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schön nahm sich das halbrunde Parterre gegenüber dem Denk⸗ mal⸗platz aus. Dort waren ausschließlich zarte Farbentöne zur Verwendung gekommen. Die Mitte war frei geblieben; eine mächtige Nordmanniana bildete hier gewissermaßen einen Ruhepunkt für das Auge inmitten der Blumenpracht, die zu beiden Seiten des Parterres sich um so reicher entfaltete. Vorn stand je eine mächtige Magnolia, um deren Fuß sich tellerartig ein weiter Kreis gleichgroßer Maiblumen ausdehnte. In freier Anordnung sah man weiter hinten schöne Gruppen von Prunus triloba, Flieder, Schnee⸗ ball und Goldregen. Die Bänke zur Seite waren reich besetzt mit Zwiebelgewächsen, das Ganze aber umgab als kräftiger Hintergrund die schon vorhandene hohe Hecke von Juniperus und Taxus. Auf dem Luisenstein lagen frische Blumen, auch am Gitter des Denkmals König Friedrich Wilhelm's III prangten Blumengewinde. b
„In der gestrigen Sitzung der Stadtverordneten erstattete unächst der Vorfteher⸗Stellvertreter Michelet über mehrere Vorlagen, etreffend die anderweitige Festsetzung der Dienstaltersgehälter für ver⸗
schiedene Beamtenkategorien und die Bewilligung von Stellenzulagen,
Bericht. Die Vorschlaͤge des Magistrats bezüglich der Bureaubeamten
wurden ohne Aenderungen angenommen. — Bezüglich der Magistrats⸗
Sekretäre wurde beschlossen, daß ihre Anstellung nicht vor dem
24. Lebensjahre erfolgen solle. Ferner faßte die Versammlung olgenden Beschluß: „Die Versammlung ersucht den Magistrat, eine
eorganisation des städtischen Bureauwesens in dem Sinne ein⸗ zuführen, daß die unteren Stufen der Sekretärstellen in Assistenten⸗ stellen verwandelt werden und jeder Sekretär während einiger Jahre
Assiistent gewesen sein muß.“ — Bei dem Gehalt der Bureau⸗Assistenten
wurde insofern eine Aenderung zu Gunsten derselben beschlossen, als das Gehalt bei einem Anfangsbetrage von 1900 ℳ nach 2 Jahren auf 2100 (statt 2000 ℳ), nach 4 Jahren auf 2300 ℳ (statt 2200 ℳ) steigen soll, bis nach 21 Jahren das Höchstgehalt von 3500 ℳ erreicht ist. — Die vom Magistrat vorgeschlagenen Gehälter der Unterbeamten wurden ohne Debatte genehmigt. — Für die Magistrats⸗Assessoren (6 Stellen), welche auf Lebenszeit angestellt werden, schlug der Magistrat ein Anfangsgehalt von 4600 ℳ und ein Höchstgehalt von 7500 ℳ vor. Stadtv. Dr. Gerstenberg beantragte, ihnen den Titel „Magistrats⸗ Rath“ beizulegen. Der Ausschuß beantragte dagegen, dem Ersten Vorstandsmitgliede der Alters⸗ und Invaliditätsversicherungs⸗ anstalt und dem Ersten Vorsitzenden des Gewerbegerichts für die Dauer ihres Verbleibens in der leitenden Stellung eine persönliche, nicht W““ Funktionszulage von je 1000 ℳ zu gewähren. Die Versammlung beschloß, die letzte Gehaltsstufe (7000 ℳ mit 18 Jahren) wieder herzustellen, den Ausschußantrag auf Ge⸗ währung einer Funktionszulage für die beiden Genannten anzunehmen, dagegen den Antrag, betreffend den Titel „Magistrats⸗Rath“, abzu⸗ lehnen. — Die Gehaltsskala für die Schulinspektoren (10 Stellen), die von 5400 bis zu 7800 ℳ (nach 15 Jahren) geht, wurde genehmigt. — Auch die Gehälter für die Beamten der Bauverwaltung, sowie für die Stadt⸗Bau⸗ assistenten und ö“ wurden mit geringen Aenderungen nach den Vorschlägen des Ausschusses bewilligt. — Bei den übrigen Gehaltsfest⸗
setzungen ersuchte die Versammlung den Magistrat, den bei den städtischen
Werken auf Grund des Pensionsreglements Angestellten die Eigenschaft als Gemeindebeamte beizulegen. Weiter ersuchte die Versammlung um
eine Nachweisung über die Löhne und Arbeitszeit der in den städtischen
Betrieben beschäftigten Arbeiter, sowie um eine Vorlage, betreffend die Errichtung einer Pensionskasse für die in den städtischen Betrieben be⸗ schäftigten Arbeiter auf Grundlage von Beiträgen der Verwaltung und der Arbeiter. — Auf Antrag des Ausschusses beschloß ferner die Versammlung: „Das Mindestgehalt der Magistratsmitglieder, insofern bei der Berufung nicht besondere Festsetzungen getroffen sind, wird vom 1. April 1899 ab von 7000 ℳ auf 8000 ℳ, und das Höchst⸗ ehalt von 11 000 ℳ auf 12 000 ℳ erhöht. Dasselbe steigt wie isher von drei zu drei Jahren um 500 ℳ“ Schließlich
