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abgestempelt sind,
Zinsen . b genen Forderungen bemerken wir, daß die Zu ddieser Zinsen mittels der Post, sowie ihre Gutschrift auf den
Fahshge werktäglich von 9 bis 1 Uhr, mit Ausschluß
1b Hauptverwaltung der Staatsschulden.
Bekanntmachung. 1 1. Juli 1899 fälligen Zinsscheine der preußischen Staatsschulden, einschließlich der von uns verwalteten Eisenbahn⸗Anleihen, werden bei der Staats⸗ chulden⸗Tilgungskasse — W. Taubenstraße 29 hierselbst —, ei der Reichsbank⸗Hauptkasse, den Regierungs⸗Hauptkassen, den Kreiskassen und den übrigen mit der Einlösung betrauten Kassen, Reichsbankanstalten und sonstigen Zahlstellen vom 21. d. M. ab eingelöst. Die Zinsscheine sind, nach den einzelnen Schuldgattungen und Werthabschnitten geordnet, den Einlösungsstellen mit einem Verzeichniß vorzulegen, welches die Stü ckzahl und den Betrag für jeden Werthabschnitt angiebt, aufgerechnet ist und des Einliefernden Namen und Wohnung ersichtlich macht. Wir machen darauf aufmerksam, daß die seit 1. Januar 1898 und den späteren Terminen fälligen Zinsscheine der konsolidierten 3 ½2, vor⸗ mals 4prozentigen Staats⸗Anleihe nur mit den⸗ enigen Beträgen eingelöst werden, welche sich aus der zum 1. Oktober 1897 erfolgten ergeben. Diese Werthe sind aus den in den Kassen⸗ räumen der Einlösungsstellen zum Aushang ge⸗
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brachten Verzeichnissen zu ersehen. Schuldverschrei⸗
bungen der genannten Anleihe und zugehörige Zinsscheinbogen, welche noch nicht auf 3 ½ Prozent sind baldigst an die Kontrole der Staatspapiere in Berlin SW., Oranien⸗ straße 92/94, zur Abstempelung einzuliefern. Wegen Zahlung der am 1. Juli fälligen für die in das Staatsschuldbuch eingetra⸗
2
Zusendung
Reichsbank⸗Girokonten der Empfangsberechtigten zwischen dem 17. Juni und 8. Juli erfolgt, die Baarzahlung aber bei der Staatsschulden⸗Tilgungskasse am 17. Juni, bei den Regierungs⸗Hauptkassen am 24. Juni und bei den sonstigen außerhalb Berlins damit betrauten Kassen am 26. Juni beginnt.
Die Staatsschulden⸗Tilgungskasse ist für die Zins⸗
es vorletzten Werktages in jedem Monat, am letzten Werk⸗
tage des Monats aber von 11 bis 1 Uhr geöffnet.
Die Inhaber preußischer Konsols machen wir wiederholt auf die durch uns veröffentlichten Amtlichen Nachrichten über das Preußische Staats⸗ chuldbuch“ aufmerksam, deren 6. Ausgabe durch jede Buchhandlung für 40 ₰ oder von dem Ver⸗ leger J. Guttentag in Berlin durch die Post frei für 45 ₰ zu beziehen ist. 118J 82h , ereee Berlin, den 5. Inni 189099. I Hauptverwaltung der Staatsschulden.
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Die dem Steinbruchunternehmer Kötter Geißler zu Hötmar
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ddiesseitigen Kreises auf Grund des e vom 19 Juni 1884 bezw. der zu dessen Ausführung erlassenen M
inisterial⸗Verordnung vom 11. September 1884 unterm 10. Juni 1898 ertheilte und unterm 28. März d. J. bis zum 1. August 1899 verlängerte Erlaubniß zum Besitz und zur Verwendung von Dynamit ist durch diesseitige Ver⸗ fügung vom heutigen Tage zurückgezogen wornden Warendorf, den 7. Juni 1899. 11“ Der Königliche Landranch, Geheime Regierungs⸗Rath ö1““ FßrNrXeiherr von Wrede⸗Melschedee. 1e I1““ ness en, er Angetshuien: —— Seine Excellenz der Präsident des Reichs⸗Eisenbahnamts, Wirkliche Geheime Rath Dr. Schulz, aus England;
Seine Excellenz der Präsident des Evangelischen Ober⸗
Kirchenraths, Wirkliche Geheime Rath D. Dr. Barkhausen,
Karlsbad
Seine Excellenz der Unter⸗Staatssekretär im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, Wirkliche Geheime Rath Fleck, in dienstlichen Angelegenheiten in den Bezirk der Königlichen Eisenbahn⸗Direktion zu Halle a. S.
bevveiz56“ Preußen. Berlin, 9. Juni. vEvee Seine Majestät der Kaiser
1 8 und König be⸗ sichtigten heute auf dem Bornstedter Felde bei Potsdam das erste und dritte Garde⸗Ulanen⸗Regiment.
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Die vereinigten Ausschüsse des Bundesraths für Handel 2n Verkehr und für Rechnungswesen hielten heute eine Sitzung.
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Der General der Kavallerie und General⸗Adjutant weiland Seiner Majestät des Kaisers und Königs Wilhelm I., Sn Heinrich VII. Reuß j. L., à la suite des Ulanen⸗
giments Graf zu Dohna (Ostpreußisches) Nr. 8, begeht heute sein fünfzigjähriges Militärdienstjubiläum. telegraphischer Mittheilung an den Admiralstab der Marine ist S. M Kreuzer „Jaguar“, Kommandant: Kor⸗ vetten⸗Kapitän Kinderling, am 8. Juni in Lissabon ein⸗ getroffen und beabsichtigt, am 12. Juni weiter zu gehen; S. M. Kreuzer „Hertha“, Kommandant: Fregatten⸗Kapitän von Usedom, ist am 8. Juni in Tsintau eingetroffen; S. M. S. „Deutschland“, Kommandant: Kapitän zur See Müller, mit dem Chef des Kreuzergeschwaders, Kontre⸗ Admiral Prinzen Heinrich von Preußen, Königliche
Hoheit, an Bord, ist am 8. Juni in Chemulpo eingetroffen und beabsichtigt, am 20. Juni nach Tsintau in See zu gehen.
