haben, wie dieses in einem Theil der Presse behauptet worden ist. Ich habe hierüber spezielle Ermittelungen anstellen lassen, um auch das Material der Kommission vorlegen zu können. Wer wird davon betroffen? Es hat sich herausgestellt, daß von 5713 Zeitungen des Reichspostgebietes nur 103 von einer Beförderung durch Expreßboten über den zweimeiligen Umkreis hinaus Gebrauch machen, darunter viele mit einer ganz minimalen Exemplarzahl. Meine Herren, die Zulassung der Beförderung durch Expreßboten für die Vororte bildet eine Ausnahme vom Postzwang und muß wie jede Ausnahme von der Regel eng ausgelegt werden. Die ganze Entstehungsgeschichte dieser Ausnahme weist ausdrücklich darauf hin, daß der Begriff der Be⸗ förderung durch Expreßboten nicht dahin aufgefaßt werden darf, als wäre es statthaft, diese Beförderungsart in wirklich postmäßiger Weise auszuführen. Einen derartigen Charakter nimmt sie aber an, wenn die Person des expressen Boten für ein und dieselde Besorgung, z. B. für die Zuführung vom Erscheinungsort an die Abonnenten, unterwegs wechselt — darin liegt ja der springende Punkt —, und wenn solchergestalt ineinandergreifende weite Ver⸗ bindungen entstehen, die zweifellos einen Eingriff in das Postregal darstellen. Was nun die Expreßbeförderung durch Boten mit der Eisenbahn betrifft, so hat die Postverwaltung stets den Standpunkt vertreten, daß ein solcher Bote die postzwangspflichtigen Sachen bei sich führen müsse, nicht aber der Eisenbahn als Reisegepäck übergeben dürfe. Denn bei der letzteren Art der Beförderung übernimmt die Eisenbahn einen wesentlichen Theil der Obliegenheit der Boten, und dieser verliert dadurch die Eigenschaft eines Expressen im Sinne des Postgesetzes. Dieser Standpunkt hat, um eine dauernde schwere Schädigung der Postverwaltung fern zu halten, in der Be⸗ schrärkung des Meistgewichts für die Expreßbeförderung auf 5 kg Ausdruck gefunden. Also wie gesagt, diese neue Vorschrift er⸗ weist sich somit in der Hauptsache als Wiederherstellung des eigent⸗ lichen Begriffs des expressen Boten. Ohne die vorgesehene Ein⸗ schränkung könnte der Zustand eintreten, daß nach und nach immer mehr Zeitungen der Post die Beförderung, soweit sie vortheilhaft ist, in der angegebenen Weise entzögen, sodaß schließlich das Postregal in Bezug auf die Zeitungsbeförderung völlig durchlöchert würde.
Meine Herren, ich glaube mich einer näheren Begründung des weiteren Punktes der Ziffer 3 des Art. 2 enthalten zu dürfen. Diese Bestimmung ist wesentlich zur Zerstreuung der Besorgnisse ge⸗ troffen, die früher angesichts der Ausdehnung des Postzwanges auf die verschlossenen Ortsbriefe hervorgetreten sind. Ich darf mich auch wohl beziehen auf die Verhandlungen in der vorjährigen Kommission. Die Vorschrift proklamiert die Freiheit des Ortsbriefverkehrs, soweit er nicht durch organisierte Privat⸗Postanstalten gewerbsmäßig betrieben wird. Damit, glaube ich, sind die Schwierigkeiten und Be⸗ denken, die auf diesen Punkt Bezug hatten, wohl beseitigt, und ich hoffe auch hier auf Ihre Zustimmung.
Ich komme nun noch kurz, meine Herren, zu der Regelung der Entschädigungsfrage. Ich glaube, ich kann mich hierüber auch nur ganz kurz fassen. Ich muß vor allem nochmals ausdrücklich betonen, daß nach der Ueberzeugung der verbündeten Regierungen den Privat⸗ Postanstalten und ihren Angestellten ein Rechtsanspruch auf Ent⸗ schädigung nicht zuerkannt werden kann, sondern daß es sich durchaus nur um eine Billigkeitsrücksicht handelt.
Was zunächst die Entschädigung für die Inhaber der Anstalten betrifft, so wird nicht außer Acht zu lassen sein, daß es sich hier um junge Betriebe handelt. Das Geburtsjahr der ältesten ist das Jahr 1884, also vor 15 Jahren, während die meisten, nämlich 53 von den insgesammt 84, erst seit 1895 ins Leben getreten sind. Die Inhaber dieser 53 Anstalten werden kaum berechtigt sein, ihren zum theil noch nicht einmal gründlich erprobten Erwerb als eine sichere dauernde Existenzgrundlage anzusehen; sie sind naturgemäß beständig der Gefahr ausgesetzt, daß Konkurrenzunternehmungen eingeführt werden. Es wäre daher keinesfalls gerechtfertigt, die Entschädigung nach Enteignungs⸗ grundsätzen beziehungsweise so hoch zu bemessen, daß die Inhaber nach verhältnißmäßig sehr kurzer Ausübung ihres jetzigen Geschäfts künftig als Pensionäre von den Zinsen dieser Entschädigungssummen ihr Dasein führen können.
Was von den Inhabern der Anstalten gilt, das gilt in noch höherem Grade von ihren Angestellten, weil diese — das Material habe ich ja im vorigen Jahre in der Kommission schon vorgelegt — auf sehr kurze Kündigung — ich habe damals 14tägige und Stägige Kündigung angeführt — beschäftigt sind und somit eben⸗ falls nur zum geringsten Theil in ihrer Erwerbsthätigkeit eine ge⸗ sicherte Lebensstellung erblicken können. Ich bin der Ansicht, daß auch die Entschädigungen für die Angestellten allen berechtigten Ansprüchen vollkommen genügen. — Hinsichtlich der in der Vor⸗ lage vorgesehenen Abstufung der Entschädigung glaube ich mich lediglich auf die Ausführungen in den Motiven beziehen zu können. Was die eventuelle Uebernahme eines Theils der Bediensteten in den Dienst der Reichs⸗Postverwaltung betrifft, so bin ich, was ich wohl nicht näher zu begründen brauche, im Augenblick noch nicht in der Lage, hierüber vollständig bindende Erklärungen abzugeben. Ich kann nur zum Ausdruck bringen, daß von meiner Seite die Ab⸗ sicht besteht, von dem unteren Personal soviel zu übernehmen, wie nach dem Bedürfniß der Reichspost, der Körperbeschaffenheit der Bewerber und deren Vorleben angängig erscheint. Ich meine, meine immerhin ziemlich lang gewordenen Ausführungen damit schließen zu können: Ich bin mir sehr wohl bewußt, daß dem hohen Pause eine umfang⸗ reiche Masse von Petitionen zugegangen ist. Ich habe bereits im vorigen Jahre namentlich in der damaligen Kommission darauf hin⸗ gewiesen, daß die Räume der Herren vielfach nicht ausreichen würden, um die Petitionen der Privatpostanstalten und Zeitungen aufzu⸗ nehmen; aber ich gebe mich der Hoffnung hin, daß trotz der verschieden⸗ artigen Auffassungen es wohl möglich sein wird, eine Einigung auf diesem Gebiete zu erzielen, weil meiner Ansicht nach der Grundgedanke dieser Vorlage daraufhin abzielt, zunächst im Nachbarortsverkehr eine Verbilligung des bisherigen Tarifs anzubahnen und durch eine zu⸗ künftige Vergrößerung dieser Rapons eine allgemeine Herabsetzung der Tarife herbeizuführen. Daß wir das nicht auf einmal im ganzen deutschen Reichspostgebiet durchzuführen vermögen, werden Sie mir wohl zugeben. Ich hoffe daher, daß es uns gelingen möge, zu einer Verständigung zu kommen, und damit die Grundlage m schaffen für eine künftige erhebliche Verbilligung unseres gesammten Tarifwesens bei der Post. (Bravo! rechts.)
