1899 / 41 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 16 Feb 1899 18:00:01 GMT) scan diff

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ist ein verständiger Mann, aber ohne Einfluß. Die Dörfer in Abadi sind nicht wie sonst in Usukuma mit Euphorbien⸗ hecken, sondern mit Laubbuschhecken eingefaßt. Auffallend waren drei große Affenbrotbäume, die bedeutend nördlicher liegen, als der von Stanley verzeichnete „nördlichste Baobab“. Usamuta, der Sitz des Sultans Kabotto von Nunghu, wurde in einem Tagemarsche erreicht. Nahe bei Usamuta beginnt die Efelaen. zwischen Nyanza und Vemberesteppe. Vorher fließen die Wasserläufe nach Norden und Nordwest ab in den Moame, Singu u. s. w. nachher nach Südost in das Tungusystem. Das Land Nunghu ist nicht so klein, wie es nach der Karte erscheint. Der Sultan zählte 30 Manangwa auf, deren jedem mindestens ein Dorf untersteht. In Nunghu wird Salz gewonnen aus mehbreren Bächen, die über Salzlager fließen. Das Ländchen Galama blieb hart südlich der Marschroute, die nach Durchschreitun eines etwa 3 km breiten Poristreifens am 25. Juni nac Songe, dem Sitz des Sultans Massandja von Magalla führte. Wider Erwarten fand sich der Sultan Massandja in ein Löwenfell gehüllt zur Begrüßung ein. Die Magallaleute sind als kriegerisch gefürchtet, und ist es früher den Arabern nicht gelungen, in Magalla zum Zweck von Handel oder Sklavenraub vorzudringen. Jetzt sitzt den Magallaleuten die Massaifurcht in dem Nacken, denn vor etwa einem Jahr soll ein Massaitrupp dort plötzlich eingefallen sein und große Mengen Vieh weggetrieben haben. Dem Sultan wurde Hilfe gegen die Massai versprochen, doch bedarf es jest einer aber⸗ maligen Aufforderung, um ihn zum Besuche der Station zu be⸗ wegen, und es scheint, als ob es ihm noch nicht gelungen ist, gegen die europäerfeindliche Partei seines Landes aufzu⸗ kommen. Wenn auch Magalla als für den Viehhandel erschlossen zu betrachten ist, so wird es doch noch einige Zeit dauern, bis die Be⸗ wohner völlig botmäßig sein werden. Uebrigens war es das erste Mal, daß eine Serkal⸗Expedition in Magalla gewirkt hat. Um die geographische Kenntniß des auf der Karte sich fast als leerer weißer Fleck darstellenden Geländes westlich von Nrussu zu ver⸗ mehren, wurde nun von Songe aus ein Zickzackmarsch, zuerst in noordwestlicher Richtung bis Sengerema und von da in nordöstlicher Richtung bis Nordntussu ausgeführt. Der Sultan Massandja von Magalla begleitete die Expedition bis an die Grenze seines Landes. In Sengerema traf infolge des Zickzack⸗ marsches die Expedition überraschend für die Bevölkerung ein, die in aller Eile in die benachbarten Pori entfloh. Wahrscheinlich wurde Bestrafung befürchtet wegen eines Einfalles, den ein widerspenstiger vertriebener Manangwa von Usmao kürzlich im Verein mit den Sengerema⸗Leuten dorthin unternommen hatte. Erst nach längeren Bemühungen gelang es, mit einigen Manangwa und etwa 100 Sengerema⸗Leuten ein Schauri anzuknüpfen. Den Leuten wurde er⸗ öffnet, daß der Sultan zur Strafe für den Einfall in Usmao nach Muanza gebracht und dort so lange gefangen gehalten werde, bis seine Unterthanen zur Tributarbeit dorthin kommen würden. An dem diesem Schauri fol⸗ genden Tage wurde Unteroffizier Sabadtke mit dem gefangenen Sultan nach Muanza gesandt, um dort als Ersatz für Unteroffizier Begoihn zu verbleiben, welcher mittlerweile mit der Expedition des Leutnants Sand die Station verlassen hatte. Die Durchschreitung der zwischen Sengerema und Ntussu liegenden breiten Pori erforderte drei starke Märsche, und wurden die Porilandschaften Sagayu und Sowo passiert, die beide nur einige kleine Hüttenkomplexe aufweisen. In Sagayu zeigte man einen Lagerplatz der Baumann 'schen Expedition. Der Expedition des Dr. Fischer konnte sich niemand mehr erinnern.

Zwischen Sengerema und Sagayu wurde der Simipufluß über⸗ schritten, dessen Bett 40 m breit, 6 m tief, nur Wassertümpel und erheblichen Galeriewald zeigte. Flußpferde und Krokodile sollen sich in diesen Wassertümpeln beständig aufhalten. Am 3. Juli lagerte die Expedition in dem Ndolerési genannten Hüttenkomplexe der Pori⸗ landschaft Sowo. Auf dem Marsche durch die Landschaft Sowo

war häufig der Sansui zu sehen, ein runder Hügel von etwa 100 m rel. Höhe. Die im nautischen Jahrbuch angegebene Mondfinsterniß

