1898 / 304 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 24 Dec 1898 18:00:01 GMT) scan diff

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wölf Jahre zu bestätigen. 1“ EW 8*

infolge der von der Stadtverordneten⸗Versammlung zu Guben getroffenen Wahl den Ober⸗Bürgermeister Bollmann daselbst als Ersten Bürgermeister der Stadt Guben auf fernere

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Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht: den Ober⸗Amtmännern Heinrich Naumann zu Tisch⸗ dorf, Alphons Materne zu Chwalkowo. Cuno Schmidt zu Rothsürben, Arthur Steinbock zu Ober⸗Thomaswaldau und Wilhelm Karbe zu Liebenow den Charakter als Amts⸗ rath zu verleihen.

Auf Ihren Bericht vom 28. November d. J. will Ich das Enteignungsrecht, welches durch Meinen Frlaß vom 8. August d. J. dem Kreise Herford zur Entziehung und zur dauernden Beschränkung des für den Bau einer Kleinbahn von He ford nach Wallenbrück in Anspruch zu nehmenden Grundeigenthums verliehen ist, auf die Herforder Klein⸗ hahnen⸗Gesellschaft mit beschränkter Haftung zu Herford im Regierungsbezirk Minden übertragen. 8 Potsdam, den 5. Dezember 1898. ““

inister der öffentlichen Arbeiten. 1 2 189

Aus Ihrem Berichte vom 2. November d. J. habe Ich mit Befriedigung ersehen, daß die preußischen Kriegervereine sich zu einem Landesverbande zusammengeschlossen haben, um in enger Gemeinschaft mit den übrigen Landesverbänden Deutschlands die Interessen ihrer einzelnen Glieder in kameradschaftlichem Geiste zu fördern. Nachdem Ich durch den beifolgenden Erlaß vom heutigen Tage die Satzungen genehmigt und die Wahlen des Ersten Vorsitzenden und seiner beiden Stellvertreter bestätigt habe, will Ich auch dem Mir kundgegebenen Wunsche der Kriegerverbände entsprechen und das Protektorat über den preußischen Landes⸗Kriegerverband hiermit in Gnaden annehmen. Ich thue es in dem Vertrauen, daß die Ver⸗ eine in der Pflege unverbrüchlicher Treue gegen König und Vaterland stets ihre vornehmste Aufgabe er⸗ blicken werden, und wünsche, daß die Kriegervereine auf dieser Grundlage sich kräftig weiterentwickeln und ihrem Ziel, alle ehemaligen Angehörigen Meiner Armee und Marine unter ihrer Fahne zu sammeln, immer näher kommen mögen. Möge vor allem das Vorbild der alten Krieger, denen es vergönnt war, die ihrem obersten Kriegsherrn, weiland Seiner Majestät dem Hochseligen Kaiser und Könige Wilhelm dem Großen, im Fahneneide gelobte Tapferkeit und Treue bis zum Tode auf dem Felde der Ehre zu bewähren, ihren jüngeren Kameraden allezeit ein Ansporn sein, ihnen in Bethätigung aller soldatischen Tugenden auch im bürgerlichen Leben nachzueifern und sich die patriotische Gesinnung von niemandem nehmen zu lassen.

otsdam, den 21. Dezember 1898. Wilhelm R. Freiherr von der Recke. en Minister des Innerr. 1 aüA Z Finanz⸗Ministerium. Dem Bureau⸗Vorsteher für das Rechnung wesen b

5

An den

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ei der

Provinzial⸗Steuer⸗Direktion in Köln, Rechnungs⸗Rath Gentzen

ist die etatsmäßige Stelle eines Geheimen expedierenden Sekretärs

und Kalkulators im Finanz⸗Ministerium verliehen worden. E“ 1A1““

Ministerium der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinal⸗Angelegenheiten.

Dem Hilfsarbeiter in der Medizinal⸗Abtheilung des Ministeriums der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinal⸗ Angelegenheiten, Apothekenbesitzer Max Froelich, Mitglied des Apotheker⸗Raths und der technischen Kommission 8. pharmazeutische Angelegenheiten, zu Berlin ist das Prädikat „Pharmazeutischer Asfessor⸗ beigelegt worden. 1““

Ministerium für Landwirthschaft, Domänen und Forsten.

Den Kanzlisten Hirschfelder und Ahrens beim Ober⸗ ndeskulturgericht ist der Charakter als Kanzlei⸗Sekretär ver⸗ liehen worden. 11I1n“ äustiz⸗Miyiterinmm.

Dem Amtsgerichts⸗Rath Brüggemann vom Amts⸗ ericht I in Berlin, dem Landgerichts⸗Raͤth Trump in leiwitz und dem Amtsgerichts⸗Rath Damm in Wongrowitz

ist die nachgesuchte Dienstentlassun mit Pension ertheilt.

Versetzt sind: der Landgerichts⸗Rath Hillenkamp in

Essen an das Landgericht in Paderborn, der Amtsgerichts⸗Rath

Wollmann in Bramstedt an das Amtsgericht in Altona,

der Nentsgerichte⸗ath Dr. Schotten in Rotenburg a. F. an das Amtsgericht in Frankfurt a. M., der Amtsgerichts⸗Rath Dr. Fitzler in Elsterwerda als Landgerichts⸗Rath an das Landgericht in Landsberg a. W., der Amtsrichter Krause in Ortelsburg an das Amtsgericht in Graudenz und der Amts⸗

richter Peterson in Schubin an das Amtsgericht in Bromberg.

Der Staatsanwalt Lindow in Memel ist an das Land⸗ gericht in Glogau versetzt.

