1899 / 29 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 02 Feb 1899 18:00:01 GMT) scan diff

. Nichtamtliches. Dentsches Reich.

Preußen. Berlin, 2. Februar.

8 Seine Majestät der Kaiser und König nahmen heute Vormittag von 10 Uhr ab die Vorträge des Kriegs⸗ Ministers, Generalleutnants von Goßler und des Chefs des Militärkabinets, Generals von Hahnke entgegen und gedachten

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Den Kammerherrndienst bei Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin hat von heute bis zum 14. d. M. der Schloßhaupt⸗ mann und Kammerherr Graf von Hohenthal übernommen.

Heute früh ist der Geheime Ober⸗Baurath Zastrau an den Folgen von Influenza und Nierenentzündung gestorben: das Ministerium der öffentlichen Arbeiten hat im Laufe der wenigen Wochen dieses Jahres nunmehr zum dritten Male den Verlust eines seiner vortragenden Räthe zu beklagen.

Karl Albert Fritz Zastrau, im Jahre 1837 zu Frey⸗ stadt i. Schl. geboren, legte 1860 die Bauführer⸗ und 1870 die Sg a . . mit bestem Erfolg ab, wurde 1875 mit der kommissarischen Verwaltung einer Bauinspektorstelle bei der hiesigen Ministerial⸗Baukommission betraut und in dieser Stelle definitiv im Jahre 1879 angestellt. Im Jahre 1884 wurde er zum Regierungs⸗ und Baurath in Königsberg, 1890 zum Geheimen Bau⸗ und vortragenden Rath bei der Bauabtheilung des Ministeriums der öffentlichen Arbeiten ernannt und in dieser Stellung im Jahre 1895 zum Geheimen Ober⸗Baurath befördert. Nebenamtlich gehörte er dem technischen Ober⸗Prüfungsamte, der Akademie des Bau⸗ wesens, der ständigen Kommission für das technische Unterrichts⸗ wesen und dem Reichsamt des Innern an. Außer dem Kronen⸗Orden vierter Klasse, welchen er bei der Einweihung des neuen Joachimsthalschen Gymnasiums erhielt, besaß er den Rothen Adler⸗Orden zweiter Klasse mit Eichenlaub.

In dem Dahingeschiedenen verliert das Ministerium eines seiner tüchtigsten und angesehensten Mitglieder, die Hochbau⸗ technik einen ihrer begabtesten und hervorragendsten Jünger. Zastrau war das Musterbild eines anspruchslosen und liebens⸗ würdigen Menschen, eines nur den Aufgaben des Dienstes lebenden, treuen und hingebenden Beamten. Während seiner Thätigkeit in der Abtheilung für das Bauwesen war er mit der Fürsorge für die Regierungs⸗Dienst⸗ und sonstigen Staatsgebäude betraut und hat in dieser seiner ebenso be⸗ deutungsvollen wie schwierigen Aufgabe das Allerrühmlichste geleistet. Sein stets gleichmäßig freundliches und schlichtes wie entgegenkommendes Wesen sicherte ihm in allen Kreisen die gleiche Beliebtheit.

Sein Andenken wird gesegnet bleiben.

Der Präsident der Königlichen Eisenbahn⸗ li Wirkliche Geheime Ober⸗Regierungs⸗Rath Kranold hat si in dienstlichen Angelegenheiten nach Dresden begeben.

8 Düsseldorf, 1. Februar. Der Provinzial⸗Landtag der Rheinprovinz hat, wie die „Köln. Ztg.“ berichtet, die Vorlage, betreffend den Verbindungskanal vom Dort⸗

mund⸗Emskanal zum Rhein, heute mit großer Mehrheit angenommen. 8 Württemberg. Der Landtag ist gestern auf mehrere Wochen vertagt 8 worden. Ihre Königlichen Hoheiten der Großherzog und die Großherzogin gedenken, wie die „Darmstädter Zeitung“ meldet, am 6. Februar zu längerem Aufenthalt nach Egypten . abzureisen. Braunschweig. Der Landtag hat, dem „W. T. B.“ zufolge, gestern den Antrag auf besondere Besteuerung der Waarenhäuser aobgelehnt, weil der vorliegende Antrag praktisch undurchführbar und das Vorgehen Preußens abzuwarten sei.

Deutsche Kolonien.

MNach einem Bericht über den Bahnbau in Deutsch⸗ Südwestafrika von Anfang Dezember v. J. war, wie das „Deutsche Kolonial⸗Blatt“ mittheilt, das Bahngleis bis Kilo⸗ meter 86, der Unterbau bis Kilometer 109, das Telephon bis Kilometer 100 fertiggestellt. Am Bahnbau waren thätig: 2 Offiziere, 1 Rechnungsbeamter, 14 Unteroffiziere, 240 weiße und 230 farbige Arbeiter. 19 Pferde und 76 Maulesel stan⸗ den zur Verfügung. Die Hauptschwierigkeit des Baues liegt in der Wasserversorgung. Das bei der Station Rössing er⸗ bohrte Wasser ist stark salzhaltig. Der Regierungs⸗Baumeister Ortloff ist Ende November mit den für den Hafenbau in Swakopmund bestimmten Beamten und Arbeitern daselbst eingetroffen. Der Gesundheits⸗ zustand der Leute ist bisher ein sehr zufriedenstellender gewesen. Es sind zunächst Untersuchungen über das Vorhandensein von brauchbarem Gestein in der Nähe der Küste angestellt worden. Erfreulicherweise ist Granit 2,5 km von der Baustelle und 300 m vom Meeresstrande entfernt vorgefunden worden. Der Granitfels 892 nicht als Berg an, sondern liegt nur etwa 7 m über 8 Meeresniveau. Der an der neuen Eisenbahn nach Wind⸗ hoek, 3 km von Swakopmund entfernt liegende Marmor eignet sich seiner geringen wegen nicht zum Baustoff. Von der Ausbeutung des km von Swakopmund in den —— anstehenden Basalts mußte der großen Transport⸗ jerigkeiten wegen werden. Zum Zwecke der ausgewählten Granits ist mit der Legung der Transportbahn begonnen worden; . ist eine Kolonne Arbeiter mit der Bloß⸗

auch Leganc den Phas beschäftigt. Für die Erschließung des er⸗ i- Süßwassers wird 150 m oberhalb der jetzigen zasserstelle des Swakopflusses eine Brunnenanlage hergestellt. Für Hebung des Wassers und Förderung bis zur hme⸗

