8 würde.
hätten billigerweise nicht mehr verlangen sollen. Graf Bülow hat schon einmal gesagt, unsere auswärtigen Beziehungen beruhen auf dem Dreibund und der Pflege guter Beziehungen mit Rußland. Das ist ein Rezept, wie es besser nicht gegeben werden kann. Graf Bülow hat ferner dies noch dahin erläutert, daß er gewillt sei, die Wege des Fürsten Bismarck zu wandeln. Vielleicht sind dessen Spuren etwas verwischt und nicht leicht zu finden, wir wollen aber wünschen, daß wir die etwa entgegenstehenden Schwierigkeiten be⸗ seitigen mögen. Bitten möchte ich aber noch den hoben Chef des Grafen Bülow, daß er erklärte, daß er in seiner Gesammtpolstik fest entschlossen wäre, 8. alten bewährten Geleise der Politik des Fürsten ismard zu wandeln. “ 8 Abg. Pr Lieber (Zentr.): Die alte Bismarck'sche Kalturkampf⸗ politik ist uns mit so unvergänglichen Narben auf den ecigenen Leib geschrieben. daß wir eine Wiederkehr dieser Zeit nicht wünschen können. Aber um so freudiger können wir dem Vorredner uns an⸗ schließen in der Würdigung der auswärtigen Politik und auch in der Erklärung, daß es nicht wohlgethan wäre, auf die gestrige Verhandlung beute noch weiter einzugehen. Ausnahmegesetze halten wir unsererseits nicht für eine Revpression, sondern für eine Förderung dessen, was man belämpfen will. Die grund⸗ sätzlichste Gegnerschaft gegen die Sozialdemokratie leitet auch uns. Verwahrung einlegen müssen wir gegen die Angriffe, welche die Herren von Kardorff und von Kröcher auf die Haltung des Kanzlers und der verbündeten Regierungen gemacht habe. Es liegt hundertmal mehr Gefahr darin, wenn solche Angriffe von fonservativer, als wenn sie von der Seite der Opposition erfolgen. Wahrlich, Herr von Köller hatte im Abgeordnetenhause Recht, wenn er sagte: „Rechter Hand linker Hand, alles vertauscht!“ Ich hoffe nicht, daß Herr von Kardorff zu denjenigen gehört, von denen die Spatzen auf den Dächern pfeifen. daß sie schon seit Jahren in frevelhafter Weise auf einen Konflikt binarbeiten, auf einen Konflift in einem Bundesstaate. Welchen Unterschied das be⸗ gründet im Vergleich mit dem preußischen Konflikt von 1862 bis 1866 hat gestern Graf Posadowsky klargelegt. Die verhündeten Regierungen haben mit der Mehrheit des Reichstags und auch mit der Erwägung gerechnet, daß eine Auflösung für sie keine bessere Aussicht eröffnen Diese Verhältnisse sind die Wirkung des allgemeinen Wahlrechts, welches der starke Mann gegeben hat, nach dem die Herren tagtäalich rufen. Namens des Zentrums wollte ich ausdrücklich erklären, daß die Politik der Herren auf der Rechten von uns niemals wird mitgemacht werden. Die Herren sehnen sich nach dem starken Mann; sie werden ja wissen, wen sie dabei im Auge haben. Es muß aber einmal offen gesagt werden: Auch der stärkste Mann würde sich sehr bald überzeugen, daß er mit der Macht der Verhältnisse, namentlich mit der Macht der Wahlergeb⸗ nisse, ebenso wenig weiter kommen würde als die gegenwärtigen Träger der Gewalt. Wenn wir fort und fort Unruhe in das politische Leben tragen, muß diese sich schließlich zu einem Konflikt auswachsen. Wir haben die Aufgabe, den Kanzler nicht allein in der äußeren, sondern auch in der inneren Politik zu stützen. Die Schwierig⸗ keiten, in denen sich das Reich befindet, dürfen nicht erschwert werden durch leichten Muths heraufbeschworene innere Streitigkeiten. . Abg. Steinhauer (fr. Vag.) sucht nachzuweisen, daß der Bund der Landwirthe bei den Wahlen gar keine Erfolge erfochten haben würde, wenn nicht der ganze Beamtenapparat für ihn in Funktion getreten wäre. Die Kleinbauern hätten von den hohen Kornzöllen keinen Vortheil, sondern nur die Großgrundbesitzer; jene hätten auch kein Verlangen, durch die neuen Handelsverträge einen stärkeren agrarischen Schutz berbeigeführt zu sehen. Der kleine Landmann habe nichts von den Zuckerprämien u. dergl. Der Bund der Landwirthe treibe eine wüste Agitation, er habe nicht weniger als 18 Redner unterwegs; er sollte doch die halbe Million, die seine Agitation koste, nicht so verthun, sondern den armen Landwirthen zur Verfügung stellen. Man sollte es doch einmal auf eine unbeeinflußte Enquste ankommen lassen. Auch der Bund der Lundwirthe sei eine vorübergehende Erscheinung, die sich austoben müsse. Nur wenn Industrie und Landwirthschaft Hand in Hand geben, dann werde etwas für das Volk, für das Gemeinwohl Ersprießliches herauskommen. 8
Abg. Dr. Arendt (Rp.): Mit der Unterstützung der armen Land⸗ wirthe durch die Mittel, welche die Agitation kostet, sollte doch der Verein „Nordost“ erst den Anfang machen. Herr von Kardorff hat dem Reichskanzler namens unserer Partei zu seiner auswärtigen Politik seine Billigung ausgesprochen. Seine Angriffe gelten auch nicht der Person des Kanzlers; er hat die Mißstimmung weiterer Kreise über die Gesammthaltung der Regierung in wirthschaftlichen Fragen zum Ausdruck bringen wollen, und diese Mißstimmung ist noch verstärkt worden durch die Ausführung, daß die Sozialdemokratie eine vorüber⸗ gebende Erscheinung sei Fürst Hohenlohe hat in die alten manchester⸗ lichen Wege zurückgelenkt. Herr von Kardorff bätte allerdings richtiger statt „Großkapital“ sagen sollen „Börsenkapital. Wenn dieser Kapitalismus zur Herrschaft gelangt, wie thatsächlich in Eng⸗ land, so sehen wir die verhängnißvollen Folgen davon vor unser aller Augen. Der Haß gegen die Agrarier, wie ihn insbesondere Herr Rickert an den Tag legt, ist mir völlig unbegreiflich. Warum