diejenigen, welche sich nach dem Urtheile der Vorgesetzten zu Unteroffizieren des Beurlaubtenstandes eignen, als Unter⸗ offizier Aspiranten entlassen werden. “
8) Hinsichtlich der Heranziehung zu Uebungen im Be⸗ urlaubtenstande werden die unter Fißfer 2 genannten Volks⸗ schullehrer u. s. w. wie die übrigen? annschaften behandelt. Sie dürfen gelegentlich der Uebungen befördert werden.
9) Die Heerordnung wird wie folgt geändert:
§ 13, 2 lautet:
„Die Volksschullehrer und Kandidaten des Volksschul⸗
amts (W.⸗O. § 9, 1) werden bereits nach einjähriger aktiver
Dienstzeit bei einem Infanterie⸗Regiment zur Reserve be⸗
urlaubt. Die Zeit eines Urlaubs von mehr als vierzehn⸗ tägiger Dauer findet auf die einjährige aktive Dienstzeit
keine Anrechnung. Die näheren Bestimmungen geben die General⸗Kommandos.“ 8
Im § 29,1 Anmerkung*) und im § 40,3 ist „gemãß
8 13,2“ zu streichen. (Hiernach behalten die bisherigen ebungsbestimmungen für Volksschullehrer u. s. w., welche zehn Wochen aktiv gedient haben, Gültigkeit.) 10) Die Aenderung der Wehrordnung bleibt vorbehalten.
Vorstehende Allerhöchste Kabinetsordre wird hiermit zur allgemeinen Kenntniß gebracht. Berlin, den 10. Februar 1900. von Goßler.
Ministerium der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinal⸗Angelegenheiten.
Bekanntmachung. Zwischen dem Königlich preußischen Ministerium der eistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinal⸗Angelegenheiten einer⸗ feits und dem Königlich sächsischen Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts in Dresden andererseits ist vereinbart worden, daß das unter dem 14. August 1889 veröffentlichte Uebereinkommen wegen egenseitiger Anerkennung der Prüfungszeugnisse Sür das Lehramt an Woheren Schulen auch nach der beiderseitig jetzt. erfolgten Neuordnung der Prüfung fortbestehen soll. emgemäß wird biermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß die von der Wissenschaftlichen Prüfungs⸗ kommission in Leipzig auf Grund der Ordnung vom 19. Juli 1899 ausgestellten Prüfungszeugnisse für das Lehramt an höheren Schulen in Preußen in gleicher Weise werden an⸗ erkannt werden, wie die nach der diesseitigen Prüfungsordnung vom 12. September 1898 von den preußischen Wissenschaft⸗ lichen Prüfungskommissionen ausgestellten Prüfungszeugnisse. Berlin, den 8. Februar 1900. Der Minister der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinal⸗Angelegenheiten. Studt.
Der Professor Dr. med. et phil. Karl von den Steinen zu Neu⸗Babelsberg ist zum außerordentlichen Pro⸗ fessor in der philosophischen Fakultät der Friedrich⸗Wilhelms⸗ Universität zu Berlin ernannt worden. 1“
Verzeichniß der Vorlesungen und praktischen Uebungen an der Kböniglichen Phierärztlichen Hochschule zu Berlin im Sommer⸗Semester 1900.
Dr. Schütz, Geheimer Regierungs⸗Rath, Professor: Allge⸗ meine Pathologie, täglich von 10—11 Uhr Vormittags, 6 stündig. Pefcolo isch⸗anatomische Demonstrationen, Moöttog, e. und
ittwoch von 8 —9 Uhr Vormittags,2 stündig. Pathologisch⸗histologische Üebungen, in Gemeinschaft mit Repetitor Hosang, täglich von 12 — 2 Uhr Nachmittags.
Dr. Dieckerhoff, Geheimer Regierungs⸗Rath, Professor: Gerichtliche Thierarzneikunde, Dienstag, Mittwoch, Donnerstag, Frei. tag und Sonnabend von 7—8 Uhr Vormittags, 5 stündig. Klinik für größere Phte Abtheilung für innere Krankheiten und Gewährmängel, täglich von 10—12 Uhr Vormittags und von 4 bis 5 Uhr Nachmittags. 8
Dr. Munk, Professor: Physiologie I, Dienstag, Mittwoch, Freitag von 9 — 10 Uhr Vormittags und Donnerstag von 9—11 Uhr
ormittags, 5 stündig. 8 b
Dr. Pinner, Professor: Anorganische Chemie, Dienstag, Mittwoch und Donnerstag von 4—6 Uhr Nachmittags, 6stündig. Organische Chemie, Montag und Freitag von 4—6 Uhr Nachmittags, 4 stündig. Chemische Uebungen in Gemeinschaft mit dem Assistenten der⸗Chemie Kohlhammer, Montag von 2—4 Uhr, Dienstag, Mittwoch und Donnerstag von 4—6 Uhr Nachmittags. 88
Eggeling, Professor: Seuchenlehre und Veterinär⸗Polizei, Donnerstag, Freitag und Sonnabend von 8—9 Uhr Vormittags und Mittwoch von 9—10 Uhr Vormittags, 4 stündig. Propädeutik der ambulatorischen Klinik, Montag und Dienstag von 9—10 Uhr Vor⸗ mittags. Ambulatorische Klinik. — 1
Dr. Fröhner, Professor: Allgemeine Chirurgie und Akiurgie, täglich von 8—9 Uhr Vormittags, 6 stündig. Klinik für größere ,r . Abtheilung für äußere Krankheiten, täglich von 10 bis
2 Uhr Vormittags und von 4—5 Uhr Nachmittags. .
Dr. Schmaltz, Professor: Histologie, Montag, Dienstag, Mittwoch und Donnerstag von 12—1 Uhr Nachmittags, 4stündig. Histologische Uebungen in Gemeinschaft mit Prosektor Keller, Montag, Dienstag, Mittwoch, Freitag und Sonnabend von 10 bis 12 Uhr Vormittags. Embryologie, Donnerstag von 11—12 Uhr und Freitag von 12—1 Uhr, 2stündig. Geschichte der Thierheilkunde, Montag von 7—8 Uhr und Freitag von 9—10 Uhr Vormittags, 2stündig.
