sind. reich herbeigeführt, die das Zentrum beklagt. Der Liberalismus ist nicht kirchenfeindlich. Wir bekämpfen nur die Anmaßungen und Ueber⸗ griffe der Organe einzelner Kirchen, und in diesem Kampfe werden wir
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nicht müde werden. Abg. Dr. von Heydebrand und der Lasa (kons.): Wenn unsere katholischen Mitbürger der Meinung sind, daß sie nicht gerecht behandelt werden, dann ist es selbstverständlich, daß ihre Klagen hier zur Sprache gebracht werden. Ob der Hinweis auf die Stellung des Zentrums im Reichstage richtig war, bleibt dahingestellt. Es lag darin ein versteckter Wunsch, daß eine gewisse Gegenleistung gewährt werden soll. Das würde ich nicht für richrig halten. Wir beabsichtigen, diese Frage sachlich so weiter zu behandeln wie bisher, wir würden uns freuen, wenn wir mit dem Zentrum auch in sozialer Beziehung zusammen arbeiten könnten, aber auf eine Kompromißpolitik lassen wir uns nicht ein. Es mag sein, daß der Staat in den Zeiten des Kulturkampfes zu weit gegangen ist in dem Eingriffe in das katholische Glaubens⸗ eben. Aber daß auch jetzt noch der Rest dieser Gesetze den Satz echtfertigt, daß man Gott mehr gehorchen müsse als den Menschen, kann ich nicht anerkennen. Auch Sie (zum Zentrum) müssen Opfer bringen in der Regelung des Grenzgebiets zwischen Staat und Kirche. Sollen wir die Wünsche des Zentrums erfüllen, so müssen sie doch mehr substantiiert werden. Niemand ist mehr von der tiessten Hochachtung, ja Verehrung für die Orden erfüllt wie ich. Die Ordensoberen haben aber über ihre Untergebenen eine solche Macht, daß auch der Staat darauf einen Einfluß haben muß. In Bezug auf die Schule bin auch ich der Meinung, das es ein Unglück für die Schule wäre, wenn der Techniker, der Bureaukrat noch mehr herrschte als bisher. Die Schule soll keine technische Abrichtungsanstalt, sondern eine Erziehungsanstalt ersten Ranges sein, uagd der Landwirthschafts⸗Minister hat in dieser Beziehung manches Be⸗ achtenswerthe gesagt. Auch der Kultus⸗Minister will dem religiösen Geiste der Schule Rechnung tragen. Aber wer bürgt uns dafür, daß sein Nachfolger ebenso denkt? Deshalb wollen wir die Schule auf eine gesetzliche Grundlage stellen, die sie gegen jede An⸗ feindung in dieser Beziehung sichert. In Bezug auf die Parität nehmen wir eine andere Stellung ein als das Zentrum. Sie ver⸗ stehen unter Parität nicht die Gleichberechtigung der Evangelischen, und das führt nicht zum Frieden und zur Eintracht. Wir wollen Sie gerecht behandeln und Ihnen entgegenkommen, aber auf der Grund⸗ lage, daß auch die Rücksicht auf die evangelische Bevölkerung nicht verleugnet wird. Abg. Dr. von Jazdzewski (Pole) beschwert sich, wie in früheren Jahren, über die angebliche Zurücksetzung der polnischen Katboliken in der Provinz Posen sowohl auf dem kirchlichen wie auf dem Schulgebiet und führt als Beispiel die geringe Anzahl der Lehrer⸗Seminare an, die es mit sich bringe, daß aus anderen Provinzen nur deutschsprechende Lehrer angestellt würden. Die Ansprüche der Kirche und der Gemeinde an die Schule würden nicht berücksichtigt. Ein Kreis⸗Schulinspektor habe angeordnet, daß das Schulgebet in deutscher Sprache gebetet werden solle, wenn der Lehrer ein Deutscher von Geburt oder deutsche und evangelische Schüler in der Klasse seien. Das sei ein Eingriff in das kirchliche Leben. Der Minister solle die Kreis⸗Schulinspektoren anweisen, daß sie sich solcher Eingriffe zu ent⸗ halten hätten. Redner beschwert sich auch über die Einschränkung des Religionsunterrichts und des polnischen Sprachunterrichts, die den erwünschten Frieden nicht fördere, sondern Verbitterung erzeuge.
Minister der geistlichen ꝛc. Angelegenheiten Dr. Bosse:
Meine Herren! Ich muß anerkennen, daß der Abg. Dr. von Jazdzewski seine Beschwerden in sehr ruhiger und sachlicher Weise vorgetragen hat. Und ich möchte ihm antworten, damit nicht aus einem Schweigen meinerseits der verkehrte Schluß gezogen wird, als ob ich keinen Werth auf seine Ausführungen legte. Ich lege allerdings Werth auf seine Ausführungen; aber, meine Herren, sachlich kann ich von ihnen doch nur sehr wenig als berechtigt anerkennen.
Der Herr Abg. Dr. v. Jagdzewski ging aus von dem Begriff der Kultur. Ich will mit ihm über diesen Begriff nicht rechten. Aber, meine Herren, darin werden Sie wohl mit mir einverstanden sein, daß wir mit derartigen theoretischen Deduktionen nicht viel weiter kommen, am allerwenigsten in der Provinz Posen, in den östlichen zweisprachigen Provinzen. Da müssen wir praktische Politik treiben. Die praktische Politik der Staatsregierung ist hier aber durch meinen Herrn Kollegen, den Vize⸗Präsidenten des Staatsministeriums, so ausführlich, so klar und so unzweideutig dargelegt, daß ich glaube, mich jeder theoretischen Erörterung auf diesem Gebiete hier enthalten zu sollen.
Der Herr Abg. Dr. von Jaëdzewski hat mir weiter dringend ans Herz gelegt, doch in Bezug auf die katholischen Seminarien in der Provinz Hilfe zu schaffen. Wir sind gerade daran, es zu thun. Bisher lag keine Veranlassung vor; denn in den früheren Jahren haben wir die Beobachtung machen müssen, daß die katholischen Seminarien in der Provinz nicht ordentlich besetzt waren. Jetzt sind sie gefüllt, und trotzdem reichen die Zöglinge, die wir ausbilden, für die katholischen Schulen nicht aus. Die einfache Konsequenz ist, daß wir ein neues katholisches Seminar in der Provinz gründen. Ich habe mich an den Finanz⸗Minister gewendet, ich habe dort das größte Entgegenkommen gefunden, und die Verhandlungen sind bereits im Gange. Also ich glaube, in der Beziehung kann ich Herrn Dr. von Jazdzewski vollständig beruhigen.
Was nun die schweren Vorwürfe anlangt hinsichtlich der Verfügungen eines Kreis⸗Schulinspektors in Gostyn, so hat der Herr Abgeordnete doch schon selber anerkennen müssen, daß diese Verfügungen wieder zurück⸗ genommen sind; und wenn er an uns die Frage richtet, ob wir mit den Verfügungen einverstanden wären, so ergiebt sich die Antwort von selber: wenn wir mit ihnen einverstanden gewesen wären, hätten wir sie gewiß nicht zurückgenommen. Die Sache ist einfach folgender⸗ maßen verlaufen. Ich habe von den Verfügungen hier gelesen — ich glaube, in der „Germania“ — und habe sofort Bericht erfordert. Dieser Bericht ist ergangen; die Regierung in Posen hat mir gesagt: schon ehe Du Bericht erfordert hast, haben wir bereits das Noth⸗ wendige gethan, um die Mißgriffe, die begangen sind — und die sind begangen —, zu beseitigen. Also die Sache ist abgethan — wir billigen jene Verfügungen nicht.
