7
e
ͤͤͤZẽͤZͤZͤZͤZͤZZͤZͤZͤZͤZͤIͤZͤͤZͤ1214616111“ 8 2 8
FPGProvinz Brandenburg. “
Provinz Brandenburg.
Zinsscheine können weder aufgeboten, noch für kraftlos erklärt werden. Doch soll demjenigen, welcher den Verlust von Zins⸗ scheinen vor Ablauf der vierjährigen Verjährungsfrist bei dem Gemeindevorstand anmeldet und den stattgehabten Besitz der Zinsscheine durch Sr des Anleihescheins oder sonst in glaubhafter Weise darthut, na blauf der Verjährungsfrist der Betrag der an⸗ gemeldeten, bis dahin nicht vorgekommenen Zinsscheine gegen Quittung ausgezahlt werden.
Mit diesem Anleihescheine sind halbjährliche Zinsscheine bis zum
1 ö.. 19 . ausgegeben; die ferneren Zinsscheine werden für zehnjährige Zeiträume ausgegeben werden. Die Ausgabe einer neuen Reibe von Zinsscheinen erfolgt bei der Gemeindekasse zu Deutsch⸗Wilmersdorf gegen Ablieferung der der älteren Zinsscheinreihe beigedruckten Anweisung. Beim Verluste der Anweisung erfolgt die Aushändigung der neuen Zinsscheinreihe an den Inhaber des Anleihe⸗ scheins, sofern dessen Vorzeigung rechtzeitig erfolgt ist.
Zur Sicherheit der hierdurch eingegangenen Verpflichtungen haftet die Landgemeinde Deutsch⸗Wilmersdorf mit ihrem Vermögen und mit ihrer Steuerkraft.
Dessen zu Urkunde haben wir diese Ausfertigung unter unserer Unterschrift ertheilt. 6““
Deutsch⸗Wilmersdorf, den 1“
6 Der Gemeindevorstand. “
1
8 “ Kontrolbeamter. Regierungsbezirk Potsdam. Zinsschein zu dem Anleihescheine der Gemeinde Deutsch⸗Wilmersdorf, üg Buchstabe Nr. Mark zu 3 ½ % Zinsen über 1“
Der Inhaber dieses Zinsscheins empfängt gegen dessen Rückgabe in der Zeit vom 1. April bezw. 1. Oktober ab die Zinsen des vor⸗ benannten Anleihescheins für das Halbjahr vom . . ten bis .. ten — ℳ ₰ bei der Ge⸗ meindekasse in Deutsch⸗Wilmersdorf.
Deutsch⸗Wilmersdorf, den
Der Gemeindevorstand.
11“1*
Ausgefertigt
Kontrolbeamter.
Dieser Zinsschein ist ungültig, wenn dessen Geldbetrag nicht innerhalb 4 Jahren nach Ablauf des Kalenderjahres der Fälligkeit erhoben wird.
Anmerkung. Die Namenzunterschrift des Gemeindevorstandes kann mit Lettern oder Faksimilestempel gedruckt werden, doch muß jeder Zinsschein mit der eigenhändigen Namensunterschrift eines Kontrolbeamten versehen werden.
Regierungsbezirk Potsdam. 8 Anweisung 11“ zu dem Anleihescheine der Gemeinde Deutsch⸗Wilmersdorf,
Buchstabe Nr.. . über Mark. 8
Der Inhaber dieser Anweisung empfängt gegen deren Rückgabe zu dem vorbezeichneten Anleihescheine die... te Reihe von Zinsscheinen für die zehn Jahre vom 1 189 . bis
3 19 bei der Gemeindekasse zu Deutsch⸗Wilmersdorf,
sofern nicht rechtzeitig von dem als solches sich autweisenden Inhaber des Anleihescheins dagegen Widerspruch erhoben wird.
Deutsch⸗Wilmersdorf, den 8
8 Der Gemeinderorstand.
Ausgefertigt.
Kontrolbeamter.
Bemerkung. Die Namenzeunterschrift des Gemeindevorstandes kann mit⸗Lettern oder Faksimilestempel gedruckt werden, doch muß jede Anweisung mit der eigenhändigen Namensunterschrift eines Kontrolbeamten versehen werden
Die Anweisung ist zum Unterschiede auf der ganzen Blattbreite unter den beiden letzten Zinsscheinen mit davon abweichenden Lettern in nachstehender Art abzudrucken:
.ter Zinsschein.
Anweisung.
-.. ter Zinsschein.
“ Ministerium des Innern.
Auf Grund des § 4 Absatz 1 und 2 der Kreisordnung vom 13. Dezember 1872/19. März 1881 erkläre ich hierdurch die Stadt Schweidnitz aus dem Verbande des Landkreises Schweidnitz im Regierungsbezirk Breslau in der Art für aus⸗ ’’ daß sie vom 1. April d. J. ab einen Stadtkreis ildet. Berlin, den 22. März 1899. .Her Minister deß Pinen.
. Vvertretnahih: Braunbehrens.
1 Bekanintmachnuangg.
Nach Vorschrift des Gesetzes vom 10. April 1872 Samml. S. 357) sind bekannt gemacht:
1) der Allerhöchste Erlaß vom 24. November 1898, betreffend die Genehmigung der von der Cronberger Eisenbahngesellschaft beschlossenen Vermehrung ihres Grundkapitals auf 1 200 000 ℳ durch Ausgabe weiterer Aktien im Betrage von 397 200 ℳ, durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Wiesbaden, Jahrgang 1899 Nr. 7 S. 59, ausgegeben am 16. Februar 1899;
2) der Allerhöchste Erlaß vom 9. Januar 1899, betreffend die Genehmigung des Vierten Nachtrags zur Ostpreußischen Landschafts⸗ vene vom 7. 188 2 Ersten Nachtrags zu den
ätzungsgrundsätzen der Ostpreußischen Landschaft vom 18. Juni 1895, durch die Amtsblätter sc 8
der Königlichen Regierung zu Königsberg Nr. 7 S. 134, aus⸗
8 gegeben am 16. Februar 1899,
ddeer Königlichen Regierung zu Gumbinnen Nr. 7 S. 63, aus⸗ gegeben am 15. Februar 1899, der Königlichen Regierung zu Marienwerder Nr. 7 S. 63, ausgegeben am 16. Februar 1899;
3) der Allerböchste Erlaß vom 10. Janvar 1899, betreffend die Verleihung des Enteignungsrechts, sowie des Rechts zur Chausseegeld⸗ erhebung ꝛc. an den Kreis Strasburg für die von ihm zu bauende Kreis⸗Chaussee von Mileßewo nach Dombrowken, durch das Amts⸗ blatt der Königlichen Regierung zu Marienwerder Nr. 7 S. 55, aus⸗ gegeben am 16. Februar 1899.
