1899 / 235 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 05 Oct 1899 18:00:01 GMT) scan diff

der Regierungs⸗Assessor von Pirch in Aachen zum stell⸗ vertretenden Vorsitzenden der Schiedsgerichte in

der Geheime Regierungsrath Schacht in Oppeln zum Vorsitzenden und

der Regierungs⸗Assessor Wagner ebenda zum stell⸗ vertretenden Vorsitzenden des daselbst errichteten Schiedsgerichts der landwirthschaftlichen Unfallversicherung für den Stadtkreis Berlin, den 30. September 1899.

D für Handel und G In Vertretung: Lohmann.

Ministerium der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinal⸗Angelegenheiten.

Der bisherige Privatdozent in der philosophischen Fakultät

Professor Dr. Heinrich Biltz ist

der Universität zu Kie Professor in derselben Fakultät ernannt

zum außerordentlichen

Bekanntmachung. 1 Mendelssohn⸗Bartholdy⸗Stiftung.

Das diesjährige Felix⸗Mendelssohn⸗Bartholdy⸗

Staats⸗Stipendium für Komponisten ist dem früheren Schüler der Königlichen akademischen Hochschule für Musik in Berlin Siegfried Fall verliehen worden. dium für ausübende Tonkünstler wurde der derzeitigen Schülerin derselben Anstalt, Klavierspielerin Marie Bender Die vorzügliche Leistung des Schülers desselben Jascha Sußmann verdiente eine be⸗-⸗

Das Stipen⸗

zuerkannt. Instituts, Violinisten sondere lobende Erwähnung.

insen⸗Einnahme der Ersparnisse der Stiftung inkünften des 30 000 betragenden Kapitals, Ernst von

und von den welches die Herren Geheimer Kommerzienrath Mendelssohn⸗Bartholdy, Robert und Franz von Mendelssohn am 4. November 1897 der Stiftung widmeten, wurden den beziehungsweise derzeitigen Schülern der Königlichen in Berlin Sän Berta Jahr, Violinisten Johannes Palaschko, Al Wittenberg und Juanita Brockmann, Klarvierspieler Heniot Levy, den bisherigen Schülern des Dr. Konservatoriums für alle Zweige der Tonkunst zu a. Main Violoncellist Arnold Földesy und Komponist Friedrich Niggli, den früheren, beziehungsweise gegen⸗ des Königlichen Konservatoriums für Orgel⸗ und Klavierspieler er und Flötist üler der Groß⸗ Musik und Theater⸗Schule in eimar, Violoncellisten Alfred Saal Zuwendungen gemacht. Berlin, den 30. September 1899. Der Vorsitzende des Kuratoriums.

en Hochschule

wärtigen Schülern zu Dresden Devrient, Klavierspielerin Frieda Irmis rbert Krüger und dem bisherigen S erzoglichen Orchester⸗

b Michtamtliches.

Deutsches Reich. Preußen. Berlin, 5. Oktober. Ihre Kaiserlichen und Königlichen Majestäten sind, wie „W. T. B.“ meldet, heute früh um 8 Uhr von Rominten abgereist.

Der Bundesrath versammelte sich heute Vorher beriethen der Ausschuß für Justiz⸗ die vereinigten Ausschüsse für Handel und Verkehr und für Justizwesen.

zu einer Plenarsitzung. wesen un

Die Nr. 10 der „Amtlichen Nachrichten des Reichs⸗ Versicherungsamts“ vom 1. Oktober 1899 enthält aus dem Gebiete der Unfallversicherung folgende Rekurs⸗ Entscheidungen: 1

Der Antrag auf Wiederaufnahme des Ver⸗

ahrens ist nach Ablauf von fünf Jahren, von dem Tage eer Rechtskraft des angefochtenen Urtheils an gerechnet, un⸗ statthaft (1781).*) Wenn mehrere Prozeßbevollmächtigte bestellt sind, ist die Zustellung der Ausfertigung der Entscheidung an einen der Bevollmächtigten ausreichend (1782).

„Invaliditäts⸗ und Altersver⸗ enthält zwei Rundschreiben des Reichs⸗Ver⸗ ngsamts, betreffend die Versicherungspflicht der in der ndustrie beschäftigten Kommissionswerkmeister oder sowie folgende Revisions⸗Ent⸗

licherung“

Kommissionsfabrikanten, scheidungen:

Eine in eigener Betriebsstätte beschäftigte Tabackzurichterin ist auch dann als Hausgewerbetreibende der Taback⸗ industrie nach dem Bundesrathsbeschluß vom 16. Dezember 1891 versicherungspflichtig, wenn sie für Rechnung eines anderen Hausgewerbetreibenden der Taback⸗ industrie arbeitet (764).

8 1 emäß § 156 des Invaliditäts⸗ und Alters⸗ versicherungsgesetzes in Verbindung mit Ziffer 14 Abs. 2 des Bundesrathsbeschlusses vom 1. März 1894 zu berechnende Wartezeit für die Invalidenrente können neben vorgesetz⸗ hausgewerblichen Beschäftigungsverhält⸗ nissen aus den 5 Jahren vor dem Eintritt der Invalidität nicht auch gesetzlich versicherungspflichtige und durch Beiträge gedeckte Lohnarbeiten, die vor jenen Zeit⸗ raum fallen, angerechnet werden Nach Ziffer 1 Abs. 3b. des Bundesrathsbeschlusses vom 1. März 1894, betreffend die Invaliditäts⸗ und Altersversiche⸗ rung von Hausgewerbetreibenden der Textilindustrie, kann eine ausgewerbliche Beschäftigung vonzeitweise gering⸗ igem Umfange mit Rücksicht auf die gleiche sonst be⸗ rufsmäßige Thätigkeit des Beschäftigten gleichwohl ver⸗ erungspflichtig sein (76660.. des Invaliditäts⸗ und Altersversiche⸗ rungsgesetzes finden bei versicherungspflichtigen Hausgewerbe⸗

