1899 / 42 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 17 Feb 1899 18:00:01 GMT) scan diff

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Deutsche Kolonien.

Ueber die deutsch⸗ ostafrikanische Station Moschi am Kilimandjaro berichtet das „Deutsche Kolonialblatt“:

Die ganze Station ist prachwoll angelegt. Der Hauptpunkt und auch der Hauptschmuck der Boma ist das Wohnhaus der Offiziere. Es ist das ein großes zweistöckiges Gebäude, einem stolzen süddeutschen Bauernhause ziemlich ähnlich. An das Wohnhaus der Offiziere reihen sich die Nebengebäude, das Unteroffizierhaus ꝛc. Diese Gebäude, welche mit dem Wohnhaus der Offiziere die eigentliche Boma bilden, sind mit einem Graben und mit Stacheldraht umgeben. Links vor dem Eingangsthor liegt das neue Lazareth für Schwarze. Dasselbe ist recht praktisch eingerichtet und umfaßt neben den Krankensälen für Weiber und Männer ein Operationslokal und ein Zimmer, das zur Aufbewahrung von chirurgischen Gegenständen dient. Rechts vor dem Thore steht eine große transportable Baracke, welche zur Zeit als Fremdenzimmer dient. Weiter, dicht an der Hauptstraße, liegen die Kasernements der 130 Mann starken Truppe. Eine eigentliche Kaserne existiert noch nicht, soll aber nächstens gebaut werden. Einstweilen hat jeder Askari sein eigenes Haus. Dort lebt er mit Frau und Kind und mit seinen Boys. Die großen Maisfelder, die jetzt den ganzen Moschihügel bedecken, gehören den Askaris. Von der Hauptstraße zweigen sich nach rechts und links andere Straßen ab. Längs dieser Straßen wohnen Leute von fast allen ostafrikanischen Stämmen. Man trifft da Wasuaheli, Wanyamwesi, Manyema, Massai u. a. m. Auch Inder und Ban janen, ja selbst ein Chinese wohnt daselbst. Auch drei Griechen haben sich in Moschi angesiedelt und machen als Kauf⸗ leute bedeutende Geschäfte. Man kann bei ihnen allerlei Waaren ein⸗ kaufen: Baumwollstoffe, Decken, Perlen, Eisen⸗ und Messingdraht, Zucker, Kaffee, Bier, Wein, Cognak, Taback ꝛc. Natürlich sind die Preise enorm hoch. Der ganze Häuserkomplex mit der Militärstation als Mittelpunkt liegt auf einem isolierten Hügel und bietet einen überaus wohlgefälligen Anblick dar. Unter der kundigen Leitung des Johannes hat der Wege⸗ und Brückenbau große Fortschritte gemacht. Das ganze Kilimandjarogebiet ist von einem Netze breit ausgeschlagener, gut unterhaltener Wege durchzogen. Der Weg von Taveta nach Moschi gleicht einer deutschen Heerstraße. Der Brückenbau steht auf gleicher Höhe. Früher konnte man während der Regenzeit die reißenden Gebirgsbäche garnicht pafsieren. Der Markt⸗ besuch und der Verkehr im allgemeinen litt dadurch sehr. Durch einen praktischen Brückenbau ist nun auch diesem Uebel abgeholfen worden.

Der Präsident der Französischen Republik Felix Faure ist nach einer Meldung ces „W. T. B.“ aus Paris gestern Abend 10 Uhr infolge eines Schlaganfalles gestorben.

Eine noch am gestrigen Tage ausgegebene Note der „Agence Havas“ besagt: Der Minister⸗Präsident Dupuy, welcher beim Ableben des Präsidenten zugegen war, theilte den Präsidenten des Senats und der Depu⸗ tirtenkammer sowie den Ministern die Trauernachricht mit und an die Präfekten und Unter⸗Präfekten folgende Depesche:

Ich habe Ihnen die traurige Rachricht von dem heute Abend 10 Uhr infolge eines Schlaganfalles erfolgten Ableben des Präsidenten der Republik mitzutheilen. Ich ersuche Sie, alle Vorkehrungen zu treffen, daß die Bevölkerung unverzüglich von dem Trauerfalle, der die Republik getroffen hat, benachrichtigt wird. Die Regierung rechnet auf Ihre ganze Wachsamkeit bei dieser schmerzlichen Lage der Dinge.

Ueber die letzten Stunden des Präsidenten Faure wird dem „W. T. B.“ Folgendes berichtet:

Der Präsident hatte in den letzten Tagen, da nichts seinen nahen Tod voraussehen ließ, in keiner Weise seine täglichen Gewohnheiten geändert. Er arbeitete und machte seinen Spazierritt wie gewöhnlich, er schlief und regelmäßig. Mehrere Male hatte er aber zu feinem Sekretär Le Gall gesagt: „Wie meine Beine schwankend werden, ich kann mich kaum aufrechthalten“. Vorgestern (Mittwoch) verließ er sein Arbeitszimmer zur gewöhnlichen Zeit, nämlich gegen 7 Uhr. Er hatte seinem Piqueur Montjarret sagen lassen, daß er gegen 7 Uhr Morgens ausreiten würde. Später zog er sich in seine Pebbatgemächer zurück und dinirte mit seiner Familie. Er ging wie gewöhnlich gegen 10 Uhr zu Bett. Gestern (Donners⸗ tag) Morgen stand er um 6 Uhr auf und ließ sagen, daß er keinen Spazierritt machen werde. Sekretär Le Gall wurde gerufen, und diesem theilte der Präsident dann mit, daß er sich zwar nicht unwohl fühle, aber von jeder ermüdenden Leibesübung doch lieber absehen wolle. Faure begab sich nach seinem Arbeitszimmer, nahm Kenntniß von den Nachts eingetroffenen Depeschen, dem Inhalt der Blätter der „Agence Havas“ und der Morgenzeitungen, um alsdann wie ge⸗ wöhnlich den Vorsitz im Ministerrath zu führen. Der Ministerrath trat um 9 Uhr zusammen. Faure führte mit ungetrübter Geistes⸗ klarheit den Vorsitz. Kein Minister hatte eine Ahnung davon, daß er Faure zum letzten Male die Hand reichte. Faure frühstückte gegen 12 Uhr und begab sich um 2 Uhr nach dem Arbeitszimmer Le Gall's, wo er den ganzen Nachmittag, vor dem Kamin sitzend und sich mit Le Gall unterhaltend, verbrachte. Gegen 5 Uhr bat ihn Le Gall um Erlaubniß, sich auf eine Stunde entfernen zu dürfen, und verließ ihn. Faure befand sich noch immer ganz wohl. Um 6 Uhr kehrte Le Gall zurück und traf den Präsidenten dabei an, wie er gerade Dekrete unterzeichnete, welche ihm der General Baillaud unterbreitete, wie er das an jedem Abend zu thun pflegte. Nachdem die Schriftstücke unterzeichnet waren, zog sich der General zurück. Einige Mi⸗ nuten darauf kam der Präsident aus seinem Arbeitszimmer an die Thür des anstoßenden Bureaus seines Kabinets⸗Direktors Le Gall und sagte zu diesem: Ich fühle mich unwohl, kommen Sie zu mir! Le Gall eilte sofort auf den Präsidenten, der sich noch sehr gut aufrecht hielt, zu und geleitete ihn, indem er ihn am Arm stützte, zu dem kleinen Sopha in dem Arbeitszimmer des Präsidenten. Letzterer griff sich mit der Hand nach dem Kopf und wiederholte, indem er sich die Stirne rieb: Mir ist schlecht! Auf die Frage Le Gall's, was er am Sitze des Uebels empfinde, erwiderte der Präsident, der bei vollem Bewußtsein geblieben war: Es ist eine allgemeine Schwäche, mir wird schwindlig. Le Gall ließ sofort den Chef des Militärstaats, General Baillond, sowie den Kabinets⸗ Unterdirektor herbeirufen und bat den letzteren, rasch einen Arzt holen zu lassen. Gleichzeitig hörte er, daß sich zufällig Dr. Humbert bei seinem Bruder, dem ajor Humbert, im Elysée befand. Dieser richtete die ersten Fragen an den Präsidenten, gab ihm Schwefeläther zu athmen und machte dem Präsidenten, dessen Zustand anfänglich nicht besonders ernst erschien, eine Koffein⸗ Einspritzung. Der Präsident erholte sich jedoch nicht, sondern sagte wiederholt: Mit mir geht'’s zu Ende; ich bin verloren, sicher verloren. Er sprach den Wunsch aus, seine Frau und seine Kinder zu sehen. Da sich sein Zustand von Minute zu Minute verschlimmerte, wurden telephonisch die Doktoren Lannelongue und Cheulot herbeigerufen. Diese, zu denen noch Dr. Bergeron kam, erkannten bald, daß die Lage, obgleich der Präsivent dauernd bei 1 blieb, äußerst ernst war. Erst gegen 8 Uhr Abends wurden die Frau sowie die beiden Töchter des Präsidenten durch die Aerzte von dem verzweifelten Zustande Faure's benachrichtigt. Sie erschienen dem Präsidenten, der auf seinem in ein Feldbett verwandelten Divan ausgestreckt blieb. Wenige Minuten nach ihrem Eintreffen kam Dr. Lannelongue, der Le Gall vertraulich von seiner Füftmttigscher Auffassung unterrichtete. Le Gall hielt es für seine Pflicht, sogleich den Minister⸗Präsidenten Dupuy hiervon in Kenntniß zu setzen. Letzterer erklärte sich zum so⸗ fortigen Kommen bereit; Le Gall bemerkte jedoch, daß sein Erscheinen vielleicht die Familie erschrecken und ihr erst die ganze Schwere der Lage klar machen würde. Darauf erklärte Drhan, er werde,

8.

Die Regierungd

weiterer Benachrichtigung gewärtig, im Ministerium des Innern bleiben, und ließ den übrigen Ministern die Nachricht zugehen. Inzwischen nahm der Präsident Faure, der zu erkennen gab, daß er sich über den Ausgang dieses Anfalls keiner Täuschung hingebe, herzlich Abschied von seiner Gemahlin, der er für ihre beständige Liebe und Fre“ dankte, sowie von seinen Kindern. Dann verabschiedete er sich von Le Gall, dem er für seine innige treue Mitarbeit dankte, und von seinem Haus⸗ hofmeister, den er zu vergessen bat, daß er manchmal rauh mit ihm gewesen war, und schließlich von seinem Kammerdiener Bridier. Um 9 Uhr sank der Präsident Faure zusammen und verlor das Bewußtsein. Vergebens wurden Blutegel angelegt. Der Minister⸗Präsident Dupuy war nunmehr gleichfalls, nachdem alle Hoffnung aufgegeben war, herbeigeeilt. Trotz aller angewandten Mittel verschied der Präsident Faure genau um 10 Uhr, ohne das Bewußtsein wieder erlangt zu haben, am Gehirnschlag. Einige Augenblicke vorher war auf wieder⸗ holtes dringendes Bitten der Gemahlin und der Familie des Präsi⸗ denten - einem Priester gesandt worden. Major Moreau traf einen Abbé auf der Straße, bat ihn, nach dem Elysée mitzukommen, und dieser ertheilte dem Präsidenten der Republik die Sterbesakramente.

Der Ministerrath trat heute früh 9 Uhr zusammen, um den Tag der Einberufung des Kongresses zur ver⸗ fassungsmäßigen Wahl des neuen Präsidenten zu bestimmen. Bis dahin ist die Exekutivgewalt auf den Ministerrath über⸗ gegangen. Wahrscheinlich wird der Kongreß morgen in Versaillles zusammentreten.

Die Nachricht von dem Tode des Präsidenten der Republik verbreitete sich sehr schnell in der Stadt. In fast allen Theatern wurde die Nachricht vor Beendigung der Aufführung bekannt und verursachte lebhafte Er⸗ regung. Das Elysée ist dauernd von einer sehr großen Menschenmenge umlagert; Sicherheitsbeamte halten die Ordnung aufrecht. Wagen von Würdenträgern und Privatpersonen fahren in ununterbrochener Reihenfolge am Elysée vor. Im Fauburg St. Honoré und den benachbarten Straßen stauen sich weitere Wagen. Um 12 ½ Uhr Nachts wurde die Weisung ertheilt, daß niemand mehr das Elysée betreten dürfe. Um 1 Uhr 45 Minuten traf Loubet ein; sein Wagen fuhr auf den Hof des Elysée. Auf den Boulevards rief die Nach⸗ richt⸗gleichfalls lebhafte Erregung hervor. Die Zeitungsver⸗ käufer hielten sofort mit ihrem Verkauf inne und begaben sich nach der Rue du Croissant, um die Ausgabe von Exlrablättern abzuwarten. Um 1 Uhr Morgens waren bereits Ausgaben von mehreren Blättern erschienen, welche in kurzen Zügen die letzten Augenblicke und den Tod des Präsidenten schilderten. Die Volksmenge riß sich um die Blätter und las dieselben in Gruppen unter den Gaslaternen stehend.

