des betreffenden Artikels gerichtet werden und nicht an den Beamten, welcher denselben verlesen habe, ohne die Ver⸗ antwortung dafür zu übernehmen. Was eine Interp llation über die Frage anlange, so müsse man den Ausgang des Assumptionistenprozesses abwarten. Hierauf wurde die An⸗ gelegenheit mit 319 gegen 214 Stimmen auf einen Monat vertagt und die Berathung des Budgets fortgesetzt.
In der heutigen Sitzung der Deputirtenkammer brachte Brisson einen Gesetzentwurf ein, in welchem die Säkularisierung der Güter von nicht genehmigten männlichen Kongregationen gefordert wird.
Der Prozeß gegen die Assumptionisten⸗Patres wurde gestern fortgesetzt. Der Staatsanwalt führte aus, daß das Ver⸗ eichniß der Deputirten, von denen er vorgestern mitgetheilt habe, ie verdankten ihre Wahl der Unterstützung durch die Assump⸗ ionisten und deren Organe, nicht von ihm herrühre, sondern aus einem von Assumptionisten geleiteten Blatt stamme. Der Staats⸗ anwalt drückte sodann seine Freude darüber aus, daß die Deputirten, welche er im Auge gehabt habe, sich dagegen verwahrt hätten, von den Assumptionisten unterstützt zu sein. Schließlich
wurden die Assumptionisten⸗Patres zu je 16 Fr. Geldbuße verurtheilt. Außerdem sprach der Gerichtshof die Auflösung der Assumptionisten⸗Gesellschaft aus. Der Schluß der Sitzung 1; ohne Zwischenfall.
Italien.
Als Abschluß der 1891 eingeleiteten Verhandlungen unterzeichneten, wie dem „W. T. B.“ aus Rom gemeldet wird, der Minister des Auswärtigen Visconti Venosta und der französische Botschafter Barrère gestern ein Protokoll, durch welches die Abgrenzung der italienischen und französischen Besitzungen an der Küste des Rothen Meeres bestimmt wird. Die Grenzlinie geht aus von dem äußersten Ende des Vorgebirges Ras Dumeira, folgt alsdann der Wasserscheide des Vorgebirges und richtet sich schließlich gegen Südwest in der Weise, daß Italien die v gelassen werden, die von Assab nach Aussa führen. Die vertragschließenden Parteien behalten sich vor, später die 5 der kleinen, Ras Dumeira gegenüberliegenden Inseln zu regeln and machen sich verbindlich, die Besitzergreifung derselben d ch eine andere Macht zu verhindern. 8 G
8 Spanien.
Nach einem Beschluß des Ministerraths wird, dem W. T. B.“ zufolge, der Minister⸗Präsident Silvela heute ber Kö nigin⸗Regentin einen Erlaß unterbreiten, durch welchen die Strafen, welche die Anarchisten von Barcelona jetzt ver⸗ büßen, in Verbannung umgewandelt und alle für Preßvergeyen verhängten Strafen erlassen werden.
Portugal.
Aus Lissabon wird dem „W. T. B.“ berichtet, daß die Regierung, angesichts der Unmöglichkeit, die Ausgaben zu vermindern und die indirekten Steuern und die Zölle zu änd eine Erhöhung der Stempelsteuer beschlossen habe. Auch sollen künftig alle Zahlungen des Schatzamtes
elsges stempel⸗
“ b1“ 1““ Nach einer dem „W. T. B.“ zugegangenen Meldung aus Washington berieth der Senat am Dienstag den Antrag des Senators Jones, die Abstimmung über die Ratifikation des Samoa⸗Vertrags nochmals zur Berathung zu stellen. Jones erklärte, der Vertrag sei unter der Voraussetzung rati⸗ fiziert worden, daß die Errichtung einer Zivilregierung auf Tutulla nicht beabsichtigt sei; allein einen Tag nach der Ratifikation öe. ein augenscheinlich von gut unterrichteter Seite stammender ericht der Zeitungen gemeldet, daß eine Zivilregierung auf den Inseln werde errichtet werden. Der Senator Pektig rew ataafa mit dem Vertrage unzufrieden sein solle. Das Mitglied des Aus⸗ chusses für auswärtige Angelegenheiten Davis führte aus, er habe keine Kenntniß hiervon, die amerikanische Regierung auf Tutuila werde an der früheren Lage nichts ändern. Bei der darauf vorgenommenen Abstimmung sprachen sich 11 Senatoren für und 22 gegen die Wiederberathung aus.
Das Haus war somit nicht beschlußfähig. 1
Bryan hielt vorgestern in Stamford (Connecticut) eine Rede, in welcher er ausführte, daß, wenn in Amerika die Goldwährung eingeführt werde, das Land durch jeden Wechsel in Europa würde beeinflußt werden. Wenn jetzt so viel Un⸗ ruhe herrsche, weil Großbritannien mit den wenigen Buren im Kampfe liege, die für ihre Unabhängigkeit kämpften, was würde das Ergebniß sein, wenn Großbritannien sich mit einer
ihm ebenbürtigen Nation zu messen hättey;—
Asien. 111“ Wie dem „W. T. B.“ aus Shanghai vom heutigen Tage berichtet wird, melden die „North China Daily News“,
daß durch ein gestern Abend von dem Kaiser Kwangsu unterzeichnetes Edikt der 9 Jahre alte Sohn des Prinzen Tuano, Namens Put⸗Sing, zum Kaiser ernannt worden
1“
ei. Derselbe werde am 31. Januar den Thron besteigen.
