1899 / 262 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 04 Nov 1899 18:00:01 GMT) scan diff

Nr. 2621 die Vereinbarung zwischen dem Deutschen Reich und Peru, betreffend die Stellung der deutschen Konsuln in Peru und der peruanischen Konsuln in Deutschland, vom 28. Juni 1897; und unter .

Nr. 2622 die Bekanntmachung, betreffend eine Abänderung des Verzeichnisses der gewerblichen Anlagen, welche einer be⸗ sonderen Genehmigung bedürfen, vom 31. Oktober 1899.

Berlin W., den 4. November 1899.

Kaiserliches Post⸗Zeitungsam

Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht: den Regierungs⸗ und Bauräthen Bessel⸗Lorck in Königs⸗ berg i. Pr., Anderson und Klutmann in Berlin, sowie den Kreis⸗Bauinspektoren, Bauräthen Jaeckel in Stolp und Sen⸗ in Brilon den Charakter als Geheimer Baurath zu verleihen.

Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht:

den Gerichts⸗Assessor Richter in Marienwerder zum Amtsrichter in Schlochau, 8 den Gerichts⸗Assessor Kielhorn in Posen zum Amts⸗ richter in Inowrazlaw,

den Gerichts⸗Assessor Bartels in Münster zum Amts⸗ richter in Altena,

den Gerichts⸗Assessor Hülsemann in Bochum zum Amts⸗ richter in Meinertshagen, 8 den Gerichts⸗Assessor Groethuysen in Viersen zum Amtsrichter in Heinsberg,

den Gerichts⸗Assessor Dr. Hengstenberg in Blankenheim zum Amtsrichter in Mörs und

den Gerichts⸗Assessor Kramer in Köln zum Amtsrichter in Bensberg zu ernennen. 8

Ministerium der öffentlichen Arbeiten.

Versetzt sind:

der Wasser⸗Bauinspektor Witte von Charlottenburg an die Weserstrom⸗Bauverwaltung in Hannover,

der Wasser⸗Bauinspektor, Baurath Jacob von Bromberg nach Liegnitz und .

der Kreis⸗Bauinspektor, Baurath Reinboth von Johannis⸗ burg nach Deutsch⸗Eylau.

Der Wasser⸗Bauinspektor, Baurath Seeliger in Brom⸗ berg ist der dortigen Regierung überwiesen.

Der Wasser⸗Bauinspektor, Baurath Mehliß in Hannover ist mit dem 1. November d. J. in den Ruhestand getreten.

9 1 8

Dem Amtsgerichtsrath Steffenhagen in Magdeburg ist die nachgesuchte Dienstentlassung mit Pension ertheilt.

Versetzt sind: der Landgerichtsrath Pohl in Ratibor an das Landgericht in Breslau, der Amtsgerichtsrath Dr. von Spindler in Hanau als Landgerichtsrath und der Land⸗ richter Stoll in Bochum an das Landgericht in Hanau.

Der Kaufmann Heinrich Poas jun. und der Bank⸗ Direktor Heinrich Willers in Essen, der Kaufmann Martin Schneider und der Gerichts⸗Assessor a. D. Eugen Friedrich Wilhelm Hegeler in Gelsenkirchen sind zu Handelsrichtern bei dem Landgericht in Essen ernannt.

Zu stellvertretenden Handelsrichtern sind ernannt: der Fa⸗ brikant Karl Reyscher in Bielefeld bei dem Landgericht da⸗ selbst, der Syndikats⸗Direktor Wilhelm Olfe, der Banquier Herz Hirschland und der Bank⸗Direktor Wilhelm Rehn in Essen, sowie der Bergwerks⸗Direktor Wilhelm Erdmann in Wanne bei dem Landgericht in Essen.

Der Rechtsanwalt Wolffenberg ist in der Liste der Rechtsanwälte bei dem Landgericht I in Berlin gelöscht.

In die Liste der Rechtsanwälte sind eingetragen: der Rechtsanwalt Filitz aus Rosenberg O.⸗Schl. bei dem Land⸗ ericht I in Berlin, der Gerichts⸗Assessor Dr. Berndt bei

em Amtsgericht und dem Landgericht in Stettin und der Gerichts⸗Assessor Boenheim bei dem Amtsgericht in Osterode

1. Ostpr.

Der Rechtsanwalt und Notar, Justizrath Plesch in Zeitz und der Rechtsanwalt, Justizrath Junker in Aachen nd gestorben.

Die Personal⸗Veränderungen befinden sich in der Ersten Beilage.

Nichtamtliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, den 4. November.

Seine Majestät der Kaiser und König hörten im

seeuen Palais heute Vormittag die Vorträge des Chefs des ts, Generals von Hahnke und des Ministers der Angelegenheiten Studt.

Die vereinigten Ausschüsse des Bundesraths für Zoll⸗ und Steuerwesen und für Handel und Verkehr sowie der

usschuß für Zoll⸗ und Steuerwesen hielten heute Sitzungen.

Das Staats⸗Ministerium trat heute Nachmittag 3 Uhr unter dem Vorsitz des Vize⸗Präsidenten, Staats⸗Ministers Dr. von Miquel im Dienstgebäude, Leipziger Platz 11, zu einer Sitzung zusammen.

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Der hiesige schweizerische Gesandte Dr. Roth ist vom

Urlaub nach Berlin zurückgekehrt und hat die Geschäfte der chaft wieder übernommen.

Der Regierungs⸗Assessor Naumann zu Graudenz ist der Königlichen Regierung zu Marienwerder und der Regierungs⸗ Assessor Dr. Kuchen zu Greifenhagen dem Königlichen Polizei⸗ Präsidium zu Köln zur weiteren dienstlichen Verwendung überwiesen worden.

Seine Königliche Hoheit der Prinz Georg hat sich, wie g5 „Dresdner Journal“ meldet, gestern nach Sibyllenort be⸗ geben.

Das gestern ausgegebene Bulletin über das Befinden ter. Königlichen Hoheit des Prinzen Friedrich August autet:

Nach erqguickendem Schlaf ist der Zustand Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen Friedrich August recht erfreulich. Der Kopf ist nur noh wenig eingenommen, die Gedankenthätigkeit sehr rege und klar. Körperwärme 36,8. Puls 60, kräftig und regelmäßig.

