1899 / 113 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 15 May 1899 18:00:01 GMT) scan diff

I 88 .

welche in keinem Lehramt stehen, haben das Gesuch an das . Polizei⸗Präsidium in Berlin einzusenden. em Gesuche sind beizufügen: 1) ein auf besonderen Bogen zu schreibender kurzer Lebenslauf, in welchem bestimmt anzugeben ist, ob die Bewerberin bereits turnerische Fertigkeit besitzt und auf welche Weise sie sich dieselbe angeeignet hat, 2) ein Zeugniß über normalen Gesundheitszustand, welches von einem zur Führung eines Dienstsiegels 1 berechtigten Arzte ausgestellt sein muß; außerdem: 3) von solchen, die bereits eine Prüfung als Lehrerin be⸗ standen haben: .“ a. das Zeugniß über diese Prüfung, b. ein Zeugniß über ihre bisherige Thätigkeit als Lehrerin oder in Ermangelung eines solchen ein von einem Geistlichen oder der Ortsbehörde ausgestelltes Führungszeugniß; 1 1 4) von anderen Bewerberinnen: a. der Geburtsschein, . b. ein Nachweis über die erlangte Schulbildung, c. ein amtliches Führungszeugniß. Die über Gesundheit, Führung und Lehrthätigkeit bei⸗ zubringenden Zeugnisse müssen in neuerer Zeit ausgestellt sein. Die Anlagen des Gesuchs sind zu einem Heft vereinigt einzureichen. 8

Die nach den vorgelegten Zeugnissen für geeignet be⸗ fundenen und einberufenen Bewerberinnen werden vor Zu⸗ lassung zum Kursus erforderlichen Falles einer ärztlichen Unter⸗ suchung unterworfen; auch bleibt es dem Direktor der König⸗ lichen Turnlehrer⸗Bildungsanstalt vorbehalten, unter Umständen behufs Feststellung, ob die Bewerberinnen die erforderliche Schulbildung besitzen, eine besondere Prüfung anzuordnen.

Von dem Ergebnisse dieser Ermittelungen hängt die Ent⸗ scheidung über die endgültige Aufnahme in den Kursus ab.

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Der Unterricht in der Anstagt ist unentgeltlich. Die durch den Aufenthalt in Berlin ꝛc. entstehenden Kosten sind von den Theilnehmerinnen am Kursus selbst aufzubringen. Zwar werden in dazu geeigneten Fällen Unterstützungen bis zur Höhe von 90 monatlich aus Staatsfonds gewährt, jedoch lediglich für den Unterhalt hier, während Beihilfen zu den Kosten der Her⸗ und Rückreise, der Vertretung im Amt u. s. w. nicht bewilligt werden.

Die gewährten Unterstützungen werden am Ende jede Monats gezahlt.

6.

Um hier sogleich bei 8. Entschließung über die Ein⸗ berufung zum Kursus einen zuverlässigen Ueberblick über die aus Staatsfonds etwa zu gewährenden Unterstützungen ge⸗ winnen zu können, muß jede Bewerberin bei der Anmeldung nach sorgfältigster Prüfung ihrer Verhältnisse bestimmt nach⸗ weisen und unter Umständen amtlich beglaubigen lassen, daß ihr für ihren Unterhalt hier die erforderlichen Mittel, bei deren Bemessung u. a. das gesteigerte Bedürfniß einer kräftigen Kost zu berücksichtigen ist, voll zur Verfügung stehen, oder welcher Beihilfe sie dazu bedarf. Jede Bewerberin hat demnach gewissenhaft anzugeben, wie viel ihr während ihres hiesigen Aufenthalts für jeden der drei Monate der Kursusdauer von dem Einkommen ihrer Stelle verbleibt, ob und welche Unter⸗ stützungen ihr aus der Schulkasse oder sonst gewährt werden, und wie viel sie aus eigenen Mitteln aufbringen kann.

Nach Aufnahme in den Kursus vorgebrachte Unter⸗ stützungsgesuche können nur in solchen Fällen in Erwägung genommen werden, in denen das Bedürfniß einer außerordent⸗ lichen Beihilfe nachweislich infolge unvorhergesehener Vor⸗ kommnisse eingetreten ist. 1

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Hinsichtlich der Kleidung haben die Theilnehmerinnen sich nach den Anweisungen zu richten, die ihnen seitens der Turn⸗ lehrer-Bildungsanstalt durch die Turnlehrerinnen ertheilt werden. Berlin, den 3. März 1899.

Der Minister der geistlichen, Medizinal⸗Angelegenheiten. Bosse.

Ministerium für Landwirthschaft, Domänen und Forsten.

Die Oberförsterstelle Hadamar im Regierungsbezirk Wiesbaden ist zum 1. September d. J. anderweit zu besetzen.

Urkunde, betreffend die Errichtung einer fünften Pfarrstelle in der ebangelischen Emmaus⸗Kirchengemeinde zu Berlin.

Mit Genehmigung des Herrn Ministers der geistlichen, Unter⸗ té, und Medizinal⸗Angelegenbeiten und des Evangelischen Ober⸗ Kirchenraths, sowie nach Anhörung der Betheiligten wird von den unterzeichneten Behörden hierdurch Folgendes festgesetzt: § 1. In der evangelischen Emmaus⸗Kirchengemeinde zu Berlin wird eine fünfte Pfarrstelle errichtet. 84

Diese Urkunde tritt mit dem 16. Mai 1899 in Kraft. Berlin, den 5. Mai 1899. Berlin, den 6. Mai 1899. Königliches Konsistorium 8 er der Provinz Brandenburg, Königliche Polizei⸗ Abtheilung Berlin. Präsident. von Windheim.

