1899 / 73 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 25 Mar 1899 18:00:01 GMT) scan diff

mittag eine Aufführung von Lortzing's komischer Oper „Der Waffen⸗

schmied“ statt.

Im Lessing⸗Theater findet in der kommenden Woche am Donnerstag die Premidère der dreiaktigen Komödie von L. Hirschfeld „Die Lumpen“ statt, die am Sonnabend wiederholt wird. Am morgigen Sonntag Abend, am Dienstag und Mittwoch sowie am Ostersonntag finden Wiederholungen von Otto Erich Hart⸗ leben's Komödie „Die Erziehung zur Ehe“ statt, denen des⸗ selben Dichters einaktiges Drama „Adschied vom Regiment“ vorangeht. Nur am Ostersonntag wird dieser Einakter durch Hartleben’s Komödie „Die sittliche Forderung“ ersetzt. Das Lustspiel „Im weißen Röß'l“ wird am nächsten Montag sowie auch am Ostermontag aufgeführt. Am Ostersonntag Nachmittags wird die „Jüdin von Toledo“ mit 8 Bonn als König Alfonso zu ermäßigten Preisen gegeben. Am Charfreitag bleibt das Theater geschlossen.

Im Neuen Theater ist der Spielplan für nächste Woche folgendermaßen zusammengestellt: Morgen, am Dienstag, Donners⸗

fog. Sonnabend und nächsten Sonntag Abend: „Hofgunst“; Montag und Mittwoch: „Der Hexenmeister“. Am Charfreitag bleibt das

Töheater geschlossen. Als Nachmittags⸗Vorstellung geht morgen sowie am nächsten Sonntag zu halben Kassenpreisen Max Kretzer’s Berliner

Lebensbild „Der Sohn der Frau“, mit Nuscha Butze in der weiblichen

Hauptrolle, in Scene.

Im Belle⸗Alliance⸗Theater tritt der Königlich württem⸗ bergische Hofschauspieler Herr August Junkermann an allen Abenden der kommenden Woche auf, und zwar morgen, am Montag und Mittwoch als Onkel Bräsig“, am Dienstag, Donnerstag und Sonnabend in dem aus Reuter⸗Vorlesungen mit lebenden Bildern und Aufführungen der Einakter „Hanne Nüte’s Abschied“ und „Müller Voß“ bestehenden „Fritz Reuter⸗Abend“, sowie am nächsten Sonntag Abend zum ersten Male in „Dörchläuchting“. Als Nach⸗ mittagevorstellung ist für morgen „Der Goldbauer“, für nächsten Sehntng „Napoleon“ angesetzt. Am Charfreitag bleibt das Theater geschlossen.

Im Residenz⸗Theater bleiben der Schwank „Der Schlaf⸗ agen⸗Kontroleur“ und das Lustspiel „Zum Einsiedler“ auch in der lächsten Woche auf dem Spielplan. Als Nachmittags⸗Vorstellung ht morgen Halbe's Liebesdrama „Jugend“ zu ermäßigten Preisen

Scene.

Durch das Entgegenkommen der General⸗Intendantur der König⸗ ichen Schauspiele ist es Herrn Kommissions⸗Rath Hasemann rmöglicht worden, im Thalia⸗Theater den Schwank „Der Raub

Sabinerinnen“ mit Herrn Emil Thomas als Striese zur Auf⸗ führung bringen zu können. Die Erstaufführung des Schwankes

det am Sonnabend, den 1. April, statt. Bis dahin bleibt „Der Registrator auf Reisen“ auf dem Spielplan.

Bei dem am nächsten Mittwoch, Mittags 12 Uhr, in der Marienkirche slatlfindenden Orgelvortrage des Musikdirektors Otto Dienel werden das Dienel'’sche Gesangsquartett (Fräulein Gertrud Mauksch, Fräulein Lotte Dienel, Herr Alex. Curth und Für Carl Raché) sowie Herr Franz Schmidt mitwirken. Zur Auf⸗ ührung kommen „Cructfixus“ von Galuppi, „O Lamm Gottes“ und „O Haupt voll Blut“ von Bach, ein Duett von Graun, ein Terzett und Quartett von Dienel, Mendelssohn's 6. Orgel⸗Sonate und Arien von Händel und Mendelssohn. Der Eintritt ist frei.

Im Monat Avpril wird der hier bereits wohlbekannte Musik⸗ Direktor Adolf Boettge aus Karlsruhe mit der Kapelle des Großbherzoglich Badischen Leib⸗Grenadier⸗Regiments in der Aktienbrauerei Friedrichshain historisch⸗populäre Konzerte veranstalten. Die in den reichhaltigen Programmen ent⸗ haltenen Stücke werden in der ihnen eigenthümlichen Instrumentierung und mit den dafür bestimmten altdeutschen Instrumenten zu Gehör gelangen, wobei die Ausführenden auch das entsprechende Kostüm tragen werden. Die Kapelle steht bier von ihren mustergültigen Auf⸗ führungen in der Berliner Gewerbe⸗Ausstellung 1896 her in guter Erinnerung.

Mannigfaltiges.

Der Magistrat hat in seiner gestrigen Sitzung dem von dem Königlichen Polizei⸗Präsidium beabsichtigten Erlaß einer Droschken⸗ fahrverordnung in Bezug auf die Leipzigerstraße, den zwischen der ranzösischen Straße und der Weidendammer Brücke belegenen heil der Friedrichstraße und die Südseite zuder Straße „Unter

