1899 / 31 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 04 Feb 1899 18:00:01 GMT) scan diff

sondern weil er überzeugt war, daß ihm die Aufgabe von oben ge⸗ stellt war.

gebung nach innen sind immer nur von dem Gedanken geleitet gewesen ihnen anvertraute Land.

und der dort von Mir vollzogenen Thatsachen. Ich kann wohl sagen,

theils auch aus dem modernen Leben. Aber von allen Eindrücken der erhabenste und ergreifendste war doch nächst Unserer Feisr in Uaserer Kirche der, auf dem Oelberg zu stehen sehen am Fuße desselben, wo der gewaltigste Kampf, der je auf der Erde ausgefochten worden ist, der Kampf um die Erlösung

hat Mich dazu bewogen, an dem Tage gewissermaßen noch von neuem Mir den Fahneneid zu schwören nach oben, nichts unversucht zu lassen, um Mein Volk in sich zu einigen und das, was es trennen könnte, zu beseitigen.

schiedenen Stätten, wo für uns Germanen der uns so theuere Wald und das schöne Wasser so mangelten, fielen Mir die märkischen Seen mit ihrer dunkeln, klaren Fluth und die märkischen Eichen⸗ und Kiefernwälder ein, und da dachte Ich bei Mir, daß wir es doch, trotz⸗ dem wir in Europa zuweilen über die Achsel angesehen werden,

denke, so fällt Mir dabei ein Ereigniß ein, was gerade für uns und den Anfang des Ausbaues unseres Reichs von bohem Interesse ist.

1870/71. Die Truppen waren wieder eingezogen; der Jubel und die Begeisterung hatten sich gelegt, und die alte Arbeit und die Gründung und Entwickelung des neugewonnenen Vaterlandes

alten Kaisers zum ersten Mal allein bei gemeinschaftlichem Mahle, der große General, der gewaltige Kanzler und der getreue Kriegs⸗Minister, und nachdem das erste Glas auf den Landesherrn und das Vaterland geleert worden war, ergriff der Kanzler das Wort und, sich zu seinen beiden Genossen wendend, sagte er: wir haben nun alles erreicht, wofür wir gekämpft,

was wir uns nur je geträumt haben; was kann für uns noch irgend⸗ wie Interessantes und Erhebendes oder Aneiferndes kommen nach dem,

thum ist ihr bestimmt, weil sie in der Hut der Märker steht, in deren Land ihre Wurzeln sich befinden. Sie hat manchen Sturm

Reieislein, in die märkischen Sande gesenkt, wird, so Gott will, in alle Epwigkeit halten.

was Ich dazu vermag. Auch die Reise an die gelobten Stätten und

auszurotten. Ich hoffe dann das Bild zu sehen, daß der Baum sich herrlich entwickelt, und vor ihm steht der deutsche Michel, die Hand

schon zu einer Zeit, wo vielleicht dergleichen Gedanken und Gefühle;

noch nicht gangbar waren, die persönliche Verantwortlichkeit dem Herrscher im Himmel gegenüber fühlten und vertraten. Der zweite Umstand war der, daß sie das Volk der Märker hinter sich hatten. Wenn wir uns in den Augenblick versetzen, wo der Landeshaupt⸗ mann und zum Kurfürsten ernannte Friedrich I. sein herrliches fränkisches Heimathland mit der Mark vertauschte, die damals in einem Zustande war, wie wir es uns kaum nach den Beschreibungen der Historiker vor⸗ stellen können, so ist dieser Tausch nur so zu verstehen, daß der Herr in sich den Beruf fühlte, in dieses Land zu ziehen, welches ihm anvertraut war von Kaiserlicher Huld, um hier grordnete Zustände herbeizu⸗ führen, nicht bloß um des Kaisers willen oder um seiner felbst willen,

Dasselbe können Wir bei allen Meinen Vorfahren verfolgen. Die großen Kämpfe nach außen, die Entwickelung und die Gesetz⸗

der Verantwortlichkeit für das ihnen untergebene Volk, für das Der Herr Ober⸗Präsident hat gütigerweise Unserer Reise gedacht

daß manche und vielseitige Eindrücke erhebender Natur an Meinem Auge vorübergezogen sind, theils religiöser theils bistorischer Art,

und die Stätte zu

der Menschheit von dem Einen ausgefochten wurde. Diese Thatsache

Beim Verweilen aber in dem fremden Lande und an den ver⸗

in der Mark weit besser haben wie in der Fremde Wenn Ich an den Baum, an die Behandlung desselben, an die Liebe für den Wald

Es war nach den großen erhebenden Vorgängen des Jahres

sollte nun beginnen. Da saßen die drei Paladine des großen

gestritten und gelitten haben; wir stehen auf der Spitze dessen,

was wir durchlebt haben? Eine karze Pause folgte darauf, und da sagte der alte Schlachtenlenker mit einem Mal: Den Baum wachsen sehen! Und tiefe Stille verbreitete sich im Zimmer.

Ja, meine Herren, der Baum, den wir wachsen sehen und für den wir sorgen müssen, ist die deutsche Reichseiche. Gesundes Wachs⸗

durchgemacht und oft auszugehen gedroht; aber der Stamm und das

Ich kann somit heute nur von neuem geloben, alles zu thun,

die geheiligten Orte wird Mir behilflich sein, um diesen Baum zu beschützen und zu fördern und zu pflegen, wie ein guter Gärtner die Zweige zurückzuschneiden, die überflüssig sind, auf die Thiere zu geben, die seine Wurzeln benagen wollen, um sie

am Schwertknauf, den Blick nach außen, um ihn iu beschirmen. Sicher ist der Friede, der hinter dem Schild und unter dem Schwert des deutschen Michel stebt.

