1899 / 258 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 31 Oct 1899 18:00:01 GMT) scan diff

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Sr geschmückten

in Manila

Wiesbaden, 29. Oktober. Seine der Großherzog von Sachsen ist, wie die „Weim. Ztg.“ meldet, heute Nachmittag, von Schloß Allstedt kommend, hier

ingetroffen. 8— 8

Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin von Rußland trafen, wie „W. T. B.“ meldet, in Königlichen Hoheiten des Großherzogs und der Groß⸗

herzogin von Hessen heute Mittag mittels Sonderzuges in

Baden⸗Baden ein. Zum Empfange waren auf dem ahnhof Ihre Königlichen Hoheiten er Großherzog und die Großherzogin sowie der T’“ und die Erbgroßherzogin von Baden, der Großherzog von Oldenburg, Seine Kaiser⸗

iche Hoheit der Großfürst Michael Nicolajewitsch, Ihre Kaiserliche Hoheit die Prinzessin Wilhelm und Seine Hoheit der Prinz Max von Baden anwesend. Nach herz⸗

icher Begrüßung begaben sich die Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften nach dem Schlosse, woselbst Familiendiner und Marschallstafel stattfand. Nach der Tafel sollte die russische Kapelle besichtigt und gegen 3 Uhr die Rückreise nach Darm⸗ stadt angetreten werden.

8

Hessen.

Der russische Minister des Aeußern Graf Murawjew, welcher vorgestern in Darmstadt eintraf, wurde, der „Darm⸗ städter Zeitung“ zufolge, gestern von Seiner Majestät dem Kaiser von Ruß

land in Wolfsgarten empfangen. . Mecklenburg⸗Strelitz.

Seine Königliche Hoheit der Großherzog ist, wie die „Meckl. Nachr.“ melden, am Sonnabend nach Neustrelitz

Oesterreich⸗Ungarn.

Der österreichisch⸗ungarische Botschafter am Berliner Hofe von Szögyeny⸗Marich ist gestern von Wien in Budapest eingetroffen und von dem Kaiser und König in Privat⸗ audienz empfangen worden.

1 Am Sonntag fand, wie „W. T. B.“ meldet, in Prag eine vertrauliche Versammlung von Delegirten der auto⸗ nomen Bezirks⸗ und⸗ Gemeindevertretungen Böh⸗ mens statt. Ueber die Versammlung wird von czechischer Seite berichtet, daß dieselbe den Zweck gehabt habe, darüber zu berathen, wie die autonomen Körperschaften Böhmens sich gegen den neuen Germanisations⸗ und Zentralisations⸗ versuch vertheidigen sollten. Die Debatte habe eine vollständige Einmuͤthigkeit ergeben und der Verlauf der Versammlung sich zu einer Protestkundgebung gegen die Aufhebung der

Sprachenverordnungen und gegen das jetzige Ministerium ge⸗

auch sei eine darauf bezügliche Resolution angenommen worden. In den letzten Tagen fanden in Königgrätz, Leito⸗

mischel, Senftenberg, Neubydschow und

Pilsen Kundgebungen statt, ohne daß es dabei zu ernsteren Ruhestörungen gekommen wäre.

1 In Budapest veranstalteten gestern Studenten eine Demonstration vor dem liberalen Klub, weil Reservisten, die bei einer Kontrolversammlung ihre Meldung gegen die Instruktion in ungarischer Sprache gemacht hatten, bestraft worden waren. Die Studenten zerstreuten sich, als berittene

Polizei einschritt. b Großbritannien und Irland.

Der Kommandeur des Regiments Royal Dragoons

hatte am 26. Oktober an Seine Majestät den Deutschen

Kaiser folgendes Telegramm gerichtet:

3 „Ich habe die Ehre zu melden, daß Eurer Majestät britisches

Regiment, die Royal Dragoons, am nächsten Sonntag in Tilbury ock an Bord des Schiffes „Manchester“ nach Süd⸗Afrika abgehen

wird. Murdoch, Oberst und Kommandeur der Royal Dragoons.“

Hierauf hat, wie „W. T. B.“ meldet, Seine Majestät

8 der Kaiser geantwortet:

„Danke für Telegramm. Entbieten Sie dem Regiment Mein

1t Lebewohl, mögen Sie Alle unverletzt und wohl zurückke ren.“

Frankreich.

1 Die Budgetkommission hat trotz der Ausführungen des Minister⸗Präsidenten Waldeck⸗Rousseau den Abstrich von 3 Millionen im Budget des Kultus⸗Ministeriums, welcher kürzlich beschlossen worden war, aufrecht erhalten. Ebenso bestand die Kommission auf der Abschaffung des Kredits für die Botschaft bei dem Vatikan, obwohl der Minister des Auswärtigen Delcassé sich dagegen aus⸗ esprochen hatte.

· Die Untersuchungskommission des Staatsgerichts⸗ hofes hat sich dahin entschieden, daß Déroulède, da er von der Anklage des Attentats gegen die Sicherheit des Staats von den Geschworenen freigesprochen sei, ebenso wie Barillier, Balliere und Gu6rin nur wegen Komplotts verfolgt werden solle. Ferner wurde beschlossen, das Verfahren gegen Thiébaut und Guixonpages einzustellen. dem „W. T. B.“ z

folge, die Deputirtenkammer um die Ermächtigung zur gerichtlichen Verfolgung der Deputirten ersuchen,

d

welche des Umstürzens der Wahlurnen in der Kammer be⸗ schuldigt sind. 8

Im Senat verlangte, wie „W. T. B.“ berichtet, gester

Graf Almenas die Mittheilung der Akten, welche sich auf den Prozeß . Generale beziehen, die auf Cuba und i apituliert haben. Der Minister⸗Präsident Silvela entgegnete, er halte die Mittheilung der Akten nicht

für opportun. Graf Almenas kündigte sodann an, daß er

ber die allgemeine Politik interpellieren werde. Der Minister⸗ Präsident Silvela erklärte, daß er die Interpellation an⸗ nehme. Dieselbe wird heute eingebracht werden. In Be⸗ antwortung einer Anfrage erklärte der Minister⸗Präsident

Silvela, die Verfügung des General⸗Kapitäns von Cata⸗

lonien, betreffend die Steuerzahlungen, sei im Einverständniß mit der Regierung erlassen worden.

Die Deputirtenkammer nahm gestern zunächst die Wahl der Bureaux vor. Im weiteren Verlaufe der Sitzung sprach sich der Republikaner Sol y Ortega mißbilligend über die Verfügung des General⸗Kapitäns von Catalonien aus, durch

welche die Steuerpflichtigen, die die Zahlung der Steuer verweigern, für Aufrührer erklärt werden, und behauptete, die Catalonier seien keine Separatisten; sie seien nur unzufrieden wegen des Verlustes von Cuba und der Philippinen. Die weitere Ver⸗ handlun wurde auf heute vertagt.

