1899 / 124 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 29 May 1899 18:00:01 GMT) scan diff

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Außerdem wurden am Markttage

nach überschläglicher

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(Preis unbekannt)

Duderstadt. Lüneburg. . FII“”“ Wesel.. Regensburg. Pirna. . Ravensburg. 6E“ Altenburg . Diedenhofen. Rostock. Breslau.

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12,00 11,50 14,60

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14,00 13,60 12,00

Diedenhofen Breslau. Neuß..

Bemerkungen.

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Die verkaufte Menge wird auf volle Doppelzentner und der b daß der betreffende Preis

15,50 13,50 16,00 13,00 18,46 15,50 16,00 16,60 15,20 16,60 13,50 12,10

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Verkaufswerth auf volle Mark abgerundet mitgetheil nicht vorgekommen ist, ein Punk

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14,20 15,40 14,10 14,35 16,30 13,33

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t (.) in den letzten sechs Spalten, daß entsprechender Bericht fehlt.

Der Durchschnittspreis wird aus den unabgerundeten Zahlen berechnet.

Kongreß zur Bekämpfung der Lungentuberkulose d1141A14A4A“*“

IV. 8 16““ Sitzung vom 27. Mai 1899.

er Herzog von Ratibor eröffnet die Sitzung und verliest folgende Telegramme: Seiner Durchlaucht dem Herzog von Ratibor, Berlin. Seine Majestät der Kaiser von Ruß land bat Aller⸗

ädiast geruht, mich zu beauftragen, Eurer Durchlaucht und ebenso tem Professor von Leyden seinen aufrichtigen Dank für das Telegramm auszudrücken, welches Sie und der Professor von Leyden die Güte gehabt haben, gelegentlich der Eröffnung des Kongresses zur Be⸗ kämpfung der Tuberkulose an ihn zu richten. Indem ich mich dieses Allerhöchsten Auftrages entledige, bitte ich Sie, Herr Herzog, die Versicherung meiner vorzüglichsten Hochachtung entgegenzunehmen. Osten⸗Sacken.

n den Marquis von Noailles, Botschafter von Frankreich, in Berlin. 1 Der Präsident der Französischen Republik, sebhr gerührt durch das Telegramm, welches der Herzog von Ratibor, Päsident des Tuberkulose⸗Kongresses, an ihn gerichtet hat, beauftragt den französi⸗ schen Botschafter, an den Herrn Herzog von Ratibor für seine liebens⸗ würdige Aufmerksamkeit seinen Dank gelangen zu lassen und ihn des lebhaften Interesses zu versichern, welches er an den Arbeiten des augenblicklich in Berlin tagenden Kongresses nimmt.

Seiner Durchlaucht dem Herzog von Ratibor, Berlin. Ich bitte, meinen herzlichsten Dank für die freundliche Begrüßung anzunehmen, und wünsche dem Kongreß den besten Erfolg. William Mac Kinley.

nhnnn den Kongreß zur Bekämpfung der Tuberkulose. 1 Der ätielogischen Abtheilung des Kongresses sendet herzlichen

Dank für freundliches Gedenken und beste Wünsche für erfolgreiche

Verhandlung. Koch.

Geheimer Medizinal⸗Rath B. Fränkel theilt mit, daß die Firma Max Kahnemann⸗Berlin am Freitag dem Kongreß zu dem von Herrn Ferdinand Manheimer gestifteten Kongrehpreis für die beste Arbeit zur Bekämpfung der Lungenschwindsucht weitere ein⸗ tausend Mark eingesandt hat. Auf Antrag des Geheimen Raths B. Fränkel beschließt der Kongreß, diese Summe anzunehmen und sie dem Schatz⸗ meister zur Aufbewahrung zu übergeben. Es bleibt den Preisrichtern überlassen, zu bestimmen, ob: 1) die beste Arbeit die ganze Summe von 4000 ℳ, oder 2) die beste Arbeit 3000 ℳ, die zweitbeste 1000 ℳ, oder 3) im Falle zwei gleichwerthige Arbeiten zu krönen sind, jede derselben je 2000 erhalten soll. Im übrigen bleiben die Bestim⸗ mungen über den Kongreßpreis unverändert.

Nach weiteren geschäftlichen Mittheilungen des Geheimen Medi⸗ Final⸗Raths von Leyden verliest Stabsarzt Dr. Pannwitz

als

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Sitzung daß erörtert werden soll,

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Yalta.

Abtheilung V.

das

wonnenen Erfahrungen i auch die vom Kongreß

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müssen sie Wirken vereinigen; die

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lebhafte Auch in den anderen Ländern, wie England, Oesterreich, Frankreich, Rußland, Amerika, Spanien, der Schweiz und Schweden, ist viel auf diesem Gebiet geschehen, wie Redner im Einzelnen ausführt. Mit Freude ist festzustellen, daß die erste An⸗ Aerzten ausgegangen ist. Vorschläge gemacht

aͤhren

Vogt⸗Bern Goldschmidt⸗Reichenhall vor allem Dettweiler haben in Wort und That für diese Ideen ekämpft. Letzterer hat auf dem Ko n Wiesbaden darüber gesprochen. 3 in Berlin das Thema behandelt. Früher zog man keine scharfe Trennung zwischen Heim⸗ und Heilstätten, was zur F in breiteren Kreisen nicht genügend in Fluß kam. Unterbrechung, die die Entdeckung des Tuberkulins im Jahre 1890

1 1891 unsere Bestrebungen wieder

setzen.

eine dem Kongreß zugegangene, warm gehaltene Begrüßung des Aerzte⸗ vereins in

Geheimer Medizinal⸗Rath Liebreich⸗Berlin macht als Vor⸗ sitzender der balneologischen Gesellschaft die 1 Jabre 1898 beschlossen worden sei, dem verstorbenen Begründer der Heilstättenbewegung Brehmer ein Denkmal zu vor, Delegirte des Kongresses als Comitémitglieder Denkmal abzuordnen. Sein Vorschlag findet allgemkine Zustimmung.

