1900 / 34 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 06 Feb 1900 18:00:01 GMT) scan diff

1“ empfundenen Dank zum Ausdruck zu beingen für die jahlreichen Beweise

von Aufopferung und Hingebung, welche Eure Königliche Hoheit während Ihrer rei dgesegneten Regierung Meinen Vorfahren und Mir in Frieg und Frieden gegeben baben. Insbesondere gedenke Ich hierbei auch des lebhaften Iateresses und des reichen Maßes an wohlwollender Fürsorge, welches Eure Köaigliche Hoheit als gnädiger Chef Ihren beiden Regimentern allezeit haben zu theil werden lassen. Ich vereinige Mich mit Meiner Armee in dem innigen Wunsche, daß Wir Eure Königliche Hoheit noch lanze als

den Unserigen mögen verehren können, und verbleibe mit herzlicher

Zuneigung und Freundschaft Neues Palais, den 18. Dezember 1899. Eurer Königlichen Hoheit

freundwilliger at; Bruder und Großneffe b

ilhelm. An des Großherzogs von Sachsen Königliche Hoheit.

Die Antwort Seiner Königlichen Hoheit des Groß⸗ herzogs lautete folgendermaßen: Hohet Proß 1.“ Allerdurchlauchtigster Ke.. nig, freundlich geliebter Vetter, Gb Wc ar. Eurer Malestät eile Ich, i, innerster Seele gerührt über Aller⸗ böchstibre Mich so boch erfre zenden Glückwünsche zu Meinem beuti⸗ gen Militärjubiläum⸗ Meigen innigen, tiefempfundenen Dank dafür zum Ausdruck zu bringe . Mit wahrer Genugthuung überblicke Ich im Geist die Zeit, die Feit Meinem Eintritt in den Verband des preußischen Heeres verflossen ist, eine Zeit, in deren Verlaufe dieses mit der Webhrkraft der übrigen deutschen Stämme vereint, dem Ruhme einer länzenden Vergangenheit die Lorbeeren neuer, unvergleichl’ her Heldenthaten hinzugefügt bat. Wenn es Mir ver⸗ gönnt g ewesen ist, Mich in den großen Tagen der Einigung unseres Paterlandes und auch seither dem Dienste der nationalen Idee zu widmen, so empfinde Ich dies als eine hohe Gnade, der Himmel Mir selbst ebenso wie schon im Laufe oer Jabrbunderte Meinen Vorfahren erwiesen hat. Mich für diese Gnade durch treues Festhalten an den Ueberlieferungen Meines Hauses auch in Zukunft dankbar zu zeigen, werde Ich allezeit für Meine erste Pflicht als Reichsfürst erachten und Mich im besonderen stets freuen, Meine deutschen Gesinnungen durch unablässige warme Theilnahme an der weiteren Entwickelung unserer Kriegsmacht zu Wasser und zu Lande zu bethätigen. Ich verbleibe jetzt und immerdar in herzlicher Liebe und Freundschaft Weimar, 21. Dezember 1899. Eurer Majestät freundwilliger Vetter, Bruder und Großsheim Carl Alexander. und Königs von Preußen Majestät, Potsdam.

An des Deutschen Kaise

Oesterreich⸗Ungarn.

In den Räumen des Reichsraths⸗Präsidiums fand, wie „W. T. B.“ meldet, gestern Nachmittag die erste Sitzung der von der Regierung zur Schlichtung der nationalen Differenzen in Böhmen und Mähren einberufenen Kon⸗ ferenz statt. Von seiten der Regierung waren anwesend: der Minister⸗Präsident von Körber, der Finanz⸗Minister Böhm von Bawerk, der Justiz⸗Minister von Spens⸗Booden, der Minister für Kultus und Unterricht von Hartel, der Minister Dr. Rezek, der Handels⸗Minister Freiherr von Call und der Ackerbau⸗Minister Freiherr von Giovanelli. Der Minister⸗Präsident von Körber begrüßte die Versamm⸗ lung, dankte den Mitgliedern dafür, daß sie der Einladung der Regierung gefolgt seien, und fuhr sodann fort:

„Ich betrachte schon Ihr Erscheinen als einen Erfolg nicht der Regierung, sondern der hochwichtigen Sache, die uns hier versammelt, denn wir wollen Frieden stiften in diesem alten ehrwürdigen Reiche, das schon allzu lange durch den unseligen nationalen Kampf zerklüftet und in seinem wirthschaftlichen Gedeihen schwer geschädigt wird. Wenn Sie um sich blicken, meine Herren, so finden Sie, daß diejenigen Staaten am mächtigsten gebieten, deren Bürger in einträchtigem Bemühen der Größe und dem Ruhme ihres Landes zustreben, und sehen in diesen Reichen alle Hände bei der Arbeit, die geistigen und materiellen Reichthum schafft. Bei uns ist es leider nicht so. Der unausgesetzte nationale Kampf hat alle Zuversicht, alles Selbstvertrauen. alle freudige Schaffenskraft zurückgedrängt. Hören Sie aber die Stimme unseres tüchtigen, so reich begabten Volkes, so vernehmen Sie aus allen Lagern den sehnsüchtigen Wunsch nach Ruhe und Frieden. Allgemein ist die Ueberzeugung, daß es kein größeres Glück für unser Reich gäbe, als wenn an die Stelle des fortwährenden, jede Sammlung und Kensolidierung hindernden Streits, eine Politik der Eintracht und der wirtbhschaftlichen Kraftentfaltung träte. Führen wir die nationale Frage mit männlicher Ruhe auf ihren sachlichen Kern zurück; die Schwierigkeiten sind nicht so groß, daß sie nicht überwunden werden könnten. Trotz aller Kämpfe des letzten Jahres hat sich in einigen Punkten eine Annäherung der Anschauungen voll⸗ zogen. Wenn Sie, meine Herren, in Ihren Berathungen die Differenpankte wohlwollend und in allseitig versöhnlicher Stimmung zu mildern und auszugleichen trachten, dann werden Sie wenigstens eine Zeit der Erholung gewinnen, die gestattet, alle Um⸗ sicht und Energie den dringenden wirthschaftlichen Fragen zu⸗ zuwenden, und haben wir hier erst den Erfolg, so ist mir nicht bange, daß der Wohlstand des Reichs dereinst das stärkste Argument für den dauernden inneren Frieden sein wird. Der Regierung schwebt als Ziel vor, die Machtfülle des Staats in den Dienst der Kultur und der Volkswirtbschaft zu stellen, an Ihnen ist es, meine Herren, die Voraussetzungen für eine solche Politik zu schaffen. Ich darf sagen, meine Herren, das Reich blickt auf Sie, geben Sie ihm sein Glück und seine Ruhe wieder.“