Dr. Ostertag, Professor: Diätetik, Mittwoch und Donnerstag von 5—6 Uhr Rachmitta s, 2stündig. Thierische Parasiten, Sonn⸗ abend von 9 — 10 Uhr Vormittags 1 hündig⸗ Sanitätspolizeiliche Milchkunde, Donnerstag von 9—10 Uhr Vormittags, 1 stündig. be der Thierseuchen, Dienstag von 5—6 Uhr Nachmittags,
Dr. Eberlein, Dozent: Uebungen am Hufe, in Gemeinschaft mit dem Assistenten Grupe, täglich von 4—6 Uhr Nachmittags.
terieur und Gestütkunde, Donnerstag von 9—10 Uhr, Freitag und
onnabend von 7—8 Uhr Vormittags, 3 stündig. Poliklinik für größere Hausthiere, täglich von 10—12 Uhr Vormittags und von 4—5 Uhr Nachmittags. . 1
Regenbogen, Dozent: Pharmakologie und Torikologie I, Dienstag, Mittwoch und Donnerstag von 7—8 Uhr Vormittags, 3 stündig. Rezeptierkunde, Sonnabend von 9—10 Uhr Vormittags,
stündig. Allgemeine Therapie, Montag von 7—8 Uhr Vormittags, stündig. Klinik und Poliklinik für kleinere Feh. täglich von 0—12 Uhr Vormittags und von 4—5 Uhr Nachmittags.
Dr. Wittmack, Geheimer Regierungs⸗Rath, Prefefsor⸗ Botanik, Montag und Sonnabend von 9—10 Uhr, Mittwoch und Donnerstag von 8 —9 Uhr Vormittags, 4stündig. Botanische Ex⸗ ursionen, Sonnabend Nachmittags.
Dr. Börnstein, Prakesr. Physik, Dienstag, Mittwoch und Donnerstag von 3—4 Uhr Nachmittags, 3 stündig. 16“
Landwirthschaft,
Dr. Werner Geheimer Regierungs⸗Rath, Professor: Rind⸗ viehzucht, Mittwoch und Donnerstag von 12—1 Uhr Nachmittags, 2 stüͤndig. Schweinezucht, Sonnabend von 12—1 Uhr Nachmittags, 1 stündig. . b Dre Plate, Professor: Zoologie, Montag, Dienstag, Freitag und Sonnabend von 8—9 Uhr Vormittags, 4 stündig. Keller, Prosektor: Histologische Uebungen in Gemeinschaft mit Professor Dr. Schmaltz. Einleitung in die Anatomie, Dieastag bis Freitag von 9— 10 Uhr, vier Wochen lang.. Neuling, Repetitor: Assistenz in der medizinischen Klinik. Hosang, Repetitor: Patholagisch histologische Uebungen in Gemeinschaft mit dem Geheimen Regierungs⸗Rath, Professor Dr. hsennenschmidt, Repetitor: Assistenz in der chirurgischen Klinik. eehs a 7 72 Chemie: Chemische Uebungen in Gemeinschaft mit Professor Dr. Pinner. 1 Begcae vetasitk Assistent der Physiologie: Re⸗ petitionen über Physiologie. . Grupe, Assisten; in der Poliklinik: Uebungen am Hufe in Ge⸗ meinschaft mit Dozent Dr. Eberlein. 8 86 Dr. Eschbaum, Apotheker: Pharmazeutische Uebungen, täglich von 10— 12 Uhr Vormittags und von 4—5 Uhr Nachmittags. Berlin, den 12. Februar 1900. b
Der Rektor der Thierärztlichen Hochschule. Dieckerhoff.
Die Vorträge und Uehungen werden im Sommer⸗Semester Dienstag, den 24. April 1900, beginnen. Einschreibungen
dazu erfolgen vom 5. bis 28. April d. J.
Hannover, den 3. Februar 1900. Der Rektor der Technischen Hochschule. Heinrich Köhler.
—.— — ——A—— 1“
Abgereist: X“
Seine Excellenz der Staats⸗Minister und Minister für Domänen und Forsten, Freiherr von Hammerstein, nach Hannover.
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1 Die Personal⸗Veränderungen in befinden sich in der Ersten Beilage.
Aicchtamtliches. Deutsches Reich.
Preußen. Berlin, 14. Februar.
Seine Majestät der Kaiser und König hörten heute Vormittag den Vortrag des Chefs des Zivilkabinets, Wirklichen Geheimen Raths Dr. von Lucanus.
