1900 / 15 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 17 Jan 1900 18:00:01 GMT) scan diff

Professor H

der bildenden Kuünste in Stuttgart, ist, wie „W. T. B.“ meldet, in der Nacht von Montag zu Dienstag daselbst gestorben. Er war am 12. April 1815 zu Werl in Westfalen geboren, bezog im Jahre 1828 die Akademie zu Düffeldorf, siedelte i. J. 1836 nach Frankfurt a. M. über und unternahm von dort aus Studienreisen nach Wien und Ungarn, Frank⸗ reich und England. Im Jahre 1845 wurde er Professor an der Kunst⸗ schule zu Stuttgart und Inspektor der württembergischen Staats⸗ galerie. Im Jahre 1887 gab er seine Lehrthätigkeit auf. Von seinen zahlreichen Gemälden sind „Das Gebet beim Gewitter“ und „Die Ueberschwemmung“ (Berliner National⸗Galerie), „Herzog Alba im Schloß zu Rudolstadt“ (Galerie zu Stuttgart), „Ueberführung der Leiche Kaiser Otto's III. nach Deutschland’ und „Friedrich II. und sein Hof in hervorzuheben. Der Verstorbene hat sich auch als Dichter bekannt gemacht. 8

Land⸗ und Forstwirthschaft. 3

Aus Hildesheim wird berichtet: Nach dem Vorbilde der auf der Königlichen Domäne Sillium bereits vorhandenen Elektri⸗ zitätsanlage ist auch die Königliche Domäne Catlenburg im hiesigen Regierungsbezirk mit einer solchen versehen worden Unter Benutzung der vorhandenen Wasserkraft wird die Domäne von der Wassermühle aus nicht bloß mit elektrischem Licht, sondern auch mit Betriebskraft für kleinere und größere landwirthschaftliche Maschinen versehen. Die Anlage hat etwa 60 000 gekostet.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.

Der Ausbruch der Maul⸗ und Klauenseuche ist dem Kaiserlichen Gesundheitsamt gemeldet worden vom Schlacht⸗Viehhof zu Köln a. Rhein am 15. Januar, der Ausbruch der Maul⸗ und Klauenseuche unter Rindern vom Viehhof zu Metz und der Ausbruch und das Erlöschen der Seuche vom Schlachthof zu Essen a. Ruhr an demselben Tage, das Erlöschen der Maul⸗ und Klauenseuche vom Viehhof zu Magdeburg am 16. Innuar.

Jagd.

Von seiten des Vorstands der unter dem Allerhöchsten Protektorat Seiner Majestät des Kaisers und Königs stehenden deutschen Geweih⸗Ausstellungen geht uns die Mittbeilung zu, daß die Beschickung der nächsten, wiederum im Borsig'schen Hause bierselbst (Voßstraße 1) stattfindenden sechsten Ausstellung sehr reichlich erfolgt ist. Die Zabl der eingesandten Trophäen kommt der des Vorfahres annähernd gleich, und auch in diesem Jahre ist wieder die große Glashalle zur Aufnahme der in den Königlich preußischen Staatsforsten erbeuteten Hirschgeweihe eingerichtet

Die Ausstellung wird am 27. Januar von Mittags 1 Uhr bis 7 Uhr Abends, an allen anderen Tagen von Vormittags 9 Uhr bis 6 Uhr Abends geöffnet sein und mit Rücksicht auf die „landwirth⸗ schaftliche Woche“ erst am 14. Februar Abends geschlossen werden. Dauerkarten für 10 sowie Eintrittskarten am 27. Januar für 5 ℳ, an allen anderen Tagen für 2 sind nur an der Kasse (Eingang zum Ausstellungslokal) zu haben. Aktiven Forstschutzbeamten ist vom 1. bis 10. Februar freier Eintritt gewährt. 8

Mannigfaltiges. 8 Berlin, den 17. Januar 1900.

8 Im Monat Dezember 1899 sind in Berlin 252 Proben

von Nabrungs⸗ und Genußmitteln amtlich untersucht worden. Die Beanstandungen betrafen Milch, Butter, Provenceröl, Chokolade, Wein, Kognaf. ie Milchkontrole erstreckte sich auf Revisionen in 641 Geschäften, von denen 52 zu Beanstandungen führten, die Butterkontrole auf 268 Geschäfte mit 29 Bean⸗ standungen.

Ueber die Witterung im Monat Dezember 1899 be⸗ richtet das Königliche Meteorologische Institut auf Grund der an⸗ Festellten Beobachtungen Folgendes: Nach dem so ungewöhnlich milden November machte sich der strenge Frost im verflossenen Dezember

