1899 / 5 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 06 Jan 1899 18:00:01 GMT) scan diff

Der Regierungs⸗Assessor von Hellermann ist dem Land⸗ rath des Kreises Ost⸗Sternberg, Regierungsbezirk Frankfurt a. O., und der Regierungs⸗Assessor Freiherr von Hammer⸗ stein⸗Gesmold in Hildesheim dem Landrath des Kreises Lübbecke, Regierungsbezirk Minden, zur Hilfeleistung in den landräthlichen Geschäften überwiesen worden. ““

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Laut telegr vicce Meldung an das Ober⸗Kommando der Marine ist S. M. S. „Moltke“, Kommandant: Fregatten⸗ Kapitän Schröder, am 5. Januar in Havanna angekommen. Der Reichs⸗Postdampfer „Preußen“ mit dem Ablösungs⸗ transport für S. M. S. „Möwe“, Transportführer: Unter⸗ leutnant zur See Kuthe, ist am 5. Januar in Singapore an⸗ gekommen und heute von dort nach Hongkong in See gegangen.

n

Oesterreich⸗Ungarn. b

Der „Neuen Freien Presse“ wird aus Budapest ge⸗ meldet, daß gestern Nachmittag bei dem Minister⸗Präfidenten Baron Banffy eine Besprechung stattgefunden habe, an welcher die Minister von Lukacs und Freiherr von Fejérväry und von den Dissidenten die Abgg. von Szilagyi, Graf Julius Andrassy und Graf Csaky theilgenommen hätten. Nach der mehrstündigen Konferenz sei Baron Banffy Abends nach Wien abgereist, ver⸗ muthlich, um dem Kaiser über die Lage und die Stimmung der Parteien sowie über die gepflogenen Besprechungen Bericht zu erstatten.

Großbritannien und Irland.

In Beantwortung eines Schreibens aus Guildford, in welchem die Regierung ersucht wurde, zu Gunsten des Ab⸗ rüstungsvorschlaägs des Kaisers von Rußland alles aufzubieten, erklärte, dem „W. T. B.“ zufolge, der Parlaments⸗Sekretär des Aeußern Brodrick, er könne dem Schreiber versichern, daß die Regierung entschieden den Wunsch hege, die betreffende Konferenz zu fördern. ö1XA“

Frankreich.

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Der Kassationshof vernahm gestern den Hauptmann

Cuignet. Der Advokat Esterhazy's Cabanes erklärte einem.

Berichterstatter gegenüber, der Kassationshof habe an Esterhazy die einfache Aufforderung ergehen lassen, am 17. d. M. als Zeuge zu erscheinen; er, Cabanes, habe Schritte gethan, um Esterhazy freies Geleit zu erwirken, er wisse jedoch noch nicht, ob seine Bemühungen Erfolg gehabt hätten, und auch nicht, ob Esterhazy einwilligen werde, als Zeuge zu erscheinen; denn als solcher könne er sich vor dem Kassationshof nicht bezüglich der gegen ihn erhobenen Anklagen vertheidigen. 8 Spanien. 1 8 Silvela und der General Polavieja haben, wie dem „W. T. B.“ aus Madrid berichtet wird, im Einverständniß mit einander sich bereit erklärt, die Neubildung des Kabinets zu übernehmen, falls die Königin⸗Regentin ssiie dazu auffordern sollte.

Portugal. Die „Agence Havas“ meldet aus Lissabon: Im Verlauf einer Bersammlung der der Majorität angehörenden Mit⸗ glieder beider Kammern erklärte der Minister⸗Präsident de Castro: Portugal unterhalte ausgezeichnete Beziehungen zu den fremden Nationen. 8.8.

Schweiz. 8 Der Bundesrath beschloß die Subventionierung der zum Schutze Airolo’'s vorzunehmenden Arbeiten seitens der

Eidgenossenschaft.

*

Das Schiedsgericht in der Delagoa⸗Bai⸗Angele⸗

genheit wird, wie „W. T. B.“ meldet, in einer im Laufe der nächsten Woche abzuhaltenden Sitzung nur die Frage der Zulassung neuer, seit dem Anfang des letzten Jahres ein⸗ getroffener Beweismittel entscheiden, materiell aber auf die Streitfrage nicht eingehen.

Luccheni hat, nach einer Meldung des „W. T. B.“ aus Genf, vor einiger Zeit in wenig klarer Form Mittheilungen über 1 uldige gemacht, die er bei seiner That gehabt haben will, und Aeußerungen gethan, welche die Annahme zu bestätigen scheinen, zu welcher die Genfer Gerichts⸗ behörden in der Frage der Mitschudd stets hingeneigt haben. Luccheni hat aber keine genauen Angaben gemacht, welche es gestatten würden, Verhaftungen vorzu⸗ nehmen oder gegen dieses oder jenes Individuum gerichtlich vorzugehen; auch hat Luccheni nichts von einem Individuum erwähnt, welches, wie eine Genfer Meldung eines Wiener Blattes besagt, damit beauftragt gewesen sei, bei dem Passieren der Kaiserin eine Bombe zu werfen. 8

Asien.

Das „Reuter'sche Bureau“ meldet aus Wei⸗Hai⸗Wei: die britische Regierung habe beschlossen, den ganzen westlichen Theil der vor dem Hafen liegenden Insel Liu⸗kung⸗tao anzukaufen.