) Die neben den Entscheidungen stehenden eingeklammerten Zahlen geben die Ziffer an, unter der diese in den „Amtlichen Nach⸗ richten“ veröffentli yt sind.

treibenden der Textilindustrie auch im Fall vorüber⸗ gehender Unterbrechung der hausgewerblichen Thätigkeit durch Arbeit im Auslande, und zwar für die im Sinne des Bundesrathsbeschlusses vom 1. März 1894 vorgesetzlichen Beiten he Beibringung von Doppelmarken, Anwen⸗ ung 1

Das in eigener Wohnung betriebene “““ von Knöpfen auf Kartons für Rechnung einer Knopffabrik ist als hausgewerbliche Beschäftigung nicht ver⸗ sicherungspflichtig (768).

Eine im übrigen nach Art der Hausgewerbetreibenden be⸗

schäftigte Mäntelnäherin ist noch nicht als Lohn⸗

arbeiterin im Sinne des § 1 des Invaliditäts⸗ und Alters⸗ E weil sie ab und zu aus be⸗ sonderen Anlässen (z. B. beim Bügeln, e der Kragen, Erlernen neuer Macharten) in der Betriebsstätte ihres Auftraggebers arbeitet (769).

Die Wiederaufnahme eines rechtskräftig ab⸗ geschlossenen Verfahrens, weil die Partei eine neue Urkunde auffindet oder zu benutzen in den Stand gesetzt wird 543 Ziffer 76 der Zivilprozeßordnung), ist un⸗ zulässig, wenn die Partei vor dem Ergehen des an⸗ G Urtheils von dem Vorhandensein der Urkunde 85 ten einer Behörde) dexart Kenntniß erlangt hatte, daß sie davon im Beweisaufnahmeverfahren hätte Gebrauch machen können (770). 8

Der Königliche Gesandte in Dresden, Wirkliche Geheime

Rath Graf von Dönhoff ist von dem ihm Allerhöchst be⸗

willigten Urlaub auf sünen Posten zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Gesandtschaft wieder übernommen.

Die Bevollmächtigten zum Bundesrath, Königlich bayerischer Generalmajor à la suite der Armee Freiherr Reichlin von Meldegg, Fürstlich P“ städtischer Staats⸗Minister von Starck und Fürstlich reußischer Staats⸗Minister Engelhardt sind in Berlin eingetroffen.

Dem Regierungsrath Dr. Heimann in Breslau ist die kommissarische Verwaltung des Landrathsamts im Kreise Adelnau, Regierungsbezirk Posen, übertragen worden.

Der Feleree von Bardeleben in Celle ist der Königlichen Regierung in Potsdam und der Regierungsrath. von Alten in Lüneburg der Königlichen Regierung in zur weiteren dienstlichen Verwendung überwiesen worden.

Dem Fe hes und landräthlichen Hilfsbeamten Dr. jur. Freiherrn von Lüdinghausen gen. Wolff in Wilhelmshaven ist die kommissarische Verwaltung des Land⸗ rathsamts im Kreise Gumbinnen übertragen worden.

Der Regierungs⸗Assessor Saßnick in Lehe ist der König⸗ lichen Regierung in Marienwerder, der glerunggs Aseszae Schilling in Bromberg der Königlichen Regierung in Posen, der Regierungs⸗Assessor Dr. jur. Groenewold in Kreuznach der Königlichen Regierung in Osnabrück und der Regierungs⸗ Assessor Hassenstein in Köln der Königlichen Regierung in zur weiteren dienstlichen Verwendung überwiesen worden.

Frankfurt a. M., 5. Oktober. Ihre Majestät die Kaiserin Friedrich hat sich, wie „W. T. B.“ meldet, heute

mit Seiner Hoheit dem Prinzen und Ihrer Königlichen

Hoheit der Prinzessin Friedrich Karl von Hessen nach Schloß Wolfsgarten begeben, um Ihren Majestäten dem Kaiser und der Kaiserin von Rußland einen Gegenbesuch abzu⸗ statten. Die Rückkehr erfolgt heute Nachmittag. 1“

Bremen. 8 ¹

Ihre Majestäten der König und die Königin vo Sachsen trafen, wie die „Wes⸗Ztg.“ meldet, lesgern Vor⸗ mittag um 11 ½ Uhr von Bremen in Bremerhaven ein und begaben sich sofort an Bord des Reichspost⸗ dampfers „König Albert“. Die im Hafen liegenden Schiffe hatten reichen Flaggenschmuck angelegt. Die Königin trat noch im letzten Augenblick von der Theilnahme an der Fahrt in See zurück, da ein Telegramm eingelaufen war, welches die schwere Erkrankung Ihrer Königlichen Hoheit der Fürstin⸗Mutter von Hohenzollern meldete. Infolge dessen kehrte Ihre Majestät um 1 Uhr wieder nach Bremen zurück. Der König wurde an Bord des Dampfers von dem General⸗Direktor Wiegand empfangen. Der Dampfer ging sofort aus dem Vorhafen in See und passierte um 2 Uhr 45 Minuten, bei ziemlich stürmischem Wetter ausgehend, den An der Fahrt in See nahmen außer Seiner Majestät noch theil: der Bürgermeister Schultz, der Bürger⸗ meister Dr. Pauli, der Vorsitzende des Norddeutschen Lloyd Geo Plate, der General⸗Direktor Dr. Wiegand, die Direktoren Bremermann und Leist, der Ober⸗Baudirektor Franzius, die Senatoren Gildemeister und Gröning, der Bau⸗ rath Rudloff, die Konsuln Gerdes und Achelis und der sächsische Vize⸗Konsul in Bremerhaven Wieting.