8 1

Seine cellenz der Minister des Königlichen Hauses von ae Wiesbaden. 8 vhaaait e

Nichtamtliches. Deutsches Reich. Preußen. Berlin, 15. Mai. 8

re Kaiserlichen und Königlichen Majestäten Sonnabend Nachmittag mit dem Prinzen Joachim rinzessin Victoria Luise in Wiesbaden eingetroffen.

Seine Majestät der Kaiser arbeiteten gestern Mittag längere Zeit mit dem Vertreter des Auswärtigen Amts, Ge⸗ sandten Grafen Wolff⸗Metternich und hörten heute Vormittag den Vortrag des Chefs des Militärkabinets, Generals von

ahnke. Hah Heute Nachmittag gedenken Ihre Majestäten Ihre Majestã die Kaiserin Friedrich in Friedrichshof zu besuchen.

8 Der Vize⸗Ober⸗Zeremonienmeister Kammerherr Knesebeck ist vom Urlaub nach Berlin zurückgekehrt.

Der Regierungs⸗Assessor Saint⸗Pierre zu Aachen ist der Königlichen Regierung zu Gumbinnen, der Regierungs⸗ Assessor Dr. Ilsemann zu Heinrichswalde der Königlichen Regierung zu Schleswig und der Regierungs⸗Assessor von

Kesseler zu Mörs der Königlichen Regierung zu Düsseldorf

zur weiteren dienstlichen Verwendung uͤberwiesen worden. ö

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Nach telegraphischer Meldung an den Admira stab de Marine haben nachfolgende Schiffsbewegungen stattgefunden: S. M. S. „Irene“, Kommandant: Fregatten⸗Kapitän Obenheimer, ist am 13. Mai und S. M. S. „Kaiser“, Kom⸗ mandant: Kapitän zur See Stu benrauch, mit dem Chef der 2. Division des Kreuzer⸗Geschwaders, Kontre⸗Admiral Fritze an Bord, am 14. Mai in Kiautschou angekommen. Das Kreuzer⸗Geschwader, Chef: Kontre⸗Admiral Prinz Heinrich von Preußen, Königliche Hoheit, beabsichtigt, am 19. Mai von Kiautschou nach Tschifu zu gehen. S. M. S. „Iltis“, Kommandant: Korvetten⸗Kapitän Lans, ist am 13. Mai in Shanghai eingetroffen und will am 16. Mai die Reise fortsetzen. S. M. S. „Arcona“, Kommandant: Fregatten⸗Kapitän Reincke, ist am 13. Mai in Gibraltar eingetroffen und am 14. Mai nach Plymouth in See gegangen. 1 S. M. S. „Prinzeß Wilhelm“, Kommandant: Kapitän zur See Truppel, ist am 14. Mai in Singapore ange⸗ kommen und beabsichtigt, am 17. Mai nach Colombo zu ehen. ge S. M. S. „Wolf“, Kommandant: Korvetten⸗Kapitän Weber, ist am 14. Mai in Swakopmund angekommen und wollte heute nach Kapstadt gehen.

111“ 11“ ““

Baden.

Die Thronrede, mit welcher Seine Königliche Hoheit der Großherzog am 12. d. M. die Session des Landtags schloß, hatte nach der „Karlsruher Ztg.“ folgenden Wortlaut:

„Edle Herren und liebe Freunde! Der nun zu Ende gehende Landtag hat durch die Zahl und hohe Bedeutung der Ihnen gestellten Aufgaben in den beiden Abschnitten seiner Tagung Ihre Thätigkeit in ungewöhnlichem Maße in Anspruch genommen. Tiefgehende Meinungsverschiedenheiten, die mit Vorschlägen eingreifender Veränderungen unserer von Mir treu behüteten Verfassung im Zusammenhang stehen, schienen zu Beginn des Landtags ein fruchtbares Zusammenarbeiten zwischen Meiner Regierung und der Volksvertretung zu gefährden. Wie der Verlauf des Landtags zeigte, haben sich indessen jene gegensätzlichen Erschei⸗ nungen der Erledigung der den Ständen gestellten Aufgaben nicht hinderlich erwiesen. Ich erblicke darin eine Bestätigung der Einsicht, daß unter den heutigen schweren Verhältnissen die Volksvertretung erfolg⸗ reicher handelt, wenn sie, statt schroffe Gegensätze hervorzukehren, mit der durch mein Vertrauen berufenen Regierung zusammen für das Wohl des Landes arbeitet. Nur auf diesem Wege wird bei gegenseitiger Achtung pflichthafter Ueberzeugungen es möglich sein, Bestrebungen, die Grund⸗ festen des Staates zu erschüttern, mit Erfolg entgegenzutreten und unserm Land eine fortschreitende, aber maßvolle und besonnene Entwickelung zu sichern. Die mühevolle Arbeit, die der Landtag während seiner langen Tagung zur Bewältigung zablreicher und schwieriger Vorlagen auf sich nahm, erkenne Ich dankbar an. Sie haben im ordentlichen wie im außerordentlichen Budget namhafte Mittel bewilligt und einer Reihe wichtiger Unternehmungen Ihre Förderung angedeihen lassen. Die Gunst der wirthschaftlichen Lage, welche die Einnahmequellen des Landes reichlich fließen läßt, bat diese erfreuliche Ausgestaltung des Staatshaushalts ermöglicht, ohne an die Steuerkraft der Bevölkerung neue Anforderungen zu stellen. Infolge der von Ihnen genehmigten Vorlage über die Vervollständigung des Staatsbahnnetzes und über die Bewilligung von Zuschüssen zur Herstellung von Nebenbahnen wird das Verkehrsleben des Landes eine er⸗ wünschte Förderung erhalten. Mit den für Ergänzung von Betriebseinrichtungen und Bahnhofbauten bewilligten reichen Mitteln ist die Staatsbahnverwaltung befähigt, den Anforderungen des in steter Steigerung begriffenen Verkehrs zu entsprechen und die ihr zukommende Stellung im Wettbewerb mit anderen Bahnen zu behaupten. Freudig begrüße Ich, daß Sie dem Vorschlag Meiner Regierung, den Kirchen auch weiterhin aus Staatsmitteln Beiträge zur Besoldung der

