1899 / 106 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 05 May 1899 18:00:01 GMT) scan diff

richtigt, Kupon der auswärtigen Sch einem Abzuge unterworfen wer Weise vorgestellt, daß, da die Mehrzahl sich in französischen Händen befinde, eine die Verhandlungen mit dem Geldmarkte für einträchtigen könne, daß Spanien gezwungen sei, Geldmarktes neuerdings in Anspruch zu nehmen.

„W. T. katholisch Protest ladung des Papstes zur Konferenz daß seit dem Jahre 1870 der Heilige Stuhl ke internationalen Konferenzen erhalten habe.

der Einladung zu der Konferenz könne bedaue

man dürfe sich

b. ü8 Fr. 1 1

Der „Reforma“ zufolge hat der Kriegs⸗Minister Pola⸗ vieja erklärt, daß das Kriegsbudget worden sei. Ferner werde er ein au zur Erneuerung der Bewaffnung und Schnellfeuergeschützen vorlegen; denn es Spanien die Vertheidigung der Canari Balearen organisiere und daß es genügen um die Vertheidigung der Küsten zu sichern, ohne der Halbinsel zu entblößen.

Die „Agence Havas“

1““ I.

8 1—

Der Minister des

Niederlande.

darüber nicht wundern.

Asien.

Der „Times“ wird aus Hongkong gemeldet, das Tsung⸗ li-DJamen habe Großbritannien versprochen, die Kulangfu⸗ Insel keiner fremden Macht abzutreten. 885 ird aus Shanghai vom gestrigen gen zwischen dem chen Konsul ein denstellendes Abkommen bezüglich der Er⸗ enniederlassung in Shanghai erreicht worden sei. Der Vize⸗König von Nanking habe sich mit diesem Abkommen einverstanden erklärt.

Demselben Blatte w

Tage berichtet, daß infolge der Unterhandlun

britischen, dem amerikanischen und dem deuts alle Theile zufrie

weiterung der Fremd

um 28 Millionen erhöht ßerordentliches Budget

ei unerläßlich, daß schen Inseln und ber d Streitkräfte besitze, das Innere

meldet aus Madrid, die fran⸗ zösische Regierung habe die spanische Regierung benach⸗ daß sie es mit Bedauern sehen würde, uld mit einer Steuer belegt oder de, und habe in freundschaftlicher der spanischen Werthe derartige Maßregel ür den Fall be⸗ die Hilfe des

wenn der

Auswärtigen de Beaufort wies, wie B.“ berichtet, in seiner Beantwortung der von den en Abgeordneten der Zweiten Kammer eingebrachten erklärung wegen der Unterlassung der Ein⸗ erenz im Haag darauf hin, ine Einladung zu Die Unterlassung

Eine in Washington n üseshne amtliche Meldung des Generals Otis besagt, dem „W. T. B.“ zufolge, der berst Summerssei mit sechs Bataillonen Infanterie und einem Geschütz gestern früh nordwärts in der Richtung auf Maasand vorgerückt, habe den Fluß überschritten, den Feind in starken Verschanzungen angegriffen, denseiben nordwärts zuruckgeworfen und ihm erhebliche Verluste beigebracht. Der Oberst Wheaton und General Hale von der Division des Generals MeArthur, heißt es in der Meldung weiter, seien vier Meilen südlich von San Fernando auf den stark verschanzten Feind gestoßen, über welchen Luna das Oberkommando geführt habe, hätten den⸗ selben aus den Befestigungen vertrieben und ihm großen Ver⸗ lust beigebracht. Man nehme an, daß die Aufständischen sich bis zur Durchführung ihres Rückzuges auf den Berg Arayat

dem Gegner nicht wieder stellen würden.

Afrika.

Der Schriftwechsel zwischen der Südafrikanischen Republik und Großbritannien, auf welchen der Staats⸗ sekretär für die Kolonien Chamberlain in der Sitzung des Unterhauses am vorigen Donnerstag Bezug nahm, wurde estern, wie das „Reuter'sche Bureau“ meldet, dem Volkeraad in Pretoria vorgelegt. Das Schrifftstück, in welchem Chamberlain erklärt, die Dynamit⸗Konzession sei ein Vertragsbruch, ist vom 13. Januar datiert. Die Ant⸗ wort der Regierung der Südafrikanischen Republik vom 9. März b sagt, daß die Konzession in gutem Glauben ertheilt sei, auch nicht einen Bruch des Artikels 14 des Vertrages bedeute, und daß die Regierung zu ihrer Ansicht berechtigt sei, die den Interessen der Republik entspreche; die Ab⸗ änderung der Konzession in der von Chamberlain geforderten Weise würde ein internationaler Treubruch anderen Parteien gegenüber sein.

Der Regierung ist eine von 9000 Uitlanders unter⸗ zeichnete Petition zugegangen, in welcher erklärt wird, die jüngst von einer Anzahl Uitlanders der Königin Victoria unterbreitete Petition rühre von Kapitalisten und nicht von der Bevölkerung her, und wenn die Kapitalisten ihren Zweck erreichten, so geschehe dies zum Schaden des ganzen Volkes einschließlich der Uulanders. Die Bittsteller erklären ferner, sie seien durchaus zufrieden mit der Regierung von Transvaal und deren Verwaltung und wünschten sich keine andere Regierung.

eaen ien Polynesten.

Aus Apia wird dem „W. T. B.“ vom 27. April ge⸗ meldet, daß Mataafa den von dem britischen und dem ameri⸗ kanischen Flotten⸗Kommandanten in Erwartung der Ankunft der Kommission angebotenen Waffenstillstand angenom⸗ men und sich hinter eine vereinbarte Linie zurückgezogen habe.