Bei dem Diner an Bord des Dampfers brachte der Vor⸗ sitzende des v des „Lloyd“, Geo Plate, einen Toast auf Seine Majestät den König aus. Er gab zunächst dem Bedauern darüber Ausdruck, daß die g eehe durch eine schmerzliche Veran gfiang von der Feser ferngehalten sei. Sodann gedachte der Redner mit Worten tiefster Dankbarkeit des Interesses, das der König durch seinen Besuch dem Norddeutschen Lloyd und der deut⸗ Se Rhederei bekunde. Das stolze Schiff sei durchaus ein

erk deutscher Intelligenz und Arbeit, für die vor dreißig Jahren eine kaum nennenswerthe Vergangenheit existiert vs In solchen Augenblicken erkenne man, was unseres aterlandes Vergangenheit gewesen, was ihm die Gegenwart sei und was mit Gottes Hilfe die Zukunft ihm sein werde. Wohl dem Lande, dessen Fürsten erkennen, daß der friedliche Wettbewerb der Nationen der größte und wichtigste Kampf sei für die zivilisierten Völker! Als ein solcher Fürst lebe der König im Herzen des deutschen Volkes. „Möge es unserem Volke noch lange vergönnt sein“, schloß der Redner, „Eurer Majestät und Ihrer Majestät der Königin die innigste Dankbarkeit und Liebe be⸗ V zu können. Seine Majestät der König und Ihre ajestät die Königin Hurrah!“

Seine Majestät erhob sich sofort und erwiderte:

„Meine Herren und Damen! Ich bitte Sie, Ihr Glas zu leeren auf das Wohl unseres Pathenkindes, an dessen Bord wir

uns hier befinden, und auf dessen Eltern; der Norddeutsche Lloyd und der Vulkan, sie leben dach, e T“ 8

„Ausstellung si

Um 6 Uhr 50 Minuten ging der Dampfer bei dem Hohe⸗ deg. F ieraage Anker. Seine Majestät kehrte Abends nach Bremen zurück und trat heute früͤh um 10 Uhr die Rück⸗ reise nach Dresden an. 8

Ihre Majestät die Königin war bereits gestern Nach⸗ mittag mit dem fahrplanmäßigen Zuge um 4 Uhr 31 Minuten von Bremen über Köln nach Sigmaringen abgereist.

Oesterreich⸗Ungarn. 8

Der Abgeordnete Kaiser hat, ale Obmann des Verbandes

der deutschen Volkspartei, den Nachrichten gegenüber,

daß der Verband und dessen Vorstand über eine Vereinigung mit der deutschen Fortschrittspartei verhandelt habe, erklärt daß veegh Verhandlungen nicht gepflogen worden und olche Bestrebungen überhaupt nicht aufgetreten seien

Großbritannien und Irland.

Wie das „Reuter'sche Bureau“ hört, hat der Schatzkanzler

Sir Michael Hicks Beach bereits die vorläufigen Ausgaben die militärischen Vorbereitungen in der Höhe von rei Millionen Pfund angewiesen; die Regierung werde ohne die Genehmigung des Unterhauses diese Summe nicht überschreiten und dasselbe darum ersuchen, ihr eine Summe ür diese Ausgaben zur Verfügung zu stellen, welche acht

illionen nicht überschreiten werde. Die Militärbehörden hätten Verfügungen über Einzelheiten in Betreff der Ein⸗ richtung und der Vertheidigung einer Verbindungslinie durch Natal getroffen, welche eine ausreichende Anzahl von Feld⸗ lagern enthalten solle zur Aufspeicherung von Lebensmitteln und zur Rast für die Truppen, sodaß diese 8 nach ihrer Ausschiffung in die Front vorgeschickt werden könnten und eine Stockung im Marsche vermieden werde. Die Effektiv⸗ stärke der nach Süd⸗Afrika bestimmten Truppen werde 40 000 Mann überschreiten.

„Der ge chäftsführende Ausschuß der nationalen liberalen Vereinigung hat, dem „W. T. B.“ zufolge, gestern eine Resolution angenommen, in welcher erklärt wird, daß die 112. Lage in Süd⸗Afrika durch die be⸗ stehenden Differenzen nicht gerechtfertigt sei, und das Bedauern ausgesprochen wird, daß der Streit über die Frage des Wahlrechts auf den Boden der Suzeränitätsfrage gerathen sei. Die Resolution drückt ferner die Hoffnung aus, daß Transvaal jetzt das Wahlrecht nach fünfjährigem Auf⸗ enthalt bewilligen werde, da es die M erhalten habe, daß seine Unabhängigkeit gewahrt werde. Schließlich wird Lord Salisbury daran erinnert, daß er für die Weiterführung der auf gSges. abzielenden verantwortlich sei.

Das Mitglied des Unterhauses Clark hatte Sätze aus der Rede des Herzogs von Devonshire, aus denen nach seiner Ansicht die I“ einer friedlichen Beilegung der Streitig⸗ keiten sich ergebe, nach Pretoria telegraphiert. Darauf hat, wie „W. T. B.“ berichtet, die Regierung der Süd⸗ afrikanischen Republik telegraphisch erwidert: sie vernehme mit Fesees en h⸗, daß mächtige Einflüsse am Werke seien, um eine friedliche Regelung herbeizuführen, in Anbetracht der Art und Weise jedoch, wie die früheren Vorschläge verworfen worden seien, könne die nochmals Vorschläge machen. Wenn ein aufrichtiger Wunsch nach Frieden vor⸗ handen sei, so biete die Annahme des Vorschlags einer gemein⸗ samen Konferenz eine ausgezeichnete Einleitung zu einem befriedigenden und ehrenhaften Ausgleich. 8 86