8 Bulgarien. 1

Die Sobranje wählte den Kandidaten der Regierung

Bacaloff zum Präsidenten. In London ist die nachstehende Depesche des Generals White aus Ladysmith von gestern Nachmittag 4 ½ Uhr eingetroffen: Ich habe heute alle hier befindlichen Truppen ver⸗ wandt, mit Ausnahme der für den Dienst nöthigen Besatzungsmannschaften. Die Gebirgsbatterie Nr. 10 mit den irischen Füsilieren und dem Glboucestershire⸗Regiment beorderte ich, eine Stellung auf den umliegenden Hügeln einzunehmen, um an unserer linken Flanke Luft zu schaffen. Die Truppen rückten am Sonntag Abend um 11 Uhr aus. Während der Nacht gingen einige Maulthiere der feuernden Batterie mit ihren Geschützen durch. Ich hoffe indessen, dieselben wieder zu erlangen. Zwei Bataillone sind bisher nicht zurückgekehrt, werden aber heute Abend zurückerwartet. Ich schickte zwei Divisionen Feld⸗ Artillerie und fünf Bataillone Infanterie, unterstützt von Kavallerie, unter dem General French ab, um die Stellung anzugreifen, auf welcher der Feind seine Ge⸗ schütze aufgepflanzt hatte. Die Stellung wurde vom Feinde ge⸗ räumt, unsere Truppen wurden aber mit großer Heftigkeit angegriffen. Ich glaube, wir standen hier den Truppen des Generals Joubert gegenüber. Dieselben hatten zahlreiche Ge⸗ schütze und zeigten sich in großen Massen. Unsere Truppen waren sämmtlich am Kampfe betheiligt, sie trieben den Feind mehrere Meilen zurück, es gelang ihnen aber nicht, an die Lagerplätze des Feindes heranzukommen. Unsere Verluste schätze ich zwischen achtzig und hundert Mann, diejenigen des Feindes müssen viel größer gewesen sein, da das Feuer unserer Geschütze sehr wirksam zu sein schien. Nachdem der Kampf mehrere Stunden gedauert hatte, zog ich die Truppen zurück, welche in ihre Quartiere zurückkehrten, ohne vom F belästigt zu werden. Der Feind hat große Truppenmassen konzentriert, seine Geschütze reichen weiter als unsere Feldgeschütze. Ich habe jetzt einige Schiffsgeschütze zur Verfügung, welche die Kanonen des Feindes zeitweise zum Schweigen brachten und welche, wie ich hoffe, den besten feindlichen Geschützen überlegen sein werden, mit denen der Feind die Stadt aus einer Entfernung von über 6000 Nards - hat. ie dem „Standard“ aus Ladysmith von gestern Abend gemeldet wird, erwartete man, daß das Zentrum den Hauptstoß auszuhalten haben würde, aber der Rückzug der Buren änderte den Plan des Generals White; der rechte Flügel wurde stark ins Gefecht gezogen und mußte vom Zentrum unterstützt werden. Die Buren wurden alsdann stetig zurückgedrängt; darauf zog General White, nachdem er den Zweck der Aufklärung er⸗ reicht hatte, sich in guter Ordnung auf Ladysmith zurück. Gegen Ende des Kampfes traf eine Abtheilung Seesoldaten von dem in Durban liegenden Kriegsschiff „Powerful“ ein, die schwere Geschütze ins Treffen führte. Nach dem vierten Schuß aus denselben waren die Vierzigpfünder der Buren demontiert, sodaß die Stadt Ladysmith von der Befürchtung einer Beschießung befreit ist. Die Buren hätten das Feld mit vieler Tapferkeit und großer Ausdauer gehalten und müßten schwere Verluste erlitten haben. Aus dem Bericht der „Times“ über das 8s geht hervor, daß beim Nahekampf eine Brigade zurü pehen mußte; die Folgen würden ernst gewesen sein, wenn die Bewegung nicht durch eine Feld⸗Batterie gedeckt worden wäre, welche beträchtlichen Verlust erlitt, denn zwei Geschütze wurden zeitweilig unbrauchbar.

Wie die „Daily Mail“ aus Kapstadt von gestern meldet, ist der Dampfer „Dunottar Castle“ mit dem General Sir Redvers Buller an Bord gestern Abend in der Tafel⸗ bai angekommen. Der General beabsichtigt, heute Vormittag an Land zu gehen.

Das canadische Kontingent ist gestern von Mont⸗ real nach Süd⸗Afrika abgegangen.

Egypten. Das egyptische „Journal officiel“ bringt in seiner Nr. 112 vom 4. Oktober d. Is. folgende amtliche Bekanntmachung:

„Nach der vom General⸗Gouverneur des Sudan kürzlich ver⸗ öffentlichten „Khartoum, Berber and Dongola Town Lands Ordinance 1899“ haben alle die Personen, die Eigenthums⸗ ansprüche auf Grundstücke oder Theile von solchen inner⸗ halb der alten Befestigungen von Khartum, Berber und Dongola erheben, ihre Rechte spätestens bis zum 31. De⸗ zember d. Js. geltend zu mache n. Ansprüche, die nicht inner⸗ halb dieser Frist anhängig gemacht worden sind, werden von der Regierung nicht berücksichtigt werden. 3

Die entsprechenden Eingaben sind zu richten an den Präsidenten der Khartum Loan Lands oder der sonst .“ Kommission und zu übergeben oder mittels eingeschriebenen Briefes zu senden an: „the Mudirieh at Khartoum“ oder an „the War office, Cairo (Sudan Bureau)“. . 1

Jeder Antrag muß enthalten: 1) eine genaue, die Feststellung des betreffenden Grundstücks ermöglichende Beschreibung; 2) die möglichst genaue Angabe des Flächeninhalts; 3) eine Aeußerung darüber, ob das Grundstück als Garten⸗ oder als bebautes oder unbebautes Land an⸗ zusprechen ist; 4) die Angabe, ob volles Eigenthum oder nur Mit⸗ eigenthum an dem Grundstück beansprucht wird; 5) eine allgemeine Je; über die Art des Rechtstitels, auf den der Anspruch sich gründet.

Ferner ist die genaue Adresse anzugeben, unter der Rückfragen für den Fall gehalten werden können, daß der Antragsteller zu näherer Begründung seines Anspruchs aufgefordert werden muß. Auch muß der Zweck mitgetheilt werden, zu dem ein Grundstück innerhalb des Stadtbezirks in Anspruch genommen wird, da die nothwendige Um⸗ änderung des Stadtplans nicht in allen Fällen die Rückgabe desselben Grundstücks an seinen füheren Eigenthümer möglich machen wird, und da der Wunsch besteht, die Bedürfnisse der Betheiligten bei der Auftheilung der Grundstücke, soweit angängig, zu berücksichtigen.“

Zur Arbeiterbewegung.

