1899 / 72 p. 5 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 24 Mar 1899 18:00:01 GMT) scan diff

richtig und Widerspruch.) Aber für diese Provinzen sind glücklicher Weise und geben jetzt eine gewisse Kompensation die Land⸗ und Heer⸗ straßen. Sie hätten damals mit einem kleinen Betrage zur Ablösung gebracht werden können und jetzt werden die drei Provinzen Ost⸗ preußen, Westpreußen und Posen dafür etwa 25 Millionen Mark gezahlt erhalten. Das ist doch ein sehr angenehmer Ausgleich.

Bei dem Dispositionsfonds der Ober⸗Präsi⸗ denten in Posen und Westpreußen erneuert

Herr von Zoltowski den Protest der Polen gegen das An⸗ ssedelungswerk. 8 Fürst von Hatzfeldt: Das Ansiedelungswerk hat eine Be⸗ deutung über die Provinzen Posen und Westpreußen hinaus. Die polnische Agitation ist keine nationale, sondern eine eeg. Gerade ihr gegenüber ist die Ansiedelungsarbeit von großem zerthe. Ich will nicht den Großgrundbesitz vernichten; aber es ist eine richtige Politik, wenn man einen Theil davon aufgiebt, um den Rest um so besser zu erhalten. Denn der Großgrundbesitz hat noch eine bedeutende Aufgabe zu erfüllen. Die Polen würden mit der Ansiedelungskommission nicht so unzufrieden sein, wenn sie nicht eine politische Seite hätte. Ich wünschte, daß die anderen östlichen Provinzen auch des Segens der Ansiedelungskommission theilhaftig würden Wir dürfen es nicht dulden, 8 weite Landstriche brach liegen. Cäsar siedelte seine Veteranen auf den Latifundien an und machte dadurch das römische Reich wieder auf zwei Jahrhunderte lebensfähig Der Deutsche Orden übte seine kolonisatorische Thätigkeit im europäischen Osten. Die Landwirthschaftskammer der Provinz Schlesien hat sich im vorigen Jahre der Aufgabe unterzogen, diejenigen Maß⸗ nahmen zu erörtern, welche geeignet wären, dem Arbeitermangel ab⸗ zubelfen, und dabei ist sie zu dem Schlusse gekommen, daß eine zielbewußte, große kolonisatorische Thätigkeit nothwendig sei. Es wird darauf ankommen, ganz kleine Stellen von einem halben Hektar zu schaffen, ferner Stellen von 5 Hektaren, welche das Minimum des zu einer selbständigen Existenz Erforderlichen bilden. Es wäre aber ein Fehler, hierbei stehen zu bleiben; es müssen auch spannsähige Stellen geschaffen werden. Die Reformgesetze aus dem Anfange des Jahrhunderts haben den Bauer und die von der Scholle losgelösten Arbeiter geschaffen; die letzteren sind ihrer Heimath fremd ge⸗ worden. Diese Heimath sollte man ihnen durch die Möglichkeit des Eigenbesitzes wiedergeben. Daß Arbeiter vorhanden sind, welche nach dem Osten zur Ansiedelung gehen, zeigen die Erfahrungen der Ansiedelungskommission. Das Rentengutsgesetz reicht nicht aus; das Privatkapital vermag solche Ansiedelungen nicht zu schaffen. Ich kann wohl annehmen, daß die Regierung einer Ausdehnung der Thätigkeit

der Ansiedelungskommission auf die anderen Provinzen nicht ablehnend gegenüberstehen wird. Ich hoffe, es wird beim Erwägen nicht bleiben, man wird es auch wagen, und ich möchte dringend bitten, daß die Staatsregierung die geeigneten Schritte zur Ausdehnung des An⸗ siedelungswesens in die Wege leitet.

Herr von Bemberg⸗Flamersheim hält die Seßhaftmachung der ländlichen Arbeiter nicht für zweckmäßig für den Westen, weil dort die angesiedelten Arbeiter ihre Kräfte nicht den anderen Grundbesitzern zur Verfügvng stellten. Trotzdem halte er eine Kolonisation für dringend nothwendig, und zwar im nationalpolitischen Interesse. ste Minister für Landwirthschaft ꝛc. Freiherr von Hammer⸗ tein:

Meine Herren! Ich bemerke vorab, zu der angeregten Frage kann ich nur meine persönliche Ansicht darlegen, da das Staats⸗ Ministerium zu der angeregten Frage noch nicht Stellung nahm. Ich bin daher nicht in der Lage, mich darüber zu äußern, ob das Staats⸗ Ministerium bereit sein würde, auf eine so weittragende Idee, wie sie von Seiner Durchlaucht dem Fürsten Hatzfeldt angeregt ist, weiter einzugehen.

Meine Herren, wenn ich den Darlegungen richtig gefolgt bin, so hat Seine Durchlaucht der Fürst Hatzfeldt ausgeführt, die Ansiede⸗ lungskommission in Posen sei zwar im wesentlichen für politische Zwecke in den östlichen Provinzen errichtet, habe aber auch in wirth⸗ schaftlicher Richtung sehr günstige Erfolge erzielt. Es sei daher zu erwägen, ob man nicht auch für die anderen östlichen Theile der Monarchie vornehmlich aus wirthschaftlichen Gründen denselben Weg betreten solle, den man lediglich aus politischen Gründen mit der An⸗ siedelungskommission für die polnischen Landestheile betreten babe. Wenn ich dann weiter den Darlegungen des Fürsten richtig gefolgt bin, hat er zwei Ziele bezeichnet, welche er mit dieser seiner An⸗ heimgabe verfolgen will: einmal eine richtigere agrarische Ver⸗ theilung des Grundbesitzes im allgemeinen, und zweitens die Beseitigung der Arbeiter⸗ und Gesindenoth durch Errichtung kleiner Arbeiterstellen, eine Kalamität, welche übrigens in allen Theilen der Monarchie, nicht allein in den östlichen Provinzen, vorhanden ist. Den letzten Punkt will ich zunächst behandeln.

