftig an und warf der e eaän vor, sie verschaffe der National⸗ ehre keine Achtung. Es erhob sich ein großer Lärm; die Mit⸗ glieder der Majorität gaben ihrer Entrüstung Ausdruck. Die Kammer beschloß

gemäß, die Interpellation um einen Monat zu vertagen.

Italien. 8 Ihre Königliche Hoheit die Perönzesfin Heinrich von Preußen ist auf der Reise nach Ost⸗Asien gestern an Bord des Lloyddampfers „Prinz Heinrich“ in Neapel eingetroffen.

wahl Colombo mit 185 Stimmen zum Vize⸗Präsidenten; auf Mussi entfielen 116 Stimmen. Zanardelli nahm darauf unter dem lebhaften Beifall des Hauses den Präsidentensitz ein und hielt eine kurze Ansprache an das Haus.

Im Kriegs⸗Ministerium ist, dem „Esercito Italiano“ zu⸗ folge, ein Gesetzentwurf ausgearbeitet worden, der die Wehrordnung in einigen Punkten abändert. Die wich⸗ tigste der geplanten Neuerungen ist die Infacgrung einer Wehrsteuer (Tassa militare). Der Kriegs⸗Minister hat drei Arten dieser Steuer zur Auswahl gestellt, nämlich entweder eine einmalige Abgabe von allen der dritten Kategorie Zu⸗ Phcgeiebe sen in der Höhe von 5 bis 2000 Lire, je nach dem

inkommen, oder eine jährlich von denselben zu w in der Höhe von 2 bis 250 Lire auf die

auer von zwölf Jahren, 18 bis zu dem Zeitpunkt, an dem die gleichzeitig der ersten Kategorie Ueberwiesenen zur Mobilmiliz übertreten, oder endlich eine ebensolche wie die letztere, welche jedoch auch von denen zu leisten ist, die als un⸗ tauglich ganz von der Dienstpflicht befreit werden. Ferner werden Erleichterungen der Dienstpflicht für die im Auslande lebenden Italiener in Vorschlag gebracht, indem die dort geborenen oder vor ihrem 15. Le 1““ ausgewanderten im Frieden von jeder Dienstleistung befreit werden. Dieselbe Ver⸗ günstigung sollen auch die Missionare genießen. Der ortfall der zweiten Kategorie, der seit 1872 alljährlich mit Ausnahme des Jahres 1876) durch ein besonderes Gesetz ausgesprochen worden ist, soll ein⸗ für allemal festgesetzt werden. Endlich soll die Verpflichtung des Staats zur Unterstützung der hilfsbedürftigen Familien der einberufenen Mannschaften des Beurlaubtenstandes gesetzlich anerkannt werden, und zwar in derselben Weise, wie sie in diesem Jahre durch ein besonderes Gesetz bewirkt worden ist.

Spanien.

Der französische Botschafter Patenötre theilte, wie dem „W. T. B.“ aus Madrid gemeldet wird, dem Minister des Aeußern mit, daß der Präsident Faure der Königin⸗ Regentin den Großkordon der Ehrenlegion verliehen

habe.

Aus da ei; wird berichtet: der dortige General⸗ rath habe einen Antrag berathen, welcher dahin gehe, daß alle Generalräthe von Aragonien zu einem einzigen vereinigt und der Landschaft Aragonien 1u“ bezüglich der

Selbstverwaltung gemacht werden sollten.

Türkei. Der Sultan empfing, wie „W. T. B.“ aus Konstanti⸗ nopel meldet, gestern nach dem Selamlik den russischen Bot⸗ schafter Sinowjew und den deutschen Botschafter Freiherrn Marschall von Bieberstein in Privataudienz.

Die Hauptpunkte der dem Sultan von dem Minister⸗ rath zur Genehmigung unterbreiteten Reformvorschläge, welche die Regelung der Zustände im Vilajet Kossowo zum . haben, sind, nach dem Wiener „Telegr.⸗Korresp.⸗Bureau“, olgende: Die zu diesem Zweck ins Leben zu rufende große Kommission soll nur für die Regelung der Beziehungen zwischen den mohamedanischen Albanesen und den Christen in den Vilajets Kossowo und Saloniki, sowie ferner für die Prüfung der von serbischer Seite bezüglich der Zustände im Vilajet Kossowo erhobenen Beschwerden einschließlich der Grenz⸗ beschwerden zuständig sein. Die geplanten Reformen sollen

leichfalls nur in den beiden genannten Vilajets Anwendung ünden Die Zulassung eines serbischen Delegierten zu der großen Kommission wird nicht vorgeschlagen.