Afrika.
em „Reuter'schen Bureau“ wird aus Lourenço Marques vom gestrigen Tage gemeldet: Eine aus Pretoria ommende Depesche enthält nähere Einzelheiten über das Ge⸗ echt bei Olivers Hoek. Es wird darin gemeldet,
die Engländer vier oder fünfmal täglich ihre ermüdeten Soldaten durch frische Mannschaften ersetzt hätten. Die Buren hätten einen Todten und zwei eicht Verwundete verloren. Bei den Burentruppen herrsche
zuversichtlichste Stimmung. Die britischen Truppen hätten schwere Verluste erlitten. Botha habe den Oberbefehl über die Truppen auf dem Spionskop über⸗ nommen; Cronje sei anderwärts hingesandt worden. Im britischen nördlichen Lager herrsche Verwirrung, man habe gesehen, wie die Truppen sich ziellos hin⸗ und herbewegten.
Die „Daily Mail“ erfährt aus Louren çCo Marques, daß allen Passagieren, als deren Reiseziel Transvaal bezeichnet sei, auf Befehl der portugiesischen Regierung gestern früh die Erlaubniß zur Abreise verweigert worden sei.
Das „Reuter'sche Bureau“ meldet von vorgestern Abend aus Spearmans Camp: Heute zu früher Stunde war das Gewehrfeuer hetier als je. Die Buren gaben Crest Kopje auf, das die britische Infanterie besetzte. Die Buren suchten hinter einem Steinwall Zuflucht; in dieser Stellung hielten sie Stunden lang aus; am Nachmittag aber sah man sie in vollem Rückzuge; sie liefen durch eine Schlucht, während die
prach sich für eine vgcalie Berathung aus, weil
Die britischen Truppen nahmen in der durch
überschüttete. . - Die heutigen
einen Steinwall gebildeten Deckung Stellung. Verluste sind gering.
Der „Times“ dagegen wird aus Spearmans Camp be⸗ richtet, das Feuern habe vorgestern den ganzen Tag gewährt. Den britischen Truppen sei es nicht gelungen, weiter vorzudringen. Die Buren hätten mehr Geschütze und seien, nachdem sie den von ihnen besetzten Höhenrücken, der sich fast ununterbrochen vom Drakensberg mehrere Meilen ostwärts erstrecke, befestigt hätten, für einen Kampf von fast unabsehbarer Dauer gerüstet.
Parlamentarische Nachrichten.
Die Berichte über die gestrigen Sitzungen des Reichstages und des Hauses der Abgeordneten befinden sich in der Ersten und Zweiten Beilage.
— In der heutigen (135.) Sitzung des Reichstages, welcher der Reichskanzler Fürst zu Hohenlohe und der Staatssekretär des Reichs⸗Justizamts Dr. Nieberding bei⸗ wohnten, stand auf der Tagesordnung die zweite Berathung des Gesetzentwurfs, betreffend Aenderungen und Ergänzungen des Strafgesetzbuchs, in Verbindung mit den dieselbe Materie betreffenden Anträgen des Zentrums und des Abg. Freiherrn von Stumm (Rp.) auf Grund des Berichts der XI. Kommission.
Der § 180 Str.⸗G.⸗B. des Entwurfs verschärft die Straf⸗ vorschrift über die Kuppelei; es soll Gefängnißstrafe nicht unter einem Monat eintreten, auch kann zugleich auf Geldstrafe von 150 bis 6000 ℳ erkannt werden. Sind mildernde Umstände vorhanden, so kann die Gefängnißstrafe bis auf einen Tag ermäßigt werden. Den Zusatz in dem Antrage des Zentrums, wonach die Vermiethung von Wohnungen an Frauenspersonen, welche gewerbsmäßig Unzucht treiben, nicht als Vorschubleistung anzusehen ist, sofern damit nicht eine Ausbeutung des unsittlichen Erwerbes der Mietherin verbunden ist, hat die Kommission gestrichen.
Berichterstatter Abg. de Witt⸗Köln (Zentr.) giebt einen Rückblick auf die Vorgeschichte der Vorlage, die jetzt seit dem im Jahre 1892 stattzebabten Prozeß Heinze zum dritten Mal an den Reichstag gekommen sei und eine erfolgreichere Be⸗ kämpfung der Prostitution anstrebe; diesem Rückblick läßt Referent eine Darstellung des Inhalts der Vorlage und der von der Kommission beschlossenen Abänderungen folgen. 3
§ 180 wird ohne Debatte in der Fassung der Kommission angenommen.
Nach § 181 der Vorlage, von der Kommission unver⸗ ändert angenommen, ist die Kuppelei, selbst wenn sie weder gewohnheitsmäßig noch aus Eigennutz betrieben wird, mit Zuchthaus bis zu 5 Jahren zu bestrafen, wenn
1) um der Unzucht Vorschub zu leisten, hinterlistige Kunst⸗ griffe angewendet werden, oder
2) der Schuldige zu der verkuppelten Person in dem Ver⸗ hältnisse des Ehemanns zur Ehefrau, von Eltern zu Kindern, von Vormündern zu Pflegebefohlenen, von Geistlichen, Lehrern oder Erziehern zu den von ihnen zu unterrichtenden oder zu erziebenden Personen steht. Neben der Zuchthausstrafe ist der Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte auszusprechen, auch kann zugleich auf Geldstrafe von 150 bis 6000 ℳ, sowie auf Zulässigkeit von Polizeiaufsicht erkannt werden. Sind im Falle der Nummer 2 mildernde Umstände vorhanden, so tritt Gefängnißstrafe ein, neben welcher auf Geldstrafe bis zu 3000 ℳ erkannt werden kann.