Beuthen O.⸗S., 8. Juni. Bei der Einweihung des hiesigen neuen Kreishauses führte, wie „W. T. B.“ meldet, der Ober⸗Präsident Fürst von Hatzfeldt in einer Tischrede aus, daß das Zustandekommen des Rhein⸗Elbe⸗ Kanals auch im vitalsten Interesse der schlesischen Montan⸗ industrie liege. Ein Scheitern der Kanalvorlage bedeute auch für Schlesien auf absehbare Zeit den Verzicht auf die nothwendigen Verbesserungen der schlesischen Transport⸗ wege und vielleicht noch andere Wünsche. Die schlesische Montanindustrie sei ein wichtiger Faktor im preußischen Staate. Man könne unbedingt das Vertrauen zu der Staats⸗ regierung haben, daß diese die wirthschaftliche Parität zwischen den verschiedenen Provinzen aufrechterhalten und keine nennenswerthen Verschiebungen in den bisherigen Absatz⸗ gebieten eintreten lassen werde. Ueber die Ftera erforderlichen Maßnahmen würden bereits eingehende Ermittelungen angestellt.
Baden.
Seine Königliche Hoheit der Prinz⸗Regent von Bayern hat, wie „W. T. B.“ meldet, gestern Abend 8 Uhr die Rückreise von Karlsruhe nach München angetreten. Auf dem Bahnhofe waren Ihre Königlichen Hoheiten der Groß⸗ herzog und die Großherzogin sowie Ihre Großherzoglichen Hoheiten die Prinzen Max und Karl von Baden zur Verabschiedung anwesend.
8 venni mlha Hessen
Seine Königliche Hoheit der Großherzog ist, wie die „Darmstädter Ztg.“ meldet, an den Masern erkrankt. Aus icsem Grunde konnte Höchstderselbe als Präsident der deutschen landwirthschaftlichen Gesellschaft der gestrigen Eröffnung der landwirthschaftlichen Ausstellung in Frankfurt a. M. nicht bei⸗ wohnen, sondern ließ sich dabei durch Seine Großherzogliche Hoheit den Prinzen Wilhelm vertreten.
Sachsen⸗Coburg⸗Gotha.
In der heutigen Sitzung des gemeinschaftlichen Landtages der Herzogthümer Coburg und Gotha er⸗ klärte, dem „W. T. B.“ zufolge, der Staats⸗Minister von Se auf die kürzlich eingebrachte Interpellation des Abg. r. Heusinger über die Thronfolgefrage etwa Folgendes:
Vorerst kann ich erklären, daß die Herzogliche Regierung mit dem Beschlusse des Landtages vom 31. v. M. grundsätzlich einver⸗ standen ist und an dem von dem Landtage eingenommenen Standpunkt stets festgehalten hat. Was die Thronfolge selbst anbelangt, so sind dem Staats⸗Ministerium von seiten Seiner Königlichen Hoheit des Herzogs von Connaught weitere Mittheilungen als die dem Landtage bekannten bisher nicht zugegangen. Wenn Schwierigkeiten entstanden sind, so ist eine definitive Entscheidung jedenfalls in allerkürzester Zeit zu erwarten. Daß diese ohne Wissen und Mitwirkung der Staatsregierung und auch nach Umständen ohne Wissen und Mitwirkung dieses Landtages erfolgen werde, ist aus⸗ geschlossen. 9ͤ283 v1“ zmnih ant ruh
Oesterreich⸗Ungarn.
Außer dem ungarischen Minister⸗Präsidenten von Szell empfing der Kaiser gestern auch den Minister des Aus⸗ wärtigen Grafen Goluchowski und den österreichischen Minister⸗Präsidenten Grafen Thun in Audienz. Gestern Nachmittag hatten beide Minister⸗Präsidenten eine Besprechung.
Großbritannien und Irland.
Das Oberhaus nahm gestern, wie „W. T. B.“ meldet, einen von Lord Kimberley unterstützten Antrag Lord Salisbury's an, das Haus möge sich dem Beschlusse des Unterhauses, Lord Kitchener ein Geschenk von 30000 Pfund Sterling zu geben, anschließen. Ferner wurden einstimmi Dankesvoten an Lord Kitchener sowie dessen Offiziere 8n Mannschaften angenommen.