Amiiin norns nsrt nist Lasl! 8 4 r. 7* 8 8

Parlamentarische Nachrichten. I

Der Bericht über die gestrige Sitzung des Reichstages

besindet sich in der Ersten Beilage. 8 1111“

In der heutigen (77.) Sitzung des Reichstages, welcher der Staatssekretär des Innern, Staats⸗Minister Dr. Graf von Posadowsky beiwohnte, stand zunächst die erste Berathung des Gesetzentwurfs, betreffend die Gebühren für die Benutzung des Kaiser Wilhelm⸗ Kanals, auf der Tagesordnung. 2 Zur Einleitung der Debatte nahm zunächst das Wort der des Innern, Staats⸗Minister Dr. Graf

von

2

Abg. Broemel (fr. Vgg.). Nhtalssnh, v54

Posadowsky. Bei Schluß des Blattes sprach der

Nr. 20 des „Eisenbahn⸗Verordnungsblatts“, heraus⸗

egeben im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, vom 3. Mai, at folgenden Inhalt: Allerhöchste Konzessions⸗Urkunde, betreffend den Bau und Betrieb der in das preußische Staatsgebiet fallenden Strecken einer vollspurigen Nebeneisenbahn von Rinteln über Obern⸗ kirchen und Osterholz nach Stadthagen durch die Rinteln⸗Stadthagener Eisenbahngesellschaft, vom 28. November 1898. Allerhöchster Erlaß, betreffend Frist fur die Herstellung der Vorgebirasbahn Köln Bonn, vom 12. April 1899. Bekanntmachung des Reichskanzlers, betreffkend Aenderung der Anlage B zur Verkehrs⸗Ordnung für die Eisfenbahnen Deutschlands, vom 17. April 1899. Erlasse des Ministers der zffentlichen Arbeiten: vom 21 April 1899, betreffend staatliches Auf⸗ 1 sichtsrecht über die in das preußische Staatsgebiet fallenden Strecken der Eisenbahn von Rinteln über Obernkirchen und Osterholz nach Stadthagen; vom 27. April 1899, betreffend Auflösung des Statistischen Bureaus des Ministeriums der öffentlichen Arbeiten. Nachrichten. 4

Uebersicht uber die Ergebnisse des Stein⸗ und Braunkohlen⸗Bergbaues in Preußen im I. Vierteljahr 1899, verglichen gegen⸗ das I. Vierteljahr 1898. wW

638

1““

Im 1I. Vierteljahr 1899. 1342 Im 1. Vierteljahr 189c8.

8

(Nach vorläufigen Ermittelungen.).

8284 E

11““ igbn

MMur K. mtrüllr einet .

Setteatistit und Volkswirthschaft⁶.

944

28iegsn

8b

*

Mithin im I. Vierteljahr 1899 mehr (+), weniger (—).

Betriebene Werke.

V Förderung.

Arbeiter⸗ Betriebene 8 Arbeiter⸗ zahl. Werke. Absatz. zahl.

t t

Betriebene Werke.

bei Förderung. Absatz. Flelter.

t . 8 04 SGhors 0 —78

Dortmund 1u““ 168 Bonn V

69 austhal 8 2 26

6 825 286 1 378 41

139 011 3 341 13 436 200 201 161 2 779 565

13 450 869

V 6 181 028 83 827 V 6 701 069 5 921 307 80 781 1

2 453 1 856 40 131 120 123 476 3 463 2 229 413 12 171 887 188 845 48 025 1 2 752 526 2 706 012 45 936

+ 124 217 + 1,85 + 259 721 + 4,39 + 513 20,91 478 25,75 4 + 14766 + 11,26 + 15 535 + 12

+ 1 221 456 + 9,59 + 1 264 313 +

+ 61791 2,24 + 23 553 +

271

34 279 31 36

22 537 182 336 395

144 996 1 490 V 148 396 108 292 1 372 4 268 839 29 326 7. V

93 002 1 532 28 775 296 3 700 645 820 588 386

23 238 298

5 400 796 4 041 105 287 116 126 96 842

21816581 20 924 53388 319 065

+. 1 421 717 6,52 + 1 612 644

V + 19 610 + 1 36 704 +. 146 877 . 227 734 4697 3 840 + 198 635 + 3 186 910

1b Summe II 380 EEE

6 671 563

5 282 133 36 048 72 6 311 138 4834 625

+ 360 425 I1 447 508

inem Aufsatze „Zur Uebervölkerungsfrage ob nicht das Anwachsen der Volkszahl des als das Wachsthum des Vermögens und Ein⸗ Er stüßte seine Ausführungen auf das Volkszählung vom 1. Dezember 1880 und fand das Reichsbevölkerung sowobl relativ wie absolut ganz außer⸗ ordentlich und „übernormal“. Angesichts der thatsächlichen weiteren Ent⸗

sprach, 1— ein schnelleres sei, kommens der Reichsbewohner. Ergebniß der Anwachsen der

EEE ——

—yj—

die jährlichen Durchschnittszahlen

²) Ducchschnitt 18 Angaben aus fast a lichen Gesundheitsamts“. ⁴) Durchschnitt 1893 11 Staaten).

Ist das Deutsche Reich übervölkert?

nte sind verflossen, seit Gustav Rümelin in **) starke Besorgnisse aus⸗ Deutschen Reichs

Fast zwei Jahrzeh

die mittlere Bevölkerung zwischen 2 Zäb⸗

lungen ¹) in Millionen.. der Eheschließungen 5 Feerger. einschl. Todtgeborene der Geburtenüberschüsse.. der überseeischen Auswanderungen.. der Geburtenüberschüse abzüglich der Auswanderungen .. der Feheheeee von olkszählung ... 86 des Mankos bei den Volkszäblungen gegenüber dem rechnerischen Ueberschuß der Todtgeborenen 657 der Unehelichgeborenen. der Eheschetbungen ..6888 der im 1. Lebensjahr Verstorbenen ³)..