Die Abgg. Himburg und Genossen (d. kons.—) wollen mildernde Umstände nur zugelassen wissen, wenn es sich um die Verkuppelung Verlobter handelt; die Abgg. Albrecht und Genossen (Soz.) wollen die Strafe des § 181 im Falle der Nummer 2 nur eintreten lassen, wenn die Kuppelei aus Eigennutz betrieben oder auf den Willen der zu verkuppelnden Person zur Vornahme oder Duldung der unzüchtigen Handlung eingewirkt ist. Für den Fall der Ablehnung des letzteren Antrags wollen dieselben Antragsteller in Nummer 2 die Worte „des Ehemanns zur Ehefrau“ gestrichen wissen; ferner wollen sie dem § 181 einen neuen Absatz hinzufuͤgen: „Als Kuppelei ist die Duldung eines geschlechtlichen Verkehrs zwischen Ver⸗ lobten nicht zu erachten.“
Bis zum Schluß des Blattes nahmen die Abgg. Him⸗ burg und Stadthagen (Soz.) das Wort.
— Das Haus der Abgeordneten setzte in der heutigen (10.) Sitzung, welcher der Minister für Landwirth⸗ schaft ꝛc. Freiherr von Hammerstein beiwohnte, die zweite Berathung des Staatshaushalts⸗Etats für 1900, und zwar die gestern abgebrochene Debatte über den Etat der landwirthschaftlichen Verwaltung fort.
Abg. Gothein (fr. Vag.): Ia letzter Zeit hat sich die Uebung eingeschlichen, in der allgemeinen Erörtecung auf viele einzelne Titel des Etats einzugehen. Das ist gestern namentlich vom Abg. von Sanden und auch vom Abg. von Mendel geschehen. Diese Uebung empfiehlt sich aber nicht. Herr von Wangenheim hat mich gemahnt, nicht über landwirthschaftliche Dinge zu sprechen. Wir geben nicht den Herren den Rath, über Börsen⸗ und Handelsangelegenheiten zu sprechen. Ueber den Aufsehen erregenden „Harmlosen“⸗„Prozeß scheinen nach Herrn von Wangenheim nur der Minister des Innern und das Herrenhaus sprechen zu dürfen. Es handelt sich in diesem Prozeß um eine typische Erscheinung. Die Väͤter sollten ihre Söhne dazu anhalten, sich anders zu benehmen. Es ist schon alte Gewohaheit, sich nach gutem Essen zum Spiel zu⸗ sammenzusetzen; die Väter sollten dafür sorgen, daß die Söhne das Spiel garnicht kennen lernen. Ich habe immer gefunden, daß am liebsten diejenigen spielen, die am wenigsten zuzusetzen haben. Herr von Wangenheim sagt, daß dieses Spiel in keinem Verhältniß zum Spiel in mir nahestebenden Kreisen stehe, und er meinte damit die Börsenkreise. Ich habe nicht ein Termingeschäft gemacht, wohl aber haben dies Leute heimlich gethan, die öffentlich am meisten über die Termingeschäfte herzogen. Gerade die soliden Kaufleute sind der Ansicht, daß durch das Verbot des Terminhandels das Geschäft viel unsolider geworden sei. Allerrings giebt es an der Börse auch Spieler, und ich stehe nicht an, dies für ein Unglück zu halten, aber ich habe noch nicht gehört, daß ein solcher Spieler nach seinen Verlusten Hilfe vom Staat verlangt hätte. Was könnte die Land⸗ wirthschaft nicht leisten, wenn die Herren Söhne nicht so viel durch⸗ brächten! Die Landwirthschaftskammern haben nachgewiesen, daß eine Besserung in der Lage der Landwirthschaft eingetreten sei. Wie lange dieselbe anhalten wird, kann man cbensowenig wissen, wie die Dauer des Aufschwungs der Industrie. Herr von Mendel sagt, bei einer Prosperität der Landwirthschaft würde es keine Leutenoth geben Aber der Arbeitermangel besteht jetzt auch in der blühenden Industeie, namentlich im Kohlenbergbau und in der Eisenindustrie. Herr von Wangenheim meint, daß die Maschine der Landwirthschaft nicht viel nütze; die Fabriken landwirthschaftlicher Maschinen verzeichnen aber gerade infolge des Arbeitermangels große Nachfrage nach Maschinen.
Fücisch. Artillerie sie mit Shrapnels und Lyddit⸗Granaten
Einer der wissenschaftlichen Vertreter der Agrarier, Profe ssor Julius Wolf in Breslau, sagt in einem Vortrage: Das Wichtigste für die Landwirthschaft des 19. Jahrhunderts sei gewesen, daß. sie es verstanden habe, die Produktionskosten herabzudrücken mit Hilfe der Maschinen und Verwendung künstlicher Düngemittel. Gerade der Arbeitermangel hat die Landwirthschaft dazu veranlaßt. Das Jahr 1898 hat nach der amtlichen Statistik den höchsten Ernteertrag ergeben, und das Jahr 1899 diesen nach den vorläufigen Ergebnissen noch übertroffen. Die Fabrikanten von landwirthschaftlichen Maschinen bezeugen auch, daß nicht nur die Nachfrage nach Maschinen größer, sondern daß auch die Kasseneingänge wieder gut geworden seien. Bei intensivem Betrieb und Verwendung künstlicher Düngemittel ist auch heute noch der Getreidebau rentabel. Dagegen werden den kleinen Viehzüchtern die Futtermittel durch die Zölle sehr vertheuert. Die Erhöhung der Getreidepreise soll nicht nur dem Besitzer, sondern auch dem Arbeiter zu gute kommen; das ist nicht richtig, denn nur noch in sehr wenigen Gegenden herrscht die Naturallöhnung. Fürst Hohenlobe hat gesogt, die Landwirthe, die nicht Getreide verkaufen könnten, hätten keinen Vortheil von den Getreidezöllen. Die Industrie hat auch keinen Vortheil davon; denn wenn die Lebensmittel theurer werden, muß sie den Arbeitern höhere Löhne zahlen. Ich möchte die Agrarier davor warnen, beim Abschluß der Handelsverträge den Bogen zu straff zu spannen; die Landwirthschaft würde unter einem Rückgang der Exvportindustrie mitleiden. Herr von Wangenheim meint, eine künstlich gezüchtete Exportindustrie nütze nichts und dürfe nicht vom Staat unterstützt werden. Ich bin ganz derselben Ansicht, z. B. bezüglich der Zuckerindustrie. Die Freiheit des Handels ist eigentlich das Richtige, seder muß Nahrungsmittel von dort nehmen können, wo er sie am billigsten be⸗ kommt. Daran denkt aber doch niemand, die Getreidezölle plötzlich wieder aufzuheben; das wäre ein ebenso großes Unglück wie deren Einfüh ⸗ rung. Wir wünschen vielmehr nur ein allmähliches, schrittweises Herabgehen. Meine Partei hat noch nie eine Forderung im landwirthschaftlichen Etat abgelehnt, so sind wir auch mit den Mehrforderungen des vor⸗ liegenden Etats einverstanden. Ich bedenke auch hier, daß die Landwirthschaftskammern auf manchen Gebieten gedeihlich ge⸗ wirkt haben, und ich hoffe, daß sie in dieser Weise weiter wirken werden. Wenn jeder sich bemühen würde, auch den andern leben zu lassen, anstatt auf Vertheuerung der Lebensmittel hinzu⸗ wirken, und wenn die Landwirthschaft bestrebt ist, die Produktions⸗ kosten zu vermindern, dann wird die Landwirthschaft auch wieder zur alten Höhe emporsteigen.
