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niedrigster höchster niedrigster höchster Doppelzentner
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Außerdem wur am Mlarckancden (Spalte 1
Am vorigen Markttage 1 Doppel⸗ zentner
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Verkaufs⸗ werth verka
Doppe
(Preis unbekannt)
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Ein liegender Strich (—) in den Spalten für Preise hat die Bedeutung, daß der betreffende Pre
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14,10 15,67 13,00 15,00 14 25 13 009 16,00 13,62 15,38 14,00 15,00 16 00 15,10 15,20
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auf volle Doppelzentner und der Verkaufswerth auf volle Mark abgerundet mitgetheilt. Der Durchschnittspreis wird aus den nicht vorgekommen ist, ein Punkt (.) in den letzten sechs Spalten, daß entsprechender
13,40 13,53 12,80 13,77 12,20 12,10 12,48 12,20 14,00
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unabgerundeten Henre, UeFet er ehit.
Deutscher Reichstag. 127. Sitzung vom 13. Januar 1900, 1 Uhr.
Tagesordnung: Fortsetzung der zweiten Berathung des Reichshaushalts⸗Etats fuͤr 1900 bei dem Spezial⸗Etat des Reichsamts des Innern.
Im Kapitel 7a. der Ausgaben („Allgemeine Fonds“) ist Titel 9 (zur Förderung der Binnenfischerei, 85000 ℳ“), um 30 000 ℳ gegen das Vorjahr erhöht worden. Nach der Er⸗ läuterung im Etat ist zur Vermehrung des Fischreichthums in den deutschen Strömen eine umfangreichere Aussetzung von Fischbrut und Jungfischen erforderlich. Außerdem bedarf es erhöhter Mittel, um durch wissenschaftliche und praktische Maßnahmen die Binnenfischerei wirksamer als bisher zu ördern durch biologische Untersuchungen, fischereiwirthschaftliche
Organisationen an den größeren Fluß⸗ un Herstellung künstlicher Laichsteelen. Auf eine Anfrage des
Abg. Dr. Müller Sagan (fr. Volksp.), ob dieser Fonds auch den Binnenfischereivereinen zu gute kommen werde und wie die Aus⸗ führung der wissenschaftlichen Untersuchungen gedacht sei, erklärt der
Staatssekretär des Innern, Staats⸗Minister Dr. Graf von Posadowsky⸗Wehner:
Meine Herren! Daß der Binnenseefischereiverein nicht die Resul⸗ tate liefern kann wie der Hochseefischereiverein, ist bereits von dem Herrn Vorredner anerkannt. Die Fischereiverhältnisse in der offenen See sind viel gleichartiger als die Fischereiverhältnisse im Binnen⸗ land. Die Lebensbedingungen des Fisches sind in der Ebene, beispiels⸗ weise im ostpreußischen Seegebiete, ganz andere wie z. B. in den
Seen von Oberbayern, und darin liegt es, daß die Thätigkeit des Binnenfischereivereins keine so einheitliche, keine so äußerlich hervor⸗ tretende sein kann wie die Thätigkeit des Seefischereivereins. Der Binnenfischereiverein wird seine Thätigkeit hauptsächlich darauf er⸗ strecken, daß er lokale Organisationen, denen auch die lokalen Verhältnisse genau bekannt sind, unterstützt und fördert. Der Binnen⸗ fischereiverein hat ja in den letzten Jahren seine Thätigkeit vorzugs⸗ weise wissenschaftlichen Untersuchungen gewidmet und wird in Zukunft in dieser Thätigkeit unterstützt werden einerseits durch die Biologische Abtheilung des Kaiserlichen Gesundheitsamts, andererseits durch eine amtliche Untersuchungsstelle für Fischzucht, die von der Königlich baye⸗ rischen Regierung begründet wird oder bereits begründet ist und aus Reichsmitteln unterstützt werden soll. Ich bin allerdings der Ansicht,
daß hinfort die Thätigkeit des Binnenfischereivereins mehr praktische
b