Aus Kaneag erfährt das Wiener,Telegr.⸗Korresp.⸗Bureau“: die Admirale hätten beschlossen, in der internationalen Zone nunmehr je zwei Kompagnien russischer und britischer Truppen sat⸗ je zwei Bataillone französischer und italienischer Truppen zu belassen.

Amerika.

Eine Flottenparade, welche gestern zu Ehren des neuen Präͤsidenten Campos Salles in Rio de Janeiro stattfand, nahm, dem „W. T. B.“ zufolge, einen glänzenden Ver⸗ lauf. Der Präsident stattete nach derselben an Bord der britischen, amerikanischen, italienischen, deutschen und portugiesischen Schiffe v-ea ab und wurde dort von den Vertretern der Mächte, welche sich auf die betreffenden S iffe begeben hatten, begrüßt. Abends gab der Marine⸗Minister danten und Offizieren ein Bankett.

Asien.

18. d. M. gemeldet wird, seien der britische Missionar Fleming und ein evangelischer Le . am 4. November in Panghai (2), Provinz Kwei⸗Tschou, ermordet worden. Die Missionsanstalt in Laeis 097. Provinz Sztschwan, sei ebenso wie die in Kwei⸗Tschau⸗fu niedergebrannt worden. Nach einer in Madrid eingetroffenen amtlichen Depesche

von den Visayas⸗Inseln ist dort die Lage weniger ernst,

und die Kolonialkommission den Deputirten Etienne zum

von ihm verlesene ministerielle Erklärung über das Verhalten Lasies

darauf, dem Antrage des Minister⸗Präsidenten

Die Deputirtenkammer wählte gestern in der Stich⸗

Geschenken für Kunstfreunde von Intere

gew

en fremden Schiffskomman⸗

Wie dem „Daily Telegraph“ aus Shan ghai vom 88

ls behauptet worden war. Die Nachri cht, daß Ilo⸗Ilo von

Aufständischen angegriffen worden sei, ist der Depesche zufolge 1A“ bAAAX1A1X“ Einer in Paris eingetroffenen Meldung aus Djibuti ufolge ist der Negus Menelik zu einer Expedition gegen Ras Mangascha aufgebrochen.

1 Parlamentarische Nachrichten.

Bei der am 14. d. M. vorgenommenen Reichstags⸗ Stichwahl im Wahlkreise Fürstenthum Schaumburg⸗ Lippe erhielt nach der amtlichen Zählung von 6816 ab⸗ ebenen gultigen Stimmen der Kammergerichts⸗Rath a. D. Hr. Muͤller⸗Berlin (frs. Volksp) 37122 Stimmen, der Major a. D. Strosser⸗Herford (deutsch⸗kons.) 3074 Stimmen. Dr. Müller ist somit gewählt.

Nr. 47 des „Centralblatts für das Deutsche Reich“ herausgegeben im Reichsamt des Innern, vom 18. November, hat folgenden Inhalt: 1) Konsulat⸗Wesen: ö Entlassung; Exequatur⸗Ertheilungen. 2) Justiz⸗ Wesen: Bestimmungen über das Vereinsregister und das 3) Zoll⸗ und Steuer⸗ Wesen: Aenderung der Ausführungsbestimmungen zu dem Gesetze vom 22. April 1892, betreffend die Vergütung des Kakaczolles bei der Ausfuhr von Kakaowaaren; Veränderungen in dem Stande oder den Befugnissen der Zoll⸗ und Steuerstellen. 4) Polizei⸗Wesen: Aus⸗ weisung von Ausländern aus dem Reichsgebiet.

