1898 / 277 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 23 Nov 1898 18:00:01 GMT) scan diff

triebs⸗Ergebnisse

Deutsches Reich. 8

Preußen. Berlin, 23. November.

Ihre Kaiserlichen und Königlichen Majestäten trafen, wie dem „W. T. B.“ aus Pola gemeldet wird, an Bord der Nacht „Hohenzollern“, welche von dem Aviso „Hela“ be⸗ gleitet war, heute früh 7 ¾ Uhr dort ein und wurden von der österreichisch⸗ungarischen Kriegsmarine, welche Flaggengala angelegt hatte, mit Salutschüssen empfangen. Sogleich nach der Ankunft begaben sich Ihre Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten der Erzherzog Carl Stephan und Gemahlin, der Marine⸗Kommandant Feiheg von Spaun, der Statthalter Graf Goeß, der Hafen⸗Admiral von Hinke und der Escadre⸗Kommandant Baron Minutillo zur Begrüßung Ihrer Majestäten an Bord der „Hohenzollern“.

Heute Nachmittag 1 ½ Uhr gedachten Ihre Majestäten mittels Sonderzuges die Heimreise über Laibach, Villach und

den Brenner fortzusetzen.

In der Ersten und Zweiten Beilage zur heutigen Nummer des „Reichs⸗ und Staats⸗Anzeigers“ wird die vom Reichs⸗ Eisenbahnamt aufgestellte tabellarische Uebersicht der Be⸗ deutscher Eisenbahnen für den

Monat Oktober d. J. veröffentlicht, auf welche am Monta

an dieser Stelle auszüglich hingewiesen worden ist. 8

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8 1 Nummer des

In der Ersten Beilage zur heutigen

„Reichs⸗ und Staats⸗Anzeigers“ werden die im Kaiserlichen

berichts eröffnet.

derselbe ständischen Bank entgegengebracht habe.

Statistischen Amt zusammengestellten Nachrichten über den Stand der Herbstsaaten im Deutschen Reiche um die Mitte des Monats November 1898 sowie über die Ernte von Hafer, Kartoffeln, Klee (auch Luzerne) und Wiesen im Jahre 1898 veröffentlicht.

Görlitz, 22. November. Der diesjährige Kommunal⸗ Landtag des preußischen Markgrafthums Ober⸗ lausitz wurde heute von dem Landeshauptmann, Kammer⸗ herrn Dr. von Seydewitz durch den Vortrag des Jahres⸗ Derselbe gedachte zunächst des Hinscheidens des ersten Kanzlers des neugeeinten Deutschen Reichs, des Fürsten Bismarck, und hob das Wohlwollen hervor, welches

der Oberlausitz bei Errichtung der kommunal⸗ Auch dem erst vor

10 Tagen heimgegangenen Ober⸗Präsidenten a. D. und Wirk⸗

hört und bis Landeshauptmann

lichen Geheimen Rath D. von Seydewitz, welcher länger als 50 Jahre dem Oberlausitzer Kommunal⸗Landtage ange⸗ zum Jahre 1879 15 Jahre lang als der preußischen Oberlausitz den Vorsitz geführt hat, wurden Worte der Erinnerung gewidmet. In die Zeit seiner segensreichen Thätigkeit an der Spitze der ständischen Verwaltung falle eine Anzahl bedeutungsvoller Einrichtungen für die preußische insbesondere die Errichtung der kommunalständischen Bank. Auch nachdem er von Seiner Majestät in das hohe Amt des Ober⸗ W“ der Provinz Schlesien berufen worden, abe er, insbesondere in seiner Eigenschaft als Landtags⸗ Kommissarius, dem Oberlausitzer Landtage sein Interesse zu⸗

8 SSeS. und es ihm bis zu seinem Lebensende erhalten. Sein

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nicht hätten

Andenken werde im Landtage dauernd bewahrt werden. Im übrigen meldete der Jahresbericht Günstiges über die ständischen Institute, hinsichtlich deren überall eine günstige und gedeihliche Fortentwickelung konstatiert werden könne. Auch der Folgen der Hochwasserschäden im vergangenen Jahre und der Mittel, welche zur Beseitigung der durch die Hochwässer herbeigeführten Schäden gedient haben, sowie der Wahrnehmungen wurde gedacht, welche der Landeshauptmann von Sendewitz in seiner Eigenschaft als Kommissar der Provinz für die Ermittelung der Hochwasserschäden zu machen Gelegenheit gehabt habe. Hierbei war die Thatsache festzustellen, daß die Beseitigung der Folgen der entstandenen Schäden wegen Mangels an rasch disponiblen Mitteln sehr lange gedauert habe. Die Wahrnehmungen

äden und zu vorbereitenden Schritten dazu geführt, welche elbstverständlich wegen der mit einer derartigen Versicherung Schwierigkeiten positive Ergebnisse noch haben können. Die weitere Verfolgung es Gedankens werde aber im Auge behalten werden.

sens zu dem Gedanken an eine Versicherung gegen Hochwasser⸗

verbundenen

Nach dem Vortrage des Jahresberichts erfolgte die Konsti⸗

nierung des Landtages durch Mittheilungen über den Personal⸗ estand und Einführung der neu erschienenen Mitglieder. Ein von mehreren Mitgliedern des Kommunal⸗Landtages gestellter Antrag, in dankbarer Anerkennung der hervorragenden Ver⸗ dienste des verewigten Ober⸗Präsidenten a. D., Wirklichen

