1899 / 7 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 09 Jan 1899 18:00:01 GMT) scan diff

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beschäftigt. Seit 1878 Regierungs⸗Assessor und im Dezember 1 8e Regierungs⸗Rath ernannt, ist er im Juli 1884 als Hilfsarbeiter in das Ministerium für Handel und Gewerbe berufen worden. Hier 1885 zum Geheimen Regierungs⸗ und vortragenden Rath und 1888 zum Geheimen Ober⸗Regierungs⸗Rath aufgerückt, hatte er namentlich Innungs⸗ und Handwerker⸗Angelegenheiten zu bearbeiten, wozu ihn um⸗ fassendes Wissen und vielseitige Erfahrungen besonders be⸗ fähigten. Seine Leistungen fanden an Allerhöchster Stelle Anerkennung durch die Verleihung des Rothen Adler⸗Ordens zweiter Klasse mit Eichenlaub. Der Königliche Dienst verliert in ihm einen überaus zuverlässigen und pflichtgetreuen Beamten, der in weiten Kreisen bekannt und allseitig beliebt war.

Der Kaiserliche G sandte in Brüssel, Wirkliche Geheime Rath Graf von Alvensleben ist von dem ihm Allerhöchst bewilligten kurzen Urlaub auf seinen Posten zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Gesandtschaft wieder übernommen.

Die Bevollmächtigten zum Bundesrath, Großherzoglich mecklenburgischer Ober⸗Zolldirektor Kunckel und Bürgermeister der freien und Hansestadt Hamburg Dr. Versmann sind

in Berlin angekommen.

Laut telegraphischer Meldung an das Ober⸗Kommando der Marine ist S. M. S. „Geier“, Kommandant: Korvetten⸗ Kapitän Jacobsen, am 6. Januar in Paranagua an⸗ gekommen und beabsichtigte heute nach Montevideo in See zu gehen; S. M. S. „Condor“, Kommandant: Korvetten⸗ Kapitän von Dassel, ist am 7. Januar von Sansibar nach Lourenco Marques in See gegangen. ö111A“

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In der Ersten Beilage zur heutigen Nummer des „R.⸗ u. St.⸗Anz.“ wird eine Zusammenstellung der Berichte von deutschen Fruchtmärkten für den Monat Dezember v. J. veröffentlicht.

Hadersleben, 8. Januar. „W. T. B.“ meldet: Fers Abend traf der Ober⸗Präsident der Provinz Schleswig⸗ olstein, Staats⸗Minister von Köller, hier ein. Auf dem Bahnhofe wurde derselbe von dem Landrath Mauve, dem Bürgermeister Dr. Köster und dem Stadtverordneten⸗Vor⸗ steher Johannsen empfangen. Eine große Menschenmenge erwartete die Ankunft des Ober⸗Präsidenten auf dem Bahn⸗ hofe und auf den dorthin führenden Straßen. Für morgen nd von der Bevölkerung große Festlichkeiten geplant.

S Schaumburg⸗Lippe. Seine Durchlaucht der Fürst empfing am 6. d. M. im

Schlosse zu Bückeburg den Königlich preußischen außerordentlichen

Gesandten und bevollmächtigten Minister am Hofe zu Oldenburg, Legations⸗Rath Dr. Grafen Henckel von Donnersmarck

in Audienz, welcher ein Schreiben Seiner Majestät des Kaisers und Königs überreichte, durch das derselbe in

gleicher Eigenschaft am Fürstlichen Hofe beglaubigt wird. Audienz fand zu Ehren des Gesandten Gala⸗ tafel statt.

Oesterreich⸗Ungarn.

Am Sonnabend und Sonntag fanden in Wien unter dem Vorsitz des Kaisers weitere Konferenzen der ungarischen Minister statt. Dem „W. T. B.“ zufolge wurde beschlossen, in Budapest Vorverhandlungen zur Sanierung der Lage ein⸗ zuleiten. Die ungarischen Minister kehrten gestern Abend nach

Budapest zurück. Der österreichische Reichsrath ist zum 17. d. M. ein⸗

berufen worden. 8

1“ Frankreich. 217

Der Marine⸗Minister Lockroy wohnte, wie „W. T. B.“ meldet, am Sonnabend in Hyeèeres Versuchen mit dem Unter⸗ wasserboot „Gustave⸗Z6d6“ bei, welche sehr gut gelangen.

Den Pariser Blättern zufolge soll die Bildung einer neuen Vereinigung unter dem Namen „Union nationale“ mit folgen⸗ dem Programm im Gange sein: Rückhaltlose Unterwerfung unter die Entscheidungen des Kassationshofes, Bekämpfung der anti⸗ semitischen und antiprotestantischen Bewegung und Vertheidigung der Grundlagen der Armee.

Der Justiz⸗Minister Lebret erhielt gestern ein Schreiben Quesnay de Beaurepaire'’'s, in welchem dieser seine Demission ale Präsident einer Kammer des Kassationshofes wegen eingetretener Meinungsverschiedenheiten über die vom Kassations⸗ hofe eingeleitete Untersuchung einreicht. Das heute erschienene „Echo de Paris“ veröffentlicht eine Erklärung Quesnay

de Beaurepaire's, in welcher derselbe sagt: er habe als

Chauvinist und ehemaliger Soldat schwer darunter gelitten, daß die Strafkammer des Kassationshofes sich gegen die

emee zu Gunsten von Verräthern vergessen habe. Es seien

A . Unregelmäßigkeiten vorgekommen. Er habe die Unter⸗ 89 ig verlangt, dieselbe sei jedoch niemals ernst gewesen. . u. Fräsident der Strafkammer des Kassationshofes Loew Der 8 Berichterstatter Bard hätten ihn beschuldigt, daß er und 8 u. cgen, denunziere. Er habe dem Justiz⸗Minister seine Ko C. flärung übersandt, jedoch keine Antwort erhalten. 9 Som. fe die offiziöse Note veröffentlicht worden, welche gegec chtfertig. ung. Bard’s enthalten habe. Darauf habe er eine Demiffion eingereicht. Er habe in der Dreyfus⸗Sache senen Manöver wahrgenommen, wie in der Panama⸗ Affaire Am Schlu⸗ 'iß der Erklärung sagt Beaurepaire, man anr jett endlich ‚Hurch seine unerbittlichen Enthüllungen ie anamageschichte ennen lernen, deren Opfer er gewesen sei. Er werde, was au ch immer geschehen möge, seine Sache herecht vertheibigen und Hie Nichtigkeit des bevorstehenden Ur⸗ Ferns der Kriminalkammer bemeisen; er werde die Armee und deren Führer für die Unbilden rächen, welche sie schweigend ertrügen, und er werde eensogenig mi im Jahre 1870 ver⸗ S zꝛu Gefahr sei.