¹) Die Ergebnisse für 1. Dezember 1871 bezw. 75, 80, 85, 90, 95 waren 41,059; 42,727; 45,234; 46,856; 49,428; 52,280 Millionen. 84/85. ³) Angaben hierüber sind aus der Statistik der Bewe llen deutschen Bundesstaaten durch die Statistik der Todesursachen festgestellt, vergl. 95 in denjenigen Staaten, welche sich an der Statistik betheiligt haben (1893 und

Hiernach haben die Eheschließungen im Deutschen Reiche im Jahre 1897 die enorme Höbe von 447 770 erreicht, eine Zabl, deren Bedeutung man erst ermißt, wenn man erwägt, daß die durch⸗ schnittlichen Jahresztffern der 4 Jahrfünfte 1886/90 und 1891/95 345 439, 354 716, 380 867 und 404 328 waren, und daß die Zahlen von 1892 ab ununterzrochen von 398 775, 401 234, 408 066, 414 218, 432 107 auf 447 770 gestiegen sind.

Aehnlich steht es bei den Geburten. schnitte der 5 Jahrfünfte von 1871 bis 1895 waren 1 387 549, 1 801 408, 1 771 577, 1 822 370, 1 906 874, und seit 1894 sind die Jahreszahlen ständig von 1 904 297, 1 991 126 angewachsen.

5480 und stündlich 228 Köpfe.

*) Rümelin, Reden und Aufsätze. Tübingen 1881

der Bevölkerungsbewegung im Deutschen Reich. Es betrugen: 1881/85 1886/90 1891/95 1896 1897 1898

48,14 50,85 52,74 V 53,53 54,32 380 867 404 328 432 107 447 770 —— 1 822 370 1 906 874 1 979 747 1 991 126 1 241 991 1 246 775 1 163 964 1 206 42 580 379 660 099 815 783 784 634

356 09 488 322 582 740 781 9599 760 00ob

324 329 514 136 570 286

31 770 + 25 814 12 454 Eöö 67 387 66 110 62 806 64 998 64 436 165 030 169 9655 174 609 185 359 184 034

111““ 1 11u6“

Dieses rasche Anwachsen wird durch eine relative und absolute Abnahme der Sterbefälle noch gefördert In den 5 Jahrfünften von 1871/95 sind jährlich (einschl. der Todtgeborenen) 989 890, 1 223 831, 1 251 206, 1 241 991, 1 246 774 Menschen durch Tod ab⸗ egangen; von 1893 bis 1897 waren die Jahreszahlen 1 310 756, 207 423, 1 215 854, 1 163 964 und 1 206 492; man sieht also trotz der Vermehrung der Gesammtvolksmasse keine absolute Zunahme, vielmehr eine starke Abnahme der Sterbefälle, denn sämmtliche Jahresziffern der Gestorbenen seit 1871 (ausgenommen das Jahr 1874 mit 1 191 932), über⸗ treffen die Ziffern der Jahre 1896 und 1897. Man darf ohne Gefahr der Uebertreibung sagen, daß die Sterblichkeits⸗ verhältnisse noch nie seit Beginn der deutschen Geschichte überhaupt ig“ in dem Sinne, daß von der Gesammtmasse der jeweils Lebenden geringe Prozentsätze jährlich dahingerafft wurden. Nur die Jahre 1886 und 1893 überschreiten mit 1 302 103 und 1 310 756 das 13. Hunderttausend. Dazu kommt

Die jährlichen Durch⸗

1 941 644, Man steht also vor der Thatsache, gegenwärtig im Deutschen Reiche jährlich 2 Millionen Kinder (einschl. von 60 65 000 Todtgeborenen) geboren werden oder täglich

S. 568 ff.

5 9672) 6 230 7123 8460 8878 , Eb-.eh —— 8

öö“ 8 89 1111“ 8 82 114“

8* ““ 5 8. 21.8 I1““

so günstige gewesen sein können, „günst

wickelung der Volkszahl im Deutschen Reich hat es das württem⸗ bergische Statistische Landesamt em Ende des Jahrhunderts für angezeigt erachtet, in den von ihm herausgegebenen „Mittheilungen“ an der Hand der Veröffentlichungen des Kaiserlichen Statistischen Amts über die Ergebnisse der Bevölkerungsbewegung und der überseeischen Aus⸗ wanderung bis zum Jabre 1898 zu untersuchen, ob sich die Befürch⸗ tungen Rümelin'’s bestätigt baben oder nicht. Wir entnehmen dem Aufsatz die folgende, einen Ueberblick über die Entwickelung in dem Zeitraum 1871 bis 1897 ermöglichende Uebersicht der Hauptengebnisse

92 057 77 359 33 824 24 631 20 966

gung der Bevölkerung nicht ersichtlich; seit 1893 werden „Veröffentlichungen des v⸗ 4:

1u“

noch eine weitere Thatsache. Die überseeische Auswandernng, belche in den Jahren 1881 und 1882 220 902 und 203 585 Köpfe dem Deutschen Reich entzogen batte, ist in steter Abnahme begriffen; sie betrug in den 5 Jahrfünften 1871/95 im Jahresdurchschnitt 51 035,

42 813, 164 272, 92 057 und 77,359 Köpfe und ist von 1891 bis 1898 von 120 089, 116 339, 87 677, 40 964, 37 498, 33 824, 24 631 auf 20 966 gefallen, mit anderen Worten, sie hat aufgehört, als Aderlaß zu wirken; die Vereinigten Staaten von Amerika bieten nicht mehr so leichte Gelegenhbeit zum Unterkommen, wie früher; das ist begreiflich, wenn man bedenkt, daß die Bevölkerung dieses gewaltigen Landgebiets in dem kurzen Zeitraum von 1880 bis 1890 von 50,1 auf 62,6 Millionen Einwohner angewachsen ist und im Jahre 1900 voraussichtlich annähernd 80 Millionen erreichen wird.

So sieht man denn, daß die thatsächliche Vermehrung der Volkszahl des Deutschen Reichs, welche sich im Jahresdurchschnitt der

5 Perioden 1871 bis 1895 von je 5 Jahren zwischen Volkszählung und Volkszählung auf 333 714, 501 338, 324 329, 514 136, 570 286

belief, in den Jabren 1892 bis 1897 sprungweise von 468 230,

529 837, 655 910, 688 292 bis auf 781 959 und 760 003 im Jahre 1897 stieg, sodaß alfs im Jahre 1897 durchschnittlich an jedem Tage dem DPeutschen Reiche über 2000 und in jeder Stunde über 82 Köpfe neu zugewachsen sind.