sagte ich am Nachmittage an, und da dieselbe zum Erstaunen des

afkfrikanischen Publikums eintraf, so spielte dieses Ereigniß während des

weiteren Verlaufes der Expedition bei den Schauri eine große Rolle, indem die Nyampara nicht verfehlten, den Eingeborenen durch Schilderung dieses Ereignisses die Macht der Europäer vor Augen zu halten, und abergläubische Spannung malte sich stets in den Mienen der schwarzen Zuschauer, wenn ich durch das Instrument den Himmel beobachtete, denn das stand bei den Leuten fest, daß der Europäer die Mondfinsterniß durch seine Daua (Zauberei) veranlaßt habe, und alle Versuche, dies auszureden, begegneten nur einem ungläubigen Lächeln. Es ist eine merkwürdige Thatsache, daß gerade unter den Wasukuma, die am meisten mit den Europäern arbeiten, indem sie als Träger und Arbeiter vorzügliche Dienste leisten, noch ein geradezu unheimlicher Aberglaube herrscht. Sie glauben, daß ein Mensch, der eine gute Daua besitzt, sich z. B. in einen Löwen verwandeln kann. Ein großer Theil der Wasukuma verlangt von den Sultanen die Fähigkeit, Regen zu machen. Mißlingt einem Sultan dies mehrere Male, so wird er abgesetzt, wenn nicht die Furcht vor der Station dies verbietet, u. s. w. An anderer Stelle soll über die Anschauungen der Wasukuma ausführlicher berichtet werden. Nach Ueberschreitung mehrerer, dem Simiyn tributärer Wasserläufe, von denen der größte der Waliati zu sein scheint, wurde in Somanda, dem Sitze des Sultans Kitschimansale von Ntussu, gelagert. Trotzdem der Sultan kürzlich der Station einen Besuch abgestattet hatte, was vorher noch nie der Fall gewesen war, wurde er in Somanda nur mit geringem Gefolge getreffen. Der größte Theil der Bevölkerung war geflohen. Auch hier half wieder das einzige Mittel gegen die Scheu der Eingeborenen, nämlich „Warten“. Am nächsten Tage trafen fast sämmtliche Manangwa ein, nachdem sie sich ven den friedlichen Absichten der Expedition überzeugt hatten, und versprachen Gehorsam gegen die Station. Ihr Versprechen haben die Ntussu⸗ leute erfüllt, indem noch im Monat Jnli erwas 200 Leute zur Tribut⸗ arbeit in Muanza erschienen. Ein friedlicher Erfolg! Nördlich von Ntussu beginnen neue Formationen. Bisher wurde ein Plateau über⸗ schritten, welches in Nera sich als eine Ebene karstellt, aus der hin und wieder niedere Höhenrücken und Kuppen emporragen, welches in Abadi, Nunghu und Ntussu ein stark gewelltes Hügelland darstellt, durchweg mit den den Granitformationen eigenthümlichen, durch Erosion gebildeten Zigarrenformen. Nördlich von Ntussu ver⸗ schwindet plötzlich der Granit, und zeigen die Geländeerhebunge sanfte, runde Formen, wie der Sansui. Besonders auffällig sind zwei Berge, der Tutwa und der Ngasamso, die sich glockenförmig g den Horizont abheben, letzterer bis zu einer rel. Höhe von etwa m. Hier wurden bedeutende, stark eisenhaltige Thonschiefer⸗ und Quarzlager gefunden, die nach den Funden in Nserugurura wohl werth sind, auf abbauwürdigen Goldgehalt untersucht zu werden, umsomehr als Goldfunde durch die Expedition hier thatsächlich gemacht wurden. Nördlich beider Berge dehnt sich ein großes, wildreiches Pori aus. Wie im Simiypupori, wurden auch hier Kifaro, Strauße, Hartebeester, Thomson⸗ Gazellen und andere Antilopen, auch Zebra, getroffen. Südwestlich des Ngasamoberges war ein 25 m breites, 6 m tiefes Flußbett zu überschreiten, dessen Sohle mit Wassertümpeln bedeckt ist. Dieser luß, welcher auf der Karte nicht verzeichnet ist, heißt Duma und ommt von Osten, angeblich aus der Landschaft Ikoma. Zwischen den Landschaften Tutwa und Ntussu bindurchfließend, mündet er in den Simyiu. Er ist 5 identisch mit dem auf der Bau⸗ mann ’'schen Karte irrthü östlich Ntussu punktiert geführten Duma. Die Marschroute führte nunmehr nach NW durch die wenig be⸗ wohnte Landschaft Sagenghe n dem Rwankwe genannten Herg⸗ land, dessen Berge etwa 250 m r. Höhe haben und, von NNO nach SSW streichend, die Ostausläufer des Nass bilden. Hier beginnt das Land des Sultans K o von . Ein Missionsposten, zur Nassamission gehörig, sich in ukwe und zeugt von der Thätigkeit der prot ischen Missionare. Das Nassagebirge nördlich umgehend, gelangte die Expedition am 9. Juli 8 Nassa, dem Sitz des Sultans Kaponko. Unweit des Dorfes, an der Südostecke des Spekegolfes, liegt die Station Nassa der Church missionary society. Der

Leiter der Mission, Mr. Right, lebt mit Kavonko im besten Einvernehmen, der einer der wenigen Wasukuma⸗Sultane ist, welche einigen Einfluß besitzen. Nach Vereinigung mit der Safari des Leutnants Sand in Nassa setzte sich nunmehr die zum Marsche nach Ugaya bestimmte Expedition, wie folgt, zusammen: 4 Europäer: Hauptmann Schlobach, Leutnant Sand, Oberarzt Dr. Uhl, Unteroffizter Begoihn; 73 Askari, 40 Elephantenjäger; 1 Maxim⸗ geschä. 1 3,7 cm Schnellladekanone.

Lachdem Kaponko, soweit erforderlich, neue Träger gestellt hatte, wurde am 11. Juli der Marsch nach dem Norden an⸗ getreten, in die Zone des Völkergemisches zwischen Usukuma und ÜUgaya. Es ist augenscheinlich, daß Nassa der nördlichste Wasukuma⸗ staat ist. Das Ostufer des Spekegolfes ist bei Katoto an der Nord⸗Ostecke durchweg bewohnt, aber nur in einem 200 bis 300 m breiten Streifen längs des Ufers. Rechts vom Wege liegen ununterbrochen mehrere Kilometer breite, schöne Schirmakazien⸗ wälder, auf die weiter nach Osten lichte Mbuga folgt. In diesem Küstensaume liegen die beiden Landschaften Kalemera und Lukungu. Erstere wird von vorgeschobenen Waruri bewohnt, letztere von Wasekaleuten, welche aus Unyanyembe ierhergekommen sein wollen. Beide Landschaften gehören zum Sultanat Massanza, welches aber bedeutend südlicher liegt als Nassa. Diese merkwürdige Erscheinung erklärt sich nach den Aussagen der Bewohner so: Die Land⸗ schaften gehörten früher zu Nassa. Die Großväter der jetzigen Sultane von Nassa und Massanza haben darum gewürfelt, Massanza gewann. Nach Ueberschreitung des 20 m breiten und 4 m tiefen Rwanaflusses, der wenig Wasser führte, wurde die an der Nordostecke des Speke⸗ golfes belegene Landschaft erreicht, welche auf der Karte als Katoto bezeichnet ist, von den Bewohnern aber Guta genannt wird. Die⸗ selbe gehört bereits zum Reiche des Sultans Kitresa von Uschaschi. Nördlich und südlich von Ruwana erstrecken sich riesige Mbngas, die, mit kurzem Gras bestanden, völlig baumlos sind. Der Wildreichthum ist hier ein außerordentlicher. Zebraherden zu mehreren hundert Köpfen wurden mehrmals gesehen, Gunue, Leier⸗ und Schwarzfersen⸗Antilopen, Thomson⸗Gazellen ꝛc., ebenfalls in großen Herden, gewährten zusammen dem Auge des Reisenden das Bild eines riesengroßen Thiergartens. Die Ruwananiederung ist von großer landwirthschaftlicher Schönheit. Seltsame Gegensätze: Weithin ausgedehnte, gelbe, flimmernde Mbuga, im Norden die dunklen Baridiberge, im Westen der blaue Nyanza. Dazu Zebra⸗ und Antilopenhbeerden. Ein reizvolles, Stimmung erweckendes Bild. Der Versuch eines Zebrafanges mißlang, doch werden mit Hilfe des Sultans Kitresa weitere Versuche unter⸗ nommen werden, deren Erfolg nicht ausbleiben kann, wenn ein zu diesem Zwecke disponibler Europäer sich längere Zeit dazu gönnen darf. Sultan Kitresa wohnt in den Baridibergen und gilt als Beherrscher von Uschascht. Sein Benehmen gegen die Europäer ist gut, doch besitzt er leider nur geringen Einfluß. Sein östlicher Nachbar in den Ikiyubergen, Sultan Madudu, gilt als Zauberer und Regenmacher. Es hieß, er würde Krieg gegen die Europäer führen. Als jedoch die Expedition in seinem Lande erschien, zog er es vor, der⸗ selben mit Geschenken entgegenzugehen. Er versprach Gehorsam und erhielt Schutzbrief und Flagge. Eine Sage der Waschaschi verdient hier Erwähnung. In einer Höhle im BaPridiberge soll eine Wunderpembe (verzauberter Elfenbeinzahn) liegen. Wird dieselbe von jemandem fortgetragen, so fliegt sie nachts wieder in ihre Höhle zurück. Nördlich der Baridiberge ist die Karte wieder sehr unvoll⸗ kommen und unstimmig. Der Sugutifluß entspringt in Wirkklichkeit südlich des Mlandirira⸗Bergstocke und fließt üder Osten nach Norden und Westen um diese Berggruppe herum. Der Mlandirira ist ferner nicht ein einzelner kompakter Höhenzug, sondern ein Komplex mehrerer 250 bis 300 m hoher Schiefer. und Quarzberge, die halbkreisförmig etwa von Westen über Norden nach Osten gelagert sind. Den Namen Mlandirira führt nur einerdieser Berge. In diesem System liegt auch der Tiringatiberg. Hier wurde am 21. Juli ein Eingeborener mit einem Gewehr M/71 abgefaßt. Er gab an, das Gewehr in Utugulli gekauft zu haben, dessen Bewohner 1 ½ Jahre vorher zwei Askaris der Expedition des bana Major (Oberstleutnant von Trotha) ermordet hätten.