Nun noch einen einzigen Punkt, auf den ich eingehen möchte. Der Herr Abgeordnete hat gemeint, es würden in der Provinz viele kleinliche Mittel gebraucht, um die Wirkung der Verfügung in Bezug auf den polnischen Unterricht, der ja auf meine Initiative dort ein⸗ geführt ist, zu beeinträchtigen. Das, meine Herren, glaube ich nicht. Wir haben diesen polnischen Schreib- und Lese⸗ unterricht eingeführt lediglich aus Gründen des Gewissens, um die polnischen Eltern nicht darin zu beeinträchtigen, daß ihre Kinder nicht in den polnischen Beicht⸗ und Kommunionunterricht kommen, ohne Polnisch zu verstehen, und daß sie in den Religionsunterricht der höheren Stufe der Schule nicht so viel polnisch mitbringen, um die Aufgaben, die ihnen da gestellt werden, zu Hause lernen zu können, und so den Unterricht in der Schule fruchtbar zu machen. Das ist der einzige Grund gewesen; der lag auf religiösem Gebiet. Aber weiter zu gehen, als wie wir es gethan haben, liegt für uns auch nicht die mindeste Veranlassung vor. Wir haben viel größere Ver⸗
1”“ 8 8 8½ 8 588 Die einseitige Betonung der Kirche hat die Zustände in Frank⸗
anlassung, im übrigen die deutsche Sprache und das Deutschthum in
der Provinz zu schützen, das von allen Seiten angegriffen wird. (Lachen bei den Polen.) Wo sich jedoch Ungehörigkeiten oder Miß⸗ griffe, wie z. B. in Gostyn, zeigen, werden wir ganz selbstverständ⸗ lich eingreifen; da sind bei uns Kathbliken und Evangelische, Polen und Deutsche vor dem Gesetz ganz gleich.
Abg. v Rerl (Zentr.): Es macht uns kein Vergnügen, mit unseren alten Beschwerden alle Jahre wieder zu kommen. Aggressive Tendenzen liegen uns fern. Wir bedauern nur, daß die Ursachen unserer Beschwerden nicht beseitigt sind. Wir Katholiken, auch Herr Dauzen⸗ berg, sind die politischen Vertreter des katholischen Volkes, nicht der Kirche. Das hat Herr Friedberg übersehen, als er von den Verhandlungen des Herrenhauses sprach. Ueber die Anfänge des Kulturkampfes will ich mit ihm nicht streiten. Nicht die Infallibilität des Papstes war der Grund des Kulturkampfes; denn in anderen protestantischen Staaten hat die Einführung dieses Dogmas keinen Anstoß erregt. Der Kulturkampf soll in die inneren Angelegenheiten der katholischen Kirche nicht ein⸗ gegriffen haben. Sind denn nicht die Bischöfe von ihren Bisthümern getrennt worden, und haben nicht protestantische Kirchenpatrone alt⸗ katholische Geistliche den katholischen Gemeinden aufgedrängt? Herr Friedberg rühmte den Liberalismus. Dieser Liberalismus zeigt sich, wenn es sich um die Klagen der Juden und nicht der Katholiken handelt. Wir wollen kein Vorrecht vor der evangelischen Kirche. Wir wären von einer solchen Bevorrechtung auch dann weit entfernt, wenn nur die Hälfte unserer Beschwerden berücksichtigt würde. Wir verlangen nur Gerechtigkeit auf Grundlage der Zustände vor dem Kulturkampfe. Gewiß ist der Staat souverän, gber er kann doch nicht alles. Glauben Sie, 81 das Verhältniß von Eltern und Kindern abhängig ist von der Souveränität des Staats? Der Minister hat zu unserer Freude auch anerkannt, daß der Staat vor dem Dogma der Kirche stehen bleiben muß. Wenn der Staat auch die Mormonen und Feueranbeter anerkennt, so muß er sie auch nach ihrer Religion leben lassen. Ein Konkordat verlangen wir garnicht; es hat bei uns auch nicht bestanden. Ein Konflikt kann nicht entstehen, wenn der Staat von der Kirche nur das verlangt, was sie konzedieren kann. Der Meinung muß ich mit aller nur möglichen Schärfe entgegentreten, daß von kirchlicher Seite mit dem Hintergedanken weiterer Forderungen an die Revision der Kirchengesetze herangegangen sei. Fürst Bismarck selbst hat nur einen Waffenstillstand, kemen Frieden schließen wollen. Bei aller An⸗ erkennung der Verdienste, die sich Fürst Bismarck um den Kirchen⸗ frieden erworben hat, müssen wir doch bedauern, daß er nicht gleich reinen Tisch gemacht, sondern dies seinen Nachfolgern überlassen hat. Daß der Minister uns im Rahmen der bestebenden Gesetze gerecht behandeln will, bestreiten wir nicht. Eine Ungerechtigkeit ist es aber doch, wenn den katholischen Schwestern in Kaiserswerth verboten wurde, in ihre Bewahranstalt evangelische Schüler auf⸗ zunehmen, während an die evangelischen Diakonissen ein entsprechendes Verbot hinsichtlich der katholischen Kinder nicht ergangen ist; ein ähnlicher Fall ist im Wahlkreise des Grafen Limburg vorgekommen. Werden evangelische Geistliche von der Lokalinspektion beseitigt, so muß dies dem Konsistorium mitgetbeilt werden; bei den katho⸗ lischen Geistlichen wird eine solche Rücksicht nicht genommen. Der Minister hat uns aufgefordert, selbst Anträge zu stellen in Bezug auf die Revision der Maigesetze. Das haben wir gethan . der Revision des Vermögensgesetzes; es ist aber keine Revision erfolgt, weil eine Enquste angeblich keinen Anlaß dazu gegeben hat. Der Episkopat ist garnicht gefragt worden. Man muthet uns zu, daß wir uns mit den Altkatholiken vermögensrechtlich auseinandersetzen sollen. Dieses Verlangen wird an keine andere Religionsgemeinschaft gestellt. Als selbständige Religionsgemeinschaft verdienen die Altkatholiken betrachtet zu werden, nicht als Mitglieder unserer Kirche. Wenn wir das aussprechen, so ist das nicht intolerant. Der preußische Episkopat hat wiederholt den Minister aufgefordert, den Falk'schen Erlaß über den Religionsunterricht aufzuheben und die Er⸗ theilung des Religionsunterrichts den von der Kirche dazu Bevoll⸗ mächtigten zu übertragen. Der Minister hat diese Anträge abgelehnt, 8 die Bischöfe nur eine restitutio in integrum verlangt haben. Und nun wirft uns der Minister vor, wir hätten keine formulierten Anträge gestellt. Die Schule soll eine christliche sein, und für das Seelenheil ihrer Kinder sind die Eltern nicht dem Staate, sondern Gott Rechenschaft schuldig. Sind wir über den christlichen Charakter der Schule einig, dann sollten Sie auch einen Weg finden, diesen Gedanken durchzuführen. Die katholischen Geist⸗ lichen werden systematisch verdrängt aus der Kreis⸗- und Lokal⸗ Schulinspektion und aus den Stellen der Regierungs⸗Schulräthe. Die Wiederherstellung der katholischen Abtheilung hat Dauzenberg garnicht gewünscht; ich muß aber bestreiten, daß sie unheilvoll gewirkt hat, das Gegentheil hat auch Fürst Bismarck in seinen „Gedanken und Erinnerungen“ zugegeben. Man kann einen solchen Wunsch nicht ohne weiteres zurückweisen, denn welcher Lärm würde entstehen, wenn den Evangelischen ein katholischer Unter⸗Staatssekretär aufgedrängt oder auch nur ein zweifelhafter Mann auf diesen Posten gestellt würde? Gewiß haben die Nationalliberalen das Wohl des Staats im Auge. Dasselbe beanspruchen wir aber auch für uns, und darum verlangen wir Gerechtigkeit, ganz gleich, wie die sonstigen Verhältnisse sind. Wir verlangen keine Konzessionen dafür, daß wir Reichsgesetze be⸗ willigen, sondern nur Gerichtigkeit, und wir hoffen, daß die Regierung und die Parteien unsere Wünsche erfüllen werden.