Hierauf tritt der Kongreß in die Tagesordnung ein:

Heilstättenwesen.

Präsident des Reichs⸗Versicherungsamts Gaebel⸗Berlin eröff ie Verhandlungen mit dem Hinweis darauf, daß in der heutigen Besprochenen gezogen, inwieweit und wodurch die bisher ge⸗ n die Praxis umgesetzt werden können. Wenn

gewählte Bezeichnung 5 alle Bevölkerung geschützt werden sollen, so richtet sich die Heilstätten⸗ beweqgung doch mit ihren Bestrebungen hauptsächlich auf die breiten Massen des Volkes, die arbeitende Bevölkerung sung der Heilstätten bleibt es aber die wichtigere Aufgabe, das Inter⸗ esse des Volkes für diese Bestrebungen zu gewinnen und anzuregen. Es darf mit besonderer Genugthuung begrüßt werden, daß zu der beutigen Sitzung zahlreiche Vertreter der Arbeitnehmer, der Ver⸗ sicherten selbst, erschienen sind. 1

Geheimer Medizinal⸗Rath, Professor von Leyden⸗Berlin, mit lebhaftem Beifall begrüßt, spricht über die Entwickelung der Heilstättenbestrebung. Wenn auch manche anderen Punkte, vor allem die Prophylaxe, im Kampfe gegen die Tuberkulose von Bedeu⸗ tung sind, so bleibt doch dem Heilstättenwesen die Hauptaufgabe über⸗ sich die verschiedenen Interessenkreise zu Tuberkulose⸗Bekämpfung ist eine Frage der allgemeinen Kultur, und der Kongreß hofft mit seinen Verhandlungen die Hilfe weitester Volkskreise zu gewinnen. Vortragende selbst hat regen Antheil an den Sie haben in Deutschland in den letzten Entwickelung gefunden.

„Bekämpfung

Klassen

Neben der Errich⸗

eine

hat

ngreß für innere Medizin 1880 von Leyden selbst hat 1888

Er schlägt ür das Brehmer⸗

8

lebhaft aufgenommen.

Reichs⸗Versicherungsamt nahm diesen Vorschlag auf. richtet.

8

Vorsitz von Althoff, von Leyden und B. Fränkel.

Heilstätte am Seesse.

Fürsten zu Hohenlobe begründete

der beigetragen. 1 Betriebe, theils in der Errichtung begriffen.

Thäligkeit. Als interessanter Beweis für die breiten Volksschichten doch an der Bewegung die Thatsache dienen, daß in einer kleinen wenigen hundert Seelen

Mädchen überwiesen worden sind.

widmet hat.

Der

dieser Krankheit soziale und wirthschaftliche 2 Berufsthätigkeit den allergrößten Einfluß haben. glauben zwar, daß ohne Tuberkulosegefahr unmöglich ist. was die Regierung wie 2 Bekämpfung der Tuberkulose geleistet hat, Betheiligung der Arbeiterkreise an die Arbeiter freudig mitarbeiten wollen.

Die Nichtsdestoweniger erkennen

1880 und

anderen Schichten der Bevölkerung anrichtet.

Ebenso der überwiegende Theil der Invaliditätsfälle.

ursacht. n ie Krankenkassen haben nich

ls erste große That ist die Eröffnung der Dettweiler⸗Volksheilstätte in Falkenstein im Jahre 1892 zu erwähnen. In demselben Jahre machte Direktor Gebhardt⸗Lübeck den Vorschlag, daß tuberkulöse Versicherte in Heilstätten aufgenommen werden sollten. Das Die erste selbst⸗ ständige Anstalt wurde im Jahre 1897 in Andreasberg im Harz er⸗ Geheimrath von Leyden’s Vortrag auf dem Kongreß in Budapest im Jahre 1894 gab für die Bewegung weitere Anregung. 1896 bildete sich der Berlin⸗Brandenburger Heilstättenverein unter dem Die von ihm ge⸗ schaffene Heilstätte Belzig ist fast vollendet. Gleichzeitig traten die Vereine vom Rothen Kreuz unter Leitung der verewigten Fürstin zu Hohen⸗ lohe und des Stabsarztes Pannwitz in Thätigkeit und gründeten die Das unter dem Vorsitz des Reichskanzlers Zentral⸗ Comité für Frrichtung von Lungenheilstätten hat in fruchtbarster Weise zur Zentralisierung und Zusammenfassung der ausgebreiteten Bestrebungen 33 Volksheilstätten sind jetzt in Deutschland theils im Besonders die Provinz Sachsen ist, dank dem energischen Wirken des Ober⸗Präsidenten von Boetticher und seiner Gemahlin auf diesem Gebtete, in eifrigster das Interesse,