Die Beilegung des Berliner Töpfer⸗Ausstandes ist, der „Voss. Ztg.“ zufolge, daran gescheitert, daß die Einigungsverhand⸗ lungen abgebrochen sind (vergl. Nr. 253 d. Bl.). Die Meister haben beschlossen, statt 8 %, die verlangt wurden, nur einen Zuschlag von 5 % auf den Innungstarif von 1896 zu gewähren, darauf gingen die

Ausständigen aber nicht ein. Diese beschlossen in einer Versammlung 8 am Sonnabend, den allgemeinen Ausstand nunmehr bis auf weiteres aufrecht zu erhalten.

Ausstand zu veranlassen. Die Veltener Ofenfabrikanten sollen den⸗- Meistern, welche die Forderungen bewilligen, kein Material iefern. Beendet ist, wie die „D. Warte’ berichtet, der Ausstand der hiesigen Gerber (vergl. Nr. 255 d. Bl.), nachdem die Arbeitnehmer die Einigungsvorschläge des Gewerbegerichts, welche in einer Tarif⸗ vereinbarung auf zwei Jahre mit nicht unwesentlichen Lohnerhöhungen He dagegen keine Verkürzung der Arbeitszeit festsetzen, gebilligt aben.

Zur Lohnbewegung der Formstecher Deutschlands bemerkt di „Leipz. Ztg.“, daß die Gehilfen folgende Forderungen aufgestellt haben: 10stündige Arbeitszeit inkl. je ½ Stunde Frühstücks⸗ und Vesperpause, 21 Mindestwochenlohn, 15 % Zuschlag für diejenigen Gehilfen, die bereits 21 oder mehr Lohn haben, 25 % Zuschlag auf Ueberstundenarbeit, Regelung der Lehrlingsfrage dahin, daß auf 5 Gehilfen nur 1 Lehrling kommt. Diese Forderungen sind von den Arbeitgebern abgelehnt worden. (Vergl. Nr. 243 d. Bl.)

Aus Lüttich meldet „W. T. B.“ unterm 30. d. M.: Im Kohlenbecken von Seraing sind heute früh zahlreiche Bergleut in den Ausstand getreten, in mehreren Gruben ist nur ein geringe Theil der Belegschaften angefahren. Die Ausständigen fordern Er höhung ihres bisher wurde die Ruhe nicht gestört. In den Fehnen 1 Cockerillgesellschaft wird noch im vollen Umfang gearbeitet.

Gesundheitswesen, Thierkranrheiten und Absperrungs 8 Maßregeln.

Der Ausbruch der Maul⸗ und Klauenseuche ist dem Kaiserlichen Gesundheitsamt gemeldet worden vom Schlacht⸗Viehhof zu Würzburg am 30. Oktober. 1

Portugal.

Zufolge Verfügung des Königlich portugiesischen Ministeriums des Innern vom 21. d. M. finden die unter dem 14. April 1897 zur Verhütung der Einschleppung der Pest angeordneten Maßnahmen au alle Herkünfte aus Santos (Brasilien) Anwendung. (Vergl „R.⸗Anz.“ Nr. 97 vom 26. April 1897.) 8

Belgien. 8

Die Bestimmungen der Art. 1 bis 4 der Königlich belgischen Verordnung vom 5. April 1897 („Moniteur Belge“ Nr. 111 vom 8 21. April 1897 und „Reichs⸗Anzeiger“ Nr. 98 vom 27. April 1897) betreffed Maßnahmen zur Verhütung der Einschleppung der Beulenpest in Belgien, sind durch Verfügung des belgischen Ministers für Landwirthschaft vom 21. Oktober 1899 („Moniteur Belge“ Nr. 296 297 vom 23. und 24. Oktober 1899) für Herkünfte aus dem Hafen von Santos (Brastlien), der für verseucht er⸗ klärt ist, in Wirksamkeit gesetzt worden. 8

Solche Herkünfte von See sollen an den Quarantänestationen

in der Schelde, in den Häfen von Ostende und Nieuport sowie zu’ Selzaete nach Maßgabe der Vorschriften der Kapitel II, III und IV

des der Venediger internationalen Sanitäts⸗Konvention vom 19. März 1897 beigefügten Allgemeinen Sanitäts⸗Reglements behandelt werden.

Verdingungen im Auslande.

1¹] Belgien. 8 8. November, 12 Uhr. Börse in Brüssel: Lieferung von 40 000 Paar Winkellaschen Nr. 2 von Eisen oder weichem Stahl für Vignol⸗Schienen. Ungefähres Gewicht eines Paares 21,565 kg. Spezial⸗Lastenhefte 212 und 402. mindestens für 2500 Paar lauten müssen, bis 4. November. Kaution für 100 Paar, oder einen Bruchtheil davon, 35 Fr. 1 16. November, 10 Uhr. Bureaux du service spécial de la cbte, square Stéphanie Nr. 1 in Ostende: Ergänzung der Schleusenthore und Schutzthüren am Hafen von Ostende. Anschlag 64 187,09 Fr. Kaution 6 500 Fr. Das Lastenheft Nr. 75 und der

Plan sind sür 50 Cts. bezw. 2,40 Fr. Rue des Augustins Nr. 17 in 8

Brüssel erhältlich. 25. November. Justiz⸗Ministerium in Brüssel, Rue Ducal

Nr. 2: Lieferung von Reis, Erbsen, Bohnen, amerikanischem Schweine⸗ 8

schmalz, kohlensaurem Natron und Seegras für die Gefängnisse und Wohlthätigkeits⸗Anstalten Belgiens während des Jahres 1900.

25. November. In den CCC des Königreichs (die

von Marche ausgenommen): 1) Lieferung von Lebensmitteln und

Unterhaltsgegenständen für die Gefangenen während des Jahres 1900.

2) Lieferung von Medikamenten. (Hiervon sind die Anstalten in Löwen, Gent, Brüssel und St. Gilles ausgenommen.)

Nächstens. Börse in Brüssel: für die Belgischen Staatsbahnen. 67 Loose.

Verkehrs⸗Anstalten.

