1899 / 37 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 11 Feb 1899 18:00:01 GMT) scan diff

2 Serr 212112122¼*“

Qualttät

gering

mittel gut Verkaufte

Gezahlter Preis für 1 Doppelzentner

Menge

Bemerkungen.

Krefeld. Landsbut Augsburg Bopfingen Mainz. Altkirch.. Breslau. . Arnstadt i. Th.

Allenstein Thorn Sorau

Czarnikau .. Schneidemühl . Kolmar i. P.. Breslau . .. Strehlen i. Schl. Schweidnitz. Glogau . Liegnitz . Hildesheim. Emden

Mayen

Krefeld

Neuß.

Trier. . Saarlouis. Landshut. Augsburg Bopfingen. II1“”“ Schwerin i. M. Altkirch .. St. Avold. Demmin. Anklam. Breslau . e““ Arnstadt i. Th.

Die verkaufte M

16,00 17,40 17,00

11,40 14,80

12,00

12,50 12,60 12,30 12,00

12,40

11,80 12,00 11,80

12,00 12,00

14,40 16,00 10,75 13,00 14,60 15,20 12,00

13,50 13,00 12,60 11,80

niedrigster

niedrigster höchster niedrigster

Noch: Gerste. t2s 12,00 18,08 18,46

17,60

17,40 17,60 18,00 17,85

14,70 14,50

13,90 16,00 16,50 fer.

13,00 12,80 13,00

12,70 12,50 12,80 13,40 12,30 12,80 12,80 12,60

12,70 14,60

13,50 13,60 13,50 13,20 13,00

14,80 15,00

16,40

16,40 15,59 16,13 15,40 15,60 14,90 15,20 15,80 12,60 12 60 16,66 17,49 15,00 13 20

15,50 12,80 13,00 12,60

12,80 13,60

19,23 18,00 18,00 17,85

15,60 16,50

12,50 12,60 12,70 13,50 12,60 12,50 12,00 12,90

12,60 12,40 12,60 13,00 12,65

13,00 13,10 13,00

12,80 21 12,80 35 12,80 50 13,40 50 12,30 100 13,00 8 12,80 13,00 . 15

12,70 100

13,90 300 13,50 66 14,20 1 14,00 40 15,00 16,60 41 18,28 233 16.20 491 15,20 114 15,80 K 13 20 17,49 28 16,50 400 8 4 13,00 43 13,00 14,00 65 14,20 25

16,20 12,90 14,40 14,60 15,20 12,30

14,00 13,00 12,60 12,10 * g 13 00 13,60 14,00

senge wird auf volle Doppelzentner und der Verkaufswerth auf volle Mark abgerundet mitgetheilt.

Doppelzentner

——

Außerdem wurden Durchschnitts⸗ rktta Verkaufs⸗ preis an Mr n

für nach überschlägli 1 Doppel⸗ Sbearfcnegna D oppelzentner (Preis unbekannt)

17,42 ITIE1“ 17,48 1 Ins . ce u“ 16,65

8 8

12,80

13,20 12,73 12,30 12,50 13,10 12,00

12,50 13,05 14,80 13,70 13,50 13,39 16,10 16,10

15,00 14,78

* 4 ü2. 2

13,30 12,90

13,40 10. 2.

. 9099 . . 8998. Z. S. 981292909,9. 12. bopobopbo bo boroto bo bo o po po do bo o do

13,93 14,08 4. 2.

Der Durchschnittspreie wird aus den unabgerundeten Zahlen berechnet.

Ein liegender Strich (—) in den Spalten für Preise hat die Bedeutung, daß der betreffende Preis nicht vorgekommen ist, ein Punkt (.) in den letzten sechs Spalten, daß entsprechender Bericht fehlt.

Personal⸗Veränderungen.

Königlich Preußische Armee. Offiziere, Fähnriche ꝛc.

rungen und Versetzungen.

suite des Regiments gestellt.

Abschi

8 7. Februar.

der Abschied

Durch Allerhöchste Kabinetsordre. 27. Hauck, Baurath, Garn. Bauinsp. a. D., der Charakter als Geheimer

EEö6 Förster,

bewilligt.

Im aktiven Heere. Frhr. v. Villiez, Lr. im Inf. Regt. Nr. 173, à la

Ernennungen,

Im aktiven Heere. Berl

t. im 2. Thüring. Inf. Regt. Nr. 32, mit Pension nebst Aussicht auf Anstellung im Zivildienst, Schroeder gen. von Schirp, Lt. im 2. Pomm. Feld.⸗Art. Regt. Nr. 17,

Beamte der Militär⸗Verwaltung.

Baurath verliehen.

8 Durch

Verfügung des Kriegs⸗Ministeriums. 24. No⸗ vember. Babuke, Kasernen⸗Insp. in Osterode, zum Garn. Verwalt.

Insp. ernannt.

3 3. Dezember. Schnelle, Kasernen⸗Insp. in Cassel, als Garn. Verwalt. Insp. auf Probe nach Heidelberg, Amthauer, Kasernen⸗ Insp. in Dieuze, nach Cassel, versetzt. Kuhl, Kasernen⸗Insp. auf

Janu

Probe in Berlin, zum Kasernen⸗Insp. ernannt.

15. Dezember.

18. De

zember.

8 Köln, versetzt.

20. Dezember. Martin, Rechnungs⸗Rath, Garn. Verwalt. Direktor in Trier, auf seinen Antrag zum 1. April 1899 mit Pension in den Ruhestand versetzt. 8 Conrad, Kasernen⸗Insp. in Königsberg i. Pr.,

Werner, Rechnungs⸗Rath, Garn. Verwalt. Direktor in Schöneberg, auf seinen Antrag zum 1. April 1899 mit

25. De

nach Danzig versetzt

27. De

zember.

zember.

Pension in den Ruhestand versetzt.

29. Dezember. Baensch, Rechnungs⸗Rath, Garn. Verwalt. Direktor in Stettin, auf seinen Antrag zum 1. April 1899 mit

Pension in den Ruhestand versetzt.

31. De

zember. Daumann,

uze versetzt.

3. Januar.

8 Wilkens, Kasernen⸗Insp. in Mainz, auf seinen Antrag zum 1. April 1899 mit Pension in den Ruhestand versetzt. Schwanke, Garn. Verwalt. Insp. in Köln, nach Verden, Hoffmann, Garn. Verwalt. Insp. in Verden, nach

Kasernen⸗Insp. in Mainz, nach

8 ¹Obst, Kasernen⸗Insp. in Oppeln, nach Ostrowo, Muhlert, Kasernen⸗Insp. in Breslau, nach Oppeln, Schubert,

Kasernen⸗Insp. in Danzig, nach Breslau, versetzt.