Zu Ehren Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen Heinrich fand gestern Abend im Elisabethsaale des Königlichen Sreses ein Festmahl statt, bei welchem Seine Majestät der Kaiser und König Sich zu folgendem Trinkspruch erhoben:
„Eure Königliche Hoheit, Mein theurer Beuder. Ich beiße Dich von Herzen in unserem Vaterlande und in unserer Hauptstadt willkommen! Vor zwei Jahren sandte Ich Dich hinaus, um Deine Aufgabe im fernen Osten zu lösen, und konnte es nur Gott anheimstellen, daß Er Dir Seinen Schutz und dem Werke das Gelingen gäbe. Der freudige und begeisterte Empfang aller Schichten Meiner Residenzstadt Berlin giebt Dir Zeugniß davon, mit welch liebe⸗ vollem Interesse unser ganzes Volk Dich in der Erfüllung Deiner nunmehr gelösten Aufgabe begleitet hat. Der Empfang hat aber noch eine tiefere Bedeutung. Er ist ein unzweideutiger Fingerzeig dakür, wie groß das Verständniß für die Stärkung unserer Seegeltang in der Bevölkerung geworden ist. Das deutsche Volk ist mit seinen Fürsten und seinem Kaiser darüber willenseinig, daß es in seiner mächtigen Entwickelung einen neuen Mukstein setzen will in der Schaffung einer großen, den Bedürfnissen entsprechenden Flotte Wie Kaiser Wilhelm der Große uns die Waffe schuf, mit deren Hilfe wir wieder Schwarz⸗Weiß⸗Roth geworden sind, so schickt das deutsche Volk sich an, die Wehr sich zu schmieden, durch die es, so Gott will, in alle Ewigkeit Schwarz⸗Weiß⸗Roth bleiben kann, im In⸗ und im Auslande. Bei Deiner Heimkehr findest Du ein blühend Knäblein in den Armen Deiner Gattin. Mögest Du als Pathe für den neuen Zuwachs unserer jungen Flotte denselben sich unter Gottes Schutz in voller Stärke entwickeln sehen. Hurrah!“
Seine Königliche Hoheit der Prinz Heinrich er⸗ widerte hierauf:
„Eure Majestät wollen mir Allergnädigst gestatten, meinen unter⸗ thänigsten, tiefgefühltesten und herzlichten Dank für die gnädigen Worte auszusprechen, sowie für den Empfang, den Eure Majestät heute für mich zu befehlen geruht haben.
Der größte Sporn meiner bisherigen Thätigkeit war der, daß ich wußte, Eure Majestät standen hinter mir, wie hinter Eurer Majestät Flotte. Dieser Gedanke befähi ,te mich sowohl, wie die Offizierkorps im Auslande zu immer neuen, erfrischenden, ermuthigenden Thaten. Auch möchte ich nicht verfehlen, am heutigen Tage, da ich das erste Mal wieder in Gegenwart Eurer Majestät sein darf, auszusprechen, wie patriotische und treue Unterthanen jene Deutschen sind, die ich in Ost⸗Asien verlassen habe, um nach meiner Heimath zurückzukehren.
Eurer Majestät danke ich ferner für das unentwegte Vertrauen, welches mir während der beiden vergangenen Jahre bezeugt worden ist, und ich versichere, daß, wo es auch sein möge, jedweder Dienst für Eure Majestät und für das Vaterland mich auch in Zukunft auf dem Posten finden wird. 8
Oft erklang im fernen Osten der Ruf, der die Deutschen draußen und uns Kameraden in Ost⸗Asien beseelte bei gemeinsamem Zu⸗ sammensein, bei festlichen Anlässen: Dieser Ruf mag auch heute laut erschallen! Mit Genehmigung Eurer Majestät fordere ich die Herren auf, mit mir einzustimmen in den Ruf: Seine Majestät, unser Aller⸗
8 18 as. 1 whieeit Üssaacs 1 . Hurrah Hurrah Hurrah —
Der
se rrfurt chlafen.
frühere Minister des Innern, Staats⸗Minister ist heute früh nach längerer Krankheit ent⸗ it ihm ist ein treuer Diener seines Königlichen
Herrn und des Vaterlandes, ein durch die höchsten Gaben des Geistes und Herzens wie durch persönliche Liebens⸗ würdigkeit ausgezeichneter Mann aus dem Leben geschieden. Der Verewigte hat dem Ministerium des Innern fast zwanzig Jahre lang in allen Stufen des Dienstes angehört und an der Reform der preußischen Verwaltung den thätigsten und erfolgreichsten Antheil genommen. Nachdem er 1873 um Geheimen Regierungsrath, 1879 zum Geheimen Ober⸗ Regierunzsrath, 1881 zum Ministerial⸗Direktor und 1882 zum Unges Stantase Fiar ernannt worden war, er im Ministeriums. Eine Reihe wichtiger Arbeiten, die mit dem Erlaß der Landgemeindeordnung vom 3. Juli 1891 abschlossen, sind seiner Amtsführung zu verdanken Als der zum Vize⸗Präsidenten des Staats⸗Ministeriums er nannte Graf Eulenburg im Jahre 1892 die Leitung des Ministeriums des Innern übernahm, schied Herrfurth, nach⸗ dem ihm erst kurz vorher der Stern der Komthure des König lichen Haus⸗Ordens von Hohenzollern verliehen worden, mi dem Großkreuz zum Rothen Adler⸗Orden ausgezeichnet, aus dem Staatsdienste. Seitdem lebte er hier in Berlin, mi Arbeiten auf dem Gebiete der Humanität und der Wissen⸗ schaft beschäftigt, hatte aber viel mit körperlichen Leiden zu kämpfen, denen er schon zur Zeit seiner Amtsführung mit un beugsamer Energie zu widerstehen wußte. Das Andenken des Ministers Herrfurth wird im Königlichen Staatsdienst und in den weitesten Kreisen des Vaterlandes unvergessen bleiben!
übernahm
Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, ch Präsident und Landes⸗Direktor des Fürstenthums Waldeck und Pyrmont von Saldern ist von Berlin abgereist.
Laut Meldung des „W. T. B.“ ist S. M. S. „Gefion“, Kommandant: Korvetten⸗Kapitän Rollmann, gestern von Hongkong nach Swatow in See gegangen. 8 8 8 .“
““ 8
Seine Majestät der König empfing, bas „ Journal“ meldet, gestern im Königlichen Residenzschlosse i Gegenwart des Staats⸗Ministers der auswärtigen Angelegen⸗ heiten von Metzsch den neuernannten österreichisch⸗ungarischen außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Ministe Grafen von Clary und Aldringen, behufs Entgegennahm dessen Beglaubigungsschreibens, in feierlicher Audienz. Ihre Majestät die Königin empfing den Gesandten Abends 5 ³ Uhr in der Villa Strehlen. Um 6 Uhr fand sodann Königliche Tafel statt, zu welcher Graf von Clary und Aldringen geladen war. 1
Baden. 3 Ihre Königliche Hoheit die Kronprinzessin vo Schweden und Norwegen hat, der „Karlsr. 8 vorgestern die Reise nach Rom angetreten. Die Ar selbst dürfte heute Abend erfolgen.