farrer zu leisten, zugestimmt haben. Gern heiße Ich auch die nam⸗ afte Erhöhung der bisberigen Zuschüsse gut. Es wird dadurch er⸗ möglicht, ohne drückende Belastung der Konfessionsgenossen das Dienst⸗ einkommen auf einen Betrag zu bringen, der bei der Wichtigkeit des Amtes und den gesteigerten Ansprüchen des Lebens erwünscht erscheint. Diese Fürsorge des Staats für die Kirchen wird, so hoffe Ich zu⸗ versichtlich, auch auf das allgemeine Wohl günstigen Einfluß üben. In hervorragendem Maße war Ihre Mitwirkung für die Berathung der zahlreichen, auf fost allen Gebieten der Gesetzgebung erforderlichen Aenderungen geboten, die mit der Einführung des Zürgerlichen Gesetzbuches im Zusammenhang stehen. Durch den Fleiß und die Sorgfalt Ihrer Kommissionen und durch das einträchtige Zusammenwirken der beiden Kammern unter sich und mit der Regierung ist es möglich geworden, diese hochbedeut⸗ same Aufgabe zu einem gedeihlichen Ende zu führen. Insbesondere erfüllt es Mich mit Genugthuung, daß die dem Landesrechte vor⸗ behaltenen Fragen der Organisation der freiwilligen Gerichtsbarkeit und namentlich des Grundbuchwesens eine dem bestehenden beimischen Rechtszustand sich thunlichst anschließende Lösung gefunden haben. Unser engeres Vaterland ist damit bereit, in die Rechtsgemeinschaft mit dem gesammten Deutschen Reich einzutreten, und mit freudiger Genugthuung dürfen Sie mit Mir die große nationale Errungenschaft aus vollem Herzen begrüßen. Nach so langer Tagung begleiten Sie Meine theilnehmenden Wünsche für Ihr und Ihrer heimatblichen Kreise Wohlergehen. Möge Gottes Gnade segnend über dem V

Braunschweig. 8

Seine Königliche Hoheit der Prinz Albrecht vo Preußen, Regent des Herzogthums Braunschweig, hat sich, 1 „W. T. B.“ meldet, heute zur Kur nach Kcffingen be⸗ geben.

Oesterreich⸗Ungarn.

In der vorgestrigen Sitzung des niederösterreichischen

Landtages fehlten alle liberalen Abgeordneten und die Mit⸗ glieder der sozialpolitischen Fraktion. Auch die Mitglieder der deutschen Fortschrittspartei sowie die des verfassungstreuen Großgrundbesitzes waren bis auf wenige Ausnahmen nicht erschienen.

Dem steierischen Landtage ist der Bericht des Ver⸗ fassungsausschusses uͤber die Landtagswahlreform zugegangen. Die hauptsächlichsten Bestimmungen sind die Einführung des ge⸗ heimen und direkten Wahlrechts, die Festsetzung eines Zensus von 4 Gulden und die Bestimmung jeder 250 Einwohner zählenden Gemeinde als Wahlort. Ferner wird der Landesausschuß beauftragt, für die nächste Session eine Gesetzesvorlage aus⸗ zuarbeiten, welche auf der Grundlage der Organisation der Krankenkassen die Bildung einer fünften Kurie der Landtags⸗ wähler durchführt. 1 8

Großbritannien und Irland.

Der britische Kreuzer erster Klasse „Galatea“ ist, wie „W. T. B.“ meldet, am Sonnabend Nachmittag von Sheer⸗ neß nach Island abgefahren, um dort die Interessen der britischen Schiffe, welche in den isländischen Gewässern fischen, zu schützen. Der Kommandant der „Galatea“ wird auch Be⸗ richt erstatten über die Umstände, unter denen die Beschlag⸗ nahme einiger britischen Schiffe seitens der dänischen Behörden erfolgte. b11““

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Ein Denkmal für Charles Floquet, den früheren Minister⸗Präsidenten und Präsidenten der Deputirtenkammer wurde gestern Vormittag in Paris auf dem Pere⸗la⸗Chaise eingeweiht. Der Minister⸗Präsident Dupuy, Fallières und Bourgeois hielten Ansprachen. Dieselben gedachten, dem „W. T. B.“ zufolge, insbesondere des Kampfes, den Floquet mit dem Boulangismus ausgefochten hatte, und legten dar, daß Floquet trotz trüber Stunden niemals an dem sozialen Fortschritt verzweifelt habe.

Italien.

Der König genehmigte, wie „W. T. B.“ meldet, gestern Morgen die neue Ministerliste. Das Kabinet ist folgender⸗ maßen zusammengesetzt: Pelloux Minister⸗Präsident und In⸗ neres; Visconti Venosta Auswärtiges; Senator Bonasi Justiz; Deputirter Carmine Finanzen; Deputirter Boselli Schatz; General Mirri Krieg; Admiral Bettolo Marine; Baccelli Unterricht; Lacava Bauten; Deputirter Salandra Ackerbau; Deputirter di San Giuliano Post und Tele⸗ graphen. Die Minister werden heute dem König den Eid leisten.

Spanien.

