Personal⸗Veränderungen.
XIII. (Königlich Württembergisches) Armee⸗Korps.
Im Sanitäts⸗Korps. 7. April. Die Assist. Aerzte: Dr. Friederich der Res. vom Landw. Bezirk Leonberg, Dr. Gutt⸗ mann der Res. vom Landw. Bezirk Stuttgart, Dr. Zeller der Res. vom Landw. Bezirk Heilbronn, Sonntag der Landw. 1. Auf⸗ gebots vom Landw. Bezirk Ulm, Dr. Krailsheimer Dr Walcker, Dr. Wagner der Res. vom Landw. Bezirk Stuttgart, Dr. Oesterlen vom 2. Feld⸗Art. Regt. Nr. 29 Prinz⸗Regent Luitpold von Bayern, Dr. Kötzle vom Feld⸗Art. Regt. König Karl Nr. 13, letzterer unter Versetzung in das 2. Feld⸗Art. Regt. Nr. 29 Prinz⸗Regent Luitvold von Bayern, — zu Oberärzten, Dreger, Unterarzt im Inf. Regt. Kaiser Friedrich, König von Preußen Nr. 125, zum Assist. Arzt, — befördert. Den Stabsärzten: Dr. Heller der Landw. 1. Aufgebots vom Landw. Bezirk Gmünd, mit der Erlaubniß zum Tragen der bisherigen Uni⸗ form, Dr. Haidlen, Dr. Müller (Ernst) der Landw. 2. Aufgebots vom Landw. Bezirk Stuttgart, Dr. Moosbrugger der Landw. 1. Aufgebots vom Landw. Bezirk Biberach, Dr. Eppler der Landw. 2. Aufgebots vom Landw. Bezirk Gmünd, Dr. Reichert der Landw. 2. Aufgebots vom Landw. Bezirk Eßlingen, Dr. Allgayer der Landw. 2. Aufgebot vom Landw. Bezirk Biberach, Dr. Rall der Landw. 2. Aufgebots vom Landw. Bezirk Ravensburg Dr. Volz der Landw. 2. Aufgebots vom Landw. Bezirk Ulm, Dr. Fischer der Landw. 2 Aufgebots vom Landw. Bezirk Leonberg, Dr. Gaupp der Landw. 2. Aufgebots vom Landw. Bezirk Gmünd; den Oberärzten: Dr. Hückel der Landw. 2. Aufgebots vom Landw. Bezirk Reutlingen, Dr. Lütje der Landw. 2. Aufgebots vom Landw. Bezirk Calw, — der Abschied bewilligt.
Beamte der Militär⸗Verwaltung.
2. April. Den Ober⸗Apothekern der Landw. 2. Aufgebots: Picot vom Landw. Bezirk Hall, Dr. Baur vom Landw. Bezirk Biberach, Dr. di Centa vom Landw. Bezirk Hall, Schreiber vom Landw. Bezirk Ulm, Dr. Goldmann vom Landw. Bezirk Heil⸗ bronn, — der Abschied bewilligt. “
Kaiserliche Marine.
Offiziere ꝛc. Ernennungen, Beförderungen und Ver⸗ setzungen. Berlin, Schloß, 10. April. Wahrendorff, Kapitän zur See, mit Außerdienststellung S. M. Linienschiffs „Oldenburg“ als Kommandant auf S. M. Linienschiff „Sachsen“ übergetreten.
Befördert sind: Die Korv. Kapitäns: Friedrich, kommandiert zur Dienstleistung im Reichs⸗Marineamt, Franz, Präses der Minen⸗ Versuchskommission und Kommandant S. M. Spezialschiffs „Pelikan“, Winkler, kommandiert zum Admiralstabe der Marine, — zu Freg. Kapitäns; die Kapitänlts.: Kinderling, Kommandant S. M. Kanonenboots „Jaguar“, Weber, Kommandant S M. Kanonen⸗ boots „Wolf“, Grumme vom Stabe S. M. Pacht „Hohen⸗ zollern“, Nickel, kommandiert zur Dienstleistung im Reichs⸗ Marineamt, Kutter vom Stabe S. M. Linienschiffs „Kurfürst Friedrich Wilbelm“, Krüger (Ernst), kommandiert zur Dienst⸗ leistung bei der Insp. der Marine⸗Art. — zu Korv. Kapitäns; die Oberlts. zur See: „p. Abeken vom Stabe S. M. großen Kreuzers „Deutschland“, v. Trotha (Adolf) vom Stabe der 2. Div. des Kreuzer⸗Geschwaders, Frhr. v. Keyserlingk, kommandiert zum Admiralstabe der Marine, Lange vom Stabe S. M. kleinen Kreuters „Jrene“, Timme, Komp. Führer bei der 1. Matrosen⸗Div., Heuser vom Stabe S. M. kleinen Kreuzers „Zieten“, Meurer von der 1. Torpedo⸗Abtheill., Hahn vom Stabe S. M. Linienschiffs „Baden“, Feldt, Sievers vom Stabe S. M. Linienschiffs „Kurfürst Friedrich Wilhelm“, Engels vom Stabe S. M. großen Kreuzers „Hertha’, Scheunemannn vom Stabe S. M. Linien⸗ schiffs Oldenburg“, Werner, Adjutant der Marine⸗Depot⸗Insp. — zu Kapitänlts.; die Lts. zur See: Mansholt vom Stabe S. M. Spezialschiffs „Loreley“, Wallis vom Stabe S. M. großen Kreuzers „Kaiserin Augusta“, Hesse vom Stabe S. M. Küsten⸗Panzerschiffs „Frithiof“, v. Grumbkow, kommandiert zum Matrosen⸗Art. Detachement Kiautschou, Koppen vom Stabe S. M. Schulschiffs „Blücher“, Brebhmer vom Stabe S. M. Linienschiffs „Kurfürst
riedrich Wilbelm“, Becké vom Stabe S. M. Schulschiffs, Blücher⸗, veeese vom Stabe S. M. Küsten⸗Panzerschiffs „Beowulf“, Heuberer vom Stabe S. M. Schulschiffs „Sophie“, Leon⸗ hardi vom Stabe S. M. kleinen Kreuzers „Wacht“, Hillebrand vom Stabe S. M. Schulschiffs „Nixe“, Strauß vom Stabe S. M. Schulschiffs „Carola“, Dietert (Walter) vom Stabe S. M. kleinen Kreuzers „Blitz“, Mock vom Stabe S. M. Schul⸗ schiffs „Stosch’, Wittmann vom Stabe S. M. Schulschifs „Charlotte“, Förtsch vom Stabe S. M. kleinen Kreuzers „Condor“, Schuur Sm Stabe S. M. kleinen Kreuzers „Cormoran“, Witt vom Stabe der 2. Div. 1. Geschmaders, Bruns vom Stabe S. M Torpedo⸗Divisionsboots „D 4 , Hagedorn vom Stabe .M. Torpedo⸗Divisionsboots „D7“, Döhring vom Stabe S. M. kleinen Kreuzers „Zieten“ Krah vom Stabe S. M. kleinen Kreuzers „Hela“, Heine (Karl) vom Stabe 2 kleinen Kreuzers „Greif“, Quaget⸗Faslem vom Stabe .M. Torpedo⸗Divtsionsboots „D4 %, Breithaupt vom Stabe S. M. Torpedo⸗Divisionsdoots „D 8“, zu Oberlts. zur See; die Fähnriche zur See: Pochhammer vom Stabe S. M. Kanonen⸗ boots „Jaguar“, Kettler vom Stabe S. M. Küösten⸗Panzerschiffs „Frithjof“, Fischer (Robert) vom Stabe S. M. Küsten⸗Panzer⸗ schiffs „Beowulf“, — zu Lts. zur See, unter Ertheilung des Zeug⸗ nisses der Reife zum Seeoffizier; Hempel, Maschinen⸗Ober⸗Ingen. von