1899 / 43 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 18 Feb 1899 18:00:01 GMT) scan diff

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verschiedene Eingaben Be⸗

Preußen. Berlin, 18. Februar. .

In der am 16. d. M. unter dem Vorsitz des Staats⸗ Ministers, Staatssekretärs des Innern Dr. Grafen von Posadowsky⸗Wehner abgehaltenen Plenarsitzung des Bundesraths wurde dem Entwurf eines Gesetzes, betreffend die Schlachtvieh⸗ und Fleischbeschau, dem Entwurf einer Fern⸗ sprechgebühren⸗Ordnung sowie der Vorlage wegen Abänderung des § 2 der auf den Befähigungsnachweis der Seeschiffer und See⸗ steuerleute bezüglichen Bekanntmachung vom 6. August 1887 und der Vorlage, betreffend die Gewährung der Zollfreiheit für die von der K. K. ösfterreichisch⸗ungarischen Staatsbahnver⸗ waltung nach dem auf preußischem Gebiete gelegenen Theil der Bahnstrecke Ottmachau Lindewiese Jeeg,8 Be⸗ triebsgegenstände ꝛc. die Zustimmung ertheilt. Der vom Reichstage beschlossene Gesetzentwurf, betreffend die Herabsetzung des Holls auf gewisse Seidengewebe, wurde angenommen. der Reichstagsbeschluß, betreffend die Zollbehandlung im. Inlande veredelter Seidengewebe, und die vom Reichstage zu dem Gesetz über den Orden der Gesell⸗ schaft Jesu gefaßten Beschlüsse wurden den zuständigen Aus⸗ schüssen überwiesen. Von dem Geschäftsbericht des Reichs⸗ Versicherungsamts für das Jahr 1898 und von einer Mit⸗ theilung, betreffend Verhandlungen der Kommission für Arbeiter⸗ statistik, wurde Kenntniß genommen. Außerdem wurde über

schluß gefaßt. 11“

8 11

Laut telegraphischer Meldung an das Ober⸗Kommando der Marine haben folgende Bewegungen S. M. Schiffe statt⸗ gefunden: S. M. S. „Deutschland“, Kommandant: Fregatten⸗Kapitän Müller, mit dem Chef der II. Division des Kreuzer⸗Geschwaders, Kontre⸗Admiral Prinzen Heinrich von Preußen, Königliche Hoheit, an Bord, ist am 17. Februar in Amoy angekommen; S. M. Schiffe „Arcona“, Kommandant: Seee Kapitän Reincke, und „Irene“, Kommandant: Fregatten⸗ Kapitän Obenheimer, sind am 16. bezw. 17. Februar in Hongkong angekommen; S. M. S. „Iltis“, Kommandant: Korvetten⸗Kapitän Lans, lief am 17. Februar in Coruna ein und ist an demselben Tage nach Gibraltar in See gegangen.

Hannover, 16. Februar. Nachdem im weiteren Verlauf der gestrigen Eröffnungssitzung des Provinzial⸗Landtages der vorjährige Präsident Graf zu Inn⸗ und Knyphausen und der Stadt⸗Direktor Tramm zum Vorsitzenden bezw. dessen Stellvertreter einstimmig wiedergewählt worden waren, gedachte der Vorsitzende in längerer Ansprache des Besuches Seiner Majestät des Kaisers und Königs sowie der den hannoverschen Truppen Allerhöchsterseits zu theil gewordenen Ehrung, für welche er namens der Vertreter der Provinz seinen Dank ausdrückte. Der Abg. von Rheden brachte in der Sitzung einen Urantrag, betreffend die Errichtung einer Land⸗ wirthschaftskammer für die Provinz Hannover, ein.

In der heutigen 2. Sitzung begann die Berathung des Haushaltsplans für das Jahr 1899/1900. Schatzrath von Wersebe leitete die Debatte ein und bemerkte, daß wesentliche Veränderungen in der Finanzlage der Provinzial⸗ verwaltung nicht eingetreten seien. edner wies auf die Erhöhung der Provinzialabgabe sowie auf den Ueberschuß des Vorjahres hin, der theils durch Mehreinnahmen, theils durch Minderausgaben entstanden sei. Bei der Spezial⸗ berathung wurden die Einnahmen bis auf Titel X (Provinzial⸗ abgabe), welcher bis nach Festsetzung der Ausgabe ausgesetzt wurde, ohne Einwand genehmigt. Zu Titel VII der Ausgaben brachte Landes⸗Direktor Müller einen Antrag des Provinzial⸗ ausschusses, betreffend die Erhöhung der Bausumme für das Provinzial⸗Museum von 1 500 000 auf 2 000 000 ℳ, ein, welcher einstimmig genehmigt wurde. Ebenso wurden auf Antrag des Ausschusses 10 000 zum Ankauf der Sammlungen des verstorbenen Amtsraths Struckmann für das Provinzial⸗Museum bewilligt. Im Anschluß an den Etat der Heil⸗ und Pflegeanstalt für Geistes⸗ schwache in Langenhagen (Tit. X) verlas Landes⸗Direktor Dr. Müller einen Antrag des Ausschusses: der Landtag wolle be⸗ schließen, zur Regelung der Anstellungs⸗ und Gehalts⸗ verhältnisse des Lehrer⸗ und Oberwartpersonals jener Anstalt ein vorliegendes Reglement vorbehaltlich der Genehmigung durch die Regierung zu erlassen. Nach diesem Reglement sind die betreffenden endgültig angestellten Lehrkräfte Beamte im engeren Sinne, die nicht endgültig angestellten Lehrkräfte Hilfsbeamte. Das Reglement wurde genehmigt. Bei dem Titel XIII des Haupt⸗Etats (Landwirthschaftliche Zwecke) sind für Winterschulen 3000 mehr eingestellt. Zu demselben Titel wurde auch eine außerordentliche Ausgabe von 4550 für die Beamten⸗Pensionskasse der Königlichen Landwirthschafts⸗Gesellschaft angenommen. Bei Titel XIX. haben sich die Ausgaben für Besoldungen der tech⸗ nischen Beamten von 91 900 auf 102 300 erhöht. Eine längere Debatte entspann sich über einen Antrag ves