Et nahm der Abg. Freiherr von Zedlitz und Neukirch (freikons.) das Wort, dessen Rede beim Schluß des Blattes noch fortdauerte. 8 “
Nr. 4 der „Veröffentlichungen des Kaiserlichen Ge⸗ sundheitsamts“ vom 24. Januar hat folgenden Inhalt: Personal⸗ Nachrichten. — Gesundheitsstand ꝛc. — Zeitweilige Maßregeln gegen Pest. — Desgl gegen Pocken. — Gesetzgebung u. s. w. (Deutsches Reich) Heroln. — (Preußen). Aerztliche Ehrengerichte c. — Ab⸗ schriften der ärztlichen Verordnungen. — Choleraverdächtige Erkran⸗ kungen. — (Sachsen.) Fleischbeschauer. — Gang der Thierseuchen im Deutschen Reich, 15 Januar. — Desgl. Maul⸗ und Klauen⸗ seuche, 1898. — Desgl. Lungenseuche. — Zeitweilige Maßregeln gegen Thierseuchen. (Deutsches Reich, Preuß. Reg.⸗Bezirke Frank⸗ furt, Arnsberg, Sigmaringen, Schweiz, Dänemark). — Verhandlungen von gesetzgebenden Körperschaften, (Italien.) Wein. — Vermischtes. (Preußen. Berlin.) Fleischschau. 1898/99. — Geschenkliste. — Wochentabelle über die Sterbefälle in deutschen Orten mit 40 000 und mehr Einwohnern. — Desgl. in größeren Städten des Aus⸗
landes. — Exckrankungen in Krankenhäusern deutscher Großstädte. —
Desgl. in deutschen Stadt⸗ und Landbezirken. — Witterung.
Statistik und Volkswirthschaft.
Uebersicht 8
der Studierenden an den höheren landwirthschaftlichen Lehranstalten Preußens
im Winter⸗Semester 1899/1900.
eingetretene Studierende V
aus früheren Semestern
Studierende Hospitanten zusammen
Landwirthschaftliche Hochschule zu 81464““ 12 28 580 *) Landwirthschaftliche Akademie zu Poöppelthhtf. . . . ....8 265 56 342 zusammen 490 183 922
*) Außerdem nahmen an den Vorlesungen und Uebungen an der
80 d0 &
Landwirthschaftlichen Hochschule zu Berlin theil: 54 Studierende der
Universität und 1 Studierender der Thierärztlichen Hochschule, zu⸗ sammen 55 Studierende; es studierten somit überhaupt an der Berliner Hechschule (580 + 55 =) 635, an beiden Lehranstalten (922 + 55 =) 977 Hörer. 18
Von den 922 Studierenden stammen: aus der Provinz Ostpreußen Wefthrenchen 11 Brandenburg (einschl. Berlin .....
ommern . . “ lesien... E111“; Schleswig⸗Holstei nnover.. estfalen..
essen⸗Nassau. ..“ 8
zusammen aus Preußen
1““
“ . 741 Stuͤdierende, aus den übrigen deutschen Staaten .109 *
mithin aus dem Gebiete des Deutschen 8 E““
ferner aus dem Auslande 1 2 „14usammen wie oben . 922 Studierende.
Deutschlands Roheisenproduktion im Dezember 1899.