Gewinnung des zum

stelle ist die Aufstellung des Windmotors im Gange. Der Rest der Arbeiter ist bei der Aufstellung des Wohnhauses für den Fee udhe Ststchste thätig. Die Baracke ist bereits fertig aufgeste

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Sesterreich⸗Ungarn. 8

Die deutsche Fortschrittspartei hielt gestern ei Sitzung ab, in welcher beschlossen wurde, ö28 dem Boden des Versammlungs⸗ und Preßgesetzes den Kampf wie bisher fort⸗ zuführen und die Rechte der Deutschen zu wahren. Am Schlusse der Sitzung wurde dem Vorstand für die umsichtige Führung der Geschäͤfte der wärmste Dank ausgesprochen. Die Freie deutsche Vereinigung beschloß in einer eben⸗ falls gestern abgehaltenen Sitzung, mit den anderen deutschen Oppositionsparteien auch während der Zeit, in welcher das Parlament nicht tagt, Fühlung zu halten.

In politischen Krelsen nimmt man, der „Neuen Freien Presse“ zufolge, an, daß die Vertagung des Reichsraths bis zum Herbst dauern werde. Inzwischen werde der Ausgleich mit Ungarn auf Grund des § 14 der Verfassung erlassen werden. Auch sonstige legislative Akte würden auf Grund des §14 in dringlichen Fällen promulgiert werden. Ende Februar würden die Landtage zusammentreten. Die Session der Delegationen sei erst für November in Aussicht genommen worden.

In der Gemeinde Gurba bei Arad bestürmten gestern, wie „W. T. B.“ meldet, 60 Walachen unter Drohungen gegen den Gemeindevorstand das Gemeindehaus. Die Gendarmerie zer⸗ streute die Ruhestörer und verhaftete dreißig derselben.

Frankreich.

Die Kommission der Deputirtenkammer für die Abänderung des Revisionsverfahrens beschränkte sich am Dienstag darauf, die Verlesung der Aktenstücke der vom Präsidenten des Kassationshofes Mazeau vorgenommenen Unter⸗ suchung anzuhören. Gestern sollte die Debatte über die einzelnen Aktenstücke beginnen, und heute sollten die Mittheilungen des Justiz⸗Ministers entgegengenommen werden.

Die Kriminalkammer des Kassationshofes ver⸗ nahm gestern den Artillerie⸗Kommandanten Hartmann.

Rußland.

Wie „W. T. B.“ aus Helsingfors meldet, hat der Kaiser auf die Versicherung der unterthänigsten Gefühle des finischen Landtages erwidert: Ich danke Ihnen für die von den Ständen ausgedrückten Gefuͤhle der Liebe und Er⸗ gebenheit und hoffe, diese Gefühle werden bei der bevorstehen⸗ den Arbeit des Landtages bewiesen werden durch genaue Anpassung an die örtlichen Lebensverhältnisse und diejenigen Grundlagen des Militärgesetzes, die Mein unvergeßlicher Vater genehmigt und welche Ich dem General⸗Gouverneur mit⸗ getheilt habe.

Italien.

Auf der Tagesordnung der gestrigen Sitzung der Depu⸗ tirtenkammer stand, wie „W. T. B.“ meldet, die Be⸗ rathung des Berichts der Wahlprüfungskommission, welcher vorschlägt, einen Sitz in Mailand und einen zweiten in Ravenna für erledigt zu erklären, weil die Deputirten Turati und de Andreis wegen ihrer Theilnahme an den Mai⸗Unruhen verurtheilt worden seien. Der Deputirte Bovio beantragte, die Entscheidung auszusetzen. Der Deputirte Barenini (Sozialist) verlangte, daß die Kammer sich zu Gunsten einer Amnestie erkläre. Der Minister⸗Präsident Pelloux erklärte, die Regierung lehne die Anträge Bovio und Barenini ab, weil dieselben den Vorrechten der Krone zuwiderliefen. veber den 9 enne, Ler sich der Dusher v anschloß, wurde namentlich abgestimmt. Derselbe wurde mit 214 gegen 45 Stimmen abgelehnt.

1“ Belgien.

Die „Etoile Belge“ meldet, der König habe bei dem Empfange einer hervorragenden politischen Persönlichkeit etwa folgende Bemerkungen über die letzten Ereignisse am Congo gemacht: Die Miliztruppen, welche sich der Disziplin nicht mehr hätten unterordnen wollen, hätten sich em⸗ pört und seien, durch einige theilweise Erfolge ermuthigt, zum Angriff gegen vorgeschobene Posten des Congo⸗ staates geschritten. Die Zahl der Aufständischen betrage nicht tausend, und die Einwohnerschaft sympathisiere nicht mit ihnen. Wenn man indessen mit der Möglichkeit rechfte, daß die Aufständischen sich in den Wäldern verstecken, regel⸗ rechten Schlachten aus dem Wege gehen und sich auf den Krieg aus dem Hinterhalt verlegen könnten, gegen welchen die Offiziere sich vielleicht nicht genügend sicherten, so sei es zu erklären, daß der Kampf sich in die Länge ziehe. Immerhin sei der saleßtch Ausgang nicht zweifelhaft, denn es werde der Augenblick kommen, wo die Aufständischen aus Mangel an Munition gezwungen sein würden, sich zu zerstreuen und sich schließlich aus Gründen der Selbsterhaltung zu unterwerfen. Dann werde der Congo⸗ staat sein Werk der Zivilisation in Manyema wieder auf⸗ nehmen können. Der Staat würde das Vertrauen, welches die Mächte auf den Konferenzen in Berlin und Brüssel in ihn gesett hätten, schlecht gerechtfertigt haben, wenn er sich nicht überall emüht hätte, so schnell als möglich der Barbarei ein Ende zu machen. Der Staat beabsichtige, auf der Höhe seiner Mission zu bleiben, und sei überzeugt, mit den Mitteln, über welche er verfüge, allen Ereignissen die Stirn bieten zu können.

1“ Bulgarien.