Baudeputation unterbreiteten Projekte für folgende Schul⸗ bauten genehmigt: 1) für die Gemeinde⸗Doppelschule in der Berg⸗ mannstraße mit einem Kostenanschlag von 710 000 ℳ, 2) für eine Gemeindeschule in der Stralauer Allee mit einem Kostenanschlag von 660 000 ℳ, 3) für eine Gemeinde⸗Doppelschule und eine Schule für gewerblichen Unterricht (Schmiede⸗, Schlosser⸗ und Tischler⸗ werkstatt) in der Straßmannstraße mit einem Kostenaufwand von 978 000 ℳ, 4) für eine Gemeinde⸗Doppelschule in der Wall⸗ straße mit einem Kostenaufwand von 687 000 ℳ, 5) für eine einfache Schule in der Grenzstraße mit einem Kostenanschlag von 375 000 ℳ, 6) für eine Kochschule in der Gubener Straße mit einem Kostenauf⸗ wand von 26 500 und 7) für eine Realschule am Schleswiger Ufer mit einem Kostenaufwand von 460 000 Ferner genehmigte das Kollegium das Projekt der Errichtung eines Straßenreinigungs⸗ depots im Köllnischen Park. Es wurde weiter beschlossen, der Stadtverordneten⸗Versammlung eine Vorlage zu unterbreiten, um die Bewilligung der Mittel für die Ausbaggerung des Reinickendo fer Sees zu fordern, weil sich in dem See gesundheitsgefährliche Stoffe an⸗ gesammelt haben. Dem von der Stadtverordneten⸗Versammlung geänderten Plane einer Verbreiterung der Landsbergerstraße zwischen der Kurzenstraße und dem Alexanderplatz wurde dagegen nicht zu⸗ estimmt, vielmehr beschlossen, den Stadtverordneten einen neuen

lan vorzulegen, wonach auf dieser Strecke nur die Grundstücke auf der Südseite der Straße mit Ausnahme des Eckhauses an der Kurzen⸗ straße in Anspruch genommen werden.

Der Verein für Kinderheilstätten an den deutschen Seeküsten hielt gestern im Reichs⸗Versicherungsamt unter dem Vorsitz des Wirklichen Geheimen Ober⸗Regierungs⸗Raths Dr. Rösing seine 19 Jahresversammlung ab. Der Verein, dem die hohe Protektorin, Ihre Majestät die Kaiserin Friedrich, aus der Friedrich⸗Wil⸗ helm⸗Viktoria⸗Stiftung 1000 zuwandte, hat im verflossenen Jahre in seinen vier Hospizen: in Norderney, Myk, Groß⸗Müritz und Zeppot, 1666 Kinder, 786 Knaben und 845 Mädchen, insgesammt 137 mehr als im Vorjahre, verpflegt. 520 dieser Kinder waren aus Berlin. Verabfolgt wurden 13 120 warme und 13 987 kalte Bäder. Von den Kindern verstarben zwei, ungeheilt blieben 33, gebessert wurden 532, geheilt beziehungsweise wesentlich gebessert 1041; 32 waren überhaupt nur erholungsbedürftig oder verblieben ganz kurze Zeit in Pflege; 26 waren am Jahresschluß noch in der Winterpflege auf Norderney. Von den einzelnen Hospizen zählte Norderney 880, Wyk 321, Groß⸗Müritz 296 und Zoppot 169 Pfleglinge. Norderney hatte eine Scharlachepidemie zu bestehen. Die Zahl der Mitglieder ist leider wieder zurückgegangen und zwar von 619 auf 587. Die Einnahmen beliefen sich auf 288 000 ℳ, darunter befinden sich 52 000 Beiträge der ordentlichen und außerordentlichen und der Nichtmitglieder, 61 120 Legate, 7600 Zinsen und 6000 für realisierte Effekten; an Pflegegeldern gingen 147 750 ein. Ver⸗ ausgabt wurden an Betriebs⸗ und Verpflegungskosten und für Neuanlagen 177 800 ℳ, an Aufwendungen für Freistellen 14 600 ℳ, für die allgemeine Verwaltung 1600 Für 98 000 wurden Werthpapiere angekauft Der Vermögensstand hat sich seit dem Vorjahre rermehrt um 63 000 bei dem Gründungsfonds, um 24 000 bei dem Stiftungsfonds und um 10 000 bei den Verwaltungsfonds. Das Vermögen beläuft sich zur Zeit auf 1 062 000 Gefördert wurde die Thätigkeit des Vereins durch den Berliner Frauen⸗Hilfsverein und durch die Zweigvereine in Dresden und Braunschweig.

„Die Sterbekasse für ehemalige Krieger und Waffen⸗ gefährten in der Provinz Brandenburg und der Stadt Berlin auf Gegenseitigkeit mit dem Sitz in Spandau hielt am 19. März d. J. ihre 24. ordentliche Generalversammlung ab, welche recht zahlreich besucht war. Nach dem dabei erstatteten Geschäfts⸗ bericht für das Jahr 1898 betrug die laufende Zahl der Versicherungen 21 038 mit einem Versicherungskapital von 2 915 600 Wegen Restierens der Beiträge mußten 148 Mitglieder gestrichen werden; an Sterbefällen waren 181 zu verzeichnen (gegen 198 im Vorjahre), welche einschließlich der Abfindungen ein Sterbegeld von 40 091 erforderten, was einen Durchschnitt von 221 44 ergiebt. Das Gesammtvermögen ist auf 766 661 27 angewachsen, wovon 451 500 in mündelsicheren Hypotheken und 200 000 auf der Reichs⸗Hauptbank niedergelegt sind. Die Generalversammlung ermächtigte den Vorstand, einen Auszug aus dem Geschäftsvericht

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Vorstand auf Antrag der Revisoren für die Jahresrechnung 18 entlastet und, wie im Vorjahre, die Entlastung sr S6 Jahresrechnung 1898 bis zur nächsten ordentlichen General⸗ versammlung im März 1900 vertagt, auch wurde die Ent⸗ schädigung für den Ausschuß bewilligt. Die vom Vorstand an⸗ gestellten Bevollmächtigten wurden sodann von der Generalversamm⸗ lung bestätigt, die in regelmäßiger Reihenfolge ausscheidenden Mit⸗ Faehs des Ausschusses wiedergewählt und die vom Vorstand und usschuß geforderten Mittel zur Agitation bewilligt. Nach einigen geschäftlichen Mittheilungen wurde sodann von dem Vorsitzenden die Generalversammlung mit einem dreifachen Hoch auf Seine Majestät den Kaiser und König geschlossen.