Abg. Dr. Marcour (Zentr.): Eine Vertheidigung der Aenderungen des oft eitungstarifs ist nicht nothwendig. Die Reform bezüglich der Heraufsetzung des Briefgewichts kann nicht in das Gesetz auf⸗
genommen werden, sie muß dem Reichskanzler überlassen bleiben, weil sonst der Reichstag mit einer unerträglichen Fluth von Petitionen überschüttet werden wird. Bezüglich der Ermäßigung der Post⸗ anweisungsgebühr ist zu wünschen, daß die Ermäßigung bis zum Be⸗ trage von 10 ℳ sich erstrecken möge. Einer Beschränkung der Privat⸗ posten können meine Freunde nur zustimmen, wenn die Entschädigung für das Aufgeben wohlerworbener Rechte so ausreichend gewährt wird, daß keinerlei Klagen mehr bestehben. Daß der Postzeitungstarif re⸗ formiert werden soll, hat der Reichstag ben gefordert; deshalb ist dem Staatssekr⸗tär aus diesem Theil der Vorlage kein Vorwurf zu machen. Zur Zeit seiner Entstehung war der Postzeitungstarif vielleicht richtig, heute entspricht er durchaus nicht mehr dem Grund⸗ satze von Leistung und Gegenleistung. Aber es ist doch bedenklich, ganz mit dem Spstem des alten Tarifs zu brechen, denn die Feitunge⸗ verleger haben sich auf die bisherigen Leistungen an die ost ein⸗ gerichtet, und zudem ist es doch ein Unterschied, ob eine große politische Zeitung in 10 000 Exemplaren an 10 000 verschiedenen Orten ver⸗ breitet wird, oder ob ein Blatt von nur lokaler Bedeutung in Packeten von 100, 200 Exemplaren an einige Hundert Postanstalten versendet wird. Dabei sind die eigentlichen Leistungen der Post sehr verschieden. Besonders bedenklich ist aber die Bestimmung über die Expreßboten, die auf ein Verbot derselben hinauskommt. Gewisse Zeitungen sind, um den Wünschen des Publikums entgegenzukommen, geneigt, Filialen einzurichten, damit die Zeitungen moöglichst schnell in die Hände der Leser kommen. Namentlich die Kaufleute legen darauf ein großes Gewicht. Die „Kölnische Zeitung“ und die Frankfurter Zeitung“ werden in gewissen Bezirken auf diese Weise in die Hände ihrer Leser befördert, was der Post garnicht möglich wäre. In diesem Bestelldienst der 8 tungen befinden sich zahlreiche Personen, die wegen körperlicher Ge⸗ brechen u. s. w. nicht recht erwerbsfähig sind. Redner weist darauf hin, daß bei seiner Zeitung (der „Koblenzer Volkszeitung“) in dieser Weise 160 Personen beschäftigt würden, die davon theilweise oder ganz lebten. Die Frage habe auch eine politische Bedeutung, denn es wäre möglich, daß durch das Verbot der Expreßboten politischer Einfluß geübt würde, indem z. B. die Beförderung von Flugblättern, die einer Zeitung beiliegen, verzögert würde, wenn die Boten nicht gestattet würden.
Staatssekretär des Reichs⸗Postamts von Podbielski:
Ich möchte dem Herrn Vorredner nicht auf alle Einzelheiten ant⸗ worten; ich glaube, die Diskussion würde sich sonst sehr weit aus⸗ dehnen, namentlich wenn ich, der großen Rednerliste folgend, jedem der Herren antworten würde. Es ist aber, glaube ich, für die fol⸗ genden Herren Redner immer schon von Bedeutung, wenn ich zwei Punkte, die besonders von Herrn Dr. Marcour angeführt sind, hier klarstelle. Was zunächst Artikel 3 anlangt, so kann ich nur feststellen, irgend eine fiskalische Absicht hat thatsächlich nicht vorgelegen, also nicht die Absicht, jemanden ein Geschäft erst einrichten zu lassen, und, wenn es gut geht, es zu übernehmen. Wenn nach dieser Richtung hin Bedenken wären, so würde ich gern zu einem bezüg⸗ lichen Zusatze bereit sein, dem, glaube ich, auch die verbündeten Re⸗ gierungen zustimmen würden. Es ist eine rein saͤchliche Festlegung, unter welchen Verhältnissen eventuell Personen zum Betrieb von Privatpostanstalten zugelassen werden sollen. Was den letzten und meiner Ansicht nach schwerwiegendsten Puakt über die Expreßboten anlangt, so ist die Postverwaltung bei der ganzen Gesetzesvorlage davon ausgegangen, gleiches Recht für Alle zu schaffen. Ich habe keine politische Verwaltung und muß daher nach jeder Richtung hin Sorge tragen, daß jeder Zeitungsunternehmer und nicht nur der kapitalskräftige unter gleichen Verhältnissen seinem Erwerb nachgehen kann. Zweifellos werden große, starke Zeitungen sehr viel leichter mit Expreßboten unter Benutzung der Eisenbahnen u. s. w. arbeiten können, als gerade die Provinzialpresse. Wir werden aber auch in der Lage sein, in der Kommission die Frage zu erörtern. Ich habe das Motiv, aus dem das entsprungen ist, dem hohen Hause ja unterbreitet. Der andere Punkt, den der Herr Abg. Dr. Marcour anführte, die etwa eintretende Verlegenheit für die Parteien bei den Wahlen, kann ebenfalls zu Bedenken keinen Anlaß geben. Ich führte ja schon vorhin an, daß die Beförderung durch expresse Boten innerhalb des zweimeiligen Umkreises des Ursprungs⸗ ortes nach wie vor gestattet ist, und einen größeren Durchmesser als 4 Meilen hat wohl kaum ein Wahlkreis. Schließlich möchte ich fest⸗ stellen, daß es mir völlig fern gelegen hat, die geistige und kulturelle Bedeutung der Presse irgendwie leugnen zu wollen. Ich habe nur gezeigt, welch wundersame Stilblüthen diese ganze Vorlage ge⸗ zeitigt hat.