Die Anheimgabe, Mittel des Staats zur Verfügung zu stellen, um der Arbeiternoth zu steuern, hat, wie Seine Durchlaucht Fürst Hatzfeldt richtig ausgeführt hat, bereits der Staatsregierung zur Er⸗ wägung vorgelegen. Einstweilen hat man sich noch nicht überzeugen können, daß eine Beseitigung der Arbeiter⸗ und Gesindenoth auf dem vorgeschlagenen Wege zu erreichen sei, theilweise aus den Gründen, welche Herr von Bemberg ausgeführt hat. Die Landwirthschaftskammer beantragt für die Errichtung kleiner Arbeiterstellen, wenn ich mich recht entsinne, den Betrag von 20 000 Daß damit ein nennenswerther Erfolg nicht zu erzielen war, lag klar zu Tage. Mit Herrn von Bemberg erachte ich es für äußerst zweifel⸗ haft, ob man auf diesem Wege überall der Arbeiternoth oder auch einzelnen Auswüchsen der Freizügigkeit begegnen kann. Ich muß dem Herrn von Bemberg Recht geben, daß, weil die Arbeiternoth in den westlichen Landestheilen, wo eine sehr dichte Bevölkerung ist, wo eine unbedingte Theilbarkeit des Grundbesitzes besteht, wo, wie Herr von Bemberg ausgeführt hat, jeder in der Lage ist, sich ein eigenes Heim zu begründen, eine eigene Scholle zu besitzen, daß dort die Auswüchse der Freizügigkeit ebenso hervorgetreten sind wie in den östlichen Landestheilen, daß dort die Arbeiter⸗ und Leute⸗ noth ebenso wie in den östlichen Landestheilen besteht; einstweilen bin ich geneigt, die Frage zu verneinen. Uebrigens würde durch Aende⸗ rung der Rentengutsgesetzgebung auch die Errichtung kleiner Arbeiter⸗ stellen gefördert werden können. Zum tbeil legen schon jetzt Privat⸗ gesellschaften, welche mit Grundstücksparzellierungen sich befassen, viel⸗ fach kleinere Arbeiterstellen aus. Ich verlasse diese Frage, weil ich glaube, daß ohne eingehendere Prüfung weder die Staatsregierung noch das hohe Haus zu dieser außerordentlich schwierigen Frage Stellung nehmen kann. Ich gehe nun zu dem zweiten Ge⸗ sichtspunkte, den Herr Fürst von Hatzfeldt hervorgehoben hat, über. Mit den nach dieser Richtung gemachten Darlegungen des Fürsten Hatzfeldt bin ich vollkommen einverstanden. Ich habe früher bereits Gelegenheit gehabt, meine persönliche Anschauung zu dieser Frage hier im Hause zum Ausdruck zu bringen. Eine richtige, den Zeitbedürf⸗ nissen, den wirthschaftlichen Verhältnissen entsprechende Vertheilung des der Land⸗ und Forstwirthschaft dienenden Grundbesitzes in der Monarchie herbeizuführen, ist stets Ziel der Agrarpolitik der sämmt⸗ lichen Fürsten aus dem Hohenzollernhause gewesen. Die Staats⸗

regierung verfolgt solches Ziel mit entsprechenden Maßnahmen auf dem Gebiet der Gesetzgebung wie der Verwaltung.

Dies Ziel läßt klar und bestimmt erkennen die Rentengutsgesetzgebung, welche vornehmlich einen gesunden mittleren Grundbesitz da schaffen soll, wo derselbe fehlt. Es ist, wie ich schon vorhin erwähnte, zu er⸗ wägen, ob man auch Schaffung von Kleingrundbesitz, von Arbeiter⸗ stellen zur Aufgabe der Rentengutsgesetzgebung macht. Nicht zu bestreiten ist, daß der Weg, welchen bisher die Staatsregierung be⸗ treten hat, nur langsam zum Ziele führt und daß die Ausführung der Gesetzgebung eine besonders schwierige ist. Bei den ersten Versuchen, welche mit der Rentengutsgesetzgebung gemacht sind, sind z. B. im Bezirk der General⸗Kommission Bromberg, auch in anderen öst⸗ lichen Provinzen, wie ich glaube, große Fehler gemacht, da⸗ durch Mißerfolge erzielt worden. Ich glaube aber, daß die Lehrzeit überwunden ist, daß die ausführenden Behörden jetzt darüber sich klarer sind, auf welchem Wege einigermaßen der Erfolg gesichert ist. Die dauernde Erhaltung des geschaffenen mittleren Besitzes sichert dann das dafür geschaffene Anerbenrecht. Kurzum ich glaube, daß wir über die Fehlerzeit einigermaßen hinaus sind, und daß sich diese Gesetzgebung günstig weiter entwickeln wird.

Herr Fürst Hatzfeldt geht aber einen Schritt weiter; er sagt, die Gesetzgebung allein genügt nicht, um rasch zum Ziel zu gelangen; er verlangt, daß der Staat, ähnlich wie es aus politischen Gründen mit der Ansiedelungs⸗Kommission in der Provinz Posen gemacht ist, auch Ansiedelungen auf Staatskosten in den übrigen östlichen Pro⸗ vinzen zu rein wirthschaftlichen Zwecken schaffen soll.

