1899 / 65 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 16 Mar 1899 18:00:01 GMT) scan diff

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gering

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Gezahlter Preis für 1 Doppelzentner

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niedrigster höchster niedrigster höchster Doppelzentner

Lüneburg . 8 Paderborn, Saathafer. 8 utterhafer *“ 8 Dinkelsbühl.. C16“ u“ 14,80 Biberach. Eö“ 13,40 Ueberlingen.. 2 u““ 13,70 Waren. 8 12,00 Braunschweig. 1e“ 14,00 44e“ 14 00 Landsberg q. W. 6RR66 65 „uöu ns

Bemerkungen.

en. Die verkaufte Menge wird auf volle Doppelzentner und der Verkaufswerth Ein liegender Strich (—) in den Spalten für Preise hat die Bedeutung, daß der betreffende Pr

Noch: Hafer. 14,00 15,00 15,00 15,50 15,50 13,60 14,00 14,00 14,40 14,40 14,00 14,10 14,50 14,60 15,50 13,33 13,33 13,67 13,67. 14,00 13,20 13,20 14,00 14,00 14,60

15,20 15,80

14,80 15,00

14,50 15,00 15,20 15,40 15,80 16,00 16,40 13,80 14,00 14,40 14.60 16,00 13,70 15,18 15,18 15,70 15,70 12,30 12,40 182,70 12,80 13,00 14,00 14,50 14,50 14,80 14,80

14,00 14,40 14,40 15,00 15,00 8 13,00 13,00 .

volle Mark abgerundet mitgetheilt.

nicht vorgekommen ist, ein Punkt (.) in den

Der wird aus den unabgerundeten Zahlen berechnet.

etzten sechs Spalten, daß entsprechender Bericht fehlt.

Preußischer Landtag. Haus der Abgeordneten. 44. Sitzung vom 15. März 1899.

UMeber den Beginn der Sitzung ist schon berichtet worden. Das Haus setzt die zweite Berathung des Staats⸗ haushalis⸗Etats für 1899 im Etat des Ministeriums der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinal⸗An⸗ gelegenheiten bei dem Kapitel „Elementarunterrichts⸗ wesen“ 1g3 Abg. Dauzenberg (Zentr.) kommt unter großer Unruhe des soouses auf die gestrigen Ausführungen des Ministers über die Volks⸗ chulen und den Falk'schen Erlaß zurück. Obgleich der Minister wiederholt erklärt habe, daß der Staat sich in den Religionsunterricht nicht einmischen könne und wolle, sei in der Praxis solch eine Ein⸗ mischung doch unvermeidlich, so lange der Falk'sche Erlaß fortbestehe. Auch in den Seminaren dürfe die Religion nicht vernachlässigt werden; denn die Seminare seien nicht nur Unterrichts⸗, sondern auch Er⸗

ziehungsanstalten. ole) beschwert sich darüber, daß der

Abg. von Grabski Unterricht in der polnischen Sprache in Posen systematisch unterdrückt

werde. Die Kinder dürften Chinesisch und alle möglichen anderen Sprachen, nur nicht Polnisch lernen. Mit Unrecht würden die Polen von der Regierung als Störenfriede bezeichnet; auch müsse er ent⸗ schieden bestreiten, daß eine Agitation von 85 nach Oberschlesien getragen werde. Was man in Oberschlesten und Posen erstrebe, sei nur die Erhaltung der Muttersprache. Mijinister der geistlichen ꝛc. Angelegenheiten D. Dr. Bosse:

Meine Herren! Der Herr Vorredner hat gemeint, die ganze polnische Agitation, die in der Provinz Posen getrieben würde, be⸗ stände nur in der Pflege der polnischen Muttersprache. Das ist nicht richtig, sondern die Sprachenagitation, die in der Provinz Posen ge⸗ trieben wird, ist wesentlich das Mittel für eine national⸗polnische, weit über die Ziele der bloßen Sprachenpflege hinausgehende staats⸗ feindliche Agitation (Unruhe bei den Polen), und deshalb ist die Re⸗ gierung einfach genöthigt, wenn sie ihre Pflicht thun will, dieser⸗ Agitation entgengezutreten.

Was den von dem Herrn Vorredner angeführten Fall anlangt

daß einem deutschen Besitzer in der Provinz Posen versagt sein soll,

seinem Kinde durch den angestellten Volksschullehrer im Polnischen Privatunterricht ertheilen zu lassen, so mag die Thatsache wohl richtig sein, obwohl mir dieser Fall augenblicklich nicht gegenwärtig ist. Es handelt sich aber dabei garnicht um das Kind; das Kind kann so viel polnisch lernen, wieres will. Was wir nicht wollen, ist, daß unsere von uns angestellten Lehrer in die Agitation hineingezogen werden. (Bravo!) Meine Herren, wir würden auf diesem Gebiet ja gern Milde walten lassen; aber entsinnen Sie sich, daß vor meiner Zeit der Versuch gemacht war, den polnischen Beschwerden auf dem Sprach⸗ gebiet dadurch Abhilfe zu schaffen, daß man unseren Volksschullehrern allgemein erlaubte, auf Verlangen der Eltern polnischen Privatunter⸗ icht zu ertheilen. Das habe ich vorgefunden. Diese Maßregel nun, die so gut gemeint war, wie nur möglich, ist in einer wahrhaft er⸗ schreckenden Weise gemißbraucht; denn es bildeten sich nun polnische Sprachcomités, die unsere Lehter durch Extra⸗ remunerationen in die Hand in bekommen suchten und das Land mit einem Netz von polnischen Privatschulen überzogen, in denen in tendenziöser Weise polnischer Unterricht, namentlich Literatur⸗ nd Geschichtsunterricht, ertheilt wurde. Damit gingen uns unsere Lehrer vollständig aus der Hand, aus der Disziplin heraus, und es war die höchste Zeit, daß wir diesen Unfug aufhoben. (Bravo!) Nach diesen Erfahrungen kann es uns kein Mensch verdenken, wenn wir nicht wünschen, daß unsere Lehrer durch solche Pridatunterrichts⸗ ertheilung nun wieder in diese Sprachagitation hineingezogen werden; wir sind froh, daß wir sie davon befreit haben.