Die Leiche der verewigten Fürstin Marie⸗Louise befindet sich, wie dem „W. T. B.“ aus Sofia berichtet wird, noch im Sterbezimmer. Nach Beendigung der Vorbereitungen wird dieselbe aufgebahrt werden. Unausgesetzt laufen Beileids⸗ kundgebungen ein. Alle Blätter, ohne Unterschied der

artei, beklagen den frühzeitigen Tod der Fürstin. meisten schäfte sind seit vorgestern geschlossen, ebenso alle Theater und sonstigen Vergnügungslokale. Gestern wurden in allen Kirchen des Fürstenthums Gebete für das Seelenheil der Verstorbenen verrichtet. In der Kathedrale zu Sosia wurde ein Requiem zelebriert, welchem zahlrei ersönlichkeiten aus politischen, militärischen und Handelskreisen, sowie die Mehrzahl der Mitglieder des diplomatischen Korps beiwohnten. ie öffentlichen Gebäude und die diplomatischen Agenturen haben auf Halbmast geflaggt. Die Vertreter der letzteren erschienen bei Grekow, um ihrem Beileid Ausdruck zu geben. Die Leichenfeier ist auf nächsten Dienstag festgesetzt worden. 18 1“ .“

Wie die „Politische Correspondenz“ aus Sofia meldet, ha das dortige macedonische Comité in der Erkenntniß, daß unter den gegenwärtigen . jedes Unternehmen aus⸗ sichtslos erscheine, den Beschluß gefaßt, die für das Frühjahr Fheesr Aktion in Macedonien zu verschieben. Die

okalcomités und die Agenten in Macedonien sollen darauf

bezügliche Instruktionen bereits erhalten haben.

Schweden und Norwegen.

Der Vize⸗Präsident der Ersten Kammer Casparsso ist, wie „W. T. B.“ aus Stockholm meldet, gestern gestorben.

Amerika. 8 Wie das „Reuter'sche Bureau“ meldet, ist in New York eine Depesche aus Havanna eingetroffen, in welcher berichte wird: da die militärischen Chefs der Cubaner sich entschieden weigerten, drei Millionen Dollars als völlige Befriedigung der Ansprüche ihrer Soldaten anzunehmen, sei die Regierung der Vereinigten Staaten entschlossen, den Cubanern viel mehr, selbst 15 Millionen, anzubieten, wenn si sich nicht mit einem geringeren Betrage begnügen wollten Die Cubaner seien sich zwar klar darüber, daß ein derartige Abkommen die amerikanische Occupation verlängern könne, d es aber ihr ernster Wunsch zu sein scheine, daß das Heer eine große Summe erhalte, sei die Regierung in Washington bereit, nachzugeben und nach der letzteren Richtung Verhandlunge einzuleiten. 8 Aus Montevideo meldet das „Reuter'sche Bureau“, daß gegen den erwählten Präsidenten Cuestas eine auf⸗ ständische Bewegung der Partei der Colorados aus⸗ gebrochen sei. gelandet und habe sich der Stadt bemächtigt. 8 Demselben Bureau zufolge hat sich der chilenische Kongreß vorgestern vertagt, nachdem er in einer verlängerte

hüe erdeeneh. Session das Budget genehmigt hatte. Da 8

bis zum Juni keine weitere Ausgabe von Papiergeld möglich sei wird und auch der Kupferpreis steigt, so zeigt die wirthschaft⸗

liche Lage im ganzen Lande im allgemeinen eine Besserung.

Asien.

Nach einer von den Philippinen in Madrid eing troffenen Depesche sind die gefangenen spanischen Offizier und Soldaten auf der Insel Negros in Freiheit gesetz worden; die Schritte zur Freilassung der Gefangenen in Ilo Ilo würden fortgesetzt.

Afrika. Aus Pretoria vom heutigen Tage berichtet das „Reuter'sche Buregau“, daß die Regierung dem Gesandten Dr Leyds ihre Zufriedenheit mit den Erfolgen politischen Thätigkeit in Europa ausgedrückt habe. In etwa einem Monat werde Dr. Leyds nach Europa zurückkehren. Heute ist in Pretoria eine Konferenz von Delegirten der Süd Afrikanischen Republik und des Oranje⸗Freistaats Füsamne gei n⸗ welche die staatlichen Einrichtungen beider

epubliken in engere Uebereinstimmung bringen soll.

1 Parlamentarische Nachrichten.

EEE“ 8

Die Berichte über die gestrigen Sitzungen des Reichs⸗

tages und des Hauses der Abgeordneien befinden sich in der Ersten und Zweiten Beilage. Se

Bei der heute im 3. Gumbinner Wahlbezirk (Gum 8 binnen⸗Insterburg) vorgenommenen Ersatz w ac 8 zum Haus

der Abgeordneten wurde, wie „W. T. meldet, der

Landrath Kreth (kons.) mit 371 Stimmen gewählt.

Sttatistik und Volkswirthschaft.

Die Bäder und Heilquellen im preußischen Staat. I. *⁶)

Der Besuch der preußischen Badeorte würde deren Be deutung für den Gesundheitsdienst zutreffend kennzeichnen, wenn er allerorts richtig festgestellt werden könnte. Dies ist bis jetzt nicht ge lungen; doch sind, wie in der „Zeitschrift des Königlichen Statistischen Bureaus“ zu den dort gegebenen tabellarischen Uebersichten bemerkt wird, die für die Jahre 1891/95 über den Besuch der Bade orte eingegangenen Nachrichten erheblich besser, als die aus früherer Zeit vorhandenen, da in einer großen Zahl von Badeorten eüst. ausschließlich oder hauptsächlich zu Kurzwecken besuchenden Badegäst von den sie begleitenden Angehörigen und Dienstboten sowie den vor nehmlich zur Erholung oder auf der Durchreise zu kurzem Aufenthalt nach den Badeorten gekommenen Personen unterschieden worden sind.

Den vorhandenen Berichten zufolge hätte die Zahl der Kur⸗ und

Badegäste betragen: in den 1870 1880 1885 1890

Mineralbädern. 94 743 191 872 220 103 273 568 168 684 Fichtennadelbädern u.

