Finanz⸗Ministerium.
ersetzt sind in gleicher Diensteigenschaft die Kataster⸗
Kontroleure, Steuer⸗Inspektoren Stadler von Eschwege nach Berlin, Franz Wagner von Godesberg nach Eschwege und Burghard von Zielenzig nach Sorau, desgleichen der Kataster⸗Sekretär, Steuer⸗Inspektor Hasse in Köln als Kataster⸗Kontroleur nach Godesberg und der Kataster⸗Kon⸗ troleur, Steuer⸗Inspektor Beck in Eupen als Kataster⸗ Sekretär nach Köln.
Die Kataster⸗Landmesser Clemens Schneider in Trier und Felix Kretschmer in Königsberg i. Pr. sind zu Kataster⸗Kontroleuren in Eupen bezw. Zielenzig bestellt
14**“ v11414144“*“
Ministerium der geistlichen, Unterrichts⸗ und 8 Medizinal⸗Angelegenheiten.
Der ordentliche Professor Dr. riedrich arhe chc⸗ eslau ist in gleicher Eigenschaft in die philosophische akultät der Friedrich⸗Wilhelms⸗Universität zu Berlin versetzt
1 Der Direktorin des Schleswig⸗Holsteinischen Museums vaterländischer Alterthümer zu Kiel Fräulein Johanna Mestorf ist das Prädikat „Professor“ beigelegt worden.
Ministerium für Handel und Gewerbe.
SDem Könialichen Gewerbe⸗Inspektor Tschorn in Berlin ist die etatsmäßige Stelle eines gewerbetechnischen Hilfsarbeiters beim Königlichen Polizei⸗Präsidium in Berlin verliehen worden. s sind der Königliche Gewerbe⸗Rath Dr. Jungck i Aurich nach Waldenburg i. Schl., die Königlichen Gewerbe⸗ Inspektoren Horn in Merseburg nach Prenzlau, Willner in Thorn nach Konitz, Tobias in Waldenburg nn Beuthen O.⸗Schl., Unruh in Beuthen O=Schl. na Stettin, Rübens in Konitz nach Goslar a. Hrz. und Collins in Ratibor nach Merseburg, sowie ferner die Königlichen Gewerbe⸗Inspektions⸗Assistenten Wingendorf in annover nach Thorn, Dr. Rasch in Potsdam nach Berlin und Steinhäuser in Königeberg nach Wesel, sämmtlich zur Verwaltung einer Königlichen Gewerbe⸗Inspektion in den ge⸗ nannten Städten. 3 Dem Königlichen Gewerbe⸗Inspektions⸗Assistenten Karl Denker in Geestemünde ist die Verwaltung der Königlichen Gewerbe⸗Inspektion daselbst übertragen worden.
Nichtamtliches. Deutsches Reich. Prenßen. Berlin, 18. April.
Auf Befehl Seiner Majestät des Kaisers und Königs fand gestern Nachmittag auf dem Tempelhofer Felde eine Truppenübung statt, an welcher das Kaiser Alexander Garde⸗Grenadier⸗Regiment, das Königin Augusta Garde⸗ Grenadier⸗Regiment, das Garde⸗Schützen⸗Bataillon, das Zweite Garde⸗Dragoner⸗Regiment Kaiserin Alexandra von Rußland und das Erste Garde⸗Feld⸗Artillerie⸗Regiment theilnahmen.
b Heute Vormittag von 10 Uhr an hörten Seine Majestät die Vorträge des Kriegs⸗Ministers, Generalleutnants von Gosßler, des Chefs des Militärkabinets, Generals von Hahnke und des Chefs des Bendemann.j
32
Der Regierungs⸗Assessor Volz in Breslau ist dem Land⸗ rath des Kreises Osterode a. H. zur Hilfeleistung in den landräthlichen Geschäften zugetheilt worden
891
8
Nach telegraphischen Marine ist S. M. S. „Möwe“, Kommandant: Korvetten⸗ Kapitän Dunbar, am 2. April in Matupi angekommen; S. M. S. „Hertha“, Kommandant: Fregatten⸗Kapitän vpon Usedom, ist am 17. April in Port Said angekommen
und beabsichtigte heute nach Aden in See zu gehen; S. M. S. „Loreley“, Kommandant: Kapitänleutnant von Levetzow, wollte heute von Alexandrien nach Athen in See gehen; S. M. S. „Gefion“, Kommancant⸗ Korvetten⸗Kapitän Rollmann, beabsichtigte heute von Shanghai nach Tsintau in See zu gehen. “
1
Potsdam, 18. April. Ihre Majestäten der König und die Königin von Württemberg sind heute Vormittag zum Besuch Seiner Durchlaucht des Erbprinzen und Ihrer Könialichen Hoheit der Erbprinzessin zu Wied hier ein⸗ getroffen. 8 “
8*
Ihre Königliche Hoheit die Prinzessin Adelgunde, älteste Tochter Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen Ludwig, ist, wie „W. T. B.“ aus München meldet, ernstlich erkrankt. Seine Königliche Hoheit der Prinz⸗Regent stattete der Prinzessin, welche eine schlaflose Nacht verbrachte und deren Schwäche sehr groß ist, heute Vormittag ½ 7 Uhr einen Besuch ab. Das heute Vormittag ausgegebene Bulletin lautet:
„Die Prinzessin leidet seit einiger Zeit an Blutarmuth und Schwäch⸗. Infolge davon ist in der jüngsten Zeit Blutgerinnung (Thrombose) entstanden, wodurch eine nicht unbedenkliche Wendung der Krankheit herbeigeführt worden ist.“
Bayern.
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12 b Großbritannien und Irland.