Dem Notar, Justiz⸗-Rath Graff in Osnabrück ist die nachgesuchte Entlassung aus dem Amt 58 2

Der Rechtsanwalt Carl Weber in Neustadt i. Holst. ist

zum Notar für den Bezirk des Ober⸗Landesgerichts zu Kiel,

mit Anweisung seines Wohnsitzes in Neustadt, ernannt worden.

In der Liste der Rechtsanwalte sind gelöscht: der Rechts⸗ anwalt, Justiz⸗Rath Eduard Müller bei dem Landgericht in Cassel und dem Amtsgericht in Witzenhausen und der

Rechtsanwalt Prochnow bei dem Amtsgericht in Zielenzig.

Ja die Liste der Rechtsanwalte sind eingetragen: der

Gerichts⸗Assessor Dr. Julian Katz bei dem Landgericht I in

Berlin, der Gerichts⸗Assessor Otto Müller bei dem Land⸗ ericht in Hanau, die Gerichts⸗Assessoren Dr. Hertz und Dr. Ederheimer bei dem Landgericht in Frankfurt a. M., er Gerichts⸗Assessor Hermann bei dem Amtsgericht und dem

Landgericht in Torgau, der Gerichts⸗Assessor Maaßen bei

a Tagesordnung

ea.

dem Amtsgericht in Oldesloe und der Gerichts⸗Assessor Jacobsohn bei dem Amtsgericht in eee

Die Rechtsanwalte und Notare, Justiz⸗Rath Fuß in Ober⸗Glogau und Hanke in Zabrze sind gestorben.

Ministerium für Handel und Gewerbe. Bekanntmachung. ““ Bei dem Berggewerbegericht in Dortmund ist der Berg⸗ meister in Herne, unter Belassung in dem Amt als Vorsitzender der Kammer Herne des Gerichts, zum Stell⸗ vertreter des Gerichtsvorsitzenden ernannt worden. Berlin, den 21. Dezember 1898. 8 8 Der Minister für Handel und zewerbe.

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Der bisherige Debitsbeamte Julius Holz ist zum Mag Verwalter bei der Königlichen Porzellan⸗Manufaktur in Berlin ernannt worden.

88 Hkoanna99.

In Gemäßheit des § 123 ad 2 der Deutschen Wehr⸗

ordnung vom 22. November 1888 wird hierdurch bekannt ge⸗ macht, daß die verstärkten Ersatzkommissionen zur Entscheidung über Gesuche um zeitweise Zurückstellung bei nothwendigen Verstärkungen oder Mobilmachungen bezw. bei Bildung von Ersatz⸗Truppentheilen am 5. April 1899 ihre nächste Sitzung halten werden.

Diejenigen in Berlin wohnenden Mannschaften der Reserve, Marine⸗Reserve, Landwehr, Seewehr, Ersatz⸗Reserve und Marine⸗Ersatz⸗Reserve, welche auf Fefshetstruse Anspruch machen, werden aufgefordert, ihre

esuche unter Angabe ihrer Militärverhältnisse und der Nummern, unter denen sie in den Listen der Königlichen Bezirks⸗Kommandos I-IV Berlin geführt werden, im Laufe des Monats Januar 1899 beim Militär⸗Bureau des hiesigen Magistrats einzubringen.

Ebenso werden die auf Zurückstellung Anspruch machenden und sich hier aufhaltenden ausgebildeten Landsturmpflichtigen des II. Aufgebots aufgefordert, ihre Gesuche unter Angabe ihrer bisherigen Militärverhältnisse in der angegebenen Zeit bei dem bezeichneten Bureau einzureichen.

Hierbei wird ausdrücklich bemerkt, daß die bereits früher berücksichtigten Mannschaften ihre Anträge auf weitere Zurückstellung im Bedarfs⸗ falle zu erneuern haben und die nach dem 31. Ja⸗ nuar k. J. eingehenden Gesuche nicht berücksichtigt werden können.

Nach Mättesng des Termins am 5. April k. J. werden die Namen derjenigen Mannschaften, deren Gesuche für begründet erachtet worden sind, durch das „Intelligenz⸗Blatt“ Ffientlich bekannt gemacht werden.

Berlin, den 18. Dezember 1898. 8 88 Die Königlichen heea S. der Aushebungs⸗Bezirke

Berlin.

““ Dr. von Lepell.

1

für die auf den 10. Januar 1899, Vor⸗

mittags 9 Uhr, in Erfurt anberaumte Plenar⸗

sitzung des Bezirks⸗Eisenbahnraths für die Eisen⸗ bahn⸗Direktionsbezirke Erfurt und Halle a. S.

Punkt 1 und 2. Geschäftliche Mittheilung, betreffend den Bezirks⸗Eisenbahnrath und die in dessen Sitzung am 6. Juli 1898 behandelten Gegenstände.

Punkt 3. Antrag auf Versetzung von Mehl und Mühlen⸗ fabrikaten aus dem Spezialtarif I in die Allgemeine Wagen⸗ ladungsklasse.

Punkt 4. Antrag wegen Einlegung von Abendzügen gegebenenfalls wenigstens an den Sonntagen auf den Eisenbahnlinien untergeordneter Bedeutung.

Punkt 5. Antrag auf Weiterleitung des 7,30 Uhr Morgens von Halle resp. 7,40 Uhr von Leipzig über Falken⸗ berg führenden Schnellzuges Nr. 303 über Kottbus nach Sagan in der Weise, baß der Anschluß an den 11,52 Uhr Vormittags von Sagan nach Breslau abgehenden Schnellzu Nr. 3 noch erreicht wird, und daß ferner ein direkter Anschlu nach Guben an den dann gegen 10 Uhr in Kottbus von Halle resp. Falkenberg eintreffenden Zug herbeigeführt wird.

unkt 6. Mittheilungen über den am 1. Oktober 1898 in Kraft getretenen Winter⸗Fahrplan.