Im Theatersaal der „Urania“ wird auch in der nächsten Woche allabendlich, ausgenommen den Charfreitag, an welchem das Institut geschlossen bleibt, „Das Land der Fjorde, eine Fahrt von Hamburg bis zum Nordkap“ gegeben, ebenso am Mittwoch, Nach⸗ mittags 4 Uhr, zu ermäßigten Preisen. Im Hörsaal werden folgende Vorträge gehalten: morgen, Sonntag: Oberleutnant Wensky „Klondyke“, Montag: Dr. P. Spies „Photographie in natürlichen Farben“, Dienstag: Professor Dr. C. Müller „Leben und Liebe“, Mittwoch: G. Witt „Die Sonne“.

Auf der Treptower Sternwarte wird in der nächsten Woche täglich Nachmittaas von 2 bis 6 Uhr die Sonne und Abends von 6 bis 10 Uhr der Mars sowie Doppelsterne beobachtet. Von Sonnabend, den 1. April, ab bleibt das Institut während des Sommer⸗Halbjahrs tänlich von 2 Uhr Nachmittags bis 12 Uhr Nachts geöffnet. Morgen, Sonntag, Nachmittags um 5 Uhr, spricht Herr Direktor F. S. Archenhold über „Die Weltuntergangsprophezeinngen“, unter Vorführung zahlreicher Diapositive von Kometen und Sternschnuppen, und um 7 Uhr Abends über „Die Bewohnbarkeit der Welten“.

In Köpenick ist heute Vormittag die in der Dammvorstadt neu erbaute katholische St. Joseph⸗Kirche durch den fürstbischöf⸗ lichen Delegaten, Propst Neuber feierlich geweiht worden.

Kiel, 24. März. (W. T. B.) Das Linienschiff „Olden⸗ burg“ wurde, nachdem dasselbe durch Abgabe der Geschütze ge⸗ leichtert worden war, heute von dem Linienschiff „Brandenburg“ und ist ohne fremde Hilfe in den Kieler Hafen gedampft.

Schwerin i. Mecklb., 24. März. unter dem Vorsitz des Ober⸗Postdirektors Hoffmann Versammlung hat sich

gebildet, über welchen Seine Hoheit der Herzog⸗RKegent Johann Albrecht von Mecklenburg⸗Schwerin und Seine König⸗ liche Hoheit der Großherzog von Mecklenburg⸗Strelitz das Protektorat übernommen haben.

MNach Schluß der Redaktion eingegangene W“ Depeschen.

vondon, 25. März. (W. T. B.) Wie die „Morning⸗ post“ aus Washington meldet, sollen sofort noch sechs Regimenter, darunter ein Regiment Artillerie, nach Manila abgehen. Der Erste Lord der Admiralität Goschen ist heute von London nach Cimiez abgereist.

Washington, 25. März. aus Manila melden, erfolgte heute früh der gesammten amerikanischen Linie gegen die Stellungen der Aufständischen. Es entspann sich darauf ein sehr heftiger Kampf, hauptsächlich in der Richtung auf Malabou. Die Aufständischen wurden mit erheblicheren Verlusten aus ihren Verschanzungen hinausgetrieben und flohen nach einem Bajonettangriff der Amerikaner. I

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten, Zweiten und

den Linden“ zugestimmt. Ferner wurden die von der städtischen

drucken und an alle Mitglieder schicken zu lassen; sodann wurde der

Dritten Beilage.)

Brandt. Anfang 7 ½ Uhr.

Wetterbericht vom 25 März, 8 Uhr Morgene.

Dirigent:

Kapellmeister Dr. Muck.

Schiller⸗Theater. (Wallner⸗Theater.) Sonn⸗

Montag: Onkel Bräsig. (A. Junkermann.)

8

88

8

(W. T. B.) In einer hier abgehaltenen

3 ich ein Landesausschuß des Deutschen Flottenvereins für die Großherzogthümer Mecklenburg

8

8

(W. T. B.) Wie Depeschen ein Vorstoß

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6 1.

red. in Millim. 8 5

b Wetter.

in ° Celsius

Temperatur 50 C. = 4 R.

Belmullet.. 755 Aberdeen 763 Christiansund 758 WSW 5 Kopenhagen. 766 WSW 4 Stockholm. 764 still halb bed. Haparanda 755 2 wolkenlos

Bar. auf 0 Gr u. d. Meeressp.

WSW Eöheiter NW 1

Sboboroo

11I

Cork, Queens⸗ I1I11] Cherbourg . 769 belder. 1768 Tö1ö1ö.“ Ferdung .. 6769 winemünde 768 Neufahrwasser 768. Memel. 767

Regen bedeckt halb bed. halb bed. bedeckt wolkenlos bedeckt Dunst

Hes . . 771 ünster Wstf. 769 NW Karlsruhe.. 771 NO Wiesbaden 770 N München . 2767 NW Chemnitz 771 sti Berlin ..770 NW Wien . 766 NW Breslau 768 NW. Schnee Ile d' Aix . 771 ONO wolkenlos Nizza 756 SW. bedeckt Frlest.

wolkenlos wolkenlos wolkenlos wolkenlos halb bed. halb bed. wolkenlos 89 bedeckt

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757 ONO Föbbedeckt

Uebersicht der Witterung. EFine Depression lagert über Nordwest⸗Europa

egenüber einem Hochdruckgebiet, welches sich von der

sscayasee ostnordostwärts nach Ostdeutschland er⸗ streckt. Ein anderes tiefes Minimum liegt jenseits der Alpen. In Deutschland ist das Wetter ruhig, oielfach heiter und kalt; vielfach fanden wieder ge⸗ ringe Schneefälle statt. Wetterumschlag demnächst wahr cheinlich.

Deutsche Seewarte.

Theater.

Königliche Schauspiele. Sonntag: Opern⸗ baus. 77. Vorstellung. Regina, oder: Die Maro⸗ deure. Romantische Oper in 3 Akten von Albert Lortzing Umarbeitung des Textes von Adolph L'Arronge. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Tetzlaff. Dekorative Einrichtung vom Ober⸗Inspektor

8

Schauspielhaus. 83. Vorstellung. Zum 50. Male e Caesar. Trauerspiel in 5 Aufzügen von

illiam Shakespeare. Uebersetzt von August Wil⸗ helm von Schlegel. Anfang 7 ½ Uhr.