einrich von Rustige, Direktor der Staatsgalerie

um so empfindlicher geltend. Während einer längeren Periode um den 13. und einer kürzeren um den 22. trat der Frost so intensiv auf, daß die für diese Zeiten bisher bekannt gewordenen tiefsten Tagesmittel der Temperatur erreicht, stellenweise sogar noch über⸗ troffen wurden. Am meisten hatte darunter das mittlere und nord⸗ westliche Deutschland zu leiden, und deshalb blieb auch hier das Monatsmittel um 3 bis 40 hinter dem vieljährigen Durchschnitt zurück, während sonst der Wärmemangel weniger, aber doch noch min⸗ destens 20 betrug. Die Niederschläge hatten in einem großen Theile des Ostens sowse in der südlichen Rheinprooinz einen nicht sehr beträchtlichen Ueberschuß; das übrige Gebiet dagegen war etwas zu zu trocken. Schnee siel ziemlich häufig, blieb aber meist erst vom 10. ab liegen und bedeckte den Erdboden bis zum Monatsschluß: im Flachlande bis zu 20 cm, im Gebirge bis zu 70 cm Höhe. Das milde regnerische Wetter zu Anfang Dezember wurde im wesentlichen durch Nordwestwinde hervorgerufen, welche durch eine Depression im Südwesten bedingt waren. Als jedoch am 5. eine neue Depression im Rorden nach dem westlichen Rußland zog und im Verein mit einem nordsüdlich uͤber Westdeutschland lagernden Rücken hohen Luftdrucks nördliche Winde veranlaßte, sank die Temperatur außerordentlich schnell. Vom 8. ab dehnte sich das Gebiet hohen Luftdrucks über ganz Deutschland aus, und da der Kern desselben im Nordosten zu liegen kam, brachten östliche Winde auch weiterhin starke Erkaltung, so daß schließlich das Thermometer bis zu 15 ° unter den Normalstand sank. Um die Mitte des Monats drang von Süden her unter ergiebigen Schneefällen ein Minimum vor, das vorübergehende Erwärmung verursachte. Schon vom 18. ab wurde wieder das Maximum im Osten masgebend, unter dessen Ein⸗ fluß trockene östliche Winde eine zweite Frostperiode veranlaßten. Zur Weihnachtszeit erreichte jedoch diese Periode ihe Ende, da eine Depression im Westen auf die Witterung bestimmend wurde; Südwinde erlangten wieder die Herrschaft und steigerten die Temperatur derartig, daß der Monat und das Jahr allgemein mit Thauwetter schloß. Das Jahr 1899 ist wie das Vorjahr zu warm gewesen, allerdings in etwas geringerem Maße, meist ½⅞ Grad; hierfür waren die vorwiegend sehr milden Wintermonate ausschlaggebend, während der Sommer vielfach kühl war. Besonders infolge des sehr nassen Frühjahrs ergab sich für den Osten und das Wesergebiet eine zu große Jahressumme des Nieder⸗ schlags (bis zu 25 %), sonst aber blieb sie hinter dem Durchschaitt zurück, am beträchtlichsten im äußersten Westen (bis zu 20 %),

Die „Vereinigung zur Erhaltung deutscher Burgen veranstaltet am 20. Januar im großen Saale der Kriegs⸗Akademie abermals einen Vortrag, und zwar wird der Königliche Bibliothekar Herr Dr. Luther über „die Beziehungen Dr Martin Luather's zur Wartburg und zur Veste Coburg“ sprechen. Der Vortrag wird durch etwa 50 Lichtbilder nach zum theil eigens für diesen Zweck ver⸗ anstalteten Aufnahmen illustriert werden und von 7 bis 8 Uhr dauern. Karten (Pr. 2 ℳ) sind zu haben bei Herrn Hofmarschall Freiherrn von Buddenbrock, Schadowstraße 8.

Für das XIII. deutsche Bundesschießen in Dresden ergeht soeben ein Aufruf, in welchem der Ehrenvorsitzende des Fest⸗ ausschusses, Ober⸗Bürgermeister und Geheime Finanzrath Beutler und der Vorsitzende, Rechtsanwalt Dr. Alfted Lehmann die deutschen Schützen auffordern, sich in der sächsischen Haupt⸗ und Residenzstadt in den Tazen vom 8. bis 15. Juli 1900 zahlreich zu versammeln. An das Versprechen gastlichen Empfanges und die Entbietung des Willkommensgrußes knüpft der Aufruf zugleich die Mittheilung, daß Seine SS; der König Albert von Sachsen huldvoll das Protektorat über das Fest übernommen hat.

Der Deutsche Seefischerei⸗Almanach für das Jahr 1900 herausgegeben vom Deutschen Seefischerei⸗Verein ist soeben bei J. J. Weber in Leipzig erschienen. Aus diesem Jahrgange sind fast alle diejenigen Theile ausgeschieden, welche eine länger dauernde Geltung haben. Der jetzt fast 400 Seiten in Kalenderformat um⸗ fassende Almanach enthält das für die See⸗ und Küstenfischer Wichtigste, insbesondere das, was für Fischerei⸗Interessen wissenswerth erscheint. Der Ladenpreis des Almanachs beträgt 4,50 Deutsche See⸗ und Küstenfischer können das Buch für den ermäßigten Preis von 1 beziehen, wenn sie sich an den Deutschen Seefischerei⸗Verein in Hannover, Eichstraße 2, wenden.

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„Dr. Faust“ heißt die neue romantisch⸗phantastische Ausstattungs⸗ 8

Pantomime, welche demnächst im Zirkus Schumann zur Erst⸗ aufführung gelangen wird. Der Schöpfer derselben, Hof⸗Ballet⸗ meister Seems, hat den Stoff nicht Goethe’s Drwama entnommen, sondern Simrock's Volksbuch und Heinrich Heine's Tanzpoem „Der Doktor Faust“ für seine Zwecke verwendet und hiermit einen Plan ver⸗ wirklicht, den er schon länger hegte, dessen Ausführung er jedoch wegen der Erfolge seiner im Zirkus Renz aufgeführten Pantomimen „Die lustigen „Das Küastlerfest“ u. a. hinausschieben mußte.

irektor Schumann hat nun den Plan angenommen und wird ihn zur Ausführung bringen. Mehr als 300 Personen sind zu dem stän⸗ digen Zirkuspersonal hinzuengagiert worden; mit der Anfertigung der Dekorartonen, Kostüme und Requisiten sind erste Firmen betraut; das Thiermaterial, wie z. B. Bisons, Yaks, Flamingos, Pfauen u. s. w. liefert Hagenbeck

C 1““

St. Petersburg, 17. Janunr. (W. T. B) Im Kreise Achalkalaki wurden am 15. d. M., Abends, und am 16. d. M., Morgens, drei Erdstöße verspürt. 31. Dezember v. J. durch Erdbeben zerstörten Dörfer siedeln in ge⸗ fahrlose Gegenden über. (Vgl. Nr. 13 d. Bl.)