Ziele verfolgen müsse und daß die wissenschaftliche Seite mehr zu ver⸗ folgen sein wird von der Biologischen Abtheilung und von der Unter⸗ suchungsstelle in Bayern, die namentlich die Fischzucht in den Ge⸗ birgsflüssen und Gebirgsseen untersuchen wird. Die praktische Thätigkeit des Binnenfischereivereins wird sich in der Richtung zu bewähren haben, daß er namentlich die Besetzung der verschiedenen Flußläufe, Bäche und Seegebiete mit geeigneten Fischen fördert. Ich habe, um dem Publikum eine Art Handbuch für die Behandlung der Fischzucht in die Hand zu geben, an einen hervorragenden Sachverständigen auf diesem Gebiet die Bitte gerichtet, für die einzelnen Gebiete Deutsch⸗ lands kleine, kurzgefaßte, handliche Anweisungen herauszugeben, die auch dem, der nicht sachverständig ist, die Grundlagen mittheilen, auf denen eine geordnete Fischzucht in seinem heimischen Gebiet beruhen muß, und owelche vor allen Dingen auch darauf hinweisen, welche Fische sich für die betreffenden Gebiete besonders eignen, welche Brut also auszusetzen ist, wie die ganze Laichplatzfrage und Brutfrage zu behandeln und die Ernährung der Fische zu regeln ist; dann ist darzustellen, welches die Krankheiten sind, an denen die besondere Art der Fische des betreffenden Gebiets zu leiden pflegt, wie diese Fisch⸗ krankheiten entstehen und wie sie zu bekämpfen sind.
Das Gebiet der Binnenfischerei ist ein viel zu weites und viel zu verschiedenes, um in einem einheitlichen Werk für den praktifchen Gebrauch eine wirkliche Hilfe bieten zu können. Wir müssen deshalb meines Erachtens erstens immer mehr lokale Organisationen bilden und unterstützen und zweitens diesen Iokalen Organisationen diejenigen Hilfs⸗ mittel an die Hand geben, aus denen nicht nur sie Belehrung schöpfen, sondern der kleinste Mann, der irgend ein Fischwasser hat, das er be⸗ setzen und fischtechnisch ausnutzen will, sich Raths erholen kann.
Ich hoffe dringend, daß, nachdem in Deutschland zwei wissen⸗ schaftliche Stellen — die Biologische Abtheilung im Kaiserlichen Gesundheitsamt und die Untersuchungsstelle in München — errichtet sind, der Binnenfischereiverein sich mehr auf praktische Ziele legen wird, und daß er nach außen mit der Zeit gleiche Erfolge erringt wie der Seefischereiverein, der auf seinem Gebiete, wie ich gern anerkenne, ganz Ausgezeichnetes für die Hebung der deutschen Seefischerei geleistet hat.
Abg. Rickert (fr. Vag.) ist mit diesen Ausführungen, ins⸗ besondere damit, daß der Verein hauptsächlich sich die Förderung lokaler Organisationen angelegen sein lassen müsse, völlig einverstanden. Der Deutsche Fischeretverein sei von dem Abg. Müller zu Unrecht an⸗ gegriffen worden. 8
Abg. Dr. Hermes (fr. Volksp.) befürwortet bei gewissen Fisch⸗
arten die vermehrte Aussetzung von jungen Fischen statt der Brut; außerdem wünscht er die Anstellung eines Biologen im Deutschen
Abg. Dr. Müller⸗Sagan: Ich hätte nach den Ausführungen des Staatssekretärs das Wort nicht genommen, wenn mich nicht Herr Rickert ohne Grund angegriffen hätte. Ich habe nichts gegen den Fischereiverein gesagt, stelle aber jetzt fest, daß die Organisation that⸗ sächlich zu wünschen übrig läßt und die fachliche Seite gar zu sehr in den Hintergrund getreten ist. 1
Abg. Rickert erklärt, er könne auch diese Bemängelung nicht als berechtigt anerkennen. 8
Der Titel wird bewilligt.
Bei Titel 10 („für die Herausgabe des Deutschen Handelsarchivs 15 500 ℳ“¹) macht der
Abg. Dr. Paasche (nl.) verschiedene Vorschläge zur Ausgestaltung des Handelsarchivs nach dem Muster namentlich Nord⸗Amerikas; be⸗ sonders empfiehlt er die Beifügung von Jahresberichten über die landwirthschaftliche Entwickelung und die möglichst zahlreiche und billige event. unentgeltliche Verbreitung dieser Publikationen.