Franukreich. 8B

Der Präsident der Republik Loubet hielt gestern in Valence eine Rede, in welcher er, dem „W. T. B.“ zufolge, sagte: dank der Sammlung, der Eintracht und dem guten Willen Aller werde die vorübergehende, durch interessierte Gegner noch vermehrte Erregung einem tiefen Frieden, der sich schon bemerkbar mache, weichen. Der Präsident sprach dann von der Ausstellung und 1g aus, Frankreichs Aufgabe sei die h cta. und Frankreichs Pflicht sei es, der velt grohe Beispiele zu geben. Am Schlusse seiner Rede sagte oubet: Fräͤnkreichs Kultus sei das Vaterland und die Armee, die das Mark Frankreichs sei. Bei dem Empfange des Maires von Prignau hielt der Präsident eine Ansprache, in welcher er zum Zusammenschluß und zur Eintracht ermahnte. Dadurch werde den vorüber⸗ . Erregungen ein Ende gemacht werden, sodaß das and seine ghat darauf richten könne, den Erfolg der erzustellen. Der Präsident fügte hinzu, alles, was Frankreich Großes, Gutes und Schönes vollbringe, übe seine Rückwirkung in der ganzen Welt aus, denn Frankreich

vereinige den Sinn für Gexechtigkeit und Fortschritt mit der

Verehrung für Vaterland und Heer.

i dem gestern vvS Ministerrath machte der Minister⸗Präsident Waldeck⸗Rousseau Mittheilungen über den Ausstand in Le Creuzot und berichtete uüber die Ver⸗ heunpachaßregein. welche er dem dortigen Präfekten habe zu⸗

gehen lassen.

8 Italien.

1

Aus Anlaß des 80. ve ene. Crispi’s war, wie

T. B.“ meldet, die Stadt Palermo gestern reich be⸗

W.

flaggt. Aus ganz Italien trafen Glückwunsch⸗Telegramme ein.

In vielen Städten und Ortschaften wurde der Tag mit Fest⸗

reden und Banketten, Konzerten und Illuminationen gefeiert.

Seine Majestät der König sandte ein Glückwunsch⸗

Scchn. in welchem Allerhöchstderselbe an die muthigen en

ste, welche Crispi der Sache der Freiheit und der Un⸗ abhängigkeit Italiens geleistet, erinnerte und dessen ausdauernde

fingabe an die nationale Sache und seine warme Anhänglich⸗ e

it an ihn, den König, hervorhob. Auch Ihre Majestät die

Königin sprach Crispi Allerhöchstihre herzlichen, warmen und aufrichtigen Glückwünsche aus. Von Seiner Majestät dem Deutschen Kaiser traf ebenfalls ein Glückwunsch⸗ Telegramm ein, welches nach einer Meldung der „Agenzia Stefani“, wie folgt, lautete:

„Mit aufrichtiger Freude ergreife Ich die Gelegenheit, welche

Mir der Geburtstag, den Eure Execellenz heute feiern, darbietet, um Ihnen Meine besten Glückwünsche zu senden. Ich nehme lebhaften Antheil an dieser Feier, welche Ihrer langen, ehrenvollen Laufbahn besonderen Glanz verleiht. Seien Sie überzeugt, daß Ich niemals die werthvolle Mitarbeit vergessen werde, welche Eure Excellenz dem Friedenswerke gewidmet haben, das die Interessen Italiens und Deutschlands eng verknüpft.“

Crispi erwiderte hierauf Folgendes: . „Tief bewegt danke ich Eurer Majestät für die mir erwiesene

Ehre und bitte Gott, daß die Stimme des Deutschen Kaisers laut

Zurufen begrüßt.

über die von dem Pra

a xe auf der anderen Seite über hundert ge

durch Europa wid erklingen möge als Lehrerin der Ceaesan udurch, ogha den Frierens in behverlicher Freundschaft mit Italien.“

Der Staatssekretär des Auswärtigen Amts, Staats⸗Minister Graf von Bülow sandte folgendes Telegramm

ispi: 8 Herzen schließe ich mich den Glück⸗ und Segenswünschen an, welche so viele Freunde Eurer Excellenz beute zugehen lassen. Dankbar gedenke ich der ausgezeichneten amtlichen und persönlichen Beziehungen, welche ich mit Eurer Excellenz während meiner Mission in Italien, an welches mich so viele Bande knüpfen, izu unterhalten die Ehre hatte.“ 8

Crispi antwortete folgendermaßen:

„Ich he Ihnen 8 Ke mir ausgesprochenen Gefühle und erinnere mich mit größter Freude daran, daß wir waͤhrend Ibrer Mission in Italten bezüglich alles dessen, was die Wohlfahrt unserer Länder und den Frieden Europas betraf, einig waren..

Gestern Nachmittag begab sich Crispi in einem Gala⸗ wagen nach dem Rathhause von Palermo und wurde auf dem

