1900 / 32 p. 5 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 03 Feb 1900 18:00:01 GMT) scan diff

amtmann Fritz am 13. Vormittags auf dem „Jaguar“ dorthin ein. Vorher sahen wir noch in den Hafen von Yap einen großen japanischen Segelschuner einlaufen. Derselbe hatte zu Handels⸗ wecken die Palau⸗Inseln besucht und den Taifun bei der Weiter⸗ b etwa hundert Seemeilen von den Palau⸗Inseln entfernt, auf hoher See gut überstanden. In seiner Nähe hatte er den O'Keefe'schen Schuner in hoher Noth mit den Elementen kämpfend Um drei Uhr verließ der „Jaguar“ in der Richtung auf Saipan den Hafen. Der „Kudat“ hatte ich den Befehl gegeben, nach öglichst schneller Erledigung ihrer Geschäfte uns dorthin zu folgen. Die Wirkung des Taifuns auf die See war während der ersten dreißig Dampfstunden durch eine besonders hohe Dünung noch un⸗ Vor Rota flaute die See ab. Der also einen weiteren Verlauf nach Norden genommen haben. Am 16. Morgens erreichten wir Rota und gingen westwärts der Insel zu Anker. Ein mit Booten gemachter Versuch, zu landen, war leider ohne Erfolg, da die Insel hier, wie an der nächsten Küste, wie bei der Weiterfahrt festgestellt wurde., von einem hohen Korallenkranze umgeben ist, der überhaupt keine Bootseinfahrt aufweist. Eingeborene passieren den Riffgürtel mit ganz flachen Kanus, die sie, aussteigend, über die Korallenfelsen an nicht stark brandenden Stellen hinüberschieben. Von Bord aus war ein größeres Dorf mit augenscheinlich sehr sorgfältig gebauten großen Häusern bemerkbar. Einige Eingeborene, gut nach ein⸗ facher europaäischer Art gekleidet, kamen ohne jede Scheu an Bord. Die Insel trägt auf den ebeneren Strandpartien in erheblicher Menge Kokospalmen. Die höher gelegenen Theile derselben und die ziemlich schroff ansteigenden Berggelände scheinen weniger angebaut zu sein. Angeblich wird Rota von 300 bis 400 Menschen bewohnt. Am 17. früh Morgens wurde Saipan erreicht. Wegen des schlechten Wetters und der beschränkten Zeit des „Jaguar“ mußte von einem Anlaufen der Insel Tinian vorläufig Abstand genommen werden. Nach vorgängigem Besuche und Besprechung mit dem auf dem „Uranus' eingetroffenen spanischen Uebergabekomm ssar ward Nachmittags um 4Uhr die Flaggenhissung für die Marianen in ähnlich feierlicher Weise wie früher für die Karolinen vollzogen. Die hierzu angetretene spanische Garnison bestand aus über 200 Tagalen (Philippinos), die bereits vier Jahre unter spanischer Flagge gefochten und dieser auch bei den Auf⸗ ständen ihrer Landsleute treu geblieben waren. Wie die spanische Flagge niedergeholt wurde, sah man es den Augen und Geberden dieser Leute an, daß sie wirklich mit inniger Treue ihrer Fahne an⸗ hingen, die sie unter der Führung des Gouverneurs von Saipan, Don Eugenio de Blanco, so oft zu Kampf und Sieg geführt hatte, und die sie als die letzten getreuen Spanier auf den Philippinen unter ihrem tapferen Führer hochgehalten hatten. Der Gouverneur Don Eugenio ist ein auf den Philippinen geborener Kreole, der in seinem Auftreten etwas sehr Vornehmes hat. Als spanischer An⸗ hänger und als sehr reicher angesehener Mann hatte er gegen die Insurgenten und später gegen die Amerikaner ein Freiwilligen⸗ Korps gebildet, dem auch die jetzige Saipaner Garnison angehörte. Ein Bruder von ihm war im Kampfe für Spanien gefallen und er selbst mehrfach verwundet worden. Er war seinerzeit von den Ameri⸗ kanern gefangen genommen und gegen ein Lösegeld von 12 000 Dollar wieder freigelaseen worden. Für seine außerordentliche Tapferkeit und Aufopferung wurde er ohne eigentliche militärische Laufbahn rasch zum Obersten befördert und mit den höchsten militärischen Orden dekoriert. Bei der Uebergabe der Philixpinen durch die Spanier ward er mit den Tagalen, die früher gegen ihre Landsleute gefochten hatten, nach Saipan eingeschifft, um die Verwaltung der Marianen zu übernehmen. Nunmehr wird er mit seinen Leuten, die als Garnison auf den Canarischen Inseln Verwendung finden sollen, nach Spanien überführt werden. Er hat die Absicht, im Mai nächsten Jahres Berlin zu besuchen.

Wie ich in Satpan erfuhr, haben die Spanier auf den Marianen bereits bestimmte Abgaben erhoben, und zwar eine Kopfsteuer, Ab⸗ gaben für Wirthschaftskonzessionen, Ausfuhrzoll für ein aus Kokos⸗ milch hergestelltes Getränk sowie Pachtzins für die Ausbeutung herren⸗ loser Kokospalmenwälder und eine Abgabe für die Entnahme herren⸗ losen Viehes. Der abgehende Gouverneur theilte uns mit, daß er für den Deutschland abgetretenen Theil der Marianen diese Einkünfte für die nächsten Jahre auf 20 000 bis 25 000 berechnet habe. Es ist die vorläufige