nebmen, k Gemeinde von 43 11 aus kleinsten Beiträgen gesammelt und für die Zwecke der Lungenheilstätten für Frauen und Neben die Heilstättenfrage tritt weiter die Sorge für die Angehörigen der Kranken und für Arbeits⸗ beschaffung für die aus der Anstalt Entlassenen. Das größte Werk des Zentral⸗Comités ist aber die Einberufung des jetzigen Kongresses. Möge der glänzende Verlauf, den derselbe genommen, dem großen Publikum zeigen, daß es seine Sympathien einer edlen Sache ge⸗

weerden können. in getrennten Gebäuden

Dr. Friedeberg⸗Berlin spricht über die Mitwirkung der Krankenkassen und Krankenkassen⸗Aerzte bei der Heil⸗ stätten⸗Fürsorge. Die bisherigen Verhandlungen haben erwiesen, daß die Tuberkulose heilbar ist, zweitens, 228 auf die Entstehung

erhältnisse sowie die

Arbeiter oalitionsfreiheit eine i

auch das Zentral⸗Comité des Vereins zur und die zahlreiche dem Kongreß beweist,

Die Krankenkassen haben an der Heilstätten⸗Fürsorge das allergrößte Interesse, weil gerade unter ihren Mitgliedern die Krankheit hochgradigere Verheerungen wie in d Fast die Hälfte aller Todesfälle der Industriearbeiterschaft wird durch Schwindsuch

nur humane, sondern auch materielle

Interessen. Vor Einführung des hygienisch⸗diätetischen Heilverfahrens

deliefen sich die Kosten jedes Schwindsuchtsfalls im Laufe der Jahre auf 700 bis 2400 ℳ, ohne daß damit Hilfe geschaffen wurde. Eine rationelle Schwindsuchtsbekämpfung durchzuführen, sind die Krankenkassen finanziell nicht in der Lage. Bekanntlich beeinträchtigt ihren Nutzen die Zersplitterung des Kassenwesens, die Höhe der Ver⸗ waltungskosten und der Umstand, daß sie manche Lasten zu tragen haben, die eigentlich den Berufsgenossenschaften auferlegt werden müßten. Die Invaliditäts⸗ und Altersversicherungs⸗Anstalten können mit ihren reicheren Mitteln unschätzbare Dienste leisten. Sie müssen aber statt der ihnen gegenwärtig zustehenden Befugniß, ein Heilverfahren vor oder nach Ablauf der Verpflichtungen der Krankenkasse einzuleiten, esetzlich verpflichtet werden, unmittelbar an die gesetzliche Meisvestleistung der Krankenkassen ihre Fürsorge anzuschließen. Die frühere Befugniß soll dabei nicht aufgehoben werden,. damit kein Zwischenraum entsteht und etwa die Armenpflege eintreten müßte. Das volle Krankengeld der Krankenkassen soll den Familien der Be⸗ handelten zufallen.é Bei der Heilstätten⸗Fürsorge ist die Mitwirkung der Krankenkassen⸗Aerzte unentbehrlich, welche rechtzeitig für die Auf⸗ nahme der Erkrankten sorgen müßten. Die zur Behandlung Geeigneten sind nun im st engen Sinne noch arbeitsfähig, daber darf der Begriff der Erwerbsunfähigkeit, wenn man wirklich Nutzen schaffen will, nicht so ausgelegt werden, daß darunter lediglich die Unmöglichkeit zur Weiterarbeit oder ein der Gesundheit des Erkrankten unmittelbar drohender Nachtheil zu verstehen ist, vielmehr muß der Fall der Heilstätten⸗Fürsorge auch dann als vorliegend anerkannt werden, wenn von dem Weiterarbeiten Beeinträchtigung oder Verlust der Arbeitsfäbigkeit in absehbarer Zeit zu befürchten ist. Auch werden bei der Wichtigkeit der Aufklärung der Bevölkerung und der Erziehung derselben zu hygienischer Denkweise und Lebensführung Vorträge der Krankenkassen⸗Aerzte in Krankenkassenversammlungen erforderlich sein. Hier in Berlin haben sich über 100 Aerzte dazu bereit erklärt. Ferner sind zu diesem Zweck Vortragskurse in den Heil⸗ stätten durch die Heilstätten⸗Aerzte einzurichten. Die Krankenkassen werden aufklärende Schriften unter den Versicherten verbreiten, es werden Plakate mit leicht verständlichen Vorschriften in Fabriken an⸗ gebracht werden, es werden Gelegenheiten zu unentgeltlicher Sputum⸗

unntersuchung in Staatsinstituten und Krankenhäusern nach dem dankenswerthen Beispiel des preußischen Medizinal⸗Ministeriums ge⸗ schaffen werden müssen. kenkassen wie auch anderer hier Betheiligter zum Kampse geschieht, so

Wenn so alles von seiten der Kranken⸗

ist zu hoffen, daß schon am Ende des Jahrbunderts die Wurzeln ge⸗

legt werden, deren Früchte in der Bekämpfung dieser mörderischen

Feantben das nächste Säkulum pflücken wird. (Lebhafter, allseitiger eifall.