Trotz dieser. Vermehrung der Bevölkerung des Reichs von 41 auf 54 Millionen, also um 13 Millionen Menschen seit 1871, haben die Rümelin'schen Befürchtungen, was die Möglichkeit der Ernährung, Kleidung und Behausung der zugewachsenen Bevölkerung anbetrifft, sich bisher nicht bestätigt. Die materielle Lage der wirth⸗ schaftlich an der untersten Grenze befindlichen Schichten der Reichs⸗ bevölkerung hat sich durchschnittlich nicht verschlechtert, fondern verbessert. Dies wird unmittelbar durch die Betrachtung

der Lohnverhältnisse der nichtlandwirthschaftlichen Bevölkerung unter gleichzeitiger Berücksichtigung der Preisverhältnisse, mittelbar durh

den Mangel an Arbeitern in der Landwirthschaft, sowohl der ost⸗ als der westelbischen Landwirthschaft, dargethan.

Allein damit ist die Sache für einen unparteiischen Beobachter unserer Volkswirthschaft nicht abgethan; die Schwierigkeiten sind keineswegs verschwunden, sie sind nur an eine andere Stelle gerückt. Schon der Abfluß der Menschen vom Lande, der seit 1880 bedeutend gewordene Uebergang von landwirthschaftlicher zu nichtlandwirthschaftlicher Er⸗

werbsarbeit zeigt, daß der Schwerpunkt der Massenernährung in die verschiedenen Gebiete der Industrie, des Handels und Ver⸗ kehrs gerückt ist, daß die aus den wachsenden Ein⸗ und Ausfuhr⸗ ziffern ersichtliche zunehmende Verflechtung des Deutschen Reichs in den Gang der Weltwirthschaft zur unumstößlichen Thatsache ge⸗ worden ist. Diese Thatsache wird als solche allseitig anerkannt, aber über die Folgerungen, welche daraus für die Gegen⸗ wart und für die nähere und fernere Zukunft zu ziehen seien, herrscht ebenso allseitige Meinungsverschierenheit. Das Statistische Landesamt geht in dem erwähnten Aufsatze auf letztere näher ein und bemerkt dann: „Es ist festgestellt, daß von allen Arbeitern bezw. Er⸗ werbspersonen in den niedersten Einkommensklassen 60 % und mehr des Lohnes für Beschaffung der Nahrungs⸗ und Genußmittel aus⸗

zmola stim 11am rl vsa m rodimtimnu anu Fehanngh SFHIait, sganh nsensmue hel schortset ni tso h. 111701108036öö

eben werden müssen. Daraus geht bervor, daß auch die Fabrik⸗

e Febeiter aller Art „um das tägliche Brot“ arbeiten, und daß die Be⸗ thätigung in irgend einem Industriezweig für sie fast gleichbedeutend mit dem Kampf um Nahrung, Wohnung und Kleidung ist. Soviel

ist nun sicher, daß der Kreislauf der Waaren, welche im Reich;

erzeugt und verbraucht werden, durch die zunehmende Ausfuhr industrieller Erzeugnisse und Einfuhr eingetauschter Nährstoaffe und Robstoffe gegen früher ein völlig anderer geworden ist. Das Deutsche Reich gleicht einer Stadt, die vor 30 Jahren noch ihren Wasserbedarf durch Quellen und Brunnen innerhalb der Stadtmauern decken konnte, die aber infolge des raschen Anwachsens ihrer Bevölkerung sich bald genöthigt sah, weit draußen im Gebiet von Nachbar⸗ gemeinden Quellen zu pachten um sie in wohlverwahrten Leitungen, wie einst die alten Römer, in das Weichbild hereinzuleiten. Die „Pachtverträge“ sind die „Handelsverträge“; weder die Rich⸗ jungen der Absatzwege, noch die Absatzarten und Absatzmengen. welche hbeute das Einströmen der Nahrungsmittelzufuhren in das Deutsche Reichegebiet garantieren, dauern ewig; sie sind nicht einseitig in der Macht der Waarenproduzenten, sie sind vielmehr abhängig von den jeweiligen Machtverhältnissen außerhalb des Reichs. Es ist daher keinetwegs blaß eine Angelegenheit der auswärtigen Politik, wenn die aus dem Deusschen Reiche hinaus⸗ und in dasselbe hereinfahrenden Schiffe als die nothwendigen Unterlagen zur Sicherung der gegen⸗ wärtigen und der künftigen Waarenkreisläufe bezeichnet werden, viel⸗ mehr ist dies eine Angelegenbeit, von deren Regelung das Wohl und Wehe des jetzigen wie des zukünftigen Geschlechts der Bewohner des Deutschen Reichs vollkommen abhängt. Der Bestand einer dem Deutschen Reiche zur Verfügung stehenden Handelsflotte und einer sie im Noth⸗ fall deck nden Kriegsflotte ist mindestens ebenso wichtig, wenn nicht wichtiger, als z. B. die Reichsbank oder das Eisenbahnwesen im Innern des Reiches, weil der Seeverkehr sozusagen nur an einem Faden hängt, nämlich eben an der verhältnißmäßig kleinen Zahl von eigenen Fahrzeugen und Häfen, während der Bisnenverkehr sich in tausend verschiedene Aeste und Aestchen verzweigt, die leicht für einander eintreten können, wenn eine oder die andere Linie versagt. Auch beute noch sind, an sich betrachtet, die Befürchtungen Rümelin's in vollem Umfange berechtigt. Heute müssen wir uns sogar noch ernster als vor 20 Jahren fragen: wie wird das weiter gehen? Wenn Rümelin aber als praktisches Gegenmittel die Verlangsamung des Volksanwuchses empfiehlt, so scheint er doch die Thatsache zu unter⸗ schätzen, daß die Volks. und Völkerwirthschaft zur Weltwirthschaft geworden ist, daß es kein „rückwärts“, sondern nur ein „vorwärts“ oder Vernichtung giebt, und daß die Größe der Volkszahl in dem Zeitalter des Verkehrs selbst zu einem ausschlaggebenden Faktor der wirthschaftlichen Weiterentwicklung wird.“