orterhebung der Abgaben angeordnet, und es läßt sich daraus die chere Hoffnung herleiten, daß die lokalen Verwaltungskosten für die Marianen dadurch gedeckt werden, da die Erhaltung einer kostspieligen Truppe dort für alle Zeiten ganz unnöthig sein wird. Die Be⸗ völkerung von Saipan wird auf etwa 1600 Köpfe angegeben. Die⸗ selbe ist, da auffallend reicher Kindersegen vorhanden, und jetzt auch eine fortwährende Einwanderung von Guam stattfindet, in rascher Vermehrung begriffen. Die Bevölkerung besteht etwa zur Hälfte aus Chamorras (Ureinwohner) und Mischlingen derselben mit Spaniern, zur anderen Hälfte aus Karolinenleuten, hauptsächlich den Palau⸗Inseln und der Ruckgruppe entstammend. Letztere wurden in den sechziger Jahren zur Vermehrung der Marianenleute in größeren geschlossenen Trupps nach hier überführt. Sie leben aber immer noch ziemlich für sich unter eigenen Häuptlingen; eine Vermischung mit den kleinen schwächlichen Chamorras, vor denen sie sich meist durch einen auffallend kräftigen Körperbau auszeichnen, hat kaum stattgefunden. Ja ihrer Kultur stehen sie weit hinter der eigentlichen Marianenbevölkerung zurück. Gesprochen wird auf Saipan als Umgangssprache nur Spanisch. Englisch ist nicht bekannt. Es ist daher als ein ganz besonderer Vortheil anzusehen, daß Bezirks⸗Amtmann Fritz das Spanische vollkommen beherrscht. Es giebt auf Saipan nur zwei Hauptorte, Garapan, den Sitz des Gouvernements, und Tanapa. An beiden Orten befindet sich eine Mission der spanischen Rekollekten⸗ brüder. Der „Jaguar“ und der „Uranus“ lagen, 2 bis 3 Seemeilen entfernt vom Lande, auf der Rhede von Garapan vor Anker, ein Platz, der bei hohem Seegang für die Schiffe sehr unbequem und ohne jeden Schutz ist; zudem liegt er für den Verkehr mit dem Lande auch zu weit ab. Ueber die Kopragewinnung Saipans habe ich Sicheres nicht erfahren können. Größere gutgepflegte Pflanzungen sieht man nicht, hingegen überall verwilderte Kulturpflanzen. ie jetzigen Inselbewohner sind wirthschaftlich sehr faul und indolent, und zur Hebung der Landwirthschaft wird es eines gelinden Zwanges bedürfen, den auszuüben bei den vollkommen friedlichen und nachgiebigen Leuten der Verwaltung ein Leichtes sein wird. In kleinerem Maßstabe sind auf der Insel mit gutem Erfolge Kakao, Kaffee und Taback ange⸗ pflanzt. Süße Orangen wachsen überall verwildert, und eine primitive Zuckerrohrpresse, die ich in der Nähe von Tanapa fand, bewies mir, daß auch die Anpflanzung von Zuckerrohr mit Erfolg geschiebt. Bei dem Missionar in Tanapa trank ich guten eigengebauten Kaff e, und die mich begleitenden Herren rauchten Zigarren, welche der Missionar aus selbstgebautem Taback gedreht hatte. Die Zigarren brannten jedenfalls ausgezeichnet, urd auch ihr Aroma wuroe gerübmt. Von den die Insel genauer kennenden Spaniern wird der Boden als durchweg fruchtbar bezeichnet. Ich konnte auf meinen Wanderungen erkennen, daß das Küstengebiet ziemlich tiefsandiger, für Kokospalmen sehr geeigneter Boden ist Hinter diesem sandigen Streifen findet man in der Richtung auf die Berge zu zunächst einen röthlichen Lehmgrund und beim Anstieg in die, anscheinend bis hoch hinauf oder vielleicht auch durchweg auf Korallenbildung beruhenden Berge einen dunklen, nur theilweise steinigen, sehr humutreichen Boden. Ob auf der Insel für ausgedehnte Pflanzungen größerer Gesellschaften Raum ist, läßt sich ohne weiteres nicht sagen. Im Kleinen wird aber wohl sicherlich der Anbau tropischer Produkte und nebenher Viehzucht mit gutem Erfolge betrieben werden können. Gutes Rindvieh, Schweine und Geflügel sind in Menge vorhanden. Die an der Küste sich hinziehenden etwas verwahrlosten Wege werden mit zweirädrigen Ochsenkarren, welche, wie ich selbst erprobte, auch für . ein leidliches Beförderungsmittel sind, befahren. Das Klima ist sehr angenehm und gesund. Regen fällt in auffallend großer Menge das ganze Jahr hindurch, da es eine eigentliche Regenzeit nicht giebt. Malaria wird nur selten beobachtet, und unter infektiösen anderen Krankheiten soll die Bevölkerung fast gar nicht leiden. Zuweilen treten wie in allen

8 1““ heißeren Gegenden dysenterieartige Erscheinungen auf, die dem schlechten Wassers Schuld gegeben werden.

Die kleineren Inseln nördlich Saipvans, welche wegen Mangels an Zeit und wegen des stürmischen Wetters nicht von mir besucht werden konnten, sind so gut wie garnicht bewohnt. Dieselben besitzen aber ausgedehnte herrenlose Kokospalmenbestände, welche eine Ausbeute von reichlich 200 t Kopra ergeben sollen. In Taifunjahren kann diese Ausbeute bis auf ein Achtel heruntergehen. Die Inseln werden von Saipan aus für die Regierung ausgebeutet. Im Innern der Insel befiaden sich große von Korallenfelsen gebildete Höhlen, die früher den Eingeborenen als Begräbnißplätze gedient haben. Ich besuchte mit Herrn Proffessor Volkens zusammen eine dieser Höhlen. Es gelang uns jedoch nur einige wenige Knochenreste aufzufinden, da dieser Platz schon einmal von einem belgischen Forscher Magon abgesucht war. Es sind aber noch unberührte derartige Höhlen, die gute Funde für später versprechen, vorhanden. Von weitem sieht man an den höheren Bergen, die im allgemeinen mit Wald bestanden sind, größere Gras⸗ flächen. Dies sind, wie uns der Prior der katholischen Mission mit⸗ theilte, alte Kulturflächen des früher das Innere der Insel bewohnenden Stammes. Die Bewohner der Küste lagen mit den Bewohnern der Berge in fortwährenden Kämpfen, welche endlich die Entvölkerung der früher von Tausenden bewohnten Insel herbeigeführt haben.

Am 21. dampfte der „Jaguar“ nach Shanghai weiter, und siedelten Bezirksamtmann Fritz, Professor Volkens und ich in ein für die deutsche Verwaltung in Garapan gemiethetes kleines Steinhaus über. Regierungsgebäude giebt es auf Saipan, da dies vor dem spanisch⸗ amerikanischen Kriege nicht Regierungssitz war, nicht. Das von dem bisherigen Gouverneur bewohnte Haus gehört einem Eingeborenen. Die gut gehaltene Kaserne ist von Don Eugenio de Blanco auf eigene Kosten erbaut und der deutschen Verwaltung von ihm ge⸗ schenkt worden. Am 22. traf die „Kudat“ ein. Sie war unterwegs während des letzten Reisetages vor Saipan bei stürmischem Wetter, welches für den äußeren Kreis eines Taifuns gehalten wurde. Bei ihrem Eintreffen stand auf der Rhede von Garapan eine solche See, daß die Löschung der für Saipan bestimmten Gouvernementsgüter an dieser Stelle nicht ausführbar war. Nachdem dann auf die die Sach⸗

lage klarlegende Meldung des Kapitäns ein Lootse an Bord geschickt«

war, fuhr der „Kudat“ in den Hafen von Tanapa ein. Die Einfahrt zu demselben ist zwar schmal und ihre Tiefe bewegt sich nur zwischen 4 bis 5 Faden, aber der Hafen selbst ist voll⸗ kommen geschützt, hat für eine ganze Reihe größerer Schiffe bei einer Tiefe von 7 bis 10 Faden Raum und liegt zum rischwassernehmen nicht weit von einem immer Wasser führenden lusse entfernt. Die Landungsbrücke von Garapan sowie der Ort Tunapa sind von dort, dem Strande entlang, im Boote in einer halben Stunde zu erreichen. In Zukunft wird jedenfalls hier, nach⸗ dem seitens des Bezirksamts die Kenntlichmachung der Einfahrt und eventuell auch eine genaue Auslootsung derselben sowie des Hafens stattgefunden hat, der spätere Hauptankerplatz zu suchen sein.