Nr. 46 der „Veröffentlichungen des Kaiserlichen Ge⸗ sundheitsamts“ vom 16. November hat folgenden Inhalt: Thier⸗ seuchen im Deutschen Reiche, 1897. Ankündigung. Gesundheitsstand und Gang der Volkskrankheiten. Zeitrbeilige Maßregeln gegen Pest Gesundheitswesen im Stralsund, 1892/94.

esgl. im Reg.⸗Bez. Breslau. Desgl. im Reg.⸗Bez. Aachen. Desgl. in Oesterreich, 1895. Desgl. in Stockholm, 1897. Gesetzgebung u. s. w. (Deutsches Reich.) Ziegeleien. Nachrichten⸗ dienst in Viehseuchenangelegenheiten. Menßen) Kur⸗ und Bade⸗ orte. (Berlin.) Kuhmilch. (Reg.⸗Bez. Lüneburg.) Schwindsucht. (Baden.) Privat⸗Kranken⸗ ꝛc. Anstalten. (Oesterreich.) Zahn⸗ ärzte ꝛc. Arzneipräparate. (England.) Impfwesen. (Belgien.) Seuchenverdächtige Thiere. Gang der Thierseuchen in Preußen, 1897. Desgl. in Großbritannien, 3. Vierteljahr. Desgl in Norwegen. Zeitweilize Maßregeln gegen Thierseuchen. (Deutsches Reich, Preuß. Reg⸗Bez. Königsberg, Elsaß⸗Lothringen, Oesterreich, Italien, Schweiz, Rußland, Vereinigte Staaten von Ämerika.) Kongresse. (Nieder⸗ lande.) Internationaler Kongreß für Frauenkrankheiten ꝛc. Ver⸗ mischtes (Deutsches Reich.) Erwerbsunfähigkeit. Selbstmorde in der Handelsmarine, 1888/97. (Hessen.) Nahrungsmittel ꝛc., 1897. (Italien.) Sypbilis, 1887/96. Vereinigte Staaten von Amerika. Michigan.) Sterblichkeit, 1870/96. (St. Louis.) Desgl., 1896/97. Geschenkliste. Wochentabelle über die Sterbefälle in deutschen Orten mit 40 000 und mehr Einwohnern. Desgl. in größeren Städten des Auslandes. Erkrankungen in Krankenhäusern deutscher Großstädte. Desgl. in deutschen Stadt⸗ und Landbezi Witterung. 8. 111“

Statistik und Volkswirthschaft.

8 Zur Arbeiterbewegung.

Aus Stockholm wird der „Ostsee⸗Ztg.“ geschrieben, daß der Ausstand der Arbeiter der Zuckerfabrik Svpedala bei Lund beendet ist. Die Arbeiter haben am Dienstag die Bedingungen der Gesell⸗ schaft angenommen.

Kunst und Wissenschaft.

Zu dem Bericht in Nr. 267 des „Reichs⸗Anzeigers“ über die Ausgrabungen der griechischen archäologischen Gesell⸗ schaft in Thermon (Letolien) wird uns noch mitgetheilt, daß die bemalten Köpfe aus Thon zu einem Gesims von gebranntem Thon gehörten, welches rings um den Tempel lief und abwechselnd mit männlichen und weiblichen Köpfen verziert war; letztere bildeten den Schmuck der untersten Deckziegel, erstere dienten als Wasserspeier, und zwar sind es zum theil Silensköpfe mit weit geöffnetem Munde, zum theil zackige bärtige Köpfe, bei denen das Wasser aus einer unter⸗ halb des Bartes angebrachten Oeffnung abgeflossen zu sein scheint.

Ungewöhnlich ist auch der Grundriß des Tempels insofern, als an der Frontseite eine ungerade Zahl von Säulen (fünf) steht und der eigentliche Tempelraum (wie in Neandria und der sogenannten Scfüe. Pästum) durch eine mittlere Säulenstellung in zwei Schiffe

Die Verlagsanstalt F. Bruckmann A.⸗G. in München hat soeben ein illustriertes Verzeichniß hervorragender Werke und Kunstblätter ihres Peahg erscheinen lassen. Das elegant aus⸗ he kleine Heft enthält auf 64 Seiten Beschreibungen einer

eihe werthvoller Kunst⸗Publikationen, mit 48 Probe⸗Illustrationen,

Vignetten ꝛc. Das Verzeichniß ist in den meisten Buchhandlungen

zu haben, auch wird es von der Verlagsanstalt auf Wunsch gegen

Einsendung einer 10 ₰⸗Marke verschickt. Im Hinblick auf das

herannahende Weihnachtsfest dürfte der Fenbelt bei der Auswahl von e sein.

