Seine Durchlaucht der 188 hat sich zum Besuch des Prinzen zu Schönaich⸗Carolath am Sonnabend von Greiz nach Amtitz begeben.
Oesterreich⸗Ungarn. “
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Der Kaiser ist gestern von Gödöllö wieder in Wien eingetroffen.
Das Herrenhaus wählte vorgestern die 25 Mitglieder der Spezialkommission zur Berathung der Ausgleichs⸗ vorlagen; unter den Gewählten befinden sich fünf Mit⸗ glieder der Quotendeputation. Sodann fand eine geheime Sitzung des Herrenhauses statt.
In der vorgestrigen Sitzung der österreichisch⸗un⸗ garischen Zentralkommision für die Betheiligung an der Pariser Welt⸗Ausstellung hob der Handels⸗Minister Freiherr von Dipauli in warmen Worten das Einvernehmen mit dem Vertreter des Deutschen Reichs, sowie die that⸗ kräftige Unterstützung durch den Minister des Aeußern Grafen Goluchowski hervor. Der Minister theilte mit, daß die Regierung eine angemessene Erhöhung des diesem Zweck dienenden Kredits erwäge. 9
Frankreich.
Die Präsidenten der Gruppen der Linken des Senats unterbreiteten am Sonnabend dem Minister⸗ Präsidenten Dupuy, dem Kriegs⸗Minister de Freycinet und dem Justiz⸗Minister Lebret das Verlangen, daß das Urtheil gegen Picquart ausgesetzt werde, bis der Kassationshof seine Engscheidung in der Dreyfussache gefällt habe. Die Sena⸗ toren Volland und Monis, welche die Präͤsidenten begleiteten, führten aus, daß die Regierung berechtigt sei, im politischen Interesse eine solche Maßnahme zu ergreifen; es könne auch ein Kommissar der Regierung bei dem Kriegsgericht die Ver⸗ tagung der Angelegenheit verlangen. Die Minister hörten die Senatoren an, ohne die geringste Bemerkung zu machen. Der Minister⸗Präsident Du puy beschränkte sich darauf, zu sagen, daß er mit den übrigen Ministern den Schritt der Senatoren be⸗ sprechen werde. — Gestern traten die Gruppen der Linken des Senats, nachdem sie gesonderte Berathungen abgehalten hatten, u einer gemeinsamen Sitzung ve Faaahas in welcher der von en Bureaux der Gruppen vorgestern gethane Schritt bei den Ministern gutgeheißen wurde. Der Sitzung wohnten etwa 80 Senatoren bei. Um 5 Uhr Nachmittags wurde die Sitzung vertagt, um dem Senator Barbey die 16 zu geben, den Minister⸗Präsidenten aufzusuchen und die Antwort der Regierung einzuholen. Dieser hatte darauf eine Besprechung mit dem Minister⸗Präsidenten Dupuy, dem Kriegsminister de Freycinet und dem Justiz⸗Minister Lebret, in welcher der Minister⸗Präsident erklärte, er habe beschlossen, heute in der Deputirtenkammer die denselben Gegenstand betreffende Interpellation zu beantworten, und bitte den Senat, die Ant⸗ wort, welche er, Dupuy, heute ertheilen werde, abzuwarten. Nachdem sich Barbey entfernt hatte, stellten die Minister die Erklärungen fest, welche sie heute abgeben werden.
Der Senator Delpech wird im Senat einen Antra einbringen, welcher dahin geht, den Millitärgerichten Zivil⸗ richter beizugeben.
In den Wandelgängen der Kammer sprachen vorgestern mehrere Deputirte die Absicht aus, heute einen Antrag ein⸗ ubringen, wonach gewisse Bestimmungen des Militärstrafgesetz⸗ buchs abgeändert werden sollen, namentlich in der Richtung, daß künftighin gegen Verfügungen, in welchen die Verweisung einer Sache vor ein Kriegsgericht ausgesprochen werde, die Nichtigkeitsbeschwerde bei dem höchsten Gericht zulässig sein solle. — Die EE Deputirten Fer chtegen⸗ die Bestrafung derjenigen und anderen Staatsbeamten u beantragen, welche den Protest gegen die Verfolgung des bersten Picquart unterzeichnet haben.
“ 8 Italien.
D Konferenz zur Berathung von gegen die Anarchisten setzte, wie „W. T. B.“ meldet, am Sonnabend ihre Arbeiten fort. Nach der „Italie“ beschloß die Konferenz, sich bei ihren nächsten Berathungen an die fünf Punkte des von der italienischen Regierung aufgestellten Programms zu halten.
Der Dekan des Kardinal⸗Kollegiums, Kardinal Oreglia ist schwer erkrankt. öW11X“
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Die Minister haben, wie „W. T. B.“ aus Madrid meldet, über die Instruktionen, die Montero Rios für die heutige Sitzung der Pariser Friedenskommission, in welcher der
riede voraussichtlich unterzeichnet werden wird, gegeben werden ollen, völlige Uebereinstimmung erzielt. — Dem „Imparcial“ zufolge enthalten diese Instruktionen die Weisung, weiter für ie Aufrechterhaltung der Oberhoheitsrechte Spaniens über die Philippinen einzutreten, jedoch den Friedensvertrag ohne Protest zu unterzeichnen, um eine Angelegenheit zum Abschluß zu bringen, welche die größten Gefahren für Spanien mit sich bringen könne. Dasselbe Blatt fordert die Regierung auf, die angebotene Schadloshaltung für die Abtretung der Philippinen “
Die Regierung wird ein Rothbuch mit den auf den Frieden bezüglichen Aktenstücken veröffentlichen.
In den Provinzen 88 a und Guipuzcoa treiben carlistische Agitatoren selben überwachen. “
FPürber. .
Wie das Wiener „Telegr.⸗Korresp.⸗Bureau“ aus Kon⸗
stantinopel erfährt, wird die Ueberreichung der auf das mt des Prinzen Georg von Griechenland als Ober⸗ Kommissar von Kreta beeegüchen Notifikationen der Bot⸗ chafter von Frankreich, Großbritannien, Rußland und Italien kür heute erwartet.
Demselben Bureau zufolge haben die Admirale auf Kreta beschlossen, den türkischen Truppen das Betreten der Insel behufs Einschiffung des Kriegsmaterials nicht zu ge⸗ statten, sondern diese selbst besorgen zu lassen. — Ein Bataillon Bersaglieri ist am Sonnabend von Kanea nach Italien zurück⸗ gekehrt. 113““
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Wie die „Agence Havas“ aus Athen meldet, Se die Gesandten der vier Mächte am Sonnabend dem König und dem Prinzen Georg die Ernennung des Letzteren zum Ober⸗Kommissar auf Kreta. Der König gab seine Genehmi⸗
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hr Wesen; die Regierung läßt die⸗ 8
Png zur Annahme des Amtes, wobei er gleichzeitig seinem anke Ausdruck verlieh. Der Prinz Georg erklärie, er
werde nach Kräften darnach trachten, der Insel den Frieden
wiederzugeben. Rumänien.