ersuchte die Versammlung den Magistrat, das Höchstgehalt 1) der Standesbeamten auf 5000 ℳ und der Standes⸗ beamten⸗Stellvertreter auf 4300 ℳ (nach 15 Jahren) festzusetzen. — Nachdem sodann noch eine Anzahl Petitiovnen dem Magistrat zur Berücksichtigung überwiesen worden war, wurde die Berathung des Stadthaushalts⸗Etats wieder aufgenommen. Stadtv. Dr. Gersten⸗ berg erstattete den Bericht über eine Reihe Etats, betreffend das Schulwesen. Bei den Etats der Gymnasten, Realgymnasien und Ober⸗Realschulen wurde folgender Beschluß gefaßt: „Die Versammlung ersucht den Magistrat, die Pflichtstunden der Zeichenlehrer an den städtischen höheren Lehranstalten zu er⸗ höhen und die Stunden in gleichmäßiger Anzahl zu vertheilen. Ferner ersucht die Versammlung den Magistrat, die Löhne der Heizer an sämmtlichen städtischen Anstalten in entsprechender Weise zu erhöhen.“ Die Etats wurden genehmigt, ebenso die Etats der Realschulen, der höheren Mädchenschulen und des Turnwesens. Bei dem letzteren Etat beschloß die Versammlung, den Magistrat zu ersuchen, die Pflichtstunden der Turnwarte und Fachturnlehrer zu er⸗ höhen und danach das Gehalt für dieselben zu regulieren. — Zu dem Etatstitel „Verschiedene Einrichtungen für die städtischen höheren Lehr⸗ anstalten und die höheren Mädchenschulen“ lag folgender Antrag vor: „Die Versammlung ersucht den Magistrat, die zu Unterstützungen für Studierende der Fiefigen Universität ausgesetzten Etatsmittel auf 10 000 ℳ zu erhöhen.“ Die Versammlung entsprach dem Antrage. — Bei dem Etat der Gemeindeschulen hatte der Magistrat in Bezug auf die Pflichtstunden des Lehrerpersonals folgende Beschlußfassung beantragt: „Denjenigen Lehrern, die das 60. Lebensjahr vollendet haben, kann die Zahl ihrer Pflichtstunden auf wöchentlich 24 ermäßigt werden“. Stadtv. Wallach stellte den Antrag, hieran den Zusatz zu knüpfen: „falls sie extra honorierte Stunden an Fortbildungs⸗, Ge⸗ werbe⸗ ꝛc. Schulen und Anstalten nicht ertheilen“. Nach längerer Debatte wurde der Magistratsantrag abgelehnt und der Antrag Wallach dadurch gegenstandslos. — Auf die öffentliche folgte eine geheime Sitzung. “
Zu der künstlerischen Veranstaltung, welche die Herren Kainz, Krausneck, Matkowsky, NI und Sommerstorff am 27. d. M. Abends 8 Uhr, im Neuen Königlichen Operntheater zu Gunsten des Fonds für unbemittelte Hilfesuchende der Berliner Unfallstationen veranstalten, findet der Billetverkauf bei Bote u. Bock, Leipzigerstraße 37, und im Invalidendank, Unter den Linden 24, statt. Die Preise der Billets, welche die Bezeichnung „13. Reserveplatz“ aufweisen, betragen 10 bezw. 8 ℳ für Mittelbalkon, Mittelparquet und Logen, 5 ℳ für Seitenparquet und Seiten und 3 ℳ für Stehplätze. A A1..X“
Im „Verein Berliner Kaufleute und Industrieller“ wird am Mittwoch, den 15. März, Abends 8 Uhr, (im großen Saale
des Hotels „Kaiserhof“) Fräulein Dr. jur. Anita Augspurg aus
München einen Vortrag über „die Aufgaben der Frau im Sta Hazen “ 11“
Die volksthümlichen Kunstausstellungen saale des Rathhauses werden am Sonntag geschlossen; an diesem Tage ist die dritte Serie der Ausstellungen den Besuchern zum letzten Mal geöffnet.
Im Hörsaal der „Urania“ wird morgen der Vortrag „Reise⸗ skizzen aus dem Orient, eine Erinnerung an die offizielle Festfahrt auf der „Midnightsun“ nach Jerusalem“ zum letzten Male gehalten werden. Im Theater bleibt der scenisch ausgestattete Vortrag „Das Land der Fiorde“ auch ferner auf dem Repertoire.
im Bürger⸗
Breslau, 9. März. (W. T. B.) Die Stadtverordneten 8
beschlossen in ihrer heutigen Sitzung mit allen gegen 3 Stim men, das Vermächtniß des Professors Baron zur Errichtung eines vegetarischen Kinderheims anzunehmen.
Köln, 9. März. (W. T. B.) Dem Vorsitzenden der General⸗ versammlung des Deutschen Vereins vom beiligen Lande ist auf das an Seine Majestät den Kaiser und König ab⸗ esandte Telegramm, wie die „Kölnische Volkszeitung“ meldet, olgendes Antwort⸗Telegramm zugegangen:
„Herrn Weihbischof Dr. Schmitz. Seine e. der Kaiser und König sind durch die Kundgebung der Genera versammlung des Deutschen Vereins vom heiligen Lande auf das Angenehmiste berührt worden und haben Ihre Verhandlungen mit Interesse verfolgt. Seine Majestät lassen Euere bischöfliche Hochwürden ersuchen, der Generalversammlung Allerhöchstihre besten Wünsche für die Unter⸗ nehmungen des Deutschen Vereins vom heiligen Lande zu übermitteln Auf Allerhöchsten Befehl von Lucanus, Geheimer Kabinets⸗Rath.“
St. Petersburg, 9. März. (W. T. B.) Pontnow (Gouvernement Kalisch) 88 in der vergangenen Nacht vier Höfe niedergebrannt. If Personen fanden in den Flammen ihren Tod, eine erlitt schreckliche Brandwunden.
— Oꝗ—OVO—
Paris, 10. März. 2 T. B.) Wie die Blätter aus Toulon melden, sind in einem Schulhause bei Lafeyne, in welchem sich früher eine Gastwirthschaft befand, zehn völlig zermalmte Leichen ausgegraben worden. Man vermuthet, daß es die Leichen fremder Arbeiter sind.