Die Instruktionen, welche der Präsident MeKinley am 1. Januar an den General Otis nach Manila felegraphiert hat, sind, wie „W. T. B.“ aus Washington meldet, gestern veröffentlicht worden. Das betreffende Dokument enthält zunächst eine Anordnung, betreffend die provisorische Er⸗ richtung einer amerikanischen Militärverwaltung auf dem gesammten Archipel, und weist sodann den General Otis an, öffentlich bekannt zu machen, daß die Rechte und das Eigenthum aller Bewohner des Archipels würden geachtet werden. Die amerikanische Autorität werde durchgeführt werden, wenn nöthig, mit Gewalt, und die bestehenden Zivil⸗ und Munizipalitäts⸗Behörden sowie die Gerichtshöfe würden, soweit als irgend thunlich, im Amt belassen werden. Des weiteren wird General Otis angewiesen, alle schon im Besitz der Vereinigten ee ahedesgen nie Hehs Heglangsch nash aben dem Handel aller Nationen zu öffnen, und schließlich aufgefordert, alles in seinen Kräften Stehende zu thun, um den Bewohnern der Inseln zu zeigen, daß die Mission der Vereinigten Staaten eine Mission wohlwollender Assimilation sei, daß die Ameri⸗ kaner aber mit starkem Arm und ihrer ganzen Autorität alle Hindernisse bezwingen würden, welche sich der Errichtung einer guten und gesicherten Regierung unter der Flagge der Ver⸗ einigten Staaten etwa entgegenstellen sollen.

Nach einer weiteren Meldung aus Washington wird voraussichtlich der Versuch gemacht werden, Aguinaldo zu

verhaften, wenn er es ablehnen sollte, der Aufforderung

nachzukommen, daß die Aufständischen, der Proklamation des Generals Otis gemäß, die Waffen niederlegen und innerhalb einer entsprechenden Frist auseinandergehen sollten.

In Madrid eingetroffenen Nachrichten von den . pinen zufolge, weigern sich die Insurgenten, die spanischen Ge⸗ nfen auf das Verlangen der Amerikaner hin freizulassen, weil dies einer Unterwerfung den Amerikanern gegen⸗ über gleichkommen würde. Wegen der Freilassung der Fiegüchen Mönche wollen die Insurgenten mit dem

atikan unterhandeln. Ueber die Lage der Gefangenen wird weiter gemeldet, daß mehrere Mönche, welche von den Insurgenten gefangen genommen waren, in Cagayan infolge von Hunger und Mißhandlungen gestorben seien. Alle ge⸗ fangenen Spanier seien ausgeplündert, bestohlen oder ermordet worden. Die Junta der Aufständischen in Paris hat, dem „Reuter'schen Bureau“ zufolge, eine Depesche erhalten, welche besagt, daß das neue Kabinet der Aufstän⸗ dischen nunmehr endgültig gebildet sei. Danach habe Mabini das Aeußere, Sandico das Innere, Baldo⸗ mero Aguinaldo, der Neffe des Präsidenten, das Kriegswesen, Trias die Finanzen und Gonzaga die Leitung der öffentlichen Arbeiten übernommen. Die In⸗ surgenten erklärten, die Mitglieder des neuen Kabinets hätten durchaus gleichartige Ansichten, jedes einzelne Mitglied werde der militärischen Occupation durch die Amerikaner Widerstand leisten. Zum Gesandten in Paris und London sei Tuason bestimmt worden. Es heiße, der Präsident Aguinaldo habe Malolos nicht verlassen, um der Er⸗ mordung zu entgehen, sondern sich auf Ansuchen der Auf⸗ ständischen in Ilo⸗Ilo dorthin begeben, um im Hinblick auf die Möglichkeit von Verwicklungen mit den Amerikanern dort das Kommando zu übernehmen. Um die Vorbereitungen für seine Abreise in der Stille treffen zu können, sei Aguinaldo zunächst in die Berge gegangen.

Lord Cromer und Lord Kitchener empfingen gestern, wie „W. T. B.“ aus Kairo meldet, in Omdurman ver⸗ schiedene sudanesische Scheikhs und Notabeln. Lord Cromer hielt eine Ansprache an dieselben, in welcher er sagte, der einzige Vertreter der britisch⸗egyptischen Regierungsgewalt im Sudan sei der Sirdar Kitchener. Es werde kein Versuch ge⸗ macht werden, das Land von Kairo oder von London aus zu regieren. Lord Cromer versprach, daß die Religion der Ein⸗ wohner des Landes werde geachtet und gleiches Recht auf Arm und 18c angewandt werden, auch sollten die Abgaben mäßige sein. Die Ansprache wurde von Beifall begleitet.

er Oberst Lewis hat, wie das „Reuter'sche Bureau“ erfährt, am 26. v. M. dem Emir Fedil eine vollständige Niederlage beigebracht und dessen feste Stellung nach heftigem Kampfe erstürmt. Auf egyptischer Seite wurde der Major erguson schwer verwundet, ferner wurden sechs egyptische ffiziere und 118 Mann verwundet und 27 Mann getödtet. Fünfhundert Derwische sollen gefallen und fünfzehnhundert gefangen genommen sein. er „Agenzia Stefani“ wird aus Massowah gemeldet, Ras Mangascha habe mit seinen Truppen befestigte Stellungen bei Addi⸗Agamus bezogen. Ras Makonnen befinde sich zwei Stunden entfernt von ihm. Wie es scheine, beabsichtige er nicht, Ras Mangascha anzugreifen, sondern seine Truppen zu umzingeln, um den Farenischen Häuptlingen jede Hoffnung auf einen günstigen Ausgang zu nehmen und die⸗ selben dadurch zur Desertion zu veende en Einige kleine Führer seien bereits desertiert. Da die Lager beider Heere sich nahe bei einander befänden, sei es nicht unmöglich, daß die Feindseligkeiten gegen den Willen der beiden Ras be⸗ gönnen. In Ras Makonnen’s Lager leide man unter dem Mangel an Lebensmitteln. Menelik sei in Delanta (2), nördlich von Magdala, eingetroffen.

Das „Reuter'sche Bureau“ berichtet aus Pretoria, der stellvertretende britische Agent weigere sich aus verschiedenen Gründen, die Petition an die Königin von Groß⸗ britannien zu befördern, welche am 24. Dezember vorigen Jahres von Johannesburgern beschlossen worden sei und B. schwerden gegen die Burenpolizei enthalte. 8

Die Rechnungsergebnisse der Berufsgenossenschaften für das Jahr 1897.