Neues Opern⸗Theater. Keine Vorstellung.

Montag: Opernbaus. 78. Vorstellung. Lohen⸗ grin. Romantische Oper in 3 Akten von Richard Wagner. Anfang 7 Uhr.

Schauspielhaus. 84. Vorstellung. Sonder⸗ Abonnement A. 13. Vorstellung. Die Nibelungen. Ein deutsches Trauerspiel in 3 Abtbeilungen von von Friedrich Hebbel. In Scene gesetzt vom Ober⸗ Regisseur Max Grube. Dekorative Einrichtung vom Ober⸗Inspektor Brandt. Erster Abend: Erste Abtheilung: Der gehörate Siegfried. Vorspiel in 1 Aufzug. Zweite Abtheilung: Siegfried’s Tod. Ein Trauerspiel in 5 Aufzügen. Anfang

7 ½ Uhr

Opernhaus. Dienstag: Mignon. Mittwoch: Regina. Donnerstag: Oeffentliche Konzert⸗ probe zum 10. Symphonie⸗Abend der König⸗ lichen Kapelle. Anfang 7 ½ Uhr. Freitag: Ge⸗ schlossen. Sonnabend: 10. Symphonie ⸗Abend der Königlichen Kapelle. Anfang 7 ½ Uhr. Sonntag: Regina. Montag: Die Stumme von Portici. Dienstag: Taunhäuser.

Schauspielhaus. Dienstag: Die Nibelungen. Zweiter Abend: Kriemhild’s Rache. Mittwoch: Julius Caesar. Donnerstag: Geschlossen. Frei⸗ tag: Geschlossen. Sonnabend: Geschlossen. Sonn⸗ tag: Faust. Anfang 7 Uhr. Montag: Julius Caesar. Dienstog: Julius Caesar.

Neues Opern⸗Theater. Sonntag: Nareiß. Montag: Das fünfte Rad. Dienstag: Auf der Sonnenseite.

Deutsches Theater. Sonntag, Nachmittags ½ Uhr: Die Weber. Abends 7 ½ Uhr: Lumpacivagabundus

Montag Die versunkene Glocke. Dienstag: Cyrano von Berge

1 3 8

Berliner Thenter. Sonntag, Nachmittags 2 ½ Uhr: Othello. Abends 7 ½ Uhr: Das vierte Gebot. (Dr. Rudolph Tyrolt, als Gast.)

Montag: Faust, erster Theil. Anfang 7 Uhr.

Dienstag: Das vierte Gebot. (Letztes Gast⸗

8 Dr. Rudolph Tyrolt.)

tag, Nachmittags 3 Uhr: Die Kreuzelschreiber. Volksstück mit Gesang von Ludwig Anzengruber. Abends 8 Uhr: Die Haubenlerche. Schauspiel in 4 Akten von Ernst von Wildenbruch. Montag, Abends 8 Uhr: Don Juan und Dienstag, Abendz 8 Uhr: Hamlet.

Theater des Westens. (Opernhaus.) Sonn⸗ tag, Nachmittags: Der Waffenschmied. Komische Oper in 3 Akten von Albert Lortzing. Abends: Letztes Auftreten von Werner Alberti. Zum ersten Male: Wilhelm Tell. Romantische Oper in 4 Akten von Rossini. 8

Montag: Einmaliges Gastspiel des Königlichen Kammersängers Nikolaus Rothmühl. Die Jüdin. (Eleazar: Nikolaus Rothmühl, als Gast.)

Dienstag: Undine.

Mittwoch: Withelm Tell.

Donnerstag: Volksthümliche Vorstellung zu halben Preisen: Der Freischütz.

Freitag: Zu ermäßigten Preisen: Dratsorium: Die Passion Christi von Perosi. Litania von Mozart.

Sonnabend: Die Hugenotten.

Am 13. und 27. April cr.: Stern’'sches Kon⸗ servatorium (Dir.: Prof. Gust. Hollaender): Zwei dramatische Abende der Opernschüler. I. Abend: Die Zauberflöte (1. Akt), Joseph in Egypten (2. Akt), Der Waffenschmied (1. Akt). Iz. Abend: Fidelio (1 Akt). Die Hugenotten (Scene des 3. Akts) Hans Heiling (2. Akt). Billets à 4, 3, 2, 1 bei Raabe u. Plothow, Musikalienhandlung, Potsdamerstraße, sowie im Invaliden⸗ und Künstler⸗ dank und an der Theaterkasse.

Lessing⸗Theater. Direktion: Otto Neumann⸗ Hofer. Sonntag: Die Erziehung zur Ehe. Vorher: Abschied vom Regiment.

Montag: Im weißen Röß’l.

Dienstag: Die Erziehung zur Ehe. Abschied vom Regiment. 11“

Neues Theater. Direktion: Nuscha Butze. Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Bei halben Preisen: Der Sohn der Frau. Schauspiel in 4 Akten von Max Kretzer. Abends 7 ½ Uhr: Hofgunst. Lustspiel in 4 Akten von Thilo von Trotha.

Belle-Alliance⸗Theater. Belle ⸗Alliance⸗ straße 7 /8. Sonntag: Gastspiel von August Junker⸗ mann. Onkel Bräsig. Anfang 8 Uhr. Nach⸗ mittags 3 Uhr: Der Goldbauer.

““

und Vorlesung (A. Junkermann.)

Lautenburg. troleur. Schwank deutscher Uebertragung von Benno Jacobson. Vorher: Zum Einsiedler. Jacobson.

Sonntag: Sonntags⸗Aufführung.) Reisen. von Adolph L'Arronge und G. von Musik von R. Bial.

Geboren:

Dienstag: Großer Reuter⸗Abend. Einakter . b1u.““

Residenz⸗Theuter. Direktion:

Sonntag: Der Schlafwagen⸗Kon⸗

(Le contrôleur des wagons-lits.) in 3 Akten von Alexandre Bisson. In

Lustspiel in 1 Akt von Benno cg Anfang 7 ½ Uhr. 8 Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Zu halben Preisen:

Jugend.