Madrid, 9. März. (W. T. B.) Wie aus Albacete ge⸗ meldet wird, stürzte eine Felspartie, welche die Ortschaft Recuerza beherrscht, ab und zerstörte 10 Häuser. Elf Personen wurden getödtet. — Der Justiz⸗Minister Duran erhielt ein Telegramm mit der Meldung, daß im Bagno von Santona unter den Sträf⸗ lingen eine Meuterei ausgebrochen sei. Als die Polizei einschritt, kam es zu einem Zusammenstoß, bei welchem ein Sträfling getödtet und sieben verwundet wurden.
New⸗York, 9. März. (W. T. B.) Ein Bugsierdampfer, welcher einen Bagger von Norfolk nach Philadelphia schleppte, ist im Sturme untergegangen. Die an Bord des Dampfers be⸗ findlichen 11 Personen sind sämmtlich ertrunken, während die Be⸗
satzung des Baggers durch ein Boot des deutschen Dampfers
„»Albano“ gerettet wurde. Hierbei ist der Zweite Steuermann des „Albano“ umgekommen.
Nach Schluß der Redaktion eingegangene Depeschen.
“ 8. Budapest, 10. März. (W. T. B.) Das Unterhaus hat das Ausgleichsprovisorium mit Oesterreich ohne Debatte unverändert angenommen.
Konstantinopel, 9. März. (W. T. B.) In der Ort⸗ schaft Soise bei vr sfanc fand eine Versammluüͤng von einigen Hundert albanesischen Notabeln behufs Beitritts zu den in Ipek gefaßten Beschlüssen statt.
(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten, Zweiten und Dritten Beilage.) 8
haus. 63. Vorstellung.
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richt vom 10. März, r
Morgens.
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Wind. Wetter.
d. Meeressp. red. in Millim. Temperatur
Bar. auf 0 Gr. 1 eSOCo in ° Cel⸗
u. [50 C.
WSW A bedeckt WSW 2 wolkig OSO 2 balb bed.
Belmullet.. 759 Aberdeen.. Christiansund Kopenhagen. 757 9SO 3 Dunst Stockholm 763 ONO 2 bedeckt Fe. „ 764 still Schneel) t. Petersburgg 768 NO wolkig Cork, Queens⸗ towwu 761 Cherbourg. 758. Lq11ö1““ EEEö“ 755 amburg. 756 winemünde 757 Neufahrwasser 760 Memel 761
Fesis ETTT“ ünster Wstf. 757 Karlsruhe.. 758 Wiesbaden. 757 München 757 Chemnitz. 758 Berlin 757 Wien 760 still Dunst
Breslau 759 2 Dunst
Ile d' Aix. 758 3 heiter ⁷) Nihzaa . 678 7 bedeckts) Triest 764 SO 1 bedeckt
¹) Nordlicht. ²) See schlicht. ³) See schlicht. 9 See schlicht. ⁵) See schlicht, früh Regen und gestern Regen. ⁶) Gestern Nachm. Regen. ⁷) See ruhig. ³) See mäßig bewegt. 5
Uebersicht der Witterung. .“
Ueber den Britischen Inseln und Frankreich ist das Barometer wieder stark gestiegen. Ein Minimum liegt nördlich von Schottland mit einem Ausläufer nach der südlichen Nordsee hin, während vorm Kanal ein Maximum herannaht. 88 allgemeinen ist die Luftdruckvertheilung gleichmäßig und daher die Luft⸗ bewegung schwach. Bei leichten südlichen Winden ist das Wetter in Deutschland im Norden wärmer, im Süden kälter, im Westen trübe, im Osten viel⸗ fach heiter; vielfach ist Regen gefallen.
Deutsche Seewarte.
——ñ—ññẽ R hwp Theater.
Königliche Schanspiele. Sonnabend: Opern⸗ Djamileh. Romantische Ovper in 1 Akt von Georges Bizet. Text von Louis Gallet, deutsch von Ludwig Hartmann. Tanz von Emil Graeb. — Die Abreise. Musikalisches Lust⸗
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spiel in 1 Aufzug. Dichtung von Steigentesch, bearbeitet von Ferdinand Graf Sporck. Musik von Eugen d'Albert. — Vergißmeinnicht. Tanzmärchen in 1 Akt (3 Bildern) von Heinrich Regel und Otto Föteme. Musik von Richard Goldberger. Anfang § Uhr.
Schauspielhaus. 69. Vorstellung. Das fünfte Rad. Lustspiel in 3 Aufzügen von Hugo Lubliner. Anfang 7 ½ Uhr. — Nachmittags 4 ½ Uhr: Mit Aller⸗ höchster Genehmigung. Zu wohlthätigen Zwecken: Die Palästinafahrt des Deutschen Kaiser⸗ paares in 150 Wandel⸗Lichtbildern nach photo⸗ graphischen Aufnahmen von Ottomar Anschütz. Unter dem Bilder⸗Cyeclus befinden sich mit Aller⸗ höchster Genehmigung eine Anzahl von Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin hergestellter Auf⸗ nahmen. Inhalt: Im Hafen von . Vor Konstantinopel. Die Fahrt übers Meer. Landung in Haifa. Wagenfahrt nach Jaffa. Jerusalem. Einzug durchs Jaffathor. Im Kaiserlichen Zelt⸗ lager. Bethlehem. Auf dem Oelberge. Einweihung der Erlöserkirche. Dormition. Gethsemane. Im syrischen Waisenhause. Besichtigung der Omar⸗ Moschee. Besuch der Auf Golgatha. — 10 Minuten Pause. — Abreise von Jerusalem. Fahrt durchs Judagebirge. Einschiffung in Jaffa. Das deutsche Geschwader in Beyrut. Besichtigung der Diakonissen⸗Anstalt. Ueber den Libanon. Im Militär⸗Serail in Damaskus. Die Omajaden⸗ Moschee. Straßenleben im Orient. Große Pa⸗ rade. Ankunft in Muallaka. Kaiserliches Zeltlager in Baalbek. Tempelruinen. Enthüllung der Ge⸗ denktafel. Frühstücksrast in Muallaka. Heimfahrt. Vortrag von Herrn Ottomar Anschütz, gesprochen vom Königlichen Schauspieler Herrn Hohenstein. Preise der Plätze: I. Rang und Parquet 3 ℳ, II. Rang 2 ℳ, III. Rang 1 ℳ Aufgeld wird nicht erhoben. Der Billetverkauf findet im Königlichen Schauspielhause von 9 bis 1 Uhr statt. Billets für I. Rang und Parquet im Vorverkauf bis 2 Uhr bei Ottomar Anschütz, Leipzigerstraße 116. Die Billets tragen die Bezeichnung „Reservesatz“.