Auf dem Elysée⸗Palaste wurde alsbald, nachdem die erste Bestürzung gewichen war, die Flagge auf Halbmast gehißt. Der Präsident Faure liegt in seinem Arbeitszimmer auf einem messingenen Feldbett. Die Züge sind nicht entstellt und tragen einen heiteren Ausdruck; die Hände sind auf der Brust ge⸗ kreuzt. Zwei Schwestern wachen zu beiden Seiten der Bahre. Die Leiche sollte heute früh einbalsamiert werden. Den offiziellen war erst nach 11 Uhr Nachts der Tod des Präsidenten bekannt geworden. Darauf trafen die Minister und zahlreiche andere politische Personen vor dem Elysée ein. Doch waren strenge Absperrungsmaßnahmen ge⸗ troffen worden, und nur die Minister wurden in das Palais eingelassen.

In dem gestern im Elysée abgehaltenen Ministerrath theilte der Kriegs⸗Minister de Freycinet mit, daß er seine früheren Instruktionen erneuert habe, in welchen darauf hingewiesen worden war, daß die Offiziere sich jeder Theil⸗ nahme an Vereinen politischen Charakters zu enthalten hätten. Nach der Beendigung des Ministerraths wurden mehrere Minister über die Mittheilung einiger Zeitungen befongt. nach welcher der Justiz⸗Minister Lebret beabsichtigen sollte, den Ober⸗Staatsanwalt Manau abzusetzen. Die Minister ant⸗ worteten, die Regierung habe sich mit dieser Angelegenheit nicht zu beschäftigen gehabt.

Einer Meldung der „Agence Havas“ zufolge hat die französische Regierung mit der englischen eine freund⸗ schaftliche Besprechung eingeleitet, um die Angelegenheit der an der Küste von Mas kat zu errichtenden Kohlenstation auf ihre wahre Bedeutung zurückzuführen.

Die Bureaux des Senats haben gestern die Kommission ur Prüfung des Gesetzentwurfes über die Abänderung des Revisionsverfahrens gewählt. Fünf Mitglieder der Kommission, nämlich: Legludie, Bisseuil, Ouvrier, Guérin und Pauliat, sind für den Gesetzentwurf, vier Mitglieder, nämlich: Cazot, Lecomte, Bérenger und Morellet, sind gegen denselben.

Großbritannien und Irland. 2*

wird, wie „W. T. B.“ erfährt, am Montag im Unterhause einen Antrag einbringen, in welchem das Mitgefühl mit der französischen Regierung und dem französischen Volk aus Anlaß des Todes des Präsidenten Faure zum Ausdruck gebracht werden soll. In der gestrigen Sitzung des Unterhauses erklärte, dem⸗ e Bureau zufolge, der Parlaments⸗Untersekretär Brodrick: ie Konferenz zur Bekämpfung des Anarchismus habe be⸗ schlossen, die Verhandlungen als geheime zu betrachten. Es sei daher nicht möglich, Schriftstücke darüber vorzulegen. Uebrigens hätten bei den Schlußabstimmungen die englischen Delegirten sc der Abstimmung enthalten. Großbritannien sei daher durch die vereinbarten Beschlüsse nicht gebunden. Lawrence fragte an, ob mit Deutschland wegen der neutralen Zone im Hinterlande der Goldküste Verhandlungen stattfänden und ob jenes Gebiet jetzt für den Handel geöffnet sei. Brodrick erwiderte, Verhandlungen fänden egenwärtig nicht statt, aber das bestehende Abkommen bhtdee durchaus nicht, daß dort Handel getrieben werde. uchanan richtete an die Regierung die Anfrage, ob der Sultan von Oman an Frankreich einen Hafen oder eine Kohlenstation abgetreten habe oder abzutreten im Begriff sei. Brodrick erklärte, soweit er unterrichtet, sei dies nicht der Fall. Im weiteren Verlauf der Sitzung verwarf das Haus ohne Abstimmung einen Unterantrag Seton Karr's zur Adresse, nach welchem eine Untersuchung über die steigende Abhängig⸗ keit Großbritanniens von der Einfuhr von Lebensmitteln aus dem Auslande und die daraus im Kriegsfalle sich ergebenden Zustände angestellt werden sollte. Der Präsident des Handels⸗ amts Ritchie erklärte: das Handelsamt, die Admiralität und das Landwirthschafts⸗Ministerium hätten jene Frage unter⸗ sucht. Das Ergebniß dieser Untersuchung gebe indeß der Re⸗ gierung keine Veranlassung, die vom Antragsteller er⸗ warteten schlimmen Folgen zu fürchten. Der Ackerbau sei in

England niemals entwickelter gewesen als jetzt. (Rufe: 44 0) Ein Arrangement, durch welches England eine größere dn hr

Nahrungsmitteln aus den Kolonien erhalten könnte,

sei wünschenswerth, aber wenn ein solches nur mittels einer Einrichtung in der Art von Schutzzöllen möglich sei, so sei dies eine so eingreifende Abweichung von der Politik, welche die große Mehrheit des Landes adoptiert habe, daß das gewünschte Resultat unerreichbar sei. Eine starke, mächtige Flotte sei der Hauptfaktor zum Schutze der Lebensmittelzufuhr aus dem Auslande. Keine Regie⸗ rung sei des Vertrauens würdig, welche nicht die Sicherung der Handelswege zum Hauptziel ihrer Politik mache. Was die Kohlenvorräthe betreffe, so würden fremde Kreuzer Schwierigkeiten bei der Erlangung von Kohlen zu bewältigen haben, mit denen die britische Flotte nicht zu rechnen brauche. England müsse, wenn es blockiert würde, nicht der Gefahr der Hungersnoth ausgesetzt sein; die hohen Preise würden Getreide aus allen Welttheilen anlocken, so lange das Getreide nicht als Kriegskontrebande erklärt werde und auf neutralen Schiffen zugeführt werden könne. Würde eine fremde Macht das Getreide als Kriegskontrebande er⸗ klären, so würde dies auf die Gegnerschaft Amerikas und vielleicht auch anderer Länder stoßen. Das System der Prämien für einheimisches Getreide sei unpraktisch, auch das System nationaler Assekuranz sei undurchführbar. Ritchie verwarf auch die Idee der Errichtung nationaler Getreidesilos. Bei der Adreßdebatte wurde ferner ein Antrag John Redmond's u Gunsten der Selbstverwaltung in lokalen Angelegenheiten in Irland mit 300 gegen 43 Stimmen abgelehnt. 8 Italien.