anzen Wege dorthin von der Volksmenge und von politischen und Arbeitervereinen stürmisch begrüßt; Musik⸗ korps spielten patriotische 8. Im Rathhause wurde Crispi von dem Bürgermeister, dem Festcomité und mehreren Senatoren und Depukirten empfangen. Der Senator erjol della Verdura verlas unter allgemeinem Beifa eine Adresse und Crispi eine goldene Medallle. Der Bürgermeister di artino begrüßte den Jubilar im Namen der Stadt Palermo. Crispi dankte in kurzen, wiederholt von lebhaftem Beifall unterbrochenen Worten, wobei er seiner unbegrenzten Dankbarkeit für die ihm erwiesenen Ehrungen Ausdruck gab. Später fand in Gegenwart von Senatoren, Deputirten sowie der städtischen Behörden, sonstiger hervorragender Persönlichkeiten und einer großen Volksmenge auf der Piazza Pretoria die feierliche Enthüllung einer an der Façade des Rathhauses angebrachten Erinnerun stafel statt. Der frühere Deputirte Marinuzzi hielt die Festrede. ierauf wurden unte sturmischem Beifall die an Crispi gerichteten des Königs, der Königin und des Deutschen Kaisers verlesen. Die Menge bereitete Crispi, welcher auf dem Mittelbalkon des Rathhauses erschien, eine Ovation. Dieser brachte ein Hoch auf die Stadt Palermo und den König aus und kehrte dann unter begeisterten Zurufen der Menge in Begleitung von Senatoren und Deputirten in seine Wohnung zurück. Am Abend war die Stadt illuminiert, auf den Plätzen spielten Musikkapellen, in den Theatern fanden Galavorstellungen statt. 8 Spanien. .“

Der russische Minister des Auswärtigen Graf Muraw 15. ist, wie „W. T. B.“ meldet, 1 von Biarritz in San Sebastian eingetroffen. Derselbe begab sich in Begleitung des Minister⸗Präsidenten Silvela nach dem Palais, wurde dort von der Königin⸗Regentin in Privataudienz empfangen und kehrte hierauf nach Biarritz zurück.

Serbien.

Die Skupschtina ist, wie „W. T. B.“ aus Nisch meldet, gestern von dem König Alexander persönlich mit einer Töronrebe eröffnet worden, in welcher konstatiert wird, daß die Beziehungen Serbiens zu allen ausländischen Staaten in vollständigem Einklange mit den fortdauernden Bemühungen Serbiens ständen, ein Element der visr, . riedens und der Zivilisation auf dem Balkan zu sein und die besten Beziehungen mit den Nachbarstaaten zu erhalten. Sodann wird die aus der hochherzigen Initiative des Kaisers von Rußland hervorgegangene, durch die Friedenskonferenz geschaffene und für die inter⸗ nationalen Beziehungen segensreiche Neuerung mit warmen Worten begrüßt. Die zwischen der Türkei und Serbien ver⸗ einbarten Maßnahmen wuͤrden genügen, einer Wiederholung der lokalen Ursachen entsprungenen Grenzkonflikte vorzubeugen. Die Thronrede gedenkt ferner der durch die Durchführung des Regierungsprogramms errungenen bedeutenden Erfolge, der Ent⸗ wickelung des dberre⸗ der Hebung des Volkswohlstandes und der Rückkehr des Volkes von der . Agitation zur pro⸗ duktiven Arbeit. Dann heißt es weiter: Diese Erfolge und diese Loyalität des Volkes für die nationale onnten jenen Elementen des Umsturzes nicht passen, we che behufs Feritrung der gesetzlichen Ordnung ihre Zuflucht zu einem komplott genommen und den Arm eines feilen Individuums edungen haben, um den König Milan zu ermorden, dessen deen dem König Alexander, der Armee und dem Volke so werthvoll sei. Hierdurch sei die Verhängung des inzwischen wieder aufgehobenen Belagerungszustandes verursacht worden,

dessen nachträgliche Genehmigung der Skupschtina obliege.

Die Thronrede fordert schließlich die Deputirten zur Fortsetzun der legislativeu Arbeiten im fruͤheren Geiste und zu aufmerk⸗ samer Prüfung der zu unterbreitenden Gesetzvorlagen auf. Die Thronrede wurde mit böbhafirn Ziviorufen aufgenommen und der König bei der Rückfahrt durch die Stad mit sreudigen Amerika. 8

Der Präsident Me Kinley hat, wie „W. T. B.⸗ meldet,

gestern der New Yorker „World“ telegraphisch die erste Serie

von Unterschriften der Petition übermittelt, in welcher er ersucht ac Großbritannien und der Südafrikanischen Republik seine Dienste als Vermittler anzubieten.

Das „Reuter'sche Bureau“ berichtet aus New York: Der Kommandant des amerikanischen Kriegsschiffs „Detroit Seb. telegraphisch aus La ugyra gemeldet, daß ein

affenstillstand von fünf Tagen vereinbart sei, um das Ergebniß der Zusammenkunft der Befehlshaber der venezolanischen Aufständischen mit den Anführern der Regierungs⸗ truppen abzuwarten. 8

Die „Times“ Fäisgenen eine Depesche aus Pretoria

6 8

identen Krüger bei der Vertagung

der Volksraade gehaltene Rede. Sghach sagie der Prä⸗ e

ddent: alles deute auf Krieg hin; denn der Geist der Lüge sei

über andere Länder gekommen, und das Volk von Trans⸗ vaal wünsche sich selbst zu regieren. Wenn auch

Tausende kämen, um es anzugreifen, so sei nichts zu fürchten, denn der Herr sei der letzte Richter, und Er werde entscheiden. ie Kugeln seien zu Tausenden gekommen bei dem chen Einfall, aber die Burghers seien nicht getroffen worden, allen seien; das zeige, daß der Herr die Kugeln lenke und die Welt re⸗ giere. Der des Voksraads erwiderte, es sei besser, nicht das Leben, als kein Land zu haben; es sei jetzt nichts mehr möglich als der Krieg. 11“ Das „Reuter'sche Bureau“ meldet aus Süd⸗Afrika: Aus verschiedenen in Kapstadt eingetroffenen Mittheilungen lasse

sich schon jetzt der Feldzugsplan der Buren ersehen. Die Hauptstreitkräfte der Buren würden den schmalen Streifen Natal umringen, der zwischen Transvaal und dem Oranje⸗Freistaat liege. Die Kommandos von Transvaal würden Laingsneck, Charlestown und Dundee bedrohen, während im Oranje⸗Freistaat das Kommando von Harrismith vom Van⸗ reenans⸗Paß aus operieren und Ladysmith bedrohen werde. Gestern habe in Kapstadt eine Konferenz der Generale Sir George White und Sir Forestier Walker mit den militärischen Behörden stattgefunden. Ueberzeugung