Hierauf gab der Abg. Dr. Engel im Namen der Vertreter der czechischen Volksparteien aus Böhmen und Mähren eine Erklärung ab, in welcher er sagte, daß die Be⸗ theiligung der genannten Parteien, da ein Verhandlungs⸗ programm bisher nicht bekannt gegeben worden sei, vorläufi nur einen informatorischen Charakter haben könne, daß man aber gern bereit sein werde, an einer Einengung des nationalen Kampfs ehrlich mitzuwirken. Als ersten Schritt hierzu bezeichnete der Redner die Nothwendigkeit der Regelung der Sprachenfrage, und betonte, daß eine Theilnahme an den Konfexenzen für die Haltung der czechischen Volksparteien im Abgeordnetenhause kein Präjudiz bilden werde. Sodann drückte der Abg. Funke die Geneigtheit aus, an der Her⸗ stellung geordneter Zustände mitzuarbeiten, und fügte hinzu, daß es zweckmäßig sein würde, sich auf diesen Konferenzen lediglich mit der Sprachenfrage in Böhmen und ähren zu beschäftigen. Der Redner hob hervor, daß die gesetz⸗ Fiche Regelung der Sprachenfrage und die Aufrechterhaltung der einheitlichen Verwaltung nicht nur mit dem allseits ge⸗

wünsechten ungestörten Se aller Nationen in Oesterrdich wohl vereinbar, sondern auch von der Machtstellung und dem Ansehen des Staats untrennbar sei, und sprach den

Wunsch aus, daß die Resultate der Konferenzen sich im Gesetz⸗

ebungswege verwirklichen möchten. Hierauf wurde be⸗ schlossen, heute Nachmittag eine Berathung über die mährischen und morgen eine salche über die böhmischen Angelegenheiten

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Bei der gestern in Prag wiederholten Bürgermeister⸗ wahl wurde der v. Vize⸗Bürgermeister Srb mit 43 Stimmer. gegen Dr. Podlipny gewählt, welcher 41 Stimmen erhielt. Nach der Wahl fanden auf der Galerie und vor 8. Re. hhause Kundgebungen für Dr. Podlipny und für

Großbritannien und Irland. .

In der gestrigen Sitzung des Unterhauses richtete, wie „W. T. B.“ berichtet, William Redmond die Anfrage an den Ersten Lord des Schatzamts Balfour, ob derselbe irgend welche Schriftstücke vorzulegen oder Mittheilungen, betreffend die Unterhandlungen über eine Tripelallianz zwischen Groß⸗ britannien, Amerika und Deutschland, zu machen habe, von welcher der Staatssekretär für die Kolonien Chamberlain zu Leicester im November vorigen Jahres gesprochen habe. Balfour erwiderte, daß eine derartige Mittheilung niemals von Chamberlain gemacht worden sei. Das Haus nahm alsdann die Debatte über das Amendement des Lord Fitzmaurice zum Adreßentwurf wieder auf.