Nun hat der Herr Vorredner sich darüber beklagt, daß wir die polnische Sprache nicht einmal für gleichberechtigt hielten mit den barbarischen Sprachen, die hier im Orientalischen Seminar gelehrt werden. Meine Herren, ich kann Sie versichern: wir lassen die Polen polnisch reden, soviel es ihnen irgend gefällt, wir haben nicht den geringsten Anlaß, das zu hindern; wir fürchten uns nicht vor der polnischen Sprache. Aber, meine Herren, ganz etwas Anderes ist es, ob der preußische Staat die Aufgabe hat, eine Sprache zu fördern und in seinen Schulen zu pflegen, die erstens nicht die Sprache seines Landes ist und die zweitens benutzt wird als Agitationsmittel, um gegen ihn als Staat Propaganda zu machen. (Unruhe bei den Polen.) Meine Herren, eine solche Auf⸗ gabe erkennen wir nicht an.

Wenn der Herr Abgeordnete hervorgehoben hat, daß in den Schulvorstandssitzungen sich Mitglieder des Schulvorstandes be⸗ fänden, die nur Polnisch verständen, so widerstrebt das einfach dem Gesetz; denn in den Schulvorstandssitzungen muß deutsch gesprochen werden, und wer das nicht kann, wäre überhaupt nicht fähig, dem Schulvorstand anzugehören. Von diesen Forderungen des Sprachengesetzes wollen wir nicht abweichen. Wir brauchen es aber auch nicht; denn das kann ich Sie versichern: die polnischen Männer und die ganze polnische Jugend, die durch die preußische Schule ge⸗ gangen sind, verstehen Deutsch,

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ja sehr gut Deutsch versteht, sich mit seinen Leuten deutsch unterhalten will, so wird er sehen, daß sie ihn ausgezeichnet verstehen, und das haben sie in der preußischens Schule gelernt! (Bravo!)

Abg. Faltin (Zentr.): Der Minister hat gestern den Fri der Oberschlesier anerkannt. Der Oberschlesier ist in einer wirthschaftlichen Lage so bedrückt, daß es ihm nicht einfallen kann, polnisch⸗nationale Propaganda zu machen. Andererseits ist nicht zu verkennen, daß in Oberschlesien die Religion und die Gottesfurcht in den letzten Jahren abgenommen hat, weil der Religionsunterricht nicht in der Muttersprache ertheilt wird. Auf dem platten Lande ist der Lehrer stockdeutsch und das Kind stockpolnisch. So ist eine religiöse Erziehun unmöglich, und die sozialdemokratische Bewegung nimmt in Oberschlesien in er⸗ schreckender Weise zu, was die letzten Reichstagswahlen bewiesen baben, selbst in Kreisen mit ackerbautreibender Bevölkerung. Auch das Verhältniß zwischen Eltern und Kindern wird durch das herrschende Schulsystem gestört. Der Oberschlesier hat mit Agitationen nichts zu thun, er lernt sehr gern; Deutsch. (Präsident von Kröcher ersucht den Redner, sich mehr an die Sache zu halten.) Redner bricht seine allgemeinen Bemerkungen ah und äußert noch einige spezielle Wünsche in Bezug auf die oberschlesischen Schulen.

Abg. Kopsch (fr. Volksp.) tritt den neulichen Ausführungen des Abg. Gördeler in Bezug auf den Mangel an landwirthschaftlichen Arbeitern entgegen. Er die Bedeutung dieser Frage nicht, aber er meine, daß auf dem platten Lande nicht nur ein Arbeiter⸗ mangel, sondern eine Bildungsnoth bestehe, der zu steuern die Re⸗ gierung die Pflicht habe. Den kleinen leistungsunfähigen Gemeinden würden Lasten auserlegt, die sie nicht tragen könnten. Wer die größten Lasten habe, mafse auch die meisten Rechte be⸗ sitze Die Lehrer auf dem Lande hätten zum theil über

Schüler zu unterrichten. Diese allzu hohbe Frequenz müsse die Leistungen der Schule herabdrücken. In Schlesien und Posen komme auf 2 Kommunaleinheiten nur eine Lehrkraft. Die Zahl der Analphabeten, fährt Redner fort, ist bei uns zwar nicht so boch wie in anderen Staaten, aber immerhin sehr beträchtlich in Posen, West⸗ und Ostpreußen; selbst in Schlesien sie nicht so hoch, und groß nur im Regierungsbezirk Oppeln. Nach sehr vielen Schulen müssen die Kinder 2his 7 und mehr Kilometer zu Fuß gehen, mit einem Zeitaufwand bis zu zwei Stunden. Die baulichen Verhältnisse der Schulhäuser auf dem Lande spotten zum theil jeder Beschreibung. Eine Schule bei Osterode hatte ein ganzes Jahr lang nicht einmal eine Bedürfniß⸗ anstalt. In 2 een mußte eine Schule geschlossen werden, weil sie einzustürzen drohte. Die Bildungsnoth macht sich auf dem Lande ebenso bemerkbar wie in der Stadt, und Handel und Industrie haben das größte Interesse, ihr entgegenzutreten. Ebenso muß den Land⸗ wirthen daran liegen, tüchtige, gebildete Arbeiter zu bekommen. Heute heißt es: Fördert das Volksschulwesen, und ihr fördert die Welt.

