1899 / 273 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 17 Nov 1899 18:00:01 GMT) scan diff

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genommen würden, wurde von den

Justiz⸗Ministerium.

Dem Notar Haufs in Meisenheim ist vom 1. Dezember 1899 ab der Wohnsitz in Rheydt und

dem Notar Meyer in Perl von dem gleichen Tage ab der Wohnsitz in Saarburg angewiesen worden. 9

Minister ium der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinal⸗Angelegenheiten.

Am Schullehrer⸗Seminar zu Habelschwerdt ist der bis⸗ herige ordentliche Seminarlehrer Hoffmann daselbst zum Seminar⸗Oberlehrer befördert und der bisherige Seminar⸗ Hütlahter Stein aus Zülz als ordentlicher Seminarlehrer angestellt

am Schullehrer-Seminar u Mörs ist der bisherige ordentliche Seminarlehrer Lamberti zum Seminar⸗Ober⸗ lehrer befördert und der Kandidat des Predigtamts und des höheren Schulamts Weise zu Mettmann als ordentlicher Seminarlehrer angestellt worden.

Preußen. Berlin, den 17. November. Seine Majestät der Kaiser und König hörten

gestern Abend im Neuen Palais noch den Vortrag des Justiz⸗

Ministers Schönstedt und des Ministers des Innern Freiherrn von Rheinbaben.

Heute Morgen 8 Uhr sind Ihre Kaiserlichen und Königlichen Majestäten mit Ihren Königlichen Hoheiten den FSg Söhnen August Wilhelm und Oskar vom Bahn⸗ hof Wildpark nach Kiel abgereist.

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Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Großherzoglich mecklenburg⸗schwerinsche Geheime Ministerialrath Dr. Lang⸗ feld ist von Berlin abgereist.

Der Regierungs⸗Assessor Fischer zu Gummersbach ist der Königlichen Regierung zu Frankfurt a. O. und der Regierungs⸗Assessor Wilke zu Hannover der Königlichen Regierung zu Düsseldorf zur weiteren dienstlichen Verwendung überwiesen worden.

Der Regierungs⸗Assessor Hertel ist bis auf weiteres dem Landrath des Kreises Schlochau, Regierungsbezirk Marien⸗ werder, zur Hilfeleistung in den landräthlichen Geschäften zu⸗ getheilt worden. v1“

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Die Rang⸗ und Quartierliste der Kaiserlich deutschen Marine für das Jahr 1900 (nach dem Stande vom 10. November 1899), herausgegeben auf Befehl Seiner Majestät des Kaisers und Königs und redigiert im Marine⸗ kabinet, ist im Verlage von E. S. Mittler u. Sohn, Königliche

ng, Berlin SW., soeben erschienen. 4

““ Baden. Bei der gestern vorgenommenen Wahl von 33 Ab⸗ geordneten zur Zweiten Kammer wurden, dem „ab LZ. B.“ 888 gewählt: 13 Nationalliberale, 10 Mit⸗ glieder des Zentrums, 4 Demokraten, 4 Sozialdemokraten, 1 Konservativer und 1 Vertreter des Bundes der Landwirthe. Die gesammte Zweite Kammer setzt sich nunmehr, wie folgt, usammen: 23 Nationalliberale, 22 Mitglieder des Zentrums, zusdemokraten, 7 Sozialdemokraten, 2 Konservative, 1 Ver⸗ treter des Bundes der Landwirthe und 1 Antisemit.

Oldenburg. (H.) Der Geburtstag Seiner Königlichen Hoheit des Erbgroßherzogs, Höchstwelcher gestern sein 47. Lebensjahr vollendete, wurde in Stadt und Land festlich begangen.

Schwarzburg⸗Rudolstadt.

Der Landtag ist gestern durch den Staats⸗Minister von Starck eröffnet worden. Unter den Vorlagen befinden sich, der „Schwarzb.⸗Rudolst. Landes⸗Ztg.“ zufolge, Entwürfe zu Gesetzen, welche mit dem Bürgerlichen Gesetzbuch zugleich in Kraft zu treten haben, ferner der Etat für die nächste Finanz⸗ periode, eine neue Gesindeordnung und eine Vorlage, betreffend die Aufbesserung ee as und die Alterszulagen der

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Volksschullehrer.

Oesterreich⸗Ungarn.

Der Kaiser empfing gestern in Budapest den Vor⸗ sitzenden im österreichischen Ministerrath Grafen Clary in längerer Privataudienz. Die für gestern geplante Abreise des Kaisers nach Wien ist F. heute verschoben worden.

Das Herrenhaus hat gestern die Nothstandsvorlage in allen drei Lesungen einstimmig angenommen.

Im Abgeordnetenhause erhob gestern der Abg. Zeller Einspruch gegen den in der letzten Sitzung von dem Abg. von Jaworski gestellten Antrag auf Ueberweisung der Aus⸗

leichsvorlagen an den Ausschuß ohne eine erste Lesung. Der

Präfldent Dr. von 88 erklärte, daß die Ausgleichs⸗ vorlagen dem Ausschusse noch nicht zugewiesen seien, weshalb es dem Hause freistehe, eine erste Lesung vorzunehmen oder darauf zu verzichten. Das Haus setzte sodann die Debatte über die Excesse in Mähren fort. Der Abg. Rieger (Sozialdemokrat) griff die Polizei heftig an, welche bei Excessen planlos in die Menge hineinreite. Der Abg. Stojan (slavisch⸗katholischer Klub) besprach die Sprachenfrage und erklärte, seine Parteigenossen wollten nicht Hammer und nicht Amboß sein und mit den deutschen Nachbarn wie Brüder leben. Hierauf folgte eine Reihe von thatsächlichen Berichtigungen, wobei von Rednern verschiedener Parteien die Ritualmordfrage erörtert wurde. Der Abg. Straucher, welcher verlangte, daß die Juden gegen solche Verleumdungen und Lügen in Schutz Cöristlich⸗Sossalien wieder⸗