gessen, daß das Vaterland *„ dat für heute den Botschafts⸗

8 Der Kassationshof „atl fur Sekretär dastiszu⸗ welcher seit dem Jahre 1894 der

Direktion der politischen Angele enhelten im Ministerium des Auswärtigen vebitzscht ist, als Zeugen vorgeladen. Paléologue

11““ 9

bevorstehend erklärte.

ist für seine Vernehmung von der Wahrung des Amtsgeheimnisses entbunden worden. Der „Temps“ meldet, der Kassationshof werde von dem Botschafts⸗Sekretär Paléologue Aufklärungen über ein Schriftstück der Geheimakten verlangen, welches derartig modifiziert worden sei, daß dessen Sinn und Traggweite ent⸗ stellt seien. Ein ehemaliger Minister des Aeußern habe als euge den Kassationshof in der vergangenen Woche auf diese Modifikationen aufmerksam gemacht. Das betreffende Schrift⸗ stück sei die Depesche eines fremden Militär⸗Attachés, von welcher eine doppelte Uebersetzung vorhanden sei, deren eine sich im Nachrichtenbureau des Kriegs⸗Ministeriums befinde, während die andere im Ministerium des Aeußern liege. Die Uebersetzungen widersprächen einander vollständig. Die in den Geheimakten befindliche Uebersetzung stelle ein fuͤr Dreyfus belastendes Dokument dar. Die fragliche Depesche sei kurz vor dem Zola⸗Prozeß abgeschickt worden. Das Chiffrierbureau des Ministeriums des Aeußern habe die Depesche richtig übersetzt. Die dem Generalstab ergebenen Organe behaupten dagegen, das Schriftstück sei eine chiffrierte Depesche, welche der frühere italienische Militär⸗Attaché Panizzardi zwei Stunden nach der Verhaftung Dreyfus' an die itali nische Regierung gesandt habe. Die Depesche habe ungefähr gelautet: „Hauptmann Dreyfus ist verhaftet, Vorsichtsmaßregeln sind getroffen.“ Das Chiffrierbureau habe eine Abschrift dieser Depesche dem Kriegs⸗Minister Mercier übermittelt, Hanotaux habe dieselbe jedoch zurückverlangt, da der Nachsatz unrichtig uͤbersetzt worden 8 Die dem Generalstab nahestehenden Blätter fügen hinzu, sich in den Geheimakten auch eine Depesche des öster⸗ reichischen Militär⸗Attachés Schneider befinde.

Gestern Vormittag begaben sich, wie alljährlich, die Freunde Gambetta's nach dessen Sterbehause in

bvres. Dort wurden von dem Bürgermeister von Sores, dem Deputirten von Havre Brindeau im Namen der Stadt Haore, dem .“ und dem Präsidenten der Vereinigung der Elsaß⸗Lothringer Sansboeuf Ansprachen ge⸗ halten. Gegen eine Anspielung Sansboeuf's auf die Dreyfus⸗ Angelegenheit protestierten der Bürgermeister von Ville d'Avray Gast, ein Verwandter Picquart’'s, und Joseph Reinach, indem sie Sansboeuf das Recht absprachen, im Namen der Elsaß⸗Lothringer zu sprechen.

Am Grabe Blanqui's auf dem Pöre Lachaise, wo sich, wie in jedem Jahre, die Sozialisten gestern Nachmittag eingefunden hatten, kam es zwischen den Anhängern Rochefort's und denen Jauréêès' zu stürmischen Auftritten. Den An⸗ hängern Rochefort's wurde der Kranz fortgerissen und mit Füßen getreten; von beiden Seiten fielen Faust⸗ und Stockschläge. Es ertönten die Rufe: „Nieder mit Roche⸗ fort! Hoch Zola!“; auf der anderen Seite rief man „Hoch Rochefort!“ Mehrere der an der Kundgebung Betheiligten erlitten Verwundungen. Die Polizei schritt ein und nahm mehrere Verhaftungen vor.

Der frühere Bürgermeister von Algier Max Régis ist gestern Nachmittag, von Paris kommend, dort eingetroffen. Als derselbe seinen Wagen bestieg, wurden ihm die Pferde ausgespannt und der Wagen von einer Anzahl junger Leute bis zur Mairie gezogen. Einige in den Straßen befindliche Juden wurden mißhandelt. Auf dem ganzen Wege vom Landungsquai bis zur Mairie waren die den Juden gehörenden Kaufläden geschlossen.

1““ Spanien.

Gestern fand, wie „W. T. B.“ aus Madrid berichtet, ein Ministerrath statt. Heute wird der Minister⸗Präsident Sagasta der Königin⸗Regentin von der Krisis offizielle Mittheilung machen. 1

Silvela hielt vorgestern im Konservativen Klub zu Madrid eine Programmrede, in welcher er die Haltung Sagasta's, namentlich während des Krieges mit den Vereinigten Staaten, tadelte, die gegenwärtigen Kammern für moralisch aufgelöst und den Sturz Sagasta's als seiner Meinung nach unmittelbar Silvela setzte weiter auseinander, wie gefährlich es sei, wenn die Liberalen noch länger am Ruder blieben, versicherte, er sei mit dem General Polavieja bezüglich des konservativen Programms vollkommen einig, und äußerte sich sodann über die Finanzfrage. In dieser Beziehung sprach er sich für eine Steuer auf alle mobilen Kapitalien und für die Vermehrung der indirekten Steuern aus. Weiter verlangte er eine Reform des Wahlrechts und erklärte es für noth⸗ wendig, der Industrie des Landes zum Aufschwung zu ver⸗ helfen. Schließlich trat Silvela für eine Reorganisation des Heeres und der Flotte ein.

Türkei. 11“

Der Ober⸗Kommissar für Kreta Prinz Georg hat, w das Wiener „Telegr.⸗Korresp.⸗Bureau“ aus Kanca berichtet, eine aus 12 Christen und 4 Mohamedanern bestehende Kom⸗ mission eingesetzt, welche mit der Ausarbeitung einer neuen Verfassung betraut worden ist. Präsident derselben ist Sphakianakis. Die Mittheilung, der Prinz Georg begebe sich jetzt nach Kandia, sowie die Nachricht, die montenegrinischen Gendarmen würden zurückgezogen, sind, dem⸗ selben Fen zufolge, verfrüht. Hierüber sowie über die Verminderung der internationalen Streitkräfte auf je ein Bataillon stehe noch nichts fest. 185

Griechenland. Mehrere angesehene Persönlichkeiten sind in Athen zu⸗ sammengetreten, um eine albanisch⸗macedonische Ver⸗ einigung zu gründen, welche ein Gegengewicht gegen gleich⸗ artige in anderen Balkanstaaten errichtete Gesellschaften bilden soll.