Turin, 17. Januar. (W. T. B.) Gestern Nachmittag 3 Uhr 25 Minuten wurden hier zwei sehr starke Detonationen gehört: bald darauf traf die Nachricht ein, daß die Dynamitfabrik in Avigliana in die Luft kefter sei. Die Explosion fand in dem Lagerraum statt, der 400 kg Nitroglycerin enthielt. Acht Personen sind ums Leben gekommen: sieben Angestellte der Dynamitfabrik und ein Steuerbeamter. Etwa 40 Verwundete, unter ihnen 4 Soldaten und 3 Steuerbeamte, wurden im Hospital zu Avigliana unterge⸗ bracht. Der Schaden an den benachbarten Häusern beschränkt sich auf zerbrochene Fensterscheiben. Der Herzog von Aosta und der Graf von Turin, welche sich nach Avigliana begeben haben, besuchten die Verwundeten Auch Vertreter der Behörden und Aerzte sind zur Hilfeleistung dort eingetroffen.

Boston, 16. Januar. (W. T. B.) Die hiesige Handelskammer veröffentlicht die Nachricht, daß auf der Höhe von Kap Pine (Neu⸗ fundland) ein Theil eines Bootes aufgefischt worden sei, auf welchem der Name Helgoland“ stand. Man glaube daher, daß der unbekannte, kürzlich an der Küste Neufundlands gescheiterte Dampfer der deutsche Tankdampfer „Helgoland“ gewesen sei, welcher am 5. Januar von Philadelphia nach Bergen in See ging. Die Agenten für den „Helgoland“ in Phtladelphia sind jedoch nicht davon überzeugt, daß das untergegangene Schiff wirklich der „Helgoland“ ist, den 9 8“ des verunglückten Dampfers passe nicht auf den „Helgoland“.

Nach Schluß der Redaktion eingegangene Depeschen. b

Dresden, 17. Januar. (W. T. B.) In dem Befinden Ihrer Hoheit der Herzogin Adel heid zu Schleswig⸗ Holstein ist seit gestern eine Verschlimmerung eingetreten. Der Schlaf war in der vergangenen Nacht unregelmäßig und das Athmen beschwert.

Rensburg, 16. Januar. (Meldung des schen Bureaus“.) Eine vom General French ent⸗ sandte fliegende Kolonne, welche den Auftrag hatte, die Verbindungen des Feindes zu bedrohen, ist heute zurückgekehrt, nachdem sie bis auf 9 Meilen an Nor⸗ wals Pont herangekommen war. Verluste sind nicht zu ver⸗ zeichnen gewesen.

„Reuter⸗

Nichtamtlichen in der Ersten, Z und Dritten Beilage.)

Die Bewohner der zwölf am

82

Wetterbericht vom 17. Januar 1900, 8 Uhr Morgens.

Bar. auf 0 Gr. u. d. Meeressp

red. in Millim 40R.

1

Wind. Wetter.

Temperatur in 0 Celsius 50 C.

5 wolkig 2 heiter 3 wolkenlos 1 Nebel 2 Regen 3 bedeckt

746 WNW 748 S

746 SO 754 WSW 756 SO 768 S5

Christiansund Kopenhagen. Stockholm . St. Petersburg

Cork Queens⸗ iown .. Cherbourg

751 Regen

754 wolkig

Romantische Oper in 3 Akten von Richard Wagner. Antang 7 ½ Uhr. Schauspielhaus. 18. Vorstellung. Das Bäreu⸗ fell. Schwank in 3 Aufzügen von Gustav Kadel⸗ burg. In Scene gesetzt vom Regisseur Oskar Keßler. Anfang 7 ½ Uhr. 18. Vorstellung. Die

Freitag: Opernhaus. Afrikanerin. Große Oper in 5 Akten von Giacomo Meyerbeer. Text von Eugone Scribe, deutsch von Ferdinand Gumbert. Ballet von Paul Taglioni. Anfang 7 ½ Uhr.

chauspielhaus. 19. Vorstellung. Sonder⸗ Abonnement B 3. Vorstellung Faust, von Wolfgang von Goethe. Der Tragödie erster Theil. Die zur Fere gehörende Musik von Anton Fürsten Radziwill und von Peter Joseph von Lindpaintner. Anfang 7 Uhr. Das Abonnement⸗Billet zum Platz 21, II. Rang Balkon rechts, des Königlichen Opernhanses, 18. Vor⸗ stellung, ist dem Inhaber abhanden gekommen.

2 755 6 Regen 462“ 1 Lrn 8 1 mburg.. winemünde Neufahrwasser Memel..

Peri⸗ . . . ünster Wstf. Karlsruhe .. Wiesbaden.. München .. Chemnitz.. Berlin.. Wien.. Breslau ...