Es ist ja ein herrliches Beginnen für alle Völker, den Frieden berbeiführen zu wollen; aber es wird ein Fehler bei den ganzen Be⸗ rechnungen angestellt. So lange in der Menschbeit die unerlöste Sünde herrscht, so lange wird es Krieg und Haß, Neid und Zwietracht geben, und so lange wird ein Mensch versuchen, den anderen zu übervortheilen. Was aber unter den Menschen, das ist auch unter den Völkern Gesetz. Deswegen wollen wir trachten, daß wir Germanen wenigstens zusammenhalten wie ein fester Block. An diesem rocher de bronze des deutschen Volks, draußen weit über die Meere und bei uns zu Haus in Europa, möge sich jede den Frieden bedräuende Welle brechen!

Wer Mir dazu zuerst zu helfen berufen ist, das ist die Mark, das sind die Märker, und da Ich annehme, daß es Ihnen nicht schwer fallen kann, dem schwarzweißen Banner und Ihrem rothen, dem der Markgrasen, zu folgen, so hoffe Ich, daß Ich dafür Ver⸗ ständniß unter Ihnen finde, daß Ich Mich auf die Mark zu stützen beabsichtige nach wie vor, und daß Ich dabei auf Ihre getreue Mit⸗ arbeit rechne.

Daher erhebe Ich das Glas und rufe: Es lebe die Mark Brandenburg und ihre Mitglieder! Hurrah! Hurrah!

Ministers, 2 Wehner en undesraths wurden der Entwurf von Bestimmungen über Aus von dem Verbote der Sonnta it im und der Entwurf einer Kaiserlichen Ver⸗ el und Gewährfristen beim

ustimmung wurde ertheilt:

8 die gemeinsamen Rechte der Besitzer

schreibungen, dem Entwurf eines Hypothekenbankgesetes, dem Entwurf eines Gesetzes, betreffend Aenderungen der Ziwil⸗ prozeßordnung und der Strafprozeßordnung sowie die Be⸗ strafung falscher uneidlicher Aussagen, dem Entwurf eines Gesetzes, beireffend Aenderungen und Ergänzungen des Straf⸗ gesetzbuchs, sowie dem Ausschußantrage, betreffend den Zoll⸗ und Salzsteuerverwaltungskosten⸗Etat für Mecklenburg⸗ Schwerin. Außerdem wurde über mehrere Eingaben Beschluß Fh eute hielten die vereinigten Ausschüsse des Bundesraths ür Zoll⸗ und Steuerwesen und für Handel und Verkehr sowie 8 usschuß für Zoll⸗ und Steuerwesen Sthungen.

Bec. 2

Der im Reichs⸗Eisenbahnamt aufgestellten Nachweisu über die in den Monaten Oktober bis Dezember 1898 au den größeren bene. Eisenbahnen (ausschließlich der bayerischen) bei den fahrplanmäßigen Zügen mit Personen⸗ beförderung vorgekommenen Verspätungen ist Folgendes zu entnehmen:

bie: der in Vergleichung gezogenen Bahn⸗ 8b 6 & Gesammtlänge Ende Dezember 1898 40 670 km, öʒ11111442*

Befördert wurden Schhnellzüge Personenzüge. gemischte Züge.

Geleistet wurden

e auf 1 km im Tages⸗ schnitt im Vierteljahrs⸗

durchschnitt durchschnin

Zugkilometer ..55 152 746 599 486 1 356 Von den fahrplanmäßigen Zügen mit Personenbeförderung haben sich verspätet: 1““ 8 G 1 das anzen 6 3

im Ganzen

PE11“ und zwar durch 8 Abwarten verspäteter Anschlußzüge Vorkommnisse bei den verspäteten Zügen Von den Verspätungen der letztren Art entfallen auf: 1 Million Zugkilometer .. Die Anzahl der versäumten Anschlüsse betrug 11““

Die Nr. 1 der „Amtlichen Nachrichten des Reichs⸗ Versicherungsamts“ vom 1. Januar 1899 enthält aus dem Gebiet der Unfallversicherung eine Nachweisung über die gesammten Rechnungsergebnisse der Berufs⸗ genossenschaften, Ausführungsbehörden ꝛc. für das Jahr 1897.

Auf dem Gebiet der Invaliditäts⸗ und Altersversicherung werden eine Nachweisung der Geschäfts⸗ und Rechnungs⸗ ergebnisse der Versicherungsanstalten für das Jahr 1897, sowie folgende Revisions⸗Entscheidungen ver⸗ öffentlicht:

Eine Person, die vor dem 1. Januar 1891 das 70. Lebens⸗ jahr vollendet und die vorgesetzliche Zeit von 141 Wochen ver⸗ sicherungspflichtiger Beschäftigung aus den Jahren 1888, 1889 und 1890 erfüllt hat, erwirbt den Anspruch auf die Altersrente mit der Verrichtung der ersten versicherungs⸗ pflichtigen Thätigkeit unter der Herrschaft des Invaliditäts⸗ und Altersversicherungsgesetzes auch ohne Beitragsleistung; der so erworbene Anspruch ist weder einem Erlöschen nach § 32 noch einer Verjährung nach § 137 des Ge⸗ setzes ausgesetzt (700).*)

Die Hin⸗ und Rückbeförderung zum und vom Garnisonort ist auf die Zeit einer militärischen Dienstleistung im Sinne des § 17 Absaß 2 des Invaliditäts⸗ und Alters⸗ versicherungsgesetzes anzurechnen (701). *)

Der Kommunal⸗Landtag der Kurmark entschied in seiner gestrigen (7.) Plenarsitzung über zwölf Gutachten seines II. Ausschusses, welche Unterstüßungsgesuch⸗ milder Stiftungen betrafen; davon wurden zehn im Gesammtbetrage von 8750 bewilligt, die beiden übrigen wegen nicht genügend nachgewiesener Unterstützungsbedürftigkeit elehnt. Seine Schlußsitzung wird der Landtag am 6. d. M. alten.