Meine Herren, nach den mit der Ansiedelungs⸗Kom⸗ mission für politische Zwecke gemachten Erfahrungen, würde der Staat, wenn er eine Summe von 100 Millionen für diesen Zweck zur Verfügung stellte und die Verhältnisse sich ferner so günstig gestalteten, wie das bisher bei der schon bestehenden An⸗ siedelungskommission der Fall war, jährlich an Zinsen der 100 Mil⸗ lionen etwa 1 Million einbüßen. Es ergiebt sich das daraus, daß der von der Ansiedelungskommission bisher erworbene und besiedelte Grundbesitz durchschnittlich etwa 2 ½ % Ertrag liefert, also bei einem zur Zeit geltenden Zinsfuß von 3 ½ % 1 % Verlust ergiebt. Wenn mit Opferung von jährlich 1 Million ein so großes wirthschaftliches Ziel zu erreichen ist, so würde das finanzielle Opfer vielleicht gerechtfertigt erscheinen. Auch darüber, meine Herren, bin ich zweifellos, daß die Maß⸗ nahme allgemein wirthschaftlich zweckmäßig und richtig sein würde. Dem Osten der Monarchie und unter Osten verstehe ich wesentlich das Gebiet zwischen der Oder und der russischen Grenze fehlt es an Menschen, es ist eine zu wenig dichte Bevölkerung vorhanden und an Kapital, namentlich an Betriebskapital. (Sehr richtig!) Beiden Zielen würde meines Erachtens die Maßnahme zuführen. Einmal würden die 100 Millionen im wesentlichen den östlichen Grundbesitzern zufließen, welche ganz oder zum theil ihren Grund⸗ besitz zum gedachten Zweck veräußern. Dadurch würde vielen Grund⸗ besitzern das fehlende Betriebskapital zugeführt, eine Schuldentlastung gewährt. Kurzum, 100 Millionen Kapital würden dem Gebiet zu⸗ geführt und dort werbend wirken. Manche Besitzung, die sich jetzt nicht mehr halten kann, würde dadurch vielleicht wieder saniert werden. Andererseits würden, wenn die Maßnahme gelingt und daß sie gelingen würde, halte ich nach den Erfahrungen, die mit der Ansiedelungskommission für politische Zwecke gemacht sind, für richtig, dem Osten mehr Menschen zugeführt werden. Nun könnte man sagen: woher werden denn die Menschen genommen? Ich darf daran erinnern, daß vor wenigen Tagen im Abgeordnetenhause aus dem Westen Klage darüber geführt wurde, daß man den Westen anfange zu entvölkern, um den Osten stärker zu bevölkern. Meine Herren, ist denn erforderlich, die Ansiedlung auf solche Leute zu be⸗ schränken, welche der preußischen Monarchie angehören? Ich würde es für kein Unglück halten, wenn z. B. Letten, Oesterreicher oder An⸗ gehörige anderer Herren Länder sich auf preußischem Gebiet eine ge⸗ sunde Existenz schaffen, vorausgesetzt, daß sie auf deutsch⸗nationalem Standpunkte stehen. Außerdem glaube ich auch kaum, daß es ein nationales Unglück ist, wenn der stark bevölkerte Westen einige Prozent seiner Bevölkerung an den Osten abgiebt. Damit hört dann vielleicht die dort noch vielfach eintretende Abwanderung nach Amerika auf, weil hier ein festes Heim in Deutschland geboten wird. Meine Herren, wenn ich im Großen und Ganzen also rücksichtlich des zweiten Punktes mit den Zielen des Fürsten Hatzfeldt grundsätzlich einverstanden bin, wenn ich ferner glaube, daß das finanzielle Opfer unter Umständen, wenn man Großes damit erreicht, für den Staat nicht ugerschwinglich sein würde, so halte ich es für erwähnungswerth, daß der Staat dieser Frage ernstlich näher tritt, bevorworte aber ausdrücklich, daß es meines Erachtens unrichtig sein würde, wollte man mit solchen Maßnahmen Auftheilung und Beseitigung des östlichen Großgrundbesitzes erstreben. Meines Erachtens würde dies Ziel ein falsches sein. Das Richtige kann ich nur darin erkennen, daß ein richtiges Verhältniß zwischen Groß⸗ grundbesitz, mittlerem und Kleingrundbesitz geschaffen wird. Verkehrt würde für den Osten die zu umfangreiche Bildung von Kleinbesitz sein, wie solcher in denjenigen Theilen der Monarchie geschaffen ist, wo eine unbedingte Theilbarkeit besteht. Das würde ich für den Osten noch für schlimmer halten als zu ausgedehnten Großgrundbesitz, schon weil klimatische und Bodenverhältnisse und alles, was damit zu⸗ sammenhängt, Mangel an Industrie u. s. w. eine zu weitgehende Ver⸗ theilung und Zersplitterung des Grundbesitzes in den östlichen Pro⸗ vinzen gefährlich machen. Daneben bin ich auch der Meinung, daß gegen die Beseitigung oder zu wesentliche Einschränkung des Groß⸗ grundbesitzes in den östlichen Provinzen Gründe allgemeiner Natur, politischer, sozialpolitischer, wirthschaftlicher, vielleicht auch strategischer Natur, sprechen. Ich stehe ferner auf dem Standpunkt, daß der Groß⸗ grundbesitz wegen der größeren Intelligenz der Besitzer für die Selbstverwaltung, für rationellen landwirthschaftlichen Betrieb schon als Pionier unentbehrlich ist. Der Großgrundbesitz muß gewissermaßen im Osten das Rückgrat der ganzen Agrar⸗ vertheilung sein und bleiben. (Sehr richtig! Bravo!) Also meine Herren, meine persönliche Auffassung zu dieser Frage geht dahin: es ist zu streben, daß dem Osten mehr Menschen, mehr Kapital zugeführt werden; damit, glaube ich, können die Herren im hohen Hause sich alle einverstanden erklären, und ich meine ferner, daß der vom Fürsten Hatzfeldt zur Erreichung solchen Zieles empfohlene Weg sehr erwägenswerth ist. Es darf aber nicht damit erstrebt werden, den Großgrundbesitz zu beseitigen oder zu wesentlich ein⸗ zuschränken, sondern das Ziel muß sein, eine den allgemein wirth⸗ schaftlichen, den gegenwärtigen landwirthschaftlichen, politischen und sonstigen Verhältnissen entsprechende Vertheilung des Grundbesitzes

in Groß⸗, Mittel⸗ und Kleinbesitz herbeizuführen. Nicht soll ein

Kampfgesetz gegen den Großgrundbesitz, höchstens gegen eine zu starke

Latifundienbildung stattfinden. Namens der Staatsregierung glaube ich erklären zu dürfen, daß sie diese Frage von so eminenter Bedeutung, wie schon bisher, auch

ferner sorgsam im Auge behalten und erwägen, und dabei die in der

heutigen Verhandlung hervorgetretenen wesentlichen Gesichtspunkte sorgsam prüfen und berücksichtigen wird. (Bravo!)

Die Ausgaben des Finanz⸗Ministeriums werden genehmigt, ebenso die von der Kommission beantragte Resolution.

Zu den Ausgaben des Kriegs⸗Ministeriums haben die Herren von Below⸗Saleske und Freiherr von Man⸗ teuffel den Antrag gestellt:

Die Königliche Staatsregierung wird ersucht, dahin zu wirken, daß seitens der Militärverwaltung nicht mehr wie bisher bei Ein⸗ käufen von landwirthschaftlichen Produkten die kommunalen Markt⸗ notizen des Garnisonorts zu Grunde gelegt werden, sondern die Notizen der landwirthschaftlichen Zentralstelle, und zwar so lange,

als amtliche Börsennotizen für die betr. Gegenden auestehen.

