1900 / 21 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 23 Jan 1900 18:00:01 GMT) scan diff

Krraankheiten der Hausthiere

der anorganischen Chemie. Professor Dr. Herzfeld: Rübenkultur und Zuckerfabrikation. Privatdozent Professor Dr. Frentzel: Ausgewählte Kapitel aus der Chemie der Nahrungs⸗ und Genuß⸗ mittel. Geheimer Regierungsrath, Professor Dr. Delbrück: Neverungen auf dem Gebiete der Spiritus⸗, Essig⸗ und Hefe⸗ fabrikation.

c. Mineralogie, Geologie und Geognosie. Professor Dr. Gruner: Geognosie und Geologie. Die wichtigsten Bodenarten mit Berücksichtigung ihrer rationellsten Kultur. Praktische Uebungen in der Bestimmung und Werthschätzung von Bodenarten und Melioratisonsmaterialien. Demonstrationen im Museum. Geognostische Exkursionen.

d. Botanik und Pflanzenphysiologie. Feefesee Dr. Kny: Experimentalphysiologie der Pflanzen. Praktikum für Pflanzenphysiologie und Pflanzenpathologie. Arbeiten für Vor⸗ geschrittene im botanischen Institut. Geheimer Regierungsrath Professor Dr. Wittmack: Systematische Botanik, mit besonderer Berücksichtigung der Nutz⸗ und Zierpflanzen. Gräser und Futter⸗ kräuter und Bonitierungepflanzen. Züchtung der Kulturpflanzen. Botanische Exkursionen. Privatdozent, Professor Dr Carl Müller: Grundzüge der praktischen Bakterienkunde mit besonderer Berücksichtigung der Landwirthschaft.

e. Zoologie und Thierphysiologie. Professor Dr. Reh⸗ ring: Zoologie und Geschichte der Hausthiere. Zoologisches Re⸗ petitorium. Zoologische Exkursionen. Dr. Schiemenz: Fischzucht, 2. Theil. Regierungsrath, Professor Dr. Rörig: Ueber die der Landwirthschaft nützlichen und schädlichen Insekten, mit besonderer Berücksichtigung der Bienenzucht und des Seidenbaues. Entomo⸗ logische Exkursionen Professor Dr. Zuntz: Ueberblick der gesammten Thierphystologie. Thierphysiologisches Praktikum. Arheiten im thier⸗ pphysiologischen Laboratorium für Geübtere, gemeinsam mit dem Afsistenten, Professor Dr. Frentzel. Thierphysiologisches Colloquium.

3) Veterinärkunde.

Geheimer Regierungsrath, Professor Dr. Dieckerhoff: Innere Krankheiten der Hausthiere. Professor Dr. Fröhner: Aeußere Professor Dr. Schmaltz: Geburts⸗ kunde der Hausthiere. Ober⸗Roßarzt a. D. Küttner: Huf⸗ beschlagslehre.

4) Rechts⸗ und Staatswissenschaft.

Professor Dr. Sering: Nationalökonomie. Reichs⸗ und preußisches Recht, mit besonderer Rücksicht auf die für den Landwirth, den Land⸗ messer und Kulturtechniker wichtigen Rechtsverhältnisse. Staatswissen⸗ schaftliches Seminar. 111

5) Kulturtechnik und Baukunde. 1“

Geheimer Ober⸗Baurath von Münstermann: Kulturtechnik. Entwerfen kulturtechnischer Anlagen. Regierungs⸗ und Baurath Grantz: Baukonstruktionslehre. Erdbau. Wasserbau. Entwerfen ven Bauwerken des Wege⸗ und Brückenbaues.

6) Geodäsie und Mäathematik.

Geheimer Re⸗gierungsrath, Professor Dr. Vogler: Ausgleichungs⸗ rechnung. Praktische Geometrie. Geodätische Rechenübungen. Meßübungen, gemeinsam mit Professor Hegemann. Professor Hegemann: Gevographische Ortsbestimmung. Uebungen im Aus⸗ gleichen. Zeichenübungen. Professor Dr. Reichel: Analytische Geometrie und höhere Analysis. v Analysis. Trigono⸗ a trie. Analytische Geometrie und böhere Analysis (Fortsetzung). Uebungen zur Analysis. Mathematische Uebungen. analytischen Geomwetrie und Elementarmathematik.

Beginn des Sommer⸗Semesters am 18. April, der Vorlesungen zwischen dem 18. und 23. April 1900. Programme sind durch das Sekretariat zu erhalten. 8 ““

Uebungen zur

Berlin, den 20. Januar 1900. 8 Der Rektor der Fsr ale Landwirthschaftlichen Hochschule.

elbrück.

Preußen. Berlin, 23. Januar.

Seine Majestät der Kaiser und König hörten heute Vormittag von 10 Uhr ab die Vorträge des General⸗ Inspekteurs der Festungen, Generalleutnants Freiherrn von der Goltz und des Chefs des Militärkabinets, Generals von Hahnke.

1e“

Majestät der Kaiserin und Königin sind im Jahre 1899 an weibliche Dienstboten für vierzigjährige Dienstzeit in derselben Familie 186 goldene Dienstboten⸗Kreuze nebst llerhöchst vollzogenen Diplomen verliehen worden. Auf die einzelnen preußischen Provinzen vertheilten sich diese Auszeichnungen, wie folgt: Ostpreußen 31, Westpreußen 2, Brandenburg 23 Feest 6 in Berlin), Pommern 4, Posen 8, Schlesien 23, achsen 19, Schleswig⸗Holstein 4, Hannover 8, Westfalen 11, Hessen⸗Nassau 14, Rheinprovinz 32. 7 Dienstbotenkreuze ent⸗ fielen auf Elsaß Lothringen. 8

Die vereinigten Ausschüsse des Bundesraths für Handel und Verkehr, für Eisenbahnen, Post und Telegraphen und für Fuftigwvesen sowie die vereinigten Ausschüsse für Handel und

erkehr und für Justizwesen hielten heute Sitzungen.

v11“

Der 72. Kommunal⸗Landtag der Kurmark ent⸗ schied in seiner gestrigen (4.) Plenarversammlung, zu welcher noch vier neue Sachen eingegangen waren, die den Ausschüssen ugetheilt wurden, über acht Gutachten seines zweiten Aus⸗ schansses. Dieser beantragte für sieben milde Stiftungen Unterstützungen im Betrage von 150 bis 1000 aus dem ständischen Dispositionsfonds der Kurmärkischen Hilfskasse,

welche der Landtag sämmtlich bewilligte. Der in diesem Jahre

zur Vertheilung gelangende Fonds soll vollständig erschöpft

118

Die Bevollmächtigten zum Bundesrath, Herzoglich sachsen⸗

meiningenscher Staats⸗Minister Dr. Freiherr von Heim und Herzoglich sachsen⸗altenburgischer Staats⸗Minister von Hell⸗ dorff sind von Berlin abgereist.