In der gestrigen Sitzung des Unterhauses fragte, wie W. T. B.“ berichtet, Verburgh an, ob Deutschland an seiner am 13. Mai 1 ausgesprochenen Behauptung fest⸗ halte, daß Schantung für 2gnnc Unternehmungen nicht rückhaltslos offen sei, daß aber die Yang⸗Tse⸗Gegend deutschen Unternehmungen rüchhaltslos offen stehe, und ob Deutschland jetzt anerkenne, daß Großbritannien eine besondere Position in der Yang⸗Tse⸗Gegend habe, die ihm ähnliche Vorrechte gebe, wie Deutschland sie in Schantung genieße. Der Parlaments⸗ Sekretär des Auswärtigen Brodrick erwiderte: es habe mit
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der deutschen Regierung außer dem im licher Austausch stattgefunden. Mit den Vereinigten Staaten sei über die Abänderung des Clayton⸗Bulwer⸗Vertrages ein Meinungsaustausch gepflogen worden, jedoch noch keine Verständigung erzielt. Im weiteren Verlauf der Erörterung erklärte der Parlaments⸗Sekretär des Auswärtigen Brodrick, der Direktor der deutschen Pantage in der Nähe von Apia, wo das Scharmützel stattgefunden habe, sei von einem briti⸗ schen Marine⸗Offizier verhaftet worden auf die beschworene Zeugenaussage hin, daß man gesehen habe, wie er die An⸗ Peifer angeführt habe. Die Verhaftung sei erfolgt, ohne daß
elegenheit gewesen sei, bei der britischen Regierung anzufragen. Die bisher eingelaufenen telegraphischen Perichte gewährten nicht genügendes Material zur Beurtheilung des Anlasses der jüngsten Feindseligkeiten. Soweit es habe festgestellt werden können, sei das Einschreiten der amerikanischen und britischen Marineoffiziere durch Angriffe auf britische und amerikanische Unterthanen oder das Eigenthum derselben verursacht worden, welches man zu vertheidigen verpflichtet gewesen sei. Der britische Vertreter auf Samoa sei ermächtigt worden, sich einer gemeinsamen Proklamation der anderen beiden Konsuln an⸗ zuschließen, in welcher alle Bewohner aufgefordert würden, die Ankunst der drei Kommissare abzuwarten und von Feindseligkeiten abzusehen. Der britische Befehlshaber werde aber verpflichtet sein, die erforderlichen Maßregeln zum Schutze des Lebens und Eigenthums der britischen Staatsangehörigen zu treffen, falls diese von der einen oder der anderen rivalisierenden Partei bedroht würden. — Die zweite Lesung der Gesetzesvorlage, betreffend die Erleichterung des Erwerbes kleiner Häuser durch die Insassen, wurde gestern mit 249 gegen 69 Stimmen genehmigt.
Frankreich.
Der König von Schweden und Norwegen, Aller⸗ höchstwelcher auf der Rückreise von Biarritz in Paris ein⸗ getroffen ist, stattete, wie „W. T. B.“ berichtet, gestern Nachmittag dem Präsidenten Loubet einen Besuch ab. Der Besuch dauerte 20 Minuten. Der Präsident Loubet lud den König für heute zum Frühstück ein. Kurze Zeit d f machte der Präsident dem König einen Gegenbesaich. —
Italien. ö6
Das britische Geschwader ist, wie „W. T. gestern Nachmittag im Golf von Aranci vor Anker gegangen. Der König und die Königin werden sich am Freitag dorthin begeben und an Bord des britischen Flaggschiffes ein Dejeuner einnehmen. Abends findet dann zu Ehren der britischen Offiziere ein Diner an Bord der „Savoja“ statt. Am Sonntag fahren die Majestäten nach Caprera ab.
Die am 8. April von den Senatoren di Camporeale und Vitelleschi⸗Nobili eingebrachte Interpellation, betreffend das Hinterland von Tripolis, welche damals auf Verlangen des Minister⸗Präsidenten Pelloux bis zur nächsten Sitzung des Senats verschoben wurde, ist gestern auf den Wunsch des Ministers des Auswärtigen Canevaro wegen der Abwesenheit des Minister⸗Präsidenten Pelloux bis zum 24. April vertagt worden.
Türkei.
Wie das Wiener „Telegr.⸗Korresp.⸗Bureau“ aus Kon⸗ stantinopel vom 16. d. M. meldet, haben die Vertretungen aller auswärtigen Mächte am Sonnabend der Pforte eine identische Note, betreffend die Beschwerden über die Waaren⸗ analysen des Zollamts, überreicht.
Das dem Abschluß nahe Arrangement zwischen der Pforte und der Banque Ottomane wegen der Ver⸗ waltung der für die Zahlung der russischen Kriegsentschädigung bestimmten Einnahmen von sieben Vilajets ist sowohl für Rußland als auch für die Pforte sehr vortheilhaft, weil die Anweisungen auf die Kassen der Vilajets danach in Zukunft fortfallen und die Einkünfte der letzteren dem Finanz⸗ Ministerium zufließen. W“ .
* 8 n
8 Spanien. Nach den bis. heute vorliegenden Wahlergebnissen sind, wie „W. T. B.“ meldet, gewählt; 180 Anhänger Sil⸗ vela’'s, 33 Anhänger Polavieja’s, 30 Ultramontane, 18 An⸗ hänger des Herzogs von Tetuan, 86 Liberale, 30 Anhänger Gamazo’'s, 5 Anhänger Romero Robledo's, 15 Republikaner und 4 Carlisten. — Bei den vorgestrigen Unruhen in Bilbao wurden im Ganzen 26 Personen ver⸗ wundet. Die dortigen Sozialisten beabsichtigen eine Versammlung abzuhalten, um gegen das Wahlergebniß zu protestieren. — In Tortosa (Prov. Tarragona) schossen Beamte der Gemeindebehörde auf die Volksmenge, weil der Kandidat der Gemeindebehörde bei der Wahl unterlegen war. wei Personen wurden getödtet und mehrere verletzt. — In Saragossa drang eine Anzahl Leute in das Wahllokal und zerstörte die Wahlurne. Der Oberst Zamora ist durch ein Ehrengericht wegen seines Verhaltens in den Kämpfen auf Cuba aus der Armee ausgestoßen worden.
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Niederlande. Die Königin und die Königin⸗Mutter sind, dem „W. T. B.“ zufolge, gestern Abend von Amsterdam nach
Badenweiler abgereist.
umeriak. Der „Times“ wird aus New York vom gestrigen Tage berichtet, daß die Nachrichten von den Philippinen in Washington sehr ernst genommen würden. Der Gouverneur von Minnesota und ein republikanischer Senator von Süd⸗ Dakota verlangten dringend, daß die Freiwilligen⸗Regimenter aus ihren Staaten, welche auf den Philippinen Kriegsdienste leisteten, zurückberufen würden, da deren längere Zurück⸗ behaltung im Dienste ungesetzlich sei und die Mannschaften selbst die Rückkehr dringend wüͤnschten.