Landes⸗Rath Meyer⸗Berlin spricht über finanzielle und rechtliche Träger der Heilstätten⸗Unternehmungen. Die hygienisch⸗diätetische Behandlung der Tuberkulösen in besonderen Heil⸗ stätten ist ein werthvolles und wirksames Heilmittel der Krankheit. Deshalb gilt es, unbekümmert um die Möglichkeit anderer Behand⸗ lungsmethoden, derartige Heilstätten in der erforderlichen Zahl ins Leben zu rufen. Zur Lösung dieser großen Aufgabe reicht die Liebes⸗

thätigkeit freier Vereinigungen nicht aus, vielmehr ist es dringend er⸗ forderlich, mit finanzieller Unterstützung der staatlichen und behöͤrd⸗ lichen Organe unter gleichzeitiger Benutzung der sozialen Organisationen den Kampf zu führen. Eine Verpflichtung für die Uebernahme des Baues von Heilstätten läßt sich aus den gesetz⸗

8 lichen Vorschriften weder für Kommunen, noch für staatliche Be⸗

hörden herleiten. Alle dahin zielenden Vorschläge haben die Billigung des Reichstages nicht gefunden. Man wird auch füglich daran zweifeln müssen, ob eine landesgesetzliche Regelung der Heilstättenfrage dem Unternehmen dienlich sein wird. Einmal desweger, weil viele Ge⸗ meinden bereits an der Grenze ihrer Leistungsfähigkeit angelangt sind, und ferner, weil man dann wahrscheinlich auf die Mitwirkung sozialer Organisationen Verzicht leisten müßte. Es bedarf aber auch gar keiner legislatorischen Maßnahmen; denn die finanziellen Träßer der Heilstätten⸗Unternehmungen sind bereits latent vorhanden, es ist nur nöthig, sie zweckmäßig nutzbar zu machen. Neben aller Humanität ist die stärkste Triebfeder für Einrichtungen dieser Art das gesunde, berechtigte Interesse. Nur dieses allein bietet zugleich die Gewähr der zweckmäßigen Durchführung, sowie die Beständigkeit des Geschaffenen. Ein besonderes Interesse an der Arbeitsfähigkeit ihrer Kranken haben vor allem die Arbeitgeber, ferner die Krankenkassen und endlich die Invalitäts⸗ und Altersversicherungs⸗Anstalten und Berufsgenossenschaften, die darauf bedacht sein müssen, daß die Krankheit nicht zu dauernder Erwerbsunfähigkeit und damit zur Rentenzahlung führt. Ein nicht geringeres Interesse an dieser Frage haben die kommunalen Korporationen, und endlich ist der Staat Felbst interessiert, behufs Sicherung und Erhaltung der Volksgesund⸗ heit, sowie Mehrung der Volkswehrkraft und des Volkswohlstandes. Der Staat hat die Pflicht, jetzt, wo durch die Pionierarbeit der gemeinnützigen Vereine der Weg geebnet ist, thatkräftig einzugreifen. Z. B. müssen die Eisenbahntarife von und zu den Zeilstätten ver⸗ billigt werden. Alle diese Maßnahmen aber können nur dann zum Ziele führen, wenn sie gemeinsam wirken. Nur dann kann eine unnütze Verwendung und Vergeudung der Mittel ver⸗ hütet werden. Welche der verschiedenen zur Mitarbeit berufenen Stellen die Errichtung der Heilstätten unternehmen soll, ist nur eine Frage der größeren Initiative und bleibt abhängig von den besonderen Verhältnissen des Einzelfalles. Jedenfalls wird ohne Mitwirkung

der Selbstverwaltungskörper der obligatorischen deutschen Arbeiter⸗ persicherung die finanzielle Sicherung der Heilstätten⸗Unternehmungen nicht zu erzielen sein.

Das Ziel muß eine ausreichende Besetzung des ganzen Deutschland mit Heilstätten sein; in jedem größeren Kommunalbezirk in Preußen, in jeder Provinz muß mindestens je eine, den Bedürfnissen entsprechend große Heilstätte für Männer und Frauen errichtet werden.

Baurath Schmieden⸗Berlin legt hierauf die Normen für die bauliche Herstellung von Heilstätten dar. In Anlage und Betrieb einer Volksheilstätte für Lungenkranke muß bei möglichster Einfachheit allen hygsenischen Anforderungen der Neuzeit, sowie einem gewissen unerläßlichen Krankenkomfort Rechnung getragen werden. Der auszuwählende Bauplatz muß gegen Winde geschützt und ausgiebiger Besonnung ausgesetzt sein. In nächster Nähe sind reichliche, nicht zu dichte Nadelholzwaldungen dringend erwünscht. In der Nachbarschaft dürfen industrielle Unternehmungen nicht Platz greffen, da die Luft staub⸗, rauch⸗ und rußfrei sein muß. Auf leichte Zugänglich⸗ keit mittels Eisenbahnen ꝛc. ist Bedacht zu legen. Reichliches und gutes Trink⸗ und Gebrauchswasser muß vorhanden, die Gesammt⸗ anlage muß erweiterungsfähig sein. Auch bei kleineren Anlagen sollte mindestens ein, wenn möglich verheiratheter Arzt in der Anstalt