752 Schnee 755 1 Nebeli) 755 1 Dunst 755 1 Dunst 756 2 bedeckt 757 Regen 753 2 bedeckt 759 Lsssers 757 1 Dunst ²) 759 SW 5 bbedeckt 758 S 1 Schnee 756 still oedeckt 759 still bedeckt 756 WSW 2 Schnee FJle d'Aix. . 762 WSW 6 Dunst still wolkig Triest 761 NW 1 Nebel

¹) Anhaltend Nebel. ²) Gestern Schnee Regen.

Jahrhundert. Freitag

eᷣnroeeaSgbwaeedeenenennsese OSSeS2

und

Uebersicht der Witterung. tag, Ein barometrisches Maximum ist über Südwest⸗ Europa erschienen und verursacht in Wechselwirkung mit einer im Nordwesten lagernden Devpression über dem westlichen Mittel⸗Europa schwache Winde aus westlichen Richtungen. Das Hochdruckgebiet im Nordosten zeigt wenig Aenderung. In Deutschland, wo meistens Kresseat⸗ stattfanden, ist das Wetter trübe und ziemlich mild; München meldet 23 mm. Niederschlag.

Herrmann. Heilbronn. leidvoll.

Deutsche Seewarte. Galathee.

Theater.

Königliche Schauspiele. Donnerstag: Opern⸗ haus. 17. Vorstellung. Der fliegende Holländer.

Deutsches Theater. Crampton. Anfang 7 ½ Uhr.

Freitag: Der Probekandidat.

Sonnabend: Der Probekandidat.

(19. Abonnements⸗Vorstellung): deutsche Jahrhundert. Sonnabend: Faust, erster Theil. Anfang 7 Uhr. 1.“ 1

Sonnabend, Abends 8 Uhr:

Dasselbe wird deshalb für ungültig erklärt, vor Ankauf wird gewarnt.

Donnerstag: College

Berliner Theater. Donnerstag: Das deutsche

Das

1

Schiller⸗Theater. (Wallner⸗CTheater.) Donners⸗ Abends 8 Uhr: Volksstück mit Gesang in 4 Aufzügen von Louis Musik von G. Steffens.

Freitag, Abends 8 Uhr: Das Käthchen von

Freudvoll und leidvoll.

Freudvoll und

Theater des Westens. (Opernhaus.) Don⸗ nerstag: Der Waffenschmied.

Die schöne

Freitag (18. Freitags⸗Abonnements⸗Vorstellung): Der Zigeunerbaron. Sefe en Nochafsttaos:, angen: Kinder⸗Vorstellun chneeweißchen und Roseuroth. Abends: Polkosh 8*

w halben Preisen: Martha. Hof⸗Opernsänger Rob. Biberti, als Gast.)

Auf vielfaches Ver⸗

ümliche Vorstellung (Plumket: Königlicher

Lessing-Theater. Donnerstag: Lord Quex. Freitag: Als ich wiederkam ...

Sonnabend: Lord Quex. *

Neues Theater. Schiffbauerdamm 4a. nerstag: Zum 50. Male: Kiwito. in 4 Akten von Ferdinand Bonn. Bonn, als Gast)

Freitag: Zum ersten Male: Unser einziges Kind. Schwank in 3 Akten von Hugo Holm.

Don⸗ Lustspiel (Kiwito: Ferdin.

83

Belle-Alliance⸗Theater. Gastspiel des „Schlierseer Bauern⸗Theaters“. Donnerstag, Abends 8 Uhr: Jägerblut.

Residenz⸗Theater. Direktion: Sigmund Lauten⸗ burg. Donnerstag: Die Dame von Maxim. (La dame de chez Maxim) Schwank in 3 Akten von Georges Feydeau Uebersetzt und bearbeitet von Benno Jacobson. In Scene gesetzt von Sigmund Lautenburg. Anfang präzise 7 ½ Uhr.

Freitag und folgende Tage: Die Dame von Maxim.

Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Bei bis über die Hälfte ermäßigten Preisen: Der Schlafwagen⸗ Controleur.

Thalia ⸗-Theater. Dresdenerstraße 72/73. Donnerstag: Im Himmelhof. Große Aus⸗ stattungsposse mit 77nn. und Tanz in 3 Akten von Jean Kren und Alfred Schönfeld. Musik von Max Schmidt. Anfang 7 ½ Uhr.

Freitag und folgende Tage: Im Himmelhof.

Konzerte.

Sing⸗-Akademie. Donnerstag, Anfang 8 Uhr:

Konzert von Paula Wieler (Klavier), Sophie Corsepius (Sopran). Mitwirkung: Bianka Panteo (Violinvirtuosin).

Philharmonie. Donnerstag, Anfang 74 Uhr: Konzert von Eugen Ysaye (Violine) mit dem Philharmonischen Orchester.

Saal Bechstein. Dennerstag, Anfang 8 Uhr:

Lieder⸗Abend von Fräulein Mary Forrest.

1 2*

Brethoven⸗Saal. Donnerstag, Anfang 7 ½ Uhr:

Konzert von Fräulein Ellen Sarsen (Sopran) und Fräulein Maria Arendt (Alt).

Römischer Hof. Donnerstag, Anfang 8 Uhr:

Konzert von Bertha Weinberg⸗Goetze (Mezzo⸗ sopran), Haus Weinberg (Bariton).