Im Unterhause gab der Staatssekretär für die Kolonien Chamberlain eine Erklärung folgenden Inhalts ab:
„Es sei unglücklicherweise wahr, daß die Konferenz zwischen dem Präsidenten Krüger und Sir Alfeed Milner in Bloemfontein ohne irgend ein Resultat abgebrochen und auf diese Weise eine neue Sach⸗ lage geschaffen worden sei. Krüger habe die von Sir Alfred Milner gemachten Vorschläge verworfen, und der von Krüger in Varschlag gebrachte Ausweg sei von Sir Alfred Milner und jetzt von der britischen Regierung als völlig unzureichend angesehen worden. Er habe noch nicht den Bericht erhalten, welchen Sir Alfred Milner, wie er ihm mitgetheilt, der Presse über die Konferenz zugestellt habe. Er meine, daß dieser Bericht wörtlich von dem „Reuter'schen Bureau“ nach England werde telegraphiert werden, doch sei er aus noch nicht aufgeklärten Ursachen bis jetzt nicht eingetroffen (s. umer Afrika). Er sei daher außer stande zu sagen, ob der Bericht, den die Regierung von Transvaal inzwischen veröffentlicht habe, in allen Punkten mit dem Bericht Sir Alfred Milner’'s übereinstimme. Er glaube, daß die Unterredung sich hauptsächlich um die Frage des Wahlrechts ge⸗ drehbt habe. Sir Alfred Milner sei der Ansicht gewesen, daß die Aus⸗ schließung der Ausländer von der Volksvertretung die Wurzel der augen⸗ blicklichen Schwierigkeiten sei, und daß es daher wünschenswerth erscheine, möglichst über diesen Punkt zu einer Einigung zu gelangen, bevor man sich mit den anderen Streitfragen befasse. Die gesammten Vorschläge Krüger's seien von der Einwilligung Groß⸗ britanniens abhängig gemacht worden, alle Streitigkeiten mit Transvaal der schiedsgerichtlichen Entscheidung fremder Mächte zu unterbreiten. Sir Alfred Milner habe alle diese Vorschläge Krüger's als völlig unzureichend angesehen und habe diesem ferner mitgetheilt, daß die britische Regierung nicht den Eingriff irgend einer fremden Macht in die Streitigkeiten zwischen Großbritannien und der Regierung von Transvaal gestatten werde. Krüger habe auch die Einverleibung von Swazjiland verlangt, doch scheine er auf diesem Anspruch nicht be⸗ standen zu haben. Ferner habe Krüger verlangt, daß die Frage der Entschädigung für den Zug Jameson's geregelt werde. Sir Alfred Milner habe erwidert, daß die britische Südafrikanische Gesellschaft gegen die Höhe des geforderten Schadenersatzes als eine ganz unver⸗ nünftig hohe protestiert habe, aber bereit sei, den durch den Zug Jameson's erlittenen Schaden von einem Schiedsgericht feststellen zu lafsen. Die Frage des Dynamit⸗Monopols sei auch berührt, aber im Hinblick auf das Mißlingen eines Uebereinkommens über die
Vahlrechtsfrage einer weiteren Behandlung zwischen den beiden Regierungen vorbehalten worden. Er habe noch hinzuzufügen, daß eine Depesche in Beantwortung der von den Ausländern an die Königin
erichteten Petition an Sir Alfred Milner abgesandt worden sei, evor dieser die Einladung zur Konferenz von dem Präsidenten Steijn erhalten habe, und daß diese Depesche während der Konferenz zurück⸗ gehalten worden sei. er Inhalt derselben werde jetzt der Regierung von Transvaal mitgetheilt werden, und sobald diese die Depesche er⸗ halten, werde sie mit anderen Dokumenten, mit Einschluß der an die . gerichteten Petition der Ausländer und der von anderen Ausländern an die Regierung von Transvaal gerichteten Gegenpetition, dem Hause vorgelegt werden.
Sodann gab der Parlaments⸗Sekretär des Auswärtigen Brodrick die Erklärung ab, daß das Abkommen mit Tonga keine Verpflichtungen der britischen Regierung involviere; eine Publikation desselben sei daher nicht erwünscht. Die russische Regierung habe, wie der eben peröffentlichte Schriftwechsel zeige, die Frage der chinesischen Eisenbahntarife für zu sehr technischer Art erachtet, als daß sie in ein präliminares Ab⸗ köoömmen aufgenommen werden könne. Diese Frage solle zwischen beiden Regierungen geregelt werden, wenn die Zeit, sie zu er⸗ wägen, gekommen sei. Die Regierung werde bestens bemüht sein, zu verhindern, daß britische Waaren auf chinesischen Eisenbahnen differentieller Behandlung unterworfen würden. Die Klausel in dem britisch⸗russischen Abkommen, die dahin gehe, Rußlands Freiheit bezüglich Eisenbahnkonzessionen für Strecken, die von der Mandschureibahn in südwestlicher Richtung gingen, zu unterstützen, decke sich nach Ansicht der britischen Regie⸗ rung nicht mit der Frage der Bahnverbindung mit Peking. Brodrick bestätigte ferner, daß in Rußland jetzt den englischen Handlungs⸗ reisenden eine Steuer von je 50 Rubeln und den von ihnen ver⸗ tretenen Firmen eine Steuer von je 500 Rubeln auferlegt werde, und gab verschiedene Punkte an, hinsichtlich deren bei der Anwendung des Gesetzes noch Zweifel beständen. Der britische Botschafter in St. Petersburg sei angewiesen, Erklärungen zu verlangen; eher könne nicht ent⸗ werden, ob Vorstellungen berechtigt seien. Maclean ragte an, ob, angesichts der. deutschen Kapitalisten gewährten Konzessionen für Eisenbahnen durch Kleinasien und Meso⸗ potamien nach Bagdad, die Regierung der Pforte notifizieren wolle, daß die britischen Interessen an dem Handel am persi⸗ schen Meerbusen es nothwendig machten, daß eine etwaige Linie von Bagdad nach Bassora und dem Persischen Golf⸗ englischen Kapitälisten anvertraut werde. Der Parlaments⸗ Sekretär des Auswärtigen Brodrick erwiderte, er könne über die Absichten der Regierung keine Erklärung abgeben; aber die Regierung sei völlig der Nothwendigkeit eingedenk, die britischen Interessen am Persischen Golf zu wahren. — Hierauf wurde das Dankesvotum an Lord Kitchener mit 321 gegen 20 Stimmen angenommen, ebenso mit überwältigender Mehrheit die übrigen Dankesvoten an die Offiziere und Mannschaften, nachdem mehrere Radikale die an den verwundeten Derwischen verübten Grausamkeiten gemißbilligt hatten. 19 dH mho .
Frankreich.