Staatssekretär des Innern, Staats⸗Minister Dr. Graf von Posadowsky⸗Wehner:
Ich kann zunächst bestätigen, daß sowohl „die Nachrichten“, die in losen Blättern unregelmäßig erscheinen, als die „Berichte“, die in bestimmten Zwischenräumen erscheinen und eingehende Arbeiten des Reichsamts des Innern über die Handelsentwickelung anderer Länder für das letzte Jahr enthalten, auch sehr viel Wissenswerthes für die deutsche Landwirthschaft bieten. Es ist ein Titel, der auch auf die Landwirthschaft hinweist, deshalb nicht gewählt, weil die Landwirth⸗ schaft hier nicht als Produktion in Betracht kommt, sondern nur insoweit, als sie am Handel betheiligt ist, und zwar nicht bloß am Handel mit eigenen Produkten, sondern auch an dem Handel mit Konkurrenzprodukten.
Im nächsten Jahre werden schon durch die Aufstellung des neuen Zolltarifs, der Ibrer Beschlußfassung unterliegen wird, und in weiterer Zukunft durch den Abschluß neuer Handelsverträge, durch die Regu⸗ lierung unserer Handelsverhältnisse zu einem großen Theil der Länder der Erde, die Debatten des Reichstages sich so vielfach um Handels⸗ interessen drehen, daß ich es für nützlich hielt, die Kenntniß handels⸗ politischer Dinge, namentlich die Entwickelung unserer Konkurrenz⸗ länder, in authentischer Darstellung zur möglichst breiten Kenntniß der Interessenten und des gesammten Publikums zu bringen. Ich hoffe, daß, wenn diese Handelsberichte immer mehr studiert werden und namentlich in die Presse übergeben, das allgemeine handelspolicische Verständniß dadurch vertieft werden wird.
Im übrigen kann ich den Herren Vorrednern versichern, daß wir die Handelsberichte bisher Jedem haben unentgeltlich zugehen lassen, der sie verlangt hat. Für die in Zeiträumen von 14 Tagen er⸗ scheinenden Handelsberichte, die, wie gesagt, Darstellungen der Ent⸗ wickelung von einzelnen Industrien oder von dem gesammten Handel eines Landes während der verflossenen Jahre darbieten, entstehen uns keine Kosten; sie werden von einem Unternehmer herausgegeben, der seinerseits die Kosten trägt und selbstverständlich auch den Gewinn hat. Sollten erhöhte Mittel für die Publikationen der „Nachrichten“ nothwendig werden, um ihre weitere Verbreitung zu fördern, so werde ich keinen Anstand nehmen, das hohe Haus darum zu bitten.
Bei Titel 18 („zu Aufwendungen für Einrichtungen und Veranstaltungen, welche allgemeinen Interessen des deutschen Handels und Gewerbes dienen“) bringt
Abg. Eickhoff (fr Volksp.) zur Sprache, daß neuerdings durch den Reichskanzler eine Unterstützung von 15 000 ℳ dem „Musterlager thüringischer Erzeugnisse“ zu theil geworden sei. Diese Unterstützung werde in anderen Industriekreisen namentlich der Rheinlande als un⸗ berechtigt angesehen, und einige Handelskammern hätten dagegen ihre Stimme erhoben, weil eine solche Unterstützung einseitig in die Kon⸗ kurrenzverhältnisse eingriffe. Die Handelekammern von Dortmund und Hagen hätten allerdings die Unterstützung gebilligt.
Staatssekretär des Innern, Staats⸗Minister Dr. Graf von Posadowsky⸗Wehner:
Es handelte sich darum, einer Genossenschaft, die sich gebildet hat, um namentlich die thüringische Kleinindustrie in ihrem Export zu unterstützen, eine materielle Hilfe hierfür zu gewähren. Dieser thüringi⸗
Fischereiverein.