IIH e1“ “ 1“*“ 6“ In der Ersten Beilage zur heutigen Nummer des „Reiche⸗ und Staats⸗Anzeigers“ wird die Allerhöchsterseits bestimmte Kadetten⸗Vertheilung 1899 veröffentlicht.
g ztz9
Deutsches Reich. 8 Preußen. Berlin, 23. März.
Seine Majestät der Kaiser und König hörten heute Vormittag die Vorträge des Staatssekretärs des Aus⸗ wärtigen Amts, Staats⸗Ministers von Bülow, des Kriegs⸗ Ministers, Generalleutnants von Goßler und des Chefs des Militärkavinets, Generals von Hahnke.
Der Bundesrath versammelte sich heute zu einer Plenarsitzung. Vorher beriethen die vereinigten Ausschüsse
für Rechnungswesen und für Elsaß⸗Lothringen. “
Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Königlich sächsische Geheime Finanz⸗Rath Dr. Rüger ist in Berlin angekommen.
Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Fürstlich schwarz⸗ burg⸗rudolstädtische Staats⸗Minister von Ste rck ist von
a Berlin abgereiststt. 1“
Laut telegraphischer Meldung an den Admiralstab der Marine ist S. M. S. „Kaiser“, Kommandant: Kapitän zur See Stubenrauch, mit dem Vize⸗Admiral von Diederichs an Bord, am 21. März in Kiautschou ange⸗ kommen und gestern nach Wei⸗hai⸗wei in See gegangen.
“ Württembeerrg. Die Kammer der Abgeordneten hat sich heute, wie „W. T. B.“ meldet, bis zum 5. April vertatt.
Sachsen⸗Altenburg.
baden begeben, um daselbst einen etwa vierwöchigen Aufenthalt
wie „W. T. B.“ meldet, gestern von London nach der Riviera abgereist.
Im Unterhause erklärte gestern bei der Berathung über den Eintritt in die zweite Lesung der von Lionel Holland eingebrachten Alterspensionen⸗Bill der Staatssekretär für die Kolonien Chamberlain: er acceptiere die Vorlage im Prinzip. Wäre jetzt schon die zweite Lesung möglich gewesen, so würde er die Ueberweisung der Vorlage an einen Sonderausschuß empfohlen haben. Die Regierung habe, damit ihre Absicht nicht vereitelt werde, beschlossen, nach den Osterferien die Nieder⸗ setzung eines besonderen Ausschusses zur Untersuchung der Frage zu beantragen. Die früheren Untersuchungen hätten gezeigt, daß man jeden Versuch, obligatorische Beiträge seitens der arbeitenden Klassen zu erhalten, aufgeben müsse. Dieses auf dem Festlande eingeführte System habe keinen so großen Erfolg gehabt, um Englandzu veranlassen, dasselbe gleichfalls einzuführen. Ein universelles Pensionssystem habe sich gleichfalls als un⸗ möglich erwiesen. Für Alterspensionen lasse sich überhaupt kein einziger Vorschlag machen, der die Frage vollkommen lösen würde. Die Regierung erkenne die Wichtigkeit der An⸗ gelegenheit sowie die sich bei Behandlung derselben ergebenden Schwierigkeiten an und wünsche, ein Abhilfemittel ausfindig zu machen. 1I “ “
8 Frankreich. 88 . “
In der gestrigen Sitzung der Deputirtenkammer wünschte der D. putirte Lasies die Regierung über die Duldung zu interpellieren, welche sie gegenüber den Um⸗ trieben der ausländischen Agenten zeige, die unter dem Deckmantel der Dreyfus⸗Angelegenheit in die Beziehungen Frankreichs zu befreundeten und verbündeten Mächten Ver⸗ wirrung zu bringen suchten. Der Minister⸗Präsident Dupuy erklärte: wenn er von der Kammer die Ablehnung der Inter⸗ vellation fordern könnte, würde er es thun. Er verlange die Vertagung um einen Monat. Aber er wolle ein Wort über den Zwischenfall sagen, auf den hingewiesen worden sei. Die behaupteten Thatsachen seien durch die in die Sache gezogene Persönlichkeit mit gerechter Entrüstung dementiert und mit der verdienten Verachtung zurückgewiesen worden. Er (der Minister⸗ Präsident) könne nur gegen derartige Machenschaften protestieren, deren Ergebniß sein müßte, daß die Presse, deren Aufgabe eine ganz andere sei, entehrt und Frankreichs guter Ruf der Gerechtigkeit und der Gast⸗ freundschaft geschädigt werde. Die in Rede stehende Persön⸗ lichkeit habe ein Anrecht auf die Sympathie Frankreichs. Sie habe lange Zeit cine verbündete Nation vertreten, und niemand werde die Frankreich von diesem Manne erwiesenen Verdienste vergessen köͤnnen. Lasies erklärte hierauf, daß er gegenüber den sehr bestimmten und sehr nachdrücklichen Erklärungen des Minister⸗Präsidenten seine Interpellation zurückziehe. Die Kammer nahm sodann die Budgetberathung wieder ausf.