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holt heftig unterbrochen. Die antisemitischen Redner gaben der Ansicht Ausdruck, daß zwar die jüdische Religionslehre den Ritualmord nicht erwähne, daß es aber jüdische Sekien gebe, welche Christenblut für gewisse Zwecke für heilsam hielten. Der Abg. Pattai verlangte eine staatliche Revision der Sittenlehre der Juden; der Abg. Karreis führte zahl⸗ reiche Zeugnisse gegen den Ritualmord an und schloß mit dem Wunsche, daß endlich Friede einkehren möge. Im weiteren Verlauf der Debatte kam es zu einer lebhaften Diskussion über die Vorfälle bei den galizischen Wahlen. Darauf wurde die Dring⸗ lichkeit des Antrags Berner, betreffend die Untersuchung der Vorfälle in Mähren, ausgesprochen. Zu dem Antrage nahmen die Abg. Schücker und Byk das Wort, worauf der Schluß der Debatte angenommen wurde. Als Generalredner sprach dann der Abg. Horica. Derselbe erklärte, die Czechen würden das Ministerium Clary bis aufs Messer bekämpfen, da dasselbe ihnen das größte Unrecht zugefügt habe. Redner schloß mit der Bitte, man möge in Augenblicken, wo man einander näher kommen wolle, nicht die alten Wunden auf⸗ reißen. Hierauf nahm das Haus einen Antrag des Abg. Schücker an, demzufolge ein Ausschuß eingesetzt werden soll zu Erhebungen darüber, ob und inwieweit bei den Vor⸗ gängen in Graßlitz, Holleschau und Wsetin ein Verschulden oder eine Versäumniß der Regierungsorgane oder der auto⸗ nomen Organe vorgekommen sei. Die nächste Sitzung findet heute statt.

In Prag erneuerten sich gestern die Kundgebungen gegen den Professor Masaryk, welcher abermals, trotz des Einschreitens des Rektors und des Dekans, verhindert wurde, die Vorlesung abzuhalten.

Frrankreich.

Die Deputirtenkammer setzte, wie „W. T. B.“ be⸗ richtet, gestern die Debatte über die allgemeine Politik der Regierung fort. Der Deputirte Gayraud trat für die Gewissensfreiheit ein und griff die Freimaurer heftig an. Der Deputirte Guérin suchte die Haltung des Generals Négrier zu rechtfertigen. Der Kriegs⸗Minister, General de Galliffet begründete, wie in der letzten Sitzung, die gegen den General Nögrier ergriffenen Maßregeln und schloß mit der Erklärung, daß er bereit sei, dem General Négrier sein Portefeuille ab⸗ zutreten. Als der Kriegs⸗Minister die Tribüne verließ, wurden auf der Rechten und bei den Nationalisten verschiedene Rufe laut. Nach einer Rede des Deputirten Motte, welche einen heftigen Sturm unter den Sogialisten hervorrief, weil der Redner den Sozialismus angegriffen hatte, bestieg der Minister⸗Präsident Waldeck⸗Rousseau die Tribüne und führte aus: wenn die Lagengeklärt sein werde, werde es Zeit sein, über die Programme zu berathen; gegenwärtig sei es noch Pflicht, daß alle Republikaner sich einigten in dem⸗ selben Gedanken der Vertheidigung und der Gemeinsam⸗ keit. Keines der Mitglieder habe, als es in das Kabinet eingetreten sei, daran gedacht, etwas von seinen Ansichten auf⸗ zugeben. Die Regierung verlange, daß man über ihre Hand⸗ lungen und die eingebrachten Gesetzentwürfe ein Urtheil fälle. Der Minister⸗Präsident brachte alsdann die Umtriebe der Gegner der Republik mißbilligend zur Sprache und rechtfertigte den Prozeß vor dem Staatsgerichtshof; denn alles sei für einen Auf⸗ stand vorbereitetgewesen; die Regierung habe nichtgeglaubt, warten zu müssen, bis der Staatsstreich ausgeführt werde; die Kammer werde über die Regierung ihr Urtheil fällen. Die Regierung werde dem Konkordat Achtung verschaffen, werde aber niemals die Geistlichkeit, die Anhängerin des Konkordats sei, mit ge⸗ wissen, stets wachsenden und bedrohlicher werdenden Kongrega⸗ tionen vermengen. Waldeck⸗Rousseau schloß, indem er die ein⸗ gebrachten Gesetzesvorlagen rechtfertigte und ausführte: „Wir wollen eine Gesellschaft schaffen, die stark genug ist, um die Rechte des Gewissens eines Jeden zu achten, und die Achtung vor unseren Einrichtungen Jedem zur Pflicht machen; unser Programm kann alle Republikaner einigen.“ Der Deputirte Méline erklärte, er wolle weder die Reaktion noch die Revolution. Er verurtheile die Politik der Regierung, welche dem Sozialismus Zutritt zur Gewalt verschafft habe; der Prozeß, der jetzt vor dem Staatsgerichtshofe geführt werde, hätte den ordentlichen Gerichten über⸗ wiesen werden können. Redner bekämpfte alsdann die Gesetz⸗ entwürfe, betreffend den Unterricht und das Vereinswesen, und tadelte die Absetzung des Generals Négrier; er wolle eine Politik der Beruhigung und nicht des Kampfes. Das Land habe den Feieba im Innern nöthig, um seine Auf⸗ merksamkeit nach außen wenden zu können.« Hierauf wurde die allgemeine Berathung geschlossen. Es waren fünf Tagesordnungen eingebracht worden, von welchen drei gegen die Regierung gerichtet waren. Der Minister⸗Präsident Waldeck⸗Rousseau acceptierte die nachstehende Tagesordnung des Deputirten Merlou: Die Kammer billigt die Hand⸗ lungen der Regierung. Der Deputirte Walter beantragte weiter folgenden Zusatz: „die Handlungen zur Vertheidigung der Republik“. Auch diesen Zusatz acceptierte der Minister⸗ Präsident. Diese Tagesordnung wurde dann mit 317 gegen 212 Stimmen angenommen. 34 Abgeordnete enthielten sich der Abstimmung, darunter der Präsident Deschanel, Ribot und der Besitzer der Werke in Le Creuzot Schneider. Für die Regierung stimmten der größte Theil der Sozial⸗Radikalen und der Sozialisten sowie 88 fort⸗ schrittliche Republikaner, darunter Barthou, Cochery, Delombre und Poincaré. Gegen die Regierung stimmten die Ralliierten, Nationalisten und die Antisemiten, darunter Déroulède und Habert; ferner 93 fortschrittliche Republikaner, 8 Radikale, darunter Cavaignac, und 6 Soziaälisten; 18 Deputirte fehlten.