Geheimen D. von Seydewitz um die preußische

8” 8

von 10 000 zu bewilligen, welche den Namen

Oberlausitz und deren ständische Institute eine Stiftung

„von

Seydewitz⸗Stiftung“ erhalten solle, wurde auf Vorschlag des Landeshauptmanns dem I. Ausschuß zur Vorberathung

berwiesen. An die Vertheilung der einzelnen, mit der Vor⸗ des größten Theils der Landtagsvorlagen beauf⸗ usschüsse schloß sich die sofortige Berathung und Beschlußfassung über mehrere in dem Jahresbericht berührte Ge⸗ chäftsangelegenheiten nach den Anträgen des Landeshaupt⸗ manns, ferner die Beschlußfassung über die in den vor⸗ etragenen Jahresberichten einer größeren Anzahl ständischer Institute erwähnten Verwaltungsangelegenheiten einschließ⸗ lich der Festsetzung der vorgelegten Etats. Auch wurde dem Landeshauptmann im Falle künftig eintretender Hochwasser⸗ chäden eine erhebliche Summe zur Verfügung gestellt, um araus Beihilfen, Unterstützungen oder Darlehen zu gewähren, oweit der Staat oder die Provinz nicht eintrete, nöthigenfalls uter Vorbehalt der Erstattung aus den von letzteren bereit zu ellenden Mitteln. Die Tagesordnung für die heutige Plenar⸗ ung war hiermit erschöpft; der Landeshauptmann beraumte die chsto auf Donnerstag, den 24. d. M., an. Morgen be⸗ athen die Ausschüsse über die ihnen zugewiesenen Vor⸗ . Heute Abend um 5 Uhr findet noch eine Sitzung der Vertreter der ehemals rauchsteuerpflichtigen Landstädte und Landgemeinden und um 6 ½ Uhr eine Sitzung der stifts⸗ SSe Stände in Angelegenheiten des Stiftes Joachim⸗ a

8 2

Kiel, 23. November. Der neue, auf der Ge⸗ ania⸗Werft

erbaute Kreuzer „Gazelle“ ist heute mit Flaggen⸗Parade unter dem Kommando des Korvetten⸗Kapitäns Josephi in Dienst gestellt worden.

Oesterreich⸗Ungarn.

Im österreichischen Abgeordnetenhause begann gestern die Verhandlung über den von den Abgg. Daszynski und Kosakiewicz gestellten Antrag auf Versetzung des Ministeriums in den Anklagezustand wegen der Verhängung des Ausnahmezustandes in Galizien. Der Abg. Daszynski (Sozialist) schilderte in dreistündiger Rede auf Grund statistischer Daten das Elend der Bauern in Galizien, behauptete, daß der Ausnahmezustand vorwiegend zur Unterdrückung der sozialistischen Propaganda in Galizien benutzt worden sei, und brachte die heftigsten Angriffe auf die Verwaltung und den Richter⸗ stand Galiziens vor. Der Minister⸗Präsident Graf Thun trat diesen Angriffen mit größter Entschiedenheit entgegen und wies die von dem Abg. Daszynski vorgebrachten Beschuldigungen zurück. Wenn die sozialistische Partei die Anschauungen theile, denen der Abg. Daszynski in seiner Rede Ausdruck gegeben, dann sei es vollkommen begreiflich, daß die politischen Behörden Galiziens, welche für Ruhe und Ordnung verantwortlich seien, ihre Aufmerksamkeit dieser Partei zuwendeten. Die zur Ver⸗ hängung des Ausnahmezustandes nothwendigen, gesetzlich vor⸗ geschriebenen Bedingungen seien vorhanden gewesen. Es seien in der Zeit vom 23. Mai bis Ende Juli d. J. 150 Plünde⸗ rungen und eine ungezählte Reihe von Diebstählen und Räubereien vorgekommen. Die Bewegung habe sich gegen die Juden gerichtet. Diese seien aber völlig gleichberechtigte Bürger des Staats, und es sei dessen Pflicht, jeden Bürger, ganz gleich, ob er Jude oder Christ sei, oder welcher Nationalität er angehöre, zu schützen. Er hoffe, es werde in verhältnißmäßig kurzer Zeit möglich sein, auch den letzten Rest der galizischen Bezirke von dem Ausnahmezustand zu befreien. Nach der Rede des Minister⸗Präsidenten wurde die Debatte

abgebrochen.

Das Subcomité für die Vorberathung der Konsum⸗ steuervorlagen nahm gestern die Bestellung eines Referen⸗ ten für die verschiedenen Vorlagen vor. Im Laufe der Debatte erklärte der Finanz⸗Minister Dr. Kaizl, die Re⸗ gierung halte, entgegen anderslautenden Gerüchten, die Vor⸗ lagen, betreffend die Erhöhung der Bier⸗ und Branntwein⸗ steuer, vollinhaltlich aufrecht, beabsichtige jedoch eine bedeutende Herabsetzung der in den Vorlagen enthaltenen Steuersätze, Bei der Eröffnung der gestrigen Sitzung des ungarischen Unterhauses kam, wie „W. T. B.“ berichtet, der Präsident von Szilagyi auf die vorgestrigen Ereignisse zurück, welche das Gesetz und die Hausordnung erschüttert hätten und welche geeignet seien, die Grundlagen für die Berathungen des Hauses zu untergraben. Er bedauere die Ereignisse und wünsche, daß sie sich nicht wiederholen möchten. Der Präsident sagte dann, der Minister für die Landesvertheidigung habe den Zwischenruf zu hören geglaubt: „Sprechen Sie nicht von Ehre!“, und forderte denjenigen Abgeordneten, welcher diesen gethan habe, auf, sich zu melden. Der Abg. vanka erklärte, er habe nur gesagt: „Ehrenwort auf Zeit“, worauf der Minister für die Landesverthei⸗ digung Freiherr von Fejérvaàry bemerkte: da der Zwischenruf, den er zu hören geglaubt, nicht erfolgt sei, so bitte er das Haus, seine Worte als nicht gesagt zu be⸗ trachten. Die Angelegenheit war damit erledigt. Der Minister für die Landesvertheidigung stellte sodann die Angriffe der Opposition gegen den General Hentzi richtig und ersuchte das Haus, in Schonung der Gefühle Anderer, diese An⸗ gelegenheit von der Tagesordnung verschwinden zu lasseh. Nach der Rede des Ministers führten mehrere Ab⸗ geordnete Klage über das Vorgehen der Polizei, worauf der Minister des Innern von Perczel über die Maßregeln der Polizei und der Kultus⸗Minister Dr. von Wlassicz über die Verfügungen des Rektorats des Polytech⸗ nikums, vor dem am Mittag Zusammenstöße zwischen Studenten und Polizei stattgefunden hatten, Aufklärungen gaben. Während der Rede des Ministers des Innern kam es wieder zu Tumuliscenen. Die Straße, in welcher das Gebäude des Unterhauses liegt, war gestern von einer starken Polizeikette abgesperrt und nur mit Legitimation passierbar. Die sich zur Sitzung be⸗ gebenden Abgeordneten wurden von Beamten des Unterhauses legitimiert. Der Museumsring war von einer dichtgedrängten Menschenmenge besetzt. Vor dem Polytechnikum fanden An⸗ sammlungen von Studenten statt, welche mit der be⸗ rittenen Polizei handgemein wurden und dieselbe mit Steinen bewarfen. Die Polizei drängte die Studenten in das Poly⸗ technikum zurück. Nach 4 Uhr Nachmittags rotteten sich etwa 100 Studenten an der Ecke der Alexander⸗Gasse zusammen und ließen die Aufforderung der Polizei, sich zu zerstreuen, unbeachtet. Die Polizei umzingelte die Studenten und brachte sie in das Polizei⸗ gebäude. Gegen 5 Uhr versammelten sich an 250 Studenten in dem Polytechnikum und begannen, von den Fenstern aus Steine gegen die Polizei zu schleudern. Letztere drang in die Säle ein, überwältigte die Demonstranten, ließ dieselben aber frei, nachdem sie sich auf Ehrenwort verpflichtet hatten, sich ruhig zu verhalten. Nur vier Studenten wurden als Rädelsführer verhaftet. Auch an der Universität fanden Demonstrationen statt; die Studenten warfen auch dort mit Steinen und Kohlen⸗ stücken nach der Polizei; letztere mußte in den Hof des Gebäudes dringen und die Studenten auseinandertreiben. Sowohl am Polytechnikum als auch an der Universität wurden mehrere Personen verwundet und zahlreiche Verhaf⸗ tungen vorgenommen. Nach Schluß der Vorlesungen ver⸗ sammelten sich die Studenten auf dem Museumsring, begrüßten die oppositionellen Abgeordneten mit Beifall und sangen das Kossuthlied. Die Polizei säuberte mit großer Anstrengun die Straße, wobei es zu heftigen Scenen kam. Schließlich gelang es, nachdem abermals mehrere Verhaftungen vor⸗ genommen worden waren, die Ruhe wieder herzustellen. Ein Aufruf des Rektors am Schwarzen Brett der Universitt warnt die Studenten, die Straßenskandale fortzusetzen, da sie sonst die schweren Folgen sich zuzuschreiben hätten. Eventuell sollen die Vorlesungen sistiert, ja sogar die Unversität geschlossen werden. Im Universitäts⸗Leseverein fanden gestern Abend große Demonstrationen statt; die Polizei leerte die Lokalitäten und sperrte dieselben. Zwei Personen