Der Antrag wird ohne Debatte angenommen. 8

Beim Etat des Ministeriums des Innern bringt

Graf von Hutten⸗Czapski die Verhandlungen des Reichstages über die Kriegervereine zur Sprache. Daß die Sozial⸗ demokraten als Freunde des Umsturzes in den Kriegervereinen nicht geduldet werden dürften, sei selbstverständlich. Damit werde auch die Regierung einverstanden sein. Weiter darf man aber, fährt Redner dann fort, nicht gehen, ohne den Grundsatz zu ver⸗ letzen, daß die Kriegervereine an der eigentlichen Parteipolitik sich nicht berheiligen dürfen. In einigen Vereinen bringen politische und kon⸗ fessionelle Tendenzen in ihrer Zuspitzung es mit sich, Minoritäten aus⸗

zustoßen. Auch Beamte sollen Politik in die Kriegervereine hinein⸗

zubringen versucht haben. Ein Kreis⸗Sekretär hat einen Verein zum Bericht darüber aufgefordert, ob gewisse Mitglieder zur freisinigen Partei sich bekennen. Man soll eine Partei, welche formell auf dem Boden der bestehenden Gesellschafts⸗ ordnung steht, nicht mit den Sozialdemokraten in einen Topf werfen. Eine solche untergeordnete Behörde darf keine eigene Politik treiben. Solche Mißgriffe können vorkommen; aber der Minister wird sie wohl für die Zukunft unmöglich machen. Der Kriegerbund hat auch die Gleichberechtigung aller bürgerlichen Parteien ausdrücklich anerkannt.

Der Etat des Ministeriums des Innern wird genehmigt.

Ueber den Etat der Ansiedelungskommission berichtet Herr von Graß⸗Klanin.

Der Etat wird ohne Debatte genehmigt.

Bei dem Kapitel „Gewerbliches Unterrichtswesen“ im Etat der Handels⸗ und Gewerbeverwaltungspricht sich

Ober⸗Bürgermeister Bender⸗Breslau mißbilligend darüber aus, daß auf diesem Gebiete noch zu viel experiwentiert und studiert werde. Es fehle noch an den für diesen Unterrichtszweig ausgebildeten Lehrern; selbst im Handels⸗Ministerium sei ein tüchtiger Techniker für dieses Fach nicht vorhanden. Es müßten Sachverständige vor⸗ handen sein, die ein Zusammenwirken der Fortbildungs⸗ und der Fach⸗ schulen herbeiführen könnten, bei denen man sich Rath holen könne.

Auf eine Anfrage des Grafen zu Inn⸗ und Knyp⸗ hausen erwidert der Minister für Handel und Gewerbe Brefeld:

Meine Herren! Gestatten Sie mir zunächst auf die Frage des Herrn Grafen zu Knyphausen zu antworten, die sich auf die Handwerks⸗ kammer zu Osnabrück bezieht. Er hat, wie ich höre, den Wunsch ausgesprochen, daß man neben der Handwerkskammer in Osnabrück eine besondere Handwerkskammer in Aurich einrichte, und wenn das nicht angängig sei, dann wenigstens eine Abtheilung der Handwerks⸗ kammer von Osnabrück speziell für Aurich einrichte. Es hat seiner Zeit, als es sich um die Einrichtung der Handwerkskammer für die Provinz Hannover handelte, eine Konferenz in Hannover selbst statt⸗ gefunden unter Leitung des Ober⸗Präsidenten, an der auch Ministerial⸗ Kommissare und aus verschiedenen Theilen der Provinz Hannover Vertreter theilgenommen haben. Dort wurde die Frage eingehend erörtert, wie die Handwerkskammern in Hannover eingerichtet werden sollten, ob es zweckmäßig sei, für die ganze Provinz eine Handwerks⸗ kammer mit Lokalabtheilungen für einzelne Bezirke einzurichten oder mehrere Kammern für die einzelnen Theile der Provinz. Nach einer sehr ausführlichen Erörterung dieser Frage kam man dahin, daß es sich weniger empfehle, eine Handwerkskammer mit Lokalabtheilungen zu errichten, sondern daß es sich empfehle, vier Kammern in der Provinz Hannover einzurichten: eine in der Stadt Hannover, eine, in Hildes⸗ heim, eine in Harburg für Stade und Lüneburg, eine in Osnabrück für Osnabrück und Aurich. So ist es gekommen, daß dem Wunsche des Herrn Grafen von Knyphausen damals nicht Rechnung getragen werden konnte. Jetzt ist es auch wohl nicht mehr angängig. Denn es wird dringend gewünscht, daß mit der Einrichtung der Handwerks⸗ kammern vorgegangen wird, umsomehr, als in Süddeutschland bereits überall die Errichtung der Kammern vorbereitet ist und der dringende Wunsch besteht, daß die Sache auch in Norddeutschland zum Abschluß kommt.

Dagegen würde ich es für angängig halten, den zweiten Wunsch des Herrn Grafen zu berücksichtigen, also für Aurich eine besondere Abtheilung der Handwerkskammer in Osnabrück einzurichten. Dieser Unterabtheilung würden die besonderen Fragen zuzuweisen sein, die gerade den Bezirk Aurich betreffen. Damit würde vorläufig dem Wunsche der Betheiligten Rechnung getragen werden.

Wenn ich nun noch kurz auf die Ausführungen des letzten Herru Vorredners eingehen darf, so muß ich anerkennen, daß die Einrichtungen unseres Fortbildungsschulwesens in mancher Beziehung noch zu wünschen übrig lassen. Ich glaube aber doch, daß die Ausstellungen, die der Herr Vorredner machte, nur zum theil begründet sind. Zunächst ist er der Meinung gewesen, es wären in der Zentralstelle nicht Fach⸗ männer vorhanden, die sich mit dem Fortbildungs⸗ und Fachschul⸗ wesen beschäftigen und aus eigener Erfahrung diese Frage zu be⸗ urtheilen im stande wären. Diese Voraussetzung ist nicht zutreffend. Thatsächlich sind in der Zentralstelle drei Fachmänner vorhanden: einer für die Baugewerksschulen, einer für die Maschinenbauschulen und einer für das Fortbildungsschulwesen, also drei Fachmänner, die in diesen Fragen sehr bewandert sind und einen anerkannten Ruf ge⸗ nießen. Sie sind für den Zweck einberufen worden, um diese Fragen

in vetabelktat 1“

(Schluß in der Zwekt

(Sehr richtig!)

jetzt nicht mehr drängen.

der Tagesordnung abzusetzen. Mehrheit des

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zum Deutschen Reichs⸗

72.