sche Exportverein beabsichtigt — und damit hat er seinen Wunsch auf
Reichsunterstützung begründet —, in Sydney ein Exportmusterlager anzulegen, um dort geeignete Gelegenheit zur Verwerthung der Pro⸗ dukte der thüringischen Kleinindustrie zu erwerben. Dieses Ersuchen wurde von der Großherzoglich sachsen ⸗weimarischen Regierung unter⸗ stützt. Ich habe daher einen Kommissar hingeschickt, um mich über die Verhältnisse dieses Exportvereins an Ort und Stelle zu informieren; die Auskunft dieses Kommissars lautete durchaus günstig. Ich habe mich hiernach allerdings veranlaßt gesehen, aus dem Fonds, der mir zur Verfügung steht für die Beförderung von Handelsinteressen, diesem Exportverein eine Unterstützung von 15 000 ℳ zu gewähren. Ich glaube, ich habe mit dieser Sache etwas Gutes gethan. Es handelt sich hier nicht um große Industrien, sondern um solche, die zum theil handwerksmäßige sind, die auf der Hausindustrie beruhen und selbst⸗ verständlich schon im Hinblick auf die Personen, welche die Industrie betreiben, der Geschäftsgewandtheit entbehren, die nothwendig ist, über⸗ seeische Verbindungen für den Absatz anzuknüpfen.
Es ist richtig, daß von einzelnen Handelskammern und Inter⸗ essenten diese Unterstützung lebhaft angegriffen ist, weil sie angeblich in die Konkurrenzverhältnisse eingriffe. Wenn man aber auf diesem Standpunkt steht, dann darf man eigentlich kein wirthschaftliches Unternehmen aus Rcichsmitteln unterstützen, weil das immer bis zu einem gewissen Grade in Konkurrenzverhältnisse eingreifen könnte. Ich meine, eine Summe von 15 000 ℳ, um einem solchen an und für sich nützlichen Verein die Möglichkeit zu gewähren, in einem fernen Welttheil ein Exportmusterlager zu begründen, sollte wirklich keiner konkurrierenden Korporation einen Anlaß geben, darüber Be⸗ schwerde zu führen. (Sehr richtig!t) Daß andere Handelskammern wesentlich anders denken, will ich Ihnen durch zwei Zitate nachweisen. Die Handelskammer zu Hagen sagt in ihrem Bericht vom 2. August, „daß sie in der staatlichen Unterstützung derartiger Unternehmungen einen erfreulichen Schritt zur Hebung des deutschen Exports sehe und erwarte, daß die Reichsregierung auch anderen Aehnliches bezweckenden Einrichtungen ihre Beihilfe nicht versagen werde“, und die Handels⸗ kammer zu Dortmund spricht in ihrem Bericht vom 25. August aus: „daß diese und ähnliche Unterstützungen der schwer arbeitenden Klein⸗ eisenindustrie behuss Förderung der Ausfuhr ihrer Produkte von ganzem Herzen zu gönnen seien“, und auf diesem Standpunkt steht auch die Großherzoglich sächsische Regierung, die im übrigen es über⸗ nommen hat, die sachgemäße praktische Verwendung dieser Beihilfe zu beaufsichtigen. (Bravo!)
Abg. Dr. Müller⸗Sagan: E; wird hier behauptet, daß die Ausstellung des Musterlagers die Preise der anderen Exporteure unter⸗ boten hätte, also die Unterstützung benutzt hätte, um Konkurrenten, die ebenfalls dem Kleingewerbe angehören, zu schädigen. Das kann doch unmöglich in der Absicht der Reichsregierung liegen. Ein der⸗ artig unte stütztes Unternehmen darf nur gemeinnützige Interessen verfolgen; das Reichsamt des Innern ist verpflichtet, darauf hinzu⸗ wirken; andernfalls muß die Unterstützung zurückzezogen werden.
Staatssekretär des Innern, Staats⸗Minister Dr. Graf von Posadowsky⸗Wehner:
Meine Herren! Ich bitte doch zu berücksichtigen, daß es sich hier nicht um eine fortlaufende Unterstützung handelt, sondern nur um eine einmalige Beihilfe, um dieser thüringischen Klein⸗ industrie zu ermöglichen, ein Exportmusterlager in Sydney zu be⸗ gründen, womit natürlich erhebliche Unkosten verbunden sind. Eine fortlaufende Beihilfe ist bisher weder gewährt, noch zugesagt. Was die Unterbietung der Preise betrifft, so meine ich, ist das ausge⸗ schlossen, denn je geringer die Generalunkosten werden, desto weniger ist doch der Kommissionär — und dieser Exportverein ist ein Kom⸗ missionär — genöthigt, seinerseits die Preise zu drücken. Ich bin der Ansicht, daß diese Beihilfe gegenuͤber dem Zweck, den Export dieser überwiegend kleinen und handwerksmäßigen Betriebe zu unter⸗
stützen, eine so minimale ist, daß daraus keinerlei Verschiebung in den
Konkurrenzverhältnissen herbeigeführt werden kann.