bis auf weiteres sistiert

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wurden verhaftet. Am Polytechnikum sind die Vorlesungen

gestern verhafteten 220 Studenten begann noch am Abend. Diejenigen, welche nur einer Ueber⸗ tretung beschuldigt werden, wurden noch im Laufe der Nacht abgeurtheilt und sodann in Freiheit gesetzt. Die Vernehmungen der übrigen Studenten dauern heute fort. Deputationen von Studenten erschienen im Laufe der Nacht in den oppositionellen Klubs, wo sie ihre Beschwerden vortrugen; über dieselben 58 heute im Unterhause eine Interpellation eingebracht werden.

Die Unabhängigkeitspartei beschloß gestern, die Indemnitätsvorlage mit der Begründung abzulehnen, daß die Partei aus staatsrechtlichen und politischen Gesichts⸗ punkten der Regierung das größte Mißtrauen entgegenbringe.

Frankreich.

Im Senat brachte gestern der Senator Roland einen Antrag auf Einführung der zweijährigen Dienstpflicht ein. In der Deputirtenkammer stellte der Devputirte Levraud. (Sozialist) den Antrag, den Kongregationen und Ordensgeistlichen die Unterrichtsthätigkeit zu unter⸗ sagen, und verlangte für seinen Antrag die Dringlichkeit. Mehrere Deputirte der Rechten, besonders Cassagnac bezeichneten in heftigen Reden den Antrag als einen Angrif auf die Freiheit des Unterrichts. Der Deputirte Milleran (Sozialist) führte aus, es sei dringend nothwendig, Maßregeln zu treffen, aber das einzige Mittel, die Gefahr abzuwenden, sei die Trennung der Kirche vom Staat. Der Minister⸗Präsident Dupuy erklärte, die staatlich geprüften Lehrer fürchteten weder die Konkurrenz noch die Freiheit des Unter⸗

richts. Er glaube nicht an die Wirksamkeit des Vorschlags,

die Kirche vom Staat zu trennen; die Lösung der Frage

liege in dem Erlaß eines Gesetzes über die Assoziationen. Die Regierung werde demnächst eine Vorlage über diesen Der Deputirte Levraud

Gegenstand im Hause einbringen. verzichtete hierauf auf die Dringlichkeit seines An⸗ trags, ein anderer Deputirter nahm aber den Antrag

auf Dringlichkeit wieder auf, damit die Kammer Gelegen⸗ Die Dringlich⸗

heit habe, zu der Frage Stelkung zu nehmen. keit wurde mit 303 gegen 149 Stimmen abgelehnt. Ebenso wurde die Dringlichkeit eines hierauf eingebrachten Antrags abgelehnt, in welchem den staatlich gepruͤften Lehrern ein Unterrichtsmonopol zugesprochen werden sollte.

Italien.

Tcsrrotz des Rückganges der Zolleinnahmen um 9 Millionen Lire betrugen, wie „W. T. B.“ meldet, die Gesammt⸗ einnahmen des Staatsschatzes während der ersten vier

Monate des laufenden Rechnungsjahres etwa 9 Millionen

Lire mehr als in dem gleichen Zeitraum des Rechnungsjahres 1897/98. Fetangeieh

In der Deputirtenkammer richteten gestern die Deputirten Socci und Gattorno die Anfrage an die Re⸗ gierung, ob dieselbe bei der Annahme der Einladung zur Theil⸗ nahme an der Abrüstungs⸗Konferenz Vorbehalte im Namen des Völkerrechts bezüglich der natürlichen Grenzen Italiens gemacht habe. Der Minister des Auswärtigen Canevaro erwiderte, daß die Regierung der hochherzigen Kaisers von Raßland zugestimmt und dabei die bekannten Erklärungen abgegeben habe. Jetzt warte sie das Programm für die Konferenz ab. Die Regierung könne sich nicht vorher auf Diskussionen einlassen, die zum mindesten unnütz sein würden; in keiner Weise könne sie über Grenzfragen diskutieren, die im Widerspruch mit den Verträgen und Interessen ständen, welche Italien mit den benachbarten, verbündeten und be⸗ freundeten Nationen verbänden.