Abg. Hackenberg (nl.): Trotzdem meine Freunde ein eresse an dem rechtzeitigen Zustandekommen des haden, müssen wir uns doch auch an der Debatte bethei Aus der bisherigen Ver⸗ handlung konnte man den falschen Schluß ziehen, um das Volks⸗ schulwesen in Preußen stehe es sehr schlecht. Man hat aus einzelnen en ich Schlüsse auf das große Ganze ge⸗ macht, und ist falsch, weil keiner von uns das große Gebiet der Schule übersehen kann. Wir haben die icht, anzuerkennen, daß der †*ℳ gute Ruf der preußischen Volksschule noch heute zu Recht besteht, und daß wir Vertrauen zu unserer Schulverwaltung haben können. Die Vermehrung der Schulen in den letzten zehn Jahren zeigt, daß sie mit der Zunahme der Bevölkerung

5 en Schritt gehalten hat. Die Zahl der Schulen mit großer Frequenz

zurückgegangen, die Zahl der Analphabeten auf 0,16 %. Wir dürfen also heute mit Stolz auf unsere Bolksschule blicken. Das technische Moment wird durchaus nicht zu Gunsten des erziehlichen zurück⸗ gedrängt; unsere Schule ist keine unchristliche. Aus den Früblings⸗ tagen des Christenthums klingt der Auftrag einer religiösen, nicht einer kirchlichen Erziehung in die Jahrhunderte hinein. Die

11“ Pr nicht der 8. 2— den die christliche ion nterricht zu de legten. Eine Entchristlichung unserer Volksschule es nicht. Jeder Schultag beginat mit der Religion, mit und

Gesang, die Lehrer werden christlich et. Reli hat nur dann einen Wertbh, wenn sie erzieh wirkt. Pin i unterricht wird aber in unserer Volksschule in dieser e ilt. Herr von Heereman beklagte sich über die Verrohung der . Unsere Zen zei vor der vergangenen zwar aus, jedes Zeitalter klagt über schlechte Zustände, doch seien wir nicht so ungerecht gegen unsere Zeit, daß wir sie anschwärzen und schlecht machen! Sind die Klagen berechtigt, so sind die Volks⸗ schulen nicht verantwortlich u machen für die öffentlichen Zustände. Biel mächtiger als die Schule ist das Haus. Von diesem gehen die schlimmsten Einflüsse aus. Die Volksschulen können auch auf dem Lande keine Fachschulen werden für irgend einen be⸗

Stand. Der Minister Freiherr von Hammerstein von H. aber auch für diese Provinz sind seine nicht berechtigt. e Verwandten aus Hannover haben bedeutendes Material zur dr18 2 gestellt, aus dem emhnet daß im Bezirk Osnabrück allein 275 Lehrer an landwirths scen Vereinen betheiligt 93 und in hervotragendem Maße sogar am Vorstande dieser Vereine. Von 88 Lehrern sind Vorträge lediglich über landwirthschaftliche Dinge gehalten worden. Die Unterrichtsverwaltung muß sich bei ihren Ver⸗ ordnungen hüten, alles über einen Leisten zuu f. Der Individualität muß möglichster Spielraum gelassen den. Es dürfen nicht mehr neue Unterrichtsgegenstände in die Schulen gebracht werden, und es muß in Bezug auf die Auswahl des Stoffes und die Methode differensiert werden. Die letzten Verfügungen der Unterrichtsverwaltung geben eine s Differenzierung in Bezug auf den Geschichtsunterricht zu. Die ziu König und hand wird am besten geweckt, wenn der 3ö— sich an die Heimathkunde anschließg. Zu einer Zeit, in der Ludwig XIV. nach⸗

seines Volkes zu sein. In den Seminaren fehlt es an der

nöthigen Ausbildung für einklassige Schulen auf dem Lande. Auch

die besten unserer Lese⸗ und Rechenbücher entsprechen nich meinen Ansprüchen für das platte Land. besondere Lesebücher geben, die aus der Praxis heraus entstehen. Auch die Rechenbücher müssen Rücksicht nehmen auf die Bedürfnisse des Landes. Es müssen mehr Fortbildungsschulen auf dem Lande errichtet werden. Alles in allem steht die e Volksschule auf der alten Höhe, und wir können unsere Freude daran haben. Die Opfer, die wir für die Bildung und Erziehung unseres Volkes bringen, stellen eine Kapitalsanlage dar, die sich mittelbar und unmittelbar gut ver⸗ zinst. Eine gute sittliche und religiöse Erziehung unserer heran⸗ wachsenden Jugend wird sie stärken für die Kämpfe der Zukunft.

Abg. von Tzschoppe CCe 1onf)⸗ Der Abg. Kopsch hat die Miß.. ulen doch zu schwarz geschildert. Der weite Weg zur Schule schadet den Kindern nichts, sondern wirkt

stände bei den ländlichen

stählend auf die Gesundheit der Kinder. Die Schulgebäude mögen in

einzelnen Fällen schlecht sein, im allgemeinen aber kann man eher über

zu großen Luxus der Schulbauten nicht nur in den Städten, sondern auch auf dem platten Lande klagen. Die Gemeinden werden durch diese Bauten in hohem Grade überlastet. Redner geht unter großer Unruhe des Hauses auf die der Gemeinden näher ein, er⸗ örtert dann die Ausführung des Lehrerbesoldungsgesetzes und hebt hervor, daß die Lehrer an die heimathliche Scholle gefesselt werden müßten. Dazu seien Opfer nöthig, welche die leistungsunfähigen Landgemeinden nicht tragen könnten, sondern lediglich der Staat. An dieser Frage habe der Staat selbst das größte Interesse. . Wirkli Geheimer Ober⸗Finanz⸗Rath Dr. Germar theilt

mit, daß die Finanzverwaltung die leistungsunfähigen Gemeinden in

der In mit erheblichen Summen unterstützt habe. g.

chmitz⸗Düsseldorf (Zentr.): Die Klosterschulen haben

auf dem Gebiet des Volksschulwesens geradezu Bewundernswerthes geleistet. Die Schule, wie sie Herr Hackenberg geschildert hat, ist ein Ideal, das nicht zu verwirklichen ist. Den Ausführungen des Abg.