soll die Wahrnehmung berechtigter landwirthschaftlicher Interessen eine so hassenswerthe Erscheinung sein? Dies ist doch die einzige starke Schutzwehr gegen den Großkapitalismus, also von großer nationaler Bedeutung. Die Aufhebung des Verbindungsverbots an sich machen wir dem Kanzler nicht zum Vorwurf, sondern daß es dieselbe Regierung ist, welche jetzt die Aufbebung einfach verfügt, nachdem sie vorber mit der so bedeutsamen Novelle zum preußischen Vereinsgesetz vor den preußischen Landtag getreten war. Natürlich wollen auch wir keinen Konflikt; das dürfen wir dem Kanzler doch sagen: daß es ohne die Agrarier nicht gebt, hat doch schon die kurze Kanzlerepisode des Grafen Caprivi bewiesen. Die scharfe Stellungnahme des Herrn von Kardorff gegerüber der Wirtbschaftspolitik des Fürsten Hohenlohe ist weit mehr gegen des letzteren Haltung in der Kanalfrage und in der Frage der Beamtenmaßregelung gerichtet gewesen, als gegen die Goldwährung, auf die der Kanzler Bezug nahm. Fürst Hohenlobe hatte sich vielleicht auf eine Rede vorbereitet, welche von Kardorff unerwarteter Weise nicht hielt. Die konservativen Par⸗ teien werden sich auch aus Anlaß der Kanalvorlage nicht spalten und ihre machen lassen, sie werden auch die Flottenvorlage bewilligen, wenn ihnen die Nothwendigkeit dazu klar gemacht worden ist. Gestern hat sich Herr Rickert als Scharfmacher der Regierung gegen die Agrarier aufgethan; er mag damit Erfolg baben oder nicht, ihre polmische Selbständigkeit werden die Konservativen niemals opfern. Wir fordern eine feste Regierung mit festem Programm. Abg. Stöcker (b. k. F.): Das Verhalten der Engländer gegen
uns in der Angelegenbeit der Schiffsbeschlagnahme war eine schlechte
ntwort auf den Kaiserbesuch im letzten Herbst. Seit 500 Jahren hoben wir mit England nicht die Klingen gekreuzt; das kann kein Zufall sein Es müssen ganz moderne Strömungen sein, welche solche Aenderung in der Stimmung der Pölker hervor⸗ bringen. Auch im englischen Volk machen sich gewichtige Stimmen gegen die Berechtigung des Krieges gegen die Buren geltend, namentlich unter den Bischöfen. Was von rechts gegen ein gewisses Schwanken der Regierung in der Führung der inneren Ancelegenheiten gesagt ist, kann ich nur billigen. Auch ich hätte gewünscht, man hätte das Versprechen der Aufhebung des Ver⸗ bindungsverbots sogleich eingelöst. Die gestern von der Regierung zum Ausdruck gebrachte Politik kann ich aber ebenfalls nur billigen. Ich habe das Einbringen der drei Gesetze, des Umsturz⸗, Vereins⸗ üund Arbeitswilligengesetzes bedauert, denn sie mußten alle drei die Sozialdemokratie stärken. Es kommt nicht darauf an, etwas zu tdun, sondern etwas zu thun, das wirksam ist. Es wäre ersprießlicher gewesen, die Minister wären nicht so schnell auf gewisse An⸗ regungen eingegangen. Staats⸗Minifter von Miquel sagte im preußischen Abgeordnetenhause, der Kaiser brauche keine Rathgeber. Wohin sollen wir kommen, wenn Minister so denken? Wo sollen wir mit unserem ganzen konstitutionellen Regiment hinkommen? Wir alle stehen auf dem Standpunkte gegen die Sozialdemokratie. Man muß die Arbeiter, die zur Vernunft gekommen sind, von der
Sozialdemokratie losmachen.
Die christlichen Arbeiter, die nichts mehr von ihr wissen wollen, waren gleichwohl der Meinung, daß mit diesen Kampfgesetzen nichts auszurichten sei. Herr Bebel wird vergebens leugnen, daß die Sozialdemokratie getobt hat, getobt in einer Weise, die nach den Attentaten durchaus zu einer Repression führen mußte. Seit 1890 herrscht bei ihr auch thatsächlich ein anderer Ton. Ob die Sozialdemokratie bestreitet, sich zu mausern, ist gleichgültig; thatsäch⸗ lich hat sie sich gemausert. Die alten Füͤhrer haben nicht mehr den verführerischen Einfluß auf die Volksmaffen, auch haben sie den wilden Haß gegen die Religion mehr zum Schweigen gebracht. Die Regierung hat ihrerseits dieser ganzen Bewegung ihre Aufmerksamkeit zugewendet. Der Börsenschwindel und der Krach im Anfang der siebziger Jahre trugen das Ihrige dazu bei, diese Bewegung höber zu tragen und namentlich in Berlin sich selbst zu überlassen. Wie lange hat es gedauert, bis für die 500 000 nach dem Kriege nach Berlin zusammengeströmten Menschen die erste Kirche gebaut wurde? Die Schuld liegt auf allen Seiten. Man hat nicht verstanden, die Fühlung zwischen den führenden und den verführten Klassen herzustellen; sonst hätte die Sozialdemokratie diesen tief verwüstenden Einfluß auf die Bevölkerung nicht erlangen können. Das Judenthum macht sich breit in den besitzenden Klassen und vermehrt stetig seinen Einfluß; das Juden⸗ thum stellt auch die sozialdemokratischen Agitatoren, welche die Bevölkerung gegen Staat und Kirche aufhetzen; dieser Zustand ist nicht mehr zu ertragen, ihm hätte eine kräftige Regierung längst ein Ende machen sollen. Man hat die Dinge bisber zu oberflächlich aufgefast; es muß eine tiefere Erkenntniß in die herrschenden Klassen kommen, sonst wird nichts erreicht werden. Herr Lieber sagt, Zentrum und Soztaldemokeatie ständen wie Feuer und Wasser, aber in Bayern gehen beide Parteien zusammen. Ich bin auch der Ueberzeugung, die sozialdemokratische Bewegung wird sich austoben, wird eine radikale Arbeiterpartei werden, aber später ein⸗ mal mitarbeiten am Wohle des gesammten Volkes. Sehen Sie die Nationalliberalen an, was haben manche von ihnen gesagt gegen das Königthum und sind dech später Excellenzen geworden und haben den
Adel erhalten.