Italien. 8 Eine in Rom unter dem Vorsitz des Ministers des Aeußern Canevaro zusammengetretene Konferenz der Bot⸗ schafter Großbritanniens, Rußlanes und Frankreichs zur Kor⸗ trole der kretischen Angelegenheiten hat, der „Agenzia Stefani“ zufolge, das Ansuchen des Prinzen Gcorg um Gewährung eines neuen Kredits für Kreta abgeletznt und be⸗ schlossen, Mittel und Wege ausfindig zu machen, um der kretischen Regierung die Erlangung eines Kredits auf den europäischen Märkten zu erleichtern. Der Admiral Grenet wird am Sonnabend an Bord des „Stromboli“ nach China in See gehen. Spanien. In Madrid veranstalteten gestern, wie „W. T. B.“ be⸗ richtet, in die Heimath zurückgekehrte Soldaten Kundgebungen vor der Präfektur. Der Präfekt empfing eine Abordnung der an der Kundgebung Betheiligten und erklärte, er werde keine neuen Kundgebungen oder Ansammlungen mehr dulden.
Seine Hoheit der Herzog hat sich heute nach Wies⸗
Schweden und Norwegen.
25 Millionen, angenommen.
Amerika.
führen, sobald ein günstiger Moment dazu gekommen sei. Asien.
der Frage der Erweiterung der Fremdenniederlassung in Shanghai forderten.
unter der Bedingung zurückzuziehen, daß die Erweiterung nicht unmittelbares Hinterland der französischen Konzession miteinschließe. 1
Die britischen Marine⸗Soldaten haben gestern Peking verlassen; das deutsche Truppenkontingent begleitete sie zum Bahnhof.
Einer in Yokohama eingetroffenen Nachricht aus Söul zufolge, sind alle Minister von dem Kaiser von Koxea entlassen und zwei verbannt worden; der Vorgang stehe im Zusammenhang mit durchgreifenden Personalveränderungen in den Provinzämtern.
111“] “
Parlamentarische Nachrichten.
Die Berichte über die gestrigen Sitzungen des Herren⸗ hauses und des Hauses der Abgeordneten befinden sich in der Zweiten Beilage.
— Das Herrenhaus ermächtigte in der heutigen (7.) Sitzung, welcher der Vize⸗Präsident des Staats⸗ Ministeriums, Finanz⸗Minister Dr. von Miquel, der Minister für Landwirthschaft ꝛc. Freiherr von Hammer⸗ stein, der Justiz⸗Minister Schönstedt und der Minister des Innern Freiherr von der Recke beiwohnten, zunächst den Gesammtvorstand, dem Reichskanzler und Präsidenten des Staats⸗Ministeriums Fürsten zu Hohenlohe zur Vollendung seines achtzigsten Lebensjahres die Glückwünsche des Hauses darzubringen. Niach Eintritt in die Tagesordnung wird dann in einmaliger Schlußberathung der Staatsvertrag zwischen Preußen Wund Hamburg vom 25./17. Februar 1899 genehmigt und darauf die Berathung des Staatshaushalts⸗Etats für 1899 begonnen. Generalberichterstatter ist Graf von Königs⸗ marck. Die Kommission beantragt folgende Resolution: Jadem das Herrenhaus die im Etat enthaltenen Gebalts⸗ erhöbungen billiat, erklärt es zugleich, daß es in denselben den Abschluß dieser Bewegung sieht und die Königliche Staatsregierung ersucht, weitergehenden agitatorischen Bestrebungen entgegenzutreten. Bis zum Schluß des Blattes nahmen die Grafen von Mirbach und von Klinckowstroem, sowie der Justiz⸗ Minister Schönstedt das Wort.
— In der heütigen (52) Sitzung des Hauses der Abgeordneten, welcher der Justiz⸗Minister Schönstedt beiwohnte, erbat und erhielt zunächst der Präsident von Kröcher gleichfalls die Ermächtigung, dem Reichskanzler und Präsidenten des Staats⸗Ministeriums Fürsten zu Hohen⸗ lohe zu dessen 80. Geburtstage die Glückwünsche des Hauses darzubringen. .
Alsdann werden die Rechnungen der Kasse der Ober⸗ Rechnungskammer für das Jahr vom 1. April 1897/98 der Rechnungs⸗Kommission überwiesen, worauf die zweite Berathung des Gesetzentwurfs über die Verlegung der preußisch⸗ ““ Grenze längs des Przemsa⸗Flusses folgt.
Geheimer Legations⸗Rath Dr. von Dirksen erklärt als Ver⸗ treter des Ministeriums der auswärtigen Angelegenheiten, daß der de Gesetzentwurf zz Geunde liegende Stgatsvernag zwischen dem Deutschen Reich urd Oesterreich⸗Ungarn zunächst die preußische Grenze verändere; da aber damit gleichzeitig die Reichsgrenze berührt werde, unterliege es keinem Zweifel, daß auch die Reichsgesetzzebung mit dieser Angelegenbeit befaßt werden müsse. Bei der ersten Lesung seien auch Bedenken dagegen erhoben worden, daß in diesem Falle das Reich einen Preußen berührenden Staatsvertrag abgeschlossen habe. Allerdings wäre es auch möglich gewesen, einen Vertrag zwischen Preußen und Oesterreich abzuschließen und dann nach der Genehmigung desselben durch den Lan tag die Sache an den Bundesrath zu bringen. E; sei aber der umgekehrte Weg gewählt worden, und dies unterliege auch keinem staatsrechtlichen Bedenken, denn in den letzten Dezennien seien wiederholt schon Staatsverträze vom Reich für Preußen abgeschlessen worden.
Abg. Dr. Irmer (kons.) meint, daß dusch diese Erklärung wohl die erste Frage der Befassung der Reichsgesetzgebung mit der Vor⸗ lage erledigt sei, aber die staatsrechtlichen Bedenken wegen des Ver⸗ tragsabschlusses durch das Reich für Preußen nicht ganz zerstreut seien. Nachdem Geheimer Legations⸗Rath Dr. von Dirksen nochmals betont hat, daß ein begründeter Anlaß zu diesen Bedenken nicht vorliege, wird die Vorlage mit einigen von dem Abg. Schaube (fr. kons.) beantragten redaktionellen Aenderungen angenommen.
Der Entwurf eines Ausführungsgesetzes zum Reichsgesetz über die Zwangsversteigerung und die Zwangsverwaltung wird auf Antrag des Abg. Bode (kons.) derselben Kommission überwiesen, der die anderen Justizgesetze überwiesen worden sind.
Hierauf folgt die Berathung von Petitionen.
8
8 8 8 1 8
Statistik und Volkswirthschaft.