von Heydebrand über die christliche Volksschule bin ich mit Begeiste⸗

rung gefolgt. Im Großen und Ganzen steht unsere Schule auf den thönernen Püse. von Verordnungen. und ich sehe nicht ein, wes⸗ halb wir sie nicht auf die ehernen Füße des Gesetzes stellen wollen. Deswegen verlangen wir ein allgemeines Volksschulgesetz, und ich

wundere mich, daß 8 von Zedlis davon nichts wissen will, obgleich er

anerkennt, daß die e auf die Schule einen zu starken Ein⸗ fuuß ausübt. Ich stelle die preußische Schule sehr hoch, aber sie schießt ber ihre Ziele weit hinaus. Ob die jungen Lehrer verbildet aus dem Seminar herauskommen, wie mir gesagt worden ist, will ich nicht behaupten; die Artikel der „Lehrerzeitung“ scheinen meinem Gewährsmann aber Recht zu geben. Der Land⸗ wirthschafts⸗Minister mag in Einzelheiten über das Ziel hinaus⸗ geschossen haben. Aus Osnabrück wird uns mitgekheilt, daß auch kathol Lehrer sich an landwirthschaftlichen Vereinen be⸗ theiligen. Es ist aber auffallend, daß die sozialdemokratische Presse die heftigsten Angriffe gegen den Landwirthschafts⸗Minister gerichtet hat. Seine Klagen, daß unsere Mädchen auf dem Lande ihre Strümpfe nicht selbst stricken und stopfen können, ist nur zu be⸗ gründet. Welche Anforderungen heutzutage Dienstmädchen an ihre Herrschaften stellen, ist unglaublich. Ich will dafür die Schule nicht verantwortli machen, aber eine Mitschuld trägt sie daran. Die Volksschule soll für das praktische Leben erziehen. Statt dessen erleben wir, daß der Satz „non scholae, sed vitae discimus“ in das Gegentheil umgekehrt ist. Die Elementar⸗ fächer müssen vertieft, nicht erweitert werden. Mit der jetzigen Ge⸗ stalt der preußischen ule sind nur die Sozialdemokraten ein⸗ verstanden, denn die preußische Schule arbeitet darauf hin, die Standes⸗ unterschiede, die Gott nun einmal gemacht hat, zu verwischen. Der Entlassung der Kinder mit 13 ½ Jahren werden häusig zu große Schwierigkeiten gemacht; es sollte der Nachweis genügen, daß das Kind das hinreichende Maß von Kenntnissen hat. Stadt und Land darf nicht mit demselben Maße g. sen werden. 80 Schüler in einer Land⸗ klasse kann ein Lehrer sehr wohl unterrichten; in den Städten ist dies

möglich, weil die Aufmerksamkeit der Schüler durch tausend Nebenumstände abgelenkt ist. Wir verlangen eine christliche Schule, und wir haben zu unserem christlichen Kultus⸗Minister das Vertrauen, 88 er dS Volksschule wieder auf den früheren Standpunkt

en wird.

Geheimer venene Brandi: Die Verwaltung legt auf die Christlichkeit der Schule großen Werth und bekämpft jede Vielwisserei. Es mögen wohl in manchen Schulen erheb ehler gemacht werden; aber man darf auch die guten chulen nicht vergessen. Die Lehrer sollen auf die Faßfsunge. kraft der Kinder und auf die Forderungen des bens R nehmen. Auch der Landmann braucht ein großes Maß EEE er 9 es imm, wenn das 8 be⸗ üö 8— ellegentlich ve gee- Landtage ꝛc. sofern eine übersteigt? Zu vi soll in die Köpfe der Kinder nicht ge 3 Lehrpläne für das ganze Land bestehen.

Abg. Rickert (fr. : Wir een uns Beschra auf⸗ erlegen, eee . E. 2 verensi, Keng Ich möchte nur die Vorl⸗. eines etzes erheben. Der ledaftete Ka Gebiete der Schule zu kämpfen sein. Auf die Rede des Landwirthschafts⸗ Ministers kommen wir vielleicht später zurück. Wenn Ministerial⸗ Direktor Kuegler von der in utz genommen worden ist und die Seite besonders darauf hingewiesen hat, so wird derselbe diesen nicht zu tragisch nehmen. Ich möchte aber darauf hinweisen, daß auch der Liberalismus auf seine Seite gestellt hat. Wir hoffen ltus⸗Ministerium diesen Stand⸗ pankt nicht verlassen wird. Es hat uns daß Herr F enber E11“ die Volksschule sein.

hmt wurde, hat man einen so ürsten wie Friedrich Pilbelm I. in den Schulen 8 jenes großen Königs

ist nicht genug gedacht worden, der sich rühmte, der erste Diener

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Schule die Mitverantwortung für

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Für Landschulen kann es

Besetzung der Schul⸗Inspektionsstellen.

bestätigen, daß ich mit ihm in der Auffassung der Bedeutung der

epfropft werden. Es müssen aber

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üth der Dienstmädchen trägt? Das s trägt die Schuld 24 Früher mußten die Kinder auch in besseren Familien ihre Stiefel selbst putzen. Diese Kinder sind arbeitsschen geworden. Der preußische Staat hat mit Zustimmung des Finanz⸗Ministers außer⸗ ordentlich viel gethan. Es bleibt aber noch viel zu thun übrig. Es interessant zu erfahren, wieviel Schulbauten ausgeführt sind, die seiner Zeit der Minister von Goßler hat. rüher wurden öffentliche Gebhäude Sln. FPar. teien den Wahlen zur Verfügung gestellt. Die l. häuser stehen heute gewissen Parteien ohne weiteres offen, 3. B. in Pommern dem Bunde der Landwirthe. Einmal ist sogar an einem Nachmittage der Unterricht ausgefallen, damit ein Herr einen Vortrag halten konnte. So gedt es in Pommern zu. Die Amtsvorsteher machen sich zu Handlangern des Bundes der Landwirthe, der eine stärkere Agitation treibt als die Sozialdemokratie. Denken Sie nur an die Rede des Grafen Pückler. Ich protestiere sbaßn ein solches Verfahren und erwarte, daß der Minister Remedur schafft.