Sir William Harcourt führte aus, der Krieg sei eine Folge der Abkehr von der Pelist der Jahre 1881 bis 1895. Das große Unglück sei, daß man Leute um Rath gefragt habe, die auf der Seite der Straße gestanden hätten, welche von den Urhebern des Jameson⸗ schen Einfalls bewohnt worden sei. Der Staatssekretär für die Kolonien Chamberlain unterbrach bier den Redner mit der Frage, ob er sagen wolle, daß die von ihm erwähnten Personen vom Kolonialamt befragt worden seien, sowie daß weiter keine Personen befragt worden seien. Sir William Harcourt erwiderte, er habe gefragt, ob die besten Beurtheiler Afrikas befragt worden seien, und habe gesagt, es seien nicht die besten Be⸗ urtheiler gewesen, die man befragt habe. Der Redner fuhr sodann fort, die militärischen Vorbereitungen hätten sich auf die Mißachtung des Charakters und der Hͤlfsquellen der Buren ge⸗ gründet. Der britische Vertreter in Pretoria hätte vor allem die unwiderstehliche ee eines freien Volks in Rechnung ziehe sollen, das für seine Unabhängigkeit kämpfe. Der Jameson'’sche Einfall habe die militärischen Rüstungen der Buren bervorgerufen; der Fluch dieses Unternehmens hänge noch über England und sei die Haupt⸗ ursache des Krieges. Sir William Harcourt sprach sodann über den parlamentarischen Untersuchungsausschuß vom Jahre 1897 und stellte in Abrede, daß der Ausschuß den bestimmten Zweck verfolgt habe, die Untersuchung nicht durchzuführen und daß er die Sache habe vertuschen wollen. Der Grund sei vielmehr der ge⸗ wesen, daß die Durchführung der Untersuchung die Fortsetzung der Sitzungen des Ausschusses in der folgenden Parlamentssession er⸗ fordert haben würde, und daß die Urheber des Jamesonzuges genug Einfluß innerhalb und außerhalb des Hauses besessen bätten, um die Wiedereinsetzung des Ausschusses zu hintertre ben. Die Nachrede von einem Einverständniß der Regierung dem Jamesonzug sei durch Stillschweigen nicht zum Auf. hören gebracht worden, daher wäürde es klug sein, sie durch eine neue Untersuchung zu widerlegen und zu zrrstreuen Schließlich betonte der Redner die Nothwendigkeit, den Krieg bis zum bitteren Ende durchzuführen. Der Staatssekretär für die Kolonien Chamberlain wandte sich gegen die Rede Sir William Harcoust's, deren Ton und Art er bei der gegen pärtigen Lage unangebracht finde. „Die Lage“, führte der Staatssekretär aus, „ist zweifellos ernst, aber ich glaube nicht, daß das Land in Gefahr ist. Auf seiten der über⸗ wältigenden Mehrheit im Lande besteht der Wuasch, daß jeder Nerv angespannt werde, um den Krieg zu einem erfolgreichen Abschluß zu bringen. Die des Landes ist bewundernswerth; sie hat selbst den feindseligsten Beurtheilern Beifall abgenöthigt. Allein das Land hat gezeigt, daß es von uns allen erwartet, daß wir eines Sinnes zusammen arbeiten, die Ursachen unserer Fehler erörtern, das Heilmittel finden, aus unsern Fehlern Nutzen ziehen und ohne Ansehen der Person oder Partei von Herzen zusammenwirken, um das Ende herbeizuführen, das uns allen am Herzen liegt. Sir William Harcourt, der sich an alle gewandt hat, die in diesem Kriege gelitten haben, aber auch an die Zuschauer im Auslande, hat eine kritische Prüfung varhehare bei der er alles, was wir für wichtig halten, bei Seite Peaffen hat, um Allen kkarzumachen, daß dieser Krieg un⸗ moralisch (Beifall bei den Iren) und ungerecht sei (erneuter Beifall bei den Iren), daß alle Opfer weggeworfen seien, und er findet Argumente für jene, die sich am Mißgeschick Englands weiden. (Beifall bei den Ministeriellen) Sir William giebt zu verstehen, daß er im Hinblick auf die Ereignisse seit dem Majuba⸗ vertrage, wenn er am Ruder wäre, dieselbe Politik, wie sie nach Majuba verfolgt worden sei, jetzt durchführen würde. Jamitten dieses Krieges, während das Glück des Krieges noch in der Schwebe hängt, bietet Sir William Harcourt dem britischen Volk diese Zukunft dar. Die Frage des Süd⸗Afrika⸗Ausschusses will ich nicht eher erörtern, als bis das Haus den hierauf bezüglichen, von D. A. Thomas eingebrachten Antrag berathen hat. Ich wäill auf die unwesentlichen Einzelheiten der Darlegungen Sir William Harcourt's nicht eingehen; aber ich habe das Gefühl, daß diejenigen, welche selbst Freunde und Verwandte verloren haben, ein Recht darauf besitzen, abermals mit Nachdruck betont zu sehen, daß der Krieg gerecht und nothwendig ist. Die Streitfragen zwischen Buren und Briten, zwischen Großbritannien und Transvaal sind wesentlicher, nicht technischer Art, sie beruhen nicht auf Kleinlichkeiten des Wortgefechts, es sind Streitfragen, die schon vor 1895, sogar schon vor 1881 vorhanden waren. Der Jamesonzug, die Bloemfonteiner Besprechungen und die Wahl⸗ rechtsfrage sind nicht die Ursachen, sondern nur Zwischenfälle und Folgen eines lange vorhandenen Zwiespalts. Der tief⸗ wurzelnde Streit hat nicht mit Majuba begonnen, son⸗ dern ist durch die Majuba⸗Politik nur verschärft worden. Ehe die Tinte der Majuba⸗Konvention trocken war, begannen die Buren schon die Bestimmungen derselben zu brechen. Gladstone war den Buren nicht unfreundlich gesiant; seine Regierung war es, welche die Majuba⸗Konvention abgeschlossen hat, und doch war Gladstone, ehe drei Jahre nach dem Abschluß dieser Konvention um waren, ge⸗ zwungen, die Gefahren eines Bürgerkrieges in unserem holländischen Gebiet und ernste Rüstungen und Kosten für England zu übernehmen und eine militärische Expedition auszusenden, um die Buren zur Beachtung dieser Konvention zu zwingen. Die Streitigkeiten mit Transvaal sind nicht das Werk einer britischen Regierung, sondern entspringen aus der Natur der Verhältnisse, aus den großen Ver⸗ schiedenheiten zwischen dem Charakter, der Gesittung und Bäldung der Briten und der Buren. Das Streben der Buren war, sich von jeder Spur britischer Oberhoheit loszumachen. Oberhoheit der Buren be⸗ deutet Unterordnung jeder anderen Rasse; unsere Oberhoheit bedeutet Herstellung der Gleichheit für die weißen und der Gerechtigkeit für die schwarzen Rassen. Als wir ans Ruder kamen, empfanden wir bald, daß eine Lösung nöthig sei. Der ernste Zug der Lage war die wachsende Mißstimmung innerhalb einer Bevölkerung, die in Freund⸗ schaft zusammen hätte leben sollen. Die Unzulänglichkeit der Kriegsrüstungen ist unserer Peflamn auf Erhaltung des Friedens zuzuschreiben. Dieser Krieg 1” gerecht, berechtigt und nothwendig. (Beifall bei den Ministeriellen; Rufe bei den Iren: Nein! Nein!) Die Meinung der irischen Nationalisten bedeutet nichts, aber ich wende mich an die Opposition und stelle die Frage an sie: Sagen Sie, daß der Krieg gerecht, nothwendig und berechtigt ist? Die Einbringung des Fitzmanrice'schen Amendements bedauere ich; denn es läßt die Einigkeit des Königreichs zweifelhaft erscheinen. Der Wunsch des Landes ist, sicherzustellen, daß der Krieg kraftvoll weiter⸗ geführt werde und daß seine Ergebnisse mit den gebrachten Opfern und den erlittenen Gegenschlägen im Verhältniß stehen. Es sind Fehler gemacht worden. Die Regierung ist Willens, den Tadel zu tragen, bis die Zeit zu der Untersuchung vawven ist, wie der Tadel zwischen dem System und den die Verwaltung nach demselben führen⸗

mit

116““ den Männern zu vertheilen sei. abzuhelfen. In wenigen Wochen werden 200 000 Mann in Süd⸗ Afrika stehen. Der Geist der Nation ist durchaus ungebrochen. Es giebt kein Opfer, das die Nation nicht zu bringen bereit ist und wir nicht Willens sind zu fordern, wenn wir es für den Erfolg für nöthig halten. Eine der Lehren des Krieges ist die Erkenntniß der ungeheuren Vertheidigungskraft, die irregulären oder freiwilligen Truppen innewohnt, wenn sie für die Vertheidigung ihres Landes kämpfen. Diese Lehre darf bei der Prüfung der mllitärischen Lage nicht außer Acht gelassen werden. Ich hoffe, daß Schritte werden ergriffen werden, um aus diesem glänzenden Material Nutzen zu ziehen, welches stets ia Großbritannien zu unserer Verfügung ist, und das bei geeignetem Beistand und frei⸗ zewährter Unterstützung und vielleicht mit einem beträchtlichen Geld⸗ aufwand zu der schlagfertigsten Vertheidigungstruppe gemacht werden kann, die es je gegeben hat. Ich werde diesen Plau nicht als Be⸗ theiligter, sondern in dem Bemühen zum Vorschlag bringen, die Wünsche der Nation auszusprechen. Was unsere Holitik betrifft, wenn wir erfolgreich sein werden, so sind wir, wie mir scheint, in wesentlicher Uebereinstimmung mit den Anschauungen Sir Edward Grey's. Im Namen der Regierung kann ich sagen: soweit es an ihr liegt, soll es kein zweites Majuba geben. Nie wieder sollen die Buren mit unserer Zustimmung, wenn wir die Macht haben, im tande sein, im Herzen Süd⸗Afrikas eine Burg zu errichten, von der Mißvergnügen und Rassenfeindschaft ausgehen. Nie wieder soll es den Buren möglich sein, die Engländer als eine untergeordnete Rasse zu behandeln.“ Dillon führte hierauf aus, die irischen Nationalisten könnten nicht für das Amendement stimmen, weil es Vorsorge für die Fortdauer des ungerechten Krieges treffe.