Die vom Reichs⸗Versicherungsamt nach § 77 des Unfall⸗ versicherungsgesetzes vom 6. Juli 1884 und den entsprechenden Bestinmungen der weiteren Unfallversicherungsgesetze auf⸗ gestellte, dem Reichstage vorgelegte Nachweisung der gesammten Rechnungsergebnisse der Berufsgenossenschaften ec. für das Rechnungsjahr 1897 bezieht sich auf die drei⸗ zehnte Rechnungsperiode seit dem Bestehen der gesetzlichen Unfallversicherung. Die Nachweisung erstreckt sich auf 113 Be⸗ rufsgenossenschaften (65 gewerbliche und 48 landwirthschaft⸗ liche), auf 404 Ausführungsbehörden (146 staatliche und 258. Provinzial⸗ und Kommunal⸗Ausführungsbehörden) und auf 13 auf Grund des Bau⸗Unfallversicherungsgesetzes bei den Bau⸗ Frnste. Heme ses e Wle errichtete Versicherungsanstalten.

ei den gewerblichen Berufsgenossenschaften ist die mit dem 1. Januar 1897 von der Nahrungsmittel⸗Industrie⸗Berufs⸗ genossenschaft abgezweigte Fleischerei⸗Berufsgenossenschaft neu hinzugetreten.

Die 113 Berufsgenossenschaften mit 919 Sektionen, 1102.

L der Genossenschaftsvorstände, 5254 Mitgliedern der Sektionsvorstände, 25 453 Vertrauensmännern, 214 angestellten Beauftragten (Revisions⸗Ingenieuren ꝛc.), 1016 Schiedsgerichten und 4168 Arbeitervertretern haben 5 097 547 Betriebe mit 17 231 689 versicherten Personen umfaßt. Hierzu treten bei den 404 Ausführungsbehörden mit 406 Schiedsgerichten und 2109 Arbeitervertretern zusammen 715 758 Versicherte, sodaß im Jahre 1897 bei den Berufsgenossenschaften und Aus⸗ führungsbehörden zusammen 17 947 447 Personen gegen die Folgen von Betriebsunfällen versichert gewesen sind. In der letzterwähnten Zahl dürften an 1 ½ Millionen Personen voppelt erscheinen, die gleichzeitig in gewerblichen und in landwirth⸗ schaftlichen Betrieben beschaͤftigt und versichert sind.

An Entschädigungsbeträgen sind seitens der Berufsgenossen⸗ schaften gezahlt worden 57 482727,76 (gegen 51 326 782,16 im Vorjahre); seitens der Ausführungsbehörden 5539 481,29 (gegen 4 951 073,42 im Vorjahre); seitens der 13 Ver⸗ sicherungsanstalten der Baugewerks⸗ Süeegeeshesbeen 951 338,72 (gegen 876 541,95 im Fee re). Die Gesammtsumme der Entschähigungsbeträge (Renten ec.) belief sich

5 8

50 125 782,22 44 281 735,7 38 163 770,35 32 340 177,99

Die Anzahl der neuen Unfälle, für welche im Jahre 1897 Entschädigungen festgestellt wurden, belief sich auf 92 326 (gegen 86403 im Vorjahre). Hiervon waren Unfälle mit tödtlichem Ausgange 7416 (gegen 7101 im Vorjahre), Unfälle mit muthmaßlich dauernder völliger Erwerbsunfähigkeit 1507 (gegen 1547 im Vorjahre). Die Zahl der von den getödteten Personen hinterlassenen entschädigungsberechtigten Personen beträgt 14 644 (gegen 13 953 im Vorjahre). Darunter befinden sich 4802 Wittwen (4505), 9575 Kinder (9194) und 267 Ascendenten (254). Die Anzahl sämmtlicher zur Anmel⸗ inn Unfälle beträgt 382 307 (gegen 351 789 im

orjahre).

Für die Beurtheilung der Unfallhäufigkeit sind die Zahlen der entschädigten Unfälle allein brauchbar. Die An⸗ gaben aller gemeldeten, auch der nichtentschädigungs⸗ pflichtigen Unfälle beruhen auf statutarischer Vorschrift der Berufsgenossenschaften und sind bei dem verschiedenen Inhalt dieser Vorschriften und der nicht überall gleichen Hand⸗ habung derselben ungleich erschöpfend, zumal eine unter statutarische Strafe gestellte Verpflichtung zur Anmeldung bei den Berufsgenossenschaften nicht durchweg besteht. Im allgemeinen wird deshalb auch jetzt noch die Zahl der ge⸗ meldeten Unfälle geringer sein, als die Gesammtzahl aller Unfälle, welche eine Arbeitsunfähigkeit von mehr als 3 Tagen zur Folge hatten. Die Erhöhung dieser Zahlen läßt im wesentlichen eine bessere Erfüllung der Anzeigepflicht erkennen; Schlüsse auf Zunahme der Unfälle überhaupt können hieraus nicht gezogen werden.

Die Zahl der entschädigten Unfälle stellt nc für die Jahre 1889 bis 1897 für welche die Unfallversicherungs⸗ gesetze, als Gesammtheit genommen, voll durchgeführt sind und daher vergleichbare Angaben vorliegen —, wie folgt:

Es wurden Unfälle gezählt, für welche erstmalig Ent⸗ schädigungen festgesetzt sind, bei den Versicherungeverbänden

der gewerblichen des landwirthschaftlichen Unfallversicherungesetze Unfallversicherungsgesetzes

88

Zunahme Zunahme gegen , gegen das Vorjahr ddas Vorjahr

Proz.