Kalkreuth, 3. November 1899, früh.

Oesterreich⸗Ungarn.

Die „Politische Correspondenz“ meldet, daß die 1. Divi⸗ sion des Winter⸗Uebungsgeschwaders der öster⸗ reichisch⸗ungarischen Marine gegenwärtig Evolutionen im Mittelländischen und Aegäischen Meere ausführe; die 2. Division mache Uebungen im Adriatischen Meere. Die ersterwähnte Schiffsabtheilung, welche im Piräus angelangt sei, werde zu Weihnachten in Pola eintreffen.

In den letzten Tagen des Oktober und in den ersten Tagen des November fanden, wie dem „W. T. B.“ aus Prag berichtet wird, in Pardubitz, Neustadt a. Mettau, Wotwowitz, Senftenberg und Reichenau a. Kniezna Kundgebungen zum theil judenfeindlichen Charakters statt. Es wurden zahlreiche Fensterscheiben bei jüdischen Ein⸗ wohnern eingeschlagen; einige Personen wurden verhaftet. In Jaromer sammelte sich am 2. d. M. vor der dortigen Landwehrkaserne eine große Menschenmenge an, welche für die Tags zuvor wegen ihrer „Zde“⸗Meldung bei der Kontrolversammlung verhafteten Reservisten Partei nahm. Als die Menge die Kasernenwache insultierte, rückte eine Kompagnie Militär aus und drängte dieselbe mit gefälltem Bajonnet zurück. Zur Verhütung weiterer Ausschreitungen wurden die entsprechenden Maßregeln getroffen. Der „Neuen Freien Presse“ wird aus Gaya gemeldet, daß sich bei der gestrigen Kontrolversammlung daselbst mehrere Reservisten aufgelehnt hätten und infolge dessen verhaftet worden seien. Demselben Blatt wird aus Linz gemeldet, daß ein Bataillon den Befehl erhalten habe, sich zum Marsch nach Böhmen bereit zu halten. Der „Neuen Freien Presse“ wird ferner aus Prag gemeldet, daß die czechischen Laienrichter beim Gitschiner Kreis⸗ gericht erklärt hätten, sie würden wegen der Aufhebung der

Sprachenverordnungen nicht mehr als Laienrichter thätig sein.

Großbritannien und Irland.

Das „Reuter'sche Bureau“ erfährt, daß das Kriegsamt keinerlei Nachricht über irgendwelche neuerlichen Bewe⸗ gungen der Buren in der Richtung auf Colenso oder sonst wohin erhalten habe. Es sei nicht bekannt, ob die Verbindung mit Ladysmith durch die Eisenbahn aufrechterhalten werde.

Durch eine Königliche Proklamation vom 26. Ok⸗ tober sind, wie „W. T. B.“ meldet, 35 Bataillone der Miliz für den 20. November einberufen worden.

Ein Nachtrag zur amtlichen Verlustliste besagt, daß in der Schlacht bei Ladysmith am Montag, den 30. Oktober, im Ganzen 54 Mann gefallen und 229 verwundet seien. Ver⸗ mißt würden 484 Mann. In dieser Zahl seien die irischen Füsiliere nicht einbegriffen, deren genaue Gesammtzahl noch nicht sicher habe festgestellt werden können.

Frankreich. 1 Ihre Königlichen Hoheiten der Prinz Albrecht von Preußen, Regent des Herzogthums Braunschweig, und der Prinz Friedrich Heinrich von Preußen sind, wie W. T. B.“ berichtet, auf der Durchreise nach Madrid gestern Nachmittag mit Gefolge in Paris eingetroffen. He Empfang waren der Erste Sekretär der deutschen Botschaft, Legationsrath von Below⸗Schlatau und mehrere Mitglieder der Botschaft sowie der bayerische Geschäftsträger von und zu der Tann⸗Rathsamhausen am Nordbahnhofe anwesend. Ihre Königlichen Hoheiten unternahmen in Begleitung des Legationsraths von Below eine Rundfahrt durch die Stadt, dinierten alsdann in der Botschaft und setzten am Abend die Reise nach Madrid fort. Auf dem Bahnhofe waren die Mitglieder der deutschen Botschaft, sowie der spanische Botschafter zur Verabschiedung erschenen. Ein Gesetz, welches sich mit der Reorganisation der Feld⸗Artillerie beschäftigt, wird demnächst der Deputirten⸗ kammer vorgelegt werden. Die hauptsächlichste Aenderung Herabsetzung der Geschützzahl in der Batterie von 6 auf 4. Der Pariser Gemeinderath hat gestern folgende Resolution angenommen: „In Erwägung, daß jeder Krieg die materiellen und moralischen Interessen der Menschheit beein⸗ trächtigt, und unter der Versicherung seiner vollen Sympathie für die Buren, welche für ihre Unabhängigkeit kämpfen, spricht der Gemeinderath sein Bedauern darüber aus, daß die europäischen Mächte nicht durch ihr Eingreifen dem Konflikt vorgebeugt haben, der das Blutvergießen in Süd⸗Afrika zur Folge gehabt hat, und giebt gleichzeitig dem Wunsche Ausdruck, daß der Frieden schnell geschlossen und nicht mehr gestört werde, da er ein Unterpfand der Verbrüderung der Völker, ihrer fortschrittlichen Entwickelung und ihrer Freiheit sei.“. Bulgarien. Die „Agence Bulgare“ meldet: Nachrichten aus Mace⸗ donien berichten über Unzufriedenheit und Aufregung unter den Bulgaren wegen der Wiedereröffnung von ser⸗ bischen Schulen in solchen Orten, in denen keine Serben lebten, sowie wegen der türkischen Politik, die sich gegenüber den Umtrieben der serbischen Propoggndn⸗ welche in Macedonien unter der rein bulgarischen evölkerung Schulen haben wolle, nachgiebig zeige. Ebenso veranlasse die Ernennung ermilian's zum serbischen Metropoliten in Uesküb Unzu⸗ riedenheit unter den Bulgaren in Macedonien. Diese

aßnahmen der türkischen Regierung würden als Provokation der Bulgaren angesehen. Gut unterrichtete Kreise meinten, daß infolge dieser Politik Ruhestörungen in Macedoni be⸗ sorgen seien.