In der gestrigen Sitzung des Staatsgerichtshofes begann der Vorsitzende Fallières mit der Vernehmung Buffet's. Ohne die Fragen des Vorsitzenden abzuwarten, legte vuffet mit großer Ausführlichkeit seine Grundsätze dar. Er versicherte, es könne von einem Komplott nicht die Rede sein, auch hätten die Royalisten keine Beziehungen zu den anderen Ligen. Buffet spendete dem Herzog von Orléans großes Lob und erklärte, der Herzog habe niemals daran gedacht, zu komplottieren, und sei den verschiedenen royalistischen Kundgebungen E“ „Verurtheilen Sie uns“, so schloß Buffet, „wenn Sie wollen, aber die Volks⸗ stimmung werden Sie dadurch nicht treffen!“ In Beant⸗ wortung verschiedener Fragen des Vorsitzenden erklärte Buffet dann, daß er stets für die Wiederaufrichtung des König⸗ thums seine Kräfte einsetzen werde, und machte weiter einige nähere Mittheilungen über seine Besuche bei dem Herzog von Orléans. Im weiteren Verlauf seiner Vernehmung bezeichnete Buffet die Kundgebungen in den Straßen als spontane und nicht organisierte, gab indessen zu, daß er nach jeder derartigen Kundgebung an den Herzog von

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Orléans telegraphiert habe, um diesen davon in Kenniniß zu setzen. Nach Buffet wurde Chevilly vernommen, welcher erklärte er sei Vermögensverwalter des Hauses Orléans, beschäftige sich aber nicht mit Politik. Sodann wurde nach kurzer Ver⸗ nehmung Fréchencourt's die Sitzung auf heute vertagt.

8 8. Italien.

Der König hat, wie „W. T. B.“ berichtet, gestern den hisherigen deutschen Militär⸗Attache, Major von Jacobi in Abschiedsaudienz empfangen.

Die Deputirtenkammer wählte gestern de Riseis und Gallo zu Vize⸗Präsidenten. Darauf übernahm der neu ge⸗ wählte Präsident Colombo unter lebhaften Beifallskund⸗ gebungen den Vorsitz und hielt seine Antrittsrede.

Spanien.

Ihre Königlichen Hoheiten der Prinz Albrecht von

Preußen, Regent des Herzogthums Braunschweig, und der Prinz Friedrich Heinrich von Preußen wurden, wie „W. T. B.“ aus Sevilla meldet, am Mittwoch von den dortigen Behörden und der deutschen Kolonie begrüßt. Abends wohnten öchstdieselren einer Gala⸗Vorstellung im Theater San ernando bei. Das Orchester spielte die preußische National⸗ hymne, welche alle Anwesenden stehend anhörten.

In dem gestern unter dem Vorsitz der Königin⸗Regentin abgehaltenen Ministerrath erklärte der Minister⸗Präsident Silvela, die Bewegung der Handelskammern richte sich nicht gegen die gegenwärtige Regierung, sondern gegen den Staat.

ie Regierung sei entschlossen, gegen jene Bewegung energisch vorzugehen, ebenso auch bepüglich des Konflikts in Barcelona, welcher unerträglich geworden sei.

In der Deputirtenkammer erwiderte der Minister des Innern Dato auf eine Anfrage über die Lage in Barcelona, daß die Regierung vor keiner Drohung zurückweichen werde; sie verfüge über Mittel, um dem Gesetz Achtung zu verschaffen. Auf eine weitere Anfrage entgegnete der Minister⸗Präsident Silvela, die Regierung sei entschlossen, den Belagerungs⸗ zustand solange aufrecht zu erhalten, bis die Verhältnisse wieder normale geworden seien.

Amerika.

Die gesetzgebenden Körperschaften von Uruguay haben, wie „W. T. B.“ berichtet, die am 5. Juni d. J. in Berlin abgeschlossene Uebereinkunft, die den deutsch⸗ uruguagyischen Handels⸗ und Schiffahrtsvertrag vom 20. Juni 1892 wieder in Kraft setzt, angenommen.

Asien.

Aus Bombay vom gestrigen Tage meldet das „Reuter⸗ sche Bureau“, daß ein russisches Kanonenboot von dort nach dem Persischen Meerbusen abgegangen sei. Der britische Kreuzer „Pomone“ sei gleichfalls dorthin von Aden in See gegangen; der britische Kreuzer „Melpomene“ befinde sich bereits im Persischen Golf, und das Kanonenboot „Assaye“ sei vor Muscat stationiert.

Eine in Madrid eingetroffene amtliche Depesche aus Manila meldet, daß 77 spanische Gefangene in Manila ein⸗ getroffen seien, denen es infolge der Annäherung der amerika⸗ nischen Truppen, welche die Residenz Aguinaldo's besetzten, gelungen sei, zu entweichen. Es gehe das Gerücht, daß Aguinaldo sich zum Diktator gemacht habe, und die Re⸗

gierung sowie der Kongreß der Filipinos ihre Befugnisse

niedergelegt hätten.