Minister der geistlichen ꝛc. Angelegenheiten Dr. Bosse:

Meine Herren! Ich will auf die allgemeine Erörterung der großen Fragen auf dem Gebiete der Volksschule nicht näher eingehen; ich habe mich über diese Fragen ausgesprochen, und ich glaube, es liegt nicht im Interesse unserer Diskussion, sie nochmals aufzurollen. Aber auf ein paar Fragen möchte ich doch dem Herrn Abg. Rickert antworten.

Es versteht sich ganz von selbst, daß die Unterrichtsverwaltung die Anordnungen eines Orts⸗Schulinspektors, wonach die Kinder vom Unterricht nach Hause gesandt sind, damit das Schullokal für eine öffentliche Versammlung freigestellt werde, nicht nur nicht billigt, sondern ganz entschieden mißbilligt. Das ist eine Ungehörigkeit, die übrigens bis jetzt nicht zu meiner Kenntniß gekommen ist; ich nehme aber keinen Anstand, zu erklären, daß ich eine solche Verfügung auf das allerentschiedenste mißbilligen würde, und ich glaube, es ist auch hier im Hause kein einziges Mitglied (na, nal links), auch nicht unter den Mitgliedern des Bundes der Landwirthe, welches mein Urtheil über diese Sache nicht vollständig theilte. (Sehr richtig! rechts.)

Dann möchte ich dem Herrn Abg. Rickert hinsichtlich der Mittel für die Schulhausbauten erwidern: Wir haben seit dem Jahre 1893 insgesammt 15 Millionen für Schulhausbauten bewilligt erhalten und verwendet. Die Verhältnisse auf diesem Gebiet haben sich insofern geändert⸗ als inzwischen weitere Neubaubedürfnisse hervorgetreten sind. Aber das glaube ich wohl sagen zu koͤnnen, daß diese 15 Millionen einen ganz erheblichen Fortschritt bedeuten. Wenn sie auch nicht alle Be⸗ dürfnisse befriedigt haben dazu wird es noch manches Jahres be⸗ dürfen —, so sind wir doch weiter gekommen, und ich hoffe, wir werden auch ferner weiterkommen. Auf dem Gebiet der Schulhaus⸗ bauten wollen wir vorwärts; wir wollen die für die Beschulung der Kinder nöthigen und sanitär ausreichenden Lokale schaffen. Aber, meine Herren, im Auge behalten müssen wir dabei auch die Leistungs⸗ fähigkeit der Gemeinden.

Die Ausgaben für die Schullehrer⸗ und Lehrerinnen⸗ Seminare werden bewilligt.

Zu den Ausgaben für die Präparanden⸗Anstalten beantragen die Abgg. Kossack und Genossen, die Forderung für die Präparanden⸗Anstalt in Memel zu streichen und die Sepigrung aufzufordern, auf Errichtung einer Präparanden⸗Anstalt in

Heydekrug Bedacht zu nehmen.

Abg. von Sanden⸗Tilsit (nl.) betont, daß die Litthauer gute Patrioten seien und darum das Entgegenkommen der Unterrichts⸗ verwaltung in Bezug auf den Unterricht in ihrer Muttersprache ver⸗ dienten. Wolle man sie aber ihre Kinder in eine Präparanden⸗Anstalt schicen lassen, so müsse man einen Ort wählen, der ihnen am nächsten liege, und das sei dekrug.

Geheimer Regierungs⸗Rath Altmann bittet, on Memel fest⸗ zuhalten, weil die dortige Navigationsschule für die Präparanden⸗Anstalt benutzt werden könne, und weil auch die Zwecke des Unterrichts dafür sprächen. x8e.

Abg. Kossack (kons.) weist darauf hin, daß die Navigationsschule 3 km von der Stadt entfernt liege. .

Abg. Kreth (kons.) fügt hinzu, daß Memel eine sehr theure Stadt sei, und daß die frommen Littauer ihre Söhne nicht gern den ssttlichen Gefahren aussetzten, denen ihre Kinder in einer größeren Stadt ausgesetzt seien. 1

Der Antrag Kossack wird angenommen und die Fortsetzung

der Berathung um 4 Uhr auf Abends 7 ½ Uhr vertagt.

Ahbendsitzung vom 15. März. Die zweite Berathung des Etats des Ministeriums der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinal⸗ Angelegenheiten wird bei dem Kapitel „Schulaufsicht“

ortgesetzt. beset Dr. von Heydebrand und der Lasa (kons.) tritt für

die geistliche Schulaufsicht ein und vermißt feste Grundsätze für die

Minister der geistlichen ꝛc. Angelegenheiten Dr. Bosse: Meine Herren! Ich kann dem Herrn Abg. Dr. von Heydebrand

geistlichen Lokal⸗Schulinspektion vollkommen übereinstimme. Ich bin dankbar dafür, daß die kirchlichen Organe dem Staate, der Schule diesen Dienst so selbstlos leisten, wie es der Fall ist. Ich bedauere es tief, daß in einem Fall ein hauptamtlicher Kreis⸗Schul⸗ inspektor seine Stellung gegenüber einem Orts⸗Schulinspektor, einem Geistlichen, falsch aufgefaßt hat. Ich habe das gemißbilligt, und habe, glaube ich, die Sache in Ordnung gebracht. Ich habe auch Veranlassung genommen, meine Stellung zur geistlichen Orts⸗ Schulinspektion dem Evangelischen Ober⸗Kirchenrath gegenüber aus⸗ zusprechen und ihn, wie ich hoffe, von der richtigen Regelung überzeugt. Die Provinzialbehörden habe ich dahin mit Instruktion ver⸗ sehen, daß sie dieses Verhältniß zwischen der geistlichen Orts⸗ Schulinspektion und der Kreis⸗Schulinspektion als ein solches auffassen, das nur durch gegenseitiges freundliches Ent⸗ gegenkommen und durch diejenige achtungsvolle. Haltung gegenüber den Organen der Kirche richtig wirksam werden und aufrecht erhalten werden kann, welche der Selbstlosigkeit entspricht, mit der die kirchlichen Organe ihre Thätigkeit in den Dienst der Schule stellen. Die Verfügung, die auf Grund dieser Anordnung erlassen wird, werde ich veröffentlichen; sie wird demnächst im Zentralblatt er⸗ scheinen, und ich hoffe, daß dadurch über die Stellung der Unterrichts⸗ verwaltung volle Klarheit auch im Lande verbreitet wird, und daß derartige Fälle nicht wieder vorkommen werden. (Bravol rechts.)