Der Landrath Krahmer ist aus dem Freis Dannen⸗ ver- in gleicher Amtseigenschaft in den Kreis Allenstein versetzt e

Sachsen. Das heute früh 8 Uhr ausgegebene Bulletin über das Befinden Ihrer Hoheit der Herzogin Adelheid zu Schles⸗ wig⸗Holstein lautet, dem „W. T. B.“ zufolge:

Während des gestrigen Tages kamen trotz beengten Athems keine

stärkeren Anfälle von Athemnoth vor. Puls 30, wechselnd in der Stärke, aber im allgemeinen leidlich kräftig. Nahrungsaufnahme um ein Geringes besser. In voriger Nacht einige Stunden Schlaf.

Dr. Hübler. Dr. Schwörer.

16“

SDesterreich⸗Ungarn.

n der gestrigen Hoftafel bei dem Kaiser nahmen, wie „W. T. B.“ meldet, die Botschafter Italiens, Rußlands und der Türkei sowie die Gesandten Belgiens, Schwedens und Nor⸗ wegens, Bayerns und Sachsens theil.

Ein über die gestrige Sitzung der deutschen Fort⸗ schrittspartei ausgegebenes Communiqué besagt: Der Klub hat einstimmig den Bericht des Vorstandes über die politische Lage zur Kenntniß genommen. Er erklärt sich für die Beschickung einer Verständigungs⸗Konferenz und hat, im Einverständniß mit den betreffenden Parteileitungen, die Nominierung der Theilnehmer an derselben den Reichsraths⸗ Abgeordneten in Böhmen und Mähren überwiesen. Ferner wurde einstimmig beschlossen, die Regierung zu ersuchen, mit allen gesetzlichen Mitteln auf eine baldige Beendigung des Kohlen⸗ arbeiterstreikes hinzuwirken, dessen Andauern für die gesammte Bevölkerung, insbesondere für die Industrie und die Land⸗ wirthschaft sowie den Verkehr, die unheilvollsten Folgen habe.

Ueber die Sitzung der deutschen Volkspartei wird mitgetheilt: Die Partei verurtheile die Anwendung des

14 durch das Ministerium Wittek, wünsche eine Ver⸗ tändigung zwischen den Deutschen und Czechen in Böhmen und Mähren und verlange, daß endlich bezüglich der Sprachenverhältnisse Ordnung geschaffen werde durch Erfüllung der berechtigten Forderungen der Deutschen in Oesterreich. Die Partei könne die Verständigungs⸗ Konferenz erst beschicken, wenn die Einberufung des Reichs⸗ raths erzolgt sei. Sie könne dem Ministerium von Körber, in dessen Mitte Mitglieder des früheren Kabinets neben mehreren WI“ Parteimännern der Rechten sich be⸗ fänden, kein Vertrauen entgegenbringen.

Gestern Abend hat auch eine Obmänner⸗Konferenz der deutschen Parteien stattgefunden, in welcher über die Be⸗ rathung der Klubs der deutschen Volkspartei und der deutschen Fortschrittspartei Bericht erstattet und die Beschlüsse derselben zur Kenntniß der Obmänner⸗Konferenz gebracht wurden. Die Vertreter der deutschen Volkspartei wiesen darauf hin, daß in der Erklärung ihres Verbandes nicht der Ausdruck des Mißtrauens gegen die Gesammt⸗Regierung gefunden werden könne, und gaben die Erklärung ab, daß ihr Verband die Verständigungsaktion in keiner eise vereiteln wolle, es jedoch für unerläßlich gefunden habe, die Nothwendigkeit der Wiederherstellung verfassungsmäßiger Zustände durch sofortige Einberufung des Reichsraths stärker zu betonen. In der Obmänner⸗Konferenz wurden über die demnächst zu gewärtigende Einberufung des Reichraths neue und eingehende Mittheilungen gemacht, infolge deren der Vorstand der deutschen Fortschrittspartei beschlossen hat, sich mit den Mit⸗ gliedern des Verbandes neuerlich über die eventuelle frühere Beschickung der Verständigungs⸗Konferenz in Verbindung zu etzen. ses In der gestrigen Sitzung des ungarischen Unter⸗ hauses gelangte die ministerielle Zuschrift bezüglich der Ent⸗ scheidung des Königs über die Quote zur Verhandlung. Die äußerste Linke brachte eine Resolution ein, nach welcher die Zuschrift nicht zur Kenntniß genommen und der König über die Ungesetzlichkeit seiner Eatscheidung in der Adresse auf⸗ geklärt werden soll. Der Minister⸗Präsident von Szell er⸗ hob Einspruch dagegen, daß die Entscheidung des Königs als ungesetzlich bezeichnet werde. Er verwahrte sich auch gegen die Worte des Abg. Polonyi, daß Oesterreich nicht der Ver⸗ fassung gemäß regiert werde. Sollte es aber doch dahin kommen, so werde er, wenn er dann noch an der Spitze der Geschäfte stehe, oder sein Nachfolger sich auf den Standpunkt des Gesetzes von 1867 stellen. „Wir sind aber“, fuhr der Minister⸗Präsident fort, „gottlob da noch nicht angelangt. Die Entscheidung des Königs über die Quote war gesetlich, da beide Parlamente über die Quotenvorlage verhandelt haben. Hier wäre die Verhandlung auch bei Zeiten beendet worden, doch mußten wir die Vorlage zurückziehen, weil es offenkundig wurde, daß man in Oesterreich über dieselbe nicht verhandeln wolle.“ Er müsse jedoch den Vorwurf zurück⸗ weisen, daß man in Oesterreich durch die Vertagung des Reichsraths die Verhandlung über die Quotenvorlage ab⸗ sichtlich unmöglich gemacht habe. Die Vertagung des Reichsraths sei erfolgt, nachdem sich auf Grund des Kalenders die Unmöglichkeit herausgestellt hatte, die Quote rechtzeitig zu erledigen. Schließlich erklärte der Minister⸗ Präsident, daß, je mehr die anormalen Verhältnisse in Oesterreich, welche hoffentlich nicht mehr lange andauern würden, geeignet seien, den Ansturm der Extremen hier wie dort gegen den Ausgleich intensiver zu gestalten, er um so unentwegter bei der Vertheidigung der Ausgleichsbasis ver⸗ harren werde. Das Haus 2b sodann den Antrag der äußersten Linken und nahm die ministerielle Zuschrift zur