Nach den statistischen Ermittelungen des Vereins deutscher
Eisen⸗ und Stahlindustrieller belief sich die Roheisenproduk⸗
tion des Deutschen Reichs (einschließlich Luxemburgs) im Monat
Dezember 1899 auf 645 074 t; darunter Puddelroheisen und
Spiegeleisen 130 392 t, Bessemerroheisen 41 115 t, Thomasroheisen
363 096 t, Gießereiroheisen 110 471 t. Die Produktion im No⸗ vember 1899 betrug 664 388 t, im Dezember 1898 662 338 t. Vom 1. Januar bis 31. Dezember 1899 wurden produziert 8 029 305 t gegen 7 402 717 t im gleichen Zeitraum des Vorjahres
e“ 8 6 1¹ 88 — 1
2 Fleischschau in Berlin.
Den „Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesundheitsamts“ zufolge
sind in den hiesigen städtischen Vieh⸗ und Schlachthof während der Zeit vom 1. April 1898 bis 31. März 1899 aufg etrieben worden: 223 072 Rinder (1897/98: 211 195), 175 624 Kälber (162 612), 562 797 Schafe (574 805) und 832 178 Schweine (856 859). Von dem Auftriebe wurden lebend wieder ausgeführt: 69 397 Rinder (60 486), 25 422 Kälber (24 275), 153 495 Schafe (169 236) und 172 625 Schweine (195 691). Geschlachtet wurden in den städtischen Schlachthäusern einschließlich des Polizei⸗ und des Seuchenbof⸗ Schlachthauses: 153 675 Rinder (150 611), 150 202 Kälber 829), 409 302 Schafe (404 309) und 659 553 Schweine 657 659). — Von den geschlachteten Thieren wurden seitens der Veterinär⸗ polizei sowie der städtischen Fleischschau beanstandet 7938 ganze Thiere und 216 518 Organe. Die Veranlassung zur Beanstandung ganzer Thiere bildeten hauptsächlich Tuberkulose (4831 Fälle), Finnen (1157), Rothlauf (271), Gelbsucht (185). Wassersucht (122), Trichinen (85), Kalkkonkreme⸗te (73), Schweineseuche (25). Von den beanstandeten Thieren konnte das Fleisch von 1703 Rindern, 86 Kälbern, 8 Schafen und 3238 Schweinen wegen geringeren Krank⸗ heitsarades durch Kochen in besonderen Apparaten unter amtlicher Aufsicht für die menschliche Nahrung erhalten werden. Der Abdeckerei überwiesen wurden 2951 geschlachtete und 1733 auf dem Transport verendete Thiere, sowie die beanstandeten Organe, wovon wegen Tuber⸗ kulose 57 083 Lebern, Lungen und Gedärme ꝛc., wegen Echisokokken 29 090, wegen Fadenwürmer 24 611, wegen Egel 20 242.
Von dem von auswärts eingeführten Fleisch wurden durch die Fleischschauämter der inneren Stadt 901 Rinderviertel, 305 Kälber, 12 Schafe, 26 Ziezen und 101 Schweine verworfen.
Tuberkulose wurde überhaupt festgestellt bei 30 345 Rindern eS 445 Kälbern (0,3 %), 8 Schafen und 25 835 Schweinen 3,9 %).
d Die Maul⸗ und Klauenseuche wurde am Viehmarkt an 4 mal, an Schafen 2 mal, am Schlachthof an Rindern 22 mal beobachtet.
Rothlauf der Schweine zeigte sich auf dem Viehhof an 16, auf dem Schlachthof an 259 Thieren; Fälle von Schweineseuche kamen am Viehmarkt 38 mal, am Schlachthof 21 mal vor.
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Zur Arbeiterbewegung.
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Zum Ausstand der Berliner Einsetzer theilt die „Volks⸗Ztg.⸗
mit, daß nach dem Bericht der Lohnkommission bis Dienstag Abend
50 Meister, die ungefähr 150 Arbeiter beschäftigen, die Forderungen bewilligt haben. Ein Theil der Einsetzer arbeitet bis jetzt noch zu den alten Bedinqgungen weiter. (Vergl. Nr. 21 d. Bl.)
Aus Köln berichtet die „Voss. Ztg.“, daß die Kohlenarbeiter des Wurmreviers eine Lohnerhöhung um 20 %, die Gewährung eines Krankengeldes von mindestens 2 ℳ täglich, die Wiederaufnahme der entlassenen Arbeiter, sowie eine besondere Zuwendung von 15 ℳ verlangen. Im Falle der Ablehnung dieser Forderungen soll der Ausstand am 1. Februar beginnen.
Zum Ausstande in den schlesischen Kohlenwerken meldet dasselbe Blatt, daß auf der Florentiner Grube gestern nur noch 220 jüngere Arbeiter gegen 300 am vorgestrigen Tage ausständig waren, auf dem Gudullaschacht, der Schaffgotsch⸗ und der Paulus⸗ grube ungefähr 50 (vergl. Nr. 20 d. Bl.).
In den Ausstandsgebieten der böhmischen und mährischen Kohlenreviere ist wie „W. T. B. berichtet, die Lage nahezu unverändert. Im Schlaner Bezirk ist den Arbeitern des Marek⸗ Schachtes die geforderte Lohnerhöhung gewährt, die Arbeit infolge dessen wieder aufgenommen worden. Die Arbeiter in Schwadowitz und Schatzlar baben ihre Forderungen überreicht und beabsichtigen, falls dieselben nicht bewilligt werden, am Freitag in den Ausstand zu treten. In Nutschitz, Bezirk Kladno, ist sowohl der Betrieb des Bergwerks als auch derjenige der Eisenerz⸗Röstöfen der Böhmischen Montan⸗ Gesellschaft infolge Kohlenmangels worden. Auf den
echen im Mieser Bezirk sind 4414 Arbeiter ausständig. Auf dem Zieglerschacht, wo gestern noch vollzählig gearbeitet wurde, er⸗ schienen gestern nur 133 Arbeiter. In Karlsbad stellten am 23. d. M. 336 Bergarbeiter die Arbeit ein und über⸗ reichten ihre Zwei Porzellanfabriken reduzierten bereits infolge der Kohlennoth ihren Betrieb. Das Sprudelsalzwerk in Karlsbad stellte den Betrieb im Sudhause ein. Im östlichen Theil des Mährisch⸗Ostrauer Bezirks hat sich die Lage gestern bedeutend gebessert. — Wie dem genannten Bureau aus Wien mitgetheilt wird, erfolgen die Kohlensendungen nach dem Ausland nach wie vor anstandslos, soweit Waggons hierfür vorhanden sind. In Prag ist infolge des Kohlenmangels der elektrische Betrieb der Straßenbahnen eingeschränkt worden; auch wurden mehrfach Schulen und Fabrikbetriebe aus dem gleichen Grunde geschlossen.