Punkt 7. Mittheilung über den vom 1. Mai 1899 in Kraft tretenden Sommer⸗Fahrplan. 1““

Bekanntmachung. f 8 *

Den Markscheidern Bruno Scholz aus Langenbielau und

Hugo Julius aus Bochum ist von uns heute die Befugniß zur

Verrichtung von Markscheiderarbeiten für den Umfang des preußischen Staats ertheilt worden.

b Klausthal, den 19. Dezember 1898.

Königliches Ober⸗Bergamt.

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2* Seine Excellenz der Staats⸗Minister und Minister der öffentlichen Arbeiten Thielen, nach Elberfeld.

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1.

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Die Personal⸗Veränderungen in der Armee c befinden sich in der Ersten Beilage.

Aiicchtamtliches. Deutsches Reich.

bn Preußen. Berlin, 24. Dezember.

Nach telegraphischer Meldung an das Ober⸗ der Marine ist S. M. „Charlotte“, Kapitän zur See Vüllers, gestern i (Kap Verdische Inseln) angekommen und am 28. Dezember behufs Ausführung von zwischen den Kap Verdischen Inseln wieder in See zu geh S. S. „Bussard“, Kommandant: Korvetten⸗Kapitän Mandt, ist gestern in Thursday Island (Torres⸗ Straße) eingetroffen und beabsichtigt, am 26. Dezember die Heim⸗ reise fortzusetzen; der Reichs⸗Postdampfer „Bayern“ mit den abgelösten Besatzungen der Schiffe des Kreuzer⸗Geschwaders, Transportführer: Kapitän zur See Koellner, ist gestern in Aden angekommen und hat an demselben Tage die Weiterreise nach Port Said fort⸗ gesetzt; die abgelöste Besatzung S. M. S. „Hertha“, Transportführer: Lieutenant zur See Engels, ist auf dem fahrplanmäßigen Reichs⸗Postdampfer am 21. De⸗ zember in Antwerpen angekommen und gestern nach Bremer⸗ haven in See gegangen; S. M. S. „Geier“, Kommandant: Korvetten⸗Kapitän Se n en, ist am 22. Dezember in Rio de Janeiro eingetroffen und beabsichtigt, am 2. Januar na Montevideo in See zu gehen; S. M. S. „Moltke“, K mandant: Fregatten⸗Kapitän Schröder, ist am 22. Dezember

in Kingston (Jamaica) angekommen und will am 28. Dezember

nach Ne⸗ 816

3

.

Der hiesige Königlich rumänische Beldiman ist nach Berlin zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Gesandtschaft wieder übernommen. 18

8

Württemberg.

„Die Kammer der Abgeordneten hat, dem „Schw. Merkur“ zufolge, in ihrer gestrigen Sitzung die Einkommen⸗ steuer mit 69 gegen 14 Stimmen und die Grund⸗, Gebäude⸗ und Gewerbesteuer mit 87 gegen 1 Stimme in der Schlußabstim ung angenommen.

Braunschweig. 1.“

Seine Hoheit der Herzog von Sachsen⸗Altenburg

traf gestern Nachmittag in Braunschweig ein und wurde von Ihren Königlichen Hoheiten dem Prinzen Albrecht von Preußen, Regenten des Herzogthums Braunschweig, und dem Prinzen Friedrich Wilhelm auf dem Bahnhofe empfangen und nach dem Residenzschlosse geleitet. Später trafen, von Berlin kommend, Ihre Königlichen Hoheiten die Prinzen Friedrich Heinrich und Joachim Albrecht in Braunschweig ein.

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OSDesterreich⸗Ungarn.

Der Kaiser empfing gestern Nachmittag den ungarischen Minister⸗Präsidenten Baron Banffy in Audienz, welcher über die Lage in Ungarn berichtete. Abends kehrte Baron Banffy von Wien nach Budapest zurück.

Die Gemahlin des Minister⸗Präsidenten Grafen Thun, geborene Prinzessin zu Schwarzenberg, ist, dem „W. T. B.“ zufolge, heute früh gestorben.

Wie der „Neuen Freien Presse“ aus Prag gemeldet wird, herrscht unter den deutsch⸗böhmischen Abgeordneten die Absicht vor, an den Verhandlungen des böhmischen Landtages theilzunehmen.

Im naAre n Unterhause erklärte gestern der Präsident der Nationalpartei, Horänszky, er sei ein An⸗ hänger des Ausgleichs, doch dürfe die Tendenz nicht obwalten, daß ein selbständiges Zollgebiet nicht zugestanden werden könne. Der Redner griff den Minister⸗Präsidenten Baron Banffy heftig an, dessen System zugleich mit seiner Person fallen müsse. Dann erst werde im Parlament Frieden eintreten. Den Antrag Tisza bezeichnete Horänszky als ein Attentat der Mehrheit auf die Verfassung; zugleich warf er dem FS. denten vor, daß derselbe seine Versprechungen nicht gehalten

abe. Bei Schluß der Sitzung unterbreitete der Finanz⸗ inister von Lukäcs den Bericht der Quoten⸗Deputation und einen Gesetzentwurf, welcher besagt, daß die Wirksamkeit des Ausgleichs⸗Provisoriums und der Konventionen, betreffend die Oesterreichisch⸗Ungarische Bank, bis zum 30. Juni 1899 verlängert würden und der Finanz⸗Minister ermächtigt werde, das noth⸗ wendige Uebereinkommen mit der Oesterreichisch⸗Ungarischen Bank abzuschließen. In einem zweiten Gesetzentwurf, welchen der Finanz⸗Minister vorlegte, wird die bisherige Quote für die ersten sechs Monate des Jahres 1899 unverändert aufrecht erhalten, vorausgesetzt, daß die Bestimmungen über die Quote auch in Oesterreich Gesetzeskraft erlangen. Beide Vorlagen wurden den betreffenden Ausschüssen überwiesen.