1
Großbritannien und Irland.
In der gestrigen Sitzung des Unterhauses erklärt wie „W. T. e berichtet, der Staatssekretär der Kolonien Chamberlain, hinsichtlich der zukünftigen Stellung der Tonga⸗Inseln könne, ehe das Ergebniß der Mission Thomson's,
den Gegenstand mit dem Könige zu erörtern, vorliege, keine Die britische Regierung habe
Erklärung abgegeben werden. . keinerlei finanzielle Verantwortlichkeit für die Schulden der Tonga⸗Inseln übernommen. Gibson Bowles fragte an, ob die Regierung eine Information besitze bezüglich eines Meinungsaustausches oder über Unterhandlungen e deutschen und der niederländischen Regierung in Betreff einer Kooperation Hollands mit Deutschland in der Entwickelung der sehr verstärkten deutschen Flotte. Der Unter⸗Staats⸗ sekretär des Auswärtigen Brodrick erwiderte: „Nein“. Gibson Bowles wünschte ferner zu wissen, ob die Regierung eine Mittheilung von der Zustimmung der fremden Mächte zu der von Sir guüfred Milner am 26. Januar 1900 erlassenen Ankündigung erhalten habe, welche die britische Regierung verpflichte, Transvaal die Anerkennung der Konfiszierung der Goldminen zu verweigern. Der Unter⸗Staatssekret r des Aus⸗ wärtigen Brodrick erwiderte, die Regierung habe keine solche Mittheilung empfangen, auch habe kein Schriftwechsel mit den fremden Mächten hierüber stattgefunden. Auf eine weitere Anfrage erklärte Brodrick, die Regierung wiss⸗ daß der Sultan die Konzession für den Bau einer deutschen Eisenbahn nach Basra gewährt habe und daß der Bau russischer Eisenbahnen in Asien fortschreite. Falls dort britische Interessen berührt werden sollten, werde die britische Regierung die nöthigen Schritte thun, dieselben zu behaupten. Pedderwic fragte an, ob von der deutschen Regierung eine Mittheilung eingelaufen sei, die geeignet sei, die Erklärung des Freiherrn Marschall von Bieberstein in seinen Depeschen an den Botschafter Grafen von Hatzfeldt vom 1. Februar und 15. Oktober 1895, daß der Anfang und das Ende der deutschen Politik in Süd⸗Afrika die Erhaltung Transvaals als unabhängiger Staat sei, wie im Vertrage von 1884 vorgesehen, und . die Verbürgung des status quo, betreffend die Eisenbahnen und den Hafen der Delagoa⸗Bay, zu modifizieren; ob Brodrick ferner in diesem Falle sagen könne, in welcher Weise und bis zu welchem Grade solche Mittheilungen die deutsche Politik von 1895 modifi⸗ zierten, und ob die Regierung eine Information geben wolle, aus der ersichtlich sei, welches die jetzige deutsche Polttit sei. Der Unter⸗Staatssekretär des Auswärtigen Brodrick erwiderte, die Regierung habe von der ventschen Regierung keine Mit⸗ theilung über den Gegenstand der Konvention vom Jahre 1884 empfangen, welche thatsächlich durch das Vorhandensein des Kriegszustands aufgehört habe. 8 8
Bei der Ersatzwahl zum nokethanh⸗ für Rossendale erhielt Mather (liberal) 5936 und Kingsbury (Unionist) 4564 Stimmen. Ersterer wurde mithin gewählt. “
In Aldershot sind am Montag fuͤr die 8. Division Befehle eingegangen, sich mit der für Süd⸗Afrika bestimmten Kleidung und Ausrüstung zu versehen. In Woolwich süh Befehle kehenehh. mehrere Batterien Maxim⸗ un Nordenfeld⸗Geschütze nach Afrika zu entsenden
ahre 1888 in schwieriger Zeit die Leitung des
Wie dem
„“ zufolge,
ie Stellungen einschließlich des Coleskop nach westlich gelegenen
Frankreich.