„Abg. Denicke⸗Celle, betreffend Bewilligung von 14 000 für

die neue Allerbrücke in Celle, für welche der vorige Landtag bereits 90 000 bewilligte. Um eine in ästhetischer Be⸗ iehung besser wirkende Brücke zu erlangen, als nach den Plänen des Landes⸗Direktoriums, hatte die Stadt Celle die Mehrkosten übernommen. Angesichts der Verpflichtung der Provinz, diesen Brückenbau aus⸗ zuführen, hielt die Stadt Celle aber auch die Provinz zur Tragung der vollen Kosten für verpflichtet. Der F Ausschuß war bereit, noch 7000 zu tragen; für die übrigen 7000 soll die Stadt Celle aufkommen. Angesichts des sich erhebenden Widerspruchs zog der Abg. Denicke seinen Antrag zurück, worauf der Ausschußantrag (7000 ℳ) angenommen wurde. Es folgte eine Reihe von Bewilligungen für Feese. Um⸗ und Erneuerungs⸗ bauten. Für die regelmäßige Unterhaltung der Chausseen wurde die Ausgabe infolge des steigenden Bedürfnisses von 180 000 auf 190 000 erhöht. Als Beihilfe zum Bau einer Brücke über die Weser bei Lauenförde wurden 35 000 gefordert; an den Gesammtkosten partizipieren der Staat, die Kreise Braunschweig, die Provinzen Westfalen und Hannover. Die Beihilfe wurde bewillitt. 1

Mecklenburg. Der Landtag bewilligte gestern im Prinzip die Gewäh⸗ rung von Landesmitteln für die vom Staat zu bauenden Kleinbahnen, ferner 3 Millionen Mark für die Regulierung der südlichen mecklenburgischen Wasserstraßen. 8

Oesterreich⸗Ungarn.

98 . . 16 11“ Der Minister des Auswärtigen Graf Goluchowski be⸗ auftragte, wie „W. T. B.“ aus Wien berichtet, den öster⸗ reichisch⸗ungarischen Botschafter in Paris Grafen von Wolken⸗ stein, die Gefühle des Beileids anläßlich des Ablebens des Präsidenten Faure dem französischen Ministerium im Namen der österreichisch⸗-ungarischen Regierung auszudrücken, und stattete dem französischen Botschafter in Wien einen Besuch ab, um in seinem eigenen Namen sowie im Namen des Aus⸗ wärtigen Amts zu kondolieren.

In einer Konferenz der liberalen Partei Ungarns erklärte gestern der Minister⸗Präsident Baron Banffy, die Kompromißverhandlungen seien gescheitert; die Opposition habe in ihrer gestrigen Mittheilung erklärt, daß sie die Ob⸗ struktion nur gegenüber einer neuen Regierung einstellen und nur dieser Indemnität bewilligen werde. Es wäre unter normalen Verhältnissen nur natürlich, sagte Banffy, diesem Terrorismus der Obstruktion den äußersten Widerstand ent⸗ gegenzusetzen, allein die Regierung sei, wenngleich im Wider⸗ spruch mit den Grundsätzen des Parlamentarismus, zu einem anderen Entschluß gelangt: das Kabinet habe sich ent⸗ schlossen, seine Demission zu geben; der Rücktritt sei bereits mündlich dem König angezeigt und werde heute auch formell unterbreitet werden. Die Regierung werde provisorisch bis zur Entscheidung des Königs die Geschäfte weiterführen. Der Minister⸗Präsident, welchem während seiner Rede außerordentliche Ovationen bereitet wurden, sagte in einem Ruͤckblick auf die vier Jahre seiner Geschäftsführung: er glaube nicht unbescheiden zu sein, wenn er sich einen ge⸗ wissen Theil an den zahlreichen im Laufe dieser Zeit er⸗ rungenen Erfolgen anrechne, und ersuchte die Mitglieder, ihm in Zukunft ihr Wohlwollen zu bewahren, wie auch er hoffe, daß die Zukunft gerechter über sein Wirken urtheilen werde, als dies inmitten der Leidenschaft der Gegenwart geschehen sei. Abg. Koloman Rado erklärte im Namen der Partei: das Land werde den Rücktritt des Minister⸗Präsidenten mit tiefem Bedauern zur Kenntniß nehmen. Man dürfe für das Regime Banffy's wohl die ehrenvolle Bezeichnung in Anspruch nehmen, daß sein Kabinet das nationalste gewesen; die Partei werde stets ihres hochverdienten Führers Banffy mit unauslösch⸗ licher Verehrung gedenken.