Amerika.

Die Kanonenboote „Princeton“, „YNorktown“ und „Bennington“ haben, wie „W. T. B.“ aus Washington meldet, den Befehl erhalten, nach den Philippinen zu gehen. Die „Bennington“ befindet sich bereits auf dem Wege dorthin und liegt zur Zeit in Honolulu. Außer den drei be⸗ reits zur Abfahrt nach den Philippinen bestimmten Regi⸗ mentern hat nun ein viertes reguläres Infanterie⸗Regiment Ordre erhalten, sich dorthin zu begeben. Die Fahrt wird durch den Suez⸗Kanal erfolgen.

In Chicago hielt Bryan am Sonnabend cine Rede, in welcher er sich gegen die Expansionspolitik aussprach.

Nach einer Hilvung aus Rio de Ir hat die brasilianische Regierung beschlossen, aus Ersparnißrücksichten zwei Marine⸗ und drei Armee⸗Arsenale aufzuheben. es Aus Bombay meldet das „Reuter'sche Bureau“, der in den Diensten des Emirs von Afghanistan stehende Thierarzt Clements, welcher sich nach Indien begeben habe,

berichte, der Gesundheitszustand des Emirs sei schlecht, es sei nicht anzunehmen, daß derselbe noch lange leben werde.

Der „Times“ wird aus Philadelphia vom 7. Januar berichtet: der amerikanische Gesandte in Peking habe dem Staatssekretär Hay telegraphisch mitgetheilt, daß infolge des von dem amerikanischen und dem britischen Gesandten erhobenen Einspruchs die chinesische Regierung sich geweigert habe, der Forderung Frankreichs auf eine Ausdehnung seiner Jurisdiktion in Shanghai nachzukommen.

Wie dem ‚„Reuter'schen Bureau“ aus Manila gemeldet wird, hat Aguinaldo als Antwort auf die Proklamation des Generals Otis ein Manifest erlassen, in welchem er da⸗ gegen Einspruch erhebt, daß der General Otis sich selbst als Militär⸗Gouverneur der Philippinen bezeiche, und ausführt, daß er sich niemals damit einverstanden erkläct habe, die Souveränetät der Amerikaner anzuerken en. Aguinaldo sagt: in der Proklama⸗ tion, welche General Merritt vor der Kapitulation der Spanier er⸗ lassen habe, sei ausdrücklich und feierlich erktärt worden, daß die amerikanischen Truppen nur gekommen seien, um die Be⸗ wohner der Philippinen zu befreien. Er protestiere deshalb gegen das unberechtigte Eindringen der Amerikaner.

Der General Rios hat nach Madrid gemeldet, daß die feindselige Stimmung der Tagalen den Amerikanern gegen⸗ über im Wachsen sei.

Die letzten aus Balabak in Hongkong eingetroffenen Nachrichten widerlegen die Gerüchte von einem Massacre unter den spanischen Bewohnern und erklären dieselben als von den

Priestern erfunden, um die Sache der Eingeborenen zu schädigen.

Die getödteten Spanier seien im Kampfe gefallen.

Afrika. 114““

Wie das ‚Reuter'sche Burecau“ aus Omdurman meldet, ist Lord Cromer am Sonnabend von dort nach dem Norden abgereist. Lord Kitchener begab sich an demselben Tage den Blauen Nil aufwärts.

Zweihundertfünfzig Mann britische Truppen haben Befehl erhalten, sich von Alexandrien nach Khartum zu be⸗ geben. Dies soll in Uebereinstimmung mit dem im ver⸗ flossenen Herbst gefaßten Entschluß geschehen, ein britisches Detachement während der Wintermonate in Khartum unter⸗ zubringen.

Nach Meldungen, welche der Regierung des Congostaats zugegangen sind, wurde eine Kolonne von 200 Soldaten unter dem Beschl des Leutnants Stevens am 4. November des vorigen Jahres von den aufständischen Batetelas angegriffen und erlitt eine Niederlage. Die Aufständischen marschierten dann nach Kalambare (2), welches nur eine schwache Besatzung hatte, und bemächtigten sich dieses Platzes am 14. November. Der Congostaat hat zwei Offiziere, den Schweizer Lardy und den Dänen Rahbeck, und einen Unteroffizier, den Belgier Ardevel, verloren. Ein Offizier (Schwehe) und zwei Unter⸗ offtzier⸗ (Belgier) wurden verwundet, 200 farbige Soldaten getödtet.

Nr. 1 des „Centralblatts für das Deutsche Reich“,

herausgegeben im Reichsamt des Innern, vom 6. Januar, hat

folgenden Inhalt: 1) Konsulat⸗Wesen: Ermächtigung zur Vornahme von Zivilstands⸗Akten; Excquatur⸗Ertheilungen. 2) Aus⸗ wanderungswesen: Erweiterung der Erlaubniß zur Beförderung von Auswanderern für den Norddeutschen Llyvod und für die Hamburg⸗ Amerika⸗Linie. 3) Marine und Schiffahrt: Erscheinen eines weiteren Heftes der Entscheidungen des Ober⸗Seeamts und der Seeämter.

4) Polizeiwesen: Ausweisung von Ausländern aus dem Reichsgebiet

Nr. 1 der „Veröffentlichungen des Kaiserlichen Ge sundheitsamts“ vom 4. Januar hat folgenden Inhalt: Bemerkun zur Krankenhaus⸗Statistik. Gesundheitsstand und Gang der Volks krankheiten. Zeitweilige Maßregeln gegen Pest. Sterblichkeit in Marseille, 1897. Gesetzgebung u. s. w. (Deutsches Reich.) Schrankdrogisten. (Preußen. Berlin.) Kranken⸗ ꝛc. Anstalten. (Kreis Kosten.) Tabackrauchen. (Sachsen.) Mineralwässer. (Sachsen⸗Meiningen). Schweineseuchen. (Anhalt.) Gifte. (Oester reich. Nieder⸗Oesterreich.) Privatentbindungsanstalten. (Belgien. Schlachtviehmärkte. Gang der Thierseuchen in der Schweiz, 3. Viertel jahr. Zeitweilige Maßregeln gegen Thierseuchen. (Deutsche Reich, Preuß. Reg.⸗Bez. Schleswig, Bayern, Oesterreich, Schweiz Vereinigte Staaten von Amerika.) Verhandlungen von gesetz gebenden Körperschaften. (Deutsches Reich Niederlande.) Medizinal personal. (Deutsches Reich.) Unzucht ꝛc. Wein. Kunstwein Vermischtes. (Preußen.) Schlachthäuser, 18927. (Merxiko. Medizinalstatistische Angaben, 1895/96. Geschenkliste. Wochen tabelle über die Sterbefälle in deutschen Orten mit 40 000 und mehr Einwohnern. Desgl. in größeren Städten des Auslandes Erkrankungen in Krankenhäusern deutscher Großstädte. Desg in deutschen Stadt⸗ und Landbezirken. Witterung. Beilage Gerichtliche Entscheidungen zum Nahrungsmittelgesetz (Wurst, ver⸗ endete Thiere). 4

Arbeiter „Wohlfahrtseinrichtungen.