Kaltwasser ⸗Heil⸗

anstalten.. 402 Stebädern. 5 309 in den Bädern über⸗

haupt 99 009 214 978 301 813 401 499 367 49

Die für das Jahr 1895 nachgewiesene Zahl der Kur⸗ und Badegäst

von Mineralbädern ist aber aus dem eben angeführten Grunde nicht mit den für die vorhergegangene Zeit angegebenen Besucherzahlen ver⸗ leichbar; durch die in den letzten fünf Berichtsjahren er solgte Ausscheidung der die Kurgäste begleitenden und der lediglich in den Badeorten Erholung suchenden Personen ist di für 1895 angegebene Zahl der Kur⸗ und Badegäste der Mineralbäder be trächtlich verringert worden, obwohl die Benutzung dieser Bäder gege üher nicht abgenommen hat. Die in vorstehender Tabelle nachgewiesen

arke der Zahl der Besucher von Luftkurorten, Kaltwasser⸗ Heilanstalten und Fichtennadelbädern will wenig besagen, da nur aus einem verhältnißmäßig kleinen Theil selcher Orte Nachrichten übe den Besuch an das Statistische Bureau gelangen. Nach anderweitige Angaben steht indessen wohl außer Zweifel, daß d Besuch der Sommerfrischen und Luftkurorte während der letzten beiden Jahrzehnte bedeutend zugenommen hat, wozu außer der Verbesserung der Verkehrseinrichtungen wohl namentlich der Umstand beigetragen hat, daß der Aufenthalt e lediglich Erholung suchende Personen in solchen Orten billiger als

iI Badeorten ist. Ueber den Besuch der Seebäder sind erst seit 187 einigermaßen vollständige Angaben an das Königliche Statistische Bureau gelangt. Die älteren Nachrichten sind sehr lückenhaft und bis zum Jahre 1870 zurück nur für einige Ostseebäder vorhanden. Namentlich an der Ostsee sind an vielen Orten neue Bäder entstan den, und der Besuch der Seehäder hat sich sowohl an der Ostse wie an der Nordsee beständig gehoben. b 88

18 565 24 00 119 465 188 91

10 473 79 518

6 691 23 469

Ein Trupp von 200 Mann sei bei Carmelöo

Besuch der Bäder,

1891/95 46 306 aus 34 Badeorten.

b nicht preußische Deutsche ohne bestimmte Be⸗

benachbarten Provinzen der

Was die während der Jahre 1891 bis 1895 im Besuche reußischen Bäder eingetretenen Veränderungen anbelangt, so ist in en Mineralbädern die Gesammtzahl der wirklichen Kurgäste von 53 251 auf 168 684, in den Fichtennadelbädern und Kaltwasser⸗ Heilanstalten von 23 213 auf 24 004, in den Seebädern von 135 597 auf 88 916, und zwar in den Ostseebädern von 95 440 auf 121 129 und in den Nordseebädern von 40 157 auf 67 787, in den Bädern überhaupt von 300 247 auf 367 498 gestiegen. Von den 168 684 für das Jahr 1895 nachgewiesenen Kur⸗ und Badegästen der Mineralbäder benutzten 58 297 Soolen, 48 581 Eisenwasser, 42 905 einfache Kochsalzwasser, 22 020 alkalische Wasser, 16 562 jod⸗, brom⸗ oder lithionhaltige Koch⸗ salzwasser, 12,119 Schwefelwasser, 7935 Wildbäder und 2533 Wasser. Während des letzten Jahrfünfts hat der Besuch sowohl er Mineral⸗ wie der Fichtennadel⸗ u. s. w. bezw. der Seebäder on Jahr zu Jahr zugenommen; lediglich 1894 zeigt einen kleinen Rückgang des Besuchs der Mineral⸗ und Fichtennadelbäder, welcher indessen schon durch die Zunahme im nachfolgenden Jahre bei den Mineralbädern mehr als ausgeglichen worden ist. Bei den einzelnen Gruppen der Mineralbäder zeigt der Besuch starke Schwan⸗ kungen; nur in den Bädern mit alkalischem Wasser ist die Zahl der Kurgäste stetig gestiegen. Am stärksten besucht war von allen preußischen Bädern im Jahre 1895 wie in den Vorjahren Wiesbaden, nämlich von rund 30 000 Kur, und Badegästen, dann folgten von den Mineralbädern 1895 Homburg v. d. Höhe mik 10 453, Ems mit 10 206, Oeynhausen mit 7229, Langenschwalbach mit 5258 wirklichen Kurgästen, von den Nord⸗ und Ostseebädern Norderney mit rund 17 000, Helgoland mit 14 270, Heringsdorf mit 10 678, Borkum mit 10 219, Kolberg mit 10 011, Westerland auf Sylt mit 9979, Misdroy mit 9968, Swinemünde mit 8585, Ahlbeck mit 8582, Zoppot mit 8007, Mellneraggen mit 7250, Binz mit 6437, Kranz mit 6274, Saßnitz mit 5654, Göhren mit 5327 Badegästen. Hier ist freilich zu beachten, daß bei den Seebädern aus den über den Besuch derselben bekannt gewordenen Zahlen vom Statistischen Bureau lediglich die nur wenige Tage dort gewesenen Personen ausgeschieden werden konnten und bei Helgoland auch dies nicht möglich war. b 1 Die überwiegende Mehrzahl der Besucher preußischer Bäder sind Preußen und andere Deutsche; indeß kommen dorthin auch Kurgäste aus weit entlegenen Ländern. Ueber die Herkunft der Kurgäste liegen nicht aus allen Badeorten Nachrichten vor; insbesondere fehlen solche gänzlich für Wiesbaden, die Nordseebäder Borkum und Norderney sowie einige Badeorte von geringerer Bedeutung. Aus mehreren anderen ist nur die Gesammtzahl derausländischen Kurgäste ohne deren Unterscheidung nach Herkunftsländern bekannt, und bei einigen Badeorten enthalten die Berichte zwar Angaben über die Länder, aus denen dorthin Kur⸗ gäste gekommen sind, aber keine über die Zahl der ausländischen Be⸗ sucher. Weisen demnach die H über die Herkunft der Kurgäste zwar noch manche Lücken auf, so sind sie doch erheblich voll⸗ feirdige geworden, als sie in früherer Zeit gewesen sind, und gehen eit 1896 noch reicher als bis zum Abschluß des vorhergegangenen Jahrfünfts ein. Bis zum Jahre 1885 sind ausländische Kurgäste nur in 24 preußischen Bädern nachgewiesen worden, und für die Zeit vor 1880 liegen noch weniger vollständige Nachrichten über dieselben vor. Nach den früheren Ermittelungen betrug im Jahre 1865 die Zahl der ausländischen Kurgäste 6408, 1870 5068, 1875 520, 1880 5000 und 1885 7612; sie ist bis zum Jahre 1890 auf 24 719 gestiegen und 1895 auf 21 578 gesunken. Für das Jahrfünft 1886/90 waren aus 52 und für die Jahre 1891/95 aus 85 preußischen Bädern Nachrichten