Abg. Stanke (Zentr.) befürwortet die Einführung der polnischen Sprache beim Religionsunterricht in Oberschlesien. Abg. Dr. S7,5, entr.) weist auf den gleichen Wunsch des ge⸗ immten oberschl

unterricht sei unzulänglich. auch nach dem Zeugniß der Schulinspektoren. Ausländische Zeitungen hätten mit der Petition des oberschlesischen Klerus nichts zu thun, und es sei zu hoffen, daß der Minister nach abermaliger Prüfung der Sache jene Petition berücksichtige. Der Religionsunterricht werde auch in den deutschen Kolonien in der Muttersprache ertheilt.

Minister der geistlichen ꝛc. Angelegenheiten Dr. Bosse: Ich trage doch Bedenken, diese über den Unterricht in den Kolonien aufgestellten Theorien ohne weiteres auf das Verhältniß des Deutschen zum Polnischen in den oberschlesischen Schulen aus⸗ zudehnen. Ich bin der Meinung, daß da doch ein erheblicher Unterschied obwaltet. (Sehr richtig!) Diese akfrikanischen begriffsarmen Sprachen und der Bildungsgrad, in dem die Kinder aus dem Elternhaus in die Schule kommen, lassen sich mit den Verhältnissen bei uns garnicht vergleichen. Im übrigen glaube ich, daß ich mit dem Herrn über die Behandlung dieser Dinge in Oberschlesien garnicht so weit auseinandergehe. Ich bin in der That der Meinung, daß Sie der Unterrichtsverwaltung in mancher Be⸗ ziehung Unrecht thun. Gegenüber der Auslegung, welche der Herr Abg. Dr. Porsch meinen gestrigen Erklärungen gegeben hat, weise ich ausdrücklich darauf hin, daß ich den patriotischen und deutschen Sinn der oberschlesischen Bevölkerung ganz besonders anerkannt habe. Unser Festhalten an den Sprachverfügungen für die utraquistischen Schulen in Oberschlesien habe ich damit motiviert, daß von außen her ein Hineinziehen Oberschlesiens in eine große national⸗ polnische Gesammtagitation zu besorgen sei und täglich bemerkt werde; aus diesem Grunde tragen wir allerdings Bedenken, an dem bestehenden Zustand zu rütteln.

Das führt mich auf den Einwand des Abg. Stanke, der gemeint bat, es gebe eine Reihe von Lehrern und namentlich auch von Kreis⸗ Schulinspektoren, die über die bestehenden Sprachverfügungen noch hinausgingen. Wenn das wirklich der Fall sein sollte, so kann ich nur sagen, die Unterrichtsverwaltung wünscht das nicht; sie steht auf dem Boden dieser Sprachverfügung, die nach allen uns vor⸗ liegenden Berichten im Großen und Ganzen ich wiederhole das, weil ich nicht mehr sagen will, als ich verantworten kann sich wohl bewährt hat. Und wenn einzelne Lehrer oder Schulinspektoren über diese bestehende Verordnung hinausgehen und neue Experimente machen, so kann ich nur bitten, sich im Instanzenwege an die Auf⸗ sichtsbehörde zu wenden und die Dinge an mich zu bringen; ich werde gar keinen Anstand nehmen, die Verfügungen, wie sie bestehen, auf⸗ recht zu erhalten und neuen Experimenten entgegenzutreten.

Eine Tendenz das kann ich nur wiederholen —, den Zu⸗ sammenhang zwischen Kirche und Schule in der Orts⸗Schulinspektion und auch in der Kreis⸗Schulinspektionꝛzu zerreißen oder die Einwirkung der Kirche auf die Schule durch Gegenmaßregeln zu paralysieren, be⸗ steht bei uns in keiner Weise. Auch nicht in Bezug auf die Rektoren. Darin bin ich mit dem Herrn Abg. Porsch völlig ein⸗ verstanden, daß beim Lehrerbesoldungsgesetz nicht daran gedacht worden ist, den Rektoren etwa neue, auf die inneren Verhältnisse der Schule bezügliche Aufsichtsbefugnisse beizulegen. Aber ich darf doch darauf hinweisen, daß schon längst, schon seit der Verfügung von 1811, die Stellung der Rektoren und ihr Wirkungs⸗ kreis im wesentlichen festgelegt worden ist. Danach haben wir bei der Neuanstellung von Rektoren ein richtiges Verhältniß zwischen dem Rektor und dem Orts⸗Schulinspektor herzustellen. Nun haben wir Bezirke, in denen von geistlicher Seite Bedenken erhoben find, die Orts⸗Schulinspektion einfach aufzugeben und auf den Rektor zu übertragen. Dort ist die Orts⸗Schulinspektion einfach bestehen geblieben. Ich habe nur die Tendenz gehabt, eine Ueberfülle von Instanzen zu vermeiden, deren Aufgaben eigentlich auf dieselben Funktionen hinauslaufen.