Deutschlands Roheisenproduktion. NNach den statistischen Ermittelungen des Vereins deutscher Eisen⸗ und Stablindustrieller belief sich die Roheisen⸗
Die Gruppe zerstreute sich, ohn z es zu Ruhestör kommen wäre.. 11“
produktion des Deutschen Reichs (einschl. Luxemburgs) im
Wie „W. T. B“ aus Stockholm meldet, hat schwedische Reichstag gestern einen Gesetzentwurf, die Aufnahme einer Staats⸗Anleihe im Betrage von ee“”“
Dem „Reuter'schen Bureau“ wird aus Valparaiso ge⸗ meldet, daß sich, einem Telegramm aus Oruro vom 21. d. M. zufolge, die Indianer in Bolivia, von Cavana bis Desaguadero, im Aufstand befänden. Zwei Bataillone seien von Oruro ausgerückt, um den Aufstand niederzuwerfen. Die Regierung habe in Tarija Befestigungen errichtet. — Der frühere peruanische General Caceres ist aus Argentinien in Arica eingetroffen. Er giebt zu, daß er die Absicht habe, einen Streich gegen die derzeitige Regierung von Peru zu
Aus Peking vom gestrigen Tage meldet das „Reuter sche Bureau“, daß die Gesandten Großbritanniens, Deutschlands und der Vereinigten Staaten von Amerika Noten an das Tsung⸗li⸗Yamen gerichtet häften, in welchen sie die Regelung
. 1 . Der franzöͤsische Gesandte habe ein⸗ gewilligt, den Protest des französischen Konsuls in Shanghai
at F⸗ 1899 auf 632 045 t; darunter Puddeltobeisen und 1nns sen 127 957 t, Bessemerroheisen 49 033 t, Thomasroheilen 342 917 t, Gießereirobeisen 112 138 t. Die Produktion im Januar 1899 betrug 664 988 t, im Februar 1898 557 524 t. Vom 1. Januar bis 28. Februar 1899 wurden produziert 1 297 033 t gegen 1 184 395 t im gleichen Zeitraum des Vorjahres. 8
Zur Arbeiterbewegung.
chlossen, dem „W. T. B.“ zufolge, am Dienstag Gasarbeiter, in den Ausstand zu treten, sodaß die drei größten Fabriken der Gasgesellschaft fast vollständig ohne Arbeiter bastanden; gestern Morgen sind indessen die Arbeiten vollständig wieder aufgenommen worden. 8 In Manchester fand, wie die „Frankf. Ztg.“ erfährt, am Montag eine Konferenz zwischen Arbeitern und Arbeitgebern des Spinnereigewerbes von Südost⸗Lancashire statt, um über die Forderung einer Lohnerhöhung von sieben Pence pro Pfd. Sterl. u berathen. Die Arbeiter hatten fast einstimmig beschlossen, in den usstand zu treten, falls die Lohnerhöhung abgelehnt würde. Die Arbeitgeber bewilligten nach langen Verhandlungen die geforderte Lohnerhöhung, in der Voraussetzung, daß die Arbeiter ein System adoptieren, das künftig die Lohnhöhe nach Lage des Geschäfts regelt.
Kunst und Wissenschaft.
Im Lichthofe des Kunstgewerbe⸗Museums bleibt die in wisse schaftlicher und künstlerischer Beziehung gleich interessante Ausstellung der Ergebnisse der Forschungsreise des Herrn Dr. Friedrich Sarre nach Klein⸗Asien und Persien noch einige Zeit geöffnet. v11I1“
Vom 11. bis 14. April wird zu Karlsbad unter dem Vorsitz des Geheimen Medizinal⸗Raths, Professors Dr. Quincke (Kiel) der 17. Kongreß für innere Medizin tagen. Die Sitzungen fiaden im großen Kurhaussaale statt. Das Bureau befindet sich im Kur⸗ haufe (Eingang bei der KaiserFranz⸗Josephs⸗Quelle). Als schon länger vorbereitete erhandiungsgegenstände stehen auf dem Programm „Die Insufficienz des Herzmuskels“ (Referenten: die Herren L. von Schrötter⸗Wien und Martius⸗Rostock) und „Leukämie und Leukocytose“ (Referenten: die S. Löwit⸗Jannsbruck und Min⸗ kowski⸗Strasburg i. Els.) — Außerdem haben folgende Herren Einzelvorträge angemeldet: “ Schmidt (Frankfurt a. M.): Frühdiagnose und Behandlung der Aorten⸗Aneurysmen; — Maͤx Breitung (Coburg): Ueber phonographische Stimmpruüfung, ihre Technik, methodische Anweadung und diagnostische Bewerthung (mit Demonstration); — van Niessen (Wiesbaden): Ueber den jetzigen Stand der Syphilis⸗Aetiologie; — A. Herrmann (Karlsbad): Die Glyzerinbehandlung der Nephrolithiasis; — P. Jacob (Berlin): Exverimentelle Beiträge zur Therapie des Tetanus; — F. Blumenthal (Berlin): Zur Wirkung des Tetanus⸗ giftes; — J. Mavper (Karlsbad): Beitrag zur Pathologie der Gallen⸗ steinkrankheit; — Töh. Schott (Bad Naubeim): Ueber die Behandlung chronischer Hernkrankheiten im jugendlichen Alter; — Groedel (Nau⸗ heim): Be nerkungen zur Digitalisbehandlung bei chronischen Kreis⸗ laufstörungen; — E. Gans (Karlsbad): Ueber den Einfluß von Bakterienprodukten auf die Darmfäulniß; — von Noorden (Frank⸗ furt a. M.): Zar Bebhandlung der chronischen Nierenkrankheiten; — Escherich (Graz): Die Bedeutung des Bacterium coli für die Pathogenese der Erkrankungen des Kindesalters; — Nothnagel (Wien): Thema vorbehalten; — Chzerny (Breslau): Zur Kenntniß der hvalinen Degeneration; — Pribram (Prag): Thema vorbehalten; — E. Kraus (Prag): Zur Therapxie des Tetanus; — Walko (Prag): Ueber die Jodbindung des