der Marine⸗Station der Nordsee, zum Stabeingen.; die Maschinen⸗ Ingenieure: Stiegel von der Marine⸗Station der Nordsee. Zirpel don der Marine⸗Station d. Ostsee, — zu Maschinen⸗Ober⸗Ingenieuren; die Maschinen⸗Unter⸗Ingenieure: Kümmel von der Marine⸗Station der Nordsee, Osterwald von der Marine⸗Station der Ostsee, Otto von der Marine⸗Station der Nordsee, Junker von der Marine⸗ Station der Ostsee, Bock⸗Metzner, Kripler, Eckert, Fried⸗ rich, Bergmann ven der Marine⸗Station der Nordsee, — m Maschinen⸗Ingenieuren; die Ober⸗Maschinisten: Köser, Nelles von der Marine⸗Station der Nordsee, Haböck von der Marine⸗ Station der Ostsee, — zu Maschinen⸗Unter⸗ Ingenieuren; Neumann, Torpedo⸗Ober⸗Mechaniker von der Marine⸗Station der Ostsee, unter Feststellung seines Dienstalters unmittelbar binter dem Maschinen⸗Unter⸗Ingen. Leykum, zum Torpedo⸗Unter⸗ Ingen.; die Ober⸗Maschinisten: Ritter von der Marine⸗Station der Nordsee, Risse, Thomsen von der Marine⸗Station der Ostsee, Steffen von der Marine Station der Nordsee, Frütel von der Marine⸗Station der Ostsee, Reimann, Schlichring, Tietge,
Kassalik, Boos von der Marine⸗Station der Nord⸗
äl Maschinen⸗Unter⸗Ingenieuren. Nach
sind in offene Etatestellen ein⸗ Torpedo⸗Ingen. von der Marine⸗
überzähl. Maschinen⸗Unter Ingenicure:
kum, Hartig, Ohm von der Marine⸗ von der Marine⸗Station der Nordsee,
ation der Ostsee, Müller veon der
see, Chrapkowsli von der Marine⸗ e, Krawinkel von der Marine⸗Station
aubtenstande. Befördert sind: Dammann, Oberllt. im Landw. Bezirk II Bremen, jum Kavpitänlt. des See, ansson, Lt. zur See der Res. im Landw. Bezirk
29
Oberlt. zur See des Ses⸗Offizierkorps, Kuücker,
mann der Res. im Landw Bezirk Stettin, jum Lt. zur Ser⸗Ojsizierkorps, die Maschinen bau. Ing’n. Aspfranten der Menzel im Landw. Bezirk Barmer, Windboff im Landm. im, Janicke im Landa. Pezuk Franlfart a. M.,
Beüuirk Siegen, Maier im Lande. Bezick
aschinen bau⸗Uzter⸗Ing nieurern. Arens, Lt. der
s der arter ef er Landm. Beürk Wesel, in
beffentlich abstehen, weil sie uns
Abschiedsbewilligungen. Berlin, Schloß, 10. April. “ Freg. Kapitän, auf sein Gesuch mit der gesetzlichen ension zur Disp. gestellt und gleichzeitig zum Bureauchef und Bibliothekar der Marine⸗Akademie und „Schule ernannt. Gerstung, Korv. Kapitän, auf sein Gesuch mit der gesetzlichen Pension der Abschied bewilligt. Sonnefeld, Ober⸗Maschinist a. D., zuletzt bei der 1. Werft⸗Div., ausnahmsweise der Charakter als Maschinen⸗ Unter⸗Ing. bewilligt Im Sanitäts⸗Korps. Berlin, Schloß, 10. Avpril. Befördert sind: Die Marine⸗Ober⸗Stabsärzte 2 Kl.: Dr. Dam⸗ mann, Dr Koch von der Marine⸗Station der Nordsee, Dr. Davids, Dr. Grotrian von der Marine⸗Station der Ostsee, Lerche von der Marine⸗Station der Nordsee, Dr. Arendt von der Marine⸗ Station der Ostsce, — zu Marine⸗Ober⸗Stabsärzten 1. Kl.; Dr. Hohenberg, Dr. Spiering, Marine⸗Stabsärzte von der Marine⸗ Station der Ostsee, zu Marine⸗Ober⸗Stabsärzten 2. Kl.; die Marine⸗ Ober⸗Assist. Aerzte: Dr. Senf, Dr. Mixius von der Marine⸗Station der Nordsee, Dr. Richter, Dr. Fröse, Dr. Wang von der Marine⸗ Station der Ostsee, Dr. Ottow von der Marine.Station der Nordsee, — zu Marine⸗Stabsärzten; die Marine⸗Assist. Aerzte: Steinbrück, Dr. Mac Lean von der Marine⸗Station der Nordsee, Dr. Oloff von der Marine⸗Station der Ostsee, Dr. Schmidt, Dr. Fricke (Karl) von der Marine⸗Station der Nordsee, — zu Marine⸗Ober⸗ Assist. Aerzten. Dr. Buschmann, Oberarzt der Res. a. D. im Landw. Bezirk Hamburg, Dr. Gebse, Oberarzt der Res. a. D. im Landw. Bezirk III Berlin, — im aktiven Marine⸗Sanitäts⸗Korps und zwar als Marine⸗Ober⸗Assist. Aerzte mit einem Patent vom 14. März 1899, Dr. Hausch, Assist. Arzt der Res. der Marine⸗Sanitätsoffiziere im Landw. Bezirk Landsberg a. W., unter Beförderung zum Marine⸗ Ober⸗Assist. Arzt, im aktiven Marine⸗Sanitäts⸗Korps, — angestellt. Dr. Heinemann, Marine⸗Unterarzt von der Marine⸗Station der Nordsee, zum Marine⸗Assist. Arzt befördert. Dr. Mediger, Assist. Arzt der Res. a. D. im Landw. Bezirk Posen, im aktiven Marine⸗ Sanitäts⸗Korps und zwar als Marine⸗Assist. Arzt angestellt. Befördert sind: Dr. Stöve, Marine⸗Assist. Arzt der Res. im Landw. Bezirk Königsberg, zum Ober⸗Assist. Arzt der Res. der Marine⸗Sanitätsoffiziere, Dr. Kiefer, Marine⸗Assist. Arzt der Seewehr 1. Aufgebots im Landw. Bezirk Mannheim, zum Ober⸗ Assist. Arzt der Seewehr 1. Aufgebots der Marine⸗Sanitäts⸗ offiziere; die Marine⸗Asfsist. Aerzte der Reserve: Sta de im Landw. Bezirk I Bochum, Dr. Schrader im Landw. Bezirk Wiesbaden. Dr. Keßler im Landwehr⸗Bezirk Stade, Dr. Hübner im Landw. Bezirk Mülheim a. d. Ruhr, Dr. Siegele im Landw. Bezirk Heidelberg, Dr. Ringhardtz im Landw. Bezirk Essen, Dr. Landgraff im Landw. Bezirk I Bremen, Dr. Flachs im Landw. Bezirk Dresden⸗Altstadt, — zu Ober⸗Assist. Aerzten der Res. der Marine⸗Sanitätsoffiziere, Dr Meier, Marine⸗Assist. Arzt der Seewehr 1. Aufgebots im Landw. Bez. I Oldenburg, zum Ober⸗Assist. Arzt der Seewehr 1. Aufgebots der Marine⸗Sanitätsoffiziere; die Marine⸗ Assist. Aerzte der Res.: Dr. Kasbaum im Landw. Bezirk Heidelberg, Dr. Krause im Landw. Bezirk Hamburg, Dr. Oxenius im Landw. Bezirk III Berlin, — zu Ober⸗AÄssist. Aerzten der Res. der Marine⸗ Sanitätsoffiziere, Dr. Jaerisch, Marine⸗Unterarzt der Res. im Landw. Bezirk Rybnick, unter Festsetzung seines Dienstalters unmittelbar hinter dem Marine⸗Assist. Arzt der Res. Dumas, Dr. Klug, Marine⸗ Unterarzt der Res. im Landw. Bezirk Kiel, — zu Assist. Aerzten der Res. der Marine⸗Sanitätsoffitiere. Dr. Diesing, Ober⸗Assist. Arzt der Res. der Marine⸗Sanitätsoffiziere im Landw. Bezirk Magdeburg, behufs Uebertritts in die Kaiserliche Schutztruppe für Deutsch⸗Ostafrika der Abschied mit dem 18. April d. J. bewilligt. Dr. Arendt, Marine⸗ Ober⸗Stabsarzt 2. Kl., bisher kommandiert zum Reichs⸗Marineamt, mit dem 15. Juni d J. von Berlin nach Kiel versetzt. Dr. Runkwitz, Marine⸗Ober⸗Stabsarzt 1. Kl., unter Versetzung von Wilhelmshaven nach Berlin, mit dem 1 Mai d. J. zum Reichs⸗Marineamt kom⸗ mandiert. Dr. Dobberkau, Marine⸗Assist. Arzt, auf sein Gesuch aus dem aktiven Sanitäts⸗Korps ausgeschieden und zu den Marine⸗ Sanitätsoffizieren der Res. übergetreten.
Deutscher Reichstag. 8 8 665. Sitzung vom 14. April 1899, 1 Uhr.
Zur Verlesung gelangt die von den Abgg. Dr. Lehr (nl.), Dr. von Levetzow (d. kons.), Rickert (fr. Vgg.), Dr. Schaedler (Zentr.), Graf von Arnim (Rp.) und Schmidt⸗ Elberfeld (fr. Volksp.) und Genossen eingebrachte Inter⸗ pellation:
„Ist der Herr Reichskanzler bereit, über die Vorgänge vor und auf Samva, sowie über die von der Regierung getroffenen und beabsichtigten Maßnahmen Auskunft zu geben?“
Nachdem der Staatssekretär des Auswärtigen Amts, Staats⸗Minister von Bülow sich zur sofortigen Beantwortung bereit erklärt hat, nimmt zur Begründung der Interpellation das Wort der
Abg. Dr Lehr: nicht, die durch die deutschen Lande ging, als die Nachrichten aus Samoa eintrafen. Die Erregung mußte bei uns um so größer sein, als man in weiten Kreisen auf etwas ganz Anderes. gehofft hatte, auf eine gründliche Aenderung der Samoa⸗Akte, die zur Alleinherrschaft Deutschlands über Samoa führte. Die Nach⸗ richten über die Beschießung würden einen noch wunderbareren Charakter erhalten, wenn sich die weitere Nachricht bewahr⸗ heitet, daß die Beschießung schon eine halbe Stunde vor dem angesetzten Anfange stattfand. Die Erregung im Volke ist viel särker, als es den Anschein hat. Einen Schuldigen zu suchen in diesem Stadium der Dinge, wäre müßig. Aber angesichts der vielen Vorwürfe, die jetzt gegen die Regierung erboben werden, muß daran erinnert werden, daß man seinerzeit bier im Reichstage dem Fürsten Bismarck die Mittel zur friedlichen Etablierung der deutschen Herrschaft über Samoa versagte. Die Zustimmung zum Zusammentritt der Kom⸗ mission, die diese Wirren regeln soll, hat Engaland jetzt wunderbarer Weise an die Bedingung geknüpft, daß die Beschlüsse nicht einstimmig, sondern mit Mehrheit gefaßt werden sollen. In Amerika hat
sich erfreulicher Weise schon eine sehr kräftige Reaktion gegen die
amerikanischen Ansprüche seitens der Deutsch⸗Amerikaner gezeigt. Es wird wesentlich zur Beruhigung beitragen, wenn die Vertretung des Auswärtigen Amts uns Klarheit verschafft über die Wahrheit der uns zugegangenen Nachrichten, über das Eingreifen des Oberrichters in die Konigswahl, über das Verhalten des amerikanischen Admirals Kautz, über dessen Bebauptung, taß er in pölliger Ueberein⸗ stimmung mit allen Konsuln und Schiffskommandanten handle, über die Beschießung von Apia, welche noch unlängst die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung“ als Vertragsbruch bezeichnet hat. Wir hören jetzt plötzlich auch von der Etablierung der englischen Schutzherrschaft über die Tonga⸗Inseln, welche auch einen Bruch der Verträge bedeutet. Herr Kautz soll auch dem deutschen Schiffe ver⸗ boten baten, ben Haten von Apia zu verlassen. Diese ganz unglaub⸗ liche Nachricht bedarf der Aufflärung; wie sie uns hier überkommen ist, kann sie unmöglich wahr sein. Wir achten unsere Marine und ihre Offiziere viel zu hoch, als daß wir an die Möglichkeit eines solchen Vorganges alauben. Taß ein deutscher Uffizier dem unberechtigen Befeble eines fremden Offiz ers folgen sollt⸗, halten wir einfoch für unmöglich. Beschuldigt wird ein deutscher Plantagenbeamten, die Mataafa⸗Leute aufgehetzt zu haben. Die Besitzer dieser Plantagen sind bekannte Hamburger Firmen, ihre Peamten sind als gebildete Leute bekannt, die sich aftiv an dem Kampf⸗ zwischen Samoannern und Engländern nicht betheiligten. Ich boste, taß ver Man⸗ mit Unrecht beschulkigt und chwer bedroht worden ist und Genugthuung erhalten wird. Von griffen gegen das webrlose jamoanische Völkchea werden die Amerikaner im Jahre 18388 ja den⸗ selben Rath gegeben haben. In dem Vorgeten gegen die Deutschen seitens der Engländer und Amerikaner scheint mir System zu
Dinge stehen, war der Oberrichter richt ber chtigt,
8
liegen. Wie die
Eine allzu freundliche Osterstimmung war es
sich in die Königswahl einzumi f