Also, ich glaube, daß die Erfahrungen, die wir bisher in Ober⸗ schlesien auf dem Gebiete des Religionsunterrichts mit den jetzt be⸗ stehenden Verfügungen gemacht haben, nicht so üble sind, wie es von den Herren angenommen wird. Ich gebe zu, daß die letzten geist⸗ lichen Revisionen, von denen ich gesprochen habe, schon in die 80 er Jahre fallen; aber ich bin sehr gern bereit, ja ich habe es mir schon vorgenommen, mit den geistlichen Behörden, mit den kirchlichen Oberen der katholischen Kirche in Verbindung zu treten und zu bitten, doch nochmals nachzusehen, wie es jetzt mit den Resultaten des Religionsunterrichts in den utraquistischen Schulen in Ober⸗ schlesien steht. Darüber hinaus, meine Herren, kann ich nicht gehen. Eine Aufhebung oder wesentliche Aenderung dieser Versügungen, die sich jahrelang bewährt haben, würde unausbleiblich zu einer Förderung der von außen hineingetragenen nationalpolnischen Agitation führen. Daß die Herren, welche die Petition überreicht haben, nicht von außerhalb Oberschlesiens stehenden agitatorischen Elementen be⸗ einflußt sind, nehme ich mit dem Herrn Abg. Porsch ohne weiteres an. Diese Herren sind aus eigener Initiative gekommen, weil sie glauben, daß es für sie und das kirchliche Interesse besser wäre, wenn das Polnische mehr als jetzt berücksichtigt würde. Aber ich habe meinen großen Zweifel an der Richtigkeit dieser Auffassung. Ich möchte nur daran erinnern, daß mein Herr Amtsvorgänger 1879 eine Konzession in Oberschlesien gemacht hat; er hatte zugelassen, daß auf der Oberstufe auf Antrag polnischer Schreib⸗ und Leseunterricht er⸗ theilt werden könnte. Und was finde ich in unseren Akten? Daß auch nicht ein einziger derartiger Antrag gestellt worden ist, sondern im Gegentheil, nach den Regierungsberichten nur Anträge auf Vermehrung des deutschen Unterrichts gestellt sind. Ja, meine Herren, das sind doch auch Erfahrungen, die man berücksichtigen muß. Unter so schwierigen politischen Verhältnissen, wie sie in Oberschlesien bestehen, kann man sich doch nicht so leichthin zu Aenderungen ent⸗ schließen, von denen ich wenigstens überzeugt bin, daß sie zu einer Gefährdung des Deutschthums führen. Zu solchen Maßregeln kann ich die Hand nicht bieten. Im übrigen nehme ich auf meine gestrigen Ausführungen Bezug, in denen ich die Gründe auseinandergesetzt habe, die mich hindern, in der Sprachenfrage irgend einen Schritt in Ober⸗ schlesien zurück zu thun.

Abg. Dauzenberg (ZBentx.) erhält hierauf das Wort und wird mit Zeichen des Mißfallens empfangen. Er bezeichnet diese Zurufe als mit der Wohlanständigkeit nicht vereinbar. (Frafean von Kröcher rügt diesen Ausdruck, welcher dem Redner wohl nur entschlüpft 188) gen Sache selbst weist der Redner auf die Feberkesrag der Schul⸗ räthe hin un is

glaubt, daß die Tendenz bestehe, katholische Bezirke zunter evangelische Aufsicht zu stellen und katholische Geistliche von

den Stellen der Regierungs⸗ und Schulräthe auszuschließen. Minister der geistlichen *. Angelegenheiten Dr. Bosse: Meine Herren! Ich werde mich kurz fassen koͤnnen. Was die

a en Klerus hin. Was den Litthauern recht, sei 8 ven herscnlef ih. zigen Agitationen werde durch Cetilace oden en

dieses Wunsches der jogen werden. Der jetzige Rellgions⸗

territorlale Vertheilung der Dezernate für die Regierungs⸗ und Schul⸗

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räthe anlangt, so besteht bei uns keine Tendenz, die etwa dabin ginge katholische Bezirke unter evangelische Schulräthe und umgekehrt zu stellen. Das gerade Gegentheil ist der Fall, und im allgemeinen machen wir es auch so. Im allgemeinen stehen die katholischen Bezirke unter katho⸗ lischen Schulräthen, und die evangelischen unterevangelischen. Aber es läßt sich das, wie auch Herr Abg. Dauzenberg anerkannt hat, nicht volla. ständig durchführen. Es bleiben immer noch einzelne Schulen und Gemeinden, die man nicht ohne weiteres aus territorial geschlossenen Bezirken herausnehmen kann.

Ebenso wenig besteht bei uns die Tendenz, Geistliche von den Stellen der katholischen Regierungs⸗ und Schulräthe fern zu halten. Die Sache liegt gerade umgekehrt, und da wolle mir der Abg. Danzenberg es nicht verargen, wenn ich ihm sage, daß er doch die Verhältnisse nicht pollständig kennt und durchschaut. Die Sache liegt so: Wir können nicht jeden beliebigen im praktischen Kirchendienst stehenden katholischen Geistlichen zum Regierungs⸗ und Schulrath ernennen, sondern dazu gehöͤrt eine gewisse Kenntniß nicht bloß des Schulwesens, sondern auch des Schulaufsichts⸗ dienstes und der praktischen Verhältnisse in der Schule. Im all⸗ gemeinen haben wir es bewährt gefunden, wenn wir als die beste Vorbildung für die Regierungs⸗ und Schulraths⸗ stellen den Seminardienst ansahen. (Sehr richtig! im Zentrum.) Nun sind wir da aber auf Schwierigkeiten gestoßen, und die liegen in dem Priestermangel der katholischen Kirche. Wir haben Geistliche in den Seminardienst gezogen; aber wenn wir sie einige Jahre im Seminardienst gehabt hatten und auch ihre Beförderung beabsichtigten, wurden sie in ein geistliches Amt eingestellt und dem Seminar⸗ dienst wieder entzogen. Dadurch sind wir wirklich in eine positive Verlegenheit gekommen. Ich habe dies, wenigstens zum theil, bei den Herren Bischöfen zur Sprache gebracht; aber die Herren Bischöfe haben auch nicht ohne weiteres helfen können, weil sie wirk⸗ lich Mangel an Priestern haben. Ich hoffe jedoch, daß es gelingen wird, diese Dinge in das richtige Gleise zu bringen, und mit Hilfe der Herren Bischöfe für ordentliche Seminarlebrerstellen an katho⸗ lischen Lehrerseminaren wieder katholische Geistliche zu gewinnen. Dann wird sich von selber ergeben, daß sie auch weiter avancieren, und sie sollen so gut avancieren, wie alle andern. (Bravo!)