In Valladolid kam es vorgestern, wie „W. T. B.* erfährt, infolge eines Wortwechsels zwischen einem Stu⸗ denten und einem Zögling der dortigen mehreren Zusammenstößen zwischen Studenten und Militär, bei welchen das Publikum für die Studenten Partei ergriff. Mehrere Personen wurden verletzt, darunter eine schwer. Am Nachmittag kam es nochmals zu einem Zu⸗ sammenstoß, wobei vier Militärs und drei Studenten verletzt wurden.

verhängt. Nach einer weiteren Meldung vom heutigen Tage ist es zu einer Aussöhnung zwischen beiden Parteien gekommen

Türkei.

Die Gendarmerie stellte die Ordnung wieder her. Am Abend wurde der Belagerungszustand über die Stadt

Kavallerieschule zu

Aus Kanea wird der „Agence Havas“ gemeldet, daß die

Auswanderung der ackerbautreibenden türkischen Bevölkerung aus Kandia trotz der Bemühungen des Prinzen Georg und

dortiger angesehener Mohamedaner fortdauere und durch die

Aufhetzung der bereits nach der Turkei geflüchteten Mohame⸗ daner verstärkt werde. Die Schiffe, welche Kanea passierten, seien mit Türken überfüllt, welche nach Smyrna gingen.

Bulgarien. Bei den gestrigen Stichwahlen zur Sobranje wurde der Unterrichts⸗Minister Ivantschow in Breznik mit großer Majorität gewählt; in den beiden andere Wahlbezirk wurden Oppositionelle gewählt.

Amerika. .

Ein Telegramm des „New York Herald“ aus Washington besagt, es sei aller Grund zu der Annahme vorhanden, daß die amerikanischen Behörden nicht völlig mit der Lage auf Cuba zufrieden seien. Die Verwaltung denke nicht daran, den Cubanern zu gestatten, noch länger ihre Heeresorgani⸗ sation aufrecht zu halten. Es würden vielmehr Maßnahmen getroffen werden, entwaffnen. Die Anhäufung von Waffen und Munition seitens der Cubaner werde in gewissen Kreisen als das An⸗ zeichen von Vorbereitungen für eine bewaffnete Erhebung angesehen für den Fall, daß die Vereinigten Staaten nicht allen Wünschen der Cubaner nachkämen.

Die „Times“ meldet unter dem gestrigen Datum aus Buenos Aires: Dem Vernehmen nach sei die angekündigte Anleihe von 6 Millionen Pfund Sterling zum Preise von 90 Proz., minus 1 ½ Proz. Kommission, und zu einem Zinsfuße von 6 Proz. bei einer Amortisation von 1 Proz. abgeschlossen worden. Die Anleihe solle durch die Alkoholsteuer sichergestellt werden. Sollte der Subskriptionspreis 90 Proz übersteigen, so solle der Mehrbetrag zwischen dem Emissionshause und der argentinischen Regierung getheilt werden. Dem Kongreß ist ad referendum das Abkommen zwischen der Regierung der Provinz Entre Rios und ihren ausländischen Gläubigern unterbreitet worden, welches die Ausgabe von 14 Millionen Dollars 4 prozentiger Nationalschuld zur Tilgung der Schuld von 23 Millionen Pesos vorsieht.

Eine in Washington eingetroffene Depesche des Generals Otis besagt: Aguinaldo habe gestern einen Boten gesandt, durch welchen er den Wunsch habe aussprechen lassen, eine Kommission behufs Unterhandlung mit einer Kommission der Vereinigten Staaten über die etwaigen Friedensbedingungen nach Manila entsenden zu dürfen. Es sei die Weisung er⸗ theilt worden, einer solchen Kommission zu gestatten, die amerikanischen Linien zu passieren.

Asien.

Wie das „Reuter'sche Bureau“ aus Peking meldet, habe

das von Rußland gestellte Verlangen, eine Verbindung zwischen der transmandschurischen Bahn und Peking zu erhalten, die Chinesen sehr verstimmt. Das Tsung⸗li⸗Yamen

habe geantwortet, es sei außer stande, dieser Forderung näher

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um die cubanische Armee aufzulösen und zu

zu treten, weil die chinesische Regierung zur Zeit keine weiteren Eisenbahnkonzessionen zu ertheilen wünsche, und weil ein ähn⸗ liches Verlangen, das ein englisches Syndikat erhoben habe, bereits abgelehnt worden sei.

Eine in Madrid eingetroffene amtliche Depesche meldet von den Philippinen, daß die Aufständischen die spanische Garnison in Zamboango auf Mindanao angegriffen hätten, aber zurückgeschlagen worden seien. Der General Montero, zwei Offiziere und drei Soldaten seien verwundet, ein Soldat getödtet worden. Die Aufständi⸗ schen hätten die Wasserleitung abgeschnitten. Die Spanier würden ihren Abmarsch bis zur Ankunft der ameri⸗ kanischen Garnison verschieben. Der spanische Minister⸗Prä⸗ sident Silvela hat, dem „W. T. B.“ zufolge, darauf an den General Rios telegraphiert, daß die Truppen in Zamboango unverzüglich nach Spanien eingeschifft werden sollten, da dieses nicht verpflichtet sei, ein Gebiet zu vertheidigen, in dessen Besitz es nicht mehr sei. General Rios solle dem General Otis hiervon Mittheilung machen.

Afrika.

Ein Telegramm des „Reuter'schen Bureaus“ aus Pre⸗ toria vom gestrigen Tage meldet, daß ein Sonderzug mit Artilleristen, Geschützen und Scheinwerfern am Freitag Abend nach Johannesburg abgegangen sei, um die dortigen neuen Forts zu übernehmen.

Eine Depesche der „Standard and Digger’'s News“ aus Kapstadt bestätigt, daß Verhandlungen über eine Zusammen⸗ kunft zwischen dem Präsidenten Krüger und dem Gouverneur der Kapkolonie Sir Alfred Milner stattfänden.