Der Kreuzer der Vereinigten Staaten „Marblehead“ hat, wie das „Reuter sche Bureau“ berichtet, Befehl erhalten, die „Newark“ nach dem Stillen Ozean zu begleiten und“ dort unter das Kommando des Admirals Kautz zu treten. Es wird angenommen, daß das Kriegsschiff „Texas“ für den Stillen Ozean in Bereitschaft gehalten werden soll, falls seine Dienste dort erforderlich sind.
Wie „W. T. B.“ aus Mexiko erfährt, beabsichtigt der Finanz⸗Minister Limantour, Anfang nächster Woche Mexiko zu verlassen und sich mit seiner Familie am 4. Mai von New York nach Europa einzuschiffen. Die Reise erfolgt zu dem
Zweck, europäische Aerzte zu konsultieren und sich einer Kur zu unterziehen. 11“
3 jüngst ausgegebenen 8 Blaubuch veröffentlichten Schriftwechsel kein weiterer schrift⸗
Wie der „Times“ aus Hongkong vom gestrige Tage gemeldet wird, wurde 8 Kampf in 82” Großbritannien verpachteten Gebiet von Kaulung gestern seitens der Chinesen erneuert. Auf den Höhen, welche das Lager des Generals Gascoigne in Taipufu be⸗ herrschen, erschien eine Abtheilung derselben und eröffnete auf eine Entfernung von 4000 Yards das Feuer mit altmodischen Kanonen. Die Sikt⸗Artillerie erwiderte das Feuer mit Shrapnels, und als 2 Kompagnien des Hongkong⸗Regiments zum Angriff vorgingen, ergriffen die Chinesen die Flucht. Die britischen Truppen verfolgten sie drei (engl.) Meilen weit, ohne daß es ihnen gelungen wäre, ihnen nahe zu kommen. Auf ihrem Ruͤckzuge steckten die Chinesen mehrere Dörfer in Brand. Es verlautet, daß im Ganzen 6000 bewaffnete Chinesen in das Gebiet eingefallen seien, und daß sie Uniformen der eingeborenen Miliztruppen getragen hätten. Eine Abordnung der Ein⸗ wohner des neuen Gebiets habe sich zum Gouverneur be⸗ geben, um ihr Bedauern über die Unruhen auszudrücken und demselben eine seidene Standarte zu überreichen.
Dem „New York Herald“ wird aus Manila gemeldet, daß die Laguna de Bay den Insurgenten bis zum Schluß der Regenzeit werde überlassen werden, wo der höhere Wasserstand den Kanonenbooten gestatten werde, die Flüsse aufwärts zu befahren. Zu einer weiteren Bewegung nordwärts bedürfe man der Mitwirkung der Brigade des Generals Lawton. Dieser habe in einer Unterredung die Schwierigkeiten hervorgehoben, denen die Bekämpfung der Guerillabanden in dem tropischen Lande begegne. Er bedauere, die eingenommenen Städte wieder auf⸗ geben zu müssen; es würde aber alle Streitkräfte seines Kom⸗ mandos in Anspruch nehmen, wollte er in allen diesen Städten Garnisonen zurücklassen.
I Aufständischen haben den Sitz ihrer Regierung weiter nördlich nach Tarlac verlegt.
Afrika.
Aus Pretoria erfährt „W. T. B.“, daß der Staats⸗ sekretär Reitz den Wünschen der Vertreter der Grubenindustrie nachgegeben habe. Er werde dieselben nach Pretoria einladen, Führ ihnen die schwebenden Angelegenheiten freundschaftlich In Päjprecheen
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Parlamentarische Nachrichten. ““
Die Berichte über die gestrigen Sitzungen des Reichs⸗ tages und des Hauses der Abgeordneten befinden sich in der Ersten und Zweiten Beilage.
— In der heutigen (68.) Sitzung des Reichstages, welcher der Staatssekretär des Innern, Staats⸗Minister Dr. Graf von Posadowsky beiwohnte, wurde die erste Be⸗ rathung des Gesetzentwurfs, betreffend die Schlacht⸗ vieh⸗ und Fleischbeschau, fortgesetzt.
Das Wort nahm zuerst der Abg. Dr. Viel (eseh h-) dessen Rede bei Schluß des Blattes no
auerte.
— Das Haus der Abgeordneten setzte in der heutigen (58.) Sitzung, welcher der Vize⸗Präsident des Staate⸗Minsgte⸗ riums, Finanz⸗Minister Dr. von Miquel und der Minister der öffentlichen Arbeiten Thielen beiwohnten, die erste Be⸗ rathung des Gesetzentwurfs, betreffend den Bau eines Schiffahrtskanals vom Rhein bis zur Elbe, fort.
Abg. von Pappenheim (kons.): Ein Scherz des Grafen von Kanitz hat Herrn Richter zu der Behauptung veranlaßt, daß meine Fraktion besser von den Ansichten des Finanz⸗Ministers unterrichtet sei als andere Leute. Zu meinem Bedauern muß ich im Namen meiner Freunde feststellen, daß wir der Meinunz sind, daß die An⸗ schauungen der Minister in Bezug auf diese Vorlage durchaus homogen sind. Der Abgeordnete für den zweiten Berliner Wabhlkreis hat 1894 eine ganz andere Stellung zu der Vorlage eingenommen, als jetzt der Abgeordnete für Hagen. Es war sehr snteresant, wie er diesen Meinungswechsel zu begründen ver⸗ sucht hat. Herr Richter fragte: Wo bleibt die Autorität der Staats⸗ regierung? Herr Richter als Hüter der Autorität der Regierung und wir als Verächter derselben! Wollte er uns die Stellungnahme zur Vorlage erschweren? Diese Bemühung wird fruchtlos sein, wie manche anderen fruchtlos gebliebenen Bemühungen. Herr Richter hat auch einen Gegensatz zwischen Industrie und Landwirthschaft zu kon⸗ struieren versucht. Dieser Gegensatz ist nicht vorhanden. Innerhalb der Kreise der Industriellen selbst macht sich die Abneigung gegen die Ausdehnung der Großbetriebe bemerkbar. Der Dortmund⸗Ems⸗ Kanal hat zur Anlage großer Mühlenetablissements geführt, die hauptsächlich ausländisches Getreide vermahlen werden. Wir sollen gegen die Ausdehnung der Verkehrseinrichtungen sein. 2 wir denn aber nicht die Sekundärbahnen befürwortet? Wir alten nur zur Zeit den Ausbau von Kanälen nicht für angezeigt, sondern befürworten den Ausbau von Eisenbahnen. Die Inter⸗ essenten sollen nach Herrn Richter überaus stark belastet sein. Da⸗ mals wurden 22 ½ % verlangt, jetzt 31 %. Das ist kein großer Unterschied; diese Garantien werden die Interessenten mit Leich⸗ tigkeit tragen können, denn das Kohlensyndikat wird die Er⸗ mäßigung der Frachtkosten selbst einstreichen und nicht den Kohlen⸗ konsumenten zufließen lassen. Die Regierung hat es vor einiger Zeit ausgesprochen, daß, nachdem für die Industrie Jahrzehnte lang gesorgt worden sei, nunmehr für die Landwirthschaft gesorgt werden müsse Danach hätte man etwas Anderes erwarten müssen als diese Vor⸗ lage. Wenn der Landwirthschaft gesagt wird, daß sie billige Dünge⸗ mittel durch den Kanal erhalten würde, so kann ich nur sagen: die Landwirthe des Ostens und des Westens verstehen das besser als Herr Richter, und sie können sagen: Gott schütze uns vor unseren Freunden, vor unseren Feinden werden wir uns selber schützen. Die niederländischen Schiffe fahren jetzt auf dem abgaben⸗ freien Rhein und würden für die Benutzung des Dortmund⸗Rhein⸗ Kanals nur geringe Gekühren zu zahlen haben und damit der deut⸗ schen Schiffahrt auf Weser und Elbe erhebliche Konkurrenz machen. Die Regierung hat 1896 die Regulierung der Sch ffahrtsabgaben auf den Mlüfsen in Aussicht gestellt. Wie weit sind diese Verbandlungen gediehen?