Der Geheime Kommerzien⸗Rath F. A. Krupp hat nach einer

an das Kuratorium der Arbeiterstiftung der Krupp'schen Werke gelangten Mittheilung der Firma Fried. Krupp für die im Jahre 1897 aus Anlaß der hundertjährigen Gedenkfeier des Geburtstage Kaiser Wilhelm's des Großen mit einem Kapital von 1 000 000 begründete Invalidenstiftung, welche die Unterstützung bei „Er werbsunfähigkeit infolge Alters und Invalidität in denjenigen Fällen bezweckt, in denen eine Ergänzung der staatlichen Fürsorge für den einzelnen Arbeiter und decen Familie nothwendig ist und für diese Er gänzung nicht schon durch die bestehende Pensionskasse und sonstige onlsoaetsetzicite es der Krupp'schen Kassen gesorgt ist, ein weiteres Kapital von 500 000 ausgesetzt, sodaß das gesammte Kapital der Invalidenstiftung nunmehr 1 500 000 beträgt. Zugleich hat derselbe bestimmt, daß diese Invaliden⸗ stiftung, deren Verwaltung schon jetzt durch die Organe der

Krupp'schen Arbeiterstiftung wird, mit der Arbeiterstiftung

in der Weise vereinigt werden soll, daß das Stiftungskapital von 1 500 000 in das Eigenthum der Krupp'schen Arbeiterstiftung übergeführt wird. Den hierzu erforderlichen Antrag bei der die Azuf⸗ sicht über die Verwaltung der Arbeiterstiftung führenden Behönde hat die Firma Krupp bereits gestellt.

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Zur Arbeiterbewegung.

Aus Krefeld berichtet „W. T. B.“ zum Ausstande deer Sammetweber: Gestern Nachmittag fand eine von nahezu 20 90 Bürgern und Webern besuchte Versammlung statt. In einer von daeer Versammlung angenommenen Resolution schlagen die Arbeiter dasßs Gewerbegericht als Einigungsamt für die schwebenden Lohnstreitigh⸗ keiten in der Sammetbranche vor.

Aus Mons wird der „Köln. Ztg.“ gemeldet, daß auf de Steingruben von Ecaussines im Hennegau 2500 Arbeiter die Arbeit niedergelegt haben, weil die Direktion eine Verordnung an geschlagen hat, gegen welche die Arbeiter vergeblich Einspruch erhobe

kennzeichnet u. a. von NNW nach 880 und eine von NO nach SW. An

Hierfür hätten die deutsche Wissenschaft und i wie der Vorredner, Dr. Hans Meyer, der Regierungs⸗Rath Dr. Stuhlmann, der Kulturtechniker Professor Dr. Wohlt⸗

mann, der der hoffentlich die Malaria besiegen lehren werde, viel gethan.

10 brauchbares Land für allzu ungünstig.

empfehlen zu können. b theile sei auch das Vorkommen von Gold sehr wahrscheinlich.

völkerung seien die Länder Ruanda

worden. Der

In Malland ist einer Meldung des „W. T. B.“ zufolge heute

der Verkehr der elektrischen Straßenbahnen eingestellt

worden, da die Angestellten die Arbeit niedergelegt haben. Schritte zur Beilegung des Ausstandes sind eingeleitet

Aus Tunis meldet „W. T. B.“: Dreihundert Hafenarb eiter haben die Arbeit eingestellt; sie verlangen Lohnerhöhung.

Kunst und Wissenschaft.

„F. Vor einer den Saal des Architektenhauses bis auf den letzten Platz füllenden Zuhörerschaft sprach am Sonnabend Abend in der „Gesellschaft für Erdkunde“ Dr. Hans Meyer über seine neueste, dritte, Kilimandscharo⸗Besteigung im August letzten Jahres. Nach seiner 1889 ausgeführten zweiten Erklimmung des 6010 m hohen Hauptgivpfels, des Kibo, waren dem Reisenden noch Zweifel über den valkanischen Aufbau des Gebirges auf der Nord⸗ und Westseite und über seine Beziehungen zur Tektonik der benachbarten Gebirgsländer, sowie über die Beschaffenheit der Schnee⸗ und Eisdecke, die Ausdehnung der Vereisung, über das Vorhandensein von Gletschern und deren Vorrückung oder Abschmelzung geblieben. Um über alle diese Punkte volle Gewißheit zu erlangen, wurde Anfang August von der 1160 m hoch gelegenen Station Moshi aus in Be⸗ gleitung des Malers Platz aus München und dreißig eingeborener Träger der Aufstieg unternommen, der anfangs haen; einen breiten Gürtel von Urwald, dann dis zu 4200 m durch Graesteppe führte. 5* dieser Höhe beginnt die erst pegetationsarme, dann voll⸗ ftändig vegetationslose Hochgebirgsregion, aus der im Osten die Pyramide des 5360 m hohen Mawensi, im Westen der 700 m höhere, in der Formation aber jüngere Gipfel des Kibo emporragt. Der Redner gab nun ein höchst anschauliches Bild von den Schwierig⸗ keiten dieser Besteigung, bei welcher zahlreiche, radial laufende Erosions⸗ schluchten von einer durchschnittlichen Tiefe von 600 m zu überwinden waren. Die tiefste derselben, im Nordosten, stellt eine voll⸗ ständige Spaltung des Gebirgsstockes bis zu 2000 m dar, offenbar ein Ergebniß nicht bloß der nagenden Kraft des Wassers, sondern auch tektonischer Vertiefungen. Da dem Reisenden wesentlich an der Besteigung des Kibo von seiner Nordseite aus gelegen war, so wurde bei der Niederlassung eines ackerbautreibenden Massai⸗Stammes am Nordabhange Halt gemacht, Träger und Gepäck zurückgelassen und von hier aus die eigentliche Hochgebirgswanderung angetreten, an der außer Dr. Meyer nur sein europäischer Begleiter, obgleich derselbe durch vorangegangene Malaria sehr geschwächt war, theilnabm. Erst bei 5000 m wurde die Eiskrone des Kibo erreicht, nachdem schon 2000 m tiefer deutliche Spuren von früher sich bis hierher erstreckender Vergletscherung aufgefunden worden waren. Die letzte Spur von Vegetation, ein verkümmertes, filzblättriges Kreuzkraut, wurde bei 5120 m gesehen. Die Beschwerden dieses letzten Theils der Besteigung waren bei der dünnen Luft und daraus sich ergebender Athemnoth ganz außerordentlich. Endlich wurde bei 5790 m der Kibo⸗Krater erreicht, in welchem sich gegen den Zustand vor neun Jahren manche Veränderungen zeigten, aber un⸗ zweifelhaft ermittelt wurde, daß nicht eine Spur pulkanischen Lebens (Dampfentwickelung, heiße Quellen, Solfataren) mehr vorhanden und das Eis des Kraters kein Hletscher⸗, sondern Firneis ist. Dagegen entdeckte der Reisende, nachdem er den erkrankten Gefährten bei der Begleitmannschaft in einer großen Höhle geborgen, als er mit einem ewandten Neger von Nordwest her nochmals in die Eisregion auf⸗