Birkus Schumann. Im eleganten, renovierten

Zirkus Renz, Karlstraße. Donner tag, Abends präzise 7 ½ Uhr: Elite⸗Abend. Gala⸗Programm. Die ersten tauchenden und schwimmenden Hirsche in Deutschland. Der sensationelle Sprung aus einer Höhe von 50 Fuß. Die pbänomenalen 12 Akimotos. Neu: Japanese slide for life. Neu: Rolling Globe. Neu: Barrel Kicking. Neu: Balancing fence on foot. Neu⸗ Contortion- Act. Neu: Buckaway Ladder ꝛc. ꝛc. Direitor Alb. Schumann's neueste unerreicht dastehende Original⸗Dressuren. Zum Schluß: Glänzendes Ritterschaustück: Der schwarze und der weiße Ritter mit den neuen Einlagen.

8

Familien⸗Nachrichten.

Verlobt: Frrl. Maraot von Wedel Ah

Leut. Fritz⸗Carl von Clausewitz (Berlin). Frl. Ruth Reinhold mit Hrn. Leut. Friedrich von Wiese und Kaiserswaldau (Lauban—Görlitz) Frl. Margarethe Ganzel mit Hrn. Leut. Curt Krause (Breslau -— Celle).

Verehelicht: Hr. Leut. Gustav von Hochwächter mit Agnes Freiin von Loën (Berlin).

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Pfarrer Ed⸗ mund Koch (Esperanza de Santa Fé. Argentinien). Hrn. Rittmeister Wehl (Ludwigsburg). Hrn. Regierungsrath von Haugwitz (Breslau). Hrn. Victor von Websly (Carlsdorf). Eine Hrn. Amtsrichter Gramberg (Lyck,

pr.).

0hen. Hr. Geheimer Ober⸗Bergrath Dr. Wilhelm Hauchecorne (Berlin). Hr. Haupt⸗ mann a. D. Eckard von Dewitz (Zachow). Fr. Baronin Caroline von Vaerst, geb. Freiin von Nagell (Düsseldorf)

Verantwortlicher Redakteur: Direktor Siemenroth in Berlin.

Verlag der Expedition (Scholz) in Berlin.

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗ Anstalt Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32.

Sieben Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage).

8

1

zum Deutsche

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nzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.

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Berlin, Mittwoch, den 17. Januar

Deutsches Reich. Nachweisung

lsteue

Schluß des Mon

im Deutschen Reich für die Zeit vom 1. April 1899 bis zum ats Dezember 1899. .

2.

3.

5.

6.

Einnahme im Monat Dezember 1899

[A

in den

Hierzu Einnahme

Vormonaten

2

8 Einnahme in dem⸗ selben Zeitraum des Vorjahres

(Spalte 4) 1

Im Rechnungs⸗ jahre 1899

+ mehr

weniger

I. Im Reichs⸗Postgebiet.

1) Königaberg 2) Gumbinnen .

)

) Posen.. ) Bromberg. 11) Breslau 12) Liegnitz. 13) Oppeln

14) Magdeburg 9 Fene a. S 16) Erfurt. 17) Kiel.. 18) Hannover. 19) Münster 20) Minden. 21) Dortmund. 22) Cassel . 23) Frankfurt a. M. 24) Köln . 5 25) Aachen.

26) Koblenz

27) Düsseldorf.

28) Trier.

29) Dresden

30) Leipzig..

31) Cbemnnih 1—

32) Karlsruhe

33) Konstanz.

34) Darmstadt .. 35) Schwerin i. M. 36) Oldenburg.. 37) Braunschweig

38) Bremen.. 39) Hamburg . 40) Straßburg i. E.

16 318 7 536 15 562 121 288 4 838 8 746 9 474 2 888 7 164 6 866 19 982 13 714 13 716 19 395 10 836 13 265 10 162 15 187 5 141 10 958 29 813 12 016 28 228 27 250 8 335 11 419 78 287 4 052 35 071 41 001 24 615 27 407 8 518 13 959 3 286 5 142 8 146 18 963 106 396 24 154 3 970

50 30 30 10 60 40 50 50 90 50 30 70 10 40 10 50 40 40 60 10 90 70 70 90 80 80

70 30

80 40 30 20 80 80

125 378 51 993 117 115 1 118 079 46 620 66 806 77 208 22 189 52 833 55 211 160 015 92 692 113 501 150 455 78 651 120 155 94 829 110 999 42 171 76 568 220 799 106 125 279 945 194 421 71 976 68 853 595 256 28 374 252 454 333 633 193 337 266 962 72 751 127 930 27 430 53 443 58 833 155 295 883 692 175 700 30 657

70 60 10 60 50 30 20 50 90 60 80 90 80 70

30 10 70 80 10 50 60 10 40 30 10 50 40 30 90 40 90 20 60 50 70 40

141 696 59 530 132 677 1 239 367 51 458 75 553 86 682 25 077 59 998 62 078 179 998 106 406 127 218 169 850 89 487 133 421 104 991 126 186 47 312 87 526 250 613 118 142 302 173 221 671 80 312 80 272 673 544 32 427 287 525 374 635 217 952 294 370 81 270 141 889 30 716 58 586 66 979 174 258 990 088 199 855 34 628

123 958 55 428 109 156 1 159 012 46 088 70 722 87 671 24 022 53 089 57 432 172 774 99 366 123 505 155 524 87 995 123 254 101 607 120 234 41 087 78 697 221 710 110 759 299 686 187 742 70 590 71 130 583 621 25 885 241 177 329 861 195 876 262 643 76 750 136 291 30 883 51 171 61 594 188 993 966 990 185 168 31 085

30 40 60 50 80 50 10 90 9⁰ 20 90 49

90 20 90 30 40 9⁰ 70 10 80 80

80 50 80 10 70 70 30 70 40 50 20 40 90

10

,,.

