1“
Der Kaiserliche Konsul Jul. Schumacher in Palermo ist gestorben. 8 “
Bekanntmachung. *
Am 13. März, Abends nach Dienstschluß, wird das Post⸗ amt 35 von dem Hause Potsdamerstraße 36 nach dem Hause Lützowstraße 93 verlegt und führt fortan die Bezeichnung „Postamt 35 (Lützowstraße)“. “
Berlin C., den 10. März 1899. Kaaiserliche 1
Buscho w.
Am 10. April 1899 wird in Norden eine von der Reichsbankstelle in Emden abhängige Reichsbank⸗Neben⸗ stelle mit Kasseneinrichtung und beschränktem Giroverkehr er⸗ öffnet werden.
Das im Jahre 1873 in Amsterdam aus Eisen und Holz erbaute, bisher unter niederländischer Flagge gefahrene Vollschiff „Ardjoeno“ von 1369,47 Registertons Netto⸗Raumgehalt hat durch den Uebergang in das ausschließliche Eigenthum
des deutschen Reichsangehörigen Adrian Hemmes in Emden
unter dem Namen „Silo“ das Recht zur Führung der deutschen Flagge erlangt. Dem Schiffe, für welches der Eigen⸗ thümer Emden zum Heimathshafen gewählt hat, ist von dem
Kaiserlichen General⸗Konsulat in Amsterdam unter dem 24. Februar d. J. ein Flaggenattest ertheilt worden.
8 q6“ 8 Die von heute ab zur Ausgabe gelangende Nummer 7 des „Reichs⸗Gesetzblatts“ enthält unter Nr. 2550 das Gesetz, betreffend die Abänderung des Zoll⸗ tarifs, vom 6. März 1899; und unter Nr. 2551 die Bekanntmachung, betreffend Abänderung der Vorschriften über den Nachweis der Befähigung als Seeschiffer und Seesteuermann auf deutschen Kauffahrteischiffen, vom 4. März 1899. b Berlin W., den 11. März 1899. Kaiserliches Post⸗Zeitungsamt. Weberstedt.
85 85* 8 8
In der Ersten Beilage zur heutigen Nummer des „Reichs⸗ und Staats⸗Anzeigers“ wird eine Uebersicht der Aus⸗ prägungen von Reichsmünzen in den deutschen Münzstätten bis Ende Februar 1899 veröffentlicht.
Königreich Preußen.
Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht: den bisherigen Geheimen Regierungs⸗Rath Delius zu Berlin zum Ober⸗Landeskulturgerichts⸗Rath und Mitglied des Ober⸗Landeskulturgerichts, den Bergwerks⸗Direktor, Bergrath Krümmer zu Sulz⸗ bach zum Ober⸗Bergrath und den bisherigen Privatdozenten, Professor Dr. August Martin zu Berlin zum ordentlichen Professor in der medizinischen Fakultät der Universität zu Greifswald zu er⸗ nennen.
Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht: den zum Pfarrer an der reformierten Petri⸗Kirche in Posen designierten bisherigen Pfarrer an der Hofkirche in Breslau Hugo Albertz zugleich zum Konsistorial⸗Rath und Mitglied des Konsistoriums der Provinz Posen im besoldeten Nebenamt und den bisherigen Superintendentur⸗Verweser, Pfarrer Guddas in Tilsit zum Superintendenten der Diözese Tilsit, Regierungsbezirk Gumbinnen, zu ernennzen. 8
Ministerium der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinal⸗Angelegenheiten. —
Am Schullehrer⸗Seminar zu Graudenz ist der bisherige kommissarische Lehrer Woehl endgültig als ordentlicher Seminarlehrer angestellt worden. B Justiz⸗Ministerium. Dem Landgerichts⸗Direktor, Geheimen Justiz⸗Rath Worzewski in Thorn, dem Amtsgerichts⸗Rath Sassen in Kempen a. Rh. und dem Amtsgerichts⸗Rath Schultze in ist die nachgesuchte Dienstentlassung mit Pension ertheilt.
Versetzt sind: der Amtsgerichts⸗Rath Dadder in Mayen als Landgerichts⸗Rath an das Landgericht in Koblenz, der Amtsrichter Dr. Paris in Hochheim an das Amtsgericht in Wiesbaden, der Amtsrichter Dr. Becker in Trier als Land⸗ richter an das Landgericht daselbst, der Amtsrichter van Eldik in Rheydt an das Amtsgericht in Sinzig und der Amtsrichter Herold in Hohenmölsen als Landrichter an das Landgericht in Magdeburg.
Der Rechisanwalt Dr. Kalinowsky in Neudamm ist zum Notar für den Bezirk des Kammergerichts ernannt.
In der Liste der Rechtsanwälte ist gelöscht: der Rechts⸗ anwalt Kautz bei dem Amtsgericht in Dt.⸗Eylau.
In die Liste der Rechtsanwälte sind eingetragen: der Rechtsanwalt Dr. Kalinowsky aus Berlin bei dem Amts⸗ gericht in Neudamm und der Rechtsanwalt Böning aus Goslar bei dem Amtsgericht in Blumenthal.
Der Landgerichts⸗Präsident Langer in Gleiwitz, der Landgerichts⸗Rath Rodmann in Königsberg i. Pr., der 1“ Schmidt in Jork und der Rechtsanwalt und Notar, Justiz⸗Rath Dr. Kistemaker in Osnabrück sind gestorben.
“
Abgereist:
Seeine Excellenz der Präsident des Evangelischen Ober⸗ Kirchenraths, Wirkliche Geheime Rath D. Dr. Bark⸗ hausen, nach der Rheinprovinz.
Die Personal⸗Veränderungen in der Armee befinden sich in der Ersten Beilage.
Deutsches Reich.