In weiterer Verfolgung dieser Angelegenheit gelangte die Expe⸗ dition über Matale, westlich von Uhemba, am 25. Juli nach Utu⸗ gulli in Sanakki. Die Bewohner benahmen sich feindselig, indem sie die Nachhut der Expedition mit vergifteten Pfeilen beschossen. Die Bestrafung der der Ermordung der beiden Askaris beschuldigten Dörfer wurde vorgenommen. Der Sultan von Sanakki kam gelegentlich des Rückmarsches der Expedition zur Begrüßung und betheuerte seine Unschuld. Er erhielt Schutz⸗ brief und Flagge. Die Bewohner der Sanakki dürften zu den Waruri gehören. Ebenso wie bei diesen und bei den Waschaschi herrscht die Sitte der Beschneidung. Die Landschaft Sanakki bildet das Hinterland von Ururi und ist bedeutend besser bewaldet als die übrigen Länder am Ostufer des Sees. An einigen Wasserläufen giebt es noch Bäume von solchen Dimensionen, daß große Einbäume daraus gefertigt werden können. Hier beginnt wieder die Granitformation und setzt sich ohne Unterbrechung bis an die Goribucht fort. In Sanakki, speziell in Uhemba, kommt in Form feiner Erde und weichen Steines ein blutrother Farbstoff häufig vor, den alle Bewohner des Ostufers benutzen, die Waruri besonders zum Bestreichen des Kopfhaares. Auf Bitten der die Expedition begleitenden Elephantenjäger wurde der Marsch nach der Marabucht gerichtet. Südlich dieser Bucht, welche tief ins Land einschneidet, liegen von Westen nach Osten die drei Landschaften Kiroba, Iregi und Bukana. Die Bewohner von Kiroba sind Waruri und unterstehen dem Sultan Kulinga. In Iregi und Bukaua wohnen vorgedrungene Wakenye aus der Landschaft Bukenye, welche etwa zwei Tagereisen landeinwärts am Mara lieat. Die Wakenye sollen von den Massai abstammen. Die nöthige Massaiwildheit konnte ihnen wenigstens nicht abgesprochen werden. Die Felsdörfer der Wakenye sind mit er⸗ staunlichem fortifikatorischem Raffinement auf 40 bis 50 m hohen, steil emporragenden Granitfelsen angelegt. Etwaige Brücken zwischen den Felsblöcken sind mit Cyklopenmauern geschlossen. Die runden kleinen Hütten stehen dicht neben einander und erscheinen wie angeleimt auf den nackten Felsblöcken. Nördlich des Maraflusses bis nach Ugaia ist diese Anlage der Dörfer die übliche, ein Beweis, welch kriegerische Verhältnisse bisher in diesen Gegenden geherrscht haben. Da auf der Südseite der Marabucht Kanus nicht gefunden werden konnten, mußte am 26. Juli längs der Marabucht stromauf⸗ wärts marschiert werden. Nach dem Abmarsch der Expedition zeigte sich der gefährliche Charakter der Wakenye. Mit wenigen Askaris befand ich mich am Morgen in der Nähe des Lagers, um eine Rundpeilung vorzunehmen, als plötzlich von zwei Seiten etwa 50 bis 60 Krieger mit Schild und Speer heran⸗ stürmten. Ehe es denselben gelang, auf 50 m heranzukommen, gab ich eine Salve ab. Als einige der Angreifer fielen, entflohen die übrigen. Beim Rückmarsch der Expedition erschienen die Leute des in Iregi wohnhaften Saltans Kehetenna, baten um Frieden und um Bestätigung des neuen Sultans Tschakwa. Kehetenna war von ihnen, wie sie angaben, vertrieben worden, weil er ihnen den Krieg gegen die Curopäer befohlen habe.

Der Weitermarsch nach Osten längs der Marabucht auf sumpfigem, mit niederem dichten Busch und Schilf bestan⸗ denem Untergrunde unter fortwährender Belästigung durch Moskito⸗ schwärme vI von statten. Elephantenspuren zeigten, daß 1 Elephantenherden leben. Erst am 29. Juli es, gegenüber dem Felsdorf des Sultans Kibore

dung des Mara in seine Bucht 2 I.n

nicht festgestellt werden, da die i

Das eder bereits den Charakter des Flusses ——

Fläche erscheint. der Ueber⸗

Zeit eine Breite von 40 m, eine ge⸗ und eine gemessen⸗ Stromgeschwindig⸗ herzuleihen