Harnes, Magensaftes und Blutes; — von Jaksch (Prag): Ueber pseudo⸗influenzartige Erkran⸗ kungen; — Ad. Schmidt (Bonn): Fortgesetzte Mittheilungen über Funktionsprüfung des Darmes; — M. Mendelsohn „(Berlin): Ueber ein Herztonicum; — Dapper (Kissingen): Ueber die Indikationen der Kochsalzquellen (Kissingen, Hom⸗ burg) bei Magenkrankheiten; — Rosenfeld (Breslau): Zur Magen⸗ und Leberdiagnostik; — W Spitzer (Breslau⸗Karlsbad): Ueber die Bildung der Harnsäure; — Kohlisch (Wien): Ueber ein klinisches Maß der Leberinsuffizienz; Badt (Wiesbaden⸗Aßmanrs⸗ bausen): Gicht und Glycosurie; — Münzer (Prag): Zur Analyse der Funktion der Rückenmarkshinterstränge; — M. Levy⸗Dorn (Berlin): Zur Untersuchung des Herzens mit Roöntgenstrablen; —. Wiener [Prag): Ueber Zersetzung und Neubildung der Harnsäure im tbierischen Körper: — von Basch (Wien): Demonstration des Pneu⸗ mometers, Apparat zur Messung des Lungenvolumens und der Lungen⸗ elastizität; — Winkler (Wien): Experimentelle Studien übet die funktionelle Mitralinsuffi)ienz (aus dem Laboratorium von von Basch); — Rothschild (Soden): Ueber die physiologische und pathologische Bedeutung des Sternalwinkels und eine Methode seiner Größenbestimmung mit Hilfe des Sternogoniometers; — Leubuscher (Meiningen): Ueber die Fettabsonderung des Körpers; — M Pfaundler (Graz): Ueber den zeitlichen Verlauf der Magensaft⸗ sekretion; — E. Fuchs (Prag): Ueber Entstebung, Herkommen und Bedeutung der eecsinophilen Zellen mit besonderer Berücksichtigung des Sputums; — E Weiß (Budapest): Gebührt der Arthritis deformans klinisch eine Sonderstellung?; — O. Kraus (Karlsbad): Ein Fall von Fanthomatose; — F. Pick (Prag): Ueber perikarditische Pseudoleber⸗ cirrhose; — A. Jolles (Wien): Ueber eine einfache Methode zur quantitativen Phosphorb stimmung im Blute für klinische Zwecke (mit Demonstration); — F. Wolff (Reiboldsgrün): Ueber Massage bei Behandlung Lungenkranker; — M. Herz (Wien): Zur Indikations⸗ stellung in der maschinellen Heilgymnastik; — Goldberg (Berlin⸗ Weißensee): Ueber die Wirksamkeit des Hydragogins; — Petersen (Heidelberg): Ueber die Anzeigen zu chirurgischen Eingriffen bei gut⸗ artigen Magenerkrankungen; — Lenhartz (Hamburg): Urber den theraxpeutischen Werth der Salzwasserinfusionen bei akuten Krank⸗ beiten; — J. Jacob (Curdowa): Zur neurotischen Insuffizienz des Herzmuskels; — Mandowski (Greiz): Demonstration eines Kranken⸗ bebers; — Grawitz (Charlottenburg): Ueber das Zustandekommen von venösen Stauungen bei völlig kompensierter Insuffizienzder Aortenklaxpen; — Sturmann (Berlin): Zur Behandlung der Kehlkopftuberkulose; — Riegel (Gießen): Ueber med ka ventöse Beeinflussung der Magensaft⸗ sekretion; — vb. Zeißl (Wien): Die neuesten Anschauungen über den Blasenverschluß und einige Bemerkungen über den Harnröhrentripper des Mannes; — R. Stern (Breslau): Ueber traumatische Erkrankun⸗ gen der Magenschleimhaut; — F. Blum (Frankfurt a. M.): Zur Schilddrüsenpathologie und ⸗Therapie; — R. Lenndoff (Berlin): Die Beziehungen zwischen Körperform und Lage der Nieren; — Fr. Kraus, Koßler und Scholz (Graz): Ueber die Sauerstoff⸗ kapazität des menschlichen Blutes in Krankheiten. — Theilnehmer für einen einzelnen Kongreß kann jeder Arzt werden. Die Theilnehmerkarte kostet 15 ℳ Die Theilnehmer lönnen sich an Vorträgen, Demonstrationen und Diskussionen betheiligen und er⸗ halten ein (im Buchhandel ca. 11 ℳ kostendes) Exemplar der Ver⸗ handlungen gratis. — Mit dem Kongreß wird in einem Nebenraume eine Ausstelluns von neueren ärztlichen Apparaten, Instrumenten, Präparaten u. s. w, soweit sie für die innere Medizin Interesse daben, rerbunden sein. Leo Ritter von Mattoni in Karlsbad zu richten.
Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßzregeln. 1
Der Ausbruch der Maul⸗ und Klauenseuche ist dem
Kaiserlichen Gesundheitsamt am 21. März gemeldet worden vom
Schlachtviehhofe zu Köln a. Rh., bei Rindern vom Schlachtviehhofe ziu München und unter Schafen vom Schlachtviehhofe zu Dresden.
Anmeldungen für dieselbe sind an Herrn
b Gesundheitsstand und Gang der Volkskrankbeiten. (Aus den „Veröffentlichungen des Kaiserlichen Cesundheitsamts“, Nr. 12 vom 22. März 1899.)
Pest. 8 Arabien. In Mekka ist am 6. März ein Pestfall vor⸗ gekommen. In Djeddah sind vom Tage des Seuchenausbruchs, dem 23 Februar, bis zum 2. März 12 Personen an Pest gestorben, am 6. März 1 Person. 1 2 Maritius. In der Zeit vom 7. Februar bis 3. März sind 7 Erkrankungen (darunter 5 Todesfälle) zur amilichen Kenntniß
gelangt. Cholera und Pest.
Britisch⸗Ostindien. Kalkutta. In der Zeit vom 5. bis 18. Februar starben 43 Personen an Cholera, 1 an Pocken und 403 an Fiebern, an Pest erkrankten 9 und starben 7.
Gelbfieber.