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Feine wuchtige Masse bilden.

Amerika.

Das „Reuter'sche Bureau’“ meldet aus Washington, die zur Untersuchung der Verhältnisse auf den Philippinen entsandten Kommissare hätten dem Präsidenten MeKinley einen vorläufigen Bericht erstattet. Derselbe laufe in der Hauptsache darauf hinaus, daß für die Vereinigten Staaten kein anderer Weg gangbar sein könne als derjenige, die Souveränetät der Vereinigten Staaten auf den Philippinen vetach ens een die Insurgenten zu zwingen, sich der amerikanischen Autorität zu unterwerfen, und dies für die Vorbedingung der Errichtung einer Zivil⸗Regierung zu erklären, welche ihnen eine Selbst⸗ regierung in der weitesten Ausdehnung, die nach den Verhält⸗ nissen zu erreichen sei, gewähre. Der Bericht lege dar, daß die Filipinos infolge der großen Verschiedenheit der ein⸗

zelnen Stämme und Sprachen für eine autonome Selbst⸗

verwaltung nicht befähigt seien, und daß selbst eine lokale Selbstverwaltung nur unter amerikanischer Leitung möglich sein würde. Die Kommissare hätten der Ansicht Ausdruck gegeben, daß, sobald die Amerikaner sich zurückzögen, Anarchie aus⸗

brechen würde, und sie seien fest davon überzeugt, daß die Forte

dauer der amerikanischen Herrschaft den Filipinos zum größten Segen gereichen würde. Das Kabinet habe dichem Bericht

seine Zustimmung ertheilt.

Afrika. . 8 Die Londoner Blätter bringen Berichte aus Ladysmith vom 31. v. M. über das dortige Gefecht am Montag. In denselben heißt es, das britische Artilleriefeuer sei fürchterlich gewesen, die Buren hätten Hunderte an Todten und Verwundeten verloren; da, wo britische Granaten eingeschlagen, sei stets eine große Anzahl von Buren gefallen; die britischen Verluste beliefen sich auf ungefähr 300 Todte und Verwundete, die gefangen genommene Kolonne des Obersten Carleton bestehe aus über 800 Mann. Weiter heißt es, der General Joubert habe an den General White einen formellen Protest wegen des Gebrauchs von Lyddit⸗Granaten gerichtet, welchen er als unmenschlich bezeichne. Ein großes Artilleriegefecht stehe bevor, die Batterien der Buren ständen nur etwa 4 Meilen von Ladysmith, die britische Artillerie beherrsche jedoch die Buren-Artillerie und werde überdies viel geschickter bedient. Das „Reuter'sche Bureau“ meldet aus Ladysmith vom 1. d. M., Nachmittags 4 Uhr 35 Min., daß daselbs überall Ruhe herrsche; der Feind zeige keine Neigung, sich in einen Nahkampf einzulassen; die britischen Geschütze hätten starke Stellungen um Ladysmith inne. Die Stimmung der Truppen sei eine zuversichtliche. G Aus Kapstadt vom 1. d. M. berichtet dasselbe Bureau ferner, daß die „Southafrican News“ ein Telegramm aus Ladysmith veröffentlichten, wonach dort vier weittragende Schiffsgeschütze montiert worden seien.

Die „Daily News“ melden aus Durban vom 31. v. M., 1 daß daselbst Erbitterung darüber herrsche, daß die britischen Man sei ent:

Streitkräfte in Natal ganz unzureichend seien. täuscht, daß die Herbeischaffung von Verstärkungen nicht thätiger betrieben werde. Die Gefangennahme so zahlreicher britischer Mannschaften am 30. Oktober verschärfe die Erbitterung. Jetzt komme allgemein angstvolle Sorge zum Ausdruck.

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Wie dem „Reuter'schen Bureau“ aus Colesberg vom

1. d. M. gemeldet wird, wurde dort am Nachmittag in der Richtung auf die Colesberger Eisenbahnbrücke eine Explosion gehört. Man nehme an, daß die Buren die Brücke zerstört hätten. 1

Der „Daily Telegraph“ erfährt aus Kapstadt, es sei nicht wahrscheinlich, daß der General Sir Redvers Buller Kapstadt in den allernächsten Tagen verlassen werde.

Australien.

Aus Sydney meldet das „Reuter'sche Bureau“, der Premier⸗Minister von Neu⸗Südwales habe an die uͤbrigen australischen Premier⸗Minister die Auf⸗ forderung gerichtet, eine weitere Truppen⸗Abtheilung nach Süd⸗Afrika zu entsenden, welche „Australisches Kontingent“ benannt werden solle. 8

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Statistik und Volkswirthschaft.

“““ 8 Zur Arbeiterbewegung. 1 Zum Ausstand der Berliner Metallarbeiter, der Former, Dreher, Schlosser, Drücker, Buügler u. s. w. in der Beleuchtungs⸗ industrie, welcher bereits mehrere Wochen dauert (vergl. Nr. 257 d. Bl.), berichtet die „Voss. Ztg.“, daß die Ausständigen am letzten Mittwoch durch einen Beschluß allen Arbeitsgenossen zur Pflicht gemacht haben, keine Arbeit für Fabriken anzufertigen, in denen Metallarbeiter aus⸗ ständig sind. . 8 Demselben Blatte zufolge sind auch über 200 Metallarbeiter einer Motorwagenfabrik in Marienfelde bei Berlin ausständig. In Krefeld ist, der „Rhein.⸗Westf. Ztg.“ zufolge, der Färber⸗ ausstand beendigt. Die noch ausständigen Färbergesellen haben ein weiteres Ausharren für zwecklos erklärt und beschlossen, die Arbeit wieder aufzunehmen (vergl. Nr 253 d. Bl.). . Die Bauunternehmer Frankfurts (a. M.) kündigten, wie e weiter mittheilt, am 2. d. M. sämmtlichen organi⸗ sierten Maurern, etwa 2000 an der Zahl, zum Sonnabend die Arbeit.