ieg, an dieser Stelle drei ausgedehnte Gletscher, die bis 4860 m herab⸗ steigen und von einer höchst wunderbaren Beschaffenheit des Eises sind, das von der erodierenden Kraft des Wassers fächerartig in parallele Platten gespalten ist. Nach erfolgter Feststellung, daß auch die unzertrennlichen Begleiterscheinungen jedes Gletschers, Grund⸗ und Seitenmoränen in bedeutender Ausdehnung vorhanden sind, stieg der Reisende über das nach Südwest sich erstreckende Kaluma⸗Plateau und das Schira⸗Gebirge, ein hohes Randgebirge und wahrscheinlich die älteste Formation, zur Mission der Pêres du Saint Esprit in dem südlich gelegenen Gebiete der Dschagga⸗Neger herab. Von dem Wunsche Beseelt, seine Kenntniß des Kilimandscharo noch durch die Erforschung der Südseite des Hauptgipfels zu vervollständigen, kehrte er jedoch noch einmal um und unternahm eine dritte Besteigung von der Südseite aus: diesmal in Be⸗ gleitung des Pater Romer und mit dem glücklichen Erfolge, daß auch auf dieser Seite 6 ausgebildete Gletscher entdeckt wurden, deren Untersuchung das gleiche Resultat wie auf der NW Seite ergab, daß nämlich ein entschiedener Rückgang und Abschmelzung der Gletscher stattfindet. Da Aehnliches von einem englischen Reisenden am Kenia beobachtet worden ist, so muß es früher in Afrika eine Periode stärkerer Niederschläge gegeben haben. Dr. Meyer ergänzte diesen Bericht durch eine höchst interessante und überzeugende Darlegung über den geologischen Aufbau Ost⸗Afrikas, im Besonderen

. des deutschen Gebietes. Danach lassen sich im Wesentlichen drei Richtungen

unterscheiden, in denen die Gebirge streichen: eine von N nach S, ge⸗ durch den „mittelafrikanischen Graben“, eine

den Kreuzungestellen der beiden letzteren Richtungen hat der Vulkanismus seine stärksten Wirkungen hinterlassen, wie den Kilimandscharo, den Kenia und den Meru. Wenn auch äußerlich

die pulkanische Thätigkeit jetzt ruht, so ist sie darum noch nicht vöͤllig

erloschen, wie häufige und starte Erdbeben am Kilimandscharo be⸗ weisen. Dr. Meyer glaubt, daß der Kibo einst bis 6600 m empor⸗ geragt habe, und daß die gegenwärtige Abstumpfung seiner Pyramide von einem Einsturz herrühre. Die im Anschluß an den Vortrag gezeigten Lichtbilder, sowie zahlreiche Aquarelle von der Hand des Herrn Platz fanden den lebhaftesten Beifall des Auditoriums, ganz besonders die

auf dem EGipfel und nahe dem Gipfel unter den schwierigsten Um⸗

ständen gemachten zahlreichen Aufnahmen. Der zweite Vortrag des Abends, „Mittheilungen über

Deutsch⸗Ostafrika“ durch den Kaiserlichen Gouverneur, General⸗

major Liebert, begegnete der besonders gespannten Aufmerksamkeit der

Zuhörer. Der Redner begann damit, daß er den gegenwärtigen Stand der kolonialen Angelegenbeiten eben nur als den Anfang einer Entwickelung bezeichnete, die in weiterer Folge Deutsch⸗

land ein seiner Volkskraft angemessenes Kolonialreich verspreche. Was jetzt geschehe, sei die Vorbereitung auf geher⸗ Aufgaben. re Vertreter,

Geheime Medizinal⸗Rath, Professor Dr. Koch,

Neuerdings sei eine wissenschaftliche Grenzregulierungskommission an der Westgrenze zwischen Tanganyika und Victoria Nyassa be⸗

schäftigt, welche zugleich wichtige Ermittelungen über den Erd⸗ magnetismus vornehme, und Mitte Februar hoffe er, die deutsche Tiefsee⸗ Erxpedition in Dar⸗es⸗Salam nach Gebühr empfangen zu können. Generalmajor Liebert erklärte hierauf die frühere, von seinem Vor⸗

gänger herrührende Einschätzung Ost⸗Afrikas als 10 Steppe und nur Seine eigenen Wahr⸗

nehmungen und genauere Untersuchungen berechtigten ihn, das Ver⸗

1 hältniß von zu %⁄ als das richtige zu bezeichnen. Das gute Land gehöre den sich bis zu 1000 2000 m erhebenden bergigen Gebietenan, unter denen

vor allem das am untern Pangani gelegene Usambara hervorrage, wo ernsthafte und gut einschlagende Versuche mit Plantagenbau im Gange

seien. Hier sowie in dem 250 km von der Küste entfernten Gebirgs⸗ lande Rguru und Ukami, ferner am mittleren Laufe des Rufidji fehle

nur die Eisenbahn, um diese malariafreien Gebiete zur Ansiedlung In den Schiefergebirgen dieser Landes⸗

Perlen an Bodenreichthum, gutem Anbau und zahlreicher Be⸗ ände und Urundi zwischen Tanganyika⸗ und BVictoria⸗See, deren jedes wohl 2 Millionen Einwohner besitze. Ueberhaupt sei die Bevölkerungszahl gz.