Am 26. bei Tagesanbruch dampften wir nach Tinian weiter und ankerten gegen 9 Uhr in einer Entfernung von 1 ½ Meilen an der Westseite (Sunharon) der Insel, die kleine Insel Guyan in südwestlicher Richtun vor uns habend. Der Anker⸗ platz ist gut, aber bei hohem Seegange macht auch hier das Laden und Löschen Schwierigkeiten, da kein genügender Schutz durch Land oder Riffe vorhanden ist. Mit Professor Volkens fuhr ich nach der vom Schiffe aus sichtbaren Ansiedlung. Dieselbe besteht aus einigen Fetes und einem für Zwecke des Gouvernements erbauten Stein⸗ ause. Sie wird von zwei bis drei Dutzend Menschen bewohnt, die die ganze Bevölkerung der beinahe die Größe von Saipan erreichenden und sicher für viele Tausende Raum bietenden Insel ausmacht. Bei einem längeren Ausfluge auf der Insel sahen wir, daß zweifellos ein großer Theil derselben aus altem Kulturlande besteht. Ueberall trifft man in verwildertem Zustande Orangen, Papayen, Brodfrucht⸗ bäume, Kokospalmen, Cuayꝛven an. Auch fand Professor Volkens eine Kaffeeart, die er als eine verwilderte Kulturpflanze ansprechen zu müssen glaubte. Der Boden scheint zwar im allgemeinen nicht sehr tiefgründig, aber, besonders weiter nach dem Innern der Insel zu, sehr fruchtbar zu sein. Als ein besonders merkwürdiges Zeichen alter Kultur befinden sich in der Nähe der Ansiedelung zehn Säulen, aus Korallenfelsen herausgearbeitet. Fünf von ihnen sind umgefallen und liegen in malerischer Unordnung von Schlingpflanzen überwuchert am Boden. Die übrigen ragen, wenn auch die Oberfläche ihres Korallen⸗ steines schon verwittert ist, stolz in das wilde Waldgestrüpp hinein als ein E“ Beweis dafür, daß hier einst viele Hunderte von enschen, einem machtvollen Herrscher gehorchend, ein Riesenwerk errichtet haben. Die Säulen sind, sich nach oben verjüngend, vierkantig aus Korallenfelsen gehauen, gut 4 m hoch und haben unten 1,20, oben 0,80 bis 0,90 m etwa im Durch⸗ messer. Als Kapitäl tragen sie einen rund gearbeiteten, die Säulen überragenden Korallenblock, der oben abgeplattet ist und dessen Durch⸗ messer ungefähr 1 ½ m beträgt. Nach einer bei den Spaniern und der Eingeborenenbevölkerung der Marianen umlaufenden Tradition wurden oben auf den Säulen die Könige von Tinian bestattet. Das soll in einer noch nicht allzufern liegenden Zeit noch geschehen sein. So sehr alt können auch wohl die Säulen aus dem Grunde nicht sein, weil der Korallenfels freiliegend die Unbilden des tropischen Wetters nicht lange zu ertragen vermag. Ihrer Anordnung nach könnten die Säulen vielleicht auch, einem prosaischeren Zwecke dienend, die Grund⸗ pfeiler eines hochgestellten Hauses, der Königsburg, gebildet haben. Hierfür spricht in gewisser Weise der Umstand, daß man kleinere, ähnlich künstlich geformte Korallenblöcke in der Nähe von Steinhaufen, die die Reste alter Ansiedelungen zu sein scheinen, findet. Die Behauung, Fortschaffung und Aufstellung der hohen Säulen ist zweifellos ein gigantisches Werk gewesen, und wie es von Leuten mit Werkzeugen ursprünglicher Art überhaupt hat geleistet werden können, ist ein Räthsel, welches wohl immer ungelöst bleiben wird.*)

Tinian hat nach geschichtlicher Ueberlieferung früher eine nach Tausenden zählende Bevölkerung gehabt, die in ihrer Mehrzahl den foridauernden Kämpfen zum Opfer gefallen ist. Nun darf man hoffen, daß es deutscher Tüchtigkeit und einer guten deutschen Verwaltung ge⸗ lingen wird, Tinian sowohl wie auch das dünn bevölkerte Saipan durch Einwanderung und wirthschaftliche Förderung wieder der Kultur zurückzugeben. An die Stelle der verschwundenen Menschen sind als Be⸗ wohner der Insel Tinian jetzt verwilderte Hausthiere getreten. Kühe, Schweine, Ziegen, Hunde, Hühner bevölkern zu Hunderten und Tausenden das kulturverlassene Eiland. Wenn man auf den verwachsenen Pfaden die Insel durchwandert, hört man den lockenden Ruf des Hahns, der das Aussehen eines auffallend schön befiederten starken deutschen Haushahns hat, und wundert sich über den klagenden Laut des wilden Hundes, der sich von seinen kultivierten Vettern nur durch einen auffallend langen geknickten Behang unter⸗ scheidet. Das Eigenthum an den verwilderten Kühen, Schweinen und Ziegen hat seit vielen Jahren das Gouvernement für sich in Anspruch genommen, da die verwilderten Thiere angeblich von zahmen, seitens der Regierung ausgesetzten Hausthieren stammen. Das Eigenthumsrecht wurde geltend gemacht durch die Anstellung von Hirten, die für Einfang oder Tödtung der für die Schiffsmannschaft und Soldaten des Gouvernements zur Nahrang erforderlichen Thiere zu sorgen hatten, und durch Erhebung einer Abgabe von Privatleuten, die von dem verwilderten Vieh Thiere für sich verwendeten. An Rindvieh befinden sich zur Zeit mindestens 600 Stück von einem be⸗ sonders schönen, starken Schlage in vollkommen wildem Zustande auf der Insel. Zahmes Rindvieh ist dort überhaupt nicht vochanden.

Am 26. spät Nachmittags setzten wir die Reise nach YPap fort und kamen daselbst nach guter Fahrt beim Tagesgrauen des 29. an. Wir fanden alles in bester Ordnung. Die spanischen Kriegsschiffe hatten am 18 den Hafen verlassen. Einige Manila⸗ und Marianen⸗ leute, Anhang der spanischen Garnison, waren, um dort seßhaft zu werden, in Yap zurückgeblieben. Trotzdem, daß in der Zwischenzeit kein Regen gefallen war, hatten die Bäume schon wieder, von reichlichem Thaufall begünstigt, begonnen, ihren durch den Taifun verlorenen Blätterschmuck durch knospendes Grün zu ersetzen. Die zerstörten Stein⸗

*) Vergl. Finsch, Karolinen und Marianen a. a. O.

rinken

mme waren mit Hilfe der Eingeborenen, deren Häuptlinge gegen ganz minimale Entlohnung dem Bezirksamt reichlich Arbeitskräfte gestellt hatten, wiederhergestellt. Die durch das Unwetter unbrauchbar gewordenen Holzhütten waren niedergerissen und aus dem Wege geräumt worden. Kurz die Station hatte wieder ihr freundliches ordentliches Aussehen, wie zur Zeit vor dem Einsetzen des Taifuns. Bezirksamtmann Senfft hatte auch bereits eine Versammlung ab⸗ gehalten, welche von sämmtlichen Häiuptlingen der Insel besucht worden war, und in welcher die Grundlage zu einer geordneten Verwaltung der Insel in der glücklichsten Weise gelegt worden war. Den bisherigen Verhältnissen entsprechend, war die Ein⸗ theilung der Insel in sechs große, unter Oberhäuptlingen stehende Bezirke beibehalten worden. Diesen Oberhäuptlingen untergeordnet, amtieren in den einzelnen Gemeinden Unter⸗ häuptlinge als Gemeindevorsteher. Die Oberhäuptlinge sind für ihre Bezirke dem Bezirksamtmann verantwortlich und haben sich sämmtlich an einem bestimmten Tage jedes Monats auf dem Bezirksamte zur Besprechung der lokalen Ereignisse und allgemeiner Verwaltungs⸗ angelegenheiten der Bezirke einzufinden. In Yap verließ mich auch mein letzter Reisegefährte, Professor Volkens, der zu eingehender Durchforschung der Insel sich dort einige Monate aufhalten wird, und ich setzte allein am 29. Nachmittags die Reise nach Macassar fort.