Preußen. Berlin, 11. März.
Seine Majestät der Kaiser und König hörten heute Morgen um 8 Uhr den Vortrag des Chefs des Militär⸗ kabinets, Generals von Hahnke, und um 9 Uhr denjenigen des Staatssekretärs des Auswärtigen Amts, Staats⸗Ministers von Bülow. Um 9 Uhr 25 Minuten begaben Sich Seine Majestät mittels Sonderzugs nach Potsdam und wohnten daselbst den Reitbesichtigungen der Offiziere der Garde⸗Kavallerie⸗Re⸗ gimenter bei.
In der am 9. d. M. unter dem Vorsitz des Staats⸗ Ministers, Staatssekretärs des Innern Dr. Grafen von Posadowsky⸗Wehner abgehaltenen Plenarsitzung des Bundesraths wurde dem Entwurf eines Telegraphenwege⸗ gesetzes und dem En wurf eines Gesetzes über das Flaggen⸗ recht der Kauffahrteischiffe sowie mehreren Ausschußanträgen, betreffend Zoll⸗ und Steuerangelegenheiten, die Zustimmung ertheitt. Den zuständigen Ausschüssen wurden über⸗ wiesen: der Entwurf eines Gesetzes für Eisaß⸗Lothringen wegen Ausführung der Grundbuchordnung vom 24 März 1897, — der Entwurf von Bestimmungen uͤber den Betrieb von Ge⸗ treidemühlen, — sowie die Vorlagen wegen Verleihung von Korporationsrechten an zwei gemäß dem Gesetze über die Rechtsverhältnisse der deutschen Schutzgebiete gebildete Gesell⸗ schesten Außerdem wurde über mehrere Eingaben Beschluß gefaßt.
Heute hielten die vereinigten Ausschüsse des Bundesraths für Zoll⸗ und Steuerwesen und für Handel und Verkehr, sowie der Ausschuß für Zoll⸗ und Steuerwesen Sitzungen.
Nach der im Reichs⸗Eisenbahnamt aufgestellten Nach⸗ weisung der auf deutschen Eisenbahnen — ausschließlich Bayerns — im Monat Januar d. J. vorgekommenen Betriebsunfälle waren zu verzeichnen: C1“
Entgleisungen auf freier Bahn (davon 5 bei Personenzügen) in Stationen (davon 7 bei Personenzügen) Zusammenstöße auf freier Bahn (bei einem Güterzuge) in Stationen (davon 3 bei Personenzügen) sonstige Vorkommnisse
—. 169 zusammen 216
wurden geleistet 31 677 229, sodaß je ein Unfall auf 190 km Betriebslänge oder auf 146 654 Zugkilometer entfällt. Bei den Unfällen wurden: cbeet 5 IoI11111“n““ Bahnbeamte und Bahnarbeiter im Dienst 38 Post⸗, Steuer⸗, Telegraphen⸗, Polizei⸗Beamte ꝛc. fremde Personen, einschließlich der nicht im Dienst befindlichen Beamten und Arbeiter, aber ausschließlich der Selbstmörder 11nu“
ꝛ† 69 115
8 8 Elsaß⸗Lothringen.
Der Landesausschuß stellte vorgestern in zweiter Lesung den Landeshaushalts⸗Etat für 1899 in Einnahme und Ausgabe auf 60 894 334 ℳ fest, und zwar im ordent⸗ lichen Etat in Einnahme auf 57 636 426 ℳ und in Aus⸗ gabe auf 57 177 094 ℳ, nämlich auf 54 537 074 ℳ an fort⸗ dauernden und auf 2 640 020 ℳ an einmaligen Ausgaben, und im außerordentlichen Etat in Einnahme auf
3 257 908 ℳ und in Ausgabe auf 3 717 240 ℳMR
Oesterreich⸗Ungarn.
Wie den Wiener Blättern aus Prag gemeldet wird, hatte der Minister⸗Präsident Graf Thun während seines Aufenthaltes daselbst Besprechungen mit dem Statthalter Grafen Coudenhove, dem Oberst⸗Landmarschall Fürsten Lobkowitz, dem Landtags⸗Abgeordneten Dr. Schlesinger und dem Ob⸗ mann des Jungczechenkiubs Skarda.
Im mährischen Landtage begründete gestern der Abg. Parma (Czeche) einen Antrag, betreffend die Regelung des Gebrauchs beiter Landessprachen bei den autonomen Behörden Mährens, und führte aus, die Deutschen und Circchen wohnten nicht neben⸗, sondern untereinander; man müsse deshalb einigende, nicht trennende Gründe suchen. Redner appellierte schließlich an die Regierung, die mährische Ausgleichsaktion werkrhätig zu unterstützen. Der Antrag wurde dem Gemeindeausschusse überwiesen.