mit großer Megehenbr eine “ neees 81 gn schießung Apias geradezu ein Vertragsbruch war, denn das einfeitige Vorgehen einer einzelnen der drei Mächte wird durch den Vertrac⸗ untersagt. Ich betone ausdrücklich, daß niemand von uns daran denkt wir möchten England und Amerika aus diesem Anlaß den Krieg erklären. Sie können es uns glauben, wir hegen solche Absichten nicht; aber eine klare Auskunft erbitten wir, und eine entschiedene Haltung der Reichsregierung erwarten wir, wie sie namentlich England gegenüber nothwendig ist. Wir haben hoffentlich endlich etwas von dem bewundernswerthen, gesunden, nationalen Egoismus der Engländer gelernt. Den Dank weiter Kreise würde sich die Regierung endlich verdienen, wenn sie die Willkür der Amerikaner beantworten würde mit der Ablehnung weiterer wirthschaftlicher Konzessionen. Höchst bedauerlich ist, daß wir von unseren Schiffen kein einziges dorthin entsenden können. Deutschland muß zur See stark sein. Hätten wir rechtzeitig für die Vermehrung der Flotte gesorgt, dann würde uns diese schmerzliche Erfahrung erspart geblieben sein. Aber, Gott sei Dank, wir befinden uns seit Annahme des Flottengesetzes auf dem richtigen Wege. Eine starke Flotte ist für uns eine Nothwendigkeit, seitdem wir zu einer kolonialen Weltpolitik übergegangen sind. „Unsere Zukunft liegt auf dem Wasser“: von diesem Standpunkte aus muß auch die Samoafrage betrachtet werden, die Großmacht⸗ stellung des Deutschen Reichs wird dadurch erst ihre Besiegelung er⸗ halten. Darum haben wir auch die heutige Interpellation gestellt, die uns Klarheit bringen soll über das, was geschehen ist, und dem Auslande zeigen soll, daß die Zeiten des deutschen Weltbürgerthums vorüber sind.
Staatssekretär des Auswärtigen Amts, Staats⸗Minister von Bülow:
Ich bin gerne bereit, meine Herren, mich über eine Angelegenheit auszusprechen, welche die öffentliche Meinung mit Recht lebhaft be⸗ schäftigt und die für die Regierung seit Wochen ein Gegenstand ernster Aufmerksamkeit ist. Auf der anderen Seite werden Sie es verstehen — und ich denke, auch der Herr Antrag⸗ steller wird es verstehen (sehr gut!) — wenn ich in meiner amtlichen und verantwortlichen Stellung nicht Dinge sagen werde, welche eine friedliche Beilegung der entstandenen Schwierigkeiten in Frage stellen könnten. (Sehr wahr!) Ueber die Vorgeschichte der jüngsten Wirren auf Samoa habe ich mich in der Budgetkommission ausgesprochen. Ich habe namentlich darauf hingewiesen, wie es seit dem Inkrafttreten der Samoa⸗Akte dort selten weder an Unruhen noch an Reibungen zwischen den Vertretern der drei betheiligten Regierungen gefehlt hat.
Was unser Verhalten gegenüber diesen Verwickelungen angeht, so kann ich dasselbe zusammenfassen in den einfachen Satz: Fest⸗ halten an der durch die Samoa⸗Akte gegebenen Rechtslage, solange diese Akte nicht durch übereinstimmenden Beschluß der unterzeich⸗ nenden Mächte modifiziert ist (sehr richtig!), also Achtung der Anderen auf Grund dieser Akte zustehenden Rechte, aber auch volle und unbedingte Aufrechterhaltung unserer eigenen deutschen Rechte. Sehr richtig!l) Im Interesse der Ruhe auf Samoa wie im Interesse ruhiger Beziehungen zwischen den be⸗ theiligten Regierungen würden wir es an und für sich nützlich finden, wenn die nach und nach unzureichend ge⸗ wordene Samoa⸗Akte ersetzt werden könnte durch eine der gegen⸗ wärtigen Situation besser entsprechende Neuregelung.
In diesem Sinne habe ich seiner Zeit im Hinblick auf die mannigfachen Unzuträglichkeiten, welche die Dreiherrschaft in Samoa mit sich bringt, in der Budgetkommission gesagt, wir wären geneigt, wie ich mich ausdrückte, in eine reinliche Scheidung zu willigen; da sich aber die Nachtheile des gegenwärtigen Zustandes der Dinge für die beiden anderen betheiligten Mächte ebenso fühlbar machen wie für uns, so haben wir keine Veranlassung und empfinden auch kein Bedürfniß, in dieser Richtung aus eigener Initiative mif besonderen Vorschlägen hervorzutreten. So lange aber die Samoa⸗Akte zu Recht besteht, muß dieselbe von allen Betheiligten loyal beobachtet werden, dem Buchstaben nach und dem Geiste nach. Wortlaut und Tendenz der Samoa⸗Akte fordern, daß auf Samoa nur solche endgültige Entscheidungen getroffen werden, welche auf einstimmigen Beschlüssen der drei betheiligten Regierungen beruhen. Wir haben deshalb von vornherein in London und in Washington keinen Zweifel darüber gelassen, daß wir solche Ver⸗ änderungen in Samoa, zu denen wir unsere Zustimmung nicht ge⸗ geben hätten, als rechtsunverbindlich betrachten müssen. Wir konnten nicht zugeben, daß entgegen dem zweifellosen Text der Samoa⸗ Akte, im Widerspruch mit dem Vertragsrechte ohne uns oder gar gegen uns über Samoa entschieden werde. Dieses von uns auf⸗ gestellte und vertretene Prinzip der nothwendigen Einstimmigkeit ist zuerst von Amerika und schließlich auch von England angenommen worden. Ein anderer leitender Gesichtspunkt für uns war, uns nicht in die Streitigkeiten der eingeborenen Häuptlinge einzumischen. Den verschiedenen Thronkandidaten auf Samoa stehen wir an und für sich ohne parti pris gegenüber. Da aber die provisorische Regierung des Häuptlings Mataafa von den drei Konsuln anerkannt worden war, so mußte sie unserem Konsul als der legale status quo so lange erscheinen, bis durch einstimmigen Beschluß der drei Mächte eine neue Regierung eingesetzt war. Schon weil wir uns den internen Vor⸗ gängen auf Samoa gegenüber neutral verhalten, haben wir das Eingreifen englischer und amerikanischer Schiffe in diese Streitig⸗ keiten weder mitgemacht noch gebilligt.