7 013 13 050 86,08 19 918 52,63 23 880 19,89 28 246 18,28 33 344 18,05 38 134 14,37 43 883 15,08

24 436 1890 28 988 1891 31 291 1892 31 774 1893 34 483 1894 36 275 1895 37 393 1896 42 520 1897 45 971 46 355 5,63

Hiernach ist die Zahl der entschädigten Unfälle noch im Steigen. Diese Steigerung bleibt auch, wenngleich sie im Berichtsjahr namentlich bei den Versicherungen auf Grund des landwirthschaftlichen Unfallversicherungsgesetzes erheblich geringer ist als im Vorjahr, bestehen, wenn man die Zahl der entschädigten Unfälle in Beziehung setzt zu der Zahl der ver⸗ sicherten Personen. 1— 1

Für dieses Anwachsen der Zahlen werden die von dem Reichs⸗Versicherungsamt im Jahre 1892 ermittelten Gründe auch heute noch zutreffend sein, nämlich die wachsende Ver⸗ trautheit der arbeitenden namentlich landwirthschaftlichen Bevölkerung mit den Bestimmungen der Unfallversicherungs⸗ gesetze, die weiter sich verbreitende wohlwollende Praxis der Entschädigungs⸗Feststellungsorgane, die Zunahme der maschinellen Betriebe und der Vereinigung großer Arbeitermassen auf den Arbeitsstellen, die zunehmende Ausdehnung und Anspannung auf den meisten Ge⸗ bieten der Gütererzeugung, dadurch bedingt die Ver⸗ wendung neuer, zunächst noch ungeschulter Kräfte auch bei maschinellen ꝛc. Betrieben, sowie beim Bergbau in wachsender Zahl. Insbesondere wird durch die beiden letzteren Um⸗ stände die gegenüber dem Vorjahr wiederum vorhandene Unfallvermehrung im Jahre 1897 erklärt. Daß auch in letzterem der bereits 1896 beobachtete Aufschwung auf vielen Gebieten der Industrie zu verzeichnen war, ist bekannt und ergiebt sich auch aus der erheblichen Zunahme sowohl der Zahl der versicherten Personen als auch der anrechnungsfähigen Löhne. Die vermehrte Unfallziffer ist eine erklärliche Begleit⸗ erscheinung dieser an sich günstigen industriellen Entwickelung.

Die Summe der anrechnungsfähigen Löhne, die sich, wie hervorgehoben wird, mit den wirklich verdienten Löhnen nicht deckt, stellt sich bei den 65 gewerblichen Berufsgenossenschaften auf 4 253620 601,92 (gegen 3922 996 386,52 im Vorjahre), bei einer Zahl von 6042618 versicherten Personen (gegen 5734680 im Vorjahre). Es entfallen also auf 1 Versicherten an anrechnungs⸗ fähigen Lohn im Durchschnitt 704 gegen 684 im Vorjahre, und es ist die Zahl der versicherten Personen um 307 938, der Betrag der anrechnungsfähigen Löhne um 330 624 215,40 gestiegen.

Für die landwirthschaftlichen

haben sich, wie auch früher, weichenden Berechnungsverfahrens Lohnbeträge, welche für die Beitragsberechnung zu Grunde gelegt werden, in die Nachweisung nicht aufnehmen lassen. Die Zahl der in den Betrieben der land⸗ und forstwirthschaftlichen Berufs⸗ genossenschaften durchschnittlich versicherten Personen ist, wie im Vorjahr, unter Benutzung der Ergebnisse der Berufs⸗ und Gewerbezäͤhlung vom Jahre 1895 und des den Vorständen zur Verfügung stehenden eigenen Materials ermittelt worden und beträgt hiernach 11 189 071. Diese Zahl umfaßt außer den ständig in der Land⸗ und Forstwirthschaft thätigen Arbeitern und Betriebsbeamten die umfangreiche Klasse der

Berufsgenossenschaften wegen des ab⸗

landwirthschaftlich im Nebenberufe Beschäftigten und die mit⸗

versicherten Betriebsunternehmer und deren Ehefrauen.

. 8

Von den Gesammtausgaben, welche sich bei den gewerb⸗

lichen Berufsgenossenschaften auf 52 444 031,26 (gegen

50 888 364,25 im

orjahre) und bei den landwirthschaft⸗

lichen Berufsgenossenschaften auf 18 182 155,85 (gegen 16 072 386,81 im Vorjahre) belaufen, entsallen auf

11“

je 1000 der an⸗ 8 rechnungs⸗ 1 Betrieb fähigen Löhne bei den gewerblichen Berufsgenossenschaften 1897. . 8,68 12,33 115,16 207,64 1896... 8,87 12,997 114,93 218,11 bei den landwirthschaftlichen Berufsgenossenschaften E56252 3,92 184,85 1896. .. 1,44 3,46 176,43

Von der Gesammtausgabe der Berufsgenossenschaften ent⸗ fallen, wie schon bemerkt, 57 482 727,76 auf Entschädigungs⸗ beträge. Für Unfalluntersuchungen und Feststellung der Ent⸗ schädigungen, für die Schiedsgerichte und für die Unfall⸗ verhütung wurden zusammen 4 005 634,79 gezahlt. In die Reservefonds sind im Jahre 1897 1 700 354,07 ein⸗ gelegt worden.

Die laufenden Verwaltungskosten betragen bei den ge⸗ werblichen Berufsgenossenschaften 5 358 747,59 (gegen 5 070 273,52 im Vorjahre), bei den landwirtbschaftlichen Berufsgenossenschaften 2 058 926,19 (gegen 1 944 670,55 im Vorjahre). 1 auf: je 1000 der an⸗ rechnungs⸗

fähigen Löhne bei den gewerblichen Berufsgenossenschaften 8 1897. . . 0,89 1,26 V 11,77 21,22 1896. .. 0,88 1,9 11,45 21,73 bei den landwirthschaftlichen Berufsgenossenschaften 1897. .. 0,18 V 0,44 1896. .. 0,17 0,42

Die Föhe der laufenden Verwaltungskosten ist bei den einzelnen Berufsgenossenschaften sehr verschieden; dieselbe hängt ab von der Zahl der versicherungspflichtigen Personen, der Zahl der Betriebe, der größeren oder geringeren Unfallgefahr u. s. w. Zu Vergleichen über die Angemessenheit der Auf⸗ wendungen der Berufsgenossenschaften unter einander können die Rechnungsergebnisse der einzelnen Genossenschaften nicht ohne weiteres dienen.

