—
1 zur Kenntniß.
Dem Landrath Dr. Hammerschmidt zu Gelsenkirchen ist die kommissarische Verwaltung des Landrathsamts im Landkreise Essen und dem Regierungs⸗Assessor Dr. von Schme⸗ ling zu Liegnitz vom 1. April d. J. ab die kommissaärische Verwaltung der Stelle des Hilfsbeamten des Landraths im Kreise Osterholz zu Lilienthal übertragen worden. 8
“ 8 88
Laut telegraphischer Meldung an den Marine ist S. M. S. „Habicht“, Kommandant: Kor⸗ vetten⸗Kapitän Graf von Oriola, am 22. März in Mossa⸗ medes angekommen und beabsichtigt, am 27. d. M. nach Ben⸗ guela in See zu gehen; S. M. S. „Loreley“, Kommandant: Kapitänleutnant von Levetzow, ist am 21. März in Beirut eingetroffen und beabsichtigt, am 26. d. M. nach Haifa in See zu gehen; S. M. S. „Irene“, Kommandant: Fregatten⸗ Kapitän Obenheimer, ist am 22. März in Hongkong an⸗ gekommen. 8 5 8
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Der Ober⸗ Bürgermeister von Stuttgart Rümelin ist einer Meldung des „W. T. B.“ zufolge, heute früh nach längerer Krankheit in Baden⸗Baden gestorben.
Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach.
Der Schloßhauptmann von Wurmb ist, wie die „Weimar. Ztg.“ mittheilt, von Seiner Königlichen Hoheit dem Groß⸗ erzog zum Chef des Ministerial⸗Departements des Aeußern und Innern mit dem Dienstprädikat „Geheimer Rath“ bestimmt worden, und zwar mit Dienstantritt am 1. Juni d. J. Zu derselben Zeit wird der Staats⸗ Minister Dr. Freiherr von Groß auf sein Ansuchen in den Ruhestand versetzt werden und der Wirkliche Geheime Rath Rothe als Staats⸗Minister das Präsidium des Staats⸗ Ministeriums und außer dem Ministerial⸗Departement der . auch die Leitung der Ministerial⸗Departements des roßherzo chen Hauses und der Justiz übernehmen.
8—
8 Oesterreich⸗Ungarn. 8—
Dder ungarische Minister⸗Präsident von Szell ist gestern im Szent⸗Gotharder Wahlbezirk einstimmig zum Abgeordneten gewählt worden.
Im ungarischen Unterhause brachte gestern der Abg. Rosenberg eine Interpellation über die neuen Zuschlagszölle auf Zucker in Ostindien ein. Der Handels⸗Minister von Hegedüs erwiderte, er habe den Minister des Auswärtigen Grafen Goluchowski dringend ersucht, bei der britischen Regierung gegen die Verfügung der indischen Re⸗ gierung, betreffend den Zuschlagszoll auf Zucker, welche die in starkem Wachsen begriffene ungarische Zucker⸗ ausfuhr schwer schädige und dem Meistbegünstigungsvertrage zwischen Großbritannien und Oesterreich⸗Ungarn zuwiderlaufe, energisch zu protestieren. Das Prämiensystem, das freilich von Tag zu Tag unhaltbarer werde, könne nicht zur Rechtfertigung der angefochtenen Verfügung herangezogen werden. Das Haus nahm die Erklärung des Ministers unter Beifallsäußerungen
Großbritannien und Irland.
In der gestrigen Sitzung des Unterhauses erklärte, dem „W. T. B.“ zufolge, der Staatssekretär für Indien Lord Hamilton, daß in Indien im Jahre 1897 eine große Zu⸗ nahme der Einfuhr von Prämienzucker stattgefunden habe, deren Ursache er nicht kenne. Von 282 000 Zentnern im Jahre 1894/95 sei die Einfuhr auf 2182 000 Zentner im Jahre 1897/98 gestiegen. Die Zuckerpflanzung habe vom Jahre 1895/96 zum Jahre 1896/97 stark abgenommen. Die Handels⸗ kammer von Kurrachee glaube, der Zuckerzoll sei aus allgemeinen theoretischen Gründen unnöthig, gebe aber zu, daß sie keine Gelegenheit gehabt habe, die Wirkung der Einfuhr auf die heimische Industrie zu beobachten. Die Handelskammer von Bombay habe ähnliche Ansichten ausgesprochen. “
Frankreich. u“
In dem gestern abgehaltenen Ministerrath theilte, wie „W. T. B.“ meldet, der Minister des Aeußern Delcassé mit, daß er am nächsten Montag einen Gesetzentwurf vorlegen werde, durch welchen das britisch⸗französische Abkommen ge⸗ nehmigt wird.
Die Deputirtenkammer bewilligte gestern zwei weitere provisorische Budget⸗Zwölftel.
Der Untersuchungsrichter Fabre beendigte die Unter⸗ suchung in der Angelegenheit der Ligen mit Ausnahme der antisemitischen Liga.
Von Biskra eingetroffene amtliche Berichte theilen mit, daß die Mission Foureau sich in Agades (Landschaft Air) auf mehrmonatigen Aufenthalt einrichte. Die Mitglieder der Expedition, welche bisher ohne Zwischenfall verlaufen sei, be⸗ fänden sich wohl. 1
“
Die Kaiserin⸗Mutter ist, wie „W. T. B. meldet,
Püsgen von St. Petersburg nach Dänemark abgereist. Auf dem
1 “ 8 Feüser und die zur Zeit in St. Peters⸗
urg weilenden Großfürsten und Großfürstinnen zur Verabschiedung anwesend. 3
Italien.
Die Deputirtenkammer beschloß gestern, wie „W. T. B.“ berichtet, sich bis zum 25. April zu 21ee Der Deputirte Barzilai sprach den Wunsch aus, man möge noch vor der Vertagung die Interpellationen über die chinesische Angelegenheit erledigen. Der Minister⸗Präsident Pelloux erklärte, die Regierung übernehme alle Verantwortung für die Verhandlungen; die Interpellationen über die chinesische Angelegenheit seien bereits auf die Tagesordnung des ersten Montags nach den Ferien gesetzt. Barzilai schlug darauf vor, über die Interpellationen bereits am 25. April zu be⸗ rathen. Nach lebhafter Debatte beantragte die äußerste Linke namentliche Abstimmung über den Antrag. Die Abstimmung ergab die Beschlußunfähigkeit der Kammer. 8
Der bulgarische diplomatische Agent Markow hat, wie das Wiener „Telegr.⸗Korresp.⸗Bureau“ meldet, am Mittwoch
“ miralstab der
baben, sowie 19 319 288 ℳ an
von Türken gegen Bulgaren verübten Gewaltthaten sowie gegen die Bedrohungen von Bulgaren protestiert und gleichzeitig nochmals die Aufmerksamkeit der Pforte auf die gefahrvolle Lage in den europäischen Vilajets lenkt.