8 Großbritannien und Irland.

In der gestrigen Sitzung des Oberhauses, welcher der Prinz von Wales beiwohnte, nahm zunächst der Premier⸗ Minister Lord Salisbury das Wort und führte dem „W. T. B.“ zufolge aus: Er erhebe sich zum Ausdruck dessen, was sicher die Herzen aller Lords bewege, zum Ausdruck des tiefsten Mitgefühls mit dem großen Nachbar Frankreich anläßlich des furchtbaren Schlages, von dem dieses durch den Verlust seines geschätzten, werthen Präsidenten betroffen sei. Der Präsident Faure sei ein Mann gewesen, der für diese schwierige Stellung ganz besonders ge⸗ eignet gewesen und dem nicht nur das Volk des eigenen Landes, sondern auch die Völker anderer Länder zugethan gewesen seien. Es werde schwer sein, ihn zu ersetzen. Er habe jene stete Urtheilskraft besessen, die frei von jedem heftigen Urtheil und jedem anmaßenden Ehrgeiz gewesen sei, der seine Unparteilichkeit hätte stören können. Dies alles habe ihn in den Stand gesetzt, sein schweres Amt zu er⸗ füllen. „Ich hoffe,“ fuhr Lord Salisbury fort, „daß wir die Fortdauer seiner weisen Regierung in der Zukunft sehen. Die Zeit, wo er der Welt entrissen ist, macht den Verlust noch ernster; denn es bestehen sowohl in den externen Beziehungen Europas, als auch in den inneren Verhältnissen schwierige Probleme, die Frankreich zu lösen hat. Wir wollen hoffen, daß der Staatsmann, dem die schwierige Aufgabe der Nachfolge Faure's überwiesen wird, dieselbe hohe Unparteilichkeit, dieselbe Begeisterung für die Gerechtigkeit, dieselbe Freundlichkeit für England zeige, die den Präsidenten Faure stets ausgezeichnet hat.“ Lord Kimberley bemerkte hierauf: er und seine Freunde wünschten sich den Ausdrücken Salisbury’s über den Ver⸗ lust der französischen Regierung und des französischen. Volkes anzuschließen. Der Verlust würde in jedem groß gewesen sein, weit ernster aber sei es, daß ein Mann mit so edlen Eigenschaften gerade im jetzigen Augenblick dem Lande entrissen werde. Es gebe nichts, was mehr zu wünschen sei, als daß Englands Freunde und Nachbarn die Schwierig⸗ keiten der Ausfüllung seines Platzes zu bewältigen vermöchten, daß der neue Präsident im stande sei, die friedliche Politik seines Vorgängers fortzusetzen, und daß Frankreich noch lange eine starke und ehrenvolle Stellung unter den Nationen Europas behaupten möge.

Im Unterhause erklärte unter tiefem Schweigen des Hauses der Lord des Schatzamts Balfour, während sämmt⸗ liche Mitglieder des Hauses das Haupt entblößten: es entspreche sicher den Wünschen des Hauses, wenn er in seinem Namen und im Namen derer, die er vertrete, das tiefe Mitgefühl mit der französischen Nation anläßlich des Verlustes ausspreche, von dem dieselbe so plötzlich betroffen worden sei. Der Tod des ersten Beamten einer großen und befreundeten Nation könne England, ihren nächsten Nachbar, nicht gleichgültig lassen, und wenn der Verlust ein so plötzlicher und unerwarteter sei, wenn ein ganzes Volk ohne Warnung und unvorbereitet davon überrascht werde, so er⸗ hüt dieser Verlust ein weiteres tragisches Element, welches die uneingeschränkte Sympathie Aller bedinge. Je weniger er im stande sei, diese Sympathie zum Ausdru zu bringen, um so mehr sei er davon überzeugt, daß er das tiefgefühlte Empfinden des ganzen Hauses und aller Bevölkerungsklassen zum Ausdruck bringe. Campbell Bannerman sprach im Namen derer, die auf der linken Seite des Hauses säßen, daß sie den Ge⸗ fühlen beipflichteten, die Balfour so vorzüglich aus⸗ gedrückt habe. Seine Partei wünsche sich jenem Ausdruck des Mitgefühls für das Volk und die Regierung Frankreichs völlig anzuschließen. Das Haus ging sodann zur Tages⸗ ordnung über. Im Laufe der Berathung erklärte der Schat⸗ kanzler Hicks Beach, die Regierung werde eine Bill, be⸗ treffend die Anweisung von dreißigtausend Pfund zu einer Jahresrente für Lord Kitchener, einbringen. Der

Parlaments⸗Untersekretär Brodrik theilte mit, daß

die Regierung bisher keinerlei Informationen über eine Ver⸗ vacstung des 5 Meilen von Maskat gelegenen Hafens Bandah Hissar an Frankreich erhalten habe. Eine Absicht, Samoa zu annektieren, habe nie bestanden; infolge dessen könne auch der Kapitän des in Samoa anwesenden deutschen Kriegs⸗ schiffes seine Mitwirkung bei einer englischen Annektion nicht verweigert haben, wie behauptet worden sei. Der Minister 8 Indien Hamilton führte aus: er habe in den lättern einen Hinweis auf eine angebliche Proklamation des Emirs von Afghanistan gefunden, in welcher dieser die neue russische Eisenbahn begrüßt und die großen Vortheile betont habe, welche seinen Unterthanen aus der Bahnlinie Merw —Kursk erwachsen würden. Er habe aber keinerlei Grund zu glauben, daß dieses Gerücht auf Wahrheit beruhe. Im weiteren Ver⸗ lauf der Berathung erklärte Balfour: die Regierung glaube daß ihr erweiterte Befugnisse gegen Auswanderer, di 1 Lande zur Last fallen würden oder mittellos seien, zugestanden werden müßten. Zur 8 könne er aber nichts über eine etwaige Gesetzesvorlage sagen.

Frankreich.