Abg. von Waldow und Reitzenstein (d. konj.): Meine Freunde stehen im allgemeinen der Vorlage sympathisch gegenüber, sind aber für eine Kommissionsberathung, weil einzelne Abänderungen noth⸗ wendig sein werden. Wir sind für die Erhöhung des Briefgewichts; die Papierfabrikanten sind dann nicht mehr begeenec. minder⸗ werthiges Papier berzustellen. Der Aufhebung der Privatposten eben wir unsere Zustimmung ohne weiteres. Bezüglich der Expreß⸗ oten sind auch bei uns Bedenken entstanden; es wird ungemein schwierig sein, festzustellen, ob jemand Zeitungen schmuggelt. Be⸗ zöglich der Entschädigung der Angestellten der Privatposten wird auch eine genaue Pruͤfung nothwendig sein. Eine Aenderung des
Postzeitungstarifs war dringend geboten. Das Zeitungswesen hat
sich vollständig geändert, die Produktionsbedingungen der Zeitungen sind viel leichtere geworden. Der vorgeschlagene neue Tarif würde großen Zeitungen Erleichternngen, für kleinere und mittlere Zeitungen aber eine Mehrbelastung bringen. Eine solche Wirkung würden wir be⸗ dauern, und dazu könnten wir die Hand nicht bieten. Wir enthalten uns, im Plenum besondere neue Vorschläge zu machen, und behalten uns das für die Kommission vor. Ich empfehle, die Vorlage einer Kommission von 21 Mitgliedern zu überweisen. .
Abg. Singer (Soz.) bemängelt, daß die Vorlage die Herauf⸗ setzung des Briefgewichts, die Ausdehnung des Postregals und die Aufhebung der Privat⸗Postanstalten mit einander verknüpfe, um den etwaigen Ausfall an Einnahmen durch die Ausdehnung des Regals wieder wett zu machen. Gegenüber dem großen Ueberschusse der Post sei ein solcher Standpunkt kleinlich. Die Sozialdemokraten seien nicht grundsätzlich Gegner der Ausdehnung des Postmonopols, obgleich ein Monopol zur Stärkung der Macht der Regierung dienen könne; ihre Abstimmung werde davon abhängen, wie die Ent⸗ schädigung die Angestellten der Privatposten ausfalle. Der Zeitungstarif müsse geändert werden, denn er komme einer Kategorie von Zeitungen zu gute, die nicht dasjenige erfüllten, was man von einer Zeitung erwarte. Bezüglich der expressen Boten liege die Gefahr darin, daß das Gewicht der zu befördernden Zeitungen auf 5 kg be⸗ schränkt werden solle. Es sei wohl anzunehmen, daß für die Ver⸗ breitung der Zeitungen innerhalb des zweimeiligen Umkreises, der auch etwas erweitert werden könnte, keine Gewichtsgrenze vorgeschrieben werden folle. (Zustimmung des Staatssekretärs von Podbielski.) Jeden⸗ falls müßf ein politischer Mibzbrauch dieser Vorschriften verhindert werden. Die Beseitigung der Privat⸗Postanstalten und die Ausdehnung des Postwanges könnten nur bewilligt werden, wenn die Reichs⸗ Postverwaltung annähernd Preisermäßigungen gewähre, die die vatanstalten gewährt hätten. Die Entschädigungen, welche den Privatangestellten 2* werden sollen, müßten gesetzlich fest⸗ el werden. Namentlich sei es bedenklich, daß die Leute ihre Eatschabigungen in monatlichen Raten bekommen sollten. Wenn es gelinge, die Vorlage in der Kommission den Wünschen der Sozial⸗ demokraten entspr d zu gestalten, so würden die Sozijaldemokraten die Vorlage mit der Ausdehnung des Postzwanges annehm⸗
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Staatssekretär des Reichs⸗Postamts von Podbielski:
Der Herr Abg. Singer hat zuletzt daran Anstoß genommen, daß in der Gesetzesvorlage die Auszahlungen nicht auf einmal, sondern in Raten, wenigstens die Möglichkeit dazu, in Aussicht gestellt sei. Meine Herren, dazu bin ich lediglich gekommen durch die Arbeiten der Kommission des Reichstages über das Tabacksmonopol. In dem Bericht der Kommission an den Reichstag, Session 1882, steht aus⸗ drücklich:
Die in Aussicht genommene Entschädigung wurde mehrfach als zu niedrig bezeichnet, desgleichen wurde die Gefahr betont, daß diese plötzlich an gerade beschäftigungslose Personen zur Auszahlung gelangenden Geldsummen in unwirthschaftlicher Weise verbraucht würden.