Summe 1

II. Bayern 8 III. Württemberg..

78 622 23 730

853 081

60

30

678 310 216 083

6 971 352

90 80

7 824 433 60 756 933 10

239 814 V 10

7 220 245 716 335 242 619

60 20

Ueberhaupt

Berlin, im Janua 1900

955 434

10

7 865 746

Biester.

70

8 821 180 80

Haupt⸗Buchhalterei des Reichs⸗Schatzamts.

8 179 199

80

Deutscher Reichst

ag.

128. Sitzung vom 16. Januar 1900, 1 Uhr.

Die zweite für 1900 wird fortgesetzt. Versicherungsamt“

Abg. Stadthagen gesetzliche Fürsorge für zulänglichkeit. übrig.

die

ungenügende Rente, und auch deren Erlangun

erschwert. Die Statistik der stände. In eigem einzigen I 90 039 betragen. griffen, sie übertreffe bei 1 im letzten deutsch⸗französischen Kriege. wundeten Arbeiter in einem einzigen viel größeren Ausfall an Gegensatz zu allen andern

Nationalvermögen als je Staatsbürgern habe der Arbeiter kein Recht

Die

Vorwurf

Berathung des Reichshaushalts⸗Etats bei dem Etat des Reichsamts des Die Erörterung ist bis zu dem Kapitel im Ordinarium der Ausgaben gelangt. (Soz.) erhebt von neuem gegen d Arbeiter den r Insbesondere lasse die Unfallversicherung zu wünschen Der Arbeiter erhalte für den erlittenen Unfall nur eine ganz g werde ihm aufs höchste Unfälle entrolle geradezu unhaltbare Zu⸗ ahre habe die Zahl der Verwundungen Diese Zahl sei von Jahr zu Jahr im Steigen be⸗ Weitem die Zahl 8 Verwundungen Armee Friedensjahre bedeute also einen ner Krieg. Im

der

Innern Reichs⸗

ie reichs⸗ der Un⸗

danach an der Zeit, die nicht vollen Schadegersatz für Die Zahl der Unfälle st hatten 1896 die Höhe von 4. Erfolg. Während aber die noch 595 betragen habe, sei sie 1896 auf 538 über dieser Tendenz der Rechtsprechung müsse das Arbeiterschaft voll für die Unfälle z wiederholt werden. der Verunglückungen trotz einrichtungen jährlich wach

die Frage ernsthaft zu behandeln, ob der Arbeiter den erlittenen Unfall verlangen könne.

Es sei beschämen

eige fortw

u entschädigen,

ährend. Die gewerblichen Unfälle 44 000 erreicht, darunter 4600 mit tödlichem Zahl der Vollrenten im Jahre vorher 538 gesunken.

Verlangen, die daher energischer d für Deutschland, daß die Zahl

aller angeblichen Verbesserung der Schutz⸗ se; diesem Zustande müsse ein Ende gemacht

Auch gegen⸗

ver⸗

gegen den Unternehmer auf vollen Schadenersatz, wie es jetzt auch das

Bürgerliche Gesetzbuch statuiere, zulängliche Rente aus dem Unfallgesetz, recht gegen die Arbeiter charakterisiere. diejenigen Unfälle, spruch nähmen,

welche zur Heilung nicht über nicht von den Unternehmern,

sondern sei angewiesen auf die un⸗ das sich also als Ausnahme⸗ Dazu komme noch, daß 13 Wochen in An⸗ sondern von den

alle

Krankenkassen entschädigt würden. Für 1898 lasse sich der Gewinn,

den die Unternehmerschaft herausziehe, zwischen dem Lohn und der Durch die Abwälzung auf die Kranke 1898 etwa 24 Millionen erspart, welche m

sammen 56 Millionen Vortheil für die Unt würden noch die Beträge treten,

nkassen

hätten

allein durch die Differenz Vollrente auf 32 Millionen beeedneg. ie für

it jenen 32 Millionen zu⸗ ernehmer bedeuteten; dazu

welche sie nach dem Haftpflichtzesetz

fuͤr die Versorgung der Hinterbliebenen aufzubringen hätten, und diese ließen sich für 1898 auf etwa 28 Millionen berechnen. durch die Verkürzung des Schadensersatzrechts, einige andere kleine Posten noch einbezogen, einen

würde das Unternehmerthum als solches Vortheil von weit über diese Rechnung könnte ja Haftpflichtgesetz nur die Fälle gewiesenes Verschulden des

schließlich lasse sich doch die Unternehmer durch Unterlassung vorrichtungen u. s. w. zurückführen,

der Fahrlässigkeit der Arbeiter selbst träten dagegen zurück.

werden, wo

statistischen Zahlen über die Ursache der Unfälle lasse si

der Zusammenhang der wachsenden Zahl der Unfäll wachsenden Profit der Unternehmer begreifen E. 25 % der Unfälle auf die Verschuldung der Arbeitgeber habe dadurch das Unternehmerthum in einem Jahre 27

gewonnen. Die ganze sogenannte Fürsorge im Läichte dieser Zahlen in eine ganz an

Im

100 Millionen davontragen. eingewendet

entschädige, Unternehmers Mehrzahl der Fälle auf Verschuldung der der Anbringung von und die Fälle der Unachtsamkeit, Aus den

daß

ein

vorliege;

Ganzen

Gegen *das nach⸗

aber

Schutz⸗

sehr wohl mit dem

Selbst wenn man nur zurückführe, so Millionen

auf diesem Gebiet trete dere Beleuchtung; es sei

werden.