Großbritannien und Irland. 8

Wie die Londoner Blätter heute melden, hat der Staats⸗ sekretär für die Kolonien Chamberlain die Absicht, in der Person von Basel Thompson einen Spezialgesandten nach den Tonga⸗Inseln zu senden, um dort über die Bedeutung des deutsch⸗britischen Abkommens Aufklärungen zu geben.

Wie die „Daily News“ von amtlicher Seite erfahren, hat das Kriegsamt beschlossen, das 17. Lancers⸗Regiment, die 7. Dragoons Guards und die 4. Kavallerie⸗Brigade, welche sämmtlich bereits mobilisiert sind, nicht nach Süd⸗Afrika zu senden.

8 F. Frankreich.

Gestern begann, wie „W. T. B.“ berichtet, vor dem Pariser Zuchtpolizeigericht der Prozeß gegen 12 Assump⸗ tionisten⸗P atres. Die Angeklagten erklärten, sie beschäf⸗ tigten sich nicht mit politischen, sondern mit religiösen Fragen. Die Vertheidigung beantragte darauf Vertagung der Angelegenheit. Der Staatsanwalt Bulot bemerkte,

britischen Truppen besetzt.

gegen die Assumptionisten sei eingeschritten worden, weil sie das Gesetz übertreten hätten und laubniß der Regierung und ohne Stuhles beständen. Bulot sprach sodann von dem Reichthum der Assumptionisten und wies auf ihre politische Thätigkeit bei den Wahlen hin. Nachdem der Staatsanwalt seine Aus⸗ führungen beendet hatte, lehnte der Gerichtshof die auf Ver tagung der Angelegenheit abzielenden Anträge ab und hob die Sitzung auf. 8

Rumänien. 8

Der Minister⸗Präsident Kantakuz ene ist, wie „W. T. B.“

erfährt, beurlaubt worden; an seiner Stelle wird der Minister

des Innern Mano interimistisch den Vor sitz im Ministerrath

führen.

Almerika. Nach einer Meldung des „W. T. B.“ aus Washington

dementiert das Staatsdepartement kategorisch, daß der

Hilfssekretär des Innern Webster Davis, der sich zur Zeit

in Süd⸗Afrika befindet, mit irgend einer Mission beauftragt sei, und hat dem amerikanischen Konsul in Kapstadt Stowe,

welcher dessen Vetter ist, untersagt, ihn nach Pretoria zu be⸗ gleiten, wenn Davis die Absicht haben sollte, dorthin zu reisen.

Der Abgesandte der Südafrikanischen Republik Montague White ist gestern in Washington eingetroffen.

Am Sonntag Abend fand im Opernhause zu New York eine zu Sympathiekundgebungen für die Buren einberufene Versammlung statt. Anwesenden befanden und mehrere Kongreßmitglieder. gefaßt, in welchen erklärt wird, die

Es wurden Resolutionen Südafrikanischen

Republiken müßten frei und unabhängig sein. Den Buren

wurde ferner die Sympathie der Versammlung ausge⸗

sprochen, der Präsident Me Kinley aufgefordert, seine Ver⸗

mittelung anzubieten, und endlich gegen die Verschiffung von Kriegsmunition aus den Vereinigten Staaten zu Gunsten Großbritanniens protestiert. Auch in Buffalo fand vorgestern zu dem gleichen Zweck eine Versammlung statt.

Afrika.

Das „Reuter'sche Bureau“ berichtet aus Kimberley vom 17. d. M., daß der an dem genannten Tage von früh Morgens bis 8 Uhr Abends von allen seinen Stellungen aus ein heftiges Feuer unterhalten habe. Dasselbe sei haupt⸗ sächlich gegen die Redouten gerichtet gewesen.

Dem „Daily Telegraph“ wird aus Rensburg vom 21. d. M. Nachmittags gemeldet: Aus unbekannter Ursache begannen die Buren am Sonnabend Abend etwa um 9 Uhr

längs ihrer ganzen Hauptstellung ein äußerst heftiges Gewehr⸗

feuer, das ¾ Stunden anhielt. Man habe das in drei Etagen abgegevene Gewehrfeuer deutlich sehen können.

Dem britischen Kriegsamt waren, wie „W. T. B.“ meldet, bis gestern um Mitternacht keinerlei Telegramme über die gestrigen Operationen des Generals Sir Redvers Buller zugegangen⸗ Derselbe telegraphierte nur, daß die Engländer in

em Kampfe am Sonntag an Todten einen Offizier und fünf Mann und an Verwundeten 3 Offiziere und 75 Mann ver⸗ loren hätten, während 8 Mann vermißt würden.

Die „Times“ veröffentlicht folgende Meldung aus

Spearmans Camp vom 21. d. M.: Die enaene wurden

von den Buren geräumt und heute bei Tagesanbruch von den Der Feind nimmt eine andere halb⸗ kreisförmige tellung an dem Haupt⸗-⸗Bergrücken hinter der ersten ein. Zweck des britischen angriffs ist, die feindlichen Truppen durch den marsch des rechten Flügels des Generals Hildyard in zwei Hälften zu theilen. Die britischen Truppen nehmen eine gedeckte Stellung ein und zwar eine halbe Meile vom Feinde entfernt. Das „Daily Chronicle“ meldet aus Spearmans Camp vom gestrigen Tage, die Artillerie des Generals Warren habe am Morgen wieder das Feuer eröffnet, das aber bald nachgelassen habe, da der Feind es nicht erwiderte.