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Parlamentarische Nachrichten

Die Berichte über die vorgestrigen Sitzungen des Reichs⸗ tages und des Herrenhauses befinden sich in der Ersten

In der heutigen (82.) Sitzung des Reichstages, welcher der Staatssekretär des Innern, Staats⸗Minister Dr. Graf von Posadowsky beiwohnte, wurde die zweite Be⸗ rathung des Entwurfs eines Invali denversicherungs⸗ gesetzes bei § 8, welcher die freiwillige Versicherung be⸗ trifft und zu welchem verschiedene Anträge vorliegen, fortgesetzt.

Die Debatte eröffnete der Abg. Richter (fr. Volksp.). Darauf nahm das Wort der Abg. von Loebell (d. kons.), dessen Rede bei Schluß des Blattes noch fortdauerte. 8

Das Haus der Abgeordneten setzte in der heutigen (67.) Sitzung, welcher der Vize⸗Präsident des Staats⸗ Ministeriums, Finanz⸗Minister Dr. von Miquel und der Minister für Landwirthschaft ꝛc. Freiherr von Hammerstein beiwohnten, zunächst die Berathung des Berichts der XIV. Kom⸗ mission über den Antrag der Abgg. Gamp und Genossen, betreffed Maßregeln gegen die in der Landwirth⸗ schaft herrschende Arbeiternoth, fort.

Punkt 10 schlägt die planmäßige Ansiedelung von kleinen und mittleren Landwirthen, sowie von landwirthschaftlichen Arbeitern durch Genossenschaftsverbände unter Mitwirkung des Staats in dazu geeigneten Bezirken vor.

Abg. Dr. Hirsch (fr. Volksp.) Fassung:

die Förderung der Ansiedlung von kleinen und mittleren Land⸗ wirthen und von landwirtbschaftlichen Arbeitern durch Private und Verbände namentlich in Bezirken mit überwiegendem Großgrund⸗ besitz, insbesondere auch durch Parzellierung von Staatsdomänen, owie durch Beseitigung des Familienfideikommißrechts. An der Debatte betheiligten sich bis zum Schluß des Blattes der Abg. Freiherr von Wangenheim (kons.), der Vize⸗Präsident des Staats⸗Ministeriums, Finanz⸗Minister Dr. von Miquel, der Abg. Reimnitz (nl.), der Minister für Landwirthschaft ꝛc. Freiherr von Hammerstein und der Abg. Dr. Hirsch.

beantragt folgende

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Dem Reichstage ist der Entwurf eines e betreffend die Feststellung eines Nachtrags zum Reichshaushalts⸗Etat für das Rechnungsjahr 1899, zugegangen. Derselbe ist in Ausgabe auf 8 569 990 ℳ, nämlich auf 940 866 an fortdauernden, auf 1 976 932 an einmaligen Ausgaben des ordentlichen Etats, auf 5 652 192 an einmaligen Ausgaben des außerordentlichen Etats, und in Einnahme auf 8 569 990 festgestellt. Ferner ist dem Reichstage der Gesetzentwurf, betreffend die Feststellung eines Nachtrags zum Hausbalts⸗Etat für die Schutzgebiete, zugegangen, in welchem zur Linderung der Hungersnoth in dem nörd⸗ -g Theile des ostafrikanischen Schutzgebiets 50 000 verlangt

erden.

Dem Hause der Abgeordneten sind ein Staats⸗ vertrag zwischen Preußen und Württemberg über die Aufhebung der Flößerei auf dem Neckar oberhalb der Enzmündung und auf der Glatt vom 7. April d. J. und der Entwurf eines Gesetzes, betreffend die Aufhebung der Flößerei auf den preußischen Antheilen des Neckars und der Glatt, nebst Begründung zugegangen

Nr. 19 des „Centralblatts für das Deutsche Reich“, herausgegeben im Reichsamt des Innern, hat folgenden Inhalt: ¹) Konsulat⸗Wesen: Ernennung; Ableben eines Vize⸗Konsuls. 2) Bank. Wesen: Status der deutschen Notenbanken Ende April 1899. 3) Militär⸗Wesen: Abänderung des Verzeichnisses der den Militär⸗ anwärtern im Reichsdienste vorbehaltenen Stellen; Fünfter Nach⸗ trag zu dem Gesammtverzeichniß der den Militäranwärtern in den Bundesstaaten vorbehaltenen Stellen. 4) Polizei⸗Wesen: Aus⸗ weisung von Ausländern aus dem Reichsgebiet. 1111“

Statistik und Volkswirthschaft. 8 8

Die Durchschnittspreise der wichtigsten Lebens⸗ und Futtermittel

betrugen in den preußischen Marktorten, ausschließlich Tri 1 1 . ers, im Manst April 1899 nach der „Stat. Korr.“ Ffic 1000 kg: Feiten 156 (im März d. J. 155, im April des Vorjahrs 89% ℳ, 1boßgen 139 (138 bezw. 149) ℳ, Gerste 141 (141 bezw. 129 hafer 139 (138 bezw. 156) ℳ, Erbsen zum Kochen (225 bezw. 222) ℳ, Speisebohnen 251 (252 bezw. 266) ℳ,

ℳ, Ehkartoffeln 49,3 (36 bezw. 40,3) ℳ, Heu 51,6 im Großhandel 1059 (1054

Linsen 421 (421 bezw. 407) bezw. 54) ℳ, Richtstroh 36,2 (50 bezw. 54,6) ℳ, Rindfleisch bezw. 1047) ℳ; im Kleinhandel für 1 kg: Rindfleisch von der Keule 1,34 (1,34 bezw. 1,35) ℳ, vom Bauche 1,15 (1,15) Schweinefleisch 1,34 (1,37) ℳ, Kalbfleisch 1,32 (1,32 bezw. 1,27) ℳ, Hammelfleisch 1,27 (1,28 bezw. 1,26) ℳ, geräucherter inländischer Speck 1,60 (1,61 bezw. 1,59) ℳ, Eßbutter 2,19 (2,19 bezw. 2,22) ℳ, inländisches Schweineschmalz 1,57 (1,57 bezw. 1,58) ℳ, Mehl zur Speisebereitung aus Weizen 31 (31 bezw. 37) ₰, aus 98 25 (25 bezw. 29) ₰; für 1 Schock Eier 3,03 (3,24 bezw. . 8