Der Minister der öffentlichen Arbeiten Mahmud Pascha und der Direktor der anatolischen Bahnen Dr. Zander haben gemäß dem Kaiserlichen Irade den Vertrag nebst Tarifen, Plänen ꝛc. unterzeichnet, durch welchen der anatolischen Bahn⸗ gesellschaft die Konzession zur Erbauung eines Hafens nebst Docks und Entrepots in Haidar⸗Pascha ertheilt wird. Der türkische Staat kann erst nach 30 Jahren den Hafen zurückkaufen, und zwar nur gleichzeitig mit der ge⸗ sammten anatolischen Bahn.
Rumänien.
Der Oberst Heint⸗ von Krenski, Kommandeur des 1. preußischen „Artillerie⸗Regiments, dessen zweiter Chef der König Karl von Rumänien ist, und der Leutnant im Garde⸗ Pionier⸗Bataillon Sturdza trafen gestern von Konstantinopel in Bukarest ein und wurden am Bahnhof von dem Platz⸗ Kommandanten, Obersten Angehelesku und dem Polizei⸗ Präfekten Lecca empfangen. Oberst Heintze von Krenski stieg auf Wunsch des Königs im Königlichen Palais ab. Mittags 2 Uhr empfing der König die Abordnung in Audienz. Abends fand derselben zu Ehren im Palais ein Diner statt. Heute ist Diner und Empfang bei dem Minister⸗Präsidenten Sturdza.
1 großbritannische“ Gesandte Me Donald ist B gestern von Peking abgereist.
Wie die „Daily Mail“ aus Kapstadt meldet, reist Dr. Leyds heute von dort nach Europa ab
Die Berichte über die gestrigen Sitzungen des Herren⸗ hauses und des Hauses der Abgeordneten befinden sich in der Ersten und Zweiten Beilage.
— In der heutigen (8.) Sitzung des Herrenhauses, welcher der Vize⸗Präsident des Staats⸗Ministeriums, Finanz⸗ Minister Dr. von Miquel, der Minister der öffentlichen Arbeiten Thielen, der Minister der geistlichen ꝛc. Angelegenheiten D. Dr. Bosse und der Justiz⸗Minister Schönstedt bei⸗ wohnten, wurden die gestern noch nicht erledigten Kapitel des Staatshaushalts⸗Etats für 18980 nämlich die Etats der Eisenbahnverwaltung, der Bauverwaltung, der Justizverwaltung, sowie des Ministeriums der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinal⸗Angelegenheiten berathen und darauf der Staatshaushalts⸗Etat im Ganzen einstimmig an⸗ genommen. 1
Schluß 1 ¼ Uhr. Nächste Sitzung unbestimmt.
NNr. 12 der „Veröffentlichungen des Kaiserlichen Ge⸗
undheitsamts' vom 22. März hat folgenden Inhalt: Gesundheitsstand und Gang der Volkskrankheiten. — Zeitweilige Maßregeln gegen Pest. — Desgl. gegen 1 — Sterblichkeit in Preußen. — Gesetzgebung u. s. w. (Preußen Reg.⸗Bez. Köln.) Schweinefleisch. — (Oesterreich.) Arzneitaxe. — (Schweiz, Kanton Zug.) Kohlensaure Getränke. — (Frankreich.) Zolltarif. — (Belgien.) Milch. — (Norwegen.) Vieheinfuhr. — (Niederländisch⸗ Indien.) Pilgerbeförderung. (Schluß.) — Gang der Thierseuchen im Deutschen Reiche, 15. März. — Desgl. in Italien, 4. Vierteljahr. — Zeitweilige Maßregeln gegen Thierseuchen. (Deutsches Reich, Preußen, Reg.⸗Bez. Stade, Bayern, Elsaß⸗Lothringen, Oesterreich, Schweiz, Schweden.) — Vermischtes. (Preußen. Berlin.) Avpotheker⸗ lehrlinge. — Geschenkliste. — Wochentabelle über die Sterbefälle in deutschen Orten mit 40 000 und mehr Einwohnern. — Desgl. in größeren Städten des Auslandes. — Erkrankungen in Krankenhäusern deutscher Großstädte. — Desgl. in deutschen Stadt⸗ und Landbezirken. — Witterung. Grundwasserstand und Bodenwärme in Berlin und München Februar.
Statistik und Volkswirthschaft.
Zu⸗ und Abgang der eingetragenen Genossenschaften in Preußen vom 1. März 1897 bis zum 30. Juni 1898.