Nach einer der „Daily Mail“ aus Durban zugegangenen Depesche vom gestrigen Tage haben eine Anzahl bei den irregulären Truppen stehender Offiziere der Volunteer⸗ Korps ihre Stellungen niedergelegt; sie seien mit den Offizieren des regulären Heeres in Streit gerathen und wollten sich nach Kapstadt begeben, um ihre Beschwerden dem Gouverneur Sir Alfred Milner vorzutragen.

Parlamentarische Nachrichten.

Die Berichte über die gestrigen Sitzungen des Reichstages und des Hauses der Abgeordneten befinden sich in der Eesten Beilage.

In der heutigen (133.) Sitzung des Reichstages, welcher der Staatssekretär des Innern, Staats⸗Minister Dr. Graf von Posadowsky beiwohnte, wurde die erste Berathung des Gesetzentwurfs, betreffend die Ab⸗ änderung der Unfallversicherungsgesetze, fortgesetzt.

Die Debatte eröffnete der Abg. Fischbeck (fr. Volksp.), dessen Rede bei Schluß des Blattes noch ortdauerte.

Das Haus der Abgeordneten begann in der heutigen (8.) Sitzung, welcher der Minister für Landwirthschaft, Domänen und Forsten Freiherr von Hammerstein bei⸗ wohnte, die zweite Berathung des Staatshaushalts⸗ Etats für das Etatsjahr 1900 bei dem Etat der Domänen⸗ verwaltung.

Die Einnahmen aus dem Ertrag von Domänenvorwerken beziffern sich auf 13 266 056 In diesem Titel ist auch die Erwerbung der drei Güter des Herrn von Simpson mit dem Gestüt Eeeegekse durch Tausch mit dem Domänen⸗ vorwerk Hamersleben, dessen Pächter der Amtsrath Struwe war, angeführt.

Die Budgetkommission beantragt, die Regierung aufzufordern, in Zukunft solche Erwerbungs⸗ und Verãuße⸗ rungsgeschäfte nicht in der Rechtsform des Tausches, sondern in der von Kauf und Verkauf abzuschließen.

Berichterstatter Abg. von HPaphenheig, (kons.) berichtet über die Kommissionsverhandlungen über diesen Etat. Die Kommission habe sich davon überzeugt, daß die über dieses Tauschgeschäft in der Presse verbreiteten Nachrichten falsch seien, und daß e Darstellung der Sachen in der Denkschrift der Regierung vollständig zutreffend sei⸗ Die Erwerbung des Gestüts sei für den Staat sehr vortheilhaft; der Ankauf des Gestüts, dessen Werth von sachverständiger Seite ab⸗ geschätzt worden, sei nicht ohne gleichzeitige Uebernahme der dret Güter möglich gewesen. Obwohl die Regierung in diesem Falle voll ·

8

eit 50 Jahren ohne Er⸗ pprobation des Päpstlichen

nter der großen Zahl der sich hervorragende Persönlichkeiten

Haupt⸗

ändig korrekt verfahren sei, habe die Kommission doch beschlossen, die Regierung aufzufordern, in Zukunft die Form eines solchen Tausch⸗ geschäfts zu vermeiden.

Abg. Freiherr von Erffa (kons.): Die Kommission hat sich davon überzeugt, daß der Reglierung aus dieser Angelegenheit kein Vorwurf zu machen sei. Nach einer Aeußerung eines Regierungs⸗ kommissars in der Kommission will die Regierung in der Provinz Sachsen in weiterem Umfange mit der Veräußerung der Domänen vorgehen und dafür im Westen kleinere Domänen schaffen. Diese Aeußerung hat mich für meine Heimathprovinz sehr besorgt gemacht. Die Regierung sollte sich wobl die Leute an⸗ seben, an welche sie diesen werthvollen Domänenbesitz, der vielfach Jahrzehnte lang in derselben Pächterfamilie gewesen ist, abgiebt. Diese Familien haben die Domänen durch schwere Zeiten hindurch ebracht, 3 B. durch die schwere Zuckerkrisis in den dreißiger Jahren.

enn die Regierung diese Domänen verkauft, sollte sie sich wenigstens der Mitwirkung der Landwirtbschaftskammer dabei versichern.

Hierauf nimmt der Minister für Landwirthschaft ꝛc. Frei⸗ herr von Hammerstein das Wort.

Mit der weiteren Diskussion über den genannten Etats⸗ titel wird die Berathung über den Ausgabetitel zur Erwerbung und ersten Einrichtung von Domänen und Domänengrundstücken 700 000 verbunden. 8 1“

(Schluß des Blattes.)

Kunst und Wissenschaft.