Der König, die Königin und der Prinz Ferdinand sind am Sonnabend von Sinaja in Bukarest eingetroffen und am 8le von den Ministern und Generalen empfangen worden.
Gestern wurde die ordentliche Parlamentssession in feierlicher Weise durch den König eröffnet.
Die Thronrede stellt, wie „W. T. B.“ meldet, zunächst fest, daß die diesjährige Ernte ein befriedigendes Ergebniß gehabt habe, sodaß man ohne Besorgniß der Zukunft entgegensehen könne, um⸗ somehr, als die Aufrechterhaltung des Friedens andauernd die Sorge aller Regierungen bilde. Die Thronrede fährt dann fort: „Ich konstatiere mit Stolz, daß Rumänien sich der allgemeinen Sym⸗ pathien erfreut und daß bie Beziehungen zu allen Staaten die herzlichsten sind. Anläßlich des Besuchs, den Ich dem Kaiser von Rußland abgestattet habe, gab Mir Seine Majestät zahl⸗ reiche Beweise wahrhafter Freundschaft. Der Empfang, der Mir zu theil wurde, war ebenso sympathisch als glänzend, und auf Meiner ganzen Reise, durch Rußland habe Ich mit besonderer Befriedigung wahr⸗ genommen, 88 das Andenken an die Waffenbrüderschaft, welche auf den bulgarischen Schlachtfeldern die Weihe erhielt, unversebrt geblieben ist. Im Laufe dieses Jahres war Ich auch in Wien, um die schmerzliche Pflicht zu erfüllen, der feierlichen Beisetzung der Kaiserin Elisabeth beizuwohnen und dem Kaiser Franz Joseph persönlich auszudrücken, welch' lebhaften Antheil Ich mit Meinem Lande an dem großen Unglück nehme, von dem Allerhöchstderselbe betroffen wurde, und das überall die wärmsten Sympathien für die verewigte Kaiserin erweckte. Das furchtbare Verbrechen in Genf bewog die italienische Regierung, die Initiative zu einer Konferenz zu ergreifen, welche den Zweck hat, ein Einvernehmen hinsichtlich der Vertheidigung der Staaten gegen die anarchistischen Umtriebe zu erzielen. Meine Regierung hat beschlossen, an dieser internationalen Versammlung theilzunehmen. Rumänien wurde ferner zu einer anderen Konferenz eingeladen, welche der großmüthigen Initiative des Kaisers Nikolaus zu verdanken ist, und den edlen und erhabenen Zweck verfolgt, den Völkern eine lange Friedensaera zu sichern. Auch an dieser Konferenz wird sich Rumänien betheiligen.“ Die Thronrede führt ferner aus, daß das laufende Budget⸗ jahr sich normal gestaltet habe und mit einem Ueberschuß abschließen werde. „Der Umstand“, heißt es dann weiter, „daß unsere Handels⸗ verträge demnächst ablaufen, legt uns die Pflicht auf, Maßnahmen zu treffen, damit wir uns über 818. wirthschaftlichen und kommer⸗ ziellen Bedürfnisse Rechenschaft geben können.“ Am Schluß der Thronrede spricht der König die Hoffnung aus, das Parlament werde, wie immer, seine Sorge der Entwickelung der Armee zuwenden.
Der König, welcher von dem Prinzen Ferdinand be⸗ gleitet war, wurde mit lautem Jubel begrüßt.
Amerika.
Der Marschall Blanco hat, wie aus Havanna be⸗ richtet wird, die Geschäfte seinem Nachfolger Castell anos übergeben.
Aus Valparaiso meldet das Reuter sche Bureau“, daß
die Kommission zur schiedsgerichtlichen Entscheidung der Puna⸗ und Atacama⸗Frage ernannt worden sei. Jeder Staat stelle fünf Mitglieder. Am 1. März werde die Kom⸗ mission zusammentreten. Die Präsidenten von Chile und Argentinien hätten Glückwunsch⸗Telegramme ausgetauscht.
Asien.
Der Abmarsch der Truppen Kangsu'’s ist, wie das „Reuter'sche Bureau“ aus Peking berichtet, vorgestern voll⸗ ständig beendet worden.
Eine in New York eingetroffene amtliche Depesche aus Tientsin meldet, daß dort zum Schutze der amerikanischen Gesandtschaft in Peking eine Abtheilung Seesoldaten von dem amerikanischen Kreuzer „Boston“ gelandet worden sei.
Afrika. Nach einer Meldung des „W. T. B.“ aus Kairo hat der Ministerrath das Budget für das Jahr 1899 genehmigt. Die Einnahmen werden darin auf 10 600 000, die Ausgaben
auf 10 560 000 egyptische Pfund geschätzt; somit bleibt ein JUeberschuß von 40 000 Pfund
Maßna “ Die Ausgaben schließen die
ur Verfügung der Regierung. ahlung von 416 000 Pfund an den allgemeinen Reservefonds und von 265 000 Pfund an den Fonds zur Konvertierung der Staatsschulden ein. Die Grundsteuer wird vorläufig um 216 000 Pfund weiter herab⸗ esetzt. Die Einnahmen weisen gegen das Vorjahr eine benahme von 160 000 Pfund auf und die Ausgaben eine unahme von 40 000 Pfund. Die im Budget vor⸗ gesehenen hauptsächlichen Posten der Mehrausgaben sind: 36 400 Pfund für die Armee, 110 000 Pfund für die Zivilverwaltung des Sudan und 50 000 Pfund für den Betrieb der Sudanbahn; dagegen werden die Einnahmen aus dem Sudan auf 40 000 Pfund geschätzt, sodaß für die Zivil⸗ verwaltung des Sudan einschließlich der Eisenbahn ein Netto⸗ defizit von 120 000 Pfund bleibt.
Nach Omdurman ist, dem ‚„Reuter’'schen Bureau“ zu⸗ folge, das Gerücht gelangt, daß der Khalif am 18. November durch Mukkumbo von Gebel Dahir eine schwere Niederlage bei Shirkeleh erlitten habe. Der Khalif habe zahlreiche Leua verloren und sei in der Richtung auf El Obeid geflohen.
Wie in Madvrid eingetroffene Depeschen aus Rio del Oro melden, wurde eine spanische Faktorei von Mauren an⸗ gegriffen; die Angreifer wurden zuruͤckgeschlagen.
zur Berechnung des Nationaleinkommens der physischen
in Preußen nach den Einkommensteuer⸗ Ergebnissen des Jahres 1897/98.