Literatur.

F. F. König Ludwig II. und Fürst Bismarck im Jahre 1870. Von Louise von Kobell. 1. und 2. Aufla Mit einem Faksimile des Kaiserbriefs. Leipzig, Verlag von Duncker und Humblot. 48 S Preis 1,20 Den im Januarheft 1899

der „Deutschen Revue“ unter dem Titel: „Die bayrische Mobilisierung

und die Anerbietung der Kaiserkrone im Jahre 1870“ veröffentlichten Aufsatz läßt die Verfasserin hier in erweiterter Form und mit ver

ändertem Titel als selbständige Schrift erscheinen. Der Inhalt der Broschüre beruht auf den Aufzeichnungen, die die Herausgeberin, damals mit dem bayerischen Kabinetsrath Eisenbart verheirathet,

während des Jahres 1870 in ihr Tagebuch eingetragen hat. In

flotter Darstellung wird von dem Zo⸗standekommen der bayerischen

Mobilmachung am 16. Juli sowie der Etatsberathung in der

bayerischen Kammer am 19. Juli ein lebendiges Bild ent⸗

worfen; dann wendet sich die Erzählung dem Verhalten König Ludwig's in der Kaiserfrage zu. greise König hatte eine persönliche Unterredung mit dem jungen Bayern⸗ könige gewünscht, und Bismarck hatte bereits die Räume des Schlosses Trianon für den hohen Gast einrichten lassen, aber der König kam nicht. Wie die Verfasserin behauptet, wegen einer Verstimmung über von Bismarck zurückgewiesene Wünsche be⸗ züglich der Wiedervereinigung der badischen Pfalz mit seinem Hause, wofür Baden in Elsaß ⸗Lothringen entschädigt werden sollte. Doch der Gang der Ereignisse drängte den König trotz seines Wider⸗ strebens zum Handeln. Als es Bismarck am Abend des 23. November in mündlicher Verhandlung zu Versailles gelungen war, auch die

baverischen Minister, wie schon früher die der anderen süddeuischen

Staaten, für den Kaisergedanken zu gewinnen, schickte König Ludwig unverzüglich den Oberst⸗Stallmeister Grafen Holnstein in das Haupt⸗

quartier; dieser bat Bismarck, seine Ansicht über die Kaiserfrage dem

König schriftlich zu entwickeln und ihm den Entwurf eines von dem König von Bayern an den König von Preußen zu richtenden Briefs mitzugeben. Bismarck kam der Bitte bereitwillig nach; er verfaßte die

beiden Schreiben, wie er selbst sagt, „sofort, um die Beförderung nicht 8

zu verzögern, auf durchschlagendem Papier und mit widerstrebender Tinte“. In seinen „Gedanken und Erinnerungen“ hat Bismarck das

Konzept abdrucken lassen; das durch rechtzeitiges Eingreifen des Gemahls

der Verfasserin vor dem Untergang bewahrte Original, das hier sammt

Nur in dem Original

liche Feile und enthält eindrucksvolle Zusätze.

steht 3 B. folgender Satz: „Bezüglich der deutschen Kaiserfrage ist messen vor allem wichtig, daß

es nach meinem ehrfurchtsvollen deren Anregung von keiner anderen Seite wie von Eurer Maiestät und namentlich nicht von der Volksvertretung zuerst aus⸗ gehe. Die Stellung würde gefälscht werden, wenn k ihren Ursprung nicht der freien und wohlerwogenen nitiative des mächtigsten der dem Bunde beitretenden Fürsten verdankt“. Auch hier gipfeln Bismarck's Ausführungen in dem Gedanken, daß es leichter sei, dem Deutschen Kaiser als dem König von Preußen den Vorrang einzuräumen; denn dieser sei nur der Nachbar der deutschen Fürsten, jener gehöre allen deutschen Fürsten und Stämmen als ihr Landsmann an. Mit der Veröffentlichung des Kaiserbriefs und der Wiedergabe der wohlbekannten Bismarcke'schen Schriftzüge sowie mit

der Darbietung der eigenen Erinnerungen aus jener großen Zeit hat

die Verfasserin der Pflicht der Dankbarkeit gegen die Erbauer des Deutschen Reichs genügen wollen: jeder, der die gleiche Pflicht fühlt, wird daher ihre Gabe freundlich aufnehmen. Das Januarheft der „Deutschen Rundschau“ bringt an⸗ läßlich der Jahrhundertwende an der Spitze ein im Balladenstil ge⸗ haltenes Gedicht von Ernst von Wildenbruch, betitelt „Saeculum in favilla“, das die gleichen Strömungen in dem ewigen Wechsel der Völkerentwickelung zu deuten sucht und, Vergangenheit und Gegen⸗ wart verquickend, den Blick auf die Zukunft lenkt. Die großen Mächte, die in der politischen und soztalen Welt die Geschichte bauen belfen und die neue Geschichte vermuthen lassen, charakterisiert Max Lenz, anknüpfend an ein feines Wortgepräge von Leopold von Ranke. Auf die hervorragendsten Erscheinungen und Ereignisse, die im letzten Vierteljahrhundert für die Musik von Einfluß gewesen sind, weist Eduard hin. Auch die neue Serie von Marie von Bunsen’s „Allerhand Briefen“ wirkt wie ein Rückblick auf die letzten Jahre, erfüllt von dichterisch ausgesponnenen, feinsinnigen Urtheilen über unsere Zeit und ihre Zustände. Der Friedenskonferenz im Haag gedenkt Philipp Zorn, der zum ersten Male deren völkerrechtliche Er⸗ gebnisse an der Hand der amtlichen Akten zusammenstellt. Weiter zurück führt Paul Heyse in seinen „Jugenderinnerungen“. In eine 858 die Preußens und Deutschlands Größe mitbegründete, versetzt von Verdy du Vernois durch seine persönlichen Erinnerungen an die Schlacht von Königgrätz. Eine politische Rundschau sowie literarische Mittheilungen beschließen das Heft, das in seinem belletristischen Theil noch den Anfang einer neuen Novelle „Ein Wohlthäter“ von Walther Siegfried bringt. Die Halbmonatsschrift „Die Gesellschaft“ (Herausgeber: M. G. Conrad und L. Jacobowski) beginnt mit dem vorliegenden ersten Januarheft 190) ihren 16. Jahrgang. Das älteste Organ der jüngeren Generation bleibt seiner Tendenz treu, eine Warte für moderne Bestrebungen auf dem Gebiete der Literatur und Kunst zu sein. Ein verschollenes Fastnachtsspiel vom alten und neuen Jahr⸗ hundert“ von A. W. von Schlegel eröffnet die Reihe der Beiträge des Hefts. In einer Studie über die „Romantische Lyril“ würdigt L. Jacobowski die romantischen Lyriker vor hundert Jahren. Die moderne Dichtung vertreten Detlev von Liliencron und Chr. Morgenstern. Eine eigenart ge Novelle „Luischen“ von Thomas Mann schließt sich ihnen an. Knut Hamsun richtet einen scharfen Angriff gegen den amerikanischen Dichter Walt Whitmann, dessen Bild in vor⸗ züglicher Ausführung dem Heft beigegeben ist. Die Deutsch⸗Amerikaner und ihre Stellungnahme gegen England würdigt Henry F. Urban (New York). Mit einer Studie über Giosus Carducci nebst Proben seiner Gedichte in Uebersetzung von Walther Kaehler, einem Dresdner Kunstbrief von Bodo Wildberg und einem reichhaltigen kritischen Theil (Conrad, Anselm Heine, O. Reuter ꝛc.) schließt das Heft. „Die Gesellschaft“ erscheint jetzt in E. Pierson's Verlag in Dresden; der Abonnementspreis beträgt vierteljährlich 4