Abg. Dr. Hauptmann (Sentr.) will nachweisen, daß die „All⸗ emeine deutsche Lehrerzeitung’ den Haß gegen den Katholizismus schüre⸗ bricht aber seinen Vortrag ab, nachdem der Präsident von Kröcher ihn zur Sache gerufen hat.

Abg. Schall] (kons.) beschwert sich darüber, daß die Orts⸗Schul⸗ inspektoren den Religionsunterricht wohl inspizieren, aber nicht er⸗ theilen dürften; dadurch werde ihnen die Stellvertretung abgeschnitten. Der Geistliche, namentlich auf dem Lande, sei der berufene Orts⸗ Schulinspektor. Er sei der vertraute Freund des Lehrers nach Gottes Willen. Es sei ein unwürdiger Zustand, daß den Geistlichen die Orts⸗Schulinspektion ohne Angabe von Gründen jederzeit entzogen werden könne. Sie hätten jederzeit ihre Pflicht erfüllt gegen Ge⸗ meinden, Lehrer und Staat, trotzdem ihnen ihr Amt namentlich durch die Sozialdemokraten nicht leicht gemacht werde. Die Geistlichen, welche mit der Kreis⸗Schulinspektion betraut werden sollen, würden sich gern einer seminaristischen Ausbildung unterziehen.

Minister der geistlichen ꝛc. Angelegenheiten Dr. Bosse:

Ich möchte nur mit ein paar Worten dem Herrn Vorredner ant⸗ worten. Eine Anordnung, daß sich die Orts⸗Schulinspektoren nicht um die äußeren Angelegenheiten der Schule bekümmern dürften, ist jedenfalls von uns aus nicht ergangen. Es ist allerdings zu meiner Kenntniß gekommen, daß in einem Kreise im Regierungsbezirk Potedam derartige Gedanken kundgegeben worden sind. Vielleicht beruht das aber auch auf einem Mißverständniß. Jedenfalls besteht eine solche Tendenz bei uns nicht. Noch weniger besteht bei uns eine systematische Tendenz, die Geistlichen beider Konfessionen aus der Schulaufsicht zu ver⸗ drängen. Im Gegentheil. Was die Kreisschulaufsicht anlangt, so wird nur in den dringendsten Fällen eine geistliche und nebenamt⸗ liche Kreis⸗Schulinspektion in eine hauptamtliche verwandelt. Aber es giebt eine ganze Reihe von Fällen, wie der Herr Abgeordnete selbst anerkannt hat, wo man garnicht umhin kann, das zu thun. Das sind Fälle der Ueberlastung der einzelnen Geistlichen, namentlich in den Industriebezirken; da haben uns die Geistlichen selbst himmelhoch gebeten: befreit uns von diesem Amte, das wir neben den Pflichten unseres kirchlichen Amts nicht mehr tragen können. Es ist sogar vor⸗ gekommen, daß evangelische Geistliche, Superintendenten aus diesem Grunde die nebenamtliche Kreis⸗Schulinspektion ohne weiteres niedergelegt haben. Da kommen die Fälle der Nothwendigkeit einer ganz besonders scharfen Aufsicht, namentlich in den zweisprachigen Bezirken. Das ist der Fall, der im vorigen Jahre hier erörtert wor⸗ den ist. Ich glaube nicht, daß der Herr Abgeordnete einen einzigen Fall nennen kann, wo außerhalb dieses Rahmens von uns es aus⸗ gegangen war, die nebenamtlichen Schulinspektionen zu beseitigen, ohne daß uns von geistlichen Behörden oder den Trägern des Amtes ein dringender Anlaß gegeben war. Wie sehr wir darauf bedacht sind, Geistliche zur Schulaufsicht heranzuziehen, geht auch daraus hervor, daß wir, wo es irgend moͤglich ist, versuchen, auch solchen Geistlichen, die nicht Superintendenten sind, die Schulaufsicht zu übertragen. Allerdings hat sich in geistlichen Kreisen selbst ein namhafter Wider⸗ stand dagegen erhoben, insofern manche Geistlichen in der Ortsschul⸗ aufsicht nicht einem Schulinspektor unterstellt sein wollten, der nicht zugleich Superintendent war. Nichtsdestoweniger ist es in einer großen Zahl von Fällen gelungen, die neben⸗ amtliche Kreis⸗Schulinspektion einem Geistlichen zu übertragen, welcher nicht Superintendent ist.

Daß wir nicht die Tendenz haben, die Geistlichen aus der Orts⸗ schulaufsicht zu verdrängen, können die Herren aus folgenden Angaden entnehmen. Im Jahre 1893 unterstanden der evangelischen geiftlichen Ortsschulaufsicht 21 694 Schulen und heute 22 023,

Abnahme, sondern eine Zunahme. Ebenso ist es auf Seite; da hatten wir im Jahre 1893 3830 und 73800 unter der Ortsschulaufsicht von Geistlichen. Eine angedeuteten Richtung besteht also absolut nicht. wiederholen: wir sind davon überzeugt, daß wir aufsicht gar keinen besseren Personen übertragen können

Wir haben allen Grund, dankbar zu sein, wenn übernehmen. Ich erkenne auch an, daß die

denen der Herr Abgeordnete gesprochen dat, leider sehr gertng aber der gegenwärtige Gtat macdt wenkgstenk den Besserung herbeizufüdren.

ag. Gruht (. Vag.) Die Geikl Auserwühlten des Vel LEr. Ausdildung genüet sar 8 8

und Ganzenzist die A