Die Deputirtenkammer begann gestern die erste Lesung der Gesetzentwürfe, betreffend die öffentliche Sicherheit, die Presse, den Militärdienst der Angehörigen des Beurlaubten⸗ standes, welche im Eisenbahn⸗, Post⸗ oder Telegraphendienst beschäftigt sind, und die rückfälligen Verbrecher. Die Redner⸗ liste weist, dem „W. T. B.“ zufolge, 50 Namen auf.

Schweiz. 1 1 In seiner Antwort auf die Einladung zur Theilnahme an der Abrüstungskonferenz lenkt der Bundesrath, wie der Berner „Bund“ meldet, die Aufmerksamkeit der russischen Regierung auf die Nothwendigkeit einer Revision der Be⸗ stimmungen der Genfer Konvention und nicht allein einer Ausdehnung derselben auf den Seekrieg. Der Bundesrath weist darauf hin, daß gewisse Bestimmungen der Konvention nicht mehr der gegenwärtigen Anschauungsweise entsprächen, und daß man in die Konvention auch Bestimmungen hin⸗ fictlic der Kriegsgebräuche aufnehmen müsse. Als die Ab⸗ iccht Rußlands, eine Konferenz einzuberufen, bekannt geworden sei, habe der Bundesrath in der That nicht nur einen Ent⸗ wurf für die Anwendung der Konvention auf den Seekrieg, sondern auch ein Programm und eine Vorlage, betreffend die Revision der Konvention, ausgearbeitet. 8

144*“

Das Repräsentantenhaus der Vereinigten Staaten von Amerika verwarf nach einer Meldung des „W. T. B.“ aus Washington gestern mit 127 gegen 109. Stimmen den Antrag Hepburn’'s, seinen Gesetzentwurf über den Nicaragua⸗Kanal dem Budgetentwurf für verschiedene Aus⸗ gaben als Unterantrag anzureihen. Dieser Beschluß macht es unmöglich, daß in der gegenwärtigen Session des Kongresses ein Entwurf über den Nicaragua⸗Kanal zur Annahme gelangt.

Asien.

Ein gestern aus dem Persischen Golfe in Bombay ein⸗ Fetrgffespe Dampfer bringt, dem „Reuter'schen Bureau“ zufolge, die Meldung, daß dem Sultan von Oman am Sonnabend eitens Großbritanniens ein Ultimatum überreicht worden ei. Es heißt, die pachtweise Ueberlassung von Bandar Jissar an Frankreich gelte für ein Jahr. Ein Telegramm der „Times of India“ aus Maskat besagt, man hat kaum Grund, daran zu zweifeln, daß die Nachricht von der geplanten Abtretung einer Kohlenstation an Frankreich richtig sei. Oberst Meade, politischer Resident am Golf von Persien, sei am 6. Februar in Maskat angekommen und habe täglich mit dem Sultan lange Unterredungen gehabt. Die

Antwort desselben auf das Ultimatum sei noch am 11. Februar 1

erwartet worden.

Das Amsterdamer „Handelsblad“ erhielt folgendes Telegramm seines Korrespondenten in Niederländisch⸗

Indien: Ein hoher Beamter in Melaboeh (Atschin) berichtet,

Tuku Umar, der Führer der aufständischen Atschinesen, sei

am 10. d. M. bei dem Kampf in der Nähe von Melaboeh getödtet und der Leichnam nach Pasirmogat geschafft worden, woselbst die Grabstätte der Mutter Tuku Umar's sei. 1

Einer Depesche der „Times“ aus Manila zufolge hat b

gestern Vormittag in der Nähe von Manila ein Gefecht stattgefunden. Die Eingeborenen rückten danach von Paleros aus vor und griffen die Amerikaner in ihrer Stellung an. Die Eingeborenen zogen sich, nachdem ihr Angriff dreimal ab⸗ geschlagen worden war, zurück und nahmen ihre Todt und

erwundeten mit. 11““

Afrika. 8

Der Volksraad der Südafrikanischen Republik be⸗ schäftigte sich, nach einer Meldung des „Reuter'schen Bureaus“ aus Pretoria, gestern mit den Voranschlägen, nach welchen am Ende des Jahres ein Ueberschuß von einer Viertelmillion Pfd. Sterl. erwartet wird. Man glaubt, daß die Goldabgabe dem Staatsschatze 200 000 Pfd. Sterl. eintragen werde.

Parlamentarische Nachrichten.

Die Berichte über die gestrigen Sitzungen des Reichs⸗ tages und des Hauses der Abgeordneten befinden sich in der Ersten Beilage.

In der heutigen (35.) Sitzung des Reichstages, welcher der Reichskanzler Fürst zu Hohenlohe und der Staatssekretär des Auswärtigen Amts, Staats⸗Minister von Bülow beiwohnten, erhielt vor Eintritt in die Tages⸗ ordnung das Wort der 3

Reichskanzler Fürst zu Hohenlohe⸗Schillingsfürst:

Ich habe dem hohen Hause die Mittheilung zu machen, daß der Präsident der Französischen Republik, Herr Felix Faure gestern Abend an einem Schlaganfall plötzlich verschieden ist. Ich bin gewiß, daß die Vertretung des deutschen Volkes sich eins weiß mit Seiner Majestät dem Kaiser und den verbündeten Regierungen in dem Ausdruck aufrichtiger und herzlicher Sympathie für die französische Nation, welche den Heimgang eines Mannes beklagt, der

offen sich hinzustellen und seine dies erst

als ihr Staatsoberhaupt unentwegt die großen Interessen des Frie⸗ dens, der Eintracht und der Wohlfahrt der Völker gefördert hat. (Allseitiges Bravo.)

Eingedenk des gemeinsamen Bandes, welches alle gebildeten Völker umschlingt, geben auch wir unserer Trauer Ausdruck über den Verlust des französischen Volkes, das zu keiner Zeit aufgehört hat, einer der großen Träger der Zivilisation zu sein. (Lebhaftes, all⸗

seitiges Bravo.) Präsident Graf von Ballestrem: Der Reichstag hat sich erhoben, um seiner Sympathie Ausdruck zu geben; ich konstatiere das.

Als der Präsident Graf von Ballestrem darauf erklärt, daß das Haus in die Tagesordnung eintrete, verlassen der Reichskanzler Fürst zu Hohenlohe und der Staatssekretär von Bülow den Saal.