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Das „Reuter'sche Bureau“ meldet aus Ka iro, der Erste 8

Sekretär der dortigen britischen diplomatischen Agentur Rodd habe sich gestern nach Rom begeben, um mit den italienischen Behörden gewisse Punkte, betreffend die Beziehungen zwischen dem egyptischen Sudan und Erythrea, zu besprechen.

Aus Pretoria vom 9. d. M. erfährt das „Reuter'sche Bureau“, daß die Regierung von Transvaal eine Pro⸗ klamation erlassen habe, nach welcher bestimmte Beamte für den allgemeinen und den militärischen Verwaltungsdienst sowie für den Schutz von Leben und Eigenthum in den Territo⸗ rien, die jetzt die Truppen Transvaals besetzt hätten, ernannt worden seien. In der Proklamation heiße es, daß die bri⸗ tischen Staatsangehörigen durch dieselbe nicht verührt würden. Die Proklamation solle dadurch veranlaßt worden sein, daß in jenen Territorien mehrfach Plünderungen vorgekommen seien.

Der „Times“ wird aus Lourenço Marques vom 12. d. M. gemeldet: Es verlaute daselbst gerüchtweise, daß der General Joubert bei einer Kanone der Buren gestanden habe, als eine der britischen Schiffskanonen plötzlich zu feuern begonnen habe, und daß er dann, nachdem die Engländer einen zweiten Schuß abgefeuert hätten, von einem Granatsplitter getroffen worden sei. In Durban war bis zum 13. d. M. eine Bestätigung des Gerüchts von dem Tode des Generals Joubert nicht eingetroffen.

Dem „Reuter'schen Bureau’“ wird aus Estcourt vom 16. d. M. gemeldet: Ein eingeborener Missionar, dessen Mit⸗ theilungen als glaubwürdig angesehen würden, sei dort von Ladysmith eingetroffen und habe Folgendes mitgetheilt: Am 10. Nren er habe eine Abtheilung Freiwilliger aus den Kolonien am fhüch Morgen Ladysmith verlassen Und den Feind von seinen Stellungen in die Ebene herabgezogen, als der General White mit den regulären Truppen die Buren durch einen Angriff in die Flanke überrumpelt und ihnen eine schwere Niederlage und große Verluste beigebracht habe. Mehr als 200 Kaffern seien von dem Feinde dazu benutzt worden, seine Todten zu begraben, und zwei Eisen⸗ bahnzüge, von denen jeder zwei Lokomotiven ge⸗ habt habe, hätten die Verwundeten vom Schlachtfelde hinweg⸗ geführt. Demselben Bureau wird aus Lourengo Marques vom 16. d. M. gemeldet: Nach Nachtichten, die dort ein⸗ etroffen seien, sei Ladysmith am 14. November den ganzen Pag über stark beschossen worden, und um Mitternacht hätten alle Kanonen der Buren das Feuer wieder eröffnet. Von allen Punkten des Umkreises seien auf die Stadt Geschosse gerichtet worden. Mehrere Gebaäͤude ständen in Flammen.

Das „Reuter'sche Bureau“ erfährt aus Estcourt vom 15. d. M., 2 Uhr 30 Minuten Nachmittags: Am frühen Morgen machte heute ein Panzerzug eine Rekognoszierung bei Cöieveley. Bei Beginn der Rückfahrt eröffneten die Buren, welche Artillerieposten in vier Stellungen hatten, das Feuer auf den Zug. Zwei vor der Maschine befindliche Waggons entgleisten und stuͤrzten um. Als die Soldaten in dieser Lage dem Feind die Stirn boten, richtete derselbe ein sehr heftiges Feuer gegen die entgleisten Waggons. Dieselben wurden unter großen Schwierigkeiten wieder aufgerichtet. Als der

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frei war, fuhr die Maschine zurück. 23 Mann der Durban⸗ Infanterie, welche sich in dem Zuge befanden, werden vermißt. Von einer halben Kompagnie Dublin⸗Füsiliere, die gleichfalls in dem Zuge war, sind nur 15 zurückgekehrt. Ein sieben⸗ pfündiges Schiffsgeschütz, welches sich in dem vorderen Wagen befand, gab drei Schuß ab, wurde aber dann von der Artillerie des Feindes zerschmettert; auch die Lokomotive erlitt Beschädigungen. .

Der „Natal Mercury“ veröffentlicht Einzelheiten über den Angriff auf den gepanzerten Zug bei Estcourt, welche be⸗ sagen, daß die Buren mit Maximgeschützen und zwei Neun⸗ pfuͤndern das Feuer eröffnet hätten. Das Feuer sei so heftig gewesen, daß Telegraphendrähte und Telegraphenstangen nieder⸗ geworfen worden seien. Die Geschütze der Buren seien auf einem Kopje aufgestellt gewesen, während die Scharfschützen der Buren hinter Felsen in Deckung gelegen hätten. Die Dublin⸗Füsiliere und die Durban⸗Infanterie hätten den Feind dreimal zurückgeworfen, aber das Ungestüm des Gewehr⸗ und Artilleriefeuers sei zu überwältigend für die kleine Abtheilung gewesen, welche an⸗ fänglich auch dadurch gelitten habe, daß mehrere Eisenbahn⸗ wagen umgestürzt worden seien, wobei verschiedene Mann schwere Verletzungen erlitten hätten. Einer Depesche des „Natal Advertiser“ aus Estoourt zufolge hatten die Buren die Schienen aufgerissen, sodaß der Panzerzug entgleiste und zwei Wagen umstürzten; die in den beiden agen befindlichen Mannschaften wurden heraus⸗ geschleudert; die Buren eröffneten sodann Geschütz⸗ und Ge⸗ wehrfeuer. Während die Buren mit der Zerstörung des Zuges beschäftigt gewesen seien, hätten sie Patrouillen vorgeschickt, welche mit den Feldwachen wenige Meilen von Estcourt Schüsse gewechselt hätten. Dem „Daily Telegraph“ wird aus Estcourt vom 15. No⸗ vember berichtet: Von den Mannschaften, die sich in dem Rekognoszierungszuge befunden hätten, würden im Ganzen 50 Dublin⸗Füsiliere und ungefähr 40 Mann der Durban⸗ Infanterie vermißt. Der „Daily Mail“ zufolge beträgt die Zahl der Verwundeten und Vermißten ungefähr 100. Die britische Truppenabtheilung habe aus 170 Mann Infanterie und 10 Matrosen bestanden.