8 Kunst und Wissenschaft.

Die Stadt Altona erließ bekanntlich im Frühjahr 1897 ein Preisausschreiben für einen großen Zierbrunnen, der auf dem Platz vor dem neuen Bahnhofsgebäude daselbst Aufstellung finden soll. An der Konkurrenz betheiligten sich insgesammt 58 Künstler; als Sieger ging hervor der Berliner Bildhauer P. Türpe, dem auch die Ausführung übertragen wurde. Nach zweieinhalbtähriger Arbeit ist das Werk nun so weit vollendet, daß zur Zeit die Figuren in der Werkstatt von Bommer, Adalbertstraße 6, in Kupfer getrieben werden. Die der Gruppe zu Grunde liegende Idee ist der Kampf zweier Kentauren, die gefischt haben und nun bei der Theilung des Fanges um den größten Fisch in Streit gerathen sind; der eine hält das Thier

hoch in die Luft, und ein mächtiger Wasserstrahl wird dessen Rachen ent. 8 steigen; Wasser speien auch zwei Fische, welche dem Netz entschlüpfen,

desgleichen vier Salamander und Frösche, die auf niedrigen Sockel des 20 m langen, 10 m breiten, oblong gehaltenen Beckens hocken. Auch zwei Tritonen geben ihrem Unmuth über die Mißhandlung des Fisches durch kräftige, auf die Kämpfer gerichtete Wasserstrahlen Ausdruck. Da die Figuren mehrfache Lebens röße haben und die sich auf Felsen aufbauende Gruppe eine Höhe von 7,5 m erhält, so dürfte die Gesammtwirkung eine impofante werden. Durch den Humor, welcher sich in Haltung und Handlung der Gestalten kundgiebt, hat der Künstler es verstanden, den Eindruck des Schwerfälligen zu vermeiden, wenn- gleich die riesigen Leiber der mit einander ringenden Kentauren Flotte, realistische Behandlung und ge⸗ schickte Anordnung dürfen als Vorzüge des werden. Die einzelnen Theile sollen in nächster Woche nach

werden.

ltonge überführt

Schlaffsucht der Nonnenraupe.

Unter den Nonnenraupen, welche im verflossenen Sommer in den Kiefernwaldungen der Prov inz Ostpreußen verderblich auftraten, ist wie zu erwarten war die Schlaffsucht aus⸗ gebrochen, dieselbe Krankheit, welche auch gelegentlich früherer Massen⸗ vermehrungen der Nonne besonders in Schlesien und Bayern sich ge⸗ zeigt hat. Die Krankheitserscheinung besteht darin, daß die halb⸗ wüchsigen oder älteren Nonnenraupen plötzlich aufhören zu fressen, an Stamm oder Nadel ruhig sitzend den Tod erwarten oder, von Un⸗ ruhe getrieben, die äußersten Zweige und höchsten Spitzen erklimmen, wo sie oft massenhaft zusammengedrängt der „Wipfelkrankheit“ zum Opfer fallen. Nach dem Tode haften sie nur mit einem ihrer Hinterbeine fest, während der schlaff herabhängende Körper einem mit übelriechender Jauche gefüllten Sack gleicht. In dieser Jauche finden sich zahlreiche Bakterien, unter welchen man einen gewissen, die Gelatine nicht verflüssigenden, beweglichen, kurzen, stabförmigen Bacillus als Krankheitserreger gefunden zu baben glaubte. Professor Dr. Eckstein an der Forst⸗Akademie Ebers⸗ walde ist auf Grund neuer Untersuchungen zur Ueberzeugung gekommen, daß jenen als Schlaffsuchterreger seither angesehenen Bakterien nicht die infektiöse Kraft innewohnt, sondern daß diese Mikroorganismen sekundär auftreten, während andere Gebilde, „Körper⸗ chen“ genannt, welche man seither auch schon bei kranken Nonnen⸗ raupen fand, ihnen aber weniger Bedeutung beilegte, als Ursache der Krankheit angesehen werden müssen. Diese „Körperchen“ sind identisch mit den Erregern der Pebrine, einer die Seidenraupe befallenden Krankheit. Den Beweis hierfür zu erbringen, glückte Eckstein dadurch, daß er aus Italien und Frankreich pebrinekranke Eier des Seiden⸗ spinners bezog, sie zur Entwickelung brachte und mit den aus den er⸗ krankten Raupen in Reinkulturen isolierten „Körperchen“ Nonnen⸗ raupen infizierte. In den bald darauf unter typischen Schlaffsuchts⸗ erscheinungen gestorbenen Raupen wurden wiederum die Pebrine⸗ körperchen nachgewiesen. 6 8

Ernte und Getreidehandel in Serbien.

Belar ad, den 20. Oktober 1899. Das Maisbrechen ist im Zuge, und die Qualität verspricht infolge der für die Maisfelder günstigen Witterung gut zu werden.

Das Urtheil über die diesjährige Getreideernte in Serbien geht dahin, daß dieselbe eine gute Mittelernte genannt werden kann.

Im Gegensatz zu anderen Jahrgängen ist heuer ein außer⸗ gewöhnlich großes Quantuvm von Weizen über die Hälfte der dies⸗ jährigen Ernte noch bei den Produzenten. Es ist dies eine Folge des s. Zt. an die Eigner von Getreide gerichteten, zur S ekulation ermuthigenden Regierungs⸗Erlasses. Dieser Erlaß wies die Behörden an, dem Vertau von Getreide entgegenzutreten, bis die Preise gestiegen sein würden. Der damalige Preis von ca. 18 Dinar für 1 dz Weizen ist inzwischen auf 14 Dinar zurückgegangen und ein weiterer Rückgang nicht ausgeschlossen, da jetzt die Landbevölkerung der Baarmittel zu Einkäufen für den Winter bedarf und zu Angeboten von Getreide gedrängt wird.

Die Marktpreise für Roggen, Gerste und Hafer blieben im letzten Monat fast unverändert. In Weizen sind nur kleine Schwankungen zu verzeichnen, und zwar variierten die Preise von 14,50 Dinar bis 14,00 und 14,20 Dinar per d⸗

Das Gesammtergebniß des diesjährigen Getreideexports wird

rmaßen geschätzt: Weizen ca: 1 400 000, Roggen 150 000, Gerste ca. 500 000, Hafer 200 000, Mais ca. 7 800 000 dz.