Die Deputirtenkammer hat, wie „W. T. B.“ meldet, estern den ee angenommen, in welchem die Ver⸗ längerung der erichtsreform in Egypten genehmigt wird. der Minister des Auswärtigen Delcassé sprach sich an⸗ erkennend über die gemischten Gerichtshöfe aus und legte die Nothwendigkeit dar, sie weiter bestehen zu lassen. Der Deputirte Du Quesnay' richtete eine Anfrage an die Regierung über die Unruhen auf Martinique und ver⸗ langte die Abberufung des dortigen Gouverneurs und des General⸗Prokurators. Der Minister für die Kolonien Decrais erwiderte, man müsse genauere Nachrichten abwarten; die Ordnung sei wiederhergestellt und die Garnison zur Aufrecht⸗ erhaltung derselben “ Guibert, (Deputirter für Martinique) wollte die Anfrage in eine Interpellation umge⸗ wandelt sehen. Der Minister⸗Präsident Waldeck⸗Rousseau orderte die Vertagung der Interpellation; die Kammer beschloß 8 emäß. Sodann stellte der Kriegs⸗Minister General de Galliffet in Beantwortung einer Anfrage des Deputirten Lasies ausdrücklich in Abrede, daß er die Korps⸗Komman⸗ danten angewiesen 1888 über das Privatleben der Offiziere Erhebungen anzustellen. Die Kammer ging darauf zur B rathung des Budgets des Kriegs⸗Ministeriums über. 3
Rußland. ““ 68 „W. T. B.“ aus Helsingfors berichtet wird, veröffentlicht die „Findlandskaja Gazeta“ das nach⸗ stehende, an den General⸗Gouverneur von Finland gerichtete Kaiserliche Rescript: „Bei der am 18. Mai v. J. 32. Schließung des außerordentlichen Landtages berichteten Mir die ständischen Vertreter über die durch die bevorstehende Reorganisation des Militärwesens im Groß⸗ fürstenthum Finland und die Veröffentlichung des Manifestes vom 3. Februar v. J. hervorgerufene erregte Stimmung. Zu Meinem Bedauern ersehe Ich aus den Reden des Land⸗ marschalls und der Talmänner, daß die ständischen Vertreter nicht von dem allgemeinen staatlichen Nutzen dieser Maß⸗ nahmen überzeugt sind und sich über dieselben unpassende Aus⸗ stelungen erlaubt haben. Ich beauftrage Sie, zur allgemeinen Kenntniß zu bringen, daß diese Ausstellungen unrichtig sind, und der seit dem Anfang des Jahrhunderts bestehenden Sach⸗ lage, wonach Finland einen integrierenden unabtrennbaren Theil Rußlands bildet, nicht entsprechen. Ich wünsche ferner, daß dem finländischen Volke bekannt gemacht werde, daß, als Ich bei der Thronbesteigung die heilige Pflicht übernahm, für das Wohl aller der russischen Krone unterstehenden Völkerschaften zu sorgen, Ich es für gut erkannte, für Finland die von Meinen Vorfahren geschenkte be⸗ sondere Ordnung der inneren Gesetzgebung zu bewahren. Als eine Erbschaft der Vergangenheit übernahm Ich leichzeitig die Festsetzing der Beziehungen des Groß⸗ särstesithums. zum russischen Reich durch ein positives Gesetz“ Das Rescript erwähnt sodann das Manifest vom 3. Februar und sagt zum Schlusse: „Ich erwarte von Ihnen energisches Handeln, durch welches in der Bevölkerung Fin⸗ lands die Auffassung von der wahren Bedeutung der zur Stärkung der Bande zwischen dem Reich und dem Groß⸗ fürstenthum ergriffenen Maßnahmen befestigt wird, und wünsche, daß die treuunterthänige Ergebenheit des Volks, an der Ich nicht zweifle, durch die That bewiesen werde und Ihnen die Erfüllung Meiner Anweisungen erleichtere.“
Rumänien.
Der Senat hat, dem „W. T. B.“ zufolge, gestern das Gesetz, betreffend die Steuer auf Petroleum, mit 60 gegen 1 Stimme angenommen. 1“
Amerika. 1
Das Repräsentantenhaus hat, wie dem „W. T. B.“ aus Washington berichtet wird, ein Gesetz angenommen, demzufolge Waaren unter Zollverschluß über jeden Hafen der Vereinigten Staaten nach auswärtigen Häfen verschifft werden dürfen.
Asien.
Aus Rangoon meldet das „Reuter’'sche Bureau“, das Mitglied der birmanisch⸗chinesischen Grenzkommission Scott habe unter dem 9. d. M. mitgetheilt, daß die beiden britischen Mitglieder der Kommission, Dr. Kiddle und Sutherland, in Muanglem ermordet und der britische Konsul in Ssumao Litton, welcher der Kommission ebenfalls angehöre, verwundet worden sei. Er, Scott, verhandle zur Zeit mit dem
inesischen General Liu über Maßnahmen zur Bestrafung der
chuldigen. Afrika.
Die „Pall Mall Gazette“ veröffentlicht folgende, in Ga⸗ berones am 2. d. M. aufgegebene Meldung aus Mafeking ohne Datumangabe: Der Oberst Baden⸗Powell erhielt von dem Feldmarschall Lord Roberts eine Mittheilung, in der versprochen wurde, daß ihm in wenigen Wochen Hilfe werde gesandt werden. Die Nahrungsmittel in Mafeking würden ausreichen. Die Buren hätten die Absicht kundgegeben, die Garnison nicht durch Kampf, sondern durch hnagern zur Uebergabe zu zwingen.
Amtlich wird gemeldet: Der Oberst Kekewich habe am 11. d. M. berichtet, daß Kimberley den ganzen Donnerstag über beschossen worden sei. Am Freitag früh habe bei
lexandersfontein ein zweistündiges kleines Infanterie⸗ gefecht stattgefunden. Sonst sei die Lage unverändert.
Das „Reuter'sche Bureau“ meldet aus Rensburg vom fürrjgen Tage, daß die britischen Truppen bei Slingers⸗ ontein gezwungen gewesen seien, sich nach Rensburg zurück⸗ zuüziehen, da die britische östliche Flanke bedroht sei.V — Eine weitere Depesche desselben Bureaus berichtet,
Zurückziehung der britischen Truppen aus ihren
ositionen sei nöthig geworden, da es sich herausgestellt habe, d0ß auf dem Bastardsnek, der das ganze Gelände in der unde beherrsche, eine starke Burenstreitmacht mit einem schweren Geschütz stehe. b Nach einem Telegramm der „Daily Mail“ aus Rens⸗ gurg wäre der Rückzug der Engländer auf einen schwereren ampf zurückzuführen, als man geglaubt habe. Die Verluste fien auf beiden Seiten groß. Es sei zweifelhaft, ob die Eng⸗ üͤnder Rensburg würden halten können. 8 Nach einer Meldung der Londoner Blätter aus Kapstadt An estrigen Tage haben sich die fremden Militär⸗ Fahdn és nach Modder River begeben, um sich dort dem marschall Lord Roberts anzuschließen. 0 Das „Reuter'sche Bureau“ erfährt aus Modder River, 6 der General Colville, der zum Befehlshaber der
F 11“
2
in Bildung begriffenen 9. Division sei, in seinem bisherigen Kommando über die Garde⸗ Brigade durch den Obersten Polacarew werde ersetzt werden. — Die Truppen der Buren, die sich bei Magers⸗ fontein befänden, hätten an Stärke sehr abgenommen, ein Theil derselben habe sich wahrscheinlich nach Kimberley begeben. Die Eisenbahnbrücke, welche die Buren theilweise zerstört hätten, sei jetzt fast wiederhergestellt. Ueber 1000 “ seien von Barkley⸗West in Modder River ange⸗ ommen.