Gestern empfing der urgarische Minister⸗Präsident von Szell eine Abordnung sächsischer Abgeordneten, welche er⸗ klärte, dieselben würden nicht in die liberale Partei eintreten, 2. Minister⸗Präsidenten persönlich jedoch Vertrauen entgegen⸗ ringen. “
6
Großbritannien und Irland. 8* Im Unterhause theilte gestern, wie „W. T. B.“ be⸗ richtet, der Parlaments⸗Sekretär des Aeußern Brodrick mit, die Regierung habe keine Kenntniß davon erhalten, daß der russische Gesandte in Peking thatsächlich seinen Protest gegen die Bedingungen der Nordbahn⸗Anleihe, welcher mündlich erfolgt sei, zurückgezogen habe. Aber soweit ihm bekannt, sei jener mündliche Protest nicht schriftlich be⸗ stätigt worden, und die Regierung habe Grund zu glauben, daß derselbe nicht werde erneuert werden. Der Staats⸗
Die Betriebslänge betrug 41 003 km, an Zugkilometern 8
indischen Regierung im Gesetzgebenden Rath in Kalkutta ein⸗ gebrachte Vorlage, wonach der importierte Prämienzucker mi einem Retorsionszoll belegt werden solle, sei mit seiner Zu stimmung eingebracht worden. Auf eine Anfrage Mac Lean s ob Lord Hamilton beabsichtige, diese Aenderung in der Wirth⸗ schaftspolttik dem Unterhause zu unterbreiten, erwiderte dieser, er habe nicht die Absicht, in die Unabhängigkeit der lokalen Gesetzgebung einzugreifen. Bei den Verhandlungen über den Nachtragskredit für die Kolonialverwaltung beantragte Weir, den Posten für das Nordgebiet der Goldküste um 70 000 Pfd. Sterl. herabzusetzen. Der Staatssekretär für die Kolonien Chamberlain erkärte, er sei hinsicht ich der Einfuhr von Spirituosen bemüht gewesen, den Konsum möglichst zu vermindern. Die Schwierigkeit liege nur darin, daß, wenn Großbritannien seinen Zoll über die der Pena fremder Länder hinaus steigere, es nicht nur den Handel mit Spirituosen, sondern auch den anderen, damit Hand in würde. Großbritanniens Vorgehen werde durch das der anderen Mächte bestimmt. Es sei eine Konferenz einberufen und der britische Vertreter ang wiesen worden, zu erklären,
seien. Für Großbritannien sei kein Zoll zu hoch; er habe für die Goldküste kürzlich eine Erhöhung des Zolls um einen Schilling
land der Goldküste erforderlich gewesen; die Regierung habe dort keine Truppen gehabt und daher ein Regiment Ein⸗ geborener zu bilden begonnen. lich die französischen Expeditionen fortgedauert, die sehr akrtiv vorgegangen seien. Operationen, als ursprünglich beabsichtigt gewesen sei, Für nöthig befunden. Des weiteren habe ein westindisches Re⸗ giment aufgebracht werden müssen. Da die Kosten
gänzlich der Kolonie aufzubürden. Die werthvoller Besitz werden, weil der allgemeine Handel infolge der in Aussicht stehenden blühenden, soliden und gewinn⸗ bringenden Goldindustrie steigen werde. Antrag Weir mit 226 gegen 95 Stimmen ab
88 8 8E11““ 1 Frankreich. 1 11“*“ In der Deputirtenkammer
ein Kredit im Betrage von 600 000 Fr. zur Unterstützung der Hinterbliebenen der bei der Katastrophe von Toulon Getödteten gefordert wird. In Erwiderung auf mehrere Anfragen erklärte der Kriegs⸗Minister de Freycinet, er werde eine Besichtigung sämmtlicher Pulverfabriken in Frankreich vornehmen und die zur Sicherheit nöthigen Arbeiten anordnen lassen; wenn sich herausstellen sollte, daß einige Pulverfabriken eingehen müßten, so werde er zur Entschädigung derselben Kredite beantragen. Hierauf nahm die Kammer die Berathung des Militärbudgets wieder auf. Der Deputirte Zé6 vaès (Soz.) brachte ein Amendement ein, durch welches die Regierung aufgefordert werden sollte, die dreizehntägigen Uebungen abzuschaffen. Der Antrag wurde mit 342 gegen 186 Stimmen abgelehnt. — Der sozialistische Deputirte Allard kündigte eine Anfrage über die
sichtsmaßregeln an.
Die Deputirtenkammer beschloß gestern, wie „W. T. B.“ meldet, in Uebereinstimmung mit dem Vorschlag des Minister⸗ Präsidenten Pelloux die Mitglieder der Kommission für die Vor⸗ berathung der Vorlage, betreffend die militärische Organisation des Personals einiger öffentlichen Dienstzweige, durch die Bureaux wählen zu lassen. In namentlicher Abstimmung genehmigte die Kammer sodann mit 226 en. 38 Stimmen den
“ 1
Eintritt in die zweite Lesung des Gesetzentwurfs über die rück⸗
fälligen Verbrecher und beschloß weiter auf den Vorschlag des Minister⸗Präsidenten Pelloux, die Kommission zur Bericht⸗
bilden zu lassen.
D8
Der Minister⸗Präsident Silvela empfing gestern, wie „W. T. B.“ berichtet, das Comité der Versammlung von Ver⸗ tretern der Handelskammern, welche seiner Zeit in Saragossa tagte, und erklärte, auch er sei für eine Dezentralisation in der Verwaltung, ohne daß man zu einem Regionalismus komme; er sei dem allgemeinen Stimmrecht bei den Kammer⸗ wahlen günstig gesinnt.
Belgien. Das gestern Abend ausgegebene Bulletin über das Be⸗
die Besserung anhalte und die Kräfte sich wieder höben.
Dänemark. Die Prinzessin Christian von Dänemark, Herzogin Alexandrine zu Mecklenburg, ist, wie „W. T. B.“ aus Kopenhagen meldet, heute früh von einem Prinzen entbunden worden. 11“ Nach einem Bericht des General⸗Adjutanten ist der
Gesammtverlust der Amerikaner auf Cuba, Portorico
und den Philippinen vom 1. Mai 1898 bis 18. Februar d. J. folgender: In den Kämpfen gefallen sind 329, ihren Wunden erlegen 125, infolge von Krankheiten gestorben 5277 Mann. Nach einem in New York eingetroffenen Telegramm aus Panama wäre über die Ansprüche Cerrutti’s an Co⸗ lumbien eine Einigung erzielt worden. Es bestätige sich, daß Columbien Cerrutti 1 ½ Millionen Dollars in baar zahlen werde, wodurch dessen Ansprüche vollkommen befriedigt würden.