über die Herkunft der Kur⸗ und Badegäste eingegangen, sodaß ein Töheil der in den Berichten nachgewiesenen Zunahme der ausländischen

Kurgäste in den letzten beiden Jahrfünften nicht durch vermehrten ondern durch die vollständigere Aufnahme ver⸗ Nach Herkunftsländern haben sich die aus⸗ preußischen Bäder, aus denen Nach⸗ vorliegen, folgendermaßen vertheilt. 1895 ezählt: 7411 Russen, 3741 Oesterreicher und Ungarn, 3499 Briten, 1420 Holländer, 1344 Franzosen, 1173 Belgier, 377 Schweden und Norweger, 79 Italiener, 910 andere Europäer, 1507 Amerikaner, 117 Asiaten, Afrikaner und Australier. Die Zahl der aus Oesterreich⸗Ungarn, Rußland, Schweden, Norwegen, Belgien und den Niederlanden ge⸗ kommenen Kurgäste hat während des letzten Jahrfünfts nicht un⸗ beträchtlich zugenommen, die der Briten, Franzosen, Dänen, Schweizer, Italiener, Spanier und Amerikaner sich merklich ver⸗ mindert. Im ganzen Jahrfünft 1881/85 wurden die preußischen Bäder nach Ausweis der Berichte von 36 797, im Jahrfünft 1886/90 von 99 350, im Jahrfünft 1891/95 von 104 341 ausländischen Kur⸗ S besucht, von denen ein namhafter Theil aus in Preußen bezw. Heutschland wohnenden Ausländern bestanden haben dürfte. Ist auch die für das Jahrfünft 1881/85 nachgewiesene Zahl zu niedrig, so er⸗ hellt doch aus den vorstehenden Angaben, daß der Besuch preußischer Bäder durch ausländische Kurgäste von 1881 bis 1895 stark zu⸗ genommen hat.

„Die deutschen Kurgäste preußischer Bäder sind der über⸗ wiegenden Mehrzahl nach Preußen, neben denen in namhaster Zahl

anlaßt worden ist. ländischen Kurgäste der richten über dieselben Es wurden im Jahre

nur noch Sachsen, Bayern, Württemberger, Badener, Mecklenburger,

Oldenburger und Hamburger vorkommen. Für die Jahre 1881/85 waren nur aus fünf preußischen Bädern insgesammt 2892 Besucher aus anderen deutschen Bundesstaaten nachgewiesen, für die Jahre 1886/90 dagegen bereits 49 010 aus 41 Badeorten und für die Jahre 1 Alle diese Zahlen sind indessen viel zu niedrig; auch fehlen aus den Bädern Westpreußens, West⸗ falens und Rheinlands alle Nachrichten über die Zahl der Besucher aus anderen deutschen Bundesstaten. Nach den an das Königliche Statistische Bureau gelangten Angaben vertheilten sich die aus anderen Bundesstaaten gekommenen Besucher preußischer Bäder ihrer Herkunft nach .“ 1 erkunftsland 1886/90 1891/95 Bayern und Württemberg... 2 8 Sachsen 9 445 974

Oldenburg 8 898 1““ 6 593 andere Bundesstaaten 5 026

W u“ 7 2644 19 494 2 n im Jahrfünft 1891/95 unter den Kurgästen preußischer ermittelten 46 306 Angehörigen anderer deutscher Bundes⸗ soe en entfielen 490 auf Bäder in Ostpreußen, 21 600 auf Pommern Söref Posen, 7885 auf Schlesien, 5050 auf Sachsen, 5245 auf 2 eswig⸗Holstein, 3288 auf Hannover, 2613 auf Hessen⸗Nassau und auf Hohenzollern. Aus 23 Badeorten liegen auch Angaben über die Provinzen

vor, aus denen die preußischen Kurgäste gekommen sind. Allerwaͤrts

ehen die Bewohner der Proving in L de, Sc 1 und 5 ahl nach voran. Berliner finden Pe,alhn Badeorten in erheblicher Zahl ein; doch mögen wohl auch Bäbe 8 er Vororte Berlins zu diesen gezählt worden sein. Einige v 8 * en ausschließlich, einige andere vorwiegend von Einwohnern des, Be 2 oder dessen nächster Umgegend benutzt, wie die Bäder⸗ Re ke mittheilen, und die Namen väeser Personen werden in der Vege ic 5 in die in den meisten Badeorten veröffentlichten Lern nisse der Kur⸗ und Badegäste aufgenommen. Von 164 072 Peufischen Kurgästen, deren Herkunft im Jahrfünft 1891/95 nach 16 Gvelben angegeben worden ist, sind 32 006 Ost⸗ und Westpreußen, uf Berliner, 11 573 Brandenburger, 15 245 Pommern, 6873 g 21 702 Schlesier, 10 106 Sachsen, 1930 Schleswig⸗Hol⸗ ¹ Cöner, 278 Hannoveraner, 5345 Westfalen, 1817 Hessen⸗Nassauer, richt Rheinländer und 16 aus Hohenzollern gewesen. Ein 8 Bild von der Stärke der Bäderbenutzung seitens der Be⸗ 88 2 Fneben Fepisaed läst hch aus 6 Seen nicht ge. urch deren eichung mit den Einwohnerzahlen der einzelnen Landestheile. Denn die Angaben hierũ 2

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ständig; aus den in den Provinzen Westpreußen, Westfalen und Rhein⸗ land gelegenen Bädern z. B. fehlen überhaupt Nachrichten über die Herkunft der preußischen die Bewohner dieser Landes⸗ theile besuchen großentheils die dortigen Bäder.