Geheimer Ober⸗Regierungs⸗Rath Dr. Förster erklärt, daß s. Z. von der Regierung ein Kommissar nach Köln geschickt worden sei, um mit dem Erzbischof über die Aenderung des Falt'schen Erlasses zu kon⸗ ferieren. Der Erzbischof habe versprochen, mit den übrigen Bischöfen zu berathen und der Regierung das Resultat dieser Verhandlungen mitzutheilen. Diese Mittheilung ist bis heute nicht erfolgt.
Abg. Freiherr von Zedlitz und Neukirch (fr. kons.): Was Herr Dauzenberg über die do ut des-Politik gesagt hat, sieht einem Kuhhandel verzweifelt ähnlich. Ich bin allerdings der Meinung, daß die Haltung des Zentrums hinsichtlich der Militär⸗ und Marineforderungen ihrer Pflicht entsprach, und daß daraus keinerlei Ansprüche auf kirchenpolitischem Gebiete herzuleiten sind. Die Ueberspannung der Ansprüche der katholischen Kirche vor 1870 ist die eigentliche Ursache des Kulturkampfes gewesen. Minister von Mühler hat thatsächlich die Leitung der katholischen Abtheilung aus der Hand gegeben. Mit Herrn von Heydebrand stimme ich vollkommen überein in der Ablehnung einer Kompromißpolitik des Zentrums. Die Orden dürsen nicht so behandelt werden wie beispielsweise die Diakonissinnen. Nicht das Maß ist verschieden, sondern die Dinge 8 verschieden. Diese Dinge dürfen nicht über einen Leisten ge⸗ chlagen werden. Sie (zum Zentrum) wünschen nicht eine Gleich⸗ berechtigung, sondern ein Privileg für die katholische Kirche in ihren
rrschaftsbestrebungen. Nicht ganz stimme ich mit Herrn von eydebrand in der Schulfrage überein. Auf die christlich⸗religiöse rziehung in der Schule legen auch wir entscheidenden Werth. Herr von Hydebrand hat diesen Gesichtspunkt aber zu einseitig betont. Die Erziehung zu selbständigem Denken muß mit der religiösen Erziehung parallel gehen. Jeder Mensch braucht für sein Fort⸗ kommen im Leben ein bestimmtes Wissen. Das kann nur erreicht werden unter Aufsicht von Männern, die pädagogisch und technisch gut ausgebildet sind. Der Lehrer muß auch in pädagogischer Be⸗ ziehung zu seinem Revisor mit Vertrauen aufblicken können. Die Schulverwaltung kann in engere Beziehung zur Selbstverwaltung ge⸗ bracht werden, dann wird auch das bureaukratische Element zurück⸗ treten. Bedenklich ist mir, daß Herr von Heydebrand das konfessionelle Prinzip in seinen äußersten Konsequenzen gesetzgeberisch ausgestaltet wissen will. Die Zedlitz'schen Vorschläge waren nur dazu geeignet, die Herrschaft der Kirche herbeizuführen und die alte kirchliche Schule in verschlechterter Form zurückzuführen. Das wäre ein Rückschritt segen, die Hohenzollern’sche Schulpolitik. Wir werden ihn stets be⸗ ämpfen, wie wir ihn 1892 bekämpft haben.
Abg. Graf zu Limburg⸗Stirum (kons.): Wir haben keine Veranlassung, hierauf einzugehen. Wir werden das bei unseren An⸗ trägen thun. Die Ansichten des Herrn von Zedlitz sind jedenfalls
für uns nicht maßgebend. Herr Porsch sprach davon, daß in meinem Wahlkreise es nicht gestatter sei, daß evangelische Kinder in katholische Bewahranstalten gebracht würden, während der umgekehrte Fall vorge⸗ kommen sei. Das ist richtig. Ich habe darauf gehalten, daß in der evangelischen Anstalt der konfessionelle Unterschied in keiner Weise betont werde. Ich finde es ungerecht, wenn evangelische Kinder nicht in katholische Bewahranstalten zugelassen werden. Das ist eine Imparität und auch nicht weise, denn es führt zu einer großen Ver⸗ schwendung von Material, wenn für beide Konfessionen eine besondere Anstalt eingerichtet wird.
Abg Kopsch (fr. Volksp.) kommt auf die Rede des Landwirth⸗ schafts⸗Ministers Freiherrn von Hammerstein über die preußischen Volksschulen zurück und führt aus: Der Minister Freiherr von Hammer⸗ stein hat behauptet, daß die Schule nicht genug für das praktische Leben erziehe, er hat aber vergessen hinzuzufügen, was geändert werden soll. Meint er die Methode oder den Stoff? Die Konservativen wünschen eine Verminderung der Unterrichtszeit unter Aufrechterhaltung der bisherigen Ziele der Volksschule. Wie das gemacht werden soll, ist mir nicht recht klar. (Zuruf: Schleswig⸗Holstein!) Dort besteht eine Schulpflicht bis zum 16. Jahre. Die Bauern wollen keine Herabsetzung der Schulbildung, sie stehen darin ganz auf dem Standpunkt des Herrn von Goßler. Wir haben noch heute eine ganze Menge von Orten, in denen zwei⸗ klassige Schulen mit nur einem Lehrer existieren. Ich erinnere nur an den Kreis Schweidnitz. Was in 18 Stunden wöchentlich geleistet werden kann, läßt sich denken. Viele Leute verlassen das Land. weil sie für ihre Kinder nicht die nöthige Schulbildung finden. Die Liebe zur Heimath erlernen die Kinder nicht erst, sondern höchstens die Liebe zu den heimathlichen Einrichtungen müßte man ihnen beibringen. Aber diese Einrichtungen sind es gerade oft, welche die Leute vom Lande forttreiben. Denken Sie nur an das Anerbenrecht. Herr von Mendel⸗Steinfels sprach immer von der sechzehnjährigen Dirne und dem Bengel. Solche Aeußerungen sind nicht geeignet, der Verrohung der Jugend entgegen⸗ zuwirken. (Präsident von Kröcher bittet den Redner, sich an den Kultus⸗Etat zu halten.) Wenn Sie (rechts) die Liebe zur Heimath empfehlen, warum geben denn Ihre Söhne in die Städte und in die amtlichen Stellungen? Gerade in der Heimath des Landwirthschafts⸗ Ministers nahmen die Lehrer an den landwirthschaftlichen Vereinen theil und hielten dort Vorträge; erst als diese Vereine Tummelplätze des Bundes der Landwirthe wurden, sinad die Geistlichen und Lehrer aus diesen Vereinen ausgetreten. Dasselbe haben auch frei⸗ denkende Bauern gethan, in der Erkenntniß, daß Krisen nicht durch lautes Schreien beseitigt werden, sondern durch Anstrengung der eigenen Intelligenz. Der Minister beschwerte sich darüber, daß die Töchter der Lehrer sich nicht mehr mit der Viehzucht abgeben. Nun, Sie (rechts) behalten Ihre Töchter doch auch nicht zu Hause, sondern schicken sie ins Pensionat. Daß wir Lehrer uns mit der geistigen Erziehung der Kinder vorwiegend beschäftigen, wie der Minister sagte, acceptieren wir mit Dank als eine Ehrenerklärung. Der Miniteer tadelt den Handarbeitsunterricht auf dem Lande. Diese Lehr⸗ kräfte stammen ihrer Mehrzahl nach vom Lande und sind ungeprüft. Der Minister Freiherr von Hammerstein hat auf dem Gebiete des Schulwesens Wunden aufdecken wollen, er hat aber unserer preußischen Volksschule Wunden geschlagen. Ich hoffe, daß diese Wunden recht schnell vernarben werden, und schöpfe diese Hoffnung aus dem Lerneifer unserer Jugend, aus dem Pflichtbewußtsein unserer Lehrer und aus der Fürsorge, welche das jetzige Kultus⸗Ministerium der Volksschule ent⸗ abehnot Ich kann nur bitten, daß diese Fürsorge fortdauern möge.