Sonntag: Opernhaus. 64. Vorstellung. Die weiße Dame. Oper in 3 Akten von Eugone Scribe. Deutsch von Friederike Elmenreich. Musik von Frangois Adrien Boieldien. Tanz vom Ballet⸗ meister Graeb. Anfang 7 ½ Uhr. — Mittags 12 Uhr: Mit Allerhöchster Genehmigung: Matinée zum Besten des unter dem Protektorat Ihrer Majestät der Kaiserin Friedrich stehenden Berliner Krippen⸗Vereins unter Leitung des Königlichen Ober⸗Regisseurs Herrn Max Grube. Programm. Zum ersten Male: Der zündende Funke. Lust⸗ spiel in 1 Aufzug von Edouard Pailleron. In Scene gesetzt vom Königlichen Regisseur Oskar Keßler. — Deklamation und Konzert. — Paufe. — Zum ersten Male: Das Orakel zu Delphi. Schwank in 1 Aufzug von Arnold Hänseler und Max Möller. N gesetzt vom Königlichen Regisseur Oskar
eßler
Schauspielhaus. 70. Vorstellung. Julius Caesar. Trauerspiel in 5 Aufzügen von Willtam Shakespeare. Uebersetzt von August Wilhelm von Schlegel. Anfang 7 ½ Uhr.
Neues Opern⸗Theater. Sonntag, Nachmittags 4 ½ Uhr: Die Palästinafahrt des Deutschen Kaiserpaares. Preise der Plätze: Mittel⸗Balkon
3 ℳ, Mittel⸗Parquet 2 ℳ, Seiten⸗Parquet 1,50 ℳ, Seiten⸗Balkon 1,50 ℳ, Stehplatz 1 ℳ
Deutsches Theater. Sonnabend: Cyrano von Bergerac. Anfang 7 ½ Uhr.
Sonntag, Nachmittags 2 ½ Uhr: Die versunkene Glocke. — Abends 7 ½ Uhr: Hamlet.
Montag: Die Jüdin von Toledo.
Berliner Theater. Sonnabend: Tam⸗Tam.
Sonntag, Nachmittags 2 ½ Uhr: König Heinrich. Abends 7 ½ Uhr: Tam⸗Tam.
Montag: Der Pfarrer von Kirchfeld.
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Schiller⸗Theater. (Wallner⸗Theater.) Sonn⸗ abend, Abends 8 Uhr: Verbotene Früchte. Lust⸗ spiel in 3 Aufzügen nach dem Spanischen des Cervantes von Emil Goett. Vorher: Die Neu⸗ vermählten. Schauspiel in 2 Akten von Björnson.
Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Hasemann’s Töchter. — Abends 8 Uhr: Die Leibrente.
Montag. Abends 8 Uhör: Verbotene Früchte. Vorher: Die Neuvermählten. .
Theater des Westens. (Opernhaus.) Sonn⸗ abend: Volksthümliche Opern⸗Vorstellung zu halben Preisen: Die Hugenotten. Große Oper in 4 Akten von Meyerbeer. (Raoul: Werner Alberti.)
Sonntag: Undine. — Nachmittags: Martha.
Mittwoch, den 15. März: Erstes Gastspiel der Königlich spanischen Kammersängerin Sign. Regina Pacini. Der Barbier von Sevilla.
Lessing⸗Theater. Direktion: Otto Neumann⸗ Hofer. Sonnabend: Gastspiel von Agnes Sorma. Liebelei. — Jephta'’s Tochter.
Sonntag: Gastspiel von Agnes Sorma. Die Jüdin von Toledo.
Montag: Gastspiel von Cyprienne. 1
Dienstag: Im weißen Röß‚l. 8
Agnes Sorma.
Neues Theater. Direktion: Nuscha Butze. Sonnabend: Hofgunst. Lustspiel in 4 Akten von Thilo von Trotha. Anfang 7 ½ Uhr.
Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Bei halben Preisen: Der Sohn der Frau. Schauspiel in 4 Akten von Max Kretzer. — Abends 7 ½ Uhr: Hofgunst.
Montag: Hofgunst.
Belle-AllianceTheater. Belle ⸗Alliance⸗ straße 7/8. Sonnabend: Das Milchmädchen von Schöneberg. Anfang 8 Uhr. — Nachmittags 3 Uhr: Napoleon. (Schüler⸗Vorstellung.)
Sonntag: Das Milchmädchen von Schöne⸗ berg. — Nachmittags 3 Uhr: Der Nachruhm.
Montag: Zum ersten Male: Der Goldbauer.
Dienstag: Die Gräfin von Schwerin.
Residenz⸗-Theater. Direktion: Sigmund Lautenburg. Sonnabend: Der Schlafwagen⸗Kon⸗ troleur. (Le controleur des wagons-lits.) Schwank in 3 Akten von Alexandre Bisson. deutscher Uebertragung von Benno Jacobson. Vorher: Zum Einsiedler. Lustspiel in 1 Akt von Benno Jacobson. Anfang 7 ½ Uhr.
Sonntag und folgende Tage: Der Schlafwagen⸗ Kontroleur. Vorher: Zum Einsiedler.
Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Zu halben Preisen: Jugend.
Thalia⸗Theater. Dresdenerstraße 72/73. Sonnabend: Gastspiel von Emil Thomas. (Vor⸗ letzte Woche.) Schiddebold’'s Engel. Posse mit Gesang und Tanz in 4 Akten von W. Mannstädt. Musik von demselben. (Kuplets von Alfred Bender.) Anfang 7 ½ Uhr.