Die Gesammtausgaben der 404 Ausführungsbehörden haben sich 5 674 504,38 ℳ, die der 13 Versiche⸗ rungsanstalten der Baugewerks⸗Berufsgenossenschaften auf

1 gemeldeten Unfall

1 Ver⸗ icherten f K

1 gemeldeten Unfall

1 425 273,79 belaufen.

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u“ 5

des Ganzen, wurde dem Münzkabinet überlassen.

Die Bestände der bis zum Schluß des Rechnungsjahres

angesammelten Reservefonds der Hn ageosgensosgen betrugen

usammen 135 423 811,81 ℳ, die

er mehrerwähnten Ver⸗ icherungsanstalten 717 712,68 88 1

Kunst und Wissenschaft. Nach den „Amtlichen Berichten aus den Königlichen Kunst⸗

ammlungen“ (s. a. d. gestr. Nr. d Bl.) hat in dem Vierteljahr vom „Juli bis 30. September 1898 das Münzkabinet des Königlichen Museums 542 Stücke neu erworben, darunter 1 goldene, 82 silberne, 451 kupferne Münzen und 8 Medaillen. Von den Ankäufen verdient der in der St. Johanniskirche zu Flensburg gehobene Fund dänisch⸗ schleswigscher Kupfermünzen aus dem XIV. Jahrhundert Hervor⸗ hebung; eine Auswahl von 431 Stück, etwa der zwanzigste Theil Die Medaillen

sind sämmtlich als Geschenke düe el und zwar von Seiner

8

Majestät dem König von Siam, der Intendantur des Garde⸗

Korps, dem Gesandten Freiherrn von Rotenhan und dem Bildhauer

Kowarzik in 1. a. M. Münzen haben außerdem geschenkt die erren Dr. Pernice, Dr. Sarre und A. Weyl.

Für das Kupferstichkabinet wurden neu erworben:

Kupferstiche von Albrecht Dürer, Anton van Dyck, Marcantonio

Raimondi, R. F. Courtois, ein w. von Albrecht Dürer,

Bücher mit Holzschnitten, Federzei

nungen von Jacob de Gheyn

(Evangelist Matthäus, zwei alttestamentliche Figuren, ein Kaufmann an einem Tische schreibend, ein Todtenschädel), endlich Radierungen

von Max Klinger und D. YP.

. Cameron. Der Egyptischen Abtheilung konnten, dank dem Ver⸗

mächtniß des Dr. O. H. Deibel, über das seiner Zeit berichtet wurde, wieder mehrere Skulpturen zugeführt werden, von denen einige künst⸗

sind zunächst Reliefs aus einem

2600 v. Chr.) errichtete, und dessen Bilder vermuthlich das Fest bei in der bei dem Jubiläum üblichen Tracht dargestellt, vor ihm Leute,

in verdeckten Sänften herbeigetragen.

lerisch und wissenschaftlich von ungewöhnlichem Interesse sind. Es Tempel, den König Ra⸗en⸗user seipa

em Jubiläum des Koͤnigs darstellen; anf dem einen ist der Herrscher

die heilige Gegenstände tragen; auf dem anderen werden die Prinzen Tempelreliefs so alter Zeit

waren bisher nicht bekannt. Dann verdient Hervorhebung ein

Relief aus einem Grabe

zu Tell⸗Amarna, der Residenz des etzeris chen Königs Amenophis IVY. (um 1400 v. Chr.),

dem eigenthümlichen neuen Stil, den dieser Herrscher n Stelle des herkömmlichen zu setzen suchte. In einem Gemach

6 siten König und Königin sich gegenüber und spielen mit ibren drei

öchterchen. Der König hält dags älteste Prinzeßchen auf dem Arm

und küßt es; auf dem Schoße der Königin sitzt das zweite und spricht mit der Mutter; das kleinste steht auf ihrem Arm und spielt mit

88

ihrer Krone. Darüber schwebt der neue Gott des Königs. Das Relief ist ein vortreffliches Beispiel des neuen Stils, in der Dar⸗ teellung des Königspaares, die fast an Karikatur grenzt, in der leb⸗

haften Bewegung und besonders auch in dem Sujet selbst, das den

Herrscher in seinem Privatleben darstellt und nicht, wie sonst ü;blich,

als Halbgott. In den europäischen Museen war dieser Stil bisher kaum

8

Statue der

durch ein genügendes Beispiel vertreten. Ferner sind zu nennen: Ein nepsgen einer der eben genannten Prinzessinnen, von einer

elben, ebenfalls in dem neuen Stil, aber ohne Ueber⸗ treibung und fein empfunden; die Bemalung ist erhalten. Der

Grabstein eines nordsyrischen Söldners desselben Königs, der nach der

Sitte seiner Heimath mittels eines langen Rohres aus seinem Bier⸗

- trinkt; vor ihm seine Frau in leichter, lebendiger Haltung und

ein bedienender Knabe. Eine alabasterne Pyramide, wie man sie

Spitze dargestellt war; doch ist diese Spitze nach dem

S.

Todten beigab, aus derselben Zeit. Unten beten der Todte und die Seinen zu dem neuen Sonnengott, der vermuthlich üher ihnen auf der Sturz der Ketzer abgearbeitet und durch eine andere ersetzt worden. Muster⸗ stücke für die Steinmetzen zu Tempelreliefs, etwa aus der ersten

griechischen Zeit Egyptens: ein lebensgroßer Kopf eines Königs; ein

leiner Kopf desgleichen; das Köpfchen einer Göttin oder Königin nd zwei schreitende Füße, Durch Vermittelung des Herrn

Konsuls Pelizäus erwarb die egyplische Abtheilung ferner den Untertheil einer Granitstatue des Jech⸗o, der auf einem eigen⸗ thümlichen Sessel sitzend dargestellt ist (nach Stil und In⸗ schrift gewiß noch in den Anfang des vierten Jahrtaufends v. Chr. gehörig); zwei Alabastergefäße mit dem Namen des Königs Pevpi II (um 2500 v Chr.); die Statuette eines bärtigen sitzenden Mannes mit wohlerhaltenen Farben (aus dem mittleren Reich). Herr Professor Schweinfurth vermehrte wiederum die Sammlung alt⸗ egvptischer Pflanzen durch ein Geschenk, das u. a. auch Kränze mit künstlichen Blumen aus römischer Zeit enthielt. Auch bei der Neu⸗ ordnung und Katalogisierung dieses Theils der Sammlungen gewährte der Gelehrte seine Hilfe. Herr Konsul Richarz schenkte ein helle⸗ nistisches Terracottaköpschen aus Babylon. Der Sammlung der Thontafeln von Tell⸗Amarna kam ein Uebereinkeommen mit dem Museum von Kairo zu gute, bei dem kleine Bruchstücke, welche die hiesiten Tafeln ergänzten, gegen andere, die zu den in Kairo bewahrten Tafeln gehörten, ansgetauscht wurden.