Nach amtlicher Mittheilung beziffern sich die Verluste Sir Redvers Buller's in der Zeit vom 5. bis 7. d. M. auf 26 Todte und 324 Verwundete.
In einer Korrespondenz des in Brüssel erscheinenden Blattes „Petit Bleu“ aus Pretoria wird, dem „W. T. B.“ sufolge, versichert, daß in den letzten Tagen des Dezember 2000
ritische Soldaten an den Ufern des Maputaflusses, an der Grenze von Swasiland und dem portugiesischen Ge⸗ biet, angekommen seien, welche Fenemn des Rückzugs auf Dundee von den Truppen des Generals White getrennt worden und wochenlang im Zululande umhergeirrt seien. Sie seien ohne Stiefel und stark ausgehungert auf portugiesischem Gebiet angelangt, wo sie entwaffnet worden seien. Von diesen zweitausend Engländern habe man bis jetzt geglaubt, sie seien mit dem General White in Ladysmith eingeschlossen.
ernannt worden
Parlamentarische Nachrichten.
Die Berichte über die gestrigen Sitzungen des Reichs⸗ tages und des Hauses der Abgeordneten befinden sich in der Ersten und Zweiten Beilage.
— In der heutigen (148.) Sitzung des Reichstages, welcher der Staatssekretär des Reichs⸗Schatzamts Dr. Freiherr von e beiwohnte, wurde die zweite Berathung des Gesetzentwurfs, betreffend die Feststellung des Haushalts⸗Etats für die Schutzgebiete für 1900, fort⸗ gesetzt, und zwar zunächst mit der Diskussion über die gestern aus dem Etat für Deutsch⸗Ost⸗Afrika zurückgestellten, auf Eisenbahnbauten bezüglichen Positionen: für den Eisen⸗ bahnbetrieb 82 842 ℳ; für Fortführung der Eisenbahn Tanga — Muhesa bis Korogwe, zweite und letzte Rate, und zur Fortsetzung uͤber Korogwe bis Mombo 2 309 000 ℳ; zur Ergänzung der Vorarbeiten für eine Eisenbahn von Dar⸗es⸗ Salàm nach Mrogoro und für eine telegraphische Verbindung zwischen Dar⸗es⸗Salàm und Kilossa 120,000 ℳ; Einnahmen aus dem Eisenbahnbetrieb 85 000 ℳ
Außer dem Berichterstatter Prinzen von Arenberg (Zentr.) und dem Direktor der Kolonial⸗Abtheilung im Aus⸗ wärtigen Amt Dr. von Buchka nahmen bis zum Schluß des Blattes das Wort die Abgg. Dasbach (Zentr.) und Richter (fr. Volksp.). 8
— Das Haus der Abgeordneten setzte in der heutigen (24.) Sitzung, in welcher der Minister des Innern Freiherr von Rheinbaben zugegen war, die zweite Berathung des Staatshaushalts⸗Etats für 1900 bei den fortdauernden Ausgaben des Etats des Ministeriums des Innern fort.
An der Debatte betheiligten sich bis zum Schluß des Blattes der Abg. (fr. Volksp.), der Minister des Innern Freiherr von Rheinbaben, die Abgg. Bach⸗ mann (nl.), Wellstein (Zentr.) und Dr. Lotichius (nl.).
Statistik und Volkswirthschaft. Monatsunterschiede bei den Bränden in Berlin 1894— 98.
(Stat. Korr.) Während der fünf letzten Kalenderjahre, über welche der Königliche Branddirektor Grersberg Berichte ver⸗ öffentlicht hat, sind Brände mit und (hinter dem Punkte) ohne Alarmierung der Feuerwehr in Berlin ausgebrochen
1897
im Monat 1894 1895 1896 Januaxr 1191. 639 160.673 159. 762 168.817 Februar.. .113. 413 155. 628 142. 560 124. 647 März 121. 368 118.481 125.465 151.578 123.558 April.. .103 315 93. 404 107. 444 111.446 128.530 „ 77. 305 123. 401 107. 431 114.463 99. 513 . 51. 259 105. 353 117.411 . 105 269 114. 320 99. 355 „ 85. 280 131.339 91. 359 . 112. 306 164.491 109 391 .116 361 102. 399 116. 486 November 103. 444 s117.538 152. 598 170. 656 135. 686 Dezember 151. 616]j 178. 698 175.816 194.814] 191.888
Die verhältnißmäßig meisten Alarmierungen trafen 1894 auf den Juli mit 281. 1895 8 den August mit 279, 1896 auf den Juni mit 222, 1897 auf den Juli mit 277 und 1898 auf den September mit 267 von je taufend Brandfällen. Verhältaißmäßig am seltensten wurde jahrweise die Feuerwehr berbeigerufen im Juni bei 163 bezw. November bei 179, Januar bei 173, Februar bei 161 und Mai bei 162 von 1000 Fällen.
Der Werth des von den Bränden bedrohten versicherten Besitzes an Gebäuden war jahrweise am höchsten und am niedrigsten mit Tausenden Mark:
1894 im Januar (I.) 44 113 bezw. im Mai 1895 „ Februar (3.) 46 120 „ „ Juli 1896 „ Dezember (1.) 46 927 „
1897 „ Januar (2.) 58 259 „
1898 „ Januar (2.) 54 190 „ „
der des Besitzes an versicherten Mobilien 1894 im Dezember (2.) 13 720 bezw. im Juni 1895 „ Januar (2.) 12 6772 „ „ Oktober (8. 1896 „ Oktober (5.) 15 463 „ „ Juli (11. 8 1897 „ Januar (2) 17 259 „ „ April (11.) 6 537, 1898 „ Januar (2.) 77 863 „ „ Juli (12) 7 631.