Die diesmalige Uebersicht zeigt beim Staatsdurchschnitt gegen denjenigen des Monates März d. J. nur geringe Veränderungen. Die Zahl der Preiserhöhungen und die der Preisermäßigungen sind nahezu gleich. Erstere betragen beim Weizen, Roggen und Hafer je 1 ℳ, bei den Eßkartoffeln 0,5, beim Richtstroh 0,2, beim Heu 1,6 und beim Rindfleisch im Großhandel 5 ℳ, während der Durchschnitts⸗ preis bei den Kocherbsen und Speisebohnen um je 1 ℳ, beim Schweinefleisch um 3, beim Hammelfleisch und dem geräucherten inländischen Speck um je 1 ₰, sowie bei den Eiern um 21 niedriger ist. Die größten Preisermäßigungen beim Schweinefleisch finden sich in Stralsund, Danzig, Köslin, Görlitz und Stettin, wo sie 35, 10, 10, 9 und 8 5

erbe

Einfluß der Jahreszeit auf die Häufigkeit der St fälle an Lungenschwindsucht.

In den Berichtsorten des Deutschen Reichs, aus welchen dem

Kaiserlichen Gesundheitsamt allmonatlich Ausweise über die Zahl und

die Ursachen der Sterbefälle zugehen, sind während des zehnjährigen Zeitraumes von 1888 bis 1897 im Ganzen 2 795 165 Personen, darunter 346 423 an Lungenschwindsucht, gestorben. Von diesen letzteren Todesfällen entfielen

97 397 auf die 30 Monate des ersten Vierteljahres,

95 981 30 5 zweiten 8 353530 6 dritten 886830 4 vierten Es starben mithin während der ersten Jahreshälfte, trotzdem dieselbe gewöhnlich 3 Tage weniger hat, in jedem Jahre durchschnittlich 4033 vehr Menschen an Lungenschwindsucht als in der zweiten Jahres⸗ älfte.

Von den einzelnen Monaten zeichneten sich März und April durch die höchsten Zahlen der Schwindsuchts⸗Todesfälle aus, und zwar entfielen auf die 300 Apriltage 34 084, auf die 310 Märztage 34 420 solcher Sterbefälle, sodaß deren auf jeden Apriltag durchschnittlich 113,6, auf jeden Märztag durchschnittlich 111,0 entfallen sind. Die dritte und vierte Stelle nehmen Mai und Januar, die fünfte Stelle nimmt der Februar ein, auf dessen 283 Tage 29 867 Sterbefälle an Lungen⸗ schwindsucht entfielen Am günstigsten lagen die Verhältnisse im September. Im Mittel der zehn Berichtsjabre wurden gemeldet:

ELTbodesfälle an Lungenschwindsuchht

für jeden Tag des September 6 3

August ¹)

Oktober ¹) November Juli Dezember Juni Februar Januar Mai

ESSSAE

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S0o 0 00 00 22ö2 8o.

107,5 März 111,0 1 8’I 113,6

Stellt man die monatlich gemeldeten Gesammtzahlen, also die Sterbefälle aus allen Ursachen, zusammen, so entfallen die meisten auf den August und Juli, in welchen Monaten die Sterblichkeit unter den Kindern des ersten Lebensjahres weitaus am höchsten zu sein pflegt; läßt man aber die im ersten Lebensjahre gestorbenen Kinder außer Betracht, so ergiebt sich, daß von den 1 774 321. Todesfällen, welche unter Personen von 1 und mehr Jahren aus den Berichts⸗ orten während der zehn Jahre gemeldet sind, verhältnißmäßig die meisten (503 459) auf das erste Quartal, verhältnißmäßig die wenig⸗ sten (408 537) auf das dritte (Sommer⸗Quartal) entfallen sind.

Es kamen durchschnittlich auf jeden Tag des August 439, des Oktober etwas über 439, des September rund 443, des Juli 450, des Juni 481, des November 489, des Mai 520, des Dezember 536, des April 539, des Februar 540, des März 558, des Januar 573 Todesfälle im Alter von 1 und mehr Jahren. Diese Reihenfolge der Monate war in jedem einzelnen Jahre ziemlich die gleiche, nur im Cholerajahre 1892 zeichnete sich der sonst an Sterbefällen arme Sep⸗ tember durch ehhe außergewöhnlich hohe Sterbeziffer aus.

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Zur Arbeiterbewegung.

Da der Ausstand der Riemendreher bei der Firma Molineus u. Münz in Barmen (vgl. Nr. 108 d. Bl.) noch nicht beendet ist, so beschloß, der „Rh.⸗Westf. Ztg.“ zufolge, der Verein der Riemen⸗ drehereibesitzer und Fabrikanten von Flechtartikeln gemäß den Be⸗ stimmungen der Konvdention, am 27. Mai in sämmtlichen Betrieben die „Betriebssperre“ zu verhängen. Sämmtlichen in den Betrieben des Vereins beschäftigten Arbeitern und Arbeiterinnen mit Aus⸗ nahme der Meister sollte zu diesem Zweck am 12. Mai gekündigt werden. Dem Verein gehören 47 der bedeutendsten Betriebe an. Die Firma Mann u. Schäfer, welche ihren ausständigen Arbeitern die 10 stündige Arbeitszeit vom 7. August ab bewilligt hat und damit die Wiederaufnahme der Arbeit erzielte, ist, obgleich sie ihren Austritt aus dem Verein der Riemendrehereibesitzer gekündigt hat, nun ge⸗ zwungen, da eine 3 monatige Kültdigungsfrist für den Austritt besteht⸗ gleichfalls den Betrieb am 27. Mai einzustellen.