wohnen. Von der Wohnung des Arztes bezw. den Wohnungen des

Aufsichtspersonals soll die Anstalt möglichst vollkommen übersehen Die Räumlichkeiten für den Wäschereibetrieb sind . unterzubringen. Die Heeilstätten sind für mindestens 80, höchstens 200 Betten einzurichten, da sonst die Rentabilität bezw. im anderen Falle die Ueber⸗ sichtlichkeit leiden würde. Die Kosten pro Bett würden sich auf etwa 3000 bis 4000 stellen. Bezüglich der inneren Eintheilung der Gebäude sind die Schlafräume nicht zugleich als Wohnräume einzu⸗ richten, mit mindestens 30 chm Luftraum pro Bett. Zwischen je zwei Betten ist ein Zwischenraum von l bis 2 m zu lassen. Die Liegeballen sollen an beiden Längsseiten freistehen, der Luft Zutritt gestatten und möglichst nicht direkt nach Süden gelegen sein, weil sie sonst im heißen Sommer bei zu starker Sonnenbestrahlung nicht benutzbar sein würden. Die Badeeinrichtungen müssen in durchaus trockenen, angemessen erwärmbaren Räumen, nie im Keller eingerichtet werden. Für ein Untersuchungszimmer, ein Laboratorium u. s. w. ist Bedacht zu nehmen. Die Waͤnde und Fußböden sind möglichst un⸗ durchlässig und leicht abwaschbar herzustellen. Zentralheizung, elek⸗ trische Beleuchtung, Einrichtungen für möglichst sofortige Unschädlich⸗ machung des Auswurfs sind dringendes Bedürfniß. Desgleichen müssen Speisegeschirre nach jedem Gebrauch sterilistert werden können; auch ist die Wäsche, bevor sie in die Waschküche gelangt, auszukochen bezw.

zu sterilisieren

8 88

Stabsarzt Schultzen⸗Berlin erörtert im Anschluß an diesen Vortrag die Einrichtung und den Betrieb von Heilstätten. Die Volksheilstätten müssen für jedes Geschlecht völlig getrennt und einklassig angelegt werden. Beim Bau ist das getrennte Pavillonsystem vorzuziehen. Zur Erweiterung einer Heil⸗ stätte für die Sommermonate eignen sich die transportablen Döcker'schen Baracken. Die Größe einer Heilstätte ist so zu nor⸗ mieren, daß ein leitender Arzt alle Kranken gut überwachen kann. Die Krankenzimmer sollten größtentheils zu 2 bis 4 Betten ein⸗ gerichtet werden; Einzelzimmer müßten in geringer Zahl vorgesehen werden. Bett⸗ und Badewäsche ist seitens der Anstalt zu ge⸗ stellen, die zwangsweise Ferfecengg einer gleichen Anstaltskleidung ist nicht empfehlenswerth. Die Beköstigung der Kranken hat gemeinsam stattzufinden unter dauernder Aufsicht des Pflegepersonals. Als Ver⸗ abreichungsart ist im Interesse der Kranken die nicht portionsweise Verabreichung vorzuziehen. Die Volksheilstätten sind nicht nur in ärztlicher Hinsicht, sondern auch in jeder anderen Richtung dem leitenden Arzte allein zu unterstellen. Der leitende Arzt bedarf daher einer gründlichen klinischen Ausbildung, praktischer Erfahrung im Verwaltungsdienst und eingehender Kenntniß der sozialen Gesetzgebung. Die Aerzte, vor allem der leitende Arzt müssen in der Anstalt wohnen. Der Krankenpflegedienst wird zweck⸗ mäßig durch Schwestern wahrgenommen, welche gebildeten Kreisen entstammen. Männliches Pflegepersonal eignet sich aus verschiedenen Gründen nicht dazu. Die Gesammtkosten eines Heilstättenbetriebes, bei durchschnittlicher Belegung von 110 Betten, beziffert der Vor⸗ tragende auf einen Tagesatz von 3 pro Kopf. Inwieweit die Selbstübernahme landwirthschaftlichen Betriebes eine Kostenminderung mit sich bringt, hängt von den örtlichen Verhältnissen ab. Was die Heilerfolge anbetrifft, so ist nur der Dauererfolg für die Beurtheilung maßgebend. Die Heilungen der Tuberkulose im strengen pathologisch⸗ anatomischen Sinne kommen hier nicht in Betracht. Die bis⸗ herigen Ergebnisse der Volksbeilstättenbehandlungen gestatten vorläufig noch kein abschließendes Urtheil, gewähren jedoch schon jetzt die Aus⸗ sicht, daß die Volksheilstätten im Kampfe gegen die Tuberkulose eine gute Waffe bilden werden. Einen zahlenmäßigen Ausdruck für die Heilerfolge der Heilstättenbehandlung giebt die vom Reichs⸗Versiche⸗ rungsamt aufgestellte Statistik für die Jahre 1897 und 1898 an die Hand. Indessen ist diese doch zur Beurtheilung der Sache noch nicht ausreichend. Die bisher feststellbaren Heilerfolge müssen an sich als günstig betrachtet werden, sind aber noch erheblich besserungs ähig, durch sorgfältigere Auswahl der aufzunehmenden Kranken, ferner durch eine Ver⸗ längerung der Kurdauer und endlich durch Schaffung von Uebergangs⸗ Anstalten, in welchen entlassene Kranke noch längere Zeit unter günstigen Ernährungsverhältnissen gesundheitsgemäße Arbeit verrichten können. Um eine allen Anforderungen entsprechende Statistik zu gewinnen, müssen sämmtliche Volkeheilstätten verpflichtet werden, ihre Behandlungsergebnisse sowohl bei der Entlassung, als auch all⸗ jährlich nach der Entlassung nach einheitlichen Gesichtsxvunkten auf⸗ zustellen. Die Ergebnisse jeder einzelnen Anstalt sind alljährlich nach dem festgestellten Muster an eine Zentralstelle zur Anfertigung eines Sammelberichts zu senden, in Deutschland am besten an das deutsche Zentral⸗Comité zur Errichtung von Heilstätten für Lungenkranke.