81 8 1“X“

ELand⸗ und Forstwirthschat.

Kurze Regeln zur Erziehung, Pflege und Bewirth⸗ rg Privatwaldungen für Landwirthe, mit be⸗ sonderer 11 der bäuerlichen Kleinwaldbesitzer. Von M. Schöpf, Königlich baverischem Forstwart. Verlag von J. Neu⸗ mann in Neudamm. Preis Dieses Buch will den Landwirth und kleineren Waldbesitzer darüber unterrichten, auf welche Weise er einen seinen oͤkonomischen und wirthschaftlichen Verhältnissen angepaßten Waldbestand aufziehen kann und wie er ihn zu bewirth⸗ 8.2 hat. Für die Anleitung ist ve erm von Frage und Antwort hlt und die Abfassung klar und leicht verständlich.

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5 11““ 7 11““ 888I“ EEIu Kurze Anleitung zum Gebrauche der Handelsdünge⸗

mittel. Von Theodor Bonsmann, General⸗Sekretär. eit

wölf Abbildungen im Texte. Neudamm, Verlag von J. Neumann. reis 80 4. Dieses Buch soll nach der Absicht des Verfassers den ndwirth über das Nährstoffbedürfniß seiner Pflanzen aufklären, ihn zur selbständigen ve; der einzelnen Düngemittel und zur rationellen Verwendung derselben befähigen. In Uebereinstimmung mit den Ergeb⸗ nissen der Fohasaen der neuesten Zeit auf dem Gebiete der Dünger⸗ le Fünbtebt dasselbe in gedrängter Form Auskunft über die dem Boden zumführenden Pflanzennährstoffe, über die künstlichen Düngemittel, über deren Auswahl und Ankauf, sowie Aufbewahrung und Ver⸗ wendung. Hieran schließen sich Ausführungen über die Düngung der Getreidearten, der Knollen⸗ und Wurzelgewächse, der Oelpflanzen, der Gespinnstpflanzen, der Hülsenfrüchte und Kleegewächse, der Wiesen, 1 Tabacks, des Hopfens, der Weinberge, der Obstbäume und träucher, sowie der verschiedenen Gartengewächse. 8

Berdingungen im Auslande. 86

Italien. 8

General⸗Inspektion der Eisenbahnen, Mittelmeerbahnen: 1) Er⸗ neuerung des rollenden Materials, auszuführen während der Jahre 1898 bis 1900, nämlich 38 Lokomotiven, 105 Wagen dritter Klasse, 150 Güterwagen. Anschlag 5 206 000 Lire. 2) E1 und Einrichtung des Bahnhofs in Genua. Gesammtanschlag 955 500 Lire, 3) Vergebung der Arbeiten zur Einrichtung der Station Gallarate auf der Strecke Rho-—-Arona. Anschlag 75 200 Lire, mehr 22 400 Lire für die metallenen Materialien.

Portugal.

29. November, 12 Uhr. Karine⸗ und Kolonial⸗Ministerium, dritte Abtheilung: Lieferung von Kalk und Zement für Arbeiten in der Provinz Sao Thomé⸗Principe (Afrika). Näheres bei der aus⸗ schreibenden Behörde.

Schweiz. 22. Dezember. Direktion der Rhätischen Eisenbahn in Chur: Bau eines Tunnels von 5860 m Länge auf der Strecke Thusis Filisur —St. Moritz.

Rumänien.

28. November. General⸗Direktion der Eisenbahnen in Bukarest: Lieferung von 530 offenen Güterwagen (4 Loose). schbenderf, Arbeiten zum on zwei Anschlußgleisen 8 8 8 19 2 8 a ßg inm Hafen von Giurgewo. Anschlag . Dezember. Ministerium der öffentlichen Arbeiten in Bukarest: Neulegung der Anschlußlinie 5 itza. N.chtnn 162 Rden ene g schlußlinie zum Hafen von Bistritza Bulgarien.

10 November. Ministerium der öffentlichen Arbeiten in Sofia: Lieferung von 30 000 kg Zinkchlorit für die Staatseisenbahnen. Anschlag etwa 18 712,50 Fr. Kaution 935,60 Fr., der endgültige Zuschlag findet am 1. Dezember statt.