Die Besprechung der Interpellation der Abgg. Johannsen (b. k. F.) und Genossen, betreffend die Aus⸗ weisungen in Nordschleswig, wird fortgeseßt

Das Wort erhält zunächst der b9. Dr. Hänel (fr. Vgg.), dessen Rede bei Schluß des Blattes noch fort⸗

dauert.

Das Haus der Abgeordneten setzte in der heutigen (22.) Sitzung, in welcher der Minister des Innern Freiherr von der Recke zugegen war, die zweite Be⸗ rathung des Etats des Ministeriums des Innern bei den Ausgaben für landräthliche Behörden und Aemter fort.

Abg. Kopsch (fr. Volksp.): Die Stellung der Landräthe ist eine Vertrauensstellung; sie dürfen in die Selbstverwaltung der Kreise nicht störend eingreifen und müssen sich von der politischen Agitation fernhalten. Bei den letzten Landtagswahlen sind im Wahlkreise Hagen zwei Wahlmänner nicht in die Wählerliste aufgenommen worden, weil sie nicht selbständige Preußen seien. Die beiden Personen haben allerdings kein eigenes Salär gehabt; das ist aber kein Grund, sie auszuschließen. Es wäre Pflicht des Landraths ge⸗ wesen, sich über die Auslegung der gesetzlichen Bestimmungen zu ver⸗ gewissern. Ein 25 jähriger Mann, der Steuern bezahlte, wurde nicht in die Wählerliste aufgenommen, weil er zu seiner Ausbildung die Gewerbeschule zu Holzminden besvchte. Mit demselben Rechte müßten auch die Juristen ausgeschlossen werden, die zum Studium des Bürgerlichen Gesetzbuchs nach der Hauptstadt sich begeben. Im Wahlkreise Kottbus wurden konservative Stimmzettel zugleich mit den Unterstützungsgeldern für die Ueberschwemmten von den Ge⸗ meindevorstehern vertheilt. Das ist auf das entschiedenste zu miß⸗ billigen. Aus den Wählerlisten wurde ein separater Abdruck der konservativen Wahlmänner veröffentlicht. Das war un⸗ gesetzlich, und der Landrath hat sich nicht einmal ent⸗ schuldigt. Der Landrath im Kreise Pinneberg kündigte seinem Schreiber die Stelle, weil derselbe freisinnig gewählt hatte, und entzog einem Revisor von Maß und Gewichten seine Funktion mit der ausdrücklichen Motivierung, daß er freisinnig gewäblt habe; die frei⸗ sinnige Partei sei eine Partei, die von den Sozialdemokraten unter⸗ stützt werde. Ich denke, der Herr Landrath ist ein Vertrauensmann des Kreises und hat sich jedes politischen Einflusses zu ent⸗ halten. Sie (rechts) verlangen die öffentliche Stimmabgabe, damit jeder seinen Mannesmuth beweisen könne; dann muß der Land⸗ rath auch die entgegengesetzte politische Ueberzeugung achten. Herr Rickert hat bereits das antisemitische Flugblatt des Amts⸗ vorstehers Grafen Pückler vorgelesen. Der Graf hat von der jüdischen Synagoge gesagt, diese gleiche mehr einem Theater als einem Gottes⸗ haus. Das ist Herabwürdigung einer Religionsgenossenschaft. Graf Pückler ist Amtsvorsteher, und der Minister weiß von der ganzen Sache nichts. Graf Pückler veranstaltete auch einen Aufzug um z11 Uhr an einem Sonntag, ohne ihn polizeilich anzumelden. Von einer Rektifikation des Grafen durch den Landrath hat man nichts gehört. Sogar Kavallerieattacken hat er mit seinen in Uniformen gesteckten Bedienten unternommen und dadurch ruhestörenden Lärm verursacht. Der Landrath hat aber den Grafen Pückler nicht in Strafe genommen. Wir als Diener des Volkes fühlen uns be⸗ rufen, diese Schäden zur Sprache zu bringen, damit sie in Zukunft beseitigt werden können.

Abg. Graf zu Limburg⸗Stirum (kons.): Ich bin erstaunt über die Winzigkeit der von dem Vorredner vorgebrachten Be⸗ schwerden. Wenn nicht schlimmere Dinge vorgekommen sind, dann ist es bei den letzten Wabhlen sehr korrekt zugegangen. Die Wahl⸗ prüfungskommission wäre doch die richtige Stelle zur Prüfung dieser Dinge. Vorläufig liegt mindestens ein non liquet vor. Der be⸗ treffende Landrath hatte sich nicht zu entschuldigen; denn Wahlmänner⸗ versammlungen sind nicht seine Vorgesetzten. Daß der Landrath von Pinneberg Leuten gekündigt habe, weil sie freisinnig gewählt hätten, ist garnicht erwiesen. Ich bhin durch meine Erfahrungen in dieser Beziehung ungeheuer skeptisch geworden. Denken Sie nur, wie weniz die Sozialdemokraten von ihren Beschuldi⸗ gungen gegen die Kriegsverwaltung haben beweisen können. Was die Angelegenheit des Grafen Pückler mit den Wahlen zu thun hat, begreife ich nicht. Die Disziplinargewalt über den Amtsvorsteher steht ja garnicht dem Landrath zu, sondern dem Kreisausschuß. Im

Plenum lassen sich nur Behauptungen aufstellen, Beweise kann

man allein in der Wahlprüfungskommission führen. Ich bleibe dabei, daß es dem deutschen Charakter üceae fül bei den Wahlen Meinung zu sagen. Wird durchgeführt, so wird es mit der Zeit dahin kommen, daß niemand wegen der freien Stimmabgabe geschädigt wird.

Mebrigens haben die Freisinnigen am wenigsten Veranlassung, über

Terrorismus sich zu beschweren; sie führen selbst ein seh Regiment. Die freisinnige Presse bauscht die gcs ein sbor

macht künstlich Stimmung gegen die Regierung, Erst wird ein Stroh⸗

feuer angefacht, dann wird interpelliert, um die „Beunruhigung“ besänftigen. Die Presse braucht solche Verhandlungen 88 r Spalten zu füllen; aber eine Aufregung im Volke existiert garnicht. Warum erwähnen Sie nicht auch die Vorkommnisse im Kreise Guben wo ein Brief des Reichskanzlers zu Gunsten des Prinzen Schönaich⸗ Carolath gegen den Herrn von Heydebrand bei den Reichstagswahlen benutzt wurde? 1

An der weiteren Debatte betheiligen sich bis zum Schluß des Blattes noch der Minister des Innern Freiherr von der Recke sowie die Abgg. Rickert (fr. Vgg.) und Freiherr von Zedlitz und Neukirch (fr. kons.). 8

Statistik und Volkswirthschaft.