Abg. Gamp (fr. kons.): Ich habe keine Veranlassung, auf diese Rede einzugehen. nachdem der Eiat des Landwirthschafts⸗Ministeriums bewilligt ist. Ich weiß nicht, woher der Abg. Kopsch die Zeit ge⸗ nommen bat, sich mit landwirthschaftlichen Fragen zu beschäftigen, wenn die Berliner Verwaltung auch in der Bewilligung von Urlaub sehr freigebig ist, besonders vor den Wahlen. Welche Besitzer ihre Töchter in die Pensionate schicken, möchte ich gern wissen; unsere Be⸗ sitzer haben genug zu thun, um sich überhaupt zu halten. Daß die Bauern ihre Intelligenz anspannen müssen, versteht sich von selbst, sie bedürfen der Belehrung des Herrn Kovbsch nicht. Die Halbtagsschulen haben sich gut bewährt. Ke muß zugegeben werden, daß die Schulen nicht überall auf der Höhe stehen. Wie sollen aber arme Gemeinden die Schulbaukosten be⸗ streiten? Geben Sie (links) nicht bloß gute Rathschläge, sondern auch die Mittel Ein kleiner Rittergutsbesitzer im Osten mußte allein 10 000 ℳ Baukosten zahlen. Er heißt Gamp. Die Verkürzung des schulpflichtigen Alters habe ich im vorigen Jahre zur Diskussion ge⸗ stellt und als Ersatz Winterkurse empfohlen. Ich möchte dem Herrn Kopsch empfehlen, die Wahrheit sich mehr zur Richtschnur zu nehmen.
Um 4 ½ Uhr wird die weitere Berathung auf Freitag 11 Uhr vertagt.
Settatistik und Volkswirthschaft. Taback⸗Ernte und t ⸗Besteuerung im deutschen Zoͤllgebiet.
Das erste Heft des Jahrgangs 1899 der „Vierteljahrshefte zur Statistik des Deutschen Reichs“ enthält Angaben über die Taback⸗ Ernte und ⸗Besteuerung im deutschen Zollgebiet während des Ernte⸗ jahres 1897 (1. Juli 1897 bis 30. Juni 1898) und der letzten zehn Erntejahre. .
Der Umfang des Tabackzaues, der seit 1892 eine stetige Zunahme zeiate (von 14 730 auf 22 076 ha), ist im Jahre 1897 etwas, wenn auch unwesentlich, zurückgegangen. Die bebaute Fläche betrug 21 567 ha. Die einzelnen Anbaugebiete für sich betrachtet, zeigt sich im Vergleich zu 1896 eine Abnahme des Anbaues in Elsaß⸗Lothringen (von 1802 auf 1649 ha), dem rechtsrheinischen Bayern und in den meisten norddeutschen Bezirken (Brandenburg von 2935 auf 2721 ha), eine Zunahme besonders im badischen Oberland (von 5358 auf 5740 ha) und in der Pfalz (von 6941 auf 7047 ha).
Die 97er Tabackernte ist der Menge nach in Süd⸗ und Mittel⸗ deutschland meist recht gut, in Norddeutschland dagegen in der Regel nur mittelmäßig, zum theil gering ausgefallen. Im Ganzen wurden geerntet 453 410 dz (1896: 462 665 dz) Taback (in trockenem, dach⸗ reifem Zustande), das sind 21 dz auf 1 ha, ebensoviel wie 1896. Die Beschaffenheit des geernteten Blattes kann im Durchschnitt wohl be⸗ friedigend genannt werden; es wurde stellenweise ein schwerer und kräftiger Taback erzielt, dessen Brand freilich nicht ganz tadelfrei war, wogegen anderwärts ein leichtes, hinreichend elastisches Blatt, gut in Farbe, Brand und Geruch, gewonnen wurde. Der mittlere Preis (einschließlich der Steuer) für 3 dz trockenen, dachreifen Taback stellt sich auf 75,8 ℳ (1896: 80,4 ℳ).
Die Einnahme aus der Besteuerung des inländischen Tabacks belief sich auf 12,9 Millionen Mark, an Zoll von ausländischem Tabad und Tabackfabrikaten wurden erhoben 52,1 Millionen Mark. Nach Abzug der Ausfuhrpergütungen verblieb ein Abgabenertrag von 64 6 Millionen Mark, d. i. auf den Kopf der Bevölkerung 1,19 ℳ „Der Verbrauch an Taback — umgerechnet auf Rohtaback in fabri⸗ kationsreifem Zustande — betrug im Durchschnitt der letzten sieben Jahre 1,6 kg, in 37 jährigem Durchschnitt 1,5 kg auf den Kopf der Bevölkerung.
11“ Ibbberaernanniit. Nach der vorläufigen Mittheilung des Kaiserlichen Statistischen Amts zur Konkurestatistik gelangten im vierten Vierteljahr 1898 im Deutschen Reiche 1955 neue Konkurse zur Zählung gegen 1804 im vierten Vierteljahr 1897. Es wurden 170 Anträge auf Konkurseröffnung wegen Mangels eines auch nur die Kosten des Verfahrens deckenden Massebetrages ab⸗ gewiesen und 1785 Konkursverfahren eröffnet; von den letzteren hatte
in 1132 Fällen der Gemeinschuldner ausschließlich die Konkurseröffnung beantragt. 88 “
98
11““
G Versaͤmmlung gestern die Weiterführnng des Ausstandes beschlossen.
etwa 200 Weber der Sammetfabrik von Brück Söhne die Kündigung weegen Lohnstreits eingereicht.
Davon haben bereits 80 Bielefeld verlassen; 60 Gesellen arbeiten zu
88
deen neuen Bedingungen, und 80 sind noch ausständig.