Ueber die letzten Zusammenstöße auf Samoa liegen bisher nur ver⸗ stümmelte und lückenhafte Telegramme unseres Konsuls und mehr oder weniger glaubwürdige Berichte ausländischer Telegraphen⸗Agen⸗ turen vor, so daß über dieselben ein abschließendes Urtheil noch nicht möglich ist. Ueber einen Konflikt zwischen dem omerikanischen Admiral und dem Kommandanten von Sr. Majestät Schiff „Falke“ ist uns nicht das mindeste bekannt (hört, hört! links), und ich halte in Uebereinstimmung mit meinem verehrten Freunde, dem Herrn Staatssekretär des Reichs⸗Marineamts, einen solchen Konflikt für vollständig unbegründet. Jedenfalls bin ich überzeugt, daß das Verhalten, daß das Ehrgefühl, der Takt, die Selbstbeherrschung unserer See⸗Offiziere ebensosehr über alles Lob erhaben war, wie die Mannzucht der Leute. (Bravo!)
Was den in Samoa verhafteten Reichtangehörigen angeht — es handelt sich augenscheinlich um den Leite⸗ der Pflanzung Vailele, Herrn Hufnagel —, so haben wir sögleich in ernster Weise die Aufmerksamkeit der englischen Regierung auf diesen Vorfall gelenkt und der bestimmten Erwartung Ausdruck ge⸗ geben, daß unserem Landbzmann kein Leid geschehen werde, sofern verselbe, wie wir bestimmt annehmen, unschuldig sein sollte. Durch diese lokalen Vorgänge auf Samoa kann übrigens
Stelle, sondern sie kann nur hervorgehen aus der Vereinbarung der
ndgültigen Regelung der dortigen Verhältnisse nicht cäjudiziert werden. Diese Regelung erfolgt nicht an Ort und
drei betheiligten Kabinette. Um eine solche Neuregelung herbei⸗ zuführen, haben wir die Entsendung einer Spezialkommission in Vorschlag gebracht und für die Beschlüsse dieser Spezial⸗ kommission Einstimmigkeit gefordert und nach Ueberwindung nicht unerbeblicher Schwierigkeiten auch durchgesetzt. (Bravo!)
Ich freue mich, mittheilen zu können, daß die englische Regierung durch ihren hiesigen Botschafter mir nunmehr amtlich erklärt hat, sie acceptiere die Vorschläge der deutschen Regierung hinsichtlich der Ver⸗ handlungsweise und der Funktionen der Spezialkommission.
Die Funktionen und Befugnisse der Spezialkommission kann ich in Kürze, wie folgt, zusammenfassen:
Die im Hinblick auf die in Samoa ausgebrochenen Unruhen und zum Zweck der Wiederherstellung von Ruhe und Ordnung da⸗ selbst durch die drei Signatarmächte der Berliner Samoa⸗Akte ernannte Kommission wird die provisorische Regierungsgewalt über die Samoa⸗Inseln übernehmen.
Zu diesem Zwecke soll die Kommission die höchste Amtsgewalt in den Inseln ausüben. Alle und jede anderen Amtspersonen da⸗ selbst, sei es, daß deren Amtsgewalt aus den Bestimmungen der Berliner General⸗Akte oder anderweit hergeleitet ist, haben den Befehlen der Kommission zu gehorchen, und die drei Mächte werden ihre konsularischen und Marinevertreter zu entsprechender Unter⸗ ordnung anweisen.
Keine Maßnahme, welche von ven Kommissaren in Gemäßheit ihrer vorbezeichneten Amtsgewalt getroffen wird, soll rechtsgültig sein, wenn nicht alle drei Kommissare der Maßnahme zustimmen.
Es gehört zu den Aufgaben der Kommissare, zu erwägen, welche Bestimmungen sie für die zukünftige Landesregierung oder die Abänderung der Berliner Schlußakte für nothwendig erachten, und an ihre Regierungen über die Auffassungen, zu denen sie schließlich gelangt sind, zu berichten. G
Meine Herren, wir geben uns der Hoffnung hin, daß es der Spezial⸗ kommission gelingen wird, zu einer gerechten, billigen und für alle Theile annehmbaren Regelung der Verhältnisse auf Samoa zu ge⸗ langen. Wir werden nur solchen Beschlüssen unsere Zustimmung geben, durch welche die klaren deutschen Rechte und die gewichtigen deutschen Interessen auf Samoa nicht beeinträchtigt werden. —
In einem Theile der ausländischen Presse ist darauf hingewiesen worden, daß der Werth von Samoa nicht im Verhältniß stehe zu der Bedeutung, welche diese Inselgruppe in der internationalen Politik und für die internationalen Beziehungen gewonnen habe. Gewiß, meine Herren, auch wir Deutschen glauben, daß wegen einer Inselgruppe in der fernen Südsee, die von 30 000 Wilden bewohnt wird, unter denen kaum 500 Europäer leben, mit einem Gesammthandel von kaum 3 Millionen Mark, zwischen drei großen und gesitteten und christlichen Völkern den Krieg zu entfesseln, im höchsten Grade ruchlos sein würde. Ich bin auch davon durchdrungen — und rathe, dies auf keiner Seite zu vergessen —, daß es in der aus⸗ wärtigen Politik vor allen Dingen darauf ankommt, sich nicht das richtige Augenmaß beeinträchtigen zu lassen und jede Frage nach ihrer realen Bedeutung einzuschätzen. Dabei dürfen wir aber zweierlei nicht vergessen: Einmal, daß wir die Pflicht haben, Handel und Wandel, Eigenthum und Erwerb unserer Landsleute auf Samoa zu schützen, dann aber, daß wir auf Samoa vertragsmäßige Rechte be⸗ sitzen, deren Aufrechterhaltung das deutsche Volk als eine nationale Ehrensache empfindet. (Sehr richtig;! Bravo!) Wir ver⸗ langen auf Samoa nichts mehr, als uns dort vertragsmäßig zusteht. Diese unsere vertragsmäßigen Rechte aber dürfen und werden wir nicht verkürzen lassen. (Lebhafter Beifall.)
Abg. Richter (fr. Volksp.) zur Geschäftsordnung: Nach diesen Erklärungen des Staatssekretärs habe ich keinen Anlaß, eine Be⸗ sprechung der Interpellation zu beantragen. Dagegen halten sich meine Freunde für verpflichtet, zu erklären, daß sie mit der Art der Begründung absolut nichts gemein haben wollen. Nach dem Wort⸗ laut handelte es sich um eine einfache Anfrage über den unklaren Thatbestand ohne irgend welche Anschuldigungen nach irgend welcher Seite. Hätten wir gewußt, daß die Gelegenheit benutzt werden
würde, dem spezifischen Chauvinismus des Alldeutschen Verbandes Ausdruck zu geben, so hätten wir die Unterzeichnung abgelehnt.