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dem Fesfini⸗ mitgetheilt wird, zeigt die für die Reinschrift erforder.

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Zweite

eichs⸗Anzeiger und Königlich Preußi

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Staats⸗Anzeiger.

Berlin, Sonnabend, den 3. Februar

Ein Handwörterbuch der Staatswissenschaften.

Die Regierung des modernen Staats stützt sich nicht auf die Aktivität ihrer Beamten allein, sondern auf die freudige Mitarbeit aller Bürger, insonderheit der weiten Kreise die durch die Verfassung razu berusen sind, die Mitglieder der gesesgebenden Körper⸗ schaften zu wählen. Die Rechtepflege beruft auch Laien zur Urtheilsfindung in die Gerichtshöfe, die Reichsgesetzgebung sogar Arbeiter zu öffentlichen Vertrauensämtern als Beisitzer in die Ge⸗ werbegerichte, als Leiter und Berather in die Ortskrankenkassen, in die berufsmäßigen Schiedsgerichte und in das Reichs⸗Versicherungsamt. Eine weit verzweigte, unser ganzes soziales, politisches und wirthschaft⸗ liches Leben durchziehende Vereinsthätigkeit erschließt einem jeden die Möglichkeit, seine Energie im öffentlichen Interesse zu bethätigen. Segen und Unsegen dieses freien Spiels der Kräfte hängt weniger von den guten und schlimmen Absichten der einzelnen Persöalich⸗ keiten, die im öffentlichen Leben stehen, ab, als vielmehr von dem Grade des Verständnisses, welches dieselben und die weiten Kreise des Volkes ron den wirrhschaftlichen, gesellschaftlichen und geschichtlichen Zusammenhängen und den gegenwärtigen Zuständen besitzen. Zum Bewußtsein des Zusammenhanges der Interessen, die sich sehr oft nur scheinbar widersprechen, wird man aber nur durch ernste Beschäftigung mit den wirthschaftlichen Fragen geführt. und Tausen⸗ den strebsamer Männer, denen das wissenschaftliche Quellenstudium verschlossen ist, denen das Material nicht erreichbar oder doch die Methode zu seiner kritischen Benutzung unbekannt ist, fehlt ein zu⸗ verlässiger Wegweiser im Labyrinth der volkswirthschaftlichen, sozial⸗ politischen, finanzwissenschaftlichen und statistischen Literatur, mit der sich nothgedrungen jeder, welcher Ersprießliches im öffentlichen Leben heute leisten will. bekannt machen muß. Einen solchen Führer auf dem Gebiet der Staatswissenschaften, der jedem eine rasche Orientierung und richtige Beurtheilung der schwebenden Fragen ermöalscht, bieten jetzt der Geheime Regierungs⸗ rath, Professor Dr. J. Conrad in Halle a S., der frühere Pro⸗ fessor der Staatswissenschaften in Breslau, jetzige Geheime Regierungs⸗ und vortragende Rath im Ministerium der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinal⸗Angelegenheiten Dr. L. Elster, der Geheime Re⸗ gierungsrath, Professor Dr. W. Lexis in Göttingen und dere Geheime Justizratb, Professor Dr. Edg. Loening in Halle a. S. im Verein mit zahlreichen anderen hervorragenden Fachmännern, die den behandelten Fragen auch in der Praxis nahe stehen, in ihrem keiner Partei dienenden „Handwörterbuch der Staatswissenschaften“. Wie sehr dieses Werk einem tiefgefühlten Bedürfniß entspricht, zeigte sich sofort, als in den Jahren 1890—94 die erste Auflage in sechs Bänden erschien, welche schon kurze Zeit nach ihrer Vollendung vergriffen war. Von der nunmehr erscheinenden zweiten, gänzlich umgearbeiteten Auflage, die sieben Bände umfassen soll, liegen bereits zwei abgeschlossen vor.*)

Der erste Band des Handwörterbuchs enthält die Abhandlungen über die mit dem Buchstaben A beginnenden staatt wissenschaftlichen Schlagwörter von „Abbau“ bis „Armenwesen“. Es sind haupt⸗ sächlich drei Materien, die in diesen behandelt werden: die Agrar⸗ fragen, die Arbeiterfragen und das Armenwesen. In den mehr als 170 Seiten füllenden, streng sachlich und vissenschaftlich gehaltenen Artikeln über die agrarischen Fragen erörtert der Geheime Regierungsrath. Professor Dr. Freiherr von der Goltz in Bonn die Bedeutung und Entwickelung des Ackerbaues von den Zeiten der alten Griechen und Römer an, seine Fortschritte im 18. und seine Umgestaltung im 19. Jahrhundert, die verschiedenen Acker⸗ bausysteme und die Modifikationen in deren Handhabung, die Alpen⸗ wirthschaft und giebt in Gemeinschaft mit den Professoren Dr. Max Weber in Heidelberg und Dr. Lamprecht in Leipzig eine fesselnde geschichtliche Darstellung der Agrarverhältnisse in Alter⸗ thum, Mittelalter und Neuzeit, insbesondere ihrer Ungestaltung in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts und ihrer Weiterentwickelung bis zur Gegenwart. Werthvolle Abhandlungen von dem Gebeimen Regierungsrath, Professor Dr. J. Conrad sind der Agrackrisiz, der Agrarpolitik und der Agrarstatistik gewidmet. Auf der Höhe der gegenwärtigen wissenschaftlichen Forschung steht auch der Artikel „Anerbenrecht“ von dem Geheimen Ober⸗Regierungsrath im Ministerium für Landwirthschaft ꝛc. Dr. Hermes. Der Artikel „An⸗ siedelung“ von dem Geheimen Regierungsrath, Professor Dr. A. Meitzen in Berlin stellt sich im wesentlichen als ein Auszug aus dem monu⸗ mentalen Lebenswerk des Verfassers dar. An ihn schließen sich ein Beitrag des verewigten Senats⸗Präsidenten beim Ober⸗Verwaltungs⸗ gericht Rommel über Ansiedelungsgesetzgebung und eine ausführliche Besprechung des preußischen Ansiedelungsgesetzes für Posen und West⸗ preußen und seiner Ausführung an.