In Havanna wurde in der Woche vom 10. bis 16. Februar 1 Todesfall gemeldet, in Vera Cruz vom 3. bis 9. Februar 2, in Rio de Janeiro vom 24. bis 30. Dezember v. J. 8 und 16 an accesso pernicioso.
Verschiedene Krankheiten.
Pocken: Warschau 2 Todesfälle; Reg.⸗Bez. Marienwerder 2, Antwerpen (Krankenhäuser) 6, Budapest 2, Paris 3, St. Petersburg 24 Erkrankungen; Flecktyphus: St. Petersburg 4, Warschau (Krankenhäuser) 6 Erkrankungen; Genickstarre: Kopenhagen, New York je 3 Todesfälle; Kopenhagen 4 Erkrankungen; Tollwuth: Rom 1 Todesfall; Milzbrand: Madrid 1 Todesfall; Reg.⸗Bez. Wiesbaden 1 Erkrankung; Rotz: St. Petersburg 1 Todesfall; Varizellen: Wien 69 Erkrankungen; Keuchhusten: London 55 Todesfälle; Reg⸗Bez. Schleswig 93, Nürnberg 73, Hamburg 30, Wien 80 Erkrankungen; Influenza: Berlin 38, Braunschweig 4, Bremen 2, Breslau 7, Charlottenburg 2, Dresden 13, Elberfeld 2, Erfurt 3, Flensburg 4, Frankfurt a. M. 6, Halle 3, Hamburg 9, Hannover 4, Hildesheim 2, Leipzig 7, Lübeck 2, Magdeburg 3, Münster 2, Potsdam 3, Würzburg 5, Kopenhagen 9, London 100,
New York 26, Paris 13, St. Petersburg 2, Prag 3, Stockholm
4 Todesfälle; Nürnberg 625, Hamburg 120, Kopenhagen 727, Stockholm 69, Wien 26 Erkrankungen; Lungenentzuündung: Reg⸗Bez. Schleswig 107 Erkrankungen. — Mehr als ein Zehntel aller Gestorbenen starb an Dipbtherie und Kroup (Durchschnitt aller deutschen Berichtsorte 1886/95: 4,27 %): in Bromberg, Gleiwitz, Solingen — Erkrankungen kamen zur Meldung in Berlin 94, München 32, Budapest 26, Kopenhagen 47, London (Krankenhäuser) 133, New York 176, Paris 99, St. Petersburg 65, Stockholm 110, Wien 62 — desgl. an Masern in Berlin 50, in den Regierungsbezirken Aachen 288, Königsberg 282, Marienwerder 152, Budapest 130, Edinburg 213, Kopenhagen 185, New York 210, St. Petersburg 71, Prag 53, Stock⸗ holm 39, Wien 437 — desgl an Scharlach in Berlin 57, Breslau 27, im Reg.⸗Bez. Posen 95, in Hamburg 21, Budapest 38, Edinburg 22, Kopenhagen 62, London (Krankenhäuser) 217, New York 155, Paris 105, St. Petersburg 27, Wien 58 — desgl. an Unterleibs⸗ tvyphus in Budapest 21, Paris 47, St. Petersburg 133. 8
Bulgarien.
Wegen des Ausbruchs der Pest in Djeddah hat die bulgarische Regierung den Mohamedanern des Fürstenthums für das laufende Jahr die Theilnahme an Pilgerfahrten nach Mekka und Medina untersagt. Diejenigen, welche bereits zu einer Pilgerfahrt dorthin aufgebrochen sind, dürfen nur nach zehntägiger Quaran⸗ täne und nach strenger Desinfektion ihrer sämmtlichen Effekten bulgarisches Gebiet wieder betreter, und zwar einerlei, ob sie direkt auf dem Seewege oder auf Umwegen über Land in die Heimath zurückkehren.
E“ 8
Verkehrs⸗Anstalten.
Auf den Könißlich baverischen Staatsbahnen wurden im Februar d. J. befördert 1 655 804 Personen und 1 241 481 t Güter gegen 1 553 499 Personen und 1138 731 t Güter im gleichen
Monat des Vorjahres. Die Einnahmen betrugen 9 359 162 (+ 584 688) ℳ
Husum, 22. März. (W. T. B.) Die Dampfschiffsfahrten
zwischen Hoyerschleuse und Sylt sind Eises halber bis auf
weiteres eingestellt.
Bremen, 22. März. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Dampfer „Saale“ 21. März in Alexandrien angek. „Wartburg“, v. Brasilien kommend, 21. März Vlizsingen passiert. „Willehad“, n. New York best, 21. März Pravple Point passiert „Lahn“ 21. März v. New York n. Bremen abgeg. „Dresden“, v. Balrimore kommend, 21. März Eastbourne passiert. „Oldenburg“ 22. März v. New York in Bremerhaven angekommen.
— 23. März. (W. T. B.) Dampfer „Wartburg“, v. Bra⸗ silien kommend, 22. März auf der Weser angek. „Aachen“ 21. März Reise v. Antwerpen n. Corunz fortges. „Stuttgart“ 21 März Reise v. Genua n. Neapel fortges „Trave“, n. New York best., 22. März Eastbourne passiert. „Marie Rickmers“, n. Galveston best., 22. März Dover passiert. „Kaiser Friedrich“ 22. März in New York an⸗ gekommen.
Hamburg, 22. März (W. T. B.) Hamburg⸗Amerika⸗Linie. Dampfer „Valdivia“ gestern in Sansibar, „Alesia“, von Portland kommend, in Hamburg angek. „Pennsylvania“ gestern Dover passiert.
Rotterdam, 22. März. (W. T. B) Hollano⸗Amerika⸗ Linie. Dampfer „Werkendam“, v. New York n. Rotterdam, heute Vormittag in Rotterdam angekommen.
. Theater und Musik.
Berliner Theater.