Brasilien.

17. April 1899, 1 Uhr. Staatssekretariat der öffentlichen Arbeiten in Petropolis: Vergebung der Regulierungs⸗ und Bagger⸗ arbeiten in folgenden Flüssen nebst deren Nebenflüssen: Macacu, Guandu, Sao Joao, Macahé, Iguassu, Lagoa Feia.

Queensland.

30. Dezember, 4 Uhr. M. T. M. King, Unter⸗Sekretär des Schatzes in Brisbane: Lieferung von ungefähr 925 t gußeiserner Röhren und Zubehörstücke für Wasserleitungen Abschrift des Lasten⸗ hefts zum Preise von 1 Guinee im „Hydrauliec Engineer’s Office“, Edward Street in Brisbane.

8 Verkehrs⸗Anstalten.

Bremen, 18. November. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Dampfer „Stuttgart“ 17. Nov. v. Neapel n. Bremen abgeg. „Crefeld“ 17. Nov. in Baltimore angek. „Mark“ 17. Nov. v. Southampton n. d. La Plata abgeg. „H. H. Meier“ 17. Nov. v. New York n. Bremen abgeg. „Werra“, n. New York best.,

17. Nov. in Horta angek.

19. November. (W. T. B.) Dampfer „Bonn“, v. La Plata kommend, 17. Nov. Las Palmas pass. „Darmst adt“ 18. Nov. Reife v. Southampton n. Antwerpen fortges. „Koblenz“, n. Brasilien best., 18. Nov. Ouessant pass. „Bamberg“, n. Ost⸗ Asien best., 18. Nov. in Hongkong angekommen. „Dresden“, n. Baltimore best., 18. Nov. Dover pass. „Bremen“, n. Australien best., 18. Nov. in Colombo angek. „Wittekind“, v. La Plata kommend, 18. Nov. Hurst Castle pass. „Prinz Heinrich“ 18. Nov. Reise v. Neapel n. Ost⸗Asien fortges. „Königin Luise“, n. Australien best., 18. Nov. in Antwerpen angek.

Hamburg, 18. November. (W. T. B.) Hamburg⸗Amerika⸗ Linie. Dampfer 1 v. Hamburg kommend, ist heute in New York eingetroffen.

London, 18. November. (W. T. B.) Union⸗Linie. Dampfer „Goth“ ist auf der Ausreise am Mittwoch, „Guelph“ auf der Ausreise heute von den Canarischen Inseln abgegangen.

Castle⸗Linie. Dampfer „Pembroke Castle“ ist auf der Ausreise heute in von London abgegangen.

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Theater und Musik.

Königliches Opernhaus. Dem das Opernhaus am gestrigen Abend auf allen Plätz füllenden Publikum merkte man vor dem Aufgehen des Vorhangs