In der Deputirtenkammer theilte, wie „W. T. B.“ berichtet, der Präsident Deschanel gestern mit, daß er von dem Präsidenten der italienischen Deputirtenkammer ein Telegramm erhalten habe, in welchem dieser das Bedauern und die Sympathie der Kammer bezüglich der Vorfälle in Auteuil ausspreche. (Anhaltender Beifall.) Der Deputirte Baudry d'Asson-rief: Er erhielt, was er verdiente! (Lebhafte Protest⸗ rufe.) Der Präsident beendete die Verlesung des Telegramms und erklärte, daß dasselbe den Archiven werde einverleibt werden. (Lebhafter Beifall.) Der Präsident theilte ferner mit, daß der Deputirte Lasies den Minister des Aeußern über dessen Aeußerungen, betreffend die Depesche Panizzardi's, zu inter⸗ pellieren wünsche. Der Minister des Aeußern Delcassé er⸗ klärte, daß die Uebersetzung der Depesche Panizzardi's 40 Tage vor dem Prozeß Dreyfus hergestellt worden sei und keinerlei Ver⸗ änderung erfahren habe. Er habe weiter nichts zu sagen. Der Depu⸗ tirte Lasies verlangte eine Diskussion über die Uebersetzung der Depesche. (Die Linke protestierte, der Präsident rief den Redner zur Sache.) Lasies erklärte: „Sie werden mich nicht daran hindern zu sprechen. Der Minister hat sich geäußert, ich habe ebenfalls das Recht zu sprechen“”“. Der Deputirte Baudry d'Asson rief „Bravo, Lasies!“ Der Präsident Deschanel sagte: „Wenn Sie fortfahren, werde ich die Kammer fragen, ob Sie das Wort erhalten sollen.“ Der Deputirte Lasies entgegnete: „Ich begreife nicht, weshalb Sie die Freiheit der Tribüne nicht respektieren. Der Minister hat unverständliche Daten geliefert, und es würde der Würde der Kammer entsprechen, die sofortige Erörterung anzuordnen, andernfalls würden Sie darthun, daß Sie die Erörterung fürchten.“ Die Besprechung der Interpellation wurde um einen Monat vertagt. Der Deputirte Lasies bemerkte: „Dies beweist, daß Ihnen die Wahrheit mißfällt.“ (Lärmende Protestrufe.) Lasies wurde zur Ordnung gerufen. Der Deputirte Firmin Faure wuüͤnschte über die Verweisung Lasics' vor einen Untersuchungsrath zu interpellieren. Der Kriegs⸗Minister' Krantz rechtfertigte unter lebhaftem Beifall der Linken die von ihm angeordnete Maßnahme. Der Deputirte Lasies unterbrach den Minister fortwährend und wurde zur Ordnung 195 unter Eintragung in das Protokoll. Der Minister
Frantz fügte hinzu, er könne erst nach Beendigung der Untersuchung antworten und fordere Vertagung um einen Monat. Lasies rief, 8 Linken gewendet: „Sie sind Feiglingen (Lebhafte Protestrufe.) Die Vertagung um einen onat wurde hierauf mit 401 gegen 66 Stimmen be⸗ schlossen. Lasies nahm auf die Aufforderung des Präsidenten das Wort „Feiglinge“ zurück. — Die Kammer genehmigte so⸗ dann ohne Diskussion die vom Senat bereits angenommene Vorlage, nach welcher in kriegsgerichtlichen Voruntersuchungen den Angeschuldigten der Beistand eines Advokaten zu theil werden soll, und trat hierauf in die Berathung des Gesetzes über die Unfallversicherung ein.
In Toulon fand gestern der Stapellauf des Panzer⸗ schiffes „Jeanne d’Arc“ statt.
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Der General⸗Adjutant Graf Paul Schuwalow empfing gestern, einer Meldung der „Russischen Telegraphen⸗Agentur“ aus St. Petersburg zufolge, zu seinem 50 jährigem Offiziers⸗ jubiläum ein Reskript Seiner Majestät des Kaisers, in welchem es u. a. heißt: „Mein unvergeßlicher Vater, der Ihre schönen Talente hochschätzte, ernannte Sie zum Botschafter bei Seiner Majestät dem Deutschen Kaiser und König von Preußen. In dieser hervorragenden Stellung erwarben Sie die allgemeine Sympathie und trugen viel dazu bei, die auf gegenseitiges Vertrauen gegründete Freundschaft mit der be⸗ nachbarten Großmacht fester zu gestalten.“ LI1
Italien.
In der gestrigen Sitzung des Senats gab, „W. T. B.“ zufolge, der Schatz⸗Minister Boselli bei der Berathung des berichtigten Budgets die Erklärung ab, das Budget werde mit einem Ueberschuß von drei Millionen ab⸗ schließen. Der Minister wies einerseits darauf hin, daß es unumgänglich nothwendige Ausgaben gebe, und stellte andererseits sede Absicht, neue Lasten zu schaffen, in Ab⸗ rede, trat fuͤr wirkliche fortgesetzte Sparsamkeit ein und betonte, daß sich Symptome eines mrqschestlicen Auf⸗ schwungs des Landes bemerkbar machten. In Bezug auf die
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Lage des Staatsschatzes hob Boselli die eingetretene Besserung
daß die disponiblen Bestände für die Bedürfnisse genügten; es sei also nicht nöthig, zu neuen Maßnahmen zu schreiten. Alles, so fuhr der Minister fort, lasse glauben, daß der wirthschaftliche Aufschwung anhalten werde. Zwei Ge⸗ fahren könnten die Entwickelung des wirthschaftlichen Lebens beeinträchtigen: Machenschaften der Spekulation und unkluge Finanzwirthschaft. Wenn wieder ein Defizit eintreten sollte, werde der jetzt anerkannte sichere Kredit wieder verschwinden. Der Kurs der Staatspapiere sei in natürlichem Aufsteigen be⸗ griffen. Italien müsse sich einer ernsten Finanzwirthschaft befleißigen, dies sei das einzig geeignete Mittel, die Schatz⸗ verhältnisse eines großen Staats wieder in Ordnung zu bringen. Das Finanzprogramm sei kein unternehmendes, sondern ein befestigendes. Boselli bemerkte sodann, er werde der Reform der Steuern ernste Aufmerksamkeit zuwenden, aber unter drei Bedingungen: erstens daß für Konsolidierung des Budgets und des Staatsschatzes ausreichend gesorgt werde, zweitens, daß durch die Reformen kein Nachtheil für den Staatsschatz entstehe, auch nicht bei der ersten Einführung derseiben, und drittens, daß die Reformen derart seien, daß sie thatsächlich die Schwere der bestehenden Lasten erleichterten. Boselli betonte, das Kabinet werde allen Eifer darauf ver⸗ wenden, daß die erste Periode seines Wirkens dazu diene, das Budget zu stärken und den Frieden unter den Steuerzahlern zu sichern; er werde die öffentlichen Dienste nicht außer Acht lassen, die zur Vertheidigung und Größe des Landes noth⸗ wendig seien. Das Budget wurde sodann genehmigt.