1

Neue Postwerthzeichen. Die deutsche Reichs⸗Postverwaltung wird demnächst neue Post⸗ werthzeichen ausgeben. Zur Zeit werden im Reichs⸗Postgebiet be⸗ kanntlich folgende Markenwerthe zur Frankierung der Postsendungen

8

verwendet: 3, 5, 10, 20, 25 und 50 ₰, sowie im inneren Verkehr der Postanstalten 2 Der Aufschwung, den der Postverkehr im

letzten Jahrzehnt allgemein genommen hat, namentlich aber die b

deutende Zunahme des Packetverkehrs und dessen Ausdehnung auf 8.

immer weitere Gebiete des Auslandes, haben das Bedürfniß gezeitigt

die niederen Frankierungswerthe um die Beträge zu vermehren, die 8 der Versendung von Postanweisungen, Werthbriefen und Packeten am

meisten benöthigt werden, und weiter auch Postwerthzeichen zu noch höheren Beträgen als bisher dem Publikum zur Verfügung zu stellen. Die seit dem 1. Oktober 1889 in Gebrauch befindlichen Post⸗

werthzeichen, die einfarbig, ohne Prägung und ohne Unterdruck im

gewöhnlichen Buchdruck hergestellt werden, stehen hinsichtlich ihrer künstlerischen Beschaffenheit hinter den g zurück und bieten auch keine ausreichende [Sicherheit gegen Nach⸗ ahmungen. Diese Mängel sind hauptsächlich darauf zurückzuführen,

daß das Markenbild ungünstig gewählt ist. Der im Mittelfelde der

Marken zu 10, 20, 25 und 50 verwendete Reichsadler

ist in seiner feststehenden stilisterten Form wenig geeignet, in aufgefaßt und dargestellt zu individuelle Behand⸗ der neuen Postwerthzeichen eichsadlers abgesehen worden. Man war sich bei den Erwägungen über die Wahl des neuen Bildes

eigenartiger künstlerischer Weise werden, zumal der kleine Masfind eine lung erschwert. Bei der Herstellun

ist deshalb von der Verwendung des

darüber klar, daß sich die Wiedergabe eines Kopfes am besten eignen würde. Ein Kopf läßt eine künstlerische Darstellung zu und bringt eine schöne Wirkung im Markenbilde hervor; er ist vebalthitmäf

Abweichungen leicht erkannt, weil das Auge auf eine Veränderung des Gesichtsausdrucks, besonders bei einem Porträt mit charakteristischen See viel empfindlicher reagiert als auf die Verschiedenheit in dieser oder jener ornamentalen Linie. Es läge ja nun nahe, das Porträt des Deutschen Kaisers als Markenbild zu verwenden. Hiergegen walten indeß

ähnliche Bedenken ob, wie solche s. Zt. bei Erlaß des Gesetzes über die Aus⸗

prägung von Reichs⸗Goldmünzen und bei Erlaß des Reichs⸗Münz⸗

gesetzes dafür masgebe waren, daß die Reichsmünzen nicht einheitlich

das Porträt des Deutschen Kaisers, sondern die Bildnisse der Landes⸗ herren und die Fvrare. der freien Städte tragen. Es kommt hinzu, daß das Reiche⸗Postgebiet sich mit dem Umfang des Deutschen Reichs nicht deckt. 5

Als neues Markenbild ist das Brustbild einer Germania ge⸗ wählt worden. Das Haupt des idealen Frauenbildnisses trägt die Kaiserkrone, unter der das Haar bis auf die Schultern hervorwallt. Fe 1188 ist gepanzert, die rechte Hand hält Schwertknauf und

elzweig.

ö“

Die Berliner Töpfermeister haben sich an die Unternehmer in Velten gewandt, um diese zur Stellungnahme zumm

Eingeschriebene Angebote, die

sschwingten Rhythmus doch noch klar aus. Anfang etwas schwerfällig der Tempoangabe des Leiters, so

Lieferung von Bedarfsartikeln

Freimarken anderer Länder

dem Künstler zu

ig schwer nachzuahmen, und in Nachahmungen werden selbst geringfügige

Die Werthe bis einschließlich 20 werden in einfarbigem Buuchdruck, die von 25 bis 80 in zweifarbigem Buchdruck her⸗ estellt. Die Farben sind: 3 braun; 5 grün; 10 roth; 20 blau; 25 Pf. Eindruck (das Bild der Germania, die Bezeichnung „Reichspost; und der Werthbetraag): schwarz, Rahmen: orange, Papier: gelb; 30 Eindruck: schwarz, Rahmen: orange, Papier: chamois; 40 Eindruck: schwarz, Rahmen: karmin, Papier: weiß; 50 Eindruck; schwarz. Rahmen: violett, Papier: chamois; 80 Eindruck: schwarz, Rahmen: karmin, Papier röthlich. Die Marken sind 25 ½ mm hoch und 21 ½ mm breit; sie haben in der Breite 15, in der Höhe 18 Zähne. 4 Als Einführungstermin ist der 1. Januar 1900 in Aussicht ge⸗ nommen; natürlich werden die alten Vorräthe aufgebraucht, ehe die neuen Marken zur Ausgabe gelangen.

G An höheren Werthen sind Marken zu 1, 2, 3 und 5 in Aus⸗ sicht genommen. Die Anfertigung ist im Gange, wird jedoch noch einige Zeit in Anspruch nehmen, da die Marken in Kapferstichmanier hergestellt werden müssen. Für die höheren Werthe sind Darstellungen

aus der neueren Geschichte All⸗Deutschlands vorgesehen. Es liegt ferner in der Absicht, für die deutschen Postanstalten im Auslande und in den Kolonien eine besondere Freimarke herzustellen, durch deren

Billd „Deutschland zur See“ versinnbildlicht werden wird. Sämmt⸗ liche Arbeiten bei Herstellung der neuen Marken werden in der Reichs⸗ druckerei ausgeführt. 88

Bremen, 30. Oktober. (W. T. B.) N. zutscher Lloyd.

Dampfer „Aller“ 28. Okt. Reise v. New York n. Genua fortgesetzt.

„Dresden“, n. Baltimore best., 28. Okt. Lizard passiert. „Karlsruhe“ und „Stuttgart“ 29. Okt., v. Australien kommend, in Colombo angek. „Coblenz“ 29. Okt. v. Antwerpen n. Bremen abgeg. „Kaiser Wilhelm der Große“ 28. Okt., v. Bremen kommend, in New York angekommen.

31. Oktober. (W. T. B.) Dampfer „Bonn“, n. d. La Plata best., 30. Okt. in Antwerpen angek. „Königin Luise’, n. New York best., 30. Okt. Eastbourne passiert. „Königsberg“, n. Ostasien best., 929. Okt. in Singapore angek. „Halle“, v. Baltimore kommend, 30. Okt. Lizard passiert. „Coblenz“, v. Brasilien kommend, 30. Okt.,

„Friedrich der Große“, v. New York kommend, 29. Okt. a. d. Weser, „Schönburg“, n. Brasilien best., 28. Okt. in Rio de Janeiro angek. „Bremen“ 29. Okt. Reise v. Port Said n. Suez fortgesetzt.