Abg. Graf von Bernstorff⸗Uelzen (b. k. F.) fordert auf dem Gebiete der inneren Politik staatsseitige Vorkehrungen gegen die Unzuträglichkeiten, welche mit dem Vordringen der Industrie auf das platte Land für die Schulunterhaltungs⸗, Wegebauverpflichtungen u. s. w. entstehen, da die Industriellen freiwillig sich zu nichts herbei⸗· ließen. Vor allem sollte der Staar als Unternehmer sich nicht der⸗ selben Handlung schuldig machen, wie es mehrfach geschehen set.
Abg. Klose (Zentr.) tritt den Ausführungen des Abg. Stein⸗ hauer entgegen. Ohne Mitglied des Bundes der Landwirthe zu sein, könne er doch die Darstellung, welche Herr Steinhauer von der Lage der Kleinbauern gegeben habe, nicht als richtig anerkennen.
Abg. von Kardorff: Ich habe nicht von gutem und schlechtem Kapital gesprochen, wie mir Graf Posadowsky unterlegt hat. Vor Herrn von Bleichröder habe ich ein hohes Maß von Achtung; er hat dem Fürsten Bismarck auch dann die Treue gehalten, als er nichts mehr durch ihn verdienen konnte. An der Gründung der Laurahütte bin ich nicht betheiligt gewesen, sondern erst später in den Aufsichts⸗ rath eingetreten; ich bin erfreut, konstatieren zu können, daß dies jetzt eine der bestgeleiteten Unternehmungen ist. Ich bedauere, daß Herr Bebel die Debatte auf dieses niedrige persönliche Gebiet heruntergeführt hat.
Abg. Freiherr von Wangenheim⸗Pyritz (d. kons.): Der Bund der Landwirthe hat keinen besseren Agitator als den Abg. Rickert, und ich freue mich jedesmal, wenn ich den ehrwürdigen Herrn hier die Tribüne betreten sehe. Herr Steinhauer sohlte sich nicht der Arbeit hingeben, im Bauernrerein „Nordost Groß⸗ und Kleingrund⸗ besitz gegen einander zu hetzen. Was soll unser kleiner Besitz wirthschaftlich und technisch anfangen, wenn er sich nicht an den Großgrundbesitz anschliehen tann? Im Osten wie im Westen ist der Kleingrandbesitz prozentual genau so am Getreidebau betheiligt wie der große Grundbesitz; das hat die Statistik nachge⸗ wiesen. Seit drei Jahren schon unterstützen wir in Pommern tleine Landwirthe bei ihren Kulturversuchen mit Geldmitteln und haben dabei vorzügliche Frfahrungen gemacht. Die Zahl der Großgrund⸗ besitzer im Bunde der Landwirthe ist außerordentlich geringfügig; von vüßher Minderheit werden sich die deutschen Bauern nicht gängeln assen.
Abg. Steinhauer: Wir wären dem Bande der Landwirthe gewiß beigetreten, wenn er sachgemäß auch die Interessen des kleinen Grund⸗ besitzes wahrgenommen hätte. Aber die Großgrundbesitzer wollten, das erkannten wir bald, die bäuerliche Gefolgschaft nur als Stimmvieh benutzen; dafür stehen mir zahllose Beweise zur Verfügung. Anderer⸗ seits heißt es: Webe Ihnen, wenn Sie nicht dem Buno der Land⸗ wirthe beitreten! So weit zu gehen, haben wir nicht für anständig gehalten. Wenn es den Bauern so schlecht geht, warum überlassen sie denn nicht ihren Grundbesitz dem ersten besten Handwerksburschen und tauschen mit der so angenehmen Existenz eines landwirtbschaft⸗ lichen Arbeiters? Wenn wir die Schulunterhaltungslast, die Baulast anschneiden, dann sind Sie (rechts) nicht zu Hause. Wo haben Sie schon etwas für den kleinen Bauern gethan? Redner wendet sich dann gegen den Abg. Klose.
Abg. Schrempf (d. kons.): Der Bund der Landwirthe kann schon deshalb nicht unter der einseitigen Führung des Großgrund⸗ besitzes stehen, weil sich auch in Württemberg, wo es solchen Groß⸗ grundbesitz garnicht giebt, 13 000 Mitglieder des Bundes der Land⸗ wirthe zusammengefunden haben. Wir haben im Süden Tausende von kleinen Bauern, die nichts verkaufen können, aber sie haben doch ein intensives Interesse an den Zöllen; denn von den Zöllen hängt der Gutspreis ab. Aus Rücksicht auf die nationale Arbeit haben wir auch für die Industrie volles Verständniß. Herr Steinhauer sollte einmal in einer Bauernversammlung vortragen, was er heute im Reichstage vorgetragen hart.
Damit schließt die Diskussion. Der Etat des Reichs⸗
kanzlers wird bewilligt.
Sächsischer Bevollmächtigter zum Bundesrath, Ministerial⸗ Direktor Dr. Fischer stellt namens der sächsischen Regierung frühere Ausführungen des Abg. Sachse über die Handhabung der berg⸗ polizeilichen Vorschriften in Sachsen dahin richtig, daß Ueber⸗ schreitungen der Schichtdauer in der behaupteten Weise nicht vor⸗ gekommen seien.
Abg. Singer (Soz.) erklärt, er nehme gegenüber diesem un⸗ gewöhnlichen Vorgange Gelegenheit, seinem Kollegen Sachse die Erwiderung auf diese Richtigstellung vorzubehalten.
Schluß nach 6 Uhr. Nächste Sitzung Montag 1 Uhr. (Novelle zu den Unfallversicherungsgesetzen.)
Handel und Gewerbe.
Deurch Artikel 45 des in den Vereinigten Staaten von Brasilien unterm 14. November v. J. erlassenen Ge⸗ setzes ist es verboten worden, im Ausland hergestellte Waaren, die mit Etiketten ganz oder theilweise in por⸗ tugiesischer Sprache versehen sind, in Brasilien einzu⸗ führen, ausgenommen, wenn die Waaren in Portugal her⸗ gestellt oder die Etiketten für brasilianische Fabriken bestimmt sind.
Durch ein Rundschreiben des brasilianischen Finanz⸗ Ministers vom 17. d. M. ist jedoch die Einfuhr von Waaren mit Etiketten in portugiesischer Sprache noch bis zum 30. Juni d. J. gestattet worden. 1—
Aus den im Reichsamt des Innern zusammenge 1 b „Nachrichten für Handel und IndursehFftellten
Ein⸗ und Ausfuhr des österreichisch⸗ungarischen Zollgebiets in den Monaten Januar bis November 1899.