In der Deputirtenkammer brachte der Schatz⸗Minister Boselli ein provisorisches Budget für die Zeit bis zum 31. De⸗ zember ein. Der Deputirte Costa beantragte sodann nament⸗ liche Abstimmung über mehrere Urlaubsgesuche von Deputirten, worauf der Präsident Chinaglia sein Bedauern darüber aussprach, daß man die Geschäfte in einer Weise zu behandeln beginne, welche die regelmäßige parlamentarische Arbeit störe. Die Urlaubsgesuche wurden in namentlicher Abstimmung mit 225 gegen 16 Stimmen genehmigt. Das Haus setzte sodann die Berathung der Anfragen über Angelegenheiten der inneren Politik fort. 1b
In dem geheimen Konsistorium, welches auf den 19. d. M. festgesetzt ist, wird der Papst, wie „W. T. B.“ berichtet, zwölf neue Kardinäle ernennen, namlich den Nuntius in Madrid, die Erzbischöfe von Görz, Toulouse, Turin, Ferrara und Reggio di Calabria, die latei⸗ nischen Patriarchen von Antiochia und von Konstanti⸗ nopel, den Sekretär der Kongregation der Propaganda, den Sekretär der Kongregation der Bischöfe und geistlichen Orden und schließlich den spanischen Kapuziner Llaneras. Dem Nuntius in Madrid und dem Erzbischof von Görz soll der Kardinalshut von Päpstlichen Ablegaten überbracht werden, die übrigen zehn sollen ihn im öffentlichen Konsistorium am 22. d. M. erhalten. In beiden Konsistorien werden auch zahlreiche Bischöfe ernannt werden.
. Schweiz.
Der Nationalrath hat, wie dem „W. T. B.“ aus Bern gemeldet wird, den Bundesrath eingeladen, zu prüfen, ob nicht durch ein Zusatzübereinkommen zu dem Nieder⸗ lassungsvertrag mit Italien oder durch eine Revision dieses Vertrags die Ausweispapiere näher vereinbart werden könnten, welche zur Ertheilung der Niederlassungsbewilligung an die Angehörigen der beiden Vertragsstaaten erforderlich sind.
Niederlande.
Die Kommission der Konferenz, welche mit der Be⸗ rathung der Akte der Brüsseler Konferenz betraut ist, hat, wie „W. T. B.“ aus dem Haag meldet, gestern den Artikel 55 derselben mit folgendem Zusatz angenommen: Die Neu⸗ tralen haben die Befugniß, Kranke und Verwundete ihr Gebiet passieren zu lassen, wenn diese nicht auf andere Weise vom Kriegsschauplatz entfernt werden können und unter der Bedin⸗ gung, daß eß Handlungsweise gegen beide Kriegführenden leichmäßig Anwendung findet; die neutrale Regierung 8
iese Verwundeten oder Kranken, sobald sie einmal au neutrales Gebiet zugelassen sind, nur dem Lande, dem sie an⸗ gehören, übergeben. — Die Sektion derselben Kommission nahm sodann die Berathung über die Frage der militärischen Rechte auf feindlichem Boden wieder auf. Vorläufig wurde nur provisorisch über die Artikel 3, 4 und 5 ab⸗ gestimmt; die definitive Abstimmung wird erst nach der Beschlußfassung über den gesammten Konventions⸗ vorschlag erfolgen. Bei der provisorischen Abstimmung wurde Artikel 3 aufrechterhalten; Artikel 4 wurde gestrichen; bei Artikel 5 herrschte Stimmengleichheit; dieser Artikel wird demnach in der nächsten Sitzung nochmals zur Berathung kommen. — Der russische Delegirte Professor Martens begiebt sich nach Paris, um an den daselbst am 15. d. M. beginnenden Arbeiten der Schieds⸗ Prichisseunmethhon über die Grenzstreitigkeiten zwischen Britisch⸗ Huyana und Venezuela theilzunehmen. Nach Beendigung der Arbeiten dieser Kommission wird Professor Martens nach dem Haag zurückkehren. inees 1“
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Die internationale Konvention zur Regelung der Einfuhr von Alkohol und des Verkaufs von Spiri⸗ tuosen in Afrika ist, wie „W. T. B.“ meldet, gestern in Brüssel unterzeichnet worden. ““
Infolge der jüngst getroffenen Vereinbarungen bezüglich der Bezahlung der russischen Kriegsentschädigung sind, wie dem „W. T. B.“ aus Konstantinopel berichtet wird, sechs türkische Beamte zu Finanz⸗Inspektoren der Vilajets Konia, Brussa, Aidin, Adana, Sivas, Angora und, Kastamnai ernannt worden.
hervor und erklärte,
Rumänien.
g hosß einer Meldung des „W. T. B.“ aus Bukarest wurden bei den gestrigen Wahlen zur Deputirtenkammer im ersten Wahlkollegium, soweit die Resultate bis jetzt bekannt sind, 41 Konservative, 3 Junimisten und ein Liberaler gewählt. Eine Stichwahl ist nöthig geworden. Cantacuzino wurde
in drei Distrikten gewählt. Es herrschte überall völlige Ruhe.