(Vergl. Nr. 22 d. Bl.)
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Kunst und Wissenschaft. Im zweiten Cornelius⸗Saale der National⸗Galerie
sind zur Zeit die Keuerwerbungen der Sammlung, welche unter
der Leitung des Direktors von Tschudi systematisch erweitert wird, ausgestellt. Das Ziel, die Berliner National⸗Galerie zur ersten aller deutschen Sammlungen neuerer Kunst zu gestalten, rückt, dank der Umsicht und Energie ihres Leiters, von Jahr zu Jahr näher. Aber auch viele Berliner Kunstfreunde haben in dankens⸗ werther Uneigennützigkeit dazu mitgewirkt, indem sie der deutschen Kunst durch die Schenkung bedeufender ausländischer Werke einen glänzenden Hintergrund schußen. Die in kurzer Zeit zusammengebrachte Kollektion französischer, englischer und italtenischer Bilder und Skulpturen bildet jetzt mit den Gemälden der Raczynski'schen Galerie und der Ausstellung der interessantesten Handzeichnungen den Haupt⸗ inhalt des zweiten Stockwerks. Er kommt auch in dieser Neuauf⸗ stellung zu imponierender Geltung.
Die Erwerbungen des letzten Jahres sind auf die deutschen Schulen beschränkt. Eine frühe Landschaftsskizze von Anselm Feuerbach bereichert die Sammlung in willkommener Weise: ein ödes, weites Felsenthal, von Wolkenzügen beschattet, die nur am Horizont sich lichten. Ernste, melancholische Stimmung ist über dieses Werk des allzufrüh verstorbenen Meisters gebreitet. Darunter steht ein außergewöhnlich leuchtendes und warm⸗ getöntes Bild Adolf von Menzel's aus dem Jahre 1842. Ein Zug der Berlin⸗Potsdamer Bahn fährt durch die Wiesen des Vordergrundes; der Dampf der Lokomotive steigt auf vor einer dunkeln Baumgruppe, hinter deren tiefen Tönen das Blau des Himmels doppelt bell zu leuchten scheint. Rechts verschwinden die Häusermassen Berlins in rauchigem Dunst. Gabriel Mar schildert mit überraschender Schlichtheit und gesunder Empfindung drei Schwestern, die, auf ihre Handarbeit und Bücher gebückt, auf grüner Wiese an einem runden Gartentisch sißen. Die zarte Tongebung dieses liebenswürdigen Genrebildes kontrastiert auffallend gegen die kräftig derbe Malweise Trübner’'s, von dem die Galerie eine sehr charakteristische Arbeit der Pariser Zeit, „Das Mädchen auf dem Sopha', erworben hat. Zwei Bilder Wilhelm Leibl's reihen sich hier passend an; aus dem bärtigen Männerbildniß von 1870 spricht noch der lugendliche, in Farben schwelgende Kolorist zu uns, der die Zeichnung absichtlich vernachlässigt. Die etwa ein Jahrzehnt später entstandenen Wildschützen“ dagegen sind ein Spezimen der bekannten minntiösen Durchführvng, wie sie die Mehrzahl der Meisterwerke des Malers von Aibling auszeichnet. „Die Schusterwerkstatt“ von Max Liebermann kann man als Virtuosenstück fesselnder und geistreicher Lichtführung bezeichnen, bei der indeß auch die Charakteristik der Ge⸗ stalten in Haltung und Geberde nicht zu kurz kommt.
Volksbädern,
Mais: Donauländer.
Süd⸗Australten.
In dem Wettbewerb um Erlangung von Entwürfen zu der von der „Deutschen Gesellschaft für Volksbäder in Berlin“ im vorigen Jahre ausgeschrieben wurde, hat, wie das „Centralbl. d. Bauverw.“ meldet, das Preisgericht, dem als bautechnische Mitglieder die Herren Baurath Böckmann, Baurath Herzberg. Ober⸗Baudirektor Hinckeldeyn, Baurath Kayser und Bau⸗ rath Schmieden angehörten, am 19. d. M. die Entscheidung folgender⸗ maßen getroffen. Für den besten Entwurf zu einer großen freistehenden Badeanstalt erhielt den Preis von 900 ℳ der Hof⸗Ingenieur David Grove in Gemeinschaft mit den Architekten Walther und Schultze in Berlin, für den besten Entwurf zu einer großen eingebauten Bade⸗ anstalt den Preis von 900 ℳ der Ingenieur Karl Keufner in Berlin. Unter den Entwürfen für kleine Badeanstalten war keiner derart, daß er als der unbedingt beste hätte bezeichnet werden können. Die zur Verfügung stehenden zwei Preise von je 600 ℳ wurden deshalb unter die Verfasser von vier gleichwerthigen Arbeiten so vertheilt, daß für Entwürfe zu einer kleinen eingebauten Anstalt der Regierungs⸗Bau⸗ meister Fritz Kritzler in Berlin und der Architekt Rudolf Vogel in Hannover, für Entwürfe zu einer kleinen freistehenden Anstalt der Ho⸗Ingenieur David Grove in Gemeinschaft mit den Architekten Walther und Schultze in Berlin und der Architekt Wilh. Luthardt in Chemnitz je einen Preis von 300 ℳ erhielten.
Land⸗ und Forstwirthschaft.