Dem „Esercito“ zufolge dürfte das auf Kreta befindliche

Bataillon Bersaglieri wahrscheinlich am 27. d. M. in die

Heimath zurückbefördert werden. Spanien.

Der gestrige Ministerrath beschäftigte dem

sich,

„W. T. B.“ zufolge, fast ausschließlich mit den Arbeiten der

Friedenskommission. Der Ministerrath ist einig darüber, die Einfuhr von Silber zu gestatten. Türkei. Wie das Wiener „Telegr.⸗Korresp.⸗Bureau“ aus Kanea eldet, sollen die Befestigungen des an der Suda⸗Bay ge⸗ legenen Forts Izzeddin geschleift werden.

Griechenland. 8 E“ Die Deputirtenkammer ist nach, einer Meldung des „W. T. B.“ neuerdings um 25 Tage vertagt worden und wird dann aufgelöst werden. 131“ Asien. 1. . Wie das „Reuter'sche Bureau“ aus Peking meldet, hat man dort die Absicht, die daselbst anwesenden europäischen Damen der Kaiserin⸗Wittwe vorzustellen, infolge der Schwierigkeiten, auf welche die Feststellung eines genauen Zeremoniells gestoßen ist, wieder fallen lassen. Die Ge⸗ sundheit des Kaisers erwecke wiederum Besorgniß. Es heiße, derselbe sei außer stande, ohne Unterstützung zu gehen. 8 e Kreisen glaube man, daß sein Ende nahe sei.

Der Direktor der Eisenbahnen Hu⸗yü⸗fen ist wegen der Belastung mit den aus seiner Stellung erwachsenden Arbeiten durch Kaiserliches Dekret von der Theilnahme an den Sitzungen des Tsung⸗li⸗-Namen entbunden worden.

Ein am Sonntag veröffentlichtes Edikt giebt die Er⸗ nennung Tschang⸗yi’'s zum Minendirektor der ganzen Provinz Tschili und des Jehol⸗Distrikts (Tschöng⸗tö) bekannt und theilt mit, daß Tschang⸗yi die Vollmacht ertheilt worden sei, Gesellschaften und Syndikate zu bilden.

1 Afrika.

Ihre Königliche Hoheit die Prinzessin Heinrich von Preußen ist, wie 8 T. B.“ meldet, in der verra en Nacht an Bord des Dampfers „Prinz Heinrich“ in Port Said eingetroffen.

Aus Massowah wird der „Agenzia Stefani“ berichtet, daß, den aus Addis Abeba eingetroffenen Nachrichten zufolge, welche bis zum 1. November reichen, der Negus Menelik sich in einem neun Stunden von der Hauptstadt entfernten Lager aufhalte. In seiner Be⸗ gleitung befänden sich die Vertreter Italiens, Frank⸗ reichs und Rußlands. Vor einigen Tagen sei der bri⸗ tische Vertreter Harrington mit Geschenken und einer freundschaftlichen Botschaft der Königin für den Negus im Lager eingetroffen. 8* dem Empfange desselben sei nur der italienische Vertreter Cicco di Cola eingeladen worden.

Das „Reuter'sche Bureau“ meldet aus Tanger: nach

den daselbst eingegangenen Berichten aus Marrakesch b

langt.

höheren Löhne zu bewilligen, legten 30 Arbeiter die Arbeit nieder.

Initiative des

hervortreten.

sich Lppellieren, damit etwaige Uebergriffe Frankreichs auf marokkanisches Gebiet verhindert wöürden.

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Statistik und Volkswirthschaft.

Deutschlands Roheisenproduktion. 8

Nach den statistischen Ermittelungen des Vereins deutscher Eisen⸗, und Stablindustrieller belief sich die Roheisen⸗ roduktion des Deutschen Reichs (einschl Luxemburgs) im Monat ktober 1898 auf 651 122 t; darunter Puddelroheisen und Spiegeleisen 129 130 t, Bessemerroheisen 48 553 t, Thomasroheisen 362 403 t, Gießereirobeisen 111 036 t. Die Produktion im September 1898 betrug 614 497 t, im Oktober 1897 611 779 t. Vom 1. Januar bis 31. Oktober 1898 wurden produziert 6 101 717 t gegen 5 674 487 t im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Zur Arbeiterbewegung.

Aus Krefeld wird der „Rhein.⸗Westf. Ztg.“ zum Ausstande der Weber bei der Firma Gustav Königsberger u. Co. weiter ge⸗ schrieben: Nach Angabe der Ausständigen soll der Lohn im Laufe dieses Sommers um 21 %: gekürzt worden sein. Die Weber hatten eine Erhöhung von 10 % der jetzt dort üblichen Lohnsätze ver⸗ Die Firma hat aber nur 5 % bewilligen wollen. Dieses Angebot ist von den Webern abgelehnt worden. Ferner sind bei der Firma Eugen Vogelsang 45 Weber ausständig. Hier hatten die Weber eine Aufbesserung der Löhne für Stickschußwerke verlangt, die ihnen auch bewilligt worden ist. Dagegen soll für andere Werke eine Lohnherabsetzung von 2 bis 5 % stattgefunden haben. Den Arbeitern, die hierauf nicht eingegangen sind, soll dann gekündigt worden sein, worauf der Ausstand erfolgte.

Aus M.⸗Gladbach wird der „Köln. Ztg.“ berichtet: In einer Versammlung am letzten Sonntag wurde über die Gründung eines christlichen Textilarbeiterverbandee für M.⸗Gladbach berathen. In den Vorstand wurden 15 katholische und 5 evangelische Arbeiter gewählt. Nach Ausarbeitung der Satzungen soll die endgültige Gründung des Verbandes im Perm de erfolgen.