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Zweite Beilage

nzeiger und Königlich Preußische

Berlin, Freitag, den 24. März

(Schluß aus der Ersten Beilage.)

Waz die unteren Instanzen betrifft, die Regierungen, so ist nicht

zu verkennen, daß es auf die Dauer nöthig sein wird, auch bei den Regierungen Vorsorge zu treffen, daß dort eine fachmännische Kraft speziell das fachgewerbliche und Fortbildungsschulwesen bearbeitet. Es ist auch in Aussicht genommen worden, nach dieser Richtung allmählich vorzugehen. Das kann nicht mit einem Mal geschehen, weil wir nicht gleich überall die nöthigen Kräfte haben. Wir haben in dem Etat Mittel vorgesehen vorläufig für die kommissarische Besetzung mehrerer Stellen —, die wir in der Weise verwenden wollen, daß wir an drei verschiedenen Regierungen je einen Beamten mitder Bearbeitung dieser Angelegenheiten beauftragen, sodaß dieser aber nicht bloß für den einen Regierungsbezirk, sondern auch für verschiedene andere Bezirke den Auftrag erhält, sich um das gewerbliche Fach⸗ und Fortbildungsschul⸗ wesen in dem betreffenden Bezirk zu bekümmern und geeignete Vor⸗ schläge zu machen. In dieser Weise wollen wir eine Dezentralisation nach dem Wunsche des Herrn Vorredners allmählich herbeiführen, die, wie ich anerkenne, auf die Dauer nicht zu vermeiden ist.

Was die Ausbildung der Lehrer anbetrifft, so ist es richtig, daß die Elementarlehrer nicht immer und nicht ohne weiteres geeignet sind, um in richtiger und vollkommener Weise das Fortbildungsschulwesen zu übernehmen. Wir haben dadurch zu helfen gesucht, daß wir be⸗ sondere Ausbildungskurse für die Lehrer eingerichtet haben, und nicht nur für den Zeichen⸗, sondern auch für den deutschen und Rechen⸗ unterricht, um dem Elementarlehrer Gelegenheit zu geben, diejenigen Kenntnisse nachträglich zu erwerben, die gerade für den Fortbildungs⸗ schulunterricht erforderlich sind. Wir haben bisher auch recht gute Erfolge hiermit erzielt. Ob man noch einen Schritt weiter gehen und besondere Anstalten für die Ausbildung dieser Lehrer einrichten wird, das ist eine Frage, über die wir uns bisher nicht schlüssig ge⸗ macht haben. Es hat auch, wie gesagt, ein Bedürfniß nach dieser Richtung bisher nicht vorgelegen.

Beim Etat der Staats⸗Archive erklärt auf eine An⸗ regung des Grafen von Pückler⸗Burghauß

ein Regierungs⸗Kommissar, daß die Gehälter der Staats⸗ Archivare bei der allgemeinen Gehaltsaufbesserung ebenfalls berück⸗ sichtigt worden sind.

Beim Etat der Ober⸗Rechnungskammer spricht

Graf von Hutten⸗Czapski seine Befriedigung darüber aus, daß ein ehemaliger Ober⸗Präsident an die Spitze der Ober⸗Rechnungs⸗ kammer berufen worden sei; der Chef dieser Behörde müsse den Chefs der Provinzial⸗Verwaltung gleichgestellt sein. Redner fordert für die Stelle eine Zulage von 3000

Vize⸗Präsident des Staats⸗Ministeriums, Finanz⸗Minister Dr. von Miquel:

So sehr die Königliche Staatsregierung bedauert, daß diese Repräsentationszulage als solche war sie bezeichnet, ebenso wie die sogenannten Stellenzulagen bei den Ober⸗Präsidenten doch auch that⸗ sächlich nichts sein sollten, als eine Repräsentationszulage vom Abgeordnetenhause abgelehnt ist, so wenig bin ich in der Lage, die Wiederherstellung dieses ursprünglichen Vorschlages der Regierung für den nächstjährigen Etat in Aussicht zu stellen. (Bravo!) Ob es richtig war, diese Repräsentationszulage abzulehnen, lasse ich dahin⸗ gestellt sein. Das Abgeordnetenhaus ist damals davon ausgegangen, daß die Ober⸗Präsidenten doch eine ganz andere Repräsentation zu leisten haben als der Chef der Ober⸗Rechnungskammer, und hatte Bedenken dagegen, auch für Stellen dieser Art eine solche Repräsen⸗ tationszulage zu geben. Ich bin aber sehr bedenklich dabei, nachdem wir eben uns entschlossen haben, die ganze Beamtenbesoldungsfrage als abgeschlossen zu erklären, nachdem auch aus dem hohen Hause in dieser Beziehung eine sehr erfreuliche Resolution vorliegt, gerade mit iner der höchsten Stellen in der ganzen Beamtenhierarchie eine Aus⸗

ahme zu machen. Das scheint mir üble Konsequenzen zu haben. Ich würde eine solche Stellenzulage allerdings auch heute nicht ablehnen, ich würde mich wohl der Meinung zuneigen, diese Repräsentationszulage für den Chef der Ober⸗Rechnungs⸗ ammer durchaus angebracht wäre; aber ich kann meinerseits eine besondere Aussicht für den nächsten Etat in dieser Beziehung nicht eröffnen. Es würde übrigens in solchem Falle bei den unteren Beamten heißen: Ja, oben macht Ihr von Euren Grundsätzen eine Ausnahme und bei uns bleibt Ihr stehen. Man muß auch solche mponderabilien bei der Sache berücksichtigen. (Zustimmung.)

Graf von Zieten⸗Schwerin glaubt der Ansicht des Grafen

Hutten⸗Czapski widersprechen zu müssen; es sei jetzt ein Abschluß

emacht worden; die Häuser des Landtages sollten die Regierung An dieser Stelle sei dies am wenigsten

bracht. Der Etat der Ober⸗Rechnungskammer wird genehmigt. Um 3 ¾ Uhr wird die weitere Berathung des Staats⸗

haushalts⸗Etats bis Freitag 11 Uhr vertagt.

Haus der Abgeordneten. 8 52. Sitzung vom 23. März 1899. 8 Ueber den ersten Theil der Sitzung ist schon berichtet

worden.

Das Haus geht zur Berathung von Petitionen über. Dr. Rößler, Vorsitzender des Frankfurter Friedensvereins in

Frankfurt a. M., petitioniert um andere Behandlung des Ge⸗ schichtsunterrichts in den Volks⸗ und Mittelschulen und den höberen Lehranstalten. 1 schichtsbüchern die Geschichte der Kriege nur in allgemeinen Umrissen, die Kulturgeschichte dagegen ausführlich behandelt werden.