9. Januar. Leib,

Intend. Sekretär von der Intend. der 4. Div., zur Korps⸗Intend. II. Armee⸗Korps, Rohrbach, Intend.

Sekretär von der Intend. der Garde⸗Kav. Div., zu der Intend. der Eisenbahntruppen, Liebscher, Intend. Sekretär von der Intend. der Eisenbahntruppen, zu der Korps⸗Intend. des Garde⸗Korps, Haase,

Kasernen⸗Insp. in Mülhausen i. E., nach Mainz, versetzt.

8 10. Januar. seinen Antrag zum 1. Februar 1899 mit Pension in den

versetzt.

11. Januar.

Niemeyer, Kasernen⸗Insp. in Glogau,

ühest

Kindler, Rechnungs⸗Rath, Garn. Verwalt. Direktor in Thorn, auf seinen Antrag zum 1. Mai 1899, Nüsch, Kasernen Insp. in Koblenz, auf seinen Antrag zum 1. April 1899

mit Pension, in den Ruhestand versetzt.

16. Januar.

DOber⸗Insp.

Bader,

Magdeburg, Halberstadt,

versetzt.

Gerber, Garn. Verwalt. Ober⸗Insp. in Dieden⸗ hofen, als Direktor auf Probe nach Trier, Seichter, Garn. Verwalt. Insp. in Osnabrück, als Ober⸗Insp. auf Probe nach Diedenhofen, Metzner, Kasernen⸗Insp. in Göttingen, als Verwalt. Insp. auf Frobe nach Osnabrück, Dockenfuß, Kasernen⸗Insp. in Neisse, nach Göttingen, Elm, Garn. Verwalt. Ober⸗Insp. in Braunschweig, als Direktor auf Probe nach Schöneberg, Glaubitz, Garn. Verwalt. in Tilsit, nach Braunschweig, Thiel, Garn. Verwalt. Insp. in Strasburg in Westpr., als Ober⸗Insp. auf Probe nach Tilsit, Garn. Verwalt. Insp in Ladwigslust, nach Strasburg in Westpreußen, Lange, Kasernen⸗Insp. in Graudenz, als Verwalt Insp. auf Probe nach Lurwigslust, Giersch, Kasernen⸗Insp. in Rendsburg, nach Graudenz, Kleen, Kasernen⸗Insp. in Thorn, nach Rendsburg, Stürtz, Garn. Verwalt. Direktor in Magdeburg, nach Stettin, Lindemann, Garn. Verwalt. Ober⸗Insp. in Halberstadt, nach Schumacher, Kasernen⸗Insp. zu Straßburg i. E. nach

Broscheit, Major a. D., die Ober

Beförde⸗ Berlin,

in,

ar.

auf and

H in Halberstadt zum 1. April 1899 auf Probe über⸗ ragen.

18. Januar. Witte, Kasernen⸗Insp. in Spandau, auf seinen Antrag zum 1. Mai 1899 mit Pension in den Ruhestand versetzt.

19. Januar. Diesing, Kasernen⸗Insp. auf Probe in Thorn, zum Kasernen⸗Insp. ernannt.

20. Januar. Peters, Garn. Verwalt. Insp. in Jauer, auf 1.e. Antrag zum 1. Mai 1899 mit Pension in den Ruhestand ersetzt.

21. Januar. Möglich, Rechnungs⸗Rath, Intend. Sekretär von der Korps⸗Intend. des IX. Armee⸗Korps, auf seinen Antrag mit Pension in den Ruhestand versetzt.

22. Januar. Eicke, Roßarzt vom Drag. Regt. von Wedel Peehen- Nr. 11, auf seinen Antrag mit Pension in den Ruhestand versetzt.

24. Januar. Pietsch, Roßarzt vom Hus. Regt. Graf Goetzen (2. Schles.) Nr. 6, auf seinen Antrag zum 1. Februar 1899 mit Pension in den Ruhestand versetzt. Reichert, Kasernen⸗Insp. in Verden, nach Celle, Davids, Kasernen⸗Insp. in Celle, nach Verden, Kleemann, Remonte⸗Depot⸗Wirthschafts⸗Insp. vom Remonte⸗Depot Mecklenhorst, zum Remonte⸗Depot Hunnesrück, von Gersdorff, Remonte⸗Depot⸗Wirthschafts⸗Insp. vom Remonte⸗Depot Kattenau, zum Remonte⸗Depot Mecklenhorst, zum 15. März 1899, versetzt.

25. Januar. Gorella, Garn. Verwalt. Insp. in Parchim, 8 8n Antrag zum 1. April 1899 mit Pension in den Ruhestand ersetzt.

26. Januar. Adaschkiewitz, Intend. Sekretär von der

Korps⸗Intend. XV. Armee⸗Korps, zur Korps⸗Intend. VI. Armee⸗ Korps versetzt. Baermann, Lazareth⸗Insp. in Bromberg, auf zum 1. April 1899 mit Pension in den Ruhestand versetzt. ,31. Januar. Rübsamen, Garn. Verwalt. Ober⸗Insp. in Schwerin, als Direktor auf Probe nach Thorn, Liebich, Garn. Ver⸗ walt. Ober⸗Insp. auf dem Truppen⸗Uebungsplatz Döberitz, nach Schwerin, Schneider, Garn. Verwalt. Insp. in Ortelsburg, auf den genannten Uebungsplatz, Hentze, Kasernen⸗Insp. in Posen, als Verwalt. Insp. auf Probe nach Ortelsburg, Boltz, Kasernen⸗Insp. in Berlin, nach Posen, Pifrement, Kasernen⸗Insp. in Frankfurt a. O., nach Berlin, versetzt. Theile, Intend. Bureau⸗Diätar von der Intend. der 18. Div., zum Intend. Sekretär ernannt.