Nach dem soeben erschienenen zweiten Heft der „Mitthei⸗ lungen der Preußischen Zentral⸗Genossenschaftskasse“ (Berlin, Karl Heymann's Verlag, Preis 1,60 ℳ), in dem eine Ueber⸗ sicht über den vom 1. März 1897 bis zum 30. Jani 1898 ein⸗ getretenen Zu⸗ bezw. Abgang der im Königreich Preußen vor⸗ handenen eingetragenen Genossenschaften in ihrer Verthei⸗ lung auf die Verwaltungsbezirke gegeben wird, betrug der Bestand am 28. Februar 1897 6957 einge⸗ tragene Genossenschaften mit 991 612 Genossen, von denen 841 Ge⸗ nossenschaften mit 399 426 Genossen dem Schulze⸗Delitzsch'schen Ver⸗ bande, 2111 Genossenschaften mit 135 401 Genossen dem Offenbacher allgemeinen Verbande deutscher landwirthschaftlicher Genossenschaften, 1572 Genossenschaften mit 117 834 Genossen dem Raiffeisen'schen Generalanwaltschaftsverbande zu Neuwied und 2433 Genossen⸗ schaften mit 338 951 Genossen keiner dieser drei Hauptgruppen angeschlossen waren; der Gesammtbetrag der Haftsummen bei Genossenschaften mit beschränkter Haftpflicht belief sich auf 152 275 250 % In der Zeit vom 1. März 1897 bis zum 30. Juni 1898 stieg die Zahl der Mitglieder dieser 6257 Genossenschaften um 68 123 und der Betrag der Haftsummen bei Genossenschasten mit beschränkter Haftpflicht um 31 547 415 ℳ Ferner sind in dieser Zeit durch Neugründungen hinzugekommen: 1574 eingetragene Genossenschaften mit 74 160 Genossen, von denen 11 Genossenschaften mit 547 Genossen dem Schulze⸗Delitzsch'schen Ver⸗ bande, 548 Genossenschaften mit 20 956 Genossen dem Offenbacher Verbande, 353 Genossenschaften mit 12 556 Genossen dem Raiffeisen⸗ schen Generalanwaltschaftsverbande und 662 Genossenschaften mit 40 101 Genossen keiner dieser drei Hauptgruppen sich angeschlossen 1 ℳ Haftsummen neu gegründeter Genossenschaften mit beschränkter Haftung; und infolge der Umwandlung von Genossenschaften mit unbeschränkter in solche mit beschränkter Haftpflicht hat sich der Gesammtbetrag der Haftfummen um weitere 2 403 260 ℳ erhöht. Diesem Zugang steht infolge von Auflösungen ein Abgang von 231 Genossen⸗ schaften mit 16 173 Eenossen, von denen 15 Genossenschaften mit 1425 Genossen dem Schulze⸗Delitzsch'schen Verbande, 54 Genossenschaften mit 1848 Genossen dem Offenbacher Verbande, 15 Geno sbasten mit 577 Genossen dem Raiffeisen'schen Generalanwaltschaftsverbande
dem Großvezir eine Note überreicht, in welcher er gegen die
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Hauptgruppen angeschlossen waren, sowie ein Abgan im Gesammtbetrage von 1 338 541 ℳ ⸗ Ve Haftfummen der Bestand am 30. Juni 1898 8300 eingetragene Genossenschaften mit 1 117 722 Genossen (1342 Genossenschaften, 126 110 Genvssenaf br als am 28. Febrvar 1897) und 204 206 672 (₰†. 51 981122, ehr Gesammthaftsumme bei Genossenschaften mit beschränkter Haftuns Unter Berücksichtigung der Veränderungen, welche durch den 1a.⸗ tritt von Genossenschaften aus der einen der genannten Haupt ruppe. zu anderen in der Berichtsperiode eingetreten sind, entfielen ge 30. Juni 1898 von den 8300 eingetragenen Genossenschaften 8- 1 117 722 Genossen 827 (im Vergleich mit dem Bestande vom 28. Februar 1897 — 14) Genossenschaften mit 409 279 (+ 9853 Genossen auf den Schulze⸗Delitzsch'schen Verband, 2632 (+ 521 Genossenschaften mit 169 621 (+† 34 220) Genossen auf den Offen⸗ bacher allgemeinen Verband, 1919 (+ 347) Genossenschaften mit 144 002 (+ 26 168) Genossen auf den Raiffeisen'schen General⸗ anwaltschaftsverband zu Neuwied, und 2922 (+ 488) Genessenschaften mit 394 820 (+ 55 869) Genossen waren keiner dieser drei Haupt⸗ gruppen eeneschlossen 1“
Der Schulze⸗Delitzsch'sche Verband bat in der Zeit 1. März 1897 bis zum 30. Juni 1898 durch Uebertritt bee Verbänden 2c. 35 eingetragene Genossenschaften mit 10 297 Genossen abgegeben (davon 10 Genossenschaften mit 615 Genossen an den Offenbacher Verband und 8 Genossenschaften mit 1196 Genossen an den Raiffeisen'schen Generalanwaltschaftsverband), dagegen durch Uebertritt aus anderen Verbänden ꝛc. 25 Genossenschaften mit 2275 Genossen gewonnen (darunter 4 Genossenschaften mit 470 Genossen von dem Offenbacher Verbande). Der Raiff⸗ eisen'sche Generalanwaltschaftsverband zu Neuwied hat durch Uebertritt zu anderen Verbänden ꝛc. 33 Genossen⸗ schaften mit 1609 Genossen abgegeben (davon 11 Genossen⸗ schaften mit 438 Genossen an den Offenbacher Verband), da⸗ gegen durch Uebertritt aus anderen Verbänden ꝛc. 42 Genossenschaften mit 3655 Genossen gewonnen (darunter 15 Genossenschaften mit 816 Genossen vom Offenbacher Verbande, 8Genossenschaften mit 1196 Ge⸗ nossen vom Schulze⸗Delitzsch'schen Verbande). Der Offenbacher allgemeine Verband hat durch Uebertritt zu bezw. aus anderen Verbänden ꝛc. 35 Genossenschaften mit 2415 Genossen abgegeben und 62 Genossenschaften mit 3361 Genossen gewonnen, die Gruppe der nicht an eine dieser drei Vereinigungen angeschlossenen Genossen⸗ schaften durch Uebertritt zu bezw. aus anderen Verbänden 81 Genossenschaften mit 5756 Genossen abgegeben und 55 Genossenschaften mit 10 786 Genossen gewonnen. — Kleinere selbständige Revisionsverbände, die neben den drei großen Vereinigungen Schulze⸗Delitzsch, Haas⸗Offenbach, Raiffeisen⸗Neuwied sich gebildet Feüen und sich zu ener neß Rrh. V8. oder auch zu ver⸗
ener oder besonderer ichtung bekennen, be ’1 Bate kön -.8 4 g standen im
on Interesse ist es ferner, festzustellen, wieviel von 1000 der Bevölkerung zu den Genossenschaften des Schulze⸗Delitzsch'schen Ver⸗ bandes oder seiner Richtung, zu den Genossenschaften des Offenbacher allgemeinen Verbandes und des Raiffeisen'schen Generalanwaltschafts⸗ verbandes zu Neuwied oder ihrer Richtungen, wieviel zu Genossen⸗ schaften verschiedener oder besonderer Richtung oder zu solchen Genossen⸗ schaften gehören, die gar keinem Verbande angeschlossen sind, also gerichtlich revidiert werden bezw. einen Revisor noch nicht bestellt haben. Die folgende Zusammenstellung nach dem Stande der ein⸗ getragenen Genossenschaften vom 30. Juni 1898 giebt hierüber eine Uebersicht, nach Provinzen geordnet.