(Stat. Korr.) Der volkswirthschaftliche Begriff des National⸗ einkommens, des gesammten Einkommens eines Volkes, umfaßt nicht allein das Einkommen der in dem betreffenden Staat lebenden physischen Personen, sondern auch den Ertrag des werbenden Ver⸗ mögens der inländischen Korporationen und sonstigen juristischen Personen, wie Anstalten, Stiftungen, ja auch der eigentlichen Erwerbs⸗ sesellschaften selbst, jedoch mit der Maßgabe, daß dasjenige Ein⸗ ommen der letztgenannten Personenkategorien, welches unmittelbar an physische Personen als Einkommen derselben fließt und bei diesen chon in Erscheinung tritt, auszuscheiden und nur der Betrag der⸗ enigen Erträge zu berück ichtigen ist, welche für gemeinnützige Anstalten oder zur Verbesserung des eigenen Vermögensstandes verwandt sind. Für Preußen 888 nur annähernd diese Reinerträge des in der Hand juristischer Personen befindlichen Vermögens fest⸗
ersonen
zustellen, ist auf Grund der bisher vorhandenen statistischen Materialien
unmöglich; dagegen bietet das Ergebniß der Einkommensteuer⸗Ver⸗
anlagung in Preußen, wenn auch nicht unmittelbar, so doch immerhin eine wichtige Handhabe zur Berechnung des gesammten Ei
nkommens
der im Staate lebenden s Personen. Ganzen stimmen die volkswirthschaftlichen und preußisch⸗steuerrechtlichen Einkommensbegriffe mit einander überein, wenn auch die Steuer⸗ flicht sich auf manche wirthschaftlich als Einkommenstheile anzu⸗ 8-- Beträge, wie z. B auf einmalige vorübergehende Einnahmen, Einkommen aus Werthsteigerungen u. a., nicht erstreckt, im Gegen⸗ theil sogar zu Kapitalbildungszwecken verwandte Ausgaben, nämli persönliche Kassenbeiträge, Lebensversicherungs⸗Prämien, als gefevlich zulässige Abzüge anerkannt sind. Abgeseben von diesen Abweichungen, welche zum theil in ihrem Betrage sich berechnen lassen, ist das Einkommen desjenigen Theils der physischen Personen, welcher zur Einkommensteuer veranlagt ist, unmittelbar aus den statistischen e der jährlichen Einkommensteuer⸗Veranlagungen zu ent⸗ nehmen. Im Jahre 1897/98 betrug dieses Einkommen bei 2 763 995 Steuerpflichtigen bezw. 9 438 930 Köpfen der steuerpflichtigen Be⸗ völkerung (der Steuerpflichtigen mit ihren Haushaltungs⸗Angehörigen) 6 374,628 Millionen Mark. 32 diesem steuerpflichtigen Einkommen sind
noch die oben erwähnten Abzüge hinzuzufetzen, deren Höhe sich genau
nur für die Einkommen von mehr als 3000 ℳ ersehen läßt, nämlich
7,540 Mill. Mark für Kassen ꝛc. Beiträge und 31,939 Mill. Mark für Lebensversicherungs⸗Prämien; die bei den Einkommen bis 3000 ℳ in dieser Richtung gemachten Abzüge werden später berücksichtigt werden. Ferner ist dem angegebenen, bei der Veranlagung heran⸗ Psogsnnen Einkommen noch der Gesammtbetrag der nach § 18 des Linkommensteuergesetzes bei Einkommen von nicht mehr als 3000 ℳ für jedes Kind unter vierzehn Jahren vorgenommenen Abzüge von je 50 ℳ hinzuzurechnen; bei 2 418 667 Steuerpflichtigen mit Ein⸗ kommen bis zu 3000 ℳ sind über 630 000 Personen aus der
erwähnten Gesetzesbestimmung auf eine ntedrigere Stufe ermäßigt, cher doppelt so starken Personenzahl überhauppt
ist ferner bei einer ein entsprechender Abzug vorgenommen worden. Wenn für erstere Personen durchschnittlich ein Abzug von 80 ℳ angenommen wird, so ergiebt sich für diese ein Ausfall an steuerpflichtigem Einkommen von rund 50 Mill. Mark; für die sonstigen Abzüge aus § 18 des Ein⸗ kommensteuer⸗Gesetzes außerdem einen gleichen Betrag von 50 Mill. Mark in Ansatz zu bringen, dürfte umso weniger zu hoch gegriffen erscheinen, wenn zugleich in diesem letzteren Betrage ein Ausgleich für die vorher erwähnten, noch nicht in Rechnung gezogenen Abzüge an Kassenbeiträgen und Versicherungsprämien bei den Ein⸗
kommen bis zu 3000 ℳ einschließlich als geschehen erachtet wirdrd. Einen gewichtigen Anhalt in den Steuerveranlagungs⸗Ergebnissen selbst hat man des Ferneren auch für die Berechnung des Einkommens der aus §§ 18 und 19 des Einkommensteuer⸗Gesetzes freigestestellten
rund 220 000 Personen (mit einer Bevölkerung von 1 205 390 Köpfen oder 5,5 Köpfen auf den Haushalt); ohne einen zu hohen Einheitssatz anzunehmen, kann man für jede dieser Personen den Mittelsatz der ersten Stufe im Betrage von 975 ℳ zu Grunde legen und gelangt hierdurch zu dem Gesammteinkommen dieser Personengruppe von 214,5 Mill. Mark.