Seine Majestät der Deutsche Kaiser hat, „W. T. B.“ aus Paris meldet, gestern Vormittag folgendes Telegramm an die Wittwe des Präsidenten Faure gesandt:

„Profondément ému par la nouvelle de la mort de votre époux, Monsieur le Président de la République Française, J. m'empresse de vous exprimer quelle part sincère Je prends votre perte cruelle. LImpératrice se joint à Moi en forman les voeux les plus ardents à ce que le Dieu tout-puissant veuille vous accorder la force pour pouvoir porter le deuil qui vous a accablé. 1

Guillaume, I. R.“

(Tief bewegt durch die Nachricht von dem Tode Ihres Gemahls, des Herrn Präsidenten der Französischen Republik, beeile Ich Mich, Ihnen auszusprechen, einen wie aufrichtigen Antheil Ich an Ihrem schmerzlichen Verluste nehme. Die Kaiserin vereint Sich mit Mir in dem heißen Wunsche, daß der allmächtige Gott Ihnen die Kraft geben wolle, die Trauer zu tragen, welche Sie heimgesucht hat.) 8

Unter den Beileids⸗Telegrammen, welche anläßlich des Todes des Präsidenten fortdauernd eintreffen, befinden sich ferner solche des Kaisers von Rußland, des Kaisers von Oesterreich und Königs von Ungarn, des Königs von Italien, der Königin von Großbritannien und Irland, des Königs von Portugal, des Königs de Belgier, der Königin der Niederlande, des Königs von Griechenland, des Königs von Serbien, des Fürsten von Bulgarien, des Präsidenten der Schweizerischen Eidgenossenschaft und des Königs

Gestern Mittag begab sich der deutsche Botschafter Graf zu Münster in das Elysée und legte am Sarge des Präsidenten Faure einen prachtvollen Kranz aus Veilchen und Orchideen nieder, dessen schwarz⸗weiß⸗rothe Schleife ein „W“ mit der Kaiserkrone darüber zeigt. Neben dem Kranze des Deutsche Kaisers ragen unter den prachtvollen, aus dem Auslande ein getroffenen Kränzen besonders zwei Blumengewinde hervor die von dem russischen Botschafter niedergelegt wurden und denen die Visitenkarten des Kaisers und der Kaiserin von Rußland beigefügt sind; auf den Bändern liest man die In⸗ schrift: „Unserm 1 und Alliierten“. 8

Deer deutsche Botschafter Graf zu Münster übermittelt gestern dem Minister⸗Präfidenten Dupuy das Beileid der deutschen Regierung. Der russische Minister des Auswärtigen Graf Murawjew sprach dem Minister des Auswärtigen Delcassé die aufrichtige Theilnahme der russischen Regierung telegraphisch aus. Der deutsche Hilfsverein und der deutsche Quartettverein richteten im Namen der deutschen Kolonie ein in warmen Worten abgefaßtes Beileidschreiben an die Wittwe des Präsidenten Faure. 8

Telegramme aus den Provinzen melden die schmerzlich Ueberraschung der Bevölkerung durch das plötzliche Hinscheiden des Präsidenten Faure. Neben den öffentlichen Gebäuden haben überall auch zahlreiche Privatgebäude auf Halbmast

geflaggt.

für den Präsidenten Faure. Der Minister⸗Präsident Dupuy) theilte mit, daß an der Grenze 5000 Photographien des Herzogs von Orléans beschlagnahmt worden seien. . Im Senat verlas gestern der Präsident Loubet ein Schreiben des Minister⸗Präsidenten Dupuy, durch welches dieser den Senat von dem Tode des Präsidenten der Republik in Kenntmß setzte, und fügte hinzu, der Senat werde sich der Trauer anschließen, welche ganz Frankreich erfülle. Loubet warf sodann einen Rückblick auf den Lebensgang des ver⸗ storbenen Präsidenten, der sich aus unscheinbaren Verhältnissen durch seine Arbeit, seine Intelligenz und seine Hingabe zu dem Posten des Staats emporgeschwungen habe. Der edner erinnerte daran, daß der Präsident Faure bei Er⸗ füllung seiner hohen Obliegenheiten die Fahne des Landes hoch und fest gehalten, es verstanden habe, in unruhigen Zeiten seine Ruhe zu bewahren, und der, tief durchdrungen von der Sorge für die Größe des Landes, Frankreichs Platz in dem europäischen Konzert mit Würde gewahrt habe. Loubet theilte hierauf mit, daß der Kongreß heute zu⸗ —2 sammentreten werde, und schlug vor, zum Zeichen der Trauer die nächste Sitzung auf Dienstag anzuberaumen. Der Senat stimmte diesem Vorschlage zu. Die Sitzung wurde alsdann geschlossen. In dem Augenblick, als Loubet den Präsidenten⸗ stuhl verließ, wurde er mit einstimmigem Beifall und Hoch⸗ rufen auf die Republik begrüßt. 9 In der gestrigen Sitzung der Deputirtenkammer, die von Mitgliedern sehr stark besucht war, verlas der Präsident Deschanel gleichfalls ein Schreiben des Minister⸗Präsidenten Dupuy, durch welches dieser die Kammer von dem Tode des Präsidenten der Republik in Kenntniß setzt, sprach dann schmerzlich bewegt sein Bedauern aus, daß er die Sitzung unter solchen Umständen eröffnen müsse. So⸗ dann widmete Deschanel dem Präsidenten Faure einen Nacht ruf, in welchem er ausführte: „Das ganze Vaterland bewein⸗ seinen berühmten Sohn, der den Leidenden und Bedrängten so bilfreich, im Rathe so weise war und der unter unvergeßlichen Umständen Frankreich bei dem befreundeten Poßen Volke mit soviel Würde und bemerkenswerthem Takt vertrat. Mögen alle Franzosen sich um seinen S88⸗, der Fahne Frankreichs und unter der Aegide seiner Gesetze sammeln! Das wäre die beste Art, das Andenken dieses Sohnes aus dem Volke zu ehren, der durch die Arbeit zum ersten Beamten der Republik emporgestiegen ist. Unsere

Der Ministerrath, der gestern Nachmittag abgehalten 8 wurde, beschäftigte sich mit den Einzelheiten der Leichenfeier

zerzen schlagen in dieser traurigen Stunde mit der tief Fenkernden semite welche ihr Theuerstes verloren hat.“ Hierauf verlas der Kammer⸗Präsident ein Schreiben des Präsidenten des Senats Loubet, in welchem dieser mittheilte, daß der Kongreß heute Mittag 1 Uhr in Versailles zusammentreten werde. Deschanel schlug vor, zum Zeichen der Trauer die Sitzung zu schließen. Sämmtliche Deputirten stimmten diesem Vorschlag zu und verließen schweigend den Sitzungssaal. .