Von 1000 der Bevölkerung gehören zu Genossenschaften
en
die keinem Verbande an⸗
gehören,
chulze⸗
Delitzsch'scher Richtung
des Offenba Raiffeis
cher oder des
en'schen Verbandes also gerichtlich
ze⸗Delitzsch'schen erden bezw. ein Revisor noch nicht bestellt
erbandes oder S haben
Richtung
oder ihrer Richtungen.
verschiedener oder besonderer
des Schul im Ganzen
V
revidiert w
Seereb⸗. 11“ Westpreußen.. Stadt Berlin. Brandenburg ö b
Schlesien 5 Sachsen ö „ 95 1125 Schleswig. Hostein... V 12,13 32 30 822ennsZböö“ b 14,13 8, eEEE1öö“- 44 6,24 3908 Hessen⸗Nassau.. 32 10,35 76,89 Rheinland. . . .. 8 4,52 30,86 Hohenzollern. I 727 18,55 Summe in Preußen
nach dem Stande vom 30. Jimi 1898,. —.. 15,33 Y
35,15 24,44 11,20 30,07 32,60 39,62
— —
O 00 S 00U bo —2
— öSUegSe ⸗ SSSSSSSSZ
0,89 6,59 3 nach dem Stande vom 8 35,48
28. Februar 1897. .714.67 9,59 0,87 5,51 30,64 Mithin Zunahme.. 0,66 3,08 ] 0,02 1,08 4,84
In den Tabellen der „Mittheilungen der Preußischen Zentral⸗ Gexpossenschaftskasse“ ist auch die Promifle⸗ Berechnung der Sanfal⸗ zahlen auf die Bevölkerung innerhalb der verschiedenen Haftpflicht⸗ arten erfolgt. Danach gehören im ganzen Königreich Preußen von
1000 der Bevölkerung 8 8 nach dem Stande nach dem Stande vom 28. 2. 1897 vom 30. 6. 1898 Zunahme
zu Genossenschaften mit
unbeschr. Haftpflicht
zu Genossenschaften mit
unbeschr. Nachschußpflicht 6618 zu Genossenschaften mit “ beschränkter Haftpflicht ö“
„Die Zu⸗ bezw. Abnahme der Genossenschaften in Preußen in der Zeit vom 28. Februar 1897 bis zum 30. Juni 1898 in ihrer Ver⸗ theilung auf die einzelnen Genossenschaftsarten ergiebt, nach Prozenten berechnet, folgendes Resultat: 8
Zahl der eingetragenen Genossenschaften 28. Februar 30.Junt be Februar 30. Jun ee Vorschuß⸗ und Kreditvereine 4455 5 292 + 837 Rohstoffvereiile 367 425 + 58 Absatzgenossenschaften... 8 79 + 36 Magazinvereine. .. 34 + 22 Produktivgenossenschaft 8 1 570 + 331 Konsumvereinnee .605 591 — 14 11“ len. 176 + 42 Sonstige Genossenschaften. + 30 Das Ergebniß, welches diese Zahlen zur Darstellung bringen, kann nur als ein erfreuliches bezeichnet werden, da eine erbebliche Ausdehnung des Genossenschaftswesens hervortritt. Es ist zu bedauern, daß es bisher nicht 12 gewesen ist, die Ausdehnung der statistischen Erhebungen auf das Reich herbeizuführen; denn durch diese allein könnte ein wirkliches Gesammtbild des Genossenschaftswesens
Genossenschaftsarten
und 147 Genossenschaften mit 12 323 Genossen keiner dieser drei
8 8 11““ L11“ “ “ “ 8 1
1 8 6“
werden. Gerade das Genossenschaftswesen in seinen Gruppen schliekt
nicht mit den Landesgrenzen ab; nur die Ausdehnung der Bearbeitung auf das Reich wird die wirthschaftliche Bedeutung der ganzen Ent⸗ wickelung zur Anschauung bringen.
In Berlin beschlossen, der „Voss. Ztg.“ zufolge, die Maurer
in einer am Mittwoch abgehaltenen Versammlung vollständige Arbeits⸗ ruhe am 1. Mai.
Zur Lohnbewegung der linksrheinischen Textilarbeiter erfährt
. dasselbe Blatt aus Erkelenz, daß der Ausstand dort beigelegt sei, nachdem die Fabrikanten eine zehnprozentige Lohnerhöhung sowie Verkürzung der Arbeitszeit von elf auf zehn Stunden bewilligt haben.
Rheydt baben dagegen, der „Rh.⸗Westfäl. Ztg. zufolge,
etwa 200 Sammetweber der Firma vom Brück Söhne (vgl. Nr. 60
d. Bl.) gestern Nachmittag die Arbeit niedergelegt, nachdem mit der Direktion gepflogene Unterhandlungen ergebnißlos verlaufen waren.
Kunst und Wissenschaft.
In der Sitzung der physikalisch⸗mathematischen Klasse
der Akademie der Wissenschaften vom 16. März (vorsitzender Sekretar: Herr Waldeyer) las Herr Schulze eine Abhandlung „Zur Histologie der Hexactinelliden“. An einigen Hexactinelliden, welche näördlich von Spitzbergen in 1000 m Nordpolar⸗Expedikion erbeutet sind, konnte der Bau des Meich⸗ köͤrpers näher studiert werden. Die bisher bei Hexactinelliden noch nicht nachgewiesenen Kragengeißelzellen (Choanocyten) wurden sicher erkannt und eingehend untersucht. Herr Ludwig in Bonn, korrespon⸗ dierendes Mitglied, übersandte eine Mittheilung: „Jugendformen von Ophiuren“, E
Tiefe von der Deutschen
g werden darin die Umbildungen beschrieben, welche junge Individuen von brutpflegenden Arten während ihres Wachs⸗ thums durchlaufen, und daraus einige allgemeine Sätze von morpho⸗ logischer und systematischer Bedeutung abgeleitet. — Herr von Bezold
legte eine Abhandlung des Herrn Dr. G. Lüdeling in Potsdam vor:
„über den täglichen Gang der erdmagnetischen Störungen an Polar⸗
stationen.“ Wie der Verfasser ausführt, findet man, wenn man den
täglichen Gang der horizontalen Komponenten der störenden Kraft
durch Vector⸗Diagramme darstellt, daß diese bei Polarstationen in
dem entgegengesetzten Sinne durchlaufen werden, wie die normalen Diagramme der täglichen Variation. Die einzige Ausnahme bildet unter den sämmtlichen untersuchten Polarstationen die dem magneti⸗ schen Pol und dem Nordlichtpol nächst gelegene Station Kingua Fijord. — Herr Dr. Thilenius in Straßburg, welcher im Auftrage
der Akademie mit den Mitteln der Humboldt⸗Stiftung die Ent⸗ wickelung von Hatteria punctata in Neu⸗Seeland untersucht hat, übersandte einen vorläufigen Bericht über die Eiablage und erste
Entwickelung der Hatteria punctata. . 1 In der Sitzung der philosophisch⸗historischen Klasse
der Akademie von demselben Tage (vorsitzender Sekretar: Herr Vahlen) las Herr Vahlen: „Bemerkungen zum Ennius“ Die Ueber⸗ schriften der drei Abschnitte der Abhandlung lauten: 1) Marcellus in
Ennius' Annalen; 2) Ein Wechselbalg; 3) Augustinus und Ennius'
Euhemerus. 58 8
Ausstellung persis er Kunst im Kunstgewerbe⸗Museum.