Es solle in den Lese⸗ und Ge⸗

Die Unterrichtskommission beantragt, über die Petition

zur Tagesordnung überzugehen.

Abg. Dr. Hirsch (fr. Volksp) beantragt, die Berathung von Dieser Antrag findet jedoch nicht die auses.

Abg. Dr. Stockmann Ifr. kons.) berichtet über die Verhandlungen

der Kommission. Diese habe die ideale Seite des Antrags nicht verkannt. Die Kriege seien aber nicht aus der Welt zu schaffen. Unser Volk 8 n. 8 eins der friedlichsten, und es sei garnicht nöthig, den Kindern erst no

Friedensliebe einzupflanzen. Die Kriegsgeschichte könne nicht

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vernachlässigt werden, wenn man überhaupt noch Weltgeschichte, nicht ausschließlich Kulturgeschichte treiben wolle.

Abg. Dr. Hirsch führt aus, daß die Petition durch das Friedens⸗ manifest des Kaisers von Rußland eine aktuelle Bedeutung gewonnen habe. Die Friedensbewegung mache immer weitere Fortschritte. Dieses Thema sei so wichtig, daß er vor so schwach besetztem Hause darauf nicht eingehen wolle. Er müsse aber dagegen Verwahrung einlegen, daß eine so große Idee in der Weise behandelt werde, wie es durch den Antrag der Kommission geschehe. Er beantrage, die Petition der Staatsregierung als Material zu überweisen.

Abg. von Kölichen (kons.): Wir alle haben den Wunsch, den Frieden zu erhalten, nicht bloß eine einzelne Partei. Darum ist die Petition an eine falsche Adresse gerichtet. Mag man doch kriegerischen Kationen mit solchen Anträgen, kommen! Für uns gilt der Satz: si vis pacem, para bellum, und die Jugend muß dazu erzogen werden, freudig das Vaterland zu vertheidigen, wenn es nothwendig ist. An der Friedenskonferenz wird sich die Regierung auch ohne diese Anregung betheiligen.

Abg. Dr. Friedberg (nl.): An den höheren und mittleren Schulen könnte ja mehr Kulturgeschichte getrieben werden. Der Geschichtsunterricht darf aber die Thaten eines Hannibal und Caesar und unsere glorreichen Befreiungskriege nicht mit Stillschweigen über⸗ gehen. Alle großen Kriege sind auf deutschem Boden ausgefochten worden, und wir müssen im Herzen Europas gerüstet sein. Ich würde für den Antrag stimmen, wenn die Petition irgendwie brauchbares Material enthielte. Das ist aber nicht der Fall. Die Friedens⸗ gesellschaft sollte sich lieber an die Vereinigten Staaten von Amerika wenden. Dort findet sie einen reichen Boden für ihre Bestrebungen.

Abg. Kopsch (fr. Volksp.): Die Petition wünscht ja garnicht die vollständige Beseitigung der Kriegsgeschichte, sondern nur eine Bevorzugung der Kulturgeschichte. Dem Volke soll der Gedanke ein⸗ gepflanzt werden, daß die Geschicke der Völker auch von sittlichen Mächten beherrscht werden.

Abg. Freiherr von Heereman (Zentr.): Ueber die Friedensidee im allgemeinen hier zu sprechen, hat keinen Zweck. Die Petition kommt über allgemeine Redensarten nicht hinaus. Auch der Krieg hat seine Ehre, sagt schon Schiller, und wir müssen unsere Jugend daran gewöhnen, daß sie dereinst auch das Vaterland vertheidigen muß Doch habe ich nichts dagegen, daß die Petition der Regierung als Material überwiesen wird.

Abg. von Tzschoype (fr. kons.): Der Gedanke, daß Streitig⸗ keiten zwischen den Völkern nur durch Schiedsgerichte geschlichtet werden müßten, würde in den Köpfen der Schüler nur Verwtrrung anrichten. Wir siad ein friedfertiges Volk, müssen aber auch ein

wehrhaftes Volk bleiben.

Abg. Bartels (kons.): Die Bestrebungen der Friedensgesell⸗ schaften mißachten wir nicht. Aber die Petition enthält gar keine greifbaren Vorschläge, sondern nur beweislose Behauptungen über an⸗ gebliche Verherrlichung des Militarismus u. s. w.

Abg. Ehlers (fr. Vgg.): Die Ueberweisung der Petition als Material würde die Sicherheit und Wehrhaftigkeit des Reiches nicht gefährden. Es ist von allen Seiten anerkannt worden, daß die Kulturgeschichte mehr berücksichtigt werden könnte. Insofern könnte man von einer motivierten Tagesordnung sprechen.

Abg. Kirsch (Zentr.): Uebergang zur Tagesordnung würde die Petition im Ganzen verwerfen. Das möchte ich aber nicht in Bezug auf die Förderung des Unterrichts in der Kulturgeschichte. Deshalb bin ich für die Ueberweisung als Material.

Abg. Dr. Hirsch: Der Friedensgesellschaft schwebt nur ein Still⸗ stand der Rüstungen als Ideal vor Augen, und sie hat sich längst an die kriegslustigen Amerikaner gewandt, leider ohne Erfolg. Selbst ein Bismarck hat die Entscheidung des Papstes in der Karolinen⸗ Frage angerufen. Alle Völker sind gleichberechtigt, und der Chau⸗ vinismus, wie er aus der Rede des Abg. Friedberg hervorleuchtet, muß bekämpft werden. Ueber Patriotismus nehme ich von dem Abg. Friedberg keine Belehrung an.

Abg. Dr. Friedberg: Ich habe niemand eine Lehre gegeben und protestiere gegen die Behauptung, daß ich Chauvinismus gepredigt habe. Der Abg. Hirsch versteht es nur, mit Phrasen umzugehen, statt dem Gegner zu folgen.

Abg. Kirsch: Nach den letzten Ausführungen des Abg. Hirsch nuß ich zu meinem Bedauern für den Uebergang zur Tagesordnung

immen.

Der Antrag Hirsch wird abgelehnt. Gegen denselben stimmt auch das Zentrum. Der Antrag der Kommission wird angenommen.