Der Titel 18 und damit das ganze Kapitel 7a werden bewilligt.
Kapitel 7b enthält die Reichs⸗Kommissariate. Die Kosten für Ueberwachung des Auswandererwesens werden ohne Debatte angenommen. Bei den Ausgaben für die Reichs⸗ Schulkommission fragt der
Abg. Eickhoff, wie es demnächst mit der Zulassung der Real⸗ schul⸗Abiturienten zum medizinischen Studium gehalten werden solle.
Staatssekretär des Innern, Staats⸗Minister Dr. Graf von Posadowsky⸗Wehner:
Meine Herren! Ich stehe in dieser Beziehung auf einem etwas modernen Standpunkt, und wie ich entschieden dafür eingetreten bin, daß weibliche Personen als Aerzte approbiert werden können, so möchte ich mich auch eher in einem bejahenden als in einem verneinenden Sinne zu der Frage aussprechen, die hier der Herr Abgeordnete ange⸗ regt hat. (Sehr gut! links.) Ich meine, der Kreis der Aerzte wird ein recht geringer sein, der noch die Werke griechischer und lateinischer Aerzte im Urtext studiert. (Sehr richtig! links.) Ich glaube, die Herren Aerzte, die heute praktizieren und die sich das nöthige Wissen für das ungeheure Gebiet der ärztlichen Wissenschaft erwerben, werden nicht mehr auf griechische und lateinische Quellen zurückgehen, die doch für die ärztliche Wissenschaft überwiegend nur noch ein historisches Interesse haben, sondern sie werden in den Werken der großen Aerzte der modernen ärztlichen Kunst forschen. Ich könnte mir deshalb wohl denken, daß man den Realschul⸗Abiturienten unter Umständen den Zu⸗ tritt zum ärztlichen Beruf eröffnete, vielleicht unter der Voraussetzung, daß der Unterricht des Lateinischen, wenn das verlangt werden sollte von zuständiger Stelle, etwas vertieft und damit eine geringe Aende⸗ rung des Lehrplans der Realschulen vorgenommen wird. Aber, meine Herren, ich bitte, mich auf diese Erklärung hin nicht festnageln zu wollen; es ist meine persönliche Auffassung, und ich kann zur Zeit noch keine Erklärung darüber abgeben, wie sich die verbündeten Regie⸗ rungen dazu stellen werden, und insbesondere, welche Stellung die Königlich preußische Regierung zu der Frage einnehmen wird. (Hört, hört! links.) Ich habe aber immerhin den Eindruck, als ob auch die Königlich preußische Regierung gegenüber dieser Frage nicht gedenkt, einen intransigenten Standpunkt einzunehmen. (Bravo! links.)
Abg. Schrader (fr. Vgg.) erklärt sich über die Auskunft des Staatssekretärs sehr erfreut; er wünsche nur, daß es dem Staats⸗ sekretär gelingen möge, seine Ansicht zum Durchbruch zu bringen. Mit der Erleichterung des Frauenstudiums stehe es noch immer sehr mangel⸗ haft. Das Reich verfüge die Zulassung der Frauen zum meditinischen Studium, aber Preußen verlange die Erfüllung der Vorbedingungen, namentlich die Absolvierung des Abiturientenexamens. Damit ergäben sich — Fegnen, die sich dem Studium widmen wollen, fast un⸗
wind lie
2.
85 1u“ S 8 — I1
„Abg. Dr. Müller⸗Sagan verlangt ebenfalls, daß das Reich dafür sorge, daß die Einzelstaaten die Schranken fallen lassen, welche noch heute den Frauen das Studium auf den Hochschulen erschwerten. Für das Studium der Thierarzneiwissenschaft sollte endlich dieselbe
orbildung vorgeschrieben werden wie für das Studium der Medizin und nicht, wie bieher, eine geringere.