Der Außenhandel Oesterreich Ungarns während der ersten ef Monate des Jahres 1899 weist in der Einfuhr ein Weniger von 38,85 Millionen, in der Ausfuhr dagegen ein Mehr von 96,83 Millionen gegen den gleichen Zeitraum des Vorjahres auf.
Folgende Tabelle zeigt die wichtigsten Artikel (solche, die 1898 oder 1899 einen Werth von über 6 Millionen Gulden erreichten) nach den Zolltarifklassen, sovie die Gesammtsummen der Ein⸗ und Aus⸗ fuhr einschließlich Edelmetallverkehr.
Einfuhr: in Gulden ö. W. Kolonialwaaren. 22 878 656 20 912 291 Südfrüchte... 10 234 858 10 930 116 Taback 26 747 931 27 296 533 Getreide und Hülsenfrüchte, Mehl u. s. w. 86 853 207 26 392 645 Gemüse, Obst, Pflanzen u. Pflanzentheile 24 438 946 29 522 068 Schlacht⸗ und Zugvieh 15 758 547 13 995 350 Andere Thiere 6 315 927 6 563 740
Thierische Produkte 39 707 702 40 230 808 Fette K p 14 571 747 10 307 389
Oele, fette 8 271 764 8 857 547 Getränke 19 446 501 18 039 344 Eßwaaren... 9 153 575 9 350 999 Holz, Kohlen und Torf 41 537 72⁴ 40 874 521 Drechsler⸗ und Schnitzstoffe 6 574 050 7 504 537 Mineralien 10 509 272 11 397 938 Farb⸗ und Gerbstoffe 9 985 499 9 883 293 Baumwolle, Garne und Waaren daraus 62 559 591 60 997 399 Flachs, Hanf, Jute und andere nicht be⸗ sonders bezeichnete vegetabilische Spinn⸗ stoffe, Garne und Waaren daraus. Wolle, Wollengarne und Wollenwaaren Seide und Seidenwaaren Kleidungen, Wäsche und Putzwaaren.. Papier und Pavpierwaaren Kautschuk, Guttapercha und Waaren daraus Leder und Lederwaaren Steinwaaren Eisen und Eisenwaaren Unedle Metalle und Waaren daraus.. Maschinen, Apparate ꝛc. aus Holz, Eisen oder unedlen Metallen. Edle Metalle und Münzen Instrumente, Uhren, Kurzwaaren Chemische Hilfsstoffe Chemische Produkte u. s. w. Literarische und Kunstgegenstände Abfälle Zusammen einschli anderen Waaren
19 860 764 67 239 554 33 907 560
6 724 572
9 234 831
8 792 775 21 469 479 11 943 555 18 253 066 25 919 563
19 902 952 22 555 590 18 393 949 9 556 966 9 712 064 20 098 885 7 390 841
19 106 655 81 420 603 40 217 015
6 889 997 11 036 772
8 744 810 21 524 112 12 080 159 15 577 839 30 891 021
20 944 781 16 815 502 19 998 186 10 189 820 10 041 463 20 682 225
8 743 395
779 097 343 740 247 682
1898 1899 9 in Gulden ö. W.
M¹“¹]; 79 471 257 Getreide und Hülsenfrüchte, Mehl u. s. w. 58 209 876 67 755 764 Gemüse, Obst, Pflanzen und Pflanzentheile 30 806 996 46 629 808 Schlacht⸗ und Zugvieh 140 568 483 51 842 922 Thiere, andere 8 9 364 213 10 455 576 Thierische Produkte 66 937 607 66 751 109 Getränke 19 100 929 20 735 436 Holz, Kohlen und Torf 129 043 779 148 460 048 Mineralien 13 562 471 15 427 463 Farb⸗ und Gerbstoffe 8 029 167 8 251 770 Paumwolle, Garne und Waaren daraus 9 531 997 11 441 476 Flachs, Hanf, Jute und andere nicht be⸗
sonders benannte pegetabilische Spinn⸗
stoffe, Garne und Waaren daraus .. Wolle, Wollengarne und Wollenwaaren. Seide und Seidenwaarmren.. Kleidungen, Wäsche und Putzwaaren.. Papier und Papierwaaren Leder und Lederwaaren Holz⸗ und Beinwaaren Glas und Glaswaaren Thonwaaren Eisen und Eisenwaaren Unedle Metalle und Waaren daraus.. Maschinen, Apparate u. s. w. aus Holz,
Eisen oder unedlen Metallen 8 Edle Metalle und Münzen Instrumente, Uhren, Kurzwaaren Chemische Produkte c.. . Literarische und Kunstgegenstände...
Abfälle Zusammen einschließlich aller ande
deren W 786 418 950
18 121 807 35 142 456 17 285 575 19 855 940 18 322 259 27 726 313 20 858 114 22 390 129
8 772 807 20 217 895 14 086 486
6 772 812 27 311 474 26 616 720 10 587 123 10 695 005 10 021 611
15 951 597 31 493 723 15 325 090 18 645 501 16 701 057 26 732 305 19 565 226 19 925 744
7 872 329 15 634 872 12 886 084
5 405 559 51 530 593 23 549 071
8 446 849
9 652 305
8 147 764
883 249 356
L““ Frankreichs Kohlen⸗ u sen⸗Produktion im ersten 8 1899.
1899 mehr + weniger
Produktion im ersten Halbjahr
1899 1898 Tonnen
16 135 722 15 480 594]1+ 655 125 282 712 244 010 9◻ ³8 72
16 418 434 15 724 604 *+ 693 830 Gehämmerter Stahl 1 033 901 983 4981+ 50 403 Roher Eisenguß 253 140 286 062 + 32 922 Bearbeitetes Eisen: 8 1 84
7 Schienen 148 302
Platten und Bleche 44 631 33 157 Sonstiges Schmiedeeisen 374 968 374 665
Kohlen (auch Anthracitkohlen.. Braunkohlen
65 581 16 697 34 494
705 844 112 00 120 879
771 425 128 698
Schienen.. 155 373
Platten und Gewalzter Stahl 629 219 562 941
Sonstiger Stahl 345 148 330 6061
Die Stahlerzeugung ist also in Frankreich weit schneller geftiege⸗ als die Eisenproduktion. (Nach dem „Moniteur des Intér Matériels“ )
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Zweite Beilage ltschen Reichs⸗Anze
Berlin, Montag, den 22. Januar
iger und Königlich Preußischen Stnats⸗Anzeiger.