Asien. ꝛAus Peking meldet das „Reuter'sche Bureau“, daß die Franzosen in sechs Bezirken von Sztschwan, insbesondere in Huanhsien, Chienweihsien und Tungesiatu, Minenkonzessionen erhalten hätten. Der britische Geschaͤftsträger beabsichtige dem Vernehmen nach, Protest einzulegen. 8
Das „Reuter'sche Bureau“ verbreitet folgende Depesche aus Matjesfontein (Kapkolonie) vom gestrigen Tage:
Die Konferenz in Bloemfontein ist ergebnißlos verlaufen. Den hauptsächlichsten Berathungsgegenstand bildete die Bürgerrechts⸗ frage. Der Gouverneur Sir Alfred Milner schlug vor, alle Aus⸗ länder sollten nach fünfjährigem Aufenthalt in Transvaal nach bloßer Ablegung des Bürgereides das volle Bürger⸗ recht erhalten, und diese Bestimmung solle rückwirkende Kraft haben; ferner schlug Sir Alfred Milner vor, daß dem Rand⸗Gebiet einige weitere Sitze in der Volksvertretung zugestanden werden sollten. Der Präsident Krüger machte Gegenvorschläge, welche zwar liberaler waren, als alle bisher von ihm unterbreiteten, aber doch nicht im stande waren, Sir Alfred Milner zu befriedigen. Auf das Drängen des letzteren bot dann Präsident Krüger drei weitere Parlamentssitze für das Goldfelder⸗Gebiet an. Bei der Besprechung des abgeänderten Krüger'schen Reformplans machte Sir Alfred Milner den Präsidenten auf die Unzulänglichkeit seiner letzten Vor⸗ schläge aufmerksam. Er sagte, er sei ju der Konferenz in der gekommen, daß er seiner Regierung werde mittheilen können,
rüger sei bereit, den Ausländern eine liberale Abhilfsmaßnahme zu⸗ zugestehen, welche es denselben ermöglichen werde, sich selbst zu helfen und die britische Regierung von der Pflicht des Einschreitens zur Abstellung privater Beschwerden zu befreien. Seiner Ansicht nach erfüllten die Vorschläge Krüger's diese Bevingungen nicht. Die Lage sei daber unverändert. Während des ganzen Verlaufs der Be⸗ rasbungen suchte Präsident Krüger die Vorschläge bezüglich des Bürgerrechts als Mittel zu gebrauchen, um das Versprechen zu erlangen, die nach Maßgabe der Londoner Konvention entstandenen Streitig⸗ keiten durch schiedsgerichtliche Entscheidung zu regeln. Sir Alfred Milner lehnte es ab, die zwei Gegenstände als vsn einander abhängig zu behandeln. Die innere Reform in Transvaal sei in jedem Fall nöthig, um die Unabhängigkeit der Republik zu bewahren. Was die Schiedsgerichtsfrage betreffe, so beständen gewisse Fragen, bei welchen eine schiedsrichterliche Entscheidung nicht zugestanden werden könne; bei anderen könne sie möglicherweise zugestanden werden, vorausgesetzt, daß ein passender Schiedsgerichtsbdof in Anregung gebracht werde, der nicht die Heranziehung einer fremden Macht involviere; letzteres werde die britische Regierung nie zugeben. Sir Alfred Milner verlangte, daß alle naturalisierten Ausländer, welche fünf Jahrr im Lande ge⸗ wohnt hätten, das Wahlrecht erhalten sollten und daß diese Be⸗ stimmung rückwirkende Kraft habe, daß ferner der neu hinzuge⸗ kommenen Bevölkerung eine angemessene Zabl von Sitzen in der Volksvertretung zusestanden werde. Krüger’'s Vorschläge waren in der Hauptsache folgenden Inhalts: 1) Die Ausländer, welche im Lande schon vor dem Jahre 1890 gewohnt haben, sollen naturalisiert werden und das Wahlrecht nach Verlauf von zwei Jahren erhalten. 2) Die große Masse der übrigen Ausländer soll auch in zwei Jahren naturalisiert werden und das Wahlrecht fünf Jahre später, also in sieben Jahren, von heute an gerechnet, erhalten. Während des Zeitraums, der sich von dem Augenblick der Naturalisierung bis zur Erlangung des Wahlrechts erstreckt, würden die Ausländer ihre jeßige Nationalität aufzugeben haben und keine Bürgerrechte in Transvaal besitzen. Krüger machte sein Anerbieten auch von gewissen Bedingungen ab⸗ hängig bezüglich der materiellen Lage der Ausländer und des Nachweises von Bürgerrechten in den Ländern, von welchen die Ausländer gekommen seien. Es sei dagegen noch nicht klar⸗ gestellt, ob man auf der weiteren Bedingung bestehen werde, daß die Zweidrittel⸗Majorität der Bürger zur Bestätigung des erlangten Wahlrechts erforderlich sei. Krüger gab seine Einwilligung dazu, daß die Vertretung der Minendistrikte um drei Mitglieder vermehrt werde, sodaß diese Distrikte in der Volksvertretung von 31 Sitzen fünf er⸗ halten würden. Nach diesen Vorschlägen würde für die nächsten zwei Jahre keinerlei Aenderung in der jetzigen Sachlage eintreten und dann
auch nur für eine kleine Minorität von Ausländern, die 11 Jahre in
Transvaal gewohnt hätten. 8 1.“
Die Berichte über die gestrigen Sitzungen des Reichs⸗ tages und des Hauses der Abgeordneten befinden sich in der Ersten Beilage.