Der „Times“ wird aus Buenos Aires gemeldet, daß die Konferenz zur Erledigung der Puna⸗ und Atacama⸗ Frage ihre Berathungen nunmehr geschlossen habe. Die Ver⸗ treter Chiles beanspruchten das strittige Gebiet auf Grund der Er⸗ oberung im Kriege, während der Anspruch Argentiniens sich darauf stütze, daß Bolivien dieses Territorium nach dem Kriege an Argentinien abgetreten habe. Die Kommissare würden am Montag mit dem Schiedsrichter eine Besprechung haben. Man befürchte in Buenos Aires, der Schiedsrichter werde die Frage
sekretär für Indien Lord Hamilton erklärte, die von der
zu Gunsten Chiles entscheiden oder das strittige Gebiet theilen.
erstattung über den Gesetzentwurf ebenfalls durch die Bureaux
8
Höhe
Hand gehenden berechtigten Handel verlieren
daß Großbritannien bereit sei, den Zoll auf Spirituosen auf jede Höhe zu bringen, zu welcher die anderen Länder bereit
per Gallone angeordnet. Die Ausgaben für das Militär seien durch das wiederholte Eindringen der Nachbarn in das Hinter⸗
Mittlerweile hätten nament:
Die Regiserung habe bald bedeutendere
1 aus internationalen Gründen und infolge des energischen Vor⸗ gehens der Nachbarn entstanden seien, sei es unbillig, dieselben Kolonie werde ein
v wurde der
—* 8 brachte gestern der Minister⸗Präsident Dupuy einen Gesetzentwurf ein, in welchem
aus Anlaß der Explosion in Toulon zu ergreifenden Vor⸗
finden der Königin besagt, dem „W. T. B.“ zufolge, daß
welcher der Staatssekretär
Asien.
Dem „Reuter'schen Bureau“ wird aus Kalkutta ge⸗ meldet, daß der Finanz⸗Minister Westland im gesetzgebenden Rath eine Regierungsvorlage, betreffend die Einführung eines Retorsionszolles auf nach Indien importierten Prämien⸗ ucker, eingebracht und nachgewiesen habe, daß die Einfuhr von grämienzucker die indischen Produzenten ernstlich benachtheilige und die Schließung zahlreicher Raffinerien herbeigeführt habe. Die Zuckereinfuhr habe in den letzten Jahren enorm zuge⸗ nommen; die Vorlage solle noch im Laufe dieser Session er⸗ ledigt werden. Indien habe, ebenso wie die anderen Nationen, das Recht, seine inneren Interessen zu schützen.
Aus Allahabad wird Londoner Blättern telegraphiert, daß daselbst über Gilgit in Kaschmir Nachrichten aus Yarkand (Chinesisch Ostturkestan) eingetrossen seien, welche besagten, im Fort Murghabi im Thale Sares⸗Pamir solle eine starke russische Truppenmacht eingetroffen sein, welche das Sarykol⸗Gebirge (wischen Pamir und Kaschgar) zu be⸗ setzee beabsichtige. 8
Dem Tsung-li⸗Namen ist, wie das „Reuter'sche Bureau“ aus Peking vom gestrigen Tage berichtet, ein Telegramm des chinesischen Gesandten in St. Petersburg zu⸗ gegangen, in welchem mitgetheilt wird, daß infolge der Unter⸗ handlungen zwischen der russischen und der chinesischen Regierung der russische Gesandte in Peking den Protest zurückziehen werde, den er gegen den Vertrag mit der Hongkong⸗Shanghai⸗ Bank über die Anleihe zur Fortführung der Niutschwang⸗ Eisenbahn gerichtet habe. 1
Demselben Bureau zufolge sandte das Tsung⸗li⸗Namen gestern eine halbamtliche Note an den italienischen Gesandten de Martino, in welcher es heiße: wenn de Martino die Zu⸗ rücksendung seiner Note als eine Beleidigung ansehe, so bedauere das Tsung⸗li⸗Yamen dieselbe. Man habe nichts derartiges im Sinne gehabt; vielmehr habe man die einfache Zurücksendung der Note für die freundschaftlichste Art gehalten, eine Abgeneigtheit, den italienischen Forderungen zu entsprechen, darzuthun. Diese Note werde nun als eine Erschwerung der vorhergegangenen Verletzung des diplomatischen Brauchs angesehen, da sie in einem rothen Kuvert übersandt worden sei, dessen man sich nur bei unwichtigen Depeschen bediene. Wie es heiße, habe das Tsung⸗li⸗Jamen den chinesischen Gesandten in London beauftragt, sich nach Rom zu begeben, um wegen der be⸗ haupteten Beleidigung dort zu verhandeln, aber derselbe sei ohne jede Vollmacht betreffs der italienischen Forderungen, da die chinesische Regierung es durchaus ablehne, denselben nachzukommen. De Martino habe noch keine weiteren Ver⸗ haltungsmaßregeln erhalten.
Parlamentarische Nachrichten.
Die Berichte über die gestrigen Sitzungen des Reichs⸗ tages und des Hauses der Abgeordneten ebefinden sich
8 in der Ersten und Zweiten Beilage.
— In der heutigen (54.) des Reichstages, des Innern, Staats⸗Minister Dr. Graf von Posadowsky beiwohnte, wurde die zweite Berathung des Reichshaushalts⸗Etats für 1899 bei den Etats der Schutzgebiete fortgesetzt. Der Etat für Togo wurde ohne Debatte angenommen. Es folgte der Etat für Südwest⸗Afrika. 1 In der Debatte nahmen außer dem Direktor der Kolonial⸗ Abtheilung im Auswärtigen Amt Dr. von Buchka die Abgg. Bebel (Soz.), Graf von Arnim (Rp.) und Dr. Müller⸗ Sagan (fr. Volksp.) bis zum Schlusse des Blattes das Wort.