er Kanal kann nicht betrieben werden ohne Wasserentnahme aus der Weser, die wiederum nur bei Kanalisierung der Weser möglich ist. Ich kenne den Vertrag mit B emen nicht, aber ich mißbillige ihn, weil er unzweifelbaft Bremen sehr weit entgegenkommen wird bezüglich der Schiffahrtspoltzei u. s. w.; über die Genehmigung von Meliorationen wird immer erst mit Bremen ver⸗ handelt werden müssen. Auch Lippe wird einen Vortheil von dem Kanal haben. Wenn die Unterweser kanalisiert wird, dann muß die Oberweser auch kanalssiert werden, sonst ist das auf die Weserkanalisierung verwandte Kapital verloren; dazu werden aber 60— 70 Millionen erforderlich sein. Diese Konsequenzen befürchten wir, und der Ausbau anderer Verkehrswege, speziell der Eisenbahnen, wird dadurch verhindert werden. Die neue Industrie am Kanal wird die alte Industrie schädigen; es wird eine Ueberproduktion provoziert werden, die zu den ernstesten Bedenken führt. Wir wollen nicht die Henne, die uns die goldenen Eier legt, die Eisenbahn, schlachten, sondern wollen die Eisenbahn sachgemäß entwickeln. 8
aben fort⸗
Durchschnitt der sieben Vorjahre (54);
r. Heyl⸗Stolzenau (fr. kons.) befürwortet die Annahme der Vorlage. Man erwarte in Hannover und in Westfalen von der Kanalisierung der Weser große landwirthschaftliche Meliorationen. Eine Schädigung für die Landwirthschaft werde der Kanal nicht be⸗ deuten; er werde die Einfuhr ausländischen Getreides auf der Weser nicht vermehren, denn das Getreide komme jetzt schon auf diesem Wege nach Deutschland.
Hierauf nimmt der Minister der öffentlichen Arbeiten Thielen, dessen Rede morgen im Wortlaut wiedergegeben werden wird, und bei Schluß des Blattes der Abg. Sümmer⸗ mann (b. k. P.) das Wort.
Abg.
Statistik und Volkswirthschaft.
Die landwirthschaftlichen Genossenschaften im Deutschen Reiche und ihr derzeitiger Bestand.
Nach dem soeben erschienenen „Jahresbericht der Anwaltschaft des Allgemeinen Verbandes der deutschen landwirthschaftlichen Ge⸗ nossenschaften für die Zeit vom 1. Juli 1897 bis 30. Juni 1898“ zeigt das Berichtsjahr in der Weiterentwickelung des landwirthschaft⸗ lichen Genossenschaftswesens im Deutschen Reiche dieselbe Tendenz wie das Vorjahr: eine ruhigere, aber immer noch starke Entwickelung der Spar⸗ und Darlehnskassen und eine stetige Vorwärtsbewegung der übrigen Genossenschaftsarten; die Neugründungen stehen hinter denen des Vorjahres um etwa 400 zurück und betragen nicht viel mehr als die des Jahres 1894. 1
Sest 1890 wurden errichtet (als Berichtsjabr 1890, 1897 ꝛc. ist die Zeit vom 1. Juli 1890/91, 1897/98 zc. bezeichnet):
im Jahre 1897 1896 1895 1894 1893 1892 1891 1890 Kreditgenossenschaften.899 1239 1599 1034 816 390 436 306 Bezugsgenossenschaften. 68 83 60 39 119 72 131 78 Molkereigenossenschaften 171 182 181 85 93 139 114 118 Sonstige Genossensch. 176 212 69 27 J““
—
Zusammen 1314 1716 1909 1185 1056 623 699 526
Aufgelöst wurden seit 1890:
im Jahre 1897 1896 1895 1894 1893 1892 1891 1890 Kreditgenossenschaften . 60 18 E111“ 8 20 Bezugsgenossenschaften. 27 9 1 112541 s18 92 885 Molkereigenossenschaften 29 5 6 9 1138 9 35 Sonstige Genossensch. 13 1 3 2 8 14
Zusammen 129 33 19 45 84 51 47 104
Die Auflösungen im Jahre 1897 überragen also bedeutend den sie betragen 9,8 % der Neu⸗ gründungen. Im Vergleich mit dem Bestande Mitte 1897 machen die im Laufe des Jahres aufgelösten Genossenschaften 1,21, die neu⸗ egründeten 12 % aus. Dieses gegenüber den Vorjahren ungünstigere Verbäͤltniß kann bei dem greßen Bestande an landwirthschaftlichen Genossenschaften das günstige Urtbeil über die landwirth⸗ schaftliche Genossenschaftsbewegung nicht beeinflussen. Bei den Auflösungen der Darlehnskassen handelt es sich theilweise um
Unternehmungen, die im Laufe der letzten Jahre ohne Zusammen⸗ bhang mit den