Die Bureaux der verschiedenen parlamentarischen Parteien beschäftigten sich gestern mit der Aufstellung von Kandidaten für die Präsidentschaft der Republik. Die Gruppe der progressistischen Republikaner der Deputirten⸗ kammer trat in der Stärke von etwa 80. Mit⸗ gliedern zusammen und stimmte der Kandidatur Möline’s zu. Die Gruppen der demokratischen Linken, der pro⸗ gressistischen Union, der radikal⸗sozialistischen Linken und die sozialistische Gruppe stimmten für die Kandidatur Loubet's. Jede der Gruppen beauftragte eine Abordnung, sich zu Loubet zu begeben und ihm ihre Entscheidung mitzutheilen. Die Gruppen der Linken des Senats hielten eine Plenarversamm⸗ lung ab, in welcher einstimmig von den anwesenden Sena⸗ toren die Kandidatur Loubet's proklamiert wurde. Die Kammergruppe der „Ralliierten“ sprach sich einstimmig für die Kandidatur Möline's aus. Die antisemitische Gruppe beschloß, für denjenigen Kandidaten zu stimmen, der am entschiedensten Gegner der Revision des Dreyfus⸗ Prozesses sei. Die Gruppe der Rechten beschloß, sich nach der Lage in der heutigen Kongreßsitzung zu richten. Nach den Versammlungen der verschiedenen Gruppen erklärte Mäéline trotz des dringenden Zuredens seiner Freunde, daß er angesichts der Kandidatur Loubet’s seinerseits verzichte. Als die Abordnungen der Kammergruppen, darunter Bourgeois und Brisson, im Palais de Luxembourg erschienen und Loubet dringend um Annahme der Präsidentschaftskandidatur ersuchten, bat er um eine Stunde Bedenkzeit. Nach Ablauf dieser Frist erklärte Loubet den Abordnungen, er nehme die Präsidentschaftskandidatur endgültig an. Wenn er gewählt würde, würde er ein sehr republikanischer Präsident sein, dessen Ziel sein würde, die Republik zu vertheidigen. Er be⸗ grüße freudig die bekundete Einigkeit der Republikaner und sei überzeugt, daß dieselbe von Dauer sein werde. Er wolle, wenn er zum Präsidenten der Republik gewählt würde, für alle Mitglieder des Parlaments ein Kollege und Freund sein. Nachdem Loubet die Präsidentschaftskandidatur angenommen hat, wird, wie verlautet, auch der Minister⸗Präsident Dupuy seine Kandidatur nicht aufstellen, obschon er von zahl⸗ reichen Deputirten und Senatoren hierzu aufgefordert wurde. Der Kriegs⸗Minister de Freycinet wird der „Liberté“ zufolge nicht kandidieren, wenigstens nicht im ersten Wahlgange. Deschanel hat erklärt, er kandidiere nicht; die Majorität, welche seiner Zeit Casimir⸗Périer und Faure gewählt habe, solle ihre Stimmen auf Méline vereinigen.

Gegen Mitternacht wurden auf den Boulevards Kund⸗

ebungen gegen Loubet und für Möline veranstaltet. Man rief: „Nieder mit Loubet! Nieder mit Arton und Panama! Hoch Méline!“ Aehnliche Kundgebungen wurden von antisemitischen Studenten Abends vor dem Palais des Senats veranstaltet. Die Patriotenliga forderte die Mitglieder auf, heute Vormittag auf dem Lyoner Bahnhof zu erscheinen, wo Déroulède aus Nizza eintrifft. Die Nationalisten beabsichtigen aus diesem Anlaß Straßenkundgebungen für Meline; die Polizei hat die erforderlichen Maßnahmen getroffen. Rußland.

Der „Regierungsbote“ veröffentlicht, dem „W. T. B.“ zufolge, ein Kaiserliches Manifest, welches die Gesetzzebung Finlands betrifft und ausführt: der Kaiser habe zur Beseitigung von Mängeln, welche bei legislativen Fragen zu Tage träten, die das ganze Reich betreffen, es als nützlich anerkannt, daß zur Ergänzung der bestehenden Bestimmungen eine bestimmte, feste Ord⸗ nung für die Ausarbeitung und den Erlaß von Gesetzen, welche eine allgemeine staatliche Bedeutung haben, fest⸗ gestellt werde. Danach soll jeder Gesetzentwurf, nach Begutachtung desselben durch den finländischen General⸗ Gouverneur, den Minister⸗Staatssekretär von Finland und den finländischen Senat, dem Reichsrath durch die Reichs⸗Minister nebst einem Gutachten des Senats und des Landtages vor⸗ gelegt werden. Der Reichsrath prüft alsdann den Gesetz⸗ entwurf gemeinschaftlich mit dem finländischen General⸗ Gouverneur, dem Minister⸗Staatssekretär von Finland und den Mitgliedern des finländischen Senats, welche von dem Kaiser ernannt werden. 1

Eine St. Petersburger Fuscgeisteaer „Politischen Correspon⸗ denz“ weist darauf hin, daß die öffentliche Meinung in Ruß⸗ land die jüngsten Unternehmungen der Albanesen und die Unterstützung derselben durch die Pforte nicht ganz ohne Be⸗ sorgniß betrachte. Eine Entfaltung militärischer Nachtmittel seitens der Pforte zur Abwehr von Revolutionen in Macedonien dürfe der Pforte als eine vollständig hin⸗ reichende prophylaktische Aktion erscheinen; eine Heranziehung der Albanesen zu einer drohenden Demonstration gegen die Christen Macedoniens sei 8 nicht nur über⸗ flüͤssig, sondern auch gefährlich. Auch maßgebende russische Kreise theilten diese Aufffasfung und von unterrichteter Seite verlaute, der russische Botschafter in Konstantinopel sei beauf⸗

tragt, die Aufmerksamkeit der Pforte auf diese Gefahren zu

lenken.