Zur Veranschaulichung dieses Faktors entnimmt das Statistische Landesamt einige Ziffern einem neuerdings veröffentlichten Werke eines hervorragenden Fachmanns, des Unter⸗Staatssekretärs z. D., Pro⸗ fessors Dr. Georg von Mayr.**) Danach betrug der durchschnittliche jährliche Geburtenüberschuß bezw. Volksanwuchs unter Hereinbeziehung der Wanderungsgewinne im letzten Menschenalter in den für den Kampf (zunächst und unmittelbar um den Weltmarkt, mittelbar) um die Weltherrschaft in Betracht kommenden großen Volks⸗ wirthschaftskörpern:

1) Australien mit Tasmanien und Neuseeland 13,5 bis 50,5 °00

2) Vereinigte Staaten von Amerika .. 22,1

3) Europ. Rußland (ohne Finland und Polen) .14.1

4) Großbritannien ohne Irland.. 8“ 5) Deutsches Reich.. 10 6) Ungarn.. II1““ . Desterreich 8 7,6 9 Italien 111

9) Frankreich 1“ ,0

Wenn auch diese Ziffern je nach den Zeiträumen etwas schwanken und, da sie verschieden großen Durchschnitten entstammen, etwas modifiziert werden müßten, so spiegeln sie doch den thatsächlichen, vergleichsmäßigen Gang deutlich wieder und zeigen das Maß an, in welchem sich die Volkskräfte verschieben. „Selbst dann“, führt das Statistische Landesamt aus, „wenn man bei der Schwierigkeit derartiger vergleichender Berech⸗ nungen die Ziffern nur mit gewissen Vorbehalten unmittelbar benutzen will, muß aus ihnen doch eine sehr ernsthafte Lehre gezogen werden. Sie wollen besagen, daß die Länder der neuen Welt, und als folche müssen wir sowohl Nord⸗Amerika als Australien und das erst im Auf⸗ streben begriffene Rußland bezeichnen, in der Ausdehnungskraft der Bevölkerung denjenigen der alten Welt sehr stark vorauseilen, und daß den beiden an letzter Stelle genannten romanischen Staaten der Athem in dem internationalen Rennen bereits ausgeht bezw. ausgegangen ist; auch das Emporwachsen Un⸗ garns über Oesterreich wird durch diese Ziffern angedeutet. Nun ist ja nicht zu verkennen, daß die „Zahl“ allein nicht für die wirthschaftliche Ausdehnungskraft der Volks⸗ und Staatenkörper maßgebend ist, daß auch Rasse, Sprache, Religion, wirth⸗ schaftliche und allgemeine Kultur und ähnliche Dinge noch in die Wagschale geworfen werden müssen. Allein man wird nicht umhin können, zu betonen, daß bei der allgemeinen Aus⸗ gleichungstendenz unter den gegenwärtigen Verkehrsverhältnifsen die zur polstischen und wirthschaftlichen Einheit zusammengefaßte Masse eine ganz andere Rolle spielt als früher. Was die militärische Bedeutung der Masse anlangt, so ist sie durch die Geschichte Napoleon's I. deutlich gekennzeichnet, denn zu Beginn des Jahr⸗ hunderts war Frankreich thatsächlich die bevölkertste Großmacht des europäischen Kontinents. Die volkswirthschaftliche Bedeutung der Masse ergiebt sich aber heutzutage durch die Größe und Aufnahme⸗ fähigkeit des Inlandsmarktes.

Einige kurze Worte mögen dies andeuten. Der Absatz der Er⸗ zeugnisse des Handwerks ist im Ganzen durch den lokalen Bedarf bedingt; die Manufakturen sprengten die Grenzen der kleinen Territorien und bereiteten den Nationalstaat vor; so wurde z. B. der Zollverein der Vorläufer des Deutschen Reichs. Die Fabriken des Nationalstaats bekommen im weiteren Verlauf seiner Entwickelung die Tendenz, sich Absatzgebiete außerhalb der eigenen Grenze zu sichern; die einzelnen Industrien arbeiten sich am Inlandsabsatz empor, erstarkt treten sie in die Weltwirthschaft hinaus. Die neueren Industrien haben alle die Tendenz, sich möglichst starke Absätze und sroße Absatzgebiete zu sichern, weil die Unkosten auf die Einheit eim Maschinenbetrieb sich im geraden Verhältniß zu der Produkten⸗ menge verringern. Diejenige Industrie, welche auf dem Nährboden eines möglichst großen Inlandzmarktes sich entwickelt, wird im Kampf auf dem Weltmarkte die meisten Aussichten auf endlichen Sieg haben. Manche Erfindungen und Artikel werden erst dann rentabel, wenn von vornberein ein möglichst großer Einheits⸗ markt zur Verfügung steht; nur die größeren und größten Druckereien beispielsweise werden die Setzmaschine einzuführen vermögen. Wenn die Krupp'schen Stahlwerke durch die Geschütz⸗ lieferungen an den preußischen Staat sich zu einem Weltstahlwerke ausgebildet haben, das Zehntausende von Arbeitern beschäftigt. so haben sich die riesigen Stahlwerke der Vereinigten Staaten von Amerika an der geradezu märchenhaften Entwickelung der Schienen⸗

ränge der Union zu der furchtbaren Höhe entwickelt, die sie als ebensgefährliche Konkurrenten der deutschen und englischen Stahl⸗ industrie zusammengenommen erscheinen lassen. Was für die Größten der Großen gilt, das gilt auch für die mittleren unter ihnen, nur in bescheideneren Umfängen. Aehnliches beobachten wir auf anderen Ge⸗ bieten. Schon heute sind z. B. sehr viele Sprachen aus rein volks⸗ und weltwirthschaftlichen Gründen rettungslos verloren, weil sie mit den Weltsprachen nicht mehr zu konkurrieren vermögen.