Ich lege kein Gewicht darauf, ob ich auf einmal bezahle oder öfter; ich habe lediglich mich an die Arbeiten der Kommission gehalten, wie sie damals in dem schriftlichen Bericht festgelegt wurden. Ich möchte aber den Herrn Abg. Singer auf eine, wie ich glaube, nicht ganz logische Entwickelung hinweisen. Herr Singer räth mir, ich solle die Tarife herabsetzen und die Privatbeförderungsanstalten dadurch bekämpfen, respektive sie außer Gefecht setzen. Wenn ich das thue, was ist die Folge davon? Die gesammten Unterbeamten werden subsistenzlos; gerade das, was Sie mir empfohlen, schlägt zu Ungunsten der Unterbeamten aus. Ja, Sie sehen, wohin die Mittel führen, während gerade nach meiner Ansicht Sie dafür eintreten müssen, daß die Leute nicht durch einen solchen Kampf auf die Straße geworfen werden. Zu solchen Schlüssen kann man dabei kommen. Ich gebe sonst dem Herrn Abg. Singer zu, daß auf vielen Gebieten eine Verkehrserleichterung sehr bald eine Verkehrssteigerung und damit unter Umständen vermehrte Einnahmen bringen wird. Immerhin werden wir im Anfang mit gewissen Mindereinnahmen zu rechnen haben und nach und nach diesen Punkt überwinden müssen. Nur die Steigerung der Einnahmen wird uns dann wieder die Möglichkeit bringen, diese Verbilligungen für weitere Kreise einzu⸗ führen. Außerdem würde der Vorschlag des Herrn Abg. Singer, auf die Sätze der jetzigen Privatbeförderungsanstalten zurückzugehen, doch nur eine Erleichterung für die großen Städte sein, die, wie, ich glaube, schon der Herr Abgeordnete von der konservativen Partei hervorgehoben hat, gerade durch den Nachbarortsverkehr so wie so schon gegenüber dem platten Lande begünstigt sind, und ich meine immer, es müßte zweifellos eine Tarifermäßigung für das ganze Land herbeigeführt werden. (Zuruf von den Sozialdemokraten.) — Ja, meine Herren, das muß meiner Ansicht nach Schritt für Schritt geschehen; das werden wir zweifellos immer sicherer und besser mit steigenden Einnahmen erreichen, und wir werden immer unbedingt auf Schwierigkeiten bei den verbündeten Regierungen stoßen, wenn wir bei fallenden Einnahmen mit solchen Vorschlägen kommen.
Abg. Dr. Hasse (nl.): Meine politischen Freunde steben der Vorlage wohlwollend gegenüber. Bezüglich der Behandlung der Privat⸗ Postanstalten sind manche Bedenken, welche in der vorigen Vorlage enthalten waren, beseitigt. Für die geschlossenen Briefe und für die Postkarten wollen wir das Postregal ausdehnen, tragen aber Bedenken bezüglich der Drucksachen, der Waarenproben ꝛc. In der Herabsetzung der Portosätze für den Orts⸗ und Naheverkehr erblicken wir das Korrelat zur Ausdehnung des Regals; die ermäßigten Portosätze könnten auch ruhig gesetzlich festgelegt werden. An dem Fehlen der Ent⸗ schädigung für die Angestellten der Privatposten ist die ; im vorigen Jahre gescheitert. Wenn auch nicht wohlerworbene Rechte vorhanden sind, so spricht doch die Billigkeit für die Bewilligung einer Entschädigung. Die für die Anstalten ausgesetzten Entschädigungen reichen aus, nicht aber die für die Angestellten. Auch dem Zeitungs⸗ tarif stehen wir wohlwollend gegenüber, obwohl wir die Befürchtung der Papierfabrikanten und der kleinen Zeitungsverleger theilen. Man sollte aber die Berechnung der Gebühren nach dem Abonnementsbetrag nicht ganz ausschließen. Bezüglich der besonderen Boten sollte man den zweimeiligen Umkreis erweitern, und zwar, ent⸗ sprechend dem Wunsche verschiedener Handelskammern, auf 30 km. Die Sortimentsbuchhändler fürchten, daß die Vorschriften des Zeitungs⸗ tarifs auch auf die Zeitschriften nichtpolitischer Tendenz Anwendung finden würden. Redner beantragt schließlich, die Vorlage der Budgetkommission, nicht einer besonderen Kommission zu überweisen, denn die letzten Kon⸗ sequenzen des Gesetzes seien schließlich hauptsächlich finanzieller Natur.
Abg. Dr. Pachnicke (fr. Vgg.) schließt sich dem Antrage des Vor⸗ redners nicht an, sondern empfiehlt die Einsetzung einer besonderen Kom⸗ mission. Der Staatssekretär habe einen frischen Zug in die Reichs⸗Post⸗ verwaltung gebracht, das sei nicht zu verkennen. Die Ermäßigungen der Tarife zseien zu acceptieren; aber die Post gebe nichts, ohne zu nehmen und mindere dadurch den Werth des Gegebenen; sie ver⸗ lange die Beseitigung der bestehenden Privatposten und zwar lediglich aus fiskalischen Rücksichten, nicht aus Rücksicht auf das Publikum, das eine Aenderung in dieser Beziehung garnicht wünsche. Hochgestellte Beamte uad Offiziere hätten sich über die Leistungen der Privatposten durchaus befriedigt ausgesprochen. Trotz des großen Verkehrs seien bei der Berliner Packetfahrt keine Verletzungen des Briefgeheimnisses vorgekommen. 2. die Verbreitung von Anzeigen der Gewerbetreibenden, für die Wah anffsebernarsen für Vereinszwecke würden die Privat⸗Postanstalten in großem Maßstabe gebraucht. Die Anpassungsfähigkeit der Privatanstalten ersetze keine Staatsanstalt; die letztere könne auch keine Rabatte bewilligen. Einen solchen Schlag gegen den privaten Unternehmungsgeist, fährt der Redner * können wir nicht billigen; er könnte sonst einmal auch gegen andere Unternehmungen erfollen. Wenn die Reichsverwaltung aber so scharf den Privatunternehmungen entgegentritt, dann sollte sie mit etwas freigebigerer Hand die Sache regeln. Beim Postzeitungstarif hat die Pofsterwaltung jetzt den Grundsatz von Leistung und Gegenleistung aufgestellt. Die Post⸗ reformen sind aber meist geradezu ein Bruch mit diesem Grundsaß gewesen. Ist denn die Billigkeit der Zeitungen ein Fehler? Die unteren Schichten der Bevölkerung sind gerade auf die billigen Zeitungen angewiesen. Soll die Billigkeit ein Grund des Vor⸗ wurfs sein? Redner weist auf die eingegangenen Petitionen der Zeitungsverleger hin, wonach Zeitungen, die durchaus keine Anzeigenblätter seien, sehr viel mehr Gebühren bezahlen müßten als bisher, so 3 B. die „Berliner Morgen⸗Zeitung“, die „Kieler Zeitung“, die „Neue Hamburger Zeitung“, und empfiehlt der Tarif, welchen die vereinigten Zeitungsverleger entworfen haben; der Bezugspreis, der bisher allein maßgebend gewesen sei, sollte bei der Tariffestsetzung mit in Betracht gezogen werden. Auch bezüglich der Expreßboten müsse eine Aenderung vorgenommen werden. Es seien allerdings nur 103 Zeitungen, die dabei betheiligt seien. Aber es seien gerade se einflußreiche und weitverbreitete Zeitungen, bei denen Schnelligkeit der Berichterstattung und Schnelligkeit der Verbreitung ihrer Exemplare eine große Rolle spiele. O in der Kommissionsberathung eine Verständigung möglich sein werde, müsse dahin gestellt bleiben. Die meisten Redner hätten bisber diesf oder jene Bedenken geltend gemacht. Jedenfalls werde das icksa der Vorlage von dem Entgegenkommen der Postverwastung abhängen. Es würde sonst von der Vorlage nichts weiter übrig bleiben, als die Sätze: 1) das Porto für Briefe bis zu 20 g Gewicht beträgt 10. * 2 der Reichskanzler erhält die Ermaͤchtigung, die Ortstaxe auf den Nachbarverkehr auszudehnen. Und das würde schließlich auch genügen.
zum Deutschen
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(Schluß aus der Ersten Beilage.)