Die Kunst des Islams, lange Zeit als ein einheitliches Ganze
angesehen, hat sich allmählich unter der Lupe eingehenderer
Forschung in verschiedene geographisch und ethnographisch von einander getrennte Zweige aufgelöst. Aber noch immer fehlt es an einer gründlichen Kenntniß der Entwickelungsgeschichte der einzelnen islamitischen
Kaunstgebiete. Es ist das besondere Verdienst des Herrn Dr. Friedrich
Sarre in Berlin durch größere Forschungen, die er auf zwei in den Jahren 1895 und 1897 in Kleinasien, Persien und Transkaspien unter⸗ nommenen Reisen angestellt, nicht unbeträchtlich zur Aufklärung des Denkmälerbestandes eines der bedeutendsten Zweige der mohamedanischen Kunst, nämlich der persischen, beigetragen zu haben. Die auf diesen Reisen gemachten Aufnahmen und Erwerbungen sind zur Zeit im Lichthofe des Kunstgewerbe⸗Museums ausgestellt. Als Ergänzung sind vorzügliche farbige Aufnahmen persischer und türkischer Bauten von Prof. Ed. Jacobsthal, sowie Photographien von Bauwerken in Izfazan von Regierungs⸗Baumeister A. Breslauer hinzugefügt worden.
Die Moscheen und Medressen (Schulen) Persiens zeigen eine von den westislamitischen Bauwerken abweichende Bauform, die in ihren charakteristischen Merkmalen auf sassanidische Architektur zurückgeht: eine gewaltige, imposante, im Kielbogen geschlossene Eintrittshalle, oft von zwei hohen schlanken Minarets flankiert, die in einen quadratischen, von Arkaden eingefaßten Hof führt; an diesen Hof gelehnt, mit einer ähnlichen Portalnische als Zugang, dann die eigentliche Moschee, ein Kuppelraum mit der na eika orientierten Gebetsnische. Als Baumaterial dient der Backstein, der durch die Aufnahme farbiger Glasuren eine Dekoration von höchster Farbenpracht schafft.
An den frühen Bauten, wie dem von Prof. Jacobsthal auf⸗ enommenen Grabmal des Jusuf Ibn Kutaijir (1162) in Nachtschewan ehlen noch die Glasuren. Die Dekoration wird ausschließlich dadurch gebildet, daß die Außenflächen des Gebäudes übersponnen sind mit einem Netzwerk geometrischer Muster, die aus Ziegeln, welche aus der Fläche heraustreten, sich zusammensetzen. Im Gegensatz zur euro, päischen Backsteintechnik des Mittelalters ist diese Ziegelornamentik völlig unabhängig vom Verband des Kernmauerwerks. Durch Hinzutritt türkisblau glasierter Ziegel üs bei einem anderen Mausoleum in Nachtschewan, dem des Atabek Ildeghis (1186), schon eine größere farbige Wirkung erzielt worden. Eine reichere Verwendung solcher farbigen Fiegel bieten das Grabmal des Chodabende Chan (1304 — 16) in Sultanieh, die Hauptmoschee in Veramin (begonnen 1322) und die Moschee des Schah Gazan in Taebris. Eine Art von Thon⸗Intarsia stellen die nach Aufnahme des Prof. Jacobsthal von Wimmel u. Co. und P. March hergestellten Reproduktionen von Wandbekleidungen aus dem Mausoleum des Mahmud Pascha in Konstantinopel (1474) dar, bei denen türkis⸗ und dunkelblaue Thon⸗ platten in Stein eingebettet sind. Den weitaus glänzendsten Schmuck erhalten aber die persischen Bauten erst durch das Fliesenmosaik, das statt der rein geometrischen Muster der glasierten Ziegel eine mannigfaltigere Dekoration mit Pflanzen⸗ und Thierornamentik ermöglicht. Dieses Fliesenmosaik erfordert eine überaus mühevolle und schwierige Technik. Jeder einzelne Farbenfleck ist aus einfarbig glasierten Thonplatten ausgeschnitten oder ausgesägt und dann mit den übrigen mosaikartig ee heseke. Die Muster heben sich in der Regel von einem leuchtenden tiefblauen Grunde ab. Am frühesten, in der Mitte des 13. Jahrhunderts, tritt, soweit sich bis jetzt hat nach⸗ weisen lassen, diese Technik in Koniab in Kleinasien auf, ihre höchste Ausbildung erfährt sie im 15, und 16. Jahrhundert in Persien selbst. Zu prachtvollster dekorativer Wirkung erhebt sich der Mosaikschmuck in der Moschee zu Taebris, einem Bau des Turkmenen⸗Fürsten Djehan Chan aus der Mitte des 15. Jahrhunderts, nach der Grundfarbe der Fliesenmosaiken „Die blaue Moschee“ genannt. Das Mosaik ist sowohl zum Schmuck der Außen⸗, wie der Innenseite herangezogen worden. Während das Hauptportal vollständig von den farben, schimmernden Mosaiken bedeckt ist, ist im Innern das Fliesenmosaik mit künstlerischer Beschränkeng als besonders kostbarer Schmuck nur in einzelnen Feldern in den röthlichen Thon der Verblendmauern eingelegt worden. Die räumliche Vertheilung dieses Dekors wird vortrefflich veranschaulicht durch farbige Darstellungen einzelner Theile der Wand⸗ dekoration in Originalgröße, die nach Pausen des Baumeisters Bruno Schulz ausgeführt worden sind. Der wundervolle farbensatte Ein⸗ druck dieser Mosaiktafeln wird durch größere Bruchstücke vermittelt, so⸗ 1 man sich mit Zuhjlfenosme der Photographien annähernd das ursprüng⸗ liche Bild einer derartigen Dekoration rekonstruieren kann. Zu ähnlicher Pracht entfaltet sich die Dekoration des Fliesenmosaiks in der Grabmoschee des Schech 82* in Ardebil, einer klosterähnlichen Anlage unweit des Kaspischen Meeres, die im Laufe mehrerer Jahr⸗
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hunderte herangewachsen ist. Die Fliesendekoration, zumeist dem 16. Jahrhundert angehörig, bietet in der durch Pflanzen⸗ und Thier⸗ formen bereicherten Ornamentik einen gewissen Fortschritt. Eines der mit Mosaiken verzierten hohen Fenster der “ ist ebenfalls in wirklicher Größe nachgebildet worden. esonders merkwürdig ist ein neben der Grabmoschee liegender Kuppelraum, den sich der Schah Abbas der Große (1587 — 1629), die bedeutendste Persönlichkeit der neueren persischen Geschichte, als Porzellankammer hatte einrichten lassen, um darin gleich den europäischen Fürsten des 18. Jahrhunderts die von ihm gesammelten chinesischen Porzellane aufzubewahren. Noch jetzt stehen, wie auf einer der Photographten ersichtlich ist, hunderte von Porzellanen, meist blau bemaltes Geschirr, die ursprünglich an den Wänden aufgestellt waren, auf dem Boden. Da aus dieser frühen Zeit nur wenig beglaubigte Porzellane erhalten sind, so ist diese Sammlung auch für die Geschichte des chinesischen Porzellans von Bedeutung. Eine kostbare Bibliothek persischer Manuskripte, die sich in derselben Moschee befand, ist durch einen russischen General nach St. Petersburg geschafft worden, ein gewaltiger Teppich vom Jahre 1540 ist in das India⸗Museum in London gekommen.