92 mühsamer

Morgen bis zum späten Abend. Einer derselben siel am dritten Tag infolge einer zu raschen, ungeschickten Bewegung ins Wasser und kam

nicht wieder zum Vorschein. Ohne Zweifel hatte ihn ein Krokodil

erfaßt, welches an jenem Tage bereits mehrmals in der Nähe der

Uebergangsstelle bemerkt worden war. Dasselbe hatte also, durch die

Karawane angelockt, von der Bucht stromaufwärts schwimmend, den

starken Strom zu überwinden vermocht. Nach Aussage der Wakenye

kann der Mara in der Regenzeit zu Fuß passiert werden, während er

in der Trockenzeit eine bedeutende Wassertiefe aufweist. Verschiedene Wasukuma der Karawane sowie auch die Elephantenjäger, welche zu ers luß überschritten hatten, be⸗ stätigten die Behauptung der Wakenye, sodaß kein Grund vorliegt, an der Richtigkeit derselben zu zweifeln. Zur Zeit unseres Ueberganges im

verschiedenen Jahreszeiten früher den

Monat Juli, einem der trockensten Monate, war jedenfalls, wie oben ge schildert, der Wasserstand ein 6 m hoher, und zeigte sich während des Zeitraums von vier Tagen nicht die geringste Aenderung. Ebens

einwandfrei wie diese Beobachtung dürfte die Mittheilung des Dr. Fischer sein, welcher den Mara im Januar 1886 etwa einen Tagemarsch oberhalb unserer Uebergangsstelle ohne Schwierigkeit überschritt, worüber er in „Petermann’s Mittheilungen“, 32. Bd., 1886, Folgendes schreibt: „Nachdem wir sodann mehrere Tage durch unbewohntes, wegloses, zum theil dicht bewaldetes Terrain ge⸗-

zogen waren, gelangten wir nach Durchgang des Maroaflüßchens, das

wenig lehmfarbenes Wasser in einem tiefen breiten Bett führte, in die Gebiete von Kiniamongo ꝛc.“ Januar zwischen großer und kleiner Regenzeit liegt. Nach Aussage

der Wakenye führt der Mara die von uns beobachtete Wassermenge

vom Schlusse der großen Regenzeit bis zu dem der kleinen annähernd gleichmäßig, alsdann sinkt er allmählich. nach zwar als ein periodischer Wasserlauf zu betrachten, der aber niemals ganz auszutrocknen scheint; sein jedoch von dem anderer afrikanischer Flüsse völlig ab⸗

weichend, indem er seine größte Wassermenge in der Trockenzeit führt. Vielleicht läßt sich diese befremdende Erscheinung durch ein im Quell⸗

gebiet befindliches großes Reservoir erklären, welches während der Regenzeit ungeheuere Wassermassen aufsammelt und dieselben erst in der Trockenzeit allmählich in das Marabett abgiebt oder durch die

Annahme zeitlicher Unterschiede der Regenperioden im Mündungs⸗ und

Quellgebiet, dessen Entfernung dann eine große sein müßte. Die

Wakenye des Sultans Kibore erwiesen sich als ein durchaus zutrau⸗

liches Völkchen. Die laug herabhängenden Ohrlappen beweisen auch früheren Zu⸗

wenigstens einen

hier die Abstammung oder Der Sultan Kibore war eifrig

sammenhang mit den Massai.

bemüht, sich unsere Freundschaft zu sichern, und bat um Bestrafung

der Wasweta, die sein Land kürzlich überfallen und eine große Zahl Weiber und Vieh fortgeschleppt hatten.

einen Kampf mit ihnen wage. In ihrer riesengroßen, von hohen Mauern umgebenen Boma Kiboroswa seien sie überdies unangreifbar. Die Schilderung des Sultans Kibore machte zwar den Eindruck

krasser Uebertreibung; trotzdem wurde am 2. August der Marsch nach

Kiboroswa unternommen, um das Vertrauen der Wakenye zu recht⸗ fertigen und durch den Augenschein ein Urtheil über den Charakter

der Wasweta zu gewinnen. Leider bestätigten sich die Behauptungen

des Sultans Kibore durchaus. Am 2. August, Vormittags 11 Uhr, befand sich die Expedition einer Negerfestung von überraschenden Dimensionen gegenüber. Die

Boma Kiboroswa, zwischen zwei fließenden kleinen Wasserläufen auf

einem etwa 50 m hohen Rücken gelegen, zeigte auf der der Marsch⸗ richtung zugekehrten Seite eine etwa 600 m lange, 3 m hohe, durch Dornenverhau auf der Mauer verstärkte Mauer. Dieselbe war in ihrer ganzen Länge dicht mit Kriegern besetzt, deren Speere meterhoch die Spitzen des Dornverhaues überragten. war ein äußerst kriegerischer und zeigte deutlich den Hochmuth und die feindlichen Absichten der Wasweka. Nach zweimaliger Ab⸗ sendung von Boten wurde die Aufforderung, Verpflegung an die

Expedition zu verkaufen, in beleidigender Weise dadurch beantwortet,

daß drei Negergreise mit einem mageren Schaf aus der Festung

heraustraten und sich dem Lager näherten. Auf halbem Wege machten dieselben jedoch ohne jeden Grund Kehrt und gingen langsam zur Festung

zurück. Einer sofort nachgesandten Askaripatrouille gelang es, einen der Greise zu fangen. Dieser erklärte im Lager, daß unsere Be⸗

mühungen, mit den Wasweta friedlich zu verhandeln, vergebliche G

bleiben würden, denn schon seit mehreren Tagen sei bei den Wasweta Kriegsrath gehalten worden, in welchem die wenigen

alten Männer zum Frieden gerathen hätten, ohne die jungen 8

Krieger beeinflussen zu können, die „sehr Krieg“ ver⸗ langten. dieser Erklärung und angesichts der drohenden Haltung der Waswetakrieger, die einen nächtlichen Ueberfall erwarten ließ, ging ich unverweilt 12 Uhr Mittags zum Angriff über. Nach halbstündiger tapferer Gegenwehr der Wasweta wurde die Boma Kiboroswa gestürmt. Von den naheliegenden Hügeln aus schauten die Nachbarn der Wasweta dem Kampfe zu, der allgemein für eine Probe auf unsere Tapferkeit betrachtet zu werden schien. Die Wakenye wagten jedoch nicht, mit uns am Kampfe theilzunehmen, weil sl wohl an einem Siege unsererseits zweifelten und für diesen Fall die Rache der Wasweta doppelt fürchteten. Nach Einnahme der Festung kamen die Wakenye des Sultans Kibore glückwünschend herbei und betheiligten sich in großer Zahl an der gewaltigen Arbeit der Niederlegung der am Fuße 2,5 m dicken Cyklopenmauern, die am 3. August Abends vollendet war. Rasch eilte die Kunde von dem Siege der Wadakki (Deutschen) über die Wasweta durch die Lande nördlich des Mara bis nach Ugaya hin, und die Folge war, daß die Sultane des Nordens um Freundschaft baten. Ohne die Eroberung von Kiboroswa aber würde die Expedition wohl auch weiterhin allenthalben aktiven oder passiven Widerstand gefunden haben, und die Anlage eines Postens nördlich 4 v; Le8 Hauptaufgabe der Station, wäre auf große Schwierig⸗ eiten gestoßen.