älteren Verbänden, im Vertrauen lediglich auf die Staatsbilfe, von unkundigen Leuten gegründet wurden und die eine Lebensfähigkeit überhaupt nicht erlangt haben, theilweise auch um Genossenschaften, deren zwei in einem Ort oder in zusammen⸗ gehörigen Ortschaften von konkurrierenden Verbänden ins Leben ge⸗ rufen wurden und von denen verständigerweise nach Klärung der Meinungen die eine wieder aufgelöst wird, theilweise endlich auch um neue Genossenschaften in vereinzelten Orten, wo trotz des guten Willens der Mitglieder im Augenblick keine geeigneten Kräfte für die Verwaltung vorhanden waren. Bei den Bezugsvereinen erklärt die Uebernahme des Bezugsgeschäfts durch Darlehnskassen und Molkereien, bei den Molkereien die aus technischen Gründen erfolgende Vereinigung benachbarter kleiner Betriebe das Eingehen einiger kleinerer Genossen⸗ schaften. Zu Besorgnissen geben die vereinzelten Auflösungen keinen Anlaß. Die Statistik der Verbände beweist, daß weitaus die meisten der neuen Genossenschaften alsbald in geregelte Thätigkeit kommen, und daß sie, sobald sie einmal richtig arbeiten, sämmtlich gegen Auf⸗ lösungen gesichert sind und tüchtig vorwärts kommen. Auch sind nun die Spar⸗ und Darlehnskassen, welche am stärksten an den Auflösungen betheiligt sind, in einer ruhigeren Entwickelung begriffen, und inner⸗ halb der einzelnen Verbände besteht mehr denn je das Bestreben, peinlich darauf zu halten, daß nur lebensfähige Genossenschaften ge⸗ gründet werden. 3 Stellt man die in den Tabellen des Jahretberichts aufgeführten Genossenschaften unter dem Gesichtepunkt der Art der Haftform zusammen, so ergiebt sich für den 1. Juli 1898 die folgende Zu⸗ sammensetzung der landwirthschaftlichen Genossenschaften nach der Art der Haftpflicht:
Art mitunbeschr. rt Fazftpflicht
mit beschr. mitunbeschr.
Nachschuß⸗Zusammen Zahl 25 19 0,2
Genoss 8 Zahl 8
Zahl 08 8 451 100 3 0,3 1 040 100 61 3,6 1 716 100 3 05 6547 100
85 57 I552 00
Kreditgenossensch. . 8 116 Bezugsgenossensch. 834 Molkereigenossensch. 1 275 74,3 Sonstige Genoss. 242 37,4
Zusammen 10 467 88,3
96,0 80,2
316 3,8 203 19,5 380 22,1 402 62,1 — 1301 11,0 Ein Vergleich der Prozentzahlen mit den früberen Jahren ergiebt das Folgende. Es betrugen in Prozent die Genossenschaften mit unbeschr. Haftpflicht beschr. Haftpflicht — im Jahre 1898 1897 1896 1895 1898 1897 1896 1895 Kreditgenossensch.. 96,0 96,1 96,9 98,8 9,8 57. 28 1,0 Bezugsgenossensch.. 80,2 81,9 83,1 83,7 19,5 17,9 16,7 16,2 Molkereigenossensch. 74,3 76,2 78,9 78,5 22,1 20,3 17,3 17,5 Sonstige Genoss... 37,4 39,3 55,7 62,8 62,1 60,3 44 3 37,2
Genossenschaft üöberh. 88,3 89,3 91,7 92,7 11,0 10,0 8,1 7,2
Die neuere Form der beschränkten Haftpflicht ist nach diesen ahlen, nac immer im Vordringen begriffen, wenn auch nicht so stark wie im Vorjahre. Die Neugründungen erhöhen ihren Antheil in der Gesammtzahl, bei den Spar⸗ und Darlehnskassen insbesondere dadurch, daß in den Prooinzen Sachsen und Pommern systematisch eine speziell für diesen Zweck sorgfältig ausgebaute Art der beschränkten Haftpflicht — mit Zwang zur Erwerbung mehrerer Geschäftsantheile — zur Anwendung gelaagt, weniger um die Haftpflicht der Genossen abzuschwächen, als um je nach der Leistungsfähigkeit der Einzelnen (kei gleichzeitiger Betheiligung von Groß⸗ und Kleingrundbesitzern) die Haftpflicht und die Einzahlung der Geschäftsguthaben abzustufen. — Beim Gesammtdurchschnitt wirkt die überaus starke Zunahme der „sonstigen“ Genossenschaften mit; denn nicht weniger als 121 Genossen⸗ schaften mit beschränkter Haftpflicht sind im letzten Jahre für die verschiedensten Zwecke außerhalb der drei großen Gruppen (Kredit, Bezug, Molkerei) neu entstanden; auch über die Hälste der neu⸗ gegründeten Bezugs⸗ und zwei Prittel der neugegründeten Molkerei⸗ enossenschaften haben die beschränkte Haftyflicht — Für den gemein⸗ amen Bezug und für den Molkereibetrieb bestehen außer den zahlen⸗ maßig nachzuweisenden eingetragenen Genossenschaften noch eine ganze Reihe von freien Vereinigungen, deren Zahl nicht genau bekannt ist.