Gesundheitswesen, Thierkranryeuten und Absperrungs⸗ Maßregeln.

1 Belgien. Zufolge Verordnung des belgischen Ministeriums für Landwirth⸗

schaft vom 16. Okrober 1899 („Moniteur Belge“ vom 22. Oktober

1899, Nr. 295) ist es vom 15. November 1899 ab verboten, auf dem Wasser⸗ oder Landwege Holzwerk von Ställen, Verschlägen oder sonstigen Schutzvorrichtungen, die für den Transport von Pferden und Rindvieh auf Schiffen benutzt worden sind, in Belgien einzuführen.

Lissabon, 3 November. (Meldung der „Agence Havas“.) Einer Depesche aus Lourengo Marques vom 2. November zufolge sind dort drei Pestfälle vorgekommen.

8 Verkehrs⸗Anstalten.

8nS 8* 8“ Laut Telegramm aus Köln (Rhein) ist die dritte englische Post über Ostende vom 3. d. M. ausgeblieben. Grund: Die Fahrt von Dover ist ausgefallen, weil der Dampfer wegen Sturms nicht anlegen konnte. Seit dem 1. Oktober nimmt in Deutsch⸗Südwestafrika auch die Post⸗Agentur in Rehoboth an dem internationalen Austausch von Postanweisungen theil.

Bremen, 3. November. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Dampfer „Preußen“, n. Ost⸗Asien best., 2. Nov. in Antwerpen angek. „Darmstadt“ 2. Nov. v. New York und „Elisabeth Rickmers“ 2. Nov. v. Galveston n. Bremen abgeg. „König Albert“ 3. Nov., v. Bremen kommend, in Colombo angek. „Karlsruhe“, v. Australien kommend, 2. Nov. Reise v. Antwerpen n. Bremen fortgesetzt.

4. November. (W. T. B.) Dampfer „Karlsruhe“, v. Australien kommend, 3. Novbr auf der Weser, „Marxburg“, n. Bra⸗ silien best., 2. Novbr. in Antwerpen angek. „Bonn“ 3. Novbr. Reise v. Antwerpen n. Corunna fortges. „Mainz“, n. Brasilien best., 3. Novbr. in Bahia, „Werra“, n. New York best. 3. Novbr. in New York, „Nürnberg“, v. Ost⸗Asien kommend, 2. Novbr. in Suez angekommen.

Hamburg, 3. November. (W. T. B.) Hamburg⸗Amerika⸗ Linie. Dampfer „Fürst Bismarck“, v. Hamburg über Southampton und Cherbourg n. New York, 3. Nov. Dover, „Canadia“, v. New York über Kopenhagen n. Stettin, 2. Nov. Butt of Lewis passiert. „Bolivia“, v. St. Thomas n. Hamburg, 1. Nov. in Havre angek. „Castilia“, v. St. Thomas n. Hamburg, 1. Nov. v. Havre abgeg. „Francia“, v. Hamburg n. Westindien, 2. Nov. Cuxhaven passiert. „Australia“ 30. Oktbr. v. Veracruz abgeg. „Adria“ 2. Novbr. in

amburg angek. „Arcadia“ 2. Nov. v. Boston n. Philadelphia abgeg. „Belgravia“, v. Baltimore n. Hamburg, 2. Nov. Lizard passiert. „Athesia“ 2. Nov. v. Philadelphia n. Hamburg abgegangen.

London, 3. November. (W. T. B.) Castle⸗Linie. Dampfer

„Pembroke Castle“ heute auf der Ausreise von London abgegangen.

Theater und Musik.

8 Konzerte. EE1““ G Am Sonntag veranstaltete Fräulein Clotilde Kleeberg im Beethoven⸗Saal einen populären Klavierabend, welchen sie mit Beethoven's Sonate in C-moll (op. 10 Nr. 1) eröffnete, deren erster und zweiter Satz ganz im Mozart'schen Geiste geschaffen nd, während erst der dritte spezifisch Beethoven'sche Fär⸗ ung trägt. Das Spiel der beltebten Künstlerin empfahl an diesem Abend durch weichen, modulationsfähigen nschlag, der namentlich die träumerischen, gedämpften, innigen Stellen eindrinalich gestaltete. Vollendet wurden das dagio der Sonate, die Variationen von Haydn in F-moll und von

en stimmungsreichen Phantastestücken Schumann's namentlich die „Traumeswirren“ vorgetragen. Unter den sechs Piöcen von Chopin gefielen am meisten die Etüde in Ges-dur und die Polonaise Cmoll, sowie die „Berceuse’“ mit ihren ins Kleinste ausgearbeiteten Fiorituren. An demselben Abend konzertierte im Saal Bechstein unter Mitwirkung der Pianistin Fräulein Mary Wurm die Violinvirtuosin Baronesse Maria Concha Codelli. Sie gehört zu den Wenigen, denen es gegeben ist, ihrer Geige jenen füßen, singenden Ton zu entlocken, welcher zu Herzen geht. Die Wahl der Stücke war dazu eine sehr glückliche. Auf das vielgespielte erste Konzert in G-moll von Bruch folgte die Romanze in G-dur von Beethoven, und vollends der langsame Satz des „Air hongrois“ von Tirindelli brachte die anerkennenswerthe Technik und den beseelten Ton der jungen Künstlerin zu voller Geltung, sodaß ihr einstimmiger, lebhafter Beifall gezollt wurde. Fräulein Mary Wurm spielte eben⸗ falls mit ansehnlicher Fertigkeit und temperamentvollem Vortrag, doch würde ihre Technik durch größere Klarheit noch gewinnen. Der erste Satz der Sonata quasi Fantasia in Cis-moll (op. 27 Nr. 2) von Beethoven war nicht immer ganz präzise im Rhythmus; dagegen zeugte ihr Spiel im Scherzo in H-moll von Chopin von feinem künstlerischen Verständniß.