1G Frankreich.

Der Senator Fallières wurde, wie „W. T. B.“ meldet,

estern mit 175 von 221 abgegebenen Stimmen räsidenten des Senats gewählt.

Der nationalistische Deputirte Firmin Faure hat dem Minister des Auswärtigen Delcassé mitgetheilt, daß er eine Anfrage, betreffend die Möglichkeit einer Intervention Italiens in dem Transvaalkriege, an ihn richten werde.

Der gro becannesche Botschafter Sir E. Monson hat

4

Paris verlassen und sich nach der Riviera begeben. 8 Italien.

Seine Königliche Hoheit der Prinz Heinrich von Preußen ist, wie dem „W. T. B.“ berichtet wird, gestern an Bord des Dampfers „Preußen“ in Neapel eingetroffen und hat Abends die Reise nach Genua fortgesetzt. Seine Königliche Hoheit der Prinz Heinrich und Seine Königliche Hoheit der Prinz von Neapel statteten einander im Laufe des Tages Besuche ab.

zum

G Belgien. 8 Nach einer dem „W. T. B.“ zugegangenen Meldung au Brüssel hat der König gestern die des Senators Surmont de Volksberghe zum Minister der öffentlichen Arbeiten und Liebaert's zum Minister für Eisenba Posten und Telegraphen vollzogen.

Griechenland.

Die Deputirtenkammer wählte, dem „W. T. B.“ zufolge, gestern den Kandidaten der Regierungspartei Bufidis mit 137 Stimmen zum Präsidenten. Romas (Delyannist) erhielt 34 Stimmen.

Amerika.

Aus Washington erfährt „W. T. B.“, daß gestern im

Staatsdepartement von dem Staatssekretär Hay und dem britischen Botschafter Sir Julian Pauncefote der zwischen den Vereinigten Staaten und England abgeschlossene Vertrag unterzeichnet worden sei, durch welchen der Clayton⸗ Bulwer⸗Vertrag, soweit er den Nicaragua⸗Kanal betrifft, abgeändert wird.

Der Senat ratifizierte gestern die Vereinbarungen der Haager Friedenskonferenz.

In verschiedenen Städten der Vereinigten Staaten, u. a. in New York, Buffalo und Baltimore, wurden, dem „Reuter'schen Bureau“ zufolge, am Sonntag Versammlungen

Wir bemühen uns, unseren Fehlern

1“

hnen,

Der Gegenkandidat

abgehalten, welche sich für die Buren und gegen die von Groß⸗

britannien verfolgte Politik aussprachen. Afrika.

In der 888b Republik gelangt jetzt, wie „W. T. B.“ aus Pretoria erfährt, entsprechend der durch die Resolution des Volksraabs vom 28. September der Re⸗ gierung ertheilten Befugniß, eine besondere Kriegssteuer zur Erhebung. Die Steuer beträgt 2 Pfund Sterling auf je 100 Morgen einer Farm, 5 Pfund auf jedes Erf (kleines

Grundstück) oder halbe Erf und 2 ½ Pfund auf ein Viertel⸗Erf. Die Steuer wird von allen Nichtansässigen, allen Gesellschaften und

Syndikaten, deren Mitglieder nicht durchweg Bürger der Republik sind, und von Bevollmächtigten erhoben.

Tagen von Pretoria nach Volksrust abgehen. belgischen Abtheilung des Rothen Kreuzes Mafeking gegangen.

Das „Reuter'sche Bureau“ erfährt, daß im britischen Kriegsamt absolut keine Fegetsgehn des Gerüchts ein Fr sei, nach welchem Sir

marschiere. Es deute im Gegentheil alles darauf hin, da

die Lage an der Front ruhig und keine sofortige Bewegung

haben die Präsi⸗ denten Kruüͤger und Steijn am 3. d. M. eine Mittheilung an den Feldmarschall Lord Roberts gesandt, in welcher sie

gegen die Zerstörung von Häusern und Verwüstung von Lord Roberts habe gestern daß die Beschuldigungen unbe:

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zu erwarten sei. . Wie das selbe Bureau weiter berichtet,

Grundeigenthum protestieren. in seiner Erwiderung erklärt, stimmt und unbegründet seien; eine muthwillige Zerstörun entspreche nicht dem Brauche der Engländer. Er bedaure, v.

die Streitkräfte der beiden Republiken in verschiedenen Fällen 8

genen den Kriegsbrauch zivilisierter Nationen verstoßen hätten,

esonders dadurch, daß sie in den Distrikten, in die sie eina⸗

gedrungen seien, treue Unterthanen der Königin Victoria aus ihren Heimftätten vertrieben hätten. Der Versuch, Leute zum

Kampf gegen ihre Königin und gegen ihr eigenes Land zu

zwingen, sei barbarisch. Pn Kapstadt ist, wie das „Reuter'sche Bureau“ meldet, aus Naamsport die Nachricht eingetroffen, daß daselbst, in

Rensburg und Hanover Road wegen der Thatsache, daß eine starke Abtheilung Infanterie abgesandt worden sei, um von Thätigkeit herrsche. In Kapstadt sind ferner Nachrichten eing i

Norvals Pont Besitz zu nehmen, lebhafte

ein⸗

denen zufolge die Buren in Colesberg thatsäch geschlossen seien. A“

Wenn die Steuer nicht bis zum 1. Mai bezahlt ist, treten die Be⸗ stimmungen des Gesetzes 11 von 1896 in Kraft. Die russische Sanitäts⸗Abtheilung wird in den nächsten Ein Theil der ist nach

8 edvers Buller den Tugela wieder überschritten habe und auf Fansfeh. 8

8 18

Coburg (fr. Volksp.) und Heine (Soz.).

Kohle den Kanal herauf bis nach Dortmund kommt.