Vergleicht man den Stand der landwirthschaftlichen Ge⸗ nossenschaften am 1. Juli 1898, 1897, 1896 und 1895 in den einzelnen Ländern und Provinzen mit der ortsanwesenden Bevölkerun (na dem Ergebniß der Voltszählung am 2. Dezember 1896), sowie mit der Größe der landwirth⸗ schaftlich benutzten Fläche: Ackerland, Gartenland, Weinberge, Wiesen, Weiden und Hutungen nach der Aufnahme von 1893 (vergl. „Statistisches Jahrbuch für das Deutsche Reich“, Jahrgänge 1895 und 1897), so erglebt sich Folgendes: Die bkayerische Rheinpfalz, in
welcher 1898 auf 1349 Einwohner und auf 582 ha der landwirth⸗
schaftlich benutzten Fläche 1 landwirthschaftliche Genossenschaft kam, hat, sowohl was Fläche wie E1“ anbelangt — bezüglich der Bevölkerung nur von dem kleinen aldeck abgesehen, das schon lange eine starke, stabile Besetzung mit Genossenschaften auf⸗ weist —, die in den Vorjahren errungene erste Stelle nicht nur behauptet, sondern durch weitere Zunahme ihrer Genossen⸗ schaften den Abstand den nächstfolgenden Gebieten gegenüber wiederum vergrößert. Am dichtesten mit eingetragenen landwirthschaftlichen Genossenschaften besetzt sind nunmehr, an der Bevölkerung gemessen, der Reibe nach: 1) Waldeck, 2) die Pfalz, 3) Hessen, 4) Württemberg, 5) Hessen⸗Nassau, 6) der bayerische Staatsdurchschnitt, 7) Oldenburg, 8) das rechtsrheinische Bavern, 9) Sachsen⸗Weimar⸗ Eisenach, 10) Mecklenburg⸗Schwerin, 11) Sachsen⸗Coburg⸗Gotha, 12) Hannover, 13) Posen, 14) Schwarzburg⸗ Sondershausen, 15) Schleswig⸗Polstein, 16) Baden, 17) Rheinprovinz. An 18. Stelle folgt der Reichsdurchschnitt (1 landw. Genossen⸗ schaft auf 4411, 1897 auf 4900, 1896 auf 5814, 1895 auf 7287 Ein⸗ wohner). Unter ihm stehen 19) Elsaß⸗Lothringen, 20) Schwarzburg⸗ Rudo stadt, 21) der preußische Staatsdurchschnitt (1 landw. Genossen⸗ schaft auf 4987, 1897 auf 5638, 1896 auf 7022, 1895 auf 9406 Ein⸗ wohner), 22) Hohenzollern, 23) Pommern, 24) Mecklenburg⸗ Strelitz, 25) Braunschweig, 26) Westpreußen, 27) Schlesien, 28) Sachsen⸗Altenburg, 29) Lippe, 30) Ostpreußen, 31) Schaumburg⸗ Lippe, 32) Sachsen⸗Meiningen, 33) “ Sachsen, 34) Westfalen, 35) Brandenburg, 36) Lübeck, 37) Anhalt, 38) Königreich Sachsen, 39) Reuß ä. L, 40) Bremen, 41) Reuß j. L., 42) Hamburg.
Diese Vergleichungsart stellt die volkswirthschaftliche Be⸗ deutung des landwirthschaftlichen Gen ossenschaftswesens in den einzelnen Gebieten zweckmäßig dar. Für die Durchdringung der Landwirth⸗ schaft mit Genossenschaffen ist der Maßstab der landwirth⸗ schaftlich benutzten Fläche instruktiver. Bei ihm treten die Bezirke mit intensiver Landwirthschaft, aber auch die dicht⸗ bepölkerten Industriebezirke mehr hervor, die Gegenden des extensiven Betriebes und des LEE. im allgemeinen mehr zurück. Nach diesem Maßstab folgen: 1) die Pfalz, 2) Hessen, 3) Hessen⸗ Nassau. 4) Waldeck, 5) Württemberg, 6) Rheinprovinz, 7) Schwarz⸗ burg⸗Sondershausen, 8) der bayerische Staatsdurchschnitt, 9) Baden, 10) Sachsen⸗Coburg⸗Gotha, 1!) Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach, 12) Olden⸗ burg, 13) das rechtsrheinische Bayern, 14) Schwarzburg⸗Rudolstadt, 15) Elsaß⸗Lothringen, 16) Braunschweig, 17) Sachsen⸗Altenburg, 18) Westfalen. Die 19. Stelle nimmt der deutsche Reichs⸗ durchschnitt ein (1 landwirthschaftliche Genossenschaft auf 2967 ha, 1897 auf 3296, 1896 auf 3913, 1895 auf 4904 ha der landwirth⸗ schaftlich beautzten Fläche). Dann folgen 20) Schaumburg⸗Lippe, 21) Schlesien, 22) Hannover, 23) Sachsen⸗Meiningen, 24) Lübeck, 25)] Lippe, 26) der preußische Staatsdurchschnitt (1 landwirthschaftliche Genossenschaft auf 3618 ha, 1897 auf 4090, 1896 auf 5094, 1895 auf 6824 ha), 27) Provinz Sachsen, 28) Posen, 29) Schleswig⸗Holstein, 30) Hobenzollern, 31) Brandenburg, 32) Mecklenburg⸗Schwerin, 33) Westpreußen, 34) Pommern, 35) Königreich Sachsen, 36) Ost⸗ preußen, 37) Hamburg, 38) Mecklenburg⸗Strelitz, 39) Anhalt, 40) Bremen, 41) Reuß ä. L, 42²) Reuß j. L.
Wiederum bat in fast allen Landestheilen ein Fortschritt statt⸗ efunden. Nur Lübeck, Bremen und Schaumburg⸗Lippe zeigen einen
tillstand, und Mecklenburg⸗Schwerin, wo nach dem starken Zugang des
Vorjahres jetzt ein Stillstand eingetreten ist und den drei Neugründungen sogar sechs Auflösungen gegenüberstehen, hat einen Rückgang zu ver⸗ zeichnen; die beiden Fürstenthümer Reuß sind in diesem Jahre zum ersten Mal mit je einer Genossenschaft vertreter. Das gegenseitige prozentuale Zunahmeverhältniß ist in den einzelnen Landestheilen das gleiche wie in den Vorjahren geblieben, die Zunahme in den östlichen Provinzen Preußers ist noch immer sehr stark. Aeltere Genossenschaftsgebiete, voran die Rheinpfalz, die Rheinprovinz, auch Hessen, dann Hannover, zeigen ein stetes Vorwärtestreben, einige Verschiebungen in der Reihen⸗ folge sind nur durch eine dichtere Besetzung einzelner kleinen Landes⸗ theile, wie Hohenzollern und Schwarzburg⸗Rudolstadt, eingetreten, und namentlich ragen neben letzteren Braunschweig und Elsaß⸗ Lothringen durch bemerkenswerthe Zugangszablen hervor.