8 Aus Bern meldet „W. T. B.“:
Verhaftungen vorgenommen.
8 Unternehmer erwarten für Freitag Morgen die Wiederaufnahme der
auach dem Bürgerlichen Gesetzbuche unter Berücksichtigung des Handels⸗ geesetzbuchs und
5 den nächsten Tagen endgültig darüber beschließen.
1 zu ermöglichen,
Beendet wurden im vierten Vierteljahr 1898: 1620 (4. Viertel⸗ jahr 1897: 1660) Konkursverfahren, und zwar durch Schlußvertbeilung 1091, durch Zwangsvergleich 393, infolge allgemeiner Einwilligung 29 und wegen Massemangels 107. In 559 beendeten Konkursverfahren war ein Gläubigerausschuß bestellt.
Es betrafen von den 1955 neuen und den verfahren: 3
physische Personen. 1698 Nachlässe.... 135 Aehas 101 enossenschaften. . . . 6 andere Gemeinschuldner . 15
Der Bestand der deutschen Kauffahrteiflotte
an registrierten Fahrzeugen mit einem Bruttoraumgehalt von meh als 50 chm belief sich, nach der im neuesten „Vierteljahrshefte zur Statistik des Deutschen Reichs“ enthaltenen Veröffentlichung, am 1. Januar 1898 auf 3693 Schiffe mit einem Gesammtraumgehalt von 2 189 508 Registertons brutto und 1 555 371 Registertons netto gegen 3678 Schiffe mit einem Raumgehalt von 2 059 948 Re⸗ gistertons brutto und 1 487 577 Registertons netto am 1. Januar 1897.
Die Schiffszahl hat also eine kleine Steigerung erfahren, welche einmal auf die verhältnißmäßig geringe Anzahl von Verunglückungen im Jahre 1897 und auf eine regere Bauthätigkeit in diesem Jahre zurückzuführen ist. 8
Der Gattung vach waren am 1. Januar 1898 2522 Segel⸗ und Schleppschiffe mit 623 660 Registertons brutto (und 585 571 Register⸗ tons netto) und 1171 Dampfer mit 1 565 848 Registertons brutto (969 800 Registertons netto) vorhanden, während am 1. Januar 1897 die Zahl der Segel⸗ und Schleppschiffe 2552 mit 632 030 Registertons brutto, die der Dampfer 1126 mit 1 427 918 Registertons brutto be⸗ tragen hatte.
Uater den Segel⸗ und Schleppschiffen befanden sich am 1. Januar 1898 176 Fahrzeuge (7,0 v. H.), welche nur mit Schlevperhilfe fort⸗ bewegt werden können, und 2346 (93,0 v. H.) eigentliche Segelschiffe, nämlich 25 mit mehr als drei Masten, 392 dreimastige, 1361 zwei⸗ mastige und 568 einmastige. Unter den Schiffen mit mehr als drei Masten befindet sich seit dem Jahre 1896 der in Hamburg beheimathete Fünfmaster „Potosi“, welcher mit einem Raumgehalt von 4026 Re⸗ gistertons brutto (3854 Registertons netto) das größte Segelschiff der Welt ist. Von den vorhandenen Dampfern waren 50 (4,3 v. H.) Räderdampfer und 1121 (95,7 v. H.) Schraubendampfer. Nach dem Bruttoraumgehalt unterschieden, waren 2172 Segelschiffe und 466 Dampfer unter 500 Registertons, 103 Segelschiffe und 233 Dampfer zwischen 500 und 1000 Registertons, 213 Segelschiffe und 186 Dampfer 1000 bis 2000 Registertons, 29 Segelschiffe und 139 Dampfer 2000 bis 3000 Registertons, 4 Segelschiffe und 63 Dampfer 3000 bis 4000 Registertons, 1 Segelschiff und 36 Dampfer 4000 bis 5000 Register⸗ tons und 48 Dampfer über 5000 Registertons groß. Der Doppel⸗ schrauben⸗Schnelldampfer des Norddeutschen Lloyd in Bremen „Kaiser Wilhelm der Große“ ist mit einem Bruttoraumgehalt von 14 349 Registertons gegenwärtig das größte überhaupt in Fahrt befindliche
Zur Arbeiterbewegung. In Krefeld bat eine von 1300 Sammetwebern besuchte
Zahlreiche Weber verlassen, wie die „Voss. Ztg.“ berichtet, die Stadt. Von einigen Fabrikanten werden Anstalten getroffen, den Betrieb ein⸗ gehen zu lassen. 3 Aus M.⸗Gladbach wird der „Köln. Ztg.“ gemeldet: In der Weberei Joseph Horn in Odenkirchen kündigten sämmtliche Weber wegen eines Lohnstreits.
In Rheydt haben. einer Mittheilung desselben Blattes zufolge,
Aus Bielefeld wird der „Rhein.⸗Westf. Ztg.“ geschrieben: Seit einigen Tagen waren hier etwa 220 Tischler im Ausstande.
Ein Theil der
Tapezierer ist ebenfalls im Ausstande.
88 In Dresden ist, der „Köln. Ztg.“ zufolge, ein allgemeiner Aus⸗ tand der Schmiede gehilfen ausgebrochen. Die in Fabriken be⸗ chäftigten Schmiede sind nicht betheiligt.
8 Aus Leipzig schreibt man der „Magdb. Ztg.“ zum Schneider⸗
ausstand (vgl. Nr. 58 d. Bl.): Die Schneiderinnung stellt die
Schließung sämmtlicher Werlstätten in Aussicht, wenn die Gehilfen
den Ausstand nicht bis zum 13. März aufgeben. Die Innung wird
Die Zahl der
Ausständigen wurde am Mittwoch auf 667 angegeben. Nach den
ittheilungen der Ausstandsleitung sollen 21 Arbeitgeber die Forde⸗ rungen der Gehilfen bewilligt haben.
6 Sämmtliche Arbeiter am
Simplontunnel befinden sich wegen Lohnstreits im Ausstande.
Die Arbeiten sind vollständig eingestellt. Bis jfßt wurden nur zwei
Es wurden umfassende Vorsichtsmaß⸗ regeln getroffen, doch verhalten sich die Ausständigen rubig. Die
vee*“* v11ö1“ SeS II“¹““ — Literatur.
Bürgerliches Rechtslexikon für das deutsche Volk,
2
8
sonstiger einschlagender Gesetze bearbeitet von E. Christiani, Amtsgerichts⸗Rath. Berlin, J. J. Heine's Verlag. Preis 7,50 ℳ — Im Fehna zu allen anderen vorhandenen Aus⸗ gaben des neuen Bürgerlichen Gesetzbuchs hat der Verfasser des vor⸗ iegenden Werks sich das Ziel gesetzt, den Bedürfnissen der Nicht⸗ uristen nach Rechtsbelehrung durch alphabetische Anordnung mitzutheilenden Stoffs entgegenzukommen und es jeder⸗ ohne enntniß des Gesetzes, ohne langes Suchen durch einfaches Nachschlagen im Alphabet sofort festzustellen, was er zu thun hat oder nicht thun darf. Es unterliegt keinem Zweifel, daß diese Form des Lexikons für den Laien recht zweckmäßig ist, und es erscheint erstaunlich, mit welchem Geschick der Verfasser, obwohl praktischer Jurist, den Bedürf⸗ nissen der Nichtjuristen sowohl in der gemeinverständlichen Aus⸗ drucksweise und Darstellung als auch in der Fülle der Schlagworte entsprochen hat. Das Buch enthält vom künftigen 58 Rechte alles, was für den Laien nur irgend von Interesse sein kann. Außer dem Inhalt des Bürgerlichen Gesetz⸗ nd zahlreiche Bestimmungen anderer Gesetze, die neben esetzbuche in Kraft treten oder in Gültigkeit bleiben,
vor allem der Prozeßgesetze und des Gesetzes über die sogenannte frei⸗ willige Gerichtsbarkeit, in die Darstellung verwoben. Ein besonders breiter Raum ist neben dem Bürgerlichen Gesetzbuch dem Handels⸗ gesetzbuch eingeräumt worden. Der Verfasser läßt überall die Ab⸗ weichungen des Handelsrechts von dem sonst gültigen bürgerlichen Rechte erkennen und theilt erläuternd die besonderen Vorschriften des handelsrechts für die dem Handels⸗ und Gewerbestande eigenthümlichen echtsverhältnisse mit, sodaß sein Buch auch jedem Geschäftstreibenden Nutzen gewährt.