Die äußersten Ausläufer dieses farbenprächtigen Mosaikschmuckes bilden im Osten die Dekorationen der Bauten Timur's des Eroberers (1379 — 1405) in Samarkand, im Westen die in derselben Technik ausgeführten Theile der „grünen Moschee“ in Brussa.
Neben den Ziegel⸗ und Fliesenmosaiken tritt schon im 13. Jahrhundert die bemalte Fliese auf und zwar zunächst in der Form der Lüster⸗ fliese, bei der man die zinnhaltige Glasur mit einem Goldglanz überzogen hat, der aus Kupferoxyd und Silber gewonnen ist. Je nach dem Vor⸗ herrschen des Silbers oder Kupfers nimmt der Lüster einen mehr gol⸗ digen oder kupfrig rothen Ton an. Die Darstellung ist in dem Lüster⸗ überzug ausgespart, als Motive dienen Menschen und Thiere, sowie Blattwerk und Arabesken in weicher, fließender Zeichnung. Meist sind es sternförmite Fliesen, die sich mit kreuzförmigen zu größeren Feldern zusammensetzen. Jede Fliese trägt eine in sich abgeschlossene figürliche oder ornamentale Darstellung. Auch große dekorative In⸗ schriftbänder kommen auf Lüsterfliesen vor; sie heben sich zumeist in blauer Bemalung plastisch vom Grunde ab. Die lüstrierten Fliesen wurden als besonders wertbvoller Zierrath nur im Innern, haupt⸗ sächlich an der Gebetsnische und ihrer Umgebung verwandt. Ein rechteckiges Feld mit großen Stern⸗ und Kreuzfliesen wird durch ähn⸗ liche Stücke vom Jahre 1262, die aus der Jmam⸗Zade Yaya zu Veramin stammen, chronologisch bestimmt. Als gute Beispiele figür⸗ licher Dekoration können die in einem Pultschrank ausgelegte kleine Fliese mit einem Jagdleoparden, sowie mehrere Fliesen mit Figuren in den verschiedenen Stellungen des Gebetes gelten.
Zugleich mit dem Ableben der Lüsterfliesen im 15. Jahrhundert kommt ein neues keramisches Verfahren in Persien auf: die Bemalung mit farbigen undurchsichtigen Emails auf einer weißen Zinnglasur. Unter Schah Abbas (1587 — 1629), der eine überaus um⸗ fangreiche Bauthätigkeit entfaltete, wird dieser Dekor herrschend und verdrängt allmählich die mühsame, zeitraubende Technik des Fliesen⸗ mosaiks In der Malerei überwiegt jetzt neben blauen Tönen ein grelles Gelb. Als Ornament dient die persische Blüthenranke oder auch figürliche Darstellungen. Letztere geben, wie das dem Museum angehörige Tableau, Kämpfe aus der iranischen Heldensage oder Vor⸗ gänge aus dem Haremsleben wieder; sie sind meist als Schmuck von Gartenpavillons verwandt worden. Eine gewisse Grazie und Anmuth ist den Frauengestalten nicht abzusprechen. Im 18. Jahrhundert führt die allmählich immer schlechter werdende technische und künstlerische Ausführung zu einem vollständigen Verfall der einst so blühenden Fayenceindustrie Persiens, deren traurige Ueberreste sich bis auf den heutigen Tag erhalten haben. .
Neben den keramischen Dekorationen findet auch geschnittener Stuck in hoher künstlerischer Ausführung seine Verwendung in den persischen Bauten. Beispiele dafür bieten das Grabmal des Choda⸗ bende Chan (1304 — 16) in Sultanieh und eine Moschee in der Stadt Marant (um 1330).