1. Februar. Müller, Dr. Schultz, Intend. Räthe von der Korps⸗Intend. des IX. bezw. XV. Armee⸗Korps, zu der Korps⸗ Intend des VI. Armee⸗Korps, Lemmel, Intend. Rath von der Korps⸗Intend. des V. Armee⸗Korps, zu der Korps⸗Intend, des III. Armee⸗Korps, Heller, Intend. Rath, Vorstand der Intend. der 7. Div., zu der Korps⸗Intend. des XI. Armee⸗Korps, Pfeiffer, Intend. Assessor von der Korps⸗Intend. des XI. Armee⸗Korps, als Vorstand zu der Intend. der 7. Div, sämmtlich zum 13. Februar d. J, Lange, Intend. Rath von der Intend. des III. Armee⸗Korps, zum 1. März d. J., unter Entbindung von dem Kommando zur Dienstleistung bei dem Kriegs⸗Ministerium, zur Intend. des Garde⸗Korps, versetzt. Riemer, Lazareth⸗Insp. in Saarburg, zum Lazareth⸗Verwalt. Insp. ernannt. Haase, Remonte⸗ Depot⸗Ober⸗Roßarzt vom Remonte⸗Depot Brakupönen, zum 1. April 1899 mit Pension in den Ruhestand versetzt.

2. Februar. Kaufmann, Neumann, Kanzlei⸗Diätarien, zu Gebeimen Kanzlei⸗Sekretären im Kriegs⸗Ministerium ernannt.

3. Februar. Thiele, Höpfner, Feist, Zahlmstr. Aspiranten, zu Zahlmeistern beim IV. bezw. XV. und VI. Armee⸗Korps ernannt.

Kaiserliche Marine.

Offiziere ꝛc. Ernennungen, Beförderungen, setzungen ꝛc. Berlin, Schloß, 7. Februar. Mörsberger, Lt. zur See, von dem Kommando zum Matrosen⸗Art. Detachement Kiautschoa entbunden. Fischer (Andreas), Lt. zur See, zum Matrosen⸗ Art. Detachement Kiautschou kommandiert. 1

Stellenbesetzungen beim 3. See⸗Bat. und beim Matrosen⸗Art. Detachement Kiautschou im Frühjahr 1899. Berlin, Schloß, 7. Februar. Es treten vom 3. See⸗ Bat. zurück: v. der Heyde, Hauptm., zum 2. See⸗Bat., Graf v. Soden, Premier⸗Lt., Busse, Sec. Lt., zum 1. See⸗ Bat., Barchewitz, Haeseler, Sec. Lts., zum 2. See⸗ Bataillon, Hannemann, Sec. Lt. zum 1. See⸗Bataillon. Es werden zum 3. See⸗Bataillon kommandiert: Christiani, Hauptmann vom 2. See⸗Bataillon, v. Kusserow, Premier⸗Leut.,

Ver⸗

v. Rettberg, Sec. Lt., vom 1. See⸗Bat, Cretius, v. Eberstein, Sec. Lts. vom 2. See⸗Bat., v. Holtzendorff, Sec. Lt. vom 1. See⸗Bat, v. Boehm, Lt. zur See, von dem Kommando zum Matrosen⸗Art. Detachement Kiautschou entbunden. Saxer, Lt. zur See, v. Grumbkow, Unterlt. zur See, zum Matrosen⸗Art. Detachement Kiautschou kommandiert.

Im Sanitäts⸗Korps. Berlin, Schloß, 7. Februar. Dr. Ziemann, Marine⸗Stabsarzt, unter Bewilligung eines 18 monatigen Urlaubs, à la suite des Marine⸗Sanitäts⸗Offizierkorps gestellt. Kamprath, Marine⸗Ober⸗Assist. Arzt, von dem Kommando zur Dienstleistung im Kiautschou⸗Gebiet enthunden. Dr. Nuesse, Marine Ober⸗Asfsist. Arzt, Fricke (Hans), Marine⸗Assist. Arzt, zur Dienstleistung im Kiautschou⸗Gebiet kommandiert.

Deutscher Reichstag. 29. Sitzung vom 10. Februar 1899, 1 Uhr.

Die erste Berathung des Gesetzentwurfs, betreffend die Abänderung des Bankgesetzes, wird fortgesetzt. Abg. von Kardorff (Rp.): Ich bedauere, daß an meiner Stelle nicht Herr Dr. Otto Arendt steht, der durch schwere Erkrankung verhindert ist, hier zu erscheinen und zur Bankvorlage zu sprechen. Herr Büsing meinte, daß Gegner der Bankvorlage nur die Agrarier und Bi⸗ metallisten sind. Herr Gamp ist zwar Agrarier, aber. Goldwährungs⸗ mann. Ich bin auch ein eifriger Agrarier, aber ich wüßte nicht, wie bei der Bankfrage das agrarische Interesse betont werden sollte. Ich betrachte die Vorlage nicht vom bimetallistischen Standpunkt aus mit irgend⸗ welchen Hintergedanken. Nachdem die Initiative zur Aenderung des Münzwesens nicht seitens Deutschlands ergriffen worden ist, stelle ich mich der Vorlage gegenüber auf den Standpunkt der Gold⸗ währung. Als man aus theoretischen Gründen zur Goldwährung dherhäino, um statt mit zwei Werthmessern nur mit einem zu arbeiten, übersah man, daß damit die Währung von 30 Milliarden Gold und Silber auf 16 Milliarden Gold allein basiert wurde. Das Edel⸗ metall ist das begehrteste Gut der Welt. Die Goldwährung hat uns die Weltherrschaft von Lombard Street in London gebracht. Alle Produkte fielen im Preise und darunter seufzt die deutsche Land⸗ wirthschaft noch heute. Ich will nicht sagen, daß unter der Gold⸗ währung der Reichthum Deutschlands zurückgegangen ist. Der wirth⸗ schaftliche Aufschwung ist vorhanden, aber es ist eine Verschiebung des Reichthums vom platten Lande auf die Industrie und die Städte eingetreten. Gläubigerländer können die Goldwährung noch vertragen, aber nicht die Schuldnerländer. Sehen Sie Spanien, Portugal, die südamerikanischen Staaten ꝛc. Es kommt darauf an: wie können wir in der Bank unseren Goldbestand am besten ver⸗ theidigen? Ich erinnere mich der Zeit, wo im Reichstage die Reichseinkommensteuer eifrig besprochen wurde. Dafür wäre niemals eine Mehrheit im Reichstage und im Bundesrath zu haben. Aehnlich liegt es mit der Verstaatlichung der Bank. Es nutzt also nichts, sich mit diesem Gedanken zu beschäftigen. Graf Posadowsky hat die Gründe gegen die Verstaatlichung ganz richtig vorgeführt. Aufrechterhaltung der Währung und Regelung des Geld⸗ umlaufs ist die erste Aufgabe der Reichsbank. Eine Wohlthäͤtigkeits⸗ anstalt für die Landwirthschaft soll die Bank nicht sein, aber auch nicht eine Wohlthätigkeitsanstalt für einzelne Bankfirmen. Wir be⸗ urtheilen die Vorlage nur nach den politischen und nationalen Ge⸗ bB Es sind Lobsprüche für die g Leitung der Bank gc pendet worden. Ich kann in diese Lobsprüche nicht ganz ein⸗ timmen. Es giebt verschiedene Kriterien, an denen man er⸗ messen kann, ob die Bank nützlich gewirkt hat. Das erste ist, ob die Wechselkurse ständig sind. Die französischen Wechselkurse weisen eine größere Stetigkeit auf. Ist die Bank im stande gewesen, einen festen Diskontsatz aufrecht zu erhalten? Die Französische Bank bietet einen niedrigeren Diskont als die Reichsbank. Das soll an dem großen Reichthum Frankreichs liegen. Wenn das richtig wäre, müßte der englische Diskont niedriger sein, denn England ist reicher als Frank⸗ reich, sein Diskont ist aber immer höher gewesen als der französische. In Bezug auf den Diskont hat die Reichsbank nicht allen zu stellenden Anforderungen entsprochen. Ist die Bank im stande gewesen, ihren Gold⸗ bestand zu vermehren und zu vertheidigen? Der Goldbestand hat sich aller⸗ dings erheblich erhöht, aber der Verkehr und der Handel ist noch gewaltiger gewachsen. Der Metallbestand der Bank betrug 1894 am 7. Oktober 909 Millionen, an demselben Tage der folgenden Jahre 900, 804,