Ludwig Anzengruber's Volksstück „Das vierte Gebot“ gelangte gestern bei trefflicher Besetzung aller Rollen mit überraschender Frische zur Auffübrung; die strotzende Krast der Dichtung schien belebend in die Seelen der Darsteller überzuströmen. So ergreifend und so schlicht dürfte die Mahnung des Volksstückes: „Ihr Eltern, seid auch der Kinder werth!“ selten von der Bühne herab den Zuschauern und Hörern an das Herz geleat worden sein. Dr. Tyrolt, welcher den Schalanter als Gast spielte, führte den Reigen; die Gestalt dieses verlotterten Ehegatten und gewissenlosen Vaters wuchs in seiner Darstellung zu unheimlicher Größe empor; aus dem unsicheren Gange, den prahlerischen Geberden, dem heiseren, grollenden Ton der Stimme sprach mitleiderregend das Elend einer stumpf gewordenen Menschenseele. Neben dem Gaste bewährten sich die heimischen Kräfte durchaus gleichwertbig. Die Herren Schefranek (Hutterer), Schläger (Stolzenthaler), Wehrlin (Martin) und Som merstorff (Robert Frey), die Damen Wulf (Hedwig), Grimm⸗Einödshöfer (Barbara Schalanter), Prasch⸗Greven⸗ kerg (Josefa) und Frauendorfer (Großmutter) verdienten alle den stürmischen Beifall, der ihnen neben dem Gaste zu theil wurde.
Belle⸗Alliance⸗Theater.
Die rührige Direklion Droescher, welche im Belle⸗Alliance⸗ Theater so manchen künstlerischen Erfolg erstritten hat, erfreute, kurz vor Aufgabe ihrer Thätigkeit, am Dienstag das zahlreich erschienene Publikum durch eine wohlvorbereitete Aufführung von Lessing’s Schauspiel „Nathan der Weise“. Die Titelrolle spielte Herr Gustav Kober als East. Der Künstler verlieh der Gestalt, welche er mit außerordentlicher Schlichtheit, ohne jede Effekthascherei dar⸗ stellte, jene Würde und versöhnliche Milde, welche zu dem Bilde des morgenländischen Weisen am besten paßt. Aber auch die anderen Mitwirkenden zeigten sich ihren Aufgaben durchaus gewachsen. In erster Reihe sind Herr Pauly als Derwisch, Herr L'Allemand als Saladin und Fräulein Horneck als Sittah zu nennen; namentlich legte die letztere aufs neue Proben ihrer, an dieser Stelle mehrfach anerkennend erwähnten, darstell rischen Begabung ab. A
Herr Arthur Wedlich (Tempelberr) leistete Annehmbares, nur ließ er den schwäbischen Dialekt zuweilen etwas zu stark hervortreten. Die Damen Grüning und er⸗Kruse sowie Herr Paul Förster vervell⸗ ständigten in den Rollen der Recha, der Daja und des Klosterbruders das Zusammenspiel. An Beifall und Hervorrufen fehlte es nicht.
Konzerte.
Die gestern erfolgte erste Aufführung der Es-dur-Sympbon „Ein Heldenleben“ von Richard Strauß war nicht allein das Hauptereigniß des gestrigen neunten Symphonie⸗Abends der Königlichen Kapelle, sondern überhaupt ein musikalisches Ereigniß von weittragender Bedeutung. Diese Symphonie ist ent⸗ schieden die bisher reifste Frucht des vesgtosen künstlerischen Schaffens des Tondichters. Sie zerfällt in sechs in einander über⸗ greifende und organisch mit einander verknüpfte Sätze, welche die Ueberschriften tragen: 1) „Der Held“; 2) „Des Helden Widersacher“: 3) „Des Helden Gefährtin“; 4) „Des Helden Wahlstatt“; 5) „Des Helden Friedenswerke“; 6) „Des Helden Weltflucht und Vollendung“. Ein Geistesberos ist es, der dem Komponisten offenbar vorgeschwebt hat; in ruhiger breiter Ausmalung wird er im Einleitungssatz als zielbewußter, ganzer Mann hingestellt; fast greifbar charakteristisch wird darnach im zweiten Abschnitt die Schaar seiner Widersacher gekenn⸗ zeichnet, deren nörgelnde Rede man hier aus den spitzen Tönen der Flöten zu vernehmen meint, während die brummigen Motive der Bässe die Unzufriedenheit darstellen, welche stin Thun bervorruft. Den Glanzpunkt des Werkes bildet aber der dritte Abschnitt. In herrlichen Harmonien und in einem fesselnden Geigensolo wird hier das Liebesleben des auch sanften R⸗gungen zugänglichen Helden und das Glück versinnlicht, das er an der Seite des Weibes findet, welches sein Ideal verkörpert. Gedämpft, wie von ferne, hört man aber auch hier die Stimmen der Widersacher zuweilen ertönen. Das nachfolgende Kampfbild fordert allerdings ob der kühnen und vielleicht allzu ausgiebigen Anwendung der Kakophonie zum Widerspruch heraus. Alle bösen Elemente scheinen hier entfesselt, als solle das Jahrmarkts⸗ treiben des Lebens, das „Vanity fair“ Thackeray's mit seinem wüsten Lärm, seinen ohrzerreißenden Disharmonien realistisch in die Erscheinung treten; dazwiscken hört man die kriegerischen Klänge der Trompeten, welche den Siegeszug des Helden bezeichnen Ruhig und erhaben sind nach diesem chaotischen Abschnitt die Töne, welche die Friedenswerke des Gefeierten ausmalen. Jäh aber wird seine öffentliche Thätigkeit unterbrochen: einige kurze, abgerissene Accorde geben seinen Unwillen über die ihm zu theil gewordene Verkennung kurnd, und er zieht sich in die Einsamkeit zurück. Idpyllische Klänge der Hirtenflöten ertönen hier in der weltfernen, ländlichen Umgebung, wo er in Ruhe und Frieden seine Tage beschließt. Goß und majestätisch sind die Töne, mit welchen die Vollendung des Helden hier geschildert wird. — Schon aus diesem Versuch, den Ideen⸗ gang der Symphonie in Worten wiederzugeben, wird man ersehen können, wie groß die Aufgabe war, die sich der Tondichter gestellt, und in wie cigenartiger Weise er sein Ziel verfolgt hat. Es fehlte denn auch im Publikum nicht an solchen, die das unumwunden anerkannten und ihrer Anerkennung auch lebhaften Ausdruck gaben. Die Ausführung des schwierigen Werkes zeigte das Orchester auf der Höhe seiner Leistungsfähigkeit. Besonderes Lob ver⸗ dient noch Herr Professor Halir, der das Violinsolo ergreifend zu Gehör brachte. Das Programm setzte sich im übrigen aus der Ouvertüre zum „Freischütz“ von Weber, der Ouvertüre zum „Sommer⸗ nachtstraum“ und dem Scherzo von Mendelssohn und der Symphonie in C-dur mit Fuge (Jupitersympbonie) von Mozart, die unter Kapellmeister Weingartner's Leitung vollendet vorgetragen wurder, zvsammen. 8