Distrikt von Tanga habe nach Maßgabe

der eingeführten Hüttensteuer z. B. 121 000 Einwohner.

Das wichtigste Kapital Deutsch⸗Ostafrikas sei der Mensch; es gelt daher veenn. die dur 4 ensch; es gelte

frühere Sklavenjagden entvölkerten

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Distrikte in der Nähe der Küste aus den reichbevölkerten Gebieten im Westen wieder zu besiedeln. Dieser Absicht entspreche die gute militärische Ausstattung der Stationen im Westen, die mit Un⸗ recht abfällige Bemerkungen in der Oeffentlichkeit hervorgerufen hätten. Augenblicklich herrsche in dem großen Gebiet absoluter Friede; das Land, welches doppelt so groß sei wie das Deutsche Reich, werde durch eine Armee von 1500 Askaris unter deutschen Führern in Ordnung gehalten. Alle diese günstigen Verhältnisse würden hoffentlich je länger desto mehr die diesseitige Unternehmungslust auf Deutsch⸗Ostafrika lenken. Lebhafter Beifall lohnte diese Mittheilungen des Vortragenden.

ür die „Ausstellung für künstlerische Photographie“, die Für d Februar im Gebäude der Köͤniglichen ubote der Künste eröffnet werden wird, ist jetzt die definitive ZUusammensetzung der Aufnahme⸗ Jury erfolgt. Dieselbe wird aus den Herren Professor Ernst Hildebrandt, Professor Wolfgang von Oettingen, Professor Franz Skarbina, Major von Westernhagen und Franz Goerke bestehen. Das von den beiden Berliner Amateur⸗Vereinen delegirte Comité besteht aus den Herren Franz Goerke (als Vorsitzendem), Banquier Ludwig Ruß (als Schatz⸗ meister), sowie den Herren Geheimer Baurath Dr. Mevydenbauer, Direktor Schultz⸗Hencke und Dr. Richard Stettiner. Zahlreiche An⸗ meldungen von hervorragenden „Künstlerphotographen“ des In⸗ und Auslandes sind bereits eingegangen. 89

*8

es Bauwesen.

A. P. In der letzten des Berliner Bezirks⸗ Vereins deutscher Ingenieure hielt Herr Max Buhle aus Hamburg, z. 3. Ingenieur in dem großen neuen Werk der Firma A. Borsig in Tegel, einen Vortrag über seine Studienreise in den Vereinigten Staaten von Amerika. Diese Reise⸗ erinnerungen sind ganz jungen Datums, denn der Redner langte am 28. Juli v. J. in New YPork an und war in den nächsten Tagen Zeuse des gewaltigen Eindrucks, den die Nachricht vom Tode des Fürsten Bismarck bei dem amerikanischen Volke hervorrief. Die Gesammt⸗ dauer der Reise war etwa drei Monate, während deren von New York aus Boston besucht, dann ein Vorstoß nach Canada bis Montreal gemacht wurde, woran sich die von den meisten Besuchern der Union eingehaltene Tour nach dem Niagara⸗Fall, den Seen, Chicago, Milwaukee, San Francisco und zurück über Utab, Colorado, St. Louis, Wasbington, Philadelphia, Pittsburg anschloß. Wer von dem Redner Bericht über die Ergebnisse seiner im wesentlichen den Eisen⸗ und elektrischen Bahnen gewidmeten Studien erwartete, kam nicht auf seine Rechnung. Der Redner erklärte von vornherein, daß er nur erzählen, nicht fachmännisch berichten und noch weniger über Zahlen interpelliert werden wolle. Diesem Programm entsprach der von zahlreichen, meist von ihm selbst aufgenommenen Lichtbildern begleitete Vortrag. Dessen ungeachtet enthielt derselbe soviel technisch Interessantes, daß die Erwartungen der Zuhöͤrerschaft auf fachmännische Mittheilungen doch keineswegs leer ausgingen. In den Illinois⸗Stahlwerken sah der Redner ein Brown'sches Hebewerk an der Arbeit und erhielt auf die Frage, ob man schon Beziehungen mit Deutschland angeknüpft habe, die scharf accentuierte Antwort: Not yet! Neu war die An⸗ wendung sehr starker Elektromagnete, um beim Heben schwerer eiserner Werkstücke die Umständlichkeiten von Ketten und Haken zu vermeiden. Der Hufeisenmagnet wird auf das zu hebende Werkstück niedergelassen und für so lange magnetisch gemacht, als er dasselbe fest⸗ halten soll. In den Oelbezirken war der Vortragende überrascht von den primitiven Hebevorrichtungen, bei denen Holz fast mehr als Eisen Verwendung findet. In einem durch Luftdruck getriebenen Straßenbahnwagen konnte ein bängliches Gefübl bei dem Gedanken nicht unterdrückt werden, ; man über Behältern saß, in denen auf 340 Atm. zusammengepreßte Luft eingeschlossen war. Neu und eigenartig ist der an einigen Stellen schon ausgeführte Ge⸗ danke, Kohle in Staubform aus den Bergwerken an die großen Industriezentren, und zwar, analog der bekannten Petroleumbeförderung, in Röhren zu drücken, statt des kostspieligeren Eisenbahntransports. Zu dem Zweck wird die feingemahlene Kohle aufgeschlämmt und am Be⸗ stimmungsortnach vorangehender Trocknungentweder zu Briquets geformt oder in Staubform gebrannt. Die Kohlenstaubfeuerung erfreut sich wegen ihrer Rauchlosigkeit und Sparsamkeit großer Beachtung. Der Vor⸗ tragende zeigte im Bilde eine Anordnung dieser Art, wobei der Kohlenstaub auf beträchtliche Entfernung von der Mühle her an den Kessel verhagr is⸗ und völlig automatisch der Feuerung zugeführt wird. Sehr bedeutende Eindrücke empfing der Vortragende von dem Yellowstone⸗Park, vom Mormonenlande und den Casions von Colorado. Die landschaftlichen Schönheiten des Yellowstone⸗Parks schätzt er indessen nicht hoch.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.

Dem Kaiserlichen Gesundheitsamt ist am 7. Jannar der Aus⸗ bruch der Maul⸗ und Klauenseuche vom Schlachtviehhofe zu Straßburg i. E. gemeldet worden. 1 1 Theater und Musik.

Konzerte.