zölle von ihnen verlangen.

748 und 726 Millionen Mark. Von den 726 Millionen waren 326 Millionen Silber! Ist es ein glänzender Zustand für uns, daß wir bei einer Anleihe riskieren, sie 10 bis 15 v. H. unter einer framöstschen Anleihe auf den Markt zu bringen? Es ist keine rich⸗ tige Bankpolitik, das Gold unter dem Bankdiskont abzugeben, weil das immer nur bestimmten Kreisen zu gute kommt. Eine andere ist es, ob die Erhöhung des Diskontsatzes immer zur rechten eit erfolgt ist. 1895 erfolgte sie erst, nachdem 200 Millionen Gold bereits abgeflossen waren. Frankreich giebt für reelle Geschäfte auch Gold her. Aber wenn Bankkreise eine auswärtige Anleibe negotiieren und dadurch Gold haben wollen, so müssen sie 8 vom Tausend Agio zahlen. Dieses System hat so große Vorzüge, daß es mir eigentlich unverständlich ist, daß man nicht durch Ver⸗ waltungsmaßregeln etwas Aehnliches versucht hat. Zum Rückgang des Metallbestandes mag auch der industrielle Aufschwung bei⸗ etragen haben; zum theil sind es aber auswärtige Ein⸗ üsse gewesen und unsere schlechte ndelsbilanz. Ueber die letztere porret man. Aber es handelt sich nicht bloß um eine Handelsunter⸗ bilanz, sondern auch um eine Zahlungsunterbilanz; dadurch wird Geld nach auswärtigen Ländern hingezogen und daraus erklärt sich unser Goldabfluß nach Amerika. In seinem nationalen Reichthum braucht Deutschland deshalb noch nicht zurückgegangen zu sein; denn die inneren Werthe können ja auch im Werthe steigen. Die Handels⸗ und Zahlungsunterbilanzen werden sich im nächsten Jahre noch fort⸗ setzen, und die auswärtigen Anleihen werden wieder auftauchen. Auch die Kanalvorlagen werden die Bankmittel beanspruchen. Wir haben also alle Veranlassung, unseren Goldvorrath zu stärken. Die Kapitalvermehrung um 30 Millionen Mark halte ich nicht für genügend. Im Jahre 1875 war ich noch Goldwährungs⸗ mann; ich war noch sehr unwissend; aber schon damals erschien mir die Notengrenze sehr gering. Ich würde jetzt die Notengrenze ganz wegfallen lassen. Wozu haben wir denn einen staatlichen Präsidenten der Reichsbank? Höchstens könnte man auf den Gedanken kommen, die Notenausgabe in eine gewisse Relation zum Baarschatz zu setze. Darin stimme ich mit Herrn Dr. Helfrich überein. Man meint, der Ausschuß der Bankantheilseigner habe nichts zu bedeuten. Aber der Bankpräsident muß in steter Fühlung mit den großen Banken leben und wird dadurch unbedingt beeinflußt. Niemand hat 1875 gedacht, daß die Privat⸗Notenbanken bis heute noch besteben würden. Damals herrschte die Auffassung, daß ihnen nur eine Frist gewährt werden solle. Heute würde keine Mehbrheit im Reichskage zu ihrer Beseitigung zu finden sein, trotzdem ein einheitlich verwalteter Baarschatz sehr zweckmäßig wäre. Zwingt man die Privatbanken auf den Diskont der Reichsbank, dann muß man der Reichsbank untersagen, unter dem offiziellen Diskont Ge⸗ schäfte zu machen. Wenn die Kommission es zu Wege bringt, daß der Diskontsatz ein niedriger wird, so wird sie sich um das Vaterland verdient machen.

Abg. Fischbeck (fr. Volksp.): Wenn man Herrn von Kardorff über die Unterbilanz klagen hört, dann möchte man glauben, Deutsch⸗ land stehe vor dem Ruin. Wie stimmt das mit den Veröffent⸗ lichungen über die Einkommen⸗ und Vermögenssteuer in Preußen, die eine erhebliche Vermehrung der Einkommen und der Vermögen er⸗ geben? Es ist unzweifelhaft, daß die Erwartungen, die an die Bank⸗ debatte geknüpft wurden, nicht erfüllt worden sind. Von der Ver⸗ staatlichung ist gar keine Rede mehr. Das ist zu verwundern, weil wir Jahr aus Jahr ein seitens der agrarischen Presse gehört haben, daß die Verstaatlichung der Reichsbank nothwendig sei. Ich erinnere an Herrn Klapper und daran, daß ausgesprochen worden ist: die Verstaatlichung der Reichsbank müsse in den Mittelpunkt des Wahlkampfes gerückt werden. Graf Kanitz allein ist noch für die Ver⸗ staatlichung eingetreten; er sieht den Bankdiskont als einen Kredit⸗ messer an; je niedriger jener, desto höher der Kredit. Aber trotz unseres hohen Diskontsatzes ist die gestern angelegte Anleihe von 200 Millionen 20 mal gezeichnet worden. Wir haben also Kredit genug. Mit der von dem Vorredner empfohlenen Prämienpolitik hat Frankreich keinen Erfolg gehabt. Die Französische Bank hat trotzdem mehr Gold verloren als Deutschland. Herr Arendt hatte behauptet, daß in den ersten drei Vierteljahren 1898 aus Deutschland 25, aus Frankreich nur 15 Millionen Gold nach Amerika gegangen seien. In Wirklichkeit sind aber aus Frankreich 24, aus Deutschland nur 8 Millionen Gold abgeflossen. Herr Arendt ist wieder einmal von seinem Gewährsmann betrogen worden. Was die Zentral⸗Genossenschaftskasse betrifft, so ist sicher, daß durch die treibhausartige Entwicklung der Genossenschaften viel mehr Wechsel auf den Markt gekommen sind als früher;