Von diesen rein praktischen, aber, wie es scheint, einwandfreien Erwägungen aus müßte man es, so große Uebel an sich eine rasche Vermehrung der Bevölkerung, und zwar namentlich der städtischen Bevölkerung, im Gefolge haben muß, als gefährlich bezeichnen, wenn die Zunahme der Bevölkerung des Deutschen Reichs seit seiner

g; Georg von Mapr, Statistik s 3 2 Bevölle decr tatistik. Freiburg 8 Bun heell gasaglehe⸗ 152 9

Gründung eine langsamere gewesen wäre. Man müßte in diesem

Falle befürchten, daß das deutsche Volk und die deutsche Sprache, die ohnedies schon infolge des unglückseligen 30 jährigen Krieges hinter der Ausdebnuns des englischen Volkes und der englischen Sprache gewaltig zurückgeblieben sind, noch mehr auf die Seite und schließlich noch stärker in den Hintergrund gedrängt worden wären, als dies heutzutage der Fall ist. Der Druck, welcher durch die rasche Anschwellung der Volksmassen entsteht, hat die wohlthätige Wirkung, daß alle Kräfte aufs äußerste angespannt und entwickelt werden müssen; er macht sich auch auf dem Gebiete des öffentlichen Lebens in einer gesteigerten Rücksichtnahme auf die wirthschaftlichen Interessen der konzentrierten Massen geltend. Da Welthandel, Weltwirthschaft, Weltwanderungen von Sprachen und Volksangehörigen ebenso viele Thatsachen sind, so kann auch das Anwachsen der Volkszahl im Deutschen Reich nur unter dem Gesichtspunkt der gegenwärtigen und kommenden Welipolitik zutreffend beurtheilt werden. Dieses Anwachsen mag ein Uebel sein, wenn man es für sich nimmt und in seine Einzel⸗ wirkungen auseinanderlegt, aber es ist als das geringere Uebel wünschenswerth und nothwendig wenn man es im großen Zusammen⸗ hang der Völker⸗ und Staatenentwickelung betrachtet. Wenn daher Gustav Rümelin im Jahre 1848/49 in Frankfurt a. M. noch das „größere“ Deutschland als zunächst unmöglich bezeichnen mußte, und wenn das im Jahre 1871 zu stande gekommene „kleinere“ Deutsche Reich ihm nach 10 Jahren zu rasch angewachsen schien, so können wir nach weiteren 20 Jahren dies wohl begreifen; wir müssen aber mit den Thatsachen rechnen, welche in der Zwischenzeit eingetreten sind, und mit denjenigen, die vor uns stehen. Sie zeigen uns, daß die Beschränkung der Vermehrung des deutschen Volks bei gleichzeitiger uneingeschränkter Vermehrung anderer Rassen weder für die Ent⸗ faltung des Deutschen Reichs noch für die Menschheit gewinnbringend

sein würdee. Z 80 4 C 1““

Zlur Arbeiterbewegung. 5

Aus Barmen berichtet die „Barmer Ztg.“: Ein neuer Aus⸗ stand ist in der Eisen garnfabrik der Firma Paul Müller u. Siller, Lenneperstraße, ausgebrochen. Von etwa 100 Arbeitern der Fabrik sind 30 sowie ein Dutzend jugendlicher Arbeiter in den Ausstand getreten, und zwar haben von den 38 Lüstrierern 29 die Arbeit niedergelegt. Die Firma hatte vor drei Wochen die 10stündige Arbeitszeit bewilligt. Die Lüstrierer wünschten nun, daß die zjstündige Kaffeepause auf ½ Stunde aus. gedehnt werde und daß am Sonnabend Abend die Arbeit statt um 7 bereits um 6 Uhr beendet sein solle. Auf dieses Verlangen erklärten die Firmeninhaber nicht eingehen zu können, worauf der Ausstand erfolgte. Die Fabrik arbeitet mit halbem Betrieb; von den 38 Lüstrier⸗ maschinen läuft etwa die Hälfte.

In Velten, dem Ofenfabrikort in der Mark, ist eine Lohn⸗ bewegung der Töpfer durch gütliche Vereinbarung beigelegt worden Die Arbeitnehmer hatten, der Berliner „Volks⸗Ztg.“ zufolge, eine fünsprozentige Lohnerhöhung gefordert; die Fabri⸗ kanten erklärten sich unter Hinweis auf die Geschäftslage außer Stande, sie zu gewähren. Durch eine Kommission wurden darauf die Lagerbestände aufgenommen; dabei wurde festgestelt, daß ein Vor⸗ rath von ungefähr 10 000 Oefen vorhanden ist. Unter diesen Um⸗ ständen haben die Töpfer von ihrer Lohnforderung Abstand genommen.

Hier in Berlin werden, einer Mittheilung der „Voss. Ztg.“ zufolge, die Aussperrungen infolge der Maifeier voraus⸗ sichtlich nicht zu größeren Ausständen führen. Ein Theil der Holzarbeiter ist schon zur. Arbeit zurückgekehrt, und andere wollten heute die Arbeit wieder aufnehmen, unbekümmert um den Beschluß der Vertrauensmänner, bis nächsten Montag die Arbeit ruhen zu lassen. Die Leiter der Organisationen haben keine weitergehenden wie in früheren Jahren, an die Wiederaufnahme der Arbeit geknüpft.

Aus Brünn meldet ein Wiener Telegramm des „W. T. B.“: Die Zahl der Fabriken, in denen die Arbeit eingestellt worden ist, ist gestern um drei gestiegen. In einer Fabrik erklärten die zur Arbeit erschienenen Arbeiter, sie seien auf dem Wege zur Fabrik von Ausständigen bedroht worden, weshalb sie ersuchten, daß sie entlassen würden, welchem Verlangen stattgegeben wurde. Ferner berichtet die „N. Fr. Pr.“ aus Brünn: In 52 Fabriken ist die Arbeit eingestellt, in 3 Fabriken wird gearbeitet. Auch unter den Holz⸗ und Metallarbeitern macht sich eine Lohnbewegung bemerkbar; die Holzarbeiter fordern insbesondere auch den Zehnstundentag. Einer Meldung aus Wickwitz zufolge ist auf der Bahnstrecke Hauenstein —Warda die Ruhe vollkommen wieder hergestellt. Die Arbeiter sind in voller Zahl erschienen und arbeiten ihre volle Zeit.