Im Beethoven⸗Saal veranstaltete am Montag Herr Emil Steger einen Liederabend unter Mitwirkung des Violinvirtuosen Herrn Joan Manén. Herr Steger hatte nur Lieder von Schubert und Schumann zum Vortrag gewählt; ob er gerade für die Wieder⸗ gabe der Werke dieser Komponisten die meiste Anlage hat, erscheint doch fraglich. Schon die Auffassung des Liedes „Wohin?“ schien nicht ganz dem geforderten Stil zu entsprechen. Mehr sagten die drei Lieder mit Harmoniumbegleitung zu. Hier klang auch die Stimme aus⸗ drucksvoller als im Vorgenannten. In dem Lieder⸗Cyeclus „Dichter⸗ liebe“ von Schumann trat dagegen das innige Empfinden des Kom⸗ ponisten wohl nicht überall in seiner ganzen Tiefe und Ein⸗ fachheit in die Erscheinung. Herr Joan Manén errang mit seiner Komposition „Bolero“ starken Beifall; die etwas kapriziöse Musik wurde mit vollendeter Technik zu Gehör gebracht. Noch mehr konnte er die letztere im Noecturne von Chopin⸗ Sarasate und vornehmlich in der „Jota aragonesa“ von Sarasate, welche außerordentlich hohe Anforderungen an die Virtuosität des Künstlers stellen, glänzen lassen. Wohlverdienter Beifall veranlaßte ihn noch zu einer Zugabe. Die Klavier⸗ begleitung wurde durch Herrn Heniot Levy diskret ausgeführt. In der Sing⸗Akademie stellte sich ebenfalls am Montag das Chaplin⸗Trio, bestehend aus den Damen Nellie Chaplin (Klavier), Kate Chaplin (Bioline) und Mabel Chaplin (Vtoloncello), zum ersten Mal der Kritik und dem Publikum vor. Die drei jungen Künstlerinnen haben noch nicht die völlige Ausgeglichenheit der Leistungen erreicht, welche man im Zusammenspiel verlangen muß; dastrat am meisten bei dem A-moll-Trio (op. 50) von Tschaikowsky hervor, das weit über die Kräfte der Konzertgeberinnen ging. Die „Walzermärchen“ von Ed. Schütt wurden verhältnißmäßig am besten gespielt. Unter den Solenummern war der sichere und elegante Vortrag der „Pa⸗ pillons“ von Ole Olsen durch die Klavierspielerin Fräulein Nellie Chaplin zu loben. 1

Einen Schumann⸗Abend veranstaltete am Dienstag im Beethoven⸗Saal die bekannte Pianistin Fräulein Elisabeth Jeppe, unter Mitwirkung der Konzertsängerin Frau Dr. Pfaff von Schelhorn, sowie der Herren Professor Waldemar Meyer (erste Violine), Max Heinecke Gweite Violine), Dagobert Loewenthal (Viola) und Albrecht Löffler (Violoncello). Die kunstsinnig geschickte Zusammenstellung des durch die Darbietung der Werke nur ein und desselben Komponisten an und für sich etwas ein⸗ seitigen Programms verhinderte jeden ermüdenden Eindruck. Fräulein Jeppe brachte die Meisterwerke Schumann’s in abgerundetem Vor⸗ trag zu Gehör und zeigte dabei besonders ihr gediegenes technisches Können, während es ihr an hinreichend vertiefter Auffassung noch bisweilen fehlte und sie daher nicht immer zu erwärmen vermochte. Bezüglich des den Abend abschließenden Klavierquintetts in Es-dur (op. 44) traf dies jedoch nicht zu. Hierbei riß sie sowohl wie ihre Partner die ganze Zuhörerschaft mit fort und erntete mit ihnen ungetheilten Beifall. Fre Dr. Pfaff zeigte sich im Besitze einer angenehm klingenden Sopranstimme und eines gewandten, wirkungsvollen Vortrags. Der gleichzeitig von Frau Marie Blanck⸗Peters in der Sing⸗ Akademie gegebene Lieder⸗Abend hatte einen ansehnlichen Erfolg; die befriedigte Stimmung des Auditoriums gab sich in anhaltenden Beifallskundgebungen und wiederholten Dacapo-Rufen zu erkennen. Die schnell beliebt gewordene Sängerin hat eine klang⸗ volle und wohlgeschulte Stimme, welche an diesem Tage jedoch etwas ermüdet erschien. Die Vokalisierung war nicht immer ganz einwandfrei, der Vortrag zeugte aber von eingehendem Verständniß und warmem Empfinden für den Inhalt der Lieder. Dies kam vornehmlich bei Brahm's „Mädchenlied“ und „Das Mädchen spricht“ und Wolf's „Mögen alle bösen Zungen“ zum Aus⸗ druck, welche Lieder auf allseitiges Verlangen wiederholt werden mußten. Auch Mozart's „Rosen⸗Arie“ und Schumann’s „Geisternähe“ wurden seelenvoll zu Gehör gebracht. Fräulein Caroline Kaiser, die an demselben Tage im Saal Bechstein einen Lieder⸗Abend veranstaltete, verfügt über eine schöne Mezzo⸗Sopranstimme, die bei sehr deutlicher Aussprache in der Höhe rund und voll ausklingt. Zu tadeln ist das unschöne Hinaufziehen der Töne, auch läßt der Vortrag bezüglich der Auffassung noch zu wünschen übrig. Am besten gelang ihr das Lied „Verborgenheit“ von Wolf; überhaupt neigt die junge Dame entschieden mehr dem ernsten als dem heiteren Genre in der Musik zu. Im Saal Bech⸗ stein traten ebenfalls am Dienstag die Altistin Fräulein Helene Bratanitsch und die Pianistin Fräulein Elsa Haas gemeinsam auf. Die erstgenannte Dame ist als Oratoriensängerin rohl bekannt und geschätzt. Ihre ausgiebige Altstimme ist namentlich in der Höhe von großer Klangfülle. Beeinträchtigt wird jedoch der Eindruck ihrer Gesangsleistung durch ihr Temperament, das sie zu Uebertreibungen im Ausdruck hinreißt und dadurch manchem empfindungsreichen Liede seine Eigenart raubt. Mit der Arie „Caro mio ben“ von Tommaso Giordani erzielte sie den meisten Beifall. Fräulein Haas zeigte ausgeprägtes Talent, Fingerfertigkeit und ernste Auffassung, ihrem Spiel fehlt es aber noch an Charakter.