1 Italien.

Die Nachricht vom Tode des Präsidenten der Französischen Republik Faure hat, wie dem „W. T. B.“ aus Rom be⸗ richtet wird, in ganz Italien schmerzlich berührt. Die Ministerien, die öffentlichen Gebäude und die Kriegsschiffe haben die Fahnen auf Halbmast gehißt und werden auf Anordnung der Regierung dieses Zeichen der Trauer drei Tage beibehalten. Der Minister⸗ Präsident Pelloux begab sich gestern früh nach der französischen Botschaft, um dem Botschafter Barrère das Beileid der Regierung auszusprechen; alle übrigen Minister sowie die Unter⸗Staatssekretäre gaben dort ihre Karten ab. Der Minister des Aeußern Canevaro beauftragte den Botschafter in Paris Tornielli telegraphisch, die Theilnahme der italienischen Regierung daselbst zum Ausdruck zu bringen.

In der gestrigen Sitzung der Deputirtenkammer machte der Minister⸗Präsident Pelloux dem Hause die Mit⸗ theilung von dem Ableben des Präsidenten der Fran⸗ zösischen Republik und führte aus: „Wir haben um⸗ somehr Grund, uns der Trauer Frankreichs anzuschließen, als wir uns daran erinnern, daß während der FI mäßig kurzen Zeit, während welcher Faure die oberste

Leitung der Angelegenheiten Frankreichs in der Hand hatte,

111A1“1“

die Beziehungen vr Frankreich und Italien sich stets ge⸗ bessert haben, und als wir ferner daran denken, daß Faure wenige Tage vor seinem Tode jenes Handelsabkommen sank⸗ tioniert hat, das die Beziehungen der beiden Länder herzlicher und freundschaftlicher gestaltete.“ Pelloux theilte sodann mit, daß der König ein Beileids⸗Telegramm an die Wittwe des Präsidenten Faure gerichtet habe sowie daß der französischen Regierung das Beileid der italienischen Regierung übermittelt worden sei, und bat das Haus, als Zeichen der Trauer die Sitzung aufzuheben und auch heute keine Sitzung ab⸗ zuhalten. (Allgemeine Zustimmung.) Zanardelli schloß sich den Ausführungen des Minister⸗Präsidenten an und schlug vor, die auf dem Kammergebäude wehende Flagge mit einem Trauerflor zu versehen und der französischen Kammer das Beileid der italienischen Kammer zu üͤbermitteln. Die Vorschläge Pelloux' und Zanardelli's wurden einstimmig an⸗ 1 Amerika. 8

Der Staatssekretär Hay richtete, nach einer Meldung des „W. T. B.“ aus Washington, gestern an den Botschafter der Vereinigten Staaten in Paris Porter folgendes

Telegramm: „Der Präsident wünscht, daß Sie der Familie des verstorbenen

Präsidenten der Französischen Republik den Ausdruck seiner tief⸗

gefühlten Symvathie mit ihrem unersetzlichen Verlust übermitteln. Die ganze Welt beklagt den Verlust eines ihrer größten Staats⸗ männer, und unser Land nimmt ganz besonderen Äntheil an dem Schmerz der Schwester⸗Republik.“ 1 .

Dem „Reuter'schen Bureau“ zufolge hat die Regierung beschlossen, die Jurisdiktion der Vereinigten Staaten über sämmtliche Philippinen⸗Inseln auszudehnen. Dieser Beschluß involviert die Nothwendigkeit eines Seefeldzuges, der beginnen soll, sobald die unterwegs befindlichen Kanonenboote vor Manila eintreffen. Die Kanonen⸗ boote sollen die bedeutendsten Städte anlaufen; sie werden von Transportschiffen mit Truppen an Bord begleitet werden. Die Truppen sollen landen, wo es sich als nothwendig erweist, und werden die amerikanische Flagge hissen.

Die chilenische Regierung erhielt, nach einer Meldung desselben Bureaus, ein Telegramm aus Antofagasta vom letzten Donnerstag, in welchem mitgetheilt wird, daß der Präsident von Bolivia, Alonso, sich an der Spitze von Truppen auf dem Marsche gegen die bolivianischen Revolutio⸗ näre befinde. Die letzteren, unter dem Kommando des Obersten Pando, verließen La Paz. Es werde ein Gefech h1666“*“

Nach weiteren in Bombay eingetroffenen Meldungen vom Persischen Meerbusen sei es in Maskat allgemein bekannt, daß Frankreich den Versuch gemacht habe, an der Küste eine Kohlenstation zu erlangen. Der britische politische Agent am Persischen Golf, Oberst Meade und der Kontre⸗ Admiral Douglas hätten dem Sultan mehrere Besuche abgestattet, und man glaube, daß die ernsten Vorstellungen, welche dem Sultan jetzt gemacht würden, die Zurückziehung des den Franzosen gegebenen Versprechens zur Folge haben würden. 8

Parlamentarische Nachrichten.

Die Berichte über die gestrigen Sitzungen des Reichs⸗ tages und des Hauses der Abgeordneten befinden sich in der Ersten Beilage.

In der heutigen (36.) Sitzung des Reichstages wurde zunächst ein Antrag der Sozialdemokraten, be⸗ treffend die Einstellung des gegen den Abg. Stadthagen (Soz.) wegen Beleidigung sämmtlicher preußischen Landräthe ꝛc. schwebenden Strafverfahrens, an die Geschäftsordnungs⸗ kommission überwiesen.

Das Haus setzte sodann die Besprechung der Inter⸗ pellation der Abgg. Johannsen (b. k. F.) und Genossen, betreffend die Ausweisungen aus Nordschleswig, fort.

vn der Debatte nahm zuerst der Abg. Lenzmann (fr. Volksp.) das Wort, dessen Rede bei Schluß des Blattes noch fortdauerte.