88* Die deutsche überseeische Auswanderunng über deutsche Häfen, Antwerpen, Rotterdam und Amsterdam stellte sich nach den Ermittelungen des Kaiserlichen Statistischen Amts für Januar 1899 und den gleichen Zeitraum des Vorjahres folgender⸗

maßen: Es wurden befördert im Januar

8 über 1899 1898 1-1111““ 378 Hea. .27270 370 andere deutsche Häfen (Stettin) deutsche Häfen zusammen 10 748 auswärtige Häfen . . . . . 134 181 „überhbaupt 944 Ee.“ Aus deutschen Häfen wurden im Januar 1899 neben den vor⸗ enannten 810 deutschen Auswanderern noch 4918 Angehörige fremder taaten befördert. Davon gingen über Bremen 2562 und Ham⸗

Die Fahrradsteuer in Frankreich.

(Stat. Korr.) Zu den mannigfachen, den direkten Staatssteuern in Frankreich gleichgestellten Abgaben taxes assimilées aux contributions directes gehört seit dem 1. Juni 1893 auch eine Fahrradsteuer, die, wenn sie auch nicht zu den einträglichsten ihrer Art zu rechnen, dennoch immerhin beachtenswerth ist, indem sie z. B. 1896 8,40 v. H. des Gesammtertrages sämmtlicher taxes assimilées erbracht bat.

Da die Frage der Einführung einer derartigen Steuer auch in Deutschland mehrfach Gegenstand von Erörterungen gewesen ist, theilen wir unseren Lesern nach kurzer Inhaltsangabe des betreffenden französischen Gesetzes Einiges über das Ergebniß jener Steuer mit. Nach dem Gesetze vom 28. April 1893 ist für jedes Fahrrad oder jede ähnliche Maschine von dessen Besitzer eine Jahressteuer von 10 Fr. zu entrichten, wovon lediglich die im Besitze von Händlern be⸗ findlichen, ausschließlich zum Verkaufe bestimmten Fahrräder sowie diejenigen für militärische und Verwaltungsꝛwecke befreit sind. Die Steuer wird am 1. Januar oder bei Anschaffung eines steuerpflichtigen Fahrrades im Laufe des Jahres am 1. desjenigen Monats fällig, in welchem die Anschaffung erfolgt ist, wobei eine Anrechnung der bereits vom Vorbesitzer für das laufende Jahr gezahlten Steuer nicht statt⸗ hbaft ist. Zum Zwecke der Besteuerung müssen die steuerpflichtigen Feeehe pätestens am 31. Januar jeden Jahres und im Falle der Begründung der Steuerpflicht innerhalb des Jahres spätestens 30 Tage nach jenem Zeitpunkte seitens der Besitzer bei der zuständigen Ge⸗ meindebehörde mit der Maßzabe angemeldet werden, daß im Falle unterlassener oder verspäteter Anmeldung eine Verdoppelung der 1e.n bniß dief

Was das Ergebniß dieser Fahrradsteuer anbetrifft, so hat nach amtlicher Quelle *) im Jahre 1897 die Anzahl der besteuerten Fahr⸗ räder im ganzen Staat 408 869 und der Gesammtertrag an Steuer 4 060 800,60 Fr. betragen, sodaß auf jedes Fahrrad durchschnittlich 9,93 Fr. Steuer entfallen sind, wobei die Thatsache, daß dieser Durchschnittssteuersatz nicht genau 10 Fr. beträgt, dem Umstand zuzuschreiben ist, daß einerseits zwar für einen Theil der Fabrräder wegen nicht oder nicht rechtzeitig erfolgter Anmeldung oder infolge Wechsels der Besitzer innerhalb des Kalenderjahres der zwei⸗ oder mehrfache Steuerbetrag entrichtet worden, andererseits aber bei einer großen Zahl von Fahrrädern wegen erst im Laufe des Kalenderjahres erfolgter Begründung der Steuerpflicht nur ein Theil der Steuer in diesem zur Anrechnung gelangt ist. Die auf die einzelnen Departements entfallenden Steuerbeträge haben zwischen 786 845,33 Fr. (Département Seine) und 1617,20 Fr. (Département Corse) geschwankt. Höhere Steuerbeträge als 80 000 Fr. haben 8 Departements aufzuweisen ge⸗ habt, und zwar hat betragen

die Anzahl der Ge⸗

be Sen. wohnerza 8 sammtertra Faac der 1e- der G Za 5 von Fahrräder 88 3 340 514 79 389 786 845,33 Seine⸗et⸗Oise 669 098 18 074 177 007,24 Nord 1 811 868 14 567 140 971,80 Sei Na 359 044 11 157 109 085,40 Seine⸗Inférieure 837 824 10 182 102 404,10 Gironde 809 902 9 227 95 455,06 Marne 439 577 8 888 87 885,98 Oise.. 404 511 8 889 87 092,23 im Staate 38 517 975 408 869 4 060 800,60 und es sind mithin durchschnittlich entfallen auf je 100 auf je 100 Einwohner Einwohner besteuerte Fr. Fahrrad 8 Fahrräder Steuer r. Steuer Seine 2,38 82855 9,91 2,70 26,45 9,79 Nord 0,80 7,78 9,68 Seine⸗et⸗-Marne.. 3,11 EEEWWW 9,78 Seine⸗Inférieure.. 1,22 E1n 10,06 Gironde 1,14 11275 10,35 2,20 1“ 9,80 m 1,06 10,54 9,93. Auf die Anzahl der Fahrräder in jenen Departements ist, wie eine Prüfung ergiebt, neben der Gesammteinwohnerzahl vor allem das Vorhandensein großer oder doch größerer Städte von Einfluß gewesen. So sind im Departement Seine die Städte Paris und St. Dénis mit 2 536 834 bezw. 54 432 Einwohnern gelegen, im Departement Seine⸗et⸗Oise Versailles mit 54 874 Einwohnern, im Departement Nord Lille, Roubaix und Tourcoing mit 216 276, 124 661 bezw. 73 353 Einwohnern, im Departement Seine⸗Infoérieure le Havre und Rouen mit 119 470 bezw. 113 219 Einwohnern, im Departement Gironde Bordeaux mit 256 906 Einwohnern und schließlich im Departement Marne Reims und Chälons mit 107 963 bezw. 26 630 Einwohnern. „Um so mehr muß es auffallen, wenn andere Departements, obwohl größere und verkehrsreiche Städte in ihnen liegen, dennoch Fahrräder in verhältnißmäßig nur geringer Anzahl aufweisen. So entfielen durchschnittlich auf je 100 Einwohner ; trotz Zugehörigkeit besteuerte