Getreidemarkt Genuas. Der Kaiserliche General⸗Konsul in Genua berichtet unter dem
16. d. M. Folgendes:
Der Getreidemarkt in Genua verlief im Monat Dezember v. J. in ruhiger Haltung. Die Weihnachtsfeiertage und der bevorstehende Jahreswechsel brachten wie gewöhnlich einen stillen Geschäftsgang mit sich. Nach nationalem Getreide war geringe Nachfrage. Am 29. Dezember v. J. wurden notiert für:
Goldfranken pro dz Weichweizen: Berdiansca Awma.. . 16,25 — 16,50 11“ 4 a . .. .169,o Nicolajew Ayma . . . 16 00 — 16,25 8 Ghirca. 15,75 — 15 ½ Odessa Azyma 16“ 15,50 — 15,7 A111“ Theodosia, Eupat, Kertsch. be11ö1ö1“3“ Taganrog. Berdiansca Soria. ½ Plata 15,00 — 15,25 10,25 — 11,25 Odessa. 10,50
Die Getreidevorräthe und Preise für den Doppelzentner stellten
sich am 31. Dezember v. J., wie folgt: .
unverzollt
Goldfranken Lire 15,50 — 16 50 25 — 25,50 15,00 — 19,00 5 9,75 — 11,50 16 — 16,75 Hafer. 7 500 „ 10,75 — 11,00 20,25 — 20,50 Roggen. 960 „ 13,75
Auch der Markt am 13. d. M. zeigte wenig Bewegung, ungeachtet der Ankunft zweier Schiffsladungen Getreide von Teodosia und Nicolajeff, durch welche die Vorräthe erhöht wurden. Ein⸗ heimisches Getreide lag flau und unverändert. —
Es notierten: unverzollt inländisch
Weichweizen Goldfranken 15 — 16,50 Lire 25 — 25,50 Hartweizen 15 — 19,00 „ 28,25 — 28,50.
15
. 30 500 dz . 33 000 „ 22 100
Weichweizen. Hartweizen Mais.
Ernteaussichten in Australien. “
Das Kaiserliche General⸗Konsulat in Sydney berichtet unter dem 18. v. M. Folgendes:
Der voraussichtliche Ertrag an Weizen in den drei Weizen exportierenden Kolonien des australischen Festlands wird für das Erntejahr 1899/1900, wie folgt, berechnet:
Vickoriea 220 000 000 Bushel = 7 270 000 hl Neu⸗Süd⸗Wales 13 239 000 „ ⸗ 4 812 377 „ 10 500 000 „ = 3 816 750 „
. . 43 739 000 Bushel = 15 899 127 hl. Nach Ahbzug der für Nahrungs⸗ und Saatzwecke nöthigen Weizen⸗
menge stellt sich das zu Ausfuhrzwecken verfügbare Quantum in den
genannten drei Kolonien, wie folgt: Victoria etwa . . 12 000 000 Bushel Neu⸗Süd⸗Wales etwa. 3 086 000 „ Süd⸗Anstralien etwa. 7 000 000 1 2 544 590 „ Zusammen etwa 22 086 000 Bushel 8 027 261 hl.
Hiervon dürfte die Kolonie Queensland etwa 2 500 000 Bushel und West⸗Australien etwa 500 000 Bushel gebrauchen, sodaß das Festland Australiens rund 19 000 000 Bushel = 6 906 50) hl nach anderen Ländern ausführen könnte.
Ueber die Ernteaussichten in Neu⸗Seeland liegen bisher noch keine Nachrichten vor. Der Weizenbau ist jedoch seit einigen Jahren in jener Kolonie zurückgegangen, und die verfügbare Ausfuhrmenge dürfte, wenn eine solche überhaupt vorhanden sein sollte, nur gering sein. 1
Infolge des Krieges in Süd⸗Afrika und der damit verbundenen großen Nachfrage nach Schiffsräumen haben nicht nur die Dampfer⸗ Frachtsätze, sondern auch diejenigen für Segelschiffe bedeutend an⸗ gezogen.
Während vor drei Monaten 27 sh. 6 d. als Durchschnitts⸗ Weizenfrachten nach London notiert wurden, stehen dieselben geger⸗ wärtig zwischen 33 sh. 9 d. und 35 sh. per englische Tonne. Das entspricht einer Frachtrate von 11 d. per Bushel oder 2,55 ℳ per Hektoliter. Ein weiteres Steigen der Frachten steht in Aussicht.