Staatssekretär des Reichs⸗Postamts von Podbielski:
Meine Herren! Ich glaube, dem Herrn Vorredner antworten zu dürfen, daß er den dritten Satz noch vergessen hat, nämlich: der Brief⸗ schreiber erhält auch noch eine entsprechende Entschädigung. (Große Heiterkeit.) Dann würde meines Erachtens allen Wünschen Rechnung getragen sein, die nach dieser Richtung hin geäußert worden sind. (Heiter⸗ keit.) Ich zweifle nicht, daß der Vorschlag allseitig Zustimmung finden würde. Doch ich muß zu einer gewissen Sache zurückkehren. Ich sah voraus, daß Herr Dr. Pachnicke sich der Privatbeförderungs⸗ anstalten in besonderer Weise annehmen würde. Man kann es ia den Geschäftsleuten nicht verdenken, daß sie Reklame machen. So hat auch der „Merkur“ alle möglichen Leute für sich angeführt, z. B. auch den Herrn Ober⸗Regierungs⸗Rath, der, wenn ich mich recht erinnere, im vorigen Jahre, als die Sache hier zur Sprache kam, leider schon verstorben war. Es handelt sich hier jedoch lediglich um Empfehlungen, wie bei Hoff'schem Malzextrakt oder irgend einem Zahnmittel. Eine Verwaltung lann sich indeß bei solchen Sachen nur auf die kompetenten Organe stützen und auf deren Urtheil. Nun lautet das Urtheil der Handelskammer Hannover in der Zeit⸗
schrift für Handel und Gewerbe 1898 Nr. 8 Seite 109:
Die Handelskammer zu Hannover hat sich am 3. November dahin ausgesprochen, daß die von der Reichspost gebotenen Vortheile größer seien als die der Privatanstalten, und daß die Auf⸗ hebung der letzteren nicht zu bekämpfen sei. So urtheilt die Handelskammer in Hannover, welche sedenfalls mit größerem Recht dazu berufen ist, die Sache zu beurtheilen. Weiter, meine Herren, möchte ich Ihnen eine Stelle aus einem Privatbrief mittheilen, der mir von einem Berliner Herrn über einen Vorfall bei der Packetfahrt zugegangen ist. Da heißt es: „Heute erschienen Beamte der Packetfahrt und behaupteten, das von mir ge⸗ fundene Pachet mit Briefen sei verloren worden; ich möchte über die Sache schweigen. Ich halte es aber für meine Pflicht, nicht zu schweigen.“ Solche Briefe gehen mir häufiger zu, ich benutze sie aber weiter nicht, indessen will ich hier einen Fall anführen, der in Magdeburg passierte. Dort sollte ein Sarg geschlossen werden, was bekanntlich auf Schwierigkeiten stieß. Man hob infolge dessen die Leiche wieder heraus und siehe, im Sarge befanden sich lauter unbestellte Briefe, zum größten Theil Mahabriefe der Magdeburger Feuerversicherungs⸗Gesellschaft. Der ungetreue Bote der Privatpost hatte Furcht gehabt, die Briefe zu verbrennen, und glaubte, sie so am besten der Vernichtung entgegen zu führen.
(Heiterkeit.) Die Sache hat auch ein gerichtliches Nachspiel gehabt.
Auch bei der Reichs⸗Postverwaltung ist es ja nicht vollständig ausgeschlossen, daß einmal ein ungetreuer Beamter ein paar Briefe vernichten kann. Es ist aber ein Unterschied hierbei. Die Behörde verfolgt solchen Fall, während der Privatunternehmer natürlich das Bestreben hat, die Sache möglichst nicht an die große Glocke zu bringen, sondern in seinem Interesse in irgend einer Form zu unter⸗ drücken.
Nun hat Herr Dr. Pachnicke gesagt, es wären fast unzählige
Petitionen eingelaufen gegen den Postzeitungstarif. Gewiß, meine
Herren, Alle, die einen materiellen Nachtheil haben, melden sich; die⸗
jenigen, die einen materiellen Vortheil haben, melden sich natürlich
nicht. Wer in irgend einer Weise sich benachtheiligt fühlt, der schreit, und naturgemäß, je länger die Vorlage in Arbeit ist, um so mehr
Leute haben sich gegen sie zusammengefunden. Herr Dr. Pachnicke
hat doch in früheren Jahren, als ich dem hohen Hause und der Budgetkommission angehörte, mit mir zusammen auch die Erörterungen in der Budgetkommission gehört, und ich möchte ihn darauf hin⸗ weisen, daß wir dort immer darauf hinauskamen, die Einnahmen aus der Beförderung von Zeitungen seien im Verhältniß zu den anderen Einnahmen zu gering.
Nun hat Herr Dr. Pachnicke den sogenannten mittleren Vorschlag
voon den Verlegern angeführt. Worauf kommt er aber hinaus? Wir werden ja in der Kommission diese Sache noch zu
erörtern haben. Ich kann aber schon jetzt versichern, daß bei diesem Vorschlage sich für das gesammte Deutsche Reich eine Herabminderung der Zeitungsgebühren⸗Einnahme herausstellen wird.