Ungleich schwieriger gestaltet sich die Berechnung des Gesammt⸗ einkommens der gänzlich einkommensteuerfreien Personen, d. h. der⸗ jenigen mit einem Einkommen bis zu 900 ℳ einschließlich. Im Jahre 1897/98 handelte es sich hier um 8 738 527 einkommensteuer⸗ freie Einzelstehende bezw. Haushaltungs⸗Vorstände mit einer ent⸗ sprechenden Bevölkerung von 21 204 796 Köpfen. Aus den statistischen Matertalien ergiebt sich kein Anhalt für die Höohe des Gesammt⸗ einkommens dieser großen Bevölkerungsschicht; ein solcher muß vielmehr aus den allgemein wirthschaftlichen Verhältnissen ermittelt werden. Auf der einen Seite ist zu beachten, daß gerade in dieser Gruppe jeder Theil der Haushaltungs⸗Angehörigen — Ehemann und Ehefrau, auch die Kinder schon von früher Jugend auf — dem Erwerbe nachgeht und dadurch relativ das Einkommen des Einzelhaus⸗ halts sich erhöht; auf der anderen Seite ist unter der angegebenen Zahl der selbständigen Personen ein großes Kontingent theils noch nicht, theils nicht mehr voll arbeitsfäbiger Elemente vorhanden. Bei
der Verschiedenheit der Beschäftigungen in den verschiedensten Gegenden 8
des Staats läßt sich auch nicht annähernd ein durchschnittlicher Verdienst ermitteln, der unserer Berechnung zu Grunde zu legen wäre. Auch allgemein ein zum Leben nothwendiges Mindest⸗ einkommen läßt sich ziffermaͤßig bei der Verschiedenhelt der Lebens⸗ und Preisverhältnisse schwer finden. Unter Berücksichtigung aller dieser Gesichtspunkte wird man jedoch den Mittelsatz unserer Ein⸗ kommensgruppe, 450 ℳ, als einen Einzelsatz anerkennen müssen, der durchschnittlich für das Einzeleinkommen dieser Gruppe nicht zu hoch gegriffen erscheit. An sich müßte das Durchschnittseinkommen zwischen dem Existenzminimum für einen Haushalt und dem Einkommens⸗ satze von 900 ℳ, also etwa zwischen 300 und 900 ℳ gesucht werden; den Mittelsatz hiervon, 600 ℳ, als Durchschnittseinkommen anzunehmen, würde jedoch dem Erfahrungssatz widersprechen, daß in den unteren Einkommensklassen sich ein stärkerer Bevölkerungs⸗Prozentsatz befindet als in den oberen. Der Satz von 450 ℳ würde zunächst einem Tagesverdienst von 1,50 ℳ entsprechen, wobei der Nebenverdienst der Ehefrau und die Hilfe der übrigen Hausbaltungsangehörigen mit berücksichtigt sind. Auf den Kopf der Bevölkerung berechnet, ergeben sich aus dem Satz von 450 ℳ 185 ℳ als Einkommenstheil für den Verbrauch der einzelnen Person, ein H der selbst unter Beachtung des Minderverbrauchs der Kinder als Existenzminimum der einzelnen Pperson eher zu niedrig erscheint, wenn man daran denkt, daß von demselben die Bedürfnisse an Wohnung, Kleidung, Nahrung u. s. w. gedeckt werden sollen. Legt man den Satz von 450 ℳ zu Grunde, so ergiebt sich ein Gesammteinkommen der Ein⸗ kommensteuerfreien von 3932,337 Mill. Mark. — Unter Zu⸗ sammenrechnung der genannten Einzelbeträge würde sich als Ge⸗ sammteinkommen der physischen Personen in Preußen im Jahre 1897/98 die Summe von 10 660,944 Mill. Mark herausstellen. Von Interesse muß eine gleiche Berechnung für das Jahr 1892/93 und ein Vergleich des Ergebnisses dieses Jahres mit dem⸗ jenigen für 1897/98 sein. Leider sind aus den statistischen Fest⸗ selangen für 1892/93 weder die Höhe der Abzüge an Kassen⸗ ꝛc. Beiträgen und Lebensversicherungs⸗Prämien bei den Einkommen von mehr als 3000 ℳ, noch vor allem die Anzahl der einkommen⸗ steuerfreien Einzelsteuernden bezw. Haushaltungs⸗Vorstände, in letzterer Hinsicht vielmehr nur die Kopfzahl der einkommensteuerfreien Be⸗ völkerung zu ersehen. Für erstere Abzüge soll deshalb der entsprechende Betrag von 1897/98 in die Berechnung eingestellt werden. Zur Be⸗ rechnung des Einkommens der einkommensteuerfreien Bevölkerun wird der nach unserer obigen Berechnung für 1897/98 auf den Kop entfallende Satz von 185 ℳ in Anwendung gezogen. Unter diesen Umständen stellt sich unsere r. für 1892/93, wie folgt: 5 724,324 Mill. ℳ steuerpflichtiges Gesammteinkommen, b 39,000 „ „ Abzüge an Kassen⸗ ꝛc. Beiträgen bei den Ein⸗ kommen über 3000 ℳ, 1423,440 „ „ Ausgleich der Abzüge aus § 18 des Einkommen⸗
8 sieuergesetes für 543 000 ermäßigte Personen zu 43,440 „ 8 Feser, der sonstigen Abzüge aus § 18 und der
Kassen⸗ ꝛc. Beiträge bei den Einkommen von nicht mehr als 3000 ℳ,
„ Einkommen der aus §§ 18, 19 des Gesetzes frei⸗ gestellten 159 000 Personen zu 975 ℳ,
6 005,229 Mill. ℳ Einkommen der Personen mit Einkommen
von mehr als 900 ℳ, 3 876,131 „ „ Einkommen der einkommensteuerfreien Bevöl⸗
kerung (20 952 059 Köpfe zu 185 ℳ), F2o5,365 Miã. % Gesammteinkommen vder physischen Per⸗ sonen im Jahre 1892/93. Von 1892/93 bis 1897/98 würde das / Gesammteinkommen nach diesen Berechnungen um rund 780 Mili. Mark, d. h. um 7,89 % estiegen fein; die Gesammtbevölkerung, ist nach den entsyrechenden ersonenstands⸗Aufnahmen von 29 859. 924 auf 31 849 116 Personen, also um 6,13 %, gewachsen, sedas nach unserer Sees das ge⸗ sammte Einkommen der physischen Personen stärker gestiegen wäre.
155,025 „
In Großen und
Zur Arbeiterbewegung Aus Düsseldorf wird der „Rhein.⸗Westf. Ztg.“ unter dem
25. d. M. geschriehen: In der Verzinkerei von Springorum haben
34 Klempner die Arbeit dicgersga⸗ nachdem die Fabrik die Wiedereinstellung eines entlassenen Kollegen abgelehnt hatte.
Aus Remscheid wird demselben Blatt mitgetheilt, daß in ämmtlichen dortigen Betrieben die Kündigungen zurückgezogen worden eien, mit Ausnahme einer Firma, wo 15 Arbeiter die Kündigung
noch nicht zurückgezogen haben.
Im zweiten Cornelius⸗Saal der National⸗Galerie ist gegenwärtig eine Ausstellung von Werken Otto Knille's und Albert Dreßler's veranstaltet, die, einem Nachruf gleich, noch einmal das Lebenswerk beider jüngst verstorbenen Künstler überschauen läßt: ein Akt der Pietät, der allein schon durch den Fleiß und das redliche Streben der dem modernen Kunstleben seit langem ent⸗ fremdeten Maler Ferecefertsgt ist.