Aus Nienburg in Anhalt berichtet die „Madbg. Ztg.“: Infolge der Weigerung der Direktion der Schloßmälzerei⸗Aktiengesell⸗ schaft, die von den Arbeitern geforderte Wiederherstellung der früheren

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Kunst und Wissenschaft. A. F. In der kürzlich abgehaltenen November⸗Sitzung der

Freien Photographischen Vereinigung führte Herr J. Gaedicke

das Gummi⸗Druckverfahren praktisch vor. Er kennzeichnete dieses Ver⸗ fahren dadurch, daß nicht Chlor⸗, Jod⸗ oder Bromsilber, wie bei Photographien gebräuchlich, sondern im Wesentlichen braunes Chrom⸗ superoxyd, das im Laufe des Verfahrens zu blauschwarzem Chrom⸗ oxyd reduziert wird, die Substanz der bilderzeugenden Schicht bildet. Diese Schicht wird beim Entwickeln erst in kaltem, dann in 440 C. warmem Wasser, dann in Potaschelösung und schließlich in einer Bleichflüssigkeit, die aus gleichem Volumen 15 %iger Natriumsulfid⸗ lösung und 5 % iger Schwefelsäure zusammengesetzt ist, derartig umgewan⸗ delt, daß nach der letzten Operation das Bild zwar vollkommen licht⸗ echt, aber so wenig am Papier haftend ist, daß es mit einem Schwamm weggewischt werden kann. In diesem Stadium ist deshalb ein Ein⸗ griff des Künstlers, ein Retouchieren oder Aufsetzen von Lichtern ꝛc. ganz besonders leicht. Diese von den an treuester Wiedergabe der Natur festhaltenden Adepten der Pbotographie zwar getadelte Mög⸗ lichkeit darf gerade als ein Vorzug des Verfahrens gelten, das damit allerdings aufhört, ein Lichtbild⸗Verfahren im engeren Sinne zu sein, und zu einer Kunstübung wird, bei der sowohl das ästberische Ürtheil wie der künstlerische Blick und die geschickte Hand sich mit der Photographie in die Rollen theilen. „Gummi⸗Druck⸗ heißt das Verfahren, weil die dauernde Fixierung der bilderzeugenden Schicht durch einen Gummi⸗Ueberzug erfolgt. Den Vorzug äußerst schneller Herstellung solcher Bilder erwies der Vortragende, indem er in kürzerer Zeit als einer halben Stunde alle oben ange⸗ führten Verfahrungsweisen vornahm und zu befriedigendem Ende führte. Viel Bewunderung erregten zwei Blätter Mondphotographien, welche der Astronom der Treptower Sternwarte, Herr Archenhold, vorlegte. Sie sind mittels des Trep⸗ tower Riesenfernrohres aufgenommen, das bei einer Brennweite von 21 m der größten. die bisher irgend einem Fernrohr eigen ist, da selbst das berühmte Lick⸗Teleskop nur 16 m Brennweite zuläßt, eoenncsbee von 1 m Durchmesser von der Mondscheibe herzu⸗ ellen erlaubt. Die gezeigten Blätter lassen die Einzelheiten der Mondoberfläche mit einer bisher unbekannten Klarheit und Schärfe

Schulwesen. Aus Düsseldorf wird berichtet: Zur Verbesserung des in

sittlicher wie wirthschaftlicher Beziehung bedeutsamen Unterrichts

in den weiblichen Handarbeiten ist angeordnet worden, daß dieser Unterricht, wo die Verhältnisse es gestatten, durch staatlich geprüfte Lehrerinnen ertheilt werde. Wo diese nicht vorhanden sind, oll den Lehrerinnen in einem demnächst in Solingen abzu⸗ altenden Kursus, Gelegenheit zur Erlangung wenigstens der

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nöthigsten methodisch⸗praktischen Kenntnisse gegeben werden.

Land⸗ und Forstwirthschaft.

Saatenstand und Ernteschätzung in Preußen um die 8 Mitte des Monats November 1898.

Nach den im Königlichen Statistischen Bureau zusammengestellten

Ergebnissen der Berichte über den Stand der jungen Saaten und die

Schätzungen der dieslährigen Ernte von Hafer, Erbsen, Kartoffeln, Kchan und Wiesenheu war um die Mitte des Monats No⸗ vember d. J. in Preußen der Saatenstand folgender (Note 1: sehr gut, 2: gut, 3: mittel sdurchschnittlicht, 4: gering, 5: sehr gering): Winterweizen 2,6 (im Oktober 2,9), Winterspelz 2,1 G Oktober 2,6), Winterroggen 2,7 (im Oktober 2,9), Klee (auch uzerne) 2,8 (wie im Oktober). Der Ernteertrag von Hafer wird auf Grund von Probedrüschen auf 1652 kg vom Hektar (gegen 1378 kg im 1897 und 1424 kg im Mittel der Jahre 1893 97) geschätzt, der Ernteertrag von Erbsen auf 1305 kg (gegen 927 k 2 Jahre 1897 und 10 150 kg im Durchschnitt der ahre 1893 97), die Ernte von Kartoffeln in Distrikten mit umfangreichem Brennerei⸗ ꝛc. Betriebe auf 12 058 kg vom Hektar (gegen 10 728 kg i. J. 1897 und 11 511 kg im Mittel der Jahre 1893 97), im ganzen preußischen Staate durchschnittlich auf 12 335 kg (gegen 11 213 kg i. J. 1897 und 11 945 kg im Mittel der Jahre 1893 97), davon krank 2,5 % (gegen 6,4 % i. J. 1897), die Ernte von Kleeheu (auch Luzerne) auf 1943 kg (gegen 4869 kg i. J. 1897 und 3736 kg im Durchschnitt der Jahre 1893 97), die Ernte von Wiesenheu auf 3755 kg vom 52 pen 3799 kg i. J. 1897 und 3241 kg im Mittel der Jahre 893 97). Erläuternd wird zu diesen Zahlen in der „Stat. Korr.“ Fol⸗ gendes bemerkt: b Die feuchtwarme Witterung der letzten Wochen hat die durch das ungewöhnliche ewaes in der Zeit vom 15,. bis 26. Ok⸗ tober gestörten Bestellungs. und Erntearbeiten fast überall zum Abschluß bringen lassen. Die bereits im Oktober erwähnte Mänseplage hat, durch das Wetter begünstis einen noch größeren Umfang angenommen. Wenige hannoversche Berichtsbezirke aus⸗ Werezen. scheinen diese Nager fast überall; in ungewöhnlichen engen aufzutreten und besonders den jungen Roggen⸗ und Kleefeldern verderblich zu werden. Am meisten wird über den durch e angerichteten Schaden in den Provinzen Ost⸗ und Westpreußen, ommern und Posen sowie in den Regierungsbezirken Breslau, iegnitz, Merseburg und Erfurt geklagt, so daß zum Frühjahre größere

sche Regierung, an die Mächte

Umackerungen bevorstehen. Aus den westlichen Provinzen kommen auch baräber vielfach Klagen, daß Ackerschnecken die Winterfelder schädigen; es mußten deshalb in den Regierungsbezirken Cassel, Köln und Trier bereits Umackerungen vorgenommen werden.