Das farbenprächtige Bild persischer Kunst, das die Ausstellung giebt, wird noch vervollständigt durch eine Auswahl guter Beispiele von Erzeugnissen der übrigen in Persien neben der Baukunst blühenden Kunstzweige: der keramischen Gefäßbildnerei, Glasindustrie, Metall⸗ kunst, Buchillustration und Textilkunst. Unter den Fayencen ver⸗ dienen besondere Erwähnung einige Löstergefäße mit prachtvoll schim⸗ mernder Malerei auf weißem oder blauem Grunde. Die Gruppe von Gefäßen mit Blaumalerei unter alkalinischer Glasur ist weniger bedeutend und reicht an die im Besitze des Museums befindlichen, auf der oberen Galerie aufgestellten Arbeiten dieses Dekors nicht heran. Die ausgestellten Porzellane dürften wohl zum theil per⸗ sischen Ursprungs sein. Viel werthvoller sind die Gläser, zu⸗ nächst eine Anzahl kleiner dickwandiger, stark irisierter Gläschen, in ihren Formen den antiken Gläsern verwandt, die aus alt⸗ arabischen Gräbern in Fayum stammen sollen und durch ähnliche datierte Gläser im Nationalmuseum zu Kairo in das 9—10. Jahr⸗ hundert gewiesen werden. Von den so seltenen und hochgeschätzten vergoldeten und emaillierten Glasgefäßen des 13. bis 15. Jahrhunderts, der Bluͤthezeit der muhamedanischen Kunst, enthält die Sammlung des Dr. Sarre drei stattliche Exemplare: eine Moscheelampe, eine Henkelvase und einen Pokal. Durch die Vergoldung und Bemalung, die sich mit der gelbgrünen Masse zu feinen koloristischen Effekten verbinden, erfährt das an sich trübe und unreine Material eine hohe künstlerische Veredelung. Auch die zu gleicher Zeit in Mossul und anderen Kunststätten geübte Kunst, durch Silbertauschierung Messing⸗ und Eisengefäße und ⸗Geräthe zu verzieren, ist durch mehrere Bei⸗ spiele gut illustriert. Bei einem runden Becken, das für den Mamlukensultan Al⸗Muizz Izz ed⸗Din Aibek (1250 — 57) gearbeitet sein soll, ist die Silbertauschierung, in der die Ornamente, Inschrift⸗ bänder, Kampfscenen u. s. w. angebracht sind, noch vortrefflich erhalten. Die dünnen Silberplättchen sind dadurch auf dem Grunde befestigt, daß man ihre Ränder in die in den Messing gegrabenen, gezahnten und unterschnittenen Konturen der Zeschnung eingeschlagen hat. Eine andere Technik veranschaulicht der Eisenhelm, der laut Inschrift von einem Waffenschmied aus Hamadan in Persien, Achmed bin Ali, für einen Sultan in der zweiten Hältte des 15. Jahrhunderts angefertigt ist. Hier werden die Silberblätter durch den wie eine feine Feile gerauhten Grund festgehalten. Auch die Teppichsammlung enthält mehrere gute Beispiele des 16. und 17. Jahrhunderts; durch reiche Musterung und wohlabgetönte fIe zeichnen sich mehrere Stücke aus, die leider nicht vollständig erhaften sind. Von vollendeter Zeichnung ist ein Seidenstoff, der als wiederkehrendes Muster eine Scene aus einem persischen Märchen enthält. Die eingewebte Marke mit dem Namen „Gijat eddin“ deutet vielleicht auf den Vorsteher einer Königlichen Manufaktur in Isfahan hin. Der darunter befindliche Stoff mit Reiterfiguren ist ebenfalls beachtenswerth.
Als Anhang zu der Ausstellung sind photographische Aufnahmen, Zeichnungen und Abklatsche von Felsenreliefs bei Taghi⸗Bostan mit Parstellungen des sassanidischen Fuüͤrsten Khosroes II. (591 — 628) und seiner Umgebung nebft einer Anzahl sassanidischer Stoffe aus dem Besitz des Museums hinzugefügt. Die auf den Gewändern des Fürsten und seines Gefolges erscheinenden Muster sind ähnliche, wie sie sich auf den Stoffen finden, sodaß durch die Reliefs diese ganze Gruppe von Stoffen chronologisch festgelegt ist. Auch die Aufnahmen dieser Reliess sind durch Dr. Sarre gemacht worden. Bg.
In einer Heilanstalt bei Bonn ist vor einigen Tagen der Maler Wilhelm Sohn, seit dem Jahre 1874 Professor an der Kunst⸗ Akademie zu Düsseldorf, gestorben. Er war am 29. August 1830 in Berlin geboren, ging im Jahre 1847 nach Düsseldorf und erhielt dort durch seinen Onkel, den berühmten Maler Karl Sohn, seine künst⸗ lerische Ausbildung. Anfangs malte er bhistorische Bilder, wie „Christus auf stürmischer See“ (1853, städtische Galerie in Düssel⸗ vorf), „Christus arz Oelberg“ (1855, in der Friedens⸗Kirche zu. Jauer in Schlesien), „Genoveva“ (1856); bald aber wandse er sich der Genremalerei zu. Seine Bilder „Ver⸗ seehene Lebenswege“, „Gewissensfrage“ (1864, Galerie zu Karlsruhe),
esonders aber „Konsultation beim Rechtsanwalt“ (1866, Museum in
Leipzig) sind meisterhaft in der Charakteristik, in der Zeichnung und in der koloristischen Wirkung ehenso das „Brustbild eines Kriegers“ (1869, in der Dresdener Galerie). g X“ 8
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Bauwesen.
us Breslau wird berichtet: Der im Herbst Bau eines Handelshafens der Stadt Breslau ist derart vor⸗ geschritten, daß die Anlage in dem zunächst geplanten Umfang in zwei weiteren Baujahren fertiggestellt sein wird. Dieses hoch⸗ bedeutsame Unternehmen ist dazu bestimmt, den Oderhandel und die Stellung Breslaus in demselben wesentlich zu fördern, indem es eine Ausnutzung der natürlichen Vortheile erleichtert, welche der Wasserweg, trotz der mit dem Schleusenbetrieb verbundenen Zeitverluste, dem Handel mit Oberschlesien bietet. Der Hafen bildet gewissermaßen den Abschluß des vom Staate erbauten, im Herbst 1897 dem Verkehr übergebenen Großschiffahrtsweges bei Breslau. Der in der Ausführung begriffene Bauplan umfaßt: a. Ein Hafenbecken von 50 m Breite und 42 000 qm Wasserfläche; dasselbe gewährt im Becken 1600 m nutz⸗ bare Uferlänge und an der Stromoder selbst 550 m. Hiernach können im Becken 93 Schiffe unterkommen, während an den nutzbaren Ufern, in einfacher Reihe liegend, etwa 40 Schiffe gleichzeitig werden löschen und laden können. Tie Sohle des Hafen⸗ beckens soll auf + 107 m N. N., d. h. so tief gelegt werden, daß beladene Schiffe, die bei stark abfallendem Wasser in der Oder Gefahr laufen, festzukommen, in dem Hafenbecken noch immer 1,74 m Wassertiefe finden, selbst wenn der bis jetzt beob⸗ achtete niedrigste Wasserstand von + 108,74 m N. N. eintreten sollte. — b. Einen massiven sechsgeschossigen, unterkellerten Kornspeicher von 100/25 m Grundfläche mit einer Aufnahme⸗ fäbigkeit von 20 000 t; sein Fassungsraum soll so eingerichtet werden, daß z der Räume für Bodenlagerung und P für Silozellen Ver⸗ wendung finden. — Ferner c. Zwei Schuppen von je 100/25 m für Düngemittel und Oele, sowie für Stückgüter, nebst fahrbaren elektri⸗ schen Laufkrähnen; d. einen Zuckerschuppen von 100/15 m nebstKrahn; e. eine Kohlenkippe und f. Freilagerplätze. Außer den an den Ufern freibleibenden Plätzen stehen große Flächen, welche für die künftige Hafenerweiterung vorgesehen sind, zur Verfügung. — Die maschinelle Ausrüstung für den Betrieb sämmtlicher beweglichen Krähne, der Aufzüge, Drehscheiben und Spills geschieht durch Elektromotoren; ebenso ist durchweg elektrische Beleuchtung vorgesehen Die Kosten des Erwerbs des erforderlichen Terrains belaufen sich auf 500 000 ℳ; die Kosten der Bauarbeiten und der inneren Einrichtung sind au 5 500 000 ℳ veranschlagt, die der bis jetzt ausgeführten Arbeiten be⸗ tragen 1 Million Mark. Nach der Ausführung des gedachten Plans soll eine Erweiterung der Hafenanlagen nach Maßgabe der steigenden Entwickelung der Verkehrsverhältnisse in der Weise stattfinden, daß der Hafen schließlich vier Becken mit 108 000 qm Wasserfläche und 4525 m nutzbarer Uferlänge sowie eine 42 000 qm große Grund- fläche für Lagerhäuser und Lagerschuppen umfassen wird. Die Ge⸗ . des Baues werden sich alsdann auf 9 630 000 ℳ er⸗ eben.