Am 4. August wurde der Marsch nach der Moribucht angetreten. Drei Märsche durch ein nur stellenweise bewohntes, malerisches, sehr wildreiches Pori längs des Segengheflusses führten nach der Mori⸗ bucht. Diese im Norden und Süden von bizarren Granitfelsen um⸗ gebene Bucht ist von wildromantischer, landschaftlicher Schönheit und zeigt einen scharf abgesetzten, nur stellenweise mit Papyrus bewachsenen Strand. In Kirugu auf der Nord⸗ und Nordostseite bilden einige Felsdörfer, die von Wakiseru⸗Leuten bewohnt sind, das kleine Reich des Sultans Nyamkami. Der große Holzmangel, der auf weite Strecken um die Moribucht herum auftritt, im Verein mit der verschwindend geringen Bevölkerungsmenge, ließen die Anlage eines Postens dafelb. die rasch und billig von statten gehen und von Nutzen sein soll, nicht zu. Der Moriflaß zeigte bei seiner Ueberschreitung dicht oberhalb der Bucht einen Wasserstand von Kniehöhe. Während im Jahre 1886 Dr. Fischer in Mara einen minimalen Wasserstand vorfand, zwang ihn wenige Tage nach dessen Ueberschreitung die Hoch⸗ fluth des Mori zu zweitägigem Aufenthalt. Jetzt hat sich also gerade eine entgegengesetzte Erscheinung gezeigt. Am 8. August, als die Expedition noch in Kirugu lagerte, traf eine Flottille von 21 Kanus, meist Wakerewe⸗Kanus in der Moribucht ein mit Post und Europäer⸗ lasten. Der Sultan Mkaka von Ukerewe führte die Flottille selbst. Er erzählte, auf Ukerewe und im südlichen Muanzabezirk habe sich ein Gerücht gebildet, wonach die Expedition in einem großen Gefecht völlig vernichtet worden sei, er selbst habe es sofort als ein Lügen⸗

S* Die Thatsache jedoch, ein alter Sultan, wie kaka, zu einer großen eise entschlossen hatte, bewies das Gegentheil. Die Kanuflottille hatte den Weg von za nach der Moribucht in neun Tagen zurückgele Nördlich der Mori⸗ bucht beginnt Ugaya mit seinem südlichsten Theile, dem Lande Schirati, dessen Bewohner Wasoba nennen. Der Sultan Rybogo bewies in jeder Hinsicht die größte Zuvor⸗ kommenheit und ruhte nicht, bis Blutsfreundschaft mit ihm 9— wurde, auch versprach er, alle erforderlichen Dienste zu

den Fall, daß wir an seiner Küste eine Boma bauen wollten. Diese Fenen itwilligkeit des Sultans Rybogo entsprang aber

Hierzu ist zu bemerken, daß der

Der Mara ist dem⸗

Charakter ist

1 nd Vie Im weitesten Umkreise herrschte die größte Furcht vor den Wasweta, deren Gewerbe Raub und Mord bilde, und deren Tapferkeit so groß sei, daß niemand

Der Anblick

ni

8

soda und angeblich allen Wagaya, bereits den Kindern, wenn sie etwa das achte Lebensjahr en ce Hoben, die vier Schneidezähne des Unter⸗

zufechten haben, kündigen sie sich den Krieg an und stellen sich am be⸗ stimmten Tage in einer Entfernung von mehreren Kilometern einander

sauberen Strand ohne Papprusdschungeln, soda existieren. Da auch das Hinterland frei von

auf der Spitze der Landzunge gefunden, die auch der Sultan Rybogo vom Nvanza ab, etwa 30 m über demselben und ist auf drei Seiten

vom See umgeben. d Bwikasse⸗Vorgebirges, welches die sogenannte Kwirondobucht im

Norden begrenzt.

die Lage des Postens im Verhältniß zur englischen Grenze, dem

zenithdistanzen gemessen, und ergaben die Messungen mit guter Ueber⸗ einstimmung eine südliche Breite von 10 7‧„, d. b

meiner Messungen bestätigen, daß der Gorifluß dicht südlich vom

werden sollte, was in absehbarer Zeit nicht zu erwarten sein dürfte, ergiebt sich der Gorifluß als natürliche Grenze.

des Gori unternommen. 1 Nvankazi, etwa 3 km südlich des Gori gelegen, sind bereits Wademi.

Am 15. Auaust begann der Rückmarsch . Halbinsel Mohurru, die zwischen der Schirati⸗ und Kavirondobucht

liegt, in das kleine Sultanat des Maridja. Im Gegensatz zu einer

wurde. Zwei starke Märsche brachten die Expedition von Mara zum

angelegt ist.

mangelhaft. Ein großer gutentwickelter Bananenhain und alle son⸗

listigen Charakter seiner Waruri und gestand selbst zu, daß er keinen

und dem Schiratiposten gelegenen Länder und Hebun 86 werden.

bpezirks, also des Süd⸗ und Ostufers unseres Nyanzaseengebietes im ESspeziellen, sei nach der geschilderten Bereisung noch Folgendes hinzu⸗

1 pflegung, Menschenmangel und die Thatsache, daß die Eingeborenen

feilbietet, hält dasselbe in der linken Hand so lange fest, bis er in

bilden eiserne Hackenblätter und Perlen. Stoffe werden ungern als

kange Lederschilde und Speere. Als Kriegsschmuck tragen sie vor der Stien ein Stück mit Perlen geziertes, meist schwarz, weiß, roth ge⸗

die jeder im Munde führt, bequem durch die Zahnlücke herausgeblasen

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günstige bezeichnet werden. Aus diesem Grunde und weil Schirati die

einzige gutbevölkerte Landschaft des für die Anlage einer Station

in Betracht kommenden Ostufers des Nyanza ist, die auch ein

bevölkertes Hinterland bat, beschloß ich, bier zur Anlage des befohlenen

statt, wobei die Flagge gehißt und Salutschüsse abgegeben wurden. Als Besatzung des Postens wurden bestimmt: Leutnant Sand, Unter⸗

In der Landschaft Iriéni bemühte sich der Sultan Mrämbura der

Wassimbiti ängstlich um unsere Freundschaft. 1 unter Null.

icht, wie man annehmen möchte, der Massaifurcht, sondern wobl viel⸗ I dem Wunsche, von den Europäern durch Handel zu verdienen. ür den Handel scheinen nämlich die Leute einen sehr ausgebildeten r zu besitzen. Der Mann, welcher sein kleines Körbchen Mehl der rechten den Kaufpreis hat. Den begehrtesten Handelsartikel

gangenommen, da Männern und Weibern eine dürftige Fellkleidung gt. Die Wasoba sind kriegerische, woblgebaute Leute, sie führen