4 362 000 hl. 1 121 761 „
FErnteergebniß Canadas im Jahre 1899. Der Kaiserliche Konsul in Montreal berichtet unter dem
6. d. M. Folgendes:
Nach den amtlichen Erhebungen stellt sich in den für den Welt⸗
handel mit Getreide in Betracht kommenden canadischen Provinzen das endgültige Ernteergebniß des Jahres 1899, wie folgt:
In Busbel:
Zu⸗ Im Vergleich
DOntario Manitoba 1 zum sammen: Porjahre 1898
Ee“ Weizen, Herbst⸗ [14 439 827 —
1616“ Roggen Buchweizen... Mais
rund: 89 897 724[22 318 378 [112 216 1027+ 8 Millionen
„ Frühlings⸗. 7 041 317,727 922 230 149 403 374—8 -14 830 891]15 379 156] 20 210 0477+ 3½ . 2 284 846 64 340% 2 349 186— 1 2 203 299 — 2 203 299, — 110
(außer für
Futterzwecke) [21 673 234 — 21 673 2341— 1 ⅓ oder in beiden Proovinzen zusammen in Doppel⸗Zentnern:
Im Vergleich zum Vorjahre 1898
Hafer Weizen*) (1 „ Gerste (1 Roggen (1 Buchweizen (1 Mais 1
M. is (außer für Futter⸗
rund: 17 302 601 ◻☛ 1 ¼ Millionen 13 442 658 — 21/10 „ 4 399 323 £ ½¼ . 596 599 — ⁄0 „ 48 479 614 — „ = 56 5 504 135 + „ Anbauflächen und durchschnittlicher Ertrag per Aere stellten sich
(1 Bush. 34 Pfd. engl.) 60 ) 48 ) 56 ) ) )
Iöl-
in den Jahren 1899 und 1898, wie folgt:
Manitoba. 1899 1898
Ertrag per Aecre in Bushel
Anbau⸗ fläche Aecres
Ertrag ]— Anbau⸗ per Acre fläche in Bushel] Acres
1 629 995 1 488 232 17,0 575 136 514 824 33,6
182 912 158 058 Ontario. 1
Anbau⸗-⸗ Ertrag fläche per Aecre Aecres sin Bushel
per Acre sin Bushel
Hafer. 2 363 778 88, 2 376 360 Weizen, Herbst. 1 049 691. 13, 1 048 132
„ Frühlings-.. 398 726 17, 389 205 “ 490 374 30,1 438 784 66* 137 824 16,6 165 089
Buchweizen 132 082 16 7 150 394
zwecke) 333 590 65,0 330 748
Das Ernteergebniß der canadischen Getreideprovinzen ist diesmal
eerr der Schätzung (Anfang August) nicht unerheblich zurückgeblieben und im Großen und Ganzen ungünstiger als im Jahre 1898. Letzteres gilt namentlich von Ontario. 1b
In Ontario haben beim Herbst⸗Weizen die Winterkälte, Brand (chess) und Schimmel (rust), beim Frühjahrs⸗Weizen Trockenheit und Schimmel (rust), beim Buchweizen Trockenheit und Frost, beim Mais Frost und Regen die Ernte quantitativ und qualitatio beein⸗ trächtigt. Während die Frühjahrs Weizener te noch immerhin leidlich war, bleibt die Herbst⸗Weizenernte um nicht weniger als etwa ⁄ gegen das Vorjahr zurück, und die Qualität wird als duürftig begeichnet. Hafer uand Gerste sind dagegen hervorragend zut ausgefallen.
Es war gehofft worden, daß die Weizenernte in Manitoba und den Nord⸗West⸗Tercitorien den Ausfall in Ontario mehr als decken werde. Diese Hoffnung ist nicht in Erfüllung gegangen: Dürre im August und Verheerungen durch die Hessenfliege haben zur Folge ge⸗ habt, daß in Manitoba nicht, wie seiner Zeit geschätzt wurde, 33 ½ Millionen Bushel Weizen, sondern nur 28 Milionen geerntet wurden; die Qualität wird als gut bezeichnet. Gerste hat eine Mittel⸗ Ernte gegeben, doch sind die Körner klein; die Haferernte war gut, die Qualität wird als hervorragend gut bezeichnet
Für die Weizenernte in den Nordwest⸗Territorien liegen amtliche Ernteberichte nicht vor. Sind die privaten Schätzungen, wonach sich dieselbe auf 11 Millionen Bushel = 3 Millionen Doppel⸗Zentner (1,1 Millionen Doppel⸗Zentner mehr als im Vorjahr) belaufen soll, korrekt, so würde das Gesammtergebniß der erwähnten 3 Provinzen an Weizen mit 16 ½ Millionen Doppel⸗Zentnern immer noch um 1 Million Doppel⸗Zentner gegen das Vorjahr zurückbleiben.
Die Anbaufläche weist in Ontario bei Gerste eine Zunahme, bei Roggen einen Rückang auf. In Manitoba hat bei den 3 wichtigsten Getreidesorten — Weizen, Hafer und Gerste — wiederum eine Ver⸗ mehrung der Anbaufl ’che um 10 bis 15 % stattgefunden. .“
2
*) Für die Weizenernte in den Nord⸗West⸗Territorien liegen amtliche Ernteberichte nicht vor; privatim wird dieselbe auf 3 Millionen Doppel⸗Zentner (in 1898 1,9 Millionen Doppel⸗Zentner)
Vorräthe von Getreide und Saat an den Importplätzen Hollands:
pro Ende Dezember 1899
An der Maas dam in
Rotter⸗ dam dam
Amster⸗ 1.
und Lasten Schie⸗ Zaan von 30 hl.
Roggen, gedörrter. — —
leicht gedörrter 1100 997 2140 Gerste, gedörrte — 92 —
leicht gedörrte und ungedörrte, 1200 55 454 1114“*“* Buchweizen und Grütze.. 200 Hafer. e* Rappsaat und Rübsen.. Schlagleinsaat
„ 6590
244 Fl.
ver 248 Fl.
u. .. 1804 F. * per, Maai 151 Fl. 122 Fl. 111
69 4207
1801
“ 800 85 1983 2868 — 30 230 A1 450 53 439 942 11I““ 425 145 2570 8 — 25 140 165 ö1 137 100 - M237 Vergleichende Tabelle der Preise auf Lieferung zu Amsterdam. — Ende Dezember: Roogs per 2100 kg 1890 1891 1892 1893 8 125 Fl. 111 gr 95 82
I. 97 Fl.
4931 10495 8375 8474 34088
1608 2001 1829 1510 3266 5132 7523 3927
2490 1618 1780 4947 8257 5280 7424 17451 70 1076 1056 273 477 681 1485 1309 337 522 1119 — 377 / 346 401 798 1714 501 920 1315 1029 986 1596 676 100 145 50 793 1007 545 208 1307 628 1436 292 623 ] 1266 1286 860 4011
1894 1895 1896 1897 1893 1899 8 103 Fl. 111 Fl. 132 Fl. 150 Fl. 134 gr 8 103 Fl. 113 Fl. 129 Fl. 144 Fl. 132 Fl..