„Wie die Zahl der Kurgäste hat auch die der verabfolgten Bäder während des letzten Jahrfünfts in den Mineralbädern, Kecgenshen. Heilanstalten und Seebädern nicht unerheblich zugenommen. Sie stieg den Bäderberichten zufolge in den Mineralbädern von 1 560 178 im Jahre 1891 auf 1 679 387 im Jahre 1895, in den Fichtennadelbädern und Kaltwasser⸗Heilanstalten von 18 322 auf 20 991 und in den See⸗ bädern von 1 267 376 auf 1 591 336, in den Bädern überhaupt von 2 845 876 auf 3 291 714. Vergleicht man für dieses Jahrfünft die Zahl der nachgewiesenen Kurgäste mit der angegebenen Zahl der Bäder, so ergiebt sich, daß durchschnittlich in den Mineralbädern 10,1, in den Seebädern 8,9, in den Luftkurorten jedoch nur 0,9 Bäder auf jeden Kurgast entfallen. Diese sind etwas zu niedrig, da die Zahl der Kurgäste in einigen Badeorten unter Einrechnung von Durchreisenden zu hoch, die Zahl der verabfolgten Bäder hingegen fast überall wegen der nicht mit⸗ gezählten, auf Grund von Abonnement oder Saisonkarten ab⸗ vv zu gering berechnet ist. Ein Theil der wirklichen Kurgäste adet überdies nicht, sondern benutzt das Bad zur Trinkkur. Auf einen Kurgast entfielen verabfolgte Bäder in Wildbädern 15,2, in alkalischen Bädern 4,3, in einfachen Kochsalzbädern 12,5, in Sool⸗ bädern 11,5, in jod⸗, brom⸗ oder lithionhaltigen Kochsalzbädern 10,5, in Schwefelbädern 6,9, in Eisenbädern 6,2, in erdigen Bädern 2,1, in Ostseebädern 10,4 und in Nordseebädern 5,9. Die starken Schwan⸗ kungen in der Zahl der durchschnittlich an jeden Kurgast abgegebenen Bäder mögen großentheils durch das Maß der Benutzung der Trink⸗ brunnen in den einzelnen Bädergruppen bedingt sein.

Der Mineralwasserversand aus preußischen Bädern und Heilbrunnen hat gleichfalls bis auf die Gegenwart beständig zugenommen, obwohl sich die Zahl der Betriebe zur Herstellung künstlicher Mineralwasser gerade in den letzten Jahren sehr stark vermehrt hat. Für die Jahre 1870/85 lagen aus 37 Badeorten und 18 Heilbrunnen, für die Jahre 1886/90 aus 52 Badeorten und 15 Heilbrunnen, für das Jahr⸗ fünft 1891/95 aus 49 Badeorten und 15 Heilbrunnen Nachrichten über den Versand von Originalabzügen der Mineralwasser vor. Der jährliche Versand dieser Badeorte und Heilbrunnen stieg danach in den Jahren 1870 bis 1890 von 4 597 126 auf 23 146 234, betrug 1891 29 098 666 und erhöhte sich bis zum Jahre 1895 weiter auf 36 741 802 Flaschen bezw. Krüge (einschließlich einiger Posten Salze und Moorerde in Kilogramm). Der Wasserversand findet bei einigen dieser Heilbrunnen in beträchtlichem Umfange auch nach dem Auslande, beim Selterser Wasser und Apollinarisbrunnen sogar in erheblichen Mengen nach überseeischen Ländern statt, obwohl gerade dem letztgenannten Brunnen im Aus⸗ lande vielfach durch den Vertrieb von Nachahmungen der Absatz er⸗ schwert wird. So wird z. B. in ganz Brasilien ein in Rio her⸗ gestelltes, in der äußeren Ausstattung, Verpackung und Bezeichnung von dem echten Apollinarisbrunnen nicht zu unterscheidendes künst⸗ liches Mineralwasser als Apollinarisbrunnen in den Handel gebracht und viel verkauft. 8

Arbeiter⸗Wohlfahrtseinrichtungen.

Nach einer Mittheilung der „Kölnischen Volkszeitung“ aus Saar⸗ louis hat die Wittwe des Geheimen Kommerzien⸗Raths von Boch in Mettlach 100000 für die Arbeiter der Firma Villeroy und Boch gestiftet. 8 *†

Zur Arbeiterbewegung.

In Ham burg sind die Schauerleute, das sind solche Hafen⸗ arbeiter, die das Aus⸗ und Einladen von Stückgütern besorgen, mit ihren Arbeitgebern, den Stauern (Zwischenunternehmern der Rheder), wegen des Arbeitsnachweises in Streitigkeiten gerathen. Wie die „Voss. Ztg.“ mittheilt, hat der „Verein der Stauer von Hamburg⸗Altona von 1883“ einen Arbeitsnachweis ein⸗ gerichtet, der am 20. Februar in Wirksamkeit treten soll, den aber die Schauerleute ablehnen wollen. Die Schauer⸗ leute ihrerseits haben nun den Stauern den Entwurf eines Arbeits⸗ nachweises vorgelegt, den wieder diese ablehnten. Da keine Einigung erzielt werden konnte, obschon die Stauer den Arbeitern zugestanden, daß an der Leitung des Arbeitsnachweises auch drei Arbeiter theil⸗ nehmen sollten, haben die Stauer jetzt festgestellt, daß ihr Arbeits⸗ nachweis am 20. Februar in Thätigkeit treten soll. Danach würden dann solche Schauerleute, die sich des Arbeitsnachweises der Stauer nicht bedienen, keine Beschäftigung im Hamburger Hafen finden. Nun hat der sozialdemokratische Verband der Schauerleute am letzten Sonntag eine Versammlung abgehalten und in geheimer Abstimmung mit 952 gegen 29 Stimmen beschlossen, von dem Arbeits⸗ nachweis der Stauer keinen Gebrauch zu machen.

In Münster i. W. haben, einer Mittheilung der „Mgdb. Ztg.“ zafolge. in der mechanischen Weberei von Ludwig Noest sämmtliche Arbeiter wegen Lohnstreites die Arbeit niedergelegt.

Aus Rheydt wird der „Rhein⸗Westf. Ztg.“ über den Ausstand der dortigen Färber weiter gemeldet: Die von den ausständigen Arbeitern der Färberei von Gebrüder Erckens verlassenen Stellen sind zum großen Theil am selben Tage durch andere Arbeiter besetzt worden. Auch in der Färberei von Jakob Struch jr. haben einige Färber am Montag die Arbeit eingestellt.

In Barcelona ist einer Madrider Nachricht der „Köln. Ztg.“ zufolge ein Kutscher⸗Ausstand ausgebrochen, dem sich auch die Stellmacher, Sattler u. s. w. angeschlossen haben. 8

Kunst und Wissenschaft.