Sonntag: Dieselbe Vorstellung. — Mittags 12 Uhr: Matinée, unter gefälliger Mitwirkung von Josefine Dora, Eugen Chlebus und Em Thomas, sowie des gesammten Personals des Thalia⸗ Theaters.
Konzerte.
Sing-Akademie. Sonnabend, Anfang 8 Uhr: Klavier⸗Abend von Frau Dory Burmeister⸗
Petersen.
Saal Bechstein. Sonnabend, Anfang 7 ½ Uhr: Lieder⸗Abend von Fräulein Emma Hecht. Mit⸗ wirkung: Felix Meyer (Violine). 111
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Beethoven-Saal. Sonnabend, Anfang 8 Uhr: Konzert von Ossip Gabrilowitsch (Klavier) mit dem Philharmonischen Orchester.
Wʒʒãʒãẽ2ẽ6ẽUẽ6MéMÜ ẽ4SU5SCñD !‧USCCC PẽJU q q 11ciWw’ow Familien⸗Nachrichten.
Verehelicht: Hr. Oberleut. Hans Detlef von Ahlefeld mit Frl. Marie von Rudolphi (Altona). — Hr. Leut. Robert von Klüber mit Frl. Elsa von Mühlberg (Berlin).
Geboren: Ein Sohn: Hrn. Regierungs⸗Assessor Meinecke (Cassel). — Hrn. Gerichts⸗Assessor Dr. Harsch (Magdeburg).
Gestorben: Hr. Pastor em. Carl Becker (Bres⸗ lau). — Fr. Ottonie von Trotha, geb. von Massow (Potsdam).
Verantwortlicher Redakteur: Direktor Siemenroth in Berlin.
Verlag der Expedition (Scholz) in Berlin.
Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗ Anstalt Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32.
MNeun Beilagen einschließlich Börsen⸗Beilage).
Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.
Berlin, Freitag, den 10. März
Ueber die neueren Vorgänge auf den Samoa⸗Inseln liegen folgende amtliche Berichte vor:
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Bericht des Kaiserlichen Generalkonsuls zu Apia, vom 23. Januar 1899 über die politischen Ereignisse in Samoa von Erlaß der Entscheidung in der Königswahl bis zur Errichtung der provisorischen Regierung (31. Dezember 1898 bis 4. Januar 1899).
Die Streitigkeiten anläßlich der Königswahl hatten all⸗ mählich eine Bedeutung gewonnen, die über das Interesse, das einer reinen Eingeborenenangelegenheit geschenkt zu werden pflegt, hinausgewachsen war.
Je mehr die Verhandlungen vor dem Oberrichter sich ihrem Ende näherten, umsomehr wurde die Ueberzeugung ge⸗ festigt, daß die Entscheidung zu Gunsten Tanu's fallen würde. Trotzdem erregte es ziemlich allgemeine Verwunderung, als der Oberrichter am Vormittag des 31. Dezember seinen Schiedsspruch dahin abgab, daß Tanu deshalb König von Samoa sei, weil der einzige Gegenkandidat Mataafa nach den Verhandlungen der Berliner Konferenz die Wählbarkeit zum König von Samoa nicht bebesitze. Denn erst am 5. Ok⸗ iober hatte der Oberrichter in einer schriftlichen, allgemein bekannt gewordenen Erklärung geäußert, daß kein Grund vor⸗ liegen würde, Mataafa den Platz des Königs vorzuenthalten, falls derselbe rechtsgültig zum König gewählt sein würde.
Angesichts dieses Vorgangs rief die Feststellung der Ent⸗ scheidung, daß Mataafa unwürdig sei, den samoanischen Königssitz einzunehmen, bei seinen Anhängern besondere Er⸗ bitterung hervor. —
Nach der Verkündung der Entscheidung fand eine Be⸗ rathung der Konsuln, der Kommandanten und des Präsidenten in deutschen Konsulat statt. Der Kommandant des englischen Kriegsschiffs Sturdee legte ein Schreiben vor, worin er die Konsuln um Erlaß einer Proklamation zu Gunsten Tanu’'s und einer Aufforderung an die in der Munizipalität und Nachbarschaft versammelten Krieger zur Rückkehr in ihre Heimath ersuchte und im Fall der Ablehnung seines Antrags die Ver⸗ antwortung für den Verlust von Leben Weißer ablehnte. Nachdem der englische Konsul Maxse den Antrag des Kapitäns Sturdee zu dem seinigen gemacht hatte, gab ich die Erklärung ab, daß ich mich zu dem Erlaß der vorgeschlagenen Proklama⸗ tion ablehnend stellen müsse, weil eine Verpflichtung für mich, an einem solchen Schritt theilzunehmen, in der Berliner General⸗ akte (Artikel 3 Abschnitt 6) nicht ausgesprochen sei und ich keine Veranlassung hätte, in diesem Fall, wo eine nach meiner Ansicht ungerechtfertigte Entscheidung erlassen sei, über das Maß des ausdrücklich Vorgeschriebenen hinauszugehen.
Was die Aufforderung an die Samoaner, sich in ihre Heimathsbezirke zurückzubegeben, anlangt, so wurde beschlossen, daß die Konsuln mündlich oder schristlich Häuptlinge beider Parteien ersuchen sollten, ihre Mannschaften zur Heimkehr zu veranlassen. Nach dieser Richtung konnte wegen des raschen Ganges der folgenden Ereignisse erfolgreich nicht mehr gewirkt werden.