Der Umbau des früheren Ständebhauses zum Kunst⸗ gewerbe⸗Museum ist bis auf den inneren Ausbau beendet
Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßzregeln.
Nach einer Verordnung des Gesundheitsraths in Montevideo vom 11. Februar d. J. unterliegen die von Rio de Janeiro und Santos dort anlaufenden Schiffe, sowie auch solche, welche die genannten Häfen auf ihrer Reise nach Montevideo berührt haben, einer 48stündigen Beobachtung. Die Reisenden, deren Ziel Montevideo ist, werden dieser Beobachtung auf der Quarantäne⸗Insel Flores unterworfen. Beim Verlassen der Insel erhalten dieselben einen Gesundheitspaß und unterliegen dann an Land noch weitere fünf Tage einer sanitären Beobachtung. Die Effekten der Reisenden werden auf der erwähnten Insel desinfiziert. Ebenso werden auch die Schiffe, welche dem freien Verkehr übergeben werden sollen, vorher desinfiziert.
egelschiffe, deren Reisedauer weniger als acht Tage betragen hat, sind ebenfalls zu desinfizieren und bleiben bis zur Vollendung der acht Tage unter sanitärer Beobachtung. Schiffe, deren Reisedauer acht Tage übersteigt, werden nach der Desinfektion freigelassen. Die Ladung und Korrespondenz aller Schiffe soll unbeanstandet gelandet werden können. Schiffe, welche mit Gelbfieberkranken an Bord in Montevideo eintreffen, oder solche, welche Gelbfieberkranke während der Fahrt dorthin an Bord gehabt haben, werden in jedem einzelnen Fall einer besonderen Quarantäne unterworfen.
ie Verordnung ist mit ihrer Veröffentlichung in Kraft getreten.
Zufolge Beschlusses der indischen Regierung sind seit dem 23. v M. in Aden, Madras und Rangoon für Herkünfte von Kalkutta wegen der dort vorgekommenen Pestfälle die auf die Pest bezüglichen Vorschriften der Sanitäts⸗Konvention zu Venedig in
Kraft gesetzt worden.
Konstantinopel, 23. März. (W. T. B.) Vorgestern sind in Djeddah 4 Personen an der Pest gestorben.
8 Verkehrs⸗Anstalten.
Bremen, 23. März. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Dampfer „Königsberg“, nach Ost.⸗ Asien best., 22. März in Port Said angek. „Stolberg“, nach Ost⸗Asien best., 22. März in Hongkong an⸗ gekommen. 1
— 24. März. (W. T. B.) Dampfer „Halle“, v. La Plata kommend, 22. März Las Palmas passiert. „Dresden“, v. Baltimore kommend, 22. März auf der Weser angek. „Arensburg“, n. Brasilien best., 22. März in Pernambuco angek. „Sachsen“, v. Ost⸗Asien kommend, 23. März in Suez angek. „Wittenberg“ 23. März Reise v. Moji n. Hongkong fortges. „Stuttgart“ 23. März Reise v. Neapel n. Port Said fortgesetzt. .
Hamburg, 23. März (W. T. B.) Hamburg⸗Amerika⸗Linie. Dampfer „Andalusia“ heute in Singapore, „Pennsylvania,“ v. New York kommend, in Hamburg angek. „Auguste Viectoria“ gestern von Neapel n. Genua, „Strathgarry“ v. Baltimore n. Hamburg, „Suevia“ heute v. Moji n. Hongkong abgeg. „Sarnia“, v. Ost⸗Asien kommend, gestern Gibraltax passiert.
Der Dampfer „Bulgaria“ ist nach beendeter Reparatur in Be⸗ gleitung des Dampfers „Hungaria“ beute Morgen um 7 Uhr von Punta Delgada auf den Azoren abgegangen. b1
London, 23. März. (W. T. B.) Castle⸗Linie. Dampfer „Tintagel Castle“ gestern auf Heimreise in Plymouth angekommen.
VS. Dampfer „Scott“ gestern auf Heimreise von Kapstadt abgegangen. 8
hge. 1ig ge⸗ 23. März. (W. T. B.) Holland⸗Amerzka⸗ Linie. Dampfer „Amsterdam“ heute v. Rotterdam n. New York⸗ abgegangen.
FTheater und Musik.
Im Köͤniglichen Opernhause wird morgen Smetana's Oper „Die verkaufte Braut“' gegeben. Hierauf folgt das Ballet „Vergiß⸗ meinnicht“.
Im Koͤniglichen Schauspielhause gelangt morgen Hugo Lubliner’s Lu piel Das fünfte Rad“ unter Mitwirkung der Damen Schramm, Sperr, SGandow, Mallinger und der Herren Vollmer,
Kraußneck, Hertzer, Keßler, Hartmann und Krüger zur Aufführung.
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