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deutlich eine gewisse Spannung an, wie sie vor Premidren, von denen man Großes erwartet, einzutreten Fflcgt. Diese Hoffnung knüpfte sich an die Erstaufführung der musikalischen Tragikomödie in drei Aufzügen „Don Quixote“, deren Text und Musik von dem erfolgreichen Verfasser des „Evangelimanns“, Wilhelm Kienzl, herrühren. Es ist eine alte Erfahrung, daß ein in sich festgefügtes, einheitliches und in seiner Art vollkommenes Werk einer bestimmten Eanfofttun nicht ohne weiteres in eine andere Kunstform um⸗ zugestalten 9 speziell sind die Ingredienzien eines guten epischen Werks so wesentlich verschieden von den Erfordernissen eines Dramas, daß der Versuch, bei anderer Behandlung des Stoffs die leiche Wirkung zu erzielen, fast immer scheitert. Das hat z. B. auch Richard Wagner, als er, von der Macht der Erzählungskunst Bulwer's gefesselt, seine QOper „Rienzi“ geschaffen hatte, zu seinem Glück eingesehen. Im Epos wird durch die breite und ausführliche Ausarbeitung der Einzelheiten die Stimmung mleugt, im Drama muß sie sich dagegen aus der Situation und aus charakteristischen Worten und Thaten der handelnden Personen er⸗ geben. Auch das Tondrama stellt im wesentlichen die gleichen Ansprüche, und wenn hier 1. die Musik, die Intensität mancher Stimmungen verstärkend, hinzutritt, so schädigt sie wieder andererseits, da ihre Ausdrucksmittel doch nur beschränkte sind, zuweilen die Wirkung des schlichten gesprochenen Worts. Wilhelm Kienzl's neuestes erk bietet, rein dichterisch betrachtet, nicht das gleiche wie Cervantes' erzählendes Meisterwerk. Derjenige, welcher das letztere kennt, wird durch das zne Excerpt aus demselben schwerlich befriedigt sein, und wer es nicht kennt, wird die Gestalt des „Ritters von der traurigen Gestalt“ nicht recht verstehen, weil ihm zu wenig von dem Seelenleben dieses Sonderlings offenbar wird. Beim Aufgehen des Vorhangs sieht man den Landjunker Alonzo Quixano im Lehnstuhl träumend, es erscheinen ihm Bilder aus der Glanzzeit des Ritterthums. Mercedes, seine Nichte, erweckt den Schläfer, der zu ihrem Erstaunen die alten Waffen zusammenrafft und von dannen stürmt. Die Scene verwandelt sich, man erblickt in Tirante’'s Schenke eine fröhliche Gesellschaft, welche den auf seiner Rosinante ankommenden Sonderling zum Besten hat. Hier wird dieser durch den Wirth, den er als Schloßherrn begrüßt, nach feierlicher Verlesung einiger Stellen aus dem Kochbuche unter Assistenz des Küchenpersonals zum Ritter geschlagen. Hier wirbt er auch den zufällig des Wegs kommenden Bauern Sancho Pansa zum Knappen an und erklärt sich bereit, auf das nahe gelegene Schloß des Herzogs zu kommen, der von dem Treiben des absonderlichen fahrenden Ritters unterrichtet ist und ihn feierlich einladet. Der zweite Akt wird lediglich durch den großen Mummenschanz ausgefüllt, den der Herzog durch seinen launigen Haushofmeister zur Täuschung seines Gastes aufführen lass und endet mit dem phantastischen Ritt Quixote’s und Sancho's auf dem Holzpferde Clavilesio. Der dritte Akt endlich bringt den Zweikampf Don Quixote's mit dem als Ritter ver⸗ kleideten Barbier Carrasca, der ihn von seinem Wahne heilen will, indem er ihn schwören läßt, heimzukehren und nie wieder Ritter⸗ dienste zu thun, wenn er besiegt werde. Das letztere tritt ein und Don QOuixote kehrt, auf Sancho gestützt, traurig nach Hause zurück. Eine Verwandlung zeigt wieder das Zimmer des ersten Akts, wo Quixote, gebrochen an Leib und Seele, die Folianten, die einst seine Abenteuerlust geweckt, ins Feuer wirft und verzweifelnd

stirbt. b

Die Musik zu diesen Vorgängen enthält manches Charakteristische, wenn sie auch nicht durch besondere Orizinalität zu fesseln vermag. Recht gelungen ist die Verwandlungsmusik des ersten Aktetz, welche den heroischen Ausritt schildert, im Gegensatz zu der im letzten Akt, welche die traurige Heimkehr recht sinnfällig zum Ausdruck bringt. Dem Komponisten gelingt, wie man schon im „Evanaelimann“ erkennen konnte, die ergreifende Tonsprache weit besser als die heitere. Die komischen Episoden in der Schenke bieten musikalisch keinen besonderen Reiz, der zweite Akt wirkt mehr durch den auf der Bühne entfalteten Glanz und karnevalistischen Aufputz als durch die Musik. Weder das tragische. Motiv des wahnbethörten Helden noch andererseits die Komik der Situation kommen treffend zum Ausdruck. Der wirkungsvollste in jeder Beziehung ist der dritte Aufzug, in welchem man von Cervantes' Geist einen Hau zu spüren vermeint. Dem Dichterkomponisten zum Lobe sei es gesagt. daß er hier trotz alles Voraufgegangenen und der vorgerückten Stunde sein Auditorium noch zu fesseln und zu erschüttern verstand. Der Aufführung, welche wohl große Schwierigkeiten zu überwinde hatte, kann nur uneingeschränkte Anerkennung gezollt werden. Die große Anforderungen an Spiel und Gesang stellende Titelpartie fand durch Herrn Bulß eine ganz vortreffliche Interpretierung. Daß es ihm nicht gelang, in den ersten Akten diejenige Antheilnahme zu erwecken, welche die prächtige Gestalt des Cervantes'schen Romans von vornherein für sich 8 war nicht seine Schuld; dacegen brachte er den Schluß zu vollster Wir⸗ kung. In der Rolle des biederen, beschränkten Sancho konnte Herr Lieban seine Komik entfalten. In den übrigen Aufgaben zeichneten sich namentlich die Damen Herzog, Rothauser, Dietrich die Herren Bachmann, Philipp, Stammer und Krasa aus. Deko⸗ rationen, Ausstattung und Inscenierung ließen nichts zu wünschen. Mit sicherer Hand leitete Kapellmeister Dr. Muck das Ganze. Der anwesende Komponist wurde im Laufe des Abends, namentlich aber am Schluß lebhaft vor den Vorhang gerufen, vor welchem, das Haus⸗ gesetz durchbrechend, verdientermaßen auch die Herren Bulß, Lieban und Dr. Muck erschienen. 8