8

Laut telegraphischer Meldung an das Ober⸗Kommando der Marine sind S. M. Schiffe „Charlotte“, Kommandant: Kapitän zur See Vüllers, und „Stosch“, Kommandant:

F ange⸗

Fregatten⸗Kapitän Ehrlich, am 3. Februar in 1 kommen und werden von dort am 7. Februar Tunis wieder in See gehen.

8 1111““

Düsseldorf, 3. Februar. Der rheinische Pro⸗ vinzial⸗Landtag stimmte gestern, wie die „Köln. Ztg.“ verichtet dem Antrage des Provinzial⸗Ausschusses zu, zur Er⸗ B des Siebengebirges aus den Mitteln der Provinz 200 aufzuwenden.

Braunschweig. 8

Wie „W. T. B.“ meldet, theilte der Staats⸗Minister von Otto gestern im Landtage mit: es werde die Frage erwogen, ob anstatt des auf 10 Millionen Mark Kosten ver⸗ ansch Stichkanals eine Stichbahn von Braunschweig nach dem Mittellandkanal zu bauen sei. darüber mit dem preußischen Minister öffentlichen Arbeiten großes Entgegenkommen gefunden.

Viehhandel den zuständigen schüssen überwiesen. Die

E11I1111““ *) Die Zahlen geben die Nummern unter idungen in den „Amtlichen Nachrichten“ abgedruckt

Nach einer Pause von drei Monaten ist der Landes⸗ Ausschuß gestern wieder in Straßburg zusammengetreten. Das sens begann sofort die erste Berathung des Etats⸗Entwurfs

r 1899, welche durch ein Exposé Untter⸗Staatssekretärs von Schraut eingeleitet wurde.

Der Kaiser besuchte gestern Nachmittag die Erzherzogin Maria Immaculata, Höchstwelche seit einiger Zeit leidend ist. Der ungarische Minister für die Landesverthe Freiherr von Fejérväry ist gestern Abend in Wien einge⸗ troffen und heute von dem Kaiser in Audienz empfangen worden.

Der Stellvertreter des Landeshauptmanns von Mähren und Abgeordnete zum Reichsrath Dr. Promber ist gestern in Brünn gestorben.

Der Polenklub beschloß einstimmig, entsprechend den wiederholten Landtagsbeschlüssen und der Adresse der Majorität, im Ir e des Staats, des Landes und des Volks die un⸗ unterbrochene Erhaltung und ruhige Entwickelung des kon⸗ stitutionellen Lebens zu fördern sowie bei dem zur Verwirklichung seiner Grundsätze geschlossenen Bündniß mit der Rechten u verharren. Er hebt in seinem Beschluß die Schäden und Besahren der Hemmung des parlamentarischen Lebens hervor

1

konstitutionellen Leben herbei. Ueberzeugt von der Noth⸗ wendigkeit, daß die die parlamentarische Thätigkeit hemmenden nationalen Streitfragen baldigst ohne Berührung der Rechte der Landtage geregelt werden, drückt der Polenklub seine Be⸗ reitwilligkeit aus, die darauf abzielende Aktion der gegen⸗ wärtigen Regierung zu unterstützen.

Ein einstimmig beschlossenes Communiqué der deut⸗ schen Volkspartei fpricht sich gegen die verfassungswidrige Anwendung des § 14, welche wieder begonnen habe, sowie gegen den durch Erlaß der Sprachenverordnungen für Böhmen und

rechtswidrigen Angriff auf den nationalen Besitzstand des deutschen Volks aus und fordert die Deutschen auf, un ten

Wendung zum Besseren eingetreten sein werde. Ferner

das Communiqué vor übertriebener Zuversicht und entsagender Hoffnungslosigkeit und weist auf die Nothwendigkeit hin, daß in so erregter Zeit jedes kleinliche Gezänk schweige und alle Parteien, denen die Wohlfahrt des deutschen Volksstammes am

zusammenfänden. Die Partei werde die Aufstellung der national⸗ politischen Forderungen der Deutschen mit Nachdruck betreiben

Widerstand auf. 1 . Der deutsche Hochschüler Biberle, welcher am 16. Januar

tödtlich verwundete, wurde gestern in Prag von dem dortigen Landesgericht wegen Vergehens gegen die Sicherheit des Lebens zu 3 Monaten strengen Arrests verurtheilt.

Das ungarische „Telegr.⸗Korresp.⸗Bureau“ meldet aus Budapest, daß die liberale Partei am nächsten Dienstag eine Konferenz abhalten werde, in welcher der Minister⸗ Präsident Baron Banffy über den Verlauf der Kompromiß⸗ verhandlungen, die zur Sanierung der parlamentarischen Lage gepflogen worden seien, berichten werde. Aussichten für das Komprom ten günstiger gestaltet, da die Opposition derzeit der Standpunki verharre, daß dem Kabinet Banffy eine Indemnität nicht bewilligt werden könne. Die Oppofition wolle sich vielmehr gegenüber dem eventuellen Nachfolger des Barons Banffy volle Aktionsfreiheit vorbehalten, sodaß der nächste Kabinets⸗Chef, falls er nicht eine der Opposition genehme Persönlichkeit sei, ebenfalls der Gefahr der Obstruktion ausgesetzt sein und Indemnitätnichterhalten würde. Der den Frieden vermittelnde Abg. Koloman von Szell hoffe jedoch, die Minorität von diesem S

punkte abbringen zu können. Die von der Opposition formu⸗ sollen dem Minister⸗Präsidenten heute mitgetheilt werden.