— In der heutigen (89.) Sitzung des Reichstages, welcher der Staatssekretär des Innern, Staats⸗Minister Dr. Graf von Posadowsky beiwohnte, wurde die zweite Be⸗ rathung des Entwurfs eines Invalidenversicherungs⸗ gesetzes fortgesetzt.
Zum § 143 liegen ein Antrag des Abg. von Salisch (d. kons.) und ein sozialdemokratischer Antrag vor, eine Strafe für diejenigen Arbeitgeber einzuführen, welche aus⸗ ländische Arbeiter beschäftigen, ohne für dieselben die Hälfte der Beiträge zu entrichten.
Abg. von Salisch empfiehlt die Annahme seines Antrages, weil derselbe seiner Fassung nach auch die Nichtbeachtung der über diese Frage zu erlassenden Ausführungsbestimmungen mitumfassen würde.
Abg. Haase (Soz.) erklärt das Einverständniß seiner Freunde mit diesem Antrag und zieht den sozialsemokratischen Antrag zurück.
§ 143 wird mit dem Antrage des Abg. von Salisch an⸗ genommen.
Zu § 147 hat der Abg. Freiherr von Richthofen⸗ Damsdorf (d. kons.) beantragt, die von der Kommission ge⸗ strichenen Bestimmungen der Regierungsvorlage wiederaufzu⸗ nehmen, wonach Verträge zulässig sein sollen, die den Arbeitern die Verpflichtung auferlegen, die Beiträge selbst zu entrichten.
Der Antrag wird abgelehnt und § 147 nach den Be⸗ schlüssen der Kommission angenommen.
Im übrigen gelangt der Rest des Gesetzes ohne Debatte nach den Beschlüssen der Kommission zur Annahme. (Schluß des Blaties.) 16* m e eebeeh stt
— In der heutigen (73.) Sitzung des Hauses der Abgeordneten, welcher der Vize⸗Präsident des Staats⸗ Ministeriums, Finanz⸗Minister Dr. von Miquel und der Minister des Innern Freiherr von der Recke beiwohnten, gelangte der Gesetzentwurf, betreffend die Bildung der Wählerabtheilungen bei den Gemeindewahlen, zur ersten Berathung.
ur Einleitung der Debatte nahm zunächst der Minister des Innern Freiherr von der Recke das Wort. Alsdann sprachen bis zum Schluß des Blattes noch die Abgg. Dr. von Heydebrand und der Lasa (kons.), Herold (Zentr.) und Dr. Sattler (nl.).
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Bei der gestern im 1. Hannoverschen ebltre (Emden, Norden, Leer, Wehner) vorgenommenen Ersatzwahl zum Reichstage wurde, wie der „Hann. Cour.“ meldet, Graf Edzard zu Inn⸗ und Knyphausen (kons.) mit 8302 Stimmen gewählt. Auf Agena (nl.) fiele
8
8
n 7202 Stimmen.
— Der Ober⸗Bürgermeister von Elberfeld, Geheime Regie⸗ rungs⸗Rath Jaeger, Mitglied des Herrenhauses, ist gestern gestorben.
Nr. 23 des „Centralblatts für das Deutsche Reich“⸗, herausgegeben im Reichsamt des Innern, vom 6. Juni, enthält Aenderungen der deutschen Wehrordnung.
Nr. 23 des „Eisenbahn⸗Verordnungsblatts“, heraus⸗ gegeben im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, vom 5. Juni, hat folgenden Inhalt: Bekanntmachung des Reichskanzlers, betreffend die dem internationalen Uebereinkommen über den Eisenbahnfrachtverkehr beigefügte Liste, vom 13. Mai 1899. — Erlasse des Ministers der öffentlichen Arbeiten:; vom 19. Mai 1899, betreffend Ergänzung der Geschäftsanweisung für die Rechnungs⸗Direktoren; vom 20. Mai 1899, betreffend Beschleunigung des Enteignungsverfahrens; vom 21. Mai 1899, betreffend Reiseentschädigungen der Vertreter von Inspektions⸗ vorständen u. s. w.; vom 22. Mai 1899, betreffend Erläuterung des Begriffs „Ort“ für die Berechnung der Reise und Umzugskosten der preußischen Staatsbeamten; vom 29. Mai 1899, betreffend Unter⸗ haltung von Fenstermarkisen und Jalousien an Dienstwohnungen; vom 30. Mai 1899, betreffend formlose Prüfung zum Bahnsteig⸗ 1AAA4*“ 1.6“
Kunst und Wissenschaft.
In der Sitzung der physikalisch⸗mathematischen Klasse der Akademie der Wissenschaften vom 1. Juni las Herr Frobenius über „die Darstellung der endlichen Gruppen durch lineare Substitutionen“ (zweiter’ Theil). Jedem der Charaktere einer endlichen Gruppe entspricht, wie in der Abhandlung dargelegt wird, eine und nur eine primitive Darstellung der Gruppe durch lineare Sub⸗ stit utionen. Zur Berechnung ihrer Koeffizienten genügt die Kenntniß einer einzigen Lösung eines bestimmten Systems linearer und quadratischer Gleichungen. Aus den primitiven Dar⸗ stellungen der Gruppe läßt sich jede ihrer Darstellungen zusammen⸗ setzen, und zwar nur auf eine Weise. — Herr von Bezold überreichte die neuesten Veröffentlichungen des Königlichen Meteorologischen Instituts: Ergebnisse der Beobachtungen an den Stationen II. und III. Ord⸗ nung im Jahre 1894, Berlin 1898; Ergebnisse der Meteorologischen Beobachtungen in Potsdam im Jahre 1897, Berlin 1899; Bericht über die Internationale Meteorologische Konferenz in Paris 1898, Berlin 1899; Regenkarte der Provinz Schlesien, bearbeitet von G. Hellmann, Berlin 1899.