Ferner, meine Herren, habe ich auch in diesem Jahre in der Budgetkommission meine Bereitwilligkeit ausgesprochen, im nächsten Jahre in Erörterungen über das Bestellgeld zu treten. Ich muß aber immer wieder betonen, was ich schon einmal hervorgehoben habe: wir haben eine angestrengte Arheitszeit hinter uns, um diese drei Vorlagen dem Hause zu unterbreiten. Ich habe längere Zeit Hilfsarbeiter im Reichspostamt gehabt, um die Sache zu bearbeiten. Es ist aber jetzt nicht angängig, in Verbindung mit der Vorlage zu fordern: das Be⸗ stellgeld solle noch abgeschafft werden. Wenn wir die Frage des Be⸗ stellgeldes hereinziehen, dann kommt vielleicht bald wieder noch etwas Anderes dazu, die Packettarife u. s. w. So giebt es eine Menge Fragen, die noch zu lösen sind. Aber man kann un⸗ möglich, weil das Eine irgendwie mit dem Anderen lose zusammen⸗ hängt, diese verschledenen Fragen mit einander verquicken. Ich habe meine Bereitwilligkeit zugesagt, im nächsten Jahre die Bestellgeld⸗ frage ex fundamento zu behandeln. Hier haben wir es aber lediglich mit Tariffragen zu thun, und da sollte man nicht die Frage des
8 Bestellgeldes mit hineinziehen.
Was nun die expressen Boten anbetrifft, so kann es sich für mein Ressort um thatsächliche materielle Vortheile gar nicht handeln, die wären doch wirklich zu unbedeutend, selbst wenn man 20⸗bis 30 000 ℳ herausbekäme. Jene Bestimmung ist vielmehr von mir in die Vorlage mit aufgenommen worden, weil ich bestrebt war, gleiches Recht zu schaffen und den größeren Zeitungen nicht ein Uebergewicht zu gestatten gegen⸗ über der Provinzialpresse. Es ist, wie ich schon zuvor ausführte, ganz zweifellos, durch die Expreßbeförderung nach weiter gelegenen Orten werden die kleineren Zeitungen in diesen Octen todt gemacht.
Zweite Beilage Anzeiger und Königlich Pre
Berlin, Donnerstag, den 13. April
Das ist das Einzige, was ich für die Sache anzuführen habe, und was überhaupt für mich bestimmend gewesen ist. Es ist also weder ein politisches, noch ein finanzielles Moment, sondern lediglich das Bestreben gewesen, ein gleiches Recht zu schaffen. Wird es anders beurtheilt, so habe ich ja meine Bereitwilligkeit zu erkennen gegeben, die Meinung der verbündeten Regierungen darüber ein⸗ zuholen und in der Kommission die Sache näher zu erörtern. Wenn nun Herr Dr. Pachnicke sagt, daß mein großer Vorgänger die Botenfrauen und die Privatbeförderungsanstalten besonders in Schutz genommen hat, so meine ich ihm darauf erwidern zu können, daß sich sehr oft im Leben auch sehr große Leute ebenso gut irren können wie andere Sterbliche. Ich glaube, daß da Excellenz Stephan die Entwickelung der Privatbeförderungs⸗ anstalten anders vorausgesehen hat, als sie thatsächlich erfolgt ist, und daß wir deshalb jetzt mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen haben. Zudem habe ich auch schon im vorigen Jahre hervorgehoben, daß Deutschland das einzige Land ist, welches sich den Luxus derartiger Privatbeförderungsanstalten gestattet. (Sehr richtig! rechts.) Weder in der freien Schweiz noch in Nord⸗Amerika sind derlei Anstalten denk⸗ bar; dort ist das Monopol nach dieser Richtung hin vollständig festgelegt. Wir haben das leider bei uns versäumt, weil der Deutsche gern geneigt ist, irgend ein kleines Thürchen nach dieser oder jener Richtung hin offen zu lassen. Eine Verständigung mit Herrn Dr. Pachnicke erachte ich indessen für möglich, wenn man auch wohl nicht so freigebig sein wird, daß man 2 Millionen aus dem allgemeinen Säckel zur Ent⸗ schädigung noch zugiebt. So hoffe ich denn, daß wir trotz der geäußerten Bedenken zur Verständigung kommen werden, nicht allein in Bezug auf die Abfindung der Privat⸗Beförderungsanstalten, sondern auch in Bezug auf die Zeitungstarifreform.
Abg. Graf von Bernstorff⸗Lauenburg (Rp.) weist darauf hin, daß durch Verfügung des Reichskanzlers die Ermäßigung der Postanweisungsgebühr eingetreten sei; wäre die Taxe gesetzlich fest⸗ gelegt, so würden solche Ermäßigungen nicht so leicht durchgeführt werden können. Deshalb sollte man die Taxe nicht gesetzlich festlegen. Bei der vorjährigen Berathung der Vorlage sei vom Reichstage die Neuregelung des Postzeitungstarifs gewünscht worden; es sei daher zweifelhaft, ob diese Verquickung des Zeitungstarifs mit dem anderen Inhalt der Vorlage das Zustande⸗ kommen derselben erleichtern werde. Die Kritik, welche der Zeitungstarif gefunden habe, lasse nicht erwarten, daß die Sache leicht werde erledigt werden. Die Entschädigung der Privatanstalten und ihrer Angestellten beruhe auf einem Wunsche des Reichstages. Er (Redner) möchte aber bitten, daß nicht die Entschädigung in Raten gezahlt werde, sondern auf einmal, daß ferner den Angestellten der Uebertritt in den Reichspostdienst möglichst erleichtert werde. Für die Aufhebung der Privatposten sei die Ausdehnung des 5 ₰⸗Tarifs auf Berlin eine erhebliche Gegenleistung. Redner empfiehlt die Ueber⸗ weisung der Vorlage an eine Kommission von 21 Mitgliedern.
Darauf wird nach 5 ¼ Uhr die weitere Berathung bis Donnerstag 1 Uhr vertagt.
88 Konkurse im Auslande. 8 8 EE11P1111“ ““
Solomon Joseph in Bukarest. Anmeldung der Forde⸗ rungen bis 26. April/8. Mai 1899. Schluß der Verifizierung am 5./17. Mai 1899.
M. Friedmann in Bukarest. Anmeldung der Forderungen bis 22. April/4. Mai 1899. Schluß der Verifizierung am 8./20. Mai 1899.
Jordan Manciulescu in Pantelimon. Anmeldung der Forderungen bis 24. April/6. Mai 1899. Schluß der Verifizierung am 11./23. Mai 1899.
Dragan Marinescu in Pantelimon. Anmeldung der Forderungen bis 24. April/6. Mai 1899. Schluß der Verifizier ung am 11./23. Mai 1899.
„H. Rosenstrauch in Bukarest. Anmeldung der Forderungen bis 22. April/4. Mai 1899. Schluß der Verifizierung am 7./19. Mai 1899.
Costache Mihaescu in Ploesci. Anmeldung der Forde⸗ rungen bis 6/18. April 1899. Schluß der Verifisierung am 26. April/8. Mai 1899. .
J. Calianu in Giurgiu. Anmeldung der Forderungen bis 15./27. April 1899. Schluß der Verifizierung am 30. April / 12. Mai 1899.
N. M. Cretu in Tirgoviste. Anmeldung der Forderungen bis 26. April/8. Mai 1899. Schluß der Verifisierung am 17./29. Mai 1899.