Die größere Rolle hat seiner Zeit wohl Knille gespielt. Denn die Wahl seiner Stoffe aus und Geschichte des Mittelalters wirkte fast wie ein ea gegen die einseitig hellenisierende Richtung; dazu kamen eine lebhafte Farbe und der Eindruck des Naturstudiums, die ihn wohl eine Zeit lang als Fübrer zu einer belebteren Kunstepoche gelten lassen konnten. Ihm selbst mag sein Streben als Realismus erschienen sein; er hat viel nach der Natur gezeichnet, aber ohne von ihr angeregt zu sein. Ein Buch gab dem hochgebildeten Manne den Einfall, den Ausdruck schöpfte er aus jener Geberdensprache, die zu beseelen Cornelius der erste und letzte gewesen war. Dann erst, wenn er für sein Theil fertig war, zog er die Natur zu Rathe, und ihr Studium war ihm Ge⸗ wissenssache. Künstlerische Laune hat sein Schaffen nie beunruhigt, aber wie ernst es ihm war, zeigen die sorgfältigen Modellstudien nach Stellung und Bewegung zu jeder seiner Figuren. Ein Zug von Wissenschaft und Gelehrsamkeit, von erlesener Bildung geht durch die wenigen von ihm bekannten Gemälde, die sie einer vergangenen Zeit als Illustrationen besonders werthvoll machten. Sein n ee. auch in dekorativer Hinsicht reich, gehörte zu den populärsten Bildern der Richtung, und die friesartigen Darstellungen der Hauptepochen geistiger Kultur sind lebende Bilder, die in dem Neubau der Universitäts⸗Bibliothek von ihrem Goldgrund her gewiß festlich gewirkt hätten.
Albert Dreßler, der Landschaftsmaler, dessen Bilder und Aquarellen einst über Deutschland hinaus verbreitet und geschätzt waren, ver⸗ räth oft einen Hang zur beroischen Landschaft, hat aber den Weg dazu nur von der Natur aus gesucht. Im Süden hat er viel studiert, aber weniger auf die zauberhaften Farbenspiele als die großen Formen der südlichen Ufer ging er aus; besonders mögen ihn die heißen Stimmungen auf Capri gereift haben, wenn aus der zitternden Luft die riesigen Konturen gelber Felsen hervorragten. Aber er brauchte den Süden nicht allein, und fast verdankt er mehr der nordischen Natur, Bayern, dem Harz, Holland, ja er hat als einer der Frühesten wohl sich an den Schönheiten märkischer Seen und Wälder gefreut, und in Berlin selbst hat er manche feine Stimmung aufzufinden gewußt. Farben und Formen in der Natur dachte er leichmäßig festzuhalten, ohne leidenschaftliche Raschheit, aber liebevoll vertieft. Seine ausgeführten Bilder werden stets von den Studien übertroffen, die, vor der Natur entstanden, den Ruf rechtfertigen, der ihm als Aquarellisten seinerzeit auch im Ausland zu theil wurde.
Literatur.
8 2 Von dem öfter erwähnten, groß angelegten Werke „Die österreichisch⸗ungarische Monarchie in Wort und Bild“, welches unter dem Protektorat Ihrer Kaiserlichen und Königlichen Hoheit der Frau Kronprinzessin⸗Wittwe, Erzherzogin Stephanie erscheint, wird am 1. Dezember das erste Heft eines neuen Bandes ausgegeben, der die „Bukowina“ und ihre Bewohner schildern wird. Aus dem 16 Seiten umfassenden, reich illustrierten Prospekt geht her⸗ vor, daß auch an dem neuen Bande die hervorragendsten literarischen Kräfte des Kronlandes zusammengewirkt säbe⸗ und ebenso für den illustrativen Theil nach Möglichkeit heimische Künstler herangezogen worden sind. Was die Bukowina an Schätzen der Natur und Kunst aufzuweisen hat, die kulturellen Zustände des Landes, die Fortentwickelung auf allen Gebieten, das farbenreiche Volksleben, soll in allgemein ver⸗ ständlicher Weise dargestellt werden, und die beigegebenen Illustrationen werden das Bedeutsamste bildlich ergänzen. Der Band wird 28 Abschnitte enthalten, welche von 21 Schriftstellern verfaßt sind; den Text begleiten 144 Abbildungen (darunter ein farbiges Kostüm⸗ bild), deren Ausführung von 10 Illustratoren besorgt wird. Die Ausgabe erfolgt in 17 halbmonatlichen Lieferungen zu je 30 Kreuzer, bei zeitweiliger Unterbrechung durch Hefte der Bände über Ungarn; das Schlußheft wird gegen Ende des Jahres 1899 er⸗ cheinen. — Von dem Gesammt⸗Unternehmen liegen nunmehr olgende 19 Bände fertig vor, welche auch einzeln abgegeben werden: and I: Wien; Band II: Uebersichtsband, 1. Abtheilung: naturwissen⸗ schaftlicher Theil; Band III: Uebersichtsband, 2. Abtheilung: ethno⸗ graphisch⸗geschichtlicher Theil; Band IV: Niederösterreich; Band V: Ungarn, 1. Band; Band VI: Oberösterreich und Salzburg; Band VII: Steiermark; Band VIII: Kärnten und Krain; Band IX: Ungarn, 2. Band; Band X: Das Küstenland; Band XI: Dalmatien; Band XII: Ungarn, 3. Band; Band XIII: Tirol und Vorarlberg; Band XIV: Böhmen, 1. Abtheilung; Band XV: Böhmen, 2. Ab⸗ theilung; Band XVI: Ungarn, 4. Band; Band XVII: Mähren und Schlesien; Band XVIII: Ungarn, 5. Band, 1. Abtheilung; Band XIX: Galizien. Probehefte und Prospekte werden von der K. und K. Hof⸗ und Universitäts⸗Buchhandlung von Alfred Hölder Wien, Rothenthurmstraße 15) auf Verlangen kostenfrei zugestellt. lle Buchhandlungen, in welchen auch Lieferungen zur Ansicht auf⸗ liegen, nehmen Bestellungen auf einzelne Bände wie auf das Ge⸗ sammtunternehmen an.
— Jugenderinnerungen eines alten Mannes (Wil⸗ helm von Kügelgen). 80. 512 S. Preis broschiert 2 ℳ Verlag von Richard Wöpke, Berlin W. 8, Mauerstr. 26. — Diese neue Aus⸗ gabe des Buches trägt die Bezeichnung „Geschenkausgabe“ und ist typographisch sorgfältig, wenn auch schmucklos, hergestellt. Wilhelm von Kügelgen, ein Mitglied der bekannten Künstlerfamilie, liefert in diesem Werke einen Beitrag zur Geschichte seiner Zeit, der das gesell⸗ schaftliche, geistige und künstlerische Leben einer mehrere Jahrzehnte hinter uns liegenden Kulturepoche in treffender Weise vergegenwärtigt. Mit schlichten, aber herzlich warmen Worten schildert der Veriase seine Jugenderlebnisse und Eindrücke und macht den Leser mit vielen bedeutenden Persönlichkeiten, zu denen er in nähere Berührung ge⸗ kommen ist, sowie mit manchen wichtigen historischen Ereignissen einer Zeit bekannt. 57 des belehrenden und erzieherischen Werthes st die Darstellung durch köstliche Frische und gesunden Humor belebt, welche das Werk zu einer auch heute noch fesselnden Lektüre machen.