Montag und folgende Tage: Der Schlafwagen⸗

Kontroleur. Vorher: Zum Einsiedler.

Thalia 8 Theater. Dresdenerstraße 72/73. Gastspiel von Emil Thomas. (Letzte- Der Registrator auf Posse mit Gesang in 7 Bildern (3 Akten) Moser.

1 Anfang 7 ½ Uhr.

Montag: Dieselbe Vorstellung.

Verlobt: Frl. Susanne Lütcke mit Hrn. Leut.

d. R. Willy Eger (Neustrelitz Berlin).

Ein Sohn: Hrn. Regierungs⸗ Assessor Fleischmann (Minden). Eine Tochter: Hrn. Berarath Gothein (Breslau).

Gestorben: Hr. Geheimer Hofrath Dr. jur. Carl

Bolten (Rostock) Hr. Major z. D. Franz Kalau vom Hofe (Berlin). Hr. Pastor Wilhelm Schwarz (Strausberg). Fr. Ritter⸗ gutsbesitzer Emilie Rehfeld, geb. Preuß (Prenzlau). Verw. Fr. Gebeimer Rath Agnes Hassenpflug, geb. von Münchhausen (Hobenwalde, N.⸗M.). Marie Frrifr. von der Heydt, geb. Böddinghaus (Elberfeld). Marie Gräfin von Pfeil⸗Burg⸗ hauß, geb. von Fischer (Schloß Laasan). Verw. Fr. Suverintendent Charlotte Knuth, geb. Lent (Spandau).

Verantwortlicher Redakteur: Direktor Siemenroth in Berlin. Verlag der Expedition (Scholz) in Berlin.

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗

Anstalt Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32.

Neun Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage).

Sigmund

8-Anzeiger und Königlich Preußischen S

Erste Beilage

8

Berlin, Sonnabend, den 25. März

Ueber den weiteren Verlauf der deutschen Tiefsee Expedition*) werden di chstehenden Mittheilungen aus den inzwischen eingegangenen Berichten des Leiters von Interesse sein: 20. Januar 1899.

Nachdem die deutsche Tiefsee⸗Expedition während des ersten Drittels ihrer Fahrt von Hamburg bis Kapstadt relativ wohlbekannte Gebiete durchfahren hatte, handelte es sich von nun an um die biologische und ozeanographische Erforschung des antarktischen Meeres des Indischen Ozeans, jener Regionen also, auf welche von vornherein der Schwerpunkt unserer

ätigkeit gelegt wurde. Thätige dis „Valdivia“ sich als ein vorzügliches Expeditions⸗ schiff bewährt hatte, wurde eine von den neueren Expeditionen abweichende Route gewählt. e die „Gazelle“ wie auch

der „Challenger“ hatten bei ihrer ? ahrt nach Süden unter

Benutzung der Westwinde den Weg über die „Marion⸗“ und „Crozet“⸗Inseln nach den Kerguelen gewählt und in be⸗ riedigender Weise die Reliefver Hältnisse des Ozeans, wie auch 8 auna dieser Region aufgeklärt. Unter diesen Umständen empfahl sich der Versuch, von Kapstadt aus in SSW.⸗Richtung einen Vorstoß nach der „Bouvet“⸗Gruppe zu unternehmen, um längs der Packeisgrenze über die Kerguelen⸗Gruppe in den Indischen Ozean zu gelangen. Die Schwierigkeiten, welche einer derartigen Route im Wege standen, wurden nicht unter⸗ schätzt: wir batten die Region der stürmischen Westwinde mit ihrer hochgehenden See in nord⸗südlicher Richtung zu und mußten darauf gefaßt sein, daß frühzeitig die verhältnisse dem Vorstoß ein Ende machen würden. Denn aus dem Studium der Karten über die Eisverbreitung geht hervor, daß der antarktische Ozean eine Kälte⸗ zunge in der Richtung auf die „Bouvet’“⸗Gruppe vorschiebt, welche die Packeisgrenze ziemlich weit nördlich verlegt und eine besonders reiche Anhäufung von Eisbergen zur Folge hat. Andererseits war aber die Möglichkeit Jauch nicht ausgeschlossen, daß nach der großen Eisdrift der Jahre 1892 bis 1896 die Verhältnisse sich günstiger gestalteten, und daß wir rascher als auf anderem Wege in das eiskalte antark⸗ tische Wasser mit seiner eigenartigen pelagischen Fauna ge⸗ langen könnten. War die „Bouvet“⸗Gruppe zu erreichen, so and ein wesentlicher Gewinn für alle Untersuchungen in lenc gi insofern wir nicht nur die Reliefverhältnisse des Meeresbodens und die Beschaffenheit des Grundes in Gebieten aufklärten, welche niemals mit dem Lothe durchforscht wurden, sondern auch Gelegenheit fanden, die Grundfauna in jenem Gebiete zu erbeuten, welche ein Bindeglied zwischen der uns wohlbekannten Fauna der Magelhaens⸗Straße und der Ker⸗ guelen abgiebt. Endlich reizte es auch, zu der Lösung eines geographischen Problems einen Beitrag zu liefern, welches immerhin einiges Interesse darbietet, insofern. hervorragende Forschungsreisende sich vergeblich bemühten, die Existenz des am 1. Januar 1739 von L. Bouvet unter dem 54. südlichen Breitengrad und 40 20“ östlicher Länge gesichteten „Cap de la Circoncision“ zu erweisen. Weder Cook (1775), noch James Roß (1843), noch Moore (1845) vermochten trotz aller hierauf verwendeten Mühe die „Bouvet⸗Insel“, als welche in⸗ zwischen das vermeintliche Vorgebirge eines Südkontinents erkannt war, wieder aufzufinden. Immerhin hatten im Anfange dieses Jahrhunderts zwei Kapitäne von Walfischfängern, welche im Dienste der Londoner Firma Enderby standen nämlich Lindsay (1808) und Norris (1825) bestätigt, daß in der von Bouvet bezeichneten Region eine resp. zwei Inseln liegen, deren Position sie freilich abweichend bestimmten. Neuerdings neigte man, im Hinblick auf die vergeblichen Bemühungen um ihre Wiederauffindung, zu der Vermuthung, daß die In⸗ seln, deren Natur Norris ausdrücklich als vulkanisch bezeichnet, entweder der Abrasionsthätigkeit des stürmischen Meeres oder einem vulkanischen Ausbruche zum Opfer gefallen seien. Sollte diese Vermuthung sich thatsächlich als zutreffend er⸗ weisen, so stand zu erwarten, daß wir durch Lothungen in der Lage waren, derartigen Hypothesen eine gesicherte Unterlage u geben. b 2;ie Expedition ist in der angenehmen Lage, berichten zu können, daß einerseits ihre Bemühung um Wiederauffindung der „Bouvet⸗Insel“ eine erfolgreiche war, und daß anderer⸗ seits durch die Fahrt längs der Eisgrenze bis nach den Ker⸗ guelen die Reliefverhältnisse des Meeresgrundes durch zahl⸗ reiche Lothungen in befriedigender Weise geklärt wurden. Auch den biologischen Untersuchungen konnte bei den relativ günstigen Witterungsverhältnissen eine breitere Ausdehnung gegeben werden, als bei Antritt der Fahrt anzunehmen war.