Frankreich.

Der Präsident Faure „W. T. B.“ berichtet, die Ernennung des Gesandten in Kopenhagen Raindre zum Direktor der politischen Angelegenheiten im Ministerium des Aeußern an Stelle Nisard's, welcher zum Botschafter beim Vatikan ernannt worden ist. G

Der Senat hat gestern die Vorlage, betreffend die pro⸗ visorischen Budget⸗Zwölftel, angenommen und einstimmig den vre von der Deputirtenkammer bewilligten Kredit von 60 Millionen Francs für die Vervollkommnung des Waffen⸗ materials genehmigt.

Die Deputirtenkammer nahm eine Vorlage an, nach welcher auf ausländische Werthpapiere ein Stempel von 1 Proz. erhoben werden soll. Der Deputirte Drumont interpellierte wegen der Amtsenthebung des Maires von Algier Regis, wobei er behauptete, daß die Algerier und Araber die Juden haßten und daß die dortige Bewegung durch keinerlei Maßnahmen, die man ihrer Unterdrückung anwende, aufgehalten werden könne.

u Veaomn schloß seine Interpellation mit dem Antrage, daß

ein Untersuchungsausschuß eingesetzt werde. Der Deputirte Rouanet (Eüob anle bbreg sich mißbilligend über die Ausschreitungen der Antisemiten aus. Der Antisemitismus sei reaktionär und der algerische Antisemitismus aus poli⸗

Gesandte Dr. A.

geschlossen worden.

nungsverschiedenheiten entstanden. Der Deputirte

Faure tadelte die Ernennung des neuen Präfekten

von Algier und sagte, der Antisemitismus in Algerien sei die Folge des jüdischen Wuchers. Der Minister⸗Präsident Dupuy rechtfertigte in seiner Erwiderung die Amtsenthebung Régis', dessen Person keine Gewähr für die Aufrechterhaltung der Ordnung habe bieten können, sprach sich lobend über den neuen Präfekten aus und fügte hinzu, der Antisemitismus sei keine Doktrin, die Antisemiten seien Sektierer. Die Juden hätten ihre Fehler, aber es habe keinen Sinn, sie in die Acht zu erklären. Die neuer⸗ dings in Algerien getrofenen Maßnahmen würden die dortige Lage verbessern. Dupuy hob ferner hervor, daß keiner der algerischen Deputirten zur Sache einen Antrag eingebracht habe, beklagte die begangenen Ausschreitungen und schloß mit en Worten: „Seien wir gütig und entschlossen geg nüber en Eingeborenen Algeriens, appellieren wir an ihre Empfindungen für die Menschlichkeit, dann können wir sicher sein, Algerien stark und glücklich zu machen.“ Die Kammer eschloß einstimmig, daß die Rede des Minister⸗Präsidenten n Algier öffentlich angeschlagen werde, und nahm mit 406 egen 10 Stimmen eine von dem Minister⸗Präsidenten ge⸗ illigte Tagesordnung an, durch welche die Erklärung der tegierung gutgeheißen und die Erwartung ausgesprochen wird, ie Regierung werde der Gewissensfreiheit Achtung verschaffen und für die Sicherheit des Privateigenthums in Algier sorgen. Hierauf wurde die Sung geschloffeen.

Italien. 8

Der Papst empfing, wie „W. T. B.“ meldet, gestern Mittag gleichzeitig acht Kardinäle, sowie zahlreiche Bischöfe und Prälaten, deren Weihnachtswünsche der Kardinal, Vize⸗Dekan Färe. zum Ausdruck brachte. Der Papst, welcher in seiner ntwort auf diese Ansprache an die schmerz⸗ lichen Ereignisse des Jahres 1898 erinnerte, fügte hinzu, daß es nur zu gerechtfertigt sei, wenn die Regierungen des zivilisierten Europa sich zusammenthäten, um den unerhörten barbarischen Ausschreitungen einen Damm ent⸗ gegenzusetzen, daß sich dies jedoch nicht völlig erreichen lasse, solange nicht in dem Bewußtsein der Völker und bei der Organisation der Staaten die Gottesfurcht wieder zur Geltung gelange, welche die Grundlage aller Moral sei. Bezüglich der Lage der Kirche in Italien, meinte der Papst, seien die Anzeichen für das kommende Jahr keineswegs günstige. Nicht allein, daß dem Papste harte Bedin⸗ gungen auferlegt würden, welche mit seiner Würde und seinen Rechten in Widerspruch ständen, man verdächtige außerdem in der gehässigsten Weise diejenige Presse, welche mit großer Offenheit für die Vertheidigung der religiösen und moralischen Interessen eintrete. Man bedrohe die Geistlichkeit mit neuen, strengen Maßregeln, obgleich sie die Gesellschaftsklasse sei, welcher aufrührerische Absichten am fernsten lägen, und der Gehorsam, den sie dem apostolischen Stuhle leiste, dessen Rechte sie vertheidige und dessen Absichten sie unterstütze, werde ihr als politisches Vergehen angerechnet. Die Geistlichkeit jedoch, die ihre Mission und ihre Pflichten begreife, werde sich weder durch Schmeicheleien, noch durch Drohungen beirren lassen. Ihre Festigkeit finde überdies ein Echo bei zahlreichen Laien, bei denen die Liebe zum Papstthum tief eingewurzelt sei, und die gemeinsame

Arbeit der Geistlichkeit und der Laienwelt werde für die künfti e

Generation heilbringend sein.