Evanghelie J. Lambru in Braila. Tag der Konkurs⸗ verhängung: 19./31. März 1899. Frist für ÄAnmeldung der Forderungen bis 13/25. April 1899 Termin für die Verifikation der Forderungen am 30. April/12. Mai 1899.
Avram Lipa in Braila. Tag der Konkursverhängung: 19./31. März 1899. Frist für Anmeldung der Forderungen bis 14./26. April 1899. Termin für die Verifikation der Forderungen am 28. April/10. Mai 1899 FTaͤgliche Wagengestellung für Kohlen und Koks e an der Ruhr und in Oberschlesien.
ALn der Ruhr sind am 12. d. M. gestellt 14 785, nicht recht⸗ zeitig gestellt keine Wagen.
In Oberschlesien sind am 11. d. M. gestellt 5499. nicht recht⸗ zeitig gestellt keine Wagen; am 12. d. M. sind gestellt 5626, nicht recht⸗ zeitig gestellt keine Wagen. 111“ 4“
ggywongsverstetgerunger. 1
Beim Königlichen Amtsgericht I Berlin gelangten die nachbezeichneten Grundstücke zur Versteigerung; Kastanienallee 94, dem Tischlermeister Herm. Uhlich gehoͤrig. Fläche 12,47 a; Nutzungs⸗ werth 16 900 ℳ Mit dem Gebot von 219 000 ℳ blieben Rentter A. Wienecke u. Architekt F. Becker, Stralsunderstraße 26, Meist⸗ bietende. — Bellealliancestraße 70 und Am Tempelhofer Berg, der Frau Polizeileutnant H. Hänel, geb. Haase, gehörig. Flüche 8,17 a; een. 9130 ℳ Ersteher wurde Kaufmann Fr. Schönert in Charlottenburg für das Meistgebot von 163 000 ℳ; — Vertagt wurde das Verfahren der Zwangsversteigerung, betreffend das Grundstück Pankstraße 32b, der Akt.⸗Ges. Dorotheen⸗ staädtische Kreditbank in Berlin gehörig.
Beim Königlichen Amtsgericht zu Rixdorf wurde das Verfahren der Zwangsverstekgerung des im Grundbuche von Rixdorf
fäüngere und gut genährte ältere — bis —; 3) gering gen
— 1899.
Band 27 Blatt Nr. 894 auf den Namen des Zimmermeisters Fran Wolff eingetragenen, zu Rixdorf, Hermannstraße 117 ig. Knesebeckstraße 119, belegenen Grundstücks aufgehoben.
Berlin, 12. April. Marktpreise nach Ermittelungen des Königlichen Polizei⸗Präsidiums. (Höchste und niedrigste Preife) Per Doppel⸗Ztr. für: Weizen 15,65 ℳ; 14,70 ℳ — Roggen 14,20 ℳ; 13,0 ℳ — Futtergerste 13,00 ℳ; 12,40 ℳ — Hafer, gute Sorte, 15,40 ℳ; 14,90 ℳ — Mittel⸗Sorte 14,80 ℳ; 14,20 ℳ; — geringe Sorte 14,10 ℳ; 13,50 ℳ — Richtstroh 4,32 ℳ; 3,66 ℳ — Heu 6,90 ℳ; 4,40 ℳ — »*eErbsen, gelbe, zum Kochen 40,00 ℳ; 25,00 ℳ — **Speisebohnen, weiße 50,00 ℳ; 25,00 ℳ — „eLinsen 70,00 ℳ; 30,00 ℳ — Kartoffeln 6,00 ℳ; 4,00 ℳ — Rindfleisch von der Keule 1 kg 1,60 ℳ; 1,20 ℳ — dito Bauchfleisch
1 1 ℳ; 1,00 ℳ — Schweinefleisch 1 kg 1,60 ℳ; 1,20 ℳ%
Übfleisch 1 kg 1,80 ℳ; 1,00 ℳ — Hammelfleisch 1 kg 1,60 ℳ;
,00 ℳ; 2,40 ℳ — Karpfen 1 kg 2,20 ℳ; 1,00 ℳ — Aale 1 kg ,00 ℳ; 1,80 ℳ — Zander 1 kg 2,60 ℳ; 1,00 ℳ — Hechte 1 kg 88 8 kg 1,60 ℳ; 0,80 ℳ — Schleie 2, ; 1,20 ℳ — eie 1 kg 1,40 ℳ; 0,80 ℳ — 0 Sinc 8- ℳ; 3,00 ℳ 8 rmittelt pro Tonne von der Zentralstelle der preußischen Land⸗ wirthschaftskammern — Notierungsstelle — und umgerechnet vom Polizei⸗Präsidium für den Doppelzentner. “ 8 ** Kleinhandelspreise. 8 8
Ausweis über den Verkehr auf dem Berliner Schlachtviebmarkt vom 12. April. Zum Verkauf standen 446 Rinder, 2355 Kälber, 893 Schafe, 11 404 Schweine. arkt⸗ preise nach den Ermittelungen der Preisfestsetzungs⸗Kommission: Bezahlt wurden für 100 Pfund oder 50 kg Schlachtgewicht in Mark (bezw. für 1 Pfund in Pfg.): Für Rinder: Ochsen: 1) vollfleischig, ausgemästet, höchsten Schlachtwerths, höchstens 7 Jahre alt, — bis —; 2) lunge fleischige, nicht ausgemäftete und ältere ausgemästete — bis —;: 3) mäßig genährte junge und gut genährte ältere — bis —; 4) gering genährte jedes Alters 49 bis 52. — Bullen: 1) voll⸗ fleischige, böchsten Schlachtwerths — bis —; 2) mäßig 1.