Abg. Dr. Lieber (Zentr.): Auch wir halten den Augenblick nicht für gegeben, um in eine Besprechung einzutreten. Wir verzichten darauf. Im übrigen stehen wir auf dem Standpunkt des Abg. Richter, halten aber nicht für nöthig, ausdrücklich zu erklären, was selbstverständlich ist: für die Worte der Begründung wird man durch die Unterzeichnung der Interpellation nicht verantwortlich gemacht.
Abg. Rickert (fr. Vgg.): Auch wir haben nicht den Wunsch einer Besprechung. Wir erklären nur: wenn wir eine Ahnung von dieser Art der Begründung gehabt hätten, von diesen Angriffen auf den Reichstag, so wären wir anders verfahren.
Abg. Dr. von Leyetzow (d. kons.): Wir halten die Besprechung augenblicklich für schädlich. Selbstverständlich übernehmen auch wir nicht die Verantwortung für jedes Wort des Interpellanten.
Abg. Graf von Arnim (Rp);: Auch meine Fraktion ist der Meinung, daß angesichts der politischen Lage und der eben gehörten Erklärung man gut thun wird, abzuwarten, wie die Dinge sich ent⸗ wickeln werden, und auf die Besprechung vorläufig zu verzichten. Paß jedes Wort des Begründers von jedem einzelnen Unterzeichner unterschrieben werden soll, hat der Antragsteller garnicht erwartet.
Abg. Fürst Herbert von Bismarck (b. k. F.): Als Mitunter⸗ zeichner der Samoa Akte wollte ich nach den kurzen Reden, die wir gehört haben, auch meinerseits erklären, daß ich es für angemessen
alte, vorläufig die Besprechung nicht ei treten zu lassen. Ich haäͤtte sonst Anlaß genommen und nehmen müssen, auf einige Dinge einzu⸗ gehen, die der Staatssekretär berührt hat, und auch als früherer Fach⸗ mann einigen Fen terang g des Interpellanten widersprechen müssen, da es Lehrsatz des Bismarck'’schen Systems war, wirthschaftliche Dinge nicht mit politischen zu vermengen.
Abg. Liebknecht (Soz) erklärt ebenfalls, seine Partei sehe von einer Besprechung keinen Nutzen, bedauere aber sehr, daß man nicht ausführlich gegen die Begründung protestieren könne. 4
Damit wird der Gegenstand verlassen. 8
Hierauf wird die erste Lesung des Entwurfs einer Fernsprech⸗Gebührenordnung fortgesetzt.
Abg. Dr. Hasse (nl.) erklärt, er habe zwar nichts dagegen, daß das platte Land und die kleineren Städte mehr als bisher berück⸗ sichtigt würden, halte aber das Gebührensystem für unpraktisch. Ebenso sei es irrationell, die Kosten für Neuanlagen aus den Ein⸗ nahmen des Betriebes zu decken. Anzuerkennen sei, daß der Satz von 1 ℳ für Gespräche auf weite Entfernungen erhöht werden müsse. Eine Reihe weiterer Wünsche könnte in der Kommission erörtert werden. Seien auch nicht alle Wünsche erfüllt, so bedeute die Vor⸗ lage immerhin einen Forischritt. Am besten wäre (s, die Vorlage einer besonderen Kommission zu überweisen.
Abg. Dr. Dertel⸗Sachsen (d. konf): Nicht nur auf uns, sondern
immerbin gelungenen Versuchs des Ausgleichs zwischen den Städten und dem platten Lande im Sinne der Gerechtigkeit gemacht. Das so⸗ genannte Individualsystem halte ich persönlich für das richtige, vor⸗ ausgesetzt, daß ein zuverlässiger automatischer Gesprächszähler ge⸗ funden wird. Der mißbräuchlichen Art der Benutzung des Fern⸗ sprechers würde am ehesten auf diesem Wege entgegengetreten werden können. Wir wünschen eine unterste Stufe für die Grundgebühr bis 500 Theilnebhmer von 50 ℳ; diese Anregung wird nicht etwa nur von agrarischer Seite, sondern auch aus Handelskreisen gegeben. Für die nächsten Entfernungen soll bis 50 km der Tarif von 25 ₰ gelten; vielleicht läßt sich für 20 km ein Satz von 10 bis 15 ₰ einführen. Daß jedes angefangene Hundert Gespräche abgerundet wird, scheint uns auch zu weit zu gehen, namentlich wenn die Gespräche registriert werden. Auch nach unserer Meinung wird hier dem Reichskanzler zu viel zur Feststellung überlassen; man sollte doch im Gesetze Bestimmungen üͤber den Vorortsverkehr und eine Grenze für die Vororte festsetzen. Bei den Bestimmungen über die Zuschläge für Anschlüsse auf Ent⸗ fernungen über 5 km und die Gebühren für Anschlüsse in Orten ohne Fernsprechnetz muß der Reichskanzler jedenfalls großes Wohlwollen zeigen; denn gerade diese beiden Dinge kommen für den Landwirth draußen sehr erheblich in Betracht, wenn ihm der Fernsprecher etwas nützen soll. Im Ganzen begrüßen wir das Gesetz mit Freuden als Abschlagszahlung und erwarten bezüglich dieser Zuschläge das ver⸗ sprochene und eigentlich auch selbstverständliche Wohlwollen. Abg. Dasbach (Zentr.): Ich stimme mit dem Abg. Singer darin überein, daß der Tarif zu kompliziert ist. Wenn die Zahl der Theilnehmeranschlüsse ein Grund für höhere Gebühren sein soll und die Zahl der Gespräche ebenfalls, so wird es alle drei Jahre zu neuen Sätzen kommen, und das Publikum hat also eine beständige Gebührenerhöhung zu erwarten. Rach der gestrigen Aufklärung läßt sich ja darüber reden, ob wir für die größeren Städte wirklich eine kleine Erhöhung zugestehen sollen; aber auch dann muß das Material für die Begründung dieser Forderung ganz erheblich überzeugender sein. Hoffentlich wird in der Kommission Aufschluß gegeben. Die weitgehenden Vollmachten für den Reichskanzler sind für uns unannehmbar trotz alles Vertrauens, das wir in den Reichskanzler setzen. Die Sätze, die in Zukunft gelten sollen, sollten uns in der Koömmission mitgetheilt werden, damit wir sie prüfen und in das Gesetz hineinschreiben können. In Berlin bestehen zur Zeit allerdings noch viele Mängel im Fernsprechwesen, Mängel, an denen mehrfach auch die Beamten schuld sind, besonders in der Kontrole der richtigen Anschluͤsse. Wir beantragen die Ueberweisung der Vorlage an die Postkommission, die gestern eingesetzt ist.