Schweiz.

Die Wintersession d

Türkei.

Der deutsche Botschafter Freiherr Marschall von Bieberstein wurde, wie „W. T. B.“ meldet, gestern nach dem Selamlik von dem Sultan in Audienz 8

Wie das Wiener „Telegr.⸗Korresp.⸗Bureau“ aus Kanea meldet, sind einige Christen, welche am Mittwoch auf dem Marktplatz Türken schmähten, zu einem Jahr Gefängniß ver⸗ urtheilt worden. Der „Agenzia Stefani“ zufolge werden die Admirale der vier Mächte am 26. d. M. Kreta ver⸗ lassen; je ein englisches, frauzösisches⸗ italienisches und russisches Schiff wird einstweilen in der Suda⸗Bai verbleiben.

8 1 Serbien.

In der gestrigen Sitzung der Skupschtina setzte, wie „W. T. B.“ meldet, der Minister⸗Präsident Georgewitsch in längerer Rede die Tragweite der Beschlüsse der vor 40 Jahren am St. Andreastage zusammengetretenen Skupschtina aus⸗ einander, welche Milos Obrenowic wiedereinsetzte. Die Skupschtina beschloß, den 40. Jahrestag der Wiedereinsetzung he zu begehen. Heute findet in Nisch aus diesem Anlasse ein Tedeum statt, welchem ein feierlicher Empfang bei Hofe folgt. Die Skupschtina wird zur Feier des Tages keine Sitzung abhalten.

Amerika.

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1 Nach einer Meldung des ‚Reuter'schen Bureaus“ aus Washington hat die Regierung der Vereinigten Staaten den Kreuzer „Bennington“ beordert, Wake Island im

Anson⸗Archipel in Besitz zu nehmen.

Die „Times“ meldet aus Singapore vom gestrigen Tage: aus Bangkok merde berichtet, daß eine siamesische Abtheilung auf die unbewaffnete Eskorte eines bra nhssisch en Beamten gefeuert habe, welcher den Siamesen den Befehl gegeben hatte, die im Vertrage von 1893 festgesetzte 25 Kilometer⸗Zone bei Luangprabang zu räͤumen. 8 WW111“

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Kunst und Wissenschaft. 11ö161“ 8 EEI

In der Gesammtsitzung der Königlichen Akade der Wissenschaften vom 8. Dezember (vorsitzender Sekretar: Herr Auwers) las Herr Weinhold „Ueber syntaktische Erscheinungen in der schlesischen Mundart“. Nach einer allgemeinen Einleitung pleonastische Gebrauch der Konjunktionen „daß“ und „und“*

ehandelt.

In der Sitzung der physikalisch⸗mathematischen Klasse der Akademie vom 15. Dezember (vorsitzender Sekretar: Herr Auwers) las Herr van't Hoff eine mit den Herren Perey Williams und Dr. Wehersoßer bearbeitete zehnte und elfte Mittheilung aus seinen „Untersuchungen über die Bildungsverhältnisse der oceanischen Salz⸗ ablagerungen, insbesondere des Staßfurter Salzlagers“. Die erstere Mit⸗

theilung bezog sich auf 8 Auftreten von Kaliastrakanit (Leonit) 1 unter

den bei der natürlichen Salzbildung vorliegen Mittheilung gab die Löslichkeitsdaten, welche erforderlich sind zur Feststellung der Krystallisationsbahnen und des Krystallisationsendpunkts, bei Anwesenheit von Magnesiumchlorid, Kaliumsulfat, Magnesium⸗ sulfat, Kaliumchlorid und deren Dovppelsalzen, bei gleichzeitiger Sättigung an Chlornatrium bei 25 °. Herr Engler legte eine Ab⸗ handlung des Kustos am Königlichen Botanischen Museum hierselbst, Herrn Professors Dr. K. Schumann, vor, betitelt: „Die Verbreitung der Cactaceae im Verhältniß zu ihrer systematischen Gliede⸗ rung“. Im ersten Theil der Abhandlung wird das bisher herrschende, vor 50 Jahren von Pfeiffer und dem Fürsten Salm⸗Dyck durchgeführte, mit mannigfachen Mängeln be⸗ haftete System kritisch beleuchtet und an dessen Stelle ein neues auf⸗ gestellt, an dessen Anfang die Peireskioideae Platz finden. Ihnen stehen als zwei gleichwerthige Seitenzweige gegenüber die Opuntioideae und Cereoideae, welche letzteren die mannigfachste Gliederung er⸗ fahren haben und auch die Rhipsalideae umfassen. In drei weiteren Theilen wird die geographische Verbreitung der Gattungen und Arten von verschiedenen Gesichtspunkten aus eingehend behandelt. Schließ⸗ lich wird dargethan, daß die Cactaceae der Reihe der Gentro- spermae näher stehen als einer anderen.