Die Königliche Akademie der Wissenschaften zu Berlin hatte ihrem Mitgliede Herrn Conze die Mittel zur Beschaffung einer genauen kartographischen Aufnahme der Stadt Pergamon und Umgegend bewilligt. In der feierlichen Sitzung der Akademie am 26. d. M. wurde darüber berichtet. Herr Oberleutnant Berlet, in dessen Hände Seine See der Chef des Großen Generalstabs auf Ansuchen der Akademie die Ausführung gelegt hatte, hat die Arbeit an Ort und Stelle abgeschlossen. Er war zu dem Ende vom 1. August bis Mitte Dezember v. J. mit Herrn Conze, dem Herr Schuchhardt dabei zur Seite trat, in Pergamon anwesend. Es wurde im Gebiet von etwa anderthalb Quadratmeilen im Maßstabe von 1:25 000 nach gleichen Grundsätzen auf⸗ enommen, wie sie für die Herstellung der Meßtischblätter der öniglich preußischen Landesaufnahme gültig sind. Die Aus⸗ zeichnung mit der Feder erfolgt zum Zwecke der Feranggab⸗ nunmehr hier in Berlin. Die Karte wird im ersten Bande der „Altertümer von Pergamon“ und auch einzeln erscheinen, beides im Verlage von W. Spemann in Berliumu. A. F. Der jüngsten Versammlung des „Deutschen Vereins

zur Förderung der Luftschiffahrt“ lag, als der ersten im neuen Jahre, die Entgegennahme des Berichts über das abgelaufene Vereinsjahr sowie die Feuwahl des Vorstandes und Beiraths ob. Aus dem ersteren ging die befriedigende Thatsache hervor, daß sich die Mitgliederzahl um 97 vermehrt hat. Der alte Vorstand wurde durch Zuruf veherpebhüörs mit Ausnahme des auf seinen Wunsch ausscheidenden Oberleutnants von Kleist, an dessen Stelle Hauptmann von Tschudi trat; ebenso wurde ein neues Mitglied statt eines auf die Vereinsmitgliedschaft ver 12 in den sonst wie früher zusammen⸗ gesetzt bleibenden Beirath berufen. Der Haushaltungsplan für 1899 fand Genehmigung und eine Anzahl neu angemeldeter Mitglieder widerspruchslose Aufnahme. Der bei weitem interessanteste Punkt der betraf den Bericht des Vorstandes über eine Betheiligung des Deutsch Vereins für Luftschiffahrt an der 131““ 8 114X4“”“;

J“

Ausstellung in Paris im Jahre 1900. Der sehr eingehende und eindringliche Bericht des Vorsitzenden zu Gunsten einer der Bedeutung und den Erfolgen der deutschen Be⸗ strebungen auf diesem Gebiet entsprechenden Betheiligung regte, obgleich allseitig in seinem Grundgedanken recht sympathisch auf⸗ enommen, eine lebhafte Erörterung an, welche zu dem Beschluß ührte, daß ein Sonder⸗Ausschuß sich mit den Vorschlägen vom Vorstands⸗ tisch beschäftigen und in der nächsten Sitzung darüber berichten möge. Dieser Sonder⸗Ausschuß wurde gewählt.

8 8 8 1 89 8

Einmüthig scheint die

Ansicht zu bestehen, daß sich die verschiedenen in Deutschland vor⸗

handenen Luftschiffahrts⸗Vereine über eine gemeinsame, imposante Darbietung zu verständigen hätten. Aus dem Bericht des Herrn Professors Aßmann ist besonderer Hervorhebung werth die auch aus dem preußischen Haushaltsplan für 1899 ersichtliche Thatsache, daß sich darin zum ersten Mal namhafte Beträge für die Organisation und den Betrieb meteorologischer Beobachtungen mittels Fesselballons eingestellt finden, nämlich 50 000 einmalige und 26 000 jährlich wiederkehrende Ausgaben. Die Mböglichkeit solcher zuverlässigen Be⸗ obachtungen ist bekanntlich erst durch Erfindung des einem Drachen

gleich in der Luft stillstehenden Drachenballons gegeben, und diese Er⸗

findung ist eine deutsche.

Literatur.

Am Dienstag ist die bekannte Schriftstellerin Elise von Hohenhausen, seit dem Jahre 1862 Wittwe des Ober⸗Regierungs⸗ Raths Karl Friedrich Rüdiger, hierselbst verstorben. Sie war als Tochter der ebenfalls als Schriftstellerin bekannten Elisabeth Philippine Amalie Freifrau von Hohenhausen, geb. von Ochs, am 7. März 1812 in Eschwege geboren, dessen Stadtschloß ihr Vater als Unter⸗ präfekt unter dem König Jéröme verwaltete. Nach dem Tode des Königs trat Freiherr von Hohenhausen in preußische und siedelte nach Berlin über; so siel die Jugend der Verstorbenen in die literarische und schöngeistige Blütheperiode Berlins. Varnhagen von Ense und seine Gattin Rahel, Heinrich Heine und Baron de la Motte⸗Fouqué, Alexander und Wilhelm von Humboldt u. A. lernte sie persönlich kennen. Mit ihrem Gatten weilte sie dann abwechselnd in Minden, Münster und Frankfurt a. O. und kehrte nach 8 Tode wieder nach Berlin zurück, wo sie seitdem lebte. Ihre bekanntesten Werke sind: „Berühmte Liebespaare“ (Leipzig 1870 bis 1884, 4 Bde.); „Schöne Geister und schöne Seelen“ (berühmte Freundschaften, das. 1873); „Der Roman des Lebens“, Novellen (das. 1876, 2 Bde.); „Brevier der guten Gesellschaft“ (das. 1876); „Romantische Biographien aus der Geschichte“ (das. 1878); „Aus Goethe's Herzensleben“ 1884); „Auf Flügeln des Gesanges“, Dichterstimmen aus der neu⸗ deutschen Lyrik (Oranienburg 1886); „Drei Kaiserinnen“ (Berlin 1888); „Neue Novellen“ (das. 1890).

Land⸗ und Forstwirthschaft. Die Ergebnisse des Weinbaues in Württemberg im Jahre 1898.

Nach den „Mittheilungen des Königlichen Statistischen Landes⸗ amts“ betrug in Württemberg die gesammte Weinbaufläche, welche im vergangenen Jahre einen Ertrag geliefert hat, 16 807 ha

Dienste

(das.

(im Vorjahre 16 992 ha), d. i. 77,9 % der dem Weinbau im Lande

überhaupt dienenden Fläche von 21 586 ha.