Außerordentlich ausführliche und treffliche Abhandlungen bringt der erste Band des Handwörterbuchs auf fast 6500 Seiten über die Probleme, die man die Arbeiterfrage zu nennen pflegt. „Eingeleitet wird diese Artikelserie durch das Stichwert „Arbeit, Arbeiter“, unter dem Professor Dr. G. von Schönberg in Tübingen die Arten und die Bedeutung der Arbeit, die Bedingungen der Arbeits⸗ produktion eines Volkes, Arbeitsvereinigung und Arbeitstheilung, die verschiedenen arbertenden Klassen und die Arbeiterfrage im allgemeinen behandelt. Dann folgen Referate über „Arbeiterkammern“ von dem Ministerialrath und Vorstand des Arbeitsstatistischen Amts im öster⸗ reichischen Handels⸗Ministerium Dr. Mataja und über „Arbeiter⸗ kolonien“ von Dr. G. Berthold in Berlin. Unter dem gemeinsamen Stichworte „Arbeiterschutzgesetzgebung“ ist eine Rethe von vor⸗ trefflichen Spezialarbeiten über die Gesehzgebung in den einzelnen Staaten nach dem neuesten Stande vpereinigt. Der bayerische Staats⸗Minister Dr. von Landmann, der Verfasser des anerkannt besten Kommentars zur deutschen Gewerbeordnung, in⸗ formiert über die Arbeiterschutzgesetzgebung in Deutschland, der Geheime Regierungsrath Dr. Elster über die luxemburgische, der frühere Minister, jetzige Zweite Präsident des österreichischen obersten Gerichts⸗ hofs Dr. Steinbach und der Ministerialrath im Justiz⸗Ministerium Dr. Freiherr von Call in Wien über die Arbeiterschutzgesetzgebung in Oesterreich, Professor Dr. Földes in Budapest über die ungarische, Professor Dr. Karl Bücher in Leipzig über die schweizerische; Dr. Richter in Berlin stellt die Arbeiterschutzgesetzgehung in Groß⸗ britannien dar, Ministerialrath Dr. Mataja in Wien die ein⸗ schlägige Gesetzgebung in Belgien, Frankreich und Italien, Dr. Kerdyk im Haecg, Mitgalied der Zweiten Kammer der Generaistaaten, die niederländische, A1“ in Kopenhagen die däntsche, Professor Dr. Fahlbeck in Lund die schwedische und die norwegische, Prioatdozent Dr. von Tugan⸗Baranoffsky in St. Petersburg die russische, Privat⸗ dozent Dr. Grünberg in Wien die rumänische und Clinton R. Woodruff in Philadelpbia die Gesetzgebung in den Vereiniaten Staaten von Amerika, woran Professor Dr. Conrad eine vergleichende Betrachtung der viel⸗ gestaltigen Arbeiterschutzgesetze dieser verschiedenen Länder und der in

*) Handwörterbuch der Staatswiss nschaften. Zweite, gänzlich umgearbeitete Auflage. I. Band, X und 1231 S,, Preis brosch. 21 ℳ, geb. 23,50 II. Band, XII und 1216 S., Preis brosch. 20 ℳ, geb. 22,50 Der Substripttontpreis des ganzen Werkes soll 125 nicht übersteigen. Zur Erleichterung der Anschaffung für Minder⸗ bemittelte erfolgt die Ausgabe desselben auch in 25 Lieferungen zu je 5 Jena, Verlag von Gustav Fischer.

neuester Zeit gemachten Fortschritte anschließt. Eine weitere Artikel⸗ serse behandelt die Arbeiterversicherung und führt aus den ver⸗ schiedenen Ländern mit Ausnahme des Deautschen Reichs und Oesterreich⸗Ungarns das gesammte gesetzgeberische und statistische Material dem Leser vor, das ihn in den Stand setzt, sich von dem Werthe der heimischen Gesetzgebung durch Vergleich mt derjenigen anderer Länder ein zutressendes Bild zu machen; bezüglich Deutschlands und Oesterreich⸗Ungarns wird bier im wesentlichen nur die geschichtliche Entwickelung der Arbeiterversicherung geschildert, während die ausführliche Darstellung der einzelnen Ver⸗ sicherungszweige Spezialartikeln über Kranken⸗, Uafall⸗, In⸗ validitätsversicherung ꝛc. vorbehalten ist. Dann folgen ein Artikel „Arbeitsbuch’ von Professor Dr. Wilhelm Stieda in Leipzig und auf 130 Seiten eine Reihe monographischer Darstellungen unter dem Stichwort „Arbeitseinstellungen“, in welchen eine Menge interessanter Thatsachen und Beobachtungen enthalten ist, aus denen jeder Sozialvolitiker eine Fülle von Belehrungen schöpfen kann. Hervorzuheben sind insbesondere der Artikel über Deutschland von Professor Dr. K. Oldenberg in Marburg. die über Oesterreich und Frankreich von Ministerialrath Dr. Mataja in Wien, über Groß⸗ britannien und die Vereinigten Staaten von Amerika von Professor Dr. M. Biermer in Greifswald und der Artikel über Belgien von Dr. H. Soetbeer in Berlin. Professor Dr. G. von Schönberg behandelt die Lehre vom Arbeitslohn, und der Geheime Regierungsrath, Professor Dr. Viktor Böhmert in Dresden hat einen werthvollen Beitrag über die Statistik des Arbeitslohns geliefert. Unter dem Stichwort „Arbeitslosigkeit“ stellt Professor Dr. Georg Adler in Berlin deren Ursachen dar, bespricht dann die Mittel zur Abhilfe und untersucht die bisherigen reformatorischen Versuche, vor allem die in der Schweiz gemachten, um schließlich einen Ueberblick über den gegenwärtigen Stand der Arbeitslosenfrage und der Arbeitslofenstatistik zu geben. Damit steht im engsten Zusammenhang der gleichfalls der Feder von Professor Adler entstammende Artikel „Arbeitsnachweis und Arbeits⸗ börsen“, in dem die verschiedenen Formen der Arbeitsvermittelung und die bisher gemachten Versuche zu deren Organisation erörtert werden. Hieran reihen sich ein Beitrag von Professor Dr. Stieda ia Leipzig über „Arbeitsordnungen und Arbeiterausschüsse“ und ein Artikel von Professor Dr. G. von Schönberg über „Arbeitsbureaux und arbeits⸗ statistische Aemter“, deren Organisation skizziert wird. In den deutschen Parlamenten noch in jüngster Zeit viel erörterte Fragen be⸗ handeln die Gebeimen Justizräthe und Professoren der Rechte Dr. Edgar Loening in Halle a. d S. und Dr. Richard Loening in Jena in den auch das neue deutsche Bürgerliche Gesetzbuch und die Novelle zur Gewerbeordnung berücksichtigenden Beiträgen über „Arbeitsvertrag“ und „Arbeitsvertragsbruch’“. Unter dem Schlagwort „Arbeitszeit“ endlich ist in einer Reihe von Spezialartikeln von den Professoren Dr. Böhmert in Dresden, Dr. Biermer in Greifswald, Dr Lexis in Göttingen, Dr. Singer in Wien u. A. das gesammte, reichhaltige Material über die thatsäch⸗ lichen Verhältnisse in Betreff der Arbeitszeit in den einzelnen Staaten verarbeitet