885 Frankreich. richtete der Deputirte Lasies (Nationalist) eine Anfrage an die Regierung über die Hausse in Kupfervitriol, welches für die Weinbauer so nothwendig sei. Der Redner schrieb diese Hausse einem wucherischen Manöver zu und ver⸗ langte die Anwenbung des Gesetzes gegen den Börsen⸗ wucher. Der Justiz⸗Minister Lebret erklärte, er werde eine Untersuchung anstellen und erforderlichen Falls das Gesetz in Anwendung bringen. Der Deputirte Narbonne beantragte, die Anfrage in eine Interpellation umzuwandeln. Der Minister⸗Präsident Dupuy verlangte, die Berathung hierüber bis nach der Lathung zu vertagen. Kammer stimmte diesem Vorschlage mit 217 gegen 186 Stimmen zu. Hierauf wurde die Berathung des Budgets wieder auf⸗ genommen. . h 1b

Die Revisionskommission hielt gestern Nachmittag eine Sitzung ab und hörte den Minister⸗Präsidenten Dupun und den Justiz⸗Minister Lebret. 8 1

Die Kriminalkammer des Kassationshofes ver⸗ nahm gestern den General Roger. B 8

In Marseille kam es gestern Abend, wie „W. T. B.“ meldet, bei der Ankunft Rochefort’s und Max Régis, welche sich nach Algier begeben wollen, zu Kundgebungen, bei denen zwei Personen verletzt wurden. Die Polizei nahm mehrere Verhaftungen vor. Italien. Die Deputirtenkammer setzte gestern die Diskussion über den Bericht det Wahlprüfungskommission fort, welcher vorschlägt, einen Sitz in Mailand und einen zweiten in Ravenna wegen Verurtheilung der Deputirten Turati und de Andreis für erledigt zu erklären. Der Minister⸗Präsident Pelloux erklärte, wie „W. T. B.“ meldet, er werde die Tages⸗ ordnungen, welche die formelle Aufforderung an die Regierung enthielten, eine Amnestie vorzuschlagen, nicht annehmen. Die Regierung behalte sich vor, dem König den passenden Zeitpunkt für einen neuen Akt der Gnade zu bezeichnen, könne aber keinesfalls etwas gut⸗ heißen, was als Iwang gedeutet werden könne. Die Kammer habe das t, das Verhalten der Regierung

zu kontrolieren, nicht aber d

heidigung

und sehnt aufs wärmste die baldigste Rückkehr zum vollen 8

Mähren und durch eine Reihe sonstiger Maßregeln verübten n

Muths im Widerstande zu vecharren, bis die entscheidende

Herzen liege, sich in der Vertheidigung der Rechte desselben 8 2 und fordere zu festem Zusammenhalten und unbeugsamem

den czechischen Hochschüler Linhart durch einen Revolverschuß 9

lierten und 129 wie verlautet, weit gehenden Forderungen in

In der gestrigen Sitzung der Deputirtenkammer

Dietrich (kons.), Dr. Langerhans (fr. Volksp.) und

Einbringung einer Amnestie zu drängen. Man müsse Ministerium überlassen, darüber zu urtheilen, wann der richtige Zeitpunkt gekommen sei, bei dem Köni den Erlaß einer zweiten Amnestie zu befürworten. Na Beendigung der augenblicklichen Diskussion werde er der Kammer einen Gesetzentwurf vorlegen, wie er ihn zu einem wirksamen Schutz der Ordnung und zur Vertheidigung der staatlichen Einrichtungen für nothwendig erachte. Er ersuche die Kammer, für die von dem Deputirten Riccio eingebrachte Tagesordnung zu stimmen, welche besage, die Kammer nehme Kenntniß von den Erklärungen der Regierung und billige den Vorschlag der Wahlprüfungskommission. Der Deputirte Lazzaro beantragte, über die beiden Theile dieser Tagesordnung getrennt obzustimmen. Der Minister⸗ Präsi ent Pelloux bemerkte, er widerspreche dem nicht, er⸗ Näre jedoch, in Betreff beider Theile der Tagesordnung die Vertrauensfrage zu stellen. Der Dcputirte Giolitti hbemerkte, er werde für die Tagesordnung Riccio stimmen, da er die Ueberzeugung habe, daß die ierung bemüht sein werde, die in der Thronrede und den Erklärungen der Minister gegebenen Versprechen zu halten. Der Deputirte Sonnino erklärte ebenfalls, für diese Tagesordnung stin zu wollen, weil er die innere Polttik der Regierung billige. In namentlicher Abstimmung wurde darauf der erste Theil der Tagesordnung Riccio mit 244 gegen 65, der zweite mit 220 gegen 50 Stimmen angenommen.

8 ““ 8

Bulgarien.

Die Leiche der verewigten Fürstin Marie Luise wurde, wie „W. T. B.“ aus Sosia berichtet, gestern auf dem Katafalk aufgebahrt; der Körper ruht auf einem Paradebett, und dieses in einem offenen Metallsarge. Bevor der Zutritt freigegeben wurde, fanden eine Messe und ein Requiem am Sarge statt, denen der Fürst Ferdinand und der Prinz Philippvon Sachsen⸗Coburg und Gotha, sowie dessen Sohn, der Prinz Leopold, beiwohnten. Dann erschienen das diplomatische Corps, alle aktiven und früheren Minister sowie das Offizier⸗Korps der Garnison von Sofia. Ihnen schloß sich die gesammte Bevölkerung an, welche ohne Unter⸗ brechung an dem von unzähligen Kränzen umgebenen Katafalk vorbeidefilierte. In der Kathedrale zu Philippopel wird die Leiche der Fürstin so lange bleiben, bis das Mausoleum er⸗ richtet ist. Das Befinden der neugeborenen Prinzessin Nadeschda ist gut. 8

Die „Politische Correspondenz“ meldet aus Sofia: Da die neue Regierung in der Angelegenheit des Vertrages mit der Orientbahngesellschaft und des Konversionsübereinkommens mit der Bankengruppe freundschaftliche Verständigungen mit der Pforte herbeizuführen bestrebt sei, so dürften neue Ver⸗ handlungen wegen dieser beiden Angelegenheiten, wahrscheinlich in Wien, demnächst eröffnet werden.