1900.
Frankreichs Handel mit Deutschland in den ersten elf Monaten 1899.
FIS8n Nachfolgendem soll nun der Handel Frankreichs mit Deutsch⸗ land für die ersten elf Monate 1899 im Vergleich mit demselben eitraum des Vorjahres in seiner Spezialisierung nach den haupt⸗ ächlichsten Waaren gegeben werden. Die Werthe sind den einzelnen Waaren in Millionen Franks und die Werthe des Vorjahres in dem⸗ selben Maßstab in Klammern beigesetzt. Die Einfuhr Frankreichs aus Deutschland erstreckte sich haupt⸗ sächlich auf folgende Waaren: Steinkohle und Koks 29,98 (27,94) — Maschinen und Apparate 21,25 (16,86) — Mineralien aller Art 15,41 (16,66) — Gewebe, Posamentierwaaren und Bänder aus Seide und Floretseide 7,76 (7,77)h — Gewebe, Posamentierwaaren und Bänder aus Baumwolle 14,22 (12,59) — chemische Produkte 22,49 (18,80) — Töpfer⸗, Glas⸗ und Krystallwaaren 13,79 (9,46) — Gewebe, Posamentier⸗ waaren und Bänder aus Wolle 9,49 (9,68) — Häute und Felle, rohe 10,19 (12,02) — Papier, Pappe, Bücher und Stiche 12,42 (10,94) — Werkzeuge und Metallwaaren 10,33 (8,92) — Sämereien 4,54 (5,50) — Bier 6,97 (6,56) — bearbeitete Steine, Steine und Erden für künstlerische und gewerbliche Zwecke 3,05 (2,34) — Cellu⸗ losemasse 4,39 (4,97) — Wolle und Wollabfälle 7,08 (4,98) — Garne aller Art 2,94 (2,70) — zubereitete Häute 5,92 (5,79) — Waaren aus Häuten, Leder und Fellen 5,72 (5,07) — Steinkohlen⸗ theerfarben 3,82 (4,13) — Holz 2,35 (3,14) — Spielsachen 4,67 (4,07) — Hanf 1,36 (1,75) — Hopfen 3,19 (3,30) — Schmuck., Schreib⸗ und Bettfedern 4,85 (4,85) — Kupfer 5,18 (4,01) — Meerschaumwaaren 6,08 (5,10) — Kleider und Wäsche 1,70 (1,599) — Farben 1,76 (2,08) — Gold⸗ und Silberwaaren und Schmuckgegenstände aus Gold und Silber 4,24 (3,35) — frisches, gesalzenes und konserviertes Fleisch 1,71 (1,71) — Uhrmacher⸗ waaren 5,05 (4,22) — Gußeisen, Schmiedeeisen und Stahl 2,24 (2,00) — Kartoffeln und getrocknetes Gemüse 2,76 (2 60) — Haare aller Art 1,74 (1,29) — Gold und Platina 1,34 (2,67) — Roh⸗ baumwolle 1,60 (1,51) — Zink 1,90 (1,74) — Fische, Austern, Hummern u. s. w. 1,30 (1,17) — Möbel und Holzwaaren 1,52 (1,39) — Wuägnerarbeiten 1,50 (1,66) — Kautschuck⸗ und Guttapercha⸗ waaren 2,08 (1,83) — Schmucksachen aus unedlem Metall und ver⸗ goldete und versilberte Waaren 1,49 (1,35) — Kautschuck und Gutta⸗ ench 8b6ö Fefcchet Fn ö“ nicht lebend 1,06 1 — Taback in ättern oder Rippen 1,88) — eali 880 h,526 1819 1— pp (1,88) Cerealien ie Ausfuhr Frankreichs nach Deutschland in demselben Zeit⸗ abschnitt umfaßte hauptsächlich folgende Waarengruppen: Wein n (21,58) — Häute und Felle, rohe 21,09 (20,69) — Gewebe, Posamentier⸗ waaren und Bänder aus Seide und Floretseide 19,80 (17,08) — Roh⸗ baumwolle 11,83 (12,00) — Wolle und Wollabfälle 45,71 (17,46) — Oelkuchen 5,82 (4,63) — zubereitete Häute 11,73 (11,97) — Gewebe, Posamentierwaaren und Bänder aus Wolle 8,57 (5,56) — Farbholz⸗ extrakte 6,55 (5,82) — Werkzeuge und Metallwaaren 5,93 (5,95) — Pferde 5,99 (6.27) — Kleider und Wäsche 13,77 (15,10) — Seide und Seidenabfälle 5,05 (4,56) — Spielsachen, Kunsttischlerwaaren, Bürstenbinderwaaren u. s. w. 6,77 (6,00) — chemische Produkte 12,20 (11,66) — Schmuckfedern 5,14 (4,18) — Gold⸗ und Silberwaaren und Schmuckgegenstände aus Gold und Silber 5,29 (4,88) — Ma⸗ schinen und Apparate 6,46 (4,94) — Lohrinde 2,62 (3,01) — Waaren aus Häuten und Fellen 3,32 (3,89) — Gußeisen, Schmiedeeisen und Stabl 3,47 (424) — Papier, Pappe, Bücher und Stiche 3,71 (3,28), Ge⸗ webe, Posamentierwaaren und Bänder aus Baumwolle 3,81 (2,90) — Wollengarn 6,01 (6,21) — Töpfer⸗, Glaz⸗ und Krystallwaaren 2,83 (2,41) — Lumpen 4,81 (3,22) — nicht flüchtiges, gereinigtes Oel 1,43 (1,32) — Kupfer 3,25 (2,63) — Uhrmacherwaaren 1,84 (2,17) — Kautschuck und Guttapercha, roh 5,10 (1,90) — Tafelfrüchte 5,96 (2,18) — Branntwein, Sprit und Liqueure 1,67 (1,43) — Möbel und Holzwaaren 2,05 (1,98) — Garn von Seide und Flloretseide 2,13 (1,143) — Modewaaren und künstliche Blumen 1,83 (1,93) — Sämereien 5,66 (3,68) — Farben 1,12 (0,97) — Parfümerien und 1,87 22 8 bon 5 1168851enüe frisches, gesalzenes, es oder konserviertes 1, — Fische 1,63 (1,21) — Cerealien 2,12 (0,50). 8 Sag “
8*
Infolge des stetig zunehmenden Kohlenmangels in Rußland hatte das Börsen⸗Comité zu Kiew eine Kommission zur Berathung von Maßregeln gewählt, die den Preis der Steinkohle herabmindern und die Versorgung der Industrie mit Kohle sichern sollen
Nach dem Bericht, den diese Kommission dem Börsen⸗Comité nunmehr erstattet hat, ist die gegenwärtige Krisis eine Folge der raschen Entwickelung der Industrie in Rußland. Die Produktion von Hentmaterial ist zwar gleichfalls gestiegen, aber nicht in demselben Maße. Daraus ergiebt sich ein Steigen der Preise des Heizmaterials, und diese Tendenz zum Steigen hält noch an.