Am Mittwoch gab es im Beethoven⸗Saal wiederum einen Schumann⸗Abend, und zwar hatte Herr Raimund von Zur⸗ Mühlen, der Veranstalter desselben, eine zahlreiche Zuhörerschaft bier versammelt. Nachdem seine Stimme in den ersten beiden Liedern ihre Sprödigkeit überwunden hatte, kamen die Schönheiten derselben und die feine, individualisierende Vortragskunst des Sängers zur vollen Geltung. Es war daher nicht überraschend, daß Herr von Zur⸗ Mühlen zu öfteren Wiederholungen und zu mehreren Zu⸗ gaben von den enthusiastisch applaudierenden Zuhörern bewogen wurde. Herrn Coenraad V. Bos. gebührt für seine feinfühlige Klavierbegleitung ein Antheil an den Ehren des Abends. Das „Brüsseler Streichquartett“, mit dem bekannten Geiger Herrn Franz Schörg (1. Violine) an der Spitze, ließ sich gleich⸗ falls am Mittwoch im Saal Bechstein hören. Mit ihm wirkten die Herren ans Daucher (2. Violine), Paul Miry Wund Jacques Gaillard (Violoncello). Die neue

onzertvereinigung hatte einen vollen Erfolg zu verzeichnen. Die Programm⸗Auswahl und eEintheilung zeugte von feinem musikalischen Gefühl. Der Vortrag war gediegen, einfach und vornehm, aber freilich nicht immer charakteristisch genug. Auch der dritte Klavier⸗Abend des Herrn Conrad Ansorge, welcher zu gleicher Zeit im Saal der Sing⸗Akad emie stattfand, trug dem beliebten Pianisten wieder reiche Evrense ein. Jedes einzelne der gespielten Stücke war technisch einwandfre ausgeführt und voll poesie⸗ voller Auffassung im Vortrag. Die Stärke des Künstlers liegt in seinem reizvollen, gleichmäßig abgetönten Piano, das besonders in zwei Chopin'schen Kompositionen: in der Etude (Band I, Nr. 6) und in dem träumerischen Nocturne in Fis-dur, seine Wirkung nicht verfehlte. v“ 8 6 111““

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perlenden bis⸗

Im Königlichen Opernhause wird morgen, Sonnia,

Lortzing's romanktische Zauber⸗Oper „Undine“ mit iedler in der Titelrolle gegeben; im übrigen ist die Besetzung folgende: Bertalda: Frau Herzog; Ritter Hugo: Herr Sommer; Kühleborn: Herr Bulß; Beit: Herr Lieban; Tobias: Herr Krasa; Martha: Fräulein Pohl; Peter Heilmann: Herr Stammer; Kellermeister: Herr Knüpfer. Kapellmeister Dr. Muck dirigiert. Am Montag findet der dritte Symphonie⸗Abend bagt Königlichen Kapelle unter Kapellmeister Felix Wein⸗ gartner's Leitung statt. Zur Aufführung gelangen: Ouvertüre zu „Iphigenia in AulisI von Gluck; Symphonie von Dittersdorf; Duvertüre zu „Benvenuto Cellini“ und „Carnaval romain“ von Berlioz; Symphonie in A-dur von Mendelssohn. Die öffentliche Feuhshi. findet Mittags 12 Uhr statt; Billets hierzu (2 u. 1 ℳ) ind bei Bote u Bock zu haben.

Im Königlichen Schauspielhause gelangt morgen Raimund's Orisinal⸗Zaubermärchen „Der Verschwender“ mit der Musik von Konradin Kreutzer zur Aufführung. Die Besetzung lautet:

ee Cheristiane: Fräulein Lindner; Azur: Herr Bachmann; vo:n

lottwell: Herr Arndt; Kammerdiener Wolff: Herr Heine; Valentin: Herr Vollmer; Rose: Fräulein Hausner; Chevalier Dumont: Herr Grube. Die Tanz⸗Einlagen im zweiten Akt werden von dem König⸗ lichen Ballet⸗Korps ausgeführt.

Am Montag geht zum 151. Mal Ernst von Wildenbruch's Drama „Die Quitzows“ in Scene. Die Besetzung ist folgende: Burggraf Friedrich I.: Herr Ludwig; die Se Kasimir und Otto: Herren Hertzer und Boettcher; Barbara von Bug: Fräulein Poppe; Dietrich von Quitzow: Herr Molenar; Konrad von Quitzow: Herr Christjans; Stroband: Herr Oberlaender; Rieke: Fräulein Hausner; Thomas Wins: Herr Nesper; Gertrud: Fräulein Abich; Agnes: Frau von Hochenburger; Köhne Finke: Herr Vollmer; Dietrich Schwalbe: Herr Kraußneck.

Im Neuen Königlichen Opern⸗Theater wird morgen zu volksthümlichen Preisen Moser und Trotha'’s Lustspiel „Auf Straf⸗ urlaub“ gegeben.

Unter dem Protektorat Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen Friedrich Heinrich von Preußen beginnt am 8. November im Neuen Königlichen Opern⸗Theater eine Reihe von etwa zwölf Aufführungen des Otto Devrient'’schen Festspiels „Gusta v Adolf“. Das in Berlin bisher noch nicht zur Darstellung gebrachte Festspiel, in welchem über hundert Dilettanten, Damen und Herren, mitwirken werden, ist von dem Stadt⸗Schulinspektor Stier einstudiert worden.

Das Deutsche Theater bringt am morgigen Sonntag Abend die erste Wiederholung der neuen Kömödie „Ein Gastspiel“ von Ernst von Wolzogen und Hans Olden, welche außerdem noch am Diens⸗ tag, Donnerstag und am nächstfolgenden Sonntag Abend zur Aufführung gelangt; am Montag werden „Die Weber“ gegeben, am Mittwoch „Der Meister von Palmyra“, Freitag „Rosmersholm“, Sonnabend „Cyrano von Bergerac“. Als Nachmittags⸗Vorstellung ist sswohl für den morgigen wie den nächstfolgenden Sonntag „Fuhrmann Henschel“ angesetzt.