Amerika.

Das Transportschiff „Sherman“ ist, wie „W. T. B.“ meldet, von New York in See gegangen, um sich über Suez nach Manila zu begeben. An Bord befinden sich das requläre 3. Infecerie Neniment und das 2. Bataillon des 17. Regiments.

Asien.

Das „Reuter'sche Bureau“ meldet aus Peking, daß das Tsung⸗li⸗Yamen gestern die Eröffnung Nanning⸗fu’s als Vertragshafen genehmigt habe; es sei dies von den Handelsleuten in Canton für nothwendig gehalten worden, um die Erschließung des Westflusses vollständig zu machen. Hu⸗yü⸗fen habe eine Denkschrift eingereicht, in welcher er auf die gegen ihn erhobenen Anschuldigungen antworte. Die Entscheidung der Angelegenheit werde in kurzer Zeit erwartet.

Afrika.

Das Journal „Etoile Belge“ meldet, daß der frühere

Kommandant Lothaire dem Stamme der Bunjas eine

blutige Niederlage beigebracht habe. Dieselben verlangten Frieden zu schließen.

8 Parlamentarische Nachrichten.

Die Berichte über die gestrigen Sitzungen des Reichs⸗ tages und des Hauses der Abgeordneten befinden sich in der Ersten und Zweiten Beilage.

In der heutigen (25.) Sitzung des Reichstages, welcher der Staatssekretär des Reichs⸗Postamts von Pod⸗ bielski und der Staatssekretär des Reichs⸗Schatzamts Dr. Freiherr von Thielmann beiwohnten, beantragte die Geschäftsordnungskommission, entsprechend dem Antrage der Sozialdemokraten, die Genehmigung zur strafrechtlichen Verfolgung des Abg. Schmidt⸗ Aschersleben (Soz.) zu ertheilen.

Das Haus trat diesem Antrage bei.

Darauf wurde die zweite Berathung des Reichsha us⸗ halts⸗Etats für 1899 bei dem der Reichs⸗Post⸗ und Telegraphen⸗Verwaltung, und zwar bei dem Titel Gehalt des Staatssekretärs“ fortgesetzt.

Hierzu lag folgender Antrag der Abgg. Dr. Müller⸗ Sagan (fr. Volksp.) und Genossen vor:

1) zu erklären, daß Disziplinarmaßregeln gegen Post⸗Unter⸗ beamte wegen Abonnierens auf die Wochenschrift „Deutscher Post⸗ bete“ oder wegen Inserierens von Familien⸗ und Vereinsnachrichten in dieser Wochenschrift unzulässig sind, 2) den Reichskanzler zu er⸗ suchen, jede Beschränkung der Postbeamten bezüglich ihrer außer⸗ dienstlichen Lektüre zu untersagen.

Ferner beantragte der Abg. Bassermann (nl.):

die Erwartung auszusprechen, daß gegenüber dem an sich berechtigten Gehaltsanspruche der Postbeamten von der Reichs⸗ verwaltung die Einrede der Verjährung nicht geltend gemacht wird.

Bis zum Schluß des Blattes nahmen die Abgg. Basser⸗ mann und Dr. Müller⸗Sagan zur Begründung ihrer Anträge das Wort.

In der heutigen (12.) Sitzung des Hauses der Abgeordneten, in welcher der Minister der geistlichen ꝛc. An⸗ gelegenheiten D. Dr. Bosse zugegen war, gelangte der Gesetz⸗ entwurf, betreffend die ärztlichen Ehrengerichte, das Umlagerecht und die Kassen der Aerztekammern, zur ersten Berathung.

Bis zum Schluß des Blattes nahmen der Abg. Dr.

Statistik und Bolkswirthschaft.

Ländliche Fortbildungsschulen in Preußen.

Im Etatsjahre 1897/98 bestanden Aes 975 ländliche Fort⸗ bildungsschulen, darunter 6 (im Regierungsbezirk Oppeln), in denen ver⸗ suchsweise auch fachlicher Unterricht ertheilt wird. Von der Gesammtzahl der Schulen entfielen auf Ostpreußen 8, Westpreußen 19, Brandenburg —,

ommern 8, Posen 17, Schlesien 38, Sachsen 43, Schleswig⸗Holstein 78,

nover 164, Westfalen 19. Hessen⸗Nassau 305, die FcheEepeovimn 2, die Hohenzollernschen Lande 51. Die Zahl der Schüler betrug 14 139, die der Lehrer 1323: von letzteren waren Geistliche 52, Landwirth⸗ schaftslehrer 6. Volksschullehrer 1246, andere Personen (Landwirthe, Thierärzte ꝛc) 19. Die Baaraufwend betrugen 102 558 ℳ, wovon bestritten wurden durch Schulgeld 8852, durch Private, Stiftungen. Legate, andere als landwirthschaftliche Vereine 18 513, durch landwirthschaftliche Vereine 555, durch die Gemeinden 20 543, durch die Kreise 17 705, durch die Provinzen 553, endlich durch den Staat 35 837 Außerdem wurden von letzterem 349 für Heizung, Beleuchtung und Reinigung verausgabt.

Wohlfahrtseinrichtungen. 8 Am 5. Dezember v. J. wurde in Hechingen eine Speise anstalt für Fabrikarbeiter und ⸗Arbeiterinnen eröffnet, welche sich eines sta en Zuspruchs erfreut.