Theater des Westens.

„Gestern Abend wurde Weber's romantische Oper „Der Frei schütz“ nach neuer Einstudierung unter dem Beifall der Hörer auf geführt. Man darf die Leistungen an dieser Kunststätte natürlich nicht mit denen der Königlichen Bühne vergleichen; wenn man aber einen nicht zu strengen Maßstab anlegt, so kann di gestrige Vorstellung der volksthümlichen Oper wohl als ein erfreuliche bezeichnet werden, sowohl was das Orcheste wie auch die Solopartien und die Chöre anbetrifft. Leider hatten di besten sanges⸗ und spielsicheren Künstler, wie die Herren Luria und Steffens, nur kleine Rollen inne, brachten jedoch diese (den Fürsten Ottokar und den Erbförster Kuno) sehr glücklich zur Geltung. Herr Battisti, der die Partie des Max sang, spielt recht lebendig, aber seiner Stimme mangelt es noch an rechter musikalischer Durchbildung. Herr Dreßler besitzt eine ansprechende und wohlklingende Baßstimme, aber wie der Vertreter des Max beherrscht auch er seine Rolle noch nicht völlig. Frau Burrian⸗Jelinek sang als Agathe mit warmer Empfindung und zeigte sich auch den technischen Schwierigkeiten ihrer Partie gewachsen.

räulein Bertini (Aennchen) trug ihre Lieder munter und frisch vor, ätte jedoch größere Sorgfalt auf die Textaussprache verwenden sollen.

„Im Königlichen Opernhause geht morgen Auber's Oper „Die Stumme von Portici“ zum 250. Mal in Scene. Herr Kapellmeister Richard Strauß dirigiert das Werk zum ersten Male Den Masaniello singt Herr Kraus. Am Montag findet eine Auf⸗ führung von Wagner's Oper „Rienzi, der Letzte der Tribunen“ statt. Den Rienzi singt Herr Sylva, die Irene Fräulein Reinl, den Adriano Frau Goetze. Kapellmeister Strauß dirigiert. Am Freitag, den 25. d. M., beginnt eine Gesammtaufführung von Rich. Wagner's Bühnenfestspiel „Der Ring des Nibelungen⸗ unter Kapellmeister Dr. Muck's Leitung mit dem ersten Abend „Das Reingold“. Als Alberich gastiert Herr Fritz Friedrichs. Am Sonnabend, den 26., folgt „Die Walküre.“ Die König⸗ lich Bayerische Kammersängerin Frau Senger⸗Bettaque singt die Brünnhilde. Am Montag, den 28., und Mittwoch, den 30., folgen „Siegfried“ und „Götterdämmerung“. Herr Kraus singt den Sieg⸗ fried. Preise der Plätze: I. Rang und Parquet 8 ℳ, II. Rang 6 ℳ, III. Rang 4 ℳ, IV. 8 Sitzplatz 2,50 Der Billetverkauf 8 beöfernt Montag, den 21. d. M., und zwar werden Montag und Dienstag Billets für alle vier Vorstellungen zugleich aus⸗ gegeben. Von Mittwoch, den 23. d. M., ab findet der Verkauf zu den Einzel⸗Vorstellungen statt. Das Abonnement wird nicht aufgehoben. Von Wilhelm Kienzl's „Don Quigxote- finden am Dienstag und Donnerstag Wiederholungen statt. Des Todten⸗Sonntags und der bevorstehenden Aufführung des Nibelungen⸗Ringes wegen kann „Don Quixote“ erst am 4. De⸗ zember zum ersten Mal an einem Sonntage gegeben werden. Herr Victor Maurel aus Paris eröffnet am 3. Dezember ein kurzes Gastspiel als „Falstaff“ in Verdi's gleichnamiger Oper. Bekanntlich hat der Künstler diese Rolle kreiert. Weber’s „Euryanthe“ geht mit Fräulein Hiedler in der Titelrolle und Herrn Kraus als Adolar unter Leitung des Kapellmeisters Strauß am 9. Dezember neu ein⸗ studiert in Scene.