Das Hauptereigniß auf musikalischem Gebiet bildete in der ver⸗ flossenen Woche die Eröffnung des neu erbauten Beethoven⸗Saales, über welche bereits berichtet wurde. Ob dieser seiner Bestimmung nunmehr übergebene Saal trotz seiner reicheren Ausstattung und zweck⸗ mäßigeren Bauart bei dem Ueberfluß an belanglosen Konzerten einem Bedürfniß entspricht, wird die Zukunft erst lehren. Thatsache ist, daß die breite Mittelmäßigkeit bisher Gelegenheit genug hatte, öffentlich hervorzutreten, sofern sie über klingende Münze verfügte, und Künst⸗ lern von gediegenem Können, aber geringem Einkommen den ihnen gebührenden Platz streitig machte. Nur dann, wenn der neue Konzertsaal nicht der Ersteren Vorschub leistet, sondern für die Letzteren mehr Raum schafft, wird er als Gewinn für die musikalische Ent⸗ wickelung Berlins im rein künstlerischen Sinne zu betrachten sein. Dazu bedarf es freilich einer gewissen Zeit. Vorerst ist die Stadt nur um einen Konzertsaal reicher. Wenn diesmal die Qualität der Konzerte der vergangenen Woche im allgemeinen hinter ihrer Quantität nicht zurückstand, so ist das wohl nur als zufälliges Zusammentreffen zu be⸗ trachten. Den Anfang machte am Dienstag in der Sing⸗Akademie die Sängerin Fräulein Hertha Ritter, eine Tochter des Komponisten Alexander Ritter, welche außer anderen modernen Kompositionen einen fesselnden Liedercvelus ihres Vaters, „Schlichte Weisen“ (Texte von Felix Dahn) betitelt, mit Feingefühl und sinngemäß im Ausdruck zu Gehör brachte ür eine Abwechselung im Programm sorgte der bekannte Herr Waldemar Lütschg mit einigen Kla⸗ viervorträgen, bei denen er eine bedeutende Virtuosität entwickelte. Im Saal Bechstein stellte sich zu gleicher Zeit eine in Holland ausgebildete Sängerin, Fräulein Tilly Koenen vor. Die noch sehr junge Dame verfügt über eine sonore, imposante Altstimme, wie man sie heutzutage selten findet. Die richtige künstlerische Ver⸗ wendung für ein so schönes Material hat Fräulein Koenen indessen noch nicht gefunden. Für den Liedervortrag ist das Organ zu wuchtig und dürfte sich eher für den dramatischen oder für den Oratorien⸗ gesang eignen. G

er Klavier⸗Abend des Herrn Mayer⸗Mahr hatte am Mitt⸗ woch im Beethoven⸗Saal einen größeren Zuhörerkreis angezogen, als sonst diese beim großen Publikum wenig beliebte Konzertart auf⸗ zuweisen hat. Einige Abwechselung wurde durch das vom Konzert⸗ geber in Gemeinschaft mit Herrn Konzertmeister Witek (Violine) und Herrn Heinrich Grünfeld (Violoncello) vorgetragene Trio in Cis-moll von Philipp Scharwenka geboten. Der Pianist, dessen Spiel kraftvoll, gewandt und ausdrucksvoll wie immer war, trat dieses Mal auch als Komponist auf und bot in manchen seiner Klavierstücke ganz E vr. es, so z. B. in einer Gapotte. Der lebhafte Beifall veranlaßte ihn 8 zu der Zugabe einer Liszt⸗ schen Polonaise. Im Saale der Sing⸗Akademie fand an dem⸗

selben Abend ein Konzert des Hugo Wolf⸗Vereins unt Mitwirkung des Tenoristen Herrn Ludwig Heß und der Sopranistin Fräulein Emmy Haberlandt statt. Das Programm enthielt nur Kompositionen des so schwer er⸗ krankten Komponisten. Die Ausführung der Lieder gelang vortrefflich, sodaß Wiederholungen und Zugaben erfolgten. Die Klavierbegleitung hatte Herr Paul Müller übernommen und fuͤhrte sie sehr dankenswerth durch. Die Pianistin Fräulein Johanna Ellspermann, welche zur gleichen Stunde im Saal Bechstein auftrat, ist eine Schülerin Leschetitzky's. Ihr Seah ist noch nich frei von den Einflüssen, welche die mit dem öffentlichen Auftreten verbundene Erregung hervorruft; doch lassen ihr angenehmer Anschla und ihre Fingerfertigkeit Gutes für die Zukunft hoffen. Aehnlich verhält es sich mit Fräulein Aenni Wiegand, der Tochter des durch seine Mitwirkung in den Bayreuther Festspielen bekannten Bassisten. Sie lieferte nur den Beweis, daß sie eine kräftige, entwickelungsfähige Mezzosopranstimme hat, Tonbildung und Ausdruck ließen dagegen noch Vieles zu wänschen. Auch im Saale des „Römischen Hofes“ fand an diesem Abend ein Konzert statt: Fräulein Bets Schot (Sopran) gab hier gemeinsam mit Fräulein Gertrud

inck (Alt) ihren ersten diesjährigen Duett⸗ und Liederabend. Die schon aus früheren Konzerten bekannte Sopranistin hat sich in der Ausbildung ihrer Stimmmittel weiter vervollkommnet. Durch fleißiges Studium ist dem Ton in der Höhe die Schärfe und der frühere gaumige Beiklang genommen worden, während gleichzeitig die Stimme an Ausgiebigkeit und Ausdrucksfähigkeit gewonnen hat. Die Gesangskunst von Fee Schot gehört vor⸗ nehmlich auf das Gebiet der ompositionen, die in breiter Anlage mehr einen wohlgeschulten Ton als eine große Beweglichkeit erheischen. Dementsprechend hatte die Künstlerin diesmal ihr Pro⸗ gramm zusammengestellt. Lieder moderner Schule brachte sie durch dramatische Lebendigkeit des Vortrags und durch feine Abstufung der geforderten Empfindungen aufs beste zur Geltung. Fräulein Finck's weiche, volle Alt⸗ oder richtiger Mezzosopran Stimme ist mehr lyrischen Charakters. Für den Mangel an Ausgiebigkeit der tieferen Lage ent⸗ schädigt die Schönheit und Ausdrucksfähigkeit der mittleren und hohen Töne. In den Duetten fügten sich die beiden Stimmen gefällig an⸗- einander und erfreuten durch Reinbeit der Intonation wie durch wohl⸗ geschulte Verschmelzung und Einheit im Vortrag einer Reihe interessanter Kompositionen von Brahms, Stange und Dvokak. Die Begleitung am Klavier führte Herr Henri Pusch mit Geschick und und musikalischem Verständniß durch.