Zur Arbeiterbewegung. 9 „Aus Lübeck wird der „Köln. Ztg.“ unter dem 1. d. M. be⸗ richtet: Der Ausstand der Tabackarbeiter in der Fabrik von Rose u. Schweighoffer, der Anfang November v. J. zum Ausbruch kam, ist nunmehr beendet. Die Ausständigen beschlossen, die Arbeit zu den alten Bedingungen wieder aufzunehmen, doch wurde ihnen von der Firma bedeutet, daß nur solche Arbeiter angestellt würden, die aus dem Verbande bezw. der Organisation ausgetreten seien. Dieser Forderung kamen etwa 40 Arbeiter nach. *

Aus Rheydt wird der „Rhein.⸗Westf. Ztg.“ geschrieben: Bei der Firma Jakob Struck haben am Donnerstag morgen die aus⸗ ständigen Färbereiarbeiter die Arbeit wieder aufgenommen, nachdem eine Verständigung zwischen dem Firmeninhaber und den Arbeitern stattgefunden hat und den letzteren eine Lohnerhöhung zu⸗ gesagt wurde. (Vgl. Nr. 29 d. Bl.)

Aus Neheim (Kreis Arnsberg) wird demselben Blatt zum Ausstand der Klempner weiter berichtet: Auf der Lampen⸗ brennerfabrik von Wilh. Brökelmann, Jäger u. Busse, welche 450 Arbeiter beschäftigt, sind von 115 Klempnern 1090 aus⸗ ständig geworden. Der Ausstand wird damit begründet, daß den Arbeitern durch plötzliche Entziebung einer Nebenarbeit der 14 tägige Arbeitsverdienst um 7 geschmälert worden sei. Die Fabrikanten bezeichnen diesen Grund als unzutreffend und erblicken in der hiesigen Bewegung den Beginn eines allgemeinen Ausstandes der Metall⸗ arbeiter, der auf Erhöhung der Arbeitslöhne gerichtet ist. Für den nächsten Sonntag ist von den Ausständigen eine Versammlung ein⸗ berufen worden. 8

Aus Brüssel schreibt man der „Voss. Ztg.“ unter dem 1. Februar: Der seit drei Monaten ununterbrochen andauernde Aus⸗ stand der Antwerpener Schriftsetzer und Steindrucker hat gestern endlich seinen Abschluß gefunden. Der Ausstand endete mit einer vollständigen Niederlage der Arbeiter; sie haben keine ihrer Forderungen durchgesetzt, doch haben die meisten Ausständigen zu den alten Bedingungen Arbeit gefunden.

Kunst und Wissenschaft.

Im Kunstgewerbe⸗Musenm sind gegenwärtig die Ent⸗ würfe für eine Einbanddecke ausgestellt, welche die Verlags⸗ buchhandlung E. Wasmuth hierselbst für die Zeitschrift „Ber⸗ liner Architekturwelt“ auf Grund einer Konkurrenz erhalten hat. Von den ursprünglich eingelieferten siebzig Entwürfen sind dreißig ausgestellt, unter denen die Entwürfe des Malers F. Nigg den ersten und einen zweiten, der des Architekten H. Schlicht einen zweiten Preis erhalten haben. Es ist sehr bemerkenswerth, daß auch auf diesem, vornehmlich für Architekten bestimmten Gebiet von fast allen Bewerbern die moderne Kunstrichtung eingeschlagen worden ist.

Bauwesen.

Der Verein deutscher Ingenieure erläßt folgendes Preisausschreiben:

Von seinem im Jahre 1897 verstorbenen Mitgliede Ernst Paul Käuffer ist dem Verein deutscher Ingeniecure ein Legat zum Frlaß eines Preisausschreibens gemacht worden, und zwar innerhalb des Rahmens: „Welche praktisch brauchbaren Verfahren stehen derzeit zu Gebete, um Wärme auf direktem Wege [ohne Motoren) in elektrodynamische Energie umzusetzen?“ und mit der Bestimmung: „daß der erste Preis 3000 ℳ, der zweite Preis 1500 en soll.“ 2

Der Vorstand des Vereins deutscher Ingenieure hat das Legat angenommen und zur Ausführung der daran geknüpften Bestimmungen ein Preisgericht gebildet, welches besteht aus den Herren: Baurath H. Bissinger, technischer Direktor der Elektrizitäts⸗Aktien⸗Gesellschaft vorm. Schuckert & Co., Nürnberg, als dem derzeitigen Vorsitzenden des Bereins deutscher Ingenieure; Dr. Borchers, Professor an der Technischen Hochschule, Aachen; Dr. Dietrich, Professor an der Tech⸗ nischen Hochschule, Stuttgart; G. Kapp, General⸗Sekretär des Ver⸗ bandes deutscher Elektrotechniker, Berlin; Geheimer Regierungs⸗Rath Dr. Kohlrausch, Professor an der Technischen Hochschule, Hannover. Vorsitzender des Preisgerichts ist Baurath H. Bissinger⸗Nürnberg. Das Preisausschreiben wird hierdurch gemäß den Bestimmungen des Legatstifters erlassen, indem im Einvernehmen mit dem Preis⸗ gericht die folgenden Bedingungen daran geknüpft werden:

1) Die Bewerbungen sollen in deutscher Sprache an die Ge⸗ schäftsstelle des Vereins deutscher Ingenieure in Berlin NW., Char⸗ lottenstraße 43, bis zum 31. Dezember 1899 eingesandt werden.

2) Die Preisbewerbung ist unbeschränkt, insbesondere weder an die Mitgliedschaft des Vereins deutscher Ingenieure, noch an die deutsche Staatsangehörigkeit gebunden.

3) Jede Einsendung ist mit einem Kennwort zu versehen und ihr ein versiegelter Briefumschlag beizufügen, welcher außen dasselbe Kenn⸗ wort trägt und innen Namen und Adresse des Einsenders enthält. Einsendungen, bei denen der Verfasser ohne Oeffnen des beigefügten kenntlich gemacht ist, nehmen an der Preisbewerbung nicht theil.