Sodann spricht Stabsarzt Dr. Pannwitz, beifällig begrüßt, über die Fürsorge für die Familien der Kranken und die aus Heilstätten Entlassenen. Herr Friedeberg hat bereits be⸗ weglich geschildert, wie schwer sich ein E1“ zum Eintritt in die Heilstätten entschließt, wenn für die Seinen nicht gesorgt ist. Auch das Ergebniß der Kur hängt wesentlich davon ab, ob er dieser Sorge enthoben ist; denn nicht nur Arznei und Luft. sondern auch pipchtsche Einwirkungen sind dafür von wesentlicher Bedeutung. Es ist daher eine ergänzende Fürsorge für die Angehörigen der Heilstätten⸗ pfleglinge anzustreben; ander erseits ist auch dem Kranken die Furcht zu benehmen, daß er nach der Entlassung aus den Heilstätten nicht wieder Arbeit finden werde. Dabei ist zu hoffen, daß die Arbeitgeber, wie dies viele schon in entgegenkommendster Weise dem Zentral⸗Comité in Aussicht gestellt haben, den Erkrankten die Stellen offen halten und auch später ibre Thätigkeit erleichtern. Es könnte auch in der letzten Zeit des Heil⸗ stättenaufenthalts ein Berufswechsel angebahnt werden. Diese ergänzende Fürsorge muß planmäßig der freiwilligen Thätigkeit der gemeinnützigen Vereine, in Deutschland am besten dem Vereine vom Rothen Kreug, angegliedert werden. Der schwierigste Theil des Weges zur Bekämpfung der Krankheit, so etwa schloß der Redner, sei schon zurückgelegt; man habe die Höhe des Berges überschritten, und über des Berges Spitze erscheine die Kirche der zu erreichenden Ortschaft, auf deren Spitze das goldene Kreuz der Nächstenliebe blinke. (Beifall.)

(Hierauf tritt eine Pause von 12 bis 1 ½ Uhr ein.)

In der dann eröffneten Diskussion spricht Herr Rufenacht⸗ Walters⸗London über die Sanatorien für Lungentuberkulose in England. Die sogenannte Freiluftkur und die hygienisch⸗diätetische Bebandlung der Lungentuberkulose wären in England schon lange Zeit üblich. Die Lungentuberkulösen würden daselbst zum theil in den allgemeinen, zum theil in besonderen Krankenhäusern für chronische Kranke, zum thbeil in den sogenannten Heimstätten für Brustkranke untergebracht. Die wirklichen Heilstätten für Lungenkranke sind in England erst in der Entstehung begriffen. C. A. Halbach⸗Barmen erörtert die Mitwirkung gemein⸗ nütziger Vereine bei der Bekämpfung der Tuberkulose. Von einer Zentralstelle können unmöglich alle Auf, aben hinreichend gelöst werden; es empfiehlt sich deshalb eine zweckmäßige Dezentralisation. Als solche kleineren Zentren könnten die gemeinnützigen Vereine dienen, die sich je nach Bedürfniß in einzelne Ortsgruppen gliedern müßten. Die Aufgaben, die sich derartige Vereine stellen könnten, beständen in der Errichtung von Volksheilstätten, Sicherung des Betriebes solcher Anstalten, Sorge für geeignete Auswahl von Kranken zur Aussendung in Heilstätten, Beschaffung der Kur⸗ kosten für unbemittelte, namentlich nicht versicherte Kranke, Familien⸗ fürsorge und Fürsorge beim etwaigen Berufswechsel der Kranken. Als Beispiel erwähnt der Vortragende den Bergischen Verein für Gemein⸗ wohl, der seit Jahren mit immer wachsendem Erfolge auf dem Ge⸗ biete der Bekämpfung der Tuberkulose thätig gewesen ist. Rechts⸗ anwalt Dr. Mayer⸗Frankenthal hält eine innige Verbindung der Träger der drei Arbeiterversicherungsarten für nöthig und will den Kcankenkassen das Recht auf Zurückweisung Tuberkulöser oder zu Tuberkulose Disponierter in gefährlichen Betrieben gewahrt wissen. Dann müßte allerdings eine innigere Verbindung der Arbeiter⸗ versicherung mit den Instituten des Arbeitsnachweises eingerichtet werden. Zum Schluß betont er, daß nach seiner Ansicht das Reich und die Einzelstaaten zu Zuschüssen in der Heilstätten⸗Fürsorge verpflichtet seien. Herr Geheimer Medizinal⸗Rath, Professor Ewald⸗Berlin betont, daß die Bekämpfung der Tuberkulose nicht bloß in der Be⸗ handlung der ausgebrochenen Krantheit, sondern auch in einer wirk⸗ samen Prophylaxe zu bestehen habe. Der letzteren Indikation werden im hohen Maße die Kinderheilstätten gerecht, die an den deutschen Seeküsten errichtet worden sind. Er berichtet über die dort erzielten Resultate und hält eine Vermehrung der Scehospize für dringend wünschenswerth. Herr Dr. Salomon⸗Berlin schildert die Organisation der von dem Vorredner erwähnten Hospize; bislang sind derartige Anstalten in Norderney, Wyck auf Föhr, Zoppot und Neufähr errichtet worden. Herr Pro⸗ fessor Baginsky⸗Berlin betont ebenfalls, daß infolge der physio⸗ logischen Eigenart des kindlichen Organismus die Einrichtung be⸗ sonderer Kinderheilstätten wünschenswerth sei. Da bei den Kindern die Kontaktinfektion eine ebenso große Rolle spielt, wie die In⸗ halationsinfektion, so muß in solchen Anstalten der Reinhaltung der Kinder besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden. Dr. Sanchez⸗ Rosal⸗Guatemala, Valencia, berichtet, daß das National⸗Sana⸗ torium von Porta⸗Coeli, 26 km von Valencia, in günstiger topo⸗ graphischer Lage aus den Erträgnissen einer National⸗Subskription unter dem Protektorat des Königs und der Königin⸗Regentin von Spanien errichtet ist. Es steht unter Leitung des Professors Moliner von der Universität Valencia und ist für arme Schwindsüchtige be⸗ stimmt, deren Familien auch Unterstützung erhalten. Die Verwaltung des Sanatoriums hat beschlossen, 10 deutsche arme Schwindsüchtige