Von dem Vorstand der „Verbindung für historische Kunst' hierselbst (Geschäftsführer: Geheimer Ober⸗Regierungsrath a. D. Dr. Jordan) ergeht soeben die Einladung zur Beschicking ibrer 28. Hauptversammlung. Die „Verbindung für histocische Kunst“ verfolgt das Ziel, hervorragende Gemälde vorzugsweise geschichtlichen oder idealen Inhalts durch direkten Ankauf oder durch Bestellunz auf einzuliefernde Skizzen zu erwerben. Zu diesem Zweck hält sie alle zwei Jahre eine Versammlung ab, in welcher über die Er⸗ werbungen entschieden wird. Die Künstler, insbesondere diejenigen des historischen Faches, werden ersucht, zur nächsten Hauptversammlung der Verbindung, welche Anfang Oktober d. J. zu. Barmen, bei Gelegen⸗ heit der Einweihung der neuerbauten Kunsthalle stattfinden soll, neuere historische Gemälde oder Entwürfe zu solchen einzusenden. Bieher wurden 71 Gemälde ꝛc. im Gesammtbetrage von rund 560 000 erworben. Die Sendungen sind an den Vorstand des Kunstvereins in Barmen zu richten mit dem 5Sge. Vermerk „Verbindung für historische Kunst“ und müssen spätestens bis zum 2). September h. I. dort eintreffen. Fertige Gemälde können auch auf die zu Anfang Oktober in Barmen zu eröffnende Kunstausstellung gesandt werden. Für die an den Kunstverein gerichteten Sendungen übernimmt die Verbindung die Kosten des Hin⸗ und Rücktransports mit Ausnahm“ der Sendungen als Eilgut oder mit der Post und unter der ausdrücklichen Bedingunag, daß Nachnahme für Spesen ꝛc. nicht erhoben wird. Bei jeder Ein⸗ sendung ist außer der genauen Adresse des Uechebers der Preis und bei Entwürfen noch außerdem anzugeben, in welcher Größe der Künstler dieselben auszuführen wünscht. Die den Gemälden bei⸗ zugebenden bezw. seiner Feit zu beschaffenden Rahmen dürfen keine Stuckoverzierungen erhalten und müssen möglichst leicht und einfach sein. Vorherige genaue Anmeldung der Gemälde und Ent⸗ würfe bei dem Schriftführer der Verbindung. Herrn A. Klee, Sekretär der Königlichen National⸗Galerie zu Berlin C, ist er⸗ forderlich. Falls der Künstler die Versicherung der eingesandten Bilder oder Skizzen gegen Feuersgefahr wünscht, ist die 2 ded

eöö dem Kunstverein in Barmen mitzutheilen.

Im Verein für deutsches Kunstgewerbe wird morgen, Mittwoch, Abends 8 ½ Uhr, im Festsaale des Künstlerhauses (Bellevue⸗ straße 3) Herr Dr. Max Schmid, Professor an der Königlichen Technischen Hochschule zu Aachen, einen Vortrag über „Haupiprobleme der modernen Malerei seit 1870“ halten. Der Vortrag wird durch eeee erläutert werden. Ferner wird eine Auswahl von

ettarbeiten aus der Plakatkonkurrenz der Kunstanstalt J. C. u. Ebhardt in Hannover zur Ausstellung und Besprechung gelangen.

John Ruskin, der bekannte englische Zeichner und Kunst⸗ kritiker ist, wie „W. T. B.“ meldet, am Sonnabend in Coniston (Lancashire) gestorben. Er war im Jahrr 1819 zu London geboren, studierte in Oxford und wandte sich dann ausschließlich Kunststudien zu. Als Kunstkritiker debütierte er mit einer Broschüre zur Ver⸗ theidigung Turner's und der modernen englischen Landschaftsmalerei, die er später zu dem Werk „Modern painters“ (1843 1860, 5 Bde. 2. Aufl. 1873) erweiterte. Von seinen zahlreichen anderen Schriften sind anzuführen: „Pre-Raphaelitism“ (1851); „Stones of Venice“ (mit eignen Illustrationen, 185—93, 3 Bde.; neue Aufl. 1867 und 1879), eine poetische Rhapsodie auf die Lagunenstadt; „Lectures on Architecture and painting“ (1854); „The political economy of art“ (1857, 2. Aufl. 1867); „Notes on the Turner Gallery at Marlborough House 1856“ (1857, oft aufgelegt). Seine Ernennung zum Professor der schönen Künste in Orford gab Ruskin Veranlassung zu den „Lectures on art“ (2. Aufl. 1875), den „Aratra Pentelici: six lectures on the elements of sculpture“ (1870) und der „Ariadne Florentina: six lectures on wood and metal engraving“ (1873). Seit dem Jahre 1887 lebte Ruskin zurückgezogen in Lancashire, wo ihn jetzt der Tod ereilt hat.

6 ün Stockholm erhält „W. T. B.“ folgende briefliche Mit⸗ eilung: Am Abend des 19. Januar fand hier eine Versammlung der Schwedischen Gesellschaft für Anthropologie und Geologie statt, bei welcher der Dozent Otto Nordenskjöld Vorschläge, betreffend die Theilnahme Schwedens an der Erforschung der Süd⸗Polargegenden, machte Der Redner leitete seinen Vortrag mit einer kurzen Darstellung der Geschichte der Südpolarforschungen ein; er erinnerte daran, daß die antarktischen Gebiete ca. 16 Millionen Quadratmeilen Land und Meer umfassen, die noch völlig unerforscht sind. Aus den letzten Jahren sind jedoch bedeutende Forschungsreisen zu verzeichnen, die Ervpeditionen des Belgiers De Gerlache und des Norwegers Borckgrevingks sowie die deutsche Expedition der „Valdivia“ unter 1“ des Professors Chun; aber trotzdem bleibt noch sehr viel zu thun übrig. Es sind daher auch zwei große Expeditionen für den Sommer 1901 geplant, eine deutsche und eine englische, von denen letztere nach Victoria⸗Land und erstere nach den erguelen und dem Meere füdlich davon geht. Zewischen den Forschungsgebieten dieser beiden Expeditionen liegt eine Strecke von shes 180 Längengraden, die noch nicht erforscht ist. In diesen Gegenden 8b im Februar 1823 der Walfischfänger „Weddel“ bis zu dem südlichsten 1- dahin erreichten Punkte, 74° 52 südl. Breite, vorgedrungen. iese Breite ist später nur noch einmal überschritten worden, nämlich von James Roß in Victoria⸗Land. Eine gut ausgerüstete Expedition önne jedoch noch viel weiter nach Süden vordringen und dadurch viel zur Lösung der Südpolarfrage beitragen; nencsich handele es sich darum, zu erfosrschen, ob am Eldpor ein Kontinent, ein sechster Welttheil existiert. Die schwedische Fhecttion werde Ende Juli 1901 von Schweden abgehen, dann b g 2 Monate während des antarktischen Frühlings zu Ferschange . 1 8 in Feuerland bleiben und anfangs Dezember die Reise nach ee8 üd⸗Shetlands⸗Inseln fortsetzen, wo eine Sommerstation angelegt . ein Theil der Expedition, mit Winterausrüstung versehen, an gebracht wird. In Uebereinstimmung mit dem zwischen der

deutschen und der englischen Expedition vereinbarten Programm werden hier magnetische und meteorologische Observationen und auch biologische und geologische Studien gemacht werden, während das Schig mit der Hauptabtheilung der Expedition um Neujahr 1902 weiter nach Süden vordringen wird. Bei den Forschungen nach einem eventuellen fechsten Kontinent wird die Expedition natürlich auch zoologische und botanische Studien machen. Ende März 1902 soll das Schiff zu der Station auf den Süd⸗Shetlands⸗Inseln zurück⸗ um sich schließlich von dort aus wieder nach Schweden zurück⸗ zubegeben.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.