4) Durch die Preisertheilung erwirbt der Verein deutscher In⸗ genieure das Recht, die preisgekrönte Arbeit zu .“ Will der Verein von diesem Rechte keinen Gebrauch machen, so wird der Verfasser davon benachrichtigt und ihm die Veröffentlichung freigegeben. Bevor der Urtheilsspruch des vvre; erfolgt ist, dürfen die Ver⸗ fasser die eingesandten Arbeiten nicht veröffentlichen.

5) Jede Einsendung, welcher ein Preis nicht zuerkannt worden ist, wird auf V an die im geöffneten Umschlage gefundene Adresse zurückgesandt; anderenfalls bleiben diese Umschläge uneröffnet und werden nach Ablauf eines Jahres verbrannt. Hinsichtlich der be⸗ treffenden Einsendungen selbst wird angenommen, daß sie von diesem Zeitpunkt an dem Verein zu beliebiger indung überlassen werden.

6) Das Preisgericht hat im Falle des Ausscheidens eines Mit⸗ gliedes das Recht, durch freie Wahl zu ergänzen. Sein Urtheil ist bindend für den Verein. 2

Berlin, den 1. Januar 1899. 2

Virchow (fr. Volksp.), der Minister der geistlichen, Unter⸗ richts⸗ und Medizinal⸗Angelegenheiten Dr. Bosse, die Abgg.

nisterial⸗Dir

Der Verein deutscher Ingenieure.

Bissinger, Vorfitzender H. Rietschel, B0 -Ai Sfreeee

Dr. von Bartsch das Wort.

Auf der Insel Norderney ist der Umbau des Pfahlschutz⸗ werkes und die Befestigung des Weststrandes fertiggestellt. Am Hafen zu Norddeich ist die Vertiefung der Schiffahrts⸗ straße vor der Hafeneinfahrt durchgeführt und eine Filteranlage zur Beschaffung guten Trinkwassers hergestellt.

Land⸗ und Forstwirthschaft.

Anschließend an die „große landwirthschaftliche Woche“ finden bei der Landwirthschaftlichen Hochschule in Berlin vom Montag, den 20., bis einschl. Sonnabend, den 25. Februar, die Unter⸗ richtskurse für praktische Landwirthe statt. Es halten Vor⸗ träge die nachstehenden Herren: Aereboe, Delbrück, Fleischer, Frank, Frentzel. Gruner, Kottmeier, Lehmann, Lindemuth, C. Müller, Nehring, Orth, Remy, Sering, Schottl, Schiemenz, Schütz, Sohnrey, Werner,

Wittmack. Verkehrs⸗Anstalten.

Bremen, 3. Februar. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Dampfer „Prinz Heinrich“, von Ost⸗Asien kommend, 2. Februar Reise von Neapel nach Bremen fortgesetzt. „Bremen“ 2. Februar von Australien in Suez, „Trave“ 3. Februar von Genua in Bremerhaven, „Sachsen“ 2. Februar von Bremen in Singapore ang „Coblenz“, v. Brasilien kommend, 2. Februar Vlissingen passiert.

Hamburg, 3. Februar. (W. T. B.) Hamburg⸗Amerika⸗ Linie. Dampfer „Auguste Victoria“ gestern in Funchal, „Marcomannia“, v. St. Thomas kommend, in Hamburg angek. „Hercynia“ 1. Febr. von St. Thomas n. Hamburg abgeg. „Rugby“ 1. Febr., v. Philadelphia kommend, St. Catherines Point passiert.

London, 3. Februar. (W. T. B.) Castle⸗Linie. Dampfer „Raglan Castle“ heute auf Heimreise in Delagoa⸗Bay, „Tantallon Castle“ Donnerstag auf Ausreife in Durban angek. „Braemar Castle“ Donnerstag auf Ausreise Canarische Inseln passiert. „Avon⸗ dale Castle“ Mitwoch auf Ausreise in Durban angek. „Dunottar Castle“ heute auf Ausreise v. London, „Garth Castle“ gestern auf Heimreise von Capetown abgegangen.

Theater und Musik.

Schiller⸗Theater.

Gestern Abend gelangte „Die Bürgermeisterwahl“, eine „ländliche Komödie“ in drei Akten von Max Burckhard, mit be⸗ scheidenem Erfolge zur I Der Komödie ist trotz ihrer geringen Bühnenwirkung ein literarischer Werth nicht ab⸗ zusprechen; alle Zuständlichkeitsschilderungen darin sind der Natur getreu nachgebildet und mit feiner Ironie getränkt. Wenn aber einem Theaterstück, wie es hier der Fall ist, eine ge⸗ schlossene Handlung fehlt, so bleibt die Theilnahme des Zuschauers an dem Schicksal der vorgeführten Personen, trotz der vollkommensten Schilderung der Zustände und Umstände, natürlich aus. Schon der erste Akt mit seinen breit angelegten, ländlichen Wirthshausscenen blieb unklar und fand Widerspruch; der zweite Aufzug brachte durch einige drollige Gerichtsscenen etwas Bewegung und Humor in die Handlung, während der letzte Aufzug die kaum geweckte Theilnahme wieder mehr schwinden ließ. Weder der feine Witz des Verfassers noch seine an sich interessante, aber stark pessimistisch ge⸗ färbte Schilderung des Volkscharakters konnten dem Stück zu einer tieferen Wirkung und zum rechten Erfolge verhelfen. Die Darstellung der Komödie war tr vortrefflich im Einzelnen wie im Ganzen. Herr Pategg gab jen trinkfesten Bezirksrichter mit vielem Humor; in der Rolle seines jungen liebelnden Adjunkten entwickelte Herr Olmar viel natürliche Frische und heitere Laune. Herr Schmasow spielte einen Notar, der in den wildesten Schimpf⸗ und Raufscenen korrekt um „Anstand“ bittet, sehr belustigend, und Thurner bot eine ergötzliche Leistung dar als einfältiger Derflerbub. Die Rolle einer klugen Kellnerin mit romantischer Ver⸗ gangenheit gab Fräulein Rosner sehr gewandt, und Frau Grete Mevyer weckte laute Fröhlichkeit durch ihr drolliges Spiel in einer kurzen Gerichtsscene als bräutliche Magd.