Die letzte wichtige Materie, welche im ersten Bande eine ein⸗ gehende systematische Darstellung erfahren hat, ist das „Armenwesen“ (180 Seiten). Hier begegnet man werthsollen Abhandlungen übec die „Geschichte der öffentlichen Armenrflege“ von Ober⸗Konsistorial⸗ rath Dr. Uhlhorn in Hannover, die „Armengesetzgevung in den ein⸗ zelnen Staaten“ vom Geheimen Regierungsrath und Mitglied des Bundesamts für das Heimathwesen Dr. Krech, Ministerialrath im österreichischen Justiz⸗Ministerium Dr. Freiherr von Call, Ministerialrath im ungarischen Ministerium des Innern Dr Singer, Landgerichtsrath Dr. Aschrott, Stadtrath Dr. Münste berg in Berlin u. A., über „Armenpflege“*, Armenlast und Armensteuern gleichfalls von Münsterberg, über „Armenpolizei“ in Deutschland, Oesterreich und anderen Staaten vom Geheimen Regierungs⸗ und vortragenden Rath im sächsischen Ministerium des Innern Fr. Rumpelt u. A., sowie über „Armenstatistik“ von dem Geheimen Regierungsrath und Vor⸗ stand des Großherzoglichen Statistischen Bureaus Dr. Paul Koll⸗ mann in Oldenburg. Von den sonstigen größeren Arttkeln des ersten Bandes wären noch hervorzuheben: der über „Abrechnungsstellen“ von dem Präsidenten des Reichsbank⸗Direk⸗ toriums Dr. Koch, die umfassende Arbeit übder „Aktiengesell⸗ schaften“ (112 Seiten) von dem Landgerichtsrath Dr. Ring in Berlin, den Professoren Dr. van der Borght in Aachen, Dr. von Juraschek in Wien und Dr Roland P. Falkner in Philadelphta, auf die schon vor kurzem an dieser Stelle aufmerksam gemacht warde, die Ab⸗ bandlungen „Altersgliederung der Bevölkerung“ von dem bekannten Statistiker Professor Dr. Rauchberg in Prag, „Anarchismus“ (31 Seiten) von Professor Dr. Georg Adler in Berlin, „Anleihen“ von Professor Dr. von Heckel in Münster, „Anthropologie und Anthropometrie“ von Professor Dr. Lexis in Göttingen, „Apotheken“ von Dr. H. Boettger in Berlin, „Aristoreles“ von Professor Dr. E. Szanto in Wien. 1

Im zweiten Bande des Handwörterbuchs, welcher die Artikel über die Stichwörter „Arnd“ bis „Büsching“ enthält, nehmen zunächst die Abhandlungen über Auswanderung und Auswanderungsgesetzgedung in den einzelnen europäischen Staaten von Professor Dr. G. Meyer in Heidelberg, Professor Dr. Philippovich von Philippsberg in Wien, General⸗Direktor der italienischen Statistik Dr. Luigt Bodio in Rom und Ministertalrath Dr. Freiherrn von Call in Wien einen größeren Raum (57 Seiten) ein. Wichtige und tief in die wirthschaftlichen Interessen der Handel, Gewerbe und Landwirthschaft treibenden Be⸗ völkerung eingreifende Fragen behandelt dann eine Artikelserie über die Banken (204 Seiten). Belehrende monographische Dar⸗ stellunges von Professor Dr. Lexis in Göttingen sind den Geschäͤften der Banken und ihrer volkswirthschaftlichen Bedeutung, den Aufgaben und Zielen, sowie dein wichtigsten Systemen und Fragen der Bank⸗ politik gewidmet; andere von demselben Verfasser, von den Professoren Dr. J. Me kel in Göttingen, Dr. Richard Ehrenberg in Rostock, Dr. van der Borght in Aachen, Dr. Julius Wolf in Breslau, Dr. Zuckerkandl in Prag, Dr. Philippovich von Philippsberg in Wien, Direktor der bayerischen Notenbank Dr. M. Ströll in München u. A. schildern die geschichtliche Entw ckelung und den gegenwärtigen Stand des Bankwesens in den verschiedenen europäischen Staaten und der nordamerikanischen Union. Unter dem Stichwort „Bauernbefreiung“ ist wieder eine Reihe von interessanten Artikeln agrarpolitischen In⸗ halts vereirn igt (127 S.). Nachdem die allge meingeschichtliche Stizze „Bauer“ von Professor Dr. Lamprecht in Leipzig vorausgeschickt ist, behandelt Professor Dr. Knapp in Straßburg die Bauernbefreiung, Ablösung der Reallasten und die Wirkungen der Reform in den oöstlichen Prooinzen des preußischen Staats, der badische Finanzminister Dr. Buchenberger die Bauernbefreiung in den füddeutschen Staaten, Privardozent Dr. Grünberg in Wien die in Oesterreich⸗Ungarn; andere Artikel informieren in fesselnder Weise über die Bauern⸗ befreiung in den übrigen europäischen Staaten und in Japan, woran sich ein rechtsgeschichtlicher und ein statistischer Aufsatz über „Bauerr⸗ gut und Bauernstand“ von den Professoren Dr. Lamprecht in Leipzig und Dr. J. Conrad in Halle anschließen. Gleichfalls sehr ein⸗ gehend ist die Darstellung des Bevölkerungswesens (120 Seiten). Hier verbreitet sich Professor Dr. Eduard Meyer in Halle über rie Beröikerung des Alterthums, der Scktionschef und Präsident der K. K. statistischen Zentral⸗Kommission Dr von Inama⸗Sternegg in Wien über die Bevölkerung des Mittelalters und der neueren Zeit bis zum Ende des 18. Jahrhunderts in Europa und

vom 5. Dezember v. J.

Professor Dr. Heinrich Rauchberg in Prag über die der neuesten Zeit, den gegenwärtigen Stand der Bevölkerung der wichtigsten Kultur⸗ staaten, die Eatwickelung der Volkszahl, die Dichtigkeit und die Gliederung der Bevölkeruna. Dann folgen Artikel über den Be⸗ völkerungswechsel von Professor Dr. Lexis und Rauchberg, endlich eine Abhandlung üher die Bevölkerungslebre und Bevölkerungepolitik von dem Geheimen Regierungsrath Dr. Ludwig Elster in Berlin, dessen Darstellung der Malthus'schen Theorie und durch statistisches Material belegte Kritik derselben bei jedem Leser lebhaftes Interesse er⸗ wecken wird. ,