8 v 6 8 9—

Die hamburgische Bark „Hans Wagner“, von Ham⸗ burg 1. Port Elizabeth und der Delagoa⸗Bay bestimmt, welche in Port Elizabeth von den britischen Behörden

1

zurückgehalten wurde, ist laut Telegramm an den Rheder

D. J. Wagner von Port Elizaberh weitergesegelt. Es ist

8 nes das letzte der in Süd⸗Afrika von den Engländern zurück⸗

gehaltenen Schiffe.

8 Parlamentarische Nachrichten.

In der heutigen (141.) Sitzung des Reichstages, welcher der Staatssekretär des Reichs⸗Justizamts Dr. Nieber⸗ ding beiwohnte, wurde die zweite Berathung des Gesetz⸗ entwurfs, betreffend Aenderungen und Ergänzungen

des Strafgesetzbuchs, forigeseft bei dem § 182 a, welcher

nach den Beschlüssen der Kommission lautet: 282827 „Arbeitgeber oder Dienstherren und deren Vertreter, welche unter Mißbrauch einer durch das Arbeits⸗ oder Dienst⸗ verhältniß begründeten wirthschaftlichen Abhängigkeit durch An⸗ drohung oder Verbängung von Entlassung, von Lohnverkürzungen oder von andern mit dem Arbeite⸗ oder Dienstverhältniß zusammen⸗ bängenden Nachtheilen oder durch Zusage oder Gewährung von Be⸗ schäftigung, von Lohnerhöhung oder von anderen aus dem Arbeits⸗ oder Dienstverhältniß sich ergebenden Vortheilen ihre Ar⸗ beiterinnen oder sonstigen weiblichen Dienstyverpflichteten zur Duldung oder Verübung unzüchtiger Handlungen bestimmen, werden mit Ge⸗ fängniß bis zu einem Jahre bestraft. Sind mildernde Umstände vorhanden, so kann auf bis zu 600 erkannt werden. Die Verfolgung tritt nur auf Antrag ein.“

Die Abgg. Beckh⸗Coburg und Genossen (fr. Volksp.) wollen die Worte „oder durch Zusage .. ... Vortheilen“ ge⸗ strichen haben; die Abgg. Albrecht und Genossen (Soz.) wollen hinter „bestimmen“ eingeschaltet wissen: „oder ver⸗ leiten“, den Schlußsatz des § 182 a wollen sie ferner beseitigt und

dafür den folgenden neuen Passus eingefügt wissen:

„Die Strafverfolgung des in diesem Paragraphen bedrohten Vergehens verjährt in einem Jahre. 25

An der Debatte betheiligten sich bis zum Schluß des

Blattes die Abgg. von Treuenfels (d. kons.), Beckh⸗

Der Schlußbericht über die gestrige Sitzung des

Hauses der Abgeordneten befindet sich in der Ersten Beilage.

Das Haus der Ab geordneten setzte in der heutigen 17.) Sitzung, welcher der inister für Handel und Gewerbe Brefeld beiwohnte, die zweite Berathung des Staats⸗ haushalts⸗Etats für 1900 im Etat der Berg⸗, Hütten⸗ und E“ bei dem Kapitel „Ministerial⸗

Abtheilung für das Bergwesen“ fort. Abg. von Werdeck (kons.): Neuerdings, am 1. Januar und

1 Februar, haben die Kohlenhändler die Preise der Kohlen willkürlich

rhöht; von dieser Preiserhöhung haben die Gruben garnichts. Der

Dortmund⸗Ems⸗Kanal ist gebaut, um das westfälische Kohlenrevier

an die Seehäfen anzuschließen; der Erfolg ist aber der, daß die englische Den Stand⸗ punkt des Ministers in Bezug auf die Versorgung des Auslandes mit nserer Kohle kann ich nicht theilen. Die Zeiten, in denen man olitische Freundschaft durch wirthschaftliche Rücksichten ge⸗ wann, sind vorüber. Unsere Aussteller in Paris können für den Betrieb ihrer Maschinen keine Kohle in Frankreich bekommen, sie müssen sie sich aus Deutschland nach Paris kommen lassen. Dem landwirthschaftlichen Genossenschaftswesen will der Minister möglichst entgegenkommen. Wir baben zwei große Genossenschafts⸗ verbände, den Offenbacher und den Neuwieder Verband; den Mit⸗ gliedern dieser Verbände hat aber die Grubenverwaltung große Schwierigkeiten beim Bezug von Kohlen gemacht, die Händler wurden bevorzugt. Trotz der großen Zunahme der Kohlen⸗ örderung haben die landwirthschaftlichen Verbände nicht die Rücksicht erfahren, welche sie verdienen. Ich bitte den Minister, in Zukunft die inländischen Konsumenten besser zu versorgen ls die ausländischen. Die Ausfuhr unserer fiskalischen Gruben nach em Auslande ist stärker gewachsen als der Absatz im Inlande. Der Minister sollte neue Verhandlungen mit den Händlern pflegen, um iese Verhältnisse zu bessern. Wenn, wie der Minister sagt, die vrge sich das nicht gefallen lassen würden, so lassen sie es eben eiben.

Geheimer Ober⸗Bergrath von Ammon: Die Regierung hat uf die Kohlenhändler keinen Einfluß, versucht aber von Jahr zu Jahr mehr, die Preise der Kohlenhändler zu regeln. Die Regierung tbut alles, um den inländischen Bedarf zu befriedigen und die Ausfuhr zu beschränken. In Oberschlesien wird die Ausfuhr lediglich durch die Händler besorgt. Die Gesammtabgabe von Kohlen an Händler hat sich bei den fiskalischen Gruben von 33 % im Jahre 1895 auf 25 % im Jahre 1898/99 reduziert. Die Regierung ist also bestrebt, den Privatinteressenten mög⸗ lichst enkgegenzukommen. In Okberschlesien sind aus den fis⸗ kalischen Gruben im Jahre 1898 22 % bauptsächlich nach. Oesterreich und Rußland abgesetzt worden. Dieser Absatz ist so vermindert worden, daß im laufenden Etatsjahre nur noch 10 % ins Ausland gebracht sind. Die Kohlenversorgung der Aussteller in Paris ist vollkommen geregelt. Die landwirthschaft⸗ lichen Genossenschaften sollen, soweit es möglich ist, von den fiska⸗ lischen Gruben thunlichst berücksichtigt werden. Lästige Bedingungen sind dabei nicht gestellt worden. Dem von dem Vorredner vertretenen Verband ist der jetzt gewährte Rabatt auch damals bewilligt worden, als er noch nicht 50 000 t bezog.