Eine kurze Uebersicht über die Konzerte der verflossenen acht Tage sei hier angeschlosen. Im Saale der Sing⸗Akademie konzer⸗ tierten am Mittwoch vergangener Woche Herr Otto Becker (Klavier) und Frau Bianca Becker⸗Somolewska (Violine); ersterer ist Lehrer an der Königlichen Hochschule für Musik, letztere hat ihre Studien bei dem bekannten Geiger Herrn Karl Markees gemacht. Sie eröffneten den Abend mit der Sonate für Klavier und Violine in Gmoll (op. 30 Nr. 2) von Beethoven, welche beiderseits mit musikali⸗ schem Verständniß und präzis im Zusammenspiel vorgetragen wurde. In einer Reihe von Solonummern legten später sowohl der Pianist, wie die Geigerin weitere erfreuliche Proben ihres Könnens ab. Der mit⸗ wirkende Münchener Hof⸗Opernsänger Herr Hans Schinkel zeigte sich im Besiz einer volltönenden Baßstimme. Er sang mit recht lebendigem Ausdruck einige Lieder und Balladen, darunter „Herr Oluf“ von Loewe. Das zahlreich anwesende Publikum zeichnete die drei genannten Künstler durch lebhaften Beifall aas. — In dem dichtbesetzten Beethoven⸗Saal ließ sich ebenfalls am Mittwoch Camilla Landi in einem Liäederabend hören. Sie begann mit älteren Arien von Kändel und Scarlatti und brachte weiterhin Ge⸗ sänge von Schubert und Brahns sowie von neueren französischen (E. Paladilbe, C. St. Saëns) und russischen Komponisten (A. Borodin, P. Tschaikowsky) zum Vortrag. Unterstützt von ihrer umfangreichen und schönen Altstimme, wußte die ausgezeichnete Künstlerin wieder die verschiedensten Stilarten und Stimmungen zum Ausdruck zu bringen und erregte mit manchen Liedern Stürme des Beifalls. Das besonders effektvoll vorgetragene Schubert’sche Lird „Der Tod und das Mädchen“ wurde nebst anderen da capo verlangt, und nach den anmuthigen französischen Schäfe liedern (Bergerettes) aus dem vorigen Jahrhundert, welche den Schluß des Programms bilden sollten, mußte die Künstlerin, dem unablässigen Applaus willfahrend, noch mehrere Zugaben gewähren. 8
Am Donnerstag stellt; sich in der Sing⸗Akademie Herr Josef Frischen aus Hannover in einem Konzert mit dem Poilharmonischen Orchester als Dirigent vor. Der Abend verlief so genußreich, wie ein unter tüchtiger Leitung spielendes Orchester ihn zu gestalten pflegt, bot aber nichts Außergewöhn⸗ lUiches. Werke von Beethoven, Berlioz, Wagner und Liszt ge⸗ langten in recht wohlgelungener Weise zu Gehör, ohne 85 man dabei den Eindruck gewann, daß das Otchester wesentli anders spielte als unter seinem ständigen Dirigenten Herrn Rebzsek. Als Komponist debütierte Herr Frischen mit einem hübschen Stimmungsbild, „Herbstnacht“ betitelt, und einem anmuthigen „Rheinischen Scherzo“, die außerordentlich gefielen.
Im Beethoven⸗Saal gab am Freitag die durch ihr früheres Auftreten bereits bekannte Harfenvirtuosin Fräulein Edith Martin ein Konzert, das sie mit einem „Hommage à Weber“ betitelten Stücke für Harfe und Klavier von Oberthur eröffnete, wobei Herr Heniot Levy den pianistischen Theil übernommen hatte. Besser als diese Zusammenstellung der beiden ähnlichen, aber in ihrem Cha⸗ rakter dech so verschiedenartigen Instrumente gefielen die Harfensoli: Kompositionen und Arrangements von Parish⸗Alvars, Zamara und Godefroid, welche die Konzertgeberin recht annehmbar vortrug. Als Mitwirkende waren noch die Sopranistin Miß Regina de Sales und der Baritonist Herr Hammett Drake künstlerisch thätig. Die Sängerin gefiel mehr durch die Frische ihrer sogar die höchste Lage mühelos erreichenden Stimme, als durch die Kunst ihres Vortrags, Herr Diake leinete dagegen weder gesanglich, noch im Vortrage besonders Bemerkenswerthes.
Das Vokalquartett der Damen Emmi Lampe, Clara Leit⸗ hold, Sophie Braun und Margarethe Krause veranstaltete am Sonnabend in der Sing⸗Akademie ein Konzert, das in hohem Grade beachtenswerth war. Diese vier Künstlerinnen haben es im a cappella-Gesang fast zur Meisterschaft gebracht, sodaß es einen bohen Genuß bietet, ihnen zuzuhören. Reinheit der Intonation, Feinheit der Schattierung, Belebtheit des Ausdrucks, das alles läßt nichts zu wünschen. Das Publikum zeigte sich denn auch von diesen vollendeten Leistungen so begeisrert, daß eine Zugabe erfolgen mußte. Die Trio⸗ genossenschaft des Fräuleins Helene Geisler (Klavier) und der Herren Fint (Violine) und Schrattenhol; (Violoncello) wirkte erfolgreich mit. — Im Beethoven⸗Saal gab an demselben Abend Fräulein Elsa Ruegger, eine junge Violoncell⸗Virtuosin, welche hier schon früher mit Erfolg aufgetreten ist, ein Konzert mit dem Philharmo⸗ nischen Orchester. Sowohl in größeren Werken von Haydn und
—“ als auch in kleineren Stücken bestätigte sie das schon früher über