ärbtes Straußenei, sodaß dessen hohle Seite nach Außen zeigt. Die wie überall in Ururi und Ugaya üblichen eisernen Manschetten die Unterschenkel und Unterarm zur Hälfte bedecken, erhöhen noch das kriegerische Aussehen der Wagaya. Die Dörfer sind mit einer 2,5 bis 3 m hohen, dicken Lehmmauer umgeben, die in früherer Zeit zur Ver⸗ theidigung gegen die Massai errichtet worden ist. In den letzten Jahren hat nach Angabe der Wasoba ein Massai⸗Einfall nicht stattgefunden. Ein eigenthümlicher Gebrauch gebietet den Wa⸗

kiefers herauszubrechen, damit, wie sie sagen, der Rauch der Pfeife, erden könne. Der ritterliche Sinn der Wagada zeigt sich in brer Kriegführung, die nach ihrer Schilderung folgendermaßen vor ich geht. Wenn zwei Stämme oder Dorfschaften einen Strauß aus⸗

egenüber auf, wobei jede Partei ihr ganzes Vieh mitbringt und hinter Wich postiert. 8 der Mitte wird der Kampf ausgefochten, sodaß also der jegreichen Partei leicht das Vieh der unterlegenen zufallen muß. Das Gelände an der Schiratibucht ist in der Nähe derselben fa völlig flach und kahl, erst mehrere Kilometer landeinwärts erheben sich

jed waldete Höhenrücken. Die Bucht zeigt fast durchweg einen niedere, be L 8. Meeri hier nicht

ümpfen ist, muß die Lage der Schiratibucht in gesundheitlicher Hinsicht als eine sehr

Postens zu schreiten. Ein in taktischer Beziehung guter Platz wurde bewohnt, unweit von dessen Boma. Der Platz liegt etwa 250 m Die Aussicht reicht bis an die Spitze des

Am 12. August fand die feierliche Eröffnung des Postens in Gegenwart des Sultans Rybogo und seiner Manangwa

offizier Begoihn und 40 Askari, dazu eine Schnellladekanone. Um 1. Grad südlicher Breite, festzustellen, wurden mehrere Meridian⸗

b. also einen. füdlichen Abstand von rund 13 km vom 1. Grad. Diese und andere

1 Grade liegt. Bis also die Grenzfrage einmal eine brennende

Am 13. August wurde ein Orientierungsmarsch bis in die Nähe Die Bewohner der Dörfer Ngoro und

Dieselben ließen es an nichts feblen, um unsere Freundschaft zu erwerben. nach der lang vorspringenden

Schilderung eines früheren Reisenden zeigten sich die Bewohner von Moburru als friedfertige Leute. Vom 16. August an wurde der Rückweg nach Muanza auf kürzestem Wege in starken Märschen durch⸗

eführt, um die Dauer der Expedition soweit als möglich zu beschränken.

Sein Einfluß ist

Die Ueberschreitung des Maraflusses bei Mrämbura's Dorf, noch

in der Bucht selbst, wurde mittels des Segelbootes „General Liebert“ und mit Hilfe der vom Sultan gestellten mangelhaften Kanus unter

großen Schwierigkeiten bewerkstelligt. Durch die an beiden Ufern der

Bucht 200 300 m breiten vorgelagerten Papyrusdschungeln vorzu⸗ dringen, war nur mit Kanus möglich, und gehörte dazu stundenlange, angestrengteste Arbeit, die durch Millionen von Moskitos zur Qual

Sultan Kalinga von Ururi, dessen Dorf auf steilem Felsplateau 3 In der Nähe liegt eine Missionsstation der weißen Väter, die vor etwa Jahresfrist nach dem Tode des superior pater Thuet verlassen wurde. Die Mission befand sich noch in gutem bau⸗ lichen Zustand, ihre Lage in gesundheitlicher Beziehung ist sehr

stigen Anlagen beweisen die Thatkraft und den Fleiß der beiden Missionare, die nur kurze Zeit dort wirken konnten. Der Sultan Kalinga, ein intelligenter Mann, hat sich durch den Verkehr mit den Missionaren ein für einen Neger erstaunlich gewandtes und ge⸗ bildetes Benehmen angeeignet. Er klagte aber sehr über den hinter⸗

Einfluß besitze. Mit Freuden begrüßte er daher die Eröffnung des Schirapostens. Nach sechs weiteren starken Märschen längs des Sprekegolfes durch die Landschaften Sanakki, Katoto, Uschaschi, Nassa, Massanza, Sima, Magu und Klein⸗Usukuma traf die Expedition am 29. August bei der Station Muanza wieder ein. Der Rückmarsch war völlig friedlich von statten gegangen. Die Expedition hat im

Ganzen 81 Tage gedauert. Als Erfolge derselben sind zu bezeichnen:

1) Die Anlage eines Offizierpostens an der Schiratibucht, durch welchen nunmehr die deutsche Macht im Norden des Muanzabezirks bis zur englischen Grenze wirklich geltend gemacht wird.

2) Nachdrückliche Bereisung der zwischen der Station Muanza b des Ansehens der Station in denselben, sodaß der Handel und Wandel am Ost⸗ ufer des Victoria⸗Nyanza gesichert ist. Eventuell erfolgreiche Schürf⸗

unternehmungen und Zebrafang können jederzeit in Angriff genommen

3) Erweiterung der geographischen Kenntniß der bereisten Länder durch Routenaufnahmen und astronomische Bestimmungen. Bezüglich der wirthschaftlichen Bedeutung des Muanza⸗

Fefügt; Die politischen Verhältnisse in Uganda und noch mehr der Kampf der englischen und französischen Kolonialpolitik um den Sudan haben die Engländer veranlaßt, große Truppenmassen in Uganda zu konzentrieren. Unsichere Zustände, mangelhafte Produktion an Ver⸗

der englischen Kolonie sich als Träger nicht eignen und sehr hohe Preise verlangen, zwangen die emallschen Kaufleute 8. längerer Zeit, ihre Waarentransporte für Uganda durch unsere Kolonie zu leiten, die bekanntlich über ein gutes, reichliches Trägerpersonal verfügt. Infolge des gewaltigen Konsums in Uganda finden auch deutsche Firmen neben den englischen reichen Absat für ihre Waaren daselbst, sowie einen guten Verdienst durch Uebernahme des Transports englischer Lasten, c ald sie über die nöthige Anzahl von sserfahrzeugen verfügen. uch der Export von Vieh in guter Jahreszeit nach Uganda bietet g ünstige Aussichten, da für das⸗ selbe in Uganda etwa der fünffache Perih ves hier billigen Einkauftz⸗ preises erzielt wird. Diese jetzt so günstigen Umstände für kauf⸗ männische Unternehmungen werden natürlich eine Aenderung zu ihren