In dem Wettbewerb für einen Umschlag der Zeitschrift „Berliner Architekturwelt“ waren, wie der Verlag von Ernst Wasmuth hierselbst mittheilt, rechtzeitig 106 Entwürfe eingegangen, von denen 18 zur engeren Wahl und aus diesen wieder 10 Projeite zur engsten Wahl kamen. Es erhielten: den ersten Preis im Be⸗ trage von 500 Herr F. Nigg, Maler und Zeichner (Berlin N., Lothringerstraße 62), für den Entwurf mit dem Motto „Gold“; einen zweiten Preis im Betrage von 250 derselbe für den Entwurf mit dem Motto „Rot“; einen zweiten Preis in gleichem Betrage Herr Hans Schlicht, Architekt und kunstgewerblicher Zeichner (Dresden, Waisenhausstraße 17), für den Entwurf mit dem Motto „Vesta“. Die Entwürfe sollen demnächst öffentlich ausgestellt werden.

G Land⸗ und Forstwirthschaft. Saeatenstand und Getreidehandel in Rußland.

Nicolajew, den 30. Dezember 1898 Der Stand der Winter⸗ L. kann zur Zeit in hiesiger Gegend als befriedigend bezeichnet werden.

Infolge der Preisbewegung der führenden amerikanischen Börsen sind die Preise am Platze gegen Ende Nopember zurückgegangen, sind aber inzwischen wieder fast auf den Werth des vorigen Monats ge⸗ stiegen. Die Zufuhren bleiben immer noch schwach. Die Vor⸗ räthe sind dagegen in Wetzen jegs ziemlich bedeutend; es ist in diesem Artikel trotzdem wenig Geschäft zu verzeichnen, da die hiesigen Inhaber, ebenso wie die Landwirtbe überhaupt, im Früh⸗ jahr auf hböbere Preise rechnen und deshalb nicht verkaufen wollen. In Roggen ist das Angebot klein bei ganz geringen Vor⸗ räthen. Gerste wird etwas mehr angeboten, aber zu Preisen, welche in den Konsumländern noch nicht zu erzielen sind.

Angeführt wurden seit 1. Januar bis 25. Dezember 1898 b = 54 626 615 Pud,

ausgeführt wurden seit 1. Januar bis 25. Dezember 1898 . = 54 744 225 Pud.

Der augenblickliche Lagerbestand stellt sich, wie folgt, auf:

7 505 990 Pud, und zwar:

Bestand am 1. Januar 1898 . 7 623 600 Pud, angeführt per 25. Dezember 1898. 54 626 615

9 215 Pat 8 ausgeführt per 25. Dezember 1898 54 744 225

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßzregeln. Gesundheitsstand und Gang der Volkskrankheiten.

(Aus den „Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesundheitsamts“, 8 Nr. 1 vom 4. Januar 1899.)

8₰

5

Egypten. Nach einem Bericht vom 16. Dezember v. J. sind die bei den Mosesquellen wegen Pest isoliert gewesenen Indier wieder

hergestellt. Gelbfieber.

In Vera Cruz gelangten vom 18. bis 24. November v. J. 8 Todesfälle an Gelbfieber, in Rio de Janeiro vom 15. bis 21. Ok⸗ tober 3 solche und 6 an accesso pernicioso zur Meldung.

Verschiedene Krankheiten.

Pocken: Antwerpen, Moskau je 5, St. Petersburg 2. Warschau 7 Todesfälle; Antwerpen (Krankenhäuser) 4, Paris 18, St. Peters⸗ burg 23, Warschau (Krankenhäuser) 4 Erkrankungen; Flecktyphus: Edinburg 2 Todesfälle; Warschau (Krankenhäuser) 8. Erkrankungen; Genickstarre: New York 2 Todesfälle; Kopenhagen 2 Erkrankungen; Tollwutb: New York 1 Todesfall; Milzbrand: Moskau, Wien je 1 Todesfall; Varizellen: Nürnberg 62, Wien 82 Erkrankungen; Keuchhusten: Reg.⸗Bez. Schleswig 43, Nürnberg 69, Wien 46 Erkrankungen; Influenza: Berlin 4, Braunschweig, Bremen, Hamburg je 2, Elbeifeld 3, London 12, Moskau 11, New York 3, Paris 2, St. Petersburg 8 Todesfälle; Lungenentzündung: Reg.⸗Bez. Schleswig 44 Erkrankungen. Mehr als ein Zehntel aller Gestorbenen starb an Masern (Durchschnitt aller deutschen Berichts⸗ orte 1886/95: 1,15 %): in Elbing, Metz Erkrankungen wurden angezeigt in Berlin 39, in den Reg⸗⸗Bezirken Aachen 103, Arns⸗ berg 106, Düsseldorf 114, Königsberg 208, Posen 129, in Lübeck 73, Amsterdam 114, Budapest 311, Edinburg 151; Kopen⸗ hagen 200. New York 136, St. Petersburg 54, Prag 72, Stock⸗ holm 48, Wien 260 desgl. an Scharlach (1886/95: 0,91 %): in Halle Erkrankungen kamen vor in Berlin 42, Breslau 34, im Regierungsbezirk Königsberg 171, Budapest 30, Christiania 21, Edinburg 37, Kopenhagen 56, London (Krankenhäuser) 221, New York 115, Paris 73, St. Petersburg 32, Wien 44 desgl. an Hiphtherie und Croup (1886/95: 4,27 %):, in Halberstadt, Königshütte Erkrankungen kamen zur Anzeige in Berlin 96, im Regierungsbezirk Arnsberg 100, in Kopenhagen 21, London (Krankenhäuser) 171, New York 176, Paris 63, St. Peters⸗ burg, Stockholm je 85, Wien 76 desgl. an Unterleibs⸗ typhus (1886/95: 0,75 %): in Metz „Erkrankungen wurden ge⸗ meldet in Budapest 32, London (Krankenhäuser) 40, New York 64, Paris 28, St. Petersburg 119.