ie Anfragen nach Geld sind dadurch gesteigert. Dr. Heiligen⸗ sadt vertheidigte die Zentral⸗Genossenschaftskasse und brachte hre Wünsche an die Reichsbank zum Ausdruck. Ich will keinem Abgeordneten seine Redefreiheit beschränken. Aber es ist doch eigenthümlich, wenn in dieser Weise ein Ab⸗ geordneter als preußischer Kommissar Wünsche der Genossenschafts⸗ kasse bei der Reichsbank verfechten will. Graf Kanitz verlangte billiges Geld und theure Waaren. Weshalb sollen alle Waaren theuer und nur die eine Waare, das Geld, billig sein? Die Herren Agrarier sind Konsumenten, sie wollen das Geld billig haben zur Bezahlung ihrer Schulden. Wollen Sie (rechts) auch die Arbeit theurer haben? Die Geschichte des Agrarfeudalismus zeigt, daß dies nicht immer Ihre Meinung war. Als im Jahre 1874 die Eisen⸗ zölle ermäßigt werden sollten, waren die Konservativen Frei⸗ händler aus Interessenpolitik. Wenn die Agrarier ohne Getreidezölle hohe Preise hätten, dann würden die Industriellen vergeblich Schutz⸗ Die Agrarier wollen etwas abhaben von dem Segen, den die Reichsbank verbreitet; deshalb die Verstaat⸗ lichung, nicht im fiskalischen Interesse. Wenn die Wünsche der Agrarier nicht erfüllt werden, so drohen sie immer mit Revolutionen; so auch bezüglich der Geldwährung. Nicht die Kaufkraft des Geldes ist größer geworden, sondern die Produktionsverhältnisse haben sich geändert, so daß billiger produziert und transportiert werden kann, namentlich infolge der Ausbildung des Verkehrs. Herr Arendt meint, die Gründe, welche gegen die Verstaatlichung der Reichsbank angeführt seien, seien nicht deutscher Art. Es sei nicht deutsche Art, sich zu fürchten davor, daß die Bank gefährdet werden kann im Fall eines Krieges. Da müßte Herr Arendt eigentlich zum Kriegs⸗Minister sagen: Die Unterhaltung von Festungen u. s. w., die doch nur für den Fall eines unglücklichen Krieges bestimmt sind, ist keine Maßregel deutscher Art. Wir Deutschen haben die Bestände der Französtischen Bank geschont; Herr Arendt aber meint, der Feind hätte ein Recht dazu, die Gelder zu nehmen. Er ladet also geradezu den Feind ein, die Gelder der Reichsbank zu nehmen. Ist das ein nationales Verfahren? Die Uebernahme der Erhöhung des Grund⸗ kapitals auf das Reich wäre der Anfang der Verstaatlichung. Gegen die Erhöhung der Notengrenze und die Schmälerung des Gewinnes der Antheilseigner haben wir nichts einzuwenden. Wenn wir keine Privat⸗Notenbanken hätten, würde ich persönlich nicht für deren Schaffung eintreten. Aber ohne zwingenden Grund würde ich nicht für ihre Abschaffung stimmen. Einer Verlängerung der Frist für das Privilegium von 10 auf 20 Jahre würde ich auch zustimmen. Wenn die Vorlage angenommen wird, so wird die Reichsbank ebenso wie in Lv.S Jahren in der Lage sein, für das Vaterland nützlich zu wirken.

Abg. Dr. Hahn: Herr Arendt hält die Mittel der Reichsbank für nicht genügend geschützt durch ihre jetzige Verfassung; denn sie steht unter staatlicher Leitung und Aufsicht. Wenn unsere Generale 1870 die Französische Bank verschont haben, so beweist das eine sehr seine Empfindung für das Völkerrecht; aber ich bin nicht sicher, daß unsere Feinde eine ebenso feine Empfindung haben werden. Daß Herr Dr. Heiligenstadt die Zentral⸗Genossenschaftskasse vertheidigt hat, ist bei seiner Beziehung zu derselben selbstverständlich; ein solches Verfahren ist auch einem Reichstags⸗Abgeordneten durchaus gestattet. Daß die Anleihe von 200 Millionen zwanzigmal gezeichnet ist, freut mich auch, aber noch größer wäre meine Freude gewesen, wenn die Anleihe zu einem Kurse über pari hätte untergebracht werden können. Die Verstaatlichung der Reichsbank ist allerdings nicht ein Punkt des agrarischen Programms; aber die Mehrzahl der agrarisch gesinnten