— Das Deutsche Volksthum. Unter Mitarbeit von Dr. Hans Helmolt, Professor Dr. Alfred Kirchhoff, Professor Dr. H. A. Köstlin, Landrichter Dr. Adolf Lobe, Professor Dr. Eugen Mogk Professor Dr. Karl Sell, Professor Dr. Henry Thode, Professor Dr. Oskar Weise und Professor Dr. Jakob Wychgram herausgegeben
18
zu je 1 ℳ oder, in Halbleder gehunden, Preis 15 ℳ — Das vor⸗
liegende Werk versucht, die Frage„Was ist Deutsch?“ die schon am Anfang des Jahrhunderts Friedrich Ludwig Jahn aufgeworfen hat, jetzt am Ende desselben zur endlichen Lösung zu bringen. Der Herausgeber, der sich zur gründlichen Bewältigung der vielseitigen Aufgabe mit einem Stabe von Mitarbeitern aus den verschiedensten Wissenszweigen umgeben hat, schildert in der das Programm darlegenden Einleitung zunächst die körperlichen Merkmale des deutschen Menschen und ent⸗ wickelt dann seine psychischen Eigenschaften, indem er den deutschen Volkscharakter im Einzelmenschen und im Gesellschaftsleben nach⸗ weist. Er bedient sich dabei einer praktischen Untersuchungs⸗ methode, welche die psychischen Eigenschaften nach Gefühl, Wille und Vorstellung gruppiert, und erweist sich als einen außer⸗ ordentlich umsichtigen Beobachter, der keines von den Gebieten vergißt, auf denen sich der deutsche Volkscharakter in irgend einer Form und Weise geltend macht, sei es nun Dichtung, Kunst, Religion, Familienleben, Recht ꝛc. Im zweiten Ab⸗ schnitt handelt Professor Dr. A. Kirchhoff in lebendiger und geistvoller Weise über die deutschen Landschaften und Stämme, indem er die Wechselwirkungen zwischen ihnen darlegt. Der Abschnitt über die deutsche Geschichte von Dr. Hans Helmolt ist vorwiegend geschichtsphilosophisch, bietet dann aber auch einen knappen Abriß der deutschen Geschichte, der durch poetische Zitate belebt ist. Professor Dr. Oskar Weise charakterisiert die deutsche Sprache und ihre Formen, ihren Gehalt an Gemüth und Humor. Dann folgt
rofessor Dr. Eugen Mogk mit einer interessanten Dar⸗ ee der deutschen Sitten und Bräuche. Der Abschnitt über die altdeutsche heidnische Religion von demselben Verfasser leitet zu Professor Dr. Karl Sell's anregendem und gedankenreichem Aufsatz über das deutsche Christenthum über. Ebenso gründlich wie unter⸗ haltend handelt Landrichter Dr. Adolf Lobe über das deutsche Recht unter häufiger Herbeiziehung von Rechtssprichwörtern. Die deutsche bildende Kunst schildert Professor Dr. Henry Thode, die deutsche Tonkunst Professor Dr. H. A. Köstlin, die deutsche Dichtung endlich Professor Dr. Jakob Wychgram. Ein sorgfältiges Namen⸗ und Sachregister erleichtert das Zurechtfinden in dem weitschichtigen Inhalt. Aber auch für eine reiche illnstrative Ausstattung ist gesorgt. Besonders wohlgelungen sind ein Falsimile in Farbendruck von Moritz von Schwind’s Aquarell „Falkensteiner Ritt“, sowie die chromolithogravhische Reproduktion der „Madonna im Rosenhag“ von Stepbhan Lochner. Unter den schwarz⸗weißen Tafeln findet man u. a. vortreffliche Wieder⸗ gaben des Christuskopfes von Albrecht Dürer, der „Deutschen Weih⸗ nacht“ von Ludwig Richter (Holzschnitte) und des Gemäldes „Das Schweigen im Walde“ von Arnold Böcklin.
— Nachrichten über Kaiser Wilhelms⸗Land und den Bismarck⸗Archipel für das Jahr 1898, herausgegeben von der Neu⸗Guinea⸗Kompagnie zu Berlin. Kommissionsverlag von A. Afher u. Co., Berlin, Unter den Linden 13. Preis 2 ℳ — Diese „Nachrichten“ enthalten interessante Mittbeilungen über die Ereignisse in Deutsch⸗Neu⸗Guinea seit dem 31. Dezember 1897, über die in diesem Schutzgebiete gegründeten Stationen, über Gesundheits⸗ verhältnisse, Schiffahrt, Bevölkerung, Geographie und Klima des Landes, über Missionswesen, Rechtsverhältnisse und Rechtsanschauungen der Ein⸗ geborenen. Daneben giebt die Schrift eine Uebersicht über den Fortgang der Verhandlungen der Neu⸗Guinea⸗Kompagnie mit der Reichsregie⸗ rung wegen Uebernahme der Landeshoheit auf das Reich; sie bildet daher eine Ergänzung der von der Kompagnie im Jahre 1897 ver⸗ öffentlichten Denkschrift, betreffend die Verhandlungen des Reichstages über den 1896 mit dem Reich geschlossenen Vertrag. Beigegeben ist eine auf Grund der Ergebnisse der ersten und der zweiten Ramu⸗ Expedition (1896 und 1898) im Maßstabe von 1:3 500 000 bearbeitete Karte von Kaiser Wilhelm ⸗Land mit dem Kaiserin Augusta⸗ und dem Ramu⸗ (Ottilien⸗) Fluß.