In der Sitzung der philosophisch⸗historischen Klasse der Akademie von demselben Tage (vorsitzender Sekretar: Herr Diels) las Herr Brunner „über die Schranken der Vergabungsfreiheit in den Rechten der Langobarden, Oberdeutschen und Thüringer und in nord⸗ germanischen Rechten“. Die Untersuchung faßt zunächst jene germanischen Rechte ins Auge, welche die Vergabung eines Kopftheils entweder schlechtweg oder doch zum Seelenheile gestatten. Von diesen werden das langobardische, das bavyerische, das alemannische, das gotländische Recht, die götischen und die dänischen Rechte besprochen. Vermuthlich ist auch das thüringische Recht dahin zu zählen. Die übrigen germanischen Rechte bleiben einer später vorzulegenden Abhandlung vorbehalten. Herr Conze legte im Namen des Archäologischen Fnstitats die dritte und Schlußlieferung der „Architektonischen Studien von Sergius Iwanoff“ vor. Die Lieferung behandelt die Caracalla⸗Thermen und ist von Herrn Christian Hülsen mit ausführlichem Text versehen. Mit dem Er⸗ scheinen dieser Lieferung sind die testamentarischen Bestimmungen Iwanoff's nunmehr so weit erfüllt, daß der Zinsertrag, abgesehen von einem für die römische Institutebibliothek bestimmten Betrage, fortan zwischen der Kaiserlich russischen Akademie der Wissenschaften und dem Kaiserlich deutschen Archäologischen Institut getheilt zur Verwendung kommen wird: seitens der russischen Akademie zu Preisen für natur⸗ wissenschaftliche Werke, seitens des deutschen Instituts zu Ausgrabungs⸗ Untersuchungen.

Der bekannte Palaeontolog, ordentliche Professor an der hiesigen Königlichen Friedrich⸗Wilhelms⸗Universität Dr. Dames ist am Donnerstag gestorben. Er war am 9. Juni 1843 zu Stolp in Pommern geboren, studierte in Breslau und Berlin, wurde im Jahre 1870 Assistent an der hiesigen Berg⸗Akademie und im Jahre 1871 Assistent von Beyrich am mineralogischen Museum der Universität, an welcher er sich im Jahre 1875 als Privatdozent habilitierte. Im Jahre 1877 wurde er zum außerordentlichen, im Jahre 1891 zum ordent⸗ lichen Professor und gleichzeitig zum Direktor der heslga e as eltse logischen Sammlung der Universität ernannt und im Jahre 1892 zum Mitglied der Königlichen Akademie der Wissenschaften gewählt. Außer der Erforschung des Archäopteryx, des im mineralogischen Museum befindlichen vorweltlichen Vogels, über den er eine eingehende Monographie veröffentlichte, widmete sich der Gelehrte auch dem Studium der Echisiden des Jura und Tertiär, der Ganoiden des deutschen Muschelkalks, der Glazialbildungen der norddeutschen Tiefebene u. s. w. Mit Professor Berendt lieferte er die geognostische Beschreibung der Umgegend von Berlin in den „Abhandlungen zur geologischen Spezialkarte von Preußen“ (Berlin 1885). Mit Kayser gab er die „Palaeontologischen Abhandlungen“ (Berlin seit 1883; neue Folge Jena 1886 ff.) heraus.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln. Das Erlöschen der Maul⸗ und Klauenseuche ist dem Kaiserlichen Gesundheitsamt gemeldet worden vom Schlacht⸗Vieh⸗ hofe zu Metz am 21. Dezember. ¹

Verdingungen im Auslande.

Oesterreich⸗Ungarn. b 4. Januar, 12 Uhr K. K. priv. Kaiser Ferdinands⸗Nordbahn: Lieferung von Nägeln, Nieten und Schrauben, Walzeisen und Blechen und rohem Eisenguß. Näheres bei der Maschinen⸗Direktion in Wien II, Nordbahnstraße 50, und beim „Reichs⸗Anzeiger“.

Spanien.

1. März. Ayuntamiento in Bilbao: Lieferung von Pumpen, Dampfmaschinen, Kesseln und Zubehör für die Wasserleitungsarbeiten am Depot von Zorrozaura bei Bilbao. Die Lastenhefte können im Ayuntamiento eingesehen werden und werden den interessierten Firmen auf Wunsch auch unmittelbar übersandt.

16. Januar. Ayuntamiento in Santander: Bau einer Markt⸗ halle auf der Plaza de la Esperanza in Santander. Anschlag 484 802,26 Pesetas. Kaution 24 240,11 Pesetas (in baar oder in öffentlichen spanischen Papieren zu leisten). Angebote sind an das Ayuntamiento de Santander oder die Direccién General de Admi- nistraciön local in Madrid, wo auch die Pläne, Bedingungen, Kostenvoranschläge u. s. w. eingesehen werden können, oder an das Gobierno Civil einer der 49 spanischen Provinzen zu richten.

16. Januar. Direcciön General de Instruccién pública in Madrid: Einrichtung von Hydranten für den Bewässerungs⸗ und Feuerwehrdienst im Gebäude der „Biblioteca y Museos Nacionales“ in Madrid. Anschlag 20 173,14 Pesetas. Kaution 500 Pesetas in baar oder in öffentlichen spanischen Papieren zu leisten). Angebote sind bis spätestens zum 11. Januaxr an die ausschreibende Behörde oder an das Gobierno Civil einer der 49 spanischen Provinzen zu

richten. Niederlande. 88

29. Dezember, 1 Uhr. Rathhaus in Dordrecht: Lieferung von Tannen oder Kiefern, Fichten, Eichen, kreosotierten Tannen und Eibenholz, Farbwaaren, Glas, Nägeln, Schmiedewaaren, Kalk, Zement, Ziegeln, Dachpfannen, Klinkern, Kopfsteinen, Tauwerk, Putz⸗ baumwolle, Stockholmer Theer, Torf, Brennholz, Oel, gußeisernen Straßensyphors, Granit⸗Bordschwellen, Grand, Sand, grüner Seife, Stearinkerzen, Petroleum, Bürstenwaaren, Besen, Sämisch Leder, Schwämmen, Putzlappen, Matken, Tüchern und Lampenzylindern. Bedingungen zum Preise von 50 Cents sind bei der Secretarie der Gemeinde Dordrecht zu erhalten.