— Lehenserinnerungen. Ein Se zur Geschichte des Rheinlands im neunzehnten Jahrbundert. on Karl Schorn, Landgerichts⸗Kammer⸗Präsident a. D. Zweiter Band. Bonn 1898,
Verlag von P. Fenstein — Die v-ee Schorn’'s, eines⸗
der wenigen noch lebenden Fttegede; des Frankfurter Parlaments, umfassen die Zeit von 1818 bis 1885; Ihren Schauplatz bildet vorwiegend die rheinische Heimath des aus Essen Ten Ver⸗ fassers. Schorn hat mit geringen Unterbrechungen bis zum Jahre 1885 als angesehener Justizbeamter an verschiedenen rheinischen Ge⸗ richten gewirkt. Ueber das Leben und Treiben in den Städten (Köln, Bonn, Trier, Koblenz, Saarbrücken u. a.), wo Schorn Pene; thätig war, bringen diese Lebenserinnerungen scharf beobachtete, behaglich und anregend ausgemalte Bilder, die für die Geschichte des Rheinlands im neunzehnten Jahrhundert von besonderem Werthe sind. Die viel⸗ säüigen Interessen des Verfassers, besonders seine verständnißvolle Liebe
Kunst und Musik, brachten ihn in näbere Beziehung zu einer
Lebenserinnerungen an uns vorüberzieht.
roßen Fahl hervorragender Zeitgenossen, deren bunte Schaar in den
Auch außerhalb der hh Schorn's werden seine Erinnerungen an Berlin, wo er 1838 als Einjährig⸗Freiwilliger bei den Garde⸗ Schützen diente, die freundschaftlichen Beziehungen zu seinem Landsmann Alfred Krupp, die Erlebnisse als Mitglied des Frank⸗ furter Parlaments und als Präsident des Metzer Kriegsgerichts in den Jahren 1870 bis 1873 vielfach Beachtung sinden. Dse um die Förderung rheinischer Geschichtskunde verdiente Hanstein'sche Verlags⸗ handlung hat dem Werk eine sehr ansprechende Ausstattung gegeben.
— Die priesterlichen Gewänder des Abendlandes nach ihrer geschichtlichen Entwickelung. Von J. Braun. Mit 30 in den Text gedruckten Abbildungen. Freiburg i. Br., Herder'sche Verlagsbuchhandlung, 1897. — Der Verfasser dieser Schrift behandelt unter sorgfältiger Benutzung der urkundlichen und monumentalen Quellen die Geschichte der liturgischen Gewandung im Abendlande. Es werden darin Ursprung und spätere S. und Umwandlung der einzelnen priesterlichen Gewänder, ihre wechselnde Verwendung beim Kultus und der mit ihnen verknüpfte symbolische Sinn gründlich dar⸗ gelegt. Die durch zahlreiche Abbildungen erläuterte fleißige Studie bildet einen beachtenswerthen Beitrag zur christlichen Archäologie end zur Geschichte der Trachten.
— Unter der Leitung des bekannten Jugendschriftstellers Julius Lohmeyer beginnt im Verlage von J. F. Lehmann in München (Heustraße 20] eine reich illustrierte „Vaterländische Jugend⸗ ücherei für Knaben und Mädchen“ zu erscheinen. Diese Sammlung will der deutschen Jugend in Erzählungen volksthümlicher Dichter und Jugendschriftsteller darbieten: Bilder ans dem Leben unserer Helden und Denker, unserer vaterländischen Geschichte in ihren bedeutungsvollsten Abschnitten, die Schilderung germanischer Gaue und Stämme, die Götter⸗ und Heldensagen der Vorzeit, deutsches Flotten⸗ und Seemannsleben, sowie Kampf und Arbeit in unseren Kolonien. Vorläufig ist die Ausgabe folgender, reich mit Bildern geschmückter Bände in Auessicht genommen: 1) Johann von Wildenradt: Johann von Renys, der Kampf um die Marienburg. Eine Geschichte aus der Zeit des deutschen Ordens in Preußen. Mit Bildern von Woldemar Friedrich. Pr. 1,60 ℳ — 2) Fritz Lienhard: Der Rauh Straßburgs. Mit Bildern von Wilbelm Weimar. Pr. 1ℳ — 3) Anton Ohorn: Aus Tagen deutscher Noth. Mit Bildern von Hans W. Schmidt. — 4) H. Conscience: Der Löwe von Vlaandern. Mit Blildern von A. Hoffmann. Pr. 4 ℳ%ℳ — 5) Werner Hahn: Deutsche Charakterköpfe: * J. von Zieten, E. M. Arndt, J. G. Fichte, Königin Luise u. A. it Bildern von estes hee na und Eugen Klimsch. Pr. 2,40 ℳ — 6) Richard Redlich: Zollern und gut Brandenburg. Märkische Erzählungen aus der Zeit des großen Kurfürsten. Mit Bildern von Hoffmann. — 7) Felix Dahn: Armin, Eine Erzählung aus der Zeit der Germanen⸗ und Römerkämpfe. Mit Bildern von A. Kloß. — 8) Victor Blüthgen: Um Ehr’' und Gewissen. Eine Erzählung aus den Franzosenkriegen. Mit Bildern von Fr. Grotbemeyer. — 9) Reinhold Werner: Admiral Karpfanger. Eine Erzählung aus Homburgs Vorzeit. Mit Bildern von A. Hoffmann. — 10) Hans offmann: Erwin Wohlfahrt. Eine Geschichte aus dem Harz. Mit Bildern von Woldemar Friedrich. — 11) Georg Lang: Fröbliche Rheinfahrt und andere Schülerwanderungen durchs deutsche Land. Mit Bildern von R. Schuster. — 12) E. Wuttke⸗Biller: Lina Bodmer. Eine Familiengeschichte aus der Zeit der Napoleonischen See Mit Bildern von Hans W. Schmidt. — 13) Julius ohmeyer: Das deutsche Herz. Bilder und Geschichten. Mit Bildern von Woldemar Friedrich. — 14) Werner Hahn: Die Götterwelt der Germanen. Mit Bildern von Wilhelm Weimar. — 15) August Niemann: Geschichten aus unseren Kolonien. Mit Bildern von Johannes Gehrts. — 16) A. Seidel, Sekretär der Kolonialgesell⸗ schaften: Der Wali von Bagamovo. — 17) H. Seidel: Ein Brandenburger Held an der Sklavenküste. — 18) Gustav Schalk: Die Heldensagen des deutschen Volkes. Mit Bildern von A. Hoff⸗ mann. — Band 1—5 gelangen noch vor Weihnachten, Band 6 und folgende im Laufe des Jahres 1899 zur Ausgabe.