Am Donnerstag gab das bekannte Böhmische Streich⸗ quartett sein erstes diesjähriges Konzert unter Mitwirkung des Pianzsten Herrn Ferruccio Busoni im Beethoven⸗Saal.

ur Aufführung gelangten lediglich Werke des Meisters, dessen Namen die neuen der Musik gewidmeten Räume tragen. Der Erfolg war, wie immer bei den Darbietungen dieser bewährten Künstler, ein großer Das Gleiche läßt sich von dem oft gewürdigten Trio der Herren 1.“ Barth, Wirth und Hausmann sagen, das an demselben Tage in der angrenzenden Philharmonie seinen letzten populären Kammermusik⸗Abend in diesem Winter veranstaltete. Der Andrang dazu war ein außerordentlich starker. Besonderes Interesse erweckte die Schlußnummer des Konzerts, Schubert’s Oktett in F-dur (op. 166) bei dessen Ausführung die Herren Professoren Joachim und Halir sowie die Herren Schubert (Klarinette), Littmann (Horn), Gütter (Fagott) und Clam (Kontrabaß) sich betheiligten. Der Beifall war ein begeisterter. Recht Beachtenswerthes bot im Saal Bechstein an diesem Abend auch die Sopranistin Fräulein Anna van Nievelt, eine Holländerin von Geburt, die ihre gesangliche Ausbildung in Frankfurt a. M. bei Professor See genossen hat. Von einem etwas scharfen Klang in der Höhe abgesehen, ist ihre Stimme ausdrucksfähig und sympathisch. Von den interessanten Nummern ihres Programms seien vier niederländische Lieder hervorgehoben, welche in der wirkungsvollen Bearbeitung

des als Begleiter am Klavier mitwirkenden Herrn Coenraad V. Bos

durch ihre naive Ursprünglichkeit die Aufmerksamkeit auf sich zogen.

In der Sing⸗Akademie stellte sich zu gleicher Zeit die Geigerin

räulein Anna Hegn er aus Basel, eine Schwester des Pianisten Otto Hegner, in einem Konzert vor, das sie unter Mit wirkung des von Dr. Georg Dohrn geleiteten Phil- harmonischen DOrchesters gab. Die noch sehr junge Virtuosin hat bei ihrem Lehrer, dem ausgezeichneten Violinisten Professor Heermann, recht viel gelernt. Sie spielt mit warmer Empfindung und anerkennenswerther Sicherheit, ohne nach billigen Effekten zu haschen. Ihr Programm umfaßte Werke von Beethoven, Mozart, Raff und Paganini. Das Orchester begleitete unter dem obengenannten Dirigenten recht diskret und brachte außerdem drei Ouverturen von Mendelssohn, Wagner und Smetana in anerkennens⸗ werther Ausführung zu Gehör. 8

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Im Königlichen Opernhause geht morgen u er's Oper

„Die Stumme von Portici“ in Scene. Die erste Aufführung von

„Briföis“ im Verein mit „Lobetanz“ ist auf Sonnabend, den 14. d. M., verschoben worden. Am Donnerstag, den 12. d. M., wird dafür Bizet's Oper „Carmen“ gegeben. 1

Im Königlichen Schauspielhause gelangt morgen das Lustspiel „Auf der Sonnenseite“ zur Aufführung.

Im Neuen Königlichen Opern⸗Theater findet am Sonnabend, den 14. d. M., zu ermäßigten Preisen wieder eine Auf⸗ führung des Sardou’'schen Lustspiels „Madame Sans⸗Göne“ mit hn Niemann⸗Raabe als Cathérine Hübscher und Herrn Gustav

ober als Napoleon I. statt.

Der Orgelvortrag in der Marien⸗Kirche am Mittwoch, den 11. Jauuar, Mittags 12 Uhr, wird ein Festkonzert zur Feier des sechzigsten Geburtstages des Musik⸗Direktors Otto Dienel sein. Einige Schüler desselben, Fräulein Gertrud Mauksch, Fräulein Lotte Dienel, Herr Alexander Curth, Herr Carl Raché, Herr Bern⸗ hard Irrgang, Organist der Heilig⸗Kreuz⸗Kirche, Herr Hermann Trahndorff, Organist der Gethsemane⸗Kirche, Herr Reinhold Curth, Organist der Heilands⸗Kirche, Herr Artur Mönch, Organist der Kaiser Friedrich⸗Gedächtniß⸗Kirche, und Herr Paul Heuer, Organist des Evangelischen Vereinshauses, werden Kompositionen ihres Lehrers

ausführen, und zwar ein Quartett aus seinem Requiem, eine Arie

aus seinem Te deum, Duette, den 55. Psalm, das Vaterunser, ferner Adagios, Konzert⸗ und Sonaten⸗Sätze. Der Eintritt ist frei. 8b

Mannigfaltiges.

In Gegenwart Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin hielt heute das Deutsche E8““ zur Errichtung von Heilstätten für ungenkranke im Palais des Reichskanzlers seine dritte Generalversammlung ab. Vor

dem Erscheinen der Erlauchten Protektorin fand zunächst eine

geschäftliche Sitzung statt. An derselben nahmen theil.

der Reichskanzler Fürst zu Hohenlohe⸗Schillingsfürst, der Herzog 8

von Ratibor, der Staats⸗Minister, Staatssekretär des Innern Dr. Graf von Posadowsky⸗Wehner, der sächsische Staats⸗Minister von Metzsch aus Dresden, die Ober⸗Präsidenten Staats⸗Minister Dr. von Bötticher und Wirklicher Geheimer Rath Nasse, der General⸗ Stabsarzt der Armee Dr. von Coler, der Vize⸗Ober⸗Zeremonienmeister, Kammerherr von dem Knesebeck, der Minister der geistlichen ꝛc. An⸗ eledense ten D. Dr. Bosse, die Ministerial⸗Direktoren im Ministerium eer geistlichen ꝛc. Angelegenheiten, Wirklichen Geheimen Ober⸗ Regierungs⸗Räthe D. Dr. von Bartsch und Dr. Althoff, der Präsident des Kaiserlichen Gesundheitsamts, Wirkliche Geheime Ober⸗Regierungs⸗ Rath Dr. Köhler, der Frsleven des Reichs⸗Versicherungsamts, ge⸗ heime Ober⸗Regierungs⸗Rath Gäbel, sowie namhafte Vertreter der medizinischen issenschaft und größerer Gemeinwesen. Der Reichskanzler eröffnete die Verhandlungen als Ehrenvorsitzender des Zentral⸗Comités mit Worten der Begrüßung unter Hinweis auf die erfreuliche Entwickelung der Heilstätten⸗Bewegung. Den Vorsitz übernahm sodann der Staats⸗Minister, Staatssekretär Dr. Graf von Posadowsky. Dem Geschäftsbericht, den der General⸗Sekretär, Stabs⸗

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