Belgien.

4. Januar, 11 Uhr. Börse zu Brüssel: Lieferung von Tele⸗ graphenstangen aus Tannenholz. Spezial⸗Lastenheft Nr. 95, 4 Loose. Kaution 1220, 1220, 1760 und 1550 Fr.

4. Januar, 12 Uhr. Ebendort: Lieferung von Unterlagen aus Eichenholz für Drehscheiben. Spezial⸗Lastenheft Nr. 388, 4 Loose. Kaution 500 Fr. für das Loos. Eingeschriebene Angebote sind bis zum 31. Dezember einzusenden. 89

14. Januar, 11 Uhr. Ebendort: Lieferung von Bureaubedürf⸗ üger für die Post und Telegraphie. 31 Loose. Speztal⸗Lastenheft Nr. 96.

Rumänien.

16. Januar, 4 Uhr. Post⸗ und Telegraphendirektion in Bukarest: Vergebung der Lieferung von 10 000 großen, 15 000 mittleren und 2000 kleinen Isolatoren. Das Lastenheft kann an den Wochentagen zwischen 3 und 6 Uhr Nachmittags bei der genannten Direktion ein⸗ gesehen waden.

en Umständen. 1b Die weite

Verkehrs⸗Anstalten.

Bremen, 23. Dezember. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Dampfer „Aller“, v. Genug n. New York best., 22. Dez. in Punta Delgada angek. „Bonn“ 22. Dez. Reise v. Corunia n. d. La Plata fortges. „Oldenburg“ 22. Dez. v. New York n. Bremen abgeg. „Trier“ 22. Dez. Reise v. Lissabon n. Brastlien fortges.

24. Dezember. (W. T. B Dampfer „Prinz⸗Regent Luitpold“ 23. Dez. Reise v. Antwerpen n. Bremen fortoes. „Babelsberg“, v. Ost⸗Asien kommend, 22. Dez. in vre angek. „Barharossa, n. Australien best., 22. Dez. Gibraltar passiert.

London, 23. Dezember. (W. T. B.) Castle⸗Linie. Dampfer „Garth Castle“ auf Ausreise heute die Canarischen Inseln passiert. „Roslin Castle“ heute auf Ausreise von London abgegangen.

Rotterdam, 23. Dezember. (W. T. B.) Holland⸗Amerika⸗ linie. Dampfer „Werkendam“ v. New York Mittwoch Nachm. n. Rotterdam abgegangen. ö111I““

Tyheater und Musik.

Keoönigliches Schauspielhaus.

„Die Lustspielfirma“ betitelt sich ein dreiaktiges Lustspiel der bekannten Autoren Oskar Walter und Leo Stein, welches gestern zur Erstaufführung gelangte und den Anschein erweckte, als wollten die Verfasser den Zuschauern einen Blick in ihre eigene Kunst⸗ werkstatt eröffnen. Ihr Stück führt zwei Freunde vor, die gemein⸗ sam ein erfolgreiches Lustspiel verfaßt haben. Jeder von ihnen glaubt, daß seine geistige Mitarbeit in der Hauptsache den Erfolg herbei⸗ geführt babe; es entsteht daher ein Zwist, der die Betheiligten ver⸗ anlaßt, jeder auf eigene Hand das Bühnenglück zu versuchen. Die gänzliche Ablehnung ihrer getrennt verfaßten Arbeiten bewirkt dann wieder die Versöhnung. Neben dieser Haupthandlung nehmen die Liebesepisoden einer der deutschen Sprache wenig kundigen Amerikanerin und eines schwärmerischen jungen Mädchens einen breiteren Raum ein. Die ganze Arbeit ist offenbar nur darauf berechnet, dem Unterhaltungs⸗ bedürfniß zu dienen, aber auch diesen Zweck erfüllt sie nicht gerade besonders glänzend, obwohl einige der Situationen und Witze die Heiterkeit der Zuschauer erweckten. Wenn die Verfasser dennoch einige Male vor dem Vorhang den Beifall des Publikums entgegennehmen durften, so hatten sie das größtentheils der vortrefflichen Darstellung zu verdanken. Die beiden Vertreter der „Lustspielfirma“ wurden von den Herren Christians und Vollmer mit frischem Humor verkörpert. Als deutsch radebrechende Amerikanerin war Fräulein Poppe außerordentlich natürlich, drollig und sympathisch. In den übrigen Aufgaben zeichneten sich die Damen Conrad, Abich, Sperr und Wienrich, die Herren Kraußneck, Hübener, Heine, Eichholz, Hart⸗ mann und Keßler aus. Der letztgenannte Künstler hatte auch als Regisseur für eine die Wirkung wesentlich unterstützende Inscenierung Sorge getragen.

Berliner Theater.