Die vergrößerte Sorgfalt, die die Regierung dem Waldschutz zu⸗ wendet, hat viele Betriebe genöthigt, von der Holzheizung zur Kohlen⸗ heizung überzugehen. Die Kohlenförderung steigt zwar von Jahr zu Jahr, aber nicht dem Bedarfe entsprechend.
Statistische Angaben üder die Kohlenausbeute liegen nur aus dem Donbassin vor. Aus diesem sind Steinkohlen in folgenden Mengen verfrachtet worden:
Waggonladungen zu je 60 0 Pud.
Jahr (1. Sep⸗ tember bis 31. August)
1888 „. 1888 .. 1894 .. 1895 .. 1896 . 1897 . 1898
für Gas⸗ anstalten für Dampfer für Metall⸗ industrie für Zucker⸗ industrie für den Privatbedarf
48 064 1 197 7 384 60 218 2 154 10 842 91 067 4 252 28 683 93 254 4 729 30 254 106 776 5 410 20 962
133 14 791 27 119 98 688 2 294 18 705 51 627 145 840 73 041 30 541 87 107 314 691 76 458 29 791 100 425 334 910 . 89 039 26 856 106 847 355 890 . . 124 739 4 980 23 693 115 761 30 221 123 107 422 501
153 150] 5 761] 29 473]/ 197 936] 37 593 174 743 598 569
15 Die Kohlenausbeute des Donbassins ist also innerhalb von
e von annähernd 100 000 auf annähernd 600 000 Waggons
Einer weiteren Steigerung würden sich aber nach Ansicht der Kommission folgende Hindernisse entgegenstellen: sic
88 ) Das Arbeiterkentingent ist im Dongebiet nicht gesichert. Ein
9 ü. Theil der Arbeiter verläuft sich im Frühjahr, um sich der
88 Eichteten Feldarbeit zuzuwenden. Die Frage der Verwendung
8 1
db Crügeavang. ist mehrn als angeregt worden; sie harrt aber noch
enn auch Maßregeln für die Erweiterung des Eisenbahn⸗
vetes getroffen worden sind, so reicht doch das Betriebsmaterial auf
3) Auf den Zechen selbst mangelt es an Betriebsmitteln tritt eine Verzögerung der Förderung ein. 1“
Die polnische Kohle wird größtentheils von der Industrie in Polen und von der St. Petersburg⸗Wiener Bahn verbraucht. Lodz (mit 42 Millionen Pud) und Warschau (mit 43 Millionen Pu d) verbrauchten im Jahre 1895 nach Ansicht der Kommission allein 50 % des Ertrags des Dombrowkabassins. Das Moskauer Bassin kommt wegen der mangelnden Qualität der Kohle, das Uralbassin wegen der mangelnden Kommunikationen nicht in Betracht. Die sibiri⸗ schen Bassins dienen zur Zeit nur dem örtlichen Bedarf.
Die Kohlenproduktion Rußlands reicht für den jetzigen gesteigerten Bedarf nicht aus. Im Donez⸗Bassin wurden im Jahre 1888 bestellt 648 000 Waggons, ausgeführt aber nur 598 000; die Produktion blieb daher allein für das Donez⸗Bassin um 50 000 Waggons oder “ der Nachfrage zurück. Daraus ergeben sich folgende
1) Trotz des Zolls steigt die Einfuhr ausländischer Kohle. Es wurden eingeführt: 1892: 87, 1893: 105, Fcebischer ehc. 888 M.s dan.
einahe die ganze Kohlenausbeute des Jahres 1900 ist scho verkauft: Im August 1899 waren bereits 83 % der . 1900 zu hohen Preisen festgelegt. 3) Die Preise sind stark gestiegen.
Der 24. füdrussische Bergindustriellen⸗Kongreß hat die mangelnde Produktivität zu erklären versucht durch enoecs hat die icgende Wetter und Eindringen von Wasser in die Gruben. Diese Erklärungen genügen aber nach Ansicht der Kommission nicht, es wird vielmehr behauptet, daß die gegenwärtige Theuerung von den Produzenten künstlich hervorgerufen oder doch verstärkt worden ist. Unter anderem eht das Gerücht, daß sich die Grubenbesitzer gegenseitig verpflichtet b Ftten⸗ Odessa nicht mehr als je fünf Waggons Kohlen pro Tag Jedenfalls hält die Kommission die gegenwärtige Lage des Kohlenmarktes für kritisch. Viele Konsumenten haben 88 Jahre 1899 das bestellte Quantum Kohle nicht erhalten, die Eisenbahnen z. B. haben 21 000 Waggons, die Zuckerfabriken 4239 Waggons zu wenig erhalten. Sie mußten daher ihren Bedarf aus dem Auslande decken. Kohlenvorräthe sollen überhaupt nicht mehr vorhanden sein, schon im September 1899 sollen im Donbassin nur noch 3 Millionen Pud velace. deen, a erechnung des Bergindustriellen⸗Kongresses wird auch die a des Jahres 1900 den Bevatf ses weitem dae en.
„Alussicht auf Sinken der Preise ist danach nicht vorhanden. In Kiew kostet das Pud zur Zeit 24 bis 26 Kopeken. Ausländische gehl⸗ ist 8-. 19. 9. durch dS Tefeneraalkrie⸗ veranlaßten rhöhten Bedarf Englands an Transportschiffen sind die Seefrachten für englische Kohle nach Odessa gestiegen. v.
Z 1 anderem Heizmaterial überzugehen, ist äußerst schwierig. oft sogar vnmöglich. Holz ist gegenwärtig theuer 12 85 überall zu haben. Gerade dies hatte viele Betriebe veranlaßt, zur Kohlen⸗ heizung überzugehen. Naphta, die noch vor wenigen Jahren so billig war, ist jetzt gleichfalls enorm theuer geworden. Das Pud Naphta ist in Baku von 11 Kopeken im Jahre 1892 auf 17 ½ Kopeken gestiegen. Dazu kommen 26,03 Kopeken Fracht bis Kiew, sodaß sich das Pud dort auf ca. 44 Kopeken stellt. Der Verbrauch von L—h ist zwar im Steigen begriffen, aber immerhin noch unbedeutend.