Der Ausbruch der Maul⸗ und Klauenseuche unter Ueberstände⸗Schweinen ist dem Kaiserlichen Gesundheitsamt gemeldet worden vom Zentral⸗Viehhofe zu Berlin am 21. Januar, der Aus⸗ bruch und das Erlöschen der Maul⸗ und Klauenseuche vom Vieh⸗ hofe zu Frankfurt a. M. am 22. Januar. ““

Bulgarien.

Die bulgarische Regierung hat ganz Egypten für seuchen⸗ frei erklärt und die unter dem 10./22. Mai v. J. gegen Egypten angeordneten Quarantänemaßregeln wieder aufgehoben. (Vgl. „R⸗Anm.“ Nr. 131 vom 6. Juni v. J.)

Indessen bleibt die Einfuhr von Lumpen, Abfällen, alten unreinen Kleidern, benutzten Gegenständen, alten gebrauchten Säcken, Decken, altem gebrauchten Papier, alten Zeitungen, welche aus Egypten kommen, auch fernerhin verboten.

Schweden. .“

Die schwedische Regierung bat in einer am 18. d. M. aus⸗ gegebenen Bekanntmachung vom 9. d. M. Kobe und Osaka in Japan als von der Pest verseucht erklärt.

Als von dieser Krankheit befallen sind außer den ge⸗ nannten Orten durch frühere Bekanntmachungen erklärt:

Oporto, Alexandrien, die Provinzen Hedschas und Jemen in Arabien; die Häfen am Persischen Meerbusen und am Schat⸗el⸗ Arab, Kurrachee, Bombay, Madras und Calcutta in Britisch⸗Ost⸗ Indien; die Inseln Formosa, Hongkong und Macao; die Häfen Newchwang, Futschou, Swatow und Canton in China; Paraguay; Santos in Brasilien, sowie die Inseln Mauritius, Madagascar und Réunion.

Urkguegyoy.

Zur Verbütung der Einschleppung der Pest hat der Gesundheitsrath in Montevideo unter dem 19. v. M. fol⸗ gende Verordnung erlassen:

„In Anbetracht des Umstandes, daß nach amtlichen Mittheilungen die Insel Madeira sich nicht gegen Einschleppung der Beulenpest schützt, hat der Gesundheitsrath in gestriger Sitzung beschlossen:

Artikel 1. Der Hafen der Insel Madeira ist zu den der Beulenpest verdächtigen zu zählen.

Artikel 2. Schiffe aus jenem Hafen sind der in der Verord⸗ nung Nr. 32 (val. ⸗R⸗Anz.“ Nr. 305 vom 28. v. M.) verfügten Be⸗ handlung unterworfen.

Artikel 3. Diese Verordnung tritt mit dem heutigen Tage

in Kraft.“ Hinter⸗Indien.

Durch Verfügung der Kolonial⸗ Regierung in Singapore vom 27. Dezember 1899 sind die Häfen von Osaka ee wegen Auftretens der Beulenpest für verseucht erklärt worden.

Alle Schiffe, die von jenen Häfen kommen, müssen in Quaran⸗ täne geben und bis zum Ablauf von neun Tagen seit der Abfahrt von einem der Häfen oder nach dem Tage des letzten an Bord vor⸗ gekommenen Krankheitsfalls oder bis zur Freilassung durch den Ge⸗ sundheitsbeamten darin bleiben. 8

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St. Petersburg, 22. Januar. (W. T. B.) Die Kom⸗

mission zur Verbuüͤtung und Bekämpfung der Pest in

Rußland giebt amtlich bekannt, daß Mitte November im Kreise Krasnajar, Gouvernement Astrachan, in den Kirgisen⸗Arals, Kischkena⸗Aral und Kine⸗Aral und auf Inseln im Kaspischen Meere eine epidemische Krankheit ausgebrochen ist, bei welcher sämmt⸗ liche Erkrankungen einen tödtlichen Ausgang nahmen. Der Gou⸗ verneur ist mit Sachverständigen an Ort und Stelle abgegangen, um die erforderlichen Vorsichtsmaßregeln zu treffen. Bis zum 29. Dezember seien 159 Personen gestorben. Seitdem sei die Krankheit völlig erloschen; an anderen Orten hätten keinerlei Erkrankungen stattgefunden.

Verkehrs⸗Anstalten.

Bremen, 22. Januar. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Dampfer „Stuttgart“, n. Ost⸗Asien best., 20. Jan. Gibraltar pass. „Sachsen“ 20. Jan. Reise v. Hiogo n. Yokohama fortges. „Ems“ 20. Jan. v. New York n. Genua, „Karlsruhe“ 20. Jan. o. Shanghai n. Bremen, „Coblenz“ 20. Jan. v. Bahio n. Bremen abgeg. „Gera“, 20. Jan., v. Bremen kommend, in New York, „Preußen“, v. Ost⸗Asien kommend, 21. Jan. in Colombo, „Roland“, 21. Jan. v. Galveston kommend, in Bremerhaven, „Weimar“, v. Australien kommend, 21. Jan. in Antwerpen angekommen.

23. Januar. (W. T. B.) Dampfer „Dresden“, n. New York und Baltimöre best., und „Köln“, v. Baltimore kommend, 22. Jan. Lizard passiert. „Halle“, v. d. La Plata kommend, 22. Jan. a. d. Weser angekommen.