Männer wird wohl dafür sein. Wenn die Bank nicht verstaatlicht wird, dann wird man sehr gründlich prüfen, ob man den Antheils⸗ eignern das Geschenk machen will, welches mit der Erhöhung des Grundkapitals ihnen zufallen würde. Die Diskontpolitik ist maßgebend für die ganzen Zinsverbältnisse im Reich; deswegen müssen wir uns eingehend damit beschäftigen. Die große Masse der Bevölkerung kann den hohen Diskont, den die Reichsbank im vorigen Jahre gefordert hat, und der sich durch die Provision des Banquiers noch erheblich erhöht, nicht bezahlen. Der Rückgang des Metallvorraths der Reichsbank beginnt im Jahre 1895, er hängt offenbar zusammen mit der In⸗ anspruchnahme des deutschen Marktes seitens des Auslandes, nicht mit dem Aufschwunge der Industrie. Die Reichsbank muß darauf bedacht sein, ihren Metallschatz erheblich zu verstärken. Die Anhäufung von Kapitalien in den Händen der großen Banken zeigt die Nothwendig⸗ keit für die Reichsbank, ihr Grundkapital ganz erheblich zu verstärken. In Deutschland ist die Trennung der eigentlichen Geschäfts⸗ banken von den Depositenbanken noch nicht durchgeführt. Es muß aber dahin gestrebt werden, damit das Publikum sich nicht Rath holt bei den Kommissionsbanken, die doch schließlich nur ihre Unter⸗ nehmungen empfehlen werden. Unsere Bank hat im Interesse der Arbitrageure in ihrem Goldbestand fremde Goldmünzen; sie sollte dieselben sofort umschmelzen lassen und nur deutsche Münzen vor⸗ räthig halten, um den Export von Gold nachdrücklich zu erschweren. Herr Müller⸗Fulda hat sich für die Vorlage erklärt, aber nach der Stimmung, die in der Wähierschaft seiner Partei herrscht, wird er doch gut thun, daran mitzuarbeiten, daß die hohen Diskontsätze, welche wir in den letzten Jahren gehabt haben, nicht wiederkehren. Die Handels⸗ bilanz Deutschlands ist seit Jahren eine ungünstige, seitdem die Caprivi'sche Handelspolitik getrieben wurde. Hätte sie genügenden Zollschutz, so könnte die deutsche Landwirthschaft die Bedürfnisse des deutschen Volks allein befriedigen, entgegen der Meinung des Herrn Siemens. 1879 ist nicht eine do ut des-Politik getrieben worden, sondern Industrie wie Landwirthschaft hatten erkannt, daß ein Schutz für die nationale Arbeit nothwendig sei. Herr Schönlank hat einen Standpunkt vertreten, den seine Parteigenossen im Lande nicht ver⸗ stehen werden. Die Sozialdemokratie und die haute finance gehen wieder einmal Hand in Hand. Das wundert mich auch nicht; es sind Söhne einer Mutter; beide stehen auf Seiten des Großbetriebs; sie wollen die Eichenschälwaldbesitzer nicht schützen; sie stimmen nicht für Surrogatverbote. Wenn es galt, Arbeitsgelegenheit zu schaffen, so waren die Sozialdemokraten niemals auf unserer Seite. Sie stimmten gegen das Börsengesetz, gegen die Erhöhung der Börsensteuer. Sie werden für die jetzige Vorlage stimmen, die den reichen Bankantheils⸗ eignern ein Millionengeschenk machen wird. Wir wollen dem deutschen Volk einen billigen Leihzins und eine gute Diskontpolitik auf Grund einer verbesserten Organisation der Reichsbank verschaffen.

Präsident des Reichsbank⸗Direktoriums, Wirklicher Geheimer Rath Dr. Koch: Meine Herren! Es ist ja bedauerlich, wenn auch nicht gerade neu für mich, daß die Reichsbank in ihrer Organisation und Leitung nicht den Beifall der Herren Dr. Hahn und von Kardorff gefunden hat. Indessen bin ich Herrn Abg. Hahn dafür dankbar, daß er die vermeintlichen Fehler der Reichsbank, wie er wiederholt betont hat, nur der Organisation und nicht der Verwaltung zuschreibt. Auf das Jahr 1895 werde ich gleich noch näher eingehen. Zu⸗ nächst hat sich Herr Dr. Hahn wieder der sogenannten Verstaatlichungs⸗ frage zugewandt. Aus dieser ganzen Deduktion will ich nur einen einzigen Punkt hervorheben. Er schien dem Regierungstisch gewisser⸗ maßen zum Vorwurf zu machen, daß hier die Nothwendigkeit betont wurde, neben dem Staatskredit noch den Kredit einer selbständigen großen Landesbank zu erhalten und zu stärken. Diese Noth⸗ wendigkeit geht aber nur aus den Erfahrungen hervor, den Erfahrungen aller Kriege und Jahrhunderte, aus geläuterter finanzwissenschaftlicher und volkswirthschaftlicher Erkenntniß. Darin liegt nichts, was den Staat zurücksetzt. Wir haben eben die Er⸗ fahrung, daß, wenn ein Krieg ausbricht, die Papiere des Staats tief herabsinken, während in den Bankaktien sich das kaum zeigt dieser Unterschied mag nicht viel bedeuten —, daß aber namentlich die Depositengelder bei der Bank bleiben und sich sogar vermehren. Ich habe nämlich betont: wenn eine reine Staatsbank besteht, würden sie grade abfließen und dies die bedrängte Lage der Bank vermehren. Ich verlasse damit diese Organisationsfrage. Nun kam Herr Dr. Hahn weiter in großer Ausdehnung auf die Diskontpolitik. Ich möchte gleich den Pupkt berühren, an den er mich soeben erinnert hat, nämlich das Jahr 1895. Im allgemeinen wirft er der Reichsbank vor, sie habe den Diskont zu hoch gehalten; in diesem Fall wirft er ihr wieder vor, er sei zu lange zu niedrig gewesen. Ja, es ist schwer, es Herrn Hahn recht zu machen! Die Frage der Diskontveränderung wird, wie ich neulich schon bemerkt habe, innerhalb der Bankverwaltung, also nicht von mir allein, sondern mit 7. Kollegen tagtäglich erwogen, und erst dann kommen wir auf Grund eingehender Prüfung aller Ver⸗ hältnisse zu den Resultaten, die Sie kennen. Ich bin bereit, in der Kommission eine volle Geschichte aller einzelnen Diskontveränderungen vorzutragen und jede zu rechtfertigen, wenn es verlangt wird. Ich glaube aber, daß der hohe Reichstag schwer gelangweilt würde, wenn ich hier darauf näher einginge. Im Sommer 1895 nun war unsere Situation außerordentlich günstig; wir hatten damals einen be⸗ deutenden Goldvorrath; noch am 23. August betrug der Metallbestand 1023 Millionen, die Noten waren mit 16 Millionen überdeckt; wir hatten also 16 Millionen mehr Baarbestand in der Kasse, als wir Noten ausgegeben hatten. Erst am 30. Sep⸗ tember zeigte sich dann plötzlich die gewaltige Inanspruchnahme; der Metallbestand war auf 914 Millionen gefallen, die Anlage um mehr als 200 Millionen gestiegen; statt der Ueberdeckung war ein steuerpflichtiger Notenumlauf von 46 Millionen eingetreten. Indessen war doch zunächst abzuwarten, ob die plötzlichen Ansprüche nicht mit gesteigerten, bald wieder nachlassenden Quartalsbedürfnissen zusammen⸗ hingen und mit versuchten Konvertierungen, welche zum großen Theil für's erste nicht gelungen waren. Wir sahen ferner zwar, daß die Industrie günstig stand, aber es schien uns noch ziemlich unsicher, ob der schüchterne Aufschwung der Industrie auch ein dauernder bleiben würde, zunächst also sage ich war abzuwarten, wie ch die Verhältnisse weiter entwickelten. Hätten wir damals den Diskont sogleich von 3 auf 4 % vertheuert, so hätte ich einmal das Geschrei der Herren Bimetallisten und Agrarier hören mögen. dann hätte man kein gutes Haar an uns gelassen. Aber als die Ver⸗ hältnisse sich auch anfangs November noch nicht genügend besserten, wurde der Diskont erhöht. Die Reichsbank hat überhaupt so lange sie besteht den Diskont 38 mal nach oben hin geändert. Nun sagte man ich glaube, auch Herr von Kardorff deutete so etwas an —, das wäre meistens nur geschehen, um unsern Geldbestand gegen das Ausland zu schützen. Meine Herren, das ist ganz und garnicht der Fall. Nur 11 mal von jenen 38 Fällen ist der Grund für die Er⸗ höhung hauptsächlich der gewesen, daß ein Goldabfluß ins Ausland sich bemerkbar machte. Das war namentlich in den ersten Jahren der Reichsbank der Fall, als zur Durchführung der Goldwährung große Käufe von Gold erfolgen mußten. 10 Fälle von jenen 11 liegen vor 1894. Von den übrigen 27 Fällen sind 14 solche, in denen wir wir ausschließlich wegen der Versteifung des heimischen Geldmarktes den Diskont erhöht haben, unsere innere Lage also so war, daß sie allein eine Diskonterhöhung nothwendig machte. Bei den weiteren 13 Fällen haben allerdings die Besorgnisse, daß Gold hinausgehen könnte bei ungünstigen Wechselkursen, wohl mitgewirkt; aber sie sind in keiner Weise allein entscheidend gewesen. Nun 1 Herr Dr. Hahn weiter zu behaupten, daß unser Gold⸗ estand, d. h. der des Landes, nicht bloß der Bank, worauf er besonderesg Gewicht legt, in gefahrdrohender Weise abgenommen habe; ich habe ihn so verstanden. In dieser Beziehung müßte ich ihm zur Last legen, daß er die „Statistischen Uebersichten des Deutschen Reichs“ nicht hinreichend studiert hat. Deutschland hat vom Jahre 1885 ab alljährlich eine Zunahme per Saldo, also einen Ueberschuß der Einfuhr von Gold in Münzen, Barren und Bruch