Ber 8. die Industrie kommen hiernach nur Kohle und Naphta in racht.
„Nachdem der Bergindustriellen⸗Kongreß offen erklärt hat, daß au im Jahre 1900 die Kohlenproduktion Rußlands den Pg daß ans decken wird, ist die Kommission der Ansicht, daß der Zoll auf aus⸗ ländische Kohle unbedingt aufzuheben und daneben ein Ausfuhrzoll auf Naphta und Naphtarückstände einzuführen ist, um diese dem in⸗ ländischen Markte zu erhalten. Sodann hält sie es für erforderlich, daß die Eisenbahnfrachten für Kohle und Naphta auf die Hälfte 1 Sfee 1
er Kohlenzoll beträgt für die Häfen des Schwarzen und des Asowschen Meeres 6 Kopeken pro Pud. Seine Aafbebung würde 88s W“ L- Kommfsgion man .” 85 S Kohle nach em Süden soweit Vorschub leisten, daß ein großer Theil der Don⸗ kohle für das innere Rußland frei würde. berß 5 8.
Der Zoll über die Landesgrenze beträgt 1 ½ Kopeken pro Pud. Seine Aufhebung würde der schlesischen und böhmischen Erend. Eingang nach Polen erleichtern und einen Theil der Dombrowka⸗ kohle für Innerrußland frei machen. Wird dann die Eisenbahnfracht noch auf die Hälfte herabgesetzt, so erwartet die Kommission ein Sinken des Preises in Kiew für inländische Kohle um 5 Kopeken, für ausländische um 6 ⅛ Kopeken pro Pud. In Odessa würde die schlesische Kohle 9 Kopeken, die englische 6 Kopeken billiger kommen.
Aber die drei bisher angeführten Mittel, Fallen des Einfuhrzolls auf Kohle, Ausfuhrzell auf Naphta und Herabsetzung der Frachten, genügen nach Ansicht der Kommission noch nicht. Sie wünscht auch Maßregeln, die die Kohlenproduktion Rußlands fördern und dadurch späteren Krisen vorbeugen sollen. Als solche bezeichnet sie die Gründung einer Bank zur Gewährung von Kredit auf Bergwerke oder Eröffnung solchen Kredits durch die schon bestehenden Banken, besonders die Reichsbank. Ferner wünscht sie, daß die Re⸗ gierung den Kohlenabbau in großem Maßstabe selbst in die Hand nehme, damit der Finanz⸗Minister jeder Zeit in der Lage sei, die Preise zu regulteren und Krisen vorzubeugen.
Das Börsen⸗Comité hat sich den Vorschlägen der Kommission angeschlossen und ein entsprechendes Gesuch an den Finanz⸗Minister abgehen lassen.
„Ein Erfolg, wenn auch nur ein kleiner, ist inzwischen den ver⸗ schiedenen nach St. Petersburg gerichteten Anträgen schon beschieden worden: Der Zoll über die Westgrenze ist aufgehoben worden für diejenige Kohle, die den Bedürfnissen der Bewohner Warschaus dienen soll, und der Zoll über die Schwarzmeergrenze ist zu Gunsten der Bewohner Odessas, Nikolajews und anderer Küstenstädte sowie der Daw pfergesellschaften erheblich herabgesetzt worden.
Ob man aber allen Wünschen der Industrie des Südens wird entsprechen können, läßt sich noch nicht sagen. Die Aufhebung des Kohlenzolls und die Herabsetzung der Eisenbahnfrachten für Kohle auf die Hälfte würde für die Staatstasse eine nicht unbeträchtliche Einbuße bedeuten, da die jährliche Kohleneinfuhr auf weit über 100 Millionen Pud sich beläuft und die russischen Bahnen im Jahre 1898 allein aus dem Donbassin an 600 000 Waggons Kohle befördert haben. Dazu kommt noch, daß die Staatsbahnen schon jetzt ihre Kohle aus dem Auslande thatsächlich zollfrei beziehen, insofern der ihnen zur Last ge⸗ schriebene Zoll in die Staatskasse geht. Sie haben also von der Aufhebung des Kohlenzolls keine Vortheile zu erwarten.
“ (Bericht des Kaiserlichen Konsuls in Kiew.)
h11““ “
oll⸗Industrie in den Vereinigten Staaten von Amerika im Jahre 1898/99.
In den Vereinigten Staaten wurden in dem am 31. August 1899
abgelaufenen Jahre 11 274 840 Ballen Baumwolle geerntet, 74 846
Ballen mehr als in dem vorbergehenden Jahre. Die größte Ernte
Ballen brachte, während in den Golf⸗Staaten die Ernte um 414 000 Ballen und in den Atlantischen Staaten um 9000 Ballen hinter der⸗ jenigen des Vorjahres zurückblieb.
Das Wetter war zur Exrntezeit sehr ungünstig, was einen Verlust von mehreren Tausend Ballen im Werthe von etwa 20 000 000 Doll. zur Folge hatte.
Der Durchschnittspreis für ein Pfund betrug in diesem Jahre 5,25 Cents gegen 5,64 Cents im vorhergehenden Jahre; der höchste Preis war 6,06 Cents und der niedrigste 4,75 Cents.
8 Da,eg chattäie⸗ WW1ö1“ gen war 25,08 Doll. hegen 1 m Vorjahre, 9 oll. im Jahre 1896/97 und 41,09 Doll. im Jahre 1895/96.
g Vergleich der Ernten der letzten sechs Jahre ergiebt folgendes
1893/94 7 549 817 Ballen im Werthe von 283 118 137 J11vIF5»8» 297 037 530 8 1895/96 7157 346 „ „ 294 095 347
1896/97 8 757 964 „ „ 321 924 834
1897/98 11 199 99Ä“1 „ „ „ 320 552 606 1898/99 . 11 274 840 „ PEE1111138
Obgleich also im abgelaufenen Jahre 3 725 023 Ballen meh
geerntet wurden als im Jahre 1893/94, war der Werth der Ernte
Sen Jahres doch um 345 150 Dollars geringer als vor fünf ren.