Aus der dem Monatsnamen nachgesetzten Ordnungsnummer der Monate nach der Reihenfolge der Brandfälle geht hervor, daß die Höbe des gefährdeten Besitzes im nahen Zusammenhange mit der
enge der gemeldeten Brände steht. Minder abhängig von beiden Reihen ist der Betrag geleisteter ie Eebigeng nach folgender Uebersicht der höchsten und niedrigsten Summe in Mark, wobei die Ordnungsnummer der Monate sich auf die Reihenfolge des ver⸗ sicherten Betrages bezieht, und zwar für Immobiliar
1894 im Juli (8.) 154 486 bezw. im Juni, 719) 22 505,
1895 „ Juni (I1.) 287 40b1 „ „ März (8.) 17 648,
1896 „ reacgcn (3.) 217 442 „ 21 508,
1897 „ Juni (8.) 532 913 „
1898 „ Dezember (2.) 121 296 „ sowie für Mobilien
1894 im “ 88 198 894 bezw. im August
1895 uni (6.) 539 514 „ „ März 1896 Toßgenber s. 129 717 A
1898 170. 876 152. 655
144. 376 85. 392 142. 421 191. 528 148.453 184.504 141.528 150. 598
August . September Oktober ..
9 785, 6 429,
2
2 1 8 097 und
1897 „Juli ((6.) 506 904 3 8 217
1898 (1.) 917 891 „
Januar
156 429 135. 511.
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11“ ’“ 9 I1 —
Vergleicht man endlich die abgeschätzten Höchst⸗ und Niedrigst⸗ werthe des zerstörten unversicherten Eigenthums mit der Ordnungszahl der Monate nach der Höhe der Mobiliarentschädigung, so entfielen Mark jener Werthe
1894 auf März (3.) 6 109 bezw. Juni (11.) 79, 1895 „ Juni (I.) 30 177 „ März (12.) 841, 1896 „ Mai (6.) 28 596 „ Oktober (5.) 465, 1897 „ Oktober (5.) 6 755 „ April (12.) 202 und 1898 August (5.) 32 831 „ Juli (12.) 259.
Zur Arbeiterbewegung.
In Barmen haben, wie die „Volks⸗Ztg.“ mittheilt, in der Teppichfabrik von Borwerk u. Comp. die Arbeiter nach er⸗ folgter 14 tägiger Kündigung die Arbeit eingestellt, da die Firma es ablehnte, einen Minimallohn von vier Mark zu bewilligen.
Im Zwickauer Kohlenrevier ist, wie „W. T. B.“ heute aus Chemnitz meldet, ungefähr nur die Hälfte der Belegschaft ein⸗ gefahren. Die Ausständigen sind zumeist jugendliche Arbeiter (vergl. Nr. 40 d. Bl.).
Zum Ausstand in den böhmisch⸗mährischen Kohlen⸗ revieren berichtet dasselbe Bureau aus Brüx, daß auf 28 Schächten zur gestrigen Tagesschicht von 3414 Mann 1645 angefahren sind. (Vergl. Nr. 40 d. Bl.)
Kunst und Wissenschaft.
Im Verein für deutsches Kunstgewerbe wird heute, Mittwoch, Abends 8 Uhr, im Künstlerhause (Bellepuestraße 3) Herr Dr. Adolf Brüning, Direktorial⸗Assistent am Königlichen Kunst⸗ gewerbe⸗Museum, einen Vortrag über „die Schmiedekunst in alter und neuer Zeit“ halten. Der Vortrag wird durch Lichtbilder von Werken aus Schmiedeeisen aus dem 13. bis 19. Jahrhundert sowie durch eine Ausstellung von Entwürfen des Architekten Bruno Möhring für 88 Bonner Rheinbrücke, die Trarbacher Moselbrücke ꝛc. erläutert werden.
Verkehrs⸗Anstalten.
Laut Telegramm aus Goch ist die erste englische Post über Vlissingen vom 13. Februar, wegen Bager . in England, ausgeblieben.
Bremen, 13. Februar. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Dampfer „Oldenburg“ 12. Febr. Reise v. Hiogo nach Bremen und „Ems“ 12. Febr. v. Gibraltar nach New York fortgesetzt. „Willehad“, nach dem La Plata bestimmt, 12. Febr. in Corusia angekommen. „Bayern“ 12. Febr. Reise v. Shanghai n. Japan fortgesetzt.
— 14. Februar. (W. T. B.) Dampfer „Crefeld 13. Febr.
v. Buenos Atres über Deptford und Antwerpen n. d. Weser, „Prinz⸗ Regent Luitpold“ 13. Febr. v. Genua n. Neapel, „Werra“ 13. Febr. v. Gtbraltar über Neapel n. Genua abgeg. „München“, n. New York best., 13. Febr. Lizard passiert. „Elisabeth Rickmers“, n. Ost⸗ Asien best., 12. Febr. in Singapore, „Bamberg“, n. Ost⸗Asien best., 12. Febr. in Rotterdam angekommen. „Damburg, 13. Februar. (W. T. B.) Hamburg⸗Amerika⸗ Linie. Dampfer „Armenia“ 12. Febr. in New York angek. „Nuͤbia“, v. Hamburg n. New York, 12. Febr Dover passiert. „Rhenania“ 12. Febr. und „Polynesia“ 13. Febr. in Hamburg, „Marko⸗ mannia“ 11. Febc. in Tampico, „Hercinia“ 12. Febr. in Colon angek. „Bulgaria“, v. Baltimore n. Hamburg, 12. Febr. Lizard, „Arcadia“, v. Hamburg n. Philadelphia, 12. Febr. Dover passiert. „Georgia“ 12. Febr. in ontevideo, „Scotia“ 12. Febr. in Las Palmas angekommen.