Bei Besprechung etwaiger militärischer Maßnahmen äußerten Konsul Maxse und Kapitän Sturdee, trotzdem die beiden hier befindlichen Kriegsschiffe zusammen nur etwa 100 Mann landen können, die Absicht, das Vordringen der Mataafa⸗Leute in dem von ihren Gegnern besetzten städtischen Theil der Munizipalität mit Gewalt abzuwehren und die Partei des Tanu durch thätigen Beistand zu schützen. Kor⸗ vetten⸗Kapitän Schönfelder und ich äußerten die Ansicht, daß durch Vermeidung jeder thätigen Antheilnahme des Militärs an einem Kampfe zwischen Samoanern dem Interesse der Weißen am besten gedient werde. Das Erscheinen weißer Truppen auf dem Kampfplatz sei zu sehr geeignet, die Samoaner zu erregen und sie zu Angriffen auf Leben und Eigenthum der Fremden zu reizen. Von deutscher Seite würden daher nur solche militärische Schritte gethan werden, die durch die Rücksicht auf den Schutz von Leben und Eigenthum der Weißen bedingt seien. Nach den Wohnsitzen der Engländer einer⸗, der Deutschen andererseits ergab sich als Bereich für Schutz⸗ 11e seitens der deutschen Marine der westliche Theil er Stadt.
Die Maßnahmen, die der Kommandant S. M. S. „Falke“ vorsah, beschränkten sich darauf, daß auf ein bestimmtes Signal vom Konsulat eine Abtheilung von zwei Offizieren und 25 Mann, unterstützt durch den mit dem aschinen⸗ gewehr bewaffneten Kutter, in der Nähe der deutschen Schule eine Vertheidigungsstellung aufnehmen sollte. Weiße, die sich in den Schutz der Landungs⸗ abtheilung begäben, sollten aufgenommen und nach Ermessen des kommandierenden Offiziers an Bord gesandt werden. Jeder Weiße, der in irgend einem Boote längsseit S. M. S. „Falke“ käme, finde Aufnahme Den Deutschen war die Schule als Sammelplatz, falls jemand sich in seiner Behausung unsicher fühlte, bezeichnet. —
Die Mataafapartei hatte den ungünstigen Ausgang des Verfahrens vorausgesehen und die Entscheidung in geschlossener Zahl abgewartet. Ein am 31. Dezember Nachmittags etwa 3 Uhr aufkommendes Gerücht, am Vaiaberg (Süden der Stadt) seien Schüsse gefallen, gab dann, wie es heißt, den in Mulinuu angesammelten Mataafaleuten das Signal, sich in Bewegung zu setzen. Starke Abtheilungen rückten von Mulinuu land⸗ einwärts und nahmen ausgedehnte Stellungen gegen die Tanuleute voa der Hauptstraße bis zum Vaiaberg ein. Um 4 Uhr setzte eine in zahlreichen Boten ein⸗ geschiffte starke Abtheilung von Mataafaleuten über den Hafen und landete in den östlich der Munizipalität belegenen Dörfern Mootaa und Matafagatele. ei Einbruch der Dunkelheit war bei der großen Ueberzahl der Mataafaleute die Munizipalität von allen Seiten eingeschlossen. Die Zahl der Mataafakrieger belief sich auf rund 5000 bis 6000 Mann, während die Tanuleute, deren Zahl nach später erfolgter Uebergabe genau festgestellt wurde, über etwa 1100 Streiter verfügten. —
Der englische Kriegsschiffs⸗Kommandant entsandte eine Ab⸗ theilung von 24 Mann unter einem Offizier zu der Wohnung des
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Oberrichters. Nach Lage der Oertlichkeit wäre diese Wache beim Ausbruch der Feindseligkeiten mitten in den Kampf der Ein⸗
geborenen hineingezogen. Sie verließ am Vormittag des 1. Januar
unter Einziehung der Flaggen den Platz, nachdem der Ober⸗ richter sich zuvor nach Apia begeben hatte. Auch in das englische Konsulat wurde bereits am 31. Dezember eine mili⸗ tärische Wache gelegt. —
Am 1. Januar bei Tagesanbruch waren gegenüber dem Stande vom Tage vorher die Vorposten der Mataafaleute überall im Vorgehen begriffen, die Malietoastreiter zogen sich immer mehr auf denjenigen Theil der Munizipalität, der sich mit der eigentlichen Ortschaft Apia deckt, zurück. Man lag sich gegenüber, ohne zu entscheidenden Schritten überzugehen.
Im sogenannten englischen Vsertel hatte man das Grund⸗ stück der Londoner Mission als Zufluchtsort für schutzbedürftige Weiße bestimmt und eine starke Abtheilung englischer Matrosen dorthin gelegt. 4
Die abwartende Haltung der sich auf kurze Entfernungen
egenüberliegenden Abtheilungen der beiden Parteien dauerte
bis Nachmittags 4 Uhr, als die auf der Malietoaseite stehenden Leute von Iva (Savaii), etwa 150 an der Zahl, ohne einen Schuß abgefeuert zu haben, aaf die Mataafaseite übergingen. Dieser Vorgang veranlaßte einen Theil der Malietoaleute, der sich auf der Hauptstraße am rechten Ufer des Mulivaiflüßchens verschanzt und das Vorgehen ber Mataafaleute aufgehalten hatte, ihre Stellung aufzugeben. Hierdurch entstand eine Oeffnung in der Westseite der Stellung der Malietoaleute, durch welche die Mataafaleute in übergroßer Anzahl nach Apia eindrangen. Viele Ansiedler gaben sich schon der Hoffnung hin, daß eine allgemeine Uebergabe der Malietoaleute erfolgen und den Un⸗ ruhen ein Ende machen würde. An verschiedenen Stellen hatten sich Anhänger der beiden Parteien schon die Hände zur Versöhnung (sootaga) gereicht.