London, 30. Oktober (W. T. B.) Union⸗Linie. Dampfer

„German“ Sonnabend auf Ausreise v. Southampton, „Goorkha“ gestern auf Ausreise und „Goth“ gestern auf Heimreise v. d. Canarischen

Ihnseln abgegangen.

Castle⸗Linie. Dampfer „Carisbrook Castle“ Sonnabend auf

Ausreise v. Southampton abgeg. „Kinfauns Castle“ und „Tintagel

Castle“ Donnerstag auf Ausreise in Durban (Natal) angekommen.

1 Rotterdam, 30. Oktober. (W. T. B.) Holland⸗Amerika⸗ linie. Dampfer „Rotterdam“, v. Rotterdam n. New York, gestern in New York, „Werkendam“, v. New York n. Amsterdam, gestern in

Amsterdam angek. „Spaarndam“, v. New York n. Rotterdam,

Sonnabend v. New York abgegangen. Sb 8

8

Theater und Musik. b

68 Konzerte. 88

3 In seinem ersten Vereins⸗Konzert bot gestern der Philharmo⸗ nische Chor gleich das größte und schwierigste aller Chorwerke, die H-moll-Messe von Bach. Sie heißt die „Hohe Messe“; obwohl sie ihren Worten nach nicht über den gewöhnlichen Meßtext hinaus⸗ gebht und die an hohen Feiertagen gebräuchlichen Einlagen der Missa solemnis nicht aufweist, muß sie ibrer übexwältigenden musikalischen Größe nach auch diese Bezeichnung behalten. Die glänzende Außenseite des Werks so prunkvoll wie möglich zu gestalten, war gestern das Be⸗ streben des Dirigenten, Herrn Ochs. Das Philharmonische Orchester hatte Verstärkung erhalten; warum, ist nicht recht ver⸗

sttändlich, da zarte Begleitung in Bach'scher Musik viel mehe am Platze ist. Der

Chor war imposant besetzt, stellenweise 1 großer Schönheit im Klange, er beherrschte auch die schwierigsten Stellen und führte die Koloraturen im leicht be⸗ Folgte er im war er diesmal im Recht; Herr Ochs überhastete fast alle Tempi, selbst das Lento im „Qui tollis“, und schwächte dadurch

dden Eindruck auf die Hörer bedeutend ab. Es ging überhaupt durch

unsere ernstheilige Kirchenmusik ein weltlicher Zug, vor dem sie eschützt werden solte; sie verliert dabei ihr Bestes, die Seele. Es ist, als ob der Chor nicht genug mit dem Herzen bei der Sache

woäre, da helfen denn keine ausgeklügelten dynamischen Wirkungen,

auch wenn sie neoch so bestechend ausgeführt werden, wie das Plansssimo im „Et incarnat“ und das eigenthümliche Zurück⸗ gehen und Verhallen der Stimmen im „Crucifixus“. Wie wenig andächtige Sammlung diese Füße selbst hervorgerufen hatten, bezeugte

as sofort nach diesen heiligsten Worten hervorbrechende Beifall⸗ klatschen; wo dieses unterblieb, wie nach der Arie „Laudamus te“ der Sopranistin, Fräulein Dietz, war es jedenfalls nicht Ergriffensein

der Zuhörer. Es ist unklar, wie einem gewiegten Musiker ein solcher Mizßßzriff in der Wahl der Solistin unterlaufen konnte. Frau Geller⸗

Wolter, Herr Litzinger und Herr Sistermans waren, wie stets,

gute Vertreter ihrer Partien. Die von Herrn Dr. Leopold Schmidt verfaßte „Einführung in die Messe“ verräth eingehendes Bachstudium und genaue Kenntniß des Riesenwerks „Sebastian Bach“ von Spitta. 9. ie Reihe der Konzerte der vergangenen Woche eröffnete Herr Emil Severin unter Mitwirkung des Violinisten Johannes Palaschko am Montag im Beethoven⸗Saal. Das Programm des Konzertgebers zeichnete sich durch verschiedene Werke neuerer Kom⸗ position aus, von denen „Ein Jäger“ von Mary Clement am wirkungsvollsten erschien, wogegen die anderen an innerlichem Werthe urückstanden. Der Vortrag war beseelt, das Piano ganz be⸗ sonders klangvoll und zu Herzen gehend, die Aussprache aber nicht deutlich genug. Der Geigenspieler hatte einen leichten, sicheren Bogen⸗ trich und unterstützte seinen Konzertpartner wirksam. Eine zahlreiche Gesellschaft versammelte sich am Dienstag Abend er Sing⸗Akademie, um Herrn Hermann Gura, den hier schon bekannten Sohn des allgemein verehrten Eugen Gura, zu hören. Sein Gesang hat gegen früher gewonnen und zeußt von fortgesetztem, eifrigem Studium, sein Vortrag ist dramatisch belebt und ungemein nziehend, und eine nicht gewöhnliche Schattierungsfähigkeit steht Gebote. Aber sein Organ S b rocken;

immer in den tieferen Tönen rauh, heiser und

in der mittleren und höheren Lage hat die Stimme dagegen

mehr Klang, das Piano ist sogar von besonderer Schönheit. Der erste und dritte Theil des Programms brachte nur Loewe'sche, zum

theil sehr bekannte Balladen, die der Sänger sämmtlich mit

poetischem Empfinden und geistvollem Verständniß vortrug. Im Archibald Douglas“ fesselten besonders die aufs feinste durchge⸗ rbeiteten Nüancen und ergreifenden Kontraste; auch die Ballade Hüühes Begräbniß“ gelang ihm in ihrer gefühlvollen Innigkeit vor⸗

füglich. Das unheimliche wiegespräch zwischen Mutter und Sohn

„Edvard“ wirkte durch meisterhaft durchgeführte Steige⸗ das geistreich charakterisierte O“ am Schlusse der

Strophen verdient volle Anerkennung. Die

8 „Bos schmiegte sich em Vortrag des Sängers verständnißvoll an. Von dem klassischen,

segiegenen plastischen, urwüchsigen Loewe'schen Stil unterschieden

sich 1 reiche, zuweilen etwas gesuchte Tonmalerei die Kompositionen

es bekannten Schweriner Hofkapellmeisters Herrn Hermann

welche der Künstler selbst am Klavier begleitete.

k zeugt von gewiegtem, fein berechnenden Kunstverständniß,

st aber den dichterischen Vevamken und die Stimmung zuweilen

ohl etwas zu blendend zum Ausdruck. Den lautesten Beifall

fand das Geibel’sche „Streich' aus, mein Roß“ und mußte wiederholt werden. Künstlerisch am wertbvollsten erschien „Schiller's B * mit der