— Ein Werk, das sich inhaltlich und in der äußeren Ausstattun vortheilbaft vor vielen Erzeugnissen ähnlicher Art auszeichnet, ist „Heimathlos“, eine Erzählung für die reifere Jugend von Marie von Felseneck (Verlag von A. Weichert, Berlin). Fünf gefällige Illustrationen von Th. R. Grünberg und 45 schon durch ihre Ueber⸗ schriften verheißungsvolle Kapitel der gewandten Erzählerin fesseln beim ersten Blick in das Buch. Die darin enthaltene Erzählung ist insofern besonders interessant, als sie wohl zum ersten Male den Versuch macht, die moderne Lebensanschauung, daß auch das Mädchen sich auf einen selbständigen Beruf vorbereiten müsse, in der Jugend⸗ literatur geziemend zum Ausdruck zu bringen.
— Die vv von „Bilder⸗Atlanten“, welche das Biblio⸗ graphische Institut in Leipzig und Wien herausgiebt, ist um einen weiteren Band naturwissenschaftlichen Inhalts gefördert worden. Dieser neue „Bilder⸗Atlas zur Zoologie der Fische, Lurche und Kriechthiere“ von Professor Dr. William Marshall (Preis, in Leinwand gebunden, 2 ℳ 50 ₰) enthält außer 3 ½ Bogen Text auf 6 weiteren Bogen über 200 Darstellungen von Thiertypen. Wie seine Vorgänger, so soll auch er in erster Linie der Jugend ein Anschauungsmittel darbieten, das Belehrung mit Unterhaltung verbindet und in Schule und Haus gleichmäßig verwendet werden kann. Die Abbildungen stellen die Thiere nicht nur ihrer Gestalt nach getreu dar, sondern sie bringen auch ihre Lebensgewohnheiten und die Um⸗ gebung, in der sie sich zu bewegen pflegen, auf Grund genauer Beobachtungen zur Anschauung. Der beschreibende Text ist kurz gefaßt und schließt sich eng an die Abbildungen an. Auch dieser neue Bilder⸗ Atlas dürfte desselben Beifalls sicher sein, den seine Vorgänger ge⸗ funden haben.
— Unter dem Gesammttitel „Psyche“ werden binnen kurzem
in der Deutschen Verlags⸗Anstalt zu Stuttgart acht neue Novellen von Otto von Leitgeb erscheinen.
engeren Heimat
LELand⸗ und Forstwirthschaft.
Im 5. Heft 27. Bandes (1898) der „Landwirthschaftlichen Jahrbücher“, Zeitschrift für wissenschastliche Landwirthschaft und Archivs des Königlich preußischen Landes⸗Oekonomie⸗Kollegiums, heraus⸗ gegeben von Dr. H. Thiel. Wirklichem Geheimen Ober⸗Regierungs⸗ Rath und Ministerial⸗Direktor im Ministerium für Landwirthschaft, Domänen und Forsten (Berlin, Verlag von “ Parey; Preis des Jahrgangs von sechs Heften nebst Tafeln 28 ℳ), sind zwei für den deutschen Weinbau bedeutsame Arbeiten der pflanzen⸗ physiologischen Versuchsstation in Geisenheim a. Rh. ver⸗ öffentlicht: Julius Wortmann behandelt, in Fortsetzung seiner eingehenden e.es Sextber. über reine Hefen, das Vorkommen von lebenden Organismen, insbesondere von lebenden Hetf in fertigen Weinen. die Beziehungen zwischen dem Ausbau des
eins und seinem Gehalt an lebenden Organismen, die aus den Be⸗ funden sich ergebenden praktischen Anwendungen und das pbysiologische Verhalten der aus den alten Flaschenweinen isolierten Hefen sowie einiger Sproßpilze, — und Richard Meißner das Zähewerden von Most und Wein, die Gewinnung der Schleimhefen in Reinkultur, die Kulturmedien, die morphologischen Eigenschaften der Pilze, die phvsiologischen Eigenschaften der Schleimhefen, das künstliche Zähe⸗ machen von Wein mit Hilfe der Schleimhefen und die praktischen Erfahrungen im Vergleich zu den wissenschaftlichen Ergebnissen.
Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßzregeln.
Dem Kaiserlichen Gesundheitsamt ist am 26. Noveraber
vom Viehhofe zu Dortmund das Erlöschen der Maul⸗ und
Klauenseuche gemeldet woreen. “
Laut Telegramm aus Koln (Rhein) in die erste eng⸗ 8 lische Post über Ostende vom 26. November ausgeblieben. Grund: Anscheinend Unfall am Schiffe. 11“
Bremen, 26. November. (W. T. B.) Dem Senat ging von dem Staatssekretär des Reichs⸗Marineamts, Staats⸗Minister, Kontre- Admiral Tirpitz ein Schreiben zu, in welchem sich derselbe über die jüngst von ihm in Augenschein genommenen Hafenanlagen in Bremen und Bremerhaven sowie über die Schiff bauanstalten des „Nord- deutschen Lloyd“ und der Aktiengesellschaft „Weser“ höchst befriedigt ausspricht und der vom bremischen Staate zur Hebung des Seeverkehrs ins Werk gesetzten Anlagen sowie der Arbeiten zur Korrektion der Weser in anerkennendster Weise gedenkt.
St. Petersburg, 26. November. Ladoga⸗See kommendes Treibeis geht in See.
S2 t t T wetter. Die Schiffahrt ist unbehindert. Jetzt herrscht Th
(W. T. B om au⸗
Bremen, 27. November. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Dampfer „Trier“, v. Brasilien kommend, 26. Nov. in Rotterdam angek. „Kaiser Wilhelm II“, v. New York kommend, ist am 26. Nov. in Genua angek. „Arensburg“, n. Brasilien best., 26. Nov. in Antwerpen angek. „Marie Rickmers“, n. Bal⸗ timore best., 25. Nov. Dover passiert. 3
— 28. November. (W. T. B.) Dampfer „Prinz⸗Regent Luitpold“, v. Australien kommend, 26. Nov. in Colombo angek. „ Aller“ 26. Nov. v. New York n. Genua abgeg. „Bonn“, v. La Plata kommend, 26. Nov. in Bremerhaven angek. „Mark“, n. d La Plata best., 27. Nov. St. Vincent pass. „Stuttgart“, v. Australien kommend, 27. Nov. Hurst Castle pass. „Sachsen“, v. Ost⸗Asien kommend, 27. Nov. in Aden angek. „Prinz Heinrich“, n. Ost⸗Asien best., 27. Nov. Aden angek. „Crefeld“ 27. Nov. v. Bremen über Baltimore in Galvpeston angek. „Elisabeth Rickmers“, v. Galveston n. Bremen best., 27. Nov. Lizard passiert. „Weimar“, n. New York best., 27. Nov. Dover passiert.