Das Haus der Abgeordneten erledigte in der heutigen (23.) Sitzung, in der der Vize⸗Präsident des Staats⸗ Ministeriums, Finanz⸗Minister Dr. von Miquel und der Minister des Innern Freiherr von der Recke zugegen waren, zunächst in zweiter Berathung den Antrag des Abg. Dr. Langerhans (fr. Volksp.) auf Annahme eines Gesetzentwurfs, betreffend Verpflichtung der bürgerlichen Gemeinden bezüglich der Bauten und Reparaturen von Kirchen⸗, Pfarr⸗ und Küstergebäuden, der nach kurzer Debatte zum Beschluß erhoben wurde, und setzte darauf die zweite Berathung des Etats des Ministe⸗ riums des Innern fort; zu diesem nahmen bis zum Schluß des Blattes die Abgg. Dr. Freiherr von der Goltz (kons.), Wineckler (kons.) und der Geheime Ober⸗Regierungs⸗Rath Dr. Krohne das Wort.

Statistik und Volkswirthschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

In Krefeld ist die Lage des Weberausstandes der „Köln. Ztg.“ zufolge bisher unverändert. Heute Nachmittag sollte im Rath⸗ hause zwischen Vertretern der städtischen sozialen Kommission und der Webereiverbände eine Besprechung stattfinden, von der man die Beilegung des Ausstandes erhoffte. (Vgl. Nr. 36 d. Bl) .

Aus Rheydt wird der „Rhein.⸗Westf. Ztg.“ geschrieben: Die ausständigen Färbereiarbeiter hatten noch keine Gelegenheit, die Arbeit wieder aufzunehmen. Wie in einer Versammlung mit⸗ etheilt wurde, haben zwei mit Spinnereien verbundene Färbereien hren Arbeitern den gewünschten Mindest⸗Wochenlohn von 18 frei⸗ willig zugestanden. (Vgl. Nr. 34 d. Bl.)

3“ 8 1 1“ Kunst und Wissenschaft.

In der Ausstellung für künstlerische Photographie in den Sälen der Königlichen Kunst⸗Akademie (Unter den Linden 38) interessiren die Besucher vor allem die zahlreichen farbigen Bilder. Diese reiche Anwendung von Farben ist eine Errungenschaft der letzten Jahre, die der Ausbildung des sogenannten Gummidrucks zu verdanken ist. Der Uhrsaal, in welchem solche Arbeiten aus Wien und Hamburg zu sehen sind, gewährt infolgedessen ein farbenfrohes Bild, das sehr im Gegensatz steht zu dem schwarzweißen Charakter der früheren photographischen Ausstellungen. 8

neber die Frühjahrs⸗Ausstellung des Vereins bilden der Künstler Mrüztah „Secession“ im Ksöniglichen Kunst⸗

ausstellunas⸗Gebäude am Königsplatz wird aus München geschrieben:

Nachdem schon am Dienstag Seine Königliche Hoheit der Prinz⸗ Regent die Ausstellung besucht hatte, wurde dieselbe am Mittwoch zunächft für geladene Gäste zur Vorbesichtigung eröffnet und fanden sich im Laufe des Tages Ihre Königlichen Hoheiten die Prinzessinnen Therese, Adelgunde und Mathilde, der Kultus⸗Minister von Land⸗ mann, die Spitzen der Behörden, Mitglieder des diplomatischen Korps sowie zablreiche Vertreter der Presse ein. Am Donnerstag, den 16. Februar, ist die Ausstellung dem allgemeinen Besuch geöffne

worden. Die Ausstellung umfaßt Kollektionen von Bössenroth, Butterfack, Cairati, Dill, Eichler, Erler, Georgi, Jank, Lugo, Pietzsch, Schramm⸗Zittau, Paul Schröter, Steinhausen, Weise, Wieland, Wolff und hervorragende Einzelwerke von P. Bach, Bechler, Balmer, Brever, Mathilde von Campe, Marie Chambo, Crodel, Doerner, E. O. Engel, Tony von Erhardt, ehrenber . Giebel, Hartwich, Hayek, Keller⸗Reutlingen, 2 argarethe von Kurowski, Marie Lautenschlager. . L. Lehmann, M. Liebenwein, Lipps. Marie Lübbes, Mevyer⸗Cassel, Muschweck, Pitzner, Auguste Schevp, Scherer, Matthäus Schiestl, A. von Schrötter, Paul u Ernestine Schultze⸗Naumburg, Slevogt, Spätb, Spiro, Steppes, Treiber, Vierthaler, Voigt, Clara Walther, Emmi Walther, Olga Weiß, Würtenberger, L. von Zumbusch und Anderen An der Kasse werden Saisonkarten zu 6 abgegeben, die zum Besuche der sämmtlichen Ausstellungen, die von der „Secession“ im Jahre 1899 veranstaltet werden, berechtigen. 6

Der schwedisch⸗norwegische Gesandte in St. Petersburg von Reuterskiöld telezraphierte, wie „W. T. B.“ aus Stock⸗ holm meldet, gestern Abend an das „Svenska Telegrambyran“: „Der russische Minister des Aeußern erhielt von dem Polizei⸗Inspektor des Norddistrikts des Bezirks Jenisseisk ein vom 16. Februar da⸗ tiertes Telegramm, nach dem die Mittheilung über die Expedition Andrée's weder im Bezirk Jenisseisk selbst, noch in dem Distrikt, welcher dem Gruben⸗Inspektor im nördlichen Jenisseisk untersteht, irgend eine Bestätigung erfährt. Der Gruben⸗Inspektor von Wilken ist am 13. Februar nach dem Pitfluß abgereist, um dort Nach⸗ forschungen anzustellen. Sobald Resultate von diesen Nachforschungen vorliegen, werde ich dieselben telegraphisch mittheilen..