Abg. von Brockhausen Ü(kons.): Die Bergwerks⸗Verwaltung sollte sich nicht von vornherein auf so große Abschlüsse mit den Händlern einlassen, daß sie dann nichts mehr für die Konsumenten übrig hat. Namentlich bei der Steigerung der Produktion über den Voranschlag hinaus könnten den landwirthschaftlichen Genossenschaften größere Lieferungen reserviert werden. Der pommerschen land⸗ wirthschaftlichen Baupiegzastnicaßs ist auf eine Anfrage keine größere Lieferung als bisher in Aussicht gestellt worden, und sie hat daher wiederum mit einem Händler abschließen müssen. Der direkte Verkehr zwischen Gruben und Konsumenten mag ja schwierig sein, aber die Landwirthe müssen doch darauf besteben, daß sie das Quantum erhalten, das sie bestellt haben; sonst sind sie schließlich nicht nur auf die englische, sondern auch noch auf die amerikanische Kohle angewiesen. Der Minister sagte neulich, daß die Produktion dieses Jahres schon voll⸗ ständig an die Händler verkauft sei; ich hoffe, daß dabei auch die landwirthschaftlichen Genossenschaften mit bedacht sind, welche sich rechtzeitig gemeldet haben. Die Landwirthschaft braucht immer ein feststehendes Quantum von Kohlen, und darauf könnte sich die Bergwerksverwaltung wohl einrichten und sich mit den land⸗ wirthschaftlichen Verbänden darüber ins Einvernehmen setzen.

ierauf nimmt der Minister für Handel und Gewerbe

2

Brefeld das Wort, dessen Rede morgen im Wortlaut bütt

gegeben werden wird. (Schluß des Blattes.)

8

betreftend die Regulierung des Hoch⸗

eines Gesetzes, sel von Gemlitz bis Pieckel, nebst

wasserprofils der Weie Begründung zugegangen:

Dem Hause der Kes. be. ist nachstehender Ent wurf

5 1. Die Staatsregierung wird ermächtigt, zur Verbesserung des Hoch⸗ wasserabflusses in der Weichsel und Nogat: a. eine Regulierung des Hochwasserprofils der Weichsel von 8. Gemlitz aufwärts bis Pieckel nach Maßgabe der dafür auf⸗ 35 auf 8 868 230 berechneten Projekte von 1893/95, dem Antrage der betheiligten Deichverbände entsprechend, eine Erhöhung der Stromdeiche innerhalb der Grenzen des zu a erwähnten Projekts auf 11,71 m am Dirschauer Pegel nach Maßgabe des dafür aufgestellten, auf 332 400 berechneten Projektnachtrags herbeizufü hren. 82

Zur Ausführung der im § 1 unter a und b erwähnten Projekte haben die betheiligten Deichverbände, dem Fortschreiten der Arbeiten entsprechend, folgende Zuschüsse zu leisten, und zwar:

1) der Marienburger Deichverband:

2 091 000 9

zu a 217 600 . 1 109 000 ℳ,

111A11“ 3) der Falkenauer Deichverband: 8 150 000 ℳ,

zu a und b

zu b 9 2 2. 9„ 2 2. 2 2) der Danziger Deichverband: zu a 1

4) der Elbinger Deichverband:“ ziu a

§ 3.

Sofern nicht eine anderweite Vereinbarung stattfindet, haben der Marienburger, Danziger und Elbinger Deichverband zusammen ein Drittel der Kosten, welche durch die staatsseitige Ausführung von Aufeisungsarbeiten auf der im Regierungsbezirk Danzig belegenen Strecke der Weichsel verursacht werden, am 1. Juli eines jeden Jahres dem Staat zu erstatten. Dabei sind diejenigen Kosten, welche durch die Neuanschaffung der für die Aufeisungsarbeiten erforderlichen Schiffe entstehen, nicht in Rechnung zu stellen.

Zur Deckung dieses Drittels haben der Marienburger Deich⸗ verband vier Siebentel, der Danziger Deichverband zwei Siebentel und der Elbinger Deichverband ein Siebentel, niemals aber mehr als zwanzig Pfennige für das Hektar der zu jedem Verbande gehörigen Flächen beizutragen. Vereinbaren sie mit Genehmigung ihrer Auf⸗ sichtsbehörde einen anderweiten Vertheilungsmaßstab, so ist dieser maßgebend.

Die Höhe der Beiträge wird für jeden dieser Verbände von dem Ober⸗Präsidenten zu Danzig festgesetzt. Gegen seine Festsetzung findet binnen zwei Wochen die bei ihm anzubringende Beschwerde an die im § 4 dieses Gesetzes bezeichneten Minister statt, welche endgültig ent⸗ scheiden. 84

Die Ausführung dieses Gesetzes wird dem Minister der öffent⸗ lichen Arbeiten und dem Minister für Landwirthschaft, Domänen und Forsten übertragen.

Kunst und Wisfenschaft.

Im Kunstsalon von Eduard Schulte (Unter den Linden 1) wird in der Zeit vom 11. Februar bis 3. März das von Ph. Làszlé um Weihnachten 1899 gemalte Bildniß Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin mit ca. 15 anderen Werkea dieses Porträtisten ausgestellt werden.

Aus Nürnberg wird geschrieben: Unter den Erwerbungen, die das Germanische National⸗Museum während der letzten Woben gemacht hat, nimmt eine Sammlung langobardischer Goldkreuze, die in mehr als einer Beziehung von hohem Interesse sind, einen hervorragenden Platz ein. Die Kreuze stammen aus der Kunstsammlung des 1881 zu Mailand verstorbenen Cavaliere Carlo Morbis und wurden in Monza, Benevent, Cividale del Friuli und an⸗ deren Orten Italiens in daselbst aufgedeckten Gräbern langobardischer Krieger gefunden. Aus dünnem Goldblech ausgeschnitten, weisen sie als Verzierung die Abdrücke verschiedener Stempel und Münzen auf, nach welchen letzteren sie mit Sicherheit in das 6., 7. und 8. Jahrhundert gesetzt werden dürfen. Nur eines der Kreuze ist ganz flach, ohne jede Verzierung. An den Balkenenden sind sie in der Regel zweimal durchlöchert, was wohl, darauf schließen läßt, daß sie ursprünglich an der Kleidung der Verstorbenen angeheftet waren. Ob es sich dabei lediglich um Grab⸗ beigaben, also um Votivkreuze, oder auch um Schmuckstücke für die Lebenden, wohl gar um eine Art von Ehrenzeichen oder Orden handelt, darüber sind die Meinungen bei den leider nur zu lückenhaften Nach⸗ richten, wie wir sie über Tracht und Lebensweise der Germanen der Völkerwanderungszeit besitzen, bisher noch getheilt. Ebenso giebt das zur Verwendung gekommene Ornament, namentlich die Bandverschlin⸗ gungen und RNösken, dazu die Monogramme, in denen man wohl die einiger langobardischen Könige, des Kleph, Adelvald und Anderer, hat erblicken wollen, mannigfache Räthsel auf. Aehnliche, für die Kultur, wie die Kunstgeschichte demnach gleich wichtige Kreuze finden sich noch in einer Reihe anderer, namentlich italienischer Museen, doch darf sich das Germanische Museum rühmen, nunmehr die reichhaltigste und bedeutsamste Kollektion dieser Art zu besitzen.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.