Einen genaueren Einblick in die Zu⸗ und Abgangsverhältnisse ge⸗ währt die gesonderte Betrachtung nach den Hauptgruppen der Ge⸗ nossenschaften. Da nimmt die Gruppe der ländlichen Spar⸗ und Darlehnskassen, was ihre Bedeutung als Mittelpunkt aller genossenschaftlichen Thätigkeit und ihre Verbreitung in landwirthschaftlichen Kreisen anlangt, die erste Stelle ein und hat auch in diesem Berichtsjahr wieder einen ihrer Be⸗ deutung entsprechenden Zugang zu verzeichnen. 7612 am 1. Juli 1897 bestehenden Kassen haben sich 60 (48 mit un⸗ beschränkter und 12 mit beschränkter Haftpflicht) aufgelöst. stäristen sind an den Auflösungen die erst in den letzten Jahren in die Genossenschaftsbewegung eingetretenen Provinzen Pommern (mit 9), Posen (10) und Schlesien (8), dann die Rheinprovinz (8), Bayern (8) und Mecklenburg⸗Schwerin (5) betheiligt. Das sind zugleich sämmt⸗ lich Gebiete, in denen die bestehenden Provinzial⸗ und Landesverbände mit anderen, konkurrierenden Genossenschafts⸗Organisationen zu kämpfen hatten. Neugegründet wurden dagegen im Berichtsjahr in Preußen 5901, im ganzen Reichsgebiet 899 eingetragene ländliche Kreditgenossen⸗ schaften (848 mit unbeschränkter, 50 mit beschränkter Haftpflicht und 1 mit unbeschraͤnkter Nachschußpflicht), woran der Reihe nach am stärksten das rechtsrheinische Bäavern (mit 142), Schlesien (110), die Rhein⸗ provinz (71), Elsaß Lothringen (58), Württemberg (56), Posen (49), Brandenburg (43), Provinz Sachsen (41), Westfalen (41), Hessen⸗ Nassau (38), Baden (37) und Hannover (30) betheiligt sind.
Der Abgang an landwirthschaftlichen Bezugsgenossen⸗ schaften betrug mit 27 das Dreifache des Vorjabres, und es ergiebt sich so im Berichtsjahr nur ein Plus von 41 (1896/97: 74, 1895/96: 56). Nur die Genossenschaftsgebiete mit alten bewährten Organisationen des landwirthschaftlichen Rohstoff⸗ bezugs, Hessen, Pfali, dann Hannover, zeigen einen werthen weiteren Fortschritt dieser genossenschaftlichen Organisations⸗ form. Im allgemeinen scheint die Uebernahme des gemein⸗ samen Bezugs durch Spar⸗ und Darlehnskassen und Molkerei⸗ genossenschaften von ungünstigem Einfluß auf die Entwickelung besonderer Bezugsorganisationen zu sein. Von den 27 Auf⸗ lösungen kommen 10 allein auf das rechtsrheinische Bayern. Dieser Rückgang in Bayern rührt raher, daß es nicht gelungen ist, den neu entstehenden Rohstoffvereinen eine kräftige Zentralstelle zu schaffen, während auf der anderen Seite der Rohstoffbezug durch den Verband der bayertschen Darlehnskassen sich gut entwickelte. — Neu⸗ gegründet wurden 68 (in Preußen 40) Bezugsgenossenschaften.
Die Molkereigenossenschaften hatten nach der Zahl wie nach den Eegenden der Neugründungen dieselbe Entwickelung wie im Vorjahre; aufgelöst wurden 29 Molkereigenossenschaften, neu⸗ gegründet 171 (124 in Preußen).
Die „sonstigen landwirthschaftlichen Genossen⸗ schaften“ vertheilen sich auf die verschiedensten Zweige des land⸗ wirthschaftlichen Betriebes; sie nehmen fortdauernd eine günstige Entwickelung und erlangen eine immer erhöhte Bedeutung. Auf⸗ gelöst wurden im Berichtsjahr 13, und zwar je 1 Obstverwerthungs⸗ genossenschaft in Ostpreußen und in Branden burg, 1 Schlachtvieh⸗ versicherungs⸗ und 1 Dampfdreschereigenossenschaft in Hessen⸗ Nassau und die im Berichtsjahr erst gegründeten 9 Pferdezuchtgenossenschaften in Westpreußen, welchen die neu erlassene Körordnung für die Provinz Westpreußen Schwierigkeiten machte — ein Zeichen, welche Gründe und Zufälligkeiten bei der Auslösung landwirthschaftlicher Genossen⸗ schaften mitspielen können. — Neubegründet wurden 176 ein⸗ getragene Genossenschaften (davon 152 in Preußen). Unter diesen befinden sich 55 (in Preußen 52) Pengsthaltungs⸗ und Pferdezucht⸗, 33 (in Preußen 29) Winzer⸗, 11 (in Preußen 8) Kornhaus⸗ und Kornverkaufs⸗ genossenschaften u. s. w. Nach der Art der Haftpflicht sind von diesen Genossenschaften 30,7 % auf der unbeschränkten, 68,8 % auf der be⸗ schränkten Haftpflicht und 0,5 % auf der unbeschränkten Nachschuß⸗ pflicht errichtet worden. 9
nennens⸗
Zur Arbeiterbewegung.
In Krefeld ist gestern, der „Rbh.⸗Westf. Ztg.“ zufolge, ein rößerer Theil der Zimmergesellen in den Ausstand eingetreten. ugleich hat auch ein Theil der dortigen Maurer und Handlanger wegen Lohndifferenzen die Arbeit eingestellt.
„In Karls bad ist, wie „W. T. B.“ meldet, der um die Mitte voriger Woche ausgebrochene Ausstand der Bauarbeiter gestern durch Vergleich beigelegt worden. In drei Arbeiterversammlungen wurde beschlossen, am heutigen Dienstag die Arbeit wieder aufzu⸗ nehmen. Der größte Theil der Arbeiter hat heute diesem Beschlusse entsprochen. In den Grubenbecken von Charleroi und Mons war, nach einer Nachricht des „W. T. B.“, der vorgestrige Beschluß des belgi⸗ schen Grubenarbeiter⸗Verbandes (vgl. Nr. 90 d. Bl.), in den vier Koblenbecken Belgiens einen allgemeinen Ausstand zu proklamieren, gestern früh noch nicht zur allaemeinen Kenntniß gelangt, doch bat sich im Becken von die Zahl der Ausständigen, gestern früh auf 4200 erhöht. zug der Ausständigen ganz gerinz. 8
usstand angekündigt. Ueberall herrscht vorläufig Ruhe, doch werde Truppen bereitgehalten, in das Ausstandsgebiet einzurücken. — Brüssel sind, der „Köln. Ztg.“ Ziegelbrennereien der Umgegend, etwa 2000 Mann, in den Aus⸗ stand getreten. Sie fordern anstatt 2,50 Fr. 3 Fr. für 1000 Ziegel.
Kunst und Wissenschaft.