„W. T. B.“ meldet ferner aus Estcourt vom 15. d. M., daß eine Abtheilung aufklärender Kavallerie an dem genannten Tage auf den 300 Mann starken Feind gestoßen sei, welcher eine starke Position auf einem Kopje acht Meilen von der Stadt entfernt inne hatte, und ihn unter Verlusten zurück⸗ getrieben habe.

Aus Pietermaritzburg wird der „Times“ telegraphisch gemeldet: Die britischen Truppen in Esteoourt würden sich wegen Mangels an Geschützen möglicherweise nach dem b zurückziehen müssen, wenn die Buren in großen Massen vorwarts gingen.

Das Transportschiff „Mohawk“ mit dem 12. Lancier⸗ Regiment ist gestern in Kapstadt und das Transportschiff „Armenian“ mit Artillerie in Durban angekommen.

Der Bericht über die gestrige Sitzung des Reichs⸗ tages befindet sich in der Ersten und Zweiten Beilage.

In der heutigen (103.) Sitzung des Reichstages, welcher der Staatssekretär des Reichs⸗Postamts von Podbielski bei⸗ wohnte, wurde die zweite Berathung des Gesetzentwurfs, hetreffend einige Aenderungen von Bestimmungen über das Postwesen, fortgesetzt.

In der Diskussion wurden Artikel 4, welcher Bestimmungen über die Entschädigung der bestehenden Privat⸗Postanstalten und ihrer Angestellten trifft, und Artikel 5, nach welchem der Anspruch auf Entschädigung innerhalb einer Ausschlußfrist von sechs Monaten bei einer Postbehörde schriftlich anzu⸗ melden ist, verbunden.

An der Debatte betheiligten sich bis zum Schluß des Blattes die Abgg. Dr. Hasse (nl.), Singer (Soz.) und Dr. Dertel⸗Sachsen (d. kons.).

Bei der am 12. d. M. im 6. elsaß⸗lothringischen Wahlkreise (Schlettstadt) vorgenommenen Ersatzwahl zum Reichstage erhielten nach der amtlichen Zählung von 10 922 abgegebenen gültigen Stimmen Dr. Vonderscheer (klerikal) 7124, Diriong (liberal) 2070, Brzostewitz (Soz.) 958, Kornmann lliberal) 739 Stimmen. Dr. Vonderscheer f somit Gwcthzt. 8 ““

Nr. 46 der „Veröffentlichungen des Kaiserlichen Ge⸗ sundheitsamts“ vom 15. November hat folgenden Inhalt: Gesundheitsstand und Gang der Volkskrankheiten. Zeitweilige Maßregeln gegen Pest. Desgl. gegen Gelbfieber. Medizinal⸗ bericht von Württemberg, 1896. Gesundheitsstand in Christianta, 898. Gesetzgebung u. s. w. (Preußen.) Bier. Impfwesen. Reg.⸗Bez. Koblenz.) Desgl. (Bayern.) Hebammen. Kunstwein. Württemberg.) Geflügelbeförderung. (Schweiz, Kanton burgau.) Krankenanstalten. (Dänemark.) Viehausfuhr. Japan.) Hafenordnung. (Vereinigte Staaten von Amerika.)

narantäne. (Chile.) Streichker zchen. Sanitäts⸗Inspektoren. Freie Gewerbe. Gang der Thierseuchen in Schweden, 3. Viertel⸗ jahr. Desgl in Norwegen. Desgl. in Serbien. Zeit⸗ weilige Maßregeln gegen Thierseuchen. (Preußen. Berlin, Reg.⸗Bezirke Frankfurt, Posen, Magdeburg. Württemberg, Mecklenburg⸗Strelitz, esterreich, Schweiz.) Vermischtes. Deutsches Krankenhaus in Konstantinovel, 1898/99. (Belgien, Antwerpen.) Gesundheits⸗ ureau, 1898. (Egypten. Alexandien.) Pest, 1899 (Chile. Santiago.) Sterblichkeit, 1898. Geschenkliste. Wochentabelle über die Sterbefälle in deutschen Orten mit 40 000 und mehr Ein⸗ wohnern. Desgl. in größeren Städten des Auslands. Erkran⸗ ungen in Krankenhäusern deutscher Großstädte. Desgl. in deutschen

tadt, und Landbezirken. Witterung. Grundwasserstand und

odenwärme in Berlin und München, Oktober. “”

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Die Brandverluste in Preußen 1896.

(Stat. Korr.) Nach den endgültigen Ergebnissen der preußischen Brandstatistik für das Kalenderjahr 1896 1 der durch Schaden⸗ er hervorgebrachte Verlust um 18,69 vom Hundert hinter dem des

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bisher schlimmsten Jahrgangs 1895 zurückgeblieben und hält sih ungefähr auf dem jetzt zu erwartenden Durchschnitt einer Ver⸗ nichtung von Werthen durch Brand. Insgesammt 73 505 868 (gegen 90 390 425 im Vorjahre) betragend, vertheilt er sich auf die größeren Städte von 20 000 und mehr Einwohnern (nebst den Stadtkreisen Celle und Emden) mit 9 745 252 gegen vorher 11 830 490, auf die kleineren Städt mit 10 863 482 gegen 13 ½82 477, auf die Landgemeinden mit 42 896 483 gegen 52 254 102 und auf die Gutsbezirke mit 10 000 651 gegen 12 323 356 Alle Gemeindegruppen nahmen an der Verminderung des Gesammtschadens theil, und der durch einen Brand durchschnittlich erzeugte Verlust ging von 2696 auf 2226 herab.