Theater des Westens.

Das Liederspiel „Am Wörther See“ von Thomas Koschat, dem beliebten Komponisten zahlreicher Lieder im kärntner Volkston, wie z. B. des allbekannten „Verlassen“, ging gestern zum ersten Male in Scene und wurde von dem zahl⸗ reichen Publikum mit lebhaftem Beifall aufgenommen. Die darin enthaltene harmlose Handlung bildet gewissermaßen nur den Rahmen zu einer musikalischen Illustration des Lebens der tanz⸗ und sangesfrohen Gebirgsbewohner Kärntens; sie beschränkt sich auf das Liebesleben Moizi's, der schmucken Tochter des See⸗ wirthes, welche die Hand des von ihrem Vater zum Schwiegersohn gewünschten, reichen aber beschränkten Stöfel ausschlägt, um ihrem Hans treu zu bleiben, der zum Militär eingezogen war, aber lange nichts von sich hat hören lassen. Selbstverständlich kehrt Hans rechtzeitig zurück, um den Nebenbuhler aus dem Felde zu schlagen, den Vater zu rersöhnen und die Braut heimzuführen. In diesen schlichten Vor⸗ gang hat der Komponist eine Reihe seiner beliebtesten Lieder und Tanz⸗ weisen verflochten, in welchen einerseits die Gemüthstiefe, andererseits die Lebensfreude des kärntnerischen Volkes treffend zum Ausdruck kommen. Frau Schuster⸗Wirth (Moizi), die Herren Battisti (Hans), Patek (Stöfel) und Ehrl (Seewirth) machten sich um die schauspielerische und gesangliche Wiedergabe der einzelnen Rollen verdient. Auch die Chöre, Jodler und Schuhplattltänze gelangen vortrefflich und trugen das Ihrige zur charakteristischen Gestaltung des Gesammtbildes bei. Auf das Liederspiel folgte eine wohlgelungene Aufführung von Adam’ s komischer Oper „Der Postillon von Lonjumeau“ mit dem von Gastspielreisen zurückgekehrten Herrn Alberti in der Titelpartie.

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Im Königlichen Opernhause geht morgen Leoncavallo's Over „Bajazzi“ in folgender Besetzung in Scene: Canio: Herr Sylva; Nedda: Fräulein Destinn; Tonio: Herr Bulß; Beppo: Herr Philipp; Silvio: Herr Hoffmann. Kapellmeister Sucher dirigiert. Hierauf folgt das Tanzmärchen „Vergißmeinnicht.. Am Montag wird Boieldieu's Oper „Die weiße Dame“ in nachstehender Besetzung gegeben: George Brown: Herr Grüning; Anna: Fräulein Hiedler; Jenny: Fräulein Dietrich; Gavpeston: Herr Mödlinger. Kapellmeister Dr. Muck dirigiert. Am Sonnabend, den 11. d. M, findet die erste Aufführung von Eugen d' Albert's musikalischem Lustspiel „Die Abreise“ statt. Die Herren Hoffmann, Sommer und Fräulein Dietrich sind darin beschäftigt. Kapellmeister Dr. Muck studiert das Werk ein.

Im Köntglichen Schauspielhause wird morgen Shake⸗ speare’s Trauerspiel „Julius Caesar“ gegeben. Am Montag findet eine Aufführung von Heinrich von Kleist’'s Schauspiel „Prinz Friedrich von a in folgender Besetzung statt: Kurfürst: Herr Molenar; urfürstin: Frau Ellmenreich; Prinzessin Natalie: Fräulein Poppe; Prinz von Homburg: Herr Christians; Oberst Kottwitz: Herr Kraußneck; Graf von Hohenzollern: Herr Keßler; Graf von Sparren: Herr Ludwig. Herr Georg Droescher ist als Regisseur mit einstweiliger Wahrnehmung der Ge⸗ schäfte des Dramaturgen soeben für das Königliche Schauspielhaus verpflichtet worden.

Im Neuen Königlichen Opern⸗Theater wird morgen zu ermäßigten Preisen das Lustspiel „Auf der Sonnenseite“ gegeben. „Das Deutsche Theater hat in nächster Woche folgenden Spielplan: Morgen Abend, am Montag, Mittwoch, Freitag und Sonnabend: „Fuhrmann Henschel“; Dienstag und nächsten Sonntag Abend: „Cyrano von Bergerac“; Donnerstag: „Die drei Reiher⸗ federn“. Nachmittags⸗Vorstellung wird sowohl morgen als am nächstfolgenden Sonntag „Johannes“ gegeben.

Im Berliner Thexter wird „Familie Jensen“, nachdem Herr Adolf Link seine anderweitigen Gastspielverpflichtungen gelöst hat, wieder in den Spielplan aufgenommen und am Montag und Mitt⸗ woch nächster Woche gegeben. „Gewitternacht“ wird morgen, „Zaza“ am Dienstag und Sonnabend, „Das Erbe“ am Donnerstag wiederholt. Die Erstaufführung von „Vicky“, Schauspiel in 3 Aufzügen von

die erste Wiederholung

Fuchs⸗Taleb, ist für Freitag (26. Abonnements⸗Vorstellung) angesetzt, ’1 dese für nächsten Sonntag. Morgen v111“ 8 8 8