Schlag der Todtenglocke kennzeichnenden Begleitung. Der Pianist Herr Edmund Hertz, der sich schon im Vorjahre dem hiesigen Publikum vorstellte, gab an demselben Dienstag im Beethoven⸗Saal einen Klavier⸗Abend. Sein weicher Anschlag ist ihm geblieben, seine Technik hat sich bedeutend vervollkommnet, jedoch beeinträchtigt der zu häufige und dabei oft falsche Pedalgebrauch die Wiedergabe der Kompositionen, giebt ihnen etwas Veea wetemans und laͤßt ihren Charakter nicht scharf genng umrissen hervortreten. Die „Novellette“ in Fis-moll von Schumann und eine eigene, aber nicht sonderlich eigen⸗ artige Suite in C-moll spielte der Konzertgeber am besten. Die an demselben Abend im Saal Bechstein konzertierende Pianistin Fräulein Elsa Rau bewies durch die Zusammenstellung des Programms dieses ihres ersten Klavier⸗Abends einen guten Geschmack. Aber in der technischen Ausführung der Vortragsnummern zeigten sich leider erhebliche Mängel; das Spiel war zum großen Theil flüchtig und unaccurat, einzelne Stellen zerflossen vollkommen. Bis zur Er⸗ langung wahrhaft künstlerischer Fertigkeit wird für Fräulein Rau noch eine Zeit angestrengten Studiums folgen müssen. Daß sie befähigt ist, erstere zu erlangen, bewies der Vortrag der letzten Stücke, einer D-moll⸗Pibce von d'Albert, des Impromptu in Fis-dur und der „Vogelpredigt“ von Liszt. Da diese Stücke offenbar eingehender studiert waren, ließen 5 die Begabung der jungen Künstlerin auch mehr ins Licht treten. Lebendigkeit des Aus⸗ drucks, Kraft des Anschlags und zum theil auch recht feine Empfindung waren die hier unverkennbaren Vorzüge ihres Spiels.

Am Mittwoch gab Fräulein Sophie Corsepius im Saal Bechstein einen Liederabend. Die Sopranstimme der hier noch nicht bekannten Sängerin macht einen überanstrengten Eindruck. Sie wird überhaupt wohl noch sachgemäßer Behandlung bedürfen, um für Konzertzwecke auszureichen, zumal auch Tonbildung und Intonation noch zu wünschen übrig ließen. Ansprechender waren die Leistungen von Fräulein Gertrud Zinnow aus Wies⸗ baden, einer in ihrer Heimath geschätzten Sängerin, welche sich an demselben Abend im Beethoven⸗Saal hören ließ. Ihr zwar nicht umfangreicher Mezzosopran klingt sympathisch, sie muß jedoch ihren Vortrag noch mehr dem Inhalt der Lieder anpassen und sich vor Uebertreibungen hüten. Auch die Aussprache erschien noch nicht immer einwandfrei. Fräulein Mary Wurm steuerte einige korrekt ge⸗ spielte Klaviervorträge bei. Ein dritter Liederabend fand an dem⸗ selben Mittwoch in der Sing⸗Akademie statt. Veranstalterin des⸗ selben war Fräulein Hella Sauer, eine Sängerin, welche über eine wohlgeschulte, umfangreiche und biegsame Stimme verfügt, die besonders für getragene Musik geeignet erscheint und im Piano sowie in den hohen Lagen einen recht angenehmen Klang besitzt. Im Forte der Mittel⸗ lage macht sich leicht einige Schärfe bemerkbar, die sich wohl durch zweckmäßigere Tonbildung beseitigen . Trotz der gesanglichen Routine fehlte ihrem Vortrag jedoch die Wärme, die den Zuhörer mit fortreißt. Das freundlich gesinnte Publikum geizte nicht mit seinem Beifall, der sich bis zu einem da capo-Ruf des Liedes „Im Kahne“ von Grieg steigerte. 8

Das Konzert des Violin⸗Virtuosen Willy Burmester hatte am Sonnabend den Beethoven⸗Saal dicht gefüllt. Der Künstler hatte sich sowohl in technischer, als in rein musikalischer Hinsicht höchst schwierige und bedeutsame Aufgaben gewählt: das A-moll-Konzert von Raff, das Konzert Nr. 2, in E-dur von J. S. Bach und den von ihm selbst bearbeiteten „Hexentanz“ von Paganini. Mit staunens⸗ werther Sicherheit und Leichtigkeit überwand er, wie stets, die größten Schwierigkeiten, und andererseits wurde die ungewöhn⸗ liche Schattierungsfähigkeit seines Spiels auch den feinsten In⸗ tentionen der Tondichter gerecht. Den künstlerischen Höhepunkt erreichte es wohl in der weihevollen Wiedergabe des Raff'schen Adagio. In der letzten Nummer „Hexentanz“ benutzte Herr Burmester die will⸗ kommene Gelegenheit, seine verblüffende Technik und die gewagtesten Kunststücke auf seinem Instrument zu entwickeln. Das Publikum überschüttete verdientermaßen den Vortragenden mit seinem Beifall, wodurch dieser sich zu zwei Zugaben bewegen ließ. Das Philhar⸗ monische Orchester wetteiferte unter Musikdirektor Rebidek's fein⸗ fühliger Leitung mit dem Künstler in der Ausführung seiner, nament⸗ lich in der Bach'schen Komposition nicht leichten Aufgabe und leistete sein Bestes. Im Saale der Sing⸗Akademie theilten sich an demselben Tage die Geigerin Sophie Adelheim und die Sängerin Corally Böttcher in die künstlerischen Vorträge. Fräulein Adelheim ist eine noch junge Violinistin, welche ihre Laufbahn erst beginnen will und daher wohl auch die für den Konzertsaal berechtigenden Leistungen noch nicht aufzuweisen vermag. Bei ihrer unzweifelhaften Begabung dürfte ihr aber nach fleißigem Studium eine künstlerische Zukunft in Aussicht stehen. Frau Corally Böttcher, welcher man öfter in Konzerten begegnet, verfügt über eine sympathische Stimme und ansprechenden Vortrag. Sie brachte u. a. eine Reihe hier noch nicht bekannter Lieder zu Gehör, unter denen die von Fritz Fuhrmeister, welche vom Komponisten selbst begleitet wurden, eine warme Aufnahme fanden. Einen jugendfrischen lyrischen Tenor von gediegener Vorbildung lernte man in Herrn van Humalda kennen, welcher gleichzeitig im Beethoven⸗Saal debutierte. Sein gut ela e Programm führte er zur allgemeinen Zufriedenheit durch. Die Stimme ist zwar nicht besonders groß, doch von an⸗ genehmem, hellem Klang und bemerkenswerther Höhe, die Intonation ist rein, die Tonbildung jedoch nicht immer einwandfrei, sondern bis⸗ weilen flach und gaumig. Die Koloratur ist zwar ganz annehmbar, aber doch noch ausbildungsbedürftig. Der Vortrag bekundete tieferes Verständniß. 2