London, 13. Februar. (W. T. B.) Union⸗Linie. Dampfer
„Gaul 8 auf Ausreise in Kapstadt angekommen.
„Castle⸗Linie. Dampfer „Dunottar Castle“ gestern auf Heim⸗ reise Madeira passiert. „Raglan Castle“ heute auf Ausreise in Kap⸗ stadt angekommen.
Heft 2 der im Ministerium der öffentlichen Arbeiten heraus⸗ egebenen „Zeitschrift für Kleinbahnen“ (Verlag von Julius Springer in Berlin N.) hat folgenden Inhalt: Die Entwickelung der Kleinhahnen in Preußen nach dem Inkrafttreten des Gesetzes über Kleinbahnen und Privatanschlußbahnen vom 28. Juli 1892. — Ueber einschienige Schwebebahnen. Mit 9 Abbildungen. — Statistik der schmalspurigen Eisenbahnen für das Betriebsjahr 1897/98. Nach amtlichen Angaben bearbeitet vom Ober⸗Ingenieur F. Zeula. — Gesetzgebung: Deutsches Reich: Telegraphenwege⸗Gesetz vom 18. Dezember 1899. (Reichs⸗Gesetzbl. S. 705.) — Preußen: Auszug aus dem Entwurf eines Gesetzes, betr. die Erweiterung des Staats⸗ eisenbahnnetzes und die Betheiligung des Staats an dem Bau einer Eisenbahn von Treuenbrietzen nach Neustadt an der Dosse, sowie von Kleinbahnen. — Allerhöchster Erlaß vom 27. Dezember 1899, betr. die Verleihung des Enteignungsrechts an die Eulengebirgsbahn⸗ Aktiengesellschaft zu Reichenbach zum Bau und Betrieb einer Klein⸗ bahn von Reichenbach über Silberbera nach Mittelsteine mit Ab⸗ zweigung nach der Johann⸗Baptista ⸗Grube. — Gemeinschaftlicher Erlaß der Ressort⸗Minister vom 18. November 1899, betr. Ausführungsbestimmungen zu den §§ 980, 981, 983 des Bürgerlichen Gesetzbuchs. — Bayern: Eatwurf eines Gesetzes, betr. die Herstellung von Eisenbahnen lokaler Bedeutung in der Pfalz. — Entwurf eines Gesetzes, betreffend die Herstellung von Bahnen lokaler Bedeutung. — Schweiz: Bundesgesetz vom 21. Dezember 1899 über Bau und Betrieb der schweizerischen Nebenbahnen. — Kleine Mittheilungen: Neuere Projekte, Vorarbeiten, Konzessionsertheilungen und Betriebs⸗ eröffnungen von Kleinbahnen. — Internationaler Straßenbahn⸗ Kongreß — Betriebsergebnisse der französischen Neben⸗ und Klein⸗ bahnen im ersten Halbjahr 1898 und 1899. — Ueber die Beziehungen zwischen Einnahmen und Wagenkilometerleistung bei Straßenbahn⸗ betrieben. Mit 4 Abb. — Ueber den Stand der elektrischen Bahnen in Deutschland am 1. September 1899. — Bücherschau: Spera, Giuseppe. Gli automobili e il loro avvenire in Italia. — Ver⸗ zeichniß der an die Redaktion eingesandten Bücher. — Zeitschriften⸗ schau. — Hierzu als besondere Beilage: Mittheilungen des Vereins Deutscher Straßenbahn⸗ und Kleinbahn⸗Verwaltungen 1900.
Theater und Musik.
Königliches Schauspielhaus. 1 Ein großer Erfolg war der fünfaktigen Komödie „Jugend
von heute“ von Otto Ernst bei ihrer gestrigen Erstaufführun
beschieden, ein Erfolg, der um so höher anzuschlagen ist, als er
die literarischen Qualitäten des Stückes errungen wurde, welches eine scharfe Sattre auf gewisse Absurditäten des modernen geistigen Lebens darstellt. Für den Kenner der Verhältnisse und Personen, welche dem Dichter als Modell gedient haben mögen. ist es nicht schwer, aus ihren etwas ins Komische verzerrten Ebenbildern auf der Bühne die Originale zu identifizieren, wenn auch natürlich die Satire nicht lediglich gegen Einzelne, sondern gegen eine ganze Gattung gerichtet ist, und die Charaktermerkmale Vieler zu typischen Fi⸗ guren verschmolzen worden sind. Daß die so geschaffenen Gestalten auch diejenigen Elemente im Publikum, die nicht so vertraut mit den ein⸗ schlägigen Verhältnissen sind, belustigten, ist als Beweis dafür anzu⸗ sehen, daß sie dem Dichter außerordentlich gut gerathen sind. In der That beruht auf diesen die ganze Stärke des Stücks, sodaß man über ihnen die Dürftigkeit der in den fünf Akten etwas zu breit auseinander⸗ Handlung schier vergißt. Diese ist in ihren Umrissen ald erzählt. Hermann Kröger, ein junger Mediziner, besucht mit zwei Studiengenossen aus Berlin sein in einer norddeutschen Hafenstadt ge⸗ legenes Vaterhaus. Von seinen Begleitern ist der Eine der Vertreter des Uebermenschenthums im Nietzsche'schen Sinne, der das eigene 89 in den Mittelpunkt seiner Welt stellt, in welcher rücksichtsloser Egoismus und mepbistophelische; Verneinen alles Bestehenden die obersten Grundsätze sind. Der Andere ist einer jener aufgeblähten unfähigen Literaten, welche sich Kraftgegies bedünken, weil sie den
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