In Gommern bei Masdeburg sind, wie der „Frkf. Ztg.“ telegraphiert wird, etwa 1000 Steinbrucharbeiter wegen Lohn⸗ differenzen ausständig geworden. 1

In Mannheim ist der „Köln. Ztg.“ zufolge ein Theilausstand der Schuhmachergehilfen ausgebrochen.

Zum Ausstand der Wagner in München (vgl. Nr. 112 d. Bl.) theilen die „M. N. N.“ mit, daß nunmehr 45 Meister mit 108 Gehilfen die Forderungen der letzteren anerkannt haben. Da die Zahl der Ausständigen nur noch 11 beträgt, so dürfte die Bewegung als beendet anzusehen sein.

Der Ausstand der Grubenarbeiter in Klein⸗Rosseln be⸗ steht, wie „W. T. B.“ aus Saarbrücken erfährt, unverändert fort. Am Sonnabend sind nur 320 Grubenarbeiter eingefahren. Die Aus⸗ ständigen fordern schriftliche Zusicherung der Abstellung gewisser Uebel⸗ stände, was die Verwaltung jedoch ablehnt mit dem Bemerken, erst solle eingefahren werden, dann könnten Verhandlungen stattfinden. Auch in Karlingen⸗Spittel dauert der Ausstand fort.

Zum Ausstand der belgischen Bergarbeiter meldet „W. T. B.“ vom heutigen Tage aus Lüttich: Der Ausstand im Becken von Lüttich ist, nachdem in den Versammlungen der Industrie⸗ und Arbeitsräthe den Grubenarbeitern eine Lohnerhöhung von 5 % zugestanden war, nunmehr in der Hauptsache beendet. Mehr als die

Hälfte der Ausständigen hat bereits die Arbeit aufgenommen. Sier

hatten 20 % Lohnerhöhung verlangt.

In einer Antwerpener Diamantschleiferei sind, wie der „Köln. Ztg.“ gemeldet wird, die Arbeiter am Sonnabend in den Ausstand getreten, weil ein Arbeiter aufgenommen wurde, der ihrer Organisation nicht angehörte. Bis jetzt feiern 150 Mann, doch fürchtet man, daß der Ausstand sich auch auf die übrigen Schleifereien ausdehnen könnte. 11“ 8 8

kamen 24 586, im Oklober 24 589 Fälle zur

1) Im August Anzeige.

(48,8

Kreis

Dresden an demselben Tage. 11

Kunst und Wissenschaft.

Der Verein für deutsches Kunstgewerbe veranstaltete am Mittwoch v. W. im Künstlerhause einen Fach⸗Abend für Fußboden mosaik, an dem die Fortschritte der Neuzeit in den verschiedene Techniken zur Anschauung gebracht wurden. Das Thonmosagik dessen Material erst die moderne Fabrikation in der Fußböden geeigneten Härte bergestellt hat, war durch zahlreiche Proben, Werkstücke und Zeichnungen von Rudolf Leistner in Dort⸗ mund und Villeroy u. Boch in Mettlach veranschaulicht. Die mannigfachen reizvollen Wirkungen des Marmormosaiks und seine Abarten führten die Anstalt Pellarin u. Co. in Rirdorf sowie die Aktien gesellschaft Kiefer vor. Den Vortrag des Abends hielt Professor Alfred Gotthold Meyer über „Platten, und Stiftmosaik, An der Hand von Lichtbildern legte er die Anwendung des Mosaik⸗ schmucks aus Stein und Thon an den Wänden und Fußböden vo den ältesten Kunstepochen bis zur Barockzeit dar und gab einen Begriff von der künstlerischen Schönheit und Pracht, zu welcher die alte Meister diese Techniken auszunutzen verstanden. Zum Schluß betont der Vortragende, wie es angesichts der erfreulichen technischen un künstlerischen Arbeit, die bei uns heute auf diesen Kunstzweig verwand wird, zu wünschen sei, daß sich in den Kreisen der Architekten un Bauherren die Kenntniß und Werthschätzung dieser schönen, abe mühseligen Techniken mehr und mehr verbreite, damit es den Firmsn auch an künstlerisch lohnenden Aufträgen nicht fehle.

Bauwesen. 8 1

Die Gemeinden des Regierungsbezirks Trier lassen sich fort⸗ dauernd die Beschaffung guter Wasserverhältnisse angelegen sei Theils in Arbeit genommen, theils vollendet sind die Wasser leitungen in Thalfang, Rhaunen und Niederemmel im Kreise Berncastel, in Keuchingen, Kreis Merzig, Zerf, Kreis Saarburg, in Knausholz und Schwalbach

beis Saarlouis, in Kasel und Kenn, Landkreis Trier, und i Piesport und Reil, im Kreise Wittlich. Mit dem Bau de Heilstätte für unbemittelte Lungenkranke zu Sonnen berg im Kreise Saarbrücken ist begonnen worden.

Land⸗ und Forstwirthschaft. Saatenstand in Ungarn.