I.

Vpon Kapstadt nach der Bouvet⸗Insel.

Die „Valdivia“ fuhr am Sonntage, den 13. November 1898, Morgens bei prächtigem Wetter von Kapstadt ab. Da die günstige Witterung das während der nächsten Tage anhielt, konnten alle Arbeiten in fos gectsers Weise gefördert werden; insbesondere wurde durch die Lothung einer Tiefe von 4170 m am 14. November das aus unseren früheren Lothungen sich ergebende Profil des Steilabfalls der Agulhas⸗Bank in den Suͤdatlantischen Ozean ergänzt. Mit Rücksicht darauf, daß wir von jetzt an in Regionen vordrangen, deren Bodenrelief un⸗ bekannt war, wurde täglich vor Beginn der übrigen Arbeiten eine Lothung ausgeführt. Dem Räcfultate derselben sah man mit um so größerer Spannung entgegen, als es sich bald ergab, daß die durchfahrene Region unerwartet große Tiefen aufwies, welche bei weiterem Vordringen nach Süden eher eine Zunahme, denn eine vorausgesetzte Abnahme erkennen ließen.

Nachdem bereits unter dem 37. Breitengrade der Einfluß der Westwindregion sich durch eine hohe westliche Dünung be⸗ merkbar gemacht hatte, wurde der Nordwest am 16. November stürmisch. Gleichzeitig gelangte die Expedition zwischen dem 39. und 40. Breitengrad in eine Region, wo die Warmwasser⸗ massen des Agulhas⸗Stromes trichterförmig in die kühlen

.

*) S. die Nrn. 210, 280 und 309 des „R.⸗ u. St.⸗A.“ vom 5. September, 26. November und 31. Dezember 1898

antarktischen Stromgebiete ausstrahlen. Auffällige Sprünge in der Oberflächentemperatur, welche am 16. November Unter⸗ schiede bis zu 70 C. bedingten, verriethen die Auflösung des warmen indischen Stromes, falls sie nicht schon dem Auge dadurch bemerkbar wurden, daß Streifen seegrün gefärbten Warmwassers mit solchen von intensiv blau gefärbtem Kalt⸗ wasser abwechselten. Die Temperatursprünge erfolgten oft so rasch, daß mit den Thermometerablesungen kaum zu folgen war. Immerhin geben die während dieses und der nächsten Tage stündlich erfolgten Aufzeichnungen ein anschauliches Bild von dem raschen Wechsel der Oberflächentemperatur und der bald erfolgenden Wärmeabnahme des Seewassers. Während z. B. am 16. November Mittags 12 Uhr die Oberflächen⸗ temperatur noch 17,40 betrug, war sie am 18. November um dieselbe Zeit bereits auf 7,80 gesunken. Seitdem nahm sie so rasch und stetig ab, daß nach Ueberschreiten des 53. Breiten⸗ grades am 24. November bereits Oberflächentemperaturen von 10 gemessen wurden.

Mit dem Eintritt in die Region des kalten Wassers am 17. November zeigte sich auch eine plötzliche Abnahme des Salz⸗ gehalts, der von 35 %% auf 34 und 33,8 %0 sank.

Das Wetter blieb vom 17. November an im Allgemeinen bei mäßigen westlichen Winden und gelegentlich hoher nord⸗ westlicher Dünung so günstig, daß an manchen Tagen selbst mit den feinsten Netzen in großen Tiefen gefischt werden konnte. Ein Umschlag erfolgte erst am 20. November, wo das unge⸗ wöhnlich hochstehende Barometer rapid zu fallen begann (von 760 auf 738 mm) und der von NO. nach SW. umspring ende Wind zum schweren Sturme anfachte. Es mußte beigedreht und gegen die See angedampft werden, bis in der Nacht zum 22. November der Wind unter Regen und Hagelböen wieder nordwestliche Richtung nahm und Aufklaren im Gefolge hatte. Diese auch späterhin mehrfach erfolgende Windbewegung war stets von lebhaften Schwankungen des Luftdrucks begleitet; ebenso rasch, wie das Barometer am 20. November gefallen war, stieg es wieder am 21., um die für diese Gegenden un⸗ gewöhnliche Höhe von 768 mm zu erreichen. 88

Nach dem Sturme traten zwar einige ruhigere Tage ein, doch hinderte der von nun an häufiger sich einstellende Nebel ein rasches Vorwärtskommen. Die Dampfpfeife ertönte in regelmäßigen Intervallen, um das Echo von etwa vorliegenden Eisbergen zu wecken ein Verfahren, welches späterhin in einigen Fällen thatsächlich von Erfolg begleitet war.