Aus Graz wird dem „Wolff'schen Bureau“ gemeldet: Von den in den Waltendorfer Ziegeleien beschäftigten 1200 Arbeitern haben 600 die Arbeit eingestellt. Die Ausständigen verlangen elf⸗ stündigen Arbeitstag, die Ruhe ist nicht gestört.

Aus Reichenberg in Böhmen wird der „Voss. Ztg.“ berichtet: Die Lohnbewegung der Textilarbeiter nimmt auch im Reichen⸗ berger Industriebezirk zu. In Tannwald und Schumburg (Bezirks⸗ hauptmannschaft Gablonz) verlangen sie Lohnerhöhung unter An⸗ drohung des Ausstandes.

Zum Ausstande der belgischen Bergarbeiter wird dem „W. T. B.“ vom gestrigen Tage weiter berichtet: Im Becken von Charleroi sind weitere 800 Grubenarbeiter angefahren, doch ist die Zahl der Ausständigen noch immer größer als am letzten Sonnabend. In einer am Mittwoch abgehaltenen Versammlung wurde beschlossen, im Ausstand zu verharren. Die Ruhe ist nirgends gestört worden. Im Becken von Mons sind weitere 1400, im Becken du Centre 700 Arbeiter angefahren.

Aus Brüssel schreibt man der „Köln. Ztg.“: Wie der „Soir“ meldet, hat das Syndikat der Ziegelarbeiter neuerdings beschlossen, den Ausstand aufzugeben. Die Arbeit soll auf allen Ziegeleien wieder aufgenommen sein, und zwar auf denjenigen, deren Inhaber sich den Forderungen der Ausständigen nicht gefügt baben, zu den alten Be⸗ dingungen.

In Christiania legten, wie „W. T. B.“ meldet, die Hafen⸗ arbeiter gestern die Arbeit nieder. Der Ausstand umfaßt 1000 Mann. Die Schiffe versuchen mit der eigenen Besatzung zu löschen und zu laden.

Aus Manchester theilt die „Text.⸗Ind.“ Folgendes mit: In einer am Mittwoch abgehaltenen Berathung der vereinigten Baum⸗ wollwaarenfabrikanten von Lancashire wurde zu den Forderungen der Webervereinigung, die unter Androhung des Ausstandes eine Lohnerhöhung von 10 % verlangt, Stellung genommen. Man beschloß, diese Forderung abzulehnen und eine Lohnerhöhung von 2 ½ in nähere Erwägung zu ziehen.

Kunst und Wissenschaft.

In der Gesammtsitzung der Akademie der Wissen⸗ schaften vom 27. April (vorsitzender Sekretar Herr Vablen) las Herr Diels einen Beitrag zur Geschichte des Begriffes Element“. Es wird darin die mannigfaltige Verwendung des Terminus groexeson und elementum im Alterthum dargelegt und der Einfluß nachge⸗ wiesen, den die einzelnen Philosophenschulen und zuletzt das Christen⸗ tbum auf die Ausgestaltung und Verbreitung des Begriffes ausgeübt haben. Herr Plauck überreichte ein en Aufsatz von Herrn F. Paschen „über die Vertheilung der Energie im Spectrum des schwarzen Körpers bei niederen Temperaturen“. Bolometrische Messungen über die Ver⸗ theilung der Energie im Spectrum schwarzer Körper zwischen den Temperaturen 100 0 C. und 450° C. ergaben danach die Gültigkeit des Wien'’schen Eeiftonegrsetc. Die beiden Konstanten dieses Ge⸗ setzes erwiesen sich als in absolutem Maße bestimmt. Die Akademie hat an das zur Feier des Gedächtnisses des vor hundert Jahren (12. Februar 1799) verstorbenen Physiologen und Phpsikers Lazzaro Spallanzani in Reggio nell' Emiliagebildete Comits eine Adresse gerichtet. Herr Fischer überreichte im Auftrage der n Geheimrath Magnus 60 Briefe von Berzelius an das frühere Mitglied der Akademie, Professor

Gustav Maznud, welche der Akademie als Eigenthum berbleiben sollen. Die Akademie hat am 21. Aßril das ordentliche Mitglied der philosophisch⸗historischen Klasse Herrn Heinrich Kiepert durch den Tod verloren. Das korrespondierende Mitglied Herr 2 nrich Weber in Straßburg übersandte Band II der zweiten Auflage seines Lehrbuchs der Algebra (Braunschweig 1899). Herr Diels überreichte eine „Geschichte der Augenheilkunde im Alter⸗ thum“ von J. Hirschberg (Leipzig 1899) und die mit Unter⸗ stützung der Akademie von W. Schmidt besorgte Ausgabe von Heronis Alexandrini opera, Vol. I nebst Supplementum (Lgeipzig 1899). Der Direktor der Koͤniglichen Universfiäts Bibliotbek zu Leiden Herr Sc. de Vries übersendet der Akademie „Recueil de travaux ana- tomo-pathologiques du Laboratoire Boerhaave 1888—1898, publié par D. E. Siegenbeeek van Heukelom, Tome 1, 2, Leide 1899.“

88. Land⸗ und Forstwirthschaft.

Saatenstand und Getreidehandel in Spanien.

Barcelona, den 22. April 1899. Die Aussaat des Winter⸗ getreides ist in den Monaten Oktober und November v. J. unter günstigen Witterungsverhältnissen erfolgt. Der letzte Winter war überaus mild und die Ueberwinterung der Saaten eine gute. Späte Fröste Ende März haben jedoch in einigen Gegenden den bereits sehr vorgeschrittenen Saaten nicht unerheblichen Schaden verursach Trotzdem läßt der gegenwärtige Stand derselben im Ganzen eine befriedigende Ernte erhoffen, wenn im Mai und Juni die erforder⸗ lichen Regen nicht ausbleiben.