im ; mit Ein⸗ Fahrräder 8 epartement der Städte n Kes Fenboc

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Departements

74 538 0,29 aute⸗Vienne. Limoges.. 77 703 0,35 oire St. Etienne 136 030 1G

Manche Cherbourg.. 40 783 b Tonlouset 140 063 bee 95 276 Loire.Inférieure. Nantes 123 902 Bouches⸗du⸗Rhöne Marseille 442 239 0,85 Rhöne.. Lyon 466 028 0,91. Wie ein Blick auf die Karte lehrt, ist die Ursache für die geringe Verbreitung des Fahrrades hier offenbar in den Terrainverhältnissen zu suchen. Diese Departements gehören sämmtlich mit Ausnahme der Loire⸗Inférieure und zum theil auch der Départements Manche und Finistèͤre dem Hochlande an und sind theilweise sogar von rößeren Gebirgsketten durchzogen. So befinden sich im Département Finistore die Montagne d'Arrée und die Montagne Noire, in den Dsparte⸗ ments Rhöne und Loire die Monts du Lyonnais, außerdem in ersterem Ausläufer der Monts du Charolais und in letzterem der Mont Pilat und die Monts du Forez, im Département Haute⸗Vienne die Mon⸗ tagne du Limousin, in den Dép. Var und Bouches⸗du⸗Rhöne bereits der Seealpen, und endlich reichen in das Dép. Haute⸗Ga⸗ ronne einige Ausläufer der Pyrenäen hinein. Die Zunahme an bestuerten Fahrrädern betrug von 1894 dem ersten Jahre, bezüglich dessen ein vollständiges Jahresergebniß vorliegt bis 1895, von 1895 bis 1896 bezw. von 1896 bis 1897 26,13, 28,79 bezw. 23,97 v. H. und diejenige an Fahrradsteuer 51, 28 nne 2 -† 24,09 v. 2 Der 8 rf an Fahrrädern scheint demnach in Frankxrei on im ahre 1896 gedeckt gewesen zu sein. I1I11““ 8 Zur Arbeiterbewegungg. mbhurg wird der „Voss. Ztg.“ gemeldet: Ueber das Ergebniß der gestrigen Verhandlungen, die unter Vermittelung des Senators O'Swald zur Beilegung des Streites zwischen Schauer⸗ leuten und Stauern geführt wurden, wird nach Mit⸗ unterrichteter Stauer gemeldet, daß die Angelegenheit voraussichtlich eine friedliche Beendigung finden werde; ein Ausstand . erscheine bereits jetzt als ausgeschlossen. Der „Frkf. Ztg.“ wird vom gestrigen Tage berichtet: Säͤmmtliche

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Mitgliedschaften des Hafenarbeiter⸗Verbandes erklärten ihre Solidarität mit den Schauerleuten in der Frage des Arbeitsnachweises. Von fest⸗ angestellten 2000 Schauerleuten lösten bisber 935 Karten durch ihre Stauerbase, von etwa 2500 Hilfsarbeitern bisher 113. 1114“

In der Gesammtsitzung der Akademie der Wissen⸗ schaften vom 9. Febrr ar (vorsitzender Sekretar: Herr Vahlen) las Herr Munk „Weiteres üͤber die Ausdehnung der Sinnessphären an der Groß⸗ hirnrinde“. Auf Grund der Versuchsergebnisse wird in dieser Abhand⸗ lung die neuerliche Behauptung Schäfer's, daß die sogenannte psycho⸗ motorische Region nicht die Fühlsphäre sei, widerlegt und die anatomische Lehre, daß besondere Assoziationszentren zwischen den Sinnessphären gelegen seien, zurückgewiesen. Herr Klein legte eine Mittheilung des korrespondierenden Mitglieds Herrn Rosenbusch vor „Ueber „Euktolith, ein neues Glied der theralitischen Effusivmagmen“. Der Verfasser giebt die Beschreibung des Euktolith, eines bisher unbe⸗ kannten, wesentlich aus Leucit, Melilith und Olivin nebst Biotit zu⸗ sammengesetzten Gliedes der theralitischen Effusivmagmen aus der Gegend von San Venanzo in Umbrien. Herr Möbius überreichte von den „Abhandlungen der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft in Frankfurt a. M.“ das dritte Heft 2. Bandes, Herr Hirschfeld von dem „Corpus Inscriptionum Latinarum vol. XIII1 EEee. Aquitaniae et Lugdunenses“, ed. O0. Hirschfeld. Die Akademie hat die Herren Oskar Brefeld, Professor der Botanik an der Akademie zu Münster, demnächst an der Universität Breslau, Ernst Pfitzer, Professor der Botanik an der Universität Heidelberg, und Eugenius Warming, Professor der Botanik an der Universität Kopenhagen, zu korrespondierenden Mit⸗ gliedern in der physikalisch⸗mathematischen Klasse gewählt. Die philosophisch⸗ historische Klasse bewilligte: 1200 Mommsen zu Vorarbeiten für die Herausgabe des Theodosianus

odex; 1200 Herrn Dr. Franz Eulenburg in Breslau zu Unter⸗ suchungen über die Frequenz der deutschen Universitäten in früherer Zeit; 1500 Herrn Dr. Ernst Schäfer in Rostock i. M. zu einer Reise nach Spanien zum Zweck von Forschungen auf dem Gebiet der spanischen Reformationsgeschichte im 16. Jahrhundert.

Land⸗ und Forstwirthschaft.