— Der erste Band der neuen, in Lieferungen erscheinenden Ge⸗ sammtausgabe von W. H. Riebl's „Geschichten und Novellen“ (Stuttgart, J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Nachfolger), enthaltend die „kulturgeschichtlichen Novellen“, nähert sich, da schon sechs Liefe⸗ rungen erschienen sind, seinem Abschluß Mit diesen Novellen hat Riehl eine neue Gattung der deutschen Erzählungskunst geschaffen; es sind kurze, kraftvolle und doch behaglich wirkende „Bilder aus der deutschen Vergangenheit“, die sich wie echte Geschichte lesen. Sie sind jedoch nicht lehrhaft der geschichtlichen Zeitfolge nach angeordnet, sondern lassen uns da und dort hineineinblicken in längst gewesene Tage: „Der Stadtpfeifer“ in die geit des siebenjährigen Krieges, „Im Jahre des Herrn“ in die drangvolle Mitte des neunten Jahrhunderts, „Ovid bei Hofe“ und „Amphion“ in die Schnörkel der Zopfzeit die „Werke der Barmhberzigkeit“ und „Gräfin Ursula“ in die Stürme des dreißig⸗ jährigen Krieges, „Meister Martin Hildebrand“ in die Blüthe der Handwerksburschenzeit, die „Lehrjahre eines Humanisten“ in Zunft⸗ und Gelehrtenstuben vor über dreihundert Jahren. — Die Ausgabe erscheint vollständig in 44 vierzehntägigen Lirferungen zum Preise von je 50 ₰. b
— Der Arbeiterfreund. Zeitschrift für die Arbeiterfrage. Organ des Zentralvereins für das Wohl der arbeitenden Klassen, herausgegeben von Professor Dr. Viktor Böhmert in Dresden. 36. Jahrgang, 3. und 4. Vierteljahrsheft. Berlin, Verlag von Leon⸗ hard Simion. — Die vorliegenden beiden letzten Hefte des Jahrgangs 1898 enthalten folgende Abhandlungen: „Vereinigungen von Eisen⸗ bahnbediensteten“ von Eisenbahn⸗Direktor de Terra; „Die neue deutsche Auswanderungspolitik in ihrer Beziehung zur Arbeiterfrage und Sozialgesetzgebung“ von M. H. Klössel⸗Dresden; „Fürst Bismarck und die Arbeiterfrage“ von Professor Viktor Böhmert; „Das sächsische Fachschulwesen und die Dresdener Ausstellung der gewerblichen Unterrichtsanstalten Sachsens“ von Dr. Paul Scheven; „Der Gemeinnützige Bauverein zu Dresden“; „Das Pariser Museum für Arbeiterwohlfahrt und Volkswirthschaft“ von Leopold Katscher; „Deutsche Arbeitsstätten in ihrer Fürsorge für das Wohl ihrer Arbeiter: Seidenfabrik Gütermann u. Co in Wald⸗ kirch⸗Gutach in Baden“ von Max May; „Internationale Ehrung eines deutschen Ingenieurs’“ und „Zum 80. Geburts⸗ tage eines treuen Vereinsgenossen“ von Professor Dr. Böhmert. Unter der Rubrik „Materialien für praktische Versuche zur Lösung der Arbeiterfrage“ sind beachtenswerthe Aufsätze über neuere Förderungen und Bethätigungen in der Kleinwohnungsfrage (von P. Schmidt), sowie über die staatliche und verwaltungsbehördliche Fürsorge in der Wohnungsfrage veröffentlicht, neuere Literatur und Quellen über die Kleinwohnungsfrage mitgetheilt, die Grundsätze der Invaliditäts⸗ und Altersversicherungs⸗Anstalt Hannover für Darlehen an Versicherte zum Bau von Arbeiterwohnungen, die allgemeinen Grundsätze des Vor⸗ standes der Invaliditäts⸗- und Altersversicherungs⸗Anstalt Schleswig⸗ Holstein für die Gewährung von Darlehen zum Zwecke der Förderung gemeinnütziger, auf die Herstellung geeigneter Arbeiterwohnungen und Arbeiterwohlfahrtseinrichtungen gerichteter Bestrebungen, die Polizeiverordnung des Regierungs⸗Präsidenten von Düsseldorf über die Beschaffenheit und Benutzung von Wohnungen vom 21. No⸗ vember 1895 und die Verordnung des Königlich sächsischen Ministe⸗ riums des Innern, Bebauungspläne und Bauvorschriften betreffend, vom 30. September 1896 zum Abdruck gelangt. Unter der Rubrik „Handfertigkeit und Hausfleiß“ ist zunächst dem verstorbenen Direktor der Lehrerbildungsanstalt des Deutschen Vereins für erziehliche Knaben⸗ handarbeit Dr. Woldemar Götze ein Nachruf gewidmet, an den sich eine chronologische Bibliographie der Werke und literarischen Arbeiten Woldemar Götze's sowie ein ausführlicher Bericht über den XIV. Kongreß des Deutschen Vereins für Knabenhandarbeit anschließt. Den übrigen Inhalt der Vierteljahrshefte bilden eingehende Rezensionen neuerer Publikationen über die Arbeiterfrage, eine vollständige, nach Materien geordnete Bibliographie der neuesten Schriften und in eitschriften ver⸗ öffentlichten Aufhäte über Arbeiterverhältnisse und die soziale Frage im allgemeinen, über Fabrikwesen, Kinderarbeit, Arbeiterschutz, Arbeits⸗ zeit und Sonntagsruhe, ferner wirthschaftlich⸗soziale Viertelsjahrs⸗ Chroniken, Berichte über wirthschaftliche und gemeinnützige Ver⸗
von Dr. Hans Meyer. Mit 30 Tafeln in Farbendruck, Holzschnitt und ferätzung. Leipzig, Bibliographisches Institut. 13 Lieferungen
einigungen und Versammlungen in der Arbeiterfrage, eine Todten⸗ schau, eine Ehrentafel, endlich Mittheilungen über innere Angelegen⸗
heiten des Zentralvereins für das Wohl der arbeitenden Klassen, sowie ein Mitgliederverzeichniß.
— Die soeben erschienene Nummer 7 des XV. Jahrgangs der Illustrierten Oktav⸗Hefte von „Ueber Land und Meer“ (Stuttgart, Deutsche Verlagsanstalt; Pr. des Hefts 1 ℳ%) bringt den Schluß des Romans „Die Nachtigall’' von Johanna Niemann und ferner zwei Novellen, „Die Ikariden“ von A. Schoebel und „Ein Sterben in der afrikanischen Wildniß; von G. Touran. Von aktueller Bedeutung sind die Artikel „Berliner Theater“ von Richard Nordhausen. „Die Taubenpost im Dienste des Heeres und der Marine“ von Bernhard Denninghoff, „Die neue Rhein⸗ brücke bei Bonn“ von J. L. Algermissen und „Die schnellsten Schiffe der Welt“ von Max Hahn. Hundeliebhabern wird der reichillustrierte Aufsatz „Damenhunde“ von Emil Ilgner besondere Freude machen. Die Dolomiten und die Bevölkerung dieses Hochgebirges führt der Artikel „Im Grödner Hochthal“ in Wort und Bild vor Augen. In seiner Vielseitigkeit, die mit dieser Inhaltsangabe keineswess erschöpft ist, bringt das Heft sonach jedem Leser etwas besonders Interessantes.
HSHandel und Gewerbe.