unentgeltlich dort zu verpflegen. Herr Dr. We icker⸗Görbersdorf

giebt eine interessante Statistik über das Schicksal der seit 1894 aus seinem Volks⸗Sanatorium „Krankenheim“ entlassenen Tuber⸗ kulösen, welche sich auf rund 1800 Patienten bezieht. Das Kranken⸗ material erhielt das Sanatorium durch Ueberweisung von 15 Ver⸗ sicherungsanstalten, eine kleine Zahl waren Privatpatienten. Durch Zählkarten sind bei den aus der Anstalt Entlassenen Erhebungen an⸗ gestellt, und dabei wurde die interessante und erfreuliche Thatsache gefunden, daß der Prozentsatz der Arbeitsfähigen bei denjenigen, welche im Initialstadium behandelt wurden, von Jahr zu Jahr steigt. Die Auswahl der Kranken 8 deshalb äußerst sorgsam sein; denn diese Art Anstalten sollen Heilstätten darstellen, nicht aber Krankenhäuser, welche auch für schwere und verlorene Fälle bestimmt sind. Redner empfiehlt eine einheitliche Statistik und hält das Reichs⸗Versicherungsamt für die berufene organisatorische Stelle, eine solche einzuleiten und durchzuführen. Herr Predöhl⸗ Hamburg erörtert die leitenden Gesichtspunkte bei der Auswahl und Nochbesichtigung der in Heilstätten behandelten Lungenkranken. Seine Bemerkungen betreffen weit über 2000 Kranke. Die Grundlage für die Beurtheilung jeden Falles bildet das ärztliche Gutachten. Die Auswahl der zur Heilstättenbehandlung geeigneten Fälle findet am zweckmäßigsten durch bestimmte Vertrauensärzte statt. Bei der Ent⸗ scheidung sind vor allem drei Punkte zu erwägen: die bisherige Dauer der Erkrankung, der augenblickliche Befund der Athmungsorgane und das Allgemeinbefinden. Initialfälle sind die geeignetsten, fortgeschrittenere Fälle von Lungentuberkulose gehören nicht in die Heilstätten. Herr Dr. Reiche⸗Hamburg spricht über die Kurerfolge bei den von der Hanseatischen Versicherungeanstalt für Invaliditäts⸗ und Alters⸗ versicherung in Heilstätten untergebracht gewesenen Lungenschwind⸗ süchtigen. Diese sind recht günstige gewesen. Bei 90 „% der Ent⸗ lassenen war eine deutliche Hebung des Allgemeinbefindens, bei 60 % eine Besserung der objektiven Lungenerscheinungen vorhanden. 60 % waren bei der Entlassung erwerbsfähig. Auffällig war, daß ein verhältnißmäßig großer Theil der Erkrankten von an Careinom verstorbenen Eltern abstammt. Professor Brouardel⸗Paris spricht über die Verhältnisse der Schwindsuchtsbehandlung in Paris. Nur ein Drittel der Schwind⸗ süchtigen, welche dort Aufnahme in den Spitälern verlangen, kann aufgenommen werden, während zwei Drittel mit weniger schweren Krankheitserscheinungen abwarten müssen, bis Plätze für sie frei werden. Für sehr nothwendig hält er es, Schwindsüchtige von anderen Kranken zu isolieren, um deren Infektion zu verhüten, andererseits bedürfen die ersteren auch einer ganz anderen Fürsorge in Bezug auf Luft, Ernährung u. s. w. wie die letzteren. Die Befürchtung, daß Phthisiker in besonders fäür sie bestimmte Anstalten nicht bineingehen würden, hält er für unbegründet. Herr Cortezzo⸗Spanien empfiehlt die spanische Meeresküste als ganz besonders geeignet für die Errichtung von Sanatorien. Herr Vollm er⸗Kreuznach macht Mittheilungen über die Kinderheilstätten in den deutschen Soolbädern, Herr Vaughan⸗England über englische Sanatorien. Herr Hohe⸗München betont, daß neben der arbeiten⸗ den und dienenden Bevölkerung auch die Heilstättenbewegung zu Gunsten unseres Mittelstandes gepflegt werden müsse, da eine gemein⸗ same Unterbringung beider nicht angängig ist. Er schließt mit einem warmen Appell an den Kongreß, für diese Idee zu wirken. Herr Michaelis⸗Rehburg macht Mittheilungen über die Leistungen der BremerLHeilstätte für unbemittelte Lungenkranke in Bad Rehburg, welche aus der Initiative eines Bremer Arztes hervorgegangen ist. Die Anstalt ist nur für 30 Betten eingerichtet. Redner empfieht Anlage solcher kleinen Anstalten. Die Kosten betragen 2,46 pro Tag und Kopf, sind also verhältnißmäßig gering. Herr Derecq⸗Paris spricht über Kindertuberlose, Herr Diaz⸗Lombardo aus Mexiko über den Einfluß des Klimas von Mexiko auf die Lungenschwindsucht. Moharrem⸗Bey aus Egypten findet, daß die Tuberkulose im Zu⸗ nehmen begriffen ist. Er schlägt internationale Spitäler für Tuberkulöse vor und will sein ganzes Vermögen zu diesem Zwecke bergeben. Es sprachen noch Herr Breitung⸗Coburg und Herr Mugdan⸗ Berlin, welcher letztere hervorhebt, daß der Kampf gegen die Tuberku⸗ lose hauptsächlich doch von den Aerzten zu führen ist, und daß diesen von den Kassenvorständen und den Regierungen mehr als bisher Bei⸗ stand gegen die Kurpfuscher gewährt werden müßte. Herr Gold⸗ schmidt⸗Berlin giebt der Zustimmung der Gewerkvsereine zu den Bestrebungen des Kongresses Ausdruck.