Sudan sich beruhigt haben, weil dann die Engländer den ungeheuren, millionenverschlingenden Apparat, mit dem sie jetzt arbeiten müssen, umgehend vereinfachen werden. Die Mombassabahn, die .ee mit den Victoria⸗Nyanzasee verbinden soll, kommt, wie es sich mehr und mehr berausstellt, als schädlicher Konkurrent für den hiesigen Exporthandel nicht so sehr in Betracht, als man glauben konnte. Der Bau schreitet schon jetzt sehr langsam vorwärts, und das nahe der Küste im günstigen Gelände. Je weiter nach Westen werden die Schwierigkeiten, wie die Karte zeigt, mehr und mehr zunehmen. Nachrichten aus Uganda besagen, daß man englischerseits nicht vor zehn Jahren die Beendigung des Bahnbaues erwartet, daß ferner sogar Zweifel dort herrschen, ob der Bau nicht vor seiner Beendigung eingestellt werden wird. Selbst wenn die Mombassabahn in abseh⸗ barer Zeit fertiggestellt werden sollte, ist zu bedenken, daß diese in erster Linie aus strategischen Gründen erbaute Bahn infolge ihrer außerordentlichen Bau⸗ und Unkosten speziell für den Gütertransport sehr hohe Preise verlangen wird. Bezeichnend ist die Erklärung eines Vertreters einer großen englischen Firma, wonach dieselbe auch nach Fertigstellung der Mombassabahn beabsichtigt, ihre Güter weiterhin mittels Träger durch die deutsche Kolonie zu be⸗ fördern. Durch Handel und die Aussicht auf lohnende Ausbeute mineralischer Schäͤtze gewinnt das Muanzagebiet, d. h. das Süd⸗ und Ostufer des Sees, eine wirthschaftliche Bedeutung, die wohl noch die des Westufers, des Bukobagebiets übertrifft, dessen seoßer Werth hee. u* Vorzüge im Plantagenbau, speziell im Kaffee⸗ au, liegt. b

Nach amtlichen Berichten aus Kamerun ist Mitte De⸗ zember v. J. die Kaiserliche Schutztruppe unter Führung des e. von Kamptz zur Bestrafung des bekannten

äuptlings und Sklavenräubers Ngila in der Richtung nach

Naunde aufgebrochen. n

Die Sanga Ngoko⸗Expedition ist Ende Dezember in Kinschassäa am Stanleypool eingetroffen. Da alle Dampfer beschäftigt waren, sollte der Aufrbruch zum Sanga Anfang Januar erfolgen. In Boma hat sich der Leutnant Kramsta, der sich auf eigene Kosten nach Afrika begeben hat, der Expedition angeschlossen.

Oesterreich⸗Ungarn.

Nachdem der Kaiser gestern die ungarischen Minister Baron Fejervary, von Lukacs, den Minister⸗Präsidenten Baron Banffy und Koloman Szell einzeln in Audienz empfangen hatte, fand, wie die „Neue Freie Presse“ meldet, unter dem Vorsitz des Kaisers ein ungarischer Minister⸗ rath statt.

Die ungarischen Minister und Koloman Szell kehrten gestern bezw. heute früh nach Budapest zurück.

Die Meldungen der Wiener Blätter über die gestern hin⸗ sichtlich der Lage in Ungarn gefaßten Beschlüsse stimmen darin überein, daß zunächst die Kompromißverhandlungen mit der Opposition noch fortzusetzen, aber möglichst bald zu Ende zu führen seien. Einige Blätter bezeichnen diesen Versuch als den letzten und die Lösung als in nächster Zeit bevorstehend.

Großbritannien und Irland.

Bei der fortgesetzten Adreßdebatte im Unterhause brachte gestern, wie „W. T. B.“ berichtet, Mac Neill einen Unter⸗ antrag ein, in dem hervorgehoben wurde, daß von 44 Ministern 25 Verwaltungsräthe bei Aktiengesellschaften seien. Ein solches Amt sei mit dem Amte eines Ministers unvereinbar und ge⸗ eignet, das staatliche Leben herabzuwürdigen. Campbell Bannerman unterstützte den Antrag; Balfour bekämpfte denselben und erklärte, die Bekleidung des Postens eines Verwaltungsrathes bei einer ehrenhaften Gesell⸗ schaft übe keinen nachtheiligen Einfluß auf die Verwaltung eines Staatsamtes. Indessen solle kein Minister ein Nebenamt bekleiden, von dem er annehmen müsse, daß es die Integrität seines Staatsamtes berühren könnte, oder welches seine amt⸗ liche Arbeitszeit in Anspruch nehmen würde. Der Unterantrag wurde darauf mit 247 gegen 143 Stimmen verworfen.

Mit der Prüfung der chilenisch⸗argentinischen Grenzfrage, welche dem Schiedsspruch der britischen Re⸗ gierung unterbreitet worden ist, sind Lord Macnaghten, e Ardagh und Oberst Holdi ch beauftragt

1“ Frankreich. 11.“ 8 Der General⸗Prokurator Man au und der Präsident der Kriminalkammer des Kassationshofes Loew begaben sich, dem „W. T. B.“ zufolge, gestern Vormittag in das Justiz⸗ Ministerium zu einer Besprechung mit dem Justiz⸗Minister Lebret. Drei Räthe der Kriminalkammer lassen gegenwärtig eine Abschrift der von dieser Kammer zu den Untersuchungsakten genommenen Schriftstücke und Zeugen⸗ aussagen herstellen. Nach Beendigung dieser Arbeit wird die Drucklegung in der Nationaldruckerei so rasch wie möglich erfolgen, damit die Schriftstücke unter die Mitglieder des Kassationshofes vertheilt werden können, sobald der Senat den Gesetzentwurf, betreffend das Revisionsverfahren, genehmigt haben wird. Im Justiz⸗Ministerium hofft man, daß die end⸗ gültige Entscheidung von den vereinigten Kammern des Kassationshofes vor Ostern gefällt werden könne. Gestern fand die zweite Versammlung der kürzlich ge⸗ gründeten Liga „La Patrie française“ statt, welche der Professor an der Sorbonne Marcel Dubois einberufen hatte. Es waren etwa 2000 Personen anwesend. Frangçois Coppée führte den Vorsitz und stellte fest, daß die Mitgliederzahl der Liga 80 000 erreicht habe. Nachdem sich Coppée über Quesnay de Beaurepaire lobend ausgesprochen hatte, erklärte er, die Liga werde sich vor der Entscheidung des Kassationshofes, das heiße, der ver⸗ einigten Kammern desselben, beugen. Ferner werde die Liga fortan eine Reform fehlerhafter Gesetze verlangen. Als Coppée dann zur Verherrlichung des Heeres überging, erhob einer der Anwesenden Widerspruch; derselbe wurde aus dem Saal entfernt. Am Schluß seiner Rede erhob Coppée Einspruch gegen die dem Heer und Frankreich zugefügten Beleidigungen. (Beifall; Rufe: „Es lebe das Heer!”“ „Es lebe Frankreich!“) Marcel Dubois verbreitete sich sodann namentlich über den Patriotismus und beklagte es, daß rankreich von Franzosen verleumdet werde. Er sprach die offnung aus, die Liga werde gute Dienste leisten dadurch, daß 8 dem Klassenhaß und dem Haß der religiösen und politischen Parteien gegeneinander entgegenwirke. Der Senator Fabre richtete ein Schreiben an den Minister⸗Präsidenten Dupuy und den Kriegs⸗Minister de reycinet, um dieselben wegen der Anwerbung von ffizieren und Soldaten für die Liga „La Patrie française“

Ro

Ungunsten erfahren, sobald die Verhältnisse in Uganda und im

zu Kogrt

in Marse im freun

feindlichen Sinne führten zu einigen Schlägereien a Wege vom Landungsquai nach dem Bahnho.