Wie viele Weiße, machte auch ich mich auf, Zeuge dieser Scenen zu sein. Ich ließ mein Pferd satteln und ritt zunächst auf der Hauptstraße entlang zum Tivolihotel im eigentlichen Stadttheil Apia (Ostbezirk), hin und wieder hatte ich Haufen von Mataafaleuten zu durchqueren, was ich ohne mit ihnen zu sprechen that. Vor dem Tivolihotel traf ich — etwa um 4 Uhr Nachmittags — den englischen Konsul und den eng⸗ lischen Kommandanten, beide zu Fuß. In der Nähe derselben hielt zu Pferde der Leutnant zur See Frjelischans von S. M. S. „Falke“. Nach kurzer nterhaltung mit Kapitän Sturdee ritt ich mit Herrn Frielinghaus zurück und westlich etwa 1 km jenseits des Konsulats nach dem Stadttheil Songi, wo wir uns mit dem deutschen Arzt vor dessen Haus einige Minuten unterhielten. Von dort ritt ich nach Hause. Etwa auf halbem Wege hörte ich fern in der Gegend des eigentlichen Apia (Ostbezirk) den ersten Schuß fallen. Ich begab mich nach dem Konsulat und bin an jenem Tage nicht wieder in dem eben erwähnten Ostbezirk — Apia — gewesen. Zwischen meinem Abritt vom Tivoli⸗ hotel und dem ersten Schuß lag ein Zeitraum von 20 Mi⸗ nuten.
Oberrichter Chambers hat in seinem amtlichen telegra⸗ phischen Bericht vom 11. Januar gemeldet, ich sei um 4 Uhr 30 Minuten Nachmittags an der Spitze einer Truppe von mehreren hunderten Mataafaleuten geritten, als diese einen Angriff auf das Tivolihotel machten, wohin sich etwa eine halbe Stunde zuvor Malietoa (Tanu) geflüchtet hätte. Diese Angabe entspricht, wie das Vorstehende beweist, nicht dem wirklichen Sachverhalt.
Der eben erwähnte und ein zweiter Schuß, welche beide von zwei namentlich bekannten Malietoaleuten abgefeuert sind, gaben das Signal zu einem Straßenkampf in Apia und zum allgemeinen Vordringen der im Kreise um Apia aufgestellten Streitkräfte der Mataafaleute.⸗
Abends etwa 11 Uhr hiert die Tanupartei eine Fortsetzung des Kampfes am folgenden Morgen für aussichtslos, brachte ihre Boote zu Wasser und flüchtete sich längsseit des eng⸗ lischen Kriegsschiffs „Porpoise“; einige angesehene Häuptlinge, darunter Tanu und Tamasese, wurden an Bord aufgenommen.
h.. fünzig Häuptlinge fanden in der englischen Mission
uflucht. 8 Am frühen Morgen des 2. Januar erkannten die Mataafa⸗ leute, daß sie vollständig Herren der Situation waren, sämmtliche Abtheilungen, die die Stadt umzingelt hatten, vereinigten sich jetzt. Tausende von Kriegern ihrer Partei wogten durch die Hauptstraße, um nach samoanischem Kriegs⸗ gebrauch mit Plünderung der Häuser der Gegner zu beginnen.
Trotz der großen Anzahl der Sieger sind Beschäd gungen des Eigenthums der Weißen nur in vereinzelten Fällen vor⸗ gekommen. Auch in diesen konkurriert fast ausnahmslos eigene Unvorsichtigkeit der Geschädigten, die Sachen von An⸗ hängern der Tanupartei in Verwahrung genommen hatten.
Wie für ihr Eigenthum waren die Fremden auch für ihr Leben nur geringer Gefahr ausgesetzt gewesen. Die Samoaner erwiesen sich, wie bei frühern Kriegen, als unerfahrene Schützen, die in der Mehrzahl blindlings drauf los und zu hoch schossen. Auf diese Weise sind jedoch allerdings zahlreiche Kugeln in die Häuser der Fremden eingedrungen. Auch im Konsulat wurden die beiden Doppelwände meines Schlafzimmers von einer Kugel durchbohrt, die beim Aufschlagen auf die dritte Wand ihre Kraft verlor und niederfiel.
Die Feststellung der Todten und Verwundeten, die bei der bekannten Verschwiegenheit der Samoaner in diesem Punkte sehr schwierig war, hat annähernd zuverlässig ergeben:
auf der Mataafaseite 13 Todte, 14 Verwundete, „ „ Malietoaäseite 4 16
Die in den Schutz J. M. S. „Porpoise“ gefluͤchteten Tanu⸗ leute waren von Abends 11 Uhr ab in ihren Booten, dicht edrängt, angemessener Bewegung nicht fähig, von häufigen heftigen Kegengüss en erkältet, in einer sehr bedauernswerthen Lage.
Bei einer am 2. Januar im Hafen aufgekommenen schweren See waren die Tanuleute aus ihren Booten auf das englische Kriegsschiff „Porpoise“ und, da der Raum dort nicht ausreichte, auf S. M. S. „Falke“ aufgenommen.
Präsident Raffel schloß die Verhandlungen zwischen den beiden Kriegsschiffs⸗Kommandanten und der Mataafa
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partei noch am Nachmittag des 2. Januar ab. Die Bedingungen, die in einem Schreiben von fünf Häuptlingen der Mataafapartei vom 2. Januar ent⸗ halten sind, besagen im wesentlichen:
a. Die auf den Kitegsschiffen und in der Londoner Mission befindlichen Anhänger der Tanupartei ergeben sich der siegreich n Partei unter der Bedingung, daß ihr Leben geschont und ihnen körperliches Leid nicht zugefügt wird:
Die Feuerwaffen und Munition der Flüchtlinge werden
von den Kriegsschiffen zurückgehalten bis zur Verfuͤgung der beiden betreffenden Regierungen.