Der Chor der Sing⸗Akademie eröffnete die Reihe seiner dieswinterlichen musikalischen Veranstaltungen am Freitag mit einer Aufführung von Händel's Oratorium „Israel in Egypten“. Dieses gewaltige in seiner Eigenart auch heute noch einzig dastehende Meisterwerk stellt namentlich an die Leistungsfähigkeit des Chors, so⸗ wohl was den Umfang des gesanglichen Theils als auch die Mannig⸗ faltigkeit und den jähen Wandel der zum Ausdruck zu bringenden Stimmungen betrifft, die höchsten Anforderungen, während die Solo⸗ stimmen darin spärlicher zur Verwendung gelangen als sonst in Oratorien. Herr Musildirektor Kawerau, welcher an Stelle des Professors Blumner das Werk leitete, war daher vor eine be⸗ sonders schwierige Aufgabe gestellt und löste dieselbe in einer Weise, die Achtung einflößen mußte. Von kleinen Unebenheiten und Ver⸗ schleppungen einiger Tempi abgesehen, gelangte das Oratorium in jener Stilreinheit zur Wiedergabe, welche die Aufführungen der Sing⸗ Akabemie von jeher besonders auszeichnete. An der Aus⸗ führung betheiligten sich noch außer dem Philbarmonischen Orchester die Damen Geller⸗Wolter und Oberbeck, die

Herren Pinks, Seebach und Clericus in verdienstlicher Weise.

Der erste der diesjährigen populären Kammermusik⸗ Abende, welche die Herren Professoren Barth, Wirth und Hausmann seit etlichen Jahren veranstalten, hatte gleichfalls am Freitag den großen Saal der Philharmonie mit einem gewählten Publikum dicht gefüllt. Diese Abende haben sich in der Gunst der Verehrer klassischer Kammermusik und es giebt deren in der Reichshauptstadt nicht wenige eine der ersten Stellen erobert. Das ist in der That nicht wunderbar; denn die drei gefeierten Vertreter dieses Kunstzweiges haben sich mit ganzer Seele in den Geist der vorzutragenden Meister⸗ werke versenkt und bringen diesen in harmonischem Einklange dem be⸗ geistert folgenden Zuhörerkreise vollendet zum Ausdruck. Das Programm

dieses ersten Abends bestand aus dem Trio in D-moll (op. 49) von

Mendelssohn, der Sonate in G-moll (op. 65) von Chopin und dem

Trio in B-dur (op. 869 von Beethoven. Vor überaus zahlreich

chaft gab der frühere Heldentenor am . Großherzoglich Badische Kammer⸗ sänger Herr Alfred Oberlaender an demselben Tage im Beethoven⸗Saale einen Liederabend. Sein Programm war nicht gerade glücklich gewählt; es brachte zu viel im Charakter Gleichartiges. Zwar bot es darunter auch einige Neuheiten von Smolian, Kursch und Richard Pohl, aber selbst diese enthielten nichts sonderlich Packendes; man möchte sie vielmehr als niedliche musikalische Kleinigkeiten bezeichnen, die wohl ganz sangbar geschrieben sind, aber im Großen und Ganzen keinen tieferen Eindruck ter ihnen erinnerten stellenweise gar sehr an 11X42““ 85

versammelter Zuhörer Karlsruher Hoftheater und

Schumann und Rubinstein. Ueber diese Mängel half indeß die tiefe, geschmackvolle Art des Vortrags hinweg; nur hie und da beein⸗ frächtigten einzelne Unmverlässigkeiten der Stimme in den hohen Lagen die Wirkung. An beifälligem Danke für das Gebotene ließen es die Zubörer durchweg nicht fehlen. 8 Die Quartettgenossenschaft der Herren Professor Halir, Exner Müller und Dechert veranstaltete am Sonnabend im Saal Bech⸗ stein ihren ersten dieswinterlichen Kammermusik⸗Abend unter Mitwirkung von Frau Teresa Carrenio. Das interessante Pro⸗ gramm wies u. a. zwei Neuheiten auf: ein Streichquartett in A-dur Cp. 17) von Stephan Krehl sowie eine Sonate für Klavier und ioline in A-moll (op. 34) von Mrs. H. H. A. Beach. Das Streichquartett empfahl sich zwar als eine beachtenswerthe, von eigenartiger Erfindungsgabe zeugende Arbeit, erschien jedoch bisweilen etwas zu lang und ohne durchgehenden inneren, festen Zusammenhang; es hatte aber viele äußerst klang. volle und gefällige Stellen. Am meisten Beifall fand der durch seinen frischen, graziösen Rhythmus überaus reizvolle dritte Satz (Vivace). Die sorgfältige Einstudierung und künstlerisch voll⸗ endere Vorführung thaten das Ihrige, um dem Tonwerk zu einer warmen Aufnahme zu verhelfen. Die Sonate, deren Klavierpart Frau Carreno übernommen hatte, fand weniger Anklang. Sie bietet eine oberflächliche, sich breit machende, im Ganzen aber unbefriedigt lassende Musik. Selbst die hobe Künstlerschaft der Frau Carreno im Verein mit derjenigen des Herrn Pecjesbes Halir vermochte diese Arbeit nicht an. nehmbar erscheinen zu lassen. In der Sing⸗Akademie trat ebenfalls am Sonnabend die Konzertsängerin Fräulein Ada Denkoͤr aus Leipzig, unterstützt von dem Königlichen Kammermusiker Herrn

Paul Müller, zum ersten Mal bierselbst auf. Obwohl die Dame über gute Stimmmittel verfügt, so versteht sie dieselben doch noch nicht

derartig zu verwenden, um sich ein erfolgreiches Auftreten im Konzertsaal zu sichern. Ihrem Vortrag fehlt es außerdem noch an dem er⸗ forderlichen Ausdruck. Weitere sachgemäße Schulung dürfte sie aber voraussichtlich zum erstrebten Ziele führen. Herr Müller, ein noch junger Violinist, zeigte sich im Besitz einer gediegenen Technik und

eines großen, klangvollen Tons, doch mangelt es seinem Spiel noch an Eleganz und Lebendigkeit. 1“

Im Königlichen Opernhause wird morgen zur Erinnerung an Karl Ditters von Dittersdorf (gestorben am 24. Oktober 1799) neu einstudiert „Der Apotheker und der Doktor“, ein komisches Singspiel in 2 Akten nach dem Französischen des Grafen von N. „L'apothicaire de Murcie“ von Stephanie dem Jüngeren, Musik von Karl Ditters Edlem von Dittersdorf, in der bereits mitgetheilten Besetzung gegeben. Kapellmeister Schalk dirigiert.