Das Erlöschen der Maul⸗ und Klauenseuche unter Rindern ist dem Kaiserlichen Gesundheitsamt gemeldet worden vom Zentral⸗Viehhofe zu Berlin am 5. Februar.

Schweiz. 11

Durch Bundesrathsbeschluß vom 19. v. M. werden die in der Verordnung vom 30. Dezember v. J. über die Maßnahmen zum Schutze gegen die Cholera und die Pest (vgl. „R.⸗Anz.“ Nr. 20 vom 22. v. M) enthaltenen Bestimmungen bezüglich der Ueberwachung der Reisenden am Ankunftsorte und bezüglich des Waaren⸗ und des Gepäckverkehrs, soweit es sich um Pe st handelt, sofort in Kraft gesetzt. Das Einfuhrverbot soll sich jedoch bis auf weiteres nur auf folgende Waaren und Gegen⸗ stän de erstrecken: 1

1) Gebrauchte Leibwäsche und getragene Kleidungsstücke (per⸗ sönliche Effekten); benutztes Bettzeug. b 8 1

Wenn diese Gegenstände indessen als Reisegepäck oder infolge eines Wohnungswechsels als Uebersiedelungseffekten (Umzugsgut) be⸗ fördert werden, so unterliegen sie der Revision bezw. Desinfektion.

2) Hadern und Lumpen ohne irgend eine Ausnahme.

3) Benutzte Säcke, alte Teppiche und gebrauchte Stickereien.

4) Rohe Häute und Felle (mit Ausnahme der vollständig ge⸗ trockneten, gesalzenen oder gekalkten). 1“

5) Frische bezw. rohe khierische Abfälle. 8.

6) Menschenhaare.

Des weiteren wird angeordnet, daß die als Herhss oder Frachtgut oder als Fahrpoststüͤc spedierten persönlichen Effekten oder Uebersiedlungsgegenstände (Umzugsgut), welche aus einem für cholera⸗ oder pestverseucht erklärten Bezirk stammen, nur über folgende Grenzzollämter eingehen dürfen: Basel (Zentral⸗ bahnhof und badischer Bahnhof), Bouveret, Buchs, Chiasso (Bahn⸗ hof), Genf (Bahnhof Cornavin, Bahnhof Eaux⸗Vives und Bureau du Lac), Locle, Pruntrut, Romanshorn, Rorschach, Schaffhausen, Vallorbe und Verridres. 1

Eine Ausnahme davon machen die nach den Städten Basel, Genf, Lausanne, St. Gallen, Luzern und Zürich adressierten Sen⸗ dungen, welche unter Zollverschluß von jedem Grenzzollamt aus dahin instradiert werden können. v1116“

11“

F er Bundesrath bestimmt, daß folgende Länder und Be⸗ zirke als seit längerer oder kürzerer Zeit pestverseucht zu betrachten sind: China, Japan, Britisch Indien, die Inseln Madagaskar, Mauritius, Réͤunion und Neu⸗Caledonien, ferner Mogambique (Süd- Afrika), Paraguay, Brasilien und Stadt Porto (Portugal). 8

Hinter⸗Indien.

Durch Verfügung der Kolonialregierung in Singapore vom 3. Januar d. J. ist der Hafen von Nagasaki in Japan wegen Auftretens der Beulenpest für verseucht erklärt worden.

Alle Schiffe, die von jenem Hafen kommen, müssen in Quarantäne gehen und bis zum Ablauf von neun Tagen seit der Abfahrt oder nach dem Tage des letzten an Bord vorgekommenen Krankheitsfalles oder bis zur Freilassung ü Gesundheitsbeamten darin bleiben.

gypten. p

Der Internationale Gesundheitsrath in Alexandrien hat be⸗ schlossen, gegen Herkünfte aus dem arabischen Küstenlande vom Golf von Oman und von Hadramant bis zur Stadt Adechlexkl.) das Cholera⸗Reglement in Anwendung zu bringen.

Australien.

Infolge des Ausbruchs der Beulenpest in Numéa haben die Regierungen der australischen Kolonien strenge Quarantäne⸗ aßregeln für Herkünfte aus Neu⸗Caledonien angeordnet. Diese Quarantänemaßregeln finden auch auf Herkünfte aus Hawai, wo ebenfalls Pest berrscht, Anwendung. Die Regierung der Kolenie Victoria hat die Quarantäne auf ganz Polynesien ausgedehnt.

Buenos Aires, 5. Februar. (W. T. B.) Gestern kamen hier 219 Fälle von Sonnenstich vor, von denen 134 einen tödtlichen Ausgang nahmen. (Vgl. Nr. 33 d. Bl.)

8

Verdingungen im Auslande.

Bulgarien.

20. Februar, 9 Uhr. Administrative Abtheilung des Kriegs⸗ Ministeriums: Lieferung von 198 000 m Raventuch und 78 350 m Futterleinwand für die Dioisions⸗Depots in Sofia, Philippopel, Sliven, Schumla, Rustschuk und Vratza. Kaution 5 % des Angebots. Das Bedingungsheft, sowie die Beschreibung und Muster liegen an Wochentagen in der obengenannten Abtheilung aus. 8

Verkehrs⸗Anstalten.

Laut Telegramm aus Köln (Rhein) hat die zweite englische Post über Ostende vom 5. S in Köln den Anschluß an Zug 31 nach Berlin über Hildesheim wegen Zugverspätung in Belgien nicht erreicht.

Lourengo Marques, 4. Februar. (W. T. B.) Die Reichs⸗ Postdampfer „Kanzler“ und „General“ sind am 2. bezw. 1. d. M. in der Delagoa⸗Bay eingetroffen.