Näher auf diese Arbeiten heute einzugehen, gestattet der Mangel an Raum nicht; es wird sich öfter Gelegenheit bieten, auf einzelne derselben zurückzukommen. Wir konnten die Fülle des Belehrenden und Interessanten, das die beiden ersten Bände der neuen Auflage des Handwörterbuchs der Staatswissenschaften enthalten, nur andeuten, und manche ausgezeichneten Beiträge sind sogar gänzlich übergangen, wie die über Ausfuhrprämien und⸗Vergütungen, Ausfuhrzölle und⸗Verbote (von Professor Lexis), Baugenossenschaften (von Dr. H. Crüger), Baum⸗ wollindustrie (von den Professoren Lexis und von Juraschek, 30 Seiten), Baupolizei (vom Geheimen Justizrath Edg. Loening), Bergbau, rechtliche und polizeiliche Verhältnisse desselben, Berg⸗ arbeiter und Bergbhaustatistik (vom Geheimen Bergrath, Professor Dr. Arndt in Halle und Professor von Juraschek, 37 S.), Beruf und Berufsstatistik (von dem Mitglied des Kaiserlichen Statistischen Amts Dr. Zahn, 36 S), Berufsgenossenschaften (von dem Wirklichen Geheimen Ober⸗Regierungsrath und Präsidenten des Reichs⸗Ver⸗ sicherungsamts a. D. Dr. Boediker), Besoldung und Besoldungs⸗ politik (von Professor Dr. Heckel in Münster, 21 S.), Bewässerung und Bewässerungsrecht (20 S), Bibliotheken, Bier, Bierbrauerei und „Besteuerung (60 S.), Binnen⸗ schiffahrt (32 S.), Beodenbesitzreform, Bodenzersplitterung, Börsenrecht (38 S.), Börsensteuer und Börsenwesen (36 S.), Brand⸗ weinbesteuerung, Produktion und ⸗»Verbrauch (39 S.), Brolpreise (von dem Direktor des Kaiserlichen Statistischen Amts Dr. von Scheel), Budget (von Professor Dr. G. Schanz in Würz⸗ burg, 26 S.), Budgetrecht (von Professor Dr. Jellinek in Herdelberg, 15 S.) u. a. Immerhin dürfte das Mitgetheilte genügen, um die Reichdaltigkeit des Inhalts erkennen zu lassen. Man darf das Werk als das zweckdienlichste staatswissenschaftliche Handbuch bezeichnen, welches überhaupt existiert, sobald man darin eine Zu⸗ sammenfassung des gesammten Stoffes in streng wissenschaftlicher Form und dem momentanen Stande der Wissenschaft enrsprechend unter Mittheilung der Grundlagen der internationalen Literatur, der Gesetzgebung und des statistischen Materials verlangt. Ein Mangel liegt natürlich darin, daß der Standpunkt infolge der Heranziehung einer großen Zahl von Autoren zur Bearbeitung der verschiedenen Fragen kein einheitlicher ist. Die Herausgeber haben aber durch sehr angemessene Auswahl der Persönlichkeiten die Wirkung dieses Umstandes möglichst abgeschwächt. Der Uebelstand, der übrigens unvermeidlich ist, da ja eine so umfassende Bearbeitung des gesammten Stoffs der Staatswissenschaften, wie sie hier geboten wird, weit über die Leistungsfähigkeit eines Menschen hinausgeht, wird außerdem dadurch reichlich aufgewogen, daß nun für die verschiedenen Gebiete Fachmänner herangezogen werden konnten, die als Autoritäten a erkannt werden. v1“

11““ 1“ Zur Arbeiterbewegung.

Zur Lohnbewegung im Solinger Messerschleifer⸗ und Messerschlägergewerbe (vergl. Nr. 293/1899 d. Bl.) theilt die „Volks⸗Ztg.“ mit, daß die Zahl der Ausständigen zur Zeit fast 1000 beträgt; etwa 400 haben anderwärts Arbeit gefunden. Der Fabri⸗ kantenverein der Taschen⸗ und Federmesserbranche hat beschlossen, die von ihm beschäftigten früheren Arbeiter einer dortigen Firma auszu⸗ sperren und weder direkt noch indirekt zu beschäftigen.

Die schon seit Wochen ausständigen Weber einer Firma in M.⸗Glad bach lehnten, der „Rh.⸗Westf. Ztg.“ zufolge, die Einigungs⸗ vorschläge, welche die Einigungskommission einstimmig beschlossen hatte, ab (vergl. Nr. 306 1899 d. Bl.).

In der Umgegend von Leipzig sind, wie die „Leipz. Ztg.“ unterm 2 d. M. berichtet, die Kürschnergebilfen in eine Lohn⸗ bewegung eingetreten. Dieselben haben mit den Peinzipalen über eine anderweite befriedigende Regelung des Lohntarifs Verhandlungen gepflogen, die aver den gewünschten Erfolg nicht gehabt haben. Die Gehilfen hatten des halb beschlossen, am 31. v. M. in allen Werk⸗ stellen die Arbeit zu kündigen, falls die Arbeitgeber bis dahin das Schreiben der Tarifkommission nicht beantwortet haben würden. That⸗ sächlich haben nun in Rötha von den dort beschäftigten 123 Kürschner⸗ gehilfen 111 gekündigt.

Die Lage im böhmisch⸗mährischen Ausstandsgebiet ist, wie „W. T. B.“ unterm 2. d. M. meldet, nabezu unverändert. Die Direktion der Witkowitzer Eisenwerke (Bezirk Mährisch⸗Ostrau) giebt bekannt, daß vom Montag an die Stahlwalzwerke abwechselnd außer Betrieb gesetzt werzen und daß die dort beschäftigten, etwa 3000 Arberter in den übrigen Betrieben Beschästigung finden werden (Vergl. Nr. 31 d. Bl.)

8*

Handel und Gewerbe. 6

[Aus den im Reichsamt des Innern zusammengestellten „Nachrichten für Handel und Industrie“.)

Großbritannien.

MNeue Lootsentarife. Durch die in der „London Gazette“ veröffentlichte Geheimrathsverordnung vom 28. November v. J. sind mehrere neue Lootsentarife für die Bezirke der Häfen von London des englischen Kanals (sogenannten English Channel District) sowie von Barry und Swansea genehmigt worden. Der neue Tarif für Kanal ist bereits am 1. Januar d. J. in Kraft getreten. Der Tarif gewährt größeren, längs der Insel Wight und des südlichen Themsezugangs (South Channel) ein⸗ oder ausgehenden Schiffen eine Ermäßigung von 10 bis 12 ½ % im Verhältniß zu den früheren Sätzen, während ihnen diese Ermäßigung auf dem nördlichen Themsezugang (sogenannten North Channel) nur bei der Ausfahrt zu gute kommt und bei der Einfahrt dieselben Loolsengebühren wie bisher zu entrichten sind. Der neue Tarif enthält auch soast noch Ermäßigungen und Vereinfachungen der früheren Tarifpositionen.

London und den

Die Kohlenpreise sind in Großbritannien in letzter Zeit infolge der Aushebungen für den füdafrikanischen Krieg und des dadurch herbei⸗ geführten Arbeitermangels sebr stark in die Höhe gegangen. Beste Cardiff⸗Kohle, die Mitte November noch mit 17 sh 6 d pro Tonne zu haben war, kostet gegenwärtig 22 bis 23 zh. Ja Wlles soll Kohle zur Zeit überhaupt nicht erhältlich sein. Northumberland⸗ Kohle gilt 4 sh 6 d mehr als im Vorjahre. Verhältnißmäßig am weaigsten ist die schottische Kohle im Werthe gestiegen; die Differenz im Preise dieser gegenüber Newcastle⸗Kohle ist zur Zeit ungefähr doppelt so groß als gewöhnlich. .

Da die Arbeitslöhne der Minenarbeiter voraussichtlich in aller⸗ nächster Zeit eine Erhöhung erfahren werden, steht ein weiteres