Hamburg, 22. Januar. (W. T. B.) Hamburg⸗Amerika⸗ Linie. Dampfer „Tolumbia’, v. New York über Neapel n. Alexandrien, 21. Jan. v. Genua, „Pennsylvania“ 20. Jan. v. New York über Plymouth n. Hamburg, „Patricia“ 21. Jan. v. Ham⸗ burg über Boulogne sur mer n. New York abgeg. „Calabria“ 20 Jan. in Hambarg angek. „Bolivia“ 20. Jan. und „Francia“, v. St. Thomas n. Hamburg, 21. Jan. v. Havre, „Polaria“ 21. Jan. v. Hamburg über Grimsby und Havre n. Westindien, „Venetia“ 20. Jan. v. St. Thomas n. New⸗Orleans abgeg. „Va lencia“ 20. Jan. in St. Thomas angek. „Bethania“ 20. Jan. v. Famberc n. Boston u. Baltimore abgeg. „Arcadia“ 22. Jan. in

amburg angek. „Bosnia“, v. Baltimore n. Hamburg, 22. Jan. Cuxhaven pass. „Canadia“ 21. Jan. v. Swinemünde n. Hamburg, „Georgia“ 19. Jan. v. Genua n. Buenos Aires abgeg. „Asturia“ 21. Jan. in Singapore angek. „Ambria“ 19. Jan. v. Hongkong n. Colombo abgegangen.

London, 20. Januar. (W. T. B.) Union⸗Linie. Dampfer „Gaul“ Sonnabend auf Ausreise v. Southampton abgegangen.

Castle⸗Linie. Dampfer „Kinfanus Castle“ Sonnabend auf Ausreise v. Southampton, „Avondale Castle“ Freitag auf Heimreise v. Kapstadt abgegangen.

Heft 1 des „Archivs für Eisenbahnwesen“, herausgegeben im Ministeriam der öffentlichen Arbeiten (Verlag von Julius Springer in Berlin), erschien mit folgendem Inhalt: Ei enbahnbau und Eisen⸗ bahnpläne in China, Fortsetzung (von Schumacher); Grundsätze für die Bildung der Personentarife auf den Eisenbahnen (von Cassel); Die Pensionskasse, die Krankenkassen und die Unfallversicherung der Arbeiter bei der preußisch⸗hessischen isenbahngemeinschaft im Jahre 1898; Die interkontinentale Eisenbahn Amerikas (von Kemmann); Haupt⸗ ergebnisse der österreichischen Eisenbahnstatistik für das Jahr 1897; Die K. K. österreichischen Staatsbahnen im Jahre 1898; Die Gott⸗ hardbahn im Jahre 1898; Die Betriebsergebnisse der italienischen Eisenbahnen (von Claus). Kleine Mittheilungen: Bulgarische Eisenbahnen; Fahrdienst über die Meerenge von Messina; Das Eisen⸗ bahnrecht der Insel Cuba; Die Bangkol⸗Korat⸗Eisenbahn in Siam;

Entwickelung der österreichischen Eisenbahnen; Betriebseinnahmen der französischen Hauptbahnen; Die rumänischen Eisenbahnen; Statistisches von den Eisenbahnen Rußlands. Rechtsprechung: Kommunal⸗ abgaben (Urtheil des Oberverwaltungsgerichts vom 16. Juni 1899). Gesetzgebung: Preußen; Bayern; Oesterreich⸗Ungarn; Italien; Schweden; Serbien; Rußland.

Theater und Musik.

Secessions Bühne.

Auf der Bühne des Neuen Theaters gelangte am letzten Sonntag in einer Matinée die Tragödie „Gioconda“ von Gabriele d'Annunzio hierselbst zum ersten Male zur Aufführung. Eleonore Duse, die große italienische Künstlerin, hatte die Absicht, sie bei ihrem für die zweite Hälfte des Winters geplanten Gastspiel am Lessing⸗Theater, das einer Unpäßlichkeit wegen aufgegeben werden mußte, dem Berliner Publikum vorzuführen. In Italien hat das Drama bei seiner Auf⸗ führung nur geringen Erfolg erzielt, und man meinte, auch hier würde dasselbe trotz der poetischen Sprache und der differenzierten Empfindungen, welche den Gestalten der Dichtung eigen sind, kein ganzer sein. Diese Befürchtungen haben sich nicht bestätigt. Der Konflikt der Handlung gipfelt bekanntlich darin, daß Silvia, die Gaitin des Bildhauers Lucio Settala, in ihrer nicht selbstlosen, eifersüchtigen, aber doch tiefen und schmerzlichen Liebe zu ihm nicht begreifen kann, daß er seine Inspirationen, seinen Ruhm, sein ganze künstlerische Zukunft nur in dem Modell Gioconda, der Ver⸗ wirklichung seines idealsten Künstlertraumes, findet. Es ist der ewige Kampf der engherzigen Lebensauffassung gegen das freie, anderen Ein⸗ flüssen, anderem Zwange unterliegende Künstlerthum. d'Annunzio hat die Gestalten seiner Tragödie mit dem Duft poetischen Zaubers umgeben, er hat sie mit dem snubtilsten seelischen Empfinden ausgestattet und der Handlung dramatisches Leben verliehen. Daß der erschütternde Schluß des dritten Akts in der äußeren Wir⸗ kung nicht besonders stark ist, hat seinen Grund wohl in der verhängnißvollen Lüge, die Silvia Settala ausspricht, um ihren Zweck zu erreichen; dadurch hat sie die Sympathien der Zuschauer derwirkt. Der vierte Akt zeigt uns die unglückliche Frau unter der tragischen, entsetzlichen Sühne schier erliegend. Die Darstellung der FSeee Lucio und Silvia Settala lag in den Händen von Herrn Christians und Frau Bertens. Ersterer stellte den kranken, überreizten, unglücklichen Künstler mit der Wucht des Empfindens und erschütternd wahrem Ausdruck dar. In der großen Scene des zweiten Aktes riß er infolge dessen auch die Zuschauer zu minaten⸗ langem Avplaus bei offener Scene hin. Frau Bertens fand für die zuerst zwischen Furcht und Hoffnung schwankende und dann in unüberlegtem Zorn das Aeußerste wagende Frau die rechten Töne. Die Gioconda wurde von Hedwig Pauly mit seelischer Vornehmheit dargestellt; sie wußte es glaublich zu machen, daß der Künstler in ihr sein Ideal fand. Else Heims war als Sirenetta zart, duftig und geheimniß⸗ voll, sie sprach ihre Verse mit großer Anmuth. Francesca Doni, Lorenzo Gaddi und Cosimo Dalbo sanden in Frau Hachmann⸗ Zipser, den Herren Albert Heine und Friedrich gute Ver⸗ treter. Die Inscenierung wurde der poetischen timmung des Werkes völlig gerecht und stellte Herrn Martin Zickel's Regietalent das beste Zeugniß aus. Die Antheilnahme der Zuschauer war eine ungemein warme und wurde nach den Aktschlüssen durch stürmischen Beifall und wiederholte Hervorrufe der Hauptdarsteller bekundet.