Staatssekretär des Reichs⸗Postamts von Podbielski:
Ich möchte dem Herrn Vorredner nicht auf seine Kritik des vor⸗ liegenden Gesetzentwurfs antworten, weil, wie er selbst ausgeführt hat, diese Dinge in der Kommission eingehend zu erörtern sein werden, wo seitens meiner Verwaltung das Material zur Beurtheilung der einschlägigen Fragen zur Verfügung gestellt werden wird. Dagegen möchte ich auf zwei Punkte eingehen, die zwar nicht im direkten Zusammenhang mit diesem Gesetz stehen, die aber der Herr Vorredner gestreift hat, und zwar zunächst auf den Wunsch, daß überall, wo Fernsprechanlagen in den Städten und auf dem Lande vorhanden sind, diese auch zu öffentlichen Fernsprechstellen eingerichtet werden möchten. Ich gestatte mir, dabei auf meine vorjährige Er⸗ klärung zurückzugreifen, die dahin ging, daß es in meiner Absicht läge, die Fernsprechanlagen in kleineren und mittleren Städten und auf dem flachen Lande in erhöhtem Maße für einen solchen Verkehr auszubilden. Ich habe damals ausgeführt, daß zum öffentlichen Sprechverkehr ungefähr 9000 solcher Anstalten eingerichtet werden würden; nach der jetzigen Feststellung werden es im Reichs⸗Postgebiet etwa 10 000 sein, und schon innerhalb eines Jahres sind nahezu 5000 öffentliche Sprechstellen und Umschaltestellen eingerichtet. Wo es also noch nicht geschehen ist, dürfen Sie sich versichert halten, daß in nächster Zeit mit der Einrichtung vorgegangen werden wird. Sie ersehen daraus, meine Herren, daß die Verwaltung nicht müßig gewesen ist; aber in so kurzer Zt hat sich naturgemäß nicht das Ganze durchführen lassen. Ich hoffe aber, daß der Abg. Dasbach anerkennen wird, daß wir nach der Richtung wirklich den berechtigten Wünschen des Landes in jeder Beziehung entgegenzukommen be⸗
müht sind.
Was das zweite Moment anlangt, nämlich die Klagen über einen nicht immer einwandfreien Betrieb bei den Fernsprech⸗Vermittelungs⸗ anstalten in Berlin, daß man namentlich nicht selten unrichtige Ver⸗ bindungen erhält, so ist dies zum theil darauf zurückzuführen, daß bei der enormen Ausdehnung und Frequenz, die das Fernsprechwesen in Berlin genommen hat, es sich nicht vermeiden läßt, gelegentlich auch jüngere Telephongehilfinnen zum Dienst heranzuziehen, die noch nicht die volle Sicherheit und Umsicht besitzen, und daß vielleicht auch manchmal die genaue Ueberwachung der Apparate verfäumt wird. Die Mängel sind mir bekannt. Sie können sich aber ver⸗ sichert halten, daß die Verwaltung bestrebt ist, diese Mängel abzustellen, und wir hoffen auch, daß es gelingen wird, Ver⸗ sehen mehr und mehr einzuschränken. Aber immerhin werden wir bei dem großen Personal und bei der gewaltigen Aus⸗ dehnung der ganzen Anlage mit gewissen Fehlern rechnen müssen, und wir hoffen nach dieser Richtung hin auf Nachsicht. Auf der anderen Seite aber seien Sie überzeugt, daß die Verwaltung bestrebt ist, den besten Betrieb auch hier in Berlin anzubahnen und aufrecht zu er⸗ halten. (Bravo!)
Abg. Blell (fr. Volksp.): Die Vorlage ausgefallen, als man fast allgemein geglaubt hat. Angenommen war, es würde eine allgemeine Verbilligung eintreten. Der bisherige Pauschalsatz soll wegfallen und an seiner Stelle eine Staffelung ein⸗ geführt werden. Wie dieses differenzierte System wirken wird, darüber kann man sich gar kein Bild machen. Für eine große Masse von Ieüeishenthn ist es doch ganz gleich, ob sie mit 500 oder mit 36 000 An⸗
eschlossenen sprechen koͤnnen, da sie nur mit einem bestimmten,
Ferresclen Kreise Fernsprechverbindungen pflegen. Es könnte daraus eine Vermehrung der Einzelgespräche erfolgen, die garnicht in der Absicht lag. Jede Vereinfachung und Verbilligung des Tarifs hat Be⸗ lebung des Verkehrs zur Folge Diese alte Wahrheit wird sich auch auf diesem Gebiet bewähren. Um nun die Differenzierung plausibel zu machen, weist man darauf hin, daß nur 16 Städte mehr zu be⸗ zahlen haben werden. Es kommt aber auf die Zahl der Theil⸗ nehmer an, und da stellt sich heraus, daß nicht weniger als 60 % der bisherigen Theilnehmer mehr bezahlen sollen als bisher. Jedenfalls müssen die Gebühren danach eingerichtet werden, daß für keinen der bisherigen Theilnehmer die bisherige Gebühr von 150 ℳ überschritten wird. In zehn verschiedenen Punkten soll dem Belieben des Reichs⸗ kanzlers die Festsetzung der Gebühren überlassen bleiben. Das halten wir für ganz unannehmbar. Unter allen Umständen muß die Gebühr für Ort⸗ und Nachbarortverkehr gesetzlich festgesetzt werden. Die Mittel für die Neuanlage von Fernsprechanstalten müssen aus An⸗ leihen, nicht aus laufenden Einnahmen, bestritten werden. 1
Abg. Graf von Bernstorff⸗Lauenhurg (Rp.) erklärt sich im allgemeinen für die Vorlage. Den Anschluß der Privatpersonen an das Fernsprechnetz in großen Städten sollte man nicht erschweren, sondern thunlichst erleichtern. Die Moͤglichkeit der Einzelzählung der Gespräche für den Angeschlossenen sollte jedenfalls im Gesetz erhalten
ist doch anders
zum theil auch in Handelekreisen hat die Vorlage den Eindruck eines
bleiben. Aus praktischen Gründen empfehle sich die Berathung in V4A1A44“ 3
der bisberigen Theilnehmer nach dem sollen, entscheidet bereits zu Ungunsten der Vorlage. Verbilligung wurde gefordert und erwartet; eine Vertheuerung für mehr als die Hälfte war es nicht, was man erwartete. Daher ist die Enttäuschung auch ziemlich allgemein gewesen und hat deutlichen Ausdruck in den an uns gelangten Eingaben gefunden. Das Gebühren⸗ system muß jedenfalls gänzlich umgestaltet werden. auf die Einrichtung des Telephonbetriebes in Schweden hin.
betreffend selbe lautet dahin, daß in Schweden die Herstellung sämmt⸗ licher Apparate im Staatsbetriebe erfolgt. Sie sehen, Sie nicht unterlassen, Sie besondere Verhältnisse, die dort zusammenwirken, daß in jenen immer⸗ hin kleinen Verhältnissen ein sehr intelligenter Herr, wie es mein Kollege dort ist, unendlich viel bat erreichen können und auch vielleicht in Zukunft noch erreichen wird, während ich z. B., wenn ich einen Staatsbetrieb für alle die Sachen einrichten wollte, die hier in der Privatindustrie hergestellt werden, gerade von ihrer Seite Widerstand
Abg. Dr. Pachnicke (fr. Vgg.): Die bloße Ziffer, daß 60 % neuen Tarife mehr bezahlen Eine allgemeine
Redner weist
Staatssekretär des Reichs⸗Postamts von Podbielski
Ich möchte dem Herrn Abg. Dr. Pachnicke gleich den Wechsel, meines Kollegen in Schweden, präsentieren. Der⸗
(Heiterkeit links.) — dem nicht zustimmen. Ich konnte hinzuweisen. Es sind eben
würden darauf
finden würde.