Der General White 1s Ausdruck gegeben, agländer über genügende Truppenmassen verfügten, um jeden General White beabsichtige, sich mit nbahn nach East London zu begeben und sich dort auf dem Dampfer „Scot“ nach Durban einzuschiffen. Das Transportschiff „Secundera“ sei mit einer Artillerie und Sanitäts⸗Abtheilungen von Indien in Durban angekommen; die Truppen, welche von dem Transportschiff Lalpoora“ ausgeschifft worden seien, hätten sich sofort nach er Front begeben. Dem „Dail daß Sir Alfre eine Konferenz gehabt hätten.

zurückzuweisen.

atterie Feld⸗

Chronicle“ wird aus Kapstadt gemeldet,

Milner und Hofmeyr dort vorgestern

VII. Iuternationaler Geographen⸗Kongreß.

„Als das bedeutendste Ergebniß seiner Polarreise bezeichnete Professor Nansen die Entdeckung, da s, tiefes Meer ist,

die Polarregion ein großes, in gewissem Sinne ein großes abge⸗ ecken, weil nach der einzigen Seite, wo das Polarmeer in beträchtlicher Breite mit einem der großen Ozeane zusammenhängt, nämlich gegen den Atlantischen Ozean hin, sich von Spitzbergen nach unterseeischer Br welcher das Wasser nur 8 900 m stebt. Dies ist eine an sich immer⸗ hin beträchtliche, aber gegen das Polarmeer verschwindende 1 im Polarmeer von Nansen und seinen Hilfskräften unter großen Mühen messenen Tiefen übersteigen 3000 m, die höchste innerhalb einer ehlergrenze von höchstens 50 m bestimmte Tiefe betrug 3850 m. In der letzten Zeit wurde bei 3000 m nie mehr Boden gefunden. Diese außerordentliche Tiefe des Polarmeeres und seine verhältnißmäßige Ab⸗ geschlossenheit hat nicht nur erheblichen Ein sie erzeugt auch ganz eigenthümli zahllose Temperatur⸗ und Salzgehalt⸗Ermittelungen in den ver⸗ schiedensten Tiefen angestellt worden sind. Es ergiebt sich aus diesen, daß an der Oberfläche das Wasser 20 C. kalt ist und bis 100 m Tiefe noch etwas kälter, dagegen in

250 m überschreitet d punkt des süßen Wassers Salzwa raturen unter Null, je nach seiner noch bis zu + 10, um nach Erreichung dieses Maximums wieder kälter zu werden und bei 2600 bis 2800 m ein zweites Minimum zu zeigen. Unterhalb dieser Tiefe über dem Meeresboden findet dann, wahrscheinlich unter dem Einfluß der Erdwärme, abermals eine Zunahme der Temperatur statt. Der Salzgehalt ist an der Oberfläche geringer als im Atlantischen Ozean, vermuthlich wegen des großen

von Eisschmelzwasser an dieser Schicht und wegen der großen Zu von Süßwasser durch die sibirischen Ströme, nämlich nur 26 his 27 pro Mille, während er im Atlantischen Ozean 35,5 pro Mille be⸗ frägt. Indessen schon bei 200 m Tiefe ist dieser Gehalt auch im Polarmeer vorhanden, erreicht bei 250 m ein Maximum und bleibt dann unverändert bis in große Tiefen. Hieraus folgt, daß einer flachen Schicht echten Polarwassers eine tiefe Schicht echten Golfstromwassers atlantischen Ursprungs befindet, zwischen beiden aber mittleren Verhältnissen. in Tiefen von 200 bis 250 m allein scheinen sich erbebliche Schwankungen in Temperatur und Salzgehalt zu vollziehen, nicht bloß jahreszeitliche, sondern tägliche, ja selbst stündliche, was sich dadurch erklärt, daß zwischen dem kalten, aber süßen aber salzbaltigen und darum schwe⸗

ausgedehnt

auf die e, zu deren

rößerer Tiefe wieder wärmer Temperatur den Gefrier⸗ er gefriert erst bei Tempe⸗ onzentration —, und steigt

eine Uebergan In dieser

mittleren Schi

Wasser oben und dem wärmeren, reren Wasser unten die Tendenz eines Ausgleichs besteht. scheinlich ist, daß am Pol ein geringerer Salzgehalt des Meerwassers vorhanden ist, denn es konnte ein langsames Abnehmen des Salz⸗ ebalts gegen Norden beobachtet werden. assers, das aus den dargelegten Gründe estattet ein schnelleres Gefrieren und bedinst die gro dichtwirksamkeit der Ursachen, welche sonst ein Meerklima milder machen. Im übrigen hat der Umstand, daß die tieferen Schichten salzhaltigeres und wärmeres Wasser enthalten, das dem Gef ünstige Folge, daß die Eisbildung sich nicht auf treckt und das Eis leichter getrieben wird. ,„ aber süßem salzhaltigem andererseits als eine glück⸗ n erläuterte dies noch weiter an dem Polarmeer eindringenden Golfstromes und n zwischen Island und Jan Mayen für das Klima und die Niederschlag⸗ Daß dieser ereicherung unseres

Diese Zunahme des süßen n an der Oberfläche bleibt, ße Kälte und die

gänglich ist, die größere Tiefen er . erscheint die Speisung des Polarmeeres mit kaltem Wasser einerseits und warmem liche Fügung. Professor Verlauf des in das des nach dem Atlantischen Ozea abfließenden Polarstromes, der versorgung Europas von der größten Bedeutun erhältnisse des Nordmeeres eine V. 1 darstellt, leuchtete der aufmerksamen Zuhörerschaft ein. Um hmer berührte die Bescheidenheit, mit der Prosessor Nansen am ch als von den Ergehnissen noch nicht befriedigt erklärte und chs unserer Erkenntniß durch neue

Einblick in die

die Hoffnung auf weitere Expeditionen aussprach.