— Das Haus der Abgeordneten setzte in der heutigen (41) Sitzung, welcher der Minister der geistlichen ꝛc. Angelegenheiten D. Dr. Bosse beiwohnte, die zweite Be⸗ rathung des Staatshaushalts⸗Etats für 1899 bei den dauernden Ausgaben des Etats des Ministeriums der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinal⸗An⸗ gelex. fort. “
ei den Ausgaben für die evangelischen Konsistorien spricht
Abg. Dr. Lotichius (nl.) seine Befriedigung darüber aus, daß jetzt ein selbständiger Präsident des Konsistoriums in Wiesbaden an⸗ gestelt werden solle, und wünscht, daß mit diesem Amt eine Persön⸗ lichkeit betraut werde, welche die kirchlichen Verhältnisse genau kennt.
Zu den Ausgaben für die Bisthümer bemerkte auf eine Anfrage des Abg. Dauzenberg (Zentr.)
Geheimer Ober⸗Regierungs⸗Rath Dr. Renvers, daß hier und da einmal einer Gemeinde eine Beihilfe zur Aufbesserung der Gehälter geg ben werde, aber nicht auf Grund einer rechtlichen Verpflichtung, sondern nur als Unterstützung. Hiervon abzugehen und die Ausgaben zu erhöhen, liege keine Veranlassung vor.
Abg. Mooren (Zentr.) hält die Errichtung eines neuen Bis⸗
thums im Beziek Köln für nothwendig. Das würde in Rom ange⸗ nehm berühren. Geheimer Ober⸗Regierungs⸗Rath Dr. Renvers erwidert, daß ein Antrag auf Errichtung eines Bisthums in Aachen bei der Staats⸗ regierung nicht gostellt sei. „ Abg. Dr. Sattler (nl.) weist darauf hin, daß in dem vor⸗ jährigen Pfarrerbesoldungsgesetz auch für die katholischen Geistlichen hinreichend gesorgt worden sei. Ob die Errichtung eines Bisthums in Aachen Rom angenehm berühren würde, sei sehr gleichgültig.
Abg. Dr. Dittrich (Zentr) schließt sich den Wünschen der Abgg. Dauzenberg und Mooren an.
Abg. Freiherr von Eynatten (Zentr.) kommt auch in diesem Jahre auf die Frage der konfessionellen Friedhöfe in den Rheinlanden zurück. Es sei erfreulich, daß die Regierung sich durch einen Ministerialerlaß in dieser Angelegenheit nicht festgelegt habe. Nachdem sie sich über die Sache hinreichend informiert habe, sei es Zeit, einen Antrag oder einen Gesetzentwurf einzubringen. Zu diesem Zweck solle der Minister das ihm zugegangene Material zur Verfügung stellen. Dufch die Errichtung konfessioneller Friedhöfe würde der konfessionelle Friede nicht gestört werden.
Hierauf nimmt der Minister der geistlichen ꝛc. Angelegen⸗ heiten Dr. Bosse das Wort. An der weiteren Debatte be⸗ theiligen sich bis zum Schluß des Blattes noch die Abgg. von Eynern (nl.), Pleß (Zentr.), Graf zu Limburg⸗ Stirum (kons.), Dr. Friedberg (nl.), Traeger (fr. Volksp.), Dr. Porsch (Zentr.) und Dr. Barth (fr. Vgg.).
8 Kunst und Wissenschaft.
Im Verein für deutsches Kunstgewerbe hielt am Mitt⸗ woch Herr Dr. J. L. Sponsel aus Dresden einen Vortrag über „die Entstehung des Zwingers zu Dresden und die Tage eines G Unter Hinweis auf die ausgestellten Abbildungen
freuliche
von Grundrissen, Ansichten und Details des Gebäudes sowie der darin
efeierten glänzenden Hoffeste gab Redner eine Uebersicht über die hätigkeit August's des Starken als Bauherrn, seine Pläne für Fest⸗ anlagen größten Stils und über das Bruchstück des geplanten Ganzen, das heute als der sogenannte Zwinger noch erhalten ist. Von der Pracht der sächsischen Hoffeste, die bekanntlich auch Friedrich der Große als Kronprinz kennen lernte, giebt eine Reihe köstlicher Zeichnungen, 5 das Kupferstichkabinet zu Dresden bewahrt, einen anschaulichen A“ 1 v1AX“*“ griff
Die Ausstellung für künstlerische Photographie in der Königlichen Akademie der Künste erfreut sich fortdauernd zahlreichen Besuches. Auch ausländische große Vereine haben ihre Vertreter zum
Studium derselben nach Berlin geschickt. 8
Die Kunsthandlung von Keller und Reiner (Potsdamer⸗ straße 122), welche am vergangenen Sonntag eine Kollektiv⸗Ausstellung von Werken von Bernt und Minka Grönvold eröffnete, bereitet für den Monat April eine Künstlerinnen⸗Ausstellung vor und wird im Mai eine große Kollektion vlaemischer Kunstwerke zur Ansicht bringen; in der letzteren werden 63 Maler mit ca. 130 Gemälden und 14 Bild⸗ hauer mit 45 Skulpturen vertreten sein.