Die Schätzungen der Polizeibehörden über den jeder brand⸗ beschädigten Besitzung zugefügten Schaden ergeben für die Regie⸗ rungsbezirke als Gesammtschaden von 1896 folgende Beträge

in Mark: 3 6 8

Rne, in größeren in kleineren in Land⸗ n Guts⸗

Bezirk⸗ Stä⸗ten Städten gemeinden bezirken lusammen Königsberg. . 711 706 811 026 1 066 517 1 098 696 3 687 945 Gumbinnen 89 293 203 724 1 170 812 231 945 1 695 774 Danzig 113 899 44 393 1 220 304 230 634 1 609 230 Marienwerder 41 668 415 593 1 750 682 675 614 2 883 557 Stadt Berlin 2 056 303 2 056 303 Potsdam .. 280 784 1 001 238 2 601 423 1 074 976 4 958 421 Frankfurt. 292 090 545 152 1 296 954 579 094 2 713 290 Stettin 71 775 395 425 2 184 188 973 672 3 625 060 Köskin 83838 250 808 759 955 709 851 870 2 654 588 Stralsund.. 4 332 80 359 110 128 529 427 724 246 Posen 28 848 545 714 990 146 760 739 2 325 447 Bromberg 365 161 152 209 993 574 412 566 1 923 510 Breslau 133 515 85 158 1 754 501 396 320 2 369 494 Liegniitz 95 903 461 694 1 648 547 318 753 2 524 897 Oppeln 105 572 88 282 1 188 277 672 891 2 055 022 Magdeburg. 244 291 255 851 1 462 263 97 250 2 059 655 Merseburg 153 989 331 178 629 303 253 010 1 367 480 Erfurt. 872 837 243 134 225 681 250 841 902 Schleswig. 558 104 495 420 3 350 029 698 821 5 102 374 Hannover 230 670 190 633 911 802 47 438 1 380 593 Hildesheim 22 306 455 341 950 474 82 164 1 510 285 Lüneburg 128 407 97 298 1 154 809 1 504 1 382 018 Stade.. 96 376 1 071 292 1 167 668 Osnabrück 63 064 100 829 443 359 145 607 397 Aurichh 118 708 38 864 293 404 450 976 Münster 50 555 234 751 2 740 531 3 025 837 Minden 118 131 253 798 867 474 2 666 1 242 069 Arnsberg 714 435 277 398 2 128 551 3 120 384 Cassel 28 031 632 042 1 457 776 9 506 2 127 355 Wiesbaden 572 413 104 010 876 040 1 552 463 Koblenz 28 000 140 669 648 173 816 842 Düsseldorf .1 284 226 874 939 2 329 632 4 488 797 Köln 457 656 130 830 1 036 601 1 625 087 Trier 19 694 65 512 562 271 647 477 Aacheln 150 636 202 831 681 551 1 035 018 Sigmaringen. 3 052 143 705 650 147 407

Eine allgemeine Uebersicht gestattet weitere Verhältnißberech⸗ nungen. Im Jahre 1896 betrug 88

die Zahl der bei den 1““ 88 sabr ges * 1 über⸗ dur etroffener Gesamm Gemeindegruppen 8 Blitzschlag Besitzungen Schaden zündend kalt Berlin.. 7 885 17 7 339 2 056 303 übrige größere Städte . 11 383 EEEEEI11 7 688 949 kleinere Städte 3114 89 38 3 794 10 863 482 Landgemeinden —. 10 060 1 185 160 11 943 42 896 483 Giisbetitttk. . 1717 126 13 1 235 10 000 651 zusammen . 33 099 1 487 228 35 846 73 505 868 189959 . 33 525 ¼ 598 214 37 300 960 390 425

Außer der Besitzung, auf welcher der Brand entstanden ist (oder in den seltenen Fällen einer Uebertragung nach benachbarten Gemeinde⸗ einheiten: außer der hier zuerst ergriffenen Besitzung), haben also je 10 000 Brände weiter in Berlin 19, in den übrigen größeren Städten 135, in den kleineren 2184, in den Landgemeinden 1872 und in den Gutsbezirken 148 Besitzungen beschädigt Enge und schlechte Bauart sowie unzureichende Löscheinrichtungen steigern die Verbreitungs⸗ gefahr besonders in den kleineren Gemeinden.

Zur Arbeiterbewegung.

Zur Arbeitseinstellung der Abhruchsarbeiter in Hamburg und ÜUmgegend theilt der „Hamb. Corresp“ mit, daß die Mitglieder des Verbandes der Bau⸗, Erd⸗ und gewerblichen Hilfsarbeiter Deutschlands, Zahlstelle Hamburg II, am 15. d. M. eine Ver⸗ sammlung abhielten, um zunächst einen Bericht über den Stand der am 6. Rovember proklamierten Arbeitseinstellung entgegen⸗ zunehmen. Darin wurde betont, daß sich die Lage zu Ungunsten der dortigen Arbeiter infolge des Zuzugs von außerhalb verschoben habe, und es wurde vorgeschlagen, die Arbeit wieder aufzunehmen. Die Versamm⸗ lung beschloß jedoch, den Ausstand nicht für beendigt zu erklären, sondern die Lohnkommission zu beauftragen, nochmals den Versuch zu machen, mit den Abbruchsunternehmern sofort in Unterhandlung zu treten. Wenn die Arbeitgeber sich verpflichten, ihre früher gemachten Zu⸗ geständnisse, 45 Stundenlohn bis zum Frühjahr 1900, zu erneuern und namentlich keine Maßregelungen vorzunehmen, dann soll die Arbeit am Donnerstag, den 16. November, überall wieder auf⸗ genommen werden. (Vergl. Nr. 268 d. Bl.)

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Kunst und Wissenschaft.