Nach den bei dem ungarischen Ackerbau⸗Ministerium eingelangte Berichten haben, wie der „Wiener Ztg.“ aus Budapest gemeldet wird, im ersten Drittel des Monats Mai in den westlichen Theile des Landes und in einzelnen Komitaten des Alföld reichliche Nieder⸗ schläge stattgefunden; stellenweise überflutheten die Gebirgsbäche die flacheren Gegenden und verursachten hierdurch bedeutenden Schaden. Im Alföld, jenseits der Donau, und in den oberen östlichen Komitaten war das Wetter der Vegetation günstig, und die Saaten entwickeln sich dort tadellos. Frost und Reif waren in den ersten Tagen des Mai wohl an mehreren Stellen zu konstatieren, sie haben aber nur den zarteren Pflanzen geschadet. Getreide, namentlich Roggen, litt nur sporadisch, auch Gerste und Hafer haben nur theil⸗ weise gelitten. Nebel machte sich an mehreren Orten, besonders in Ober⸗Ungarn und rechts der Donau, bemerkbar, infolge dessen zeigte sich auch Rost am Getreide. Winter⸗ und Sommer⸗ weizen haben sich in den letzten Tagen sehr. ge⸗ bessert und stehen im allgemeinen befriedigend; eine Aus⸗ nahme bilden nur jene Gegenden, in welchen die Saaten infolge des überreichen Regens und des Hochwassers litten. Roggen verspricht bei befriedigender Entwicklung einen Mittelertrag, Winter⸗ gerste steht mittel; Sommergerste, zum großen Theile auch mittel, ist stellenweise zu üppig. Hafer, welcher bis in die letzte Zeit schwach und mit Unkraut bewuchert war, beginnt sich infolge guten Regens schön zu entwickeln und steht schon im allgemeinen besser als vor Wochen. Raps ist im allgemeinen wenig angebaut und hat

schon zum großen Theil abgeblüht.

Saatenstand und Getreidehandel in Rußland.

Nicolajew, den 3. Mai 1899. Die Aussaat des Sommer⸗ getreides ist überall vor ungefähr zwei Wochen beendet, und dank der zu jener Zeit im Boden befindlichen Feuchtigkeit ist das Getreide gut aufgegangen. Es sind jedoch inzwischen schon sehr heiße Tage mit brennender Sonne und austrocknenden Winden eingetreten, wo⸗ durch die noch vorhandene Feuchtigkeit dem Boden zum großen Theil entzogen wurde, sodaß jetzt Regen erwünscht ist.

Die Vorräthe am hiesigen Platze sind noch weiter zurückgegangen. Die Zufuhren bleiben klein, so daß die Preise am hiesigen Markt in die Höhe gegangen sind, und zwar meistens über die von den Konsum⸗ märkten gebotene Parität hinaus. Eine bessere Gestaltung des Markts ist nur dann zu erwarten, wenn mehr Waare angebracht wird. Auch hängt viel davon ab, ob in nächster Zeit der erwartete Regen eintritt. Angeführt wurden seit 1. Januar bis 25. April 1899 3 368 850 P. Ausgeführt ““ 8 5“

Der augenblickliche Lagerbestand stellt sich, wie folgt, auf 2 250 000 Pud, und zwar:

Bestand am 1. Januar 189b99 p . . 8 855 047 Pud Angeführt per 25. April 189 .3 368 850 2222897 Pnd Ausgeführt per 25. April 1899 .9 973 897 Bestand.... 2 23

50 000 Pud.

Die Lehre von der Landwirthschaft. Methodischer Lehr⸗ gang zur fachwissenschaftlichen Ausbildung praktischer Landwirthe. Unter Mitwirkung hervorragender Fachmänner herausgegeben von Dr. Henry Settegast, o. ö. Professor an der Universität Jena. Leipzig, Verlag von Moritz Schäfer. Von diesem in Lieferungen zum Preise von je 50 erscheinenden Werk liegen bis jetzt 11 Hefte vor, welche folgende Gegenstände behandeln: Wirthschaftslehre des Land⸗ baues, Verfasser: Professor Dr. H. Settegast; Bodenkunde, Leben und Bau der Pflanzen, Verfasser: Professor Dr. W. Detmer; Allgemeine Thierzuchtlehre, Verfasser: Dr. Künnemann; Dünger⸗ lehre, Verfasser: Dr. O. Lemmermann. Soweit sich bis jetzt übersehen läßt, verspricht das Werk ein gründliches Kompendium der Landwirthschaftslehre zu werden. Nach dem Erscheinen der weiteren Hefte wird sich wohl noch Gelegenheit bieten, darauf zurückzukommen.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.

Der Ausbruch der Maul, und Klauenseuche unter Schweinen ist dem Kaiserlichen Gesundheitsamt gemeldet worden vom Schlachtviehhofe zu Nürnberg am 12. Mai, vom Schlacht⸗ viehhofe zu Magdeburg am 13 Mai und vom Viehhofe Stern⸗ schanze zu Hamburg an demselben Tage, das Erlöschen der Maul⸗ und Klauenseuche von den Schlachtviehhöfen zu Stettin und Bremen am 13. Mai, der Ausbruch und das Erlöschen der Maul⸗ und Klauenseuche unter Schweinen vom Schlachtviehhofe zu

Verdingungen im Auslande.

Oesterreich⸗Ungarn.

30. Mai, 12 Uhr. K. K Staatsbahn⸗Direktion Wien: Liefe⸗ rung von Petroleum, Fluid, Mineralöl, Vaseline, Starrschmiere, Hartfett, Unschlitt, Benzin, Leinöl, Terpentinöl, Kienöl und Fischthran für die Zeit vom 1. Juli 1899 bis 30. Juni 1900. Näheres bei der K. K. Staatsbahn⸗Direktion Wien und beim „Reichs⸗Anzeiger“.

30. Mai, 12 Uhr. K. K. Staatsbahn⸗Direktion Stanislau Lieferung von 80 000 kg Mineralschmieröl für Maschinen, 30 000 kg Mineralschmieröl für Wagen, 320 000 kg Petroleum, 60 000 kg Baselinzylinderöl für Lokomotiven, 2000 g Telegraphen⸗Apparatöl. Näheres bei der genannten Direktion.