8
Das Germanische National⸗Museum in Nürnberg veröffentlicht soeben seinen 45. Jahresbericht. Danach hat die Entwickelung des Museums auch im Jahre 1898 ihren stetigen Fort⸗ gang genommen. Die Sammlungen wurden durch Ankauf und Schenkung werthvoller Objekte sowie durch Depots unter Eigentbums⸗ vorbehalt vermehrt. Insbesondere wurde die Sammlung der Volks⸗ alterthümer gefördert. Der Neubau, welcher diese Sammlung aufnehmen soll, wurde begonnen; da er zum theil auf den Platz des bisherigen Bibliotheksgebäudes zu stehen kommt, so mußte das füdliche Ende dieses Gebäudes abgebrochen werden. Es war nöthig, die Geschützhalle aus⸗ zuräumen und einen Theil der Bibliothek in andere Räume zu ver⸗ bringen. Dies ist dadurch ermöglicht, daß das Archiv interimistisch in den im vorigen Jahre erbauten Saal am nördlichen Kreuzgang verbracht und die bisherigen Archipräume für die Zwecke der Bibliothek verwendet werden. Im Laufe des Jahres 1900 hofft man, die neuen Räume für Bibliolhek, Archiv und Kupferstichkabinet im Königs⸗ Stiftungshause beziehen zu können, welche für absehbare Zeit zur Unterbringung und Erweiterung dieser wichtigen Theile der Anstalt aus⸗ reichen werden. Mit Hilfe der reichlich eingegangenen Beiträge konnte der Kaufschilling für das Königs⸗Stiftungshaus abgetragen werden: auch für den Umbau ist schon eine ansehnliche Summe gesammelt. Das Gebäude soll im Monat Mai übergeben und alsdann sofort mit der Aptierung für die Zwecke des Museums begonnen werden. — In finan⸗ zieller Beziehung war das Jahr 1898 für das Germanische Museum ein normales. Der achte Nachtrag zu dem Verzeichniß der von Privaten gewährten Jahresbeiträage giebt über neue Zugänge er⸗ Auskunft. Die Mehrzahl derselben ist durch das eifrige Wirken der „Pfleger“ gewonnen worden. Neu be⸗ gründet wurden Pflegschaften in Bochum, Düren, Edenkoben, Essen, Gablonz, Iserlohn, Lennep, Solingen und Wiesentheid. Die Zahl deutscher Städte, welche das Museum durch jährliche Beiträge fördern, hat sich ansehnlich vermehrt; auch die militärischen Korporationen, Vereine, Gesellschaften und Anstalten haben Zuwachs erhalten. Was Stiftungen und einmalige Beiträge betrifft, so gedenkt der Bericht vor allem der schon oben erwähnten Zuwendungen, die dem Museum zur Erwerbung und zum Umbau des Königs⸗Stiftungs⸗ hauses auch im Jahre 1898 in reichem Maße zugekommen sind. Für allgemeine wie spezielle Zwecke (u. a. zum Ankauf dreier kost⸗ barer Handzeichnungen von Dürer) wurden dem Museum ansehnliche Beträge gespendet. Behufs Aufbringung der Kosten des neuerbauten Zunftsaales hatte sich die Anstalt an die deutschen Innungen mit der Bitte um Beiträge gewendet; auch dieser wurde reichlich und von vielen Seiten gewillfahrt.
Ueber die Sammlungen des Museums im allgemeinen wird berichtet, daß die meisten interessante, einige bedeutende Zuwendungen zu verzeichnen hatten. Die Abtheilung der römischen Alterthümer erhielt das Modell eines römischen Haufes, das in Trier im Jahre 1897 ausgegraben worden ist, und der darin befindlichen Badeanlage. — Die Sammlung der frühchristlichen und germanischen Denkmäler erfreute sich ganz besonders hervorragender Bereicherungen. Das wichtigste Stück war ein Helm von Eisen, mit Silberblech überzogen; seine Form steht der antiken noch nahe und gehört einer sehr frühen Zeit des deutschen Volkes an; gefunden wurde er in der Nähe von Augsburg. Eine zweite wichtige Erwerbung waren eine ostgothische Adlerfibel und andere Theile eines Schmucks, welche bei Ravenna gefunden wurden; es ist ein Goldschmuck von sehr strenger und stilechter Komposition, reich mit Almandinen besetzt. Weniger bedeutend, doch nicht uninteressant sind Theile eines Goldschmucks aus Ungarn, ein fränkischer Ring u. a. — Aus den Erwerbungen für die Abtheilung der Bautbeile sind drei schmiedeeiserne Gitter zu erwähnen, das eine aus der letzten Zeit der Gothik (15.- 16. Jahrhundert), das zweite aus der Zeit der Renaissance (16. Jahrhundert), das dritte ein vor⸗ treffliches Werk des 18. Jahrhunderts; dann ein sehr stattlicher Ofen aus dem Beginn des 17. Jahrhunderts aus Nürnberg; endlich eine große Zahl von Fußbodenfliesen des 13.—15. Jahrhunderts, Geschenk des Pflegers in Konstanz, Herrn Burck. — Die Denkmäler der Plastik wurden an Originalen nur wenig vermehrt. Drei gothische Skulpturen aus dem 15.