Das Wochen⸗Repertoire des Berliner Theater gestaltet sich folgendermaßen: Morgen, Sonntag, sowie am Dienstag, Mittwoch, Sonnabend und nächsten Sonntug: „Die Herren Söhne“; Montag: „Der Pfarrer von Kirchfeld“ (Otto Sommerstorff: Hell); Donners⸗ tag: „Zala“; Freitag (9. Abonnements⸗Vorstellung): „Romeo und Julia“. Nachmittags⸗Vorstellungen: morgen: „Romeo und Julia“, am nächsten Sonntag: „Götz von Berlichingen“.

Im Schiller⸗Theater werden morgen Nachmittag als erste Aufführung im Schiller⸗Cvclus „Die Räuber“ gegeben. Abends geht der Schwank „Die Großstadtluft“ in Scene. Am Montag wird „Der Richter von Zalamea“, Dienstag „Iphigenie auf Tauris“, Mittwoch „Nora“, Donnerstag „Viel Lärmen um Nichts“ gegeben. Für Freitag und Sonnabend sind die ersten Aufführungen von Schiller's Trauerspiel „Die Jungfrau von Orleans“ angesetzt. Im Bürgersaale des Rathhauses findet morgen ein „Shakespeare- Abend“ statt.

Im Theater des Westens geht morgen Nachmittag Verdi's „Troubadour“ zu halben Preisen in Scene; am Abend findet eine Aufführung von Weber's „Freischütz“ statt. Am Montag wird mit Fräulein Prevosti in der Hauptrolle Bizet's Oper „Die Perlenfischer’“ zum letzten Male gegeben. Am Dienstag geht „Czar und Zimmer⸗ mann, Mittwoch „Carmen“ (mit Fräulein Prevosti und Herrn Hof⸗ opernsänger Philipp), Donnerstag „Undine“, Freitag „Der Frei⸗ schütz“ und Sonnabend „Der Troubadour“ in Scene.

Im Lessing⸗Theater gelangt in der nächsten Woche an allen Tagen, mit Ausnahme des Donnerstags, das Lustspiel von Oscar Blumenthal und Gustav Kadelburg „Als ich wiederkam ...“ zur Aufführung. Für Donnerstag ist eine Wiederholung des Lustspiels „Im weißen Rößl'“ angesetzt, welches auch morgen, Sonntag, Nach⸗ mittag, (zu volksthümlichen Preisen) gegeben wird. Am nächsten Sonntag. Mittags 12 Uhr, veranstaltet der Verein „Freie Bühne“ eine öffentliche Aufführung des dreiaktigen Schauspiels „Ein Frühlingsopfer“ von E. von Keyserling.

Im Neuen Theater erfreut sich E. von Wolzogen's Luftspiel „Ein unbeschriebenes Blatt“ so regen Zuspruchs und Beifalls, daß die Direktion beschlossen hat, dasselbe an allen Abenden der nächsten Woche auf dem Spielplan zu belassen. Am morgigen Sonntag Nach⸗ mittag findet eine Wiederholung von Hugo Ganske's Schauspiel „Die heilige Frau“ zu halben Kassenpreisen statt, während am nächsten Sonntag Nachmittag Ferdinand Bonn's Komödie „Kiwito“ zur Auf⸗ führung gelangt. 1

Die „Schlierseer“, welche heute ihr Gastspiel im Belle⸗ Alliance⸗Theater beginnen, bringen am Montag die fünfaktige Bauernposse mit Gesang und Tanz „Jägerblut“ zur Darstellung. Die Hauptrolle des „Bader Zangerl“ ist als eine köstliche Leistung des Herrn Faver Terofal hier von früher her bereits bekannt.

Auf dem Spielplan des Thalia⸗Theaters verbleibt auch die nächste Woche hindurch die Ausstattungsposse „Der Platzmajor“, die nach einem soeben abgeschlossenen Vertrage nächstens auch in New York zur Aufführung kommen wird.

Die Proben für die Aufführung von Henrik Ibsen's fünfaktigem Schauspiel „Frau Inger auf Oestrot“, welche der Verein „Deutsche Volksbühne“ als zweite Abonnements⸗Vorstellung am 14. No⸗ vember im Ostend⸗(Carl⸗Weiß⸗)Theater veranstaltet, sind nunmehr unter der Leitung der Herren Laverrenz und Wach im Gange. Als Mitwirkende sind u. A., folgende Künstler ö worden: Margarete Pix, früher Mitglied des Deutschen Theaters, Maria Holgers, früher Mitglied des Berliner Theaters, Gustav Kober, früher Mitglied des Lessiag⸗Theaters, Paul Biensfeld, Mitglied des Deutschen Theaters, und Leopold Iwald, Mitglied des Residenz⸗Theaters. Einzelbillets und Abonnementshefte für fünf Vor⸗ stellungen sind im Bureau des Vereins „Deutsche Volksbühne“ (Berlin W., Helmstr. 5) und im Theatergebäude (Große Frankfurter⸗ straße 132) bei Herrn Jertz käuflich.

Am Mittwoch, den 22. Nobvember (Bußtag), Abends 7 ½ Uhr, findet im Königlichen Opernhause ein Konzert des König⸗ lichen Opernchors statt. Zur Aufführung gelangt das für Berlin noch neue Werk des Herzoglich anhaltischen Hofkapellmeisters August Klughardt: „Die Zerstörung Jerusalems“, Oratorium für Soli, Chor und Orchester. Der Königliche Kapellmeister Herr Dr. Mucd wird dasselbe dirigieren. Mitwirken werden die Königlichen Sängerinnen Frau Götze, Fräulein Reinl, Fräulein Rorhauser, Frau Gradl, die Königlichen Sänger Herren Grüning, Hoffmann und Berger, sowie die Königliche Kapelle. Der Billet. Verkauf findet

bei Bote u. Bock, Leipzigerstr. 37, täglich von 8 bis 6 Uhr statt.

Aufgeld wird nicht erhoben.