Martin hat, wie „W. T. B.“ aus Stockholm melde folgende Depesche an den Professor von Nordenskjöld gesandt: „Krasnojarsk, Sonntag. Bin im sibirischen Urwalde Taiga gewesen. Wege unfahrbar. Habe keine Tungusen getroffen. Dem ersten Andröe⸗ Gerücht liegt ein Scherz des wenig gebildeten Grubenbesitzers Jakobleff zu Grunde. Ljalin schrieb einen Brief an die Behörden, nachdem der Redakteur der Zeitung „Jenisei“ ihm von Jakobleff's Schreiben erzählt und nachdem er weitere Nachrichten, betreffend Taiga, eingeholt hatte. Lialin ist dieses Jahr nicht im U walde gewesen. Ich reise heute zurück. Martin.“ “
Land⸗ und Forstwirthschaft. Weizeneinfuhr Marseillees. Nach den Wochenübersichten des „Sémaphore“ betrug die Weizen⸗ einfuhr Marseilles auf dem Seewege: in der Zeit vom 5. bis zum 10. März 117 736 dz, davon aus Rußland . . . . . . 78 863 „ in der Zeit vom 12. bis zum 17. März. 150 041 davon aus Rußland . . . . . 76 214 in der Zeit vom 19. bis zum 24. März. 69 441 davon aus Rußland . . . . . . . . 20 868 in der Zeit vom 26. März bis zum 6. April . 80 536 davon aus Rußland. .. 39 831 In den Docks und Entrepots von Marseille befanden sich am 5. April 100 713 dz. Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.
Der Ausbruch der Maul⸗ und Klauenseuche ist dem Kaiserlichen Gesundheitsamt gemeldet worden vom Viehmarkte zu Hamburg am 17. April und an demselben Tage bei Ueberständern vom Viehhofe zu Magdeburg. öAA“
16“ Malta.
Die Lokalregierung in Malta hat unter dem 29. v. M. in Ab⸗ “ früherer Verordnungen folgende Quarantäne⸗Bestimmungen erlassen:
1) Nachstehend aufgeführte Schiffe dürfen nicht in den Hafen einlaufen, köͤnnen aber in Quarantäne unter gewissen Beschränkungen mit den Inseln Comino und Cominotto in erkehr treten:
a. Schiffe, welche Cholera, Gelbfieber oder Pest oder verdächtige Fälle an Bord haben oder während der Reise gehabt haben.
b. Schiffe mit Pilgern aus dem Osten
c. Schiffe aus arabischen Häfen des Rothen Meeres und des Persischen Golfs, welche in Suez und Port Said zu freier Praktika zugelassen worden sind.
2) Es dürfen in dem Quarantänehafen Kohlen und Lebensmittel unter Quarantärebeschränkungen einnehmen:
a. Schiffe aus indischen Häfen ohne reinen Gesundheitspaß, welche nicht in einem Hafen des Adriatischen oder Mittelländischen Meeres zu freier Praktika zugelassen oder nach Ansicht der Gesund⸗ heitsbehörde vor der Zulassung nicht gehörig desinfiziert worden sind.
b. Schiffe aus irgend einem Hafen ohne reinen Gesundheitspaß, welche nicht unter eine der vorher aufgeführten Bestimmungen fallen.
Schiffe ohne reinen Gesundheitspaß, welche einen Arzt an Bord haben, haben eine zehntägige, vollenden, bevor sie unter denselben Bedingungen wie Ankünfte von Bombay zugelassen werden.
3) Alle Schiffe, welche in Malta eintreffen, unterliegen einer strengen ärztlichen Untersuchung.
nach der Quarantäne⸗Anstalt zu begeben, wo sie einer strengen ärzt⸗ lichen Besichtigung unterzogen werden, während ihre Kleider und all sonstigen zum persönlichen Gebrauch dienenden Gegenstände, welch Träger des Ansteckungsstoffes sein können, gehörig desinfiziert werden 5) Die Einfuhr von Lumpen ist verboten. Nachstehende Gegenstände werden nur nach Desinfekrion zugelassen: Kleidungsstücke, schmutzige Wäsche, Bettgegenstände, Federn, Knochen
d Iitkek.— 8 Ebenso ist die Einfuhr von Häuten Quarantäne vorgeschrieben ist, oder aus Orten,
herrschen, nur nach vorheriger Desiafektion gestattet. 8 Mit. „Niederlande. vFen
Durch Verordnung des niederländischen Ministers des Innern ist Kalkutta für pestverseucht erklärt und die im 1. Absatz des Artikels 8 des Gesetzes vom 26. März 1877/8. April 1893 vor eschriebene Be⸗ obachtungszeit für verdächtige Schiffe auf zehn Tage fe⸗ tgesetzt worden
wo Viehseuchen B
16““ Verdingungen im Auslande.
Terminsbestimmung vorbehalten. Arsenal in Ferrol: Draht⸗ lieferung für die Zeit bis zum 30. Juni 1901. Angebote (auf spanische Stempelpapier) an das Marine⸗Ministerium in Madrid oder d Secretaria general del Arsenal del Ferrol. Kaution 1000 Peseta
Secretaria de la Gommandancia general del Arsenal del Ferrol einzusehen. 1 — Rumänien.
28. April, 4 Uhr. Bukarest, Königliche Post⸗ und Telegrapbe Direktion: Lieferung von 19 000 kg Kupferdraht. Lastenheft kan daselbst an allen Wochentagen zwischen 10 bis 12 und 3 bis 5 Uhr eingesehen werden. 8
Norwegen. 8
27. April, 10 ½ Uhr. Sanitätswesen der Armee, Christiania. Lieferung von 138 Gepäckwagen für Feldlazarethe, 138 Paar zwei⸗ spännigen Pferdegeschirren mit Zubehör. Angebote in geschlossenem Briefumschlag mit der Aufschrift: „Anbud paa pakvogne“ werden im Bureau des Sanitätsverwalters, Festung, Christianta, entgegen⸗
enommen. Modelle und Bedingungen im Sanitätsdepot, ebenda.
usländer, die sich an der Lieferung zu betheiligen wünschen, haben einen in Christiania wohnhaften Pertreter zu benennen, widrigenfalls
ihre Angebote unb ck chtigt!
zufolge, sämmtliche Arbeiter der 8
von der Abfahrt an zu berechnende Quarantäne auf offener See oder auf der Rhede von Comino zu
4) Passagiere aus Bombay, Kurrachte und Kalkutta haben sich
aus Häfen, für welche
Bedingungen sind im Ministerio del Marina in Madrid oder in der 1