Die Petition des Gemeinde⸗Vorstehers Hauschild und Ge⸗ nossen in Haseldorf, Kreis Pinneberg, um andere Vertheilung der Schullasten zwischen Gemeinde und Gutsbezirk Haseldorf wird der S als Material für das zu erlassende Schullastengesetz über⸗ wiesen.

Die Petition der Baugewerkschullehrer Adami und Genossen in Magdeburg um Gewährurg der festen Anstellung und Pensions⸗ berechtigung wird der Regierung zur Berücksichtigung überwiesen. Dasselde geschieht mit der Petition des Mühlenbesitzers Hattemer in Hattersheim um Erlaß einer auf der Kronberger Mühle zu Hattersheim ruhenden Abgabe.

H. Horn und Genossen in Berlin und Rechtsanwalt Sucker in Liegnitz bitten um Beseitigung des Vorrechts der Hausbesitzer bei der Besetzung der Stadtverordnetenmandate⸗ Die Petition wird dem der Kommission gemäß durch Uebergang zur Tagesordnung erledigt.

Schluß 1 ½ Uhr. Nächste Sitzung Dienstag, den 11. April, 11 Uhr. (Antrag Weyerbusch⸗Mies, betreffend Abänderung des Kommunalabgabengesetzes.)

Handel und Gewerbe. 8

Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks

an der Ruhr und in Oberschlesien.

An der Ruhr sind am 23. d. M. gestellt 15 530, nicht recht⸗ zeitig gestellt keine Wagen.

In Oberschlesien sind am 23. d. M. gestellt 5468, nicht recht⸗ zeitig gestellt keine Wagen. 2 168“ 1 n Auslande. t 8 1 Rumänien. 6 88 Handelsgericht Bukarest: 8 8

Josef Tendler u Co Anmeldung der Forderungen bis 29. März/10. April cr., Verifizierung 13./25. April.

J. Rubinstein. Idem.

Fracle C. Tresco. Anmeldung bis 31. März/12. April, Verifizierung 12 /24. April cr.

J. M. Jonescu u. V. Calonfirescu in der Gemeinde Popesci⸗Bacu. Anmeldung bis 30. März/11. April cr., Schluß der Verifizierung am 13./25. April cr.

Samuil u. Fenier. Anmeldung bis 31. März/12. April cr., Schluß der Verifizierung am 14./26. April cr.

. Mezan. Anmeldung bis 31. März/12. April, Schluß der Ver he. am 14/26. April.

m 15./27. März Konkordat des Falliments M. G. Petrisor.

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1 H 28

R Am 22. März/3. April Konkordat des Falliments L. u. S. ozanu. Am 22. März/3. April Konkordat des Falliments D. Stanescu. Am 5./17. April Konkordat des Falliments Ghita Stefan. Am 18.,30. März Verkauf der Aktiven des Falliments A. M. Moscovici. 1 Am 26. März/7. April Verkauf der Aktiven des Falliments S. Horovitz.

Berlin, 23. März. Marktpreise nach Ermittelungen des Königlichen Polizei⸗Präsidiums. (Höchste und niedrigste Preise.) Per Doppel⸗Ztr. für: Weizen 16,05 ℳ; 15,30 *Roggen 14,25 ℳ; 13,40 Futtergerste 13,30 ℳ; 12,90 Hafer, gute Sorte, 15,20 ℳ; 14,70 Mittel⸗Sorte 14,60 ℳ; 14,00 ℳ; geringe Sorte 13,90 ℳ; 13,40 Richtstroh —,— ℳ; —,— Heu —,— ℳ;: —.,— “*Erbsen, gelbe, zum Kochen 40,00 ℳ; 25,00 **Speisebohnen, weiße 50,00 ℳ; 25,00 *Linsen 70,00 ℳ; 30,00 Kartoffeln 6,00 ℳ; 4,00 Rindfleisch von der Keule 1 kg 1,60 ℳ; 1,20 dito Bauchfleisch 1 kg 1,20 ℳ; 1,00 Schweinefleisch 1 kg 1,60 ℳ; 1,20 Kalbfleisch 1 kg 1,80 ℳ; 1,00 Hammelf eisch 1 kg 1,60 ℳ; 1,00 Butter 1 kg 2,60 ℳ; 2,00 Eier 60 Stück ,00 ℳ; 2,40 Karpfen 1 kg 2,20 ℳ; 1,20 Aale 1 kg 00 ℳ; 80 ℳ; kg 3,00 ℳ; 1,40 Bleie 1 kg 1,40 ℳ; 0,80 Krebse 0 Stück 12,00 ℳ; 4,00

* Ermittelt pro Tonne von der Zentralstelle der preußischen Land⸗ wirthschaftskammern Notierungesstelle und umgerechnet vom Polizei⸗Präsidium für den Doppelzentner. C18“

** Kleinhandelspreise. 8 1 11“

Im Monat Februar cr. wurden bei der Kölnischen Unfall⸗Versicherungs⸗Aktien⸗Gesellschaft in Köln 2 Todes⸗ fälle, 6 Invaliditätsfälle, 536 Fälle mit vorübergehender Erwerbs⸗ unfähigkeit, sowie auch 84 Haftpflichtfälle zur Anmeldung gebracht.

Nach dem Jahresbericht der Duisburg⸗Ruhrorter Bank in Duisburg für das Jahr 1898 betrug das Geschäftsergebniß 1 017 398 und der Gewinnvortrag von 1897 21 504 84 ℳ, im Ganzen also 1 038 902,84 Hiervon sollen vertheilt werden: a. 7 % Dividende mit 560 000 ℳ, b. Abschreibung auf Düsseldorfer Immobilien 39 500 ℳ, c. Abschreibung auf Düsseldorfer Inventar 500 ℳ, d. zur Rücklage für etwaige Verluste 50 000 ℳ, e. Zu⸗ weisung zum Delkrederefonds 50 000 ℳ, f. Zuweisung zum Beamten⸗ Persionsfonds 50 000 ℳ, g. Rücklage für Konsortial⸗Konto 50 000 ℳ, h. Tantième für den Aufsichtsrath (nach Abschreibung von 4 % Di⸗ vidende und 3 % für Rücklagen) und Vorstand 178 073,20 ℳ, im Ganzen 978 073,20 ℳ, sodaß ein Gewinnvortrag für neue Rechnung von 60 829,64 verbleibt.

Die nächste Börsenversammlung der Börse für die Stadt Essen findet am Montag, den 27. März 1899, Nachmittags von 4 bis 5 ½ Uhr, im „Berliner Hof“ statt.