Abz. Rickert: Es ist ein Gebot der Sittlichkeit, doß wir den Frauen endlich den Weg zum Studium freigeben. Jahrelang be⸗ mühen wir uns in dieser Richtung ohne rechten Erfolg. Die in der Schweiz zugebrachte Studienzeit wünschen die Damen in Preußen angerechnet zu bekommen; es ist ihnen auf ihr Gesuch noch keine Antwort geworden. In der Stellung der Vorbedingungen möchte ich den Staatssekretär bitten, nicht zu weit zu gehen. Es wird ver⸗ langt, daß das Studium im Lateinischen mehr vertieft werde; ich glaube aber, es genügt vollkommen, wenn die bisher gestellten Be⸗ dingungen erfüllt werden.
Staatssekretär des Innern, Staats⸗Minister Dr. Graf von Posadowky⸗Wehner:
Es ist zunächst eine Frage an mich gerichtet worden bezüglich der Verschärfung der Vorbedingungen für die Vorbildung der Thierärzte. Es ist allerdings kürzlich eine solche Petition an mich gelangt, und die Erwägungen darüber schweben noch. Ich erinnere aber daran, daß vor einigen Jahren — ich glaube, es war 1893 — gerade von Preußen aus gebeten wurde, die Vorbedingungen zu ermäßigen, wogegen sich allerdings im Reichstage lebhafter Widerspruch erhob. In Oesterreich hat man die Bedingungen verschärft, das hat aber die Folge gehabt, daß der Andrang zum thierärztlichen Beruf erheblich nachgelassen hat. Wer solche verschärften Examensbedingungen erfüllen kann und will, will sie dann wissenschaftlich praktisch vielleicht an höher organisierten Wesen, an den Menschen selbst erproben und nicht am Thier. Ich glaube, daß, wenn wir eine wesentliche Verschärfung der Vorbedingungen für den thierärztlichen Beruf beschlössen, dann auch bei uns wahrscheinlich dieselbe Folge eintreten würde wie in Oesterreich. Es ist natürlich, daß ein Student, wenn er erheblich schärfere Bedingungen erfüllen soll zur Vorbereitung für den thierärztlichen Beruf, sich doch über⸗ legt, ob er nicht lieber Arzt für die leidende Menschheit wird, wie Thierarzt. Die Petition ist zunächst dem Gesundheitsamt zur Aeuße⸗ rung zugegangen; demnächst werde ich erst in der Lage sein, die Frage näher zu erörtern, zunächst mit der preußischen Regierung und später auch mit den übrigen Bundesregierungen.
Was ferner die Frage der Zulassung der Frauen zum ärztlichen Beruf betrifft, so kann ich dem Herrn Abg. Rickert mittheilen, daß wir erwägen, ob nicht eine Bundesraths⸗Verordnung zu erlassen ist, welche diejenigen Frauen berücksichtigt, die unter den Uebergangs⸗ bestimmungen leiden (Bravo! links), d. h. auch diejenigen Frauen in Preußen zum ärztlichen Examen zuläßt, die ihr Studium im Aus⸗ lande gemacht haben, weil sie früher innerhalb Deutschlands keine Gelegenheit hierzu hatten. (Bravo! Sehr gutl! links.)
Abg. Dr. Oertel⸗Sachsen (d. kons.): Ich freue mich, heute mit Herrn Rickert übereinzustimmen. Die Forderung weiblicher Aerzte ist in der That eine Ferrernag der Sittlichkeit und des Scham⸗ gefühls, der sich das 20. Jahrhundert nicht entziehen darf. Ich habe an einem Realgymnasium ein halbes Menschenalter unterrichtet und bezeuge, daß ich, obwohl klassischer Philologe, durchdrungen bin davon, daß das medizinische Studium richtig nur durch die Realgymnastalbildung eingeleitet werden kann. Dem Staatssekretär möchte ich entgegnen, daß es beute auch keine klassischen Philologen mehr giebt, welche griechische und lateinische medizinische Klassiker lesen können. Für die zukünftigen Aerzte aus den Reihen der Realgymnasiasten würde sich empfehlen, in den obersten Klassen einige Stunden Griechisch einzuschalten. Auch in den Kreisen der Mediziner macht sich jetzt die Anschauung geltend, daß die Realschüler den Vorzug verdienen; denn sie haben 12 beim Physikum vielfach als die Besseren bewährt. Die Ueberlassung des medizinischen Studiums an das Realgymnasium wünsche ich auch im Interesse der Zukunft und der gedeihlichen Wirksamkeit des huma⸗
nistischen Gymnasiums selbst. Abg. Dr. Müller⸗Sagan: Daß die Zahl der Veterinär⸗
Studenten sich bei der Erhöhung der Anforderungen vermindern würde, bestreite ich. Unter den jetzigen Verhältnissen gerade wird der stuag. med. vet. von den Studenten der vier Fakultäten als „Viehmuse“ tituliert und über die Achsel angesehen. Ein moderner Thierarzt bedarf durchaus des ganzen wissenschaftlichen Rüstzeuges der Medizin.