Statistik und Volkswirthschaft.

Die Influenza⸗Krankheit in den allgemeinen Heil⸗ (8. anstalten Preußens 1895 97.

(Stat. Korr.) Das Auftreten der Influenza hat im Jahrdritt 1895 97 10 557 bezw. 5807 und 9223 Personen zur Behandlung in die allgemeinen Krankenanstalten geführt. die Intensität dieser Epidemi Befallenwerden der Bev weil wahrscheinlich der nicht ärztlich ferner, daß no gebracht werden. ein Schluß auf nicht zu ziehen.

Ziffermäßige Angaben über chtiges Bild von dem ung Preußens überhaupt nicht liefern, rößte Theil der an Influenza Erkrankten d. In der Natur der Krankheit liegt es stalten unter⸗ rankenhäuser

können ein ri

behandelt w ch weniger Kranke dieser Art in den Heilan ch ist aus den Angaben der 8 die Bedeufung der Jufluenza für die Bevölkerung

Arbeiten hat indessen das Auftreten dieser merkwür⸗ ße Verbreitung und zuverlässige Angaben eilanstalten bestätigen auspraxis gemacht figer an Influenza

„sodaß über die achverständige u ten aus den welche in der ärztlichen liche Personen überwiegend häu

digen Krankheit veranlaßt über das Wesen derselben unterrichten. manche Erfahrungen, wurden; so sind männ erkrankt als weibliche.

Gs waren in den allgemeinen Heilanstalten wegen Influenza auf⸗

genommen worden

männliche Personen. weibliche Personen

von der Influenza zu leiden hatte,

d ktive 2. bensalter wahrscheinlich am stärlsten 8 beweisen gleichfalls die Nachrichten

aus den Heilanstalten handelten alt gewesen

bis 15 Jahre über 15 bis 60 Jahre.. über 60 Jahre . unbekannten Alterrz.. . 149

Diesen Angaben gegenüber muß man sich allerdings vergegen⸗ wärtigen, daß für das kindliche wie für das höchste Lebensalter die

ärztliche Hilfe überhaupt nicht häufig in den Krankenhäusern aufge⸗

sucht wird. Aus der hausärztlichen Frahis ist für manche Gegend festzestellt worden, daß die Kinder im schulpflichtigen Alter auffallend zahlreich von der Influenza ergriffen worden sind, welche Erscheinun

durch die Ansteckungsfähigkeit dieser eigenartigen Krankheit und dur

die in den Schulen dazu gebotene Gelegenheit zu erklären ist. Aus ähnlichen Gründen hatten auch die gewisser Berufs⸗ und Erwerbszweige besonders stark durch sie zu leiden. Was die Zeit des Auftretens der Influenza betrifft, so geht, wie aus allen anderen Berichten darüber, auch aus der Statistik der Heil⸗ anstalten mit Sicherheit hervor, daß diese Krankhbeit gegen Ende des Jahres 1889 epidemisch aufgetreten ist. Während das in der haus⸗ ärztlichen Praxis bereits im November festgestellt ist, wird die Zahl der aufgenommenen Influenzakranken in den Heilanstalten erst im Dezember 1889 so stark, daß von allen Aufnahmen im Jahre 1889 auf diesen Monat 3898 94,1 v. H. entfallen. Im folgenden Monat, Januar 1890, ist die Aufnahme an Influenzakranken sogar

Jauf 12 013 gestiegen. Dann ist ein plötzlicher Nachlaß ein⸗

getreten, sodaß. während von allen im Jahre 1890 auf⸗ genommenen Kranken der Art auf den Januar 71,8 v. H. ent⸗ fielen, diese Zahl sich im Februar nur noch auf 1 172 = 7,0 v. H. belief und dann im Laufe des Jahres weiter gesunken ist. Selbst im Winter, von dem das Auftreten der Influenza besonders begünstigt wird, wurde die Anzahl derartiger Aufnahmen so klein (62 im No⸗ vember und 72 im Dezember = je 0,4 v. H. der Aufnahmen im Jahre 1890), daß man auf ein Erlöschen der Epidemie hoffen konnte. Diese Hoffnung erwies sich indeß als trügerisch, da im Jahre 1891 wiederum 10 970 Influenzakranke aufgenommen werden mußten; davon entfielen auf den November 3146 = 28,7, auf den Dezember 4417 = 40,3 v. H. Auch die Jahre 1892 und 1893 brachten eine starke Heimsuchung der Bevölkerung durch diese Krankheit, indem allein in den Heilanstalten 11 365 und 12 120 Influenzakranke, 1894 nur noch 7195 Hilfe suchten. In die allgemeinen Heilanstalten wurden von der Jahresgesammtzahl Hunderttheile aufgenommen G in den Monaten

Jan. Febr. März April Novp. Dez 18953 386.1161] 17,3 40,2 12,3 3,3 8,5 18998.. 22,0 15,2 7,0 5,4 9,1 189 1G“ 20,2 28,1 15,3 3,9 5,3.

Schon aus dem Umstande, daß so viele Influenzakranke in Krankenhäusern behandelt werden, dürfte hervorgehen, daß das Leiden nicht leicht zu nehmen ist. In der That sähen wir auch oft genug bei Influenzakranken, daß der Ausgang bei schwachen, nicht widerstands⸗ fähigen Personen ein ungünstiger ist. Wenn auch der Tod selten eintritt, so wird die Erkrankung öfters kompliziert. Die gefährlichsten Komplikationen treten von seiten der Organe der Athmung hinzu.