So trafen wir denn am 24. November in der Höhe des 54. Breitengrades auf jene Region, in welcher die englischen Admiralitätskarten drei Inseln verzeichnen und sie als „Bouvet⸗ Gruppe“ zusammenfassen. Ein schneidender, bald stürmisch werdender Nord⸗Ost hatte das Verdeck mit Glatteis bedeckt, und mehrmals sich einstellende Nebel erschwerten den Ausblick. Da indessen gelegentlich die Sonne durchbrach, wurde die Hoffnung nicht aufgegeben, über das Schicksal der b Aufschluß zu erhalten. Während in den letzten Tagen sehr ansehnliche Tiefen zwischen 4000 und 5000 m (zweimal sogar Tiefen über 5000 m) gelothet worden waren, ergab die Lothung am 24. November nur 2268 m. Hierdurch war ein unterseeischer Rücken nachgewiesen, der vielleicht den Inseln als Sockel dienen konnte, und es handelte sich nun darum, systematisch die ganze Region abzusuchen. Wir hatten zu diesem Zweck die von Bouvet, Lindsay und Norris angegebenen Positionen ihrer Landsichtungen in eine Karte eingetragen (unter Benutzung der Angaben in den Sailing directions) und begannen nun, von Ost nach West vorgehend, die Ver⸗ hältnisse zu prüfen. Am 24. wurde ein Erfolg nicht erzielt, obwohl der Himmel zweimal aufklarte und auf kurze Zeit ganz wolkenlos war. Am Morgen des 25. November wurde mitten zwischen den angeblichen Landsichtungen von Bouvet, Lindsay und Norris eine Tiefe von 3458 m gelothet, und wenn damit auch die Hoffnung schwand, eine Insel nachzu⸗ weisen, so deutete doch andererseits das reiche Vogelleben, nicht zum mindesten die Erbeutung zweier Kaptauben (Daption Capensis) mit Brutfleck auf die Nähe von Land himn Gelegentlich aufkommende Schneeböen wechselten mit einem Aufklaren des Himmels ab (auch während der kurzen Nacht war die Luft ziemlich sichtig), und so wurde die Suche nach den Inseln in westlicher Richtung fortgesetzt. Denn wenn auch anzunehmen war, daß die alten Seefahrer die Breite ziemlich richtig angegeben hatten, so war ein Irrthum in der Längen⸗ bestimmung im Hinblick auf die damals noch unvollkommenen Methoden nicht ausgeschlossen. J. Roß vermuthete denn auch, daß die von Lindsay gesichtete Insel einen Längengrad weiter westlich liegen möge, und so ist in den englischen Admiralitäts⸗ karten das Eiland offenbar auf die Autorität von Roß hin (wie sich später herausstellte, annähernd richtig) unter 30 10 östl. Länge eingetragen worden. 1

Gegen Mittag des 25. November kam der erste große Eisberg in Sicht, an dem bei hochgehender See die Brandung gewaltig tobte. Wenn damit auch doppelte Vorsicht bei etwa aufkommendem Nebel geboten war, so blieb doch bis zum Nachmittage der Horizont bei allerdings etwas diesiger Luft. klar. Vergeblich wurde nach den Inseln ausgeschaut, jedoch fiel es auf, daß der Seegang trotz des noch herrschenden stür⸗ mischen Nordwests ruhiger wurde. Kurze Zeit darauf nach drei Uhr erscholl der Ruf, daß Land vor uns liege. In verschwommenen, bald deutlicher hervortretenden Konturen zeigte sich in seiner antarktischen Pracht und Wildheit ein steiles Eiland, das nur 7 Seemeilen entfernt lag. Schroffe und hohe Abstürze auf der West⸗ und Nordseite, über welche ein gran⸗ dioser Gletscher bis zum Meeresspiegel abfällt; ein gewaltiges Firnfeld, welches sanft geneigt im Süden mit einer Eismauer am Meere endet; die Kämme der Höhen in Wolken versteckt das war der erste Eindruck, den man von der seit 75 Jahren verschollenen und von drei Expeditionen vergeblich gesuchten Insel empfing. ““ 5

Bedenkt man alle Schwierigkeiten, die sich ihrer Wieder auffindung in den Weg stellten fast unaufhörliche stürmische Winde, die eine hochgehende See bedingen, häufig eintretender Nebel, welcher die Gefahr einer Kollision mit Eisbergen oder Riffen nicht ausschloß so ist der systematisch durchgeführte Nachweis von der Existenz der Bouvet⸗Insel als eine be merkenswerthe Leistung der Schiffoleitung zu bezeichnen.

Anzeiger.

1899.

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In Lee der Insel, geschützt gegen den Nordwest, fand sich die erwünschte Gelegenheit, ozeanographische und biologische Arbeiten zu erledigen. Da sie steil in die Tiefsee abfällt und in einer Entfernung von 3 bis 4 Seemeilen Tiefen von 400 bis 600 m aufweist, konnten fünf Dredschzüge H . werden, welche eine außerordentlich reiche Fauna zu Tage förderten. Mit Ausnahme von Fischen und gestielten Kri⸗ noideen erbeuteten wir aus allen Gruppen mariner Organismen ein reichhaltiges Material, das nicht nur in systematischer, sondern auch in thiergeographischer Hinsicht Interesse beansprucht.

Bei der am 26. November behufs Konstruktion einer Karte ausgeführten Rundfahrt um die Insel wurden markante Punkte gepeilt; photographische Momentaufnahmen ergänzen das durch Peilungen gewonnene Bild. 1

Die Mitte der Bouvet⸗Insel liegt unter 540 26,4“ südl. Breite und 30 24,2 östl. Länge. In west⸗östlicher Richtung beträgt ihre größte Breite 5,1, in nordsüdlicher 4,3 Seemeilen. An Ausdehnung kommt sie also ungefähr der späterhin von uns besuchten Insel Neu⸗Amsterdam im Südindischen Ozean gleich. Auch insofern giebt sich eine Uebereinstimmung kund, als die Bouvet⸗Insel (wie dies Norris ausdrücklich für sein Thompson⸗Island hervorhebt) vulkanischer Natur ist. Zwar konnte kein anstehendes Gestein geschlagen werden, jedoch wurde bei den ersten Dredschzügen bemerkt, daß wir uns auf

rauem vulkanischem Boden befanden, der gelegentlich den

dtetzen schlimm zusetzte. Die in den Dredschen enthaltenen Beheine bestanden aus halb zersetztem Tuff und feinkörnigem Basalt; da sie sorgfältig gesammelt wurden, wird eine spätere Untersuchung noch genaueren Aufschluß geben. Auf die vulkanische Natur der Insel deutet vor allem auch ihre eigen⸗ artige Gestalt hin, wie sie sc freilich nur einmal (am 26. November, Morgens 5 Uhr) frei von Wolken entschleierte.