während derselben Zeit hatte Frankreich eine Mehreinsuhr von

über die Ausfuhr venr im Ganzen von 962 Millionen Mark; 9

nur 741 Millionen ark. Wo ist denn da bei uns die Abnahme?

Das betraf aber den Goldvorrath des

Sie haben nur von der Bank gesprochen? Ich komme auch zu diesem. Der Goldvorrath der Reichsbank hat sich ebenfalls ich habe die Tabelle vor mir in ansehnlichen Dimensionen gehoben. Im Jahre 1876 betrug er durchschnittlich nur 286, 1877 218, 1878 207 Mil⸗ lionen; er stieg dann Ende der 80 er Jahre auf Sätze wie 608 Millionen im Jahre 1888, 615 Millionen im Jahre 1892, 1895 auf 704 Millionen. Der Durchschnitt war damals noch ein sehr hoher, weil der industrielle Aufschwung noch nicht eingesetzt hatte. Erst infolge dieses Aufschwungs, infolge der großen Inanspruchnahme der Bankmittel, namentlich durch die erstarkende Industrie, ist er in den letzten Jahren wieder etwas gefallen, weniger als bei der Bank von Frankreich, wenn er auch noch immer höher ist als 1893. Meine Herren, es heißt doch in der That die Sonne am Himmel leugnen, wenn man diesen Aufschwung bestreitet. Mir tritt das täglich vor 5 wie wir von der Industrie in Anspruch genommen werden. Wir kennen doch die Wechsel; die Handelsberichte der Bank⸗ anstalten, von denen gerade jetzt täglich viele eingeben, schildern uns übereinstimmend, wie hoch die Anforderungen der Industrie an die Bankmittel sind. Die Durchschnittsziffer des Goldvorraths bei der Reichsbank von 1898 war immerhin noch 583 Millionen, der Höchstbetrag 710 Millionen am 23. Februar 1898. Nun hat, ich glaube, speziell Herr von Kardorff angeknüpft an den hohen Goldstand von 1894. Er hat da gerade ein Jahr tiefer Geschäftsstille und Geldflüssigkeit aus⸗ gesucht, wo natürlich der Goldstand ein besonders hoher war. Damals war eine lange Stagnation und Depression schon voran⸗ gegangen; unsere zinsbringenden Anlagen in Wechseln und Lombard waren tief gefallen, die Goldbestände hoch. Am 23. November hatten wir 1075 Millionen Metall, als höchsten Betrag des Metalls. Aber nehmen Sie die Höchstbeträge der späteren Jahre, so waren diese auch 1896, 1897, 1898 ziemlich hoch, nämlich 965 Millionen beziehungsweise 940 und 983 Millionen Metall, und zwar jedesmal am 23. Februar; die geringsten Bestände waren 804, 748 und 726 Millionen stets am 7. Oktober. In allen Jahren zeigen sich also große Spannungen zwischen Höchst⸗ und Meistbetrag des Metalls; sie nahmen nur im letzten Jahre wegen der größeren Inanspruchnahme nicht unerheblich zu. Die Spannung betrug im Jahre 1896 161, 1897 192 Millionen und 1898 257 Millionen. Diese Spannungen beweisen nur die Fluktuationen des wirthschaftlichen Lebens, sie sind ein Zeichen von Gesundheit. (Widerspruch rechts.) Meine Herren, gerade der wechselnde Verkehr mit seinen Bedarf schwankungen erfordert die Elastizität der Umlaufsmittel; eine Stag⸗ nation zeigt sich in einem gleichmäßigen Metallvorrath, Noten⸗ umlauf und Anlagebestand. Aber wenn das wirthschaftliche Leben in die Höhe geht, dann nehmen die Anlagen und die Noten zu, das Metall ab. Alle Jahre im Februar, wenn die Verhältnisse sich wieder beruhigt haben, haben wir einen bedeutenden Metall⸗ vorrath. Am 23. Februar 1896, 1897 und 1898q haben wir eine Ueberdeckung unserer Noten gehabt, mehr Baarbestand als Noten; das haben die Herren wohl nicht hinreichend erwogen. Nun kam Herr Dr. Hahn darauf es zeigt sich immer wieder derselbe Gedanke —: wir sollen Metall, Gold schaffen. Damit in Verbindung steht aber eben die Diskontfrage; das einzig wahre und entscheidende Mittel, um den Metallvorrath dauernd zu vermehren, ist nach allen Autoritäten und Erfahrungen eben eine Diskonterhöhung. Falls der Herr Abg. Hahn die Autorität von Léon Say gelten lassen will, so müßte ich ihn auf dessen Aeußerung in der Vorrede zur 3. Auflage des klassischen Werks von Goschen „Theorie der aus⸗ wärtigen Wechselkurse“ aufmerksam machen. Er bezeichnet die Me⸗ thode der Banken von Frankreich, bei Einlösung von Banknoten die Herausgabe von Gold zu verweigern, als gefährlich und neu. Die früheren Gouverneure der Bank waren nämlich ebenfalls der Meinung, daß die Diskonterhöhung das geeignetste Mittel sei Léon Say also fährt fort: „Wollte die Bank das für den Export nothwendige Gold nur gegen eine Prämie hergeben und wollte sie sich falls eine Kräftigung des Goldvorrathes erforderlich sein sollte nur auf Ankäufe im Aus⸗ lande beschränken, so würde sie eine ganz falsche und unkluge Wäh⸗ rungspolitik befolgen. Es giebt nur ein richtiges Ver⸗ fahren, Gold heranzuziehen, wenn die auswärtigen Wechselkurse ungünstig werden, nämlich die Diskonterhöhung.