Das Werk ist vom Ober⸗Regisseur Tetzlaff in Scene gesetzt. Die dekorative Einrichtung hat der Ober⸗Inspektor Brandt hbesorgt.

Hierauf folgt zum ersten Male „In Afrika“, Kolonial⸗Tanzbild von Emil Graeb, Musik von Franz von Blon, dessen Besetzung ebenfalls schon mitgetheilt worden ist. Die Kaiserlich russische Kammersängerin Frau Alma Fohström wird im

Königlichen Opernhause an zwei Abenden auftreten und ihr Gastspiel

am Sonnabend, den 4. Novpember, als Gilda in Verdi's Oper „Rigoletto“ eröffnen. Den Rigoletto singt Herr Hoffmann, den Herzog Herr Sommer, die Maddalena Fräulein Rothauser.

Im Königlichen Schauspielbause findet morgen eine Auf.⸗ führung von Karl Niemann's Lustspiel „Wie die Alten sungen“ in

folgender Besetzung statt: Fürst Leopold: Herr Molenar; Annalise: Fräulein Abich; Erbprinz Gustav: Herr Boettcher; Christian Herre: Herr Heine; Sophia: Fräulein Sperr; Eleonore: Fräulein Hausner; Melde: err Hartmann; Woche: 8 Oberlaender; Hanne: Frau Schramm; Herre's Vater: Herr Link.

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Jagd.

Beiträge zur Dressur und Führung des Gebrauchs⸗ 8 hundes. Von Hauptmann a. D. G. Meier. Neudamm, Verlag

von J. Neumann. Preis geheftet 1 40 ₰, gebunden 2

Durch ihren Titel kennzeichnet sich diese Schrift als eine Er⸗

gänzung des jedem Jäger bekannten Oberländer'schen Werkes. Die darin mitgetheilten Vorschriften weichen jedoch von den Oberländer'schen mehrfach ab und sind zum theil ganz neu und eigenartig, namentlich insofern sie die Dressur bedeutend zu erleichtern suchen. Da der Ver⸗ fasser seine Vorschläge in der Praxis erprobt haben will, so wird es Sache der Berufsgenossen sein, sie auf ihre Richtigkeit nachzuprüfen. Todtverbellen, Todtverweisen und Schweißhund⸗ arbeit des Gebrauchshundes. Von Wilbhelm Herb, Fögtg⸗ lich württembergischem Forstwart. Mit einem Titelbilde und elf Ab⸗

bildungen im Text. Neudamm, Verlag von J. Neumann. Preis geh.

1,20 ℳ, geb. 1,80 Der als erfolgreicher Dresseur und Erfinder des Schweißfährtenstockes in Jägerkreisen wohlbekannte Verfasser ver⸗ wirft die Anwendung sonst üblicher Dressurmittel, z. B. der Korallen⸗ und Lederkette, gänzlich und empfiehlt für die drei im Titel angegebenen Disziplinen ein völlig auf gütlichem Wege basierendes Abrichtungsverfahren. Dem Werkchen sind gute Abbil⸗ dungen sowie eine Beschreibung des Schweißfährtenstockes und die Gutachten einiger anderer bekannten Dresseure beigegeben, welche eben⸗ falls die ve; ohne Gewaltmaßregeln befürworten. Das Buch sei Besitzern von Vorsteh⸗ oder Dachshunden sowie solchen, die sich mit der Aufzucht junger Hunde befassen, empfohlen.

Mannigfaltiges. 8 Berlin, den 31. Oktober 1899.

A. F. Die „Brandenburgi a“, Gesellschaft für Heimathkunde, war am Mittwoch voriger Woche, Abends, im großen Sitzungssaale des Brandenburgischen Ständehauses versammelt. Der erste Punkt der Tagesordnung, „Kleinere Mittheilungen und Vor⸗ lagen aus dem Märkischen Provinzial⸗Museum“, gab wie immer dem Vorsitzenden, Geheimen Regierungsrath Friedel Anlaß zu einer Aehren⸗ lese von interessanten Notizen, aus deren großer Anzahl wir indessen nur einige wiederholen können. Im Jahre 1709 bestand bereits ein anatomisches Theater in Berlin, an der Ecke der Charlotten⸗ und Doro⸗ theenstraße, im Pavillon des Regiments Gardes du Corps, an derselben Stelle, wo sich später die erste Berliner Sternwarte befand, deren Beobachtungsthurm noch heute erhalten ist. Die bisherige Annahme, daß Bad Häringsdorf seinen Namen dem dort häufig weilenden Roman⸗ schriftsteller Wilibald Alexis (W. Häring) verdanke, ist jetzt zu Gunsten der natürlicheren Erklärung des Ortsnamens durch seine Beziehungen zum Häringsfang entkräftet. Seit kurzem liegt die erste offizielle Veröffentlichung der „Stadt Schöneberg“ vor, ein ansehnlicher Band, der als erstes Stadtbuch der jungen städtischen Gemeinde den augenblicklichen Stand ihrer öffentlichen Angelegenheiten darlegt. Vom Märkischen Museum erworben wurde ein großes, von Schinkel herrührendes Blatt, ein genial entworfener Plan für die Ausschmückung der Schloßbrücke. Daß es nur ein Projekt ist, sieht man an den von den später gewählten abweichenden Marmorgruppen der Brücke und an einer den Lustgarten im Hintergrunde einrahmenden Reihe marmorner Bildsäulen. Es ist auch anderweit bekannt, daß Schinkel sich mit der Idee einer solchen Königs⸗ und Feldherrn⸗Galerie an dieser Stelle trug. Abgesehen von diesen

Zuthaten zur Wirklichkeit ist das Blatt dadurch interessant, daß etz.

zeigt, wie das Königliche Schloß im zweiten oder dritten Jahrzehat des 19. Jahrhunderts ausgesehen hat. Man findet da noch eine breite Terrasse nach dem Lustgarten hinaus; ebdenso erscheint das alte Museum noch ohne die klassische Säulenhalle, die ihm später Schinkel selbst beess. hat. Eine ve . M

Dr. Albrecht, Redakteur des „Bär“*): 28 von Groß⸗Glienicke bei

auf dem Christus und die Jünger, dis auf p. die Gewänder

tragen, wie sie seit Leonuaedo da Vinei's 1eeer vendmahl⸗Bilde

kondentionell sind. Nux dem neben dem Heiland kitzenden Peirus iit. 8 8 Sav. et, 1en penga. 8

ie Tracht des 17. J⸗ rhunderts: sch e v1““

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ittheibang machte n der eaten Kirche otsdam befindet sich über einem Altar das Bild einer „Einsetzung des heiligen Abendmahls“.

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