Eine Momentaufnahme zeigt einen weiten, scharf gezackten Kraterrand, von dem nach Süden und Osten in sanfter Neigung die Hänge zum Meere abfallen. An dem Nordostkap macht sich indessen bereits ein Steilabfall geltend, wie er für die ganze nördliche und westliche Küste (am schroffsten auf der Nordwestseite) typisch ist. 4 1

In dankbarer Erinnerung an das Interesse, welches Seine Majestät an der Expedition nahm, wurde. dem vulkanischen Kegel, welcher mit seinem weiten Krater die Insel beherrscht, der Name „Kaiser Wilhelm⸗Pik“ beigelegt. Die höchste Er⸗ hebung des Kraterrandes liegt auf der Nordseite und beträgt 935 m.

An fünf Stellen, nämlich im Norden, Nordosten, Süden, Südwesten und Nordwesten, springt die Insel etwas vor. Das nördliche Kap läuft in ein großes Felsenthor aus; wir haben das 8 als „Kap Valdivia“ bezeichnet. Vergeblich wurde nach einer tiefen einspringenden Bucht gesucht, welche einen geschützten Ankerplatz hätte bieten können. ““

Zieht man die relativ geringe Größe der ungefähr in gleicher Höhe mit Süd⸗Georgien gelegenen Insel in Betracht, so überrascht die ausgedehnte Vergletscherung in hohem Maße. Sie kann nur darin eine Erklärung finden, daß das Antark⸗ tische Meer in dieser Richtung eine Kältezunge vorschiebt, wie sie sich auch in der auffällig niedrigen Temperatur des Meeres und in der gerade unter diesen Längen weit vorgeschobenen Packeisgrenze widerspiegelt. Die ganze Insel ist mit einem ausgedehnten Gletscherfelde bedeckt, welches auf der sanft ge⸗ neigten Süd⸗ und Ostseite bis zum Meeresspiegel sich herab⸗ senkt und dort mit einer 124 m hohen Eiswand abbricht. Muschelförmige Ausbrüche an ihrem Rande deuten darauf hin, daß kleinere Eisherge sich von ihr loslösen. An dem Steil⸗ abfalle der Küste steigt die Eiswand in die Höhe und schiebt sich überall so weit vor, als die Eismassen noch Halt finden. Ein prächtiger, in blaue Längsspalten zerklüfteter Gletscher, der gleich bei dem ersten Auftauchen der Insel auffiel, senkt sich auf der Nordseite, steil aus der Fübe abfallend, zum Meere. Auch auf der Südseite der Insel da, wo sie in die steil aufsteigende Westseite übergeht, senkt sich ein kurzer und breiter Gletscher zum Meere. Sein Rand schien die ein⸗ zige Möglichkeit zu einem Landungsversuche zu bieten, der in⸗ dessen wegen der noch immer hochgehenden See und der ge⸗ legentlich sich einstellenden Nebel nicht auszuführen war. An allen übrigen Stellen macht die steile Küste oder die senkrechte Eismauer eine Landung unmöglich; sie wäre zudem auch dort gefährlich, wo etwa ein kleiner Vorsprung den ständig nieder⸗ fallenden und in Trümmer sich auflösenden Eismassen Halt gewährt. 1 11““ ¹Die Insel scheint nach allen Seiten ziemlich steil in das Meer abzufallen. Immerhin sind ihr einige Klippen vor⸗ gelagert, unter denen namentlich eine vor dem Suͤdkap ge⸗ legene und keilförmig gestaltete, sowie einige unterseeische, nur durch Brecher sich verrathende vor dem Sudostende hervorzu⸗ heben sind. 8 1— 1

Im Gegensatze zu Bouvet und Lindsay, welche von einem Baumwuchse berichten, verdient hervorgehoben zu werden, daß mit dem Fernrohre keine Spur einer Vegetation (auch nicht aus einer Entfernung von nur zwei Seemeilen) wahrzunehmen war. Auch das Thierleben, das sonst in der Nähe antark⸗ tischer Inseln so auffällig reich entwickelt ist, zeigt in Ueder einstimmung mit ihrer Gletscherbedeckung und den durch über⸗ hängende Eismassen bedrohten Steilabfällen eine relativ sparliche Entfaltung. Am zahlreichsten traten die Kaptauden auf, während alle sonstigen antarktischen Vögel keinen de⸗ merkenswerthen Reichthum erkennen Uießen. Hervorgehoben sei nur, daß der schneeweiße Sturmvogel (Pagodroma nivea), den schon Roß mit vollem Rechte als sichersten Zeugen für das nahe Eis auffüͤhrt, zum ersten Male bei der Bouvet⸗Insel das Schiff umkreiste. 8

Norris berichtet, daß er 45 Seemeilen entfernt von „Liverpool Island“, welches vielleicht mit der jett wieder. gefundenen Insel identisch sein duͤrfte, eine zweite Insel in NNO. sichtete. Er nannte sie „Thompson⸗Island“ und ver⸗ mochte mit einem Boote eine Landung zu bewerkstelligen. Die Besatzung schlug dert Rohben und Pinguine, vermochte in dessen wegen stuͤrmischen Wetters erst nach 7 Tagen wieder au Bord zu gelangen. 88

I 8 acs Ruhetag geltende Sonntag, der N. Novemder. auf andere We ausgenuzt werden sollte, wurde deschlossen.