Land⸗ und Forstwirthschaft.

Ernteaussichten und Getreidehandel in Syvrien.

Beirut, den 6. 1 1899. Im Dezember und Januar ist reichlicher Regen gefallen, sodaß die Bauern auf eine gute Ernte rechnen. Ausfuhr von Weizen hat im vergangenen Monat nich stattgefunden. Die vorhandenen Vorräthe werden im Lande kon⸗ sumiert. Die Preise für Weizen stehen 20 bis 21 ½ Fr., für Gerste 13 ¾ Fr. per Doppel⸗Zentner f. a. b. Letzthin wurde in Tripolis (Svrien) ein Dampfer mit 2100 t Gerste nach England verfrachtet. Es sind noch Vorräthe an Gerste in der Gegend von Hama und Homs vorhanden. Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗

Maßregeln.

Der Ausbruch der Maul⸗ und Klauenseuche ist dem Kaiserlichen Gesundheitsamt gemeldet worden bei Ueberständern vom Schlacht⸗Viehhofe zu Hannover am 17. Februar.

Sansibar. Zur Verhütung der Einschleppung der Pest aus Madagaskar ist seitens des englischen General⸗Konsulats für das ganze Protektorats⸗ gebiet mit Ausnahme von Mombassa, Lamu und Kismayu am 16. De⸗ zember v. J. eine Quarantäne⸗Verordnung erlassen worden, die im wesentlichen mit der bezüglichen Verordnung der Sultans⸗ regierung übereinstimmt. (Vergl. „R.⸗Anz.“ Nr. 26 vom 30. v. M.)

Verdingungen im Auslande. Spanien. Parque de Artilleria in San Sebastian: Verkauf von 3200 kg alten Messinghülsen. Näheres an Ort und Stelle. Angebot⸗Formular in spanischer Sprache beim „Reichs⸗Anzeiger“. 11“

Verkehrs⸗Anstalten.

111“

Luzern, 17. Februar. (W. T. B.) Gegenüber anderweitig

verbreiteten Nachrichten theilt die Direktion der Gotthardtbahn mit, daß ihr Betrieb in Airolo weder unterbrochen, noch gefährdet ist.

Bremen, 17. Februar. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Dampfer „Pfalz“ 15. Febr. Heimreise v. Buenos Aires n. Bremen angetreten. „Ems“, n. New Pork best., 16. Febr. Vm. in Punta Delgada angek. „Coblenz“, n. Brasilien best., 16. Febr. in Antwerpen angek. „Bremen“, v. Australien kommend, 16. Febr. Reise v. Southampton n. Antwerpen fortgesetzt.

Hamburg, 17. Februar. (W. T. B.) Hamburg⸗Amerika⸗ Linie. Dampfer „Auguste Victoria“ gestern in Syrakus, „Alesia“ in Halifax, „Bosnia“ in Baltimore, „Asturia“ in Suez angekommen. „Brasilia“ und „Polynesia“ auf Heimreise Dover, „Andalusia“ auf Ausreise Ouessant passiert. 88

London, 17. Februar. (W. T. B.) Castle⸗Linie. Dampfer „Doune Castle“ Mittwoch auf Heimreise in London angek. „Dunolly Castle“ gestern auf Ausreise v. Southampton abgeg. „Tantallon Castle“ Mittwoch auf Heimreise v. Kapstadt abgeg. „Roslin Castle“ gestern auf Heimreise Madeira passiert. „Hawarden Castle“ gestern auf Ausreise in Durban (Natal) angek. „Avondale Castle“ gestern auf Heimreise von Kapstadt abgegangen. 8 8

““ 1“ A FTrheater und Musik. , FKFgsohnigliches Opernhaus.

Wagner's „Tristan und Isolde“ ging gestern mit zwei

Gästen in den Titelpartien in Scene, von denen der Vertreter des Tristan, der Königlich bayerische Kammersänger Herr Heinrich Vogl, bier bereits bekannt und gerade in dieser Aufgabe bochgeschätzt ist. Er war gestern besonders gut disponiert und bot in Gesang und Spiel eine dem erhabenen Stil des Werks vollkommen entsprechende Leistung. Als Isolde stellte sich Frau Pester⸗Prosky vom Stadt⸗ theater in Bremen vor. Der Gesang der Künstlerin hat manche gute Eigenschaft, obwohl ihre Stimme in der hohen Lage von einer zuweilen unangenehm berührenden Schärfe ist. Aber 8 singt recht temperamentvoll und stand in dem großen iebesduett auf der Höhe ihrer Aufgabe. Minder vermochte ihre Leistung im ersten und im dritten Akte zu fesseln; fast nur Töne trafen hier das Ohr des Zuhörers, während Wort und Sinn dabei erheblich zu kurz kamen. Die Besetzung der übrigen Rollen mit Frau Goetze (Brangäne), den Herren Mödlinger (Marke), Hoffmann (Kurwenal), Berger (Melot), Alma (Hirt) war die bekannte. Das Ganze unterstand der verständnißvolley. Leitung des Kapellmeisters Richard Strauß. Störend waren im Orchester einige Unreinheiten und Fehltöne der Bläser. Das Haus war fast bis auf den letzten Platz besetzt, und das Publikum gab namentlich seiner Befriedigung über die fesselnde Leistung den Herrn Vogl lebhaften Ausdruck.

Im Satgien Opernhause wird morgen Zmetana's

komische Oper „Die verkaufte Braut“ unter Kapellmeise er Strauß;'

Leitung gegeben. Als Wenzel gastiert Herr Martin Klein vom

e in München, die Marie singt Fräulein Gli, den Hans err Sommer, den K

zal Herr Knüpfer, den Springer Herr Philipp,

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