Die Bestellung der Felder für die Frühjahrssaat, hauptsächlich Mais und Hälsenfrüchte, hat begonnen, und die Umstände, unter denen diese Aussaat von statten geht, haben bis jetzt zu keinen Klagen Anlaß gegeben.

Durch die günstigen Ernteaussichten erklärt es sich auch, daß die Preise sowohl des ausländischen als des inländischen Getreides hi im Fallen begriffen sind.

Es wurde z. B. für kastilianischen Weizen bezahlt: Anfangs Januar Pes. 34 54 34,99 der dz. phltt I ““ 33,85 34,09

2 ärz 31,59 32,04 gegen Ende 30,90 31,13

Die Getreideeinfuhr betrug in ganz Spanien: a. Weizen: 1 in den beiden ersten Monaten: 1899: 33 956 535 kg im Werthe von 8 049 558 Pes 1898: 4 080 331 2 4 979 279 1897: 35 237 589 * 8657021

b. Weizenmehl:

in den beiden ersten Monaten: 1899: 1 035 498 kg im Werthe von 352 070 Pes. 1898: 114“*“ 8 6 4 2274 1897: WPL“ 5 8. 1 690

84 c. andere Getreidearten: W in den beiden ersten Monaten: 1899: Gerste 479 773 kg im Werthe von 67 168 Pes. Roggen 11¹ I. Mais 2809 474 6 die übrigen 1 584 925 bE11“ zusammen 4 875 253 kg 682 535 Pes. 1898: 126812399 bääöö 1897: 2 30 164 393 011

Die Getreideausfuhr war in den Monaten Januar und Februar

folgende: Menge Werth in Peseten

1b 1899 1898 1897 1899 1898 1897 Weizen. kg 6239 196 1934 61 Weizenmehl 389969 7693014 12252339 155988 3077205 4900935 Roggen 10888 3800 3420 2070 722 650 Gerste „6510497 2450 3369 1171889 441 606 Mais 5000 207276 1729293 900 37310 311273 Reis. r 752795 3756133 3190521 368646 1540295 1308114 die übrigen 589046 5109925 20529 117809 1021985 4106

Aus dieser Zusammenstellung ist ersichtlich, daß gegen den gleichen Zeitraum des Vorjahres die Einfuhr von Weizen bedeutend (um über 7 Millionen Peseten) und die von Weizenmehl etwas gestiegen, diejenige der übrigen Getreidearten dagegen um über 1 Million Peseten gesunken ist.

Eine Mehrausfuhr fand statt für Gerste (Plus über 1 Million Peseten), eine Minderausfuhr für Weizenmehl (Minus nahezu 3 Millionen Peseten), für Reis und Mais (Minus für Reis über 1 Million Peseten).

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.

Das Erlöschen der Maul⸗ und Klauenseuche ist dem Kaiserlichen Gesundheitsamt gemeldet worden vom Schlacht⸗Viehhofe zu Kiel am 29. April, der Ausbruch und das Erlöschen der Maul⸗ und Klauenseuche unter Ueberständeschweinen vom Viehhofe zu Dresden am 3. Mai, der Ausbruch vom Schlacht⸗Viehhofe zu Essen a. Ruhr und vom Schlacht⸗Viehhofe zu Mülhausen i. Els. am 4. Mai.

Verdingungen im Auslande.

Spanien.

31. Mai, 2 Uhr. Marine⸗Ministerium in Madrid: Versteigerung der Hilfskreuzer „Patriota“ (8242 t), „Räpido“ (7578 8s und „Meteoro“ (6875,15 t) ohne Geschütze ꝛc. Gebote auf Stempel⸗ bogen 12. Sicherheitsleistung 250 000 Pesetas für jedes Schiff, zu hinterlegen bei der General⸗Hinterlegungsstelle in Spanien oder bei einer spanischen Botschaft. Bedingungen in spanischer Sprache beim „Reichs⸗Anzeiger“.

Belgien.

17. Mai, 11 Uhr. Bureau der „Société Nationale des chemins de fer vicinaux“ in Brüssel, Rue de la Science Nr. 26: Bau der Eisenbahn Marche Bastogne Martelange. Voranschlag 191 411,82 Fr. Kaution: 1900 Fr. Eingeschriebene Angebote bis zum 13. Mai.

Ohne Datum. Die „Société anonyme des Sablières de Noncelles-Braine-l'Allend“ in Brüssel, Place Liedts Nr. 3, nimmt Angebote für die Lieferung von Vignole⸗Schienen an. 264 m zum Gewicht von 38 kg per Meter.

1 Verkehrs⸗Anstalten.

Bremen, 4. Mai. (W. T. B.) Norddeutscher Lloy Dampfer „Prinz⸗Regent Luitpold“, v. Australien kommend, 3. Mai v. Genua n. Bremen abgeg. „Sachsen“ 3. Mai v. Neapel n. Ost⸗ Asien abgeg. „München“ 3. Mai v. Baltimore n. Bremen abgeg. „Roland“ 4. Mai v. Bremen in Baltimore angek. „Kaiser Friedrich“ 3. Mai v. New York in Bremerhaven angek. „Ems“ 3. Mai v. Genua in New York angekommen.

Hamburg, 4. Mai. (W. T. B.) Hamburg⸗Amerika⸗Linie. Dampfer „Spria“ Dienstag in Havanna angek. „Alesia“ gestern v. Boston n. Hamburg, „Savoia“ heute v. Hongkong n. Singapore abgeg. „Bethania“ auf Heimreise gestern Dover, „Castilia“ Lizard passiert. „Graf Walderser“ heute in Cuxhaven angekommen.

London, 4. Mai. (W. T. B.) Union⸗Linie. Dampfer „Moor' gestern auf Heimreise von Kapstadt abgegangen.

Rotterdam, 4. Mai. (W. T. B.) Holland⸗Amerika⸗ Linie. Dampfer „Statendam“ heute von Rotterdam nach New

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Vork abgegangen. „Maasdam“ heute Vormittag in Rotterdam an⸗

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