Betreffs der Auslieferung von Tanu und Tamasese, die von der Mataafapartei dringend gewünscht wurde, fand am 3. Januar eine Verhandlung zwischen jenen und drei Häuptlingen der Mataafapartei unter Anwesenheit des Präsidenten Dr. Raffel statt. Der englische Konsul und Kommandant hatten vorher erklärt, daß Tanu und Tamasese unter den besonderen Schutz der britischen Flagge derart gestellt seien, daß sie nur im Fall ihres freien, völlig unbeeinflußten Willens von Bord der „Porpoise“ gelassen werden könnten. Beide antworteten, daß sie an Bord des Kriegsoschiffs zu verbleiben gedächten; auch als am 3. Januar die Häuptlinge der ausgelieferten Tanuleute, die inzwischen nach Mulinun überführt waren, an Tanu und Tamasese schrieben, um sie zur Ver⸗ einigung mit der Mataafapartei zu vermögen, lautete die Antwort wieder ablehnend dahin, daß sie an Bord des Kriegsschiffs verweilen würden, bis die Entscheidung der Mächte über die schwebende Streitigkeit erfolgt sei. Der Kommandant J. M. S. „Porpoise“ benachrichtigte bei der Uebersendung der Antwort den Präsidenten, daß er Tanu und Tamasese bis zu weiterer Bestimmung der englischen Regierung an Bord behalten werde und dabei die Garantie übernähme, daß sie sich in die Politik Samoas nicht einmischen würden. —
MitRücksicht auf die Ereignisse der letzten Tage erschien es er⸗ forderlich, die Verhältnisse in Samoa vorläufig bis zum Eintre ffen von Instruktionen der Vertragsregierungen zu regeln. Die Konsuln beschlossen im Einverständniß mit dem Präsidenten Dr. Raffel, die anliegende Proklamation zu erlassen, durch welche die Mataafapartei als provisorische Regierung mit dem Präfidenten als erstem Vollziehungsbeamten an der Spitze anerkannt wurde. Präsident Raffel hatte sich in den unruhigen Tagen durch seine Thätigkeit die allgemeine Anerkennung erworben. Die hier erscheinende Englische Zeitung bemerkt hierüber unterm 7. Januar:
„Dr. Raffel verwendete sich dafür, von der Mataafa partei für die Besiegten menschliche Bedingungen zu wirken. Bei dieser Gelegenheit und sonst waren Dr. Raffeles 8 Dienste höchst werthvoll, und er verdient das höchste
ob für seine humanen und versöhnlichen Bemühungen als
Vermittler.“
In demselben Sinne bewegten sich die Dankesäußerungen des englischen Konfuls und des englischen Kapitäns. — So kam es, daß die Einsetzung der provisorischen Regierung mit Raffel an der Spitze schon am 3. Januar beschlossene Sache war. —
Es erübrigt noch, über das Verhalten der beiderseitigen Kriegsschiffe ein Wort zu sagen.
Von dem englischen Kommandanten wurde bereits am 31. Dezember eine Abtheilung Matrosen in das englische Konsulat gelegt. Bis auf den heutigen Tag, wo die Ruhe schon seit länger als zwei Wochen vollkommen wiederhergestellt ist, ist noch eine militärische Wache dort.
Die Abtheilung, die von der Wohnung des Oberrichters 8
surückgezogen war, wurde in die Gebäude der Londoner Mission, die als Sammelpunkt für schutzbedürftige Engländer und Amerikaner bezeichnet war, gelegt und im Laufe der Tage auf vierundvierzig Mann unter einem Offizier verstärkt.
Gerade die Mission hatte großen Reiz für die Beute Dorthin waren von den mit der
machenden Matagfaleute. Mission verwachsenen Häuptlingen, die das Herz der Tanu⸗ partei bildeten, Gegenstände des Eigenthums, insbesondere feine Matten, in Sicherheit gebracht worden. So fehlte es nicht an ständigen Beunruhigungen der englischen Militär⸗ wache. In der Nacht vom 2. zum 3. Januar war von Mataafaleuten in ein auf Missionsgrund, also auf britischem Eigenthum stehendes Haus eingedrungen, in dem eine Anzahl Eingebornenmissionare mit Frauen und Kindern und Familien von Tanuleuten Zuflucht gesucht hatten. Die militärische Wache, obwohl nur fünfzig Schritte entfernt, hatte nach Lage der Sache nichts zu thun vermocht. Präsident Raffel wurde am Morgen des 3. herangerufen und stiftete Ordnung, indem er einem einflußreichen Häuptling der Mataafa⸗ partei den Schutz des bedrohten Hauses übertrug.
Am Abend des 4. begannen die Beunruhigungen der Mission wiederum und führten dazu, daß am Morgen des 5. die englische Wache, nachdem der Präsident die in der Mission befindlichen, Samoanern gehörigen Sachen übernommen und in den Schutz von Mataagfaleuten gestellt hatte, eingezogen und an Bord J. M. S. „Porpoise“ wiedereingeschifft wurde.
Ein großer Theil von Engländern und Amerikanern war während der unruhigen Tage an Bord eingeschifft. Der Ober⸗ richter, der, abgesehen von seinem ältesten Sohn, seine Familie nach Auckland gesandt hat, und der Advokat Gurr, einer der beiden Vertreter Tanu's in dem die Königswahl betreffenden Prozeß, halten sich seit Ausbruch des Krieges an Bord J. M. S. „Porpoise“ auf. —
Von S. M. S. „Falke“ sind Truppen nicht gelandet worden. In der Nacht vom 31. Dezember zum 1. Januar haben einige deusche Frauen und Kinder auf dem Kriegsschiff verweilt. —
Eine Eigenthümlichkeit der jetzt beendeten Unruhen ist, im Unterschied von frühern Vorgängen gleicher Art, ihre kurze Dauer. So haben die gewöhnlichen Begleiterscheinungen samoanischer Wirren: die Unsicherheit des Eigenthums der Weißen, die Beraubung der fremden Pflanzungen, gefehlt.
Mataafa hat an den Kämpfen nicht theilgenommen, und auch von englischer Seite wird in einer in der hiesigen Jeitung veröffentlichten Zuschrift besonders anerkannt, daß er für den Krieg nicht verantwortlich und dis zuletzt demüht gewesen sei⸗ denselben zu verhindern. 8
(gez) Nose.