Bremen, 5. Februar. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Dampfer „Stuttgart“, n. Ost⸗Asien best, 3. Febr. in Aden angek. „Kaiser Wilhelm II., v. New York kommend, 3. Febr. die Azoren pass. „Mark“ 3. Febr. v. Bremen kommend, in Buenos Aires angek. „Werra“, 3. Febr. v. New York n. Genua abgeg. „Koblenz“, v. Brasilien kommend, 4. Febr in Funchal, „Barbarossa“, n. Auftra⸗ lien best., 4. Febr. in Colombo angek. „Sachsen“ 4. Febr. v. Shanghai und „Hannover“ 4. Febr. v. Baltimore n. Bremen abgeg. „Darm⸗ stadt“, n. Nework York best., 4. Febr. Dower passiert.

6. Februar. (W. T. B.) Dampfer „Karlsruhe“ 4. Febr. v. Colombo n. Aden abgeg. „Oldenburg“ 4. Febr. v Kobe n. Pokohama abgeg. „Dresden“, n. Baltimore best., 4. Febr. Cap Henry passiert. „König Albert“, n. Ost⸗Asien best., 5. Febr. in Genua, „Aachen“, v. d. La Plata kommend, 4. Febr. in Gravesend angek. „Bremen“, v. Australien und „Prinz Heinrich“, v. Ost⸗ Asien kommend, 5. Febr. Vlissingen passiert. „Königsberg“ 4. Febr. v. Hapre abgeg. „Heidelberg“, n. Ost⸗Asien best., 5. Febr. in Port Said, „Pfalz“, v. d. La Plata kommend, 5. Febr. in Funchal angek. „Marxburg“, v. Brasilien kommend, 5. Febr. Las Palmas passiert. „Prinz⸗Regent Luitpold“ 5. Febr. Reise v. Southampton n. Genua fortgesetzt.

Hamburg, 5. Februar. (W. T. B.) Hamburg⸗Amerika⸗ Linie. Dampfer „Patricia“ 4. Febr. in New York angek. „Auguste Victoria“, v. New York n. Genua und dem Orient, 4. Febr. v. Gibraltar, „Palatia“ 3. Febr. v. New York n. Hamburg, „Columbia“, v. Genua n. New York, 3. Febr. v. Havre, „Castilia“, v. West⸗ Indien n. Hamburg, 3. Febr. v. Havre abgeg. „Markomannia“ 3. Febr. in St. Thomas angek. „Batavia“, v. Baltimore n. Ham⸗ burg, 4. Febr. Lizard pass. „Nubia“ 3. Febr. v. Westhartpool n. Hamburg abgeg. „Bethania“, v. Hamburg n. Baltimore, 3. Febr. in Boston, „Savoia“ 5. Febr. in Singapore angek. „Sibiria“, v. Ham⸗ burg n. Ost⸗Asien, 4. Febr. Ouessant Creach passiert.

London, 5. Februar. (W. T. B.) Union⸗Linie. „Gaika“ gestern auf Heimreise von Kapstadt abgegangen.

„Castle⸗Linie. Dampfer „Norham Castle“ Sonnabend auf Ausreise v. Southampton abgeg. „Avondale Castle“ Sonnabend auf Heimreise bei den Canarischen Inseln angek. „Pembroke Castle“ Sonnabend auf Ausreise die Canarischen Inseln pass. „Tantallon Castle“ Sonnabend auf Heimreise in London angekommen.

Rotterdam, 5. Februar. (W. T. B.) Holland⸗Amerika⸗ Linie. Dampfer „Statendam“ v. Rotterdam heute in New York angek. „Maatdam“ Sonnabend v. New York n. Rotterdam ab gegangen.

Theater und Musik. Im Königlichen Opernhause wird morgen Carl Maria

Dampfer

von Weber's Oper „Der Freischütz“ mit Herrn Kraus als Max

Kapellmeister Dr. Muck dirigiert. Im Laufe der nächsten oche geht zum ersten Male „Kain“, Dichtung von Heinrich Bulthaupt, Musik von Eugen d Albert, in Scene. In den Hauptrollen sind die Herren Grüning. Hoffmann, Mödlinger, Wittefopf und die Damen Reinl, Rothauser und Gradl beschäftigt. Kapellmeister Dr. Muck studiert das Werk ein. Der Komponist nimmt an den Proben theil. Am Montag, den 12. d. M., eröffnet Frau Marie Schoder⸗Gutheil als Carmen ein Gastspiel auf Engagement.

Im Königlichen Schauspielhause wird morgen Shake⸗ spear'’'s Trauerspiel „Julius Caesar“ in folgender Besetzung gegeben: Julius Caesar: Herr Kraußneck; Marc Anton: Herr Matkowsky; Marcus Brutus: Herr Molenar; Cassius: Herr Ludwig; Casca: Herr Pohl; Portia: Fräulein Poppe. Die erste Aufführung von Otto Ernst's deutscher Komödie „Jugend von heute“ findet am Dientag, den 13. d. M., statt.

Theater des Westens wird morgen die Operette „Der Zigeunerbaron“ von Johann Strauß aufgeführt, ebenso am nächsten Sonntag, und zwar an Stelle der im Wochenspielplan angekündigten Oper „Der Bärenhäuter“. Der Kammersänger Rothmühl aus Stuttgart wird im Monat März an drei Abenden als Gast auftreten.

Um Mißverständnissen vorzubeugen, theilt die Konzertdirektion Wolff mit, daß der nächste Quartett⸗Abend der Herren Professoren Joachim, Halir, Wirth, Hausmann am Donnerstag, den 8. d. M., in der Sing⸗Akademie um 8 Uhr, wie alle bisßerigen Abende, beginnt. 1—

Bei dem morgen, Mittwoch, Mittags 12 Uhr, in der Marien⸗ kirche stattfindenden Orgelvortrage des Musikdirektors Otto Dienel werden mitwirken: die Konzert⸗Sängerinnen Fräulein Marie Lindow und Frau Emmy Maria Ehrnhorst, der Opernsänger Herr Rich. Tlusteck, der Violinist Herr Paul Thiele und der Organist Herr Paul Heuer. Auf dem Programm stehen: die G-moll-Fantasie von Bach, die 4. Sonate von Mendelssohn, das Hiller'sche Gebet, das Largo von Händel für Gesang, Violine und Orgel u. a. Der Ein⸗

tritt ist fr