Bei der Pfälzischen Hypotheken⸗Bank stellte sich nach dem Berichte des Aufsichtsraths in dem Geschäftsjahre 1898 der Gewinn auf 1 631 783 Nach § 26 des Statuts erhalten von dem Gewinn die Aktionäre 4 % des eingezahlten Aktienkapitals als erste Dividende, und zwar von 13 000 000 für 1 Jahr 520 000 Von dem Ueberschuß (Reingewinn) in Höhe von 1 111 782 gehen ab die statuten⸗ und vertragsmäßigen Tantiémen mit 227 915 Zur Verfügung der Generalversammlung bleiben alsdann 883 857 und mit dem Gewinnvortrag von 1897 1 039 535 Die Direktion und der Aufsichtsrath der Bank be⸗ antragen, daß aus dem verfügbaren Ueberschuß eine weitere Dividende von 4 % auf das eingezahlte Aktienkapital und zwar auf 13 000 000 für ein Jahr mit 520 000 vertheilt und somit die Dividende pro 1898 auf 8 % oder 80 pro Aktie festgesetzt werde. Von den ver⸗ bleibenden 519 535 sollen zugewiesen werden: dem Bauunter⸗ stützungsfonds und den Beamten fuüͤr Gratifikationen 60 000 ℳ, dem Bankgebäude⸗Konto 20 711 und der Rest von 438 824 auf neue Rechnung vorgetragen werden.

Nach dem Geschäftsbericht der Württembergischen Vereins bank in Stuttgart für das Jahr 1898 betrug der erzielte Reingewinn 1 853 199 gegen 1 748 733 im Jahre 1897, wovon die Aktionäre 1 200 000 als Dividende von 7 % erhalten. 8

(W. T. B.) Spiritus loko 39,30 Gd.

Breslau, 23. März. (W. T. B.) Schluß⸗Kurse. Schles. 3 ½ % L.⸗Pfdbr. Litt. A. 98,80, Breslauer Diskontobank 121 50, Breslauer Wechslerbank 110,30, Schlesischer Bankverein 148 00, Breslauer Spritfabrik 176,00 Donnersmark 191,25, Kattowitzer 217,75, Oberschles. Eis. 116,75, Caro degenscheidt Akt. 156,60, Oberschles. Koks 166,75, Oberschles. P.⸗Z. 182,75, Opp. Zement 186,50, Giesel Zem. 188,50, L.⸗Ind. Kramsta 155,75, Schles. Zement 239,00, Schles. Zinkh.⸗A. —,—, Laurahütte 229,85, Bresl. Oelfabr. 84,00, Koks⸗Obligat. 101,00, Riterfeaeg. elektr. und Kleinbahn⸗ gefellschaft 119,40, Cellulose Feldmühle Cosel 168,20.

Produktenmarkt. Spiritus pr. 100 1 100 % exkl. 50 Verbrauchsabgaben pr. März 57,30 Br., do. 70 Verbrauchs⸗ abgaben pr. März 37,80 bez.

Magdeburg, 23. März. (W. T. B.) Zuckerbericht, Korn⸗ zucker exkl. 88 % Rendement 10,85 11,05. Nachprodukte exkl. 75 % Rendement 8,70 8,90. Stetig. Brotraffinade I 24 24,12 ½. Brot⸗ raffinade II 23,75. Gem. Raffinade mit Faß 23,87 ½ 24,35. Gem. Melis I mit Faß 23,37 ½ 23,50. Ruhig. Rohzucker I. Produkt Transit f. a. B. Hamburg pr. März 9,95 Gd., 9,97 ½ Br., pr. April 10,00 Gd., 10,05 Br., pr. Mai 10,10 Gd., 10,12 ½ Br., pr. August 10,30 Gd., 10,32 ½ Br., pr. Oktober⸗Dezember 9,50 Gd.,

9,55 Br. Ruhiger.

Frankfurt a. M., 23. März. (W. T. B.) Schluß⸗Kurse. Lond. Wechsel 20,415, Pariser do. 80,933, Wiener do. 169,12, 3 % Reichs⸗A. 92,20, 3 % Hessen v. 96 89,20, Italiener 94,90, 3 % port. Anleihe 27,10, 5 % amort. Rum. 101,10, 4 % russische Kons. 4 % Russ. 1894 100,00, 4 % Spanier 57,70, Konv. Türl. 23,10, Unif. Egypter 108,20, 6 % kons. Mexikaner 100,60, 5 % Mexikaner 98,70, Reichsbank 160,50, Darmstädter 154,30, Diskonto⸗Komm. 200,30, Dresdner Bank 160,00, Mitteld. Kredit 117,00, Oest.⸗ung. Bank 153,00, Oest. Kreditakt. 230,50, Adler Fahrrad 250,10, Allg. Elektrizit. 296,30, Schuckert 250,50, Höchster Fesrhee 419,60, Bochumer Gußstahl 250,00, Westeregeln 217,00,

aurahütte 230,00, Gotthardbahn 142,30, Mittelmeerbahn 109,40, Privatdiskont 4½. 5 % amort. innere Mexikaner 3. Serie 40,35.

Effekten⸗Sozietäaäͤt. (Schluß.) Oesterr. Kredit⸗Aktien 230,30, Franz. 154,70, Lomb. —,—, Ungar. Goldrente —,—, Gotthardbahn 142,80, Deutsche Bank 214,00, Disk.⸗Komm. 200,40, Dresdner Bank —,—, Berl. Handelsges. 160,00, Bochumer Gußst. 249,50, Dort⸗ munder Union —,—, Gelsenkirchen 193,00, Harpener —,—, Hibernia 192,65, Laurahütte 229,70, Peetagicgar 27,10, Italien. Mittelmeerb. 109,00, Schweizer Zentralbahn 141,50, do. Nordostbahn 99,80, do. Union 77,50, Italien. Méridionaux —,—, Schweizer Simplonbahn 87,70, 6 % Mexikaner —,—, Italiener 94,80, 3 % Reichs⸗Anleihe —.,, Schuckert 251,50, Northern 79,00, Edison —,—, Allgemeine Elektrizttätsgesellschesft —,—, Helios —,— Nationalbant —,—

1,80 Zander 1 kg 2,60 ℳ; 1,00 Hechte 1 kg

4 3 1 1,00 Barsche 1 kg 1,80 ℳ; 0,80 Schleie 6

Stettin, 23. März.