Die Wochenübersicht der Reichsbank vom 7. März 1899 weist bei einem gesammten Kassenbestand von 925 271 000 (1898 994 691 000, 1897 950 259 000) ℳ der Vorwoche gegenüber eine Zu⸗ nahme auf von 1 935 000 (1898 Abnabme 3 474 000, 1897 Zunahme 1 311 000) ℳ; der Metallbestand von 888 824 000 (1898 959 785 000, 1897 915 154 000) ℳ allein hat sich um 2 298 000 ℳ vermehrt (1898 Abnahme 3 331 000, 1897 Abnahme 724 000 ℳ). Der Bestand an Wechseln von 605 065 000 (1898 562 159 000, 1897 510 262 000) ℳ zeigt eine Vermehrung um 12 328 000 (1898 Zunahme 13 307 000, 1897 Abnahme 19 284 000) ℳ und der Bestand an Lombardforderungen von 74 150 000 (1898 74 933 000, 1897 97 877 000) ℳ eine Abnahme um 19 195 000 (1898 Abnahme 10 711 000, 1897 Abnahme 2 347 000) ℳ; auf diesen beiden Anlage⸗ konten zusammen ist also ein Rückgang von 6 867 000 (1898 Zufluß 2 596 000, 1897 Abfluß 21 631 000) ℳ zu verzeichnen. Auf passiver Seite erscheint der Betrag der umlaufenden Noten mit 1 038 714 000 (1898 1 021 170 000, 1897 972 038 000) ℳ um 10 961 000 (1898 um 685 000, 1897 um 10 484 000) ℳ kleiner als in der Vorwoche, und die sonstigen täglich fälligen Verbindlichkeiten (Giroguthaben) von 486 049 000 (1898 491 167 000, 1897 466 829 000) ℳ lassen eine Zunahme um 1 418 000 (1898 Abnahme 2 939 000, 1897 Ab⸗ nahme 10 508 000) ℳ erkennen.
Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien. An der Ruhr sind am 9. d. M. gestellt 15 023, jeitig gestellt keine Wagen. In Oberschlesien sind am 9. d. M. gestellt 5538, nicht recht⸗ zeitig gestellt keine Wagen.
nicht recht⸗
u“ Konkurse im Auslande. Serbien. Peter B. Gyorgyewitch, Drogenhändler; Anmeldungstermin: 12./24 März d. J.
Verhandlungstermin: 24. März/5. April d. J.
5
1 Berlin, 9. März. Marktpreise nach Ermittelungen des Königlichen Poltzei⸗Präsidiums. (Höchste und niedrigste Preise.) Per Doppel⸗Ztr. für: Weizen 16,10 ℳ; 15,00 %ℳ — Roggen 14,30 ℳ; 13,60 ℳ — Futtergerste 13,10 ℳ; 12,80 ℳ — Hafer, gute Sorte, 15,20 ℳ; 14,70 ℳ — Mittel⸗Sorte 14,60 ℳ; 14,00 ℳ; — geringe Sorte 13,90 ℳ; 13,40 ℳ — Richtstroh —,— ℳ; —,— ℳ — Heu —,— ℳ: —,— ℳ — *„Erbsen, gelbe, zum Kochen 40,00 ℳ; 25,00 ℳ — *Speisebohnen, weiße 50,00 ℳ; 25,00 ℳ — „Linsen 70,00 ℳ; 30,00 ℳ — Kartoffeln 6,00 ℳ; 4,00 ℳ — Rindfleisch von der Keule 1 kg 1,60 ℳ; 1,20 ℳ — dito Bauchfleisch 1 1,20 ℳ; 1,00 ℳ — Schweinefleisch 1 kg 1,60 ℳ; 1,20 ℳ 1 lgndisch 1 kg 1,60 ℳ; 1,00 ℳ — Hammelfleisch 1 kg 1,60 ℳ; 1,00 ℳ — Butter 1 kg 2,60 ℳ; 2,00 ℳ — Eier 60 Stůd — ; 2,40 ℳ — Karpfen 1 kg 2,20 ℳ; 1,20 ℳ — Aale 1 kg
— ℳ — Zander 1 kg 2,60 ℳ; 1,00 ℳ — Hechte 1 5 ℳ — 80 ℳ; 0,90 ℳ — Schlese
* Ermittelt pro wirthschaftskammern — Notierungsstelle — und umgerechnet vem Polizei⸗Präsidium für den Doppelientner.
“
— Nach dem Geschäftsberichte der Aktien⸗Gesellschaft „Ber⸗ liner Neustadt“ für 1898 hatten die am Schlusse des Jahres 1897 im Besitz der Gesellschaft befindlich gewesenen Terrains einen Flächeninhalt von 183 972 85 mit einem Buchwerth von 4 494 541 ℳ Davon wurden im Jahre 1898 1153 9m im Buchwerth von 28 168 ℳ verkauft, sodaß am Schlusse des Jahres 1898 ein Bestand verblieb von 182 819 qm im Buchwerth von 4 466 373 ℳ oder 24 434 ℳ pro Quadratmeter. Der Verkaufspreis für die verkauften 1153 qm betrug 89 743 ℳ und ergab einen Gewinn von 52 898 ℳ Das Straßenregulierungs⸗Konto wies am Schlusse des Jahres 1897 einen Bestand von 565 793 ℳ auf. Aus dem vorgedachten Verkaufs⸗ erlöse wurden dem Konto gutgebracht 8677 ℳ, sodaß am 31. De⸗ zember 1898 ein Bestand von 557 116 ℳ verblieb. Der Bestand an Hypothekenforderungen belief sich am Schlusse des Jahres 1897 auf 157 000 ℳ Zugang im Jahre 1898 88 000 ℳ. Im Jahre 1898 gingen ein 60 000 ℳ Mithin verblieb am Schlusse des Jahres 1898 ein Bestand von 185 000 ℳ, wovon im laufenden Jahre bereits 44000 ℳ eingegangen sind. Die Banquierschuld, welche sich am Schlusse des Vorjahres auf 291 906 ℳ belief, hat sich auf 262910 ℳ ermäßigt. An Zinsen wurden verausgabt 14 004 ℳ, vereinnahmt 4807 ℳ, sodaß die Ausgaben die Einnahmen um 9197 ℳ über⸗ steigen. Der Verlustsaldo hat sich von 126 600 ℳ auf 99 102 ℳ, also um 27 498 ℳ ermäßigt.
— Die diesjährige Fahrradmesse in Leipzig, welche in der zweiten Hälfte des Oktober abgehalten werden soll, ver⸗ spricht den großen Ausstellungen gleicher Branche im Aus⸗ lande ebenbürtig zu werden, zumal die Messe auch auf Automobilfahrzeuge, sowie auf Werkzeug⸗ und Hilfs⸗ maschinen zum Fahrradbau ausgedehnt wird. Die Vorarbeiten sind bereits im Gange. Das Programm wird am 15. d. M. durch das offizielle Organ des Verbandes deutscher Fahrradhändler „Das Stahlrad“ zur Veröffentlichung gelangen. Dasselbe Blatt wird in seiner am 12. April erscheinenden Nummer den genauen Uebersichts⸗ plan sämmtlicher Ausstellungsräume enthalten. Nähere Auskunft ertheilt der Vorsitzende des Meß⸗Comités, Herr Arthur Klarner, Leipzig, Elisenstr. 12.
— Der Reingewinn der Württembergischen Notenbank im Geschäftsjahre 1898 beziffert sich ausschließlich des Gewinnvortrages aus dem Jahre 1897 von 10 145 ℳ auf 651 997 ℳ, welcher in folgender Weise zur Verwendung gelangen soll. Zuweisung an den statutarischen Reservefonds 49 399 ℳ, dem Vorstand die vertrags⸗ mäßige Tantidme von 19 759 ℳ, dem Staat als Gewinnantheil „¼ von 132 837 ℳ, 44 279 ℳ, verbleiben zuzüglich des Gewinnvortrags
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Saeh. ise Zc. 948.
vom Vorjahre 548 703 ℳ Hiervon als Dividende von 6 % = 36 ℳ auf jede Aktie, 540 000 ℳ, verbleibt Vortrag auf 1899 8703 ℳ