Nachdem gestern Nachmittag eine Sitzung des Gesammtausschusses der Deutschen Landwirthschafts⸗Gesellschaft abgehalten worden war, in welcher der Geschäftsbericht des Direktoriums für die Zeit vom 1. Oktober 1898 bis 31. Januar 1899 und der Bericht über die Ausstellung zu Frankfurt a. M. 1899 erstattet, sowie über Preisausschreiben und Prüfungen Beschluß gefaßt wurde, fand heute im großen Saale des Architektenhauses die Haupt⸗ versammlung statt. Dieselbe wurde von dem bayerischen Gesandten, Reichsrath Grafen von Lerchenfeld⸗Köfering mit einem Hoch auf Seine Majestät den Kaiser eröffnet. Oekonomie⸗Rath Woelbling gab sodann einen Ueberblick über den Besuch des Kongresses, der 100 eingetragene Personen mehr aufweise als der vorjährige. Der Geheime Regierungs⸗Rath, Professor Dr. Maercker (Halle) hielt hierauf eine längere Gedächtnißrede auf den verstorbenen Landes⸗ Oekonomie⸗Rath Dr. Schultz⸗Lupitz. Er schilderte die Entwickelung der Lupitzer Wirthschaft und rühmte die zähe Thatkraft, mit der der Verstorbene unter schwierigen Verhältnissen der Verwirklichung seiner Ziele nachgestrebt habe. Freiherr von Freyberg⸗Jetzendorf wies auf die einschneidende Bedeutung hin, die das neue Bürgerliche Gesetzbuch auch für die Landwirthschaft babe. von Winterfeld⸗Karwe über Schweinezucht und ⸗Haltung.

Ernteaussichten und Getreidehandel in Rußland.

Moskau, den 31. Januar 1899. Die Witterungsverhältnisse sind hier in diesem Winter so ungewöhnliche, daß niemand sich ent⸗ sinnen kann, etwas derartiges schon erlebt zu haben. Mit geringen Unterbrechungen herrschte bis vor kurzem fast beständig Thauwetter: der Schnee ist daher auch auf dem Lande beinahe ganz verschwunden, und der nunmehr eingetretene Frost dürfte den Wintersaaten erheb⸗ lichen Schaden gethan haben. Die Schwierigkeit der We⸗ severbindung mit dem Lande und das massenhafte Verderben der derheigeschafften Vorräthe hat in Moskau große Noth hervorgerufen. Die Fleischpreise sind sehr gestiegen. Gegenwärtig ist übrigens starker Schneefall ein⸗ getreten, der, falls nicht in seinem Gefolge wieder Thauwetter ein setzen sollte, manchen Schaden wieder gut machen kann.

Des weiteren liegt aus Saratow folgende Nachricht vor: Das Wetter war bis zur Mitte des Monats November sehr schön, dann erfolgte ein Umschlag. Bei beständigem Wechsel zwische Frost, Schnee, Regen und Thauwetter wurden rhe Wege so grundlos daß jede Verbindung zwischen der Stadt und der Landbevölkerung auf⸗ hörte, und der Getreidemarkt ganz verwaiste. Es wurden vielfach Be⸗ fürchtungen laut, daß die neue Saat verderben würde; doch soll die⸗ selbe nach neueren Nachrichten im Gegentheil infolge des milde Herbstes sehr gut stehen. Die Witterungsverhältnisse haben auch in sofern vielen Besitzern Nutzen gebracht, als sie ihr Vieh länger au die Weide treiben konnten, was besonders im Hinblick auf den fas vollständigen Mangel an Futter von Wichtigkeit war.

Die Getreidepreise zeigen keine wesentlichen Veränderungen, si steigen und fallen je nach der Menge der Zufuhr; Futter ist im all⸗ gemeinen theurer geworden. Für den Monat März werden Preis⸗ steigerungen in Weizen und Roggen erwartet. Die größeren Guts⸗ besitzer, welche noch Vorräthe haben, halten daher mit dem Verkauf zurück. Die Bauern sind von Vorräthen entblößt. 8— 8

Verkehrs⸗Anstalten. 8 8

Die sseben erschienene, im Reichsamt des Innern herausgegebene 1 „Amtliche Liste der Schiffe der deutschen Kriegs⸗ ns 8 Handels⸗Marine mit ihren Unterscheidungs⸗Signalen für 1899“‧ bildet einen Anhang zu dem amtlichen Werke, welches in erster Auflage unter dem Titel „Signalbuch für die Kauffahrteischiffe aller Nationen“ 1870 und in zweiter Auflage unter dem Titel „Internationales Signalbuch“ 1884 herausgegeben ist. 1

Das Signalbuch gewährt den Schiffen die Möglichkeit, durch Signale sich zu erkennen zu geben und sonstige Mittheilungen unter einander sowie mit Signalstationen auch dann auszutauschen, wenn die signalisierenden Theile verschiedener Sprachen sich bedienen.

Zu diesem Zwecke enthält das Signalbuch eine große Anzahl sowohl vollständiger Sätze, als auch zur Verbindung mit einander geeigneter Satztheile, einzelner Wörter, Namen, Silben, Buchstaben und Zahlen, welche durch Gruppen von je 2, 3 oder 4 der 18 Signalbuchstaben B, C, D, F, G, H, J, K, L, M, N. P, 2, R, S, T, V und W bezeichnet sind. Solcher Gruppen, deren jede anders geordnete oder andere Buchstaben enthält als alle übrigen, giebt es 306 von je 2 Signalbuchstaben (B C, B D, B F, B G u. s. w. bis W V), 4896 von je 3 Signalbuchstaben (B C. D, B C F, B C G, B C H u.s. w. bis W V T) und 73 440 von je 4 Signalbuchstaben (B C D F, B C D G, B O D H, BCDNu. s. w. bis W V T 8).

Alle 306 Gruppen von 2 Signalbuchstaben, alle 4896 Gruppen von 3 Signalbuchstaben und von den Gruppen von 4 Signalbuch⸗ staben die ersten 18 960 (B C D F bis G P W 89! dienen zur Be⸗ zeichnung der in das Signalbuch aufgenommenen Sätze, Satztheile, u. 1. w. b 8

on den übrigen Gruppen von 4 Signalbuchstaben sind die 1440 Gruppen von G Q B G bis G W V T zur I Ie. der Schiffe der Kriegs⸗Marinen und die letzten 53 040 Gruppen von HBCD bis W VT S zur Bezeichnung der Schiffe der Handels⸗ Marinen in der Art bestimmt, daß jedem Kriegs⸗ und beziebungs⸗ weise Kauffahrteischiff eins dieser (11440 + 53 040 =) 54 480 Signale als Unterscheidungs⸗Signal zuzutheilen ist. Von den letztgenannten 53 040 Gruppen sind die Signale von S B C D bis SBDW für die den Kaiserlichen Kolonialverwaltungen in Afrika

burg 2356.

.») Bulletin de ‚Statistique et de Législation comparée, vingt-deuxième année, Octobre 1898, p. 380 et 381.

unterstellten Fahrzeuge bestimmt, soweit diese nicht zu den Kriegsfahr⸗ zeugen gehören. 8

Zum Schluß sprach Herr