“ Dasselbe sagt auch Goschen selbst, in dem angeführten Werke, das in vielen 8e. erschienen ist also Goschen, der frühere englische Finanz⸗Minister, wie ich für die Herren, denen es nicht gegen⸗ waͤrtig sein sollte, bemerken möchte, eine bekannte Autorität, sagt: „Es ist also klar, daß um den Abfluß von Gold zu hemmen und die daraus entspringenden Folgen zu beschwören, nichts wirksamer sein kann als eine plötzliche Erhöhung des Diskontsatzes. Es ist dies das einzige Mittel, dasjenige zurückzuhalten, was man zu verlieren auf dem Punkte steht, und zu ersetzen, was schon fortgegangen ist.“ Nun kommt aber immer wieder das alte Märchen von der französischen Prämienpolitik. Ich will hier gleich auch den Herrn Abg. von Kardorff vorwegnehmen; er fing an damit und der Herr Abg. Dr. Hahn schien mir den Rath zu geben, ich solle mich mehr darüber unterrichten. Glauben denn die Herren in der That, daß ich mich über die Prämienpolitik nicht unterrichtet habe? Ich habe seit Jahren mit den einflußreichsten Financiers von Paris Briefe gewechselt und mich mündlich mit ihnen unterhalten. Ich habe solche Originalbriefe hier und kann Mittheilungen daraus machen. Die Sache verhält sich anders, als die Herren Abgeordneten glauben. Sie stellen die Sache immer so dar: Gold geben wir dem, der im Inland Gold braucht für inländische Geschäfte; sowie wir die Vermuthung haben, daß es für den Export gebraucht wird, verweigern wir es, wir verlangen eine hohe Prämie, sodaß der Export von Gold unmöglich ist. Auf diese Weise schützt die Bank von Frankreich ihren Goldvorrath, und da⸗ durch das ist die weitere künstliche Schlußfolgerung wird es ihr möglich, den Diskont niedriger zu halten. Wie ist es aber in Wirklichkeit? Die Bank von Frankreich gtebt Napoleons also die Landesgoldmünze überhaupt in größeren Quantitäten garnicht heraus. Sie thut dies nur dann, wenn es sich um die Einfuhr von Zerealien handelt ich weiß nicht, ob dies den Herren besonders gefällt, ich kann es aber aus verschiedenen Briefen konstatieren wenn es sich um die Einfuhr von Zerealien und Baumwolle handelt, dann giebt die Bank Napoleons in großer Menge heraus, weil sie muß: das Gold kommt in 6 Monaten doch wieder herein. Die sog. Prämie dagegen besteht nur bei dem Verkauf von Barren und fremden Münzen; da erhebt die Bank allerdings eine wechselnde Prämie, wie die anderen Banken es auch thun. Sie ist mit dieser Prämie nur von Zeit zu Zeit etwas hoch gegangen, hat aber den Export durchaus weder verhindern wollen noch können. Ich habe hier einen Brief eines der ersten Banquiers von Paris. Er sagt: Die Bank von Frankreich giebt die Landesmünze in Gold (Napoleons) nur in Ausnahmefällen ab. Wenn jemand von der Bank Gold kaufen will, so ist er nicht verpflichtet anzugeben, wofür das Gold bestimmt ist und für welches Land. Er thut es aber häufig freiwillig, besonders wenn es zur Bezahlung von Getreide dient. Die Bank soll nämlich zu diesem Zweck Gold lieber hergeben. Das wäre also, was ich vorhin sagte. Und nun heißt es in einem anderen Schreiben eines anderen Banquiers: Dans ces conditions, quand elle paie en Napoléons, elle ne demande jamais d'agio et elle n'aurait pas le droit de le faire. Also von Prämie ist in diesem Falle gar keine Rede; und er fährt fort: „Ces derniéres années elle n'a donné des Napoléons en sommes importantes que pour le paiement des cotons d'Egypte. encore elle n'a pas demandé de prime, ce que légalement elle ne peut pas faire.“ Wenn jemand gemünztes französisches Geld für Noten oder Guthaben fordert, giebt es ihm also die Bank von Frankreich in kleinen Quantitäten ohne weiteres, in größeren nicht. Frankreich hat bekanntlich noch einen kolossalen Silbervorrath, und die Bevölkerung ist in großem aße voch an die Zirkulation von Silberthalern und Bank⸗ noten gewöhnt; da wird es also nicht als so schlimm empfunden, wenn die Bank das gemünzte französische Gold verweigert. Es beißt weiter: In einem anderen Briefe wird bemerkt, die Bank hätte Gold ver⸗ weigert, wenn sie wisse, daß es für Deutschland bestimmt sei. Das wird aber jetzt heißt es weiter aufs entschiedenste bestritten.