Die Verarbeitung der Baumwolle in den amerikanischen Spinnereien zeigt die folgende Tabelle, bei der zum Vergleiche die Erntemengen hinzugesetzt sind.
Verarbeitung in den
Jahr Nordstaaten Südftaaten
1894
Ballen 1 601 173 718 515 1895 2 083 839 862 838 1896 1 600 271 904 701 1897 1 804 680 1 042 671 1898 2 211 740 1 231 841 3 443 581 11 199 994 1899 2 190 095
1 399 399 3 589 494 11 274 840
In der letzten Saison wurden mehr als 300 000 neue Spindeln in Betrieb gesetzt, und gegenwärtig sind neue Spinnereien mit über 825 000 Spindeln im Bau begriffen. Wie die Svinnereien gerade i den Südstaaten an Größe zunehmen, ergiebt sich daraus, daß dieselbe im Jahre 1893/94 durchschnittlich 6486 Spindeln hatten, während si heute durchschnittlich 9004 Spindeln haben. (Nach dem Moniteu Officiel du Commerce.)
Verarbeitung zusammen
3 319 688 2 946 677 2 504 992 2 847 351
Ernte
7 549 817 9 901 251 7 157 346 8 757 964
u
b Konkurse im Auslande. “
Bulgarien.
Durch Beschluß des Varnaer Kreisgerichts ist am 3. Janua 1900 Konkurs über das Vermögen des Kolonialwaarenhändlers Jantscho W. Grekoff in Varna eröffnet worden. Provisorischer Massenverwalter Advokat Jeko Jekoff. Wahl des definitiven Massen⸗ verwalters am 28. Jaunuar 1900. Anmeldung der Forderungen bis 10. Februar 1900. Termin zur Feststellung der Ansprüche der Gläudiger am 28. Februar 1900. 1“
Zwangsversteigerungen.
Beim Königlichen Amtsgericht I Berlin stand das Grund stücke Dunckerstraße 85, dem Zimmerpolier Joh. Charlet gehörig. zur Versteigerung. Mit 171 900 ℳ wurde die Deutsche Grundschuld⸗ Bank in Berlin Ersteherin. — Aufgehoben wurde das Verfahren, betreffend die Zwangsversteigerung des R. Hartung'schen Grund- stücks Lüneburgerstraße 4.
Beim Königlichen Amtsgericht II Berlin wird di Zwangsversteigerung des dem Baumeister Rich. Kliche gehörigen, im Grundbuche von Hermsdorf Band 11 Blatt Nr. 331 verzeichneten Grundstücks, auf Antrag des betreibenden Gläubigers, des Kaufmann Benno Katz zu Berlin, einstweilen eingestellt.
Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien. An der Ruhr sind am 20. d. M. gestellt 16 938, ni Laazeea die ehen ges 38, nicht recht n er esien sind am 20. d. M. gestellt 6010, ni zeitig gestellt keine Wagen. 6 büate des
Nachweisung
über verlangte und gestellte Wagen für die in den Eisen⸗ 3 bahn⸗Direktionsbezirken Magdeburg, Halle 8 belegenen EE
Am 2. Januar 1900 wurden verlangt 3760, estellt 3760 Wagen zu 10 t, am 3. Januar verlangt 3686, gestellt 3686, 3 am 4. Januar verlangt 3756, gestellt 3750, am 5. Januar verlangt 3698, gestellt 3686, am 6. Januar verlangt 3712, gestellt 3707, am 7. Januar verlangt 87, gestellt 87, am 8. Januar verlangt 3530, gestellt 3528, am 9. Januar verlangt 3498, gestellt 3198, am 10. Januar verlangt 3487, gestellt 3487, am 11. Januar verlangt 3403, gestellt 3403, am 12. Januar verlangt 3416, gestellt 3416, am 13. Januar verlangt 3626, gestellt 3621, am 14. Januar verlangt 59, gestellt 59, am 15. Januar verlangt 3357, gestellt 3355; im Ganzen wurden vom 1. bis 15. Januar d. J. verlangt 43 075, gestellt 43 043 Wagen zu 10 t.
8* 11u1“ “ E“ 9 1““ 8 “ 8 Berlin, 20. Januar. Marktpreise nach Ermittelungen des Königlichen e. wen. (Höchste und niedrigste Preise.) Peir Doppel⸗Ztr. für: Weizen 14,80 ℳ; 13,90 ℳ — Moggen 14,30 ℳ; 13,50 ℳ — Futtergerste 13,80 ℳ; 13,00 ℳ — Hafer, gute Sorte 15,20 ℳ; 14,40 ℳ — Mittel⸗Sorte 14,30 ℳ; 13,60 ℳ — geringe Sorte 13,50 ℳ; 12,80 ℳ — Richtstroh 3,82 ℳ; 3,66 ℳ — Heu 7,00 ℳ; 4,10 ℳ%ℳ — „„Erbsen, gelbe, zum Kochen e2 ℳ; 25,00 ℳ — *Speisebohnen, weiße 45,00 ℳ; 25,00 ℳ — Linsen 70,00 ℳ; 30,00 ℳ — Kartoffeln 7,00 ℳ; 5,00 ℳ — Rindsteisch von der Keule 1 kg 1,60 ℳ; 1,20 ℳ — dito B 1 kg 1,20 ℳ; 1,00 ℳ — Schweinefleisch 1 kg 1,60 ℳ; — Kalbfleisch 1 kg 1,80 ℳ; 1,00 ℳ — Hammelsteisch 1 kg 1,60 ; 1,00 ℳ — Butter 1 kg 2,60 ℳ; 2,00 ℳ — Eier 60 Stück 6,00 ℳ; 3,00 ℳ — Karpfen 1 kg 2,20 ℳ; 1,00 ℳ — Aale 1 kg 2,80 ℳ; 1,40 ℳ — Zander 1 kg 2,50 ℳ; 1,00 ℳ — Hechte 1 8 * ℳ — — 1 kg 1,60 ℳ; 0,80 ℳ — Shre 8 leie 1 kg 1,40 ℳ; 0,80 ℳ — Krebse
„Ermittelt pro Tonne von der Zentralstelle d pinhl kammern 78 Notierungs 82 1en asv, deen-s 8 olltei⸗ üien für den Doppelzentner.
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den Südbahnen ni t aus; ein pünktli äßi ist daher unnezuriich 8; u und regelmäßiger ö
hatte Texas einschließlich des Indianer⸗Territoriume, wo die Ernte viel ergiebiger war als je zuvor und eine Steigerung um 480 000