—16 Jahrhundert, unter welchen eine Anbetung der Magier in Hochrelief durch sorgfältige Ausführung ausgezeichnet ist, wurden von Herrn Martin Leichtle in Kempten geschenkt. Einen Abguß des Tympanons der Kirche zu Schwarzach in Baden aus dem 12. Jahrhundert verdankt das Museum der Direktion der Großherzoglich badischen Staats⸗ sammlungen in Karlsruhe. Graf von Schönburg⸗Forderglauchau stiftete einen Abguß des Grabmals des Conrad von Bellersheim im Schloßhof zu Wechselburg. Ein Abguß der Grabplatte der Kaiserin Eleonore, Gemahlin Friedrich's III., in Wiener Neustadt wurde aus Mitteln der Habsburger Stiftung erworben. Unter den Werken der Kleinplastik verdient eine Bleiplaquette des 16. Jahr⸗ hunderts, einen Satyr und eine Nymphbe in einer Landschaft dar⸗ stellend, Erwähnung. Von den Bereicherungen der Meraillen⸗Samm⸗ lung ist zunächst eine Reihe von Medaillen des Herzoglichen Hauses Braunschweig aus dem 16. bis 18. Jahrhundert zu erwähnen, ferner einzelne Medaillen der Häuser Brandenburg, Habsburg und Wittels⸗ bach. Besonders hervorragende Stücke sind eine Bronze⸗Medaille auf den Herzog Franz von Braunschweig vom Jahre 1532 und eine solche auf die Markgräfin Hedwig von Brandenburg von 1525. Dazu kommen noch mehrere Medaillen auf Privat⸗ personen. — Die Gemäldesammlung wurde um ein Bild von Joachim Sandrart vermehrt. — Dem Kupferstich⸗Kabinet gingen als Geschenke zu 82 gleichzeitige Werkzeichnungen und Entwürfe für den Bau und die Ausstattung des Pellerhauses, welche Hof⸗Möbel⸗ fabrikant Georg Eyßer in Nürnberg dem Museum überlassen hat. Aus dem Nachlaß des Historienmalers und Professors August von Heyden in Berlin, des langjährigen Verwaltungsrathsmitgliedes, wurde dem Museum dessen reichhaltige Sammlung von Abbildungsmaterial aller Art zur Geschichte des Kostüm⸗ und Waffenwesens sowie des Kunst⸗
ewerbes geschenkt. Der Geheime Rath von Hefner⸗Alteneck in München deaes eine Anzahl älterer Flugblätter, Spielkarten von Hans Bock in Wien (von 1568) ꝛc. — Angekauft wurden zur Vervollständigung der betreffenden Serien Kupferstiche bezw. Radierungen von Schongauer, Israel van Meckenem, Lucas von Leyden, Hans Brosamer, Melchior Lorch, Franz Brun, Jakob de Gheyn, Hieronymus Wierx, Hans Ülrich Frank, Joh. Wilh. Baur, Wenzel Hollar, ein seltenes Schwarz⸗ kunstblatt des Ruprecht von der Pfalz, Holzschnitte von Lucas Cranach und H. Goltzius, Lithographien von Senefelder, Menzel ꝛc. Die Sammlung von Handzeichnungen wurde namentlich durch drei Blätter von Albrecht Dürer, die Kaiserkrone, das Reichsschwert und den Reichsapfel darstellend, bereichert, zu
welchen, wie schon oben bemerkt, Nürnberger Freunde der Anstalt die nothwendigen Mittel beisteuerten. Sehr beträchtlich ist auch der Zuwachs, welchen die Abtheilung „Historische Blätter erhielt; es ist dabei vor allem eines großen altkolorierten Holzschnitt⸗ werks, eines Stammbaums des Hauses Pfalz und Bayern zu gedenken, das 1556 zu Basel erschien und vom Museum auf Kosten der Wittels⸗ bacher Stiftung angekauft wurde. — Die Sammlung der wissen⸗ schaftlichen Instrumente erhielt Zuwachs durch eine Standuhr aus dem 18. Jahrhundert, deren Gehäuse das Imhof'sche Wappen zeigt, ein Legat des Herrn Johann Andreas Winter und seiner Frau Auguste Winter. Für die Sammlung der Bucheinbände wurde ein Nürnberger Einband des 17. Jahrhunderts in Goldstickerei auf rother Seide erworben. — Die wichtigsten Vermehrungen der Waffen⸗ sammlung waren ein Dolch mit goldtauschiertem Griff aus dem 16. Jahrhundert, eine Brigantine aus dem 16. Jahrhundert, zwei Pistolen mit Halftern aus dem 18. Jahrhundert. — Die Sammlung der kirchlichen Geräthe hat hecvorragende Bereicherungen nicht er⸗ fahren, doch ist die neuerworbene Casula mit Stola und Manipeln aus dem 18. Jahrhundert immerhin ein gutes Stück. — Die Ab⸗ theilung „Zunftwesen“ erhielt von der Innung der Messer⸗ schmiede in Nürnberg das Schild des Handwerks der Messer⸗ schmiede aus dem 18. Jahrhundert. — Für die Münzensammlung schenkte der Fürst von Waldburg⸗Wolfegg 94 Bracteaten aus dem Eichenreuter Funde. — In der Sammlung der Hausgeräthe hatte namentlich die Abtheilung „Keramik“ schöne Zugänge zu ver eichnen, welce größtentheils aus der Sammlung Georg Hirth in ünchen stammen. An erster Stelle zu nennen ist eine große allegorische Gruppe von Conrad Link mit den Reliefbildaissen des Karfürsten Karl Theodor von Bayern und seiner Gemahlin Maria Elisabeth Augusta aus der Mannufaktur Frankenthal; ferner seien bervorgehoben eine sehr elegante Vase derselben Fabrik, ein Tänzer und eine Tänzerin nach Entwürfen von Auliczek, (Fabrik Nymphenburg), Chinese und Chinesin (Fabrik Höchst), Merkur und Venus (Fabrik Ansbach⸗Bruckderg), Tasse und Untertasse, Terrine mit den Initialen Carl Albrecht's von Bayern, zwei Rococo⸗ konsolen (Fabrik Meißen); endlich zwei Krüge mit bunter Malerei (Nürnberger Fayence). Herr E. Zais in München schenkte ver⸗ schiedene ältere Thonwaarenstempel. — Als Depot des Groß⸗ händlers Christoph von Forster in Nürnberg erhielt das Museum einen silbervergoldeten Deckelpokal von dem Nürnberger Goldschmied Georg Kober aus dem 17. Jahrhundert. An Möbeln wurden verschiedene Truhen und ein holsteinischer Schrank erworben. Ferner sind zu nennen: ein Schrank aus Schleswig⸗Holstein und eine Altenländer Truhe (17. Jahrhundert). Ein interessantes Kuriosum ist eine eiserne Wiege (um 1700). — Zur Sammlung von Tracht und Schmuck kamen ein Hut und ein Mantel aus dem späten 16. Jahrbundert und ein seidener Schlafrock aus dem 18. Jahrhundert. — Sehr reichen Zu⸗ wachs erhielt die Sammlung der Volksalterthümer Die zur Ein⸗ richtung des niedersächsischen „Flett“ erforderlichen Gegenstände wurden vervollständigt, ferner wurden solche zu einem hessischen und zu einem Vorarlberger Zimmer sowie zu einer niederösterreichischen Stube erworben. “