Der Professor der Chemie an der hiesigen Universität, Geheime Regierungsrath Dr. Ferdinand Tiemann ist am 14 d. M. in Meran, wo er zur Kur weilte, im Alter von 51 Jahren infolge eines Herzschlages plötzlich gestorben. Sein Hauptverdienst ist die Entdeckung der künstlichen Riechstoffe, wie des Vanillins und des Jonons, des künstlichen Veilchendufts, durch welche die Parfum⸗ fabrikation einen bedeutenden Aufschwung erhielt. Er verbesserte ferner die Methoden der Wasseruntersuchung und vperöffentlichte mit Professor Gärtner⸗Jena ein Buch über „die chemische und mikroskopischebakteriologische Untersuchung des Wassers.“ In seiner fast 25 jährigen Lehrthätigkeit hat Tiemann eine Reihe von Schülern herangebildet, die theils in der Wissenschaft, theils in der Technik thätig sind. In der letzten Zeit hatte er seine Vorlesungen auf das von ihm geschaffene Gebiet der Chemie der aromatischen Verbin⸗ dungen konzentriert. Als Sekretär der deutschen Chemischen Gesell⸗ schaft redigierte er zugleich seit dem Jahre 1882 deren „Berichte“ und leitete die Schaffung des Hofmannhauses in die Wege.

8 1— 6 FEvheater und Musik.

Im Königlichen Opernhause geht morgen Lortzing's romantische Oper „Regina“ mit Fräulein Piedler in der Titelrolle in Scene. Den Reinhard giebt Herr Grüning, den Wolfram Herr Hoffmann, den Zadeck Herr Mödlinger, den Balder Herr Liebon, die Lise Frau Gradl, die Wittwe Balder Frau Goetze, den Ruprecht Herr Fesfe. Kapellmeister Dr. Muck dirigiert. Hierauf folgt das Ballet „Vergißmeinnicht“ mit den Damen Dell’'Era und Urbanska in den Hauptrollen. . 2

Im Königlichen Schauspielhause wird am Sonnabend zum ersten Male „Schlaruaffenland“, ein Märchenschwank in drei Auf⸗ zügen von Ludwig Fulda, die zur Handlung gehörende Musik von Ferdi⸗ nand Hummel, gegeben. In den Hauptrollen sins die Damen Schravem und Hausner sowie die Herren Vollmer, Keßler, Christians und

8 Kraußneck beschäftigÄt. Das Werk ist vom Ober⸗Regisseur Grube in Scene gesetzt, die dekorative Einrichtung hat der Ober⸗Inspektor Brandt besorgt; die neuen Dekorationen sind vom Königlichen Theatermaler Quaglio und dem Theatermaler Bukacz, die neuen Kostüme nach den Angaben und Zeichnungen des Kostümiers, Malers Heil angefertigt. . Im Neuen Königlichen Opern⸗Theater findet am Sonnta

ein einmaliges Gastspiel des Lessing⸗Theater⸗Ensembles statt. Zu Aufführung gelangt „Hans Huckebein“. Der Billetverkauf ist im Königlichen Schauspiefbaufe eröffnet. In der Wohlthätigkeits⸗Vorstellung zu Gunsten des Unterstützungsfonds der Berliner Unfallstationen, welche am. 28. d. M. im Neuen Königlichen Opern⸗Theater stattfindet, werden der Hofopernsänger Herr Kraus und mehrere andere Mit⸗ glieder der Könialichen Bühnen, sowe Herr und Frau Sommerstorff, -8 Reisenbofer und Herr Engels vom Deutschen Theater mitwirken. Ferner wird Fräulein Dumont mit Heern Alexander vom Residenz⸗ Theater in einem Einakter auftreten; auch werden die Zitherspieler des Schlierseer Bauerntheaters mit Vorträgen betheiligt sein.

Billets zum Preise von 1 bis 10 sind im „Invalidendank“ (Unter

den Linden 24) und im „Künstlerdank“ (Unter den Linden 69) käuflich.

Das Berliner Theater bereitet für die Weihnachtszeit die Aufführung eines Kindermärchens vor. Es wird, wie in früheren Jahren ein Weihnachtsmärchen von A. Prasch, „Goldmarie und Pech⸗ marie“, in Scene gehen.

„Im Schiller⸗Theater kommen in den nächsten Tagen freie (nicht an den Tag gebundene) und unpersönliche Abonnements zur Ausgabe, die einen Gültigkeitstermin bis zum 20 März haben werden. Diese freien Abonnements⸗Hefte enthalten 6. Billets, die Preise sind an den Anschlagsäulen ersichtlich. b

Im Theater des Westens wird das Gastspiel des Fräuleins Preposti um drei Abende verlängert werden. Die Künstlerin tritt zunächst, vielfach geäußerten Wünschen entsprechend, in Bizet's Oper „Die Perlenfischer“ auf, deren nächste Aufführung am Dienstag stattfindet. 8

Frau Duse ist in Wien so schwer erkrankt, daß sie ihr vom Lessing⸗Theater bereits angezeigtes Berliner Gastspiel hat auf⸗ geben müssen. Die Künstlerin wird erst im nächsten Jahre wieder zu einem längeren Gastspiel am Leising⸗Theater nach Berlin zurückkehren.

Das auf morgen im Saal Bechstein angesetzte Konzert auf zwei Klavieren von Louis und Susanne Réöe ist auf Sonntag, den 3. Dezember, verschoben worden.