Der Stand der jungen Saaten hat sich gegen den Vormonat, zumal in den westlichen Provinzen, zwar erheblich gebessert, ist jedoch im allgemeinen nicht soweit vorgeschritten wie in früheren Jahren. Infolge der langen Trockenheit im September und zu Anfang Oktober, die ein gleichmäßiges Aufgehen beeinträchtigte, waren die Saaten meist zurückgeblieben. Hinreichende Niederschläge und warmes Wetter während der letzten Wochen haben die Entwickelung ge⸗ fördert, sodaß die Felder, wenn auch nicht so üppig wie im Vor⸗ jahre, doch im allgemeinen noch besser, als erwartet, eingegrünt in den Winter gehen. In den östlichen, Mitte Oktober durch ungewöhnlich starken Frost heimgesuchten Provinzen haben sich die Saaten erst in der letzten Zeit zu bestocken vermocht. Die Weizensaaten, welche zwar in einem großen Theile der westlichen Pro⸗ vinzen erst aufgelaufen sind, stehem zumeist befriedigend. Die Roggen⸗ saaten sind in den östlichen Provinzen vielfach durch Frost in ihrer Entwickelung aufgehalten worden. Ungünstiger lauten die Nachrichten, wie oben bemerkt, über die jungen Kleefelder.

Während der erste Klee⸗ und Wiesenschnitt eine überaus reiche Ernte gab, die aber wegen häufiger Niederschläge oft nur schwer ge⸗ borgen werden konnte, war der zweite Schnitt weniger ertragreich, wurde jedoch fast ausnahmslos in guter Beschaffenheit eingebracht.

Was die Schätzung der Ernteerträge für Hafer, Erbsen und Kartoffeln sowie des Heuertrages von Klee und Wiesen anbetrifft, so hat beim Hafer die Ausbildung des Kornes hin und wieder durch Lager gelitten; im allgemeinen aber wird hervorgehoben, daß das Korn groß und schwer sei, der Erdrusch auch gut lohne. Die nach den Schätzungen der Vertrauensmänner für die einzelnen Regierungs⸗ bezirke ermittelten Durchschnittserträge vom Hektar schwanken zwischen 2224 kg im Regierungsbezirk Hildesheim und 1141 kg im Regierungs⸗ bezirk Gumbinnen. Der Staatsdurchschnitt geht über den des Vorjahres um 19,9, über das Mittel aus den Jahren 1893/97 aber um 16 0 Hundert⸗ theile hinaus. Auch die Erbsen lohnen in diesem Jahre besser als im Vorjahre; für die Gesammtfläche im Staate berechnet sich ihr Ertrag auf 1305 kg vom Hektar, übersteigt mithin den vorjährigen um 40,8 und den Durchschnitt der fünf vorangehenden Jahre noch um 28,6 Hunderttheile. Die Kartoffelernte, welche im ganzen Westen ohne Störung zu Ende geführt werden konnte, wurde in den Provinzen Ost⸗ und Westpreußen, Brandenburg, Pommern und Posen Mitte Oktober mehr oder weniger durch den unerwarrtet früh eingetretenen Frost unter⸗ brochen, der einen nicht unbedeutenden Theil der Ernte beschädigte, vielfach sogar fast ganz vernichtete. Eine ziffermäßige Darstellung des Schadens kann leider nicht gegeben werden, weil 9 die vorliegenden Angaben, wie dies von den Berichterstattern auch vereinzelt ausdrücklich hervorgehoben wird, nur auf den bei Eintritt des Frostes noch in der Erde befindlichen Theil der Kartoffeln beziehen. Hatten auch die kleinen bäuerlichen Wirthe die Kartoffeln Mitte Oktober zum überwiegenden Theile bereits geerntet, so ist doch auf den größeren Besitzungen, da es hier meist an Arbeitskräften mangelte, ein nicht unbeträchtlicher Theil eingefroren und meist schwer beschädigt worden. Eine auch nur annähernde Berechnung der beim Eintritte des Frostes noch nicht abgeernteten Kartoffelflächen sowie der betroffenen Menge ist aus⸗ geschlossen. Einen Anhalt über die Ausdehnung des Frostes gewährt die nachstehende Uebersicht. Es gingen bis zum 21. d. M. Berichte ein

das pen mit Angaben über Frost

Regierungsbezirken Zahl Königsberg u“ 75 Gumbinnen 3 Danzig. 8 Marienwerder Frankfurt. Stettin Föslin h“

e11““ Bo“

Was die Kartoffelkrankheit betrifft, so war dieselbe in den Provinzen Schlesien (mit Ausnahme des v“ Breslau) und Sachsen sowie im westlichen Staatsgebiete nur gering. Für die übrigen Provinzen ist das Ergebniß dieser Ermittelung scheinbar ungünstiger; die betreffenden Zahlen sind aber zweifellos zu hoch, da sich in den meisten Fällen die Angaben der Bericht⸗ erstatter nicht auf die Kartoffelkrankbeit, sondern in der Hauptsache auf den durch Frost verursachten Schaden beziehen. Der Pektar⸗ ertrag der Kartoffeln erscheint mit 14 573 kg am höchsten im Regierungsbezirk Breslau, mit. 7519 kg am niedrigsten im Regierungs⸗ bezirk Sigmaringen. Im rchs den vorjährigen um 10,0, den Durchschnitt der Jahre 1893 bis 1897 aber um 3,3 Hunderttheile. Für diejenigen ländlichen Distrikte, in denen die Spiritusbrennerei und Stärkefabrikation in umfangreichem Maße betrieben wird, ist auch diesmal in Gemäßheit der hierüber ergangenen Anweisungen der Ernteertrag der Kartoffeln besonders er⸗ mittelt. Nach den Schlußziffern beträgt derselbe durchschnittlich für das Hektar in den nachbenannten Kreisen 3

des R.⸗B. Königsberg: * des R.⸗B. Posen: Ortelsburg 8191 kg Schroda 14 000 kg Neidenburg 9 593 Schrimm. . .14 500 Osterode i. Ostpr. .10,198 Obornit.. 11 425

des R.⸗B. Gumbinnen: Samter .11 574 Angerburg 7 598 kg Birnbaum . .11 792 Schwerin a. Warthe 13 674 Meseritz 11 721 Bomst 10 833 Schmiegel

des R.⸗B. Bromberg: ne .. 91 zarnikau . 12 524 Kolmar i. Pos. 11 885 Wirsiittz 13 282 Bromberg (Land) 14 892 Schubin .13 578 Strelno Wongrowitz

des R.⸗B. Breslau:

Namslau 14 745 Groß⸗Wartenberg . 13 467 Oels 14 597 Trebnitz

Guhrau

Wohlau

Neumarkt

überhaupt

Johannisburg. des R.⸗B. Danzig: Danziger Höhe . . 12 246 kg Dirschau 15 098 Preußisch Stargard 12 702 Herent ... .. Karthaudb . Neustadt i. Westpr. 10 930 12 716 „B. Marienwerder: Marienwerder 11 388 kg Löbau 11 565 Strasburg i. Westpr. 10 707 E 14“ 13 424

Flatow

Deutsch Krone.. des R.⸗B. Stettin: des R.⸗B. Liegn

Demmin . 13 286 kg Grünberg

Randow 10 832 geiftabt . . . ...

Greifenhagen.. .14 178 --

Pyritz. 15 496 Glogau

Saatzig .. Lüben .

Naugard.. Rothenburg i. O.⸗L. 12 726

Regenwalde 1—

egendes R. H. Köslin, des R⸗B. Oppeln; Schivelbein 13 176 kg Kreuzburg . . .. 13 635 kg Dramburg 8 Rosenberg i. O.⸗S. 12 045 Neustettin 3 178 Oppel. . 11 734 ‧„ Groß⸗Strehlitz . 12 418

Belgard 1b d Tost⸗Gleiwitz 12 400 Bealit 1 .„.

Schlawe Rummelsburg PE11ö11“¹“ Lauenburg i. P.. LEE“

itz: 9 857 kg

8 387 Falkenberg..

kaatsdurchschnitt übertrifft der Ertrag

Eernteergebniß in Rußland im Jahre 1898. Die Nachrichten des russischen Ministeriums für Ackerbau und Staatsdomänen enthalten in Nummer 43 vom 3. November /22 Ok⸗ tober d. J. eine Uebersicht über die diesjährige Ernte auf Grund vor⸗ läufiger Schätzung. 8 8 Das amtliche Blatt bezeichnet die Ernte im allgemeinen als mittel oder nahezu mittel. 1

Wir entnehmen der Veröffentlichung Folgendes: Die d ssdei⸗ Ernte bietet fast überall ein recht buntes Bild. In der Mehrzahl der Schwarzerde⸗Gouvernements und auch in vielen Gouvernements des Nichtschwarzerdestrichs wurden in einem und dem elben Kreise, in ein und derselben Wolost, ja mitunter auf ein und derselben Wirihschaft ganz verschiedene Ernteergebnisse erzielt: gute, ja vorzügliche neben unbefriedigenden und sogar ganz schlechten. Diese Ungleichmäßigkeit wird hauptsächlich durch die ungleichmäßige Vertheilung oder nicht recht⸗ zeitigen Eintritt von atmosphärischen Niederschlägen, die Zeit der Saat⸗ bestellung, die topographischen Verhältnisse, Insektenschädigungen u a m. bedingt. Nichtsdestoweniger haben im allgemeinen alle Getreidearten im europäischen Rußland einen mittleren oder nahezu mittleren Er⸗ trag ergeben. Im einzelnen war der Ertrag des Winter⸗ und Sommergetreides sehr spärlich und schlecht in einem großen Rayen, der die Gouvernements Kasan, Ssamara, Wjatka, Ssimbirsk, Ufa, den größten Theil der Gouvernements Ssaratow, Orenburg und Nishni⸗Nowgorod, die östlichen Kreise des Gouvernements Pensa, sowie die westlichen und südwestlichen Kreise des Gouvernements Perm und die nördlichen Bezirke des Don⸗Gebietes umfaßt.

Die Roggenernte fiel schlecht aus (unter 50 % einer Mittelernte) in den Kreisen: Zarizya, Kamischin und Chwalynsk (Gouv. Ssaratow); Ssimbirsk und Sengilej (Gouv. Ssimbirsk): Saransk (Gouv. Pensa); Swijashsk, Tetjuscht, Spassk, Tschistopol, Mamadysch und Laischew (Gouv. Kasan); Belebej und Menselinsk (Gouv. Ufa); in sämmtlichen Kreisen des Gouvernements Ssamara; Troizk und Ticheljabinsk (Gouv. Orenburg); Akkermann (Gouv. Bessarabien); Wjatka, Jela⸗ buga und Ssarabul (Gouv. Wjatka); Jekaterinburg und Ossa (Gouv. Perm) und Rostow (im Don⸗Distrikte). Unbefriedigend war die Roggenernte (von 50 % bis 75 % einer Mittelernte) in den Kreisen: Bogorodtza. Jefremow, Krafudna, Tschern, Odojew, Tula, Alexin und Kaschira (Gouv. Tula); Kassimow (Gouy Riasan); Pawlowst (Gouv. Woronesh); Wolsk und Kusnezk (Gouv Ssaratow); Karssunj, Bninsk, Sysran Ssimbirsk); Gorodischtsche (Souv. Pensa); Ssergatsch und Arsamaß (Gouv. Nishni⸗Nowgorod); Ziwilsk und 1“ (Gouv. Kasan); Sterlitamak und Slatonst (Gouv. Ufa); Orenburg und Werchneuralsk (Gouv. Orenburg); Mariupol (Gouv. Jekaterinoslaw); Choper und erster Don⸗ kreis (im Dondistrikt); Ssusdal, Gorochowez, Melenki und Ssudogde (Gouv. Wladimir); Warnawin und Wetluga (Gouv. Kostroma); No⸗ linsk, Urschum und Jaransk (Gouv. Wjatka); Schadrinsk, Kraßnonfimsk und Ochansk (Goup. Perm); Wytegra (Gouv. Olonez); Reval und Hapsal (Gouv. Estland). Außer dem großen Rayon mit einer schlechten Ernte aller Getreidearten, hat der Roggen einen unbefrie⸗ digenden Ertrag ergeben, der um ein Erhebliches unter einer Mittel⸗ ernte zurückbleibt, in vielen einzelnen oder in Gruppen mehrerer be⸗ nachbarter Kreise, die sich wie Oasen in ganz Rußland verstreut finden. Die bedeutendsten dieser Oasen sind einige Kreise der Gou⸗ vernements Tula, Wladimic und Kostroma. Unter mittel, von 75 % bis 90 % einer Mittelernte, siel die Roggen⸗ ernte in den Kreisen aus: Korctsche und Timsk (Gouv. Kursk); Jelez, Liwny, Maloarchangelsk, Krany, Miensk Sen. Orel); Nowossilj und Belew (Gouv. Tula); Lebedjan und