Im Königlichen Schauspielhause wird morgen Ludwig Fulda's Tragödie „Herostrat“ mit den Herren Matkowsky, Christians und Fräulein Poppe in den Hauptrollen gegeben. Am Montag findet eine Aufführung von Blumenthal’s und Kadelburg's Lustspiel „Auf der Sonnenseite“ mit Herrn Emil Thomas als Heinrich Wulkow statt.

Im Neuen Königlichen Opern⸗Theater wird morgen bei ermäßigten Preisen Shakespeare's Tragödie „Hamlet“ gegeben. Den Hamlet spielt Herr Grube.

Das Deutsche Theater brinat in nächster Woche Wieder⸗ holungen von Gerhart Hauptmann'’s Schauspiel „Fuhrmann Henschel“ vom morgigen Sonntag bis einschließlich nächstfolgenden Sonntag an sämmtlichen Abenden n. W., mit Ausnahme des Mittwoch, an welchem Tage Sudermann's Drama „Johannes“ zur Aufführung kommt. Morgen 85 die Nachmittagsvorstellung aus, am nächstfolgenden Sonntag Nachmittag wird „Die versunkene Glocke“ gegeben.

Im Berliner Theater wird Philippi's Schauspiel „Das Erbe“ morgen und am Donnerstag nächster Woche gegeben. „Jaza“ ist für Montag, Mittwoch und Sonnabend angesetzt. Am Dienstag und nächsten Sonntag geht „Großstadtluft“ in Scene. Die Erstaufführung des dramatischen Gedichts „Die Rose vom Kaukasus’“ von R. von Gottschall und des Schauspiels 18 Liebe“ von Wolters und Gjellerup findet am Freitag, den 25. d. M. (16. Abonnements⸗Vorstellung), statt. Morgen Nachmittag fällt des Todtenfestes wegen die Vorstellung aus; am nächsten Sonntag Nachmittag wird „Don Carlos“ aufgeführt.

Im Schiller⸗Theater findet morgen Abend eine Aufführung von S”-gJ, Trauerspiel „Romeo und Julia“ statt. Die Nach⸗ mittagsvorstellung fällt des Todtenfestes wegen aus. Am Montag wird „Mauerblümchen“, Dienstag „Das Mittwoch „Hasemann'’s Töchter“, Donnerstag „Bartel Turaser“ gegeben. Am Freitag findet die erste Aufführung von Anzengruber's Volksstück „Das vpierte Gebot“ statt. Am Sonnabend wird diese Vorstellung wiederholt. Am Sonntag, den 27. d. M., Nachmittags, kommt Shakespeare's Lustspiel „Was ihr wollt“, Abends „Die Haubenlerche“ zur Aufführung.

Das Theater des Westens bringt am Freitag nächster Woche Donizetti's Oper „Die Regimentstochter“, verbunden mit einem Ballet⸗Divertissement, neu einstudiert zur Aufführung. Am Mittwoch findet ein Gastspiel von Frau Bertha Christians⸗Klein, der Gattin des gv n. Helden vom Königlichen Schauspielhause, als Marie im „Waffenschmied’ statt. Morgen und am Dienstag finden Wiederholungen des „Freischütz“ statt. Als Vorstellung zu ermäßigten

Sehle gehen am Donnerstag „Die lustigen Weiber von Windsor“ in Scene, während am Montag „Der Troubadour“ und am Sonn⸗