A

Zur Arbeiterbewegung.

Der Verband der Berliner Metallarbeiter hatte, der „D. Warte“ zufolge, für gestern acht Versammlungen einberufen, um über die Lage des Ausstandes (vergl. Nr. 232 d. Bl.) zu berathen. Danach sind bereits zweitausend Metallarbeiter in den Ausstand eingetreten. weck desselben ist die Er⸗ reichung des neunstündigen Arbeitstages und höherer Löhne. Nachdem noch festgestellt worden, daß von 60 000 Berliner Metall⸗ arbeitern 15 000 der Organisation angehören, wurde einstimmig die Fensetung des Ausstandes beschloseen. Die Vereinigung Berliner Möbelposamentenfabrikanten hat, wie die „Volks⸗Ztg.“ mittheilt, einstimmig beschlossen, die von den ausständigen Gehilfen geforderte Erhöhung der Loͤhne nicht zu bewilligen. Es sind zur Zeit noch etwa hundert Gehilfen ausständig (vergl. Nr. 225 d. Bl.). Infolge des Ausstandes der Putzer Heenh. r. 232 d. Bl.) haben nach dem Bericht der Lohn⸗ kommission 112 Arbeitgeber, darunter 37 Mitglieder des Arbeitgeber⸗ bundes für das Baugewerbe, die Forderungen bewilligt. Ausständig sind nur noch 208 Mann; sin Seaftej der Bauten sind mit Putzern besetzt, die zu den neuen Bedingungen arbeiten. Einstimmig wurde beschlossen, daß der Ausstand wie bisher aufrechterhalten werden soll. Jede Differenz auf dem Bau soll der Kommission gemeldet werden.

In Leipzig tagte, wie die „Leipz. Ztg.“ berichtet, am 2. d. M. eine von über 1000 Personen besuchte öffentliche Versammlung der Buchbinder und verwandten Berufe, um Stellung zu nehmen zu der ablehnenden Antwort, welche die Arbeitgeber auf die ihnen unter⸗ breiteten Forderungen der Gehilfen ertheilt haben. Laut Beschluß einer früheren Versammlung sind nämlich folgende Forderungen auf⸗ gestellt worden: An den Schnellpressen, sogen. Phönixpressen, dürfen nur männliche, und zwar beruflich ausgebildete Arbeiter beschäftigt werden, die einen Anfangswochenlohn von mindestens 32 ℳ, na pjähriger Thätigkeit aber einen solchen von 36 zu erhalten haben; die Maximalarbeitszeit an diesen Pressen beträgt täglich 9 ½ Stunden, und die Ueberstundenarbeit darf über die Ueberzeitarbeit der übrigen Pressen nicht ausgedehnt werden. Es wurde schließlich eine Resolution folgenden Inhalts gefaßt: „Die Versammlung nimmt von der Antwort der Prinzipale Kenntniß, ist jedoch mit derselben nicht einverstanden, sondern beauftragt die Tarifkommission der Ge⸗ hilfen, mit der Tarifkommission der Prinzipale in der Schnellpressen⸗ angelegenheit nochmals, und zwar innerhalb der nächsten vierzehn Tage, in Unterhandlungen zu treten und das Ergebniß derselben einer demnächst einzuberufenden Versammlung bekannt zu geben.“

Aus Le Creuzot meldet „W. T. B.“, daß infolge eines gestern von den ausständigen Berg⸗ und Hüttenarbeitern gefaßten Be⸗ schlusses, die Re serung zum Schiedsrichter zu wählen, der Strike⸗ ausschuß einen Brief an den Minister⸗Präsidenten Waldeck⸗Rousseau richtete, in welchem er um den Schiedsspruch der Regierung ersucht. (Vergl. Nr. 232 d. Bl.)

Kunust und Wissenschat.

In Rom wurde gestern der 12. nl6 nsaf n.Sg n auf dem Kapitol in Gegenwart der Minister Baccelli und Bonass, der Spitzen der Zivil⸗ und Militärbehörden und mehrerer Diplomaten eröffnert. Die Zahl der zum Kongreß eingetroffenen Gäste beträgt 1200. Zunächst übermittelte der Unterrichte⸗Minister Baccelli in lateinischer Sprache die Grüße Seiner Majestät des Königs Humbert an den Kongreß. Darauf hielten der stellvertretende Bürgermeister, ferner Professor de Gubernatis als Präsident des Organisations⸗ Comités und die Delegirten der auf dem Kongreß vertretenen Regierungen Ansprachen. Am Nachmittag begann der Kongreß seine Arbeiten. 288 8 8

Banwesen.

Zur -zn ee; einer Verunstaltung der älteren Stadttheile von Hildesheim und Erbaltung des künstlerisch⸗alterthümlichen Charakters derselben hat der Magistrat von Hildesheim kürzlich eine Vorschrift erlassen, daß, vorbehaltlich bestimmter Ausnahmen, in den älteren Theilen der Stadt die von der Straße aus sichtbaren Bautheile neu zu er⸗ richtender Bauwerke in Bauformen zur Ausführung zu bringen sind, welche sich an die bis gegen Mitte des 17. Jahrhunderts in Deutsch⸗ land zur Verbreitung gelangten Bauformen anschließen, und daß außerdem die neuen Bauwernke möglichst dem Gepräge der näheren Umgebung, namentlich der etwa in der Nähe befindlichen maß⸗ gebenden größeren Gebäude, anzupassen sind. Um namentlich auch den kleineren Bauunternehmern die Anwendung dieser neuen Vorschrift zu erleichtern, beabsichtigt der Verein

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