Der Ausbruch und gleichzeitig das Erlöschen der Maul⸗ und Klauenseuche ist dem Kaiserlichen Gesundheitsamt gemeldet worden vom Viehhofe zu Frankfurt a. M. am 5. Januar.

Sansibar.

Unter dem 1. Dezember v. J. ist für alle aus Madagaskar kommenden Schiffe eine Quarantäne angeordnet. Diese ist gemäß einer am 2. dess. Mts. erlassenen vorläufigen Bestimmung für solche Schiffe, die seit ihrer Ausreise aus dem letzten verseuchten oder ver⸗ dächtigen Hafen keinen Pestfall an Bord gehabt haben, auf zehn Tage, von der Ausreise an gerechnet, festgesetzt. Die Schiffe dürfen nur an einem vom Hafenbeamten anzuweisenden Platze ankern und keinerlei Verkehr mit dem Lande oder anderen Schiffen aufnehmen. Die Postsachen werden von dem Gesundsheitsbeamten oder einer von diesem dazu beauftragten Person abgenommen und in einer dem ersteren geeignet erscheinenden Weise deszinfiziert. Die Fracht für Sansibar darf nur mittels Krähne in Leichterschiffe entladen werden, wobei ein Verkehr zwischen der Besatzung der Leichter und des zu ent⸗ ladenden Schiffes zu vermeiden ist. Hat ein solcher dennoch stattgefunden, so werden die betreffenden Personen auf Gefahr und Kosten des zu entladenden Schiffes isoliert; die weitere Behandlung der Ladung der Leichter und ihrer Besatzung geschieht nach den Bestimmungen des Gesundheitsbeamten oder dessen V nesfalls die

Ladung vor Ablauf von 10 Tagen gelandet werden. Entsprechend ist zu verfahren, wenn das Schiff in San bar Ladung einnimmt. Passagiere für Sansibar dürfen mit ihrem Gepäck nur an bestimmten Stellen gelandet werden.

Beerkehrs⸗Anstalten. 8

Die Postdampfschiffsverbindung Warnemünde⸗ Gjedser wurde auf Grund eines Abkommens zwischen der deutschen Reichs⸗Postver valtung und der Königlich dänischen Postverwaltun

eingerichtet und am 1. Juli 1886 mit einer täglich einmaligen Fahr

in jeder Richtung eröffnet; sie war geschaffen worden, um zwischen dem östlichen Deutschland und den dänischen Inseln, insbesondere zwischen den beiden Hauptstädten Berlin und Kopenhagen, eine möglichst karäze und schnelle Verbindung herzustellen. Das Unternehmen hat diesen Zweck in vollem Maße erfüllt, wie der von Jahr zu Jahr steigende Verkehr erkennen läßt. Während in dem dreivierteljährigen Zeitraum vom Eröffnungstage bis Ende März 1887 im Ganzen 9595 Personen, durchschnittlich 82 toglich 35, die neue Verbindung zur Reise zwischen Deutschland und Dänemark benutzten, betrug der Reiseverkehr im Jahre vom 1. April 1891 bis 31. März 1892 bereits 21 556 Personen, also durchschnittlich täglich mehr als 59. Um die Linie weiter zu heben, wurden vom 1. April 1892 ab neben den bisherigen Tagesfahrten von Warnemünde nach Ejedser und zurück Nachtfahrten in jeder Richtung eingerichtet, die Zahl der Fahrten wurde also verdoppelt. Dadurch hob sich der Reiseverkehr im Jabre 1891/92 auf 28 063 Reisende, d. i. 77 für den vö. im Jahre 1897/98 auf 35 407, d. i. fast 97 Reisende für en Tag.

„Zur weiteren des Verkehrs beabsichtigen, wie das „Archiv für Post und Telegraphie“ mittheilt, die General⸗Direktion der Großherzoglich Mecklenburgischen Friedrich⸗Franz⸗Eisenbahn und die Königlich dänische Staats⸗Eisenbahnverwaltung, welche die Linie Warnemünde⸗ Gjedser gemeinsam betreiben, einen Dampffähren⸗ betrieb einzurichten. Letzterer bietet dem Reiseverkehr größere Beguemlichkeit, da die Eisenbahn⸗Personenwagen mit den Reisenden an dem Endpunkt der einen Eisenbahnlinie auf die Fähre gebracht und mittels ihrer nach dem Anfangspunkt der gegenüberliegenden Eisenbahnlinie geschafft werden, wo die Wagen wieder auf das Schienengleis übergehen; die Reisenden könnten auf diese Weise von Berlin nach Kopenhagen gelangen, ohne unterwegs den Wagen verlassen zu müssen, während gegenwärtig so⸗ wohl in Warnemünde, als in Gjedser ein Uebergang von der Eisen⸗ bahn auf das Dampfschiff und umgekehrt stattfinden muß, was namentlich bei ungünstigem Wetter und zur Nachtzeit recht lästig und beschwerlich ist. In noch größerem Maße würde der Güterverkehr durch Einrichtung des Fährenbetriebs gehoben werden, weil dann die Frachten ohne das mit erheblichen Kosten verknüpfte zweimalige Um⸗ laden in Warnemünde und Giedser von einem Lande zum andern ge⸗ langen würden.