Zentral⸗Theater.

„Die kleine Excellenz“, Operette in drei Akten (nach Hennequin⸗Millaud's Posse „Niniche“) von Victor Léon und H. von Waldberg, Musik von Richard Heuberger, ging am Sonnabend erstmalig in Scene. Das lustige Werk, welches in seiner ursprünglichen Fassung mit Ernestine Wegner in der Hauptrolle im ehemaligen Wallner⸗Theater großen Erfolg erzielte, erfuhr auch in dieser außerordentlich geschickt für die musikalische Verwerthung ab⸗ eänderten Form eine beifällige Aufnahme. Die Musik Heuberger’s ist durchweg ansprechend und anmuthig und bietet einige Stellen fein ersonnener Melodik; im Ganzen aber vermißt man an ihr das Leichte, Gefällige, das die Musik der Operetten von Offenbach und Strauß vor allem auszeichnet. Auch früheren Werken von Heuberger selbst ist dieses nicht ganz ebenbürtig an die Seite zu stellen. Aber die gute Inscenierung und die durchweg vor⸗ trefflichen darstellerischen und gesanglichen Leistungen der Mitwirkenden ließen diese Mängel fast ganz vergessen. Den Haupterfolg erzielte wieder Fräulein Mia Werber in der Titelrolle, in welcher sie ihre vorgeschrittene Gesangskunst und ihr munteres Spiel voll zur Geltung bringen konnte. Neben ihr traten die Damen Fröhlich und Albes, die Herren Schulz, Keller und Sondermann besonders hervor.

Am Sonnabend, den 27. Januar cr., findet im Königlichen Opernhause auf Allerhöchsten Befehl eine Théàtre paré- Vorstellung statt. Zur Aufführung gelangt, neu einstudiert, „Das eherne Pferd“, Märchen⸗Oper in drei Aufzügen von Eugen Scribe, Musik von Auber, bearbeitet von Engelbert Humperdinck. Die Damen Herzog, Rothauser, Dietrich, „Pohl und die Herren Grüning, Bachmann, Knüpfer und Philipp sind in den Haupt⸗ rollen beschäftigt. Kapellmeister Strauß dirigiert. Das Werk ist vom Ober⸗Regisseur Tetzlaff in Scene gesetzt, die dekorative Ein⸗ richtung hat der Ober⸗Inspektor Brandt esorgt. Für diese Vor⸗ stellung findet der Billetverkauf zu sämmtlichen Plätzen von heute ab statt. Das Abonnement bleibt bestehen (25 Abonnements⸗Vorstellung; Sonntag: 24. Abonnemente⸗Vorstellung). Das Publikum wird ersucht, in Gesellschafts⸗Toilette zu erscheinen. Die Vorstellung beginnt um

Uhr.

Im Königlichen Schauspielhause geht am Freitag, den 26 d. M., auf Allerhöchsten Befehl Josef Lauff's historisches Schau⸗ spiel „Der Eisenzahn“ in Scene.

Im Berliner Theater geht morgen zum ersten Male „Der goldene Käfig“, Schauspiel in vier Akten von Felix Philippi, in Scene. Die Roll en sind folgendermaßen besetzt: Herzogin Mutter: Frau Baumeister; Erna: Fränlein Hofer; Herzog Oscar: Herr Bassermann; Graf Gregore di Madrescu: Herr Hofmeister; Andreas Gerberding: Herr Pittschau; . Arthur: Herr Walden.

Im Theater des Westens sind die Voeproben zu der Oper Der Bärenhäuter“ von Arnold Mendelssohn in vollem Gange. Die Direktion hofft, das Werk Anfang Februar zur Erstaufführung bringen zu können.

„Dreiviertelwelt“, die Novität von Richard Jaffé und Rudolf Stratz, die am Sonntag im Lessing⸗Theater zur Erstaufführung gelangt, besteht aus zwei Stücken: „Der Außenseiter“, Lustspiel in einem Akt, und „Fastnacht“, Schauspiel in zwei Aufzügen.

Das für heute angekündigt gewesene Konzert der Frau Nellie Melba kann wegen Erkrankung der Künstlerin nicht stattfinden.

In dem Konzert mit eigenen Kompositionen, welches Herr Karl Gleitz am Donnerstag in der Philharmonie veranstaltet, wirken außer dem Philharmonischen Orchester mit: Frau Ida Ekmann (Sopran), die Herren Ludwig Heß (Tenor), Alexander Heinemann (Bariton), ferner Fräulein Martha Siebold (Klavier), Herr Robert Erben (Klavierbegleitung), sowie ein aus 250 Personen bestehender Chor, zusammen⸗ gestellt aus den Chören der Herren Max Eschke, Professor Elsmann und Musikdirektor Schnöpf. Das Programm enthält: „Pietà“, für kleines Orchester (op. 16 Nr. 3), Lieder für Sopran, „Simson“, symphonische Dichtung für großes Orchester (op 33), Lieder für Bariton, „Irrlichter“, Phantasie für Klavier und Orchester (op. 4), „Hafbur und Signild“ für Soli, Chor und Orchester (op. 34.).

In einem Lieder⸗Abend, welchen die Großherzoglich sächsische Hof⸗Opernsängerin Frau Marie Schoder gemeinschaftlich mit Herrn Hof⸗Kapellmeister Felix Weingartner am 7. März im Saal Bechstein veranstaltet, wird die Sängerin nur Kompositionen von bern Felix Weingartner zum Vortrag bringen. 8

ei dem morgen, Mittags 12 Uhr, in der Marienkirche stattfindenden Orgelvortrage des Mufikdirekrors Otto Dienel.