Es ist dann öfter ausgeführt worden, daß das Gesetz nur ein Provisorium bedeute, und wir es, wenn ein Gesprächszähler käme, auf ganz anderen Grundlagen aufbauen müßten. Meine Herren, es sind in neuerer Zeit, namentlich seitdem ich hier die Anregung ge⸗ geben, eine Menge Gesprächszähler bei der Verwaltung eingereicht und geprüft worden; aber wenn auch der eine oder der andere davon sich bewährt hätte — ein Gesprächszähler kostet Geld, mit seiner Einführung würde wieder eine Vertheuerung der Anlagen verbunden sein, und wir müßten doch diesem Moment bei der Gestaltung des Tarifs Rechnung tragen.
Ich glaube, ich habe gestern schon erwähnt, der automatische Be⸗ trieb ist in Amerika anscheinend zu einer gewissen Vollkommenheit ge⸗ langt; ob er sich bewähren wird, darüber ist man aber selbst in Amerika noch nicht zur Klarheit gelangt. Ich freue mich indeß, daß in Deutschland sich Herren gefunden haben, die diesen Versuch hter machen wollen. Die Reichs⸗Postverwaltung hat ihre Bereitwilligkeit zur Prüfung des neuen Systems erklärt, und sobald die Instrumente hier sind, werden wir zunächst ein Jahr lang mit der Sache Proben anstellen. Aber, meine Herren, die Berechnungen, die seitens der Amerikaner in Bezug auf kolossale Ersparnisse aufgestellt wurden, treffen nicht zu. Täusche ich mich nicht, so werden es bei einer Theil⸗ nehmerzahl von Tausend ein paar hundert Mark, also so minimale Ersparnisse sein, daß auf den Einzelnen thatsächlich nicht viel ent⸗ fällt. Das kommt daher, daß, wie ich schon ausführte, an Stelle der Fernsprechgehilfinnen Mechaniker treten werden, die sehr gut ausgebildet sein müssen und demnach auch sehr große Kosten ver⸗ ursachen werden. Außerdem möchte ich noch anführen, daß das System Doppelleitungen erfordert und daß da, wo nur Einleitungen vorhanden sind, die Verwendung des Systems ausgeschlossen ist. Erst bei Doppelleitungen sind wir in der Lage, es einzurichten. Wir haben übrigens bei solchen Erfindungen auch vielfach erlebt, daß im einzelnen die Sache klappt, nachher aber, wenn die rauhe Wirklichkeit kommt, eine Menge von Umständen eintreten, die Veranlassung sind, daß die Apparate nicht so funktionieren, wie man glaubte erwarten zu dürfen. Denn, meine Herren, es kommen, abgesehen von sonstigen Zufällen, an die Apparate nicht bloß Leute heran, die alles Einzelne genau beachten und nach der Vorschrift verfahren, sondern wir müssen auch mit der rauhen Hand eines Dienstmädchens oder des Hausknechts rechnen: da wird nicht sanft verfahren und mit der Neuerung ist es dann oft sehr viel schneller zu Ende, als wie man es vielleicht im ersten Moment geglaubt hat.
Die Vorlage wird an die Postkommission überwiesen.
Bei der darauf folgenden ersten Berathung des Ent⸗ wurfs eines Telegraphenwegegesetzes bemerkt der
Staatssekretär des Reichs⸗Postamts von Podbielski:
Meine Herren! Ich möchte zunächst zur Kenntniß des hohen Hauses bringen, daß dank der Bewilligungen, die das Haus im laufenden Etat gemacht hat, auch vorgesehen war die Verbindung von Deutsch⸗ Südwestafrika durch Kabel mit Deutschland. Seit gestern Abend funktioniert diese Verbindung; Swakopmund und somit Deutsch⸗Südwestafrika ist jetzt mit der Heimath auf telegraphischem Wege verbunden. (Bei fall.) Wenn ich nun auf das Gesetz selbst eingehe, meine Herren, möchte ich zunächst darauf hinweisen, daß die deutsche Telegraphen verwaltung auf ein halbes Jahrbundert ihrer Thätigkeit in diesem Jahre zurücksieht. Naturgemäß trat in den ersten Jahren und Jahrzehnten ein dringendes Bedürfniß nicht hervor, viele Wege für die Anlage und Unterbringung der Telegraphendrähte zu benutzen, indem es sich haupt sächlich darum handelte, die Telegraphenlinien im engeren Sinne — im Gegensatz zu den Fernsprechlinien — mit einer ziemlich be⸗ schränkten Zahl von Drähten oberirdisch an der einen Seite der Eisenbahnen oder Chausseen entlang zu führen und i F Städten wenige kurze Stadtkabel bis zum Telegraphenamt zu legen. So lange ergaben sich für die Telegraphenverwaltung keine nennens⸗ werthen Schwierigkeiten. Zwei Bundesrathsbeschlüsse sind es aus den Jahren 1868 und 1869, die für das Gediet des Norddeutschen Bundes die Bedingungen festgesetzt haben, unter denen die Benutzung der Eisenbahnen sorvie der Kunststraßen außerhalb der Städte für Telegraphenzwecke zulässig sein sollte. Die im Bunde vereinigten Staaten nahmen diese Bedingungen für alle Staatsbahnen und Staatsstraßen an und legten sie den Unternehmern von Privatbahnen und Privatstraßen dei der Konzessionie⸗ rung auf. Die Städte selbst datten ja zweifellos ein großes Interesse daran, daß sie an das allgemeine Telegraphen⸗ netz angeschlossen wurden, und infolge dessen legten sie auch nach keiner Richtung hin Schwierigkeiten in den Weg. Es ging alles ruhig und friedlich ab, bis zum Beginn der 80er Jahre das Fern⸗ sprechwesen, der Fernsprechderkehr in die Erscheinung trat und natur⸗ gemäß eine Unruhe in dieses Stillleben hineinbrachte. Die rapide Ausddehnung des Fernsprechwesens zunächst in den großen und dann in den mittleren Städten, die Herstellung der Verbindungslinien zwischen den verschiedenen Netzen nöthigte die Verwaltung dazu, eine weit größere Anzahl von Wegen wie bisher für ihre Anlagen zu benntzen. Die in technischen Rücksichten begründete Unmöglichkeit, Fernsprech⸗ und Telegraphendrähte an denselben Gestängen anzubringen, drängte die Telephonlinien auf die Landstraßen, von denen
deide Seiten, wie Sie sich auch überall überzeugen köanen, in