emnikow (Gouv. Tambow); Bogutschar, Walniki und Semljansk (Gouv Woronesch); Petrowsk (Gouv. Ssaratow); Alatyr. Ardatow und Kurmysch (Gouv. Ssimbirsk); Lukojanow, Ardatow, Wassilsursk, Knjaginin, Nishni⸗Nowgorod, Gorbatow, Ssemenow (Gouv. Nishni⸗ Nowgorod); Jadrinsk und Kosmodemjansk (Gouv. Kasan); Ufa (Gouv. nfch; Koselsk, Krolewez, Starodub, Gorodna. Nowosybkow, Nowgorod⸗Sewersk, Ssurash (Gouv. Tschernigow); Poltawa, Kobel⸗ jaki und Lahny Ismail (Gouo. Bessarabien); Berd⸗ jansk und Melitopol (Gouv. Taurien); Ticherkassk, im zweiten Don⸗ kreise, Usti⸗Medwediza (Seehesetche, Wladimir, Wiasniki und Schuja (Gouv. Wladimir); Serpuchow, Kolomna, Bronnizy, Po⸗ dolsk, Moshaisk und Bojorodsk (Gouv. Moskau); Tarussa, Borowsk und Malojaroßlawez (Gouv. Kaluga); Galitsch, Kologriw und Ma-⸗ karjew (Gouv. Kostroma); Ljuzyn und Sebesh (Gouv. Witebsk); Glasow, Kotelnitsch, Orlow und Slobodsk (Gouv. Wjatka); Kunzur (Gouv Perm); Welity⸗Ustjug (Gouv. Wologda)? Borowitschi und Waldai (Gouv. Nowgorod) und Kowno und Rossieny (Gouy Kowno). Im übrigen Theile des Reichs ist der Roggen ganz befriedigend aus. gefallen, und in den südwestlichen, einigen litthauischen, weißrussischen und Weichsel⸗Gouvernements gut. B

Gut war die Ernte des Winterweizens in den Gegenden, wo auch die Roggenernte gut ausgefallen war; einen unbefriedigenden Ertrag ergab der Winterweizen in einer Gruppe der zentralen Ackerbau treibenden Gouvernements und im Don⸗Gebiet; im übrigen Theile des Weizenbau⸗Rayons fiel die Ernte über mittel aus. Vom Sommergetreide hat Hafer, Gerste, Sommerweizen, Hirse und Mais im allgemeinen einen befriedigenden Ertrag gegeben, und Erbsen und Buchweizen unter mittel. Der Rayon mit einer schlechten und un⸗ befriedigenden Ernte sämmtlichen Sommergetreides ist größer als der entsprechende Rayvon des Winterkorns, da er außer den zentralen Wolga⸗Gouvernements, dem Gouvernement Ssamara und den Ural⸗Gouvernements auch neoch folgende Gouvernements um⸗ faßt: Tambow, Rjasan. Tula (mit einer unbefriedigenden Hafer⸗ und Gerstenernte), Wladimir und Kostroma und einige Kreise des Gouvernements Wologda (in beiden letzteren Gouvernements fiel die Ernte des Sommergetreides unter mistel aus). Im übrigen Theil des europäischen Rußlands sowie in Ciskaukasien war der Ertrag des Sommergetreides befriedigend, und in vielen neurussischen Gouverne⸗ ments, in den kleinrussischen, füdwestlichen, weißrussischen, litthautschen, und Weichselgouvernements über mittel oder gut.

Das vorläufige Ergebniß der diesjährigen Getreideernte ist von der Sektion für landwirthschaftliche Oekonomie und Statistik des Ministeriums für Ackerbau und Reichs⸗Domänen für die wesentlichsten Getreidearten in der althergebrachten Weise berechnet worden. Es wurde, um die Gesammternteziffern zu erhalten, die diesjährige Ernte pro Deejatine (wie sie durch Probedrusche festgestellt wurde) mit der vorjährigen verglichen; das sich daraus ergebende Verhältniß diente als Maßstab fuͤr die Abänderungen der vom Statistischen Zentral⸗ Comité festgestellten Gesammterntewerthe für das Jahr 1897. Die Gesammtziffern stellen diejenige Höhe des Ernteertrages dar, die er⸗ zielt worden wäre, wenn die Saatfläche des Berichtsjahres (über die die Sektion keine Ausweise besitzt) unverändert gleich der des Vor⸗ jahres geblieben wäre. b 1

Hiernach wird das Ernteergebniß, wie folgt, berechnet:

hF“ Gebiet

S Weichsel⸗

erde⸗ ohne Goub Gebiet Schwarzerde 8

In Tausend Pud

409 169 110 830 126 929 9159 41 115 Sommerweizen. 399 838 * 307 Hafer 55 273 See 27 590

Cis- kaukasien

9 815 51 655 16 415 12 535 25 285

18 895

Erbsen 1602 8 Flachs und Hanf haben im größten Theile des Schwarzerde⸗ ebiets unter der Dürre gelitten und stellenweise auch durch schädliche nsekten, infolge dessen ist auch der Ertrag kein ganz befciedigender gewesen. In den Gouvernements ohne Schwarzerde war die Flachs⸗ und Heee mittel, stellenweise gut. 8 ine durchaus befriedigende Sonnenblumenernte hatten die süd⸗ westlichen und kleinrussischen Gouvernements, im 1 Theile des

Roggen Winterweizen .. .

8. mit der Kultur von Sonnenblumen befassenden Rayons fiel die ente unbefriedigend und schlecht aus.