Der Weinertrag be-

rechnet sich auf 74 740 hl im Ganzen oder 4,45 hl auf 1 ha, gegen 396 284 hl im Ganzen oder 21,55 hl auf 1 ha im Durchschnitt der

71 jährigen Vorperiode 1827/97. Quantitativ geringer von sämmtlichen 71 Vorjahren war nur der Jahrgang 1891 mit einem Ertrag von 57 509 hl oder 3,21 ha auf 1 ha. Nur wenig ergiebiger war der Fahrgang 1854 mit 77 108 hl oder 4,51 hl von 1 ha. Allein in der Bodenseegegend war der Weinertrag mit 32,41 hl von 1 ha gegen 40,92 hl im Durchschnitt von 1827/97 ein einigermaßen befriedigender;

in allen übrigen Weinbaubezirken blieb er weit unter dem Durch⸗

schnitt; am geringsten ist er im Remsthal mit nur 62 Liter von 1 ha gegen 22,15 Hektoliter im Durchschnitt von 1827/97; er beträgt im Zabergäu 8,82 hl (im Durchschnitt 1827/97 32,60 hl), im unteren Neckarthal 4,85 hl (1827/97 23,10 hl), im Enzthal 4,70 hl (1827/97 17,84 hl), im Taubergrund 3,80 hl (1827,97 13,19 hl), im oberen Neckarthal mit Albtrauf 2,37 hl (1827/97 25,12 hl), im Kocher⸗ und Jagstthal 1,57 hl (1827/97 17,42 hl). Der höchste Weinertrag wurde in der Gemeinde Hemigkofen,

Oberamt Tettnang, erzielt, wo auf einer Weinbaufläche von ins⸗

esammt 54 ha 2381 hl = 44 hl auf 1 ha (4,63 Eimer auf 1 württ. orgen) geerntet wurden. Gar keinen oder einen nicht nennens⸗

werthen Weinertrag hatten von überhaupt 521 weinbautreibenden 8

Gemeinden nicht weniger denn 118 oder nahezu mit einer Wein⸗ baufläche von 2174 ha = 13 % der gesammten im Ertrag gestandenen Weinbaufläche des Landes, und zwar in den Oberämtern Backnang 10, Eßlingen 4, Brackenheim 2, Heilbronn 4, Leonberg 2, Neckarsulm 5,

Stuttgart Amt 3, Waiblingen 11, Weinsberg 10, Nürtingen 10, Reutlingen 2, Rottenburg 3, Urach 3, Welzheim 1, Mergentheim 6, Oehringen 16, Künzelsau 15, Schorndorf 5, Kirchheim 6 Gemeinden.

Verkauft wurden unter der Kelter bezw. überhaupt während des Herbstes von dem neuen Wein 42 993 hl = 57,5 % des gesammten Erzeugnisses ben 65 % im Vorjahre und 63 % im Durchschnitt der 71 Vorjahre 1827/97. Der Verkauf unter der Kelter war ver⸗ hältnißmäßig am stärksten im unteren Neckarthal mit 65,3 %, am schwächsten im oberen Neckarthal mit Albtrauf mit 15,4 % und be⸗ trug im Zabergäu 59,8 %, in der Bodenseegegend 57,4 %, im Enz⸗ thal 54,5 %, im Remsthal 54,2 %, im Kocher⸗ und Jagstthal 46,9 %, im Taubergrund 24,7 % des Erzeugnisses.

Der Durchschnittspreis für das Hektoliter stellt sich für das

Land im Ganzen auf 50,20 gegen 43,83 im Vorjahr und 49,98 im Jahre 1891. Höhere Durchschnittspreise wurden während der letzten 30 Jahre nur in den Jahren 1880 (50,67 ℳ), 1892 (59,75 und 1895 (56,09 ℳ) erzielt. In den einzelnen Landes⸗ gegenden schwankt der Durchschnittspreis des diesjährigen Erträgnisses zwischen 30,24 im oberen Neckarthal mit Albtrauf und 53,44 im unteren Neckarthal (im Jahre 1897 zwischen 30,25 in der Bodenseegegend und 47,95 im unteren Neckarthal) und stellt si

weiterhin in der Bodenseegegend auf 33,42 ℳ, im Taubergrund au

34,06 ℳ, im Remsthal auf 48,05 ℳ, im Enzthal auf 48,19 ℳ, im

Zabergäu auf 49,24 ℳ, im Kocher⸗ und Jagstthal auf 49,51 Der Erlös aus dem

unter der Kelter verkauften Wein 8

berechnet sich zu 2 158 432 (1897 7 123 380 ℳ) und bei Zugrunde⸗

legung derselben Preise der Geldwerth des gesammten Wein⸗ erträgnisses auf 3 640 766 (im Vorjahr 10 825 183 ℳ) Noch niedriger war der Geldertrag im Zeitraum der letzten 30 Jahre nur in den Jahrgängen 1879 mit 3 521 205 und 1891 mit 2 828 812 Für 1 ha der im Ertrag befindlichen Weinbaufläche endlich berechnet sich nach dem Ergebniß des diesjährigen Weinherbstes

der durchschnittliche Rohertrag zu 217 gegen 637 im Vorjahr

und 485 im urchschnitt der 71 Vorjahre 1827/97.

8 Verkehrs⸗Anstalten.

8 EEE1686“ Lübeck, 1. Februar. (W. T. B.) Der Senat veröffentlichte heute die Vorlage, betreffend den weit eren Aus bau der ihenSg mit einem Kostenaufwande von 1 ¼ Millionen ark. Aufnahme einer Anleihe erforderlich sein.

Bremen, 2. Februar.

afen-

Zum Zweck weiterer Hafenbauten wird voraussichtlich die 6

(W. T. B.) Norddeutscher Lloyd.

Dampfer „Lahn“, v. New York kommend, 1. Febr. in Southampton 8

angek. u. Reise n. Bremen fortges. „Coblenz“ 1. Febr. Reise v. Rotterdam n. Antwerpen fortges. „Wittekind“ 1. Febr. Reise v. Vigo n. Southampton fortges. „Aller“ 1. Febr. in New York angek. „Gera“, n. New York best., 1. Febr. Eastbourne passiert. Hamburg, 1. Februar. (W. T. B.) Hamburg⸗Amerika⸗ Linie. Dampfer „Canadia“, nach Westindien bestimmt, gestern in

1

„Knight of St. George“, von Baltimore kommend, heute in mburg angek. „Scotia“ gestern v. Antwerpen nach Hamburg abgegangen

G1ö1“

ssyria“, von Portland kommend, gestern Dover passiert. 8