Staatssekretär des Innern, Staats⸗Minister Dr. Graf von Posadowsky⸗Wehner:

Meine Herren! Der Verzgleich zwischen der Anzahl der in ge⸗ werblichen Betrieben und in der Landwirthschaft verunglückten Per⸗ sonen und der Anzahl derjenigen Kämpfer, die in dem deutsch⸗fran⸗ zösischen Kriege für das Vaterland gefallen sind, ist ja nicht zum ersten Male hier in diesem hohen Hause erwähnt worden. Ich habe aber damals schon den Vergleich für nicht unbedenklich gehalten, und ich halte ihn auch heute noch dafür. Ich glaube, man kann Todesursachen, die auf so verschiedenen Ursachen beruhen, wie die Ver⸗ luste in einem Kriege und im Betriebe der Industrie, überhaupt nicht mit einander vergleichen. Abgesehen davon aber, hat diese Zusammen⸗ stellung auch rein zahlenmäßige Unrichtigkeiten, denn die Zahl der Personen, welche in der Landwirthschaft und Industrie zusammen be⸗ schäftigt waren, betrug im Jahre 1896 17 ½ Millionen, im Jahre 1897 18 Millionen, und im Jahre 1898 rund 18 ¼ Millionen. Das sind Zahlen, die so unendlich weit hinausgehen über die Zahl der Mannschaften, die im deutsch⸗französischen Kriege wirklich ins Feuer gekommen sind, daß die Zahlen der Unglücksfälle hier und der Todes⸗ fälle dort absolut nicht vergleichbar sind.

Ich möchte aber auch darin dem Herrn Vorredner auf Grund der Statistik widersprechen, daß die Zahl der Verunglückungen, die eine dauernde Erwerbsunfähigkeit mit sich gebracht haben, irgendwie wesentlich gestiegen ist. Im Gegentheil, diese Zahl ist nach der Statistik gesunken. Zugenommen haben in dem letzten Jahre, für welches wir eine Aufstellung haben, d. h. im Jahre 1898, aller⸗ dings die Zahlen der Unfälle, die den Tod zur Folge hatten. Auf je tausend Arbeiter betrug diese Zahl im Jahre 1887 0,79 %, im Jahre 1890 0,44 %, im Jahre 1895 0,35 %, und dann ist sie im Jahre 1898 wieder auf 0,43 % gestiegen. Also hier ist in der That eine kleine rung eingetreten, die sich aber natürlich erklät

Steige⸗

der Industrie. Dieser hat zur Folge gehabt, daß eine große Anzahl ungelernter Arbeiter, namentlich auch aus den landwirthschaftlichen Betrieben, zur Industrie übergegangen ist, und selbstverständlich, da 8 sie mit den Gefahren des Betriebes nicht so bekannt waren wie ein gelernter Arbeiter, dadurch beigetragen haben, daß die Zahl der Ua⸗ glücksfälle mit tödtlichem Ausgange sich wieder vermehrt hat. Da⸗ gegen sind die Fälle dauernder Erwerbsunfähigkeit wesentlich gesunken.

Sie betrugen auf je 1000 Arbeiter im Jahre 1887 0,79 %, im

Jahre 1890 0,20, im Jahre 1895 0,09 und im Jahre 1898 0,06 %. Gestiegen sind die Fälle theilweise dauernder Erwerbsunfähigkeit und die Fälle vorübergehender Erwerbsunfähigkeit. Die Steige⸗ rung aber hängt meines Erachtens mit dem Grunde zusammen, de hier schon so oft erwähnt ist, daß, je länger das Gesetz in Kraft ist desto mehr auch die Arbeiterbevölkerung mit den Rechten, die das Gesetz ihnen gewährt, bekannt wird und selbstverständlich, wo sich irgendwo Gelegenheit dazu bietet, auch von diesen Rechten Gebrauch macht, um einen Entschädigungsanspruch durchzusetzen. Aber trotzdem ist beispielsweise bei den gewerblichen Berufsgenossenschaften die Zah der Fälle dauernder völliger Erwerbsunfähigkeit zurückgegangen; den auf 100 000 Arbeiter betrug die Zahl völliger dauernder Erwerbs unfähigkeit im Jahre 1890 38 Fälle, 1891: 32, 1892: 30, 1893: 27, im Jahre 1894: 16, 1895: 15, 1896: 10, 1897: 10 und im Jahre 1898 nur noch 9 Fälle. Also mit anderen Worten, in den gewerb⸗ lichen Berufsgenossenschaften wurden im Jahre 1898 von 100 000 Arbeitern nur 9 Arbeiter durch Unfälle dauernd völlig erwerbs⸗ unfähig.