Italien.

Wie die „Agenzia Stefani“ berichtet, hat der Ackerbau⸗ Minister Fortis wegen der gestrigen Ablehnung des Gesetz⸗ entwurfs über Getreide⸗ und landwirthschaftliche Kassen durch den Senat dem König sein Entlassungsgesuch überreicht, welches indessen nicht angenommen wurde. Im Gegensatz zu einer Meldung der „Indépendance Belge“ aus Rom erklärt die „Tribuna“ es mindestens für verfrüht, daß bereits Vereinbarungen bezüglich einer Schiff⸗ fahrtslinie von italienischen Häfen nach China beständen, oder daß Italien beabsichtige, eine Station an den chinesischen Küsten zu pachten.

Spanien. Aus Bilbao wird dem „W. T. B.“ gemeldet, daß es dort wegen Auflehnung gegen die Erhebung der Thür⸗ und Fenstersteuer zu Unruhen gekommen sei; die Polizei habe jedoch die Ordnung wiederhergestellt.

8 Rumänien.

In der Deputirtenkammer führte gestern in Beant⸗ wortung einer Interpellation des Sozialisten Mortzun über die jüngste Bauernbewegung der Minister des Innern Pherekydes, dem „W. T. B.“ zufolge, aus: die Bewegung sei durch die bäuer⸗ lichen Klubs, die Werke der Sozialisten seien, hervorgerufen worden. Der Sozialistenklub in Bukarest habe den leichtgläubigen Bauern versichert, der Beitriit zu dem Klub gebe ihnen das Recht, Landbesitz zu erhalten. Zwei Agitatoren seien verhaftet worden, einige andere würden verfolgt; der Klub sei aufgelöst worden. Der Minister hob hervor, daß bei der Agitation mehrfach ausländische Sozialisten mitgewirkt hätten. Es sei un⸗ zulässig, daß Ausländer eine sozialpolitische Bewegung in Rumänien leiteten, da die Verfassung nur den Rumänen politische Rechte gebe. Daher seien die Auflösung des Klubs und die Ausweisung der ausländischen Agitatoren gerechtfertigt. Nunmehr herrsche allenthalben Ruhe. Zum Schlusse geißelte der Minister noch die Uebertreibungen der Angelegenheit in der ausländischen Presse und erklärte, die Regierung werde gegenüber den Urhebern der Unruhen ihre Pflicht erfüllen.

Serbien.

Das Wiener „K. K. Telegr.⸗Korresp.⸗Bureau“ er⸗ fährt aus Belgrad, daß mehrere hervorragende Staats⸗ beamte wegen inkorrekter politischer Haltung und wegen des Versuchs, die radikale Partei neu zu organi⸗ sieren, ohne die gesetzlichen Bedingungen zu erfüllen, pensioniert worden seien. Unter diesen Beamten befänden sich auch der Sektions⸗Chef im Finanz⸗Ministerium Miloche⸗ witsch, der Bankkommissar Dr. Patschu und der frühere Minister⸗Präsident Simitsch. Der neu ernannte Gesandte in Athen Gjaja sei zur Disposition gestellt worden.

Amerika. 2

Einer Meldung des „W. T. B.“ aus Washington zufolge hat das neunte Infanterie⸗Regiment den Befehl erhalten, sich nach San Francisco zu begeben und zur Abfahrt nach Manila bereit zu halten.

Ein in New York eingetroffenes Telegramm aus Managua besagt, der Präsident Faka; habe über ganz Nicaragua den Belagerungszustand verhängt.

Aus Montevideo berichtet das „Reuter'sche Bureau“: Cuestas habe gestern die Präsidentschaft von Uruguay dem neuen Senats⸗Präsidenten Batele y Ordonez übergeben, welcher die Geschäfte des Präsidenten bis zum 1. März d. J. führen werde. An diesem Tage werde die Wahl des konstitu⸗ tionellen Präsidenten stattfinden. Die Wahl Cuestas' gelte als fast sicher. .

„Daily Mail“ meldet aus Kairo: Die egyptische Regierung richtete ein Rundschreiben an die Mächte mit dem Anerbieten, die gemischten Gerichtshöfe nach Schluß der laufenden Amtsdauer auf weitere fünf Jahre funktionieren zu lassen. In dem Rundschreiben erklärt sich die egyptische Regierung damit einverstanden, daß die ge⸗ 5 Gerichtshöfe die Jurisdiktion über die Beziehungen zwischen den Gesellschaften mit beschränkter Haftpflicht und den Eingeborenen behalten; dagegen wird der Wunsch ausgesprochen, daß die Beziehungen zwischen den Verwaltungen der Dalra⸗ Sanieh und der Eisenbahnen einerseits und den Eingeborenen andererseits der Jurisdiktion der gemischten Gerichtshofe nicht unterliegen sollen. Die Regelung der die Kasse der egyptischen Staatsschuld betreffenden Fragen wird einem besonderen Ab⸗ kommen vorbehalten.

Nach einem Telegramm desselben Blatts aus Kapstadt hat der Erste Raad der Südafrikanischen Republik gestern Nachmittag seine Sitzungen wieder aufgenommen. Aus dem ihm vorgelegten Finanzbericht ergiebt sich, daß die Aus⸗ gaben des Vorjahres die Einnahmen um eine hacbe Million Pfund überschritten haben. Für das laufende Jahr sind die Einnahmen auf 4 589 755, die Ausgaben auf 4 370 936 Pfund veranschlagt.

Parlamentarische Nachrichten.

Die Berichte über die gestrigen Sitzungen des Reichs⸗ tages und des Hauses der Abgeordneten befinden sich in der Ersten und Zweiten Beilage.

In der heutigen (34.) Sitzung des Reichstages, welcher der Staatssekretär des Innern, Staats⸗Minister Dr. Graf von Posadowsky beiwohnte, wurde die erste Be⸗ rnh des Entwurfs eines Invalidenversicherungs⸗ ge etes ortgesetzt.

Das Wort nahmen bis zum Schluß des Blattes die Abgg. Dr. Oertel⸗Sachsen (d. konsf.) und Bräsicke (fr. Volksp.).

Das Haus der Abgeordneten begann in der heutigen (21.) Sitzung, in welcher der Justiz⸗Minister Schönstedt zu vr. war, die erste Berathung des Entwurfs eines Ausführungsgesetzes zum Bürgerlichen Gesetzbuch.

Abg. Dr. Frsnse (nl.) beantragt, in der allgemeinen Besprechung dieses Gesetzentwurfs auch den Entwurf eines preußischen Gesetzes über die freiwillige Gerichtsbarkeit zur

iskussion zu stellen. Dieser Antrag wird nach kurzer Ge⸗ schäftsordnungsdebatte angenommen.

Abg. Dr. Krause: Ueber die vielen Einzelheiten dieser Vorlage

Régis sind gestern 888 8. '

r uns bier kaum unterhal Ich beantrage beide Gesetz⸗