In der Sitzung der philosophisch⸗historischen Klasse der Akademie von demselben Tage (vorsitzender Sekretar: Herr Diels) las Herr Brunner uͤber „die Vergabungsfreiheit im westgothischen, burgundischen und salfränkischen Rechte.“ Seine Ausführungen lauteten dahin: Im westgothischen Rechte sei das Wartrecht der Descendenten nicht erst durch Chindasvind geschaffen, sondern nur wieder hergestellt worden, nachdem Eurich die unbeschränkte Verfügunzsfreiheit eingeführt hatte und diese bereits von Leovigild der Frau über Gaben des Mannes extra dotem beschränkt worden war. Auch nach burgundischem und sal⸗ fränkischem Rechte habe der Vater nur über einen Freitheil durch⸗ Vergabungen verfügen können.
Trotz der vorgerückten Jahreszeit war die Juni⸗Sitzung der Archäologischen Gesellschaft ungewöhnlich stark besucht. Auf der Tagesordnung stand ein Vortrag des Herrn Wiegand, der über die von den hiesigen Königlichen Museen unternommenen und unter seiner Leitung zu einem gedeihlichen Abschluß gebrachten Aus⸗ rabungen in Priene Bericht erstattete. An der Hand treff⸗ sicher Projektionsbilder gab der Redner einen Ueberblick über die Gesammtanlage der Stadt, ihr Straßennetz und ihre wichtigsten Bauten und ging dann des näheren auf die Ge⸗ staltung des hellenistischen Wohnhauses ein, das in Priene, wie die ausgestellten Grundrisse zeigten, an zahlreichen typischen Bei⸗ spielen studiert werden kann. In überzeugender Weise wies der Vor⸗ tragende nach, daß in dem Hauptraum des hellenistischen Hauses, dem großen quadratischen Oekus mit seinem Altar und seiner Vor⸗ halle, dieselbe Plandisposition vorliege, mit der wir aus dem Megaron mykenischer Palastanlagen vertraut sind. Vorher hatte Herr Winter, durch zahlreiche Abbildungen unterstützt, über die Silberschätze von Bosco Reale und Hlldesheim gesprochen und in einer anziehenden Parallele die Uebereinstimmungen und Verschiedenheiten beider dar⸗ gelegt. Die Vergleichung fällt zu Gunsten des Hildesheimer Schatzes aus, der durch die Eleganz und Vornehmheit vieler seiner Stücke dem von Bosco Reale überlegen ist. LELEEWEE’““
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“ Theater und Musik. Theater des Westens.
Auch die zweite Aufführung des Opernensembles unter der Leitung des Herrn Heinrich galt einem Meisterwerke Mozart's, und zwar ging „Figaro's Hochzeit“ mit dem Königlich bayerischen Hofopern⸗ sänger Herrn Theodor Bertram in der Rolle des Grafen als Gast in Scene. Der Verlauf des ersten Aufzugs, in welchem nicht alles ganz nach Wunsch gelang, ließ vermuthen, daß auf die Proben zu dieser Oper nicht soviel Zeit und Sorgfalt hatte verwendet werden können, wie zu der so glänzend gelungenen Eröffnungsvor⸗ stellung. In den nachfolgenden drei Akten wuchs indeß das Vertrauen der Mitwirkenden zu ihren Aufgaben, sodaß man auch hier nicht umhin konnte, die trefflichen Eigenschaften der darstellenden Sänger, die Regie⸗ kunst des Herrn Schertel und die musikalische Sicherheit und Fein⸗ fühligkeit des Kapellmeisters Grimm anzuerkennen. Um zunächst mit dem Gaste zu beginnen, so ist seine kürstlerisch vornehme Art zu singen und zu spielen von seinem ehemaligen Auftreten an derselben Stätte her bereits bekannt. Seine stattliche Er⸗ scheinung ließ ihn für die Verkörperung des Grafen be⸗ sonders geeignet erscheinen, und auch stimmlich war er gestern vorzüglich disponiert. Gleiches Lob darf man Frräulein Rüsche als Gräfin spenden, welche das günstige Urtheil, das man über ihre Wiedergabe der Pamina fäͤllen konnte, nur bestätigte. Zur Dar⸗ stellung des beweglichen Figaro ist die Wuchtigkeit der Stimme sowohl wie die Erscheinung des Herrn Blaß nicht sonderlich geeignet; er entledigte sich indessen seiner Aufgabe recht befriedigend. Fräulein Rita Neumann (Susanna) schien im ersten Akt unter einer Befangenheit zu leiden, die aber im Laufe des Abends wich; sie bewährte sich gesanglich namentlich in dem Brief⸗ duett des dritten und ganz besonders in der schwierigen Arie des letzten Aktes. Hernegebthg verdient ferner Fraͤulein Schoene (Bärbchen) für ihre völlig einwandfreie Wiedergabe der Kavatine „Unglücksel'ge kleine Nadels. Auch die Leistungen der Damen Otty (Cherubin), Bergmann (Marzelline), der Herren Lieder (Basilio), Radow (Bartolo) seien mit Anerkennung genant.
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Im Königlichen Opern hause geht morgen F. von Flotow's Oper „Martha“ in Scene. In der Titelrolle gastiert Fräulein Fritzi Scheff vom Hof⸗Theater in München auf Engagement, die Nancy singt Fräulein Rothauser, den Lord Tristan Micklefort Herr Knüpfer, den Lyonel Herr Carl Burrian vom Stadt⸗Theater in Hamburg als Gast, den Plumket Herr Mödlinger.
Im 1558;s Schauspielhause geht morgen zum ersten Male „Auf Strafurlaub', Lustspiel von Guß
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