Die Konzert⸗ und Oratorien⸗Sängerin Frau Brigitta Thiele⸗ mann veranstaltet am 27. November im Beethoven⸗Saal einen Liederabend, in welchem sie die von ihrer Lehrmeisterin, der ver storbenen Frau Amalie Joachim, in deren letztem Konzert zum ersten Mal in Berlin zu Gehör gebrachten „Lieder und Gesänge des Edel⸗ knaben Leubelfing“ aus „Gustav Adolf“ von Max Bruch zum Vortrag bringen wird. . 1

August Strindberg hat seine Einsiedelei in der kleinen südschwedischen Universitätsstadt Lund verlassen und ist nach Stock⸗ holm übergesiedelt, um die Aufführung seiner neuesten historischen Dramen selbst zu leiten. Von diesen Dramen mit den Titeln „Die Folkunger⸗Sage“, „Gustao Wasa“, „Erich XIV.“ soll das zweite in allernächster Zeit in Stockbolm in Scene gehen. Gleich⸗ zeitig mit der schwedischen Originalausgabe und der dänisch⸗norwegischen Uebersetzung werden sie in Buchform, unter Mitwirkung von Emil Schering als Uebersetzer, deutsch in E. Pierson's Verlag in Dresden erscheinen. Dieser Verlag giebt auch soeben die beiden neuesten modernen Dramen Strindberg's in der von Emil Schering besorgten deutschen Originalausgabe heraus; sie führen den gemein⸗ samen Titel „Vor höherer Instanz“. Das zweite dieser Dramen, das den Untertitel „Rausch“ führt, soll noch im Laufe dieser Saison im hiesigen Residenz⸗Theater zur Aufführung kommen.

48 Lieder und Balladen, den „Liedern ohne Worte“ von Felix Mendelssohn⸗Bartbholdy nachgedichtet von Gaudenz Spa⸗ ragnapane. Dresden, E. Pierson's Verlag. In dieser Gedicht⸗ sammlung ist mit vielem Geschick der Versuch gemacht worden, den poetischen Inhalt der „Lieder ohne Worte“ von Mendelssohn doch in Worten zu fixieren und die Sprache genau dem Rhythmus der Musik anzupassen. Die Gedichte interessieren nicht nur dieses gewagten Experiments wegen, sondern auch weil ihnen zum theil ein wirklich tief poetischer Inhalt zu eigen ist. Das Lesen derselben wird die Phantasie des Klavierspielers anregen und ihm auch Anleitung zu sinngemäßer Phrasierung beim Vortrag der kleinen Musikstücke geben. Die schlichten Lieder Nr. 4 und Nr. 9 sind, um einige Beispiele anzuführen, als „Gebet einer Mutter“ und als „Ab⸗ schiedsgesana“ ebenso glücklich in der Stimmung getroffen wie der Trauermarsch Nr. 27. In anderen dagegen, wie in Nr. 20 (Es-dur), „der Berggeist“, zeigt sich zwar auch ein geschicktes Zusammengehen von Wort und Musik, doch ist in diesem Falle das Charakteristische des innigen Tongedichts nicht so treffend erfaßt.

Mannigfaltiges. Berlin, den 17. November 1899.

In der gestrigen Sitzung der Stadtverordneten theilte vor Eintritt in die Tagesordnung der Vorsteher Dr. Langerhans mit, daß aus dem Kabinet Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin folgendes Schreiben eingegangen sei:

„An den Stadtverordneten⸗Vorsteher Herrn Dr. Langerhans,

Hochwohlgeboren, Berlin.

Ihre Majestät die Kaiserin und Königin hat zu Allerhöchst⸗ ihrem Geburtstag die Glückwünsche der Stadtverordneten erhalten und mich Allergnädigst beauftragt, Euer Hochwohlgeboren zu ersuchen, Allerhöchstihren Dank zu übermitteln. Wenn die Stadt⸗ verordneten in ihrem Schreiben der Freude und dem Danke Ausdruck geben, daß Ihre Majestät im Dienste der werkthätigen Liebe das Gute und Edle fördern konnte, so weiß doch Ihre Majestät, daß diese Erfolge nicht erreicht worden wären ohne die vielseitige Unter⸗ stützung zahlreicher treuer Bürger, Frauen und Jungfrauen weiter Kreise Berlins, durch deren opferbereite Thätigkeit außer reicher Hilfe für arme Kranke und Nothleidende sich auch die kirchliche und seel⸗ sorgerische Versorgung der großen Masseagemeinden günstiger zu gestalten begonnen hat. Um so schmerzlicher sind aber Ihre Majestät davon berührt, daß der durch die entgegen⸗ kommende und versöhnliche Haltung der kirchlichen Behörden und des Magistrats zum Segen der Einwohner endlich angebab, nte Ausgleich zur Beseitigung der zwischen ihnen seit vielen Jahre” be⸗ stehenden kirchlichen Schwierigkeiten von einer großen Zahl der (Stadt⸗ verordneten nicht gefördert, sondern verhindert worden ist. P uch hat Ihre Majestät mit tiefem Schmerz davon Kenntniß genom nen, daß vor kurzem in Eurer Hochwohlgeboren Abwesenheit in der Stadt⸗ verordneten⸗Versammlung ein Lehrer der Königlichen Uni ersität, ohne in gebührender Weise zurückgewiesen zu werden, heilig, evangelisch⸗ und biblische Trostesworte in einer Weise zum Spott oenutzte, welche jede Sitte, vor allem aber das christliche Gefühl auf, das tiefste ver⸗ letzen mußte. Ihre Majestät hoffen, daß es mit ver Zeit den guten und treuen Elementen gelingen werde, neben „er Förderung des äußeren Blühens und Gedeihens auch an den vienen inneren Schäden, an denen die Reichshauptstadt krankt, die ve söhnende und bessernde Hand mit Erfolg anzulegen.

Auf Allerhöchsten Befehl Freiherr von Mirbach.“

An den zweiten Theil der Ar sführungen des Schreiben Ober⸗Hofmarschalls anknüpfend, er lärte Dr. hens, ac 8 kraf, seines Amts für verpflechtet, zur Klarstellung der Sachlage Folgendes zu bemerken: Der Bau von Gotteshäusern sei Sache einzelnen Religionspartei, nichet der bürgerlichen Gemeinde. Eine be⸗ sondere Bauverpflichtung der Stadt zu Gunsten der evangelischen Kirchengemeinde weroe allerdings neuerlich aus der Märkischen