Die Bibliothek wurde auch im verflossenen Jahre von den Verlagsbuchhändlern aller deutschen Lande S.vg. Oester⸗ reichs und der Schweiz) reich bedacht. Unter den bedeutsameren und werthvolleren Zugängen sind namentlich bervorzuheben: der Katalog der Vatikanischen Bibliothek, den Papst Leo XIII. dem Museum als Zeichen seines besonderen Wohlwollens übermitteln ließ; ferner sämmtliche Sitzungsberichte des Reichstages (von der Bibliothek des Reichstages), zahlreiche Werke aus dem Nachlaß des schon erwähnten Professors August von Heyden, die 328 Bände umfassende Sammlung juristischer Bücher des ver⸗ storbenen Landgerichts⸗Raths Dr. jur. Adolf Cnopf in Nürn⸗ berg (Geschenk der Wittwe), das große Werk über die österreichisch⸗ ungarische Monarchie (bisher 19 Bände), welches das Finanzcomité zur Herausgabe des Werkes dem Museum zar Verfügung stellte, die bisherigen Veröffentlichungen der Genossenschaft „Pan“ (Geschenk dieser Genossenschast) ꝛc. — Angekauft wurden wieder eine Anzahl In⸗ kunabeln und anderer werthvoller Drucke. Aus der Heyer von Rosenfeld⸗ schen Stiftung konnte eine ansehnliche Zahl von Werken heraldischen oder genealogischen Inhalts, aus der Bierbrauerstiftung eine Anzahl älterer, auf die Bierbrauerei bezüglicher Werke (25 Bände und Hefte) für die Bibliothek erworben werden. — Das Archiv erhielt als Legat des Ober⸗Landesgerichts⸗Raths Schirmer in München eine Sammlung moderner Autographen. Herr Alexander Meyer⸗Cohn in Berlin schenkte eine größere Anzahl von Pergament⸗ und Papier⸗Urkunden. Gekauft wurde eine Sammlung von Autographen aus dem 30 jährigen Kriege. Ein Gerichtsakt über einen im Jahre 1770 zu Ramstorf geführten Prozeß ist dadurch von Interesse, daß ihm die Signa executionis et immissionis beigefügt sind.
Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.
Egypten. Zufolge Beschlusses des internationalen Gesundheitsraths in Alexandrien ist vom 25. v. M. an das Pestreglement gegen die Herkünfte von Dscheddah in Kraft gesetzt worden.
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Kponstantinopel, 9. März. (W. T. B) Das „Wiener K. K. Telegr.⸗Korrsp.⸗Bureau“ meldet: Der in Mekka vorgekommene Pestfall nimmt angeblich einen günstigen Verlauf. Die europäischen Mitglieder des hiesigen Sanitätsraths vermuthen, daß die Lokal⸗ behörden dies nur fingieren, um die Aufbebung des Kordons in Dscheddah zu erzwingen. Gestern ist in Dscheddah eine Person an der Pest gestorben. 1
Sansibar, 10. März. (W. T. B.) Das ‚Reuter'sche Bureau“ meldet: Die portugiesischen Behörden von Lourengo Marquez haben sich geweigert, dem britischen Dampfer „Gour⸗ land', welcher viele Deckpassagiere aus Bombay an Bord hatte, die Landung zu gestatten. Der Dampfer war genöthigt, nach Sansiba zurückzukehren, obwohl an Bord alles wohl war.
Verdingungen im Auslande.
Niederlande. Gemeinde⸗Gasfabrik zu Delft: Lieferung
27. März, 2 ½ Uhr. 2 Bedin⸗
von 3 600 000 kg englischer oder Gaskohlen. gungen unentgeltlich vom Direktor der Fabrik zu beziehen. “ 86
Lortzing’s 8 ist g auch dem Spielplan der Charlottenburger Opernbühne einverleib worden und hat bei sorgfältiger Inscenierung und durchweg guten Einzelleistungen einen vollen Erfolg erzielt. Die Titelpartie sang Fräulein Anna Qullling, eine zierliche, anmuthige Er scheinung, mit wohlklingender Stimme und lobenswerther musikalischer Auffassung. In Spiel und Ausdruck ließ sie es weder an Munter⸗ keit noch, wo es angebracht war, an dem erforderlichen Ernst fehlen. Eine abgerundete, vollwerthige Leistung schuf Herr Luria in der Rolle des Kühleborn, in welcher der Wohllaut seiner ausgiebigen Baritonstimme so recht zur Geltung kommen konnte. Die schwierige Partie der Bertalda gab der Frau Schuster⸗Wirth wieder Gelegenheit, die Vorzüge ihrer reifen Gesangskunst glänzen zu lassen. Der Ritter Hugo von Ringstetten und sein Knappe Veit wurden von Herrn Battisti und dem als Gast mitwirkenden Herrn Werner in Gesang und Darstellung niee wiedergegeben. In den übrigen Rollen bewährten sich Fräulein Detschy (Marthe) und die Herren Steffens (Kellermeister), Gillmann Eobiachr und Dreßler (Pater). Das Publikum ließ es an Beifall nicht fehlen.