Die Ausgaben für die Reichs⸗Schulkommission werden bewilligt.
Bei der Position von 39 000 ℳ für die arbeiter⸗ statistische Kommission verlangt der
Abg. Reißhaus (Son.) gründlichere Untersuchung der Lohn⸗, Arbeitszeit⸗ und Wohnungsverhältnisse der Arbeiter, insbesondere in der Thüringer Spielwaaren⸗Hausindustrie. Die Löhne seien zu viel zum Sterben, viel zu wenig zum Leben, die Wohnungen elende Löcher; zu Tausenden gingen die Arbeiter und ihre Familienmitglieder an der Schwindsucht und ähnlichen Krankheiten zu Grunde.
Staatssekretär des Innern, Staats⸗Minister Dr. Graf von Posadowsky⸗Wehner:
Meine Herren! Daß in der Hausindustrie, besonders in der Spielwaarenindustrie, sehr traurige Zustände herrschen, ist uns be⸗ kannt. Wir wissen, daß dort in vollkommen ungenügenden Räumen gearbeitet wird, daß sehr niedrige Löhne, ungemessene Arbeitszeit und vielfach eine unverantwortliche Ausbeutung namentlich der Kinder⸗ arbeit besteht. Alle unsere gesetzlichen und sonstigen amtlichen Schritte können sich doch aber nur bewegen auf dem Gebiete des Schutzes der Gesundheit und des Lebens der Arbeiter; auf die Normierung der Preise hat die Regierung keinerlei Einfluß.
Die Zustände, die der Herr Vorredrer beschrieben hat in der Spielwaarenindustrie in Thüringen, decken sich ja ziemlich mit den Verhältnissen der Weberindustrie in Schlesien. Die preußische Re⸗ gierung hat sich bekanntlich die denkbarste Mühe gegeben, diese Weber, die Handwaaren herstellen, die jetzt durch die modernen Maschinen in großen Fabriken vielleicht billiger und besser hergestellt werden können, anderen Berufen zuzuführen. Das hat sich aber, soweit meine Kennt⸗ niß der Dinge reicht, als vollkommen verfehlt erwiesen. (Sehr richtig! rechts.) Wenn wirklich die Angaben des Herrn Vorredners zutreffken — und ich will ihre Richtigkeit und Wahrhaftigkeit keineswegs bestreiten — daß ein Mann für ein Dutzend Puppen von 23 Zentimeter Länge nur 10 ₰ (Zu⸗ ruf links) — oder 12 ₰ — verdient hat, so kann man doch wirklich dieser Bevölkerung nur rathen, bei dem jetzigen Mangel an Arbeitskräften auf allen Gebieten, sich schleunigst einer anderen Thätigkeit zuzuwenden. (Sehr richtig!) Es müssen psycho⸗ logische Gründe sein, die eine Bevölkerung dann noch an eine solche Arbeit fesseln (sehr richtig!), und der wirkungsvollste Schritt würde immer der sein, daß diese Bevölkerung sich entschlösse, heut⸗ zutage, wo die Handarbeit steigend besser bezahlt wird, sich einem Arbeitszweige zuzuwenden, der ihr einen angemesseneren Ertrag für ihre anstrengende Arbeit lieferte. Ich habe bereits erklärt, daß wir uns mit der Hausindustrie sehr eingehend beschäftigen werden, daß wir
das aber nicht generell thun können bei der Verschiedenheit der Her⸗ 8 4½ 11““ vAXX“