Der mecklenburgische Landtag hat in der Sitzung vom 7. De⸗ zember 1898 die Regierungsvorlage wegen Einrichtung der Dampf⸗ fährenverbindung angenommen und die dafür erforderlichen Kosten mit 6 353 500 bewilligt. Von dieser Summe entfallen auf den Umbau des Hafens und des Bahnhofs in Warnemünde 4 300 000 ℳ, auf die Anschaffung einer Radfähre 940 000 und auf die An⸗ schaffung einer Doppelschrauben⸗Dampffähre 1 113 500 Die Stadt Rostock leistet m den Kosten einen baaren Bei⸗ trag von 550 000 und giebt den für die Eisenbahnanlagen in Warnemünde erforderlichen Erund und Boden unentgeltlich her. Andererseits hat der däntsche Minister des Innern dem Folkethin einen Gesetzentwurf vorgelegt, wonach zu dem gleichen Zwe 2 951 000 Kronen (= 3 320 000 ℳ) verlangt werden. Der Betrag soll zur Anlage zweier Anlaufplätze für Dampffähren in Gjedfer und zur Anschaffung von zwei Dampffähren verwendet werden. Da an der Bewilligung der Summe seitens des Folkethings nicht zu zweifeln ist, so wird der Betrieb der Dampffährverbindung voraussichtlich mit Beginn des Sommerdienstes 1901 eröffnet werden können.

Für die Beförderung der Postsendungen, die über die Linie Warne⸗ münde⸗Giedser in erheblichem Umfange zum Austausche gelangen, wird die Maßnahme insofern vortheilthaft sein, als auch die Bahnpost⸗ wagen zwischen Berlin und Kopenhagen durchgeführt werden sollen, und damit in der Packetbeförderung eine Beschleunigung erzielt werden wird. Bei den gegenwärtigen Betriebsverhältnissen erleidet die Mehr⸗ zahl dieser Sendungen häufig ein Ueberlager in Warnemünde oder Giedser, weil zum Umladen größerer Mengen die Zeit fehlt, sowie auch infolge der Erledigung der Zollformalitäten. Dieser Aufentbalt

wird künftig fortfallen, da ein Umladen nicht stattfinden und die Ver⸗

zollung während der Seefahrt ausgeführt werden wird.

Bremen, 5. Januar. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Dampfer „Aachen“ 4. Jan. Reise v. Vigo n. d. La Plata fortges. „Prinz Heinrich“, v. Ost⸗Asien kommend, 4. Jan. in Hongkong angek. „Mark“, v. La Plata kommend, 4. Jan. St. Vincent passiert.

6. Januar. (W. T. B.) Dampfer „Karlsruhe“ 5. Jan. v. New York n. Bremen abgeg. „Krefeld’ 6. Jan. v. Galveston in Bremerhaven angek. „Preußen“ 5. Jan. v. Bremen in Singapore angek. „Ems“, v. Genua n. New York best., 5. Jan, in Horta angekommen.

Hamburg, 5. Januar. (W. T. B.) Hamburg⸗Amerika⸗ Linie. Dampfer „Australia“ und „Herecynia“ sind in St. Thomas, „Rugby“ in Philadelphia, „Palatia“, v. New York kommend, in Hamburg angek. „Fürst Bismarck“ ist von New York, „Bengalia“ von Baltimore abgeg. „Moravia“ und „Brasilia“ haben Lizard, „Strathgarry“ Eastbourne passiert.

Rorterdam, 5. Januar. (W. T. B.) Holland⸗Amerika⸗ Linie. Dampfer „Maagsdam“ v. Rotterdam gestern Vormittag in New York angek. „Edam“, v. New York n. Amsterdam, heute Mittag Lizard passiert. „Amsterdam“ heute Vormittag v. Amsterdam n. New York abgegangen.

Theater und Musik. 8 8

Im Königlichen Opernhause süt morgen Meyerbeer’/s⁸ Oper „Die Afrikanerin“ unter Kapellmeister Sucher’'s Leitung in Scene.

Im Königlichen Schauspielhause gelangt morgen das Lustspiel „Auf der Sonnensette“ mit den Herren Vollmer, Christians, Oberlaender, Hartmann und den Damen Schramm, Poppe und von Mayburg in den Hauptrollen zur Aufführung.

Im Neuen Königlichen Opern⸗Theater findet morgen zu ermäßigten Preisen eine Aufführung von Sardou's Lustspiel „Madame Sans⸗Gône“ mit Frau Niemann⸗Raabe als Cathérine Hübschér und Herrn Gustav Kober als Napoleon I. statt.

Im Schiller⸗Theater beginnt am Sonntag die Ausgabe neuer Abonnementshefte für das dritte Quartal. Die Abonnements⸗ preise und näheren Bedingungen sind an den Anschlagsäulen ersichtlich. Gerhart Hauptmann's Traumdichtung Hannele’'s Himmelfahrt“ in Verbindung mit Oskar Blumenthal's Lustspiel „Abu Seid“ wird morgen wiederholt. .

In der Erstaufführung der komischen Oper „Fra Diapolo“, welche am Sonntag im Theater des Westens stattfindet, ist die Titelpartie mit Herrn Julius Franck als Gast besetzt. Den Lord Cookburn siagt Herr Steffens, die Pamela Fräulein Detschy, den Lorenzo Herr Battisti, die Zerline Fräulein Quilling und die beiden Banditen Giacomo und Beppo die Herren Dreßler und Patek. Die Regie liegt in den Händen des Ober⸗Regisseurs Ehrl und die musika⸗ lische Leitung in denen des Kapellmeisters Schuster.

„Das liebe Ich“ von C. Karlweis, ein Stück, das im Deutschen Volks⸗Theater in Wien bereits mit Erfolg in Scene gegangen ist, wird die nächfte Novität des Lessing⸗Theaters sein. Die Proben sind bereits seit mehreren Tagen im Gange, sodaß die erste Auf⸗ führung am Freitag. den 13. d. M., sefifindes kann.

Gustav Freytag's Schaufpiel „Graf Waldemar“ geht mit Ge⸗

1 er General⸗Intendantur der Königlichen Schauspiele a

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