Rotterdam, 26. November. (W. T. B.) Holland⸗Amerika⸗ Linie. Dampfer „Rotterdam“, von Rotterdam nach New YPork, hat gestern Nachmittag Lizard passiert.
— 28. November. (W. T. B.) Dampfer „Sparndam“ ist am Sonnabend von New York nach Rotterdam abgegangen.
Theater und Musik.
Theater des Westens.
Donizetti's komische Oper „Die Regimentstochter: ging am Freitag in wobhlvorbereiteter Aufführung in Scene und errang einen wohlverdienten Erfolg. Das heitere, melodienreiche Werk gehörrt zu den Opern älterer Herkunft, die ihre volle Frische bewahrt haben und heute wie vor 50 Jahren auf ein dankbares Publikum rechnen dürfen. Die Rolle der Marie war bei der vielseitigen Künstlerin, Frau Schufter⸗Wirth, in den besten Händen; sie brachte ebensowohl das kecke, lustige Wesen der Marketenderin wie später die Traurigkeit des vom Regiment Abschied nehmenden, liebenden Mädchens zum Aus⸗ druck. Im zweiten Akt konnte sie in einer Einlage: Variationen von Adam über ein Thema von Mozart, ihre schon früher lobend erwähnte Koloraturfertigkeit glänzend bethätigen. Vortreffliche Leistungen boten
ferner Fräulein Detschy als Marchesa, die Herren Steffens (Sulpiz), Braun
(Tonio) und Patek (Hortensio). Auch Chor und Orchester zeichneten sich unter der sicheren Leitung des Kapellmeisters Schuster aus. Der Oper folgte ein von Fräulein Hansi Zinner gefällig angeordnetes „Ballet⸗ Divertissement“, in welchem die Genannte im Verein mit Fräulein Mila Reisinger und dem 8 de Ballet verdienstlich mitwirkte. Auch der Tanz fand lebhaften Beifall.
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Im Königlichen Opernhause wird morgen Wilhelm Kienzl's musikalische Tragikomödie „Don Quixote“ unter Kapellmeister Dr. Muck's Leitung und in folgender Besetzung gegeben: Herzog: Herr Pbilipp; Herzogin: 28 Herzog; Don Quixote: Herr Bulß; Mercedes: Fräulein Rothauser; Sancho Pansa: Herr Lieban; Carrasca: Herr Bachmann; Tirante: Herr Stammer; Maritornes: Fräulein Dietrich; Küchenjunge: Frau Gradl. Im Tanzfest des zweiten Aktes wirken die Damen: dell'Era und Urbanska mit. Die Vorstellung beginnt um 7 ½ Uhr. — Herr Victor Maurel trifft heute aus Paris ein. Der Künstler tritt am Freitag zum ersten Mal in der Titelrolle der Oper „Falstaff“ auf, die er seiner Zeit unter Verdi's Leitung am Mailänder Scala⸗Theater kreiert hat. Das Gastspiel des Herrn Maurel umfaßt nur einige Abende, da der Künstler sich in nächster Woche nach Amerika begiebt. Verdi’'s Oper Falstaff“, deren erste Aufführung am 6. März 1894 im Königlichen Vvermbause stattfand, wurde bis 11. September 1896 22 mal gegeben.
Im Königlichen Schauspielbause gelangt morgen Blumen⸗ thal's und Kadelburg's Lustspiel „Auf der Sonnenseite“ mit Herrn Emil Thomas als Wulkow zur Aufführung; außerdem treten die Damen Schramm, Poppe, von Mayburg und die Herren Vollmer, Christians und Hartmann darin auf.
Die „Kaiser Wilhelms⸗Stiftung für deutsche In⸗ validen“ veranstaltet am Mittwoch, den 30. November, und am Donnerstag, den 1. Dezember, im Neuen Königlichen Opern⸗ Theater Wohlthätigkeits⸗Vorstellungen mit abwechselungs⸗ reichem Programm. Die Billets zu beiden Vorstellungen werden an der Matinéekasse des Königlichen Opernhauses verkauft. Näheres ent⸗ halten die Tageszettel an den Anschlagsäulen.
Im Berliner Theater findet die nächste Aufführung des „Wintermärchens“ von Shakespeare mit Herrn Sommerstorff und Frau Geßner in den Hauptrollen am Montag, den 5. Dezember, statt.
Das Schiller⸗Theater bereitet die Aufführung von Heinrich Wilken’s Volksstück „Die ehrliche Arbeit“ vor; dieselbe wird Ende nächster Woche stattfinden. Vor Weihnachten geht dann noch Shakespeare’s „Othello“ mit den Damen Alwine Wiecke und Therese Leithner und den Herren Ferdinand Gregori und Willy Froböse in den Hauptrollen in Scene. Unmittelbar nach den Feiertagen findet die bemies 82 Burckhardt's vieraktiger Komödie „Die Bürgermeister⸗ wahl“ statt.
Morgen wird im Theater des Westens Donizetti's Spieloper „Marie oder die Regimenzstocher“ wiederholt. — Billets für die am nächsten Sonntag, Mittags 12 Uhr, stattfindenee Mozart⸗Feier zum Besten eines Denkmals für den Kaiser Friedrich sind bereits von morgen ab an der Theaterkasse und in den Buchhandlungen von C. Ulrich & Co., Lonis Michow und Franz Kappel (Charlottenburg, Berlinerstraße) käuflich.
Madame Jane Hading wird, wie nunmehr freststeht, mit ihrer Pariser Gesellschaft im Lesfing „Theater neun Gast⸗ vorstellungen geben, die am 15. Dezember be ianen und am 23. De. zember enden. Maximilian Dorval, der Vertreter der Künstlerin, hat
joeben alle Vereinbarungen über das Repertoire mit Direktor Otto
Neumann⸗Hofer getvoffen. Die Künstlerin wird danach nur in Bühnenwerken auftreten, die bereits in deutscher Sprache aufgeführt wurden und deren Inhalt deshalb dem hiesigen Publikum bekannt ist.
Von dem erfolgreichen Ausstattungssts.⸗? „Mene T kel“ fand eftern im Olympia⸗Theater die lete Nach nittags⸗Vorstellung