. hrte 48 bis 53. — Färsen und Kühe: 1) a. vollfleischige, ausgemästete Färsen höchsten Schlachtwerths — bis —; b. vollfleischige, aus⸗ gemästete Kühe höchsten Schlachtwerths, höchstens 7 Fahre alt, — bis —; 2) ältere ausgemästete Kühe und weniger gut ent⸗ wickelte jüngere — bis —; 3) mäßig genährte Fäͤrsen und Kühe 50 bis 52; 4) gering genährte Färsen und Kühe 45 big 48. Kälber 1) feinste Mastkälber (Vollmilchmast) und beste Saugkälber 73 bis 75; 2) mittlere Mastkälber und gute Saugkälber 68 bis 72; 3) geringe Baugkälber 64 bis 66; 4) ältere gering genährte Kälber (Fresser) 47 bis 50. Schafe: 1) Mastlämmer und jüngere Mast el 54 bis 56; 2) ältere Masthammel 48 bis 52; 3) mäßig genährte Hammel und Schafe (Merzschafe) 44 bis 46; 4) Holsteiner Niederungs⸗ schafe — bis —, auch pro 100 Pfund Lebendgewicht — bis — ℳ Schweine: Man zahlte für 100 Pfund lebend (oder 50 kg) mit 20 % Tara⸗Abzug: 1) vollfleischige, kernige Schweine feinerer Rassen und deren Kreuzungen, höchstens 1 ¼ Jahr alt: a. 47 bis 48, b. über 300 Pfund lebend (Käser) — bis —; 2) fleischige Schweine 46 dis 47; gering entwickelte 43 bis 45, Sauen 41 bis 43 ℳ 1
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— Vom Berliner Pfandbrief⸗Institut sind bis Ende März 1899 18 803 400 ℳ 3 ½ %, 21 630 300 ℳ 4 %, 45 774 600 ℳ 4 ½ %, 9 727 800 ℳ 5 % alte Pfandbriefe und 15 874 400 ℳ 3 % und 40 804 600 ℳ 3 ½ % neue, zusammen 152 615 100 ℳ Pfandbriefe ausgegeben worden, wovon noch 9 583 500 ℳ 3 ½ %, 8 220 000 ℳ 4 %, 7 856 700 ℳ 4 ½ %, 1 436 700 ℳ 5 % alte Pfandbriefe und 15 697 000 ℳ 3 % und 40 575 300 ℳ 3 ½ % neue, zusammen 83 369 200 ℳ Pfandbriefe von den Grundstückseigenthümern zu verzinsen sind. — Es sind in der Zeit vom 1. April 1897 bis Ende März 1899 163 Grundstücke mit einem Feuerkassenwerth von 27 697 375 ℳ zur Beleihung mit neuen Berliner Pfandbriefen angemeldet worden; von den darauf erfolgten Keficherungen sind noch nicht abgehoben 9 006 200 ℳ
ie Einnahmen der Lübeck⸗Büchener Eisenbahn betrugen im Monat März 1899 vorläufig 435 660 ℳ gegen 420 119 ℳ vorläufig und 442 961 ℳ endgültig im Monat März 1898, mithin gegen die vorläufigen Einnahmen des vorigen Jahres mehr 15 541 ℳ und gegen die endgültigen weniger 7301 ℳ Die Gesammteinnahmen vom 1. Januar bis Ende März 1899 betrugen vorläufig 1 200 850 ℳ gegen 1 144 560 ℳ vorläufig und 1 197 018 ℳ endgültig im gleichen Zeitraum des Vorjahres, mithin gegen die vor⸗ läufigen Einnahmen des vorigen Jahres mehr 56 290 ℳ und gegen die endgültigen Einnahmen mehr 3832 ℳ
ö 12. April. (W. T. B.) Spiritus loko 7,60 bez.
Breslau, 12. April. (W. T. B.) Schluß⸗Kurse. Schles. 3 ½ % L.⸗Pfdbr. Litt. A. 98,50, Breslauer Diskontobank 123,10, Breslauer Wechslerbank 111,00, Schlesischer Bankverein 148,00. Breslauer Spritfabrik 186,00, Donnersmark 195,40, Kattowitzer 208,00. Oberschles. Eif. 125,75, Caro genscheidt Akt. 160,30, Oberschles. Koks 167,25, Oberschles. P.⸗Z. 183,75, Opp. Zement 185,20, Giesel Zem. 187,00, L.⸗Ind. Kramsta —,—, Schles. Jement 239,00, Schles. Zinkh.⸗A. —,—, Laurahütre 237,25, Bresl. Oelfabr. 79,75, Kols⸗Obligat. 101,40, Niederschles. elektr. und Kleinbabhn⸗ gesellschaft 119,00, Cellulose Feldmühle Cosel 168,75.
Produktenmarkt. Spiritus pr. 100 1 100 % erkl. 50 ℳ Verbrauchbabgaben pr. April 56,30 Br., dr. 70 ℳ Verbrauchs⸗ abgaben pr. April 36,80 Gd.
Magdeburg, 12. April. (W. T. B.) E Korn⸗ zucker exkl. 88 % Rendement 11,45 — 11,65. Nachprodukte exkl. 75 % Rendement 9,35 — 9,50. Ruhig. Brotraffinade 1 24,50. Brotrafßtnade I1 24,25. Gem. Rafsinade mit Faß 24,25 — 24,75. Gem. Melis 1 mit Faß 23,7b. Stetig. Robzucher 1. Produkr Transit s. a. B. Hamburg pr. April 10,60 Gd., 10,70 Br., pr. Mat 10,65 bez, 10,67 ½ Br., pr. Juni 10,72 ½ Gd., 10,77 ½ Br., pr. August 10,85 Gd., 10,90 Br., pr. Oktober⸗Dezember 9,72 ½ Gd., 5,77 ½ Br. Stetig.
Frankfurt a. M., 12. April. (W. T. B.) Schluß⸗Kurse. Lond. Wechsel 20,44, Pariser do. 81,075, Wiener do. 169,30, 3 % Reichb⸗A. 92,00, 3 % Hessen v. 96 89,10, Italtener 94,80, 5 % port. Anleihe 26,60, 5 % amort. Rum. 101,10, 4 % russische Kons. 100,40, 4 % Rusfs. 1894 100,10, 4 % Spanter 59 10, Konv. Türt. 23,00, Unif. Egypter 108,20, 5 % kons. Mexikaner 100,50, 6 % Mexikaner 99,10, Reschabank 157,80, Darmstädter 150,70, Diekonto⸗Komm. 194,10, Dresdner Bank 160,30, Mitt. Id. Kredit 117,40, Oest.⸗ung. Bank 153,00, Oest. Kreditakt. 223,30, Adler beüerr 245,00, Ang. Elektrizit. 296,80, Schuckert 240,00, Höchster
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1 . 3 2 1 6
arbwerke 424,00, Bochumer Gußstahl 256,90, Westeregeln 216 00,
aurabütte 236,40, Gotthardbahn 142,20, Mittelmeerbabn 108,50,
Privatdtskont 38¾. 5 % amor. zunnere Mexikaner 3. Serte 42,40. Effekten⸗Soztetät. 39 Oesterr. Kredit⸗Aktzen 223,60, Franz. 155,40, Lomb. —,—, Ungar. Goldrente —,—, Gotthatdbahn
,00 ℳ — Butter 1 kg 2,60 ℳ; 2,00 ℳ — Eier 60 Stuc 8
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