Der Erste Vorsitzende, Herzog von Ratibor, ergriff hierauf das Wort, um nochmals die Bedeutung des Kongresses zu betonen und auszusprechen, daß das Ziel, welches er sich gestellt habe, erreicht sei. Er dankte hierauf allen denen, welche an dem Zustandekommen mit⸗ gearbeitet und den Kongreß gefördert haben, vor allem Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin, dann auch dem Reichs⸗ kanzler Fürsten zu Hohenlohe, den Vorsitzenden der einzelnen Ab⸗ theilungen, den Delegirten und schließlich dem General⸗Sekretär, Stabsarzt Dr. Pannwitz, der seine unermüdliche Arbeitskraft in den Dienst des Kongresses gestellt habe.

Der Kammerherr, Vize⸗Ober⸗Zeremonienmeister von dem Knesebeck entbot hierauf einen Gruß Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin, der Allerhöchsten Protektorin, an den Kongreß. 1

Herr Professor Brouardel sprach in warmen Worten den Dank der auswärtigen Delegirten für die freundliche Aufnahme in Berlin aus und rühmte die Hochherzigkeit Ihrer Majestät der Kaiserin und der Reichsregierung, besonders auch die Gastlichkeit der Berliner städtischen Behörden. Redner gab ferner der Hoffnung Ausdruck, daß die hier geknüpfte Freundschaft fortdauern und im nächsten Jahre bei dem zu⸗ gleich mit der Weltausstellung stattfindenden internationalen Aerzte⸗ kongreß in Paris neuen herzlichen Ausdruck finden werde. Er über⸗ reichte dem Präsidenten die Einladung zu diesem Kongreß.

Der Zweite Vorsitzende, Geheime Medizinal⸗Rath, Professor von Leyden, hob die Verdienste des Ersten Vorsitzenden um den Kongreß hervor, worauf diesem seitens der Versammlung ein drei⸗ maliges Hoch ausgebracht wurde.

Der Herzog von Ratibor dankte und sprach auch dem Zweiten Vorsitzenden namens der Versammlung Dank aus.

Mit einem begeisterten Hoch auf Ihre Majestäten den Kaiser und die Kaiserin schloß der Kongreß.

Seinen Abschluß fand der Kongreß am Sonnabend durch ein Festmahl im Saale des Zoologischen Gartens, welchem etwa 500 Damen und Herren beiwohnten. Seine Majestät den Kaiser, den Protektor aller Werke des Friedens, und die Souveräne aller vertretenen Staaten feierte der Erste Vorsitzende, Herzog von Ratibor. Ihrer Majestät der Kaiserin sprach Prosessor Brouardel⸗Paris im Namen der Humanität nochmals innigen Dank aus für die Förderung des Kongresses. Der Zweite Vorsitzende, Geheime Medizinal⸗Rath von Lepden leerte sein Glas auf das Wohl des abwesenden Reichskanzlers Fürsten zu Hohenlohe. Ober⸗Medizinal⸗Rath, Professor von Ziemssen⸗München toastete auf das Präsidium, der Vize⸗Ober⸗Zeremonienmeister von dem Knesebeck auf die Damen, vor Allem auf die im Damen ⸗Comité thaͤtig gewesenen, der Geheime Medizinal⸗Rath, Professor B. Fränkel auf das Sanitäts⸗Offizierkorps und seinen Chef, den General⸗Stabsarzt der Armee Dr. von Coler, und der Professor Maragliano⸗Genua auf die gastliche Stadt Berlin. Dann erhob sich nochmals der Herzog von Ratibor, um der rastlosen Thätigkeit des General⸗Sekretärs, Stabsarztes Dr. Pannwitz zu gedenken, der seiner⸗ seits wieder dem gesammten Kongreß ein Hoch darbrachte, während der Präsident des Reichs⸗Versicherungsamts Gäbel speziell auf das Wohl der Aerzte trank.

Gestern Mittag folgten das Präsidium des Kongresses und die offiziellen Vertreter der verschiedenen Staaten der Einladung Seiner Majestät des Kaisers und Königs, Allerhöchst⸗ welcher mit Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin und den drei ältesten Prinzen Söhnen die erschienenen Herren, welche von der Station Wildpark in Hof⸗Equipxagen abgebolt worden waren, im Muschelsaale des Neuen Palais empfing. Beide Mazjestäten unter⸗ hielten Sich lebhaft mit den Ihnen einzeln vorgestellten Herren,

denen nach der Audienz ein Frühstück dargeboten wurde.