Das dramatische Märchen „Der bunte Schleier“ von Carlot Gottfrid Reuling wurde gestern bei seiner ersten Auf⸗ führung vom Publikum sehr beifällig aufgenommen. Der als drama⸗ tischer Dichter schon bewährte Verfasser behandelt in seinem neuen Stück ein ernstes Problem: den Konflikt zwischen Idealismus und Materialismus oder Realismus, der hier zur Darstellung kommt und in dem Lebensgange des Malers Pfeifer eine entscheidende Rolle spielt. Das dramatische Märchen beginnt im Reiche der Geister, wo Felicitas, die Schwester der Königin des Lichts, mit Ariman, dem Herrscher der unterirdischen Mächte, gleichsam um die Seele des Malers streitet. Wenn man Kleines mit Großem vergleichen darf, so könnte man hierbei an das Faustvorspiel denken, wo Mebphisto von dem Herrn des Himmels sich die Macht geben läßt, den aust „seine Straße sacht zu führen“. Die Königin des Lichts legt um die Augen des Malers einen ihm und der Welt unsichtbaren „bunten Schleier“, der ihm das All in glänzendem idealen Lichte erscheinen lassen soll; wenn die Macht des Goldes und anderer erdgeborener Kräfte den Schleier zerreißt, wird der Träger die Welt mit kalter, grauer Nüchternheit anblicken. Reuling läßt Felicitas als ein ehrbares armes Mädchen, Liese, die Braut Pfeifer's und den Ariman zu einem Kunst⸗ händlerwerden. Der Maler, der anfangs in idealem Streben seiner Kunst dient, erlebt mit feinen Werken trotz allen Fleißes und Eifers nichts als Enttäuschungen, und als die Noth auf das höchste gestiegen ist, läßt er sich von dem Kunsthändler überreden, die Bahnen des J zu verlassen und dem Geschmack der Menge zu fröhnen. er reich, angesehen und vornehm; er verläßt seine Braut und seine 1 und hängt sein Herz an eine vornehme Dame, die ihm di Treue bricht. Allmählich kommt er dann zur Finfich seines verfehlte Lebens, und der mit sich und der Welt zerfallene Kün

tler giebt sich selbst den

Tod. Bis hierher ist die Handlung einfach und klar durchgeführt und

gewinnt das ungetheilte Interesse der Zuschauer. Die letzte Scene die wieder im Geisterreich spielt, ist dagegen unklar und mit dem vorherigen Gang der Handlung nicht in Uebereinstimmung zu bringen Die Charakteristik, wenigstens der Hauptpersonen, ist dem Dichter wohl gelungen; namentlich gilt das von der Gestalt des Malers Pfeifer, von seinem Freunde Schlüter, von der Braut Liese und dem mephistophelischen Kunsthändler. Was die Darstellung anbetrifft, so war sie im Einzelnen und im Ganzen durchaus beifallswürdig⸗ Herr Wehrlin gab in Vertretung des plötzlich erkrankten Herrn Sommerstorff die Rolle des Malers Pfeifer sehr natürlich und über⸗ zeugend. Herr Stahl fand für den Herrscher der Unterwelt und den zit seinem Golde lockenden Kunsthändler die scharfen und kalten Töne, welche dem herrschsüchtigen Sinne des Verführers ent⸗ sprechen. ine hervorragende Leistung bot Herr Bassermann, der in der Rolle des treuen Freundes für die Ideale eintrat, zwar mit stotternder Stimme, aber dennoch den Hörer tief ergreifend.

Frau Geßner war in der Doppelrolle der Felicitas und der Liese lieblich und anmuthig in Gestalt und Wesen, und Fräulein Wulf, als Dar-

stellerin der Königin des Lichts, berückte durch den Liebreiz der Er⸗ scheinung und die Klarheit des Vortrags. 8e. I ve8

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Im Königlichen Overnhause wird morgen Mozart’s Oper „Die Zauberflöte“, am Montag Auber’s Oper „Die Stumme von Portici“ und am Dienstag „Undine“ gegeben. Am Freitag, den 30., findet Nachmittags 4 Uhr eine Kinder⸗Vorstellung von „Hänsel und Gretel“ und „Die Puppenfee“ statt.

Im Köntglichen Schauspielhause gelangt morgen Schiller's Trauerspiel „Don Carlos“ zur Aufführung. Die Vorstellung beginnt um 7 Uhr. Am Montag wird das neue Lustspiel „Die Lustsviel⸗ firma“ von Oskar Walter und Leo Stein zum ersten Mal wiederholt. Am Dienstag geht Blumenthal's und Kadelburg's Lustspiel: „Auf der Sonnenseite“ mit Herrn Emil Thomas als Heinrich Wulkow in Scene. Anfang Januar wird Shakespeare’s Trauerspiel „Julius Cäsar“ in neuer Ausstattung und Inscenierung gegeben.

Im Neuen Königlichen Opern⸗Theater findet morgen zu ermäßigten Preisen eine Aufführung des von Schöͤnthan'schen Schwanks „Der Raub der Sabinerinnen“ mit Herrn Emil Thomas als Emanuel Striese statt. Am Montag gehen das Lustspiel „Der Präsident“, das Genrebild „Die Dienstboten⸗ und die Posse .1733 Thaler 22 ½ Silbergroschen“ in Scene. Am Dienstag wird Shakespeare's „Othello“ gegeben. -

Das Deutsche Theater hat für nächste Woche folgenden Spielplan aufgestellt: Morgen Nachmittag: „Hamlet“ (mit Josef Kainz), Abends; „Fuhrmann Henschel“; Montan Nachmittag: „Die versunkene Glocke“, Abends: „Fuhrmann Henschel“; Dienstag Nach⸗ mittag: „Johannes“, Abends: „Fuhrmann Henschel“; Mittwoch; „Cyrano von Bergerac“; Donnerstag: „Weh' dem der lügt!“* (beides mit Josef Kainz); Freitag: „Fuhrmann Henschel“; Sonnabend (Sylvesterabend): „Lumpactvagabundus“; nächstfolgenden Sonntag, Nachmittags: „Johannes“, Abenes: „Fuhrmann Henschel“.