Der Herr Abgeordnete hat ferner eine eigenartige Berechnung aufgestellt, er erklärt, die Arbeiter befinden sich in einer Ausnahme⸗ stellung; jeder Andere kann, wenn er fahrlässig geschädigt wird, eine Entschädigung geltend machen nach den allgemeinen Vöorschriften des Zivilgesetzbuchs, der Arbeiter kann nur eine bestimmte Rente und zwar nur die sogenannte Vollrente, zwei Drittel des Normalarbeits⸗ verdienstes, beanspruchen. Dabei läßt aber, glaube ich, der Herr Vor⸗ redner eins außer Acht, daß umgekehrt auch alle diejenigen eine Rente beanspruchen können, welche geschädigt werden, wenn keinerlei Schuld des Arbeitgebers nachgewiesen ist, wenn unver⸗ meidliche Folgen des Betriebs die Erwerbsunfähigkeit des Arbeiters herbeigeführt haben, oder eigene Schuld desselben vorliegt. Die neueste Statistik, die uns über diese Fragen ausreichende Auskunft giebt, wird ja erst in einiger Zeit erscheinen. Wir haben jetzt nur die Statistik des Jahres 1887 vor uns, und danach lag von den Un⸗ fällen, die durch die Unfallstatistik festgestellt waren, bei 26 % der Fälle eine Schuld der Arbeiter, bei 20 % eine Schuld der Arbeit⸗ geber vor, bei 8 % war die Schuld getheilt, bei 46 % waren es aber unvermeidliche Unfallsgefahren des Betriebs ohne nachweisbare Konkurrenz irgend einer Schuld. Es geht also daraus hervor, daß der Prozentsatz der Schuld der Arbeitgeber noch ein etwas geringerer war als der Prozentsatz der Schuld der Arbeiter. Wenn der Herr Vorredner nun dahin deduziert, die einzig richtige Regelung der Frage wäre die, daß der Arbeitgeber in jedem Falle zivilrechtlich voll ersatz⸗ pflichtig gemacht würde, wo eine Schuld seinerseits vorliegt, so könnte der Arbeitgeber demnächst mit demselben Recht fordern, daß er gar keine Leistungen zu tragen habe, wo ihn keinerlei Schuld trifft. Das ist aber doch der große Fortschritt unserer sozialpolitischen Gesetz⸗ gebung gegenüber den Gesetzgebungen anderer Länder, daß die Schuld⸗ frage nicht mehr untersucht wird, wenn nicht eine kriminelle Schuld des Unternehmers oder eine böswillige Handlung des Arbeiters vor⸗ liegt, und daß der Arbeiter, abgesehen von letzterem Falle, in jedem Falle eine Entschädigung bekommt, ob er Schuld hat oder ob er schuldlos verunglückt ist. Im übrigen, meine Herren, würde diese Frage wohl besser crörtert werden bei Gelegenheit der Debatten über das Unfallgeset, als jetzt bei der Statistik über die Unfallversicherung.

Ich möchte mir nun zum Schluß noch eine Bemerkung erlauben. Wenn der Herr Vorredner bemängelt hat, daß die Rechtsprechung nach ihrer sormalen Seite eine mangelhafte ist und auch materiell zu wünschen übrig ließe, so hat ihm doch bereits die Novelle zum Unfall⸗ versicherungsgesetz nachgewiesen, daß wir eine Verbesserung auf diesem Gebiet anstreben; dadurch, daß wir jetzt Schiedsgerichte einführen wollen, die sowohl für die Invalidenversicherung wie für die Unfall⸗ versicherung zuständig sein sollen, werden Gerichtshöfe geschaffen, die wesentlich größer sind, und meines Erachtens eine ganz andere Be⸗ deutung haben werden, wie die bisherigen kleinen fachlichen Schieds⸗ gerichte; ich verspreche mir allerdings, wenn unsere Vorschläge die Genehmigung des hohen Hauses finden sollten, hiervon eine wesentliche Verbesserung in der Thätigkeit der Schiedsgerichte. Im übrigen kann ich dem Herren Vorredner versichern, daß, wenn seine Ausführungen nur den Zweck haben sollen, daß die zuständigen Behörden fortgesetzt ihre Aufmerksamkeit darauf richten, die Unfallverhütungsvorschriften und alle die Einrichtungen zu verbessern, die geeignet sind, Unfällen vorzubeugen, ich mich mit ihm durchaus einverstanden erklären kann. Daß auch jetzt schon unsere Einrichtungen in dieser Beziehung nicht ungünstig gegenüber den Einrichtungen anderer Länder dastehen, das mag sich aus folgender Thatsache ergeben. Wie Ihnen Allen aus den öffentlichen Blättern bekannt sein dürfte, hat ein Vertreter der eng⸗ lischen Gewerkvereine, welcher vor einiger Zeit Deutschland besuchte, erklärt, daß alle die Einrichtungen zum Schutze von Leben und Ge⸗ sundheit der Arbeiter in Deutschland recht gut wären und auf jeden Fall den Vergleich mit den Einrichtungen anderer Länder aushalten, ja sogar als besser bezeichnet werden könnten.

Abg. Roesicke⸗Dessau (b. k. F.): Der Abg. Stadthagen hat das Unglaubliche möglich gemacht, uns vorzurechnen, daß die Unter⸗ nehmer bei der Unfallversicherung noch ein sehr gutes Geschäft machen. Er rechnet über 100 Millionen Ersparnisse heraus, von den 63 Mil⸗ lionen Entschädigungen, die gezahlt sind, spricht er überhaupt nicht. Ein Theil der Unterlagen dieser Deduktion hat der Staatssekretär schon als falsch nachgewiesen. Die Arbeiter werden jetzt nicht mehr nur für die durch die Schuld der Unternehmer herbeigeführten Unfälle entschädigt, sondern auch für die durch eigene noch so grobe

Fahrlässigkeit entstandenen Verletzungen. Nicht entschädigt werden sollen allein die absichtlich herbeigeführten Verwundungen, und deren